Märkte & Zertifikate - The Royal Bank of Scotland plc
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Rohst<strong>of</strong>fe<br />
Kaffee – steht der Kaffeemarkt<br />
vor einer Trendwende?<br />
Die brasilianischen Kaffeebauern scheinen das Angebot künstlich zu verengen. Die globale Nachfrage<br />
dürfte weiter wachsen. Von Jochen Stanzl<br />
Innerhalb von nicht einmal sechs Wochen<br />
sind die Terminnotierungen für die<br />
Kaffeesorte Arabica erst um 20 Prozent<br />
gestiegen und dann wieder um den gleichen<br />
Wert gefallen. Zuletzt wurde ein<br />
Pfund Arabica-Bohnen bei 2.36 US-Dollar<br />
gehandelt. Experten rätseln über die<br />
volatilen Kursausschläge: Es herrscht<br />
hektisches Treiben an den <strong>Märkte</strong>n.<br />
Eine erhöhte Schwankungsanfälligkeit<br />
tritt an den <strong>Märkte</strong>n besonders<br />
häufi g an wichtigen Hoch- und<br />
Tiefpunkten auf. Unmittelbare Auslöser<br />
der Schwankungen sind widersprüchliche<br />
Signale. Einerseits sorgt eine Verknappung<br />
besonders hochwertiger<br />
So können Sie investieren:<br />
Ihre Erwartung:<br />
Der Kaffeepreis wird längerfristig wieder<br />
ansteigen.<br />
Mögliches Produkt:<br />
RICI Enhanced Kaffee Index Tracker-Zertifi kat<br />
(Valor: 4545424)<br />
26<br />
Die Verknappung der hohen Qualitäten verteuert den gesamten Kaffee-Komplex.<br />
Arabica-Bohnen aus Brasilien für hohe<br />
Preise, da auch die Lagerbestände bei<br />
den Röstereien in Europa niedrig sind.<br />
Obwohl sich Brasilien in einem sogenannten<br />
Haupterntejahr befi ndet und<br />
die kleinere Haupternte erst im nächsten<br />
Jahr ansteht, sind Unternehmen wie<br />
Starbucks derzeit vergeblich auf der<br />
Suche nach günstigem, hochqualitativem<br />
Kaffee. Die Verknappung der hohen<br />
Qualitäten verteuert den gesamten<br />
Kaffee-Komplex.<br />
Die Lieferanten in Kolumbien und<br />
Brasilien kennen diese Situation genau.<br />
Sie wissen, dass die Endnachfrage<br />
nach Kaffee in den westlichen Ländern<br />
unelastisch ist – sie reagiert kaum<br />
auf Veränderungen des Kaffeepreises.<br />
In der H<strong>of</strong>fnung auf noch höhere Preise<br />
scheinen brasilianische Kaffeeproduzenten<br />
Exporte aufzuschieben, um den<br />
Markt damit künstlich zu verknappen<br />
und die Preise nach oben zu treiben.<br />
Der Bluff der brasilianischen Farmer<br />
könnte allerdings auffl iegen. Denn spä-<br />
MÄRKTE & ZERTIFIKATE | Oktober 2011<br />
testens wenn erste nervöse Farmer verkaufen,<br />
wenn die Preise weiter fallen,<br />
müssen auch alle anderen folgen, denn<br />
bereits Monate alte Kaffeebohnen können<br />
nur noch mit einem Abschlag zu<br />
den gehandelten Referenzpreisen verkauft<br />
werden. Das könnte eine Liquidationswelle<br />
und schnell fallende Preise<br />
auslösen. Allerdings ist Kaffee wegen<br />
seiner geringer Preiselastizität ein<br />
fast rezessionsresistenter Rohst<strong>of</strong>f, wie<br />
etwa auch die Entwicklung der Nachfrage<br />
in den vergangenen Jahren gezeigt<br />
hat. Egal, ob die Wirtschaftsleistung in<br />
den wichtigen Nachfrageregionen Japan,<br />
Europa oder den USA nach oben<br />
oder unten zeigte, die Nachfrage nach<br />
Kaffee wuchs stets mit durchschnittlich<br />
2,3 Prozent pro Jahr.<br />
Auch in der bis Herbst 2012 dauernden<br />
Saison wird ein Nachfrageplus<br />
von 1,8 Prozent erwartet. Dabei soll die<br />
Ernte um 6,7 Prozent von 133,1 auf 142<br />
Millionen 60-Kilogramm-Säcke wachsen<br />
können. Das Kaffeeangebot auf<br />
dem Weltmarkt bis Herbst 2012 könnte<br />
die Nachfrage also um 3,5 Millionen<br />
60-Kilogramm-Säcke übersteigen. Wer<br />
allein daraus nun aber einen stark fallenden<br />
Preis ableitet, könnte falsch beraten<br />
sein. Denn das Problem sind die<br />
Lagerbestände. Sie sind seit dem Jahr<br />
2005 von 41,9 auf 22,7 Millionen 60-Kilogramm-Säcke<br />
gefallen. Kurzfristig<br />
könnte eine Verkaufswelle spekulativer<br />
Marktteilnehmer also den Markt belasten.<br />
Langfristig müssen aber die Ernten<br />
wieder gut laufen, um die Preise<br />
dauerhaft auf ein niedrigeres Niveau<br />
zu senken.<br />
Die vom Autor geäusserten Ansichten und Erwartungen<br />
stellen ausschliess lich seine eigenen Ansichten und Erwartungen<br />
dar und sind nicht als Anla geempfehlungen der<br />
RBS Group zu verstehen.