Tuxer Prattinge – Ausgabe Frühjahr <strong>2018</strong> Pfarre Tux Liebe LeserInnen der Prattinge! Von Herzen wünsche ich der ganzen Pfarrfamilie und allen Urlaubsgästen sowie den Saisonangestellten ein gesegnetes frohes Fest der Auferstehung. Laut soll der Jubel im Herzen drinnen ertönen, befreit von Ängsten und Sorgen, ermutigt das „Schwere“ vom österlichen Licht bescheinen zu lassen das Geschenk des Glaubens in Freude und großer Dankbarkeit zu feiern bestärkt, den Weg der Nachfolge in den Spuren des auferweckten Herrn fortzusetzen sich eingebunden wissen in die kostbare Weggemeinschaft vieler österlich ausgerichtete Gemeinde sein vertrauen, dass das Leben immer siegen wird, denn Euer Pfarrer Seite 16
Tuxer Prattinge – Ausgabe Frühjahr <strong>2018</strong> „Wir sind dabei, das Band zwischen Lebenden und Toten zu durchschneiden" E in Gespräch mit Robert Spaemann über Sterben, Tod und Bestattung, geführt von Benjamin Leven Aus GOTTESDIENST, Herder-Verlag, 14-15/2013 Dieses Gespräch hat mich zutiefst beeindruckt, und ich möchte euch gerne daran in kurzen Auszügen teilhaben lassen. Könnte es doch durchaus eine Antwort geben auf die leise sich verändernde Bestattungskultur auch in unseren „Landen“ mit leicht steigender Zunahme der Urnenbeisetzungen und – sehr selten noch – des Wunsches, die Urne mit der Asche des Verstorbenen privat zu behalten oder in freier Natur beizusetzen. “Totenkult ist das älteste uns bekannte Zeichen der Humanität", sagt der Philosoph Robert Spaemann. Spaemann gilt als einer der einflussreichsten deutschen Gegenwartsphilosophen. Schon in grauer Vorzeit, als von christlichen Vorstellungen wie der .Auferstehung des Fleisches’ noch keine Rede war, seien die Menschen mit den Leibern ihrer Toten ehrfürchtig umgegangen und hätten sie nicht einfach entsorgt, sondern beigesetzt, sagt Robert Spaemann. Die Toten zu begraben, das ist für den Philosophen fundamentales „Zeichen der Humanität“. In Athen, der ältesten Demokratie der Welt, konnte niemand ein öffentliches Amt bekleiden, der nicht nachweisen konnte, dass die Gräber seiner Vorfahren in bestem Zustand waren.“ … (das sind sie übrigens in Tux alle!) In der christlichen Tradition gilt die Bestattung als eines der sieben Werke der leiblichen Barmherzigkeit. Aber was hat der Tote eigentlich von diesem Werk? Der Tote ist doch tot. „Ja, aber wir sind nicht tot. Wer sind wir, wenn wir den Umgang mit unseren Toten auf das Niveau von Müllentsorgung herabdrücken? Wir sind dabei, das Band zwischen Lebenden und Toten zu durchschneiden,“ antwortet Spaemann. Menschsein bedeutet Gemeinschaft Die Verbindung zwischen Lebenden und Toten reißt ab, so befürchtet Robert Spaemann. Umfragen zeigen, dass bereits rund die Hälfte aller Deutschen für sich selbst eine „pflegefreie“ Form der Bestattung wünscht: Sei es die Bestattung in einem Gemeinschaftsgrab, unter einem Baum im „Friedwald“ oder durch das Verstreuen der Asche in der Natur. Den Wandel in der Bestattungskultur sieht der 86-jährige Spaemann mit Sorge: „Ich bin ein alter Mann und ich werde bald sterben. Ich will meinen Kindern nicht ersparen, sich um das Grab zu kümmern, weil ich ihnen damit etwas wegnehmen würde. Viele Menschen denken, dass sie besonders selbstlos handeln, wenn sie ihren Angehörigen diese Sorge ersparen. Aber elementare Akte der Humanität darf man anderen nicht ersparen, sondern man muss sie ihnen ermöglichen.“ Den Boom der „pflegefreien“ Bestattung sieht Spaemann mit Bestürzung: „Ich halte das für ein ganz gravierendes Signal dafür, dass der Mensch als Zugehöriger zu einer Familie, als ein Wesen mit Vater und Mutter, reduziert wird auf ein ,bloßes Individuum’, das beziehungslos zu seiner Welt ist.“ Nun kann ich auch im Seelsorgeraum immer öfter das Argument hören, man möge den Angehörigen die Last der Grabpflege ersparen und ihnen dadurch nicht auch noch in die „Geldtasche“ greifen. Besonders schmerzt mich dieses Argument von der älteren Generation zu hören. Welche „stummen Signale“ kommen da bei Betagten und manchmal auch tatsächlich mit großem Aufwand zu Betreuenden an, dass sich diese genötigt fühlen Rücksicht zu nehmen und die billigere Variante Urnenbeisetzung zu „verordnen“. Kann das der Lohn für all die Liebe und Unterstützung sein, die wir von unseren Eltern empfangen, all den hohen materiellen Einsatz bei Grundgeschenk, Unterstützung beim Wohnungskauf, Betreuung der Enkel etc. und wahrscheinlich auch Erbleistung? Was hat sich doch die ältere Generation vom Mund abgespart und abgerackert … Wie viel wird für teure Einrichtung, Bekleidung, Sportgeräte, Autos, Reisen und Freizeitgestaltung ausgegeben, wie viel Lebensmittel weggeworfen jedes Jahr (lt Befragung der AMA-Motivanalyse 2010 betrifft dies pro Haushalt in Ö 300 - 400 Euro!). Und da sparen wir an einem so fundamental wichtigen „Ort“ wie der Begräbniskultur, die bei uns noch einen so hohen Grad zeigt im Vergleich zum städtischen Raum. Seid mir nicht verärgert bitte, wenn ich als Pfarrer einmahne, diese hohe Kultur nicht zu Grabe zu tragen auf der Basis nur rein materieller Erwägungen und Berechnungen. Ich sehe auch bei uns langsam aber sicher eine Erosion dieser einst so hohen Kultur am Werk („Sparen wir uns den Aufwand.“). Wie man für eine Sanierung oder Erweiterung eines Hauses anspart (die nicht in jedem Fall kommen muss), so kommt hingegen das Begräbnis tot-sicher auf jede Gemeinschaft zu. Warum dann nicht auch hier Vor-Sorge. Letzter Ausdruck der Menschenwürde In dieser Situation … fordert Spaemann insbesondere das Festhalten an der Erdbestattung, für Christen über Seite 17