14.12.2012 Aufrufe

die deutsche jugendbewegung - AFP (Kommentare)

die deutsche jugendbewegung - AFP (Kommentare)

die deutsche jugendbewegung - AFP (Kommentare)

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

en werde, was für mich auch schmerzlich sei. Doch glaube ich, Karl<br />

Fischer so erwärmt und begeistert zu haben, daß ich beruhigt und mit<br />

einem Glückwunsch für <strong>die</strong>se Aufgabe von ihm scheiden konnte. Ich<br />

habe es im Sinne unserer „Fichteberg-Abrede“ so aufgefaßt, daß Karl<br />

Fischer nach bestandenem Abitur im Herbst 1901 sich <strong>die</strong>ser Aufgabe<br />

besonders widmen wollte. Es war für mich auf meinem Auslandsposten<br />

eine Beruhigung und herzliche Freude, gelegentlich über <strong>die</strong> Erfolge der<br />

Tätigkeit von Karl Fischer zu hören und während eines Heimaturlaubes<br />

mit eigenen Augen Wanderungen der Jugendgruppen zu beobachten.<br />

Fischer selbst hat mir nie geschrieben oder darüber berichtet.“<br />

Karl Fischer lebte von 1881 – 1941 und stellt wohl eine der tragischen<br />

Figuren im Drama der Jugendbewegung dar. Seine besten Jugendjahre<br />

hat er, statt sich wie andere Jünglinge auf einen Lebensberuf<br />

vorzubereiten, der Verbreitung der Idee des Jugendwanderns gewidmet.<br />

Nach schweren Auseinandersetzungen mit seinen früheren<br />

Freunden trat er als Oberpachant zurück und in weiterer Folge aus<br />

dem Alt-Wandervogel aus. Als freiwilliger Soldat ging er zum Seebataillon<br />

der kaiserlichen Marine nach Tsingtau, einem kleinen Stützpunkt<br />

der Reichsregierung in China. Nach Beginn des 1. Weltkriegs<br />

geriet er in japanische Kriegsgefangenschaft, aus der er im Jahre 1920<br />

entlassen wurde. In der Zwischenzeit war er für den Wandervogel zum<br />

Mythos geworden, was beispielsweise daraus hervorgeht, daß Robert<br />

Oelbermann ihn bei der Sonnwendfeier des Jahres 1920 im Nuthe-Tal.<br />

wo er zum ersten Mal wieder an einer Wandervogelveranstaltung teilgenommen<br />

hat, mit folgenden Worten begrüßte. Ich zitiere:<br />

„Karl Fischer, du bist zurückgekommen. Viele schwere Jahre liegen<br />

hinter dir. Auch wir hatten eine schlimme, schwere Zeit. Viele deiner<br />

alten Pachanten und deiner Scholaren deckt der kühle Rasen im Feindesland.<br />

Der große, stolze Wandervogel ist zerschlagen, ja, er hat sich<br />

selbst in Uneinigkeit aufgelöst. Karl Fischer, wir begrüßen dich und sagen<br />

dir Heil. Du sollst wissen, daß dein früherer Alt-Wandervogel noch<br />

lebt. Wohl ein wenig zerzaust, hat er doch alle Wetter und Stürme überstanden.<br />

Wir waren dir treu! tritt in unsere Mitte, heil dir! Der du unser<br />

Sehnen, unser Träumen und <strong>die</strong> himmelstürmende Begeisterung verstandest,<br />

der du uns <strong>die</strong> Gestaltung unserer brausenden, jugendlichen<br />

Lebens zeigtest, der du uns Führer wurdest, wir lieben dich! Sei uns willkommen<br />

in unserem gemeinsamen, <strong>deutsche</strong>n Bund, in unserem<br />

Deutschland!“<br />

12

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!