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FernUni Perspektive Nr. 64 / Sommer 2018

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<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong> Seite 3<br />

Fortsetzung von Seite 1<br />

Hagener Kontroverse<br />

Die Chance nutzen, den digitalen Wandel zu gestalten<br />

Die Frage „Digitalisierung – geht’s<br />

mich etwas an?“ wird von vielen<br />

Menschen mit „ja“ beantwortet,<br />

doch wie sie betroffen sind, ist für<br />

sie noch lange nicht absehbar. Das<br />

zeigte die gleichnamige Veranstaltung<br />

in der neuen Reihe „Hagener<br />

Kontroverse“ der <strong>FernUni</strong>versität im<br />

Hagener Emil Schumacher Museum<br />

mit rund 80 Interessierten deutlich<br />

auf. Es ging um die Auswirkungen<br />

der Digitalisierung auf die Familie,<br />

auf das Arbeitsleben und auf die<br />

Gesellschaft.<br />

Die Wirtschaftsinformatikerin Prof.<br />

Dr. Ulrike Baumöl, der Philosoph<br />

Prof. Dr. Thomas Bedorf, der Psychologe<br />

Prof. Dr. Robert Gaschler<br />

und die Bildungsforscherin Prof. Dr.<br />

Julia Schütz von der <strong>FernUni</strong>versität<br />

in Hagen machten Wissenschaft<br />

auch mit einigen persönlichen Erfahrungen<br />

greifbar.<br />

Vor allem ging es den Bürgerinnen<br />

und Bürgern um die Änderungen<br />

im privaten Leben: Wie und von<br />

wem können etwa Kinder und Jugendliche<br />

auf das digitale Leben<br />

vorbereitet werden?<br />

Vertrauen in Kinder haben<br />

Für Julia Schütz ist das zunächst<br />

Aufgabe der Eltern – so, wie sie Kinder<br />

auf den Straßenverkehr vorbereiten.<br />

Doch fehlt ihnen häufig das<br />

Wissen, etwa zu Suchmaschinen für<br />

Kinder oder Hilfestellungen zur Einrichtung<br />

von SMS.<br />

Auch kleinere Kinder haben oft ein<br />

Smartphone, können damit schnell<br />

umgehen und sogar kleine Videos<br />

ins Netz stellen. Was macht es mit<br />

ihnen, wenn sie dafür viele Klicks<br />

und Likes bekommen? Und was,<br />

wenn nicht (mehr)? Wenn ihnen<br />

die Freundschaft gekündigt wird?<br />

Sie müssen, so Schütz, die Kompetenz<br />

erhalten zu sagen: „Ich will<br />

mich in diesem digitalen Raum nicht<br />

aufhalten!‘“<br />

Eltern sollten Kindern Erfahrungen<br />

in der digitalen Welt ermöglichen,<br />

selbst wenn sie selbst nicht darin<br />

sind: „Haben Sie Vertrauen in Ihre<br />

Kinder und in sich selbst!“<br />

Doch vertrauen Eltern häufig Pädagoginnen<br />

und Pädagogen, die dafür<br />

oft weder kompetent noch an<br />

einer Qualifikation interessiert sind.<br />

Daher müsste dies in die Fachausbildungen<br />

integriert werden, fordert<br />

die Bildungsforscherin.<br />

Ein Beispiel dafür, dass in der neuen<br />

Arbeitswelt Altbewährtes gerade<br />

durch die neuen Möglichkeiten<br />

einen größeren Nutzen bietet, schilderte<br />

der Psychologe Robert Gaschler:<br />

Datengrafiken erlebten zwischen<br />

1850 und 1900 ihr (erstes) „Goldenes<br />

Zeitalter“. Seither hat ihre Nutzung<br />

stark zugenommen. Sie sind<br />

nützlich bei der Darstellung technischer<br />

und sozialer Zusammenhänge,<br />

erlauben es, Trends und Werte<br />

abzulesen und erleichtern Kommunikation.<br />

Robert Gaschler ist überzeugt:<br />

„Das nächste ‚Goldene Zeitalter<br />

der Datengrafiken‘ durch Digitalisierung<br />

läuft schon.“ Mit frei verfügbarer<br />

Software und Daten erstellen<br />

Nutzende die Grafiken selbst. Es gibt<br />

mehr Situationen, in denen sie Vorteile<br />

haben, etwa als Akku-Anzeige<br />

und Fortschrittsbalken, bei Politbarometern,<br />

Umfragen, Quoten und<br />

Wetterprognosen. Innerhalb kürzester<br />

Zeit ermöglichen sie ein maßgeschneidertes<br />

Feedback, das in sozialen<br />

Netzwerken verbreitet werden<br />

kann. Gaschler fordert daher, die<br />

„Graph literacy“ zu fördern: „Wir<br />

brauchen Forschung dazu, wie wir<br />

Datengrafiken nutzen – und die Vermittlung<br />

von Wissen dazu, für welchen<br />

Zweck welches Format das<br />

richtige ist.“<br />

Den Wandel verstehen<br />

Einig waren die vier Fachleute sich<br />

darin, dass es weniger darum geht,<br />

wie man zum digitalen Wandel<br />

steht, sondern darum, ihn zu verstehen.<br />

Überlegt werden muss, welche<br />

Fähigkeiten zukünftig gebraucht<br />

werden und wie Menschen qualifiziert<br />

werden können. Sie müssen<br />

darüber reflektieren und auch<br />

„nein!“ sagen können und das Heft<br />

des Handelns in der Hand behalten:<br />

Wir müssen die Digitalisierung selber<br />

mitgestalten.<br />

Mut haben, Erfahrungen<br />

sammeln<br />

„Wir müssen vor der digitalen Welt<br />

keine Angst haben. Es war schon<br />

immer so, dass sich die Gesellschaft<br />

ändert. Nicht immer ist alles, was<br />

neu ist, auch gut. Aber auch nicht<br />

immer schlecht“, war das Fazit von<br />

Prof. Dr. Theo J. Bastiaens, Prorektor<br />

für Digitalisierung und Internationalisierung,<br />

zu der Veranstaltung im<br />

„Hagener Forschungsdialog“ der<br />

<strong>FernUni</strong>versität. „Wir als <strong>FernUni</strong>versität<br />

versuchen, die Digitalisierung<br />

zu verstehen und uns anzupassen.<br />

Wir müssen aber noch viel<br />

mehr Erfahrungen sammeln und<br />

dafür den Mut haben, uns auf die<br />

Digitalisierung einzulassen.“ Da<br />

Videos (externe Links):<br />

www.fernuni-hagen.de/per<strong>64</strong>a<br />

www.fernuni-hagen.de/per<strong>64</strong>b<br />

Unter Moderation von Britta Mersch (Mitte) diskutierten (v.li.) Prof. Julia Schütz, Prof. Robert Gaschler, Prof. Thomas Bedorf und Prof. Ulrike Baumöl vor rund 80 Interessierten über die Auswirkungen der Digitalisierung<br />

auf das alltägliche Leben, vor allem über die Folgen für Familien.<br />

Fotos: <strong>FernUni</strong>versität<br />

Besuch aus Düsseldorf<br />

Einzigartige Hochschul-Mission<br />

Beruf und Familie<br />

Impulse für Vereinbarkeit<br />

Auf seiner Tour zu 40 Einrichtungen<br />

in Nordrhein-Westfalen, die innovative<br />

Entwicklungen vorantreiben,<br />

besuchte Matthi Bolte-Richter,<br />

Abgeordneter der Grünen im<br />

nordrhein-westfälischen Landtag,<br />

auch die <strong>FernUni</strong>versität in Hagen.<br />

Bolte-Richter ist Sprecher für Wissenschaft,<br />

Innovation, Digitalisierung<br />

und Datenschutz ihrer Landtagsfraktion.<br />

Im Gespräch mit der<br />

<strong>FernUni</strong>-Rektorin Prof. Dr. Ada Pellert<br />

ging es um die Digitalisierung<br />

der Hochschulbildung und die Digitale<br />

Hochschule NRW. Der Politikwissenschaftler<br />

zeigte sich tief beeindruckt<br />

von den Biographien der<br />

<strong>FernUni</strong>-Absolventinnen und -Absolventen,<br />

er würdigte die Einzigartigkeit<br />

der Hochschul-Mission.<br />

Johanna Maiwald<br />

Das Thema Digitalisierung spielte beim Gespräch von Matthi Bolte-Richter mit Rektorin<br />

Prof. Ada Pellert eine zentrale Rolle.<br />

Foto: <strong>FernUni</strong>versität<br />

Die <strong>FernUni</strong>versität in Hagen als Ort der Begegnung für Unternehmen aus<br />

der Region: Die Hagener Hochschule hatte gemeinsam mit der Südwestfälischen<br />

Industrie- und Handelskammer zu Hagen und dem Unternehmensnetzwerk<br />

Erfolgsfaktor Familie zu einer Tagung zur Vereinbarkeit von Beruf<br />

und Familie eingeladen. Mehr als 70 Teilnehmende aus sehr unterschiedlichen<br />

Betrieben und Institutionen nahmen wertvolle Impulse zum Wiedereinstieg<br />

nach Familienphasen, zur Vereinbarkeit von Pflege und Beruf sowie<br />

zu familienbewussten Arbeitszeitmodellen für ihre betriebliche Personalarbeit<br />

mit. Einige der teilnehmenden Unternehmen wurden preisgekrönt<br />

für ihre Familienfreundlichkeit.<br />

Familienfreundliche Hochschule<br />

Die Rektorin Prof. Dr. Ada Pellert stellte die <strong>FernUni</strong>versität als familienfreundliche<br />

Hochschule für Studierende und Beschäftigte vor. Sie plädierte<br />

für ein zeitgemäßes Bild von Wissenschaft, das die Vereinbarkeit von Professur<br />

und Familie fördert. Der FamilienService der <strong>FernUni</strong>versität hat die<br />

Tagung zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie mitgestaltet und zahlreiche<br />

Impulse erhalten. In den kommenden Monaten will das Team um Melanie<br />

Graf mit einer „Väter-Kampagne” und einem systematischen Wiedereinstiegsmanagement<br />

die Vereinbarkeit von Beruf und Familie weiter<br />

verbessern.<br />

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