Der Krippenfreund
Juni 2018
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Kulissengräber in Niederösterreich<br />
5<br />
Dadurch entsteht im Vordergrund eine<br />
Art Vorhalle oder, um in der Welt des<br />
Theaters zu bleiben, ein Proszenium, das<br />
früher für Aufführungen genutzt worden<br />
sein dürfte. An den Seiten befinden sich<br />
in der Sockelzone Darstellungen aus der<br />
Leidensgeschichte Jesu. Darüber sieht<br />
man beiderseits Balustraden aufgemalt,<br />
die den Blick in imaginäre Oratorien<br />
freigeben. An den seitlichen Wänden<br />
sind auf Sockeln je zwei ausgeschnittene<br />
Engel mit Lanzen und vor dem Bühnenabsatz<br />
zwei Postamente mit Vasen<br />
aufgestellt. In einer ovalen Aushöhlung<br />
im Bühnenabsatz, dem eine Kulisse mit<br />
Rocaillemalerei vorgesetzt ist, liegt ein<br />
vollplastischer Leichnam Christi. Darüber<br />
steht eine aus Brettern umrisshaft<br />
ausgeschnittene Mater Dolorosa. Sie<br />
greift sich mit der rechten Hand an ihr<br />
Herz, das von einem Dolch durchbohrt<br />
wird. An Stelle des Herzen befindet sich<br />
jedoch ein Loch, hinter dem eine rote,<br />
beleuchtete Glaskugel angebracht ist.<br />
Verschieden färbige Glaskugeln sind auch<br />
an den Kulissensäulen befestigt. Sie lassen<br />
den Raum mit seinen Scheinkuppeln<br />
und der abschießenden Apsis in einem<br />
mystischen Licht erscheinen. Insgesamt<br />
weist das Heilige Grab im Kreuzgang des<br />
Stiftes Dürnstein eine Tiefe von circa 8<br />
m auf, wobei der vordere Teil, das sogenannte<br />
Proszenium mit einer Tiefe von<br />
3 m, den Platz für die Gläubigen bietet.<br />
Großweikersdorf<br />
Eine weitere Arbeit der Brüder Galli da<br />
Bibiena stellt laut Kirchenführer das<br />
Kulissengrab in der mächtigen Pfarrkirche<br />
zum hl. Georg in Großweikersdorf<br />
im Bez. Tulln dar. (3) Da die alte Kirche<br />
nach einem Brand derart beschädigt war,<br />
entschloss sich der Patronatsherr, Graf<br />
Enkevoirt von Grafenberg, zu einem<br />
Neubau, den er nach Plänen des kaiserlichen<br />
Hofbaumeisters Joseph Bernhard<br />
Fischer von Erlach, einem Sohn<br />
des berühmten Barockbaumeisters Johann<br />
Bernhard Fischer von Erlach, in<br />
der Mitte des Dorfes errichten ließ. Die<br />
Bauausführung lag in den Händen von<br />
„Maurermeister“ Johann Martinelli. Die<br />
Bauarbeiten dauerten von 1733 bis 1740,<br />
wobei der Bauherr, Graf Enkevoirt, die<br />
Fertigstellung der Kirche nicht mehr erlebte,<br />
da er bereits 1738 starb. Auch die<br />
Ausstattung erfolgte erst nach und nach.