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Der Unterirdische Krieg - Minierkunst des 18 - Ingenieurgeograph

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<strong>Der</strong> unterirdische <strong>Krieg</strong><br />

<strong>Minierkunst</strong> k <strong>des</strong> d <strong>18</strong>. und d19. Jahrhunderts h h d im<br />

Spiegel zeitgenössischer Quellen<br />

Tagung der Festungsforscher und Zeithistoriker:<br />

Klassische Festungen, ausgebaute Linien und feldmäßige Stellungen<br />

Torgau/Elbe, 16. und 17. Oktober 2009<br />

Förderverein Europa Begegnungen e. e V. V<br />

Dr. Martin Klöffler<br />

Dü Düsseldorf<br />

ld f


Mineur- und Ingenieurcorps in Preußen:<br />

Organisation i i<br />

• 1742: Gründung zusammen mit IR No No. 49 49.<br />

• 1758: Ausgliederung 2er Mineurkompanien,<br />

die ein eigenes Corps formieren.<br />

• 1759: Oberst von Castilhon Chef<br />

• 1762: Minenkrieg vor Schweidnitz<br />

• 1772 und 1783: 2 weitere Mineurkompanien.<br />

Mineurkompanien<br />

• 1789: Oberst v. Lahr Chef <strong>des</strong> Mineurcorps,<br />

ab <strong>18</strong>05 Generalmajor j<br />

• 1790: Reglement Mineurcorps<br />

• 1792-93: Belagerung von Mainz<br />

• <strong>18</strong>06 <strong>18</strong>06: Kein K i Einsatz Ei t bbei i dder VVerteidigung t idi dder<br />

schlesischen Festungen<br />

• <strong>18</strong>10: Aufnahme in das vereinigte g Ingenieur- g<br />

und Pioniercorps<br />

06.10.2009 Dr. Martin Klöffler 2


Mineurcorps: Rekrutierung<br />

• Ehem. Bergleute<br />

• Bergbaubeamte<br />

• Stationierung<br />

Mineurkompanien<br />

– GGraudenz d<br />

– Neisse<br />

06.10.2009 Dr. Martin Klöffler 3


Einteilung nach Verwendung<br />

• AAngriffsminen, iff i Mi Minen<br />

• Konterminen <strong>des</strong> Verteidigers (contremines)<br />

• Shlif Schleifminen i<br />

06.10.2009 Dr. Martin Klöffler 4


Minenarten<br />

• Schwache und gewöhnliche Mienen<br />

• Überladene Minen / Druckkugeln g ( (Globe à<br />

compression)<br />

• Breschminen<br />

• Flatterminen (Fougasses)<br />

• Bombenminen<br />

•Dampfminen p / Q Quetschminen (Camouflets)<br />

( )<br />

• Unverdämmte Minen<br />

• Demolierungsminen / Schleifminen<br />

• Verbundene Minen<br />

06.10.2009 Dr. Martin Klöffler 5


Theorie der Wirkung


Oberirdische Wirkung von Minen<br />

• Kürzeste Widerstandslinie =<br />

Explosionsachse<br />

p<br />

• Ladung<br />

– TTrennung <strong>des</strong> d<br />

Zusammenhangs<br />

– Hebung der Last<br />

• Verdämmung<br />

– Mind. 1 ½ x kürzeste<br />

Widerstandlinie<br />

•Erde<br />

Trichter<br />

Ofen<br />

Erdgarbe<br />

Explosionskegel<br />

Wirkungssphäre<br />

– Leicht / mittel /schwer<br />

06.10.2009 Dr. Martin Klöffler 7


Berechnung der Wirkung<br />

• Trichter genähert als Erdsäule (Zylinder)<br />

– Volumen V = ½ h r 2 pi<br />

– Ladung proportional dem Volumen<br />

• Kubiktoise wird gehoben g durch<br />

– 14 Pfund Pulver für gemeine Erde<br />

– 37-42- 37 42 Pfund für Mauerwerk in einem Grunde<br />

– 1 toise = 1‘ = 1 Klafter = ½ Ruthe = 6 Fuß = ca. 1,8m<br />

• Beispiel gewöhnliche Mine in gemeiner Erde:<br />

– Explosionsachse 16‘<br />

– Trichter Radius 16‘ 16<br />

– Macht 30 Kubik-Toisen<br />

– Macht 420 Pfund Ladung<br />

06.10.2009 Dr. Martin Klöffler 8


Das Spielen der Minen<br />

oder die Anwendung


Gewöhnliche Minen<br />

• Oberirdische Wirkung<br />

• Radius <strong>des</strong> Kraters =<br />

Widerstandslinie<br />

• Widerstandslinie = > 10 Fuß ß<br />

• Verdämmung > Widerstandslinie<br />

• Verteidigung<br />

– Abwehr eines oberirdischen oder<br />

unterirdischen Angriffs<br />

• Angriff<br />

– Demolierung der Konterminen<br />

Konterminen,<br />

– Durch Trichter Deckung im Glacis<br />

06.10.2009 Dr. Martin Klöffler 10


Überladene Minen<br />

• Krater: Radius > 50 toises<br />

• kürzeste Widerstandslinie<br />

> 10 Fuß<br />

• Oberirdische Wirkung<br />

• Aufgabe beim Angriff<br />

– Eindrücken der Konterminen<br />

– Verschütten der Grabenund<br />

Wallsysteme<br />

– Trichter als Deckung +<br />

Vortreiben weiterer Minen<br />

zur Konterescarpe<br />

06.10.2009 Dr. Martin Klöffler 11


• Widerstandslinie max 10 Fuß<br />

• Im Vorfeld<br />

– Festungen: Auf dem Glacis vor<br />

dem Gedeckten Weg<br />

– Feldbefestigungen<br />

• AAufgabe f b<br />

– Abwehr eines Sturms<br />

Flatterminen (Fougasses)<br />

Redoute nach Struensee<br />

06.10.2009 Dr. Martin Klöffler 12<br />

Südfront Kosel, von Lahr ca. 1795


• IIm Vorfeld V f ld<br />

– Wie Flatterminen<br />

– Einzeln oder im Kasten<br />

– Feuerleitung von<br />

BBrustwehr/gedecktem t h / d kt<br />

Weg<br />

• AAufgabe f b<br />

– Wie Flatterminen<br />

Bombenminen<br />

06.10.2009 Dr. Martin Klöffler 13


Demolitionsminen<br />

Futtermauern<br />

Brücken<br />

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Breschminen<br />

bei einer förmlichen Belagerung<br />

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Angriffsminen<br />

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• Brunnen<br />

• Galerie<br />

• Ofen<br />

• Feuerleitung<br />

Angriffsminen: Konstruktion<br />

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Aufgaben der Konterminen<br />

• Abwehr von<br />

Annäherungsgräben g g ( (Sappen) pp )<br />

• Zerstörung von Breschbatterien<br />

auf dem gedeckten Weg<br />

• Aufhalten eines unterirdischen<br />

Angriffs<br />

– Eindrücken von Angriffsgalerien<br />

– Umringen eines Kraters<br />

• Vorbereitung eines<br />

unterirdischen Gegenangriffs g g<br />

06.10.2009 Dr. Martin Klöffler <strong>18</strong>


Horchgalerie<br />

Kommunikation<br />

Demolitionsmine<br />

Konterminensysteme<br />

Flüchtige Mine<br />

Etagenmine<br />

Einfassungsgang<br />

(Enveloppengalerie)<br />

Mordgang<br />

Magistralgang<br />

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Querschnitt Kontermine<br />

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Konterminensysteme Anordnung<br />

Hauptgalerie (Mordgang), MinenGalerie, Zweig, Ofen<br />

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Abschnitt<br />

Infanteristische Verteidigung<br />

Magazin<br />

Quetschmine<br />

Redoute<br />

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Regeln<br />

• An der Hauptangriffseite<br />

• Hoher Grund (kein Grundwasser)<br />

• Meist Oberirdisch (Ausschachten)<br />

Graudenz:<br />

22-Stöckiges Stö ki<br />

Konterminensystem<br />

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Beispiele für preußische Festungen 1750-<br />

• TTorgau<br />

• Neisse<br />

• Glatz<br />

• Kosel<br />

• Graudenz **<br />

• Koblenz<br />

• Silberberg?<br />

<strong>18</strong>30 mit Konterminensystemen<br />

Mineure vor Graudenz<br />

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Hilfsmittel <strong>des</strong> Mineurs


Hängeinstrumente <strong>des</strong> Markscheiders<br />

Schienzeug der Bergleute<br />

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Werkzeuge für den Minenbau<br />

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Belüftung<br />

• Wetterbläser oder –sauger<br />

• Kreuzwindfang Kreuzwindfang, Wetterrad Wetterrad, Harzer Wettersatz<br />

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Zündwurst & Zündung<br />

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Das Abhorchen<br />

• Wie entdeckt man die<br />

feindlichen Absichten?<br />

– Entfernung<br />

– Richtung<br />

– Stand der Arbeiten<br />

• Und die Hilfsmittel:<br />

– Trommel mit Erbsen<br />

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<strong>Unterirdische</strong> <strong>Krieg</strong>


Beispiele aus der <strong>Krieg</strong>sgeschichte<br />

• Candia, Kreta, 1649<br />

• Wien, , 1683<br />

• Bergen-op-Zoom,<br />

Niederlande Niederlande, 1747<br />

• Schweidnitz, Schlesien<br />

1762<br />

• Mouzon, Spanien,<br />

<strong>18</strong>13/14<br />

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Beispiel Schweidnitz 1762<br />

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Jauernicker Sternschanze (Fort II) im Modell<br />

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5000 Lb<br />

Einnahme <strong>des</strong> Forts<br />

II durch überladene<br />

Mi Minen<br />

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Schlußbetrachtungen<br />

Konterminensysteme waren die Abwehr<br />

eines i Angriffs, A iff der d fast f t nie i statt t tt fand... f d<br />

• Hohe Kosten beim Bau und Unterhalt<br />

• Materialüberlegenheit (Pulver) und<br />

technisches Wissen entscheidend im<br />

unterirdischen <strong>Krieg</strong>e<br />

• Überladene Minen geben dem Angreifer<br />

fast immer Überlegenheit über die<br />

Konterminen<br />

• Mi Minenangriff iff ersetzt t t / ergänzt ä t das d LLegen<br />

einer Bresche mittels Artillerie<br />

06.10.2009 Dr. Martin Klöffler 36


Danke k für f Ihre h Aufmerksamkeit<br />

f k k


Quellen<br />

• MMouzé: é TTraité ité de d la l Fortification F tifi ti souterraine, t i Paris P i (An (A XII, XII <strong>18</strong>04)<br />

• Hauser, Georg Freiherr von, Hauptmann im k.k. Génie-Corps und der Ritter<br />

<strong>des</strong> k. schwedischen Schwert-Ordens: Die Minen und der unterirdische <strong>Krieg</strong>,<br />

k.k. Hof- o und u d SStaats-Ärarial-Druckerey, aa s a a uc e ey, Wien e <strong>18</strong>17 8<br />

• Anonym: Ausführliche Erzählung, nebst Grundrissen der Belagerung der<br />

Festung Schweidnitz durch die königlich-preußischen Truppen vom 7ten<br />

August bis den 9ten October 1762, Hannover (1774)<br />

• RReglement l t fü für das d Mineurcorps, Mi Berlin, B li 1790<br />

• Rigel, Franz X: Blockade, Belagerung und Eroberung von Tortosa durch das<br />

dritte franz. Armeekorps im Jahr <strong>18</strong>10/11 und Vertheidigung von Mouzon<br />

durch die Franzosen im Jahre <strong>18</strong>13/14, , Mannheim <strong>18</strong>47<br />

• Tielke, Johann-Gottfried: Beyträge zur <strong>Krieg</strong>s-Kunst und Geschichte <strong>des</strong><br />

<strong>Krieg</strong>es von 1756 bis 1763, IV. Stück: Die drey Belagerungen und Laudonsche<br />

Ersteigung der Festung Schweidnitz in den Feldzügen von 1757 bis 1762,<br />

Freyberg 1781<br />

• Aster, Karl Heinrich: Lehre vom Festungs-<strong>Krieg</strong>e – Niederer Theil, Dresden<br />

<strong>18</strong>16, Kap. Minierarbeiten, S. 598 ff. (9 Vorlesungsstunden)<br />

• Duffer, , Christopher: p The Fortress in the age g of Vauban and Frederick the<br />

Great 1660-1789, London, 1985<br />

• Krünitz, Oekonomisches Lexikon, 1773 bis <strong>18</strong>58 in 242 Bänden: Minirkunst<br />

06.10.2009 Dr. Martin Klöffler 38

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