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garten<br />
Momentaufnahmen der Gartenkunst<br />
Die Sehnsucht nach Entspannung, Idylle und Glück treibt Menschen in den Garten, schreiben Licka<br />
und Jeschke in ihrem jüngsten Buch. Gärten sind aber auch ein Abbild von Herrschaft und sollen mit<br />
Menschenhandel finanziert worden sein. Ein bunter Streifzug durch die Geschichte mit Station im<br />
berühmten englischen Landschaftsgarten Hampton Court.<br />
Hermann Reining, Bild: Veronika Walz<br />
Ausflug in die politische und soziale<br />
Geschichte des Gartens<br />
Die Verbindung des Menschen zum Garten<br />
ist uralt. Schon im Alten Testament, im Buch<br />
Genesis, wird von den ersten Menschen –<br />
Adam und Eva – berichtet, die im Garten Eden<br />
lebten. Es scheint ein einfacher Garten gewesen<br />
zu sein, doch in unseren Köpfen lebt die<br />
Vorstellung, dieser „erste“ Garten war etwas<br />
ganz Besonderes,. Etwas, das zum Mensch-Sein<br />
dazu gehört.<br />
Sie hatten den grünen Daumen:<br />
Österreichische Gärtnerportraits, ein biographisches<br />
Fotoalbum der grünen Zunft / Fritz<br />
Weigl. Erasmus Wien, 2005.<br />
Etwa 200 Kurzbiographien bedeutender<br />
Persönlichkeiten der „grünen Zunft“ vom<br />
Mittelalter bis zur Gegenwart rücken, in prägnanter<br />
volkstümlicher Sprache, den Beruf des<br />
Gärtners ins rechte Licht. Vom abenteuerlichen<br />
Pflanzensammler und Herrschaftsgärtner bis<br />
zum erfolgreichen Architekten, Züchter und<br />
Ökonomen - das Buch hinterfragt das in vielen<br />
Gesellschaftskreisen idealisierte, schräge Bild<br />
des „Strohhutgärtners“.<br />
Fritz Weigl, langjähriger ehemaliger Direktor der<br />
Gartenbauschule in Langenlois, ist Mitarbeiter<br />
im Österreichischen Gartenbaumuseum und<br />
der Österreichischen Gartenbaugesellschaft in<br />
Wien. efwe25@aon.at.<br />
4 BOKUlumni | nr. 2/3 | juli 2010<br />
© Erasmus Wien<br />
© Erasmus Wien<br />
Gärten als „Lebensraum“ – Zeichen politischer und wirtschaftlicher<br />
Macht<br />
Im Schloss Námest’ nad Oslavou, nordwestlich der Stadt Brno in der Tschechischen<br />
Republik, hängt eine große Landkarte. Sie zeigt die Grundherrschaft der<br />
Familie Žerotín in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts: Schloss, Garten,<br />
Wälder, Teiche, Straßen, Wege sind auf diesem frühen Katasterplan zu erkennen.<br />
Bis heute können wir von dieser Karte die wirtschaftliche Kraft dieser<br />
Grundherrschaft ablesen. Die Schloss-Garten-Anlage ist also nicht nur Zentrum<br />
eines land- und forstwirtschaftlichen Betriebes, sondern sichtbares, „begehbares“<br />
Abbild der Größe und Bedeutung der jeweiligen Grundherrschaft.<br />
Geldbeschaffung für die Gartenkunst<br />
Der Verkauf von „Landeskindern“ brachte für so manchen Kleinstaat so viel<br />
Geld, dass Schlösser mit großartigen Gärten errichtet und erhalten werden<br />
konnten. In Friedrich Schillers Drama „Kabale und Liebe“ wird ein solcher<br />
Verkauf von „Landeskindern“ beschrieben. Junge Männer sollen nach Amerika<br />
verschifft werden, um dort gegen die Indios zu kämpfen. Wer sich weigerte<br />
dieser Aufforderung Folge zu leisten, wurde ohne Gerichtsverfahren erschossen.<br />
Menschenhandel und Gartenkunst – wie passt das zusammen? Dass<br />
es auch anders ging zeigte Prinz Eugen. Er hat mehr als 30 Jahre lang die<br />
Grundstücke, die er für seine Schlossanlage Belvedere benötigte, den bisherigen<br />
Grundeigentümern abgekauft.