02.06.2018 Aufrufe

Siegfried Hillner - Flucht und Vertreibung

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Meine Mutter erhielt später eine kleine<br />

Witwenrente. Der Bauer Gaußelmann<br />

hat dann für uns an der Scheune einen<br />

Anbau gemacht. Da ist heute der<br />

Heimatverein drin. Da hatten wir zwei<br />

Zimmer <strong>und</strong> einen Abstellraum <strong>und</strong> da<br />

waren wir für uns. Wir hatten aber<br />

keinen Wasseranschluss. Wir mussten<br />

das Wasser vom Bauernhof holen.<br />

Ich hatte schon erwähnt, dass meine<br />

Mutter damals eine kleine Witwenrente<br />

bekam. Die Lebensverhältnisse waren<br />

damals sehr schwierig. Wenn man mal<br />

eine Neuanschaffung machen wollte,<br />

musste man monatelang sparen. Ich<br />

Meine Konfirmation<br />

kann mich an den Lebensmittelladen<br />

Nolte erinnern. Da konnte man<br />

anschreiben lassen. Davon haben viele Gebrauch gemacht. Auch wir. Es war damals aber<br />

auch eine Ehrensache, dass man seine Schulden bezahlte. Denn am Monatsende war es<br />

immer wieder knapp. Und dann wurde eben angeschrieben <strong>und</strong> wenn die Rente kam, wurde<br />

das bezahlt. Ich hab‘ mal einen neuen Mantel bekommen. Der sollte 200,00 DM kosten. Das<br />

war viel Geld. Das war das gesamte Monatseinkommen. Meine Mutter konnte das nicht<br />

aufbringen. Da sind wir zum Textilgeschäft Julius Lengers gegangen. 50,00 DM wurden<br />

angezahlt <strong>und</strong> das andere wurde monatlich abgestottert. Eine andere Möglichkeit gab es<br />

nicht.<br />

Meine Mutter besucht deutschen Soldaten in Delbrück<br />

Ich hatte ja den deutschen Soldaten aus Delbrück erwähnt. Meine Mutter <strong>und</strong> er hatten die<br />

Adressen ausgetauscht <strong>und</strong> sich abgesprochen, dass wenn die Möglichkeit besteht, dass man<br />

sich mal gegenseitig besucht. Meine Mutter hat eines Tages gesagt: „Ich hab‘ ihm<br />

versprochen, dass ich seine Familie informieren will. Ich fahre nach Delbrück.“ Und da ist sie<br />

auch hingefahren <strong>und</strong> hat ihn dort mit seiner Familie angetroffen. Das war ein freudiges<br />

Zusammentreffen <strong>und</strong> ein Glück, dass er unbeschadet zu Hause angekommen war.<br />

Hausbau in Sellen auf dem Esch, Vollendung der Eingliederung<br />

1955 bin ich aus der Schule entlassen worden. Zu dem Zeitpunkt kamen auch viele<br />

Kriegsgefangene aus Russland wieder nach Hause. Dann bauten manche Familien ein Haus.<br />

Da habe ich zu meiner Mutter gesagt: Das können wir doch auch. Dann ist meine Mutter zur<br />

Gemeinde Laer gegangen. Da hat man ihr geraten, sie sollte mal nach Horstmar gehen. Sie

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!