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Alpsommer-und-Viehscheid-2018

Alpsommer&Viehscheid ist das Magazin zu Allgäuer Lebensart, Tradition und Freizeit. 2018 unter anderem mit diesen Themen: DA GEHT’S BERGAB: Viehscheid-Termine im Allgäu und Umgebung HIMMLISCHE TRÖPFCHEN: Besuch auf der Kräuteralp Hörmoos ARBEIT MIT DEN HÄNDEN: Eine Bildreportage durch alte Berufe ALLGÄUS RINDVIECHER: Von Braunvieh bis Holsteiner – wer grast denn da?

Alpsommer&Viehscheid ist das Magazin zu Allgäuer Lebensart, Tradition und Freizeit. 2018 unter anderem mit diesen Themen:

DA GEHT’S BERGAB: Viehscheid-Termine im Allgäu und Umgebung
HIMMLISCHE TRÖPFCHEN: Besuch auf der Kräuteralp Hörmoos
ARBEIT MIT DEN HÄNDEN: Eine Bildreportage durch alte Berufe
ALLGÄUS RINDVIECHER: Von Braunvieh bis Holsteiner – wer grast denn da?

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www.alpsommer-viehscheid.de<br />

ALPSOMMER<br />

& <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong><br />

Allgäuer Lebensart,<br />

Tradition <strong>und</strong> Freizeit<br />

Kuhle Geschichten<br />

Die schönsten Seiten<br />

des Bergsommers<br />

4,– EURO


Im Herzen des schönen Allgäus brauen wir seit<br />

150 Jahren die Schäffler Bierspezialitäten.<br />

Klein aber fein <strong>und</strong> traditionsbewusst –<br />

dafür steht der gute Name Schäffler Bräu.<br />

Unser Brauwasser aus eigener Quelle wird belebt nach Johann Grander<br />

Brauerei Schäffl er · Hanspeter Graßl KG · Hauptstr. 17 · 87547 Missen · Tel. 08320 920-0 · www.schaeffl er-braeu.de · facebook.com/schaeffl erbraeu


GRÜSS GOTT<br />

ODER SO ÄHNLICH<br />

SERVUS<br />

Wer kennt es nicht: Da wandelt man zufrieden auf abgeschiedenem<br />

Pfad durch die Bergwelt, als die gewollte Einsamkeit plötzlich durch<br />

einen entgegenkommenden Wanderer gestört wird. Schlimmstenfalls<br />

sucht der noch Blickkontakt. Ein Gruß ist angebracht. Nur welcher?<br />

Sprachfestigkeit im Dialekt vortäuschen oder besser etwas<br />

Unverständliches in den Bart murmeln? Vom Gruß am Berg.<br />

MOIN<br />

GRÜSS GOTT<br />

BERG HEIL<br />

DIE KLASSIKER<br />

»Hallo«<br />

Damit dürfte selbst der schüchternste Wandersmann (Spaziergänger, Gassigeher,<br />

Edgar-Wallace-Kenner) schon in Berührung gekommen sein. Auch wenn<br />

eingefleischte Bergsteiger behaupten, dass dieser Gruß ans Telefonende <strong>und</strong><br />

nicht auf den Gipfel gehört, so ist er doch im ganzen Alpenraum <strong>und</strong> darüber<br />

hinaus verständlich <strong>und</strong> allemal höflicher als ein starrer Blick auf die Füße.<br />

»Grias di, Grias eich«<br />

Eine der meistgehörten Begrüßungen für einen oder mehrere Entgegenkommende<br />

in Höhenlagen (ab 1000 Metern duzt man sich nämlich). Damit kann man eigentlich<br />

nicht viel falsch machen. Es sei denn, man verzählt sich: »Grias eich, äh, di.«<br />

DIE EXOTEN<br />

»Berg Heil«<br />

Nicht unbedingt ein Exot, da es sich um eine der ältesten Grußformeln im<br />

Alpinismus handelt. Sie wird in der Regel erst beim Erreichen des Gipfels <strong>und</strong><br />

einem dazugehörigen herzlichen Handschlag mit den bereits Anwesenden<br />

ausgerufen. Wichtig: Der Gruß sagt nichts über die politische Gesinnung aus,<br />

sondern ist ein Bergsteiger-Pendant zum »Petri Heil« der Fischer.<br />

»Grüß Gott«<br />

Ein höflicher <strong>und</strong> himmelsnaher Gruß, den insbesondere ältere Herrschaften<br />

gerne verwenden <strong>und</strong> hören. Das Glaubensbekenntnis spielt hierbei keine Rolle,<br />

überzeugte Atheisten können zur Not auf »Guten Tag« zurückgreifen.<br />

»Servus«<br />

Fast im gesamten Alpenraum ein gern genutzter Gruß. Er vermittelt Lässigkeit<br />

<strong>und</strong> Heimatgefühl <strong>und</strong> wird bevorzugt mit einem Lächeln serviert.<br />

Nicken, Lächeln, Winken<br />

Diese nonverbalen Grußformen sollten dann zum Einsatz kommen, wenn – zum<br />

Beispiel aufgr<strong>und</strong> des steilen Anstiegs – die Lungenkapazität keinen sprachlichen<br />

Austausch mehr erlaubt <strong>und</strong> man sein Gegenüber nicht mit einem unverständ -<br />

lichen Röcheln verstören möchte. Extrem-Bergsteigern, die gerade mit allen Vieren<br />

am Felsen hängen, wird an dieser Stelle ausdrücklich von der Wink-Variante<br />

abgeraten.<br />

»Moin«<br />

Es soll schon vorgekommen sein, dass sich ein Norddeutscher in die Berge verirrt<br />

hat. Beim Kontakt mit einem solchen Exemplar ist ein (tageszeitenunabhängiges)<br />

»Moin« durchaus vertretbar. Auch mit einem »Tach, Tachchen« verrät sich der vom<br />

Allgäuer liebevoll bezeichnete »Flachländer«.<br />

»Howdy«<br />

Funktioniert – die meisten Mitwanderer wissen, was gemeint ist. Wirkt aber<br />

authentischer, wenn man dabei lässig an die Krempe eines Cowboyhutes schnippt.<br />

Ein so gegrüßter Alphirt könnte befürchten, dass der Wanderer gleich dem<br />

Weidevieh mit einem Lasso an den Kragen will <strong>und</strong> dementsprechend<br />

voreingenommen reagieren.<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong> 3


INHALT<br />

86<br />

Fotos: Verena Dorn, Viola Elgaß, Martina Gast, Volker Wille, Gerhard Wolf (Alpsee-Grünten Tourismus)<br />

94<br />

VIEHSCHEID SPEZIAL<br />

14 Wer hat die Kuh auf den Berg gejagt?<br />

Zur Historie des <strong>Alpsommer</strong>s<br />

22 Das <strong>Alpsommer</strong>-Quiz<br />

Sind Sie fit für den Scheid?<br />

32 Vielfalt beim <strong>Viehscheid</strong><br />

in der Alpsee-Grünten-Region<br />

48 Da geht’s bergab<br />

<strong>Viehscheid</strong>-Termine<br />

ALPE SPEZIAL<br />

38 Virtuose der Spirituose<br />

Michel brennt für gute Brände<br />

56 Auf Schusters Rappen<br />

zu den Allgäuer Goldmachern<br />

24<br />

REPORTAGE<br />

44 Auf Sauriersuche<br />

in den Allgäuer Alpen<br />

78 Die neue Lust am alten Handwerk<br />

Bildreportage durch die Freilichtmuseen<br />

HANDWERK<br />

62 Glück hat, wer einen Korb bekommt<br />

Zu Gast bei Flechtwerkerin Annette Rehle<br />

86 Hier fliegen die Späne<br />

Die Kettensägen-Künstlerin Martina Gast<br />

102 Schöne Falten!<br />

Die Bregenzerwälder Juppe<br />

BRAUCHTUM<br />

36 Das »Grüne Haus« in Reutte<br />

Innen <strong>und</strong> außen ein Hingucker<br />

94 Hoibat<br />

Mähen wie vor 100 Jahren<br />

4<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong>


EDITORIAL<br />

WILLKOMMEN AUF DEN SCHÖNSTEN<br />

SEITEN DES ALPSOMMERS!<br />

NATUR<br />

24 Eine dufte Idee<br />

Hier gibt’s was auf die Nase<br />

68 Who is Who bei der Kuh<br />

Rinderrassen im Allgäu<br />

74 10 Fakten über Milch<br />

Ein weißer Alleskönner<br />

90 Der geheimnisvolle Alatsee<br />

Allgäuer Sagenwelt<br />

FREIZEIT<br />

6 Sommer im Allgäu<br />

Veranstaltungen <strong>und</strong> Angebote aus der Region<br />

28 Das Allgäu heiter betrachtet<br />

M<strong>und</strong>art-Begriffe humorvoll erläutert<br />

76 Sommer-Rezept<br />

Bohnensalat mit Käse <strong>und</strong> Fenchelbrot<br />

84 ... <strong>und</strong> wenn es regnet?<br />

Ziele bei Schlechtwetter<br />

98 Kinderkram<br />

Ausflugsziele <strong>und</strong> Spiele für Familien<br />

106 <strong>Alpsommer</strong>: Zeit zum Schmökern<br />

Büchertipps für Leseratten<br />

56<br />

32<br />

Der <strong>Viehscheid</strong> ist für viele Allgäuer der<br />

Höhepunkt des Jahres. Es ist aber auch<br />

eindrucksvoll zu sehen, wie dutzende –<br />

mancherorts h<strong>und</strong>erte – Rinder vom Berg<br />

ins Tal ziehen. Die läutenden Zugschellen<br />

sind weithin zu hören. Das schönste Rind<br />

trägt einen prächtigen Kranz <strong>und</strong> wird<br />

der Herde stolz vorangeführt. Aber nur, wenn der Bergsommer<br />

unfallfrei verlaufen ist. Allzu oft vergisst man, welcher Naturgewalt<br />

Hirt <strong>und</strong> Vieh dort droben ausgeliefert sind.<br />

Man kann sich heutzutage gar nicht ausmalen, wie das vor H<strong>und</strong>erten<br />

von Jahren gewesen sein muss, als es keine Zufahrtswege<br />

<strong>und</strong> schon gar keinen Strom auf der Berghütte gab. Da fragt man<br />

sich unausweichlich: Wer zum Kuckuck kam auf die Idee, das arme<br />

Vieh ins Gebirge zu schicken? Inklusive menschlichen Aufpassern,<br />

die aufgr<strong>und</strong> ihrer naturgegebenen Zweibeinigkeit wohl kaum so<br />

geländegängig waren wie die Gämsen, die damals noch in großer<br />

Zahl über die Hänge zogen. Wo die entfernten Ursprünge des<br />

Berg sommers liegen <strong>und</strong> warum mancher Hütebub sich die Füße<br />

im dampfenden Kuhfladen wärmen musste, das erforschen wir auf<br />

den Seiten 14 bis 20. Und weil wir Redakteure immer tiefer graben<br />

als geplant, gehen wir auf den Seiten 68 bis 73 sogar noch weiter<br />

zurück: Wie kam die Kuh überhaupt ins Allgäu? Und wie kommt<br />

es, dass das vom Allgäuer hoch gelobte Braunvieh immer öfter in<br />

andersfarbiger <strong>und</strong>/oder gescheckter Begleitung auf den Wiesen<br />

zu finden ist? Den häufigsten Rinderrassen in der Region spüren<br />

wir in dieser Geschichte nach.<br />

Natürlich dreht sich auf den folgenden Seiten nicht alles um Rindviecher<br />

(sonst wäre es ja ein Allgäuer Kuhmagazin), sondern auch<br />

um die Menschen, die hier leben <strong>und</strong> arbeiten. Zum Beispiel<br />

Michael <strong>und</strong> Gerda Schneider. Sie betreiben die höchstgelegene<br />

Brennerei im Allgäu. Die Zutaten für die Schnäpse ihrer Alpe Hörmoos<br />

stammen direkt aus dem dazugehörigen Kräutergarten. Der<br />

»Kräutermichel« führt auch gerne Gäste, wie unsere Redakteurin<br />

Claudia Schöwe, durch seine hochprozentigen Hallen. Den Bericht<br />

finden Sie auf den Seiten 38 bis 43. Na dann, zum Wohl!<br />

Auch Verena Dorn <strong>und</strong> ihre Kollegen arbeiten mit Kräutern – die<br />

kommen allerdings nicht ins Fläschchen, sondern ins Säckchen.<br />

Ihr Unternehmen »Echt Dufte« stellt wohlriechende Kissen <strong>und</strong><br />

Heusäckchen her, die entspannen oder erfrischen <strong>und</strong> mit denen<br />

jeder Besucher ein kleines Stückchen Allgäu mit nach Hause nehmen<br />

kann. Schnuppern Sie doch mal in den Artikel auf den Seiten<br />

24 bis 27 hinein.<br />

Nicht nur dran riechen, sondern auch probieren sollte man dagegen<br />

den herrlichen Bergkäse von den Allgäuer Sennalpen Oberberg<br />

<strong>und</strong> Derb. Sie wissen nicht, wie man hinkommt? Auf den<br />

Seiten 56 bis 60 beschreiben wir einen Weg, der gleich beide Alpen<br />

mit dem herrlichen Haldertobel verknüpft. Zum Schluss kann<br />

man sogar die »Fiaß« (so bezeichnet der Allgäuer das menschliche<br />

Fahrwerk von Zeh bis Schenkel) ins kühle Illerwasser tunken.<br />

Also, Rucksack nauf <strong>und</strong> ab gohts in den <strong>Alpsommer</strong> <strong>2018</strong>!<br />

Ihre Viola Elgaß<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong> 5


FREIZEIT<br />

SOMMER IM ALLGÄU<br />

HIER KANN MAN WAS ERLEBEN<br />

AUF ZUR FESTWOCHE IN KEMPTEN<br />

Fotos: Heimatb<strong>und</strong> Allgäu, Stadt Kempten<br />

Seit fast 70 Jahren präsentiert sich die Allgäuer<br />

Festwoche als Dreiklang aus Wirtschaftsmesse,<br />

Kulturtagen <strong>und</strong> Heimatfest. Somit sind die Tage<br />

vom 11. bis 19. August ein Erlebnis für Jung <strong>und</strong><br />

Alt. Die größte Verbrauchermesse der Region<br />

lockt wieder mit knapp 400 Ausstellern, die mit<br />

ihrer bunten Mischung alle Lebensbereiche abdecken.<br />

Auch kulturell hat die Festwoche einiges<br />

zu bieten, wie eine Kunstausstellung im Kemptener<br />

Marstall. Wer jedoch schon vor Ausstellungseröffnung<br />

in den Genuss von Kultur kommen<br />

möchte, der ist bei der »Kultur im Residenzhof«<br />

genau richtig. Diese geht schon eine Woche vor<br />

der Festwoche über die (Freilicht-)Bühne: im Hof<br />

der Kemptener Residenz. Das Programm: Gemeinschaftskonzert<br />

des Musikvereins Sankt Mang mit<br />

der Gastkapelle Öflingen, 3. August ab 19 Uhr;<br />

Residenzhofserenade mit »Novas Brass« am<br />

4. August ab 19 Uhr; »Bella Italia – die Italienische<br />

Nacht« mit Gertrud Hiemer-Haslach <strong>und</strong> vielen<br />

anderen am 5. August ab 20 Uhr; »Vivid<br />

Curls« & Sarah Straub, 6. August ab 20 Uhr;<br />

»Stepfather Fred & Friends« – Special unplugged<br />

Show am 7. August um 20 Uhr. Ein anderes Highlight,<br />

<strong>und</strong> zwar im wahrsten Sinne des Wortes,<br />

ist das Lichterfest am Abend des 12. Augusts.<br />

www.festwoche.com<br />

UNTERM BERG SPAZIEREN GEHEN<br />

Den Grünten erforschen <strong>und</strong> von innen sehen:<br />

Das ist in der »Erzgruben – Erlebniswelt am Grünten«<br />

in Burgberg möglich. Doch bevor es in den<br />

Wächter des Allgäus hineingeht, lernen die Besucher<br />

im Museumsdorf mehr über die Geologie des<br />

Berges, den Eisenerz-Bergbau, die Verhüttung <strong>und</strong><br />

die althergebrachte Schmiedekunst, die man in<br />

der Schauschmiede hautnah erleben kann. Dann<br />

ist es Zeit, dem Grünten auf den Gr<strong>und</strong> zu gehen.<br />

Bei einer zweistündigen R<strong>und</strong>wanderung gibt es<br />

Wissenswertes über den Andreas-Tagebau, die<br />

Theresien-Grube <strong>und</strong> die Anna-Grube. Für letztere<br />

sollten Besucher schwindelfrei sein, denn am Ende<br />

wartet nicht der Grubengr<strong>und</strong>, sondern ein Podest<br />

mit einem über zehn Meter tiefen Abgr<strong>und</strong>. Um<br />

den Rückweg, oder auch Hinweg, zu genießen,<br />

fährt das »Erzgrubenbähnle« vom Parkplatz Steinbruch<br />

über den Dorfplatz zum Museumsdorf <strong>und</strong><br />

weiter zur Erzgrubenerlebniswelt – natürlich auch<br />

wieder zurück.<br />

www.erzgruben.de<br />

Foto: Gabriele Fischer<br />

6<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong>


MIT PFEIL UND BOGEN<br />

AUF DER PIRSCH<br />

In Bolsterlang darf sich jeder einmal wie Robin<br />

Hood fühlen. Doch auch der Meister im Umgang<br />

mit Pfeil <strong>und</strong> Bogen hat klein angefangen – darum<br />

erlernen die baldigen Bogenschützen in einem<br />

einstündigen Gr<strong>und</strong>kurs zunächst alles, was<br />

wichtig ist. Danach können sie zusammen mit<br />

einem Trainer im Talparcours auf die Pirsch gehen.<br />

Hier verstecken sich zehn lebensgroße 3D-<br />

Figuren aus Schaumstoff, die es zu erlegen gilt.<br />

Wen die Begeisterung für das Bogenschießen<br />

gepackt hat, kann den 1. Allgäuer Alpenparcours<br />

an der Hörnerbahn begehen. Dabei wird eine<br />

Bergtour durch Wald <strong>und</strong> Wiesen mit dem Bogenschießen<br />

verb<strong>und</strong>en – Trittsicherheit <strong>und</strong> eine<br />

gute Kondition sind hier gefragt.<br />

www.bogendorf.info<br />

Foto: Tourismus Hörnerdörfer GmbH/Gästeinformation Bolsterlang<br />

Foto: Archiv Heimatdienst Sonthofen e. V./Deidl<br />

SCHWERE ZEITEN IM BLICK<br />

Im November dieses Jahres jährt sich das Ende des<br />

Ersten Weltkrieges zum 100. Mal. Anlässlich des<br />

Jubiläums zeigt das Heimathaus Sonthofen bis zum<br />

4. November eine Sonderausstellung, die anhand<br />

zahlreicher Exponate <strong>und</strong> Dokumente unterschiedliche<br />

Aspekte des Krieges beleuchtet: Welche Auswirkungen<br />

hatte der Krieg für Sonthofen? Wie kamen die<br />

Menschen hier mit Mangelwirtschaft <strong>und</strong> fehlenden<br />

Arbeitskräften zurecht? Zudem erzählen<br />

Feldpostkarten <strong>und</strong> -briefe, Fotoalben, Zeichnungen<br />

<strong>und</strong> persönliche Gegenstände vom Kriegsalltag <strong>und</strong><br />

Schicksal einzelner Soldaten.<br />

www.stadt-sonthofen.de<br />

Anzeige<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong> 7


FREIZEIT<br />

ZWISCHEN KUNST UND SCHERBENHAUFEN<br />

Im historischen Glasmacherdorf Schmidsfelden,<br />

ein beliebtes Ausflugsziel nahe Leutkirch, zeigt<br />

Glasmacher Stefan Michaelis seine filigrane<br />

Kunst. Das Handwerk mit dem zerbrechlichen<br />

Material prägte bis zum Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

das Leben der Menschen in der Adelegg.<br />

Die Glashütte <strong>und</strong> einige Nebengebäude sind in<br />

Schmidsfelden ebenso wie viele Arbeiterhäuschen<br />

erhalten geblieben. In der Glashütte selbst<br />

zeigt ein Museum die erfolgreiche Geschichte der<br />

einstigen Glasmacher <strong>und</strong> Stefan Michaelis sein<br />

Können. Im Glasladen gibt es die zarte Kunst wie<br />

Gläser, Gartenkugeln <strong>und</strong> Deko zu kaufen <strong>und</strong><br />

als Besonderheit findet auch in diesem Jahr wieder<br />

das Glashüttenfest statt. Am 7. Oktober zeigen<br />

verschiedene Glasmacher <strong>und</strong> Glasbläser<br />

ihre Arbeit <strong>und</strong> formen den fragilen Werkstoff in<br />

heißen Flammen.<br />

www.glas-schmidsfelden.de<br />

Foto: Roland Rasemann<br />

OUTDOORFESTIVAL RUND UM OBERSTDORF<br />

Foto: Alex Fuchs<br />

Gemeinsam mit Fre<strong>und</strong>en die Natur erleben – was<br />

gibt es Schöneres? Für alle, die das genauso sehen,<br />

ist das »Zämed duss« Outdoorfestival genau das<br />

Richtige. Vom 5. bis zum 7. Oktober bietet es ein<br />

buntes Programm zum Mitmachen <strong>und</strong><br />

Ausprobieren. So gibt es Gipfelwanderungen <strong>und</strong><br />

Kletterstiege, Sonnenaufgangstouren <strong>und</strong> Yoga auf<br />

dem Berg, aber auch Gleitschirm fliegen,<br />

Canadiertouren <strong>und</strong> Raften. Für Mountainbiker gibt<br />

es geführte Touren, Fahrtechnikkurse <strong>und</strong> einen<br />

Pumptrack. Samstags findet ab 9 Uhr der Feneberg<br />

Mountainbike-Marathon statt. Am Sonntag ist eines<br />

der Highlights die Eddie Bauer-12h-Wanderung, die<br />

zu den schönsten Plätzen r<strong>und</strong> um Oberstdorf führt.<br />

Neben den zahlreichen sportlichen Aktivitäten steht<br />

beim »Zämed duss« Outdoorfestival auch der<br />

respektvolle Umgang mit der Natur <strong>und</strong> den<br />

anderen Bergliebhabern im Vordergr<strong>und</strong> – egal, ob<br />

sie auf zwei oder vier Beinen, zwei Rädern oder im<br />

Wasser unterwegs sind.<br />

www.zämed-duss.de<br />

FAIRE HEUMILCH<br />

AUS DEM ALLGÄU<br />

Das Allgäu ist geprägt von traditioneller Landwirtschaft.<br />

Milchkühe säumen die üppigen Weiden.<br />

Weshalb gab es hier keine eigenständige<br />

Molkerei? Lange<br />

haben sich Johannes Nussbaumer<br />

<strong>und</strong> Matthias<br />

Haug das gefragt – <strong>und</strong><br />

schließlich vor zwei Jahren<br />

die Allgäuer Hof-Milch gegründet.<br />

Allgäuer Heumilch<br />

(das ist Milch von<br />

Kühen, die im natürlichen<br />

Jahresverlauf mit Weidegras<br />

oder Heu, aber ohne Silage gefüttert<br />

werden) wird hier zu frischen<br />

<strong>und</strong> richtig leckeren Milchprodukten verarbeitet,<br />

<strong>und</strong> das zu einem garantiert fairen Milchpreis<br />

für die Landwirte. Trinkmilch, Natur- <strong>und</strong> Fruchtjoghurt,<br />

Butter <strong>und</strong> Käse, auch als<br />

Biovariante, wandern seither in<br />

zahlreiche Allgäuer Einkaufskörbe.<br />

Erhältlich sind die<br />

Hofmilch-Produkte in den<br />

bayerischen Rewe-Filialen<br />

<strong>und</strong> an den Direktverkaufsstellen<br />

ab Werk in Missen-<br />

Wilhams, dem Konstanzer<br />

Hof bei Oberstaufen, dem<br />

Milchwerk Sonthofen <strong>und</strong> der<br />

Sennerei Wertach.<br />

www.hof-milch.de<br />

Fotos: Allgäuer Hof-Milch<br />

8<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong>


ÜBER 30 GEFÜHRTE WANDERUNGEN<br />

Moore erk<strong>und</strong>en, dem Lauf der Argen folgen,<br />

Schluchten durchwandern, den nördlichsten voralpinen<br />

Höhenzug, die Adelegg, erklimmen –<br />

beim Isnyer NaturSommer erk<strong>und</strong>en Naturliebhaber<br />

das Voralpenland r<strong>und</strong> um die malerische<br />

Stadt im württembergischen Allgäu. Dabei schärfen<br />

die Wanderführer bis Oktober den Blick für<br />

Molassegestein, Alpweiden, Bachforelle oder<br />

Torfmoose. Über 30 Wandertouren <strong>und</strong> Gourmetführungen<br />

hat der Isnyer NaturSommer im Programm.<br />

Die gleichnamige Broschüre enthält alle<br />

Termine, informiert über die Treffpunkte <strong>und</strong> ist<br />

im Büro für Tourismus der Isny Marketing GmbH<br />

<strong>und</strong> auf www.isny.de als Download erhältlich.<br />

www.isny.de<br />

Foto: Ernst Fesseler<br />

WO EINST DIE MÖNCHE WANDELTEN<br />

Das Kartausenmuseum Buxheim verzeichnet<br />

jährlich r<strong>und</strong> 17.000 Besucher. Um ihnen den<br />

Aufenthalt so informativ wie möglich zu gestalten<br />

werden bis zum 31. Oktober jeden Sonntag<br />

Führungen angeboten. Dabei hat man die Qual<br />

der Wahl zwischen vier Möglichkeiten. Man kann<br />

die ganze Kartause besichtigen <strong>und</strong> mehr über<br />

den Kartäuserorden <strong>und</strong> die komplette Anlage erfahren.<br />

Oder man wählt die Führung »Die Zellenstifter<br />

der Kartause Buxheim« <strong>und</strong> lernt etwas<br />

über das Leben der weißen – schweigenden –<br />

Mönche. Auch eine kleine Stilreise durch die Kartause<br />

von der Gotik bis zum Barock findet sich<br />

im Angebot. Man kann auch die »Wege der Stille«<br />

gehen, wie einst die weißen Mönche <strong>und</strong> sich<br />

so aus der hektischen Welt entführen lassen.<br />

www.kartause-buxheim.de<br />

Foto: Volker Wille


FREIZEIT<br />

ZWISCHEN KÄSE, KRÄUTERN UND KNEIPP<br />

Foto: Christel Pickl<br />

Das Hochtal von Gunzesried lockt auch dieses<br />

Jahr wieder mit einem abwechslungsreichen Programm<br />

r<strong>und</strong> um den Käse-Kräuter-Sommer. Vom<br />

1. Juni bis zum 30. September dreht sich alles um<br />

die Themen Käse, Kräuter <strong>und</strong> Natur – köstliche<br />

Gaumenfreuden inklusive. Das Veranstaltungsbündel<br />

hält für jeden etwas bereit. Gäste können<br />

an geführten Wanderungen durch die Natur <strong>und</strong><br />

Workshops mit Kräuterfrauen teilnehmen. Natürlich<br />

darf <strong>und</strong> muss auch der Käse probiert werden,<br />

wie etwa an den Käseabenden der Sennerei<br />

Gunzesried oder bei einer Besichtigung des Käsekellers<br />

der Sennalpe Oberberg. Auch die Entspannung<br />

kommt nicht zu kurz – Alpenwellness<br />

nach Kneipp <strong>und</strong> ein Kräutermenü r<strong>und</strong>en das<br />

vielfältige Angebot ab.<br />

www.blaichach.de<br />

VIEHSCHEID-PORTAL IM WEB<br />

Mit unserem Magazin sind Sie für den <strong>Viehscheid</strong><br />

bestens gerüstet. Auf Facebook kündigen<br />

wir kommende Termine pünktlich an. Für den<br />

schnellen Klick im Internet können wir jedoch<br />

zusätzlich das größte Allgäuer <strong>Viehscheid</strong>-Portal<br />

empfehlen: Unter www.allgaeu-viehscheid.de<br />

findet man zahlreiche Informationen zum Bergsommer<br />

<strong>und</strong> seinen Traditionen. Dazu gibt es<br />

aktuelle Termine der jeweiligen Gemeinden,<br />

viele Bilder <strong>und</strong> Impressionen über das Brauchtum<br />

im Allgäu, das <strong>Viehscheid</strong>-Wetter, Anfahrtskarten<br />

<strong>und</strong> Webcam-Ansichten.<br />

www.allgaeu-viehscheid.de<br />

Foto: Dominik Ultes<br />

FLÜSSIGES GOLD<br />

AUS DEN BERGEN<br />

Wer denkt, alles Gold aus dem Allgäu ist Käse,<br />

der irrt sich. Viel süßer, aber genauso schmackhaft<br />

ist der Honig, den die Alpenimkerei Jörg seit<br />

über 50 Jahren gewinnt. Die Imkerfamilie aus<br />

Kranzegg bewirtschaftet 20 Bienenvölker an zwei<br />

Standorten zwischen 800 <strong>und</strong> 1200 Höhenmetern.<br />

Jede Jahreszeit im Bienenjahr hat ihren ganz<br />

eigenen Geschmack. Das zeigen die drei Honigsorten:<br />

der helle Alpenhonig »Blüte« aus dem<br />

Frühjahr ist ganz anders als die kräftige Sorte<br />

»Wald« aus dem Spätsommer. Gleiches gilt für<br />

den Alpenhonig »Sommer«<br />

aus den Monaten<br />

Juni <strong>und</strong> Juli. Die Honiggläser<br />

(9,90 Euro je 260<br />

Gramm) kann man bei der<br />

Alpenimkerei online bestellen<br />

oder auf der Grüntenhütte<br />

<strong>und</strong> der »Käs Buind«<br />

in Kranzegg kaufen.<br />

www.alpenimkerei.de<br />

Foto: Alpenimkerei Jörg<br />

10<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong>


Anzeigen<br />

FEINE TRACHTEN<br />

OHNE KITSCH<br />

Sie möchten sich<br />

in unseren Heften<br />

präsentieren?<br />

Der Trachtenmarkt 11. <strong>und</strong> 12. August <strong>2018</strong> in<br />

Pfronten gilt nicht nur aufgr<strong>und</strong> seiner Atmosphäre<br />

mitten im Ort als einer der schönsten<br />

Märkte in Bayern, sondern auch wegen der Qualität<br />

der über 50 Aussteller. Denn die sind Handwerker<br />

<strong>und</strong> keine Händler, fertigen also die Waren<br />

in der Regel selbst an. Im Mittelpunkt steht das<br />

heimische Gewand, von einfach bis festlich, ohne<br />

Kitsch <strong>und</strong> hochwertig. An beiden Tagen bietet<br />

der 12. Pfrontener Trachtenmarkt zwischen 11<br />

<strong>und</strong> 17 Uhr alles r<strong>und</strong> um die Allgäuer Tracht.<br />

Dazu ganztägige Volksmusik- <strong>und</strong> Volkstanzvorführungen<br />

<strong>und</strong> eine kostenlose Trachtenberatung.<br />

Der Eintritt ist frei.<br />

www.pfronten.de<br />

Ihre kompetenten Ansprechpartner für<br />

Ihre werbewirksame Platzierung:<br />

Sie erreichen uns telefonisch oder per Mail<br />

Carolin Mathes:<br />

carolin.mathes@heimat-allgaeu.info<br />

Christian Vu:<br />

christian.vu@heimat-allgaeu.info<br />

Tel. 08379/728616<br />

Foto: Pfronten Tourismus, M. Lukaszewski<br />

Lachener Weg 2<br />

87509 Immenstadt-Werdenstein<br />

Tel. 08379/728616<br />

Fax 08379/728018<br />

www.edition-allgaeu.de<br />

ALKOHOLFREIER<br />

WEIZENGENUSS<br />

Die Familienbrauerei Meckatzer ist bekannt für<br />

seine hervorragende Braukunst – <strong>und</strong> das schon<br />

seit 1738. Die jahrh<strong>und</strong>ertelange Erfahrung<br />

schmeckt man auch beim Meckatzer Weizen Alkoholfrei.<br />

Mit acht ausgewählten Malzen <strong>und</strong><br />

fünf erlesenen Aromahopfen gebraut, überzeugt<br />

es durch seinen leicht fruchtigen, malzaromatischen<br />

Charakter, abger<strong>und</strong>et durch eine sanfte<br />

Hopfennote. Doch nicht nur geschmacklich ist<br />

dieses Bier ein Schmaus, sondern auch optisch.<br />

Dafür sorgt die kräftig goldene Farbe. So macht<br />

es einfach Lust auf mehr.<br />

www.meckatzer.de<br />

Foto: Meckatzer Löwenbräu<br />

OBERSTDORFER<br />

NATURGENUSS<br />

herbst <strong>2018</strong><br />

Machen Sie mit beim „Oberstdorfer Naturgenuss“ – einem stimmigen<br />

Wochenprogramm für Naturentdecker,<br />

das auf den Themen Wissen & Entdecken <strong>und</strong> Kulinarik & Genuss basiert.<br />

Erleben Sie im Herbst mit der kulinarischen Tälerfahrt<br />

den Höhepunkt einer Naturgenuss-Woche.<br />

Dabei chauffiert Sie das Oberstdorfer Marktbähnle jeden Freitag komfortabel<br />

in zwei Restaurants in den Oberstdorfer Seitentälern.<br />

Lassen Sie sich mit den feinsten Spezialitäten verwöhnen <strong>und</strong> genießen Sie<br />

gleichzeitig die farbenfrohe Landschaft von Oberstdorf.<br />

www.oberstdorf-naturgenuss.de<br />

Tourismus Oberstdorf<br />

Prinzregenten-Platz 1 | 87561 Oberstdorf<br />

Tel. 08322 / 700 - 0 | info@oberstdorf.de<br />

22. September bis 27. Oktober<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong> 11


FREIZEIT<br />

ES WAR EINMAL …<br />

Foto: Schongauer Märchenwald<br />

Wer sich in den Schongauer Märchenwald verirrt,<br />

kann einige der bekanntesten Figuren der Gebrüder<br />

Grimm erleben. Neben Hänsel <strong>und</strong> Gretel<br />

warten die sieben Geißlein, Rotkäppchen <strong>und</strong> der<br />

gestiefelte Kater in ihren kleinen Häuschen darauf,<br />

ihre Geschichten auf Knopfdruck zu erzählen.<br />

Um den Park noch aus einer anderen Perspektive<br />

betrachten zu können, werden geführte Ponytouren<br />

für die kleinen Gäste angeboten. Im Tierpark<br />

warten Ziegen, Schafe, Esel, Damwild ebenso wie<br />

Kaninchen <strong>und</strong> Meerschweinchen auf Streicheleinheiten.<br />

Ebenfalls sind Papageien, Sittiche <strong>und</strong><br />

Pfaue in verschiedenen Volieren am Wegesrand<br />

zu bestaunen. Um sich richtig auszutoben, ist ein<br />

Besuch im Kleinkinderklettergarten, dem Spieleturm<br />

<strong>und</strong> der Seilbahn ein Muss. Im Erlebniswald<br />

warten eine Balancierstrecke, ein Barfußpfad <strong>und</strong><br />

einige Infos r<strong>und</strong> um den Wald <strong>und</strong> die Natur.<br />

Neu ist das Zwergenbergwerk im Eisenbahntunnel,<br />

das auf mutige Forscher wartet.<br />

www.schongauer-maerchenwald.de<br />

HOCH HINAUS<br />

Seine Grenzen ausloten, ohne sich dabei in Gefahr<br />

begeben – das kann man am Großen Alpsee in<br />

Immenstadt. Direkt neben dem Eingangsportal<br />

zum Naturpark Nagelfluhkette, dem AlpseeHaus,<br />

reizt ein Himmelpfad, der »Skytrail«, Groß <strong>und</strong><br />

Klein, die eigene Trittsicherheit <strong>und</strong> Schwindelfreiheit<br />

auszuprobieren. Auf drei Stockwerken bis hinauf<br />

in eine Höhe von elf Metern gibt es über 40<br />

verschiedene Möglichkeiten, sich auf Seilen, wakkeligen<br />

Trittstufen, Schwebebalken, Flachleitern<br />

<strong>und</strong> in Netzen fortzubewegen. Das erfordert Mut<br />

<strong>und</strong> Geschicklichkeit, bietet aber auch Nervenkitzel<br />

<strong>und</strong> jede Menge Spaß. In Verbindung mit dem großen<br />

Skytrail gibt es auch eine kleine Anlage speziell<br />

für Kinder bis etwa 1,2 Meter Größe. Hier können<br />

die Eltern neben ihren Sprösslingen her gehen <strong>und</strong><br />

ihnen Mut zusprechen oder deren Euphorie etwas<br />

bremsen. So kann sich die ganze Familie spielend<br />

auf kommende Bergtouren vorbereiten.<br />

www.alpseeskytrail.de<br />

Foto: Alpsee Immenstadt Tourismus GmbH<br />

VON HOLZ- BIS HAFERLSCHUH<br />

Wer die Berge liebt <strong>und</strong> erwandern will, wem Allgäuer<br />

Trachtenmode gefällt oder wer urwüchsige <strong>und</strong><br />

praktische Holzschuhe für Haus <strong>und</strong> Hof sucht, ist<br />

beim Schuh Keller in Kierwang bei Bolsterlang genau<br />

richtig. Die Familie Keller fertigt seit 1943 traditionelle<br />

Schuhmodelle von Hand. Alfred Keller begann vor<br />

Jahrzehnten eigentlich aus Gaudi, Holzschuhe mit<br />

Überzug aus Kuhfell herzustellen. Mittlerweile sind<br />

die pelzigen Treter jedoch zum Verkaufsschlager<br />

geworden.<br />

www.keller-schuh.de<br />

Foto: Ramona Klein<br />

12<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong>


Anzeigen<br />

MIT DEM RANGER<br />

UNTERWEGS<br />

Wo die Alpen beginnen, der Bodensee nah ist <strong>und</strong> ein besonderes Gestein<br />

die Landschaft prägt, liegt der Naturpark Nagelfluhkette. An der Schnittstelle<br />

zwischen Allgäu <strong>und</strong> Bregenzerwald hat sich über viele Jahrh<strong>und</strong>erte hinweg<br />

eine großartige Kulturlandschaft entwickelt. Mit den drei Naturpark-Rangern<br />

kann man diese Landschaft im Rahmen einer kostenlosen Themenwanderung<br />

erk<strong>und</strong>en. Zum Beispiel bei der Tour »Pack die Kräuter in den Käse«<br />

am 24. Juli, bei der man erfährt, wie Bergkäse gemacht wird. Oder bei<br />

»Nachtleben mal anders« am 13. August, wo man sich mit Nachtsichtgerät<br />

auf die Spur von heimischen Fledermäusen begibt. Natürlich sind das längst<br />

nicht alle Angebote – die gibt es online oder im Naturparkmagazin NAGEL-<br />

FLUH, das in den Gemeinden des Naturparks ausliegt.<br />

www.nagelfluhkette.info<br />

Das Freilichtmuseum<br />

für Schwaben <strong>und</strong> das Allgäu<br />

www.bauernhofmuseum.de<br />

Museumstraße 8 | 87758 Kronburg-Illerbeuren | Tel. (0 83 94) 14 55<br />

Foto: Thomas Gretler<br />

GEWINNSPIEL<br />

Wir von »<strong>Alpsommer</strong> & <strong>Viehscheid</strong>«<br />

verlosen mit Unterstützung des<br />

Outdoor-Fachhandels »Alptraum«<br />

in Oberstdorf zwei hochwertige<br />

Campingtassen <strong>und</strong> einen kuscheligen<br />

Wanderbegleiter im Gesamtwert<br />

von fast 70 Euro. Die Trinkgefäße<br />

sind echtes Abenteurer-Geschirr für alle, die gern draußen unterwegs<br />

sind: Die emaillierten Blechtassen mit einem Fassungsvermögen von 380<br />

Millilitern sind handgearbeitet <strong>und</strong> spülmaschinenfest. An den Nachwuchs<br />

ist auch gedacht: Tourenbär Brownie ist ein treuer Wegbegleiter. Mit Kapuzensweatshirt<br />

<strong>und</strong> Jogginghose ist er für fast alles<br />

passend gekleidet.<br />

Sie möchten diese drei Outdoor-Accessoires Ihr Eigen<br />

nennen? Dann zücken Sie jetzt Stift <strong>und</strong> Postkarte<br />

<strong>und</strong> senden Ihre Gewinnadresse mit dem<br />

Stichwort »<strong>Alpsommer</strong>« an die Redaktion:<br />

EDITION ALLGÄU, Lachener Weg 2, 87509<br />

Immenstadt-Werdenstein. Einsendeschluss<br />

ist der 1. Oktober <strong>2018</strong>. Viel Glück!<br />

www.alptraum.net<br />

Foto: alptraum.net<br />

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<strong>und</strong> Ferienwohnungen von 3 bis 5 Sternen an.<br />

• Persönliche Betreuung <strong>und</strong> ein -liches Willkommen<br />

• Im Sommer können Sie als unsere Gäste alle Berg- <strong>und</strong><br />

Sesselbahnen in Oberstdorf/Kleinwalsertal KOSTENLOS fahren<br />

• Nebenkosten, Bettwäsche <strong>und</strong> Handtücher sind bei uns inklusive<br />

• Brötchenservice über Semmeldienst Allgäu<br />

100% Entspannung <strong>und</strong> Erholungsurlaub für das ganze Jahr<br />

Wir freuen uns auf Ihr Kommen!<br />

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Tel. 08322 7172 | info@bergwelt-ferienwohnungen.de<br />

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ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong> 13


VIEHSCHEID SPEZIAL<br />

WER HAT DIE KUH<br />

AUF DEN BERG GEJAGT?<br />

Ein Allgäu ohne Alpwirtschaft, ohne Bergkäse, ohne Vieh, das auf den Hochweiden<br />

grast – das wäre für viele <strong>und</strong>enkbar. Zu sehr hat das Bergbauerntum<br />

die Landschaft geformt. Aber wann? Und wie entstand der <strong>Viehscheid</strong>? Eine<br />

Zeitreise in das beschwerliche Leben der frühen Älpler.<br />

14<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong>


Stiche: Archiv; SW-Fotos von Lala Aufsberg: Archiv des Heimatb<strong>und</strong>es Allgäu e.V.<br />

Die Sense war <strong>und</strong> ist in steilem Gelände ein wichtiges<br />

Erntemittel. Ärmere Bauern besaßen oft nicht genug<br />

Wiesengr<strong>und</strong> <strong>und</strong> mussten im frühen Herbst zur<br />

gefährlichen Wildheuernte auf Steilhänge klettern<br />

Wann die ersten Menschen aus<br />

den Tälern hinauf auf die Berge<br />

stiegen, das wissen wohl nur<br />

noch die stummen Steinriesen. Feststeht,<br />

dass der Alpenraum schon vor Jahrtausenden<br />

besiedelt wurde. Damals machten die<br />

ersten Steinzeitmenschen Jagd auf Hirsche<br />

<strong>und</strong> Gamswild. Später zogen Nomaden den<br />

Herden von Wildschafen <strong>und</strong> Bergziegen<br />

hinterher, die im Verlauf der Jahreszeiten<br />

über die Wiesen oberhalb der Baumgrenze<br />

zogen. Aus dieser Zeit stammen zumindest<br />

die ersten F<strong>und</strong>e von uralten Steinwerkzeugen<br />

in der Region.<br />

Rein zufällig hatte der Künstler Detlef Willand<br />

im Jahr 1998 bei einer Wanderung im<br />

Bereich der Alpe Schneiderküren am Ifen<br />

ein Steingerät gef<strong>und</strong>en. Forscher datierten<br />

dessen Herkunft auf etwa 7000 vor Christus.<br />

Der prähistorische F<strong>und</strong> galt als Sensation<br />

<strong>und</strong> war Auslöser für umfassende Ausgrabungsarbeiten,<br />

die drei Jahre andauern sollten.<br />

Auf der 60 Quadratmeter großen Grabungsfläche<br />

wurde von 1999 bis 2002 ein<br />

steinzeitliches Hirten- <strong>und</strong> Jägerlager freigelegt.<br />

Die Archäologen fanden Kratzwerkzeuge<br />

für die Fellbearbeitung, Steinspitzen <strong>und</strong><br />

Klingen aus Feuerstein. Felsüberhänge, wie<br />

dort am Fuß der Gottesackerwände, wurden<br />

in der Frühzeit gerne von Menschen als Unterkunft<br />

genutzt, weil sie einen natürlichen<br />

Schutz vor Wind <strong>und</strong> Wetter boten.<br />

Das erforschte Lager von Schneiderküren<br />

wurde teilweise wieder aufgebaut <strong>und</strong> der<br />

heute am Felsendach vorbeiführende Wanderweg<br />

entspricht dem Urzeitpfad, der<br />

schon vor Tausenden von Jahren von den<br />

ers ten Menschen begangen wurde.<br />

DIE RÖMER LIEBEN ALLGÄUER KÄSE<br />

Tausende Jahre nachdem die Jäger ihr Lager<br />

am Ifen aufgeschlagen hatten, dehnte sich<br />

das römische Reich unaufhaltsam in die<br />

Lande des heutigen Allgäus aus. Jahrzehnte<br />

vor der Geburt Christi hatten sich die Kelten,<br />

die die Region inzwischen besiedelten, wohl<br />

schon so weitgehend mit der Alpwirtschaft<br />

befasst, dass sie mit Milchprodukten handeln<br />

konnten. Das bezeugt zumindest der<br />

altrömische Schriftsteller Strabo, der Käse als<br />

wichtigstes Tauschobjekt der damaligen<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong> 15


VIEHSCHEID SPEZIAL<br />

Bewohner aufführt. Natürlich hielt Strabo<br />

sich, wie die meisten Autoren dieser Zeit,<br />

nicht mit genauen Belegen oder Beschreibungen<br />

der damaligen Wirtschaftsform auf.<br />

Wieder dauert es etwa tausend Jahre, bis die<br />

ersten Urk<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Briefe auftauchen, die<br />

das frühe Werk der Bergbauern endgültig<br />

schriftlich verankern. So schrieb der Flur -<br />

namenforscher Thaddäus Steiner in seinem<br />

Herkunftsverzeichnis der Allgäuer Alp -<br />

namen: »Erst für das Jahr 1173 ist im Allgäu<br />

in den Traditionen des Klosters Isny mit der<br />

‚pascula in alpibus dicta Gerichinwang‘, also<br />

der Weide in den Alpen namens G., heute<br />

Gelchenwang, eindeutig eine Alpe als solche<br />

benannt.« Mit Alpe ist in diesem Zusammenhang<br />

die Berghütte <strong>und</strong> ihr umliegendes<br />

Weideland gemeint <strong>und</strong> nicht das Gebirge.<br />

So wird es im alemannischen Sprachraum<br />

gehandhabt. In umliegenden Gebirgsregionen,<br />

wie Oberbayern <strong>und</strong> Teilen Österreichs,<br />

spricht man von der Alm.<br />

VIEHZUCHT AM HANG<br />

Aus der Siedlungsgeschichte weiß man heute,<br />

dass die Erschließung der Alpen der<br />

Besiedlung im Tal wohl vorausging. Daher<br />

ist es nicht verw<strong>und</strong>erlich, dass die Bewirtschafter<br />

der meisten Alpen oberhalb der<br />

Baumgrenze aus den nördlich liegenden<br />

Allgäuer Gemeinden wie Altstädten <strong>und</strong><br />

Sulzberg kamen. Später erst wurden Alpen<br />

unterhalb der Baumgrenze durch Rodung<br />

erschlossen. Das Landschaftsbild mit überwiegend<br />

bewaldeten Berghängen wurde in<br />

dieser Zeit maßgeblich umgestaltet. Neue<br />

Lebensräume entstanden durch die Weideflächen<br />

in großer Höhe. Damals ahnten die<br />

Menschen nicht, dass sie durch ihren Eingriff<br />

in die Natur die Gr<strong>und</strong>lage für den späteren<br />

Alpintourismus legten.<br />

Ihre einfachen Berghütten <strong>und</strong> Weiden wurden<br />

hauptsächlich zur Aufzucht von Geißen,<br />

Schafen, Rindern <strong>und</strong> Pferden genutzt. Das<br />

Vieh kam häufig aus umliegenden Regionen,<br />

sömmerte auf den Allgäuer Alpen <strong>und</strong> wurde<br />

anschließend gewinnbringend verkauft –<br />

der Wert eines Weideviehs, das den Sommer<br />

über nahrhafte Bergkräuter zu sich genommen<br />

hatte, war schon damals bekannt. Bis<br />

zur Eisenbahnzeit zählte beispielsweise<br />

Sonthofen zu den bedeutendsten Viehumschlagsplätzen<br />

im deutschen Alpenraum.<br />

Von hier aus verkauften Bauern ihre besten<br />

Rinder bis nach Italien – möglich, dass die<br />

alten Römer in ihrer Heimat vom schmackhaften<br />

Allgäuer Käse berichtet hatten.<br />

16<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong>


Sonthofen war einer der<br />

wichtigsten Viehumschlagsplätze<br />

im ganzen<br />

Alpenraum. Früh war der<br />

Wert von »gesömmertem«<br />

Alpvieh bekannt.<br />

Das betraf nicht nur<br />

Rinder, sondern auch<br />

Ziegen <strong>und</strong> Schafe<br />

Die Käserei während dieser Zeit ist zwar<br />

nachweisbar, doch fand sie eher nebenbei<br />

statt. Käse wurde demnach an die Klöster<br />

des Unterlandes geliefert. Die Viehmärkte<br />

im Tal waren wohl die ersten Vorläufer der<br />

<strong>Viehscheid</strong>e, wie man sie heute kennt.<br />

IM SCHATTEN DER GIPFEL<br />

Sehr, sehr lange galt das Allgäu nun als eher<br />

unwirtliche Gegend, deren Bewohner ihren<br />

Lebensunterhalt den harten, natürlichen Bedingungen<br />

abtrotzten. Noch im 16. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

beschrieb Sebastian Münster in seiner<br />

»Cosmographia«, der ersten deutschen<br />

Weltk<strong>und</strong>e, das Allgäu als »ein rauh, wintrigs<br />

Land« mit »viel Viechs, Küh <strong>und</strong> Roß«.<br />

Hätte jemand dem Autor erzählt, dass eines<br />

Tages Menschen aus aller Welt die Region<br />

wegen der schönen Landschaft bereisen, hätte<br />

er einen wohl lachend mit der Schreib -<br />

feder hinfort gewedelt. Zu seiner Zeit reiste<br />

niemand zum Vergnügen ins Allgäu. Wer es<br />

tun musste, betete erst einmal gründlich für<br />

sein Seelenheil. War es doch möglich, dass<br />

der Tod einen schneller vom Bergpfad runterholte<br />

als man klettern konnte.<br />

Ein Risiko, das viele Berghirten Tag für Tag<br />

in Kauf nehmen mussten. Besonders die<br />

jüngsten Allgäuer, die im Verlauf dieser Jahrh<strong>und</strong>erte<br />

das Licht der Welt erblickten, hatten<br />

nicht viel zu lachen. Sobald die Kinder<br />

der armen Bevölkerung ihr Umfeld auf eigenen<br />

Füßen erk<strong>und</strong>en konnten, mussten sie<br />

zum Lebensunterhalt beitragen. Keine beheizten<br />

Kindergärten, keine umfangreiche<br />

Schulbildung für lau hatte das Leben damals<br />

zu bieten. Daher verdingten sich ab dem<br />

fünften oder sechsten Lebensjahr viele Allgäuer<br />

Knaben als Hütebuben für die Bauern.<br />

Bei Wind <strong>und</strong> Wetter beaufsichtigten sie das<br />

Vieh auf den Weiden im Tal ebenso wie auf<br />

den Hängen der Berge. Ihr Lohn war bescheiden,<br />

in der Regel beschränkte er sich<br />

auf Kost <strong>und</strong> Unterkunft. Schuhe für das<br />

Klettern am Fels besaßen nur die wenigsten.<br />

Bei großer Kälte blieb manchem Hütekind<br />

keine andere Wahl, als sich die tauben Zehen<br />

in einem frischen Kuhfladen zu wärmen.<br />

Das mag zumindest das Band zwischen<br />

Mensch <strong>und</strong> Vieh gefestigt haben.<br />

DER NOTWENDER<br />

Man kann also sagen: Bis um 1800 war das<br />

Leben der Bergbauern <strong>und</strong> Alphirten im<br />

Allgäu ziemlich lausig. Die Landwirtschaft<br />

brachte nur geringe Erträge, Bohnen, Kraut,<br />

Getreide <strong>und</strong> Flachs wuchsen in bescheide-<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong> 17


VIEHSCHEID SPEZIAL<br />

Wo Käseproduktion lange »beiläufig« geschehen war,<br />

schossen im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert Sennalpen <strong>und</strong> Käsereien<br />

aus dem vormals kargen Boden<br />

nem Ausmaß <strong>und</strong> reichten mehr schlecht als<br />

recht für den Eigenbedarf. Die größte Einnahmequelle<br />

bestand nach wie vor in der<br />

Viehzucht. Große Sprünge machten damit<br />

jedoch nur die wenigsten Landwirte. Und als<br />

wäre das Leben nicht schon hart genug, wurde<br />

kurz darauf von der französischen Besatzung<br />

eine Viehkrankheit eingeschleppt, an<br />

der alleine in Oberstdorf 800 Stück Vieh verendeten<br />

– ein nicht unwesentlicher Teil des<br />

gesamten Viehbestands. Erst 15 Jahre später<br />

klang die Seuche ab. Die Verarmung vieler<br />

Familien war die Folge.<br />

Mancher schielte nun neidisch in die<br />

Schweiz – wie viel besser lebten die Landwirte<br />

dort! Milchbauern nannten sie sich, behielten<br />

ihr Vieh <strong>und</strong> melkten es regelmäßig,<br />

statt es möglichst jung zu verkaufen. Der<br />

Schweizer Käse hatte sich seit dem späten<br />

Mittelalter zum Exportschlager entwickelt.<br />

Und allmählich sorgten verbesserte Infrastrukturen<br />

dafür, dass der Milch-Wohlstand<br />

herüberschwappte. Eidgenössische Käser<br />

wie Johann Althaus (1798–1876) kamen ins<br />

Allgäu <strong>und</strong> stellten großen R<strong>und</strong>käse her.<br />

Der »Allgäuer Emmentaler« zeichnete sich<br />

schnell durch hohe Qualität aus.<br />

Dennoch dauert es 20 Jahre, bis ein Mann<br />

die große Wende in der Allgäuer Landwirtschaft<br />

erwirkte. Der hiesige Kaufmann Carl<br />

Hirnbein (1807–1871) begann, in großem<br />

Stil Weichkäse zu produzieren. Seine Rezepturen<br />

hatte er von seinen Reisen aus Belgien<br />

mitgebracht. Noch heute bezeugen Käse -<br />

sorten wie Allgäuer Romadur oder Limburger<br />

ihre Herkunft. Dabei hatte der einfallsreiche<br />

Geschäftsmann schweres Gerät zur<br />

Unterstützung im Ärmel: Die Eisenbahn erschloss,<br />

zunächst von Kempten aus, neue<br />

Handelswege. 1852 erbaute Hirnbein mit<br />

dem Grüntenhaus das erste Hotel in den Allgäuer<br />

Alpen <strong>und</strong> legte damit den Gr<strong>und</strong>stein<br />

für einen weiteren maßgeblichen Wirtschaftsfaktor:<br />

die touristische Erschließung.<br />

Obwohl Carl Hirnbein nicht als erster den<br />

Käse ins Allgäu brachte, so machte er ihn<br />

doch bekannt <strong>und</strong> gilt daher als Notwender<br />

jener Zeit.<br />

SCHWEBENDE MILCHKANNEN<br />

Die Milchwirtschaft brachte den Bauern innerhalb<br />

weniger Jahrzehnte ungewohnten<br />

Wohlstand. Nach <strong>und</strong> nach stellten viele Alpen<br />

von Galtvieh (Jungvieh, das noch keine<br />

18<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong>


Es ist nicht sicher, welcher<br />

Ort im Allgäu den ersten<br />

<strong>Viehscheid</strong> gefeiert hat.<br />

Die herbstlichen Viehmärkte<br />

im Tal waren wohl<br />

die ersten Vorläufer<br />

Milch gibt) auf Milchkühe um <strong>und</strong> wurden<br />

so zu Sennalpen, die der Milcherzeugung<br />

dienten. Auch in den Tälern wurde der Anbau<br />

von Getreide <strong>und</strong> Kartoffeln eingestellt<br />

<strong>und</strong> dafür mehr Kühe angeschafft. Das Allgäu<br />

wurde zur Käseküche Deutschlands.<br />

Natürlich hatten die Alphirten nach wie vor<br />

mit einem Mangel an Logistik <strong>und</strong> den rauen<br />

Umweltbedingungen zu kämpfen. Während<br />

des <strong>Alpsommer</strong>s mussten regelmäßig<br />

Waren wie Butter <strong>und</strong> Käse vom Berg geschafft<br />

werden. Dies geschah mittels großer<br />

Hörnerschlitten. Nachdem um 1890 immer<br />

mehr Dorfsennereien im Tal gegründet wurden,<br />

musste vermehrt die Milch direkt ins<br />

Tal geschafft <strong>und</strong> dort gekäst werden. Den<br />

Transport übernahmen sogenannte Milchzieher.<br />

Als r<strong>und</strong> 30 Jahre später das endlose<br />

Drahtseil in Mode kam, griffen die Älpler<br />

die Idee sofort auf – die ersten Seilbahnen<br />

im Allgäu entstanden. Allerdings noch für<br />

Material: Werkzeug <strong>und</strong> Verpflegung für die<br />

Hirten schwebten hinauf, volle Milchkannen<br />

hinunter. Generell galten die hiesigen Landwirte<br />

<strong>und</strong> Älpler schon immer als äußerst<br />

findig, was Improvisationstalent <strong>und</strong> das<br />

Lösen von Problemen angeht. So hat sich bis<br />

heute der Begriff Allgäuer »Mächlar« (Macher)<br />

bewahrt. Not macht halt erfinderisch.<br />

TRADITION IM TAL<br />

Nach etwa h<strong>und</strong>ert Tagen ist der <strong>Alpsommer</strong><br />

vorbei. Die Hirten kehren mit dem<br />

wohlgenährten Vieh ins Tal zurück. Früher<br />

führte ihr Weg oft direkt zu den Viehmärkten.<br />

Da aber immer mehr Bauern ihre Tiere<br />

nicht verkauften, sondern hier wieder ent -<br />

gegennahmen, entwickelten sich mehr <strong>und</strong><br />

mehr <strong>Viehscheid</strong>e in der Region.<br />

Wenn die Herde den Scheidplatz erreicht<br />

hat, durchläuft sie einen Holzverschlag (dieser<br />

wird Siche genannt), an dessen Mitte die<br />

Tiere einzeln beim jeweiligen Hirten der<br />

Alpe durchkommen. Laut ruft dieser den<br />

Namen des Besitzers, der sein Vieh dann in<br />

Empfang nimmt. Die Tiere werden auseinander<br />

»geschieden«.<br />

Schon bald waren mit dem Brauch festverankerte<br />

Traditionen verb<strong>und</strong>en. Bereits am<br />

Tag vor dem Alpabtrieb herrschte seit jeher<br />

emsiges Treiben: Die Tiere werden herausgeputzt,<br />

die großen Schellen angelegt <strong>und</strong><br />

beim Galtvieh die drei Rinder, die am besten<br />

gewachsen sind, mit einem prächtigen Kranz<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong> 19


VIEHSCHEID SPEZIAL<br />

Junghirten gibt es (über die Sommerferien) bis heute am<br />

Berg. Auch für sie ist der <strong>Viehscheid</strong> ein Fest – besonders,<br />

wenn sie das prächtige Kranzrind führen dürfen<br />

geschmückt. Bei den Milchkühen bekommen<br />

die zwei mit der besten Milchleistung<br />

sowie die schönste Kuh einen Kranz. Den<br />

Kopfschmuck gibt es allerdings nur dann,<br />

wenn während des Sommers kein Tier tödlich<br />

verunglückt ist: zum Beispiel bei Gewitter,<br />

durch Steinschlag, Pflanzenvergiftung<br />

oder Absturz. Leider nicht ungewöhnlich,<br />

als die Alpen größtenteils noch nicht durch<br />

Straßen erschlossen waren <strong>und</strong> kein Tierarzt<br />

so schnell ins Gebirge kam. Das Leben am<br />

Berg ist bis heute noch an die Launen der<br />

Natur geb<strong>und</strong>en.<br />

Der Kuhkranz wird mit viel Liebe aus Zweigen,<br />

Blumen, Gräsern <strong>und</strong> Bändern in Form<br />

einer Krone oder Haube geflochten. Meist<br />

enthält er ein Kreuz, womit um den Schutz<br />

des Himmels gebeten wird. Auch ein Spiegel<br />

zur Abwehr böser Geister gehört in den<br />

Kranz hinein. Wenn ein Hirte tödlich verunglückt<br />

ist, wird ein Trauerflor durch die<br />

Zweige <strong>und</strong> Blätter gew<strong>und</strong>en.<br />

DER HIRTE MACHT DAS LICHT AUS<br />

Mit dem Fremdenverkehr im Allgäu wuchs<br />

auch das öffentliche Interesse an Brauchtumsveranstaltungen.<br />

Sehr viele <strong>Viehscheid</strong>e<br />

wurden mit Krämermärkten <strong>und</strong> Bierzelten<br />

ergänzt. Im Jahr 1912 gab es sogar einen<br />

»Allgäuer Alpabtrieb« beim Oktoberfestumzug<br />

in München. Das Vieh <strong>und</strong> die Hirten<br />

stammten aus dem Ostrachtal <strong>und</strong> wurden<br />

mit der Eisenbahn extra für das Fest nach<br />

München gefahren.<br />

Während die Feierlichkeiten für viele Allgäuer<br />

der Abschluss einer »fünften Jahreszeit«<br />

sind, halten sich die Alphirten bei den<br />

Feierlichkeiten meist eher im Hintergr<strong>und</strong>.<br />

Sie sind noch nicht fertig mit ihrer Arbeit am<br />

Berg. Das abschließende Werkeln an der<br />

Alpe nach dem <strong>Viehscheid</strong> <strong>und</strong> vor Beginn<br />

der Winterzeit umfasst für die Älpler unter<br />

anderem das Schwenden, das heißt, nachwachsende<br />

Bäume <strong>und</strong> Sträucher entfernen.<br />

Durch diese Tätigkeit werden die Weide -<br />

flächen frei gehalten.<br />

Nachdem die Alpe winterfest gemacht ist,<br />

wird vor allem auf einem Teil der Alpen im<br />

oberen Allgäu <strong>und</strong> angrenzenden Österreich<br />

der Brauch begangen, den letzten Abend vor<br />

dem endgültigen Abzug ins Tal mit einem<br />

Fest, der sogenannten Älplerletze, zu feiern.<br />

Erst nach dessen Abschluss sind auch die<br />

Hirten im Tal angekommen. • Viola Elgaß<br />

20<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong>


Das<br />

im Allgäu<br />

Bräuhausstrasse 6-8 . 87509 Immenstadt<br />

Telefon 08323 96790<br />

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VIEHSCHEID SPEZIAL<br />

ALPSOMMER-QUIZ<br />

SIND SIE FIT FÜR DEN SCHEID?<br />

Sie wissen, dass im Herbst vielerorts der <strong>Viehscheid</strong> stattfindet. Doch<br />

wie gut kennen Sie sich wirklich mit dem Allgäuer Brauchtum aus? Testen Sie<br />

hier Ihr Fachwissen r<strong>und</strong> um den <strong>Alpsommer</strong> <strong>und</strong> den <strong>Viehscheid</strong>.<br />

WELCHE RINDERRASSE<br />

1<br />

GRAST HAUPTSÄCHLICH AUF<br />

DEN ALLGÄUER WEIDEN?<br />

a) Braunvieh<br />

b) Fleckvieh<br />

c) Allgäuer Gscheckte<br />

2<br />

WO FINDET DER EINZIGE<br />

STÄDTISCHE VIEHSCHEID STATT?<br />

a) Füssen<br />

b) Immenstadt<br />

c) Lindau<br />

3<br />

WARUM HEISST ES ÜBERHAUPT<br />

»VIEHSCHEID«?<br />

a) Weil Rinder, die sich auf der Alpe angefre<strong>und</strong>et<br />

haben, sich im Tal »scheiden«<br />

lassen müssen.<br />

b) Weil der Hirte im Tal jedes Vieh aus der<br />

Herde »scheidet«, sprich trennt, um es<br />

dem Bauern zurückzugeben.<br />

c) Weil der erste Bauer, der sein Vieh auf<br />

eine Alpe trieb, Fidelius Scheid hieß.<br />

4<br />

WIE LAUTET DER ALLGÄUER<br />

BEGRIFF FÜR DAS WEIBLICHE<br />

JUNGVIEH, DAS IM SOMMER<br />

AUF DER ALPE WEIDET?<br />

a) Bumperl<br />

b) Jungrinderl<br />

c) Schumpen<br />

5<br />

WAS STELLT EIN SENN<br />

IN DEN BERGEN HER?<br />

a) Senf<br />

b) Käse<br />

c) Kräuterschnaps<br />

6<br />

WARUM TRÄGT DAS SOGENANNTE<br />

KRANZRIND BEIM VIEHSCHEID<br />

EINEN BLUMENSCHMUCK MIT<br />

KRÄUTERN AUF DEM KOPF?<br />

a) Dieser Kopfschmuck bedeutet, dass während<br />

des <strong>Alpsommer</strong>s kein Vieh aus der<br />

Herde abgestürzt ist.<br />

b) Die Kräuter des Kranzes riechen besonders<br />

aromatisch <strong>und</strong> bewirken, dass die<br />

anderen Rinder der Kranzkuh folgen.<br />

c) Der Alphirte darf nach geglücktem <strong>Alpsommer</strong><br />

ein Tier aussuchen, welches er<br />

behalten kann. Er kennzeichnet es mit<br />

dem schmückenden Kranz.<br />

WAS BEDEUTET<br />

7<br />

»SCHWENDEN«?<br />

a) Ein Allgäuer, der sein Geld zum Fenster<br />

rauswirft, »schwendet«.<br />

b) Der Hirte hält die Alpweiden frei von<br />

Sträuchern <strong>und</strong> Büschen.<br />

c) Wenn ein Gast auf der Hütte übernachtet<br />

(ohne entsprechende Lizenz des Älplers)<br />

<strong>und</strong> ihm dafür unter der Hand eine kleine<br />

Spende zukommen lässt, dann wird das<br />

»schwenden« genannt.<br />

8<br />

WIE WERDEN DIE HÜTTEN IN<br />

DEN ALLGÄUER BERGEN GENANNT?<br />

a) Alpen<br />

b) Almen<br />

c) Alpine Outdoor-Lounge<br />

9<br />

WAS BEZEICHNET DER<br />

ALLGÄUER ALS »HAAG«?<br />

a) Eine Tasse Markenkaffee<br />

b) Einen Raubvogel<br />

c) Einen Zaun<br />

22<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong>


Richtige Lösung: 1a) 2b) 3b) 4c) 5b) 6a) 7b) 8a) 9c)<br />

AUFLÖSUNG:<br />

1 - 3 RICHTIGE<br />

ANTWORTEN<br />

4 - 6 RICHTIGE<br />

ANTWORTEN<br />

7 - 9 RICHTIGE<br />

ANTWORTEN<br />

Foto: Archiv EDITION ALLGÄU; Zeichnungen: Ramona Klein<br />

Es wird vermutlich keine<br />

zehn Minuten dauern, bis<br />

man Sie im Festzelt als<br />

»Zugereisten« enttarnt<br />

(»Woher kommsch<br />

nochher Du?«). Aber<br />

noch ist das Rind nicht<br />

vom Berg gefallen – zum<br />

Glück haben Sie unser<br />

<strong>Alpsommer</strong>-Magazin<br />

in der Hand. Lassen Sie es am besten nicht mehr los,<br />

bis Sie alle Geschichten durchgeblättert haben! Am<br />

besten beginnen Sie gleich mit der allerersten Seite:<br />

»Grüßen am Berg«. Dann sind Sie für den Erstkontakt<br />

mit den Einheimischen schon mal gerüstet.<br />

Glückwunsch! Ihr Allgemeinwissen r<strong>und</strong> um das<br />

Allgäu <strong>und</strong> seine Traditionen ist eine solide Basis für<br />

ein Fachgespräch im <strong>Viehscheid</strong>-Festzelt. Hier <strong>und</strong> da<br />

kann man selbstverständlich noch etwas<br />

nachbessern. Wissen Sie<br />

beispielsweise, wo der Brauch des<br />

<strong>Viehscheid</strong>s seinen Anfang hat?<br />

Nein? Dann blättern Sie doch<br />

mal auf Seite 14. Oder Sie<br />

informieren sich direkt an der<br />

Quelle: Besuchen Sie<br />

beispielsweise eine Sennalpe<br />

auf Schusters Rappen. Einen<br />

passenden Tourentipp finden<br />

Sie auf Seite 56.<br />

Entweder sind Sie<br />

gebürtiger Allgäuer, nicht zum<br />

ersten Mal hier oder Sie haben<br />

geschummelt. Jedenfalls kennen<br />

Sie sich r<strong>und</strong> ums Thema <strong>Alpsommer</strong><br />

bestens aus. Wir können<br />

Ihnen nichts mehr beibringen. Am<br />

besten geben Sie dieses Magazin an jemanden weiter,<br />

der es nötiger hat (sollten Sie sich gerade zufällig auf<br />

einer Bergwanderung befinden: Flip-Flops an den<br />

Füßen sind meist ein gutes Erkennungsmerkmal).<br />

Ihnen wünschen wir noch einen entspannten<br />

Bergsommer!<br />

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ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong> 23


NATUR<br />

EINE DUFTE IDEE<br />

HIER GIBT’S WAS AUF DIE NASE<br />

Sommer im Allgäu – die Bergwiesen blühen <strong>und</strong> die zahlreichen Kräuter<br />

verströmen ein unverwechselbares Aroma, das es so nur hier gibt.<br />

Na ja nicht ganz. Seit zwei Jahren kann man den Duft der Berge mit nach<br />

Hause nehmen. Möglich macht’s: Echt dufte!<br />

Die Sonne strahlt hell <strong>und</strong> warm<br />

vom Himmel. Ein leichter Wind<br />

weht über die Bergwiese, wiegt die<br />

Kräuter <strong>und</strong> trägt ihren Duft zu Verena<br />

Dorn. Sie ist einer der kreativen Köpfe von<br />

Echt Dufte. Zusammen mit ihrem Lebensgefährten<br />

Falk Pätzold gründete sie im Juni<br />

2016 das Unternehmen, das Bergwiesenheu<br />

in kleine farbenfrohe Stoffsäckchen <strong>und</strong> Kissen<br />

verpackt. Auf diese Weise kann sich jeder<br />

der möchte ein Stückchen dieser herrlichen<br />

Natur in die eigenen vier Wände holen.<br />

Heute ist die 36-Jährige zu Besuch bei Bergbauer<br />

Gerhard Gehring in Unterjoch. Zusammen<br />

gehen sie über die Wiesen, die das<br />

Heu für die duftenden Kuschelprodukte liefern.<br />

Hier wachsen neben Arnika, Troll -<br />

blumen <strong>und</strong> Knabenkraut auch zahlreiche<br />

24<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong>


Die Heusäckchen <strong>und</strong><br />

Kissen sind nicht nur<br />

für Kinder ein duftendes<br />

Erlebnis, sondern auch<br />

für Erwachsene<br />

Fotos: Verena Dorn, Claudia Schöwe<br />

Von der blühenden Wiese,<br />

über die Ernte <strong>und</strong> die<br />

Trocknung des Heus dauert<br />

es ein paar Monate<br />

bis zum fertigen Produkt,<br />

<strong>und</strong> Verena Dorn ist bei<br />

jedem Schritt involviert<br />

Orchideenarten, sowie Augentrost, Frauenmantel,<br />

Hahnenfuß, Fünffingerkraut <strong>und</strong><br />

Herbstzeitlose, um nur einige zu nennen.<br />

Die Artenvielfalt auf nur einem Quadratmeter<br />

ist erstaunlich. »Alles auf kleinstem Feld<br />

<strong>und</strong> das ist es, was den Duft ausmacht«, fasst<br />

es Gerhard Gehring zusammen.<br />

ALTE WERTE LEBENDIG HALTEN<br />

Doch der Bergbauer ist nicht nur der Heulieferant<br />

des Vertrauens von Echt dufte – er<br />

ist auch nicht ganz unschuldig an der Firmengründung.<br />

Denn er arbeitet nicht nur<br />

auf den Bergwiesen um Unterjoch, sondern<br />

auch im Landratsamt Oberallgäu in der Naturschutzbehörde.<br />

Im Zuge dieser Tätigkeit<br />

organisierte er vor einigen Jahren mit Verena<br />

Dorn, die ein Grafik- <strong>und</strong> Marketingbüro in<br />

Kempten betreibt, einen Messestand für die<br />

Allgäuer Festwoche. Den Kontakt hielten sie<br />

auch nach der Messe aufrecht <strong>und</strong> als die 36-<br />

Jährige zusammen mit ihrem Lebensgefährten<br />

auf die dufte Idee mit den Heusäckchen<br />

kam, war schnell klar, dass Gerhard Gehring<br />

das Heu liefern sollte. Von Beginn an war die<br />

Firmengründerin beeindruckt von der Arbeit<br />

des Bergbauern. Sie findet es schön, dass<br />

hier Tradition noch gelebt wird, es Leute<br />

gibt, die sich den alten Werten verschrieben<br />

haben <strong>und</strong> wo das Tier <strong>und</strong> die Pflanze noch<br />

etwas wert ist, wie sie selbst sagt.<br />

MIT LIEBE VON MAMAS GENÄHT<br />

Die Idee war also geboren, ein Heulieferant<br />

gef<strong>und</strong>en, doch eine wichtige Frage stand<br />

noch im Raum: Wer soll das Produkt herstellen?<br />

Die Antwort darauf war schnell gef<strong>und</strong>en.<br />

»Für uns war klar, dass die Ferti-<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong> 25


NATUR<br />

Verena <strong>und</strong> Falk (beide links) gründeten Echt Dufte <strong>und</strong><br />

zusammen mit den Mamas produzieren sie Heusäckchen,<br />

Kissen <strong>und</strong> auch Kräuterstemepl (oben)<br />

gung Frauen oder Mütter mit kleinen Kindern<br />

machen sollen, die nicht in ihre alten<br />

Beschäftigungsverhältnisse zurückkommen,<br />

weil sie nicht mehr so einsetzbar sind wie sie<br />

es vorher waren.«<br />

Echt dufte bietet Frauen eine Perspektive, in<br />

der sie Kind <strong>und</strong> Arbeit gut miteinander vereinbaren<br />

können. Die Mamas arbeiten von<br />

zuhause aus <strong>und</strong> teilen sich ihre Zeit frei ein.<br />

»Deswegen auch die Säckchen – es ist ein<br />

Produkt, das schnell <strong>und</strong> mit wenig Aufwand<br />

gefertigt werden kann. Auch von jemanden,<br />

der keine Näherfahrung hat«, so<br />

Verena Dorn.<br />

NEUES PRODUKT IN ALTEM GEWAND<br />

Echt dufte hat aber nicht nur den Mamas der<br />

Region eine Chance gegeben, sondern auch<br />

alten Stoffen, die auf etlichen Dachböden<br />

<strong>und</strong> in unzähligen Truhen ein tristes Dasein<br />

fristeten. Von Anfang an war es Verena Dorn<br />

<strong>und</strong> Falk Pätzold wichtig, ressourcenschonend<br />

zu arbeiten – deswegen verwendeten<br />

sie zu Beginn gebrauchte Stoffe <strong>und</strong> Stoff -<br />

reste für die Säckchen.<br />

»Da war es wichtig, dass die Stoffe nicht riechen<br />

oder muffeln <strong>und</strong> in einem guten Zustand<br />

sind«, sagt Verena Dorn, wenn sie auf<br />

die Zeit zurückblickt. Nachdem die heimischen<br />

Truhen <strong>und</strong> Dachböden geplündert<br />

waren, schrieben sie Suchgebote nach Stoffen<br />

aus <strong>und</strong> erhielten zahlreiche Spenden.<br />

Doch die alten Bettbezüge, Vorhänge, Tischdecken<br />

<strong>und</strong> Kittelschürzen werden nicht<br />

sofort verarbeitet. Zuerst kommen sie zu<br />

einem Rentnerehepaar, die die Textilien waschen<br />

<strong>und</strong> bügeln. Anschließend werden die<br />

unterschiedlichen Stoffe für die Säckchen<br />

zusammengestellt, meistens sind es zwei.<br />

Und erst dann können sich die Mamas ans<br />

Werk machen, die Nadel schwingen <strong>und</strong> die<br />

Säckchen mit Heu füllen.<br />

Seit einiger Zeit arbeiten die Firmengründer<br />

nun auch mit Stofflieferanten zusammen,<br />

bei denen sie verschiedene Mengen kaufen<br />

können. »Von fünf Meter bis vielleicht mal<br />

50 Meter«, so Verena Dorn. Im gleichen<br />

Atemzug erklärt sie auch, warum sie diesen<br />

neuen Weg gehen. Für den Online-Shop<br />

brauchen sie fixe Farben, denn die Leute<br />

wollen natürlich wissen, wie ihr bestelltes<br />

Produkt aussehen wird beziehungsweise sich<br />

die Farbe gar selber aussuchen.<br />

IM BETT MIT ECHT DUFTE<br />

Doch nicht nur die Art der Stoffbeschaffung<br />

hat sich seit der Gründung vor zwei Jahren<br />

geändert, sondern auch das Angebot. Mittlerweile<br />

gibt es die Heusäckchen nicht mehr<br />

nur in der Duftrichtung Bergwiese, sondern<br />

auch mit Lavendel, Mädesüß, Zeder, Zirbe<br />

<strong>und</strong> Zitronenverbene. So ist für jeden Geschmack,<br />

oder eher jede Nase, was dabei.<br />

Und für das gute Gewissen tut man auch etwas,<br />

denn das Team von Echt dufte achtet<br />

darauf, dass fast alle Säckcheninhalte aus der<br />

Region stammen. So sammelten Verena<br />

Dorn <strong>und</strong> Falk Pätzold letztes Jahr das Mädesüß<br />

von Hand <strong>und</strong> auch bei der Heuernte<br />

legten sie schon Hand mit an. Die Holzspäne<br />

für die Duftrichtungen Zirbe <strong>und</strong> Zeder beziehen<br />

sie wiederum von regionalen Drechslern<br />

<strong>und</strong> Schreinern.<br />

Neben den Säckchen gibt es seit etwa einem<br />

Jahr auch Kissen in unterschiedlichen Größen,<br />

die in den gleichen Duftrichtungen wie<br />

die Säckchen daherkommen. Der Gr<strong>und</strong> für<br />

diese Neuerung liegt für Verena Dorn auf<br />

der Hand.<br />

Die meisten Käufer sahen in den Säckchen<br />

ein Urlaubsmitbringsel, bei dem man nicht<br />

so recht weiß, wofür man es benutzen soll.<br />

Bei einem Kissen ist das anders, auch wenn<br />

man die Säckchen genauso gut mit ins Bett<br />

nehmen kann, so wie es Verena Dorn auch<br />

macht. »Ich habe selber ein Säckchen bei mir<br />

neben dem Kopfkissen liegen. Und ein Kissen<br />

mit einem bunten Sammelsurium von<br />

Zirbe bis Mädesüß zu Salbei <strong>und</strong> Beifuß <strong>und</strong><br />

vieles mehr.«<br />

26<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong>


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Ob zu Fuß oder mit dem Fahrrad,<br />

die Alpe Unteregg ist genau das<br />

richtige Ausflugziel, um für ein<br />

paar St<strong>und</strong>en den hektischen Alltag<br />

hinter sich zu lassen.<br />

Wir freuen uns, Sie als Gast begrüßen zu dürfen,<br />

Agnes & Julian<br />

IMMER DER NASE NACH<br />

Welche Duftrichtung man mit ins Bett nehmen<br />

möchte, muss man selber entscheiden.<br />

Denn jeder Kissen- <strong>und</strong> Säckcheninhalt<br />

wirkt anders.<br />

So kann das Bergwiesenheu bei Kopfschmerzen<br />

<strong>und</strong> Stress Linderung verschaffen,<br />

die Zirbe wiederum für einen ges<strong>und</strong>en<br />

Schlaf sorgen. Lavendel kann zur Beruhigung<br />

eingesetzt werden, vor allem bei Kindern,<br />

Zitronenverbene belebt <strong>und</strong> fördert die<br />

Konzentration. Die Duftrichtung Zeder<br />

kann die innere Kraft stärken, wohingegen<br />

Mädesüß den Kissen- <strong>und</strong> Säckchenbesitzer<br />

für die Liebe öffnet.<br />

Jedoch sollte man bei der Auswahl nicht<br />

streng danach gehen, was man benötigt, sondern<br />

auch immer der Nase folgen, wie Verena<br />

Dorn betont. »Es bringt nichts sich ein<br />

Lavendel kissen zur Beruhigung zu kaufen,<br />

wann man Lavendelduft nicht mag. Dann<br />

sollte man sich eher für eine andere Duftrichtung<br />

entscheiden.«<br />

Auswahl gibt es ja genug. Da sollte für jeden<br />

etwas dabei sein <strong>und</strong> wer weiß: Vielleicht<br />

gibt’s schon bald was Neues auf die Nase von<br />

Echt Dufte. Bis dahin kann man sich ein<br />

Heusäckchen oder Kissen nehmen <strong>und</strong> sich<br />

zuhause in den vergangenen Allgäu-Urlaub<br />

zurückschnuppern. • Claudia Schöwe<br />

Die saftigen <strong>und</strong> arten -<br />

reichen Wiesen vom Bergbauern<br />

Gerhard Gehring<br />

in Unterjoch liefern das<br />

duftende Heu<br />

Eintritt frei<br />

12. Pfrontener<br />

Trachtenmarkt<br />

Samstag, 11. <strong>und</strong> Sonntag, 12. August <strong>2018</strong><br />

von 11.00 bis 17.00 Uhr am Pfarrheim in Pfronten-Ried<br />

Ganztägig Volksmusik- <strong>und</strong> Volkstanz-Vorführungen<br />

Kostenlose Trachtenberatung<br />

Samstag <strong>und</strong> Sonntag um 11.00 Uhr Standkonzert<br />

Reinerlös zugunsten von Projekten der Pfarrgemeinde St. Nikolaus.<br />

Mit fachlicher Unterstützung der Trachtenkulturberatung für den Bezirk Schwaben.<br />

Weitere Informationen:<br />

Pfronten Tourismus, Tel. 0 83 63 / 698-88 <strong>und</strong> www.pfronten.de<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong> 27


FREIZEIT<br />

DAS ALLGÄU<br />

HEITER BETRACHTET<br />

Schon Roberto Blanco wusste: »Ein bisschen Spaß muss sein!« So ist sich<br />

auch der Allgäuer schon lange bewusst, dass manche Eigenarten seiner<br />

Region dem Gast ein ungläubiges Schmunzeln entlocken. Vor diesem<br />

Hintergr<strong>und</strong> entstand der fröhliche Reiseführer »Allgäu heiter … bis sonnig«.<br />

13 beliebte »Fakten« über das Allgäu <strong>und</strong> seine Bewohner haben wir<br />

für Sie ausgewählt. Viel Spaß!<br />

Besucher der Hauptgr<strong>und</strong>, diese Region<br />

immer wieder aufzusuchen. Der<br />

Ureinwohner, der Allgäuer, dagegen<br />

hält es mehr mit der Ebene. Seine<br />

Berge interessierten ihn lange überhaupt<br />

nicht. Erst, als immer wieder<br />

Touristen nach den Namen der Gipfel<br />

fragten, begannen allmählich auch die<br />

Einheimischen, sich die Namen einzuprägen.<br />

Bis heute ist dieses natürliche Vermächtnis<br />

(Ausnahmen gibt es immer) so geblieben.<br />

Die Berge hat man jeden Tag vor der Nase.<br />

Sie laufen nicht weg – warum also hinaufsteigen?<br />

ALLGÄUER<br />

Eine der eigenwilligsten Definitionen des<br />

Begriffs »Allgäuer« findet man in einem<br />

preußischen Volksk<strong>und</strong>e-Lexikon: »Allgäuer:<br />

kleines, listiges Bergvolk, das die Invasionen<br />

der Kelten, der Römer <strong>und</strong> in neuerer Zeit<br />

der Schwaben überstanden hat. Es ernährt<br />

sich von durchziehenden Touristen.«<br />

ALPE<br />

Früher eine hochgelegene Viehweide, auf die<br />

nur im Sommer Jungvieh getrieben werden<br />

konnte. Auf der Alpe stand eine einfache<br />

Hütte. Darin konnte der Senn übernachten.<br />

Tagsüber verkaufte er Milchprodukte <strong>und</strong><br />

Brotzeiten. Heute versteht man unter einer<br />

Alpe einen Berggasthof der gehobenen Klasse,<br />

auf dem kein Senn mehr, dafür aber viele<br />

Gäste übernachten. Aus der Brotzeit wurden<br />

Menüs, aus den Milchprodukten geistige<br />

Getränke. Das Jungvieh bleibt im Stall, <strong>und</strong><br />

der Senn wurde Gastronom.<br />

BERGE<br />

Berge, soweit das Auge reicht, eine Kette reiht<br />

sich an die andere. Sie sind für viele Allgäu-<br />

BRAUNVIEH<br />

Im Allgäu wird Grünlandwirtschaft betrieben.<br />

Deshalb hält der Allgäuer Bauer Rindvieh.<br />

Im Laufe vieler Jahre hat sich herausgestellt,<br />

dass in der Berglandschaft nur das<br />

Braunvieh allen Widrigkeiten der Natur trotzen<br />

kann. Holsteiner <strong>und</strong> andere Rassen erwiesen<br />

sich als ungeeignet. Das Allgäuer<br />

Braunvieh gilt als intelligent, temperamentvoll<br />

<strong>und</strong> genügsam – Eigenschaften, die auch<br />

den Besitzern nachgesagt werden. Wegen<br />

dieser Merkmale wird das Braunvieh in alle<br />

Welt exportiert. Die Besitzer dagegen sind<br />

zum Export ungeeignet – sie laufen immer<br />

wieder in den heimischen Stall zurück.<br />

EMMENTALER<br />

Das Emmental – so lernt man es in der<br />

Schule – liegt in der Schweiz. Der bekanntes -<br />

te Emmentaler ist aber trotzdem ein Allgäuer:<br />

der herzhafte Allgäuer Emmentaler<br />

(Käse)!<br />

GÄMSE<br />

Eine Tierart, die in den Allgäuer Hochalpen<br />

wirklich heimisch ist. Aber nicht wenige<br />

28<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong>


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Urlauber bezweifeln diese Tatsache, weil sie<br />

schon zum x-ten Mal kamen, Bergtouren unternahmen,<br />

doch nie eine Gämse entdeckten.<br />

Böse Zungen behaupten, dass die Allgäuer<br />

ihre Gämsen ganz bewusst verstecken, damit<br />

die Leute immer wieder kommen <strong>und</strong><br />

suchen.<br />

GLUMP<br />

Mit Glump wird all das bezeichnet, was man<br />

überhaupt nicht brauchen kann. Die hochdeutsche<br />

Übersetzung »Gelumpe« trifft also<br />

nicht ganz den Kern der Sache. Steht zum<br />

Beispiel eine nagelneue Luxuskarosse eines<br />

schwäbischen Autoherstellers auf einem Allgäuer<br />

Hof, so kann die Aufforderung, das<br />

Auto wegzufahren, ohne weiteres lauten:<br />

»Fahr dei Bluats-Glump do fut!«<br />

S’HEIBA<br />

Es geht ums »Heu machen«. Der Allgäuer<br />

versteht unter »heiba« alles – vom Mähen bis<br />

zum »Eifiera«, dem Heueinfahren. Hierbei<br />

handelt es sich immer um ernsthafte Arbeit,<br />

die meist von mehreren verrichtet wird. Im<br />

Gegensatz dazu steht der Begriff »ins Hei<br />

gau«, ein Vergnügen nur für zwei. Junge<br />

Leute, die sich näherkommen wollen <strong>und</strong><br />

keine geeignete Möglichkeit haben, gehen<br />

eben auf den Heuboden.<br />

KÖNIGSSCHLÖSSER<br />

Den Luxus eigener Könige konnten sich die<br />

Allgäuer nie leisten. Ganz auf die Segnungen<br />

eines Monarchen wollten sie aber auch nicht<br />

verzichten. Also stellten sie das Gelände zur<br />

Verfügung, auf dem König Ludwig II. die<br />

zwei Königsschlösser Neuschwanstein <strong>und</strong><br />

Hohenschwangau errichten ließ. Mit diesem<br />

Schachzug hatten sie eine der größten Fremdenverkehrsattraktionen<br />

aller Zeiten für alle<br />

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ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong> 29


FREIZEIT<br />

RINDVIECHER<br />

Fragt man einen Allgäuer Bauern, wie viele<br />

Rindviecher er in seinem Programm »Urlaub<br />

auf dem Bauernhof« anzubieten habe,<br />

kann es schon passieren, dass der zurückfragt:<br />

»Vor d’Gäscht kommen oder wenn’s<br />

scho do sind?«<br />

D’SCHNÄTTRBÄS<br />

Eine laut schimpfende böse Gans? Weit gefehlt<br />

– d’Schnättrbäs ist ein schwatzhaftes<br />

Mädchen. Die Verwandtschaft wohnt in<br />

Oberbayern, <strong>und</strong> heißt dort Ratschkatl –<br />

oder in Norddeutschland <strong>und</strong> wird dort<br />

Plaudertasche gerufen.<br />

Zeit auf ihrem Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Boden. Den teuren<br />

König dann wieder loszuwerden, das<br />

überließen die Allgäuer den Oberbayern, bei<br />

denen der Märchenkönig dann auch später<br />

ertrunken ist.<br />

LEDERHOSE<br />

Viele »Kurgäscht« sind der Meinung, dass<br />

die Lederhose schon immer das Original-<br />

Beinkleid der Allgäuer Buebe sei. Stimmt<br />

aber nicht! Die Lederhose ist ein Import aus<br />

Oberbayern. Sie wurde um die Jahrh<strong>und</strong>ertwende<br />

ins Allgäu gebracht – genauso wie der<br />

Gamsbart.<br />

LOOSE<br />

Einen Haupttreffer kann man nicht ziehen,<br />

wenn man im Allgäu »loose duet«. Aber<br />

wenn die Gewinner einer Lotterie bekanntgegeben<br />

werden, soll man loosen (zuhören).<br />

MÄCHLAR<br />

Besondere Kategorie von Allgäuern, die sich<br />

der Forschung verschrieben hat. Mächlar<br />

sind rastlos damit beschäftigt, neue Dinge zu<br />

erfinden. Sie sind in ihrem Bestreben vielfach<br />

sehr erfolgreich <strong>und</strong> deshalb in ihrer<br />

näheren Umgebung ziemlich bekannt. Allerdings<br />

nur da: Der sensationelle Durchbruch<br />

ist meist anderen vorbehalten. Manche weltbewegende<br />

Erfindung steht bereits seit vielen<br />

Jahren in den Werkstätten von Allgäuer<br />

Mächlarn herum – man hat vergessen, sie zu<br />

vermarkten! Für so profane Dinge hat der<br />

Mächlar aber keine Zeit. Er muss neue Erfindungen<br />

machen – mächlen.<br />

VIEHSCHEID<br />

Großereignis im Frühherbst. Das Braunvieh<br />

wird von den Älplern festlich geschmückt<br />

<strong>und</strong> im Rahmen eines Festes wieder in die<br />

einzelnen Bauernhöfe zurückgebracht. Jedes<br />

Tal hat seinen eigenen <strong>Viehscheid</strong>. Während<br />

sich die Zahl der Tiere in den letzten Jahren<br />

kaum erhöht hat, wurden die Zuschauer von<br />

Jahr zu Jahr mehr. Inzwischen steht das<br />

Rindvieh nur noch mit großen Augen staunend<br />

vor dem Rummel, der um seinen Abtrieb<br />

gemacht wird. •<br />

BUCHTIPP<br />

Das quasi-lexikalische Werk »Allgäu heiter … bis sonnig« erklärt zahlreiche<br />

Phänomene <strong>und</strong> landesübliche Vokabeln in der speziellen Sichtweise der Allgäuer.<br />

Für alle, die im Allgäu zu Hause sind <strong>und</strong> diejenigen, die dort Erholung suchen.<br />

Das Büchlein mit 96 Seiten mit 47 Zeichnungen von Jost Schulze ist für 9,80 Euro<br />

bei der EDITION ALLGÄU erhältlich (Best.-Nr. 020, info@heimat-allgaeu.info,<br />

www.heimat-allgaeu.info)<br />

30<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong>


Endlich wieder da:<br />

So zünftig wie ein bayerisches Helles, so besonders<br />

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VIEHSCHEID SPEZIAL<br />

32<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong>


VIELFALT BEIM VIEHSCHEID<br />

IN DER ALPSEE-GRÜNTEN-REGION<br />

Wenn die Nächte langsam kühler werden, das Futter auf den Hochweiden<br />

knapp <strong>und</strong> die ersten Kälteeinbrüche drohen, heißt es für die Alphirten <strong>und</strong><br />

ihr Vieh, vom <strong>Alpsommer</strong> Abschied zu nehmen. Nach 100 Tagen auf der<br />

Alpe ist es Zeit, sich auf den Heimweg zu machen – runter ins Tal.<br />

Das Gunzesrieder Tal hat<br />

sich seine Idylle <strong>und</strong><br />

Ursprünglichkeit bewahrt.<br />

Der <strong>Viehscheid</strong> jedoch gilt<br />

als Höhepunkt der Saison<br />

Oft sind dabei viele Höhenmeter<br />

von der Alpe bis ins Tal zurückzulegen<br />

<strong>und</strong> der Weg ist für<br />

Mensch <strong>und</strong> Tier beschwerlich. Doch wenn<br />

die verschiedenen Herden – nach einem<br />

unfallfreien <strong>Alpsommer</strong> von einer stolzen<br />

Kranzkuh angeführt – am Scheidplatz eintreffen<br />

<strong>und</strong> dort von Tausenden Menschen<br />

begrüßt werden, ist die Anstrengung<br />

schnell vergessen. Nicht selten wird im Anschluss<br />

zünftig im Festzelt gefeiert.<br />

Der <strong>Viehscheid</strong> in der Region Alpsee-<br />

Grünten ist für Einheimische <strong>und</strong> Gäste<br />

seit Jahren ein gesetzter Feiertag. Jeder Ort<br />

feiert seinen »Scheid« auf eigene Art <strong>und</strong><br />

Weise. Dabei weist die Region Alpsee-<br />

Grünten mit den drei <strong>Viehscheid</strong>-Hauptorten<br />

Gunzesried, Immenstadt <strong>und</strong> Kranzegg<br />

eine erstaunliche Vielfalt auf.<br />

GUNZESRIED: DER GROSSE<br />

Beim Gunzesrieder <strong>Viehscheid</strong> handelt es<br />

sich um einen der größten Alpabtriebe im<br />

Allgäu. R<strong>und</strong> 1700 Tiere von 15 Alpen werden<br />

am Samstag, dem 15. September, aus<br />

dem Gunzesrieder Hochtal auf den Scheidplatz<br />

getrieben. Wer dabei sein möchte,<br />

muss früh aufstehen, denn die ersten Herden<br />

treffen um 9 Uhr am Scheidplatz ein –<br />

musikalisch begrüßt von der Musikkapelle<br />

Bihlerdorf-Ofterschwang.<br />

Bis 12.30 Uhr wird es vermutlich dauern,<br />

bis alle Tiere, Hirten <strong>und</strong> Älpler im Tal ankommen.<br />

Das Besondere: »Bei uns bleiben<br />

die Tiere alle auf dem Scheidplatz <strong>und</strong> werden<br />

nicht gleich auf die Anhänger verladen«,<br />

erzählt Franz Abrell, Vorsitzender des<br />

Heimatvereins Gunzesried. Obwohl der<br />

Scheid mittlerweile eine Großveranstaltung<br />

sei, spiele die Tradition nach wie vor eine<br />

große Rolle. »Bei uns kommt jede Alpe in<br />

Tracht – die Frauen <strong>und</strong> Mädchen in<br />

Dirndl, die Männer <strong>und</strong> Buben in Leder -<br />

hosen. Und diese Tradition kommt bei den<br />

Leuten gut an«, weiß Abrell. »Natürlich<br />

haben wir ein Festzelt, aber bei uns gibt es<br />

kein Schickimicki <strong>und</strong> keine Party-<br />

Faschingslieder zu hören, sondern traditionelle<br />

Blechmusik.«<br />

In Gunzesried ist der <strong>Viehscheid</strong> ein Feiertag.<br />

»Ich kenne niemanden, der da zum<br />

Schaffen geht. Auch die Kinder haben<br />

schulfrei«, erzählt Abrell. Schließlich gilt es,<br />

bis in den Abend hinein zu feiern – bei bester<br />

Musik <strong>und</strong> Verpflegung. Ein Krämermarkt<br />

mit allerlei nützlichen selbstgemachten<br />

<strong>und</strong> regionalen Produkten gehört ebenfalls<br />

zum Gunzesrieder <strong>Viehscheid</strong> dazu.<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong> 33


VIEHSCHEID SPEZIAL<br />

IMMENSTADT: DER STÄDTISCHE<br />

Immenstadt ist die einzige Stadt Deutschlands,<br />

die einen <strong>Viehscheid</strong> hat. Am Samstag,<br />

dem 15. September, werden ab 9 Uhr<br />

r<strong>und</strong> 900 Stück Vieh auf dem Viehmarktplatz<br />

erwartet. Darunter auch die r<strong>und</strong> 280<br />

Tiere von Bernhard Hage. Der 28-Jährige<br />

bewirtschaftet zusammen mit seiner Frau<br />

die auf 1502 Metern unterhalb des Stuibengipfels<br />

gelegene Alpe G<strong>und</strong>. Den <strong>Alpsommer</strong><br />

kennt er, seit er klein ist. »Als Bua bisch<br />

beim Vater dabei <strong>und</strong> jetzt mach ich´s schon<br />

zehn Jahre selbst«, erzählt er.<br />

Zusammen mit zwei anderen Jungviehalpen,<br />

der Alpe Hinterkrumbach <strong>und</strong> der Alpe<br />

Seifenmoos, treibt Hage das Vieh mit seinen<br />

großen <strong>und</strong> lauten Zugschellen erst nach<br />

Immenstadt auf den Viehmarktplatz <strong>und</strong> anschließend<br />

heim nach Untermaiselstein.<br />

Dafür durchqueren die Tiere die Stadt – vorbei<br />

an der Königseggschule über die Zollbrücke<br />

nach Untermaiselstein. »Der <strong>Viehscheid</strong><br />

ist schon was Besonderes. Es ist viel<br />

Arbeit, viel Aufregung <strong>und</strong> für den Hirten<br />

natürlich auch eine große Verantwortung,<br />

das Vieh ges<strong>und</strong> heimzubringen. Wenn<br />

dann allerdings alles gut gelaufen ist, freut<br />

man sich natürlich, wenn man zusammen<br />

feiert«, erzählt Hage.<br />

Auf dem Scheidplatz in Immenstadt lässt es<br />

sich auch gut feiern. Ab 10 Uhr spielt die<br />

Stadtkapelle Immenstadt im Festzelt, gegen<br />

14 Uhr die Musikkapelle Stein. Um 15 Uhr<br />

findet das traditionelle Scheidschellenwürfeln<br />

mit den Hirten statt. Und ab 20 Uhr<br />

sorgt das »Riedberg Quintett« im Festzelt für<br />

Stimmung. Auch in Immenstadt besteht die<br />

Möglichkeit, beim Krämermarkt Geschenke<br />

<strong>und</strong> allerlei Interessantes zu erwerben.<br />

Fotos: Pio Mars, Alpsee-Grünten Tourismus<br />

In Immenstadt, von den Bewohnern liebevoll nur »Städtle« genannt,<br />

laufen die Rinderherden mitten durch die Stadt zum Scheidplatz<br />

Rinder sind nicht die einzigen Vierbeiner beim <strong>Viehscheid</strong>. In Kranzegg<br />

wird eine Schafherde festlich geschmückt, ehe sie ins Tal trabt<br />

KRANZEGG: DER URTÜMLICHE<br />

Bereits am Freitag, dem 14. September, feiert<br />

der Rettenberger Ortsteil Kranzegg seinen<br />

<strong>Viehscheid</strong> <strong>und</strong> erwartet ab etwa 9.30 Uhr<br />

die ersten Alpen auf dem <strong>Viehscheid</strong>platz.<br />

Das Einzigartige in Kranzegg: Es ist der einzige<br />

<strong>Viehscheid</strong> mit drei reinen Milchkuhherden,<br />

einer Jungviehherde <strong>und</strong> einer<br />

Schafherde. Die Schafe sind im Sommer auf<br />

der Alpe Stürzel zu Hause. Im Festzelt, das<br />

übrigens ab 9 Uhr geöffnet hat, wird die Musikkapelle<br />

Vorderburg für gute Stimmung<br />

sorgen. Auch in Kranzegg dürfen sich die<br />

Besucher auf den Krämermarkt freuen sowie<br />

am Nachmittag auf die Schellenübergabe an<br />

die Hirten sowie die Schellenverlosung für<br />

die Gäste. Am Abend wird das Quintett<br />

»Isch gli« spielen.<br />

Es lohnt sich also unbedingt, die Alpabtriebe<br />

in der Alpsee-Grünten-Region zu besuchen.<br />

Und gerade weil sich die Termine teilweise<br />

überschneiden, ist das ein guter Anlass, jedes<br />

Jahr aufs Neue einen anderen <strong>Viehscheid</strong> zu<br />

erleben.<br />

Zu guter Letzt ein Geheimtipp: In manchen<br />

Orten wird der <strong>Viehscheid</strong> noch so traditionell<br />

<strong>und</strong> familiär gefeiert, dass selbst Journalisten<br />

der Tagespresse das jeweilige Datum<br />

nicht kennen. Wer also einen solchen Scheid<br />

zufällig beim Wandern oder Spazieren entdeckt<br />

oder von Bauern »eingeweiht« wird,<br />

hat richtig Glück. • Benjamin Bichler<br />

INFO<br />

Die <strong>Viehscheid</strong>e mit Terminen, Infos <strong>und</strong><br />

Höhepunkten von Gunzesried, Immenstadt,<br />

Kranzegg <strong>und</strong> vielen mehr finden Sie in unserer<br />

Terminliste auf den Seiten 50 bis 55.<br />

Kranzegg liegt malerisch am Fuße des Grünten <strong>und</strong> ist<br />

ein Ortsteil des Brauereidorfs Rettenberg. Am <strong>Viehscheid</strong>tag<br />

kommen hier r<strong>und</strong> 270 Tiere von den Alpen<br />

34<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong>


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ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong> 35


BRAUCHTUM<br />

DAS »GRÜNE HAUS«<br />

INNEN UND AUSSEN EIN HINGUCKER<br />

Mitten im Zentrum von Reutte, einer kleinen Gemeinde im Tiroler<br />

Außerfern <strong>und</strong> in direkter Nachbarschaft zum Allgäu, steht eines der<br />

stattlichsten Häuser des Marktes. Nicht nur die Exponate im Inneren des<br />

heutigen Heimathauses sind einen Blick wert, sondern auch das Gebäude<br />

an sich – <strong>und</strong> zwar nicht nur wegen seiner auffälligen Farbe.<br />

Dem ehemaligen Bürgerhaus aus<br />

dem 16. Jahrh<strong>und</strong>ert sieht man<br />

sein Alter wahrlich nicht an.<br />

Vielmehr wandern die Augen des Betrachters<br />

über die zahlreichen Malereien an der<br />

grünen Außenfassade, die diesem Haus seinen<br />

Namen gab. Verantwortlich dafür war<br />

Johann Jakob Zeiller, ein Maler aus Reutte in<br />

Tirol. Er wurde 1779 mit der Gestaltung der<br />

Fassade beauftragt <strong>und</strong> entschied sich dabei<br />

als Hauptgr<strong>und</strong>ierung für den Putz für die<br />

Farbe Grün – <strong>und</strong> so kam das Haus erst zu<br />

seinem Namen.<br />

In der Folgezeit hatte das »Grüne Haus« viele<br />

Funktionen, bis es schließlich zum Verkauf<br />

stand. Da schlug die Gemeinde Reutte<br />

zu <strong>und</strong> erwarb das Gebäude im Jahr 1986<br />

mit dem Ziel, hier ein Heimatmuseum zu<br />

integrieren. Zuvor standen allerdings umfangreiche<br />

Umbau- <strong>und</strong> Restaurierungsarbeiten<br />

auf dem Programm. Im Laufe dieser<br />

wurden einzigartige Malereien im ersten<br />

<strong>und</strong> zweiten Stockwerk freigelegt. So wurden<br />

Vögel, Ranken <strong>und</strong> Wappen sichtbar, aber<br />

auch Scheinmalereien aus der Renaissance.<br />

Diese imitieren auf den Fluren Tür- <strong>und</strong><br />

Architekturmerkmale oder umrahmen Einbauschränke.<br />

Auch elf Stuckdecken wurden<br />

freigelegt <strong>und</strong> stellenweise ergänzt.<br />

MALER ZWISCHEN MALEREIEN<br />

Seit 1990 können sich Besucher selbst von<br />

der inneren Schönheit des Gebäudes überzeugen,<br />

denn in diesem Jahr wurde das Heimatmuseum<br />

eröffnet <strong>und</strong> wartet seitdem<br />

mit einem bunten Sammelsurium an Expo-<br />

naten auf. Auf r<strong>und</strong> 300 Quadratmetern vermittelt<br />

es einen kulturgeschichtlichen Überblick<br />

des Außerferns im Wandel der Zeit.<br />

Dazu gehören beispielsweise auch bekannte<br />

Maler der Region, wie der bereits erwähnte<br />

Johann Jakob Zeiller, der dem Haus nicht<br />

nur seinen Namen gab, sondern auch ein<br />

berühmter Freskenmaler seiner Zeit war.<br />

Geerbt hat er sein Talent wohl von seinem<br />

Vater Paul Zeiller, einem hervorragenden<br />

Maler religiöser Motive. Ihm ist ein eigener<br />

Ausstellungsraum gewidmet, in dem auch<br />

seine Malutensilien, Skizzen <strong>und</strong> das Barrett<br />

des Künstlers ausgestellt sind.<br />

Nicht minder stolz ist das Museum auf die<br />

ständige Ausstellung von Werken der Lechtaler<br />

Malerin Anna Stainer-Knittel (1841 –<br />

1915), die in der Region vor allem unter dem<br />

36<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong>


Namen »Geierwally« bekannt ist. Sie war<br />

eine Frau mit Charakter, eine Unbeugsame,<br />

die selbst den Bergsteigern trotzte. Bekannt<br />

ist sie vor allem dafür, dass sie ein Raub -<br />

vogelnest an einer steilen Bergwand aushob:<br />

Eine riskante Unternehmung, die viele Männer<br />

ihrer Zeit nicht wagten.<br />

DIE MISCHUNG MACHTS<br />

Auch musikalischen Persönlichkeiten der<br />

Region wird im Museum gedacht, so etwa<br />

der Musikerfamilie Engel, die ab den 1950er-<br />

Jahren mit ihren sieben Kindern für 36 Jahre<br />

mit Heimatmelodien durch die Welt zog.<br />

Doch das Museum widmet sich nicht nur<br />

den schönen Künsten, sondern auch der<br />

Handwerkskunst. Besonders beeindruckend<br />

ist die Sammlung von Wanduhren in einem<br />

eigenen Kabinett, deren Schilder mit prächtigen<br />

bäuerlichen Motiven bemalt sind.<br />

Unter den Uhren sticht eine besonders hervor,<br />

deren gesamtes Werk aus Holz besteht.<br />

Darüber hinaus kann im Museum auch eine<br />

bemerkenswerte Wandtafel bestaunt werden.<br />

Diese berichtet vom Rodwesen, dem Transportwesen<br />

im Mittelalter, <strong>und</strong> vom Salzhandel,<br />

dessen nördlicher Strang von Hall durch<br />

das Lechtal über Reutte lief. Daneben befindet<br />

sich ein Relief, das einen Weintransport<br />

circa 230 n. Chr. per Ochsen gespann darstellt.<br />

Eine weitere Sammlung zeigt Reliquien,<br />

Breviere <strong>und</strong> Tödlein – Figuren in<br />

kleinen Särgen, die an die Sterblichkeit mahnen<br />

sollen. Sie zeugen von der tiefen Gläubigkeit<br />

der Vorfahren. Zudem weisen einige<br />

Exponate auf die nahegelegene Burg Ehrenberg,<br />

eines der bedeutendsten Festungsensembles<br />

Mitteileuropas, hin.<br />

Die Verschiedenheit der Ausstellungsstücke<br />

<strong>und</strong> das Gebäude an sich machen das Grüne<br />

Haus in Reutte zu einem Heimatmuseum<br />

der besonderen Art, das ein, zwei oder drei<br />

Blicke wert ist. •<br />

Thomas Niehörster/Claudia Schöwe<br />

INFO:<br />

Museum Grünes Haus,<br />

Untermarkt 25, A-6600 Reutte<br />

Öffnungszeiten: 1. Mai bis 31. Oktober jeweils<br />

Dienstag bis Samstag von 13-17 Uhr<br />

www.museum-reutte.at<br />

Fotos: Thomas Niehörster<br />

Zahlreiche Uhren ticken im Museum – bei dieser<br />

besonderen ist das gesamte Werk aus Holz<br />

Die »Geierwally« vor einem ihrer ausdrucksstärksten<br />

Bilder, das sie selbst in der der Lechtaler Tracht zeigt<br />

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ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong> 37


ALPE SPEZIAL<br />

38<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong>


VIRTUOSE DER SPIRITUOSE<br />

MICHEL BRENNT FÜR GUTE BRÄNDE<br />

Auf 1300 Meter Höhe, mitten im Naturpark Nagelfluhkette, liegt die<br />

höchste Brennerei des Allgäus – die Kräuteralpe Hörmoos. Michael<br />

Schneider verwirklichte sich hier einen Traum <strong>und</strong> brennt nach alter<br />

Tradition die edelsten Tropfen der Region.<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong> 39


ALPE SPEZIAL<br />

Fotos: Dominik Berchtold, Claudia Schöwe<br />

Idyllisch im Grünen liegt die Kräuter alpe Hörmoos.<br />

Schautafeln entlang des privaten Gartens informieren<br />

Besucher über die angebauten Pflanzen<br />

Man kann schlechter wohnen«,<br />

fällt einem ein, wenn man den<br />

Weg hinauf zur höchsten Destille<br />

des Allgäus geschafft hat. Denn hier oben<br />

stellt Michael Schneider – ausgebildeter<br />

Brenner <strong>und</strong> Edelbrandsommelier – nicht<br />

nur seine himmlischen Tropfen her, sondern<br />

er lebt auch hier, <strong>und</strong> das schon seit Kindheitstagen.<br />

Neben der Kräuteralpe liegt der<br />

Alpengasthof Hörmoos, der seit Generationen<br />

im Familienbesitz ist. 20 Jahren führte<br />

er den Betrieb, bis er diesen an seinen Bruder<br />

Klaus übergab. Im Jahr 2002 zog Michael<br />

Schneider, von den meisten Michel genannt,<br />

mit seiner Frau Gerda in die heutige Kräuteralpe.<br />

Zusammen bauten sie das Austragshaus<br />

aus <strong>und</strong> legten Stück für Stück, oder<br />

besser gesagt Kraut für Kraut, ihren Garten<br />

an, der heute in voller Pracht erstrahlt <strong>und</strong><br />

die Zutaten für Michels leckere Schnäpse<br />

<strong>und</strong> Liköre liefert.<br />

Handarbeit pur – Michel <strong>und</strong> seine<br />

Frau Gerda sammeln jedes einzelne<br />

Kraut für die Brände selbst<br />

VON UND MIT DER NATUR<br />

Besucher können sich an dem Schaugarten<br />

erfreuen, der um den privat gehaltenen<br />

Kräutergarten angelegt ist. Hier hat Michel<br />

40<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong>


im Laufe der Jahre fast 200 Schilder aufgestellt,<br />

auf denen zahlreiche Informationen zu<br />

den einzelnen Pflanzen nachzulesen sind.<br />

Was von außen schon beeindruckend wirkt,<br />

erhält innen noch eine ganz andere Dimension.<br />

Betritt man den Kräutergarten, eröffnet<br />

sich ein wildes Paradies, in dem sich die<br />

Pflanzen sichtlich wohlfühlen.<br />

Ursprünglich hatten Michel <strong>und</strong> seine Frau<br />

einen Pflanzplan <strong>und</strong> jede Pflanze hatte ihren<br />

festen Platz. »Aber nix bleibt da wo es<br />

hin soll. Die wandern aus <strong>und</strong> suchen sich<br />

ihren Platz. Die, die in Gemeinschaft leben<br />

wollen, unterstützen sich auch gegenseitig.<br />

Man muss lernen das zu dulden«, resümiert<br />

Gerda Schneider, als sie zwischen all den<br />

Kräutern steht. Auf dem Weg unter ihr kam<br />

früher eine Schubkarre durch, heute kann es<br />

mit zwei Füßen nebeneinander schon eng<br />

werden, aber die Natur sucht sich ihren Weg<br />

<strong>und</strong> Gerda <strong>und</strong> Michel lassen sie. Leben sie<br />

doch von ihr.<br />

Die zahlreichen Zutaten für ihre edlen Tropfen<br />

erhalten sie nämlich nicht nur aus ihrem<br />

eigenen Anbau, wie Michel erklärt. »Wir<br />

sammeln viel, was wild auf unseren Weiden<br />

wächst, bevor der Winter kommt. Und was<br />

nicht wild oder in der Natur ist, haben wir<br />

in unserem Garten.« Durch diese Herangehensweise<br />

müssen nur wenige Sachen dazugekauft<br />

werden, wie etwa der Wacholder für<br />

ihren AllgäuGin, der aus 19 speziellen Kräutern<br />

<strong>und</strong> Gewürzen besteht.<br />

ALLES HAT SEINE ZEIT<br />

Bevor diese zu Gin oder anderen hochprozentigen<br />

Getränken verarbeitet werden,<br />

müssen sie erst einmal gesammelt werden.<br />

Und das erfolgt auf der Kräuteralpe nach<br />

Plan: Erst nach dem dritten Tag Sonne werden<br />

die Kräuter geerntet, denn dann haben<br />

sich in den Pflanzen wieder die wertvollen<br />

ätherischen Öle gebildet. Anfang des Sommers,<br />

wenn alles blüht, ist die Hochzeit des<br />

Sammelns, doch es kommt nicht nur auf den<br />

richtigen Zeitpunkt an.<br />

»Beim Kräutersammeln muss man gut drauf<br />

sein. Man macht ja auch was Gutes, was ein<br />

anderer trinken soll«, so Michel. Damit es so<br />

weit kommt, werden die Kräuter nach der<br />

Lese zusammen mit Bio-Neutralalkohol in<br />

Gläsern abgefüllt. Dann kommt alles für ex-<br />

AUF EINEN SCHNAPS<br />

BEIM MICHEL<br />

Wollen Sie auch einmal von den himmlischen<br />

Tropfen kosten? Kein Problem! Eine Besichtigung<br />

der Destille mit anschließender Verkostung der<br />

Edel brände ist im Sommer immer montags um<br />

13.30 Uhr möglich. Außerdem verkauft er von<br />

Samstag bis Montag seine Köstlichkeiten in dem<br />

kleinen Verkaufshäuschen vor dem Kräutergarten.<br />

Weitere Infos <strong>und</strong> Wegbeschreibungen zur<br />

Kräuteralpe, finden Sie unter:<br />

www.kraeuteralp.de<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong> 41


ALPE SPEZIAL<br />

HOCHGEBRANNT<br />

UND PREISGEKRÖNT<br />

Die Liköre <strong>und</strong> Schnäpse vom Michel schmecken –<br />

<strong>und</strong> zwar so gut, dass sie bei den letzten drei<br />

Bayrischen Obstbrand-Prämierungen mit Gold<br />

ausgezeichnet wurden. Das begehrte Edelmetall<br />

bekamen mittlerweile insgesamt sechs Destillate.<br />

Neben dem AllgäuGin <strong>und</strong> dem EnzianBrand,<br />

wurden auch der ÄlplerAbsinth, LatschenGeist,<br />

MeisterwurzGeist <strong>und</strong> VogelbeerBrand prämiert.<br />

akt 28 Tage – das entspricht einem Mondzyklus<br />

– in den Schrank.<br />

Nach dem Stand des leuchtenden Himmelskörpers<br />

wird auch der Tag festgelegt, an dem<br />

sich Michel auf den Weg macht, um die<br />

Wurzeln des Gelben Enzians auszugraben,<br />

die er für seinen bekannten EnzianBrand<br />

benötigt. Dafür hat er eine spezielle Grab -<br />

genehmigung, die es ihm erlaubt, 500 Kilogramm<br />

zu »ernten«.<br />

Im Herbst, wenn die Blätter dürr sind <strong>und</strong><br />

wieder Kraft in der Wurzel ist, geht´s los. Er<br />

<strong>und</strong> seine Helfer graben aber nur den oberen<br />

Teil, einen guten Spatenstich, aus. »Das ist<br />

der größte Wurzelanteil <strong>und</strong> der Rest bleibt<br />

in der Erde, kann sich wieder erholen, bildet<br />

neue Wurzeln <strong>und</strong> in zehn bis zwölf Jahren<br />

kann wieder geerntet werden«, weiß Michel.<br />

Sind die Wurzeln geerntet, geschnitten <strong>und</strong><br />

gewaschen, werden sie mit Äpfeln angesetzt.<br />

Danach wird alles gehäckselt <strong>und</strong> eingemaischt.<br />

Unter kontrollierter Vergärung mit<br />

Reinzuchthefe dauert es dann vier bis sieben<br />

Wochen bis alles vergoren ist. Nun muss er<br />

nur noch das Hauptzollamt in Stuttgart<br />

benachrichtigen <strong>und</strong> den Brennereibescheid<br />

abwarten (Zitat Michel: »Da kommt auch<br />

gleich schon der Steuerbescheid mit.«).<br />

Dann kann endlich gebrannt werden.<br />

ES GEHT ANS EINGEMA(IS)CHTE<br />

Zuerst befüllt er die Brennblase seiner<br />

modernen Wasserbadbrennerei mit etwa<br />

110 Litern Maische. Dann wird das Rührwerk<br />

eingeschaltet, sowie das Wasserbad,<br />

welches den Inhalt der Brennblase erhitzt.<br />

Aus dieser steigen nun die Alkoholdämpfe<br />

auf zu den Kolonnenböden, wobei sich minderwertige<br />

Dämpfe niederschlagen <strong>und</strong> über<br />

einen Ablaufstutzen zurück zur Brennblase<br />

geführt werden. Dieser Vorgang wiederholt<br />

sich bei den einzelnen Kolonnenböden.<br />

»Bei jedem Boden wird´s besser <strong>und</strong> stärker«,<br />

weiß Michel. Haben die Alkoholdämpfe<br />

die insgesamt drei Kolonnenböden passiert,<br />

gelangen sie zu dem Kondensator, von wo<br />

aus sie durch das sogenannte Geistrohr zu<br />

einem Edelstahlkühler geführt werden. Dort<br />

werden sie – der Name verrät es schon –<br />

abgekühlt <strong>und</strong> gelangen anschließend in ein<br />

42<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong>


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Die »Schatzkammer«: Hier<br />

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Sammelgefäß. Nun kommt der Alkohol<br />

langsam zum Laufen. Doch Obacht: Der<br />

Vorlauf ist giftig <strong>und</strong> darf nicht getrunken<br />

werden. Darum muss er zunächst separat<br />

abgetrennt werden, bevor der begehrte Mittellauf<br />

– das sind die edlen Tropfen –<br />

kommt. Auch den Nachlauf trennt Michel<br />

gewissenhaft ab: Der ist zwar nicht giftig,<br />

aber lecker leider auch nicht. »Das Brennen<br />

ist nicht die Kunst, sondern das Abtrennen.<br />

Aber am wichtigsten ist eine gute Maischevergärung«,<br />

sagt Michel <strong>und</strong> beweist bei jedem<br />

Destillat aufs Neue, dass er diese Kunst<br />

in Perfektion beherrscht.<br />

Der hochprozentige Enzian muss dann noch<br />

zwei volle Jahre in Dunkelheit verbringen,<br />

bis er schlussendlich mit hauseigenem<br />

Quellwasser auf 38 Volumenprozent eingestellt<br />

wird. Zusammen mit dem Enzian-<br />

Brand stellen Michel <strong>und</strong> seine Frau nur<br />

etwa 400 Liter pro Jahr her.<br />

»Wir wollen auch nicht mehr machen.<br />

Schließlich muss die Arbeit von uns zwei<br />

bewältigt werden«, sagt der gelernte Brenner<br />

bescheiden. • Claudia Schöwe<br />

Lie<br />

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ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong> 43


REPORTAGE<br />

AUF SAURIERSUCHE<br />

IN DEN ALLGÄUER ALPEN<br />

Schon in seiner Kindheit packte Tobias Klöck das Dino-Fieber. Auch wenn er<br />

nunmehr erwachsen ist – es hat ihn nicht losgelassen. Für ALPSOMMER &<br />

VIEHSCHEID berichtet er von seiner spannenden Suche nach Sauriern an<br />

Orten, wo man sie auf den ersten Blick nicht vermuten würde.<br />

44<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong>


Mit »Jurassic Park« brachte Steven<br />

Spielberg in den 90er-Jahren eine<br />

Tricktechnik auf die Leinwand,<br />

die so noch nie zuvor eingesetzt worden war.<br />

Kombiniert mit einer Geschichte voller Nervenkitzel<br />

war es der perfekte Blockbuster<br />

<strong>und</strong> bis heute einer der meistgesehenen<br />

Filme aller Zeiten. Bei all der Aufregung um<br />

die Dinos auf der Leinwand ist es also keinesfalls<br />

verw<strong>und</strong>erlich, dass sich der Traumberuf<br />

von vielen Jungs 1993 plötzlich vom<br />

Feuerwehrmann zum Dinoforscher änderte.<br />

Auch ich verschlang damals wissbegierig<br />

viele Dokumentationen <strong>und</strong> sämtliche Fernsehsendungen<br />

über die Urzeitechsen. Meine<br />

Augen funkelten, als ich zum ersten Mal als<br />

kleiner Bub in einem Museum vor dem<br />

gigantischen Skelett eines solch riesigen, ausgestorbenen<br />

Tieres stand. Nach <strong>und</strong> nach<br />

legte sich der Rummel um den Film <strong>und</strong><br />

auch die Karrierewünsche normalisierten<br />

sich zurück zum Fußballstar, Polizisten oder<br />

Piloten.<br />

Irgendetwas hatte aber überlebt – zumindest<br />

meine Begeisterung für die Urzeit fand bisher<br />

keinen Abbruch. Bücher wurden studiert,<br />

Vorträge <strong>und</strong> Vorlesungen besucht<br />

<strong>und</strong> Exkursionen miterlebt. Das Wissen<br />

wuchs nach <strong>und</strong> nach an. Schnell wurde mir<br />

aber klar: Solch große Saurierf<strong>und</strong>stellen wie<br />

es sie vor allem in den USA, Afrika, Südamerika<br />

oder der Mongolei gibt, sucht man im<br />

Allgäu vergebens. War es das also? Aus der<br />

Traum vom Dinoforscher? Mitnichten!<br />

BEISSKRÄFTIGER BEWEIS<br />

Zusammen mit meinem Fre<strong>und</strong> Giuseppe<br />

Gulisano aus Immenstadt bin ich oft mit<br />

Hammer <strong>und</strong> Meißel in den Allgäuer Alpen<br />

unterwegs. Stets auf der Suche nach Fossilien<br />

<strong>und</strong> den versteinerten Überresten längst vergangener<br />

Zeiten. Ein kleines Loch im Berg<br />

Fotos: Matthias Hanke, Tobias Klöck<br />

Oberhalb von Oberjoch fand Tobias Klöck diesen Fangzahn eines Nothosauriers,<br />

der bis zu drei Metern lang werden konnte <strong>und</strong> im Wasser lebte<br />

Auch die gef<strong>und</strong>enen knopfförmigen Zähne der Placodontier<br />

sind ein Beleg dafür, dass es einst Saurier in den Alpen gab<br />

hier, ein funkelnder Stein am Wegesrand da.<br />

So manches Geheimnis wartet immer noch<br />

darauf, gelüftet zu werden.<br />

An einem trüben Sonntagnachmittag im<br />

Herbst besuchte ich eine vielversprechende<br />

F<strong>und</strong>stelle am Iseler oberhalb von Oberjoch.<br />

Dort liegen Gesteine an der Erdoberfläche,<br />

die in einem tropischen Meer vor über 200<br />

Millionen Jahren, in der sogenannten Trias-<br />

Zeit, abgelagert wurden. Und genau da, neben<br />

vielen einzelnen Zähnen von Korallenfischen,<br />

fand ich zum ersten Mal die Beißwerkzeuge<br />

unterschiedlicher Urzeitechsen.<br />

Lang <strong>und</strong> spitz waren beispielsweise die<br />

Fangzähne eines Nothosauriers. Dieses Meeresreptil<br />

konnte r<strong>und</strong> drei Meter lang werden<br />

<strong>und</strong> ernährte sich wohl ausschließlich<br />

von Fischen. Knopfförmig <strong>und</strong> schwarz<br />

glänzend sind hingegen die Zähne der<br />

Placodontier, zu Deutsch Pflasterzahnsaurier.<br />

Sie nutzten ihr Gebiss zum Zermahlen<br />

von Muscheln <strong>und</strong> Schneckenschalen.<br />

EINE ANDERE WELT<br />

Der bisherige Höhepunkt war aber der Besuch<br />

einer F<strong>und</strong>stelle inmitten des Allgäuer<br />

Hauptkammes, nahe der Hornbachkette.<br />

Betrachtet man die senkrecht am Weg stehenden<br />

Oberflächen der Felswände genauer,<br />

stellt man Strukturen fest, die man sicherlich<br />

schon einmal im letzten Urlaub am Sandstrand<br />

gesehen hat. Es handelt sich um Rippelmarken<br />

– die versteinerten Zeugnisse<br />

einstiger Wellenbewegungen im Flachwas-<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong> 45


REPORTAGE<br />

Die Rippelmarken kennt man eher vom letzten Strandurlaub – im Allgäu<br />

sind sie der Beweis, dass hier mal ein Meer <strong>und</strong> keine Berge waren<br />

serbereich. Hätte man heute mit einer Zeitmaschine<br />

die Möglichkeit in die Trias-Zeit<br />

zu reisen, würde sich uns folgendes Bild bieten:<br />

Wir bräuchten ein Segelschiff mit geringem<br />

Tiefgang. Es ist tropisch warm <strong>und</strong> das<br />

Meer leuchtet in einem intensiven Türkis.<br />

Vom späteren Allgäu, den Wiesen, Hügeln<br />

<strong>und</strong> Bergen, ist noch nichts zu sehen. Nur<br />

eine Vielzahl kleiner Inselgruppen lässt sich<br />

von Bord aus entdecken. Eine ähnliche<br />

Landschaft, wie wir sie noch heute auf den<br />

Malediven finden können. Vögel gibt es am<br />

Diesem Ticinosuchus (rechts), einer Gattung der Archosaurier, möchte auch Tobias Klöck<br />

nicht begegnen, über den erhaltenen Zahn des Sauriers (links) freut er sich aber umso mehr<br />

Himmel noch keine, nur das Rauschen der<br />

Wellen klingt in den Ohren <strong>und</strong> Unterwasser<br />

wachsen Korallen in großen Riffen.<br />

Dass es dort, wo 200 Millionen Jahre später<br />

die Allgäuer Alpen stolz ihre Gipfel emporrecken<br />

werden, Inseln gab <strong>und</strong> sich auch der<br />

ein oder andere Saurier hierher verirrte,<br />

beweisen zudem Zähne von landbewohnenden<br />

Tieren, die wir an verschiedenen Stellen<br />

gef<strong>und</strong>en haben. Sogar die sägeähnliche<br />

Schneide auf beiden Seiten des Zahns ist<br />

noch bemerkenswert gut erhalten. Das Tier<br />

von dem der Zahn stammt, ein sogenannter<br />

Archosaurier mit dem Namen Ticinosuchus,<br />

hatte wohl in etwa das Aussehen eines stelzenbeinigen<br />

Krokodils mit einer Länge von<br />

bis zu dreieinhalb Metern – gemessen vom<br />

Kopf bis zum Schwanz.<br />

Für die Allgäuer Alpen stellt dieser seltene<br />

F<strong>und</strong> ein weiteres kleines Mosaiksteinchen<br />

in der langen <strong>und</strong> spannenden Geschichte<br />

ihrer Entstehung dar. Und für mich waren<br />

diese F<strong>und</strong>e die Erfüllung eines Kindheitstraums.<br />

• Tobias Klöck<br />

EINMAL SELBER DINOFORSCHER SEIN<br />

Einen guten Überblick über die möglichen Fossilf<strong>und</strong>e<br />

im Allgäu kann man sich in verschiedenen Museen<br />

verschaffen. Sehenswert sind zum Beispiel die<br />

geologisch-paläontologischen Sammlungen im<br />

Kemptener Alpinmuseum, im Heimathaus Sonthofen,<br />

der Erzgruben Erlebniswelt am Grünten bei Burgberg<br />

oder der Allgäuer Steinerlebniswelt im Bahnhof von<br />

Oy-Mittelberg.<br />

46<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong>


FREIZEIT<br />

…UND WENN ES REGNET?<br />

SCHLECHTWETTER-ZIELE<br />

Es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung – so heißt es.<br />

Aber nicht jeder will bei Regen ins Freie. Hier gibt es Ausflugstipps für<br />

jede Wetterlage.<br />

LINDENBERG, WESTALLGÄU<br />

Deutsches Hutmuseum<br />

Was haben Pferdehändler mit Strohhüten zu tun? Diese Frage wird<br />

im Hutmuseum beantwortet – entweder auf eigene Faust oder in<br />

einer etwa 70-minütigen Führung. Im Museum werden 300 Jahre<br />

Hutmode erlebbar, darunter die Geschichte der Hutstadt Lindenberg<br />

<strong>und</strong> warum sie früher Klein-Paris genannt wurde.<br />

Deutsches Hutmuseum Lindenberg, Museumsplatz 1, 88161<br />

Lindenberg, www.deutsches-hutmuseum.de,<br />

Öffnungszeiten: Di-So 9.30-17 Uhr<br />

Fotos: Daniel Stauch<br />

Foto: Bayerische Schlösserverwaltung Foto: Pixabay<br />

OTTOBEUREN, UNTERALLGÄU<br />

Benediktinerabtei<br />

Die Geschichte des Klosters reicht bis ins Jahr 764 zurück. Auf dem<br />

Gelände befinden sich die Basilika, das Klostermuseum, ein eigener<br />

Klosterladen <strong>und</strong> ein Café. Das Besondere an dem Komplex ist, dass<br />

dort in ununterbrochener Tradition die Benediktinermönche<br />

hausen. Um den Ausflug außerhalb abzuschließen, ist ein Besuch im<br />

nur wenige Meter entfernten Windbeutelparadies möglich.<br />

Benediktinerabtei Ottobeuren, Sebastian-Kneipp-Str. 1, 87724<br />

Ottobeuren, Öffnungszeiten unter www.abtei-ottobeuren.de<br />

FÜSSEN, OSTALLGÄU<br />

Reptilienzoo<br />

Eine exotische Reise in eine faszinierende Welt: Im Reptilienzoo<br />

werden die Lebensräume der Wüsten- <strong>und</strong> Urwaldbewohner naturnah<br />

in Terrarien <strong>und</strong> Aquarien wiedergegeben. Die Hauptdarsteller<br />

fehlen dabei natürlich nicht: Schlangen, Spinnen, Echsen, Schildkröten,<br />

Frösche <strong>und</strong> viele weitere Tiere lassen sich beobachten. Wer<br />

findet die Meister der Tarnung?<br />

Reptilienzoo Allgäu, Mühlbachgasse 10, 87629 Füssen, www.reptilienzoo-allgaeu.de,<br />

Öffnungszeiten (Apr.-Okt.): Sa-Do 10-18 Uhr<br />

KEMPTEN, OBERALLGÄU<br />

Prunkräume der Residenz<br />

Die Mitte des 17. Jahrh<strong>und</strong>erts erbaute Residenz der Fürstäbte im<br />

historischen Stadtzentrum Kemptens ist die erste barocke Klosteranlage<br />

in Deutschland. Ein R<strong>und</strong>gang durch ihre Räume <strong>und</strong> den<br />

prächtigen Thronsaal offenbart den Glanz des frühen bayerischen<br />

Rokokos. Gemeinsam mit der St.-Lorenz-Basilika bildet die Residenz<br />

ein beeindruckendes Zeugnis des Wohlstands der katholischen<br />

Stiftsstadt in dieser Epoche. Der dahinterliegende Hofgarten <strong>und</strong> die<br />

Orangerie r<strong>und</strong>en einen Besuch ab.<br />

Residenz, Residenzplatz 4-6, 87435 Kempten, www. kempten.de,<br />

Öffnungszeiten (Apr.-Sept.): Di-So 9-15.45 Uhr<br />

Foto: Christoffer Leitner<br />

48<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong>


34. Thaler <strong>Viehscheid</strong><br />

IN THALKIRCHDORF AM<br />

21. –22.<br />

September<br />

Anzeigen<br />

FREITAG, 21. SEPTEMBER<br />

09:15 UHR: EINTREFFEN DER ERSTEN ALPEN AUF DEM<br />

SCHEIDPLATZ MIT CA. 800 STÜCK VIEH<br />

10:00 UHR: UNTERHALTUNG IM FESTZELT MIT DER<br />

MUSIKKAPELLE THALKIRCHDORF<br />

»KRAINER EXPRESS« - »ALPENSOUND«<br />

SAMSTAG, 22. SEPTEMBER<br />

19:00 UHR: »BOCK-STARK« - »DIE FEXER«<br />

FÄASCHTBÄNKLER<br />

Urlaubsziel<br />

Bogenschießen in Bolsterlang<br />

• Bogenkurse für Anfänger <strong>und</strong> Fortgeschrittene<br />

• Bogenübungsplatz im Dorf mit Zielscheiben <strong>und</strong><br />

überdachtem Abschuss<br />

• 3-D-Parcours im Tal mit 10 Stationen<br />

• 3-D-Parcours am Berg mit 32 Stationen<br />

Gästeinformation Bolsterlang<br />

Rathausweg 4 I 87538 Bolsterlang I Tel. 08326 8314<br />

bolsterlang@hoernerdoerfer.de I www.bolsterlang.de<br />

alpsee-bergwelt.de<br />

Deutschlands längste Ganzjahres-Rodelbahn,<br />

Bayerns größter Hochseilgarten!<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong> 49


5<br />

26<br />

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2<br />

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VIEHSCHEID SPEZIAL<br />

23<br />

VIEHSCHEIDORTE<br />

UND TERMINE<br />

1 PFRONTEN 8. SEPTEMBER<br />

6<br />

2 SEEG 8. SEPTEMBER<br />

3 BAD HINDELANG 11. SEPTEMBER<br />

4 OBERSTDORF-SCHÖLLANG 12. SEPTEMBER<br />

9<br />

10<br />

25<br />

8<br />

5 OBERSTDORF 13. SEPTEMBER<br />

6 BALDERSCHWANG 14. SEPTEMBER<br />

7 RETTENBERG-KRANZEGG 14. SEPTEMBER<br />

8 OBERSTAUFEN 14. SEPTEMBER<br />

9 BLAICHACH-GUNZESRIED 15. SEPTEMBER<br />

27<br />

10 IMMENSTADT 15. SEPTEMBER<br />

11 JUNGHOLZ IN TIROL 15. SEPTEMBER<br />

12 MAIERHÖFEN 15. SEPTEMBER<br />

12<br />

13 PFRONTEN-RÖFLEUTEN 15. SEPTEMBER<br />

14 SCHWANGAU 15. SEPTEMBER<br />

15<br />

15 WEITNAU-WENGEN 15. SEPTEMBER<br />

16 EISENBERG-ZELL 15. SEPTEMBER<br />

17 GRÄN-HALDENSEE 15. SEPTEMBER<br />

18 NESSELWÄNGLE 16. SEPTEMBER<br />

19 NESSELWANG 17. SEPTEMBER<br />

20 HALBLECH-BUCHING 17. SEPTEMBER<br />

21 WERTACH 18. SEPTEMBER<br />

22 BOLSTERLANG 19. SEPTEMBER<br />

23 RIEZLERN IM KLEINWALSERTAL 19. SEPTEMBER<br />

24 TANNHEIM IM TANNHEIMER TAL 21. SEPTEMBER<br />

25 OBERSTAUFEN-THALKIRCHDORF 21. SEPTEMBER<br />

26 OBERMAISELSTEIN 22. SEPTEMBER<br />

27 MISSEN 22. SEPTEMBER<br />

28 HASLACH AM GRÜNTENSEE 22. SEPTEMBER<br />

29 HALDENWANG 29. SEPTEMBER<br />

30 MEMHÖLZ-HUPPRECHTS 3. OKTOBER<br />

Änderungen möglich, alle Angaben ohne Gewähr<br />

ALPSOMMER<br />

& <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong>


VIEHSCHEID SPEZIAL<br />

DA GEHT’S BERGAB<br />

VIEHSCHEIDTERMINE<br />

Mitten im Herbst beginnt im Allgäu die 5. Jahreszeit:<br />

die <strong>Viehscheid</strong>zeit. Gäste wie Einheimische freuen sich auf ein<br />

Fest mit langer Tradition, das an vielen Orten gefeiert wird.<br />

Eine Übersicht der <strong>Viehscheid</strong>e in der Region gibt es hier.<br />

52<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong>


SAMSTAG, 8. SEPTEMBER<br />

PFRONTEN-HEITLERN<br />

9 Uhr, beim Schulzentrum in Pfronten-<br />

Heitlern, ca. 400 Tiere<br />

- Festumzug am 8. September um 19 Uhr<br />

- Jungvieh von 7 Alpen<br />

- 15 Kranzkühe<br />

- Krämermarkt <strong>und</strong> Festzeltbetrieb<br />

- Traditionelle »Pfrontar <strong>Viehscheid</strong>-Däg«<br />

vom 1. bis 15. September mit Ausflügen zu<br />

Alpen oder Brauerei, Jodel-Kursen, Kranzkronen<br />

selber binden, Besuch beim Schellenschmied<br />

<strong>und</strong> mehr<br />

SEEG<br />

13 Uhr, Festzeltplatz gegenüber der Feuerwehr,<br />

ca. 80 Tiere<br />

- Ab 11 Uhr Bewirtung durch den Schützenverein<br />

Seeg<br />

- 13 Uhr Eintreffen der Schumpen von der<br />

Alpe Beichelstein<br />

- Mit Kuhglocken-Verlosung, Tombola <strong>und</strong><br />

Kinderschminken<br />

- Cocktailparty mit Musik am 7. September<br />

ab 19 Uhr (Eintritt ab 16 Jahren)<br />

DIENSTAG, 11. SEPTEMBER<br />

BAD HINDELANG<br />

8.30 Uhr, Auf der Aach (Nähe der Hornbahn),<br />

ca. 800 Tiere<br />

- Der Tag des <strong>Viehscheid</strong>s gilt in Bad Hindelang<br />

als Feiertag, an dem sogar die<br />

Schulen geschlossen haben<br />

- Fünf Rinderherden von den Alpen Hasen -<br />

egg, Stierbach, Kühbach, Erzberg <strong>und</strong><br />

Platte<br />

- Großer Krämermarkt mit 122 Verkaufsständen,<br />

Fahrgeschäften <strong>und</strong> vielem mehr<br />

DONNERSTAG, 13. SEPTEMBER<br />

OBERSTDORF<br />

9 Uhr, im Ried (Renksteg), ca. 1000 Tiere<br />

- <strong>Viehscheid</strong> mit Vieh von den sechs Alpen<br />

Bierenwang, Traufberg, Haldenwang,<br />

Rappenalpe, Biberalpe <strong>und</strong> der Taufersbergalpe<br />

- Pendelbusse von Oberstdorf Bahnhof zum<br />

Renksteg ab 8 Uhr<br />

- Kutschenfahrten vom Megèver Platz zum<br />

Renksteg ab 9.30 Uhr<br />

- Bis zu 20.000 Besucher<br />

FREITAG, 14. SEPTEMBER<br />

BALDERSCHWANG<br />

10 Uhr, Ortsmitte am Feuerwehrhaus, ca.<br />

150 Tiere<br />

- Urtümlicher <strong>Viehscheid</strong> zur Rückkehr des<br />

Alpviehs<br />

- Vier Rinderherden von den Alpen Gelbhansekopf,<br />

Wilhelmine, Schwarzenberg,<br />

Oberbalderschwang<br />

- Schellenverlosung <strong>und</strong> Älplerabschied<br />

RETTENBERG-KRANZEGG<br />

9 Uhr, Kranzegg, Ortsausgang Richtung<br />

Vorderburg, ca. 300 Tiere<br />

- Einziger <strong>Viehscheid</strong> im Allgäu mit drei<br />

reinen Kuhherden, zwei Jungviehherden<br />

<strong>und</strong> einer Schafherde<br />

- Vieh von der Alpe Bommer Ebene, Alpe<br />

Schwarz, Alpe Beckeberg, Alpe Breitensteiner<br />

Berg, Alpe Stürzel, Alpe Hintere<br />

Kölle<br />

- Festzelt <strong>und</strong> Krämermarkt ab 9 Uhr<br />

MITTWOCH, 12. SEPTEMBER<br />

Fotos: Reinhard Scholl; Illustrationen: Ramona Klein<br />

OBERSTDORF-SCHÖLLANG<br />

9 Uhr, südlicher Ortseingang von Schöllang,<br />

ca. 700 Tiere<br />

- 700 Tiere von der Entschenalpe, Hinteren<br />

Seealpe, Gutenalpe <strong>und</strong> Käseralpe<br />

- Festzeltunterhaltung mit Musikkapelle<br />

Schöllang<br />

- Pendelbusse zwischen Fischen <strong>und</strong> Schöllang<br />

ab 8 Uhr<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong> 53


VIEHSCHEID SPEZIAL<br />

OBERSTAUFEN<br />

8.30 Uhr, Höfen (Abzweigung nach Steibis),<br />

ca. 900 Tiere<br />

- Mehr als 160 Alpen auf 3.823 Hektar bilden<br />

um Oberstaufen das größte zusammenhängende<br />

Alpgebiet Bayerns<br />

- Pendelbusse zwischen Bahnhof Oberstaufen<br />

<strong>und</strong> Scheidplatz<br />

- Nachmittags Schellenverlosung<br />

SAMSTAG, 15. SEPTEMBER<br />

BLAICHACH-GUNZESRIED<br />

9 Uhr, Ortseingang Gunzesried, ca. 1700<br />

Tiere<br />

- Größter <strong>Viehscheid</strong> im Allgäu<br />

- Vieh von 15 Alpen<br />

- Krämermarkt, Festzelt mit Blasmusik,<br />

Schellenverlosung<br />

- Pendelbusse ab Sonthofen Bahnhof,<br />

Bihlerdorf-Marienbrücke <strong>und</strong> Blaichach<br />

GRÄN-HALDENSEE IM TANNHEIMER TAL<br />

12 Uhr, Dorfmitte in Haldensee, ca. 190 Tiere<br />

- Ab 11 Uhr Weißwurst-Frühschoppen mit<br />

Livemusik der »Westallgaier Gaudimusikanten«<br />

- 18.30 Uhr: Ehrung der Älpler mit Schellenübergabe<br />

<strong>und</strong> Schellenversteigerung<br />

IMMENSTADT<br />

9 Uhr, Viehmarktplatz Immenstadt, ca. 900<br />

Tiere<br />

- Einziger städtischer <strong>Viehscheid</strong> im Allgäu<br />

- Festzelt mit Musik <strong>und</strong> Krämermarkt<br />

- Scheidschellenwürfeln am Nachmittag<br />

JUNGHOLZ IM TANNHEIMER TAL<br />

10 Uhr, Dorfplatz beim Feuerwehrhaus<br />

Jungholz, ca. 100 Tiere<br />

MAIERHÖFEN<br />

11.30 Uhr, Festgelände Maierhöfen, ca. 200<br />

Tiere<br />

- Mit 30 Kilometern von den Bergweiden<br />

nach Maierhöfen legt der Viehzug die<br />

weiteste Strecke im Allgäu zurück<br />

- Tiere von sechs Alpen der Weidegenossenschaft<br />

am Hochgrat<br />

- <strong>Viehscheid</strong>tage vom 14. bis 16. September<br />

mit buntem Rahmenprogramm<br />

PFRONTEN-RÖFLEUTEN<br />

10 Uhr, Forsthaus an der Peter-Heel-Straße,<br />

Pfronten-Röfleuten, ca. 160 Tiere<br />

- Findet immer eine Woche nach dem<br />

»großen« Pfrontner <strong>Viehscheid</strong> statt<br />

- Rinder von der Röfleuter Alpe<br />

SCHWANGAU<br />

12.30 Uhr, Kreuzung in Hohenschwangau,<br />

ca. 200 Tiere<br />

- Jungvieh von der Alpe Jägerhütte <strong>und</strong> der<br />

Altenberger Alm<br />

- Der <strong>Viehscheid</strong> wird traditionell gehalten:<br />

In Schwangau gibt es kein Festzelt <strong>und</strong><br />

auch keinen Jahrmarkt<br />

- Gemütlicher Ausklang im Schwanseepark,<br />

dieser ist als Schutzgebiet nur einmal im<br />

Jahr zum <strong>Viehscheid</strong> zugänglich<br />

- Das Vieh zieht zu Füßen der Königsschlösser<br />

in den Park ein<br />

WEITNAU- WENGEN<br />

12.30 Uhr, Dorfhalle in Wengen, ca. 130 Tiere<br />

- Bauernmarkt ab 10 Uhr<br />

- Vieh von der Alpe Wenger Egg<br />

EISENBERG-ZELL<br />

10 Uhr, Bärenparkplatz, ca. 80 Tiere<br />

- Almabtrieb von der Schlossbergalm nach<br />

Zell<br />

- Empfang des Almviehs mit Musik,<br />

Dorffest <strong>und</strong> Bewirtung<br />

- Unterhaltung mit Musikkapelle <strong>und</strong><br />

Alphornbläsern<br />

SONNTAG, 16. SEPTEMBER<br />

NESSELWÄNGLE IM TANNHEIMER TAL<br />

14 Uhr, Festzelt beim Feuerwehrhaus, ca.<br />

100 Tiere<br />

- Ab 11 Uhr Frühschoppen mit musikali<br />

scher Unterhaltung<br />

- Livemusik mit dem »Riedberg Quintett«<br />

- Hüpfburg für Kinder, bei Bedarf ist das<br />

Festzelt beheizt<br />

MONTAG, 17. SEPTEMBER<br />

HALBLECH-BUCHING<br />

9.30 Uhr, Festplatz in Buching, ca. 30 Tiere<br />

- Traditioneller Viehmarkt mit Handel <strong>und</strong><br />

Handschlag auf dem Festplatz (kein <strong>Viehscheid</strong>!)<br />

- Krämermarkt <strong>und</strong> Festzeltbetrieb<br />

mit Blasmusik<br />

- Einzug des geschmückten Viehs<br />

um 9.30 Uhr<br />

- Als Besonderheit sind in Buching<br />

alle Tiere geschmückt<br />

- Buchinger Herbstfest am<br />

15. <strong>und</strong> 16. September<br />

NESSELWANG<br />

10 Uhr, Parkplatz Alpspitzbahn, ca. 100 Tiere<br />

- Umrahmung durch das Nesselwanger<br />

Herbstfest mit Umzug, Bieranstich <strong>und</strong><br />

Brauchtumsabend am 15. <strong>und</strong> 16.<br />

September<br />

- Abends <strong>Viehscheid</strong>-Hoigarte mit den<br />

»Allgäuer Bergvagab<strong>und</strong>en« im Festzelt<br />

DIENSTAG, 18. SEPTEMBER<br />

WERTACH<br />

9 Uhr, zwischen Getränkemarkt <strong>und</strong> Wertstoffhof,<br />

ca. 700 Tiere<br />

- Gilt als einer der ältesten <strong>Viehscheid</strong>e im<br />

Allgäu<br />

- Rinder von den Alpen Sorg I <strong>und</strong> II, Untere<br />

Reuterwanne, Untere Bichleralp,<br />

Schnitzlertalalp, Vordere Köllealp<br />

- Umrahmung durch Wertacher Herbstfest<br />

mit Krämermarkt, Alphornblasen, Maibaumversteigerung<br />

- 17. bis 21. September: Ausstellung »Wertacher<br />

Alpen« in der Tourist-Info Wertach<br />

(am <strong>Viehscheid</strong>tag durchgehend geöffnet)<br />

54<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong>


MITTWOCH, 19. SEPTEMBER<br />

BOLSTERLANG<br />

10 Uhr, Parkplatz vorm Dorflift, ca. 650<br />

Tiere<br />

- Uriger <strong>Viehscheid</strong> nach alter Tradition<br />

- Das Vieh der Bolsterlanger Alpen - Gasse<br />

<strong>und</strong> Hintereck, Zunkleiten, Bolgen <strong>und</strong><br />

Ornach wird vom jeweiligen Standort am<br />

Berg hinunter in den Ort getrieben<br />

RIEZLERN IM KLEINWALSERTAL (A)<br />

8 Uhr, Breitachbrücke in Riezlern (Parkplatz<br />

P5), ca. 700 Tiere<br />

- Kleiner Bauernmarkt mit<br />

landwirtschaftlichen Artikeln<br />

- Rahmenprogramm mit Live-Musik<br />

- Ab 20 Uhr Scheidball mit Live-Musik <strong>und</strong><br />

Schellenverlosung<br />

OY MITTELBERG-HASLACH<br />

AM GRÜNTENSEE<br />

11 Uhr, am Feuerwehrhaus Haslach, ca. 100<br />

Tiere<br />

- Viehzug mitten durchs Festzelt<br />

Vier jung-dynamische Köche zaubern für sie mit<br />

Leidenschaft Spezialitäten aus der Allgäuer Region <strong>und</strong><br />

saisonale Köstlichkeiten – auch vegetarisch & vegan.<br />

Lassen Sie sich im alten Gewölbe verwöhnen oder<br />

genießen Sie in unserem Schlossgarten.<br />

*Der Schlosskeller bietet die perfekte Eventlocation<br />

für ihre Feier bis 80 Personen.*<br />

Marktstraße 9 | 87541 Bad Hindelang<br />

Tel. 0 8324 - 97 38 481<br />

www.schlosskeller-hindelang.de<br />

FREITAG, 21. SEPTEMBER<br />

TANNHEIM IM TANNHEIMER TAL<br />

12.30 Uhr, Parkplatz der Tannheimer Lifte,<br />

ca. 650 Tiere<br />

- Ab 11 Uhr Livemusik im Festzelt<br />

- 20 Uhr Ehrung der Älpler mit<br />

Schellenübergabe<br />

OBERSTAUFEN-THALKIRCHDORF<br />

9 Uhr, Talstation des Schwandliftes, ca. 700<br />

Tiere<br />

OBERSTDORF (RIED, OYBELE, FISCHEN)<br />

9 Uhr, r<strong>und</strong> um Oberstdorf<br />

- Geheimtipp: Am sogenannten »Matthäusdag«<br />

findet der Alpabtrieb der Oberstdorfer<br />

Sennalpen statt, die an unterschiedlichen<br />

Orten geschieden werden<br />

- Informationen bei der Tourismusinformation<br />

Oberstdorf (Tel. 08322 7000)<br />

SAMSTAG, 22. SEPTEMBER<br />

MISSEN<br />

9.30 Uhr, am Freibad, ca. 400 Tiere<br />

- Um 14 Uhr werden unter den Hirten die<br />

neuen Schellen ausgewürfelt <strong>und</strong> der<br />

Trachtenverein »d’ Bergstätter Börlas« tritt<br />

in unterschiedlichen Besetzungen auf<br />

- Ab 19 Uhr Stimmung <strong>und</strong> Unterhaltung<br />

im Feststadel<br />

OBERMAISELSTEIN<br />

9 Uhr, Festplatz, Dorfmitte, ca. 1200 Tiere<br />

- Einer der größten <strong>Viehscheid</strong>e im Allgäu<br />

- Alpvieh von 11 Alpen<br />

SAMSTAG, 29. SEPTEMBER<br />

HALDENWANG<br />

10 Uhr, Neubaugebiet Haldenwang, ca. 110<br />

Tiere von der Alpe Berg<br />

MITTWOCH, 3. OKTOBER<br />

MEMHÖLZ-HUPPRECHTS<br />

11 Uhr, Hupprechts am Niedersonthofener<br />

See, ca. 40 Tiere<br />

- Alljährlich am 3. Oktober <strong>und</strong> damit der<br />

letzte <strong>Viehscheid</strong> im Allgäu<br />

- Der kleine <strong>Viehscheid</strong> ist besonders bei<br />

Kindern sehr beliebt, da neben dem Jungvieh<br />

auch die Ziegen <strong>und</strong> das Pony mit ins<br />

Tal ziehen dürfen<br />

- Bei jedem Wetter bewirten die Musik -<br />

kapelle Memhölz <strong>und</strong> die Alphornbläser,<br />

die natürlich auch spielen<br />

Änderungen vorbehalten.<br />

Kulinarischer Hochgenuss<br />

im Bergdorf Bad Hindelang!<br />

Ostrachtaler<br />

Käsestube<br />

100% Alpgenuss<br />

•Schöne Auswahl von naturgereiftem<br />

Heumilch käse, Schinken- <strong>und</strong><br />

Wildspezialitaẗen (mit Gratisverkostung).<br />

•Partykäseplatten für alle Anlässe.<br />

•Handgefertigte Produkte des heimischen<br />

Modelabels „meinsdeinssein“ <strong>und</strong> der<br />

Holzwerksatt Hirsch.<br />

• Edle Tropfen vom Weinoutlet „vino et veritas“.<br />

•Im Sommer sonntags Kuchen- <strong>und</strong> Brotzeit -<br />

terrasse geöffnet. Waldhör-Torten & Kuchen<br />

zum Mitnehmen!<br />

Oberer Buigenweg 1 | 87541 Bad Hindelang<br />

Tel. 08324 - 62 49 894<br />

www.kaesehaus-allgaeu.de<br />

facebook.com/Kaese.Hindelang


ALPE SPEZIAL<br />

AUF SCHUSTERS RAPPEN<br />

ZU DEN ALLGÄUER GOLDMACHERN<br />

Höhenluft schnuppern, goldenen Bergkäse kosten <strong>und</strong> die nackten<br />

Füße im Flusswasser kühlen. Klingt gut? Dann haben wir hier einen<br />

ausgezeichneten Wandervorschlag für Sie. Höhepunkt sind zwei<br />

Sennalpen, an denen man unbedingt Rast machen sollte.<br />

Wir wandern an die<br />

»Quelle« des würzigen<br />

Allgäuer Bergkäses – als<br />

erstes vom Mittaggipfel<br />

zur Sennalpe Oberberg<br />

56<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong>


Fotos: Viola Elgaß, Dominik Ultes<br />

Unsere Wanderung beginnt an der<br />

Bergstation des Mittags. Am<br />

schnellsten ist man mit der Sesselbahn<br />

von Immenstadt aus oben, Hartgesottene<br />

können den Anstieg auch selbst in<br />

Angriff nehmen, dann müssen jedoch zwei<br />

bis drei St<strong>und</strong>en <strong>und</strong> 700 Höhenmeter mehr<br />

eingeplant werden. Oben angelangt, führt<br />

unser Weg stets bergab. Wir statten den Sennalpen<br />

Oberberg <strong>und</strong> Derb, auf denen leckerer<br />

Bergkäse produziert wird, einen Besuch<br />

ab. Im Anschluss steigen wir über den Haldertobel<br />

hinab nach Blaichach <strong>und</strong> wandern<br />

an der Iller entlang zurück nach Immenstadt.<br />

ZUR ALPE OBERBERG<br />

Auf der großen Aussichtsplattform an der<br />

Bergstation herrscht oft reger Trubel. Viele<br />

Tourengeher nutzen die Mittagbahn, um<br />

ohne große Anstrengung den Berg zu »erschweben«<br />

<strong>und</strong> wandern von dort auf verschiedensten<br />

Wegen weiter. Sehr beliebt sind<br />

beispielsweise Touren über die Nagelfluh -<br />

kette, die über mehrere Gipfel bis nach Vorarlberg<br />

führt. Dieser Weg erfordert jedoch<br />

einiges an Kondition <strong>und</strong> vor allem Schwindelfreiheit.<br />

Heute Vormittag scheint die dichte Nebeldecke,<br />

die nur wenige Meter unterhalb der<br />

Bergstation bis ins Tal hängt, die meisten<br />

Wanderer abgeschreckt zu haben. So können<br />

wir ungestört von den großen Sitzbänken<br />

aus den Blick ins wolkenverhangene Tal genießen,<br />

ehe wir zur Alpe Oberberg, idyllisch<br />

auf 1305 Metern gelegen, aufbrechen. Knapp<br />

eine Viertelst<strong>und</strong>e läuft man auf dem Kiesweg,<br />

der direkt am Aussichtspunkt beginnt.<br />

Vor 20 Jahren wurde die Alpe, erbaut im Jahr<br />

1875, über diesen Zufahrtsweg erschlossen.<br />

Seither ist sie ein beliebter Einkehrpunkt für<br />

Sesselbahnfahrer <strong>und</strong> Bergsteiger. Gr<strong>und</strong><br />

dafür ist wohl auch der köstliche Bergkäse.<br />

R<strong>und</strong> 30 Milchkühe verbringen den <strong>Alpsommer</strong><br />

hier <strong>und</strong> werden regelmäßig gemolken.<br />

Per Kübel <strong>und</strong> Handwagen wird die<br />

Milch in den Käsekeller transportiert, wo<br />

der junge Senn Sebastian Beck sie zu köstlichem<br />

R<strong>und</strong>käse verarbeitet. Seine Familie<br />

bewirtschaftet die Alpe Oberberg in fünfter<br />

Generation. Die Käserei kann man auf Anfrage<br />

auch besichtigen: »Mir ist wichtig, dass<br />

die Leute verstehen, wie viel Arbeit hinter<br />

einem einzigen Laib Käse steckt«, erzählt<br />

Sebastian Beck. Besuchern beantwortet er<br />

daher gerne Fragen – meist bleibt ihm jedoch<br />

kaum Zeit, sich gemütlich auf einer der<br />

Bierbänke niederzulassen. Zuviel Arbeit<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong> 57


ALPE SPEZIAL<br />

Tourdaten:<br />

Strecke: 10 km<br />

Dauer: 3 Std.<br />

Schwierigkeit: mittel<br />

Höhendifferenz: 700 m<br />

Mittagbahn<br />

Talstation<br />

Inselsee<br />

Blaichach<br />

Sebastian Beck verarbeitet Milch zu feinem Käse. Wer<br />

von seiner Alpe weiter zur Alpe Derb gehen möchte,<br />

muss sich auf einen steilen Abstieg gefasst machen<br />

Bergstation Mittagbahn<br />

Sennalpe Derb<br />

Sennalpe Oberberg<br />

wartet auf den Käser. Wir lassen uns von seiner<br />

Mutter Gudrun Beck – der guten Seele<br />

der Gastwirtschaft – ein paar h<strong>und</strong>ert<br />

Gramm Käse abpacken, ehe wir über die<br />

grüne Weide unterhalb der Berghütte weiterziehen.<br />

Ein Wegweiser verspricht, dass<br />

wir in einer halben St<strong>und</strong>e die Sennalpe<br />

Derb erreichen.<br />

ZU GAST BEI FAMILIE MÖSLANG<br />

Gleich hinter dem Schweinestall der Becks<br />

geht es in den Bergwald hinein. Bei dem<br />

Anblick, der sich uns bietet, wird klar, dass<br />

wir eventuell ein paar Minuten länger brauchen<br />

werden. Der ausgetretene Pfad,<br />

zwischen Baumstämmen <strong>und</strong> Wurzelwerk<br />

steil hinabführend, erfordert konzentrierte<br />

Trittsicherheit. Eltern sollten ihre Sprösslinge<br />

gut im Auge behalten, denn auch mit<br />

guten Trekkingschuhen ist man an der einen<br />

oder anderen Stelle schnell weggerutscht.<br />

Wanderstöcke sind an dieser Stelle<br />

empfehlenswert.<br />

Auf dieser Steilpassage wandelt man jedoch<br />

nur ein paar h<strong>und</strong>ert Meter. Der knorrige<br />

Bergwald lichtet sich zu einem leuchtend<br />

grünen Jungwald, ehe wir ein Weidegatter<br />

erreichen. Dahinter wartet eine Weide mit<br />

Findlingen aus Nagelfluh. Wir gehen bergab<br />

zur Alpe Gschlief, auch Schleifalpe genannt.<br />

Sie wurde 1967 neu erbaut, wie ein kleines<br />

Holzschild unterhalb des Daches anzeigt,<br />

bietet jedoch keine Einkehrmöglichkeit. Auf<br />

1040 Metern befinden wir uns nun. Unser<br />

Pfad hat zu einem breiten Kiesweg geführt,<br />

dem wir nun weiter hinunter folgen.<br />

Ein langgezogenes Muhen verrät, dass wir<br />

der Alpe Derb auf 910 Metern ganz nah sind.<br />

Tatsächlich wird sie nach dem Überqueren<br />

eines kleinen Bächleins sichtbar. Ein Teil der<br />

blauen Sonnenschirme ist aufgespannt, auf<br />

dem kleinen Spielplatz vor der Hütte tollen<br />

Kinder herum. Als wir uns nähern, wird gerade<br />

ein Tisch frei – Glück gehabt, denn<br />

heute ist viel los. Besonders zünftig geht<br />

es an lauen Sommerabenden im Juli <strong>und</strong><br />

August zu, dann gibt es jeden Donnerstag<br />

ab 18 Uhr einen Dämmerschoppen mit<br />

Live-Musik. Im Augenblick machen nur die<br />

bimmelnden Kuhglocken Musik. Die Gäste<br />

erfreuen sich an kaltem Bier <strong>und</strong> einer deftigen<br />

Mahlzeit. Wir bestellen die Brotzeit<br />

»mit allem«. Auch auf diesem Brotzeitbrett<br />

stammen Käse <strong>und</strong> Butter direkt von den 15<br />

WAS IST EINE (SENN-)ALPE?<br />

Im Allgäu bezeichnet die »Alpe« eine Berghütte,<br />

in der ein Hirte während des Bergsommers lebt,<br />

während auf den Alpweiden ringsherum das (in der<br />

Regel noch keine Milch gebende) Jungvieh sömmert.<br />

Viele Alpen sind heute bewirtet <strong>und</strong> bieten Gästen<br />

Unterkunft, als Nebenerwerb zur Landwirtschaft.<br />

Auf Sennalpen werden die Kühe gemolken <strong>und</strong> die<br />

Milch vor Ort verarbeitet.<br />

Milchkühen, die ein paar Meter weiter grasen.<br />

Die anderen Zutaten stammen aus der Region,<br />

wie die Älplerfamilie betont. Vor etwa 20<br />

Jahren haben Herbert <strong>und</strong> Helga Möslang<br />

die Alpe Derb am Reuteweg zwischen Ettensberg<br />

<strong>und</strong> Gunzesried zur Sennalpe umgebaut.<br />

Die urgemütliche Berghütte gaben<br />

die beiden im Jahr 2013 in die Hände von<br />

Sohn Frank <strong>und</strong> dessen Frau Martina.<br />

KÄSEGRUSS PER POST<br />

Etwas Besonderes hat sich das Paar für die<br />

Gäste einfallen lassen, die ihren Liebsten<br />

58<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong>


Die Alpe Derb liegt in<br />

traumhafter Lage mitten<br />

in der Allgäuer Bergwelt.<br />

Zur Brotzeit gibt es nur<br />

regionale Zutaten<br />

(oder sich selbst) einen duften Gruß nach<br />

Hause schicken möchten. Ihren Sennalp -<br />

käse, der seit Jahren bei der Käseprämierung<br />

des alpwirtschaftlichen Vereins ausgezeichnet<br />

wird, kann man sich auf Anfrage, auch<br />

telefonisch, bequem nach Hause schicken<br />

lassen. Man muss halt mit der Zeit gehen!<br />

Auch für uns wird es Zeit – gestärkt <strong>und</strong><br />

nicht ohne von dem selbstgebackenen Kuchen<br />

gekostet zu haben, brechen wir auf.<br />

Nach wenigen Metern erreichen wir eine<br />

Fahrstraße <strong>und</strong> parkende Autos – aus dieser<br />

Richtung ist die Sennalpe Derb nämlich für<br />

diejenigen, die sich mit dem Gehen schwertun,<br />

in wenigen Schritten erreichbar.<br />

Fre<strong>und</strong>lich grüßend kommt uns eine ältere<br />

Dame mit Rollator entgegen. Ob die Alpe<br />

schon geöffnet habe, möchte sie wissen. Ihr<br />

Sohn parkt gerade das Auto. Die beiden wollen<br />

nur schnell »an Bärlauchkäs für dahoim<br />

holen«.<br />

IMMER DEN ROHREN FOLGEN<br />

Unser Plan ab hier war eigentlich, über den<br />

Forstwirtschaftsweg Schloßberg nach Blaichach<br />

zu wandern, als uns ein einladendes<br />

Wasserrauschen <strong>und</strong> ein Schild, das zum<br />

Leder Bensmann<br />

„Die Lederhose“<br />

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Der Film von allgäu.tv<br />

direkt unter www.kb-leder.de<br />

Ostrachstraße 38<br />

87541 Bad Hindelang<br />

Önungszeiten:<br />

Di - Fr 10.00 - 17.00 Uhr<br />

Sa 10.00 - 16.00 Uhr<br />

Tel. 0 83 24 - 95 39 702<br />

www.kb-leder.de<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong> 59


ALPE SPEZIAL<br />

INFOS & ÖFFNUNGSZEITEN:<br />

www.mittagbahn.de<br />

www.alpe-oberberg.de<br />

www.alpe-derb.de<br />

Zum Schluss der Tour gibt’s eine Abkühlung für die Füße.<br />

Noch nicht im Haldertobel, aber ab Blaichach, wenn man<br />

entlang der Iller nach Immenstadt zurückkehrt<br />

TIPP:<br />

Am Inselsee zwischen Blaichach <strong>und</strong> Immenstadt<br />

kann man nicht nur baden gehen. Drei Wakeboard<strong>und</strong><br />

Wasserskilifte garantieren rasante Fahrten<br />

über die Wasseroberfläche. Von Mitte Juni bis<br />

Ende August steht nachmittags ein Übungslift zur<br />

Verfügung. Wasserscheue finden derweil im Café<br />

Inselsee Zuflucht. www.inselsee-allgaeu.de<br />

»Stausee Blaichach« weist, innehalten lässt.<br />

Die Verlockung ist zu groß – wir steigen<br />

rechts in den Haldertobel hinunter. Schon<br />

nach ein paar Minuten leuchtet uns in hellem<br />

Türkis der Stausee, den die Firma Bosch zur<br />

Energiegewinnung nutzt, entgegen.<br />

Nachdem wir den Anblick eine Weile genossen<br />

haben, folgen wir dem Tobelweg nach<br />

links hinter den Staudamm. Unterhalb verlaufen<br />

moosgrüne Rohre am Flussbett entlang.<br />

Ein faszinierender Kontrast zwischen<br />

menschlicher Nutzung <strong>und</strong> Natur. Nach wenigen<br />

Minuten lassen wir das Gewässer schon<br />

wieder hinter uns <strong>und</strong> steigen aus dem Tobel<br />

heraus. Der Schloßbergweg (puh, wir sind<br />

noch richtig) führt an wenigen Wohnhäusern<br />

vorbei zur Robert Bosch GmbH – wir haben<br />

Blaichach erreicht. Wir halten uns links <strong>und</strong><br />

laufen auf dem Gehweg neben der befahrenen<br />

Sonthofener Straße entlang. Aber nur für<br />

etwa 100 Meter. Dann queren wir die Straße<br />

an der Fußgängerampel <strong>und</strong> schlendern zum<br />

Blaichacher Bahnhof.<br />

Hier ergibt sich die Gelegenheit, mit der<br />

Bahn zurück nach Immenstadt zu fahren.<br />

Die Züge fahren im St<strong>und</strong>entakt, die Fahrt<br />

dauert nur fünf Minuten <strong>und</strong> kostet pro Person<br />

weniger als zwei Euro. So entgeht einem<br />

jedoch die Möglichkeit, die warmgelaufenen<br />

Füße aus den Wanderstiefeln zu befreien<br />

<strong>und</strong> in herrlich kühles Flusswasser zu tauchen.<br />

Wen der Gedanke reizt <strong>und</strong> vier weitere<br />

Kilometer nicht schrecken, der geht den<br />

Bahnhofweg weiter <strong>und</strong> quert nach ein paar<br />

Metern die Gleise.<br />

DIE ILLER FÜHRT NACH IMMENSTADT<br />

Dem Weg links folgend, geht es zwischen den<br />

Gleisen linkerhand <strong>und</strong> dem Siegelsee zur<br />

Rechten entlang. So erreicht man bald den<br />

Iller-Radweg, eine beliebte Strecke für Wanderer,<br />

Jogger <strong>und</strong> natürlich Radler. Hier zweigen<br />

immer mal wieder kleine Pfade rechts ab<br />

<strong>und</strong> führen an die kiesigen Ufer der Iller. Wer<br />

Badesachen dabei hat, braucht sie hier noch<br />

nicht auszupacken – denn dazu lädt der Inselsee<br />

ein, der zwischen Blaichach <strong>und</strong> Immenstadt<br />

liegt. Ansonsten folgt man dem<br />

Uferweg bis zur Brücke zwischen Immenstadt<br />

<strong>und</strong> Rauhenzell. Man überquert sie<br />

nicht, sondern hält sich links <strong>und</strong> überquert<br />

die Straße am Fußübergang des Verkehrskreisels.<br />

Ab hier geht es zunächst in Richtung<br />

des Immenstädter Zentrums <strong>und</strong> dann zur<br />

Talstation der Mittagbahn beziehungsweise<br />

zum Parkplatz zurück. • Viola Elgaß<br />

60<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong>


VIEHSCHEID<br />

MAIERHÖFEN<br />

mit der längsten Alpabtriebsstrecke im Allgäu<br />

14.09. – 16.09.<strong>2018</strong><br />

Am Freitag, 14.09.18 ab 20.00 Uhr Auftakt zum <strong>Viehscheid</strong><br />

mit der bekannten Wasenband „Lederrebellen”<br />

Am Samstag, 15.09.18<br />

- um ca. 11.30 Uhr Eintreffen des Alpzuges<br />

(ca. 200 Tiere) auf dem Scheidplatz,<br />

musikalische Untermalung<br />

- ab 9.00 Uhr Regionalmarkt r<strong>und</strong> um das Festzelt<br />

- ab 10.00 Uhr Festzeltbetrieb<br />

mit der Musikkapelle Maierhöfen<br />

- um 20.00 Uhr Allgäuer Heimatabend<br />

mit dem Trachtenverein „D´Ibergler“,<br />

„Goißenschnalzern“ <strong>und</strong> den Alphornbläsern<br />

aus Maierhöfen, danach Tanz- <strong>und</strong> Stimmungsmusik<br />

mit den „Allgäu-Feagern“<br />

Am Sonntag, 16.09.18<br />

- ab 10.00 Uhr Zeltgottesdienst mit den<br />

„Thaler Jodlern“, anschließend Frühschoppen<br />

mit der Musikkapelle Maierhöfen<br />

- 12.30 Uhr: Kinderfest mit Wettspielen auf dem Festplatz<br />

- 12.00 - 15.00 Uhr Schellenwürfeln<br />

- 14.00 Uhr: Unterhaltung <strong>und</strong> Stimmung<br />

mit „Schwarzwurstblech“<br />

FERIENCLUB MAIERHÖFEN – VIEHSCHEIDTAGE <strong>2018</strong><br />

Erleben Sie das jährliche Highlight im Ferienclub Maierhöfen mit einem umfangreichen Rahmenprogramm<br />

gepaart mit gelebter Tradition <strong>und</strong> Brauchtum in Mitten einer w<strong>und</strong>ervollen Natur.<br />

Enthaltene Leistungen:<br />

2 x Übernachtung im Bungalow<br />

2 x reichhaltiges Frühstück vom Buffet<br />

1 x Allgäuer Abendbuffet mit regionalen Gerichten<br />

am Anreisetag mit einem Heuschnaps<br />

Tägliche Nutzung des Erlebnisbades <strong>und</strong> GEWSpielparadies<br />

Nebenkosten <strong>und</strong> Endreinigung inklusive<br />

Preis pro Person ab 109 Euro im Bungalow Löwenzahn<br />

Weitere Bungalows auch für Familien auf Anfrage!<br />

Stockach 1 | 88167 Maierhöfen | Tel. 08383/9 22 00 | Fax 08383/9 22 0307<br />

www.ferienclub-maierhoefen.de | info@ferienclub-maierhoefen.de


HANDWERK<br />

GLÜCK HAT,<br />

WER EINEN KORB BEKOMMT<br />

Mit Plastiktüte zum Einkaufen? Unvorstellbar für Annette Rehle. Sie ist<br />

eine Meisterin im Korbflechten. Ihre Erfahrung mit dem biegsamen<br />

Flechtwerk gibt sie gerne an andere Menschen weiter.<br />

62<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong>


Tief gebeugt sitzt Annette Rehle über<br />

dem breit gefächerten Flechtwerk,<br />

das später ein mittelgroßer Korb<br />

werden soll. Flink tanzen ihre Finger um die<br />

biegsamen Äste. An der Wand hinter ihr lehnen<br />

zusammengeb<strong>und</strong>ene Weidenbüschel,<br />

nach Größe sortiert. »Früher«, wendet sie<br />

sich an die vier Kursteilnehmer, die im Kreis<br />

um sie herumstehen, »haben die Bauern<br />

Weiden angepflanzt, um im Winter Körbe<br />

zu flechten.« Diese seien damals unverzichtbar<br />

gewesen. Man bewahrte in ihnen Feuerholz<br />

auf oder befestigte sie an sogenannten<br />

Kraxen, Holzgestellen, die auf den Rücken<br />

geschnallt wurden, um Waren von den<br />

Höfen ins Tal zu bringen.<br />

Heutzutage haben günstige Plastikprodukte<br />

vielen Korbwaren den Rang abgelaufen.<br />

Aber Annette Rehle sieht nicht schwarz für<br />

ihr Schaffen. Immer mehr Menschen erinnern<br />

sich an alte Handwerke <strong>und</strong> möchten<br />

sie erlernen. Die Freude, mit den eigenen<br />

Händen etwas hervorbringen zu können,<br />

gibt die 56-Jährige deshalb in Kursen weiter.<br />

Bis zu sechs Interessierte unterrichtet sie in<br />

zweitägigen Schulungen: »Mehr gehen leider<br />

nicht, da ich mich jedem Einzelnen widmen<br />

<strong>und</strong> ihn bei seiner ersten Flechtarbeit<br />

begleiten möchte.« Neben den Kursen stellt<br />

sie in ihrem Atelier »Natur in Form« in<br />

Ettensberg bei Blaichach Korbwaren in allen<br />

Größen <strong>und</strong> den verschiedensten Techniken<br />

her, um sie im angrenzenden Laden zu verkaufen.<br />

WEIDE IN HAUS UND GARTEN<br />

Zwei der heutigen Kursteilnehmer in der<br />

kleinen Werkstatt sind Benedikt Moser <strong>und</strong><br />

seine Fre<strong>und</strong>in. Das Paar kommt aus dem<br />

Kleinwalsertal. Auf die Korbflechterin aufmerksam<br />

geworden sind die beiden auf<br />

einem Christkindlmarkt im vergangenen<br />

Jahr, daraufhin haben sie sich den Kurs<br />

gegenseitig zu Weihnachten geschenkt. Als<br />

junger Architekt interessiert sich Benedikt<br />

besonders für die Einsatzmöglichkeiten von<br />

Weide an Gebäuden <strong>und</strong> in Gärten: »Es ist<br />

spannend zu sehen, wie Frau Rehle Weidenruten<br />

im Garten als Sichtschutz <strong>und</strong> im Bau<br />

als schmückendes Element einsetzt.«<br />

Bei der Kreation ihrer großen Flechtwerke<br />

nutzt die Meisterin des alten Berufs fre<strong>und</strong>schaftliche<br />

Kontakte zu Gärtnern, Töpfern<br />

<strong>und</strong> Holzhandwerkern <strong>und</strong> erstellt mit ihnen<br />

Pläne, wie sich Weide mit modernen<br />

Bauwerken in Einklang bringen lässt. Ihre<br />

Flechtstücke kommen etwa im Wasserschutz<br />

bei der Befestigung von Ufern <strong>und</strong> als<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong> 63


HANDWERK<br />

Weidezäune <strong>und</strong> geflochtene Tore für den Garten sind<br />

häufige Auftragsarbeiten der Flechtwerkgestalterin<br />

Windschutz entlang von Spielplätzen zum<br />

Einsatz. Sie arbeitet auch mit Schreinern<br />

zusammen, die auf die unterschiedlichste<br />

Weise Korbwaren in Möbel einarbeiten.<br />

INSPIRATION AUS DEM MITTELALTER<br />

»Im Garten <strong>und</strong> Gartenbau kann ich meine<br />

Fantasie – wenn man mich lässt – so richtig<br />

ausspielen«, begeistert sich Annette Rehle<br />

als Planerin. »Ich orientiere mich gerne am<br />

Mittelalter, als sich die Menschen an Laubengängen,<br />

Portalen <strong>und</strong> gar kleinen Häu-<br />

sern aus Flechtwerk erfreuten.« Da Weide<br />

sich überall als preiswertes Produkt gewinnen<br />

lässt, wurde in früheren Zeiten viel<br />

Mobiliar aus Weidengeflecht hergestellt.<br />

»Die weißgeschälten Ruten verwende ich<br />

nicht, da der Aufwand, die Rinde abzuschälen<br />

zu groß ist. Weiße Körbe wurden hingegen<br />

früher oft für die Wäsche der edlen<br />

Herrschaften verwendet«, weiß die gebürtige<br />

Immenstädterin. Viel Werkzeug braucht<br />

die Flechtwerkgestalterin nicht. Einige Zangen<br />

liegen auf der Werkbank, in einer Was-<br />

serwanne werden die Ruten vor dem Flechten<br />

eingeweicht. Ihr wichtigstes Arbeitsmittel<br />

sind die Hände – Kraft in den Fingern ist<br />

wichtig beim Flechten.<br />

EIN NATÜRLICHER WERKSTOFF<br />

Die Arbeit an einem Korb oder an einem<br />

anderen Werkstück ist für die Künstlerin<br />

auch immer eine meditative Erfahrung: »Ich<br />

liebe diesen Werkstoff aus der Natur. Er ist<br />

nicht nur ein Material, mit dem ich meinen<br />

Lebensunterhalt verdiene – er vermittelt mir<br />

REDENSART: »EINEN KORB GEBEN«<br />

Wer eine Bitte abschlägt oder dem/der Liebsten eine Abfuhr erteilt,<br />

der »gibt dem anderen einen Korb«. Die Herkunft dieser Redensart<br />

wird in mehreren alten Texten so erklärt: Bei mittelalterlichen<br />

Burgfräulein war es Sitte, den heimlichen Liebhaber nachts in<br />

einem Korb zum Fenster heraufzuziehen. Auch wird erzählt, dass<br />

ebendiese Damen einem unerwünschten oder in Ungnade<br />

gefallenen Verehrer gerne mal einen Korb mit gelockertem Boden<br />

hinabschickten – der Freier kam dann recht schnell auf den Boden der<br />

Tatsachen zurück. Dieser Brauch schien bald so salonfähig geworden sein,<br />

dass es ausreichte, dem lästigen Bew<strong>und</strong>erer einen kleinen Korb ohne Boden<br />

zukommen zulassen – sodass er die Botschaft auch ohne gebrochenes Steißbein verstand.<br />

64<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong>


Im Atelier in Blaichach-Ettensberg<br />

verkauft Annette Rehle ihre Werke<br />

ein sehr ursprüngliches Schaffen mit den<br />

Händen.« Weide ist ein Naturprodukt, das<br />

hohe ökologische Werte hat. »Im Frühjahr<br />

sind die Blütenstände dieser Gewächse erste<br />

Nahrung für Bienen <strong>und</strong> andere Insekten.<br />

Das Material stammt aus der Region, es ist<br />

sehr lange haltbar, bedarf keiner langen Lieferwege<br />

<strong>und</strong> letztendlich baut es sich ohne<br />

Rückstände ab.«<br />

Weidenbäume findet die Flechtkünstlerin in<br />

ihrem Garten hinter dem Atelier, an Bachläufen<br />

<strong>und</strong> Seen im gesamten Oberallgäu.<br />

Die Landwirte, die sie einst gepflanzt haben,<br />

flechten keine Körbe mehr. Sie geben gerne<br />

die Genehmigung, die Schösslinge abzuschneiden,<br />

weil so die Bäume gepflegt werden<br />

<strong>und</strong> im Lauf der Jahre das typische Bild<br />

der Kopfweide erhalten bleibt.<br />

Beim Flechten auf die Finger schauen lässt<br />

sich Annette Rehle am 23. <strong>und</strong> 24. Juni <strong>2018</strong><br />

von 10 bis 18 Uhr. Da bietet sie auf einer Gartenausstellung<br />

r<strong>und</strong> um ihr Atelier zusammen<br />

mit anderen Handwerkern ihre Körbe<br />

feil. • Thomas Niehörster/Viola Elgaß<br />

HIER GIBT’S GEFLOCHTENES:<br />

Weidenbau Allgäu,<br />

Reuteweg 5, 87544 Blaichach,<br />

Tel. 08321 85746,<br />

www.natur-in-form.de<br />

www.weidenbau-allgaeu.de<br />

Um ihr Handwerk künftig am Leben zu erhalten, gibt Annette<br />

Rehle (gelber Pullover) Kurse<br />

Fotos: Thomas Niehörster, Annette Rehle<br />

Überall auf der Welt haben Menschen seit jeher Körbe <strong>und</strong><br />

andere Gefäße aus Pflanzen hergestellt<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong> 65


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ALLGÄUER KÄSESTRASSE<br />

Ob Allgäuer Emmentaler oder Bergkäse, Schnitt- oder Weichkäse:<br />

Entlang der Allgäuer Käsestraße sind Gaumenfreuden garantiert.<br />

Besser kann Urlaub nicht schmecken!<br />

»Von den Alpen bis zum Bodensee«<br />

lautet das Motto, das die Käsestraße<br />

prägt. Auf einer Strecke von über 220<br />

Kilometern zieht sie sich durch die<br />

Landschaft zwischen Oberstaufen,<br />

Scheidegg, Lindau, Wangen <strong>und</strong> Isny.<br />

Die Allgäuer Käsestraße verbindet<br />

dabei handwerklich arbeitende Sennereien,<br />

bäuerliche Direktvermarkter <strong>und</strong><br />

Hofläden, aber auch die Westallgäuer<br />

Ferienorte mit ihren gemütlichen Gaststätten<br />

<strong>und</strong> Unterkünften.<br />

Entlang des Weges warten die Heumilch-Sennereien<br />

mit zahlreichen Käsespezialitäten<br />

auf. Was aber ist das<br />

Besondere an dieser Allgäuer »Heumilch«?<br />

Die Antwort liegt in der Ernährung<br />

der Milchkühe.<br />

Käseschule Allgäu<br />

Montag–Donnerstag:<br />

7.30 – 11.30 Uhr<br />

16.00 – 19.00 Uhr<br />

Freitag – Samstag:<br />

7.30 – 11.30 Uhr<br />

1 5 . 0 0 – 1 9 . 0 0 U h r<br />

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Milch bis zum fertigen Käse<br />

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Spezialitäten <strong>und</strong> Käse<br />

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Käsereiführungen • Kässtüble<br />

Ladenverkauf • Käseversand<br />

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1 5 . 0 0 – 1 9 . 0 0 U h r<br />

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7.30 – 11.30 Uhr<br />

1 7 . 0 0 – 1 9 . 0 0 U h r<br />

Im Dorf 12 87534<br />

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Tel. 08386-8156<br />

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Maierhöfenerstraße 78 | 88316 Isny im Allgäu<br />

Tel. 07562/912700 | Fax 07562/912701<br />

post@kaeskueche-isny.de | www.kaeskueche-isny.de<br />

Biokäse aus Heumilch – g. t. S.<br />

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14.00-18.30 Uhr<br />

Fr 09.00-18.30 Uhr<br />

Sa 09.00-14.00 Uhr<br />

So 14.00-18.00 Uhr<br />

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Jeden Freitag 10.30 Uhr<br />

Im Juli <strong>und</strong> August auch Dienstags 10.30 Uhr


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Sie bekommen ihr Futter von den Allgäuer<br />

Wiesen mit ihrer Vielfalt an<br />

Kräutern <strong>und</strong> Gräsern – <strong>und</strong> zwar ausschließlich<br />

als frisches Weidefutter im<br />

Sommer oder sonnengetrocknetes Heu<br />

im Winter. Dieses silofreie Futter gibt<br />

der Milch <strong>und</strong> damit dem Heumilchkäse<br />

einen einzigartigen <strong>und</strong> intensiven<br />

Geschmack.<br />

Jedes Jahr wird in den Sennereien der<br />

Allgäuer Käsestraße Milch von r<strong>und</strong><br />

2500 Kühen zu Bergkäse <strong>und</strong> mehr verarbeitet.<br />

Alle Käsesorten sind nach<br />

handwerklicher, oft jahrh<strong>und</strong>ertealter<br />

Tradition hergestellt. Die Sennereien<br />

haben einen Direktverkauf für ihre oftmals<br />

mehrfach prämierten Käsespezialitäten<br />

(die meisten sogar an Sonn<strong>und</strong><br />

Feiertagen).<br />

Fragen r<strong>und</strong> um den Käse <strong>und</strong> seine<br />

Herstellung beantworten die Käsermeister/-innen<br />

gerne. Einige der Sennereien<br />

bieten an regelmäßigen Terminen<br />

auch Führungen an.<br />

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Tägl. 07 bis 12 & 16 bis 19 Uhr<br />

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SENNEREI HOPFEN Tel. (0 83 86) 28 33<br />

SENNEREI GRÜNENBACH Tel. (0 83 83) 6 12<br />

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NATUR<br />

WHO IS WHO<br />

BEI DER KUH<br />

Im Allgäu sind alle Rinder braun – oder doch nicht? Tatsächlich<br />

haben sich mittlerweile viele »Ausländer« unter die Herden gemischt.<br />

Schwarz, scheckig oder mit Locken: Kuck mal, wer da muht.<br />

68<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong>


Sie können jeden Allgäuer fragen: Das Braunvieh ist die<br />

Königin der Alpen. Doch sie bekommt bunte Konkurrenz<br />

Vom Wildtier zum Nutztier: Rinder<br />

besitzen seit jeher Eigenschaften, die<br />

von großem Wert für Menschen<br />

sind. Natürlich dauerte es nicht lange, bis das<br />

unseren Vorfahren aufgefallen ist. Daher begannen<br />

sie schon vor tausenden von Jahren<br />

damit, wilde Herden einzufangen, zu zähmen<br />

<strong>und</strong> in ihre Obhut zu nehmen. Diese<br />

frühen Hausrinder gehen auf das Ur-Rind,<br />

den Auerochsen zurück. Das vermutlich<br />

letzte Exemplar dieser ehemals weit verbreiteten<br />

Wildform starb im Jahre 1627.<br />

Im Verlauf der »Domestikation« vermehrten<br />

sich eingefangene Wildtiere <strong>und</strong> veränderten<br />

von Generation zu Generation ihre Lebensgewohnheiten.<br />

Doch auch der Mensch passte<br />

sich an. Wer Rinder (oder auch Schweine,<br />

Pferde oder Schafe) besaß, kam zu Fleisch<br />

<strong>und</strong> Leder, ohne auf die Jagd zu gehen.<br />

Unsere Ahnen mussten nicht mehr den Herden<br />

hinterher ziehen. Jäger <strong>und</strong> Sammler<br />

wurden sesshaft. Das Zeitalter der Viehzucht<br />

<strong>und</strong> des Ackerbaus begann.<br />

DER URSPRUNG ALLER RASSEN<br />

Erst im Jahr 2012 haben Mainzer Anthropologen<br />

gemeinsam mit französischen <strong>und</strong><br />

englischen Kollegen herausgef<strong>und</strong>en, wie<br />

erstaunlich klein die »Quelle« ist, der alle<br />

uns heute bekannten Rinderrassen einst<br />

entsprungen sind. Ihrer genetischen Studie<br />

zufolge stammen unsere Hausrinder von<br />

lediglich 80 wilden Auerochsen ab, die vor<br />

ungefähr 10.500 Jahren im Nahen Osten<br />

domestiziert wurden.<br />

»Die Auerochsen sind nicht mit den zahmen<br />

<strong>und</strong> umgänglichen Hausrindern von heute<br />

vergleichbar. Diese Tiere in Gefangenschaft<br />

zu halten, war schon ein schwieriges Unterfangen.<br />

Sie dann langfristig erfolgreich zu<br />

zähmen <strong>und</strong> zu züchten, muss eine echte<br />

Herausforderung gewesen sein«, merkt Prof.<br />

Dr. Joachim Burger von der Johannes<br />

Gutenberg-Universität in Mainz an. Untersuchungen<br />

an prähistorischen Tierknochen<br />

zeigten, dass nicht nur Rinder, sondern auch<br />

Ziegen, Schafe <strong>und</strong> Schweine erstmalig im<br />

Nahen Osten domestiziert worden seien.<br />

LANDSCHLÄGE ENTWICKELN SICH<br />

Im Laufe der Jahrtausende, seit die ersten<br />

Menschen mit der Viehzucht begonnen hatten,<br />

entwickelten sich aus den wilden Ochsen<br />

verschiedenste Rassen heraus. Da die<br />

Tiere den Umweltverhältnissen damals stärker<br />

ausgesetzt waren – reine Stallhaltung war<br />

noch <strong>und</strong>enkbar – entwickelten sich verschiedene<br />

»Landschläge«. Die Evolution<br />

sorgte allerorten für die richtigen Klauen je<br />

nach Gelände, die zweckmäßigste Felllänge<br />

Fotos: Ramona Klein, Pixabay, Archiv<br />

Hat große Ähnlichkeit mit dem Braunvieh <strong>und</strong><br />

grast in hoher Zahl im Allgäu: das Grauvieh<br />

Die Hinterwälder sind eine urwüchsige Rinderrasse<br />

aus dem Südschwarzwald. Dort haben sie<br />

über Jahrh<strong>und</strong>erte das Landschaftsbild geprägt<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong> 69


NATUR<br />

Manches Braunvieh beneidet sie um ihre prächtigen Hörner.<br />

Schottische Hochlandrinder dürfen auch zum <strong>Viehscheid</strong><br />

Das Limpurger Rind, auch Leintäler genannt,<br />

ist die älteste Rinderrasse Württembergs<br />

Längst traben nicht nur braune Vierbeiner<br />

zum Scheidplatz. Auf dem Vormarsch ist<br />

insbesondere das Schweizer Fleckvieh<br />

<strong>und</strong> Ohrengröße passend zum Klima, die<br />

geeignete Verdauung je nach Futter <strong>und</strong> die<br />

beste Zeit, um Kälber auf die Welt zu bringen.<br />

Ein gutes Beispiel ist das zottelige Fell<br />

der schottischen Hochlandrinder – ein idealer<br />

Pelzmantel für die raue Wetterlage.<br />

Erst viel später begannen Viehzüchter, die<br />

Tiere nach ihrem Willen <strong>und</strong> Bedarf durch<br />

gezielte Kreuzungen anzupassen. So werden<br />

heute Rinder nicht nur nach ihren äußerlichen<br />

Merkmalen, sondern nach ihrer Nutzung<br />

unterschieden. In modernen Industrienationen<br />

sind das vor allem spezialisierte<br />

Kühe für die Milch- <strong>und</strong> Fleischproduktion.<br />

ALLROUNDER: DAS BRAUNVIEH<br />

Ein typischer Vertreter der sogenannten<br />

Zweinutzungsrassen, die sowohl als Milchals<br />

auch Fleischgeber dienen, ist das Allgäuer<br />

Braunvieh. Das mittelgroße, robus te <strong>und</strong><br />

»geländegängige« Rind ist gut angepasst an<br />

die Bedingungen des Hochgebirges, an die<br />

steilen Hänge <strong>und</strong> die empfindliche Vegetation.<br />

Die Milch des Braunviehs ist zum Käsen<br />

gut geeignet, weswegen es sich langfristig<br />

auf den Allgäuer Senn alpen durchgesetzt<br />

hat. Gleichzeitig ist es auch ein recht ergiebiger<br />

Fleischlieferant. Ein Vierbeiner wiegt<br />

r<strong>und</strong> 600 Kilogramm <strong>und</strong> hat ein Stockmaß<br />

von etwa 1,40 Metern. Bis zu 7000 Liter<br />

Milch kann eine Braunviehkuh liefern.<br />

Ursprüngliche Dreinutzungsrassen, wie sie<br />

früher zuhauf zu finden waren, haben übrigens<br />

nur in armen Ländern ihre Bedeutung<br />

behalten. Sie werden, neben ihrem Wert als<br />

Fleisch- <strong>und</strong> Milchbringer, auch als Arbeitstiere<br />

zum Ziehen von Pflügen oder zum Tragen<br />

schwerer Lasten eingesetzt.<br />

DIE »GSCHECKTE«<br />

Sie machen die Allgäuer Wiesen bunter: Das<br />

Fleckvieh ist auf dem Vormarsch. Auch diese<br />

Rinder zählen zu den Zweinutzungsrassen.<br />

Es sind großwüchsige <strong>und</strong> kräftige Tiere. Ihr<br />

Ursprung liegt in der Schweiz. Dort werden<br />

sie Simmentaler genannt. Sie sind etwa<br />

gleich groß wie das Allgäuer Braunvieh,<br />

bringen aber an die h<strong>und</strong>ert Kilo mehr auf<br />

die Waage – Stiere wiegen sogar über eine<br />

Tonne. In Süddeutschland ist Fleckvieh mittlerweile<br />

die häufigste Kuhrasse – deutschlandweit<br />

gesehen die zweitwichtigste Rasse<br />

nach den schwarz-weißen Holsteinern. Trotz<br />

ihrer Größe sind Fleckviehrinder anpassungsfähig<br />

<strong>und</strong> friedfertig.<br />

Sowohl als guter Milchlieferant als auch<br />

wegen ihrer Fleischqualität sind sie längst zu<br />

einem Exportschlager geworden. Weltweit<br />

gibt es Schätzungen des Zuchtspezialisten<br />

Bayern Genetik zufolge über 40 Millionen<br />

Tiere. Besonders in Afrika <strong>und</strong> Südamerika<br />

ist die Rinderrasse gefragt. Hier ergaben sich<br />

allerdings Probleme: Typischerweise haben<br />

Fleckviehrinder ein weißes Gesicht. Durch<br />

die massive Sonneneinstrahlung auf den<br />

neuen Weiden fern der Heimat hatten die<br />

Rinder oft mit Augentumoren zu kämpfen.<br />

Die Züchter wussten sich zu helfen, indem<br />

sie vermehrt Tiere mit einem »Farbfehler«<br />

einkreuzten. Bei einem kleinen Teil der<br />

70<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong>


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ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong> 71


NATUR<br />

Die schwarz-weißen Kühe sind die fleißigsten Milchproduzentinnen weltweit –<br />

auch in unserer Region gibt es mittlerweile viele Holsteiner<br />

bayerischen Fleckvieh-Rinder treten dunkle<br />

Fellfärbungen um die Augen <strong>und</strong> am Augenlid<br />

auf – diese dunklen Kringel wirken wie<br />

eine Sonnenbrille.<br />

DIE »MILCHIGE«<br />

Während man um 1900 herum schon zufrieden<br />

war, wenn eine ges<strong>und</strong>e Kuh 1500 Liter<br />

Milch gab, finden sich heute in den Ställen<br />

der industriellen Betriebe wahre »Hochleis -<br />

tungskühe«. Im Blickpunkt der Milchindus -<br />

trie steht heute praktisch nur noch eine einzige<br />

Rasse: das Holstein-Friesian-Rind, kurz<br />

»HF-Rind« oder Holsteiner genannt. R<strong>und</strong><br />

um den Globus ist vor allem dieses Rind für<br />

die Milchproduktion zuständig. Wegen ihrer<br />

schwarz-weißen Fellzeichnung hießen die<br />

Tiere, die ihre Wurzeln im norddeutschen<br />

Raum haben, ursprünglich Schwarzbunte.<br />

Die alte Rasse ist mittlerweile jedoch durch<br />

die neue HF-Zuchtform aus Amerika weitgehend<br />

ersetzt worden. Eine durchschnittliche<br />

Holsteinerkuh bringt es auf 10.000 Liter<br />

Milch pro Jahr. In der Massenabfertigung<br />

Stramme Schenkel hat<br />

dieses Exemplar. Auch<br />

Fleischrassen dürfen auf<br />

die Bergwiesen<br />

gehen bis zu 16.000 Liter – bei solchen Mengen<br />

fließt jedoch mit der Milch schnell auch<br />

die Lebenskraft aus der Kuh. Solche Tiere<br />

werden nicht alt.<br />

Im Allgäu, wo schon aufgr<strong>und</strong> der äußeren<br />

Umstände seit jeher noch etwas naturnäher<br />

gewirtschaftet wird, gibt man sich in der<br />

Regel mit 8000 Litern Milch pro Jahr zufrieden<br />

– wobei dies, verglichen mit früher,<br />

schon eine gewaltige Differenz ist. Insbesondere<br />

Zuchtkritiker <strong>und</strong> Tierschützer führen<br />

an, dass Züchter die Leistung von Kühen in<br />

den vergangenen 100 Jahren stärker vorangetrieben<br />

haben als Ingenieure die Motorisierung<br />

von Automobilen. Holsteiner gibt es<br />

auch in einer rotbunten Färbung. Für Laien<br />

sind sie vom Fleckvieh dann schwer zu unterscheiden.<br />

PFUNDSKERLE<br />

In der Region r<strong>und</strong> ums Allgäu sind es überwiegend<br />

Milch- <strong>und</strong> Zweinutzungsrassen,<br />

die auf den Alp- <strong>und</strong> Talweiden grasen. Dennoch<br />

leben hier viele Rinder, die gezüchtet<br />

werden, um auf dem Teller zu landen.<br />

Prominente Vertreter dieser Rassen sind die<br />

weißblauen Belgier – stämmige Tiere, die<br />

sich durch Muskeln an allen fleischtragenden<br />

Körperpartien auszeichnen. Es gibt sie<br />

in drei Fellvarianten: weiß, schwarzweiß <strong>und</strong><br />

natürlich blauweiß – diese eigentlich grau-<br />

72<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong>


Die Plüschrinder aus Schottland – »White Galloways« werden<br />

hornlos geboren <strong>und</strong> gelten als besonders robust<br />

schwarze Färbung wirkt im Licht tatsächlich<br />

bläulich. Hochgezüchtet sehen die Fleischkolosse<br />

aus, als kämen sie direkt aus dem<br />

Fitnessstudio. In dieser Form findet man sie<br />

hauptsächlich in großen Mastbetrieben.<br />

Aufgr<strong>und</strong> ihrer genetischen Beschaffenheit<br />

setzen die Rinder viele Muskeln, aber eben<br />

kaum Fett an.<br />

Ebenfalls eine typische Fleischrasse sind die<br />

Angusrinder: Unverkennbar ist ihre einheitlich<br />

schwarze oder rote Fellfärbung <strong>und</strong> die<br />

genetische Hornlosigkeit, gepaart mit einem<br />

kleinen Kopf. Angusrinder sind mütterlich,<br />

anspruchslos <strong>und</strong> gute Futterverwerter. Etwa<br />

3500 von ihnen grasen laut dem bayerischen<br />

Statistikamt auf den Weiden Schwabens.<br />

VIERBEINER VON FERNEN INSELN<br />

Andere Vertreter der Fleischproduzenten<br />

überraschen regelmäßig Wanderer in der<br />

Allgäuer Bergwelt. Die urtümlichen Hochlandrinder<br />

<strong>und</strong> die »plüschigen«, lockigen<br />

Galloways stammen aus Schottland, finden<br />

sich in der Alpenregion aber ebenfalls gut<br />

zurecht. Das mag an ihren Vorfahren liegen:<br />

Noch vor wenigen Jahrh<strong>und</strong>erten galten<br />

sowohl das Allgäu als auch Schottland als<br />

unwirtliche Gebiete, in denen Menschen <strong>und</strong><br />

Tiere zäh sein mussten, um zu überleben.<br />

Nicht zuletzt wachsen sogar japanische Perlen<br />

an Allgäuer Hängen – manch einer hat<br />

vielleicht vom »besten Fleisch der Welt«<br />

gehört. Es stammt vom Wagyu-Rind <strong>und</strong> ist<br />

berühmt für seine feine Marmorierung –<br />

Wagyu ist japanisch <strong>und</strong> bedeutet »japanisches<br />

Fleisch«. In ihrer asiatischen Heimat<br />

nennt man sie auch Tajima-Rinder (übersetzt:<br />

Schwarzvieh). Manch aufmerksamer<br />

»Beef«-Leser denkt sich jetzt »Moment – ich<br />

habe gehört, das beste Fleisch kommt vom<br />

Koberind«. Kobe ist allerdings nichts anderes<br />

als Wagyu mit geschützter Herkunfts -<br />

bezeichnung – aus dem japanischen Verwaltungsbezirk<br />

Kobe.<br />

ZURÜCK ZU DEN WURZELN<br />

Wer das »beste Fleisch der Welt« probieren<br />

möchte, kann das im westlichen Allgäu tun –<br />

auf dem Hofgut Ratzenberg, das sehr idyllisch<br />

nahe Lindenberg liegt. Auf den Weiden r<strong>und</strong><br />

um den Bio-Hof fühlen sich die exklusiven<br />

Japaner wohl. Bei ihrer Aufzucht lassen sich<br />

Hofgutbesitzer Alexander Eisenmann-Mittenzwei<br />

<strong>und</strong> seine Mitarbeiter viel Zeit. Denn<br />

Wagyu-Rinder benötigen fast doppelt so lange<br />

wie andere Rassen, bis sie ihre Schlachtreife<br />

erreichen. Neben den Feinschmecker-Tieren<br />

(im doppelten Sinne) leben hier auch Tiroler<br />

Grauvieh, Allgäuer Braunvieh <strong>und</strong> sogar eine<br />

halbwilde Herde, die Ihnen nun ein Begriff<br />

sein dürfte: eine Rückzüchtung des Allgäuer<br />

Auerochsen. • Viola Elgaß


NATUR<br />

10 FAKTEN<br />

ÜBER MILCH<br />

Ob morgens im Kaffee oder als Zutat im Kuchen – auf Milch können die<br />

meisten Menschen nicht verzichten. Dabei kann man den weißen<br />

Alleskönner nicht nur trinken, sondern sogar anziehen.<br />

1. MILCH IST KEIN GETRÄNK<br />

Obwohl Milch flüssig ist <strong>und</strong> wir sie hauptsächlich<br />

trinken, zählt sie zu den Nahrungsmitteln.<br />

Das liegt an ihrem hohen<br />

Nährstoffgehalt.<br />

2. 90 KILOGRAMM<br />

… an Frischmilchprodukten wie Joghurt<br />

<strong>und</strong> Sahne nehmen die Deutschen im<br />

Jahresdurchschnitt zu sich. Die Konsummilch<br />

aus dem Supermarkt macht dabei<br />

den größten Anteil aus.<br />

3. MILCH KANN MAN ANZIEHEN<br />

Der modebewusste Milchfan kann Kleidung<br />

aus Milch kaufen. Das Hamburger<br />

Unternehmen QMilch hat eine Methode<br />

entwickelt, wie man aus dem Milcheiweiß<br />

Fasern <strong>und</strong> damit Stoffe machen kann.<br />

4. FAST 700 TONNEN MILCH<br />

… werden pro Jahr weltweit produziert –<br />

ein Großteil davon stammt aus dem Euter<br />

der Milchkuh, der Rest überwiegend von<br />

Schafen <strong>und</strong> Ziegen.<br />

5. EIN GLAS MILCH<br />

… empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für<br />

Ernährung täglich zu trinken, um sich ausgewogen<br />

<strong>und</strong> ges<strong>und</strong> zu ernähren.<br />

6. 31. JULI 1930<br />

An diesem Tag trat das erste deutsche<br />

Milchgesetz in Kraft, um Verunreinigungen<br />

in der Milch auszuschließen. Zuvor streckte<br />

mancher Landwirt sie mit Wasser, um mehr<br />

Liter verkaufen zu können.<br />

7. KEINE MILCH MIT ANTIBIOTIKA<br />

Wer Antibiotika verschrieben bekam, hat<br />

das bestimmt vom Arzt gehört. Manche<br />

Antibiotika verbinden sich mit dem Calcium<br />

der Milch <strong>und</strong> passen dann nicht mehr<br />

durch die Darmwand. So gelangt der Wirkstoff<br />

nicht in die Blutbahn, sondern wird<br />

wieder ausgeschieden.<br />

8. 100 LITER WASSER ...<br />

… säuft die Durchschnittskuh am Tag.<br />

Einen Teil davon nimmt sie – sofern sie auf<br />

der Weide grasen darf – über Pflanzen auf.<br />

9. ... UND 20 LITER MILCH<br />

… gibt die Kuh, wenn sie ihre Wasserration<br />

getrunken hat. Nicht all ihre Milch geht in<br />

den Verkauf, es wird ein großer Teil weiterverarbeitet.<br />

Für ein Kilo Käse braucht man<br />

zwischen 4 (Weichkäse) <strong>und</strong> 12 Liter (Hartkäse)<br />

Milch.<br />

10. MILCH KANN MAN TANKEN<br />

Im Allgäu gibt es »Milchtankstellen«, an<br />

denen K<strong>und</strong>en r<strong>und</strong> um die Uhr Milch<br />

(manchmal auch Wurst <strong>und</strong> Käse) kaufen<br />

können. Zum Beispiel bei Bauernhof Kögel<br />

bei Immenstadt oder beim Biolandbetrieb<br />

Müller in Kißlegg.<br />

Fotos: Pixabay, Unsplash<br />

74<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong>


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ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong> 75


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Hunger. Dabei muss es vor allem im Sommer keine riesige Portion sein.<br />

Wir stellen Ihnen ein leckeres Rezept vor, das Sie ganz einfach zuhause<br />

zubereiten können.<br />

ZUTATENLISTE<br />

(FÜR 4 PERSONEN)<br />

• 200 g Mehl<br />

• 100 ml Bier<br />

• 80 g Sauerrahm<br />

• 1/4 Hefewürfel<br />

• 1/2 TL Salz<br />

• 1 EL Fenchelsamen<br />

• 1 EL Olivenöl<br />

• 400 g junge dicke Bohnenkerne (TK)<br />

• Salz<br />

• 1 Kopf Endiviensalat<br />

• 1/4 B<strong>und</strong> Bohnenkraut<br />

• 1 B<strong>und</strong> Petersilie<br />

• 2-3 EL Weißweinessig<br />

• 1 TL Senf<br />

• 120 ml Sonnenblumenöl<br />

• Pfeffer<br />

• 200 g Allgäuer Bergkäse<br />

ZEITANGABEN<br />

Zubereitung:<br />

25 Minuten<br />

Ruhezeit für den Teig: 4 St<strong>und</strong>en<br />

Foto <strong>und</strong> Quelle: Landesvereinigung der Bayerischen Milchwirtschaft<br />

ZUBEREITUNG:<br />

1. Mehl mit Bier, Sauerrahm, Hefe, Salz <strong>und</strong><br />

der Hälfte der Fenchelsamen verkneten,<br />

bis der Teig nicht mehr klebt. Diesen zu<br />

einer Kugel formen, mit Mehl bestäuben<br />

<strong>und</strong> mit einem Tuch abgedeckt mindestens<br />

4 St<strong>und</strong>en gehen lassen.<br />

2. Ofen auf 240 Grad Celsius (220 Grad bei<br />

Umluft) vorheizen. Den Teig auf ein mit<br />

Backpapier belegtes Blech legen <strong>und</strong> mit<br />

den Händen darauf verteilen. Den Fladen<br />

mit Olivenöl bepinseln, mit den<br />

restlichen Fenchelsamen bestreuen <strong>und</strong><br />

15 bis 20 Minuten goldbraun backen.<br />

3. Die Bohnenkerne in gesalzenem Wasser<br />

5 Minuten kochen, abgießen <strong>und</strong> kalt<br />

abschrecken. Salat <strong>und</strong> Kräuter waschen,<br />

die Kräuterblättchen abzupfen. Die Hälfte<br />

der Kräuter für die Garnitur beiseite<br />

stellen. 2 EL Bohnenkerne mit 2 EL<br />

Wasser, Essig, Senf <strong>und</strong> den Kräuterblättchen<br />

pürieren. Dabei langsam das<br />

Öl dazu gießen, bis daraus eine cremige<br />

Sauce entsteht. Diese kräftig mit Salz<br />

<strong>und</strong> Pfeffer würzen.<br />

4. Den Bergkäse in Würfel schneiden oder<br />

in Stückchen brechen. Bohnen <strong>und</strong> Salat<br />

mit der Sauce mischen, auf Tellern verteilen<br />

<strong>und</strong> mit Käse <strong>und</strong> den restlichen<br />

Kräutern bestreut servieren. Das Brot in<br />

Streifen schneiden <strong>und</strong> dazu reichen.<br />

76<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong>


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ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong> 77


REPORTAGE<br />

DIE NEUE LUST<br />

AM ALTEN HANDWERK<br />

Von wegen ausgestorben: In Zeiten der Massenproduktion gewinnt das<br />

authentische, von Hand Hergestellte wieder an Wert. Damit selten gewordene<br />

Berufe nicht in Vergessenheit geraten, kann man sie in den Allgäuer<br />

Freilichtmuseen noch regelmäßig beobachten <strong>und</strong> ausprobieren.<br />

78<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong>


ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong> 79


REPORTAGE<br />

Lebendig: Als das Alphorn von der Schweiz ins Allgäu kam, war<br />

es gar keine Frage, dass sich sehr schnell findige Holzhandwerker<br />

fanden, die die Herstellung des Instrumentes in die eigenen<br />

Hände nahmen.<br />

Lebendig: Die billige Massenware konnte handwerkliche Qualität<br />

nicht verdrängen. In der Museumstöpferei in Illerbeuren kann man<br />

sehen, dass die heimischen Töpfer <strong>und</strong> Keramiker zum Teil sehr<br />

individuelle <strong>und</strong> kreative Gefäße entwickelt haben.<br />

80<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong>


Gefährdet: Der Küfer, auch Böttcher oder Fassbinder, stellt<br />

Behälter aus Holz her. Früher hing sein Handwerk eng mit den<br />

Winzern <strong>und</strong> Bierbrauern zusammen, die Fässer für ihre flüssige<br />

Fracht brauchten. Heute bestehen diese meist aus Plastik.<br />

Gefährdet: Dauerhafter Schutz für Hausfassaden ist zwar heute<br />

noch sehr gefragt. Die Schindelmacher, die in mehreren<br />

Arbeitsgängen Schindeln aus verschiedenen Hölzern fertigen,<br />

sind jedoch selten geworden.<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong> 81


REPORTAGE<br />

ALTES HANDWERK<br />

»LIVE« ERLEBEN<br />

Lebendig: Feines Backwerk findet man überall.<br />

Traditionelle Bäcker, die ohne Tiefkühlteig aus der<br />

Industrie arbeiten, haben jedoch einen hohen<br />

Preis- <strong>und</strong> Konkurrenzdruck.<br />

Schwäbisches Bauernhofmuseum Illerbeuren<br />

Mehr als 30 Gebäude aus vier Jahrh<strong>und</strong>erten lassen<br />

hier Vergangenes lebendig werden. Im weitläufigen<br />

Museumsgelände gibt es viel Interessantes zur<br />

ländlichen Kulturgeschichte zwischen Allgäu <strong>und</strong><br />

Ries zu entdecken. Bei den beliebten<br />

Handwerkertagen am 8. <strong>und</strong> 9. September <strong>2018</strong><br />

dürfen die Besucher auch selbst Hand anlegen.<br />

Schwäbisches Bauernhofmuseum Illerbeuren<br />

Museumstraße 8, 87758 Kronburg-Illerbeuren<br />

www.bauernhofmuseum.de<br />

Bauernhaus-Museum Wolfegg<br />

Das Bauernhaus-Museum liegt im Landkreis<br />

Ravensburg, ganz in der Nähe des Bodensees.<br />

Anhand von historischen Bauernhäusern zeigt es<br />

ländliche Kulturgeschichte Oberschwabens <strong>und</strong> des<br />

westlichen Allgäus. Heuer wird dort das 40.<br />

Jubiläumsjahr gefeiert. Beim großen Jubiläumsfest<br />

vom 31. August bis 2. September <strong>2018</strong> führen unter<br />

anderem zahlreiche Handwerker ihre Gewerke <strong>und</strong><br />

die Vielfalt ihres Geschicks vor.<br />

Bauernhaus-Museum Allgäu-Oberschwaben Wolfegg<br />

Vogter Straße 4, 88364 Wolfegg<br />

www.bauernhausmuseum-wolfegg.de<br />

Fotos: Peter Elgaß<br />

Allgäuer Bergbauernmuseum Diepolz<br />

Das auf über 1000 Metern gelegene<br />

Freilichtmuseum entführt den Besucher in die Welt<br />

der Allgäuer Bergbauern vor 200 Jahren. In<br />

historischen Gebäuden wird anschaulich das<br />

entbehrungsreiche <strong>und</strong> harte Leben der Älpler<br />

dokumentiert. Am 26. August führen<br />

Handarbeiterinnen <strong>und</strong> Mächler vom Verein<br />

Landhand Allgäu den Besuchern traditionelle<br />

Handwerkstechniken vor.<br />

Allgäuer Bergbauernmuseum e. V.<br />

Diepolz 44, 87509 Immenstadt<br />

www.bergbauernmuseum.de<br />

Lebendig: Steinmetze üben einen der ältesten<br />

handwerklichen Berufe aus. Fassaden <strong>und</strong><br />

Grabsteine wird man wohl immer brauchen.<br />

82<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong>


Gefährdet: Der Blaudruck ist eine Färbetechnik, die weiße<br />

Topflappen, Tischdecken oder Taschentücher mit Ziermustern<br />

versieht. Das arbeitsintensive Verfahren wird nur noch von<br />

wenigen Künstlerinnen beherrscht.<br />

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... natürlich genießen über dem Hopfensee<br />

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ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong> 83


BRAUCHTUM<br />

BEIM WIRT<br />

AM STAMMTISCH<br />

84<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong>


Unser Holzstich zeigt den historischen »Newsroom«: Damals war man auf<br />

Neuigkeiten von anderen angewiesen. Debatten wurden nicht anonym an der<br />

Tastatur, sondern persönlich geführt. Freilich endete manches<br />

»Fachgespräch« in einer Rauferei.<br />

Gasthäuser waren insbesondere im<br />

19. Jahrh<strong>und</strong>ert ein beliebter <strong>und</strong><br />

wichtiger Treffpunkt für Stadt<strong>und</strong><br />

Dorfbewohner. Nachrichten, Erlebnisse<br />

<strong>und</strong> Geschichten wurden ausgetauscht.<br />

Radio <strong>und</strong> Fernsehen gab es ja noch nicht.<br />

Ehe die flächendeckende Stromversorgung<br />

auch bäuerliche Regionen wie das Allgäu erreichte,<br />

prägte Dunkelheit die Abende. Kerzenlicht<br />

war teuer <strong>und</strong> ein guter Gr<strong>und</strong> für<br />

viele Bewohner, eine Schenke zu besuchen.<br />

Vor allem im Winter kamen die Menschen<br />

gerne zusammen, um sich in Gesellschaft<br />

am flackernden Kaminfeuer in der Gaststube<br />

aufzuwärmen.<br />

Speziell im ländlichen Raum war der Sitz am<br />

Stammtisch, an dem regionale <strong>und</strong> politische<br />

Neuigkeiten ausgetauscht, debattiert<br />

<strong>und</strong> vor allem gutes Bier getrunken wurde,<br />

der Oberschicht vorbehalten. So setzte sich<br />

ein Dorfstammtisch bis weit in die zweite<br />

Hälfte des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts vor allem aus feinen<br />

Herrschaften wie dem Bürgermeister,<br />

Arzt, Apotheker, Lehrer, Förster oder wohlhabenden<br />

Bauern zusammen. Die Einladung<br />

an einen Ortsfremden, am Stammtisch<br />

Platz zu nehmen, war eine besondere Ehre –<br />

<strong>und</strong> eine Ablehnung eine große Beleidigung.<br />

Der Fremde tat dann besser daran, schnell<br />

weiterzuziehen.•<br />

Viola Elgaß<br />

Holzstich: Archiv<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong> 85


HANDWERK<br />

HIER FLIEGEN DIE SPÄNE<br />

DIE KETTENSÄGEN-KÜNSTLERIN<br />

Schweres Gerät <strong>und</strong> filigrane Kunst – wie das zusammenpasst, zeigt Martina<br />

Gast. Die Allgäuerin sieht in einem Baumstamm mehr als Brennholz, sie<br />

sieht eine Skulptur. Und diese schnitzt sie mit Fingerspitzengefühl <strong>und</strong><br />

PS-starker Unterstützung aus dem Holz.<br />

86<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong>


Bevor die junge Allgäuerin zum schweren Gerät greift, zückt sie erst den Stift<br />

<strong>und</strong> fertigt eine Skizze wie hier für ihre Hexenskulptur<br />

Ihr erstes großes, man möchte fast sagen riesiges Werk:<br />

Auf die Holzhexe ist die Schnitzerin zurecht stolz<br />

Während andere in ihrer Freizeit<br />

gerne zu einem Buch oder der<br />

Fernbedienung greifen, nimmt<br />

die 36-Jährige eine Kettensäge in die Hände.<br />

Ihre Leidenschaft ist das Chainsaw-Carving:<br />

Was sich zunächst gefährlich anhört <strong>und</strong><br />

manchen an einen bekannten Horrorfilm<br />

erinnert, ist eine unterschätzte Kunstform.<br />

Mithilfe verschiedener Motorsägen <strong>und</strong> anderen<br />

Werkzeugen, gelingt es Martina Gast<br />

aus einem Baumstamm eine Eule, einen<br />

Specht oder Schäferh<strong>und</strong>, ja gar eine riesige<br />

Hexe zu schnitzen.<br />

NICHT ALLER ANFANG IST SCHWER<br />

Seinen Anfang nahm alles im Sommer vor<br />

fünf Jahren: Auf einer Veranstaltung sah sie<br />

zum ersten Mal einen Kettensägen-Schnitzer<br />

<strong>und</strong> war fasziniert davon, wie innerhalb kurzer<br />

Zeit so filigrane Sachen mit so schwerem<br />

Gerät geschaffen werden konnten. »Das hat<br />

mich dann nicht mehr losgelassen <strong>und</strong> ich<br />

habe überlegt, ob ich das nicht auch kann«,<br />

sagt die Allgäuerin rückblickend.<br />

Und da Martina Gast eine Frau ist, die gerne<br />

anpackt, dauerte es nicht lange bis sie an ihrem<br />

ersten Kurs bei einem Profi teilgenommen<br />

hat. Dort merkte sie schnell, dass es ihr<br />

nicht nur unheimlichen Spaß macht, sondern<br />

dass sie auch ein Händchen für das<br />

Schnitzen mit der Kettensäge hat. Ihr allererstes<br />

Werk war ein Pilz, der sich aufgr<strong>und</strong><br />

seiner Form sehr gut eignet, um das Chainsaw-Carving<br />

zu erlernen, wie sie erklärt.<br />

Doch das reichte ihr nicht <strong>und</strong> so schuf sie<br />

innerhalb kurzer Zeit mehr Wald- <strong>und</strong> Wiesenbewohner<br />

aus Holz. Nach Eulen, Hasen<br />

<strong>und</strong> Bäumchen wagte sie sich an etwas Größeres.<br />

Eine lebensgroße Hexe sollte es sein.<br />

Und auch hier galt bei der jungen Frau wieder:<br />

Gesagt, getan! Nachdem sie eine Skizze<br />

gefertigt <strong>und</strong> den richtigen Baumstamm<br />

gef<strong>und</strong>en hatte, legte sie los. Nach st<strong>und</strong>enlanger,<br />

schweißtreibender Arbeit konnte sie<br />

ihr Werk bew<strong>und</strong>ern.<br />

Wenn aus einem Handwerk ein Kunstwerk wird.<br />

Bei dem Anblick fällt es schwer zu<br />

glauben, dass dies mal ein Baum war<br />

DIE AUSRÜSTUNG IST DAS A UND O<br />

Bei der Schaffung halfen ihr aber nicht nur<br />

ihr Geschick <strong>und</strong> ihre Vorstellungskraft.<br />

Beim Schnitzen mit der Motorsäge kommt<br />

es auch auf die richtige Ausrüstung an, wie<br />

die 36-Jährige betont. Man kann nicht einfach<br />

eine beliebige Kettensäge in die Hand<br />

nehmen <strong>und</strong> drauf los schnitzen. Für das<br />

Carving gibt es spezielle Carving-Schienen,<br />

die vorne spitz zulaufen. Dies ermöglicht die<br />

filigranen Arbeiten am Holz <strong>und</strong> gewährleistet<br />

eine bessere Kontrolle über die Säge.<br />

»Allerdings: Ein gewisses Risiko bleibt immer.<br />

Man muss schon mit Bedacht mit ihr<br />

umgehen«, ergänzt Martina Gast im gleichen<br />

Atemzug. Und das tut die junge Frau<br />

aus Missen mit ihren mittlerweile zehn Kettensägen.<br />

Ebenfalls unerlässlich ist die richtige<br />

Schutzausrüstung. Dazu gehören eine<br />

Schnitzschutzhose, festes Schuhwerk, Ohrenschützer<br />

<strong>und</strong> eine Schutzbrille, die verhindert,<br />

dass umherfliegende Holzspäne ins<br />

Auge geraten.<br />

Gerade bei Eichenholz kann das schnell<br />

schmerzhaft werden, da der Baum zu den<br />

Harthölzern gehört <strong>und</strong> schon ein kleiner<br />

Span im Auge zu Verletzungen führen kann.<br />

Doch das ist auch schon der einzige negative<br />

Punkt des heimischen Holzes. Denn laut<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong> 87


HANDWERK<br />

Mehr ist mehr <strong>und</strong> viel hilft viel. Die Ausrüstung der jungen Frau ist in den letzten Jahren stetig<br />

gewachsen <strong>und</strong> zeigt, was es alles braucht, um eine Figur aus Holz zu schnitzen<br />

Fotos: Martina Gast<br />

Ob Eule oder Bär – Martina Gast entlockt mir ihren<br />

Kettensägen jedem Baumstamm sein inneres Tier<br />

RAN AN DIE SÄGE<br />

Wer noch mehr über die<br />

sympathische Schnitzerin <strong>und</strong><br />

ihr Hobby erfahren möchte, der<br />

sollte einen Blick auf ihre Homepage werfen. Dort<br />

finden sich auch zusätzliche Informationen zu ihren<br />

Kursen <strong>und</strong> viele weitere tolle Bilder ihrer Arbeiten.<br />

www.allgaeu-carving.de<br />

Martina Gast eignet es sich ansonsten sehr<br />

gut für die Arbeit mit der Kettensäge, da es<br />

sehr witterungsbeständig ist <strong>und</strong> die Skulpturen<br />

für den Außenbereich geschaffen werden.<br />

Auch Nadelhölzer können verwendet<br />

werden, wie etwa Lärche, das eine schöne<br />

Färbung aufweist. Allerdings findet man in<br />

der Region nur wenige Lärchenbäume, die<br />

den Durchmesser haben, den man braucht.<br />

Denn: Je größer eine Skulptur werden soll,<br />

umso größer muss der Durchmesser sein. So<br />

brauchte die Kettensägen-Künstlerin für ihre<br />

lebensgroße Hexe einen Stamm mit einem<br />

Durchmesser von gut einem halben Meter.<br />

Doch der Allgäuerin kommt es nicht nur auf<br />

die Größe an. »Ich bin auch darauf bedacht,<br />

dass ich Holz aus der Region verwende.«<br />

SO VIEL ZU TUN, SO WENIG ZEIT<br />

Auf Regionalität legt sie auch Wert, wenn es<br />

darum geht, wo die Skulpturen später stehen<br />

sollen. Es ist nun nicht so, dass sie ihre Werke<br />

ausschließlich an Allgäuer verkauft, doch<br />

oft ist es wenig sinnvoll <strong>und</strong> sehr mühsam,<br />

eine zentnerschwere Skulptur durch die<br />

ganze Republik an ihren späteren Bestimmungsort<br />

zu fahren. Aus diesem Gr<strong>und</strong> hilft<br />

sie Interessenten auch dabei, einen Kettensägen-Schnitzer<br />

in dessen Umgebung zu suchen<br />

<strong>und</strong> hat dafür auf ihrer Homepage eine<br />

Karte mit Künstlern im deutschsprachigen<br />

Raum erstellt.<br />

Ein weiterer Gr<strong>und</strong> für die Vermittlungstätigkeit<br />

der jungen Frau ist die steigende<br />

Nachfrage nach Holzskulpturen in den letzten<br />

Jahren, die sie alleine nicht bedienen<br />

kann. Für sie ist das Chainsaw-Carving ein<br />

Hobby – wenn auch ein zeitintensives –, das<br />

sie neben ihrem Beruf als Erzieherin ausübt<br />

<strong>und</strong> das soll es auch bleiben, wie sie sagt. Zudem<br />

hätte sie, wenn sie alle Anfragen annehmen<br />

würde, keine Zeit mehr für ihre<br />

Schnitzkurse, die sie mehrmals im Jahr gibt.<br />

SCHNITZEN IST FÜR ALLE DA<br />

Der Schritt von der Schnitzerin zur Lehrerin<br />

<strong>und</strong> das Vermitteln ihres Wissens lag für sie<br />

als Erzieherin nahe, wie sie selbst sagt. Mittlerweile<br />

ist die Nachfrage nach einem Kurs<br />

bei der sympathischen Allgäuerin so groß,<br />

dass es enorme Wartelisten gibt. Bei einem<br />

Blick auf die Listen zeigt sich: eine Geschlechtertendenz<br />

gibt es nicht. Das bestätigt<br />

auch die Künstlerin. »Das Schöne an den<br />

88<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong>


Kursen ist, dass es ganz bunt gemischt ist. Es<br />

sind junge Leute wie Studenten dabei, aber<br />

auch Omas mit 70 Jahren. Und durchweg<br />

Männer <strong>und</strong> Frauen.«<br />

Für Martina Gast spielt es sowieso keine Rolle,<br />

wer an ihren Kursen teilnimmt. Für sie ist<br />

wichtig, dass die Leute sich trauen <strong>und</strong> sich<br />

nicht selbst die Grenze setzen, dass sie es<br />

nicht können. Hat man sich dann überw<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> die Kettensäge in die Hand genommen,<br />

erklärt die 36-Jährige die Gr<strong>und</strong>lage<br />

des Schnitzens. Beispielsweise ist es wichtig,<br />

dass man auf die Proportionen achtet. So rät<br />

sie dazu, die Säge immer mal wieder abzusetzen<br />

<strong>und</strong> ein paar Schritte zurückzugehen,<br />

um die Figur aus der Ferne zu betrachten –<br />

wie man es später auch tun wird, wenn die<br />

Skulptur im heimischen Garten steht. Auch<br />

ist es ratsam, öfter mal um sie herumzugehen,<br />

um zu sehen, ob die Proportionen noch<br />

stimmen. »Das Wichtigste aber ist, dass man<br />

Freude am Sägen hat«, sagt sie. Man merkt<br />

der Missenerin an, dass dies bei ihr definitiv<br />

der Fall ist. • Claudia Schöwe<br />

Soll es für den Garten mal ein Sitzmöbel der anderen Art sein? Kein Problem für die<br />

Künstlerin, die aus einem dicken Stamm einen robusten Sessel sägt<br />

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ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong> 89


NATUR<br />

ALLGÄUER SAGENWELT<br />

DER GEHEIMNISVOLLE ALATSEE<br />

Spätestens seit »Seegr<strong>und</strong>«, dem dritten Teil der erfolgreichen Buchreihe um Kommissar<br />

Kluftinger, ist das Gewässer nahe Füssen bekannt. Der »blutende See«, wie<br />

er im Volksm<strong>und</strong> genannt wird, hat es nicht nur den Autoren Volker Klüpfel <strong>und</strong><br />

Michael Kobr angetan. Zahlreiche Mythen ranken sich um den Alatsee.<br />

90<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong>


Unterirdische Gänge im Alatsee sollen<br />

nach Österreich führen. Manche<br />

Allgäuer glauben, dass alle Seen<br />

des Umlands über ein Gr<strong>und</strong>meer miteinander<br />

verb<strong>und</strong>en seien. Im Wasser des Sees<br />

sollen außerdem Monster leben, die unschuldige<br />

Wanderer <strong>und</strong> Fischer in die Tiefen reißen,<br />

sowie hübsche, verwunschene Frauen,<br />

die von attraktiven Männern gerettet werden<br />

wollen. Glaubt man den Sagen, haust vieles<br />

im Alatsee <strong>und</strong> vieles ist darin versteckt. Nur<br />

gef<strong>und</strong>en hat es bisher niemand.<br />

Die wohl älteste Geschichte über den verwunschenen<br />

Alatsee erzählt von einer sehr<br />

armen Frau, die ihr Fischrecht am See einst<br />

dem Kloster St. Mang in Füssen <strong>und</strong> dessen<br />

Vogt verpachtete. Der gierige Vogt allerdings<br />

behauptete später, dass das Recht seit jeher<br />

dem Kloster gehöre. Die Frau klagte vor Gericht,<br />

doch sie verlor den Prozess. So wandte<br />

sie sich Gott zu, wollte sich nicht mehr von<br />

ihrem Platz rühren, bis sich der Himmel<br />

selbst über das ungerechte Urteil äußerte.<br />

Dieser tat es mit einem Donnern <strong>und</strong> Krachen:<br />

Ein gewaltiger Bergrutsch riss eine Unzahl<br />

an Tannen in die Tiefe des Sees. Seitdem<br />

verfangen sich, so die Sage, Fischernetze in<br />

den Baumspitzen <strong>und</strong> Boote kommen mitsamt<br />

ihrer Besatzung zu Schaden.<br />

<strong>und</strong> verwünschten sich gegenseitig. Angesichts<br />

ihrer gotteslästerlichen Flüche ging ein<br />

furchtbares Donnern über ihnen nieder. Dieser<br />

löste einen Bergrutsch aus. Felshänge<br />

neigten sich über das Tal, in dem die Schwestern<br />

lebten. Ihr Haus fiel zusammen <strong>und</strong><br />

Dunkelheit bedeckte die Umgebung. Währenddessen<br />

gurgelte Wasser aus der Erde<br />

nach oben <strong>und</strong> sammelte sich zum heutigen<br />

Alatsee. Am Ende des unseligen Tages sollen<br />

die drei verwunschenen Frauen fürchterlich<br />

geklagt haben: »Druje hands g’hött, jeda<br />

hauts g’wöllt, Koina hauts kriat – schenk du<br />

mir die Liab!« Auf Hochdeutsch: »Drei haben<br />

es gehabt, jeder hat es gewollt. Keiner hat<br />

es bekommen – schenk mir deine Liebe!«<br />

Bis heute rufen sie nach Männern, die ihnen<br />

mit einer Liebeserklärung die Erlösung bringen<br />

sollen. Alle, die auf den Klageruf reagierten,<br />

scheiterten bei dem Versuch die drei<br />

Frauen zu befreien <strong>und</strong> ertranken im See.<br />

Hin <strong>und</strong> wieder, so heißt es, greifen die<br />

Schwestern zu drastischeren Maßnahmen:<br />

Mit Gewalt sollen sie einst versucht haben,<br />

drei junge Männer zu Pferde in den See zu<br />

holen. Die Tiere drehten durch <strong>und</strong> stürmten<br />

auf das verfluchte Gewässer zu. Ihre Reiter,<br />

drei Brüder aus dem Rheingau, die von einem<br />

Kreuzzug zurückgekehrt waren, konnten<br />

ihre Pferde erst kurz vor dem Ufer wieder<br />

unter Kontrolle bringen <strong>und</strong> leiteten sie zum<br />

Weg zurück.<br />

Weitere Geschichten erzählen vom Salobergeist,<br />

der entlang der Salober in Richtung<br />

Alatsee umgeht: Ein vergleichsweise harmloser<br />

Zeitgenosse soll das Wesen sein, das<br />

Wanderer auf ihrem Weg ein Stück begleitet<br />

<strong>und</strong> dann wieder verschwindet. Auch vom<br />

Salobergold ist die Rede, wonach unnütze<br />

Dinge entlang der Hänge über dem See einfach<br />

zu Gold werden. Die jüngste Sage um<br />

den See stammt allerdings aus dem zweiten<br />

Weltkrieg.<br />

NAZI-GOLD AUF DEM GRUND DES SEES<br />

Sie beginnt mit einem Versuchslabor der Nazis<br />

am Alatsee. Luftwaffentechniker haben<br />

am <strong>und</strong> im Alatsee während des Zweiten<br />

Weltkrieges mit Unterwassermodellen des<br />

Kampffliegers Focke-Wulf Ta 154 Versuche<br />

durchgeführt. Hier findet man teilweise heute<br />

noch Überbleibsel in Form von Eisengestellen.<br />

Unbewiesenen Gerüchten zufolge<br />

war das jedoch nicht alles: Einige Einheimische<br />

wollen gegen Kriegsende gesehen haben,<br />

wie deutsche Soldaten in einer Nacht-<br />

DAS HARTE LOS DER FISCHER<br />

Fakt ist, dass der See mit 32 Metern wirklich<br />

tief genug wäre, um einen kleinen Wald in<br />

sich zu verstecken. Bis heute sorgt der Sage<br />

nach das Unrecht des Vogtes dafür, dass im<br />

See kein Fisch mehr gefangen wird. Eine<br />

Variation dieser Erzählung ist die der weißen<br />

Frau, einer geisterhaften Erscheinung, die in<br />

vielen Geschichten vorkommt. Diese habe<br />

einst im Alatsee gefischt, bis das verantwortliche<br />

Kloster ihr das Fischen verbot. Weil sie<br />

so stark gegen dieses Unrecht klagte, löste sie<br />

einen Erdrutsch aus. Dadurch starben alle<br />

Fische im See. Die weiße Frau soll bis heute<br />

am Ufer umherirren. Die Legenden um die<br />

beiden unglücklichen Fischerinnen jedoch<br />

sind zweifelsfrei wiederlegt: Denn im (baumlosen)<br />

See leben Barsche, Hechte, Forellen,<br />

Karpfen <strong>und</strong> Schleien.<br />

DIE DREI HABGIERIGEN FRÄULEIN<br />

Wie der Alatsee überhaupt entstanden ist,<br />

berichtet hingegen die folgende Legende:<br />

Drei Schwestern sollen demnach vor langer<br />

Zeit auf dem Aggenstein, einem hohen Berg<br />

an der Grenze zu Österreich, gestanden haben.<br />

Sie stritten, denn jede von ihnen wollte<br />

das sichtbare Land für sich beanspruchen,<br />

Einer alten Legende nach wachsen Bäume am Gr<strong>und</strong> des Alatsees, in deren Wipfel sich<br />

immer wieder Fischernetze verfangen<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong> 91


NATUR<br />

Fotos: Touristinformation Füssen, Pixabay<br />

Wenn er nicht gerade für Gruselgeschichten herhalten muss, ist der Alatsee ein schöner Ort zum Baden<br />

<strong>und</strong> Nebelaktion mit mehreren vollbeladenen<br />

Lkws zum Alatsee gefahren sind <strong>und</strong> mit<br />

leeren Fahrzeugen wieder zurück. Dadurch<br />

kam das Gemunkel auf, dass sie Schätze im<br />

See versenkt oder sie zumindest in der Nähe<br />

vergraben haben, damit sie den Feinden<br />

nicht in die Hände fielen. Bei dem Gold soll<br />

es sich um den legendären Schatz der Deutschen<br />

Reichsbank handeln, der tatsächlich<br />

zuvor im Schloss Neuschwanstein gelagert<br />

worden war. Den größten Teil bargen die<br />

Amerikaner. Aber nicht alles. Ein paar wertvolle<br />

Stücke, so behaupten einige Allgäuer<br />

beharrlich, liegen im Alatsee – wenn nicht<br />

sogar noch die berühmten Rothschild-Juwelen<br />

dabei sind, die der berüchtigte Luftwaffenchef<br />

Hermann Göring an sich genommen<br />

hatte. Insbesondere diese Gerüchte sowie die<br />

militärischen Versuche haben das Autorenteam<br />

Kobr <strong>und</strong> Klüpfel zu ihrem Allgäu-<br />

Krimi inspiriert.<br />

SCHATZSUCHER IM BLUTSEE<br />

Aufgr<strong>und</strong> der jüngsten Gerüchte kam es,<br />

dass sich zahlreiche Menschen aufmachten,<br />

um den Schatz zu bergen. Weil die Tauchermassen<br />

irgendwann derart überhandgenommen<br />

hatten, wurde ein Tauchverbot an dem<br />

See ausgesprochen – insbesondere auf<br />

Wunsch der Fischer, die entgegen der frühen<br />

Legenden ordentliche Fänge erzielen. Taucher<br />

brauchen deswegen für den Alatsee nun<br />

eine Sondergenehmigung, die aber vornehmlich<br />

zu Forschungszwecken erteilt wird.<br />

Denn nicht zuletzt birgt der Alatsee ein einzigartiges<br />

Ökosystem. In 15 Metern Tiefe befindet<br />

sich eine Schicht aus Purpur-Schwefelbakterien.<br />

Diese violettfarbene Mauer ist<br />

für die Schwimmer weit oberhalb ungefährlich,<br />

trennt jedoch sauerstoffreiches <strong>und</strong> sauerstoffarmes<br />

Wasser. So ist unter der Schicht<br />

kein Licht <strong>und</strong> kaum Leben zu finden. Dafür<br />

beherbergt der Alatsee eine große Menge<br />

roter Burg<strong>und</strong>erblutalgen. Treiben diese an<br />

die Wasseroberfläche, färben sie das Wasser<br />

blutrot. Kein W<strong>und</strong>er, dass Einheimische<br />

mancherorts vom »blutenden Alatsee« sprechen.<br />

• Franziska Rothermel/Viola Elgaß<br />

KRIMIFÜHRUNGEN AM ALATSEE<br />

Fans von Kommissar Kluftinger können bei Füssen<br />

auf dessen Spuren wandeln. Einmal die Woche führt<br />

eine etwa zweistündige Führung zum Alatsee, dabei<br />

wird den Legenden, basierend auf dem Krimi<br />

»Seegr<strong>und</strong>«, nachgegangen.<br />

Wo: Wanderparkplatz am Ostufer Weißensee.<br />

Wann: Dienstags (bis 11. September) um 19.30 Uhr<br />

Anmeldung bei der Tourist Information Füssen:<br />

Tel. 08362 93850, www.fuessen.de<br />

Kosten: Erw. 9 Euro, Jugendliche (ab 15 J.) 3 Euro<br />

92<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong>


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SENNALPE OBERBERG<br />

Die Alpe Oberberg ist ein beliebtes Ausflugs<strong>und</strong><br />

Wanderziel für Groß <strong>und</strong> Klein.<br />

Beim Verzehr unserer herzhaften Brotzeiten aus eigener<br />

Herstellung <strong>und</strong> Tierhaltung können Sie Ihren Blick über<br />

den Hauptkamm der Allgäuer Alpen schweifen lassen<br />

Neben der herrlichen Aussicht gibt es bei uns...<br />

- Sennereibesichtigung<br />

- Käseprobe<br />

- Käseverkauf<br />

- Kässpatzenessen<br />

(ab mind. 8 Personen auf Vorbestellung)<br />

Wir freuen uns auf Ihren Besuch,<br />

Ihre Familie Beck<br />

- deftige Brotzeiten<br />

- hausgemachte Kuchen<br />

- Kinderspielplatz<br />

- Trio-Musik immer sonntags ab<br />

12:00 Uhr – bei jeder Witterung<br />

www.alpe-oberberg.de<br />

WIR MACHEN KÄSE.<br />

Und zwar guten!<br />

Ofterschwang<br />

Käsereiführung:<br />

Jeden Dienstag, 10.30 Uhr<br />

oder nach Vereinbarung.<br />

Öffnungszeiten:<br />

Mo–Do von 8 bis 11.30 Uhr<br />

<strong>und</strong> von 17.30 bis 19 Uhr<br />

Fr/Sa von 8 bis 11.30 Uhr<br />

<strong>und</strong> von 16 bis 19 Uhr<br />

So/Feiertag: 16 bis 19 Uhr<br />

SENNEREI SCHWEINEBERG<br />

Schweineberg 18<br />

D-87527 Ofterschwang<br />

Tel. (08321) 3363<br />

Fax 676165<br />

So erreichen Sie uns:<br />

An der B 19 von Sonthofen Richtung Oberstdorf biegen Sie am „Alten Berg“ rechts ab nach Tiefenberg<br />

<strong>und</strong> erreichen nach ca. 2 km Schweineberg.<br />

www.allgaeuer-bergkaese.de<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong> 93


BRAUCHTUM<br />

HOIBAT<br />

MÄHEN WIE VOR 100 JAHREN<br />

Was im Allgäu als »Hoibat« bezeichnet wird, umfasst das Mähen<br />

<strong>und</strong> Einbringen des Heus auf den Bergweiden. Für das schwierige<br />

Gelände sind Sense <strong>und</strong> Rechen am besten geeignet. Kein W<strong>und</strong>er,<br />

dass manche Bergbauern die Erntegeräte noch heute nutzen.<br />

94<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong>


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www.holzmann-druck.de<br />

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Gewerbestraße 2 Postfach 1361<br />

D-86825 Bad Wörishofen<br />

Telefon + 49 (0) 82 47 /993 -0<br />

Telefax + 49 (0) 82 47 /993 - 208<br />

Email contact@holzmann-druck.de<br />

Zum Mähen brauchte der<br />

Hoiber Rechen, eine<br />

scharfe Sense <strong>und</strong> sogenannte<br />

Huinzen, auf die<br />

das Gras zum Trocknen<br />

geschichtet wird<br />

ETIKETTEN UND BANDEROLEN<br />

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FACH- UND PR-ZEITSCHRIFTEN<br />

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GESCHÄFTS- UND WERBEDRUCK<br />

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BÜCHER UND BROSCHÜREN<br />

Fotos: Thomas Niehörster, Volker Wille<br />

Drei Dinge braucht der sogenannte<br />

Hoiber im Allgäu, um aus Gras<br />

Heu zu machen. Das erste ist der<br />

richtige Zeitpunkt: Trockenes Wetter soll angesagt<br />

sein. Allerdings schneidet sich das<br />

Gras am besten am frühen Morgen, wenn es<br />

noch vom Tau benetzt ist. Zweitens benötigt<br />

er als Werkzeuge eine frisch gedengelte<br />

Sense <strong>und</strong> einen Rechen – der früher vollständig<br />

aus Holz bestand – <strong>und</strong> drittens sogenannte<br />

Huinzen (auch: Heinzen) für das<br />

Trocknen des Grases. Diese Gestelle aus<br />

Holz, auf die das Heu geschichtet wird, prägten<br />

noch vor r<strong>und</strong> 50 Jahren in weiten Teilen<br />

des Allgäus im Sommer das Landschaftsbild.<br />

MÄHTECHNIK IM BOGEN<br />

Damit die Sense das Gras gut schneidet,<br />

muss sie zuvor »gedengelt« werden. Damit<br />

bezeichnet man ein Kaltschmiedeverfahren,<br />

bei dem mit Hammer <strong>und</strong> (Dengel-)Amboss<br />

bei einer Sense oder auch einer Sichel eine<br />

GIPFELTREFFEN.<br />

FÜR GUTE<br />

DRUCKQUALITÄT.<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong> 95


BRAUCHTUM<br />

Die Sense wird schwungvoll<br />

durchs Gras gezogen.<br />

Die Pfähle werden mithilfe<br />

des »Huinzetreatars«<br />

in den Boden<br />

gerammt <strong>und</strong> mit Gras<br />

behängt – wie bei der<br />

Vorführung dieser Heuernte<br />

in Bad Hindelang<br />

dünne, scharfe Schneide durch Hämmern<br />

ausgetrieben wird. Während des Mähens<br />

wird die Sense wiederholt mit einem Wetzstein<br />

nachgeschärft. Sie hat meist eine Länge<br />

zwischen 75 <strong>und</strong> 85 Zentimeter, für die Ränder<br />

der Grasfläche wird ein etwas kürzeres<br />

Exemplar benutzt.<br />

Da der Mäher die Sense im Bogen durch das<br />

Gras zieht, erreicht er eine Schnittbahn von<br />

gut zwei Metern. Früher wurde das Gras<br />

nach der Mahd zum Antrocknen mit dem<br />

Rechen ausgebreitet. Eine leichtere Arbeit,<br />

die zumeist von geschickter Frauenhand erledigt<br />

wurde. Meist gab es danach eine Pause<br />

mit einer kräftigen Brotzeit.<br />

IN LAGEN GETROCKNET<br />

Anschließend werden die Huinzen aufgerichtet.<br />

Eine Huinze besteht aus einer etwa<br />

1,50 Meter hohen, angespitzten Fichtenstange<br />

mit drei überkreuz gestellten Querhölzern,<br />

den Schwingen, die durch entsprechende<br />

Öffnungen in der Stange geschoben<br />

werden. Vor dem Aufrichten der Stange wird<br />

mit dem Huinzeschlegel, einem vorne zugespitzten<br />

Pflock mit Handgriff, ein Loch in<br />

den Boden getrieben.<br />

Ist der Boden sehr zäh oder steinig, wird die<br />

Huinze mit einem Huinzetreter, einem Gerät<br />

aus Eisen, das an der Außenseite des Schuhs<br />

angeschnallt war, in den Boden getrieben.<br />

Zuletzt wird das Gras Lage für Lage so auf<br />

die Huinze gebracht, dass es vom Wind getrocknet<br />

werden kann. Dabei wirkt die oberste<br />

Lage wie eine Dachschindel, an der der<br />

Regen abfließt. • Thomas Niehörster<br />

HOIBAT: GEFÜHRTE WANDERUNG OBERHALB VON BAD HINDELANG<br />

Auf einer geführten Wanderung wird die Entwicklung<br />

der historischen zur heutigen Kulturlandschaft erlebbar:<br />

Wie wurden die Bergwiesen bis ins vergangene<br />

Jahr h<strong>und</strong>ert bewirtschaftet <strong>und</strong> was hat sich verändert?<br />

Auf der überwiegend sanft ansteigenden Wanderung<br />

über Wiesenpfade bis zum »Cafe Polite« oberhalb<br />

Bad Hindelang entdeckt man die Zeichen ehemaliger<br />

Berglandwirtschaft <strong>und</strong> begibt sich auf Kräutersuche<br />

entlang des Wegrandes. Auch das Cafe ist ein historisches<br />

Gebäude <strong>und</strong> heute ein modernisiertes Ausflugsziel.<br />

Die Führung bietet die Möglichkeit einer Einkehr <strong>und</strong><br />

des Rückwegs nach selbst gewählter Route.<br />

Wann: 2. August <strong>2018</strong> von 10 bis 13 Uhr<br />

Treffpunkt: Rathaus Bad Hindelang, Marktstr. 9<br />

Anmeldung (Vortag): Tourist-Info Bad Hindelang,<br />

Tel. 08324 8920, info@badhindelang.de<br />

Kosten: Erwachsene 7 Euro, Kinder 5 Euro<br />

96<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong>


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© Janner <strong>2018</strong><br />

Viel Raum<br />

für Leib<br />

<strong>und</strong> Seele<br />

Geöffnet 1.4. bis 31.10.<br />

DEMETER-Alpe seit 1989<br />

w w w . g u n z e s r i e d e r - b e r g k a e s e . d e<br />

Öffnungszeiten:<br />

Montag - Sonntag<br />

09.00 - 12.00 Uhr<br />

15.00 - 18.00 Uhr<br />

• Gunzesrieder Hart<strong>und</strong><br />

Schnittkäse<br />

• Brotzeit, Kaffee <strong>und</strong><br />

Kuchen in unserem<br />

Stüble<br />

• Sennkuche - Eis<br />

• Aus dem Naturpark<br />

Nagelfluhkette<br />

• Bester Käse aus bester<br />

Heumilch (Silagefrei)<br />

• Hergestellt mit<br />

Grander Wasser<br />

www.alpe-sonnhalde.de | Info-Tel: 0151 513 68 515 | Alpe: 08386 962 418<br />

Sennerei Gunzesried | Talstraße 32 | 87544 Blaichach/Gunzesried | Tel.: 08321/84109<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong> 97


FREIZEIT<br />

KINDERKRAM<br />

Wer sucht noch ein Ausflugsziel für sich <strong>und</strong> seine Eltern? Hier gibt es Tipps,<br />

Unterhaltsames <strong>und</strong> Wissenswertes für unsere jüngsten Leser.<br />

AUF DEN SPUREN DES ALPKÖNIGS<br />

Wie kam der Käse ins Allgäu? Wie funktioniert der Lebensraum<br />

Wald? Was hat es mit dem sogenannten Alpkönig Carl Hirnbein auf<br />

sich? Wie wurde aus dem einstmals blauen das heutige grüne Allgäu?<br />

Viel Wissenswertes über Geschichte, Kultur, Flora <strong>und</strong> Fauna des<br />

Allgäus vermittelt der r<strong>und</strong> sieben Kilometer lange Carl Hirnbeinweg<br />

zwischen Weitnau <strong>und</strong> Missen. Zahlreiche Infostationen, Geschichten<br />

über Land <strong>und</strong> Leute <strong>und</strong> Spielbereiche laden Kinder <strong>und</strong> Erwachsene<br />

zum Nachdenken <strong>und</strong> Ausprobieren ein.<br />

Los geht es in Weitnau vor dem Tourismusbüro, dann über die Ortsstraße<br />

<strong>und</strong> über den »Braut- <strong>und</strong> Bahrweg« weiter zur Kirche, wo<br />

Carl Hirnbein, der die Weichkäserei <strong>und</strong> damit wirtschaftlichen Aufschwung<br />

in das verarmte Allgäu brachte, seine letzte Ruhestätte fand.<br />

Von dort geht es weiter zum Widdumtobel, einem romantischen Tal<br />

mit Naturwassertretanlage. Nun führt der Weg über Sefeles-Ruh <strong>und</strong><br />

die Waldimkerei hinauf in den Kinderwald mit Spielmöglichkeiten.<br />

Danach geht es vorbei am Waldweiher, den Trettenbach entlang <strong>und</strong><br />

durch Wälder <strong>und</strong> Wiesen. Schon von weitem sieht man den Spielbereich<br />

am Trettenbach.<br />

Nächstes Ziel ist der Kräutergarten mit heimischen Heil- <strong>und</strong> Gewürzkräutern<br />

in Wilhams. Vorbei an der Wilhamser Kapelle geht es<br />

nun hinauf zum Schrofen <strong>und</strong> zur Hirnbeinbuche, von wo aus man<br />

einen herrlichen Blick über das Missener Tal <strong>und</strong> seine Alpwiesen<br />

hat. Auf dem Weg hinunter über den Klammtobel begeistert eine<br />

Wasserspielanlage die jungen Wanderer noch einmal, bevor die Wanderung<br />

in Missen an der Freizeitanlage endet.<br />

Von hier gibt es die Möglichkeit, mit dem Bus zurück zu fahren. Der<br />

Carl-Hirnbein-Weg ist nicht durchgehend für Kinderwagen geeignet.<br />

Die Ausweichstrecke mit Kinderwagen gibt es im aktuellen Flyer,<br />

der man unter www.weitnau.de herunterladen kann.<br />

Info: Tourismusbüros Weitnau (Tel. 08375 920241) <strong>und</strong> Missen-<br />

Wilhams (Tel. 08320 456)<br />

Fotos: Alpsee Bergwelt, Fr<strong>und</strong>sberg Festring Mindelheim e.V., Touristinfo Missen<br />

WO KINDER AUF ZEITREISE GEHEN<br />

Der Sommer steht vielerorts im Zeichen der Kinder- <strong>und</strong> Heimatfeste.<br />

In historischen Kostümen ziehen Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler<br />

durch die Straßen <strong>und</strong> stellen die Geschichte ihrer Heimatstädte<br />

nach. Nur einmal alle drei Jahre findet das Fr<strong>und</strong>sbergfest in Mindelheim<br />

statt – heuer ist es wieder soweit. Umzüge, Ausstellungen<br />

<strong>und</strong> Jahrmärkte begleiten viele der Festlichkeiten. Wer sich auf eine<br />

spannende Zeitreise durch Stadt- <strong>und</strong> Heimatgeschichten im Allgäu<br />

begeben will, sollte sich folgende Termine nicht entgehen lassen:<br />

Fr<strong>und</strong>sbergfest Mindelheim, 29. Juni bis 8. Juli,<br />

www.fr<strong>und</strong>sbergfest.de<br />

Montfortfest Tettnang, 29. Juni bis 1. Juli, www.montfortfest.de<br />

Kinder- <strong>und</strong> Heimatfest Isny, 6. bis 9. Juli,<br />

www.isny-kinderfest.de<br />

Tänzelfest Kaufbeuren, 12. bis 23. Juli, www.taenzelfest.de<br />

Kinder- <strong>und</strong> Heimatfest Leutkirch, 14. bis 17. Juli,<br />

www.kinderfest-leutkirch.de<br />

Wangener Kinderfest, 19. bis 22. Juli, www.kinderfest-wangen.de<br />

Kinderfest <strong>und</strong> Fischertag in Memmingen, 19. <strong>und</strong> 21. Juli,<br />

www.memmingen.de<br />

Lindauer Kinderfest, 25. Juli, www.kinderfest-lindau.de<br />

98<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong>


Anzeigen<br />

ABENTEUER ALPE<br />

Die Abenteuer Alpe direkt an der Bergstation der Alpsee Bergwelt<br />

zwischen Immenstadt <strong>und</strong> Oberstaufen bietet Deutschlands größtes<br />

Bergspiel-Abenteuer. In sechs verschiedenen Spielbereichen kann<br />

man toben, klettern, mit Wasser spielen, schaukeln <strong>und</strong> noch viel<br />

mehr. Auch lässt es sich in der Abenteuer Alpe gut einkehren. Im<br />

Sommer sind hier viele Tiere zu Hause: Alpakas, Schwarznasenschafe<br />

<strong>und</strong> kleine Zwergziegen dürfen teilweise sogar gestreichelt werden.<br />

Zur Abenteuer Alpe geht es bequem in wenigen Minuten mit der<br />

Sesselbahn oder in einer knappen St<strong>und</strong>e zu Fuß. Nach dem Besuch<br />

kann man im Kletterwald weitere Abenteuer erleben, der befindet<br />

sich nämlich direkt nebenan. Und zum Abschluss geht es dann mit<br />

dem Alpsee Coaster, Deutschlands längster Ganzjahresrodelbahn,<br />

richtig schnell zurück ins Tal.<br />

Info: www.alpsee-bergwelt.de/abenteuer-alpe<br />

KUHHANDEL<br />

Ein Bauer aus Oberstaufen brauchte einst ein neues Auto. Das alte<br />

hatte nach vielen Jahren den Geist endgültig aufgegeben. Doch als<br />

er einen brandneuen BMW im Autohaus bestellte, ärgerte er sich<br />

sehr über die vielen Aufpreise bei der »Sonderausstattung«. Doch es<br />

half alles nichts – er konnte ja schlecht mit dem Traktor zum Einkaufen<br />

fahren. Ein halbes Jahr später kam es, dass der Autohändler,<br />

bei dem er seinen Wagen bestellt hatte, eine Milchkuh für seinen<br />

Ferienhof beim Bauern erstand.<br />

Der Bauer willigte in das Geschäft ein <strong>und</strong> schrieb, leise in sich hineinlächelnd,<br />

folgende Rechnung:<br />

grafik.design.<br />

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broschüren<br />

plakate<br />

briefpapier<br />

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KOSTENAUFSTELLUNG:<br />

1 Kuh<br />

Standardausführung<br />

Gr<strong>und</strong>preis<br />

4.800,- EUR<br />

1 Kuh<br />

zweifarbig (braun, weiße Front)<br />

300,- EUR<br />

Rindslederbezug<br />

200,- EUR<br />

Milchbehälter<br />

für Sommer- <strong>und</strong> Winterbetrieb<br />

100,- EUR<br />

4 Zapfhähne à 25 EUR 100,- EUR<br />

2 Stoßstangen, verhornt à 35 EUR 70,- EUR<br />

Düngevorrichtung (Bio)<br />

120,- EUR<br />

Allwetterhufe<br />

200,- EUR<br />

Zweikreisbremssystem<br />

(Vorder- u. Hinterläufe)<br />

800,- EUR<br />

Fliegenwedel, halbautomatisch<br />

60,- EUR<br />

mehrstimmige Signaleinrichtung<br />

270,- EUR<br />

verschließbare Halogenaugen<br />

300,- EUR<br />

interner Vielstoff-Futterverwerter<br />

2.500,- EUR<br />

Totalkuh in gewünschter Ausführung 9.820,- EUR *<br />

*zzgl. Mehrwertsteuer<br />

Dießener Straße 6 . 86956 Schongau<br />

Tel. 0 8861/7527 .<br />

www.schongauer-maerchenwald.de<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong> 99


FREIZEIT<br />

BUCHSTABENRÄTSEL<br />

Wer findet die Allgäuer Tiere?<br />

In der Buchstabensuppe haben sich kreuz <strong>und</strong> quer sechs besondere<br />

Tiere versteckt, die im Allgäu leben. Wer findet sie alle? Doch<br />

Achtung – es haben sich auch vier Tiere eingeschlichen, die ganz<br />

eindeutig nicht in der Region leben. Entdeckst Du auch sie?<br />

A A H D I D M S G B A E U N S M W D E A S<br />

F T W N R O T H I R S C H R L O A U W I T<br />

L G N I Z V M N R F A E T N Z T R D T S F<br />

Z E K A E L L T A B B E F R S O A E B E B<br />

T F L A R H F G F O L A U Z E S T L E M A<br />

D S B U S S K H F E G E F I E Z R A S I E<br />

G A L V E T M G E S L N N V S B G N S N W<br />

E V A L P E N S A L A M A N D E R S I E L<br />

S M U E L I A E A E N D U I T K L A E R F<br />

F Z W W D N E B D W K V F R R U A R D O V<br />

S O A N H A O I S T E F T M M O G K R I L<br />

A R L A F D H R K T A N A N G E A I E A G<br />

E R L A K L T K E I T A F A L T L D R E G<br />

L A G T D E F H R G L S N Z O C B T W H E<br />

N D A O U R A U B E G I T S A N S G I A M<br />

Z E R I K D G H D R O T F I H E T T D E G<br />

G T R A L C U N R R A L B F E D L I N V R<br />

T N E K G Z I T R O N E N F A L T E R K M<br />

Lösung: Tiere aus dem Allgäu: Alpensalamander, Murmeltier, Rothirsch, Steinadler, Birkhuhn, Zitronenfalter | Fremde Tiere: Giraffe, Blauwal, Zebra, Tiger<br />

100<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong>


Anzeige<br />

Tipp: Eine Übersicht über alle<br />

Veranstaltungen <strong>und</strong> Angebote<br />

findet sich auf der Homepage<br />

des Bauernhaus-Museums unter<br />

www.bauernhaus-museum.de<br />

Das Bauernhaus-Museum feiert sein 40. Jubiläumsjahr<br />

Im besten Schwabenalter<br />

In diesem Jahr darf das Bauernhaus-Museum Allgäu-Oberschwaben in Wolfegg sein 40-jähriges Bestehen<br />

feiern <strong>und</strong> zugleich stolz auf seine dynamische <strong>und</strong> erfolgreiche Entwicklung zurückblicken:<br />

Vom einst kleinen Regionalmuseum hat es sich kontinuierlich zu einem attraktiven Ausflugsziel entwickelt.<br />

Anlässlich des 40-jährigen Bestehens lädt das Museum zu<br />

einem großen Jubiläumsfest ein: Drei Tage lang versammeln<br />

sich Handwerker, Aussteller, Ehrenamtliche, Musiker, Tänzer<br />

<strong>und</strong> viele Förderer <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e des Museums, um gemäß dem<br />

Motto „das Beste aus 40 Jahren“ gemeinsam „ihr“ Museum zu<br />

feiern. Zum Veranstaltungsauftakt gibt es am 31. August ein<br />

Open-Air Brass-Festival, unter anderem mit Startubist A. M.<br />

Hofmeir. Ein weiterer Höhepunkt findet am 16. September mit<br />

dem 4. Kaltblütertreffen <strong>und</strong> einem großen Bauernmarkt statt.<br />

Museumssaison: 25.03.<strong>2018</strong> – 04.11.<strong>2018</strong><br />

Öffnungszeiten: Mai-September täglich 10-18 Uhr,<br />

im März, April, Oktober, November:<br />

täglich (außer montags) 10-17 Uhr<br />

Großes Ferienprogramm<br />

Während der Sommerferien öffnet das Bauernhaus-Museum<br />

in Wolfegg besonders gerne für die Kinder seine Pforten, denn<br />

die Wolfegger Museumspädagogen lassen sich in jedem Jahr<br />

ein vielseitiges Kinderprogramm zum Mitmachen einfallen, in<br />

diesem Jahr vom 31. Juli bis zum 6. September, jeweils dienstags,<br />

mittwochs <strong>und</strong> donnerstags von 11 bis 17 Uhr. An spannenden<br />

Thementagen wie dem „Gauklertag“, „Märchentag“<br />

oder dem beliebten „Erntetag“ dürfen die Kinder mit Kopf,<br />

Hand <strong>und</strong> Herz in verschiedene Welten eintauchen – stets mit<br />

guter Anleitung <strong>und</strong> viel Platz für die eigene Fantasie. Bei den<br />

speziellen Kinderführungen durch das Museum dürfen die<br />

Kinder selbst mit anpacken, etwa wenn der Hausmeister die<br />

Tiere füttert.<br />

Neue Sonderausstellung<br />

Neu zeigt Wolfegg die Ausstellung „Zwischen zwei Welten –<br />

Gastarbeiter auf dem Land“. Von den etwa 14 Millionen Menschen,<br />

die zwischen 1955 <strong>und</strong> 1973 aus den Mittelmeerländern<br />

nach Westdeutschland kamen, sind über zwei Millionen geblieben.<br />

Heute sind die früheren Gastarbeiter, ihre Kinder <strong>und</strong><br />

Enkel ein nicht wegzudenkender Teil unserer Gesellschaft. Die<br />

Ausstellung spürt anhand von vier Lebensgeschichten den Erfahrungen<br />

der Gastarbeiter auf dem Land nach. Zu sehen ist<br />

die Ausstellung bis zum 3. November 2019.


HANDWERK<br />

SCHÖNE FALTEN!<br />

DIE BREGENZERWÄLDER JUPPE<br />

Kein Brauchtum ohne Tracht. Vielerorts identifizieren sich Menschen<br />

über traditionelle Kleidung mit ihrer Heimat. Nur zehn Kilometer<br />

von Oberstaufen entfernt, im vorderen Bregenzerwald, glänzt ein wahres<br />

Kleinod der Trachtenkunst: die Juppenwerkstatt in Riefensberg.<br />

102<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong>


Anzeigen<br />

Schon am Gebäude der Juppenwerkstatt<br />

zeigt sich, dass die Vorarlberger<br />

Tradition <strong>und</strong> Moderne schon<br />

immer geschickt zu verknüpfen wussten.<br />

Der Wirtschaftsteil des ehemaligen Gasthauses<br />

Krone in Riefensberg, das bereits im Jahr<br />

1648 urk<strong>und</strong>lich erwähnt wurde, wurde entkernt<br />

<strong>und</strong> umgestaltet. Um ausreichend<br />

Licht für die Schauwerkstatt zu gewinnen,<br />

wurde die gesamte Giebelseite mit Glasschindeln<br />

eingekleidet. Die frühere Tenne<br />

<strong>und</strong> der Pferdestall des Gasthofs sind das<br />

neue Zentrum der Bregenzerwälder Juppenherstellung.<br />

Nur dort wird der anmutsvoll<br />

glänzende, gefaltete Juppenstoff in aufwendigen<br />

Arbeitsschritten produziert.<br />

Sennerei Hisau<br />

Platz 190, A‐6952 Hisau<br />

Tel. +43 (0)5513 / 27 86<br />

www.sennerei‐hisau.at<br />

„Hittisauer Bergkäse“–<br />

Käse aus dem Bregenzerwald<br />

www.sennerei‐hisau.at<br />

Fotos: Friedrich Böhringer (Lizenz: creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5), Viola Elgaß, Juppenwerkstatt Riefensberg/Adolf Bereuter<br />

DAS ENDE EINER GLANZVOLLEN ÄRA?<br />

Die Mitarbeiterinnen der Juppenwerkstatt<br />

führen seit 2003 unter der Leitung von Martina<br />

Mätzler ein Handwerk fort, das schon<br />

so gut wie ausgestorben schien. Als Luise<br />

<strong>und</strong> Manfred Fitz aus Egg im Jahr 1993 aus<br />

Altersgründen das Ende ihrer Manufaktur<br />

ankündigen mussten, schienen die letzten<br />

Tage der schwarzen Glanzleinentracht angebrochen<br />

zu sein. Ein bekanntes Stück Bregenzerwälder<br />

Identität war akut bedroht.<br />

Um das zu verhindern, ließ die Gemeinde<br />

Riefensberg mit finanzieller Unterstützung<br />

des Landes Vorarlberg <strong>und</strong> der Regio Bregenzerwald<br />

den ehemaligen Gasthof zur<br />

Schauwerkstatt umgestalten. Mit Gespür für<br />

Altes <strong>und</strong> Neues adaptierte der Bregenzer<br />

Architekt Gerhard Gruber den Wirtschaftstrakt<br />

zur Trachtenmanufaktur.<br />

Während sich im Unter geschoss des jahrh<strong>und</strong>ertealten<br />

Gebäudes Räume für die<br />

Stoffveredelung befinden, sind im oberen,<br />

zur Straße hin sichtbaren Bereich, eine<br />

Schaufläche <strong>und</strong> ein Nähatelier untergebracht.<br />

Bei Führungen (auch auf Anfrage)<br />

können sich Interessierte die Geschichte <strong>und</strong><br />

Handwerkskunst der Juppenherstellung persönlich<br />

näherbringen lassen. Eigens aus<br />

Waldshut angereist ist heute das »Forum<br />

Um genug Licht für<br />

die Schauwerkstatt zu<br />

gewinnen, wurde die<br />

gesamte Giebelseite<br />

mit einer Front aus<br />

Glas eingekleidet<br />

Ladenöffnungszeiten:<br />

Montag ‐ Samstag:<br />

Donnerstag & Freitag:<br />

NEU: Samstag:<br />

08.00 ‐ 12.00 Uhr<br />

14.30 ‐ 18.00 Uhr<br />

14.00 ‐ 17.00 Uhr<br />

In unserem Verkaufsladen<br />

finden Sie ein vielfälges Sorment<br />

an regionalen Spezialitäten!<br />

Käse‐Automat:<br />

Käse & Buer r<strong>und</strong> um die Uhr<br />

Besuchen Sie uns!<br />

Besterhaltenes ehemaliges Kartäuserkloster<br />

Deutschlands, drei barocke Kirchen der Gebrüder<br />

Zimmermann, weltberühmtes hochbarockes<br />

Chorgestühl, neu gestaltetes Kartausenmuseum<br />

<strong>und</strong> Sakralmuseum<br />

Öffnungszeiten:<br />

1. April - 1. November:<br />

täglich 10 - 17 Uhr,<br />

Jeden Sonntag 14 Uhr<br />

Gästeführung<br />

2. November - 31. März<br />

geschlossen<br />

Führungen nach Vereinbarung<br />

immer möglich<br />

KARTAUSE BUXHEIM <strong>und</strong><br />

DEUTSCHES KARTAUSEN-<br />

MUSEUM<br />

87740 BUXHEIM BEI MEMMINGEN<br />

Kontakt:<br />

Heimatdienst Buxheim e.V.<br />

87740 Buxheim<br />

Tel: 08331/ 61804<br />

Fax: 08331/963429<br />

E-Mail: info@<br />

heimatdienst-buxheim.de<br />

www.kartausebuxheim.de<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong> 103


Knapp fünf Meter Leinen<br />

braucht eine Juppenträgerin<br />

mit der Konfektionsgröße<br />

38 für den Rock.<br />

Dieser wird in mehr als<br />

500 Falten gelegt<br />

Die ehemalige Tenne als<br />

Präsentationsraum: Die<br />

prachtvollen Trachten -<br />

gewänder kommen in<br />

Schauvitrinen zur Geltung<br />

68«: Die Mitglieder des 1968 gegründeten<br />

Vereins besuchen gemeinsam spannende<br />

Kulturstätten <strong>und</strong> Sehenswürdigkeiten.<br />

FALTEN ALS STATUSSYMBOL<br />

Im Untergeschoss werden die Baden-Württemberger<br />

von Maria Rose Steurer-Lang<br />

begrüßt. Die Kunsthistorikerin aus Krumbach<br />

leitet die Führung. »Die Bregenzerwälder<br />

Juppe«, so sagt sie, »ist eine der ältesten<br />

<strong>und</strong> wertvollsten Trachten im Alpenraum.«<br />

Als Juppe wird die gesamte Tracht der Bregenzerwälderin,<br />

aber auch der Juppenrock<br />

bezeichnet. Er besteht aus schwarzem, glänzendem<br />

Leinen. »Glanz war über viele Jahrh<strong>und</strong>erte<br />

hinweg ein Ausdruck von Wohlstand«.<br />

Doch auch die zweite Besonderheit<br />

des Rocks, nämlich die vielen Falten, habe<br />

früh als besonders edel gegolten: »Schon im<br />

alten Ägypten trug man in der Oberschicht<br />

‚Plissee‘ – gefaltete Stoffe. Plissee kommt in<br />

vielen Trachtenkulturen vor. Es bedeutet<br />

unter anderem, dass man sich mehr Stoff<br />

leisten konnte, als zum Bedecken der Blöße<br />

erforderlich gewesen wäre.«<br />

Um die charakteristische, stark glänzende<br />

Oberfläche <strong>und</strong> steife Elastizität zu erlangen,<br />

muss das gefärbte Gewebe zuerst appretiert<br />

(geleimt) werden. Maria Rose Steurer-Lang<br />

führt ihre Gäste in einen Raum mit zwei<br />

kupfernen Heizkesseln. Aus Abfallleder kochen<br />

die Handwerkerinnen hier einen Lederleim.<br />

Das ist ein aufwendiger Prozess,<br />

denn der Sud muss st<strong>und</strong>enlang köcheln<br />

<strong>und</strong> ständig gerührt werden. Am »Leimtag«<br />

wird die Appretur fertiggestellt <strong>und</strong> das Leinen<br />

eingetaucht. Wichtig ist, dass es sich um<br />

einen Schönwettertag handelt, denn zum<br />

Aussteifen braucht die Appretur Sonnenlicht.<br />

Die Stoffbahnen werden auf der Wiese<br />

vor dem Haus ausgebreitet <strong>und</strong> nach dem<br />

Trocknen vorsichtig zusammengelegt, um<br />

ein Brechen zu vermeiden. Dann bearbeitet<br />

man sie erneut. Ist das Leimen abgeschlossen,<br />

klingen die Stoffe wie Pergament.<br />

GLANZ DURCH DRUCK UND REIBUNG<br />

Es folgt das Glästen, durch welches die Juppe<br />

ihren charakteristischen Glanz bekommt. In<br />

der Juppenwerkstatt wird erneut der Raum<br />

gewechselt. Hier wartet eine große, guss -<br />

eiserne Maschine, die mehrere Besucher an<br />

eine Wäschemangel erinnert. Sie stammt aus<br />

dem Jahr 1909. Durch Reiben wird die<br />

Oberfläche des Materials immer glänzender<br />

gemacht. Ein aufwendiger Prozess, der Erfahrung<br />

<strong>und</strong> Geduld voraussetzt. Durch diesen<br />

Vorgang gewinnt der Stoff wieder etwas<br />

mehr an Geschmeidigkeit, bleibt aber weiterhin<br />

steif.<br />

Für sein letztes wichtiges Merkmal muss der<br />

Stoff nun gefältelt werden. Auch hierfür gibt<br />

es eine his torische Maschine. Falte für Falte<br />

wird in den Stoff gepresst. Ein Juppenstoff<br />

von 480 Zentimetern Umfang wird in etwa<br />

500 Falten gelegt. Nach einem halben Jahr<br />

Ruhezeit kommen schließlich die Stoffrollen<br />

zur Juppenmacherin, wo sie für ihre spätere<br />

Trägerin passgenau verarbeitet werden.<br />

»Eine Juppe kann man nicht einfach kaufen«,<br />

beschreibt sie den r<strong>und</strong> eineinhalb Jahre<br />

dauernden Weg bis zur maßangefertigten<br />

Juppe. Doch das gehöre eben dazu, findet die<br />

Bregenzerwälderin, deren eigene Juppe ein<br />

Familienerbstück ist.<br />

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104<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong>


Maria Rose Steurer-Lang<br />

(rechts) führt den Verein<br />

»Forum 68« durch die<br />

Juppenwerkstatt. Der<br />

Erhalt der heimischen<br />

Tracht liegt ihr am Herzen<br />

MASSANGEFERTIGT FÜR WÄLDERINNEN<br />

Die einzelnen Teile des historischen Gewandes<br />

müssen von der Trägerin individuell bei<br />

den einzelnen Kunsthandwerkerinnen in<br />

Auftrag gegeben werden. Dementsprechend<br />

liegen die Kosten für die eigene Juppe auch<br />

bei 3000 Euro mit sehr viel Luft nach oben.<br />

Die einzigartigen <strong>und</strong> schmückenden Stickereien<br />

<strong>und</strong> Knüpfarbeiten für das Mieder <strong>und</strong><br />

den »Bleatz« (das Einstecktuch) werden ausschließlich<br />

für diese eine Juppe angefertigt.<br />

Die Fellkappe, die Spitzkappe, der Strohhut<br />

oder Angelika Kauffmannhut gehören ebenso<br />

zur Tracht wie das »Schappale«, das<br />

kunstvolle Krönchen aus Goldplättchen <strong>und</strong><br />

Goldfäden für Mädchen. Ärmel, Unterrock<br />

<strong>und</strong> Gürtel vervollständigen die Tracht. »Bei<br />

der Suche nach der passenden Kunsthandwerkerin<br />

unterstützen wir die Wälderinnen<br />

beratend«, erzählt Maria Rose Steurer-Lang.<br />

Selbst erwerbslose Frauen finden in der Juppenwerkstatt<br />

einen Weg zu ihrer Tracht –<br />

»herrinnenlose« Juppen verstorbener Wälderinnen<br />

werden hier gesammelt <strong>und</strong> an<br />

neue Besitzerinnen weitergegeben. Natürlich<br />

macht der ehrenamtliche Verein damit keine<br />

Umsätze. »Der Erhalt unserer Trachtenlandschaft<br />

ist uns wichtiger, als möglichst viel<br />

Geld zu verdienen«, erklärt die Kunsthistorikerin.<br />

Jede Wälderin, die eine Juppe möchte,<br />

soll auch eine tragen können.<br />

»HEIMAT VERKAUFT MAN NICHT«<br />

»Es vergehen kaum zwei Wochen, ohne dass<br />

wir eine Anfrage bekommen, unsere Stoffe<br />

auch in andere Regionen zu liefern«, beschreibt<br />

Maria Rose Steurer-Lang die große<br />

Nachfrage nach dem Juppenstoff. »Wenn wir<br />

wollten, könnten wir das ganze Jahr über<br />

arbeiten.« Aufträge von außerhalb nehmen<br />

die Frauen jedoch nicht an, denn »Heimat<br />

verkauft man nicht«, sagt die Kunsthistorikerin<br />

bestimmt. Nicht selten muss sich der<br />

Verein deswegen Engstirnigkeit vorwerfen<br />

lassen. Wer bei der Führung jedoch genau<br />

zuhört, versteht: Damit hat das nichts zu tun.<br />

Sondern damit, dass die Juppe einfach zu<br />

den Bregenzerwälderinnen gehört, <strong>und</strong> nirgendwo<br />

anders hin. Punkt. Mit einem Schaudern<br />

lauscht man der Krumbacherin, wenn<br />

sie von »Cosplay-Dirndln« auf dem Oktoberfest<br />

erzählt. Sucht man solche später online,<br />

findet man »Halloween-Dirndl« aus Latex<br />

oder einen Hauch von Stoff für das »Sexy<br />

Beer and Dirndl-Girl«. So etwas sind Auswüchse<br />

einer Tracht, die zu einem weltweiten<br />

Allgemeingut geworden ist. Die Wälderinnen<br />

möchten ihre Tracht als Kulturgut ihrer<br />

Region in die Zukunft führen. Und<br />

schützen damit ein Stück kostbare Heimat in<br />

einer globalisierten Welt. • Viola Elgaß<br />

JUPPENWERKSTATT<br />

RIEFENSBERG<br />

Dorf 52, A-6943 Riefensberg<br />

Öffnungszeiten: 1. Mai bis 31. Oktober, Dienstag:<br />

10-12 Uhr, Freitag: 10-12 Uhr <strong>und</strong> 14-16 Uhr<br />

Erster <strong>und</strong> letzter Sonntag im Monat:<br />

öffentliche Führung, Beginn 10 Uhr<br />

Weitere Infos <strong>und</strong> Preise: www.juppenwerkstatt.at<br />

Anzeigen<br />

Kranzegger <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong><br />

Freitag, 14. September<br />

Einzigartig im Oberallgäu<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Kranzegg immer einen Besuch wert!<br />

MISSNER VIEHSCHEID<br />

Missen-Wilhams | Samstag, 22. September <strong>2018</strong><br />

9.30 Uhr – Eintreffen der Alpen, anschließend Stimmung <strong>und</strong> Unterhaltung<br />

mit der Musikkapelle Missen-Wilhams im Feststadel.<br />

Für das leibliche Wohl ist mit heimischen Produkten bestens gesorgt.<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong> 105


FREIZEIT<br />

ALPSOMMER<br />

ZEIT ZUM SCHMÖKERN<br />

Wandertipps <strong>und</strong> Wimmelbilder, ein Abenteuerbuch<br />

für Kinder <strong>und</strong> ein tierisch guter Kalender –<br />

das sind unsere Medientipps für den Sommer.<br />

Zum Alpgenuss wandern<br />

Herzhafte Brotzeiten mit Allgäuer Sennalpkäse, Bergbutter, ein kräftiges Bauernbrot <strong>und</strong> ein kühles Bier.<br />

Genuss auf Allgäuer Alpen bedeutet gemütliche Einkehr inmitten der Natur. Ideale Ausflugsziele für die<br />

ganze Familie sind die 49 »Allgäuer Alpgenuss«-Alpen, die ihre Gäste mit hausgemachten Kuchen <strong>und</strong><br />

zünftigen Brotzeiten – hergestellt aus garantiert Allgäuer Produkten – verwöhnen. In dem handlichen<br />

Führer stellen sich die Alpen mit Tourentipps vor. Der Verein »Allgäuer Alpgenuss« engagiert sich seit Jahren<br />

für die Vermarktung von Lebensmitteln aus der Region. Schwerpunkt sind die Angebote auf den Alpen.<br />

Alpgenuss-Wanderungen im Allgäu,<br />

144 Seiten; 9,90 Euro, AVA-Verlag, ISBN: 978-3944321356<br />

Dem Apollofalter folgen<br />

Wer findet den Ludwig?<br />

Wo ist der Märchenkönig jetzt schon wieder hin? In diesem Bildband geht es drunter<br />

<strong>und</strong> drüber: Die Kuh Resi <strong>und</strong> ihre Fre<strong>und</strong>e besuchen den Alpsee, Eistobel, wandern r<strong>und</strong><br />

um Kempten, Oberstdorf <strong>und</strong> Füssen, in der Breitachklamm <strong>und</strong> natürlich auf Schloss<br />

Neuschwanstein. Auf den liebevoll illustrierten Bildern gibt es viel zu entdecken.<br />

Steph Burlefinger: Das Allgäu wimmelt,<br />

16 Seiten; 14,99 Euro, J. Berg-Verlag, ISBN: 978-3862460397<br />

Gemeinsam mit dem Erklär-Schmetterling Parnassius, einem Apollofalter, können Kinder das Allgäu<br />

entdecken <strong>und</strong> dabei vieles über heimische Tiere <strong>und</strong> Pflanzen lernen. Vor jedem Abschnitt<br />

wird eine Wanderroute beschrieben <strong>und</strong> auf den Folgeseiten die dortige Flora <strong>und</strong> Fauna erklärt.<br />

Zusätzlich gibt es Ausflugsziele sowie Allgäuer Märchen <strong>und</strong> Sagen. Mit vielen Bildern können<br />

Blumen <strong>und</strong> Tiere identifiziert werden <strong>und</strong> Quizfragen verinnerlichen das erlernte Wissen.<br />

Michael F. Schneider, Petra Schönberger:<br />

»Naturgeschichtchen Allgäu«, 232 Seiten; 17 Euro, Bauer-Verlag, ISBN: 978-3955510596<br />

IMPRESSUM<br />

VERLAG & HERSTELLUNG:<br />

Verlag HEPHAISTOS<br />

EDITION ALLGÄU<br />

Lachener Weg 2<br />

87509 Immenstadt-Werdenstein<br />

Tel. 08379/728616<br />

Fax 08379/728018<br />

info@heimat-allgaeu.info<br />

www.edition-allgaeu.de<br />

REDAKTION:<br />

Viola Elgaß (v.i.S.d.P.), Claudia<br />

Schöwe, Franziska Rothermel,<br />

Thomas Niehörster<br />

Tel. 08379/728616,<br />

viola.elgass@heimat-allgaeu.info<br />

Gekennzeichnete Beiträge stellen<br />

die Meinung des Ver fassers,<br />

nicht aber des Verlages dar.<br />

LAYOUT:<br />

Ramona Klein, Bianca Elgaß,<br />

Joshua Riedisser<br />

TITELFOTOGRAF:<br />

Reinhard Scholl<br />

ANZEIGEN:<br />

Carolin Mathes,<br />

carolin.mathes@heimat-allgaeu.info<br />

Christian Vu,<br />

christian.vu@heimat-allgaeu.info<br />

Tel. 08379/728616;<br />

gültige Anzeigenpreisliste: 1/2017<br />

BANKVERBINDUNG<br />

VERLAG:<br />

Raiffeisenbank<br />

Kempten-Oberallgäu eG,<br />

IBAN: DE97733699200007126999,<br />

BIC: GENODEF1SFO<br />

DRUCK:<br />

Allgäuer Schönheitsgalerie<br />

Die schönsten Damen von Berg <strong>und</strong> Wiesen sind alljährlich im Allgäuer Kuh-<br />

Kalender versammelt. Bereits das zehnte Jahr in Folge gibt es den Kalender mit<br />

idyllischen, naturnahen <strong>und</strong> amüsanten Aufnahmen des im Allgäu typischen Braunviehs. Ein Stück Allgäuer<br />

Heimat – zum Aufhängen an der Wohnzimmerwand.<br />

HOLZMANN DRUCK GmbH & Co. KG<br />

Gewerbestraße 2<br />

D-86825 Bad Wörishofen<br />

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/allgaeu.braunvieh<br />

Kuh-Kalender 2019 mit Allgäuer Braunvieh,<br />

14 Seiten; 15,80 Euro, Edition Allgäu, ISBN: 978-3958050402<br />

106<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2018</strong>


An die Spitze<br />

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