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Der Krippenfreund

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Kulissengräber in Niederösterreich<br />

5<br />

Dadurch entsteht im Vordergrund eine<br />

Art Vorhalle oder, um in der Welt des<br />

Theaters zu bleiben, ein Proszenium, das<br />

früher für Aufführungen genutzt worden<br />

sein dürfte. An den Seiten befinden sich<br />

in der Sockelzone Darstellungen aus der<br />

Leidensgeschichte Jesu. Darüber sieht<br />

man beiderseits Balustraden aufgemalt,<br />

die den Blick in imaginäre Oratorien<br />

freigeben. An den seitlichen Wänden<br />

sind auf Sockeln je zwei ausgeschnittene<br />

Engel mit Lanzen und vor dem Bühnenabsatz<br />

zwei Postamente mit Vasen<br />

aufgestellt. In einer ovalen Aushöhlung<br />

im Bühnenabsatz, dem eine Kulisse mit<br />

Rocaillemalerei vorgesetzt ist, liegt ein<br />

vollplastischer Leichnam Christi. Darüber<br />

steht eine aus Brettern umrisshaft<br />

ausgeschnittene Mater Dolorosa. Sie<br />

greift sich mit der rechten Hand an ihr<br />

Herz, das von einem Dolch durchbohrt<br />

wird. An Stelle des Herzen befindet sich<br />

jedoch ein Loch, hinter dem eine rote,<br />

beleuchtete Glaskugel angebracht ist.<br />

Verschieden färbige Glaskugeln sind auch<br />

an den Kulissensäulen befestigt. Sie lassen<br />

den Raum mit seinen Scheinkuppeln<br />

und der abschießenden Apsis in einem<br />

mystischen Licht erscheinen. Insgesamt<br />

weist das Heilige Grab im Kreuzgang des<br />

Stiftes Dürnstein eine Tiefe von circa 8<br />

m auf, wobei der vordere Teil, das sogenannte<br />

Proszenium mit einer Tiefe von<br />

3 m, den Platz für die Gläubigen bietet.<br />

Großweikersdorf<br />

Eine weitere Arbeit der Brüder Galli da<br />

Bibiena stellt laut Kirchenführer das<br />

Kulissengrab in der mächtigen Pfarrkirche<br />

zum hl. Georg in Großweikersdorf<br />

im Bez. Tulln dar. (3) Da die alte Kirche<br />

nach einem Brand derart beschädigt war,<br />

entschloss sich der Patronatsherr, Graf<br />

Enkevoirt von Grafenberg, zu einem<br />

Neubau, den er nach Plänen des kaiserlichen<br />

Hofbaumeisters Joseph Bernhard<br />

Fischer von Erlach, einem Sohn<br />

des berühmten Barockbaumeisters Johann<br />

Bernhard Fischer von Erlach, in<br />

der Mitte des Dorfes errichten ließ. Die<br />

Bauausführung lag in den Händen von<br />

„Maurermeister“ Johann Martinelli. Die<br />

Bauarbeiten dauerten von 1733 bis 1740,<br />

wobei der Bauherr, Graf Enkevoirt, die<br />

Fertigstellung der Kirche nicht mehr erlebte,<br />

da er bereits 1738 starb. Auch die<br />

Ausstattung erfolgte erst nach und nach.

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