21.06.2018 Aufrufe

SZ Familie Leseprobe / Ausgabe 4/2018

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Familie</strong><br />

Jeder<br />

wie<br />

mag<br />

… und warum vergleicht man<br />

Kinder trotzdem dauernd?<br />

LESEPROBE


Liebe Leserinnen,<br />

liebe Leser,<br />

wir haben einen Preis gewonnen! Einen goldenen<br />

Nagel beim Art Directors Club. Es gibt<br />

Menschen, die behaupten, das sei so etwas<br />

wie ein Oscar für Magazinmacher*innen.<br />

Unsere Kinder jedenfalls waren sehr beeindruckt<br />

von dem goldenen Stück, äh, Metall.<br />

Und wir haben uns wie die Kinder gefreut.<br />

Einen schönen Sommer,<br />

das Team von Süddeutsche Zeitung <strong>Familie</strong><br />

„Umweltbewusstsein<br />

trifft Körperbewusstsein<br />

trifft<br />

Gründermythos.<br />

Und plötzlich ist die<br />

Trinkflasche ein<br />

Lifestyleprodukt.“<br />

Aus der Geschichte<br />

„MESSAGE IN A BOTTLE“<br />

über den boomenden Markt bei Trinkflaschen<br />

SCHRITT 1<br />

AUFBIEGEN<br />

Beide Heftteile einmal<br />

in der Mitte auseinanderbiegen.<br />

SCHRITT 2<br />

UMSCHLAG ABZIEHEN<br />

Den an den<br />

Rücken verklebten<br />

Umschlag abziehen.<br />

SCHRITT 3<br />

LOSLESEN<br />

Sie halten jetzt zwei Hefte<br />

in der Hand. Eins für Sie.<br />

Und eins für Ihre Kinder.<br />

Sichern Sie sich jetzt Ihre<br />

persönliche Gratis-<strong>Ausgabe</strong><br />

unter sz.de/meinheft


TEXT<br />

MARCUS JAUER<br />

ILLUSTRATION<br />

JILL SENFT<br />

INTERVIEW<br />

HILLARY FRANK<br />

ILLUSTRATIONEN<br />

T. S. ABE<br />

LIEBLINGSDINGE<br />

FAIR GESTRICKT<br />

So schön kann Partnerlook sein: Das spanische<br />

Label babaà macht Pullis ausschließlich aus Wolle<br />

von Schafen aus Spanien und Italien. Viele Teile aus<br />

der Sommer kollektion gibt es für Frauen und Kinder.<br />

Jumper „no18 bay laurel women“, 175 Euro,<br />

Kinderjumper „no18 bay laurel“, 98 Euro, babaa.es<br />

Du liebe Pfirsichgurke,<br />

ich habe eine Frau nach dem Weg zum<br />

Bahnhof gefragt, und weißt Du, was sie<br />

geantwortet hat? IMMER DER NASE<br />

NACH. Ist das nicht komisch?<br />

Bis bald, mein lieber Liebster,<br />

Dein Papa<br />

TEXT<br />

MAREEN LINNARTZ<br />

BUCH<br />

AHNENGALERIE<br />

„IN MEINER ERINNERUNG<br />

WA R MEHR<br />

STREICHORCHESTER“/<br />

JULIA HOSSE<br />

Ihre <strong>Familie</strong>ngeschichte hat<br />

Julia Hoße in ein Kunstwerk<br />

verwandelt, das Comic, Bilderbuch<br />

und Essay zugleich ist.<br />

Es verrät viel darüber, wie<br />

die Erinnerung Dinge bunter,<br />

magischer, lauter macht.<br />

Viel Streich orchester eben.<br />

Können auch Kinder lesen.<br />

Edition Büchergilde, 26 Euro<br />

UNTER DIE HAUT<br />

„DIE MÜTTER“/<br />

BRIT BENNETT<br />

„Die Mütter“, so nennen sich die<br />

tratschenden Frauen, die das<br />

komplizierte Leben einer Tochter<br />

erzählen. Es geht um Abtreibung,<br />

Herkunft und Hautfarbe.<br />

Erschütternd und großartig.<br />

Rowohlt, 20 Euro<br />

MUSIK<br />

FÜHLEN<br />

„THE HORIZON<br />

JUST LAUGHED“/<br />

DAMIEN JURADO<br />

Aus Gitarre und Stimme wird<br />

ein Sommertagstraum. Am<br />

besten in der Hängematte anhören<br />

und melancholisch werden.<br />

Secretly Canadian<br />

TANZEN<br />

„TELL ME HOW YOU<br />

REALLY FEEL“/<br />

COURTNEY BARNETT<br />

Wie sie das schafft: Nach<br />

Nirvana klingen, Margaret<br />

Atwood zitieren und dabei<br />

noch witzig sein? Keine Ahnung,<br />

macht aber super Laune.<br />

Mom + Pop Music<br />

SCHWEBEN<br />

„LOVE IS DEAD“/<br />

CHVRCHES<br />

Der Synthie-Pop wirkt wie<br />

ein Instagramfilter: Auf<br />

einmal leuchtet alles rosa.<br />

Glassnote Records<br />

Du alte Ananasbirne,<br />

in der Schweiz haben alle Kinder einen langen Bart, und alle<br />

Pferde haben ein Propeller, und alle Polizisten lutschen Eis, und<br />

alle Postboten fahren mit dem Roller. Das ist natürlich alles<br />

Quatsch, aber wäre das nicht lustig? Und die Autos müßten<br />

nicht Benzin tanken, sondern Tomatensaft.<br />

Dein Papi<br />

HOLZSCHNITT<br />

Emmet van Driesche war mal Seemann. Jetzt wohnt er mit<br />

Frau und Töchtern in Massachusetts auf dem Land, betreibt<br />

eine Weihnachtsbaumfarm, pflanzt Dahlien und Knoblauch.<br />

Und schnitzt auf Bestellung so elegante Dinge wie diese Buttermesser<br />

für Kinder. Auf Instagram kann man ihm dabei zusehen.<br />

Butter Knife, ca. 6 Euro, emmetvandriesche.com<br />

FINK UND STAR<br />

In diesem illustrierten Memory sollen Männchen und<br />

Weibchen zusammenkommen. Schöne Vogelhochzeit!<br />

Memospiel von Laurence King Verlag, 14,90 Euro,<br />

laurencekingverlag.de<br />

ZART BESEIDET<br />

Die Thaischirme sind in<br />

Handarbeit aus Bambus und<br />

Seide gefertigt. Auch ein<br />

Sommer regen kann ihnen<br />

nichts an haben, wenn man sie<br />

danach wieder trocknet.<br />

„Buntes Schauspiel“, 214 cm,<br />

88 Euro, octopus-versand.de<br />

1 Heft für Eltern ...<br />

Tipps<br />

von<br />

gestern<br />

Eine Idee, die keine<br />

große Zukunft hatte:<br />

Ziegen als Ammen für<br />

Menschenbabys.<br />

ÜBERSETZUNG: CHRISTOPH KOCH<br />

Der US-Journalist Nicholas Day<br />

hat sich tief in die Geschichte der Erziehung<br />

gegraben. Er sagt: Schon immer wurden Eltern<br />

von Experten verunsichert. Ein Interview<br />

über Ängste, die es ohne Ratgeber nicht gäbe<br />

Mr. Day, in Ihrem Buch „Baby Meets<br />

World“ geht es eigentlich um die Babyjahre.<br />

Doch es erzählt auch, wie Erziehungstrends<br />

entstehen und wieder<br />

verschwinden. Was war Ihre größte<br />

Erkenntnis bei der Recherche?<br />

Dass Elternschaft unglaublichen Veränderungen<br />

ausgesetzt ist. Ich musste<br />

mich anstrengen, mich nicht dauernd<br />

über frühere Erziehungsmethoden<br />

und Ratschläge lustig zu machen. Das<br />

war gar nicht so einfach. Manchmal<br />

schienen die Ratgeber von damals<br />

regelrecht darum zu betteln.<br />

Zum Beispiel die Geschichte mit der<br />

Daumenlutschpanik?<br />

Ja, das wäre ein Beispiel. Bis Ende des<br />

19. Jahrhunderts hatte weltweit so gut<br />

wie niemand mit Daumen lutschenden<br />

Babys und Kleinkindern ein Problem.<br />

Dann trat ein ungarischer Arzt namens<br />

Lindner auf den Plan. Er machte eine<br />

Studie, für die er nur 69 Kinder beobachtete.<br />

Vier von den 69 lutschten<br />

angeblich Daumen, während sie ihre<br />

Genitalien anfassten. Das löste eine<br />

regelrechte Daumenlutschpanik aus.<br />

Die Experten traten auf den Plan.<br />

Genau, und je mehr Aufsätze und Lehrbücher<br />

diese Geschichte nacherzählten,<br />

umso mehr wurden diese vier<br />

Babys zu einem unumstößlichen Beweis,<br />

dass Daumenlutschen ein Kind<br />

in eine unkontrollierbare Masturbationsmaschine<br />

verwandelt. Diese Panik<br />

hielt ungefähr ein halbes Jahrhundert<br />

lang an.<br />

In Ihrem Buch zitieren Sie eine<br />

Kolumne aus einem Hauswirtschaftsmagazin<br />

von 1908. Die bringt die<br />

Ängste sehr deutlich auf den Punkt.<br />

Absolut. „Ich sah neulich eine junge<br />

Mutter, wie sie Unglück über sich und<br />

möglicherweise eine dauerhafte Verunstaltung<br />

über ihr Kind brachte“,<br />

schreibt dort jemand. „Mein Herz füllte<br />

sich mit Zorn, als ich sah, was sie tat.<br />

Welche schlimme Angewohnheit sie<br />

förderte. Sie nannte es ‚süß‘ , aber sie<br />

wird noch feststellen wie durch und<br />

durch schädlich es ist. Ich rede von der<br />

Angewohnheit des Daumenlutschens.<br />

Ich kenne alle Argumente der Eltern,<br />

die es erlauben: Es gefällt ihm, es hält<br />

ihn ruhig und fröhlich, es wäre doch<br />

grausam, ihm so etwas Harmloses<br />

zu verbieten, irgendwann hört er<br />

schon damit auf. Jedes Mal möchte<br />

ich laut aufschreien: Ihr Narren, Narren,<br />

Narren. Ich wisst nicht, was Ihr da<br />

anrichtet.“<br />

Es gab also schon immer Experten, die<br />

Eltern verunsicherten?<br />

Ja, und wenn sie sich zu einem Zeitpunkt<br />

melden, an dem die Gesellschaft<br />

reif ist, ihre Erziehungsgrundsätze auf<br />

den Kopf stellen zu lassen, dann wirken<br />

sie auch. Das sieht man in der<br />

Geschichte immer wieder: Die Leute<br />

erziehen ihre Kinder erst eine Weile auf<br />

die eine Weise – und fordern dann das<br />

genaue Gegenteil.<br />

Was unternahmen die Eltern, um ihre<br />

Kinder vom Daumenlutschen abzuhalten?<br />

Sie steckten die Ärmel der Strampelanzüge<br />

mit Nadeln am Bett fest. Sie<br />

kauften oder bastelten rechtwinklige<br />

Schienen, die die Babys daran hinderten,<br />

ihre Hände zum Mund zu führen.<br />

Es gab Fäustlinge, die fest mit den<br />

Ärmeln vernäht wurden und unzählige<br />

andere kuriose Erfindungen. Das<br />

waren keine Nischenprodukte für ein<br />

paar Spinner: Die meisten Eltern<br />

benutzten plötzlich solchen Kram. Etwas<br />

später, 1914, veröffentlichte eine<br />

kurz zuvor gegründete Behörde der<br />

US -Regierung eine Broschüre zum<br />

Thema Säuglingspflege. Diese enthielt<br />

sogar Bastelanleitungen, damit Eltern<br />

sich diese Instrumente selbst bauen<br />

konnten.<br />

Schnuller gerieten zur gleichen Zeit<br />

ebenfalls in Verruf. Sie wurden zuerst<br />

für schlechte Zähne verantwortlich<br />

gemacht, später fürchtete man, sie<br />

könnten den Geschmackssinn oder die<br />

Aussprache von Kindern ruinieren.<br />

Und am Ende galten sie als Beweis von<br />

Faulheit: Wer seinem Kind einen<br />

Schnuller gab, suchte nach einem einfachen<br />

Weg, es ruhigzustellen.<br />

Und für all diese Annahmen gibt es so<br />

gut wie keine Beweise. Aber trotzdem<br />

war allen plötzlich klar, dass nur<br />

Eltern, denen nichts am Wohlergehen<br />

ihrer Kinder lag, so verantwortungslos<br />

sein konnten, Schnuller zu verwenden.<br />

Dieses Vorurteil hielt sich jahrzehntelang,<br />

und man kann seine Folgen bis<br />

heute spüren. Auch wenn fast alle<br />

Argumente gegen Schnuller inzwischen<br />

widerlegt sind.<br />

Ein Muster taucht immer wieder auf:<br />

Selbst, wenn etwas wissenschaftlich<br />

erwiesen ist, dauert es oft noch eine<br />

Weile, bis die Menschen bereit sind, es<br />

zu akzeptieren. Und manchmal gibt es<br />

keinerlei wissenschaftliche Beweise –<br />

aber die Menschen glauben an etwas,<br />

weil es zum Zeitgeist passt. Auch darüber,<br />

wie viel man sein Baby berühren<br />

soll, wandelten sich im Lauf der<br />

Jahrzehnte die Ansichten.<br />

Kindheit im KZ, DDR-Dissident, gefeierter Schriftsteller und Geschichtenerzähler: Jurek Becker.<br />

FOTO: BARBARA MORGENSTERN/PICTURE ALLIANCE<br />

FOTO: COLIN HAWKINS ; ILLUSTRATION: LAURENT DE BRUNHOFF<br />

„Du liebe Hühnerkastanie …“<br />

In wenige Zeilen seine ganze Liebe packen:<br />

Jahrelang, bis zu seinem Tod, hat<br />

der Schriftsteller Jurek Becker an seinen<br />

kleinen Sohn Jonathan die schönsten<br />

Postkarten geschrieben<br />

48 FAMILIE<br />

49<br />

30 FAMILIE<br />

31<br />

Message<br />

in a<br />

bottle<br />

Vom Kindergartenkind bis zum<br />

Manager geht kaum noch jemand<br />

ohne eigene Trinkflasche aus dem<br />

Haus. Warum eigentlich?<br />

Beginnen wir mit Agnes Ziegleder-Weiß<br />

aus Wittibreut. Wittibreut liegt in Niederbayern<br />

zwischen Rott und Inn, nur<br />

ein paar Kilometer von der österreichischen<br />

Grenze entfernt und ist an sich<br />

kein Ort, von dem eine Revolution ausgeht.<br />

Aber Agnes Ziegleder-Weiß ist an<br />

sich ja auch keine Revolutionärin.<br />

Als ihre Kinder, ein Mädchen und ein Junge, noch in die<br />

Grundschule gingen, holte sie die beiden häufig ab. Dabei fielen<br />

ihr auf dem Schulhof die überfüllten Papierkörbe auf, in<br />

denen – oft aber auch daneben – die Reste dessen lagen, was<br />

die Eltern ihren Kindern für die Pause zum Trinken mitgegeben<br />

hatten: Capri-Sonne-Tüten, Tetra-Packs, Dosen.<br />

Agnes Ziegleder-Weiß ist keine gelernte Umweltschützerin,<br />

sie hat Schreinerin gelernt und später den Betrieb ihres<br />

Vaters übernommen. Der Müll störte sie trotzdem. Sie fand<br />

ihn unnötig. Warum den Kindern nicht eine Flasche mitgeben,<br />

die sie wieder mit nach Hause bringen können und die<br />

man dort für den nächsten Tag befüllt?<br />

Kurz darauf kamen ihre Kinder mit einer Trinkflasche in die<br />

Schule, die man nirgends kaufen konnte; sie war selbst gemacht.<br />

Eine handelsübliche Glasflasche mit Schraubverschluss,<br />

eingewickelt in ein Stück Heizkörperisolation, damit<br />

sie beim Runterfallen nicht zerbricht, und eingepackt in ein<br />

selbstgenähtes Stoffsäckchen, das alles zusammenhält und<br />

mit dem man die Flasche gut tragen kann.<br />

Schnell bekam Agnes Ziegleder-Weiß Anfragen von anderen<br />

Eltern, und bald lieferte ihr Mann, der als Tierarzt arbeitete,<br />

die Trinkflasche auf seinen Touren über die Dörfer an Schulen<br />

und Kindergärten aus. Es waren Schüler, die sich einen<br />

Namen für sie ausdachten. Seitdem gibt es „Emil, die Flasche<br />

zum Anziehen“.<br />

Das ist jetzt achtundzwanzig Jahre her.<br />

Wer heute in einen Laden oder ins Internet geht, um eine ganz<br />

normale Trinkflasche zu kaufen, der sieht sich einer derart<br />

großen Auswahl gegenüber, dass es von vornherein unmöglich<br />

zu sein scheint, die richtige zu finden, denn ganz normal<br />

ist keine davon. Es gibt Trinkflaschen aus Plastik, aus Glas<br />

oder Edelstahl. Mit Verschlüssen zum Drücken, Klappen<br />

oder Schrauben. Mit Wasserfiltern, innen liegenden Schläuchen<br />

oder Einsätzen für frisches Obst. Von mehr als einem<br />

Dutzend verschiedener Firmen. In allen Farben, Formen und<br />

Designs. Für Preise von fünf bis 50 Euro – oder auch für<br />

150 Euro, dann ist es eine Trinkflasche, die mit Swarovski-Kristallen<br />

besetzt ist und in London bei Harrods angeboten<br />

wird.<br />

Verglichen damit wirkt die Flasche, die sich Agnes Ziegleder-Weiß<br />

1990 ausgedacht hat wie das Urpferd, bevor sich<br />

die Evolution darauf stürzte. Auf jedem Spielplatz in Berlin-Prenzlauer<br />

Berg sieht man inzwischen mehr Arten von<br />

Trinkflaschen, als damals überhaupt auf dem Markt waren.<br />

Die Trinkflasche – war das nicht gerade noch ein Alltagsgegenstand?<br />

Was ist da eigentlich passiert?<br />

Berlin-Tempelhof. Zwischen einer Mozzarella-Käserei und<br />

einem Jalousien-Händler liegt in einer riesigen Lagerhalle<br />

die Zentrale von Soulbottles. Dem Unternehmen, das nach<br />

eigenen Angaben „die wohl sauberste Trinkflasche der Welt“<br />

produziert. Paul Kupfer, einer der beiden Gründer, ist gerade<br />

aus Sri Lanka zurückgekehrt, wo er eine Plantage besucht<br />

hat, die den Kautschuk für den Dichtungsring der Flasche<br />

liefert. Er wollte sehen, ob die Umweltstandards eingehalten<br />

und die Arbeiter fair bezahlt werden.<br />

„Das sollte man schon machen, wenn man die Welt retten<br />

will“, sagt Paul Kupfer. „Und das war ja von Anfang an unser<br />

Main Issue.“<br />

Paul Kupfer ist Ende 20, und obwohl er an diesem Montag<br />

noch eine Spur Glitzer im Gesicht hat, die von einem Clubbesuch<br />

am Wochenende stammen könnte, führt er aufgeräumt<br />

und wach durch seine Firma. Da ist die Sofaecke, in der<br />

sie mittags auch essen. Sie kochen selbst, weil die Gegend<br />

noch so abgelegen ist, dass es in der Nähe keinen Imbiss gibt.<br />

Da ist die Tischtennisplatte, da sitzen die Leute von Einkauf,<br />

Vertrieb und Marketing. Den Raum dahinter vermieten sie<br />

an eine Trommelgruppe, und in dem Raum, der dann kommt,<br />

hat eine Elektrorollervermietung ihre Fahrzeuge untergestellt.<br />

„Wir mussten in den letzten Jahren immer wieder umziehen,<br />

weil der Platz nicht reichte“, sagt Paul Kupfer. „Das sollte uns<br />

nicht so schnell wieder passieren.“<br />

Er steht im Erdgeschoss der Lagerhalle, wo die „Soulbottles“<br />

zusammengesetzt und von Hand verpackt werden. Eine<br />

zylindrige Glasflasche in verschiedenen Designs, mit einem<br />

Bügelverschluss, für den der Draht in Deutschland gebogen<br />

und der Keramikpfropfen in Deutschland gebrannt wird. Ein<br />

Industrieprodukt, das wie eine Handarbeit wirkt und inzwischen<br />

sogar in Buchhandlungen angeboten wird. Vergangenes<br />

Jahr haben sie fast 180 000 Flaschen verkauft, sechsmal<br />

so viel wie drei Jahre zuvor. Eine „Soulbottle“ kostet 25 Euro,<br />

aber dafür wird man Teil einer Philosophie.<br />

„Wir sind kein Konzern, der auf Hippie macht“, sagt Paul<br />

Kupfer. „Wir sind ein Unternehmen, gegründet von Hippies.“<br />

Paul Kupfer und sein Freund Georg Tarne kennen sich vom<br />

Studium in Wien, wohin sie gegangen waren, weil die deutschen<br />

Unis so einen harten Numerus clausus hatten. Als sie<br />

dort den Dokumentarfilm „Plastic Planet“ von Werner Boote<br />

sahen, der die riesigen Plastikinseln thematisierte, die im<br />

Meer entstanden waren, veränderte sich ihr Blick auf<br />

Verpackungen. Künftig nahmen sie zur Vorlesung leere<br />

Wodkaflaschen mit, in die sie Leitungswasser füllten und die<br />

sie später auch bedruckten, wie man damals T-Shirts bedruckte.<br />

So hat es bei ihnen begonnen.<br />

Im Grunde war das die studentische Variante dessen, was<br />

sich Agnes Ziegleder-Weiß 20 Jahre zuvor für Eltern und Kinder<br />

überlegt hatte. Aber inzwischen war die Idee, Plastikmüll<br />

zu vermeiden, längst keine Privatsache mehr. Es gab bereits<br />

das Pfand auf Einwegflaschen. Gleichzeitig war die Ansicht<br />

weit verbreitet, dass alle zu wenig trinken. Immer mehr<br />

Leute liefen mit großen Wasserflaschen herum, um nur ja auf<br />

die erforderlichen zwei Liter zu kommen. Der dritte Faktor<br />

schließlich war die Digitalisierung mit ihrem Start-up-<br />

Frischer Wind<br />

PACKT ALLES<br />

Der Rucksack aus Palmenblatt<br />

ist perfekt für Markteinkäufe<br />

und schwere Strandlektüre.<br />

Rucksack „Olli Ella Souki“,<br />

74 Euro, rimini-shop.de<br />

FOTOS: PR<br />

FOTOS: PR<br />

WOLKENLOS<br />

Der erste Regenbogen, der<br />

trocken macht – und Platz für<br />

die ganze <strong>Familie</strong> bietet.<br />

Handtuch im Regenbogendesign<br />

von ban.do, 85 x 165 cm,<br />

49 Euro, urbanoutfitters.com<br />

ROSTROT<br />

Hat das Fleisch etwa den Käse<br />

berührt? Oder das Gemüse? Der<br />

Koffergrill löst die Konflikte<br />

halb vegetarischer <strong>Familie</strong>n mit<br />

zwei separaten Grillflächen.<br />

Koffergrill „Flötz“,<br />

31 x 22 x 22 cm, 89 Euro,<br />

manufactum.de<br />

26 FAMILIE<br />

27<br />

64 FAMILIE<br />

65


<strong>Familie</strong><br />

Kinder<br />

Lesefreude für mich<br />

und meine <strong>Familie</strong> !<br />

Das einzige <strong>Familie</strong>n-Magazin, das sich in zwei eigenständige<br />

Hefte trennen lässt – eines für Eltern und eines für Kinder.<br />

Jetzt testen:<br />

2 <strong>Ausgabe</strong>n für<br />

nur 9,90 €<br />

Sand<br />

spiel<br />

Zeug<br />

Ein Aktionsangebot der Süddeutsche Zeitung GmbH,<br />

Hultschiner Str. 8, 81677 München


4 5<br />

... und 1 Heft für Kinder<br />

Witze<br />

Erst mal:<br />

Superlustig<br />

Lars, 8<br />

Helsinki<br />

Was ist der Unterschied<br />

zwischen einem Fußballer<br />

und einem Fußgänger?<br />

Thea, 9<br />

„Doktor, Doktor, mein<br />

Problem ist: Keiner hört mir<br />

zu!“ Darauf der Doktor:<br />

„Der Nächste, bitte!“<br />

Susi, 6<br />

Lange Schlange vor<br />

der Arche Noah. Fragt<br />

der Frosch die Giraffe:<br />

„Was dauert denn da<br />

so lange?“ Die Giraffe<br />

reckt den Hals und sagt:<br />

„Das kann dauern. Der<br />

Tausendfüßler zieht<br />

sich gerade seine<br />

Hausschuhe an!“<br />

Maike, 11<br />

Der Fußgänger geht<br />

bei Grün, der Fußballer<br />

bei Rot.<br />

Was ist das<br />

Gegenteil von<br />

Reformhaus?<br />

Reh hinterm<br />

Haus.<br />

Ludwig, 8<br />

Wie nennt man einen<br />

ausgehungerten Frosch? –<br />

Magerquak.<br />

Hannah, 7<br />

Was ist rot und schlecht für die Zähne?<br />

Bea, 6<br />

Eine Giraffe und ein Häschen unterhalten sich.<br />

Sagt die Giraffe: „Häschen, wenn du wüsstest,<br />

wie schön das ist, einen langen Hals zu haben.<br />

Das ist sooo toll! Jedes leckere Blatt, das ich<br />

esse, wandert langsam meinen langen Hals<br />

hinunter, und ich genieße diese Köstlichkeit soo<br />

lange.“ Das Häschen guckt die Giraffe ausdruckslos<br />

an. „Und erst im Sommer, Häschen,<br />

ich sag dir, das kühle Wasser ist so köstlich<br />

erfrischend, wenn es langsam meinen langen<br />

Hals hinuntergleitet. Das ist sooo schön,<br />

einfach toll, einen so langen Hals zu haben.<br />

Häschen, kannst du dir das überhaupt vorstellen?“<br />

Häschen: „Schon mal gekotzt?“<br />

Janna, 7<br />

„Herr Ober, Herr Ober, Ihr Hund starrt mich dauernd so böse an.“<br />

Kellner: „Kein Wunder, Sie essen schließlich von seinem Teller.“<br />

Tom, 7<br />

Was ist das finnische Wort für Sonnenuntergang?<br />

„Herr Ober, was wollen denn bloß die vielen<br />

Leute hier an meinem Tisch?“ – „Aber mein Herr,<br />

Sie hatten doch einen Auflauf bestellt.“<br />

Ein Ziegelstein.<br />

Claire, 8<br />

Text: XXXXk, Foto: XXXXX<br />

Text: XXXXk, Foto: XXXXX<br />

Wie nennen Kannibalen einen Skater?<br />

Levi, 7<br />

Ich wollte<br />

Spider-Man<br />

anrufen,<br />

aber er hatte<br />

kein Netz.<br />

Lea, 7<br />

Sitzen zwei Bomben<br />

im Keller. Sagt die<br />

eine: „Komm, lass<br />

uns hochgehen.“<br />

Simian, 8<br />

Ein Mofa fährt neben<br />

einem Porsche. Der<br />

Porsche gibt Gas.<br />

80 – das Mofa neben<br />

ihm. 130! Das Mofa hält<br />

mit! 160! 180! Immer<br />

noch. Da bremst der<br />

Autofahrer, fragt den<br />

Mofafahrer. „Na Kleiner,<br />

Tiger im Tank?“ – „Nee,<br />

Jacke in deiner Tür!“<br />

Tami, 9<br />

Wenn du beim<br />

Metzger klingelst,<br />

musst du dich<br />

nicht wundern,<br />

wenn kein Schwein<br />

aufmacht.<br />

Merle, 13<br />

Nach dem Aufstieg erreichen Vater und Sohn den 2000 Meter<br />

hohen Gipfel. „Guck mal, wie schön es da unten ist“, sagt der<br />

Vater zu seinem Sohn. Darauf der Sohn: „Warum sind wir dann<br />

überhaupt hier raufgestiegen?“<br />

Jakob, 8<br />

An einer Gartentür hängt ein Schild: „Vorsicht<br />

Hund!“ Der Briefträger klingelt. Da kommt eine<br />

Frau mit einem kleinen Hund aus dem Haus.<br />

„Dieser winzige Hund soll gefährlich sein?“–<br />

„Aber nein. Ich habe das Schild doch nur da<br />

hingehängt, damit keiner drauftritt.“<br />

Lara, 7<br />

Was ist die schlimmste Krankheit<br />

für Graffiti-Sprayer?<br />

Miriam, 12<br />

Lackdoseintoleranz<br />

Rollbraten.<br />

Treffen sich zwei Tiere.<br />

Fragt das eine: „Was bist<br />

du denn?“ – „Ich bin ein<br />

Wolfshund.“ – „Wie geht<br />

denn das?“ – „Na ja,<br />

meine Mom ist ein Wolf<br />

und mein Dad ein Hund.<br />

Und du?“ – „Oje, ich bin<br />

ein Ameisenbär!“<br />

Theo, 11<br />

42<br />

Kribbelkrabbel<br />

Im Sommer kriechen überall Tierchen herum.<br />

Warum findet man die manchmal eklig?<br />

Eigentlich will man ja vor nichts Angst<br />

haben. Vor allem nicht im Sommer. Da<br />

würde man doch die ganzen Aben teuer<br />

verpassen. Aber dann: Pfui, bäh! Eine<br />

Spinne! Eine Ameise! Ein Käfer! Überall<br />

wuseln die Krabbeltiere herum. Im<br />

Wald, im Freibad, ja sogar im Haus.<br />

Und plötzlich denkt man: „Ihh, wie<br />

eklig!“ Manchmal will man sofort Hilfe<br />

rufen. Hauptsache, Mama oder Papa<br />

bringen die Spinne raus. Oder man<br />

starrt das Krabbeltier einfach nur an.<br />

Dabei juckt und kribbelt es furchtbar<br />

auf der Haut. Aber weggucken kann<br />

man irgendwie auch nicht –<br />

wie bei einer gruseligen Stelle im<br />

Fernsehen.<br />

So ein Krabbeltier kann selbst das<br />

coolste Kind nervös machen. Manchmal<br />

auch den coolsten Erwachsenen.<br />

Dabei ist es doch klitzeklein – und man<br />

selbst der Große. Müsste man gegen<br />

das Krabbeltier kämpfen, wäre ganz<br />

klar: Man würde gewinnen. Warum<br />

stellt man sich dann so an?<br />

Text<br />

DANIELA GASSMANN<br />

Labyrinth<br />

ANNA HAIFISCH<br />

Das Geheimnis ist: Es kommt nicht auf<br />

die Größe eines Tiers an. Sondern d a­<br />

rauf, ob es einem ähnlich ist. Katzen<br />

und Hunde schauen uns an. Und oft<br />

sehen wir ihren Gesichtern sogar an,<br />

wie es ihnen gerade geht. Krabbeltiere<br />

dagegen sind so winzig, dass man<br />

kaum was erkennt. Woher soll man da<br />

wissen, was sie vorhaben? Ob sie einen<br />

stechen, beißen oder anpinkeln wollen?<br />

Vor ihnen Angst haben muss man natürlich<br />

nicht. Aber der Ekel hat auch<br />

seinen Sinn: zum Beispiel wenn Tierchen<br />

aus dem Essen krabbeln. Dann<br />

lässt man es automatisch stehen. Zum<br />

Glück! Es ist nämlich verdorben. Wer<br />

sich fürchtet, ist also gar nicht uncool.<br />

Sondern manchmal<br />

einfach nur klug.<br />

Text: XXXXk, Foto: XXXXX<br />

A<br />

C<br />

HTUN<br />

G<br />

LABYRINTH Die Ameisenbärmama will die Ameisenkönigin fressen. Sonst schmeckt ihr nichts. Hilf ihr, den Weg zu finden und satt zu werden.<br />

43<br />

Für gute Fußballspiele braucht<br />

man guten Rasen. Darum arbeiten<br />

in Stadien heute Menschen wie<br />

Günther Kaiser: Er ist ein sogenannter<br />

Greenkeeper und kümmert sich<br />

um das Gras auf dem Platz<br />

Text<br />

BENEDIKT WARMBRUNN<br />

26<br />

Fotos<br />

FRITZ BECK<br />

Foto:XXXXXXXXX<br />

Foto: XXXXXX<br />

Der Hüter<br />

der Halme<br />

Alles im grünen Bereich<br />

Sonne, Licht, Dünger:<br />

Günther Kaiser weiß,<br />

was der Rasen im Grünwalder<br />

Stadion mag.<br />

Dort spielt zum Beispiel<br />

der ehemalige Bundesligaverein<br />

TSV 1860<br />

München. Vor jeder<br />

Partie mäht Kaiser<br />

dreimal den Rasen.<br />

Danach zieht er mit<br />

weißer Farbe die Spielfeldlinien<br />

nach.<br />

60<br />

Der gute<br />

Ton<br />

Manche Menschen behaupten, dass sie nicht<br />

pfeifen können. Dabei kann das jeder lernen! Man<br />

braucht nur die richtige Technik – und viel Übung<br />

Text<br />

CHRISTOPH GURK<br />

Fotos: YvZ<br />

Text: XXXXk, Foto: XXXXX<br />

Kuşköy ist ein kleiner Ort in der Türkei.<br />

Übersetzt heißt der Name „Vogeldorf“,<br />

denn die Bewohner unterhalten sich<br />

nicht nur mit Worten, sondern auch<br />

mit Pfiffen, fast so wie Vögel. Die<br />

Pfiffe kann man sehr weit hören. Was<br />

praktisch ist, denn die Häuser von<br />

Kuşköy sind weit verstreut, und ohne<br />

die Pfeifsprache wären die Menschen<br />

im Vogeldorf schnell heiser.<br />

Auch in anderen Teilen der Welt gibt<br />

es solche Pfeifsprachen. Es wird ja<br />

auch überall auf der Welt gepfiffen.<br />

Wenn es dem Lehrer zum Beispiel zu<br />

laut wird, pfeift er durch die Finger.<br />

Andere Menschen pfeifen lieber in der<br />

Dusche, dann aber durch die Zähne<br />

oder Lippen, das ist zwar nicht so laut,<br />

klingt aber schöner. Und noch heute<br />

gibt es ein paar Leute, die so gut pfeifen<br />

können, dass sie sogar in Theatern<br />

und im Fernsehen auftreten.<br />

Auf der anderen Seite gibt es auch<br />

Leute, die gar nicht pfeifen können.<br />

Manche glauben sogar, dass sie<br />

überhaupt nicht dazu in der Lage<br />

sind. Dass ihr Körper nicht fürs<br />

Pfeifen gemacht ist. Das ist aber<br />

Quatsch. Denn jeder kann pfeifen<br />

lernen, man braucht nur Übung und<br />

die richtige Technik. Für das Lippenpfeifen<br />

sagt man am besten einmal<br />

„U“ und lässt die Lippen danach<br />

gespitzt. Dann Zunge nach vorn zu<br />

den Zähnen am Unterkiefer schieben<br />

und sanft die Luft ausblasen. Wenn<br />

es nicht klappt, hilft nur eins: Übung.<br />

Pfeif drauf!<br />

Mit diesem Trick kann man<br />

ganz einfach pfeifen<br />

So geht’s: weißes Papierquadrat unten ausschneiden.<br />

1. Jetzt in der Mitte nach hinten falten …<br />

2. … und jede Seite wieder zurückfalten.<br />

3. Das Papier sieht nun aus wie eine Ziehharmonika.<br />

4. Zum Schluss noch mit der Schere das kleine<br />

schwarze Feld wegschneiden.<br />

1.<br />

2.<br />

5. Am wichtigsten<br />

ist jetzt der Griff:<br />

Papier mit dem<br />

Loch nach oben<br />

fest zwischen<br />

Zeige- und<br />

Mittelfinger<br />

klemmen.<br />

4.<br />

3.<br />

6. Von dieser<br />

Seite kräftig in<br />

den Papierspalt<br />

pusten, ungefähr<br />

gegenüber des<br />

kleinen Lochs.<br />

Dafür muss man<br />

das Papier fest an<br />

den Mund pressen.<br />

Keine Sorge, wenn nicht gleich<br />

ein Pfiff ertönt: Auch das<br />

Pfeifen mit dem Papier muss<br />

man ein bisschen üben.<br />

61

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!