In der Gynäkologie und Geburtshilfe erleben wir, wie in keinem anderen Fachgebiet, vom Beginn des Lebens an durch die verschiedenen Altersabschnitte hindurch bis hin zum Lebensende, die Höhen und Tiefen des Menschseins. Dabei ist das positive Erleben des Geborenwerdens einzigartig. Die Patientinnen in den verschiedenen Lebensabschnitten haben zu Recht vielfältige Bedürfnisse und stellen hohe Anforderungen. Das bedeutet für uns, unsere Vorgehensweise und den Umgang mit ihnen täglich zu überdenken, und uns gegebenenfalls neu zu orientieren. GEBURTSHILFLICHES ZENTRUM – SPEZIALISTEN DER PÄDIATRIE UND SCHMERZTHERAPIE VOR ORT <strong>2002</strong> konnten wir eine deutliche Steigerung der Geburten verzeichnen, in den Vorjahren waren die Rückgänge unter dem österreichweiten Trend. Eine Reihe von Faktoren sind für diese hohe Zufriedenheit unserer Patientinnen verantwortlich. Wir beginnen unsere Betreuung bereits einige Zeit vor der Geburt. In Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen klären wir verschiedene Fragestellungen wie z.B. intrauterine Wachstumsprobleme mittels Ultraschall- und Doppleruntersuchung ab. In der Spätschwangerschaft werden uns die Patientinnen zusätzlich zur Vorstellung vor der Geburt zugewiesen. Seit Jahren veranstalten wir Informationsabende für werdende Eltern. Auf diese Weise kann bereits auf breiter Basis Hilfe angeboten werden. Enorm wichtig sind die breit angelegten Geburtsvorbereitungskurse an unserer Abteilung. Gynäkologisch-geburtshilfliche Abteilung <strong>2002</strong> In der Hebammensprechstunde können sich werdende Mütter unabhängig von Ärzten weiteren Rat holen bzw. entsprechende Fragen stellen. Somit lernen die Schwangeren einen Großteil unseres Teams kennen und die Eintrittsangst in eine fremde Umgebung bei Geburtsbeginn wird enorm gemindert. Unsere besondere Hinwendung gilt der schmerzarmen Geburt, denn durch Anwesenheit unserer Anästhesisten ist die Periduralanästhesie rund um die Uhr gewährleistet. Kaiserschnitte werden überwiegend in Spinalanästhesie durchgeführt, wobei werdende Väter ihre Partnerin in den Operationssaal begleiten können. Der Betreuung von Risikoschwangerschaften, insbesondere Früh- und Mehrlingsgeburten, kommt in unserem Krankenhaus eine große Bedeutung zu, gerade im Hinblick auf die Möglichkeit der neonatologischen Versorgung der Kinder in der Kinderabteilung. In zunehmendem Maße etablieren wir in den letzten Schwangerschaftswochen, während der Geburt und im Wochenbett alternative Methoden wie Akupunktur und Naturheilverfahren. Auch nach Entlassung können sich die Eltern weiter an uns wenden. Es gibt den 14tägigen Babytreff, die Stillambulanz sowie eine 24-Stunden-Hotline direkt an unserer Wochenstation für alle Fragen. WOHNLICHES GEBURTSAMBIENTE In den Kreißsälen des <strong>Kardinal</strong> Schwarzenberg’schen Krankenhauses ist vieles neu. Mit der Möglichkeit der Unterwassergeburt sind wir einem vielfach geforderten Wunsch unserer Patientinnen nachgekommen. Im Zuge dessen wurde die Intimsphäre durch Schaffung getrennter Kreißsäle, die unter dem Motto „Sonne, Wasser und Erde“ stehen, nochmals verbessert. Die Ausgestaltung erfolgte ganz dem Trend entsprechend nach möglichst wohnlichem, familiärem Ambiente. So wird auf die begleitenden Väter ein noch größeres Augenmerk gelegt. Ein „Vaterzimmer“ bietet Übernachtungsmöglichkeit, Internetanschluss, Kaffeemaschine und Mikrowellenherd. GYNÄKOLOGIE – schonende Operationsmethoden – ganzheitliche interdisziplinäre Patientinnenbetreuung Die Gynäkologie allgemein war weltweit der Vorreiter gegenüber anderen Fächern in der Einführung von schonenden Operationsweisen im Sinne der minimal-invasiven Chirurgie. Dieser Trend hat sich in den letzten Jahren sowohl in der Urogynäkologie als auch in der Onkologie fortgesetzt. Die Krebsbehandlung hat sich an unserer Abteilung als Schwerpunkt etabliert. Regelmäßige interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Gynäkologen, Radiologen, Pathologen und die Einbeziehung von Schwestern, Psychologinnen und Physiotherapeuten sichert Diagnose und Therapie. In mehr als 80% der Fälle werden in der Zwischenzeit bei Brustkrebs brusterhaltende Operationen durchgeführt. Bei der obligatorischen Nachbestrahlung besteht seit Jahren eine hervorragende Zusammenarbeit mit den Strahlentherapeuten in Salzburg. Die Möglichkeit brusterhaltend und ohne Entfernung aller Achsellymphknoten zu operieren ist durch das Aufsuchen des Wächterlymphknotens gegeben. Dazu ist die Markierung des Tumors durch den Radiologen und die Detektion des Wächterlymphknotens durch den Nuklearmediziner erforderlich. Zur Qualitätssicherung werden unsere Patientinnen mit bösartigen Erkrankungen nach Studienprotokollen behandelt und in internationale Studien eingebracht. Für unsere Krebspatientinnen bieten wir insbesondere bei Übelkeit und anderen Beschwerden eine entsprechende Akupunkturbehandlung an. 90% der Veränderungen im Bereich von Eierstöcken und Eileitern können durch entsprechende Bauchspiegelungen behoben werden. Myome oder Polypen in der Gebärmutter können durch eine Elektroschlinge bei der operativen Hysteroskopie organerhaltend abgetragen werden. Grö- Entbindungsbadewanne ßere Schnitte gehören schon seit längerem der Vergangenheit an, die Organerhaltung wird von Urodynamischer Messplatz 6 7 den Frauen zu Recht immer mehr eingefordert. Bemerkenswert ist, dass wir durch Kombination von Bauchspiegelung und vaginalem Operationsweg in mehr als 90% die Gebärmutter durch die Scheide entfernen können. Diese schonende Vorgehensweise kommt postoperativ den Patientinnen zugute und beschleunigt die Rekonvaleszenz. BLASENSCHWÄCHE – EIN WEIT VERBREITETES PROBLEM Die Behandlung von Blasenproblemen bei Frauen gehört zu unseren Schwerpunkten. Nahezu 500 000 Österreicherinnen sind davon betroffen. In einer seit Jahren etablierten Inkontinenzsprechstunde sowie mit dem urodynamischen Messplatz erfolgt die entsprechende Abklärung. Nach Aufklärung der Patientin kann in vielen Fällen durch medikamentöse Therapie oder entsprechende Beckenbodengymnastik, letztere wird jetzt zunehmend durch niedergelassene Physiotherapeutinnen in Kursform angeboten, vorerst auf eine Operation verzichtet werden. Bei eindeutiger Indikation zur Operation oder Versagen der konservativen Therapie führen wir das gesamte Spektrum an operativen Eingriffen durch. Meist erfolgt die Korrektur auf minimal-invasive Weise durch Einlegen eines Bandes (TVT) um die Harnröhre herum, welches in die Bauchdecke einwächst. Dabei kann generell auf eine Vollnarkose verzichtet werden. In den meisten Fällen ist nur für wenige Stunden ein Blasenkatheter erforderlich und der stationäre Aufenthalt auf zwei bis drei Tage beschränkt. Die hohe Patientenzahl beweist großes Vertrauen von Patientinnen und niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen und zeigt, dass wir uns im neuen Jahrtausend rechtzeitig aufgemacht haben, Bewährtes zu verbessern und Neues mit einzubinden.