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die deutsche jugendbewegung - AFP (Kommentare)

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kam eigentlich nicht – es blieb – es blieb zurück als der einzige lebensfähige<br />

Rest jener Machwerkszeiten. Und indem <strong>die</strong> Jahre Volkslied an<br />

Volkslied in unsere Reihen woben, erkannten wir mehr und mehr, daß<br />

hier im Stillen eine neue, eigenartige Welt für unseren Wandervogel entstand.<br />

Klarer und klarer, scharf umrissen, hob sich das Volkslied aus<br />

dem Wuste jener rasch verwelkenden Geschöpfe, stolz, wie der herrliche<br />

Rosenbaum sein Dornenholz über <strong>die</strong> niederen Gräserlein reckt. Da hat<br />

der Maler ein geistvolles Symbol geschaffen. Nun ist es da – und es bleibt<br />

nur noch <strong>die</strong> müßige Frage: „Warum mußte es zu uns kommen?“ Es ist<br />

aber kaum ein Lied, ein wirkliches, noch so kleines Lied aus dem Großstadtvolke<br />

hervorgegangen. Und darum, weil man nichts Besseres hat,<br />

nimmt man jenen Flitter mit hinaus aufs Land, verseucht damit <strong>die</strong> guten<br />

alten Singstuben und drängt das Volkslied aus seiner Heimat. Wohl uns,<br />

wenn wir nach kurzer Irrfahrt zu der Einsicht kommen, daß all der<br />

Plunder außerhalb der Stadt ein ödes, fades Kauderwelsch bedeutet, bis<br />

in den Grund unecht und verlogen. Draußen unter blauem Himmel, wo<br />

<strong>die</strong> Lerchen schlagen, da klingt auch nur, was draußen gewachsen und<br />

geworden ist. Das Volkslied hat für uns Deutsche eine ganz besonders<br />

anheimelnde Sprache. Diese ist uns viel verständlicher als der stille Blick<br />

der landschaftlichen Formen und Gestalten. Was ergreift unser Inneres<br />

mehr, das traurige Bild der erfrorenen Frühlingsblumen oder <strong>die</strong> tiefe<br />

Melancholie der alten Mollweise „Es fiel ein Reif in der Frühlingsnacht,<br />

er fiel auf <strong>die</strong> zarten Blau-Blümelein, sie sind verwelket, verdorret.“<br />

In dem Buch „Romantik – eine <strong>deutsche</strong> Affäre“ (Autor ist Rüdiger<br />

Safranski) finden wir nachstehende Zeilen. Ich zitiere:<br />

„Leben bedeutet <strong>die</strong> Einheit von Leib und Seele, Dynamik und Kreativität.<br />

Es wiederholte sich der Protest von „Sturm und Drang“ und von der<br />

Romantik. Damals war Natur, bzw. Geist, <strong>die</strong> Kampfparole gegen Nationalismus<br />

und Materialismus gewesen. Heute hat der Begriff „Leben“<br />

<strong>die</strong>selbe Funktion. Leben ist Gestaltenfülle, Erfindungsreichtum, ein<br />

Ozean der Möglichkeiten, so unabsehbar, so abenteuerlich, daß wir kein<br />

Jenseits mehr brauchen. Das Diesseits bietet uns genug. Leben ist Aufbruch<br />

zu fernen Ufern und doch zugleich das ganz Nahe, <strong>die</strong> eigene gestaltfordernde<br />

Lebendigkeit. Leben war <strong>die</strong> Losung der <strong>deutsche</strong>n Jugendbewegung,<br />

aus der sich Jugendstil, Neoromantik, Reformpädagogik<br />

(eingeschlossen <strong>die</strong> Odenwaldschule, Rudolf Wyneken mit der freien<br />

Schulgemeinde Wickersdorf und Hermann Lietz mit seinen Landerziehungsheimen),<br />

Jugendherbergswerk (mit dem Wandervogel Richard<br />

Schirrmann), Musikantengilde und Gildenschaft mit farbentragenden<br />

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