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Münsteraner Obdachlose vergeben Preis - Draußen

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2<br />

Editorial<br />

Liebe Leserinnen<br />

und Leser,<br />

psssst, kommen Sie mal ein bisschen näher. Ich muss Ihnen<br />

heute nämlich das Editorial ins Ohr flüstern, damit uns niemand<br />

hört. Haben Sie noch die Ausgabe, auf der vorne die<br />

beiden draußen!-Verkäufern Günter und Detlef als Schauspieler<br />

in Polizeiuniform drauf sind? Ja? Dann stecken Sie<br />

sich das Heft jetzt unter den Pullover und gehen unauffällig<br />

zum Papiercontainer. Schmeißen Sie es weg! Besser noch,<br />

Sie verbrennen es Stück für Stück im Aschenbecher. Kein<br />

Witz: Die Bundespolizei interessiert sich nämlich für das<br />

Titelblatt. Neulich hat ein Mitarbeiter des deutschen FBI bei<br />

uns in der Redaktion angerufen und gefragt, ob wir mit<br />

dem Foto die Polizei lächerlich machen wollten. Sein Chef<br />

sei sehr verärgert. Ist Ihnen, liebe Leserinnen und Lesern,<br />

denn nichts aufgefallen an dem subversiven Titel? Schauen<br />

Sie noch mal genau hin. Richtig, der eine von den beiden<br />

trägt lange, blonde Haare unter der Polizeimütze. Mensch,<br />

Tschakos sind doch immer tadellos frisiert. Außer vielleicht<br />

Horst Schimanski. Aber der kommt aus Duisburg, da ist das<br />

Mode.<br />

Kurz nach der Bundespolizei hat noch Wladimir Putin angerufen<br />

und sich über die klischeehafte Aufmachung der russischen<br />

Staatsbürgerin auf dem Foto beschwert. Es war dabei<br />

sogar die Rede vom Abbruch der diplomatischen Beziehungen.<br />

Dann stand das Telefon nicht mehr still: Die<br />

Anzeige<br />

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Gewerkschaft der kritischen Polizisten beschwerte sich darüber,<br />

dass die Beamten schon längst keine Oberlippenbärte<br />

mehr tragen, sondern lecker gestylten Kevin-Kuranyi-<br />

Flaum. Der Verband der Hosenfachverkäufer mokierte sich,<br />

dass Günters Hose viel zu lang sei und sie ihm so was nie im<br />

Leben verkauft hätten. Der Knigge meldete sich schließlich<br />

auch noch zu Wort: Es sei extrem unhöflich, dass die junge<br />

Frau auf dem Foto ihre Taschen fast ganz alleine tragen<br />

muss und der Bär von einem Mann faul daneben steht.<br />

Bis dänne,<br />

Ihr Hauptmann von Köpenik<br />

Gerrit Hoekman<br />

Gerrit Hoekman


Impressum<br />

Impressum:<br />

Herausgeber<br />

~ e.V.<br />

Overbergstr. 2<br />

48145 Münster<br />

Redaktion<br />

Tel.: 0251 / 5389 - 128<br />

Streetwork<br />

Sabrina Kipp<br />

Tel.: 0251 / 5389 - 130<br />

drinnen@muenster.de<br />

Internet | E-Mail-Adresse<br />

www.muenster.org/draussen<br />

draussen-redaktion@t-online.de<br />

An dieser Ausgabe haben mitgearbeitet<br />

Barbara Blasum, Katha Boßhammer, Heinz Dalmühle,<br />

Paul Demel, Michael Heß, Gerrit Hoekman (V.i.S.d.P.),<br />

Eduard Lüning, Sabine Preuß, St. Ursula-Gymnasium<br />

Fotos<br />

Katha Boßhammer, Heinz Dalmühle,<br />

Michael Heß, Gerrit Hoekman, Ruppe Koselleck,<br />

Eduard Lüning, Sigi Nasner, St. Ursula-Gymnasium<br />

Gestaltungskonzept<br />

Lisa Schwarz, Christian Büning<br />

www.elisabethschwarz.de<br />

www.christianbuening.de<br />

Layout, Titel<br />

Heinz Dalmühle<br />

Druck<br />

Borgsmüller Druck<br />

unterstützt durch<br />

Siverdes-Stiftung<br />

Bankverbindung<br />

Sparkasse Münsterland Ost<br />

Konto-Nr. 33 878<br />

BLZ 400 501 50<br />

Bitte berücksichtigen Sie unsere Werbepartner!<br />

~ ist Mitglied im Bundesverband sozialer<br />

Straßenzeitungen<br />

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Inhalt<br />

Das neue Masy<br />

draußen! zu Gast im Mädchen Sleep-In am Dahlweg<br />

Kurzer Weg ins Paradies<br />

Deutsche Drogentouristen nerven niederländische Gemeinden<br />

Betteln oder auf den Strich<br />

Pennäler aus dem Sauerland probieren Leben als Bettler<br />

Pfui Spinne<br />

Wenn Angst zur Phobie wird<br />

Quo Vadis<br />

Noch `n Gedicht<br />

Getrübte Optik<br />

Bettler aus Osteuropa knien in der Fußgängerzone<br />

Keine Angst vorm Arztbesuch<br />

„draußen!“ begleitet Teddy in die Klinik<br />

<strong>Münsteraner</strong> <strong>Obdachlose</strong> <strong>vergeben</strong> <strong>Preis</strong><br />

Unter welcher Skulptur kann man am besten pennen<br />

Leuchttürme der Wissenschaft<br />

Institut für Sozioloige geht es an den Kragen<br />

Irgendwie geil<br />

<strong>Münsteraner</strong> Kart-Vertein dreht bei Beule seine Runden<br />

Leserbrief an die Süddeutsche Zeitung<br />

Horst Gärtner über Eltern aus Bayern empört<br />

La lotta continua<br />

Die Besetzer der Grevener Straße geben keine Ruh`<br />

Internationaler Hurentag<br />

Zitate: Berühmte Frauen über Prostitution<br />

Mieterpflichten beim Auszug<br />

Einfach abhauen gilt nicht<br />

Zum Geburtstag ein Muss<br />

Torten für die Redaktion!<br />

3


4<br />

„Stationen am Bahnhof“<br />

„~“- Filmstars am Set


Text: Gerrit Hoekman<br />

Sleep-In für Mädchen:<br />

Das neue Masy<br />

Früher konnten Mädchen und junge<br />

Frauen, die auf der Straße stehen,<br />

im Masy übernachten. Dann kam das<br />

Rödl-Gutachten und die schwarzgelbe<br />

Koalition im Stadtrat strich die<br />

finanzielle Zuwendung rigoros zusammen.<br />

Das Mädchenasyl musste<br />

schließen. Zum Glück sprang das Diakonische<br />

Werk ein und eröffnete<br />

am Dahlweg ein Sleep-In. Kleiner ist<br />

das neue Domizil und nur noch junge<br />

Frauen bis 21 Jahren finden dort<br />

Unterschlupf. Gerrit Hoekman hat<br />

sich mit der Leiterin der Einrichtung,<br />

Daniela Plaumann, über die neue<br />

Situation unterhalten.<br />

Der erste Eindruck ist freundlich:<br />

Eine kleine, aber feine Drei-Raum-<br />

Wohnung mit zwei hellen Zimmern, in<br />

denen jeweils zwei Mädchen Platz haben.<br />

Wenn es eng wird, gibt es noch<br />

ein Notbett. Dazu ein kleines Büro,<br />

eine große Küche und ein<br />

Badezimmer. Alles ist sauber und<br />

adrett, kein Vergleich zu den üblichen<br />

Unterkünften für <strong>Obdachlose</strong>.<br />

„Natürlich ist alles viel kleiner als im<br />

alten Masy“, sagt Daniela Plaumann,<br />

die schon im damaligen Mädchenasyl<br />

an der Hermannstraße gearbeitet hat<br />

und nun das neue Sleep-In leitet. Das<br />

Masy verfügte über 200 Quadratmeter,<br />

nun sind es nur noch an die 80. Im<br />

Moment sind die Zimmer leer, die<br />

Mädchen, die hier schlafen, sind<br />

unterwegs. „Tagsüber haben wir<br />

geschlossen“, sagt Daniela Plaumann.<br />

Das Sleep-In macht erst um 18 Uhr auf,<br />

dann können die Kids aber die ganze<br />

Nacht über bis morgens um zehn vorbeikommen.<br />

„Sie können hier schlafen,<br />

sich waschen und auch etwas<br />

essen“, erzählt die 33-jährige Pädagogin.<br />

Außerdem helfen Daniela<br />

Plaumann und ihre Kollegin Anne Kösters<br />

bei Behördengängen, bei der<br />

Wohnungssuche und machen Vorschläge,<br />

wie die jungen Frauen ihr Leben<br />

wieder auf die Reihe bekommen.<br />

Es hat sich einiges geändert, seitdem<br />

das alte Masy kurz vor Weihnachten<br />

schließen musste, weil es der Stadt<br />

zu teuer war. Während dort junge<br />

Frauen bis 27 Jahren unterkommen<br />

konnten, darf das Sleep-In nur noch<br />

welche aufnehmen, die maximal 21<br />

sind. Die Älteren müssen nun ins Gertrudenhaus,<br />

die Notunterkunft für<br />

wohnungslose Frauen. Auch wer nicht<br />

aus Münster kommt, muss draußen<br />

bleiben. Damit will die Stadt verhindern,<br />

dass Mädchen aus dem ganzen<br />

Münsterland angelockt werden. Die<br />

Gemeinden im Umkreis sollen selbst<br />

ähnliche Unterkünfte einrichten und<br />

vor allen Dingen auch bezahlen. „Viele<br />

Jugendliche kämen aber auch, wenn<br />

es in ihrer Heimatstadt solche gäbe“,<br />

glaubt Daniela Plaumann. Es locken<br />

Münsters Anonymität, die Partys, die<br />

Szene. „Wir weisen aber niemanden<br />

ab, der akut in Not ist“, stellt die Leiterin<br />

klar.<br />

Auch personell musste das neue<br />

Sleep-In gehörig abspecken, neben<br />

Daniela Plaumann kümmert sich nur<br />

noch Anne Kösters als Sozialpädagogin<br />

um die Schützlinge. Den großen Rest<br />

der Schichten übernehmen<br />

Studentinnen. Als Folge musste der<br />

Offene Treff abgeschafft werden, zu<br />

dem im Masy alle jungen Frauen kommen<br />

konnten, die auf der Straße<br />

leben. Auch wenn sie nicht dort übernachteten.<br />

„Jetzt kann mal eine<br />

Freundin zu Besuch mitkommen, mehr<br />

aber nicht.“ Die Streetwork hat den<br />

Verlust ein wenig aufgefangen, indem<br />

sie freitags einen Frauentreff eingerichtet<br />

hat. „Trotzdem glaube ich, dass<br />

da noch ein Bedarf in Münster ist an<br />

Tagesangeboten für Frauen und<br />

Mädchen“, sagt die engagierte<br />

Pädagogin.<br />

So schlimm wie Daniela Plaumann<br />

es am Anfang befürchtet hat, ist es<br />

dann doch nicht geworden. „Es<br />

stimmt schon: Das Masy war wirklich<br />

nicht immer voll belegt“, sagt sie. Die<br />

neue Trennung zwischen den jüngeren<br />

Frauen bis 21 und den älteren findet<br />

sie sogar gut: „Die Probleme der beiden<br />

Gruppen sind doch sehr unterschiedlich.<br />

Wer 27 ist, kann schon zehn<br />

Jahre in der Szene sein.“ Im Masy haben<br />

sich die Mädchen, die gerade erst<br />

von zu Hause weg sind, die Älteren oft<br />

als Vorbild genommen. „Die sind mit<br />

denen den Tag über unterwegs gewesen<br />

und fanden das cool“, sagt Daniela<br />

Plaumann. Manche der Jüngeren<br />

haben in dem Umfeld mit der Drogenkarriere<br />

erst begonnen. „Davor schützt<br />

die neue Altersgrenze im Sleep-In ein<br />

wenig.“<br />

Da bereitet ihr die Nähe zum Jungenasyl,<br />

das im selben Haus untergebracht<br />

ist, mehr Sorgen. „Da müssen<br />

wir ein bisschen aufpassen“, sagt Daniela<br />

Plaumann, die darauf achtet,<br />

dass den Mädchen ihr geschützter<br />

Raum nicht abhanden kommt und die<br />

Konflikte von der Straße nicht ins<br />

Sleep-In getragen werden. Zum Beispiel<br />

wenn zwei miteinander angebändelt<br />

haben, der Junge danach die<br />

mögliche Trennung nicht akzeptiert<br />

und vielleicht vor der Tür wartet. „Aber<br />

bis jetzt lief alles super. Ich glaube<br />

sogar, dass die räumliche Nähe für den<br />

Bekanntheitsgrad und die<br />

Erreichbarkeit der Einrichtung von<br />

Vorteil sein kann.“<br />

Vieles hat sich geändert seit Dezember,<br />

gleich geblieben sind jedoch<br />

die Gründe, warum Mädchen im<br />

Sleep-In landen. „Es gibt welche, die<br />

direkt aus ihren Familien kommen,<br />

weil sie es dort nicht mehr ausgehalten<br />

haben. Das sind aber die wenigstens.“<br />

Die meisten kommen erst mal<br />

bei einem Freund unter. Bis es dort<br />

auch kracht und sie plötzlich auf der<br />

Straße stehen. „Viele haben schlimme<br />

Biographien: Gewalt in der Familie,<br />

Gewalt in der Beziehung. Das zieht<br />

sich durch ihr Leben“, erzählt Daniela<br />

Plaumann. Die Mädchen stammen<br />

übrigens aus allen Schichten. Viel Zeit<br />

sich näher kennen zu lernen bleibt<br />

nicht, das Sleep-In ist nur eine Übergangslösung,<br />

eine Durchlaufstation auf<br />

den Weg in andere Einrichtungen.<br />

Oder im besten Fall wieder zurück in<br />

die Familie. Was aus den jungen<br />

Frauen wird, wenn sie das Sleep-In<br />

nach ein paar Tagen oder Wochen<br />

wieder verlassen, bekommen die beiden<br />

hauptamtlichen Mitarbeiterinnen<br />

nur gelegentlich mit. „Manchmal trifft<br />

man sich in der Stadt.“ #<br />

Sleep-In für<br />

Mädchen und junge Frauen<br />

Dahlweg 72<br />

Täglich von 18 - 10 Uhr<br />

Bürozeiten: Mo-Fr 9-11 Uhr<br />

Tel.: 0251-531145<br />

5


6<br />

Text: Gerrit Hoekman und Katha Boßhammer<br />

Holländische Koffieshops:<br />

Kurzer Weg ins Paradies<br />

Langhaarige Hippies hocken im Lotussitz<br />

auf weichen Kissen um eine<br />

Wasserpfeife und philosophieren<br />

über Unsinn. Riesige Qualmwolken<br />

wabern durch die Kaschemme, im<br />

Hintergrund jammt Kifferlegende<br />

Bob Marley. Ein süßlicher Geruch<br />

liegt in der Luft. Man trinkt Tee, redet<br />

langsam und verträgt vor allen<br />

Dingen keinen Stress. Dieses Bild von<br />

einem Koffieshop in den drogenliberalen<br />

Niederlanden haben wohl viele<br />

Deutsche im Kopf, die mit Cannabis<br />

so viel zu tun haben wie Königin Beatrix<br />

mit dem Amsterdamer Rotlichtviertel.<br />

Katha Boßhammer und Gerrit<br />

Hoekman wollten es genau wissen<br />

und sind nach Enschede gefahren.<br />

Großes draußen!-Ehrenwort: Sie haben<br />

wirklich nur Kaffee getrunken.<br />

Der Weg ins Kiffer-Paradies ist<br />

kurz, rund 60 Kilometer nur. Jede Woche<br />

nehmen etliche deutsche Drogentouristen<br />

diesen Weg. Wie viele genau,<br />

weiß niemand, auch das Hauptzollamt<br />

in Münster nicht. „Darüber gibt es keine<br />

Statistik“, hat uns der Pressesprecher<br />

gesagt. Gleich hinter Gronau überqueren<br />

wir die Grenze. Keine zweihundert<br />

Meter später lockt der erste Drogentempel.<br />

„The Grasshopper“ ist<br />

leicht zu erkennen an der großen, aufgemalten<br />

Cannabis-Pflanze an der<br />

Hauswand und der riesigen Heuschrekke<br />

mit Wasserpfeife und Zylinder. Wir<br />

lassen die Kifferhöhle links liegen und<br />

fahren weiter in die Innenstadt von<br />

Enschede. Hier gibt es auf engstem<br />

Raum acht Koffieshops. Wir besuchen<br />

einen, der mitten in der Fußgängerzone<br />

liegt, an einer belebten Ecke,<br />

genau gegenüber von einem großen<br />

Supermarkt.<br />

Von außen sieht der Laden aus<br />

wie ein gewöhnliches Kaffeehaus. Bei<br />

schönem Wetter können die Gäste<br />

draußen sitzen, das sagen uns die<br />

Korbmöbel, die adrett gestapelt neben<br />

dem Eingang unterm Baldachin stehen.<br />

Keine Wasserpfeifen, keine dauergrinsenden<br />

Rastafari und kein süßlicher<br />

Geruch. An der Theke hockt ein<br />

Kunde und liest Zeitung. Ein Älterer um<br />

die Sechzig mit schlohweißem Haar<br />

sitzt an einem Tisch und starrt Löcher<br />

in die Luft. Jungsche Typen im noblen<br />

Zwirn spielen Billard. Zwei blonde<br />

Meisjes unterhalten sich bei einer Tasse<br />

Kaffee über dies und das. An der apricotfarbenen<br />

Wand hängt ein James-<br />

Dean-Plakat. Boulevard of Broken<br />

Dreams. „Wir schreiben einen Artikel<br />

über Koffieshops“, stellen wir uns an<br />

der Theke artig vor. Der Mitarbeiter ist<br />

misstrauisch: „Wir reden nicht mehr<br />

mit der Presse“, sagt er. Die holländische<br />

Drogenpolitik ist unter Druck geraten,<br />

die Nachbarn, besonders Frankreich<br />

und Deutschland, machen der<br />

niederländischen Regierung die Hölle<br />

heiß, wollen, dass die ihre laxe Einstellung<br />

gegenüber Haschisch und Marihuana<br />

ändert. Das Grollen in der<br />

Europäischen Union zeigt Wirkung: Bei<br />

den Politikern in Den Haag schwindet<br />

die Lobby für eine liberale Drogenpolitik,<br />

die Gemeinden, besonders an<br />

der Grenze zu Deutschland und Belgien,<br />

entziehen immer mehr Koffieshops<br />

die Konzession.<br />

In Enschede hat die Stadtverwaltung<br />

in den letzten Jahren rund die<br />

Hälfte der Koffieshops dicht gemacht,<br />

in Maastricht, Venlo, Groningen und<br />

Arnhem sieht es nicht anders aus.<br />

Schuld daran sind nach offizieller Lesart<br />

auch die deutschen Kiffer, die in<br />

Scharen in die Niederlande kommen,<br />

um sich dort mit Gras und Dope einzudecken<br />

- und in den Städten angeblich<br />

eine Menge Probleme verursachen.<br />

„Ständig fahren Autos vorbei, halten<br />

an, lassen das Radio laut laufen und<br />

sorgen dafür, dass die Anwohner keine<br />

Parkplätze mehr finden“, ist der Chef<br />

der christdemokratischen CDA im Stadtparlament<br />

von Enschede, Patrick Welman,<br />

genervt. „Es kommt außerdem<br />

vor, das die ‚Touristen' das Gekaufte<br />

sofort auf der Straße konsumieren. Sogar<br />

in Gegenwart von Kindern.“ Seine<br />

Kollegin Mariska van Heijster, die Fraktionsvorsitzende<br />

der Ökopartei Groen-<br />

Links, sieht das ähnlich: „Das führt zu<br />

einer Belästigung in den Wohnvierteln.<br />

Das Problem ist aber nach der Schliessung<br />

deutlich zurückgegangen.“ Wie<br />

viele Deutsche eigentlich genau nach<br />

Enschede der weichen Drogen wegen<br />

kommen, wissen beide nicht. „Aber es<br />

sind ganz sicher zu viele“, sagt Welman.<br />

Die Thekenkraft im Koffieshop ist<br />

inzwischen nach hinten gegangen und<br />

hat den Chef geholt. Der 30-jährige Johan<br />

ist weniger pressescheu als sein<br />

Mitarbeiter und lotst uns an einen Tisch<br />

in der Ecke. „Ich habe keine Ahnung,<br />

wie viele Deutsche bei uns kaufen“,<br />

sagt er. Ganz klar, das ist geflunkert,<br />

denn neben Niederländisch ist Deutsch<br />

hier sozusagen die zweite Amtssprache<br />

. Aber Johan will wohl kein weiteres Öl<br />

ins Feuer gießen. Die leidige Diskussion<br />

um die deutschen Drogentouristen<br />

könnte am Ende auch seine Existenz<br />

bedrohen. Sein Koffieshop gehört zu<br />

den ältesten in Enschede, ein Familienunternehmen,<br />

das er von seinem


Vater geerbt hat.<br />

Johan betreibt den Verkauf weicher<br />

Drogen als Geschäft, er ist Kaufmann<br />

und könnte ebenso gut Uhren,<br />

Käse oder Vlaamse Frites feil bieten.<br />

„Ich selbst kiffe gar nicht“, sagt er, „ich<br />

trinke lieber Bier.“ Dazu muss er aber<br />

sein Café verlassen, denn in Koffieshops<br />

ist der Ausschank von Alkohol verboten.<br />

Das ganze Gerede über die deutschen<br />

Drogentouristen hält er für übertrieben.<br />

Früher, als es drei Läden nebeneinander<br />

in einer Gasse gegeben<br />

habe, ja, da habe es hin und wieder<br />

Probleme gegeben: „Da haben welche<br />

schon mal gegen Hauswände gepinkelt“,<br />

erinnert er sich. Aber das sei lange<br />

her. Johan hat andere Sorgen. „Unser<br />

Status ist sehr unsicher.“ Das liegt<br />

am so genannten „Opiumwet“ von<br />

1928, auf dessen Basis in den Niederlanden<br />

der Verkauf und Besitz von weichen<br />

Drogen für den Eigenbedarf seit<br />

1976 geduldet wird. Gedoogd, wie die<br />

Holländer es nennen. Das führt zu<br />

manchen Merkwürdigkeiten, über die<br />

die Verfechter der harten Linie in<br />

Frankreich und Deutschland nur den<br />

Kopf schütteln. „Jedes mal, wenn ich<br />

meinen Vorrat aufstocken will, mache<br />

ich mich eigentlich strafbar“, erklärt<br />

Johan. Der Handel mit Haschisch und<br />

Marihuana ist nämlich paradoxerweise<br />

verboten, ebenso der Anbau. Die meisten<br />

soft-drugs, die er verkauft, kommen<br />

aus den Niederlanden selbst, gezogen<br />

in modernen Gewächshäusern.<br />

Es vergeht kaum ein Tag, an dem die<br />

Polizei nicht irgendwo zwischen Leeuwarden<br />

im hohen Norden und Eindhoven<br />

im tiefen Süden eine Hanfplantage<br />

auffliegen lässt. Den Betreibern<br />

drohen drastische Strafen.<br />

Johan trifft seinen Händler fast<br />

täglich, denn laut Opiumwet darf er nur<br />

500 Gramm auf Vorrat in seinem Koffieshop<br />

lagern. Das reicht mal gerade<br />

für hundert Kunden, wenn jeder die<br />

erlaubte Höchstmenge von fünf Gramm<br />

kauft. Er hält sich penibel an die strengen<br />

Gesetze, auch bei den Deutschen.<br />

„Sonst bekomme ich Ärger.“ Den Drogentouristen<br />

aus dem Nachbarland<br />

reicht die Menge oft nicht. Damit sich<br />

die für manche weite Anreise lohnt,<br />

hoppen sie von Koffieshop zu Koffieshop<br />

und kaufen überall fünf Gramm.<br />

„Ich sehe den Kunden nicht an, ob sie<br />

schon irgendwo anders waren“, sagt<br />

Johan. Auch um das Mindestalter von<br />

18 Jahren versuchen sich Jugendliche<br />

herumzumogeln. Sie tauschen die Ausweise<br />

oder schicken einen vor, der<br />

volljährig ist. „Deshalb habe ich das<br />

Alter freiwillig auf 19 Jahre hochgesetzt“,<br />

erzählt Johan. „Ich glaube, es<br />

gibt nicht so viele 19-Jährige, die<br />

Freunde unter 18 haben.“<br />

Unterdessen, es ist gegen halb<br />

eins, betritt ein Mittdreißiger den Laden.<br />

Blank gewienerte schwarze Schuhe,<br />

graues Jacket, Nickelbrille, Aktentasche.<br />

Ein wenig sieht er aus wie<br />

Johnny Depp in Sleepy Hollow. Er geht<br />

zu dem Tisch, auf dem in einer Plastikschüssel<br />

etwa zwanzig vorgebaute<br />

Joints liegen. Ein besonderer Service für<br />

Kunden, die es eilig haben. Neben der<br />

Schüssel warten kleine Plastiktütchen<br />

mit Gras und Haschisch auf Abnehmer.<br />

Johnny Depp ist Selbstbauer. Er setzt<br />

sich an unseren Nachbartisch, nimmt<br />

eine Zigarette aus dem Sakko, krümmelt<br />

den Tabak aufs Blättchen und<br />

streut ein wenig Marihuana drüber. Er<br />

reißt ein Stück Pappe von der Kippenschachtel,<br />

formt es zu einer kleinen<br />

Rolle, fertig ist der Filter. Vorsichtig<br />

dreht er das Ganze zusammen und<br />

zündet es genüsslich an. Nach zehn Minuten<br />

ist die Mittagspause vorbei und<br />

Johnny verlässt den Koffieshop mit<br />

winzig kleinen Augen. „Zu uns kommen<br />

alle Schichten der Gesellschaft: Banker,<br />

Ingenieure, Ärzte“, plaudert Johan aus<br />

dem Nähkästchen. Nicht jeder von ihnen<br />

mag bei seinem Hobby beobachtet<br />

werden, deshalb schützen Jalousien<br />

den Koffieshop vor neugierigen Blicken<br />

der Passanten. Privacy wird in den Niederlanden<br />

auch unter Kiffern groß geschrieben.<br />

Eine halbe Million Euro Abgaben<br />

zahlt Johan jedes Jahr an den Staat, das<br />

ist die Hälfte seiner Einnahmen. Obwohl<br />

es kein Steuergesetz dafür gibt.<br />

„Dann würde der Staat die Koffieshops<br />

legalisieren“, erklärt Johan. Eine Studie<br />

über die Wirtschaftskraft der Koffieshops<br />

habe für Amsterdam ergeben,<br />

dass die aus aller Welt wegen der weichen<br />

Drogen in die niederländische<br />

Hauptstadt Reisenden dort 600 Millionen<br />

Euro ausgeben - für Hotels, in<br />

Restaurants, in Museen. „Wenn sie die<br />

Koffieshops schließen würden, wäre<br />

das Ende von Amsterdam gekommen“,<br />

glaubt Johan. Manche Politiker sehen<br />

das anders. Patrick Welman, der Fraktionschef<br />

der Christdemokraten in Enschede<br />

zum Beispiel. „Meiner Erfahrung<br />

nach sind es oft jüngere Leute, die<br />

nicht über viel Geld verfügen. Sie kaufen<br />

Drogen, konsumieren sie und fahren<br />

wieder nach Deutschland.“<br />

Den Drogentouristen ist es<br />

7


8<br />

offenbar egal, wie viele Koffieshops in<br />

Enschede geöffnet haben. „Wir haben<br />

nicht festgestellt, dass weniger Deutsche<br />

nach Holland fahren“, sagt der<br />

Pressesprecher des Zollamts in Münster.<br />

16 Kollegen stark ist das mobile Einsatzkommando,<br />

das an der Grenze, die<br />

seit dem Schengener Abkommen keine<br />

mehr ist, Patrouille fährt. Noch mal<br />

dieselbe Zahl Beamter liegt bis weit ins<br />

Hinterland auf der Lauer. Wer dem<br />

deutschen Zoll ins Netz geht und nur<br />

fünf Gramm dabei hat, kommt meistens<br />

mit einer Verwarnung davon. „Wir<br />

nehmen die Personalien auf, dann<br />

können die Leute weiterfahren.“ Nur<br />

die Drogen müssen sie abgeben. Ob es<br />

zu einer Strafverfolgung kommt, hängt<br />

dann vom Staatsanwalt ab; in Nordrhein-Westfalen<br />

wird das Verfahren bei<br />

Mengen, die zum Eigengebrauch dienen,<br />

meistens eingestellt. Wer jedoch<br />

in mehreren Koffieshops gekauft hat,<br />

muss mit empfindlichen Strafen rech-<br />

nen.<br />

Johan bezweifelt, ob es gut ist,<br />

Koffieshops zu schließen. „In Venlo gibt<br />

es nur noch zwei Geschäfte, aber seitdem<br />

400 Straßendealer. Darunter leidet<br />

die Qualität der Ware und die <strong>Preis</strong>e<br />

steigen“, sagt er. Schlimmer noch: Die<br />

illegalen Verkäufer handeln anders als<br />

die Koffieshops auch mit Heroin und<br />

Kokain. Die Trennung zwischen harten<br />

und weichen Drogen, der Grund also,<br />

warum Koffieshops in den Niederlanden<br />

geduldet sind, ist damit hinfällig.<br />

Das gibt auch der Grünen Mariska van<br />

Heijster in Enschede zu Denken: „Es<br />

müssen genügend überbleiben für die<br />

Nachfrage, die offenbar besteht. Sonst<br />

kommt es zu mehr illegalem Handel mit<br />

allen seinen negativen Begleiterscheinungen.“<br />

Johan hat nur Qualitätsware im Angebot:<br />

White Widow, Superskunk und<br />

Nederwiet, das Gramm zwischen fünf<br />

und zehn Euro. Allerdings ist Vorsicht<br />

geboten, die Entwicklung ist auch in<br />

der Cannabis-Landwirtschaft nicht stehen<br />

geblieben. Die Wirkung der weichen<br />

Drogen hat enorm zugenommen;<br />

das Gras, das Alt-68er zu Studentenzeiten<br />

in der fidelen Landkommune<br />

geraucht haben, verhält sich zum Hightech-Kraut<br />

von heute wie die Flippers<br />

zu Motörhead.<br />

Keine Frage: Der Streit ums Opiumwet<br />

wird weitergehen. In den Niederlanden<br />

und bei den Nachbarn. Inzwischen<br />

droht Johans Geschäft zusätzlich Gefahr<br />

von ganz unerwarteter Seite. Der neue<br />

Gesundheitsminister Ab Kling will im<br />

Sinne der Europäischen Union das Rauchen<br />

in Kneipen und Cafés verbieten<br />

und dazu zählt er auch die Koffieshops.<br />

Ein Beweis dafür, dass nicht nur die<br />

liberale Drogenpolitik sondern auch der<br />

Nichtraucher-Schutz seltsame Blüten<br />

treibt. #


Text: St. Ursula-Gymnasium<br />

Straßenkids:<br />

Betteln oder auf den Strich<br />

Rund 860.000 <strong>Obdachlose</strong> gibt es in<br />

Deutschland. Viele leben von Sozialhilfe,<br />

einige verkaufen Straßenzeitungen<br />

wie die draußen! und<br />

dann gibt es noch jene, die in der<br />

Stadt sitzen und betteln. Wie es sich<br />

anfühlt, andere um einen Euro oder<br />

zwei anzuhauen, haben Pennäler aus<br />

dem Sauerland selbst ausprobiert.<br />

Herausgekommen ist eine lebendige<br />

Sozialstudie, von der sich dröge Wissenschaftler<br />

locker eine Scheibe abschneiden<br />

können. Die ~ stellt<br />

Ihnen die Ergebnisse in dieser und<br />

den nächsten Ausgaben in leicht gekürzter<br />

Form vor. Dem Alter der Gymnasiasten<br />

entsprechend, beschäftigt<br />

sich der erste Teil mit der Situation<br />

von Straßenkindern in der Bundesrepublik.<br />

„Bin 18 und arbeitslos“ steht auf<br />

dem Schild des jungen Mannes, der in<br />

der Fußgängerzone am Straßenrand<br />

kauert. „Habe Hunger“ signalisiert eine<br />

verhärmte junge Frau auf einem Zettel<br />

vor einem Kaufhauseingang. Dieses<br />

sonst eher aus Großstädten bekannte<br />

Bild bot sich den Bürgern in der nordrhein-westfälischen<br />

Provinz, in Attendorn<br />

und Gummersbach. Es war Teil des<br />

Experiments „Bettelarm“, das einige<br />

Oberstufenschüler des Attendorner<br />

St.Ursula-Gymnasiums im Fach Sozialwissenschaften<br />

durchführten. Ihre Fragestellung<br />

einerseits: Wie reagieren die<br />

Passanten? Wie ist es um ihre Spendenbereitschaft<br />

bestellt? Und andererseits:<br />

Was empfindet man selbst in der Position<br />

des Almosenempfängers? Eine<br />

Sondergruppe der <strong>Obdachlose</strong>n sind die<br />

Straßenkinder. Offiziell tauchen sie in<br />

keiner Statistik auf, da sie in der Regel<br />

formal der Wohnadresse ihrer Herkunftsfamilie<br />

zugerechnet werden.<br />

Zudem verbindet man mit dem Ausdruck<br />

Straßenkinder eher Minderjährige<br />

in Dritte-Welt-Ländern, in Afrika oder<br />

Südamerika, als solche in Deutschland.<br />

Gleichwohl sind sie natürlich auch bei<br />

uns anzutreffen. Wie für alles gibt es<br />

auch für den Begriff Straßenkinder eine<br />

juristische Definition. Es handelt sich<br />

dabei um Minderjährige, die sich ohne<br />

Erlaubnis oder Vormund für einen nicht<br />

absehbaren Zeitraum abseits ihres gemeldeten<br />

Wohnsitzes aufhalten, also<br />

praktisch obdachlos sind. Zu dieser<br />

Gruppe werden freilich nicht diejenigen<br />

Jugendlichen gezählt, die zwar zu Hause<br />

schlafen, aber sonst nicht zu Hause<br />

sind. Man argumentiert, dass bei dieser<br />

Gruppe wenigstens (noch) kein räumlicher<br />

Bruch zur Herkunftsfamilie eingetreten<br />

sei, was sonst bei Straßenkindern<br />

der Fall sei. Zu der definierten<br />

Gruppe gehören auch nicht die so genannten<br />

„Kurzausreißer“, die weniger<br />

als zwei Wochen von zu Hause verschwinden.<br />

Durchschnittlich leben in<br />

Deutschland 1.500 bis 2.500 Minderjährige<br />

als Straßenkinder in Obdachlosigkeit.<br />

Die jüngsten sind acht Jahre<br />

alt, die meisten jedoch über 13. Der<br />

Großteil stammt aus Deutschland<br />

selbst, über den Anteil der ausländischen<br />

Straßenkinder ist wenig bekannt.<br />

Sie kommen aus allen gesellschaftlichen<br />

Schichten. Die meisten stammen<br />

aus ländlichen Gebieten und suchen in<br />

den Großstädten die Anonymität und<br />

den Schutz vor Entdeckung. Hierbei<br />

fungiert Berlin als wichtigster Treffpunkt;<br />

fast jedes Straßenkind pilgert<br />

sozusagen einmal in seinem Dasein<br />

nach Berlin. Im Winter trampen viele<br />

Straßenkinder außerdem nach Spanien<br />

und Portugal.<br />

In diesem Zusammenhang stellt<br />

sich die Frage, wie in einer Wohlstandsnation<br />

wie Deutschland die relativ<br />

hohe Zahl an Straßenkindern überhaupt<br />

zu erklären ist. Bei Interviews<br />

mit Betroffenen fand man heraus, dass<br />

Vernachlässigung, Beziehungslosigkeit<br />

und Misshandlung die Hauptgründe für<br />

die Flucht auf die Straße sind. Mit Misshandlungen<br />

haben ein Viertel der Befragten<br />

Erfahrungen gemacht, ein Drittel<br />

fühlte sich in ihrer Familie nicht ge-<br />

borgen, dazu kommt, dass ein Großteil<br />

der Eltern von Straßenkindern Alkoholprobleme<br />

hat. Eine besondere Rolle<br />

spielen Scheidungskinder und Kinder<br />

von Alleinerziehenden. Im Vergleich mit<br />

intakten Familien leben doppelt so viele<br />

Kinder und Jugendliche aus dieser<br />

Gruppe in Deutschland auf der Straße.<br />

Anders als oft angenommen ist die Instanz<br />

Schule kein ausschlaggebender<br />

Grund für den Gang auf die Straße.<br />

Einige Kinder und Jugendliche besuchen<br />

sogar trotz ihrer besonderen Lebensumstände<br />

weiterhin eine Schule.<br />

Zusammenfassend kann man also festhalten,<br />

dass Beziehungslosigkeit, Vertrauensmangel,<br />

Vernachlässigung und<br />

Misshandlungen die Kinder auf die<br />

Straße getrieben haben.<br />

Auch wenn die Betroffenen ihre<br />

Situation gelegentlich romantisieren<br />

und von Freiheit und Unabhängigkeit<br />

schwärmen, stellt sich ihr Alltag, nüchtern<br />

betrachtet, meist wenig erfreulich<br />

dar. Deutlich gesagt: Straßenkinder leben<br />

meist von Betteln, Prostitution und<br />

Diebstählen. „Im Zentrum steht die Sicherung<br />

des Überlebens“, sagt der Verein<br />

„Offroadkids“. So haben sich zum<br />

Beispiel in den deutschen Groß- und<br />

Mittelstädten aus dem Straßenkindermilieu<br />

richtige Stricherszenen herausgebildet.<br />

Die Jungen, die dadurch ihr<br />

Geld verdienen, zeichnen sich vor allem<br />

durch ordentliche und teure Kleidung<br />

aus, wodurch sie sich von den anderen<br />

Straßenkindern unterscheiden. In der<br />

Stricherszene ist bekannt, dass angenehmes<br />

Auftreten und Aussehen Marktvorteile<br />

bringt; und so verdient ein<br />

Stricher je nach Aussehen und Alter 25<br />

bis 100 Euro täglich. Die Dienstleistungen<br />

der Jungen umfassen dabei das<br />

gesamte Spektrum der Möglichkeiten,<br />

vom Posieren für Foto- und Filmaufnahmen<br />

mit ihrem Freier bis zu verschiedenartigsten<br />

sexuellen Kontakten.<br />

Im Gegensatz zu den Mädchen treten<br />

die Jungen auch oft in der Öffentlichkeit<br />

mit ihrem Freier auf, als Vater und<br />

9


10<br />

Sohn. Mädchen aus dem Prostitutionsmilieu<br />

suchen sich meistens nach kurzer<br />

Zeit einen Freund, der sich dann<br />

häufig als Zuhälter entpuppt (oder dazu<br />

wird). Straßenkinder, die den anderen<br />

Weg wählen, nämlich sich mit Diebstählen<br />

durchzuschlagen, leben stärker<br />

als ihre sich prostituierenden Kumpel in<br />

der Gefahr, entdeckt zu werden.<br />

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Feldversuch: Gymnasiasten wollen selbst erfahren wie Betteln ist<br />

Besonders problematisch ist die<br />

Situation für drogenabhängige Strassenkinder.<br />

Um an Drogen zu kommen,<br />

verdingen sie sich häufig bei Hehlern<br />

als Boten und Kuriere. Die meisten<br />

Strassenkinder rauchen Haschisch,<br />

harte Drogen gefährden besonders<br />

Langzeitstraßenkinder. Strichjungen<br />

verdrängen beim<br />

Haschrauchen das Erlebte,<br />

andere wollen einfach<br />

nur den Alltag vergessen<br />

und glücklich<br />

sein. Die meisten Strassenkinder<br />

versuchen sich<br />

möglichst lange von harten<br />

Drogen fernzuhalten.<br />

Doch aufgrund der Gefahr,<br />

dass sie auf der<br />

Straße unentwegt auf<br />

Drogenabhängige treffen,<br />

geraten sie unausweichlich<br />

an harte<br />

Drogen. Manche Langzeitstraßenkinderverzweifeln<br />

immer mehr an<br />

ihrer Situation und betäuben<br />

ihren Kummer<br />

mit Speed, Heroin oder<br />

Kokain.<br />

Der Tagesablauf ist<br />

jedoch bei jedem Strassenkind<br />

gleich. Vom frühen<br />

Nachmittag an bis<br />

spät in die Nacht gehen<br />

sie ihren „Erwerbstätigkeiten“<br />

in der jeweiligen<br />

Szene nach. Bettelnde<br />

Straßenkinder verstecken<br />

sich im Winter schon nachmittags.<br />

Übernachtungsmöglichkeiten für<br />

Straßenkinder gibt es viele. Sie schlafen<br />

unter freiem Himmel, in Parks, unter<br />

Brücken, in Hauseingängen,<br />

Bauwagen, leer stehenden Häusern<br />

oder bei ihren Freiern. Wie man in<br />

Befragungen herausgefunden hat,<br />

streben Straßenkinder, obwohl sie sich<br />

meist anti-bürgerlich geben, erstaunlicherweise<br />

ein fast schon spießig<br />

zu nennendes Lebensidyll an. Sie wünschen<br />

sich geordnete Lebensverhältnisse,<br />

die sie zu Hause offenbar nie<br />

gekannt haben. Sie suchen Geborgenheit,<br />

die sie daheim nie erfahren haben.<br />

Umso stärker ist der Wunsch nach<br />

einer heilen Familie, mit Partner und<br />

Kind, dabei wünschen sich die Strassenkinder<br />

jedoch nie in ihre Herkunftsfamilien<br />

zurück. Der Wunsch nach<br />

Selbstständigkeit ist bei den über 16-<br />

Jährigen stark ausgeprägt. Bei den<br />

Jüngeren ist die Sehnsucht nach Geborgenheit<br />

wichtiger. Sie suchen Bezugspersonen<br />

und Zuneigung, permanente<br />

Ansprechpartner und Perspektiven.<br />

Die meisten hoffen auf eine Arbeit,<br />

eine Wohnung, einen Schulabschluss<br />

und eine Berufsausbildung.<br />

„Sie wollen 'drogenfrei' werden, keine<br />

'erniedrigenden' Arbeiten mehr verrichten<br />

müssen und unabhängig vom<br />

Sozialamt werden“, schrieb die<br />

Frankfurter Allgemeine Zeitung schon<br />

1996. #


Text: Katha Boßhammer<br />

Phobien:<br />

Pfui, Spinne!<br />

Angst zu haben vor etwas ist völlig<br />

normal. Jeder Mensch fürchtet sich<br />

vor irgendwelchen Situationen, Orten,<br />

Personen oder auch Tieren.<br />

Eigentlich ist das auch nicht<br />

schlimm, im Gegenteil: Angst ist ein<br />

sinnvoller Schutzmechanismus, denn<br />

es gibt uns in Gefahrensituationen<br />

vor, wie wir uns zu verhalten haben<br />

- steht zum Beispiel ein bissiger<br />

Schäferhund vor uns und fletscht die<br />

Zähne, gehen wir für gewöhnlich<br />

nicht auf ihn zu und versuchen, ihn<br />

zu streicheln. Wenn diese Angst aber<br />

plötzlich Überhand nimmt und auftaucht,<br />

wenn gar keine Gefahr besteht,<br />

dient das nicht mehr dem gesunden<br />

Selbstschutz und die Psychologen<br />

sprechen dann von einer<br />

Phobie. Katha Boßhammer über panische<br />

Angst vor völlig harmlosen<br />

Dingen.<br />

Neulich hatte ich ein furchtbares<br />

Erlebnis: Ausgeschlafen und gut gelaunt<br />

ging ich ins Bad, um erst mal zu duschen.<br />

Pfeifend schlenderte ich um die<br />

Ecke und sah plötzlich etwas Großes,<br />

Dunkles aus der Toilettentür rennen:<br />

Eine riesige Spinne. Wie erstarrt blieb<br />

ich stehen, ebenso das Monster, das<br />

mir mit seinen vielen Beinchen entgegen<br />

gewuselt war. Ich fing an zu<br />

schwitzen, mein Herz klopfte dreimal so<br />

schnell wie gewohnt, mir wurde erst<br />

eiskalt und dann brandheiß. Ich musste<br />

dieses Ungeheuer da entfernen. Aber<br />

ich konnte mich nicht bewegen, aus<br />

Angst, dass sich auch die Spinne dann<br />

bewegt und womöglich auf mich zu<br />

läuft und an mir hoch krabbelt. So<br />

standen wir uns eine geraume Zeit<br />

gegenüber, bis ich irgendwann beschloss,<br />

etwas zu holen, womit ich<br />

meinen Feind töten konnte. Der hatte<br />

mich aber anscheinend durchschaut<br />

und lief los. Panisch schreiend stürmte<br />

auch ich los, holte das nächstbeste<br />

Buch, das ich finden konnte, warf es<br />

Richtung Monster - daneben. Ich holte<br />

ein weiteres Buch, warf wieder - end-<br />

Mieze des Monats<br />

In großer Not sind die Mäusefänger<br />

Tigerkater, Mamakatze, Glücksmieze,<br />

Tobekater und 5 weitere Kumpanen<br />

durch Umzug ihrer Besitzer -<br />

suchen doch die meisten Menschen<br />

verschmuste Katzenwelpen und<br />

nicht reine Hofkatzen. Dabei sind<br />

diese neun ganz tolle Typen: Tigerkater,<br />

Mamakatze und die dreifarbige<br />

Glücksmieze mögen es, mal<br />

zwischendurch tüchtig gekrault zu<br />

werden, die 3 Tobekater dagegen<br />

sind mächtig auf zack und bieten<br />

einem ein tolles Unterhaltungsprogramm,<br />

wenn man sie beim Spielen<br />

beobachtet. Der Rest der Bande ist<br />

eher zurückhaltend und freut sich<br />

über ein gefülltes Näpfchen und<br />

einen Unterschlupf zum Schlafen -<br />

als gute Mäusefänger revanchieren<br />

sie sich bestimmt! Alle Miezen sind<br />

selbstverständlich kastriert und<br />

lich, getroffen. Mittlerweile dachte ich,<br />

ich werde jeden Moment ohnmächtig.<br />

Ich zitterte noch immer, mein Herz raste<br />

und mir war schwindelig. Ins Bad<br />

traute ich mich erst wieder, nachdem<br />

meine Mutter den großen, dunklen<br />

Fleck von den Fliesen entfernt hatte.<br />

Für manche mag das nach einer<br />

albernen Fernsehkomödie klingen. „Du<br />

putzmunter. Wer hat eine ländliche<br />

Stelle, auf der ein paar dieser Miezen<br />

ein sorgenfreies Katzenleben<br />

führen dürfen?<br />

Katzenhilfe Münster e.V.<br />

Tel. 8469 757 oder e-mail:<br />

info@katzenhilfe-muenster.de<br />

www.katzenhilfe-muenster.de<br />

11


12<br />

bist bekloppt“, sagte mir jemand, als<br />

ich ihm meine Horrorgeschichte erzählte.<br />

Viele aber können es nur zu gut verstehen.<br />

„Arachnophobie“ nennt man<br />

diese panische Angst vor Spinnen. Sie<br />

gehört zu den spezifischen Phobien,<br />

genauer gesagt zum Tier-Typus, und ist<br />

die häufigste dieser Art, zusammen mit<br />

der Schlangenphobie. Die Betroffenen<br />

bekommen oft schon Panik, wenn sie<br />

nur ein Bild von dem Tier sehen, und<br />

wenn sie auf eines treffen, ist es für sie<br />

eine so heftige Stresssituation, dass sie<br />

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Konzertkirche<br />

statt<br />

Musikhalle<br />

Unabhängige Wählergemeinschaft für Münster<br />

nicht selten denken, sie sterben vor<br />

Angst. Wie viele Menschen genau unter<br />

solchen Ängsten leiden, kann man<br />

nicht sagen, denn nur die wenigsten<br />

lassen sich psychiatrisch behandeln.<br />

„Man sollte einen Fachmann aufsuchen,<br />

wenn das Problem so groß ist,<br />

dass man zum Beispiel im Sommer<br />

nicht mehr zur Toilette gehen kann,<br />

weil in der Ecke eine Spinne sitzen<br />

könnte“, erklärt der <strong>Münsteraner</strong> Psychologe<br />

Reinhard Ehrlich.<br />

Die Liste der Phobien ist lang,<br />

etwa 600 verschiedene gibt es, man<br />

kann vor fast allem eine krankhafte<br />

Angst entwikkeln. Erklärungen dafür<br />

gibt es verschiedene. „Ich denke, der<br />

Grund für eine Phobie ist die klassische<br />

Konditionierung“, meint Reinhard Ehrlich.<br />

Ein Beispiel dafür: Ein Blitz schlägt<br />

ins Haus ein - ganz klar eine Situation,<br />

in der man Angst bekommt. Wenn man<br />

nun aber unmittelbar vor dem Blitzeinschlag<br />

eine Spinne gesehen hat, vor der<br />

man ursprünglich keine Angst hatte, ist<br />

es möglich, dass diese später als sogenannter<br />

konditionierter Reiz ebenfalls<br />

Angst auslöst, denn man verbindet sie<br />

mit dem darauffolgenden, schlimmen<br />

Erlebnis. Natürlich kann eine Phobie<br />

auch erlernt sein. Hat zum Beispiel die<br />

Mutter eines Kleinkinds Angst vor Spinnen,<br />

wird vermutlich auch das Kind<br />

diese Angst entwickeln, weil die Mutter<br />

sein Vorbild ist.<br />

Eine andere Erklärung: Da sowohl<br />

Spinne als auch Schlange stark<br />

vom menschlichen Erscheinungsbild<br />

abweichen, sind sie den Menschen<br />

suspekt und machen ihnen Angst. Die<br />

Spinne hat zu viele Beine, die Schlange<br />

gar keine. Das erklärt möglicherweise<br />

die etwas ungewöhnlichere Angst der<br />

20-jährigen Bianca: „Wovor ich richtig<br />

Angst habe, sind Maikäfer“, erzählt sie,<br />

„Grässliche Riesenkäfer mit braunem<br />

Flügelpanzer.“ Allerdings sind die<br />

Merkmale die gleichen, wie die der<br />

Spinnenphobie: „Maikäfer zwingen<br />

mich dazu, mich nach der Dämmerung<br />

in der Wohnung einzuschließen, weil<br />

sie wie besessen vor der Haustürlampe<br />

herumschwirren“, sagt Bianca, „und<br />

wenn sie mir doch zu nahe kommen,<br />

habe ich das Gefühl, mein Verstand<br />

setzt für einen Moment aus und nur<br />

noch der Fluchtinstinkt ist aktiv.“ Die<br />

betroffene Person versucht immer das<br />

zu vermeiden, was ihr Angst bereitet.<br />

Obwohl sie im Prinzip weiß, dass es<br />

ungefährlich ist.<br />

„Die subjektive Leidensqualität<br />

des Betroffenen ist entscheidend“,<br />

meint Reinhard Ehrlich. So lassen sich<br />

die meisten Phobiker erst dann behandeln,<br />

wenn die Angst den Alltag stark<br />

beeinflusst. Dann hilft eine „symptomorientierte<br />

Verhaltenstherapie“. Schritt<br />

für Schritt gewöhnt man sich an das<br />

Tier: Erst nur im Gedanken, später mit<br />

Hilfe von Fotos, dann in der Realität,<br />

am Anfang nur von weitem, dann aus<br />

der Nähe, ganz zum Schluss kann sogar<br />

eine Vogelspinne problemlos auf der<br />

Hand sitzen. „Die Erfolgsquote liegt bei<br />

mindestens 70%“, weiß Ehrlich.<br />

Wenn Sie also demnächst mal<br />

wieder gemütlich im Wohnzimmer sitzen<br />

und sich plötzlich einbilden, dass<br />

das, was sich da in der Ecke bewegt<br />

hat, ganz sicher eine Spinne ist und in<br />

Panik verfallen, denken Sie nicht, Sie<br />

sind verrückt - auch wenn es nur ein<br />

heruntergefallener Papierschnipsel<br />

war. Das geht wirklich nicht nur Ihnen<br />

so. Zwar heißt es, dass es mehr Frauen<br />

als Männer sind, aber wir alle wissen<br />

schließlich: Die meisten Männer würden<br />

wohl erst zugeben, dass sie Angst<br />

vor einem harmlosen Krabbeltier haben,<br />

wenn Weihnachten und Ostern<br />

auf einen Tag fallen. #


Gedicht und Kollage: Eduard Lüning<br />

Quo Vadis<br />

Tausend Wege frei vor sich,<br />

die da warten, so drängend, so klar,<br />

satt und fett,<br />

den Füßen ganz nah'.<br />

Und doch so fern, ach so weit weg,<br />

verheißt doch das scheinbare Glück,<br />

verteilt auf so weiter Flur,<br />

die Sehnsucht nur,<br />

nach Träumerei und Illusion.<br />

Lauter Luxus, Riesenreize, kunterbunte<br />

- quälend große Pein!<br />

Wie nur sich entscheiden,<br />

im verhexten Labyrinth,<br />

der süß-sauren Qual der Wahl?<br />

Himmel und Hölle!<br />

Wie fang ich, wo fang ich, was nur<br />

wann an,<br />

Tür und Tor so weit auf,<br />

sperrangelweit auf!<br />

Wohin nur mit mir?<br />

Schnurgeradeaus, lieber links, besser<br />

halbrechts,<br />

weiter außen, Südwesten, Nordosten<br />

- Sakramento!<br />

Tausend Irrungen, lauter<br />

Verwirrungen<br />

erlegen der Täuschung, so viel<br />

Enttäuschung,<br />

scheint nun der Würfel gefallen,<br />

zerfallen die Chance,<br />

zerronnen auf Ewig das Glück.<br />

Tausende Wege vor sich,<br />

verriegelt und vernagelt!<br />

Geblieben ist nur einer,<br />

ein winzig kleiner, ein einzig<br />

schmaler Pfad,<br />

für wahr ein köstlich feiner Grad.<br />

Mit Freuden gegangen, gemäßigten<br />

Schrittes,<br />

in Würde und Demut,<br />

nun dankbar für Alles.<br />

Von ~-Verkäufer<br />

Eduard Lüning<br />

Heute stellen die Tierfreunde Münster Ihre Hündin Mandy vor. Sie ist erst<br />

ca. 2 Jahre alt und etwa 50 cm hoch. Sie hat schon mehrfach Junge<br />

gehabt und ist wahrscheinlich als Geburtsmaschine missbraucht worden.<br />

Mandy konnte erst Ende März aus schlechter Haltung in Spanien befreit<br />

werden und hat bis jetzt noch keinem Menschen vertrauen können.<br />

Dennoch ist sie sehr ruhig<br />

und erstaunlich ausgeglichen<br />

- wenn nicht gerade<br />

ihr leidenschaftlicher<br />

Jagdtrieb mit ihr durchgeht.<br />

Wer hat Spaß Mandy zu zeigen,<br />

dass die Welt schön ist<br />

und Menschen auch gut sein<br />

können?<br />

Kontakt:<br />

Tierfreunde Münster e. V., Kötterstr. 198, 48157 Münster<br />

Telefon: 0251/ 32 50 58,<br />

Öffnungszeiten:<br />

Samstags von 11.00 Uhr bis 17.00 Uhr und Sonntags von 15.00 Uhr bis<br />

18.00 Uhr<br />

www.tierfreunde-ms.de<br />

13


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14<br />

Text: Gerrit Hoekman<br />

Bettler aus Osteuropa:<br />

Getrübte Optik<br />

Innerhalb der Europäischen Union<br />

herrscht Reisefreiheit. Das gilt<br />

selbstverständlich auch für Bettler.<br />

Wer sich also in Warschau, Bratislava<br />

oder Bukarest auf die Straße setzen<br />

möchte, um sich auf die Art und Weise<br />

Kost und Logis zu verdienen, darf<br />

das tun. Umgekehrt gilt das natürlich<br />

auch und deshalb sind seit der Osterweiterung<br />

der EU mehr Bettler aus<br />

der Slowakei, Rumänien und Bulgarien<br />

in deutschen Innenstädten unterwegs.<br />

CDU-Ratsherr Richard Halberstadt<br />

hat das Ordnungsamt aufgefordert,<br />

etwas gegen die ungewöhnlichen<br />

Gäste zu unternehmen.<br />

Polizei und Stadtverwaltung sehen<br />

allerdings keinen Handlungsbedarf.<br />

Ein Bericht von Gerrit Hoekman.<br />

Neulich in der Innenstadt wurde<br />

„~“-Layouter Heinz Dalmühle<br />

Zeuge einer merkwürdigen Szene:<br />

Zwei Mitarbeiter des städtischen Ordnungsdienstes<br />

nahmen eine Frau mit,<br />

die ein kleines Kind auf dem Arm trug.<br />

Offenbar hatten die beiden in der<br />

Ludgeristraße gebettelt. An diesem<br />

Tag waren noch eine ganze Reihe ungewöhnlicher<br />

Bettler in der City. Wie<br />

Perlen an einer Schnur knieten sie auf<br />

dem Pflaster, hielten die Hände - wie<br />

auf dem berühmten Bild von Albrecht<br />

Dürer - bittend nach vorne. In Osteuropa<br />

ist es üblich so nach Almosen<br />

zu fragen, hierzulande ist es ein sehr<br />

befremdender Anblick. Bettler, die in<br />

Deutschland leben, arbeiten anders:<br />

Sie sitzen mit einem Pappschild auf<br />

dem Boden, haben einen Teller, eine<br />

Büchse oder einen Hut vor sich. Als<br />

Heinz Dalmühle an den Fremden vorbeischlenderte,<br />

bemerkte er, wie ein<br />

Junge von einem der Knienden zum<br />

anderen rannte und ihnen etwas ins<br />

Ohr flüsterte.<br />

Seit geraumer Zeit kommen die<br />

Fremden in regelmäßigen Abständen<br />

nach Münster. Sie bleiben ein paar<br />

Tage, dann verschwinden sie wieder.<br />

Ob es immer dieselben sind, die unsere<br />

Stadt besuchen, wissen wir nicht,<br />

auch die „~“! hat keinen Kontakt<br />

zu ihnen. Auch ob sie organisiert<br />

sind und wenn ja, als was, ist uns<br />

unbekannt. Gehören sie vielleicht alle<br />

zur selben Familie? Oder stecken, wie<br />

CDU-Ratsherr Richard Halberstadt vermutet,<br />

Bettel-Banden dahinter, die<br />

<strong>Münsteraner</strong> an Bushaltestellen an-<br />

sprechen oder in Restaurants von<br />

Tisch zu Tisch gehen? „Darum fordere<br />

ich die zuständigen Ämter auf, alles<br />

Mögliche zu tun, um zu prüfen, ob<br />

Aufenthaltsgenehmigungen vorliegen<br />

und ob es sich um organisiertes gewerbsmäßiges<br />

Betteln handelt“,<br />

schreibt Halberstadt. Der Politiker<br />

stützt seine Vermutung auf Berichte<br />

aus Köln („~“, 5/07), wo die<br />

Stadt Bettler aus Rumänien per Bus in<br />

die Heimat zurückschicken will.<br />

Auch in der Rheinmetropole hatte<br />

die Stadtverwaltung einen mafiaähnlichen<br />

Hintergrund vermutet und eine<br />

Razzia in zwei heruntergekommenen<br />

Pensionen gemacht. Es gab weder<br />

Strom noch Wasser, die Wände der<br />

Toilette waren mit Kot beschmiert,<br />

überall lag Müll herum. Weil das Hotel<br />

überfüllt war, schliefen einige Gäste<br />

draußen im Hof neben den Abfalleimern,<br />

zwischen Ratten und Kakerlaken.<br />

Indes: Sowohl in Köln als auch<br />

in Münster hat die Polizei bis heute<br />

keine Beweise für eine Bettel-Mafia.<br />

„Wir haben keine Erkenntnisse über<br />

solche Strukturen“, sagt Alfons Probst,<br />

Pressesprecher der Polizei in Münster.<br />

Andererseits ist der Vorwurf wohl<br />

nicht immer aus der Luft gegriffen: In<br />

Wien hat die Polizei im Februar eine<br />

Schlepperbande hochgehen lassen,<br />

die in Rumänien und Serbien Bettler<br />

angeworben hatte und sie in die<br />

österreichische Hauptstadt brachte,<br />

wo sie ihnen pro Standplatz 200 Euro<br />

im Monat abknöpfte. Insgesamt<br />

100.000 Euro soll die fünfköpfige<br />

Bande verdient haben. In Hamburg ist


vor zwei Jahren ebenfalls ein Hintermann<br />

wegen räuberischer Erpressung<br />

verurteilt worden, der von Bettlern<br />

Geld kassierte.<br />

Dass kriminelle Schlepper allerdings<br />

im großen Stil Menschen zum<br />

Betteln nach Deutschland bringen und<br />

einen Großteil der Einnahmen kassieren,<br />

bezweifelt Birgit Müller, Chefredakteurin<br />

der Hamburger <strong>Obdachlose</strong>nzeitung<br />

Hinz & Kunzt: „Man sollte<br />

mit so einem Vorwurf sehr vorsichtig<br />

sein. Wir haben den Eindruck, dass<br />

es sich oft um Familien handelt, nicht<br />

um Banden mit Mafiastrukturen“, sagt<br />

sie gegenüber „~“. Vor einem<br />

Jahr tauchten behinderte Bettler aus<br />

Bulgarien in der Hansestadt auf, die<br />

Polizei ermittelte, fand aber auch hier<br />

keine Beweise für eine kriminelle Organisation.<br />

Im Februar bettelten Slowaken<br />

in der Fußgängerzone, auch<br />

hier konnten die Behörden keine Mafia<br />

entdecken. Die Bedingungen, unter<br />

denen die Bettler in der Hansestadt<br />

leben, sind allerdings ähnlich<br />

erbärmlich wie in Köln. „Die hausen<br />

in den letzten Verschlägen“, erzählt<br />

Birgit Müller. „Trotzdem sagen sie:<br />

Uns ist es noch nie so gut gegangen<br />

wie hier.“ Kein Wunder: Die Armut in<br />

ihrer Heimat ist oft riesig, vor allem<br />

deshalb kommen sie nach<br />

Deutschland.<br />

So lange sich die Fremden nichts<br />

zu Schulden kommen lassen, besteht<br />

keine Handhabe gegen sie. Betteln ist<br />

seit Jahrhunderten ein Menschenrecht<br />

und das ist auch gut so. „Nur wenn es<br />

gewerbsmäßig geschieht oder aggressiv,<br />

können wir etwas unternehmen“,<br />

sagt Ordnungsamt-Chef Martin Schulze-Werner<br />

auf unsere Anfrage. Wenn<br />

das Amt eine gewerbsmäßige Struktur<br />

vermutet, handelt es sich um eine<br />

Sondernutzung, für die man eine besondere<br />

Genehmigung braucht. Vor<br />

einiger Zeit fiel dem Ordnungsdienst<br />

der Stadt bei der Kontrolle der Personalausweise<br />

auf, dass die Bettler alle<br />

in derselben Straße in einem slowakischen<br />

Dorf wohnten. Wie sich herausstellte,<br />

waren sie mit einem Bulli nach<br />

Münster gekommen und mussten<br />

einen Teil der Einnahmen an eine Art<br />

Chef abgeben. „Wir kontrollieren die<br />

Leute regelmäßig“, sagt Martin Schulze-Werner.<br />

Hier und da hat es Meinungsverschiedenheiten<br />

mit alteingesessenen<br />

Bettlern gegeben, die um<br />

ihre Plätze und ihre Einnahmen<br />

fürchten. Oft knien die Fremden aus<br />

dem Osten unmittelbar neben einem<br />

„~“-Verkäufer, wohl in der Annahme,<br />

dass auch für sie noch ein<br />

paar Cent abfallen, wenn ein Kunde<br />

stehen bleibt, um unser Straßenmagazin<br />

zu kaufen.<br />

Nicht nur das Ordnungsamt, sondern<br />

auch die Opposition im Stadtrat<br />

findet Richard Halberstadts Vorstoß<br />

unangemessen. „Hier werden aufgrund<br />

bloßer Vermutungen Schlagzeilen<br />

zu einem Thema gesetzt, dass<br />

nach Einschätzung nicht nur der Ordnungsbehörden<br />

in der Wirklichkeit gar<br />

nicht vorhanden ist. Diese billigen Parolen<br />

auf Kosten der Schwachen sind<br />

beschämend“, sagt der Fraktionschef<br />

der SPD im Stadtrat, Wolfgang Heuer.<br />

Der Brief ans Ordnungsamt passe genau<br />

in die Politik der Ausgrenzung der<br />

schwarz-gelben Koalition. „Damit<br />

einher geht jetzt der offenkundige<br />

Versuch, Teile der Innenstadt für die<br />

‚Champagner-Society' zu reservieren“,<br />

glaubt Heuer. Eine verantwortliche<br />

Großstadtpolitik setzte demgegenüber<br />

auf präventive Maßnahmen der Wohnungssicherung,<br />

um Obdachlosigkeit<br />

zu vermeiden, auf soziale Schuldnerberatung<br />

und auf aktive Arbeitsmarktpolitik.<br />

Auch der grüne Fraktionsvorsitzende<br />

Hery Klas sieht den Brief an die<br />

Stadtverwaltung im Zusammenhang<br />

mit der schwarz-gelben Politik in<br />

Münster: „Am Donnerstag beschließen<br />

CDU und FDP zwei weitere Kommerztempel<br />

und am Cityrand ein Bankenhochhaus<br />

zu Lasten der Nachbarschaft<br />

zu bauen. Am Freitag kümmert sich<br />

die CDU dann darum, dass arme Menschen<br />

die schöne Optik nicht trüben.<br />

Denn am Samstag feiert man nobel<br />

mit den Kaufleuten den Hansetag auf<br />

dem feinen Prinzipalmarkt.“ Vorsicht<br />

ist ohnehin geboten: Nicht unbedingt<br />

vor den fremden Bettlern, sondern vor<br />

ausländerfeindlichen Trittbrettfahrern.<br />

In Köln kam der erste Hinweis<br />

auf die Osteuropäer in der Innenstadt<br />

von der rechtsextremen Bürgerbewegung<br />

„Pro Köln“, die sich nun, nachdem<br />

die Stadt gegen die Bettler vorgeht,<br />

selbst auf die Schulter klopft. #<br />

15


16<br />

Text: Gerrit Hoekman und Katha Boßhammer<br />

Teddyklinik:<br />

Keine Angst vorm Arztbesuch<br />

Wenn Sie krank sind, müssen Sie ins<br />

Krankenhaus, das ist klar. Aber wohin<br />

gehen Sie, wenn Ihr Teddy ein<br />

Wehwehchen hat? Nein, wir meinen<br />

jetzt nicht Ihren Ehemann, den<br />

schicken Sie dann am Besten in die<br />

Kneipe um die Ecke. Wir reden von<br />

einem richtigen Teddy mit Kulleraugen<br />

und flauschigem Fell. Sehen<br />

Sie, das wissen Sie nicht - wir aber!<br />

Ins Teddykrankenhaus vor dem<br />

Schloss. Katha Boßhammer und Gerrit<br />

Hoekman haben ein Kuscheltier<br />

zur Untersuchung begleitet.<br />

Hannahs Teddy ist krank. Genauer<br />

gesagt ist er verletzt und kann nicht<br />

mehr laufen. „Ich habe nur kurz weggeguckt<br />

und schon ist er vom Hochbett<br />

gefallen“, sagt die 7-Jährige. Nun<br />

baumelt das rechte Bein ganz schlapp<br />

vom Bärenkörper. „Er hat Schmerzen.“<br />

In der Tat schaut der kleine Kerl mit<br />

den dunklen Knopfaugen ganz schön<br />

bedröppelt. Vermutlich steht er noch<br />

unter Schock. Aber tapfer ist er und<br />

gibt keinen Mucks von sich. Hannah<br />

trägt den kuscheligen Patienten in<br />

eines der Zelte, die vor dem Schloss<br />

aufgebaut sind. „Anmeldung“ steht<br />

auf einem großen Schild. Klammheimlich<br />

schleicht sie sich an dem Clown<br />

vorbei, der die anderen Kinder heimtückisch<br />

vor dem Zelt abfängt und zu<br />

dummen Späßen zwingt.<br />

„Na, was hat er denn?“, fragt die<br />

nette, junge Frau am Eingang. „Er ist<br />

vom Hochbett gefallen“, sagt Hannah.<br />

Die Frau packt den Teddy auf eine Küchenwaage.<br />

Stramme 230 Gramm<br />

wiegt der Kuschelbär und 32 Zentimeter<br />

ist er groß, das hat sie mit einem<br />

Maßband festgestellt. „Ganz schön<br />

groß“, sagt sie. Hannah ist stolz. „Wie<br />

alt ist der Bär denn?“ „Sieben Jahre,<br />

genauso alt wie ich“, antwortet die<br />

Grundschülerin. Eigentlich dürfte sie<br />

gar nicht hier sein, denn die Teddyklinik<br />

ist nur für Kinder bis sechs Jahre.<br />

Aber ihr Teddy ist schließlich ein<br />

Notfall. Die Frau schreibt Größe, Alter<br />

und Gewicht des Patienten auf das<br />

Krankenblatt, gibt es Hannah und<br />

schickt sie ins nächste Zelt, wo sich<br />

eine Ärztin um den Bären kümmert.<br />

Hier wird der Teddy erstmal geröntgt.<br />

Das Röntgengerät ist auf dem<br />

neusten Stand: Der Teddy muss sich<br />

unter einen mit Alufolie beklebten<br />

Pappkarton legen, auf dem ein Radioaktiv-Zeichen<br />

prangt. Der Bär lässt<br />

alles bereitwillig über sich ergehen<br />

und Hannah passt gut auf, dass ihm<br />

niemand eines seiner vielen Haare<br />

krümmt. Dann stellt die Ärztin die Diagnose:<br />

Beinbruch. Ganz deutlich zu<br />

erkennen auf dem Röntgenbild. Sie<br />

legt den Teddy auf den Behandlungstisch,<br />

verpasst ihm eine Schiene aus<br />

einem kleinen Holzstiel und wickelt<br />

einen Verband drum. Gleich nebenan<br />

operiert ein Chirurg gerade einen Tiger.<br />

Anscheinend ein komplizierter<br />

Fall. Zum Schluss erklärt die Ärztin<br />

Hannah, wie sie den Teddy in der<br />

nächsten Zeit behandeln muss und<br />

trägt es in das Krankenblatt ein. Er<br />

braucht viel Ruhe, Bewegung sollte er<br />

erstmal vermeiden. Kuscheln ist natürlich<br />

noch erlaubt. Außerdem bekommt<br />

Hannah noch einen Kühlbeutel<br />

für den Teddy, das Röntgenbild darf<br />

sie auch behalten.<br />

„Die Teddyklinik soll den Kindern<br />

die Angst vorm Krankenhaus neh-<br />

men“, erklärt die Assistentin, die vor<br />

dem Zelt steht. „Der Teddy ist sozusagen<br />

Stellvertreter.“ Seit zwei Jahren<br />

leiten etwa hundert Medizinstudenten<br />

aus Münster für zwei Tage die Teddyklinik,<br />

die zu den größten in der Bundesrepublik<br />

zählt und die jedes Mal<br />

über tausend Kuscheltiere verarztet.<br />

„Wir sind nicht alle angehende Kinderärzte“,<br />

erzählt die Studentin, „wir<br />

spezialisieren uns ja erst nach zwölf<br />

Semestern auf ein Gebiet.“ Die Idee,<br />

ein Krankenhaus für Teddys zu eröffnen,<br />

kommt ursprünglich aus Skandinavien,<br />

andere sagen aus den USA,<br />

seit einigen Jahren jedenfalls folgen<br />

auch mehrere deutsche Städte dem<br />

Beispiel. Denn viele Kinder haben<br />

Angst vor Ärzten und Krankenhäusern.<br />

Sie verstehen oft nicht, was man dort<br />

mit ihnen macht, häufig ist es mit<br />

Schmerzen verbunden, wenn sie behandelt<br />

werden. In der Teddyklinik<br />

erleben sie die Situation einmal anders:<br />

Als Teddymama oder Teddypapa<br />

können sie in Ruhe dabei zusehen,<br />

wie das Stofftier untersucht und behandelt<br />

wird, die Ärzte erklären ihnen<br />

genau, was dem Patienten fehlt und<br />

wie man ihn am besten heilt. So erkennen<br />

die Kinder, dass der Arztbesuch<br />

einfach sein muss, wenn man<br />

schnell wieder gesund werden will.<br />

Hannah ist jedenfalls zufrieden<br />

und der Teddy wirkt auch schon viel<br />

fröhlicher. Eigentlich ist der Verband<br />

an seinem Bein auch ganz hübsch und<br />

wenn sie ihn abnehmen darf, sieht<br />

sicher auch das Bein wieder besser<br />

aus. Zum Schluss schaut sich Hannah<br />

noch den Rettungswagen an, der neben<br />

dem Behandlungszelt steht, und<br />

lässt sich von zwei Studenten die Geräte<br />

erklären, die in dem orange-weißen<br />

Bulli zu finden sind. Den Teddy<br />

trägt sie selbstverständlich auf dem<br />

Arm, denn laufen kann er vorerst noch<br />

nicht wieder. Und in Zukunft wird sie<br />

ihn bestimmt nicht mehr aus den Augen<br />

lassen, wenn er in ihrem Bett<br />

liegt. #


Für die lebensnahste Skulptur der skulptur projekte Münster 07<br />

<strong>Münsteraner</strong> <strong>Obdachlose</strong> <strong>vergeben</strong> <strong>Preis</strong><br />

Dem Aufruf der diesjährigen Skulpturenausstellung,<br />

sich aktiv und kritisch<br />

mit Kunst im öffentlichen Raum auseinanderzusetzen<br />

werden die <strong>Münsteraner</strong><br />

<strong>Obdachlose</strong>n folgen. Die Kriterien,<br />

die die Gruppe anwenden wird,<br />

spiegeln dabei die Lebenssituation der<br />

<strong>Obdachlose</strong>n wieder, treffen sich aber<br />

durchaus auch mit denen der Kunstszene:<br />

Originalität und die Verbindung<br />

mit dem Ausstellungsort spielen ebenso<br />

eine Rolle wie der Bezug zu Themen<br />

wie soziale Gerechtigkeit. Für Berber<br />

besonders wichtig ist natürlich die<br />

Frage der Zugänglichkeit der Kunstwerke<br />

und ob sie neben dem Kunstgenuss<br />

auch noch einen Sitzplatz oder<br />

möglicherweise sogar Schlafplatz bieten<br />

könnten.<br />

Gesponsert von dem <strong>Münsteraner</strong><br />

Straßenmagazin „~“ wird eine<br />

Gruppe von <strong>Obdachlose</strong>n die ausgestellten<br />

Kunstwerke unter die Lupe<br />

nehmen und einen <strong>Preis</strong> für die le-<br />

bensnahste Skulptur <strong>vergeben</strong>. Die<br />

Jury besteht aus 7 Mitgliedern, alles<br />

Menschen aus der Straßenszene, viele<br />

davon Verkäufer von „~“.<br />

<strong>Obdachlose</strong> kennen den öffentlichen<br />

Raum wie sonst niemand. Sie sind seine<br />

ständigen Bewohner, sie wissen<br />

aus diesem Grunde um seine kleinsten<br />

Details, kennen seine Geschichte und<br />

beobachten aufmerksam die Veränderungen,<br />

die allerorts stattfinden. Um<br />

dieses Wissen kann sie so mancher<br />

Künstler des öffentlichen Raums beneiden.<br />

Die Berberjury will mit ihrer Aktion<br />

einen Beitrag zur Frage leisten, in welcher<br />

Weise die ausgestellten Kunstwerke<br />

in der Lage sind, den öffentlichen<br />

Raum und seine Funktionen zu<br />

reflektieren. Letzteres hat sich die<br />

diesjährige Skulpturenausstellung vorgenommen.<br />

Gegenwärtig bereitet sich<br />

die Gruppe auf ihre Aufgabe vor, dabei<br />

Kontakt: Sabine Preuß, Straßenmagazin „~“, Koordination „Berberpreis“, Tel: 0251-2109280,<br />

Sabine_Preuss@yahoo.com<br />

„~“ kein<br />

Anschlagsziel!<br />

Neulich bot uns ein Satiremagazin von<br />

der Elfenbeinküste ein Interview an,<br />

das die Redakteure mit der Propaganda-Abteilung<br />

der al-Qaida geführt<br />

hatten. Sie stellten den Islamisten eine<br />

Reihe ungewöhnlicher Fragen, zum<br />

Beispiel wie sie Paris Hilton finden und<br />

ob sie manchmal auch ins Kino gehen.<br />

Da die Antworten erwartungsgemäß<br />

recht humorfrei waren, verzichten wir<br />

auf den Abdruck, haben aber sicherheitshalber<br />

noch mal nachgefragt,<br />

woher sie unsere Mail-Adresse hätten.<br />

Keine Ahnung, antwortete der Chefredakteur<br />

aus Cote d'Ivoire in exzellentem<br />

Deutsch. Er könne uns aber<br />

versichern, dass wir kein anschlagsrelevantes<br />

Ziel für Bin Laden seien. Wir<br />

vermuten, weil unser Büro im Souterrain<br />

liegt.<br />

Explosive Post<br />

Vor Kurzem fanden wir im Postkasten<br />

ein Flugblatt, das uns sehr beunruhigte:<br />

„TNT-Post sucht Verteiler“. Ist TNT<br />

nicht ein hoch explosiver Sprengstoff,<br />

schoss es uns durch den Kopf? Es ging<br />

also offenbar um Briefbomben. „Wir<br />

von TNT-Post suchen engagierte Menschen,<br />

die Broschüren, Handzettel,<br />

Prospekte und Kataloge in Ihrer Region<br />

verteilen“, lasen wir weiter. Nachtigal<br />

ick hör dir trapsen. „Dafür sollten Sie<br />

mindestens 13 Jahre alt sein und werden<br />

fair bezahlt.“ Klar, mit Jungfrauen,<br />

die im Himmel auf uns warten.<br />

„Sie sind in einem tollen Team und<br />

Teil eines weltweit tätigen Konzerns.<br />

Hört sich gut an, oder?“, hieß es dann<br />

noch und für uns stand spätestens da<br />

fest: Dieses Flugblatt stammt von der<br />

al-Qaida.<br />

wird die Geschichte der Skulpturenausstellungen<br />

in Münster ebenso studiert,<br />

wie die einzelnen Kunstwerke,<br />

die in diesem Jahr in die Stadt kommen.<br />

Schließlich will man gut informiert<br />

auf die Kunstwerke treffen.<br />

Der Berberpreis soll am Sonntag, den<br />

24. Juni 2007, um 19 Uhr in einer öffentlichen<br />

Veranstaltung unter anderem<br />

in Anwesenheit der Kuratorin<br />

Brigitte Franzen und dem Künstler<br />

Clemens von Wedemeyer verliehen<br />

werden. Ort: Metropolis Kino am<br />

Bahnhof. Der Prozess der Diskussion<br />

in der Gruppe und die Begehung der<br />

Kunstwerke werden schriftlich dokumentiert<br />

und in Fotos festgehalten.<br />

Die Dokumentation wird während der<br />

Dauer der Ausstellung im Metropolis zu<br />

sehen sein.<br />

Anzeige<br />

17


18<br />

Text und Foto: Gerrit Hoekman<br />

Soziologie in Münster:<br />

Stellenwert wie Altägyptisch<br />

Die Kritiker haben es von Anfang an<br />

befürchtet: Die ganze Diskussion um<br />

international leistungsfähige Eliteuniversitäten,<br />

um Studiengebühren und<br />

Drittmittelforschung geht zu Lasten der<br />

Gesellschaftswissenschaften. Medizin,<br />

Chemie und Jura werden gehätschelt,<br />

Philosophie, Ethnologie und Politikwissenschaften<br />

kommen in die Abstellkammer.<br />

Im Moment geht es in Münster<br />

dem traditionsreichen Institut für<br />

Soziologie an den Kragen. In naher<br />

Zukunft sollen nur noch anderthalb<br />

Professoren die Studenten unterrichten.<br />

Gerrit Hoekman, der selbst viele<br />

Semester Soziologie studiert hat, über<br />

neue Angriffe und alte Rechnungen.<br />

In den siebziger Jahren und den<br />

Achtzigern, auf dem Höhepunkt der<br />

Friedensbewegung gegen die Pershing-II-Raketen,<br />

gehörte das Institut<br />

für Soziologie zu den renommiertesten<br />

in der Bundesrepublik. Krysmanski<br />

lehrte Friedens- und Konfliktforschung,<br />

Wasmus scheuchte die Studenten<br />

durch „Das Kapital“, die drei<br />

Bände von Karl Marx, und Priester<br />

erklärte den Erstsemestern, dass<br />

Gramsci keine italienischen Meeresfrüchte<br />

sind, sondern er ist ein Kommunist<br />

und Philosoph. Kritische Geister<br />

standen in den Vorlesungen am<br />

Pult und kritische Geister saßen auf<br />

den Unibänken. Die Deutsche Kommunistische<br />

Partei hatte immer einen<br />

Fuß in der Tür und die „Sympis“, die<br />

Sympathisanten des marxistischen<br />

Studentenbund MSB Spartakus, diskutierten<br />

manches Seminar zu Grunde.<br />

Politische Demonstrationen in Münster<br />

hatten oft hier ihren Ursprung.<br />

Heute werden an der Scharnhorststraße<br />

keine Revolten mehr geschmiedet,<br />

die Kritik am System ist leiser<br />

geworden. Die Gefahr, dass sie<br />

demnächst ganz verstummt, ist groß,<br />

denn die Universität streicht dem Ins-<br />

titut eine Professur nach der anderen.<br />

Scheiden Professoren aus Altersgründen<br />

aus, werden ihre Stellen nicht<br />

mehr neu besetzt. „2000 hatten wir<br />

noch zehn Professuren, Anfang dieses<br />

Jahres waren es noch fünf und 2009<br />

sind es vielleicht noch anderthalb“,<br />

zeichnet Professor Hanns Wienold ein<br />

düsteres Bild. Damit wäre die Soziologie<br />

in Münster auf einem Niveau wie<br />

Alt-Ägyptologie und Papyruskunde.<br />

Hinzu kommt, dass die Zahl der wissenschaftlichen<br />

Mitarbeiter in den<br />

letzten Jahren auf die Hälfte gesunken<br />

ist. Die Studentenzahlen sind in derselben<br />

Zeit indes gestiegen. 2.700 Studenten,<br />

das sind mehr als fünf Prozent<br />

aller an der Westfälischen-Wilhelms-<br />

Universität Immatrikulierten, studieren<br />

Soziologie. Dazu kommen noch 3.000<br />

Lehramtsstudenten. „Die Seminare<br />

sind voll“, sagt Wienold. Die Prüfungsbelastung<br />

ist für die Professoren, die<br />

übrig geblieben sind, enorm. „Das<br />

konterkariert alle Argumente für eine<br />

‚Verbesserung der Lehre' durch die<br />

Einführung von Studiengebühren“,<br />

heißt es in einer Resolution, die das<br />

Institut verabschiedet hat. Uni-Rektorin<br />

Ursula Nelles ist aber der Meinung,<br />

dass der Wissenschaftsnachwuchs<br />

genauso gut und viel billiger<br />

von Honorarkräften und Lektoren unterrichtet<br />

werden kann. „Das Rektorat<br />

meint, die vornehmliche Aufgabe<br />

eines Professors sei es, Drittmittel anzuwerben“,<br />

hadert Wienold mit der<br />

neuen Stellenbeschreibung. Sein eigener<br />

Platz ist im Januar gestrichen worden.<br />

Exzellenzinitiative hat der Wissenschaftsrat<br />

von Bund und Ländern<br />

seinen ehrgeizigen Versuch genannt,<br />

die deutschen Universitäten auf Hochleistung<br />

zu trimmen. Die Hochschulen<br />

können für Forschungsprojekte Mittel<br />

aus einem Topf beantragen, in dem bis<br />

zum Jahr 2011 insgesamt 1,9 Milliarden<br />

Euro vorhanden sind. Die Beteiligung<br />

der Wirtschaft ist ausdrücklich erwünscht.<br />

Die Institute sollen so weit wie<br />

möglich finanziell alleine klar kommen<br />

- ein ungleicher Kampf, den geisteswissenschaftliche<br />

Fächer wie Soziologie<br />

verlieren müssen, zumal wenn<br />

sie sich kritisch mit der Gesellschaft<br />

der Bundesrepublik auseinander setzen.<br />

Die Wirtschaft investiert, wer<br />

könnte es ihr verübeln, lieber in Bereiche,<br />

die ihr mittel- und langfristig<br />

höhere Aktienkurse versprechen. Die<br />

Verflechtung zwischen Unternehmen<br />

und Uni ist an manchen Instituten so<br />

weit fortgeschritten, dass man von<br />

freier Forschung nicht mehr wirklich<br />

sprechen kann. Die Wirtschaft bestimmt,<br />

was geforscht wird, und die<br />

Soziologen forschen oft kritisch nach<br />

Dingen, die den Profiteure der mittlerweile<br />

vogelfreien Marktwirtschaft<br />

missfallen: Globalisierung, wachsende<br />

Kluft zwischen Arm und Reich, Wandel<br />

der Arbeitswelt.<br />

Der Aderlass wird sich auch auf<br />

andere Fächer auswirken, befürchtet<br />

Wienold. Denn Soziologen liefern Fakten,<br />

auf deren Basis Fächer wie Politikwissenschaften,<br />

Geografie oder Psychologie<br />

erst mit dem Forschen anfangen<br />

können. Deshalb wundert es<br />

nicht, dass viele Solidaritätsadressen<br />

von Hochschullehrern und Fachschaften<br />

aus ganz Deutschland das Institut<br />

erreicht haben. Sogar die Bundesfachtagung<br />

der Chemiker macht sich für<br />

die Kollegen stark: „Bundesweit zeichnet<br />

sich die Tendenz ab, dass ‚drittmittelschwache'<br />

Fächer, meist Sprachund<br />

Geisteswissenschaften zusammen<br />

gestrichen werden. Dabei ist die Breite<br />

an Studien- und Forschungsfächern<br />

für die Hochschule und für die Gesellschaft<br />

unbedingt notwendig.“ #


Interview: Gerrit Hoekman und Katha Boßhammer<br />

Hanns Wienold:<br />

„Leuchttürme der Wissenschaft“<br />

Professor Wienold, am Dienstag trafen<br />

sich die Soziologie-Studenten der Universität<br />

Münster zu einer Vollversammlung.<br />

Worum ging es?<br />

Die Studenten und Professoren haben<br />

überlegt, was wir gegen den erneuten<br />

Versuch des Rektorats unternehmen<br />

können, die Soziologie in Münster aufzulösen<br />

oder auf einen Restbestand zu<br />

reduzieren. Dabei spielt es für das<br />

Rektorat anscheinende keine Rolle,<br />

wie groß die Nachfrage bei den Studenten<br />

ist oder welche Bedeutung das<br />

Fach an einer so großen Universität<br />

wie Münster hat. Es gibt jetzt neue<br />

Kriterien: Dabei geht es im Wesentlichen<br />

um so genannte Wirtschaftlichkeit<br />

und um das Konkurrenzprinzip an<br />

der Hochschule. Es besteht die Gefahr,<br />

dass es Soziologie in Zukunft als<br />

eigenständiges Fach in Münster nicht<br />

mehr gibt.<br />

Ist die so genannte Exzellenzinitiative<br />

des Wissenschaftsrates von Bund und<br />

Ländern am Stellenabbau schuld, die<br />

deutsche Universitäten international<br />

wettbewerbsfähig machen soll?<br />

Münster beteiligt sich auch daran. Das<br />

Ziel ist Leuchttürme der Wissenschaft<br />

zu errichten, die in die Republik strahlen<br />

sollen. Dafür müssen als Vorleistung,<br />

um überhaupt in den Wettbewerb<br />

eintreten zu können, von der<br />

Universität neue Professuren geschaffen<br />

werden und die Uni ist nun auf der<br />

Suche, wo sie diese einsparen kann.<br />

Das Institut für Soziologie ist eines der<br />

ersten Opfer.<br />

Warum ausgerechnet Soziologie?<br />

Das ist eine gute Frage. Die Soziologie<br />

ist seit 1972 ein ungeliebtes Kind: Damals<br />

war die Soziologie von Münster<br />

nach Bielefeld verlegt worden, aber<br />

die Studenten haben dagegen massiv<br />

protestiert und die Einrichtung des<br />

heutigen Instituts erreicht. Es gibt immer<br />

noch Personen im Rektorat, die<br />

sich daran zurückerinnern. Angeblich<br />

bringt die Soziologie mit ihrem kriti-<br />

schen Potential nicht das, was die Uni<br />

von einer modernen, effizienten Wissenschaft<br />

erwartet: Drittmittel, internationale<br />

Kontakte, Orchideenstudiengänge,<br />

mit denen man sich<br />

schmücken kann. Ein Beitrag zu einer<br />

kritischen Sozialwissenschaft scheint<br />

nicht erwünscht.<br />

Konkret heißt das, auslaufende Stellen<br />

werden einfach nicht mehr neu besetzt…<br />

Ja, oder die Neubesetzung wird vertagt.<br />

Außerdem ist im Januar meine<br />

Stelle aus fadenscheinigen Gründen<br />

gestrichen worden. Das Rektorat will<br />

nun die Soziologie evaluieren, das<br />

heißt nach verschiedenen so genannte<br />

Leistungskriterien bewerten und dann<br />

eventuell neu ausrichten, beziehungsweise<br />

auflösen. Das wird mindestens<br />

ein Jahr dauern. Wie aus einer solchen<br />

Evaluation etwas für die zukünftige<br />

Aufstellung der Soziologie ablesbar ist,<br />

ist unklar. Das Rektorat hat kein Konzept<br />

und möchte sich nicht festlegen.<br />

Deshalb wird das Ganze vertagt. Dadurch<br />

hofft man bestimmt auch den<br />

Protest der Studenten ins Leere laufen<br />

zu lassen.<br />

Welche fadenscheinigen Gründe waren<br />

das?<br />

Das Institut hat angeblich vereinbarte<br />

Leistungskriterien nicht erfüllt. Nachdem<br />

2005 auch vom Rektorat festgestellt<br />

worden war, das wir unsere Aufgaben<br />

gemacht haben, hat es nun als<br />

einziges Kriterium die Drittmittelausgaben<br />

für Forschungsprojekte herbeigezogen,<br />

die im Jahre 2006 tatsächlich<br />

auf einem niedrigen Stand waren. Das<br />

Rektorat musste jedoch wissen, dass<br />

wir dieses Jahr schon wieder auf dem<br />

alten Stand sind. Das war also eine<br />

vorübergehende Schwäche und die<br />

wurde ausgenutzt, um die Stellenstreichung<br />

zu begründen. Aber dadurch<br />

vergrößert man die Probleme<br />

nur, die wir haben. Ich betrachte das<br />

als eine Art Bestrafungsaktion, die<br />

allerdings langfristige Konsequenzen<br />

hat.<br />

Steht die Universität der Zukunft nur<br />

noch der Wirtschaft zur Verfügung?<br />

Das kann man sagen. Diejenigen, die<br />

sich durchsetzen können im Kampf um<br />

die Drittmittel werden gehätschelt, die<br />

anderen verlieren. Das ist das Prinzip<br />

der Konkurrenzwirtschaft, die einen<br />

gewinnen, die anderen verlieren. Die<br />

Verantwortlichen der Universität setzen<br />

offenkundig auf die potentiellen<br />

Gewinner und es sieht so aus, als würden<br />

wir von vorneherein bereits zu<br />

den Verlierern gerechnet.<br />

Was werden die Auswirkungen sein für<br />

die Uni und für die Gesellschaft?<br />

Es wird alle Wissenschaften und ihre<br />

Studierenden betreffen, die Soziologie<br />

als Grundlagenfach benötigen. Aber es<br />

wird auch Auswirkungen auf Münster<br />

haben, denn wir sind an vielen Stellen<br />

präsent. Zum Beispiel beim Münsterbarometer<br />

der Westfälischen Nachrichten,<br />

an dem wir uns seit 15 Jahren beteiligen.<br />

Auch bei anderen Initiativen<br />

sind wir dabei und wir haben auch<br />

viel über die Region geforscht. Und<br />

nicht zuletzt ist es auch ein Verlust für<br />

die gesamte Soziologie in der Bundesrepublik,<br />

das zeigen alleine schon die<br />

Reaktionen von anderen Universitäten.<br />

Die Aktion des Rektorats wird<br />

durchaus als Angriff auf die Soziologie<br />

allgemein verstanden: Eine Wissenschaft,<br />

die soziale Ungleichheit und<br />

Ungerechtigkeit aufgreift, scheint<br />

heute unzeitgemäß zu sein. Wenn<br />

man die Aussagen von Minister Müntefering<br />

zum so genannten Präkariat<br />

betrachtet, dann sieht man deutlich,<br />

dass diese mit soziologischer Analyse<br />

nichts im Sinn haben. Nach dem Willen<br />

von Müntefering sollen wir nur<br />

noch eine Mittelstandsgesellschaft<br />

sein, in der es weder eine Unterschicht<br />

gibt noch soziale Probleme. Es wird<br />

der Eindruck erweckt, die Soziologie<br />

mache die Probleme und rede sie herbei.<br />

#<br />

19


20<br />

Text und Foto: Michael Heß<br />

Kartfahren:<br />

Irgendwie geil!<br />

Aufmerksame Besucher des Gewerbegebietes<br />

an der Siemensstraße<br />

kennen die große Halle, in der sich<br />

die Indoor-Kartbahn befindet. Sie<br />

wissen auch, dass täglich mehrere<br />

Leute die Halle aufsuchen, um nur<br />

mal so zum Spaß dort ihre Runden<br />

zu drehen. Dass es drinnen aber<br />

auch um ernsthaft betriebenen Hobbysport<br />

geht, dürfte weniger bekannt<br />

sein. Michael Heß hat sich am<br />

Ort des Geschehens mit Marcus Bongardt<br />

und Dirk Schulte vom Verein<br />

Kartsportfreunde Münster getroffen.<br />

Michael Schumacher hat mit Kartfahren<br />

angefangen, sein Bruder Ralf<br />

auch und Jörg Müller von der Deutschen<br />

Tourenwagen-Weltmeisterschaft<br />

ebenso. Natürlich ist es ein weiter Weg<br />

von der Kartbahn bis hinauf aufs Siegertreppchen<br />

der Formel 1, den nur die<br />

wenigsten schaffen. Angefangen aber<br />

hat ausnahmslos jeder auf den kleinen<br />

Flitzern. In Münster sind die Anhänger<br />

dieses Sports im 1996 gegründeten<br />

Verein „Kartsportfreunde Münster“ gut<br />

aufgehoben. Momentan hat der Verein<br />

45 Mitglieder. „Beruflich geht es quer<br />

durch den Gemüsegarten, von angestellt<br />

bis selbstständig“, erzählt der<br />

Vereinsvorsitzende Marcus Bongardt,<br />

der mit seinen 27 Lenzen Jura studiert<br />

und seit 1998 dabei ist. „Der Boom der<br />

letzten Jahre ist natürlich vorbei“,<br />

meint Marcus nüchtern, mit Blick auf<br />

Michael Schumachers Karriereende.<br />

„Vereinsziel ist es, die hobbymäßigen<br />

Kartfahrer in Münster in gemeinsamen<br />

Aktivitäten zu organisieren.“ Zu Hause<br />

ist der Verein auf Peter Beules Kartbahn<br />

an der Siemensstraße. Der engagierte<br />

Hausherr brachte es selbst als<br />

Kartfahrer in den 70er Jahren zweimal<br />

zum Vize-Juniorenweltmeister. Die<br />

Kart-Sportfreunde haben mit ihm tatsächlich<br />

den idealen Hausherrn gefunden.<br />

Pro Jahr gibt es im Verein bis zu<br />

20 Veranstaltungen: Ausflüge, Stammtische<br />

und natürlich Rennen, in Münster<br />

oder auswärts. Außerdem können<br />

Vereinsmitglieder zum ermäßigten<br />

<strong>Preis</strong> die Kartbahn nutzen. Die Mitglieder<br />

sind übrigens in sehr unterschiedlichem<br />

Alter. Marcus Bongardt erzählt:<br />

„Kart fahren kann praktisch jeder. Unser<br />

jüngster Fahrer ist zwölf, der Älteste<br />

immerhin 61. Hauptsache, die Körpergröße<br />

beträgt mindestens 1,40 Meter.“<br />

Das ist wichtig für die sichere<br />

Steuerung der Karts, denn die mit Superbenzin<br />

betriebenen kleinen Flitzer<br />

sind nicht zu unterschätzen. Mit ihren<br />

5,5 PS schaffen sie in der Halle bis zu<br />

50 Stundenkilometer, auf Bahnen im<br />

Freien sogar 65. Ständige Obacht ist<br />

beim Rennbetrieb unerlässlich, um<br />

Knochenbrüche oder Schlimmeres zu<br />

vermeiden. Die Geschwindigkeit hat<br />

ihren <strong>Preis</strong> - neu kostet ein Kart immerhin<br />

stolze 3.500 Euro. „Aber man<br />

kann auch ein gebrauchtes Kart fahren<br />

oder mehrere Personen teilen sich<br />

einen Flitzer“, sagt der 23-jährige Dirk<br />

Schulte, der als Kart-Wart des Vereins<br />

verantwortlich ist für die Pflege und<br />

Wartung der Fahrzeuge. „Ich habe<br />

einfach Spaß am Fahren und am<br />

Schrauben“, begründet er sein Engagement.<br />

Momentan, so meint er, fahren<br />

im Verein etwa 15 Privatkarts. Genau<br />

in dem Moment ruft ein Fremdnutzer<br />

beim Einrollen in die Startgasse<br />

begeistert: „Das ist doch irgendwie<br />

geil!“<br />

Aber auch Taktik ist im Kartsport<br />

gefragt. Und da muss man schon etwas<br />

Ahnung haben, vor allem sollte<br />

man den Unterschied zwischen Rennen<br />

in der Halle und im Freien kennen.<br />

Die Beläge der Bahnen sowie das<br />

Wetter bestimmen die Taktik nämlich<br />

maßgeblich mit. Enorme Unterschiede<br />

gibt es ferner bei der Renndauer:<br />

Sprints werden bis zu 15 Minuten gefahren,<br />

das aber gleich mehrfach pro<br />

Machen Basisangebot: Marcus<br />

Bongardt (l.) und Dirk Schulte<br />

Renntag. Das andere Extrem sind<br />

Langstreckenrennen, die 24 Stunden<br />

und länger dauern können. Highlight<br />

der <strong>Münsteraner</strong> Fahrer sind die „Tausend<br />

Kilometer von Münster“, die einmal<br />

im Jahr stattfinden. Das 26-stündige<br />

Rennen gab es in Münster bereits<br />

fünf Mal, immer mit bis zu 20 Teams.<br />

„Da kommt echte Rennatmosphäre<br />

auf“, freuen sich die Motorsportler<br />

sichtlich.<br />

Dennoch kann man beim Kartfahren<br />

sehr viel Geld lassen. Wie viel, das<br />

hängt von den eigenen Wünschen ab.<br />

„Eine professionelle Rennserie kostet<br />

schon mal 20.000 Euro pro Team“,<br />

sagt Dirk. Aber auf lokaler Ebene ist<br />

das Hobby viel preisgünstiger. „Bei<br />

uns ist man mit 50 Euro im Monat<br />

dabei“, ergänzt der Vorsitzende<br />

Marcus, „wir machen ein Basisangebot<br />

und jeder kann entscheiden, ob er<br />

sich später professionalisieren möchte“.<br />

Könnte es also sein, dass der<br />

Nachfolger von Michael Schumacher<br />

irgendwann aus Münster kommt? „Wir<br />

werden jedenfalls unser Bestes tun“,<br />

lachen Dirk und Marcus herzlich. #<br />

Kartsportfreunde Münster<br />

www.beule-indoor-kart.de


~-Leserbrief an<br />

die Süddeutsche Zeitung<br />

Im Februar hatte die Süddeutsche Zeitung<br />

über eine Familie berichtet, die<br />

vor das Oberlandesgericht zog, um<br />

einen Frauenarzt anzuzeigen. Zwei<br />

Jahre zuvor hatte die junge Mutter ein<br />

Mädchen zur Welt gebracht, dessen<br />

Arm fehlgebildet war. Der Arzt hatte<br />

das angeblich bei den Voruntersuchungen<br />

übersehen. Jetzt forderte das Elternpaar<br />

von ihm Unterhalt für die<br />

Tochter - hätten sie nämlich von der<br />

Fehlbildung gewusst, hätte die Mutter<br />

das Kind abtreiben lassen.<br />

Hierzu schrieb draußen!-Vorsitzender<br />

Horst Gärtner einen Leserbrief an die<br />

Kollegen der Süddeutschen Zeitung,<br />

den wir im folgenden gerne noch einmal<br />

abdrucken:<br />

„Tief betroffen habe ich Ihren Bericht<br />

über das beim Oberlandesgericht<br />

anstehende Verfahren gegen einen<br />

Arzt gelesen, in dem festgestellt werden<br />

soll, ob er die „Fehlbildung eines<br />

Ärmchens“ bei einem Kind vor der Geburt<br />

hätte feststellen müssen, weil<br />

„die Eltern bei einer solchen Feststellung<br />

das Kind wegen Behinderung abgetrieben<br />

hätten“!<br />

Ich bin Vater eines vor 14 Jahren<br />

im Alter von 29 Jahren verstorbenen,<br />

geistig behinderten Sohnes. Als er gestorben<br />

war, haben wir auf den Totenzettel<br />

geschrieben: „Wir danken Dir für<br />

alles, was Du uns geschenkt hast!“ So<br />

haben wir auch mit unserem Kind gelebt.<br />

Die ganze Familie hat den behin-<br />

derten Sohn sein ganzes Leben lang<br />

mitgetragen; seine bescheidenen<br />

Highlights in der Fortentwicklung (zum<br />

Beispiel wenn er mal versuchte, nach<br />

langer Übung ein Wort auszusprechen)<br />

waren Highlights für die ganze Familie.<br />

Wenn er sich etwas überlegen<br />

wollte, sagte er: „Denke ich nach“;<br />

das sage ich heute noch: 14 Jahre nach<br />

seinem Tod!<br />

Wir haben unseren Sohn durch<br />

die Institutionen begleitet, im Sonderkindergarten,<br />

als Sprecher in der Sonderschule,<br />

in der Werkstatt für Behinderte<br />

und überall da, wo er es nötig<br />

hatte. Wir haben uns nicht einmal für<br />

ihn geschämt, auch dann nicht, als<br />

wir ihn nur noch im Rollstuhl mit in<br />

die Stadt nehmen konnten, und wenn<br />

mich jemand, wie die Mutter des<br />

Mädchens schreibt, „blöd angeglotzt<br />

hat“, dann bin ich zu ihm gegangen<br />

und habe gefragt, ob er mich etwas<br />

fragen wolle. Unser geistig behinderter<br />

Sohn ist mit 29 Jahren viel zu früh<br />

gestorben. Ich hätte ihn gerne noch<br />

heute bei mir, und ich danke ihm immer<br />

noch für alles, was er mir, meiner<br />

Familie und allen, die ihn kannten,<br />

geschenkt hat.<br />

Ich frage mich, wie das „nur körperlich<br />

behinderte Mädchen“, dessen<br />

Behinderung Gegenstand des Münchner<br />

Gerichtsverfahrens ist, ein Vertrauensverhältnis<br />

zu seinen Eltern<br />

aufbauen will, wenn es weiß, dass sie<br />

es eigentlich gar nicht haben wollten!“<br />

#<br />

Wieder Trittbrettfahrer<br />

unterwegs<br />

In letzter Zeit haben wieder einige<br />

Leserinnen und Leser in der Redaktion<br />

angerufen, um uns darauf hinzuweisen,<br />

dass offenbar wieder Betrüger<br />

von Haustür zu Haustür gehen und<br />

sich als draußen!-Mitarbeiter ausgeben.<br />

Diesmal geben die Unbekannten<br />

vor, eine Umfrage zu machen und am<br />

Ende fragen sie nach einer Spende.<br />

Wir können es nur immer wieder<br />

betonen: Niemals wird ein draußen!-<br />

Verkäufer an der Tür belästigen. Wir<br />

sind keine Drückerkolonne sondern<br />

ein Straßenmagazin. Schon gar nicht<br />

sammeln wir bei Ihnen zu Hause<br />

Spenden ein - Sie können uns gerne<br />

etwas schenken, aber seriös über unser<br />

Girokonto oder direkt bei uns im<br />

Büro. Dafür bekommen Sie eine schöne<br />

Spendenquittung, die Sie von der<br />

Steuer absetzen können. Also: Wer<br />

immer Ihnen an der Haustür erzählt,<br />

er komme von der draußen, lügt. Auch<br />

wer in Kneipen und Restaurants mit<br />

Sammelbüchsen „für die<br />

<strong>Obdachlose</strong>n“ sammelt, tut das nicht<br />

für uns. Wir sehen davon keinen Cent.<br />

Nicht mehr Geld für<br />

Tilgungsraten<br />

Im Mai stand vor dem Bundessozialgericht<br />

in Kassel ein 57-jähriger Hartz-<br />

IV-Empfänger. Er hatte im Jahr 2002,<br />

bevor die Hartz-IV-Reform in Kraft<br />

getreten war, einen Kredit in Höhe von<br />

9.000 Euro aufgenommen. Mit 125<br />

Euro monatlich hatte er das Darlehen<br />

von seiner Arbeitslosenhilfe getilgt. Ab<br />

2005 erhielt er für seinen Lebensunterhalt<br />

und die Wohnkosten 625<br />

Euro und forderte nun von der Arbeitsgemeinschaft<br />

für Arbeit in Trier<br />

mehr Geld. Dafür wollte er einen Sonderfall<br />

geltend machen, denn zum<br />

Zeitpunkt der Kreditaufnahme konnte<br />

er nicht wissen, dass er kurz später so<br />

wenig Arbeitslosengeld erhalten würde,<br />

von dem er die monatlichen Tilgungsraten<br />

nicht mehr aufbringen<br />

konnte. Die Richter wiesen den Antrag<br />

zurück: Die Arbeitslosenhilfe sei nur<br />

für ein Jahr bewilligt worden, somit<br />

könne sich der Kläger nicht auf den<br />

Vertrauensschutz berufen. #<br />

21


22<br />

Text: Gerrit Hoekman<br />

Mitte Mai demonstrierten 150 <strong>Münsteraner</strong> aus dem Umfeld der Grevener-<br />

Straßen-Besetzer für „ein autonomes Zentrum und coole Butzen für alle“. Der<br />

Forderung werden alle zustimmen, die sich noch an die heißen Partys im alten<br />

„Themroc“ erinnern. Autonome Zentren sind eben ein Stück Lebensqualität<br />

und kühle Wohnungen werden in Zukunft sowieso immer wichtiger. Für alle<br />

Nicht-Italiener unter den Leserinnen und Lesern hier der draußen!-Übersetzungsservice:<br />

„La lotta continua“ heißt auf Münsterländisch „Der Kampf geht<br />

weiter.“ Watt mutt dat mutt. #<br />

Anzeige<br />

Radlos ?<br />

Neue und<br />

gebrauchte Fahrräder<br />

Montag bis Freitag<br />

10 –13 Uhr<br />

14 –18 Uhr<br />

Frauenfahrradladen<br />

Dortmunderstr. 11, Tel 66 57 61<br />

Zu wenig Erntehelfer<br />

Den deutschen Bauern gehen die Erntehelfer<br />

aus. Laut Bundeslandwirtschaftsministerium<br />

ist die Zahl der<br />

ausländischen Helfer seit 2005 um<br />

40.000 gesunken. Vor allem bei der<br />

Spargelernte ist das ein großes Problem,<br />

manche Betriebe verlieren so bis<br />

zu 30 Prozent der Ernte, die zum Teil<br />

auf den Feldern verrottet. Grund dafür<br />

ist angeblich die „Eckpunkte-Regelung“,<br />

die Bundesarbeitsminister<br />

Franz Münterfering (SPD) geschaffen<br />

hatte und die weniger Osteuropäern<br />

die Möglichkeit bietet, bei der Ernte zu<br />

helfen. Viele polnische Arbeiter gehen<br />

außerdem lieber nach Holland oder<br />

Großbritannien, weil sie dort unbefristet<br />

und für mehr Geld arbeiten können.<br />

Deutsche Erntehelfer sind bei den<br />

Bauern nach wie vor nicht sehr beliebt,<br />

da sie oft nicht zur Arbeit erscheinen<br />

oder der körperlichen Anstrengung<br />

nicht gewachsen sind, meinen<br />

die Landwirte. Deshalb wollen die<br />

Arbeitsagenturen nun die Strafen für<br />

Arbeitslose, die die Erntehilfe verweigern<br />

oder abbrechen, verschärfen.<br />

Afrika Festival<br />

Vom 14. bis zum 17. Juni findet in<br />

Münster zum 7. mal das Afrika Festival<br />

statt. Organisiert wird es von der „Afrika-Kooperative“,<br />

die aus Mitgliedern<br />

jeglicher Nationalitäten besteht und<br />

sich um die Zusammenarbeit von<br />

Menschen mit verschiedensten Abstammungen<br />

bemüht. Bei dem Festival<br />

wollen afrikanische Mitbürger,<br />

Künstler und Musiker den Besuchern<br />

durch Workshops, Vorträge, Konzerte<br />

und Theaterstücke ihre kulturelle Vielfalt<br />

nahe bringen. Die Eröffnung findet<br />

am 14. Juni im Internationalen Zentrum<br />

„Die Brücke“ statt. Das diesjährige<br />

Highlight wird das Konzert von Dobet<br />

Gnahorè am Freitag Abend in der<br />

Aula am Aasee. Auch der Afrikanische<br />

Markt lockt die Besucher wie in jedem<br />

Jahr mit Konzerten, Kleinkunst und<br />

Köstlichkeiten, am Samstag und Sonntag<br />

von 10.00 bis 18.00 Uhr. Mehr Informationen<br />

zum Festival sowie das<br />

vollständige Programm gibt es auf der<br />

Internetseite www.afrika-kooperative.de.


Text: Gerrit Hoekman und Katha Boßhammer<br />

Internationaler Hurentag<br />

Der 2. Juni ist der „Internationale Hurentag“.<br />

1975 hatten an diesem Tag<br />

mehr als hundert Huren eine Kirche in<br />

Frankreich besetzt und so auf ihre Situation<br />

und die damit verbundenen<br />

Probleme hinzuweisen. Seitdem wurden<br />

immer mehr Huren-Selbsthilfeorganisationen<br />

gegründet, die sich<br />

bis heute für die Gleichstellung ihrer<br />

Arbeit mit anderen Tätigkeiten einsetzen.<br />

In Deutschland haben sie immerhin<br />

das „Prostitutionsgesetz“ erreicht,<br />

das seit dem 1. Januar 2002 gilt<br />

und den Huren mehr Rechte einräumt.<br />

Im Anhang ein paar Zitate berühmter<br />

Frauen zum Thema Prostitution.<br />

Meine Herren, Sie können uns nicht<br />

in Ehre halten, solange Sie unsere<br />

Schwestern in den Schmutz ziehen.<br />

Solange Sie grausam und ungerecht zu<br />

ihnen sind, werden Sie grausam und<br />

ungerecht zu uns sein“.<br />

Josephine Butler (1828-1906)<br />

Britische Feministin, Gründerin der<br />

„Internationalen Abolitionistischen<br />

Föderation“<br />

„Frauenhandel existiert, weil<br />

Tausende und Abertausende von<br />

Männern wollen, dass er existiert, und<br />

bereit sind, für seinen Fortbestand zu<br />

bezahlen“.<br />

Christabel Pankhurst (1880 -1958)<br />

britische Suffragette<br />

„Gut fünfzig Prozent der verheirateten<br />

Männer sind Stammkunden in<br />

Bordellen. Diesem durchschlagenden<br />

Faktor ist es zu verdanken, dass die ver-<br />

heirateten Frauen - ja, selbst die Kinder<br />

- von Geschlechtskrankheiten befallen<br />

sind. Und doch hat die Gesellschaft kein<br />

Wort der Verurteilung für den Mann,<br />

während kein Gesetz zu ungeheuerlich<br />

ist, um es gegen das hilflose Opfer in<br />

Bewegung zu setzen“.<br />

Emma Goldman (1869-1940)<br />

russisch-amerikanische Anarchistin<br />

„Die Prostitution - das ist die<br />

Gleichung, welche der Mann für sich auf<br />

dem Geschlechtsgebiet erfand und in<br />

Szene setzte. Offenbar eine pathologische<br />

Gleichung, keine physiologische.<br />

Eine Gleichung, welche er mit dem<br />

Aufgebot aller Kräfte, sogar der geistigen,<br />

der wissenschaftlichen, gegenüber<br />

der Frau verteidigt und zu retten versucht,<br />

trotz aller Krankheit, trotz aller<br />

Erniedrigung, trotz aller Bestialität, trotz<br />

aller damit verknüpfter Entartung und<br />

Entwürdigung.“<br />

Johanna Eiberskirchen (1864-1943)<br />

deutsche Homöopathin und<br />

Lesbenaktivistin<br />

„Der Menschenhandel mit Frauen<br />

und Kindern bringt Männern sieben<br />

Milliarden Dollar jährlich“.<br />

Nawal El Saadawi<br />

ägyptische Ärztin und Schriftstellerin<br />

„Der Freier kauft nicht Sex, sondern<br />

Macht. Das Schlimmste für Prostituierte<br />

ist nicht der sexuelle Akt, sondern ist die<br />

seelische Erniedrigung“.<br />

Cornelia Filter<br />

deutsche Journalistin und Autorin<br />

Josephine Butler<br />

„Was Prostitution ist, das weiß im<br />

Grunde jede Frau. Fast jede hat es schon<br />

mal getan: aus 'Gefälligkeit', um nett zu<br />

sein, um des lieben Friedens willen, aus<br />

Angst“.<br />

„Männer kaufen bei Prostituierten<br />

nicht Sex, sondern Macht. Das prägt<br />

Blick und Begehren nicht nur der Freier,<br />

sondern aller Männer auf alle Frauen.<br />

Und darum ist Prostitution nicht nur ein<br />

Verstoß gegen die Menschenwürde der<br />

Prostituierten, sondern einer gegen die<br />

aller Frauen“.<br />

Alice Schwarzer<br />

Journalistin und Emma“-Gründerin<br />

„Männer bezahlen, um Frauen<br />

Dinge anzutun, die zweifelsfrei als<br />

Gewalt verstanden würden, wenn sie in<br />

einer nichtsexualisierten Situation vorkämen.<br />

Wenn Männer diese Dinge tun,<br />

ohne zu bezahlen, nennt man es<br />

Gewalt“.<br />

Sheila Jeffreys<br />

englische Politologin und Lesbe<br />

Als Verursacher der Prostitution<br />

dürfen wir nicht länger nur die Männer<br />

ins Visier nehmen, die Frauen verkaufen,<br />

sondern müssen auch die Männer,<br />

die Sex kaufen, angehen“.<br />

„Sich eine Welt ohne Prostitution<br />

vorzustellen heißt, die Abschaffung der<br />

sexuellen Ausbeutung aller Frauen für<br />

möglich zu halten“.<br />

Kathleen Barry<br />

amerikanische Soziologin und Autorin<br />

Quelle: Die Standard, Österreich<br />

23


24<br />

Text: Paul Demel<br />

Anwalttipp:<br />

Mieterpflichten beim Auszug<br />

„Dreimal umgezogen ist einmal abgebrannt“,<br />

sagt der Volksmund. Und<br />

so denkt sich mancher Mieter, „was<br />

man nicht in der Tasche hat, muss<br />

man halt in der Birne haben“ und<br />

entschließt sich zu einer vermeintlich<br />

cleveren Lösung seiner Finanzprobleme<br />

nach dem Motto „ich bin<br />

dann mal weg“. Rechtsanwalt Paul<br />

Demel erklärt, warum Mieter das<br />

Untertauchen doch besser den U-<br />

Booten überlassen sollten.<br />

Auch Heinz Schnack (alle Namen<br />

geändert) hielt sich für besonders clever.<br />

Der Mietvertrag verpflichtete ihn<br />

zwar zu einer gemeinsamen Übergabeverhandlung<br />

bei Mietende, um zu klären,<br />

was Heinz noch zu erledigen hat.<br />

Einen solchen Termin hatte der Vermieter<br />

auch schon mit Heinz vereinbart.<br />

Heinz hielt ihn aber bewusst nicht ein.<br />

Er kannte den Nachmieter und gab diesem<br />

einfach die Schlüssel. Seinem Vermieter<br />

schrieb er einen kurzen Brief,<br />

dass die Nachmieterin die Schlüssel von<br />

ihm bekommen habe und er leider<br />

noch keine neue Adresse habe. Im<br />

übrigen bedanke er sich für das im<br />

Großen und Ganzen doch harmonische<br />

Miteinander von Vermieter und Mieter.<br />

Die letzten zwei Monatsmieten, die<br />

Heinz nicht bezahlt hatte, könne er ja<br />

mit der Mietkaution verrechnen. Diese<br />

belaufe sich schließlich auch auf zwei<br />

Monatsmieten und das passe dann ja<br />

gerade richtig.<br />

Sein Vermieter sah nicht nur das<br />

mit dem harmonischen Verhältnis anders,<br />

sondern auch das mit der Mietkaution.<br />

Zudem schätzte er auch die<br />

Vereitelung des gemeinsamen Übergabetermins<br />

als das ein, was es tatsächlich<br />

ist: Ein rechtswidriger Vertragsbruch.<br />

Herr Holtz wandte sich also an<br />

einen Anwalt und informierte den erst<br />

einmal über die zahlreichen Mängel,<br />

die er bei seiner eigenen Besichtigung<br />

in der Wohnung festgestellt hatte:<br />

Heinz war so „helle“ gewesen, an zwei<br />

Fenstern die Holzrahmen mit Dispersionsfarbe<br />

zu streichen, er hatte die<br />

Schönheitsreparaturen nicht durchgeführt,<br />

der Duschkopf fehlte, der noch<br />

ziemlich neue Teppichboden wies meh-<br />

rere Brandflecken auf und Heinz' „Katerchen“<br />

hatte im Wohnzimmer an<br />

mehreren Stellen die Tapeten aufge-<br />

§<br />

kratzt.<br />

Mit den Schönheitsreparaturen<br />

hatte Herr Holtz Pech. Laut Mietvertrag<br />

war Heinz dazu zwar verpflichtet, da<br />

die Vertragsklausel jedoch die Schönheitsreparaturen<br />

spätestens alle fünf<br />

Jahre verlangte, war diese Klausel laut<br />

neuerer Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs<br />

unwirksam. Solche Klauseln<br />

lässt der BGH jetzt nur noch zu,<br />

wenn sie dem Mieter ausdrücklich die<br />

Möglichkeit geben, eine Verlängerung<br />

der Fristen zu verlangen, zum Beispiel<br />

weil der Mieter längere Zeit im Ausland<br />

war oder die Wohnung aus sonstigen<br />

Gründen nur wenig abgenutzt hat.<br />

Wegen aller anderen Ansprüche<br />

schrieb der Anwalt Heinz an und forderte<br />

ihn zur Beseitigung der Mängel<br />

innerhalb von einer Woche auf. Da<br />

Heinz etwa zehn Tage vor Mietende<br />

ausgezogen war, gab es für diese Frist<br />

auch noch keine Probleme mit dem<br />

Nachmieter. Den Brief schickte der Anwalt<br />

zunächst einmal an Heinz' bisherige<br />

Adresse. Wie erwartet, hatte der aber<br />

keinen Nachsendeantrag gestellt. Herr<br />

Holtz vermutete aber richtig, bei welcher<br />

Firma Heinz tätig war, er hatte irgendwann<br />

mal einen Brief im Treppenhaus<br />

gesehen, der diesen Absender<br />

hatte. So konnte das Mahnschreiben<br />

dort Heinz persönlich zugestellt werden.<br />

Der nahm sich jetzt notgedrungen<br />

seinerseits einen Anwalt, der ihn eines<br />

besseren belehrte und so erhielt Herr<br />

Holtz tatsächlich noch ein weiteres<br />

freundliches Schreiben, in dem Heinz<br />

erklärte, er werde gegen Ende der Woche<br />

die Mängel beseitigen und darum<br />

bat, dass ihm Herr Holtz am kommenden<br />

Samstag Morgen die Schlüssel gebe,<br />

damit er die Reparaturen ausführen<br />

könne.<br />

Das war schlau von Heinz. Denn<br />

sonst hätte der Vermieter die Arbeiten<br />

an Fachfirmen <strong>vergeben</strong> und die Kosten<br />

von ihm einklagen können. Wenn<br />

Heinz dann doch noch endgültig abgetaucht<br />

wäre - nach dem Motto „keine<br />

Lust mehr auf kniepige Vermieter und<br />

stressige Chefs, also alles in den VW-<br />

Bulli und ab an die Algarve“ - hätte<br />

die Klage im Wege einer sogenannten<br />

„öffentlichen Zustellung“ geschickt<br />

werden müssen. Früher oder später<br />

hätte Herr Holtz dann ein sogenanntes<br />

Versäumnisurteil gegen Heinz erlangt.<br />

Zwar hätte er dann immer noch nicht<br />

die Adresse von Heinz gehabt, aber aus<br />

so einem Versäumnisurteil kann man<br />

30 Jahre lang vollstrecken. Und nur allzu<br />

oft kommen die „Abhauer“ auf<br />

Dauer wieder zurück ins lebenswerte<br />

Münster, weil der sonnige Süden es als<br />

- oft auch nicht ganz legale - neue<br />

Heimat auf Dauer auch nicht bringt. In<br />

anderen Fällen bekommen die Vermieter<br />

über Eltern, Bekannte, Einwohnermeldeamtsanfrage<br />

und so weiter die<br />

neue Anschrift immer noch raus. Oft<br />

taugt also das Abtauchen nicht. Wird<br />

man erst Jahre später aufgefunden,<br />

sind die Kosten außerdem wegen Zinsen,<br />

Verfahrenskosten und anderem oft<br />

deutlich höher als anfangs.<br />

Auch bezüglich der Verrechnung<br />

mit der Mietkaution befindet sich Heinz<br />

in einem Irrtum. Laut Bundesgerichtshof<br />

kann der Vermieter diese in der<br />

Regel noch sechs Monate nach Mietende<br />

behalten. Er soll nämlich ausreichend<br />

lange Zeit Gelegenheit haben zu<br />

prüfen, ob er noch irgendwelche Ansprüche<br />

gegen den Mieter hat, zum<br />

Beispiel wegen verursachter Wohnungsmängeln,<br />

die sich erst später<br />

herausstellen. Keinesfalls kann also der<br />

Mieter einfach die letzten Monatsmieten<br />

einbehalten und diese mit der<br />

Kaution verrechnen.<br />

Der endgültige Auszug, ohne sich<br />

noch um irgend etwas zu kümmern,<br />

erleichtert dem Vermieter sogar teilweise<br />

seine Rechtsverfolgung. Denn in<br />

aller Regel erklären die Gerichte dann,<br />

dass der Vermieter dem Mieter zur Erfüllung<br />

seiner Pflichten keine Frist mehr<br />

setzen muss, sondern sofort die Dinge<br />

selbst erledigen kann, gegebenenfalls<br />

auch mit Fachfirmen, und die Kosten<br />

dann vom Mieter zurück verlangen<br />

kann.<br />

Aber Heinz war ja noch rechtzeitig<br />

„wieder da“. Wenn er Pech hat, verlangt<br />

allerdings Herr Holtz von ihm Ersatz<br />

seiner Anwaltskosten, denn diesen<br />

Schaden hat Heinz mit seinem vertragswidrigen<br />

Verhalten schuldhaft verursacht.<br />

#


Termine<br />

HERZSCHLAGWEIT<br />

von Theater Sycorax<br />

„HERZSCHLAGWEIT“ heißt der letzte Teil<br />

der Trilogie über den Lebensdurst und<br />

seine Fallen (nach „Sehnsuchtsschwimmer“<br />

und „Am anderen Ende<br />

ist der Himmel“).12 Menschen beantragen<br />

ihre „Auswilderung“. Wunsch<br />

und Wille sind stark, sich vom<br />

Alltagstrott zu befreien und die bestehenden<br />

Rituale zu entriegeln. Vom<br />

Himmel gefallen und gestrandet, hinausgeworfen<br />

und nah an den Abgrund<br />

gestreut - der Atem der Sehnsucht und<br />

des Abenteuers raunt über die<br />

Klippen. Überraschungen verbergen<br />

sich unter jedem Stein und der<br />

Horizont färbt ab. Das schnelle Leben<br />

und die Gewohnheiten haben sie hinter<br />

sich gelassen und suchen nun nach<br />

Zukunft. Ein neues Leben, dass gleich<br />

jetzt beginnt. Es riecht nach Ungewissheit,<br />

nach Überlebenskampf,<br />

aber auch nach deutlich spürbarem<br />

Zauber. Die Herzen schlagen weit.<br />

„Glück? Ja! Das mit dem Glück ist so<br />

ein Ziel von mir.“<br />

Termine:<br />

Do 21., Fr 22., Sa 23. Juni,<br />

jeweils 20.00 Uhr<br />

Ort:<br />

Theater im Pumpenhaus,<br />

Tel.: 0251-233443<br />

<strong>Preis</strong>: 13,- Euro / erm. 7,50 Euro<br />

Mit Sycorax -Party im Anschluß an die<br />

letzte Aufführung am 23. Juni<br />

Es spielen:<br />

Andreas Bäumer, Johannes Bayer,<br />

Alexandra Brink, Steff Klausfering,<br />

Ulrike Laubrock, Marcell Lehnert, Jutta<br />

Nahamowitz, Annerose Schäfer,<br />

Konrad Schönberger, Guido Terbaum,<br />

Leif-Patrick Viola, Anja Zienterra<br />

Künstlerische Leitung:<br />

Paula Artkamp, Manfred Kerklau<br />

In Koproduktion mit dem Theater<br />

im Pumpenhaus, gefördert von:<br />

Kulturamt der Stadt Münster<br />

Termine<br />

FLOHMARKT<br />

Am 17. 6. 2007 von 14 bis 17 Uhr<br />

veranstaltet der Verein SeHT Münster<br />

e.V. (SelbständigkeitsHilfe bei<br />

Teilleistungsschwächen e.V.) auf dem<br />

Schulhof der Mauritzgrundschule<br />

(Dechaneistr. 14) in Münster einen<br />

Flohmarkt. Die Standgebühr beträgt 5<br />

Euro. Der Flohmarkt findet im Rahmen<br />

des alljährlichen Sommerfests der<br />

Vereine in der Alten Dechanei statt.<br />

Anmeldungen unter 0251-136920 oder<br />

unter mail: seht.ms@web.de.<br />

Neuer Vorstand<br />

bei LIVAS<br />

Der <strong>Münsteraner</strong> Lesben-Verein hat<br />

einen neuen Vorstand:<br />

Von links nach rechts<br />

Nika, Eksa, Christa, Ellen und vorne Ute<br />

Termine<br />

BAUMKLANGAFFÄREN<br />

Im Rahmen des Grünflächenunterhaltungsprogramms<br />

entlang der Promenade<br />

(am 2.,9. und 23.Juni) präsentiert<br />

das Ensemble „Improsaikum“ am<br />

9.6.07 um 15:30, 16:30 und 17:30 Uhr<br />

BAUMKLANGAFFÄREN. Es erwarten die<br />

Promenierenden neun anmutige Flötistinnen,<br />

zwei skurrile Sprecher, sowie<br />

an dem einzigartigen Baum hängende<br />

Percussionsinstrumente aus Küche,<br />

Camping und dem kleinsten Instrument<br />

des Orchesters.<br />

Eine wundersame, spontan entstehende<br />

Klangcollage lädt den Vorbeikommenden<br />

ein, eine kurze Rast einzulegen,<br />

um bei der Abschlussimprovisation<br />

„Ein Baum möcht' ich sein“<br />

aktiv mitzuwirken.<br />

Diese ungewöhnliche Aktion findet<br />

neben dem Trompetenbaum auf dem<br />

Promenadenabschnitt zwischen der<br />

Annette von Droste-Hülshoff-Skulptur<br />

und dem Buddenturm statt.<br />

Die nächste ~ erscheint<br />

am 6. Juli 2007<br />

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26<br />

Anzeigen<br />

Tausend Fragen - eine Adresse<br />

Infos und Service im publikom - Stadtnetz für Münster<br />

www.muenster.de<br />

Portal für Münster und das Münsterland<br />

www.muenster.de/stadt<br />

Service und Infos der Stadtverwaltung<br />

Presse und Informationsamt<br />

www.muenster.de/stadtteile<br />

Stadtteil-Portale - von Amelsbüren bis Sprakel<br />

www.termine.muenster.org<br />

Münsters Veranstaltungskalender<br />

www.muenster.de/stadt/awm<br />

Abfall und Recycling, Entsorgungskalender<br />

www.muenster.de/stadt/skulpturen<br />

Skulpturen-Rundgang des Presseamtes<br />

www.muenster.de/stadt/formulare<br />

Vordrucke online - das spart Zeit und Wege<br />

www.muenster.de/stadt/sozialamt<br />

Alles zum Recht auf Hilfe in vielen Lebenslagen<br />

Termin<br />

Kongress:<br />

Zivilcourage gegen Nazis<br />

In der letzten Zeit hat sich die Zahl der neofaschistischen<br />

Aktivitäten stark erhöht: Aufmärsche, Konzerte,<br />

Angriffe auf <strong>Obdachlose</strong> und Ausländer. Dagegen wehrt<br />

sich seit 2006 das Bündnis „Münster gegen Nazis“. Es<br />

besteht aus verschiedenen <strong>Münsteraner</strong> Verbänden und<br />

wurde gegründet, als im Februar freie Kameradschaften<br />

einen Nazi-Aufmarsch in Münster angemeldet hatten.<br />

Jetzt organisiert „Münster gegen Nazis“ den Kongress<br />

„Zivilcourage gegen Nazis! - Wie macht man das?!“. Er<br />

findet am Samstag, den 9. Juni, von 9.00 bis 18.30 Uhr<br />

im Rathaus statt.<br />

„Gemeinsam möchten wir ins Gespräch kommen,<br />

diskutieren und Möglichkeiten für weitere<br />

Zusammenarbeiten ausloten“, kündigt das Bündnis auf<br />

seiner Internetseite an. Geplant ist unter anderem eine<br />

Ausstellung, ein Improtheater, ein Informationsstand<br />

der Polizei, Diskussionen, Arbeitsgemeinschaften und<br />

vieles mehr. Wer Interesse hat, kann sich im Internet<br />

unter www.muenster-gegen-nazis.de das Programm<br />

noch einmal genau ansehen und sich dort auch für den


Text: Katha Boßhammer<br />

Torten:<br />

Zum Geburtstag ein Muss<br />

Es gibt unzählige Arten von Torten.<br />

Aber egal, ob mit Sahne, Obst, Pudding,<br />

Schokolade, Buttercreme oder<br />

Nüssen - ein optisches Highlight ist<br />

die etwas aufwändigere Art des Kuchens<br />

allemal. Vorausgesetzt, man<br />

macht sie richtig. Aber auch für An-<br />

Schwarzwälder Kirschtorte<br />

Zutaten:<br />

Für den Biskuitboden:<br />

180g Zucker<br />

5 Eigelb<br />

5 Eiweiß<br />

5 EL lauwarmes Wasser<br />

1 Päckchen Vanillezucker<br />

1 Prise Salz<br />

140g Mehl<br />

80g Speisestärke<br />

50g Kakaopulver<br />

2 TL Backpulver<br />

60g zerlassene Butter<br />

Für die Füllung:<br />

500ml Kirschsaft<br />

1 Zimtstange<br />

2 Nelken<br />

1 EL Speisestärke, mit etwas Saft angerührt<br />

500g Sauerkirschen<br />

60g Zucker<br />

etwas Wasser<br />

etwas Kirschwasser zum Beträufeln<br />

zum Verzieren:<br />

600g Sahne<br />

60g Zucker<br />

Kirschen<br />

Schokoraspel<br />

Zubereitung:<br />

Eigelb, Wasser, Vanillezucker und<br />

120g Zucker verrühren. Eiweiß steif<br />

schlagen, Salz und restlichen Zucker<br />

untermischen. Kakao- und Backpulver,<br />

Mehl und Stärke mischen, mit<br />

dem Eischnee unter Eigelbmasse heben.<br />

Dann Butter unterheben. Boden<br />

einer Springform mit Backpapier auslegen,<br />

leicht einfetten. Den Teig einfüllen<br />

und bei 190° im vorgeheizten<br />

Ofen etwa 30 Minuten backen. Abkühlen<br />

lassen, auf ein Rost stürzen und<br />

eine Nacht mit Folie bedeckt stehen<br />

lassen.<br />

Saft, Zimt und Nelken aufkochen,<br />

Gewürze herausfischen, Stärke zuge-<br />

fänger gibt es tolle Rezepte. Vor allem<br />

bei Geburtstagen sollte eine<br />

hübsche und leckere Torte nicht fehlen.<br />

Geburtstage stehen übrigens im<br />

Juni und Juli auch in der draußen!-<br />

Redaktion an. Nur nebenbei: Chefredakteur<br />

Gerrit Hoekman würde<br />

ben, aufwallen lassen. Kirschen dazugeben,<br />

aufkochen und abkühlen lassen.<br />

Biskuit in drei Scheiben schneiden,<br />

Zucker mit Wasser aufkochen.<br />

Kirschwasser zugeben, den unteren<br />

Boden damit beträufeln. Sahne steif<br />

schlagen, Zucker dazugeben. Drei<br />

Kreise auf den unteren Boden spritzen,<br />

den Rest mit der Grütze füllen.<br />

Den zweiten Boden darauf legen, wieder<br />

mit etwas Kirschwasser beträufeln,<br />

Sahne und Grütze darauf verteilen.<br />

Den dritten Boden darauf legen, beträufeln,<br />

dann Oberfläche und Seiten<br />

großzügig mit Sahne bestreichen. Sahnehäubchen<br />

auf Oberfläche sprühen,<br />

Kirschen darauf legen. Alles mit Schokoraspeln<br />

bestreuen. Kühl lagern. #<br />

Erdbeertorte<br />

Zutaten:<br />

200g Löffelbiskuits<br />

100g Butter<br />

etwas Himbeergeist<br />

3 Blatt rote Gelatine<br />

700g Erdbeeren<br />

2 Eiweiß<br />

125g Puderzucker<br />

¼ l Schlagsahne<br />

Zubereitung:<br />

Biskuits zerstoßen, mit Butter,<br />

Margarine und Himbeergeist verkneten.<br />

Auf den Boden einer runden<br />

Springform drücken. Kalt stellen.<br />

Gelatine einweichen, 300g Erdbeeren<br />

pürieren. Gelatine bei milder<br />

Hitze auflösen, unter pürierte Erdbeeren<br />

rühren, kalt stellen. Eiweiß steif<br />

schlagen, Puderzucker unterheben.<br />

250g Erdbeeren halbieren, auf Tortenboden<br />

verteilen. Wenn das Erdbeerpüree<br />

geliert, erst Eischnee, dann steif<br />

geschlagene Sahne unterheben. Auf<br />

die Erdbeeren streichen.<br />

Die Torte etwa vier Stunden kalt<br />

stellen, dann mit restlichen Erdbeeren<br />

verzieren. #<br />

sich am meisten über eine Schwarzwälder<br />

Kirschtorte freuen, Layouter<br />

Heinz Dalmühle mag am liebsten<br />

Erdbeertorte und Praktikantin Katha<br />

Boßhammer wären Donauwellen<br />

sehr recht. Viel Spaß beim Backen!<br />

Donauwellen<br />

Zutaten:<br />

Für den Teig:<br />

250g weiche Butter oder Margarine<br />

200g Zucker<br />

1 P Vanillezucker<br />

1 Prise Salz<br />

5 Eier<br />

375g Mehl<br />

3 TL Backpulver<br />

20g Kakao<br />

1 EL Milch<br />

Für den Belag:<br />

720g entsteinte Kirschen (aus dem<br />

Glas)<br />

Für die Creme:<br />

1 P Vanillepudding-Pulver<br />

100g Zucker<br />

½ l Milch<br />

250g weiche Butter<br />

Für den Guss:<br />

200g Zartbitterschokolade<br />

etwas Kokosfett<br />

Zubereitung:<br />

Margarine, Zucker, Vanillezucker,<br />

Salz und Eier verrühren. Mehl und<br />

Backpulver unterrühren. Etwa 2/3 des<br />

Teiges auf ein gefettetes Backblech<br />

streichen. Kakao und Milch mit dem<br />

restlichen Teig vermischen, auf die<br />

erste Teiglage streichen.<br />

Die Kirschen gut abtropfen und<br />

auf dem Teig verteilen. Bei 170° 35-40<br />

Minuten backen.<br />

Nach Packungsanleitung den<br />

Vanillepudding kochen, kalt stellen<br />

und ab und zu umrühren. Butter<br />

geschmeidig rühren, Pudding nach<br />

und nach untermischen. Den abgekühlten<br />

Kuchen mit der Buttercreme<br />

bestreichen und kalt stellen.<br />

Schokolade zusammen mit<br />

Kokosfett im Wasserbad schmelzen<br />

lassen, dann auf die fest gewordene<br />

Buttercreme streichen. #<br />

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28<br />

Texte: Heinz Dalmühle<br />

Von der grünen Wiese<br />

Wildkräutermenüs<br />

für jede Jahreszeit<br />

Kräuterrezepte von<br />

Regina van Eickels<br />

Schmökerecke<br />

Grün für die Großstadt<br />

Der Garten auf der Fensterbank<br />

Kräuter, Gemüse und Zierpflanzen<br />

auf kleinstem Raum angebaut<br />

von „~”-Layouter Heinz Dalmühle<br />

Wer nicht über einen eigenen Garten verfügt, aber einen Balkon, ein<br />

kleines Dach oder vielleicht nur eine Fensterbank bepflanzen kann,<br />

findet in diesem Buch einen wertvollen Ratgeber. Der Autor schreibt<br />

aus persönlicher Überzeugung und, was noch wichtiger ist, aus alltäglicher<br />

und praktischer Erfahrung. So gibt er machbare, interessante<br />

und ausführliche Hinweise über die Möglichkeiten, auf kleinstem<br />

Raum Gemüse, Zierpflanzen und Kräuter anzubauen.<br />

Einige antiquarische Exemplare abzugeben für 12 Euro<br />

Anfragen telefonisch: 0175-5207708<br />

oder in der „~”-Redaktion 0251-5389130,<br />

persönlich abzuholen bei „~”, Overbergstr. 2, 48145 Münster<br />

Von der grünen Wiese<br />

Wildkräutermenüs für jede Jahreszeit<br />

Kräuterrezepte von Regina van Eickels<br />

Die vorliegenden Rezepte in zwölf Menüs zu den zwölf Monaten geben<br />

für jede Jahreszeit Anregungen zum Kochen und Gästebewirten mit<br />

Wildkräutern. Sie wurden bei unseren „~”-Kräutertouren und in<br />

zahlreichen Kochkursen erprobt und gelobt.<br />

Regina van Eickels, Jahrgang 1951, lebt im Sauerland.<br />

Sie ist Sonderschullehrerin, Phytotherapeutin und Hobbyköchin, hat bei<br />

unseren „~”-Kräutertouren mit uns gekocht und veranstaltet für<br />

den Verein „Waldschule Münsterland“ und die „Biologische Station<br />

Rieselfelder“ regelmäßig Kräuterkochkurse.<br />

Kreutlein - rühr mich an<br />

Zwölf neue Kräutermenüs für jede Jahreszeit<br />

Neue Wildkräuterrezepte von Regina van Eickels<br />

Dies ist der zweite Band mit neuen Rezepten von Regina, der Anfang des<br />

Jahres 2007 erscheint. Die Menüs des ersten Kochbuchs waren so lecker,<br />

dass einige Wildkräuterfans schon alle Rezepte nachgekocht haben.<br />

Deshalb hat Regina van Eickels jetzt eine Sammlung neuer Rezepte<br />

zusammengestellt. Sie sind ab Februar, spätestens zu unseren neuen<br />

Kräuterkursen im Frühjahr zur Bärlauchzeit zu haben.<br />

Alle Bücher je 12 Euro,<br />

abzuholen in der „~”-Redaktion,<br />

Overbergstr. 2, 48145 Münster


Texte: Barbara Blasum<br />

Gabathuler, Alice:<br />

Blackout. Stuttgart:<br />

Thienemann, 2007. 224 S.,<br />

ISBN 978-3-522-17872-3.<br />

Euro 9,90<br />

Jugendkrimi ab 13 J.<br />

Wolf, Rosa: Party-Garten.<br />

Komm wir feiern! Einladen<br />

- Dekorieren - Feiern -<br />

Grillen - Genießen.<br />

München: BLV Buchverlag,<br />

2007. 120 S., 150 Farbfotos.<br />

ISBN 978-3-8354-0145-7,<br />

Euro 14.95<br />

Ratgeber<br />

Schmökerecke II<br />

Ist mal wieder das Elternhaus<br />

schuld, oder warum läuft bei Nick alles<br />

schief? Schulwechsel, Drogen, Gesetzeskonflikte<br />

- er hat die ganze Palette hinter<br />

sich. Doch das Allerschlimmste trifft<br />

ihn gerade, als er glaubt, am Horizont<br />

einen Lichtschweif für sich zu entdecken.<br />

In der Familie seiner Tante soll er eine<br />

letzte Chance bekommen, sein Leben zu<br />

korrigieren. Er fühlt sich dort wohl, aber<br />

plötzlich ist seine Kusine Karla verschwunden.<br />

Angeblich soll er dabei seine<br />

Finger im Spiel gehabt haben, doch er<br />

kann sich an nichts erinnern. Drei Tage<br />

fehlen in seinem Gedächtnis!<br />

Die Polizei findet bei ihm eine<br />

Fahrkarte nach Berlin und eine Eintrittskarte<br />

für eine dortige Disco. Er war<br />

nie dort, aber niemand glaubt seinen<br />

Beteuerungen. Ihm bleibt nichts anderes<br />

übrig, als selbst auf die Suche nach Carla<br />

zu gehen. Unterstützung findet er bei<br />

ihrer Mitschülerin Kristen, die wie Carla<br />

My home is my castle, und mein<br />

Garten ist (m)ein Paradies! Wer so eine<br />

grüne Lunge sein Eigen nennen kann,<br />

möchte u.U. auch andere daran teilhaben<br />

lassen. Falls Sie Ihren Garten neu<br />

anlegen, sind Sie mit den Tipps in diesem<br />

Buch sicher gut beraten. Dieser von der<br />

Gestaltung und vom Inhalt (Planen,<br />

feiern, grillen, dekorieren) äußerst<br />

attraktive Ratgeber verhilft Ihnen zu<br />

einer grünen Freilichtbühne, deren<br />

Spielplan Sie nach Lust und Laune vielfältig<br />

gestalten können. Genießen Sie<br />

den Flair der Freiluftsaison und nutzen<br />

Sie die Möglichkeit, Regisseur, Bühnenbildner<br />

und Gastgeber zu sein. Es<br />

muss auch nicht immer alles perfekt sein.<br />

Die Idee zählt und Improvisation kann<br />

ein Fest in schönster Erinnerung bleiben<br />

lassen.<br />

in der Firma seines Vaters ein Schülerbetriebspraktikum<br />

absolvierte. Dort hatte<br />

Carla eine folgenschwere Entdeckung gemacht.<br />

Nach und nach kristallisiert sich<br />

heraus, dass es jemanden geben muss,<br />

der Nick unbedingt schaden will. Sein<br />

eigenes Verhalten macht es ihm und seinen<br />

neuen Freunden nicht unbedingt<br />

leicht, die Schuldigen aufzuspüren und<br />

Carla zu finden.<br />

Mit diesem Labyrinthe-Krimi wird<br />

garantiert keine Langeweile aufkommen,<br />

dafür ist er einfach zu spannend geschrieben!<br />

#<br />

Barbara Blasum<br />

Als Ouvertüre im Wandel der Jahreszeiten<br />

bietet sich z.B. der Osterbrunch<br />

an, dicht gefolgt vom Apfelblüten- und<br />

Rosenfest. Ein Highlight könnte das große<br />

Gartenfest im Hochsommer werden, bevor<br />

es mit dem Familienspaß am Halloween<br />

und der Herbstparty ins Finale<br />

geht. Alles, was Sie dazu benötigen, verrät<br />

Ihnen die Autorin. Das Ensemble<br />

(alles, was grünt und blüht) wechselt<br />

ständig, ebenso die Requisiten (Dekoration<br />

und Verköstigung). Also warten Sie<br />

nicht, bis die Muse Sie küsst, sondern<br />

lassen Sie sich ganz einfach von diesem<br />

Party-Garten-Ratgeber inspirieren. Mit<br />

den vielen originellen und praktikablen<br />

Tipps gelingen Ihnen wunderschöne<br />

Inszenierungen, die Ihr Publikum (Ihre<br />

Gäste) begeistern. Eins ist sicher: Auf<br />

Zugaben müssen Sie sich einstellen! #<br />

Barbara Blasum<br />

29


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Glas und Toleranz 2007<br />

Dem Westfälischen Frieden...ein Parkplatzportrait mit<br />

Altglascontainern, Himmel und Moschee zu Neubeckum.<br />

Ihre Gesellschaft für Mnemotechnik und Taktdesign &<br />

www.koselleck.de<br />

Rüdiger Sagel<br />

Landtagsabgeordneter<br />

Mehr dazu unter<br />

www.sagel.info<br />

§ § § § § § § § §<br />

Paul Demel<br />

Rechtsanwalt<br />

§ § § § § § § § §<br />

Fachanwalt für<br />

§ § § § § § § § §<br />

Miet- und Wohnungseigentumsrecht<br />

§ § §<br />

weitere<br />

§<br />

Schwerpunkte:<br />

§ § § § §<br />

Baurecht - Sozialhilfe - Familienrecht - Nachbarrecht<br />

§ § § § § § § § §<br />

Bahnhofstr. 5 48143 Münster e-mail: rechtsanwaelte.demel.topp@t-online.de<br />

Tel.: 02 51 - 414 05 05 Fax: 02 51 - 414 05 06<br />

G8-Gipfel in<br />

Heiligendamm:<br />

Eine andere Welt<br />

ist möglich!<br />

Für eine solidarische und gerechte Weltwirtschaft!<br />

Beteiligt Euch an der Demonstration am<br />

2. Juni in Rostock!<br />

Wir brauchen Wirtschaftsdemokratie statt<br />

der „unsichtbaren Hand des Marktes“.<br />

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