SZ Familie Leseprobe / Ausgabe 4/2018
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<strong>Familie</strong><br />
Jeder<br />
wie<br />
mag<br />
… und warum vergleicht man<br />
Kinder trotzdem dauernd?<br />
LESEPROBE
Liebe Leserinnen,<br />
liebe Leser,<br />
wir haben einen Preis gewonnen! Einen goldenen<br />
Nagel beim Art Directors Club. Es gibt<br />
Menschen, die behaupten, das sei so etwas<br />
wie ein Oscar für Magazinmacher*innen.<br />
Unsere Kinder jedenfalls waren sehr beeindruckt<br />
von dem goldenen Stück, äh, Metall.<br />
Und wir haben uns wie die Kinder gefreut.<br />
Einen schönen Sommer,<br />
das Team von Süddeutsche Zeitung <strong>Familie</strong><br />
„Umweltbewusstsein<br />
trifft Körperbewusstsein<br />
trifft<br />
Gründermythos.<br />
Und plötzlich ist die<br />
Trinkflasche ein<br />
Lifestyleprodukt.“<br />
Aus der Geschichte<br />
„MESSAGE IN A BOTTLE“<br />
über den boomenden Markt bei Trinkflaschen<br />
SCHRITT 1<br />
AUFBIEGEN<br />
Beide Heftteile einmal<br />
in der Mitte auseinanderbiegen.<br />
SCHRITT 2<br />
UMSCHLAG ABZIEHEN<br />
Den an den<br />
Rücken verklebten<br />
Umschlag abziehen.<br />
SCHRITT 3<br />
LOSLESEN<br />
Sie halten jetzt zwei Hefte<br />
in der Hand. Eins für Sie.<br />
Und eins für Ihre Kinder.<br />
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TEXT<br />
MARCUS JAUER<br />
ILLUSTRATION<br />
JILL SENFT<br />
INTERVIEW<br />
HILLARY FRANK<br />
ILLUSTRATIONEN<br />
T. S. ABE<br />
LIEBLINGSDINGE<br />
FAIR GESTRICKT<br />
So schön kann Partnerlook sein: Das spanische<br />
Label babaà macht Pullis ausschließlich aus Wolle<br />
von Schafen aus Spanien und Italien. Viele Teile aus<br />
der Sommer kollektion gibt es für Frauen und Kinder.<br />
Jumper „no18 bay laurel women“, 175 Euro,<br />
Kinderjumper „no18 bay laurel“, 98 Euro, babaa.es<br />
Du liebe Pfirsichgurke,<br />
ich habe eine Frau nach dem Weg zum<br />
Bahnhof gefragt, und weißt Du, was sie<br />
geantwortet hat? IMMER DER NASE<br />
NACH. Ist das nicht komisch?<br />
Bis bald, mein lieber Liebster,<br />
Dein Papa<br />
TEXT<br />
MAREEN LINNARTZ<br />
BUCH<br />
AHNENGALERIE<br />
„IN MEINER ERINNERUNG<br />
WA R MEHR<br />
STREICHORCHESTER“/<br />
JULIA HOSSE<br />
Ihre <strong>Familie</strong>ngeschichte hat<br />
Julia Hoße in ein Kunstwerk<br />
verwandelt, das Comic, Bilderbuch<br />
und Essay zugleich ist.<br />
Es verrät viel darüber, wie<br />
die Erinnerung Dinge bunter,<br />
magischer, lauter macht.<br />
Viel Streich orchester eben.<br />
Können auch Kinder lesen.<br />
Edition Büchergilde, 26 Euro<br />
UNTER DIE HAUT<br />
„DIE MÜTTER“/<br />
BRIT BENNETT<br />
„Die Mütter“, so nennen sich die<br />
tratschenden Frauen, die das<br />
komplizierte Leben einer Tochter<br />
erzählen. Es geht um Abtreibung,<br />
Herkunft und Hautfarbe.<br />
Erschütternd und großartig.<br />
Rowohlt, 20 Euro<br />
MUSIK<br />
FÜHLEN<br />
„THE HORIZON<br />
JUST LAUGHED“/<br />
DAMIEN JURADO<br />
Aus Gitarre und Stimme wird<br />
ein Sommertagstraum. Am<br />
besten in der Hängematte anhören<br />
und melancholisch werden.<br />
Secretly Canadian<br />
TANZEN<br />
„TELL ME HOW YOU<br />
REALLY FEEL“/<br />
COURTNEY BARNETT<br />
Wie sie das schafft: Nach<br />
Nirvana klingen, Margaret<br />
Atwood zitieren und dabei<br />
noch witzig sein? Keine Ahnung,<br />
macht aber super Laune.<br />
Mom + Pop Music<br />
SCHWEBEN<br />
„LOVE IS DEAD“/<br />
CHVRCHES<br />
Der Synthie-Pop wirkt wie<br />
ein Instagramfilter: Auf<br />
einmal leuchtet alles rosa.<br />
Glassnote Records<br />
Du alte Ananasbirne,<br />
in der Schweiz haben alle Kinder einen langen Bart, und alle<br />
Pferde haben ein Propeller, und alle Polizisten lutschen Eis, und<br />
alle Postboten fahren mit dem Roller. Das ist natürlich alles<br />
Quatsch, aber wäre das nicht lustig? Und die Autos müßten<br />
nicht Benzin tanken, sondern Tomatensaft.<br />
Dein Papi<br />
HOLZSCHNITT<br />
Emmet van Driesche war mal Seemann. Jetzt wohnt er mit<br />
Frau und Töchtern in Massachusetts auf dem Land, betreibt<br />
eine Weihnachtsbaumfarm, pflanzt Dahlien und Knoblauch.<br />
Und schnitzt auf Bestellung so elegante Dinge wie diese Buttermesser<br />
für Kinder. Auf Instagram kann man ihm dabei zusehen.<br />
Butter Knife, ca. 6 Euro, emmetvandriesche.com<br />
FINK UND STAR<br />
In diesem illustrierten Memory sollen Männchen und<br />
Weibchen zusammenkommen. Schöne Vogelhochzeit!<br />
Memospiel von Laurence King Verlag, 14,90 Euro,<br />
laurencekingverlag.de<br />
ZART BESEIDET<br />
Die Thaischirme sind in<br />
Handarbeit aus Bambus und<br />
Seide gefertigt. Auch ein<br />
Sommer regen kann ihnen<br />
nichts an haben, wenn man sie<br />
danach wieder trocknet.<br />
„Buntes Schauspiel“, 214 cm,<br />
88 Euro, octopus-versand.de<br />
1 Heft für Eltern ...<br />
Tipps<br />
von<br />
gestern<br />
Eine Idee, die keine<br />
große Zukunft hatte:<br />
Ziegen als Ammen für<br />
Menschenbabys.<br />
ÜBERSETZUNG: CHRISTOPH KOCH<br />
Der US-Journalist Nicholas Day<br />
hat sich tief in die Geschichte der Erziehung<br />
gegraben. Er sagt: Schon immer wurden Eltern<br />
von Experten verunsichert. Ein Interview<br />
über Ängste, die es ohne Ratgeber nicht gäbe<br />
Mr. Day, in Ihrem Buch „Baby Meets<br />
World“ geht es eigentlich um die Babyjahre.<br />
Doch es erzählt auch, wie Erziehungstrends<br />
entstehen und wieder<br />
verschwinden. Was war Ihre größte<br />
Erkenntnis bei der Recherche?<br />
Dass Elternschaft unglaublichen Veränderungen<br />
ausgesetzt ist. Ich musste<br />
mich anstrengen, mich nicht dauernd<br />
über frühere Erziehungsmethoden<br />
und Ratschläge lustig zu machen. Das<br />
war gar nicht so einfach. Manchmal<br />
schienen die Ratgeber von damals<br />
regelrecht darum zu betteln.<br />
Zum Beispiel die Geschichte mit der<br />
Daumenlutschpanik?<br />
Ja, das wäre ein Beispiel. Bis Ende des<br />
19. Jahrhunderts hatte weltweit so gut<br />
wie niemand mit Daumen lutschenden<br />
Babys und Kleinkindern ein Problem.<br />
Dann trat ein ungarischer Arzt namens<br />
Lindner auf den Plan. Er machte eine<br />
Studie, für die er nur 69 Kinder beobachtete.<br />
Vier von den 69 lutschten<br />
angeblich Daumen, während sie ihre<br />
Genitalien anfassten. Das löste eine<br />
regelrechte Daumenlutschpanik aus.<br />
Die Experten traten auf den Plan.<br />
Genau, und je mehr Aufsätze und Lehrbücher<br />
diese Geschichte nacherzählten,<br />
umso mehr wurden diese vier<br />
Babys zu einem unumstößlichen Beweis,<br />
dass Daumenlutschen ein Kind<br />
in eine unkontrollierbare Masturbationsmaschine<br />
verwandelt. Diese Panik<br />
hielt ungefähr ein halbes Jahrhundert<br />
lang an.<br />
In Ihrem Buch zitieren Sie eine<br />
Kolumne aus einem Hauswirtschaftsmagazin<br />
von 1908. Die bringt die<br />
Ängste sehr deutlich auf den Punkt.<br />
Absolut. „Ich sah neulich eine junge<br />
Mutter, wie sie Unglück über sich und<br />
möglicherweise eine dauerhafte Verunstaltung<br />
über ihr Kind brachte“,<br />
schreibt dort jemand. „Mein Herz füllte<br />
sich mit Zorn, als ich sah, was sie tat.<br />
Welche schlimme Angewohnheit sie<br />
förderte. Sie nannte es ‚süß‘ , aber sie<br />
wird noch feststellen wie durch und<br />
durch schädlich es ist. Ich rede von der<br />
Angewohnheit des Daumenlutschens.<br />
Ich kenne alle Argumente der Eltern,<br />
die es erlauben: Es gefällt ihm, es hält<br />
ihn ruhig und fröhlich, es wäre doch<br />
grausam, ihm so etwas Harmloses<br />
zu verbieten, irgendwann hört er<br />
schon damit auf. Jedes Mal möchte<br />
ich laut aufschreien: Ihr Narren, Narren,<br />
Narren. Ich wisst nicht, was Ihr da<br />
anrichtet.“<br />
Es gab also schon immer Experten, die<br />
Eltern verunsicherten?<br />
Ja, und wenn sie sich zu einem Zeitpunkt<br />
melden, an dem die Gesellschaft<br />
reif ist, ihre Erziehungsgrundsätze auf<br />
den Kopf stellen zu lassen, dann wirken<br />
sie auch. Das sieht man in der<br />
Geschichte immer wieder: Die Leute<br />
erziehen ihre Kinder erst eine Weile auf<br />
die eine Weise – und fordern dann das<br />
genaue Gegenteil.<br />
Was unternahmen die Eltern, um ihre<br />
Kinder vom Daumenlutschen abzuhalten?<br />
Sie steckten die Ärmel der Strampelanzüge<br />
mit Nadeln am Bett fest. Sie<br />
kauften oder bastelten rechtwinklige<br />
Schienen, die die Babys daran hinderten,<br />
ihre Hände zum Mund zu führen.<br />
Es gab Fäustlinge, die fest mit den<br />
Ärmeln vernäht wurden und unzählige<br />
andere kuriose Erfindungen. Das<br />
waren keine Nischenprodukte für ein<br />
paar Spinner: Die meisten Eltern<br />
benutzten plötzlich solchen Kram. Etwas<br />
später, 1914, veröffentlichte eine<br />
kurz zuvor gegründete Behörde der<br />
US -Regierung eine Broschüre zum<br />
Thema Säuglingspflege. Diese enthielt<br />
sogar Bastelanleitungen, damit Eltern<br />
sich diese Instrumente selbst bauen<br />
konnten.<br />
Schnuller gerieten zur gleichen Zeit<br />
ebenfalls in Verruf. Sie wurden zuerst<br />
für schlechte Zähne verantwortlich<br />
gemacht, später fürchtete man, sie<br />
könnten den Geschmackssinn oder die<br />
Aussprache von Kindern ruinieren.<br />
Und am Ende galten sie als Beweis von<br />
Faulheit: Wer seinem Kind einen<br />
Schnuller gab, suchte nach einem einfachen<br />
Weg, es ruhigzustellen.<br />
Und für all diese Annahmen gibt es so<br />
gut wie keine Beweise. Aber trotzdem<br />
war allen plötzlich klar, dass nur<br />
Eltern, denen nichts am Wohlergehen<br />
ihrer Kinder lag, so verantwortungslos<br />
sein konnten, Schnuller zu verwenden.<br />
Dieses Vorurteil hielt sich jahrzehntelang,<br />
und man kann seine Folgen bis<br />
heute spüren. Auch wenn fast alle<br />
Argumente gegen Schnuller inzwischen<br />
widerlegt sind.<br />
Ein Muster taucht immer wieder auf:<br />
Selbst, wenn etwas wissenschaftlich<br />
erwiesen ist, dauert es oft noch eine<br />
Weile, bis die Menschen bereit sind, es<br />
zu akzeptieren. Und manchmal gibt es<br />
keinerlei wissenschaftliche Beweise –<br />
aber die Menschen glauben an etwas,<br />
weil es zum Zeitgeist passt. Auch darüber,<br />
wie viel man sein Baby berühren<br />
soll, wandelten sich im Lauf der<br />
Jahrzehnte die Ansichten.<br />
Kindheit im KZ, DDR-Dissident, gefeierter Schriftsteller und Geschichtenerzähler: Jurek Becker.<br />
FOTO: BARBARA MORGENSTERN/PICTURE ALLIANCE<br />
FOTO: COLIN HAWKINS ; ILLUSTRATION: LAURENT DE BRUNHOFF<br />
„Du liebe Hühnerkastanie …“<br />
In wenige Zeilen seine ganze Liebe packen:<br />
Jahrelang, bis zu seinem Tod, hat<br />
der Schriftsteller Jurek Becker an seinen<br />
kleinen Sohn Jonathan die schönsten<br />
Postkarten geschrieben<br />
48 FAMILIE<br />
49<br />
30 FAMILIE<br />
31<br />
Message<br />
in a<br />
bottle<br />
Vom Kindergartenkind bis zum<br />
Manager geht kaum noch jemand<br />
ohne eigene Trinkflasche aus dem<br />
Haus. Warum eigentlich?<br />
Beginnen wir mit Agnes Ziegleder-Weiß<br />
aus Wittibreut. Wittibreut liegt in Niederbayern<br />
zwischen Rott und Inn, nur<br />
ein paar Kilometer von der österreichischen<br />
Grenze entfernt und ist an sich<br />
kein Ort, von dem eine Revolution ausgeht.<br />
Aber Agnes Ziegleder-Weiß ist an<br />
sich ja auch keine Revolutionärin.<br />
Als ihre Kinder, ein Mädchen und ein Junge, noch in die<br />
Grundschule gingen, holte sie die beiden häufig ab. Dabei fielen<br />
ihr auf dem Schulhof die überfüllten Papierkörbe auf, in<br />
denen – oft aber auch daneben – die Reste dessen lagen, was<br />
die Eltern ihren Kindern für die Pause zum Trinken mitgegeben<br />
hatten: Capri-Sonne-Tüten, Tetra-Packs, Dosen.<br />
Agnes Ziegleder-Weiß ist keine gelernte Umweltschützerin,<br />
sie hat Schreinerin gelernt und später den Betrieb ihres<br />
Vaters übernommen. Der Müll störte sie trotzdem. Sie fand<br />
ihn unnötig. Warum den Kindern nicht eine Flasche mitgeben,<br />
die sie wieder mit nach Hause bringen können und die<br />
man dort für den nächsten Tag befüllt?<br />
Kurz darauf kamen ihre Kinder mit einer Trinkflasche in die<br />
Schule, die man nirgends kaufen konnte; sie war selbst gemacht.<br />
Eine handelsübliche Glasflasche mit Schraubverschluss,<br />
eingewickelt in ein Stück Heizkörperisolation, damit<br />
sie beim Runterfallen nicht zerbricht, und eingepackt in ein<br />
selbstgenähtes Stoffsäckchen, das alles zusammenhält und<br />
mit dem man die Flasche gut tragen kann.<br />
Schnell bekam Agnes Ziegleder-Weiß Anfragen von anderen<br />
Eltern, und bald lieferte ihr Mann, der als Tierarzt arbeitete,<br />
die Trinkflasche auf seinen Touren über die Dörfer an Schulen<br />
und Kindergärten aus. Es waren Schüler, die sich einen<br />
Namen für sie ausdachten. Seitdem gibt es „Emil, die Flasche<br />
zum Anziehen“.<br />
Das ist jetzt achtundzwanzig Jahre her.<br />
Wer heute in einen Laden oder ins Internet geht, um eine ganz<br />
normale Trinkflasche zu kaufen, der sieht sich einer derart<br />
großen Auswahl gegenüber, dass es von vornherein unmöglich<br />
zu sein scheint, die richtige zu finden, denn ganz normal<br />
ist keine davon. Es gibt Trinkflaschen aus Plastik, aus Glas<br />
oder Edelstahl. Mit Verschlüssen zum Drücken, Klappen<br />
oder Schrauben. Mit Wasserfiltern, innen liegenden Schläuchen<br />
oder Einsätzen für frisches Obst. Von mehr als einem<br />
Dutzend verschiedener Firmen. In allen Farben, Formen und<br />
Designs. Für Preise von fünf bis 50 Euro – oder auch für<br />
150 Euro, dann ist es eine Trinkflasche, die mit Swarovski-Kristallen<br />
besetzt ist und in London bei Harrods angeboten<br />
wird.<br />
Verglichen damit wirkt die Flasche, die sich Agnes Ziegleder-Weiß<br />
1990 ausgedacht hat wie das Urpferd, bevor sich<br />
die Evolution darauf stürzte. Auf jedem Spielplatz in Berlin-Prenzlauer<br />
Berg sieht man inzwischen mehr Arten von<br />
Trinkflaschen, als damals überhaupt auf dem Markt waren.<br />
Die Trinkflasche – war das nicht gerade noch ein Alltagsgegenstand?<br />
Was ist da eigentlich passiert?<br />
Berlin-Tempelhof. Zwischen einer Mozzarella-Käserei und<br />
einem Jalousien-Händler liegt in einer riesigen Lagerhalle<br />
die Zentrale von Soulbottles. Dem Unternehmen, das nach<br />
eigenen Angaben „die wohl sauberste Trinkflasche der Welt“<br />
produziert. Paul Kupfer, einer der beiden Gründer, ist gerade<br />
aus Sri Lanka zurückgekehrt, wo er eine Plantage besucht<br />
hat, die den Kautschuk für den Dichtungsring der Flasche<br />
liefert. Er wollte sehen, ob die Umweltstandards eingehalten<br />
und die Arbeiter fair bezahlt werden.<br />
„Das sollte man schon machen, wenn man die Welt retten<br />
will“, sagt Paul Kupfer. „Und das war ja von Anfang an unser<br />
Main Issue.“<br />
Paul Kupfer ist Ende 20, und obwohl er an diesem Montag<br />
noch eine Spur Glitzer im Gesicht hat, die von einem Clubbesuch<br />
am Wochenende stammen könnte, führt er aufgeräumt<br />
und wach durch seine Firma. Da ist die Sofaecke, in der<br />
sie mittags auch essen. Sie kochen selbst, weil die Gegend<br />
noch so abgelegen ist, dass es in der Nähe keinen Imbiss gibt.<br />
Da ist die Tischtennisplatte, da sitzen die Leute von Einkauf,<br />
Vertrieb und Marketing. Den Raum dahinter vermieten sie<br />
an eine Trommelgruppe, und in dem Raum, der dann kommt,<br />
hat eine Elektrorollervermietung ihre Fahrzeuge untergestellt.<br />
„Wir mussten in den letzten Jahren immer wieder umziehen,<br />
weil der Platz nicht reichte“, sagt Paul Kupfer. „Das sollte uns<br />
nicht so schnell wieder passieren.“<br />
Er steht im Erdgeschoss der Lagerhalle, wo die „Soulbottles“<br />
zusammengesetzt und von Hand verpackt werden. Eine<br />
zylindrige Glasflasche in verschiedenen Designs, mit einem<br />
Bügelverschluss, für den der Draht in Deutschland gebogen<br />
und der Keramikpfropfen in Deutschland gebrannt wird. Ein<br />
Industrieprodukt, das wie eine Handarbeit wirkt und inzwischen<br />
sogar in Buchhandlungen angeboten wird. Vergangenes<br />
Jahr haben sie fast 180 000 Flaschen verkauft, sechsmal<br />
so viel wie drei Jahre zuvor. Eine „Soulbottle“ kostet 25 Euro,<br />
aber dafür wird man Teil einer Philosophie.<br />
„Wir sind kein Konzern, der auf Hippie macht“, sagt Paul<br />
Kupfer. „Wir sind ein Unternehmen, gegründet von Hippies.“<br />
Paul Kupfer und sein Freund Georg Tarne kennen sich vom<br />
Studium in Wien, wohin sie gegangen waren, weil die deutschen<br />
Unis so einen harten Numerus clausus hatten. Als sie<br />
dort den Dokumentarfilm „Plastic Planet“ von Werner Boote<br />
sahen, der die riesigen Plastikinseln thematisierte, die im<br />
Meer entstanden waren, veränderte sich ihr Blick auf<br />
Verpackungen. Künftig nahmen sie zur Vorlesung leere<br />
Wodkaflaschen mit, in die sie Leitungswasser füllten und die<br />
sie später auch bedruckten, wie man damals T-Shirts bedruckte.<br />
So hat es bei ihnen begonnen.<br />
Im Grunde war das die studentische Variante dessen, was<br />
sich Agnes Ziegleder-Weiß 20 Jahre zuvor für Eltern und Kinder<br />
überlegt hatte. Aber inzwischen war die Idee, Plastikmüll<br />
zu vermeiden, längst keine Privatsache mehr. Es gab bereits<br />
das Pfand auf Einwegflaschen. Gleichzeitig war die Ansicht<br />
weit verbreitet, dass alle zu wenig trinken. Immer mehr<br />
Leute liefen mit großen Wasserflaschen herum, um nur ja auf<br />
die erforderlichen zwei Liter zu kommen. Der dritte Faktor<br />
schließlich war die Digitalisierung mit ihrem Start-up-<br />
Frischer Wind<br />
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26 FAMILIE<br />
27<br />
64 FAMILIE<br />
65
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Kinder<br />
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... und 1 Heft für Kinder<br />
Witze<br />
Erst mal:<br />
Superlustig<br />
Lars, 8<br />
Helsinki<br />
Was ist der Unterschied<br />
zwischen einem Fußballer<br />
und einem Fußgänger?<br />
Thea, 9<br />
„Doktor, Doktor, mein<br />
Problem ist: Keiner hört mir<br />
zu!“ Darauf der Doktor:<br />
„Der Nächste, bitte!“<br />
Susi, 6<br />
Lange Schlange vor<br />
der Arche Noah. Fragt<br />
der Frosch die Giraffe:<br />
„Was dauert denn da<br />
so lange?“ Die Giraffe<br />
reckt den Hals und sagt:<br />
„Das kann dauern. Der<br />
Tausendfüßler zieht<br />
sich gerade seine<br />
Hausschuhe an!“<br />
Maike, 11<br />
Der Fußgänger geht<br />
bei Grün, der Fußballer<br />
bei Rot.<br />
Was ist das<br />
Gegenteil von<br />
Reformhaus?<br />
Reh hinterm<br />
Haus.<br />
Ludwig, 8<br />
Wie nennt man einen<br />
ausgehungerten Frosch? –<br />
Magerquak.<br />
Hannah, 7<br />
Was ist rot und schlecht für die Zähne?<br />
Bea, 6<br />
Eine Giraffe und ein Häschen unterhalten sich.<br />
Sagt die Giraffe: „Häschen, wenn du wüsstest,<br />
wie schön das ist, einen langen Hals zu haben.<br />
Das ist sooo toll! Jedes leckere Blatt, das ich<br />
esse, wandert langsam meinen langen Hals<br />
hinunter, und ich genieße diese Köstlichkeit soo<br />
lange.“ Das Häschen guckt die Giraffe ausdruckslos<br />
an. „Und erst im Sommer, Häschen,<br />
ich sag dir, das kühle Wasser ist so köstlich<br />
erfrischend, wenn es langsam meinen langen<br />
Hals hinuntergleitet. Das ist sooo schön,<br />
einfach toll, einen so langen Hals zu haben.<br />
Häschen, kannst du dir das überhaupt vorstellen?“<br />
Häschen: „Schon mal gekotzt?“<br />
Janna, 7<br />
„Herr Ober, Herr Ober, Ihr Hund starrt mich dauernd so böse an.“<br />
Kellner: „Kein Wunder, Sie essen schließlich von seinem Teller.“<br />
Tom, 7<br />
Was ist das finnische Wort für Sonnenuntergang?<br />
„Herr Ober, was wollen denn bloß die vielen<br />
Leute hier an meinem Tisch?“ – „Aber mein Herr,<br />
Sie hatten doch einen Auflauf bestellt.“<br />
Ein Ziegelstein.<br />
Claire, 8<br />
Text: XXXXk, Foto: XXXXX<br />
Text: XXXXk, Foto: XXXXX<br />
Wie nennen Kannibalen einen Skater?<br />
Levi, 7<br />
Ich wollte<br />
Spider-Man<br />
anrufen,<br />
aber er hatte<br />
kein Netz.<br />
Lea, 7<br />
Sitzen zwei Bomben<br />
im Keller. Sagt die<br />
eine: „Komm, lass<br />
uns hochgehen.“<br />
Simian, 8<br />
Ein Mofa fährt neben<br />
einem Porsche. Der<br />
Porsche gibt Gas.<br />
80 – das Mofa neben<br />
ihm. 130! Das Mofa hält<br />
mit! 160! 180! Immer<br />
noch. Da bremst der<br />
Autofahrer, fragt den<br />
Mofafahrer. „Na Kleiner,<br />
Tiger im Tank?“ – „Nee,<br />
Jacke in deiner Tür!“<br />
Tami, 9<br />
Wenn du beim<br />
Metzger klingelst,<br />
musst du dich<br />
nicht wundern,<br />
wenn kein Schwein<br />
aufmacht.<br />
Merle, 13<br />
Nach dem Aufstieg erreichen Vater und Sohn den 2000 Meter<br />
hohen Gipfel. „Guck mal, wie schön es da unten ist“, sagt der<br />
Vater zu seinem Sohn. Darauf der Sohn: „Warum sind wir dann<br />
überhaupt hier raufgestiegen?“<br />
Jakob, 8<br />
An einer Gartentür hängt ein Schild: „Vorsicht<br />
Hund!“ Der Briefträger klingelt. Da kommt eine<br />
Frau mit einem kleinen Hund aus dem Haus.<br />
„Dieser winzige Hund soll gefährlich sein?“–<br />
„Aber nein. Ich habe das Schild doch nur da<br />
hingehängt, damit keiner drauftritt.“<br />
Lara, 7<br />
Was ist die schlimmste Krankheit<br />
für Graffiti-Sprayer?<br />
Miriam, 12<br />
Lackdoseintoleranz<br />
Rollbraten.<br />
Treffen sich zwei Tiere.<br />
Fragt das eine: „Was bist<br />
du denn?“ – „Ich bin ein<br />
Wolfshund.“ – „Wie geht<br />
denn das?“ – „Na ja,<br />
meine Mom ist ein Wolf<br />
und mein Dad ein Hund.<br />
Und du?“ – „Oje, ich bin<br />
ein Ameisenbär!“<br />
Theo, 11<br />
42<br />
Kribbelkrabbel<br />
Im Sommer kriechen überall Tierchen herum.<br />
Warum findet man die manchmal eklig?<br />
Eigentlich will man ja vor nichts Angst<br />
haben. Vor allem nicht im Sommer. Da<br />
würde man doch die ganzen Aben teuer<br />
verpassen. Aber dann: Pfui, bäh! Eine<br />
Spinne! Eine Ameise! Ein Käfer! Überall<br />
wuseln die Krabbeltiere herum. Im<br />
Wald, im Freibad, ja sogar im Haus.<br />
Und plötzlich denkt man: „Ihh, wie<br />
eklig!“ Manchmal will man sofort Hilfe<br />
rufen. Hauptsache, Mama oder Papa<br />
bringen die Spinne raus. Oder man<br />
starrt das Krabbeltier einfach nur an.<br />
Dabei juckt und kribbelt es furchtbar<br />
auf der Haut. Aber weggucken kann<br />
man irgendwie auch nicht –<br />
wie bei einer gruseligen Stelle im<br />
Fernsehen.<br />
So ein Krabbeltier kann selbst das<br />
coolste Kind nervös machen. Manchmal<br />
auch den coolsten Erwachsenen.<br />
Dabei ist es doch klitzeklein – und man<br />
selbst der Große. Müsste man gegen<br />
das Krabbeltier kämpfen, wäre ganz<br />
klar: Man würde gewinnen. Warum<br />
stellt man sich dann so an?<br />
Text<br />
DANIELA GASSMANN<br />
Labyrinth<br />
ANNA HAIFISCH<br />
Das Geheimnis ist: Es kommt nicht auf<br />
die Größe eines Tiers an. Sondern d a<br />
rauf, ob es einem ähnlich ist. Katzen<br />
und Hunde schauen uns an. Und oft<br />
sehen wir ihren Gesichtern sogar an,<br />
wie es ihnen gerade geht. Krabbeltiere<br />
dagegen sind so winzig, dass man<br />
kaum was erkennt. Woher soll man da<br />
wissen, was sie vorhaben? Ob sie einen<br />
stechen, beißen oder anpinkeln wollen?<br />
Vor ihnen Angst haben muss man natürlich<br />
nicht. Aber der Ekel hat auch<br />
seinen Sinn: zum Beispiel wenn Tierchen<br />
aus dem Essen krabbeln. Dann<br />
lässt man es automatisch stehen. Zum<br />
Glück! Es ist nämlich verdorben. Wer<br />
sich fürchtet, ist also gar nicht uncool.<br />
Sondern manchmal<br />
einfach nur klug.<br />
Text: XXXXk, Foto: XXXXX<br />
A<br />
C<br />
HTUN<br />
G<br />
LABYRINTH Die Ameisenbärmama will die Ameisenkönigin fressen. Sonst schmeckt ihr nichts. Hilf ihr, den Weg zu finden und satt zu werden.<br />
43<br />
Für gute Fußballspiele braucht<br />
man guten Rasen. Darum arbeiten<br />
in Stadien heute Menschen wie<br />
Günther Kaiser: Er ist ein sogenannter<br />
Greenkeeper und kümmert sich<br />
um das Gras auf dem Platz<br />
Text<br />
BENEDIKT WARMBRUNN<br />
26<br />
Fotos<br />
FRITZ BECK<br />
Foto:XXXXXXXXX<br />
Foto: XXXXXX<br />
Der Hüter<br />
der Halme<br />
Alles im grünen Bereich<br />
Sonne, Licht, Dünger:<br />
Günther Kaiser weiß,<br />
was der Rasen im Grünwalder<br />
Stadion mag.<br />
Dort spielt zum Beispiel<br />
der ehemalige Bundesligaverein<br />
TSV 1860<br />
München. Vor jeder<br />
Partie mäht Kaiser<br />
dreimal den Rasen.<br />
Danach zieht er mit<br />
weißer Farbe die Spielfeldlinien<br />
nach.<br />
60<br />
Der gute<br />
Ton<br />
Manche Menschen behaupten, dass sie nicht<br />
pfeifen können. Dabei kann das jeder lernen! Man<br />
braucht nur die richtige Technik – und viel Übung<br />
Text<br />
CHRISTOPH GURK<br />
Fotos: YvZ<br />
Text: XXXXk, Foto: XXXXX<br />
Kuşköy ist ein kleiner Ort in der Türkei.<br />
Übersetzt heißt der Name „Vogeldorf“,<br />
denn die Bewohner unterhalten sich<br />
nicht nur mit Worten, sondern auch<br />
mit Pfiffen, fast so wie Vögel. Die<br />
Pfiffe kann man sehr weit hören. Was<br />
praktisch ist, denn die Häuser von<br />
Kuşköy sind weit verstreut, und ohne<br />
die Pfeifsprache wären die Menschen<br />
im Vogeldorf schnell heiser.<br />
Auch in anderen Teilen der Welt gibt<br />
es solche Pfeifsprachen. Es wird ja<br />
auch überall auf der Welt gepfiffen.<br />
Wenn es dem Lehrer zum Beispiel zu<br />
laut wird, pfeift er durch die Finger.<br />
Andere Menschen pfeifen lieber in der<br />
Dusche, dann aber durch die Zähne<br />
oder Lippen, das ist zwar nicht so laut,<br />
klingt aber schöner. Und noch heute<br />
gibt es ein paar Leute, die so gut pfeifen<br />
können, dass sie sogar in Theatern<br />
und im Fernsehen auftreten.<br />
Auf der anderen Seite gibt es auch<br />
Leute, die gar nicht pfeifen können.<br />
Manche glauben sogar, dass sie<br />
überhaupt nicht dazu in der Lage<br />
sind. Dass ihr Körper nicht fürs<br />
Pfeifen gemacht ist. Das ist aber<br />
Quatsch. Denn jeder kann pfeifen<br />
lernen, man braucht nur Übung und<br />
die richtige Technik. Für das Lippenpfeifen<br />
sagt man am besten einmal<br />
„U“ und lässt die Lippen danach<br />
gespitzt. Dann Zunge nach vorn zu<br />
den Zähnen am Unterkiefer schieben<br />
und sanft die Luft ausblasen. Wenn<br />
es nicht klappt, hilft nur eins: Übung.<br />
Pfeif drauf!<br />
Mit diesem Trick kann man<br />
ganz einfach pfeifen<br />
So geht’s: weißes Papierquadrat unten ausschneiden.<br />
1. Jetzt in der Mitte nach hinten falten …<br />
2. … und jede Seite wieder zurückfalten.<br />
3. Das Papier sieht nun aus wie eine Ziehharmonika.<br />
4. Zum Schluss noch mit der Schere das kleine<br />
schwarze Feld wegschneiden.<br />
1.<br />
2.<br />
5. Am wichtigsten<br />
ist jetzt der Griff:<br />
Papier mit dem<br />
Loch nach oben<br />
fest zwischen<br />
Zeige- und<br />
Mittelfinger<br />
klemmen.<br />
4.<br />
3.<br />
6. Von dieser<br />
Seite kräftig in<br />
den Papierspalt<br />
pusten, ungefähr<br />
gegenüber des<br />
kleinen Lochs.<br />
Dafür muss man<br />
das Papier fest an<br />
den Mund pressen.<br />
Keine Sorge, wenn nicht gleich<br />
ein Pfiff ertönt: Auch das<br />
Pfeifen mit dem Papier muss<br />
man ein bisschen üben.<br />
61