MitFreude Gedanken und Geschichten aus Herzen
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<strong>MitFreude</strong><br />
<strong>MitFreude</strong><br />
<strong>Geschichten</strong> <strong>und</strong> <strong>Gedanken</strong> <strong>aus</strong> dem <strong>Herzen</strong> ...<br />
Juni 2018<br />
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<strong>MitFreude</strong><br />
„Sei Du selbst die Veränderung,<br />
DIE DU DIR WÜNSCHST<br />
FÜR DIESE WELT“<br />
Mahatma Grandi<br />
Mit diesem Zitat von Mahatma Gandhi kann ich mich zu 100% identifizieren.<br />
Wer neue Wege gehen will, muss seine alten Pfade verlassen, auch wenn er sich damit<br />
vermeintlich erstmal alleine auf den Weg macht. Die Erkenntnis gar nicht alleine auf<br />
diesem Weg zu sein, habe ich bei der Arbeit an meinem Magazin unmittelbar gef<strong>und</strong>en.<br />
Denn alle, die ich gefragt habe, waren sofort bereit, ein Stück des Weges hier mit mir zu gehen.<br />
Die Idee: Das oberste Credo vieler Medien lautet oft „bad news are good news“.<br />
Schlagzeilen, vor allem negative r<strong>und</strong> um Dramen, Lug <strong>und</strong> Betrug, Mord <strong>und</strong> Totschlag faszinieren<br />
eine Vielzahl von Menschen. Wen interessiert es überhaupt, dass jemand ges<strong>und</strong>, zufrieden <strong>und</strong><br />
glücklich ist, er Schönes oder Wertvolles erlebt hat - wenn<br />
dramatische Ereignisse viel spektakulärer wirken, die Absatzzahlen<br />
sich dabei erhöhen <strong>und</strong> die Leserschaft damit (vermeintlich)<br />
zufrieden gestellt wird.<br />
Ich wollte das irgendwann nicht mehr lesen <strong>und</strong> mitverfolgen <strong>und</strong><br />
dachte immer, dass es da doch auch noch etwas anderes geben<br />
muss. Aufgr<strong>und</strong> einiger einschneidender Ereignisse in meinem<br />
Leben habe ich mich vor 3 1/2 Jahren entschieden, einen anderen,<br />
möglichst positiven, glücklichen <strong>und</strong> freudvolleren Weg zu gehen.<br />
Und dann? Das was einem selbst Spaß macht, macht man auch<br />
gut. Freude, die <strong>aus</strong> dem <strong>Herzen</strong> kommt <strong>und</strong> geteilt wird, vermehrt<br />
sich. Und das ist seitdem mein Credo: ich will überwiegend Dinge<br />
tun, die mir Spaß machen <strong>und</strong> auch anderen Freude bereiten.<br />
Daher war es 2017 dann naheliegend, dass ich mein eigenes<br />
Magazin auch <strong>MitFreude</strong> nannte.<br />
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<strong>MitFreude</strong><br />
Darüber nachgedacht hatte ich schon länger <strong>und</strong> im Herbst 2017 sagte ich mir<br />
dann – „Los geht´s, fang einfach mal damit an. Es muss nicht perfekt sein, lasse<br />
es langsam wachsen <strong>und</strong> sich entwickeln. Es geht nur um den ersten Schritt –<br />
es einfach zu tun“.<br />
Das Magazin hat keinen kommerziellen Hintergr<strong>und</strong>, daher gibt es auch keine<br />
Inserate oder bezahlte Werbung. Es kostet auch nichts.<br />
Es ist mein persönliches <strong>Herzen</strong>sprojekt <strong>und</strong> soll einen „neuen Weg in die Welt“<br />
finden.<br />
Ich habe versucht, Menschen zu finden, die herzvolle <strong>Geschichten</strong> erzählen<br />
können. Ich habe versucht eigene <strong>Geschichten</strong> zu erzählen <strong>und</strong> ich habe<br />
versucht besondere <strong>Geschichten</strong> <strong>aus</strong> aller Welt zu finden.<br />
Es ist der Anfang getan– <strong>und</strong> darauf kam es mir an.<br />
Für die zweite Ausgabe, die ich für den Herbst/Winter plane, wünsche ich mir<br />
viele weitere interessante, inspirierende <strong>und</strong> herzerwärmende Menschen, die<br />
mich besuchen, oder ich sie besuche, <strong>und</strong> die mich auf die Reise ins Neue<br />
begleiten <strong>und</strong> mir ihre <strong>Geschichten</strong> erzählen.<br />
Dass das Magazin nun im Juni diesen Jahres erstmals erschienen ist, das<br />
verdanke ich auch einigen Menschen, die meine Vision – <strong>Geschichten</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>Gedanken</strong> <strong>aus</strong> dem <strong>Herzen</strong> zu erzählen – berührt hat.<br />
Mein besonderer Dank dafür gilt Eva-Maria, Catharina, Ina <strong>und</strong> Wolfgang!<br />
<strong>MitFreude</strong> dein<br />
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<strong>MitFreude</strong><br />
GEDANKEN<br />
ZUR LIEBE<br />
Was bedeutet „Ich liebe dich”<br />
für mich eigentlich ...?<br />
Ich sitze da, höre Musik <strong>und</strong> denke darüber nach,<br />
was ich über die Liebe schreiben möchte.<br />
Liebe – was ist Liebe?<br />
Letztlich kann ich nur darüber schreiben, was Liebe<br />
für mich selbst bedeutet, eine subjektive Form der<br />
Betrachtung. Es scheint mir schwierig, sich diesem<br />
Thema anders zu nähern.<br />
Meine Erfahrungen, die ich mit der Liebe gemacht<br />
habe, so wie sie mir begegnet ist <strong>und</strong> mein Leben<br />
begleitet hat <strong>und</strong> das jeden Tag aufs Neue wieder<br />
tut.<br />
Schnell drängt sich mir da eine bestimmte Frage auf:<br />
Gibt es verschiedene Arten der Liebe?<br />
Eltern-Kind Liebe. Kind-Eltern Liebe. Partnerliebe.<br />
Tierliebe. Liebe zum Beruf. Liebe zu Gott. Und<br />
wahrscheinlich gibt es noch viele andere Lieben –<br />
das dachte ich zumindest lange in meinem Leben.<br />
Was bedeutet es jemanden zu sagen „Ich liebe<br />
dich.“? Warum sagt man das meistens nur zu seinem<br />
Partner, nicht aber zu seiner Mutter, seinem Vater<br />
oder anderen Menschen? „Ich habe dich lieb!“ ist<br />
dann oft das, was gesagt wird.<br />
Ist denn „Ich habe dich lieb!“ eine abgeschwächte<br />
Form von „Ich liebe dich.“?<br />
Wenn ich so nachdenke, habe ich nie zu meiner<br />
Mutter, <strong>und</strong> schon gar nicht zu meinem Vater, als<br />
er noch lebte, gesagt „Ich liebe dich.“. Aber warum<br />
eigentlich nicht? Wahrscheinlich weil ich Liebe<br />
„nur meinem Partner“ zugestehen wollte <strong>und</strong><br />
anderen für die Zuneigung, die ich empf<strong>und</strong>en habe,<br />
dann gesagt habe „Ich hab dich lieb!“.<br />
Ja, so wird es wohl gewesen sein ...<br />
Es erschien mir vielleicht einfacher, passender, als<br />
diese magischen, aber auch sehr aufgeladenen<br />
Worte „Ich liebe dich.“.<br />
Aber was bedeutet es denn eigentlich zu sagen<br />
„Ich liebe dich“?<br />
Wenn ich das meinem Partner gesagt oder auch<br />
geschrieben habe, dann hatte das die Bedeutung<br />
von „Ich möchte mit dir zusammen sein, ich möchte<br />
mein Leben mit dir teilen“. Und „Ich bin für dich<br />
da, gehe mit dir durch dick <strong>und</strong> dünn, du bist ein<br />
w<strong>und</strong>ervoller Mensch, du bedeutest mir so sehr viel“.<br />
Ich hätte auch für Partner mein Leben gegeben. Weil<br />
sie mir so wichtig waren, so äußerst wertvoll.<br />
Und plötzlich, <strong>aus</strong> welchen Gründen auch immer,<br />
steht die Partnerschaft vor dem Ende.<br />
Zwei stehen vor Trümmern <strong>und</strong> Scherben ihrer<br />
gemeinsamen Existenz. Aus, vorbei – es war<br />
einmal. Große Trauer breitet sich <strong>aus</strong>. Dazu<br />
aber oft auch Wut, wenn nicht sogar Hass.<br />
Vorbei ist die Liebe. Nie wieder sagt man<br />
dann diesem Menschen „Ich liebe dich.“.<br />
Warum sollte man auch? Man bekommt ja<br />
keine Zuneigung mehr, der andere teilt das<br />
Leben nicht mehr mit mir – ich kann ihn nicht<br />
mehr besitzen. Er hat sich entschieden, sein<br />
Leben in neue, in andere Bahnen zu lenken.<br />
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<strong>MitFreude</strong><br />
Diese Liebe war letztlich auf die Dauer der<br />
Partnerschaft geschlossen, solange der andere an<br />
meiner Seite war, das war wohl die Bedingung.<br />
Liebe auf Zeit, für die bloße Partnerzeit.<br />
Endet diese, so wird sie entzogen ...<br />
Der Mensch, der mir so sehr wichtig war, dieser<br />
Mensch ist mir jetzt unwichtig geworden. Oder<br />
zumindest ist er nicht mehr in der Art wichtig wie<br />
vorher, auf alle Fälle, nicht mehr von mir geliebt.<br />
Zumindest waren das meine Erfahrungen, die<br />
ich erlebt habe, bei mir selbst, aber auch <strong>aus</strong><br />
Erzählungen <strong>und</strong> Miterleben bei Fre<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />
Bekannten.<br />
Ist Liebe denn etwas, das man gibt <strong>und</strong> wenn es<br />
nicht so funktioniert wie man sich das vorstellt,<br />
wieder nimmt?<br />
Klar, das gute Recht hat jeder, das muss auch jeder<br />
für sich selbst entscheiden. Als wir das Licht der<br />
Welt erblickten, wurden wir mit dem freien Willen<br />
beschenkt <strong>und</strong> somit auch der Fähigkeit <strong>und</strong> dem<br />
Recht uns frei zu entscheiden. Das kann uns niemand<br />
als Menschen, die wir sind, wieder nehmen.<br />
Ist denn Liebe nicht vielmehr ein „Ich nehme dich<br />
so wie du bist!“. So wie du bist, genau so, <strong>und</strong> nicht<br />
eine andere optimierte, auf mich angepasste Version<br />
deiner Selbst. Nicht (nur) weil du mir etwas gibst,<br />
das mir gut tut, sondern einfach weil du bist.<br />
Weil DU BIST.<br />
Liebe darf einfach SEIN. Sein um des Seins selbst.<br />
Und dann hat sie keine Bedingungen. Keine einzige.<br />
Diesen Menschen trage ich im <strong>Herzen</strong>, egal ob er<br />
gerade an meiner Seite ist oder auch nicht.<br />
Diese Liebe gesteht dem anderen auch zu, sein<br />
Leben zu verändern <strong>und</strong> sich weiterzuentwickeln.<br />
Sie hat kein Ende.<br />
Love has no end.<br />
Vor einigen Jahren habe ich beschlossen, ich möchte<br />
<strong>und</strong> werde meinen weiteren Weg der Liebe so gehen<br />
– „Ich nehme dich so wie du bist!“.<br />
Es fühlt sich sehr gut an, sehr aufrichtig, auch wenn<br />
es durch<strong>aus</strong> Her<strong>aus</strong>forderungen an mich heranträgt.<br />
Liebe an Bedingungen zu knüpfen haben wir von<br />
klein auf gelernt, sich von Bedingungen zu lösen,<br />
braucht auch seine Zeit.<br />
Heute blicke ich zurück <strong>und</strong> danke <strong>aus</strong> <strong>Herzen</strong> all den<br />
Menschen, die mich begleiteten <strong>und</strong> mit denen ich<br />
mein Leben ein Stück weit teilen durfte. Ich danke für<br />
alle Erfahrungen, auch für jene, die mich nicht immer<br />
nur fröhlich zurück gelassen haben.<br />
Diese Menschen haben mein Sein bereichert <strong>und</strong><br />
gaben mir durch ihr Sein Wertvolles mit auf den Weg.<br />
Durch ihr Sein haben sie dazu beigetragen, dass ich<br />
heute so bin wie ich bin. Der Mensch, der versucht<br />
Liebe bedingungslos zu leben <strong>und</strong> zu geben.<br />
Ja, das bedeutet Liebe für mich.<br />
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<strong>MitFreude</strong><br />
WANN HAST DU<br />
ZUM LETZTEN MAL<br />
ETWAS ZUM<br />
ERSTEN MAL<br />
GEMACHT?<br />
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LEBENS<br />
MITTEL<br />
Eine Geschichte von Eva-Maria, die mit ihrem Tun <strong>und</strong> Sein bedürftigen Menschen <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>en<br />
große Freude bereitet <strong>und</strong> damit auch aufmerksam macht, wie die Wirtschaft mit Lebensmitteln umgeht ...<br />
Es ist so dunkel, dass ich nur noch Umrisse erkennen<br />
kann, eine Sinfonie grau in grau. Der Herbst hat<br />
Einzug gehalten <strong>und</strong> es ist schon nach 21 Uhr,<br />
also besteht absolut kein Gr<strong>und</strong> sich über mangelndes<br />
Licht zu beschweren. Ich ärgere mich mal wieder über<br />
meine Nachtblindheit, weshalb ich nur sehr langsam <strong>und</strong><br />
unbeholfen über das Betriebsgelände des Supermarktes<br />
tappe. Meine Taschenlampe zücke ich trotzdem erst als ich<br />
meinem anvisierten Ziel schon sehr nahe bin.<br />
Ich will nicht unnötig auf mich aufmerksam machen,<br />
Dunkelheit <strong>und</strong> Stille – das sind die verlässlichen Komplizen<br />
auf meinen abendlichen Touren. Etwas umständlich<br />
schiebe ich den schweren Deckel der großen Mülltonne<br />
soweit zurück bis ich das vertraute Geräusch des Einrastens<br />
vernehme; ein Klick auf die Taschenlampe, fiat lux. Bei mir<br />
stellt sich ein Gefühl ein ähnlich jenem, welches wohl die<br />
Archäologen empf<strong>und</strong>en haben mussten, die als erste die<br />
Grabkammer des Tutenchamuns betraten. Nennt mich<br />
pathetisch, aber auch nach all den Jahren ist er immer noch<br />
so aufregend für mich, dieser eine, ganz besondere Moment.<br />
In voller Pracht zeigt sich ein Schatz im schwachen Schein<br />
meiner Maglite wie es einen Schöneren nicht geben könnte<br />
– Lebensmittel!<br />
Ganz viele, unverdorbene, noch genießbare Lebensmittel!<br />
Lebensmittel, die ich nun <strong>aus</strong> ihrem Grab befreien kann,<br />
die ich säubern kann, die ich sortieren kann <strong>und</strong> denen<br />
ich endlich den ihnen ursprünglich angedachten Zweck<br />
zurückgeben kann, nämlich Mittel zum Leben zu sein.<br />
Orangen, Äpfel, Bananen, Birnen, Zwetschken, Mandarinen,<br />
Zitronen, Kürbis (ganz viel Kürbis!), Kastanien, Zwiebel,<br />
Knoblauch, verpacktes Brot, Toast, Schokoladentafeln,<br />
Vitaminbonbons, eingeschweißter Käse, Fischkonserven,<br />
Tiernahrung <strong>und</strong> noch weiteres, allerdings in kleineren<br />
Mengen – alles in allem etwa 50 Kilogramm.<br />
Schnell schlage ich meine Bedenken in den Wind, parke<br />
mein Auto näher an die Container, auch wenn das lärmt<br />
<strong>und</strong> hell ist.<br />
Aber ich habe viel zu viel Freude an dem F<strong>und</strong> <strong>und</strong> will die<br />
Sachen möglichst schnell <strong>und</strong> effizient verladen können.<br />
Denn wer eine Menge findet, hat nachher auch viel zu<br />
reinigen <strong>und</strong> zu sortieren; das braucht Zeit <strong>und</strong> Geduld –<br />
aber das ergibt Lebensmittel die zwar nicht umsonst,<br />
jedoch gratis sind. Lebensmittel, welche ich mir in den<br />
Mengen nicht leisten könnte, <strong>und</strong> welche sich viele<br />
Menschen bereits in geringen Mengen nicht leisten können.<br />
Ja, auch nicht bei uns in Zentraleuropa.<br />
Aber genau deshalb freue ich mich so sehr: heute Nacht<br />
werde ich noch zahlreiche Nachrichten an Menschen<br />
verschicken, die ich kenne <strong>und</strong> für die diese Lebensmittel<br />
wichtige Lebens-Mittel sind.<br />
Während ich die Waren in Kartons räume, lächle ich, weil<br />
ich jetzt schon weiß, wie sich Carolines Kinder über die<br />
Schokolade freuen werden <strong>und</strong> das sich Peter, ein rüstiger<br />
Pensionist jenseits der 80, der zahlreichen Zwetschken<br />
annehmen wird, nur um uns in ein paar Tagen mit einigen<br />
Gläsern seines selbstgemachten Powidls zu erfreuen.<br />
Rasch reinige ich noch den Platz <strong>und</strong> sorge dafür, dass<br />
ich die Container sauberer verlasse als sie vor meinem<br />
Besuch waren. Dann fahre ich los, es warten noch mehr<br />
Schatzkammern auf mich. Noch mehr Lebensmittel, die<br />
wieder gerne werden, was sie eigentlich sind ...<br />
Herzlich Eva-Maria<br />
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<strong>MitFreude</strong><br />
AWAKE2<br />
PARADISE<br />
Eine Geschichte von Catharina Roland, die sich auf einer weiteren Reise um die Welt<br />
auf zu spirtituellen Lehrern machte, um für ihren Film “Awake2” <strong>Geschichten</strong> zu sammeln ...<br />
Gerade eben, als ich mich in einem Kaffeeh<strong>aus</strong><br />
in der Nähe von Moritz' Montessorischule<br />
hinsetzte, um mir zu überlegen, zu welchem<br />
Thema ich für das neue „Mit Freude Magazin“ schreiben<br />
will, wurde meine Aufmerksamkeit von einer Songzeile<br />
angezogen, die genau in dem Moment zu spielen<br />
begann, als ich meinen Laptop aufklappte.<br />
„We don't need more education, we don't need more<br />
thought control“<br />
W<strong>und</strong>ervoll – ich vertraue zutiefst auf die Weisheit des<br />
Lebens, die uns immer das „serviert“, was wir gerade<br />
brauchen.<br />
„Wir brauchen nicht mehr Erziehung, wir brauchen<br />
nicht mehr <strong>Gedanken</strong>kontrolle“ – was für ein schönes<br />
Thema.<br />
Nach meinem ersten Film „Awake – Ein Reiseführer<br />
ins Erwachen“ hatte ich mich ja wieder aufgemacht,<br />
um zu erforschen, was uns Menschen davon abhält,<br />
in Balance <strong>und</strong> Einklang mit uns selbst, einander <strong>und</strong><br />
der Natur zu leben, um die Gr<strong>und</strong>ursache zu finden, die<br />
uns zu der einzigen Spezies auf diesem w<strong>und</strong>ervollen<br />
Planeten macht, die nicht nur die Fähigkeit hat,<br />
das Gleichgewicht unseres über Milliarden Jahren<br />
entstandenen Ökosystems zu stören, sondern deren<br />
Handeln mittlerweile zur Ursache des 6. Massensterbens<br />
in der Geschichte des Planeten geworden ist.<br />
Ich bin mittlerweile für mich zu dem Schluss gekommen,<br />
dass es unsere Unbewusstheit über die Wirkmacht<br />
unserer <strong>Gedanken</strong> ist. <strong>Gedanken</strong>, die uns als von allem<br />
getrennte Individuen denken, uns glauben lassen,<br />
dass wir immer mehr Dinge brauchen, um uns endlich<br />
glücklich <strong>und</strong> erfüllt spüren zu können. <strong>Gedanken</strong>, dass<br />
wir nicht gut genug sind, dass wir kämpfen müssen, um<br />
„Recht“ zu haben, dass wir Opfer eines übermächtigen<br />
Systems sind. <strong>Gedanken</strong>, dass wir nichts verändern<br />
können.<br />
In einem Interview, das mir Bernd Kolb vor einiger Zeit<br />
für meinen neuen Film „Awake2Paradise“ gab, sagte er<br />
folgenden schönen Satz:<br />
„Was wir brauchen, sind nicht mehr Informationen oder<br />
punktuelle Veränderungen an ein paar Stellen. Was wir<br />
brauchen, ist ein neues Bewusstsein fürs Leben, dann<br />
erübrigen sich all diese Fragen.“<br />
Ein „neues Bewusstsein fürs Leben“ – was bedeutet das?<br />
Die für mich wichtigste Frage, deren Erk<strong>und</strong>ung die<br />
bedeutendste Erkenntnis oder vielmehr „Erfahrung“<br />
ist, die dieses neue Bewusstsein hervorbringen kann,<br />
ist: „Wer <strong>und</strong> was sind wir? Was ist dieses ursprüngliche<br />
Sein, das in einen Körper inkarniert, um hier auf der Erde<br />
als „Mensch„ Erfahrungen zu sammeln?“.<br />
Seit t<strong>aus</strong>enden von Jahren berichten uns Mystiker <strong>und</strong><br />
die ursprünglichen Weisheitslehren davon, dass wir<br />
unendliche, allverb<strong>und</strong>ene Wesen sind, reines „göttliches<br />
Bewusstsein“, wie Tropfen eines Ozeans, der gleichzeitig<br />
der Ozean reinen Seins ist.<br />
All dies lässt sich mit unserem Verstand aber nicht<br />
erfassen. Ich erinnere mich daran, wie ich als Kind<br />
versuchte, mir Unendlichkeit oder Ewigkeit zu erdenken.<br />
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<strong>MitFreude</strong><br />
Es gelang mir nicht. Aber dieser missglückte<br />
Versuch ließ mich immerhin darauf schließen,<br />
dass es weit mehr geben muss, als unser Verstand<br />
erfassen kann. Dass es eine Instanz in uns geben<br />
muss, die weiser ist, als unser Intellekt es jemals<br />
sein kann. Ich war neugierig geworden <strong>und</strong><br />
begann Bücher von „Erleuchteten“ zu lesen,<br />
begann zu beten, dieses reine Sein zu erfahren.<br />
Und schließlich war es eine ganz einfache Frage,<br />
die mich zum ersten Mal soweit öffnen ließ, um zu<br />
erfühlen, wer ich wirklich bin.<br />
Die Frage lautete:<br />
„Wer <strong>und</strong> was ist es, das diesen Moment erfährt?“<br />
Als ich mir erlaubte, mich ganz tief in diese Frage<br />
fallen zu lassen, in „etwas“ in mir zu entspannen,<br />
das all die wilden <strong>Gedanken</strong> <strong>und</strong> Empfindungen<br />
in absoluter Gelassenheit beobachten konnte,<br />
erschauerte ich <strong>und</strong> spürte, wie eine Welle des<br />
Glücks <strong>und</strong> der Befreiung durch mich strömte. Der<br />
erste „Crack in the wall“ war geschehen.<br />
Dachte ich damals noch, dass ich dieses reine<br />
Bewusstsein in mir gef<strong>und</strong>en hatte, so ist mir<br />
im Laufe meiner Praxis immer klarer geworden,<br />
dass dieses reine Bewusstsein nicht etwas ist,<br />
das in mir gefangen ist, sondern dass ALLES, was<br />
ist, von diesem Bewusstsein durchdrungen ist,<br />
jede Pflanze, jeder Stein, jedes Wesen, jede Zelle<br />
wird von reinem Bewusstsein durchdrungen, die<br />
Materie in-formiert <strong>und</strong> erst so Form, wie wir sie<br />
wahrnehmen, entstehen lässt. Eine Erkenntnis,<br />
die spannenderweise mittlerweile auch von<br />
Quantenphysikern bestätigt wird:<br />
Das Bewusstsein ist der Wesenskern des<br />
Menschen. Es ist das, was übrig bleibt, wenn man<br />
alle mit dem Gehirn verb<strong>und</strong>enen Eigenschaften<br />
<strong>und</strong> Interpretationen wegnimmt. Es ist der Aspekt<br />
von uns, der sich selbst beobachtet (Max Planck,<br />
Nobel-Preisträger).<br />
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<strong>MitFreude</strong><br />
Wenn wir in einen Körper inkarnieren, dann sind wir<br />
dieses reine Bewusst-Sein, dessen Qualität am besten<br />
mit „reiner Liebe“ beschrieben <strong>und</strong> erfühlt werden<br />
kann.<br />
Warum aber leben wir diese Liebe nicht in jedem<br />
Moment unserer Existenz?<br />
Spannenderweise – <strong>und</strong> vielleicht ist dies ein<br />
wichtiger Prozess, um ein Erlebnis der Getrenntheit<br />
von allem was ist, zu erfahren – beginnen wir, uns<br />
in unserer Evolution als Kleinkind immer mehr mit<br />
unserem Verstand zu identifizieren. Wir übernehmen<br />
die individuellen Überzeugungen <strong>und</strong> kollektiven<br />
Glaubenssätze unseres sozialen Umfeldes, die<br />
sozusagen zur „Verstandessoftware“ werden, die dann<br />
unbewusst unser Leben lenkt <strong>und</strong> manifestiert.<br />
Auf der Reise für meinen ersten Film war ich<br />
dem amerikanischen Entwicklungsbiologen <strong>und</strong><br />
Stammzellenforscher Bruce Lipton begegnet.<br />
Er verdeutlichte mir, dass unser Gehirn als Kinder<br />
im Alter von etwa 2 bis 6 Jahren überwiegend<br />
einer Gehirnfrequenz von 4-8 Hz, den sogenannten<br />
„Thetawellen“ läuft. Das ist ein Zustand, der von ihm als<br />
„hypnotisch“ beschrieben wird. Alles, was wir in diesem<br />
Zustand hören, beobachten <strong>und</strong> als „wahr-nehmen“<br />
wird in unserem Unterbewusstsein ohne eine Instanz<br />
der Bewertung abgespeichert.<br />
Im Laufe unseres Lebens machen wir dann weitere<br />
Erfahrungen, die wir dann auf Gr<strong>und</strong> dieser<br />
Vorstellungen bewerten.<br />
Und so werden limitierende Vorstellungen <strong>und</strong> Ideen<br />
nicht nur durch alle weiteren Informationslieferanten,<br />
wie unser soziales Umfeld <strong>und</strong> Medien geprägt,<br />
sondern meist unhinterfragt von Generation zu<br />
Generation weitergegeben unnd bestimmen so unser<br />
oft destruktives Handeln.<br />
Dazu kommt dann die Wirkmacht unseres<br />
Unterbewusstseins: Laut wissenschaftlicher<br />
Forschungsergebnisse wird unser Leben nur zu etwa<br />
5 % von unserem Tagesbewusstsein gesteuert.<br />
95 % der wirksamen <strong>und</strong> handlungsbedingenden<br />
<strong>Gedanken</strong> kommen <strong>aus</strong> unserem Unterbewusstsein.<br />
Diese unterbewussten <strong>Gedanken</strong> haben also einen<br />
Rieseneinfluss auf unsere Entscheidungen, Gefühle,<br />
die Art, wie wir uns auf uns selbst beziehen,<br />
miteinander agieren, wie wir mit unserer Umwelt<br />
umgehen.<br />
In meinem neuen Film werde ich darauf nochmals<br />
detaillierter eingehen. Und so wird es immer klarer,<br />
was Bernd Kolb damit gemeint hat, dass wir ein<br />
neues Bewusstsein fürs Leben brauchen, um das<br />
zerstörerische Verhalten auf der Erde zu stoppen <strong>und</strong><br />
wieder in Harmonie mit dem Ökosystem unserer Erde<br />
zu kommen.<br />
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<strong>MitFreude</strong><br />
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<strong>MitFreude</strong><br />
Wenn wir beginnen, unseren <strong>Gedanken</strong> immer weniger<br />
zu glauben, ihnen die Macht entziehen, unser Leben<br />
zu bestimmen, sondern uns immer mehr darin üben<br />
zu erfühlen, dass wir unendliche, allverb<strong>und</strong>ene<br />
Wesen sind, erkennen, dass wir in jedem Moment<br />
unseres Lebens in ständiger Kommunikation mit allem<br />
uns umgebenden Leben sind, werden wir nicht nur<br />
beginnen, uns immer erfüllter, lebendiger <strong>und</strong> freudiger<br />
zu fühlen, sondern auch achtsamer mit uns selbst,<br />
einander <strong>und</strong> der Erde umgehen. Und das kann jeder<br />
von uns, der bereit dazu ist.<br />
Was heißt „bereit zu sein“?<br />
Unsere inneren Tore für diese Erfahrung zu öffnen.<br />
Innerlich „ja“ zu einer solchen Erfahrung zu sagen, uns<br />
in Hingabe zu üben, Hingabe an das Leben, das sich<br />
durch uns in Liebe <strong>und</strong> Lebendigkeit <strong>aus</strong>drücken will.<br />
Wir werden beginnen mit-zu-fühlen. Vielleicht<br />
liegt ja einer der wichtigsten Prozess in unserer<br />
Transformation von Ausbeutern zu Hütern dieser Erde<br />
darin, die Fähigkeit zu entwickeln, uns in andere Wesen<br />
hineinzuversetzen, also deren Perspektive einnehmen<br />
zu können, um zu erfühlen, was dieses Wesen gerade<br />
braucht, um zu wachsen <strong>und</strong> zu gedeihen. Das können<br />
Menschen um uns sein, aber auch alle anderen<br />
Lebewesen, wie Tiere oder Pflanzen. Seit ich dieses<br />
„mitfühlen“ ganz bewusst praktiziere, habe ich ganz<br />
automatisch aufgehört, Tiere zu essen <strong>und</strong> gehe viel<br />
bewusster <strong>und</strong> dankbarer mit den Pflanzen um, von<br />
denen ich meinen Körper nähre.<br />
Bewusstes Mitfühlen <strong>und</strong> Erwachen ist ein Prozess,<br />
den jeder von uns gehen kann. Ein Weg, an dessen<br />
Ende wir erkennen, dass es nichts zu erreichen gibt,<br />
was nicht immer schon da war. Das, was Du BIST,<br />
reines Bewusstsein, Liebe, reines SEIN.<br />
„Wir brauchen nicht mehr Erziehung, wir brauchen<br />
nicht mehr <strong>Gedanken</strong>kontrolle“. Außer in Momenten<br />
tiefer Meditation können wir „nicht denken“. Solange<br />
sich unsere Seele eines Körpers als Expeditionsgefährt<br />
durch Zeit <strong>und</strong> Raum bedient, werden wir von unserem<br />
Verstand begleitet.<br />
Aber wir können beginnen, unseren Verstand bewusst<br />
zu gebrauchen, statt von ihm gebraucht zu werden.<br />
Wir können beginnen unsere <strong>Gedanken</strong> mit unserem<br />
<strong>Herzen</strong> <strong>aus</strong>zudeuten, wie Friedrich Schiller das so schön<br />
formuliert hat <strong>und</strong> uns immer weiter dafür öffnen, die<br />
Weisheit des Lebens, die Intelligenz des Universums,<br />
die in jedem Atom unseres Körpers präsent ist, durch<br />
uns fließen zu lassen.<br />
Ich spüre, dass dies der Weg sein kann, nicht nur dem<br />
Kollaps aller Systeme hier auf der Erde zu entgehen,<br />
sondern die Möglichkeit offenbart, das „Paradies“ in<br />
uns selbst zu entfalten <strong>und</strong> es hier auf der Erde zu<br />
manifestieren.<br />
Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie sich inspiriert<br />
fühlen, mich auf diesem Weg zu begleiten.<br />
Mein neuer Film „Awake2Paradise“ hat 2018 Premiere .<br />
www.awake2paradise.com<br />
Danke Christian für dieses neue Magazin.<br />
Möge es viele, viele Menschen inspirieren <strong>und</strong> ihre<br />
Lebensfreude wecken helfen!<br />
HERZlich<br />
Catharina<br />
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<strong>MitFreude</strong><br />
„Der Augenblick ist zeitlos“<br />
Was, wenn es keine Zeit geben würde?<br />
<strong>Gedanken</strong>reise in eine Zeit ohne Zeit ...<br />
Leonardo da Vinci<br />
Wie oft hören wir diesen Satz oder sagen ihn<br />
auch selbst: „Ich habe keine Zeit“.<br />
Diese Phrase wird oft geäußert, weil uns<br />
etwas eigentlich nicht wichtig ist, weil wir etwas nicht<br />
tun wollen, oder schlicht <strong>und</strong> einfach deswegen, weil<br />
wir wirklich keine Zeit (zu glauben) haben.<br />
Wir hängen mit unseren <strong>Gedanken</strong> gern in der<br />
Vergangenheit, aber oft auch schon in der Zukunft. Ob<br />
wir in Erinnerungen schwelgen oder Pläne für unser<br />
künftiges Dasein schmieden, über alles Mögliche<br />
denken wir nach.<br />
Doch die Vergangenheit ist nun mal bereits vergangen,<br />
<strong>und</strong> die Zukunft ist noch fern, erst zu erleben.<br />
Eingeschnürt im Zeitkorsett, gefangen zwischen dem<br />
was schon war <strong>und</strong> dem was noch ist, vergessen wir<br />
oft etwas ganz Wesentliches. Nämlich, dass wir nur<br />
den Augenblick haben. Nur den Augenblick.<br />
Was aber, wenn es keine Zeit gäbe? Hätten wir dann<br />
auch keine Zeitprobleme mehr? Würden der Mangel<br />
an Zeit, der damit einhergehende Stress <strong>und</strong> die<br />
allgemeine Hektik einfach so verschwinden, so ganz<br />
ohne Zeit?<br />
Machen wir doch dieses einfache <strong>Gedanken</strong>experiment!<br />
Stell dir vor, wir leben in einer Welt, in der es keine Zeit<br />
gibt. Es gibt keine Maßeinheit mehr (keine Sek<strong>und</strong>en,<br />
St<strong>und</strong>en, Tage .. ) <strong>und</strong> es gibt keine Messinstrumente<br />
(Uhren, Kalender, ..) mehr.<br />
Es gibt nicht das Sein in Raum <strong>und</strong> Zeit, es gibt nur<br />
mehr das Sein. Alles IST. Jetzt. Ich BIN. Jetzt.<br />
Doch wie wäre das Leben auf einer Erde ohne Zeit?<br />
Zweifelsohne gäbe es am Anfang wahrscheinlich<br />
Chaos, denn der Mensch ist ein Gewohnheitstier<br />
<strong>und</strong> an feste Abläufe <strong>und</strong> Systeme stark gewöhnt.<br />
Aber wenn dies überw<strong>und</strong>en wäre, wie wäre mein<br />
Leben dann? Gäbe es keine Zeit, würde ich vielleicht<br />
gar nicht wissen, wann, um welche Zeit, ich zur Welt<br />
gekommen bin. Es war an einem warmen, sonnigen<br />
Tag, die Menschen haben sich gefreut da ich geboren<br />
wurde. Und seitdem bin ich einfach, jeden Augenblick<br />
BIN ich.<br />
Die ganzen Geburtstagsfeiern wären nicht gewesen,<br />
denn niemand wusste, auch ich nicht, wann sie zu<br />
feiern wären, noch wie alt ich eigentlich bin. Denn die<br />
Zeit legt das nicht fest, es gibt sie ja nicht. Ich würde<br />
mich einfach nur jeden Tag freuen, dass ich bin.<br />
Wäre es dann so, dass ich statistisch gesehen nicht<br />
mit einem bestimmten Lebensalter eine Krankheit<br />
haben werde, weil ich <strong>und</strong> mein Körper ja gar nicht<br />
wissen, dass wir diesen Abschnitt erreicht haben?<br />
Oder würde ich dann meine Lebenszeit verlängern<br />
können, denn ich weiß ja nicht, dass ich schon ein<br />
sehr hohes Alter erreicht habe <strong>und</strong> nun dem Tode<br />
nahe bin.<br />
Zähle ich dann vielleicht auch gar nicht zum alten<br />
Eisen, denn niemand weiß, dass ich über 60, 70 oder<br />
gar 80 Jahre bin. Ich werde von niemandem in eine<br />
Lebensabschnitt-Schublade gesteckt, nach der ich<br />
16
<strong>MitFreude</strong><br />
bewertet werden könnte. Keiner sagt „das gehört sich<br />
doch nicht in dem Alter“, denn es weiß ja keiner wie<br />
alt man ist. Auch ich nicht. Drum mache ich vielleicht<br />
Sachen, die ich mit einer Zeitmessung niemals tun<br />
würde.<br />
Ich würde dann wahrscheinlich auch nicht um 12<br />
Uhr essen, weil Mittag ist, sondern dann, wenn mein<br />
Körper mir sagt, dass er Hunger hat.<br />
Zu Bett würde ich dann gehen, wenn ich müde<br />
bin, <strong>und</strong> aufwachen <strong>und</strong> aufstehen, wenn ich<br />
<strong>aus</strong>geschlafen bin. Auch das sagt mir mein Körper.<br />
Das es Nacht ist, wenn es draußen dunkel ist <strong>und</strong> das<br />
es Tag ist, wenn am Himmel die Sonne scheint, das<br />
weiß ich auch ganz ohne Armbanduhr.<br />
Vielleicht würde ich dann wirklich im Augenblick<br />
leben <strong>und</strong> diesen einfach genießen. Denn es gibt<br />
keine Zeit, die mir davonlaufen könnte. Ich bin<br />
einfach. Ich BIN. Hier <strong>und</strong> jetzt.<br />
Wenn ich mich zu unserem <strong>Gedanken</strong>experiment<br />
hinfühle, muss ich zugeben: es fühlt sich angenehm<br />
an. Das Gefühl frei von Zwang im Augenblick zu<br />
existieren, erfüllt mich von Glück.<br />
Was spricht dagegen mal eine Zeit ohne Zeit zu<br />
verbringen?<br />
Einfach nur im Augenblick sein <strong>und</strong> dabei die<br />
w<strong>und</strong>ervollen kleinen Dinge des Lebens zu entdecken<br />
<strong>und</strong> zu genießen. Die ich sonst nicht sehe, weil ich<br />
immer „keine Zeit“ habe für diesen einen Augenblick.<br />
Kann das funktionieren?<br />
Das wird jeder erfahren, wenn er es <strong>aus</strong>probiert!<br />
Aber ICH warte nicht darauf bis ich schwer krank bin<br />
oder ein Todesfall mir wieder die Endlichkeit unseres<br />
menschlichen Daseins ins Bewusstsein ruft.<br />
Ich lebe den zeitlosen Augenblick. Jetzt.<br />
Christian<br />
17
<strong>MitFreude</strong><br />
MEINE DREI DINGE<br />
FÜR EIN LEBEN MIT FREUDE<br />
Eine Geschichte von Wolfgang Tejral, der vor kurzem Papa einer zweiten Tochter wurde ...<br />
Als mich mein lieber Fre<strong>und</strong> Christian fragte, ob<br />
ich einen Beitrag für sein neues Magazin<br />
„Mit Freude“ schreiben möchte, wollte ich zuerst<br />
über ein berufliches Projekt schreiben. Ein Projekt, mit<br />
dem wir unsere Musik, die „klangwelten für die seele“,<br />
über ein "Klangei" zu den Menschen bringen. Ein Projekt,<br />
dass mir schon lange, sehr am <strong>Herzen</strong> liegt.<br />
Doch jetzt sitze ich hier an einem sonnigen Sonntag<br />
Anfang Juni im Garten, nur wenige St<strong>und</strong>en bevor das<br />
Magazin in Druck gehen soll, <strong>und</strong> bemerke, dass ein<br />
ganz anderes Thema in mir schwingt.<br />
Die Frage, wie ich ein Leben in Freude leben könnte<br />
oder was mich davon abhält, genau das zu tun, hat<br />
in den letzten beiden Wochen für unsere Familie eine<br />
neue Dimension erhalten. Der Gr<strong>und</strong> dafür liegt darin,<br />
dass unsere zweite Tochter Ina Sophie vor kurzem, am<br />
20. Mai, das Licht der Welt erblickt hat <strong>und</strong> mir im Sog<br />
der liebevollen Gefühle auch die essentielle Frage in<br />
den Sinn kam, was ich, als Papa, als Elternteil, diesem<br />
kleinen Engel für ein Leben mit Freude mitgeben kann.<br />
Kurze Rückblende oder der Weg zu den essentiellen<br />
Fragen des Lebens.<br />
Vor etwa 18 Jahren erlebte ich eine ganz tiefe, alles<br />
verändernde Krise. Heute nennt man sie Burnout,<br />
damals war ich einfach nur überrascht von der<br />
gefühlten Sinnlosigkeit, den dunkelschwarzen<br />
<strong>Gedanken</strong>kreisläufen <strong>und</strong> meiner tiefen Depression,<br />
die wie ein Tsunami über mich hereinfielen.<br />
Doch statt mich der erlebten Aussichtslosigkeit<br />
hinzugeben, nährte ich diese kleinen Funken namens<br />
Hoffnung, Widerstand <strong>und</strong> Lebenswillen <strong>und</strong> begab<br />
mich auf eine Reise in mein Innerstes, die bis heute<br />
anhält.<br />
Am Anfang jedoch standen nur Fragen…<br />
Warum bin ich so weit weg von mir selbst, vom Kern<br />
meines Wesens? Was wirft mich ständig <strong>aus</strong> meiner<br />
Mitte? Wie kann ich ehrlich <strong>und</strong> in Resonanz mit meiner<br />
Seele ein Leben in Freude leben?<br />
Die Antworten sind so einfach wie gr<strong>und</strong>legend.<br />
Weil ich mich selbst nicht lieben konnte (<strong>und</strong> auch gar<br />
nicht wusste wie das geht), suchte ich Liebe im Außen.<br />
Um das Verlangen nach Liebe zu stillen, sagen <strong>und</strong> tun<br />
wir Menschen Dinge, die wir im selben Moment bereuen<br />
<strong>und</strong> die uns nächtelang Selbstvorwürfe bescheren. Wir<br />
wollen um jeden Preis geliebt werden <strong>und</strong> sind bereit<br />
Dinge dafür zu tun, für die wir uns später oft sogar<br />
schämen. Das untergräbt unseren Selbstwert, wir fühlen<br />
uns klein <strong>und</strong> minderwertig <strong>und</strong> machen den nächsten<br />
Blödsinn, um dieses Gefühl wieder loszuwerden.<br />
Was aber, wenn wir von Kindesbeinen an lernten, uns<br />
selbst zu lieben? Was wäre, wenn wir in diesem Feld nie<br />
einen Mangel spüren würden?<br />
Wir würden uns wohl nie auf die Suche nach Liebe<br />
begeben, weil wir uns bewusst sind, dass wir sie in uns<br />
tragen, von Anfang an. Wir würden uns nicht von uns<br />
selbst entfernen, um dieses w<strong>und</strong>erbare Gefühl <strong>und</strong> diese<br />
erhebende Energie erleben zu können. Und wir würden<br />
uns viele Selbstvorwürfe, Zweifel <strong>und</strong> emotionale Täler<br />
<strong>und</strong> unendliche Dramen ersparen. Wir würden ein Leben<br />
in Freude <strong>und</strong> inneren Frieden (er)leben können.<br />
18
<strong>MitFreude</strong><br />
Was also kann ich meinen beiden Mädchen<br />
mitgeben?<br />
Ich sage ihnen jeden Tag, dass ich sie liebe, ohne<br />
Wenn <strong>und</strong> Aber. Vielleicht bin ich das eine oder<br />
andere Mal mit etwas nicht einverstanden, aber das<br />
schmälert meine Liebe keinen Millimeter. Sie sollen die<br />
Gewissheit haben, nichts tun zu müssen, um geliebt<br />
zu werden. Sie werden geliebt, jeden Tag, jede Minute,<br />
jede Sek<strong>und</strong>e. Weil sie SIND.<br />
Weil ich mich selbst nicht wertschätzen konnte,<br />
suchte ich ständig Anerkennung im Außen.<br />
In unserer Gesellschaft ist das Kräftemessen in jedem<br />
Bereich tief verankert. Wir vergleichen <strong>und</strong> messen<br />
uns, wir bewerten <strong>und</strong> urteilen, wo es nur geht <strong>und</strong><br />
übersehen dabei die Einzigartigkeit, die jedem<br />
Menschen innewohnt.<br />
Weil wir dazugehören wollen, übernehmen wir die<br />
Ziele unserer Leistungsgesellschaft <strong>und</strong> verlieren<br />
unsere eigenen. Durch das Nutzen von sozialen Medien<br />
haben wir die Messlatte zusätzlich höher gelegt <strong>und</strong><br />
das trägt oft zur weiteren Unzufriedenheit bei.<br />
Wie werden meine Mädchen (sich) selbst-bewusst?<br />
Meine Kinder sollen wissen, dass sie einzigartig <strong>und</strong><br />
großartig sind, unverwechselbar <strong>und</strong> mit keinem<br />
anderen Menschen in ihrem Sein vergleichbar.<br />
Ich wünsche mir, dass sie um ihre Stärken wissen <strong>und</strong><br />
ihre Schwächen annehmen können, im Gewahrsein,<br />
dass jeder seinen wertvollen Teil in unserer<br />
Gesellschaft beiträgt.<br />
Dann werden sie ihre Freude auch zum Wohle aller<br />
zum Ausdruck bringen können.<br />
Einer meiner "Engel" - Marie Julia<br />
19
<strong>MitFreude</strong><br />
Und dann kommt noch die Angst dazu.<br />
Angst ist ein lähmendes Gefühl <strong>und</strong> begegnet uns<br />
in unendlich vielen Facetten. Die Angst, etwas nicht<br />
zu schaffen, nicht erfolgreich zu sein, nicht geliebt<br />
zu werden, die Existenz nicht mehr bestreiten zu<br />
können, krank zu werden <strong>und</strong> auch zu sterben.<br />
All das sind Emotionen, die durch unsere <strong>Gedanken</strong><br />
<strong>aus</strong>gelöst werden <strong>und</strong> die wir steuern können. Das<br />
ist keine Kunst, sondern nur ein Handwerk, das von<br />
jedem <strong>und</strong> jeder erlernt werden kann, wenn man<br />
das möchte. Wenn wir das können, verliert die Angst<br />
ihre Kraft in unserem Leben. Ohne Angst zu sein,<br />
heißt, frei zu sein. Frei in seinen Entscheidungen,<br />
frei in seinem Ausdruck.<br />
Und ein freier Mensch ist auch in der Lage, sein<br />
Leben in Frieden <strong>und</strong> Freude zu leben.<br />
Wie begegne ich der Angst, wenn sie da ist?<br />
So versuche ich, jedem angstvollen <strong>Gedanken</strong> von<br />
mir <strong>und</strong> denen meiner Töchter einen liebevollen<br />
<strong>und</strong> harmonischen <strong>Gedanken</strong> gegenüberzustellen<br />
<strong>und</strong> mich <strong>und</strong> sie darin zu bestärken, die Angst als<br />
das zu sehen, was sie ist: Das Produkt destruktiver<br />
<strong>Gedanken</strong>, entsprungen <strong>aus</strong> einem Blickwinkel,<br />
den ich selbst ändern kann.<br />
Nicht mehr <strong>und</strong> nicht weniger.<br />
So wie sie kam, kann sie auf einer (<strong>Gedanken</strong>)Wolke<br />
wieder entschweben ...<br />
Heute im Jetzt <strong>und</strong> Hier – mit diesen Werten.<br />
18 Jahre nach meinem Burnout habe ich für<br />
mich diese drei Punkte für ein glückliches Leben<br />
entdecken <strong>und</strong> in meinen Alltag einbauen können:<br />
Selbstliebe, Selbstwert <strong>und</strong> ein gutes Rezept,<br />
mit Angst umzugehen.<br />
Jeden Abend, vor dem Schlafengehen, lasse ich<br />
meine Engel in mein Herz sehen <strong>und</strong> sie wissen,<br />
wie sehr ich sie liebe.<br />
Ich erinnere sie an ihre Großartigkeit <strong>und</strong> erzähle<br />
ihnen <strong>Geschichten</strong> von Blumenwiesen, Einhörnern<br />
oder Waldtieren, die alle ihre Fre<strong>und</strong>e sind.<br />
Herzlichst Wolfgang<br />
PS: Gerne erzähle ich in der nächsten Ausgabe<br />
von diesem Magazin über mein berufliches<br />
<strong>Herzen</strong>sprojekt, dem Klangei.<br />
Denn auch die Geburt meiner zweiten Tochter hat<br />
auch dabei etwas ganz Positives <strong>aus</strong>gelöst <strong>und</strong><br />
ich werde diese großartigen Schwingungen <strong>und</strong><br />
Stimmungen in einem ganz besonderen neuen<br />
Projekt auffangen, um sie weiterzugeben.<br />
Ich habe es auf den Namen "soulbee.family"<br />
getauft …<br />
20
<strong>MitFreude</strong><br />
DIE SCHWESTER<br />
DES GLÜCKS<br />
„Ich möchte die Liebe kennen lernen“, sagte das Schneeglöckchen zu der Krokusblüte,<br />
die dicht neben dem Schneeglöckchen am Rande einer großen Parkwiese stand.<br />
Die beiden Blümchen hatten fast gleichzeitig ihre Blütenköpfe geöffnet <strong>und</strong>, wie es scheint,<br />
im selben Augenblick das strahlende Licht der warmen Sonne erblickt.<br />
Deshalb fühlten sie sich – irgendwie – zusammengehörend.<br />
„Sag Schneeglöckchen“, fragte die Krokusblüte: „Was ist eigentlich Liebe?“<br />
„Etwas Schönes. Etwas W<strong>und</strong>erbares ist Liebe“, antwortete das Schneeglöckchen. Sein<br />
Stimmchen klang verträumt <strong>und</strong> sein Glöckchen sandte eine leise Musik in den sonnigen<br />
Spätwintertag. Bing. Bing. „Liebe ist das Schönste <strong>und</strong> Herrlichste, was uns im Leben<br />
begegnen kann.“<br />
Die Krokusblüte staunte. Wie klug sie doch war, die neue Fre<strong>und</strong>in, die sie gestern kennen<br />
lernen durfte. Wie klug. Und wie hübsch! Und ihre Musik! Wie w<strong>und</strong>ervoll sie doch klang!<br />
„Woher weißt du das? Du bist doch nur wenige Zeit länger als ich auf dieser Welt“, fragte sie<br />
das Schneeglöckchen, das seine Blüte den wärmenden Strahlen der Sonne entgegen reckte.<br />
„Wie kannst du so viel wissen?“<br />
„Ich l<strong>aus</strong>che achtsam“, antwortet das Schneeglöckchen. „Ich l<strong>aus</strong>che den Stimmen der Bäume<br />
<strong>und</strong> der Vögel, ich sehe das Spiel der Wolken mit den Strahlen der Sonne, ich atme die Süße<br />
der Erde <strong>und</strong> die Frische der Luft. Und ich höre die Worte der Menschen, die uns hier im Park<br />
besuchen. Sie erzählen von der Liebe.“<br />
„Liebe! Was ist Liebe?“, fragte die Krokusblüte wieder.<br />
„Ich glaube“, antwortete das Schneeglöckchen, „die Liebe ist die Schwester des Glücks.“<br />
„Du bist meine Schwester“, sagte da die Krokusblüte „<strong>und</strong> du bist mein Glück.“<br />
„Ich … bin … dein … Glück?“ Das Schneeglöckchen stutzte, dann strahlte es <strong>und</strong> sein<br />
Glöckchen sang ein fröhliches Lied. „Dann bist du meine Liebe.“<br />
Es machte eine kleine P<strong>aus</strong>e, dann sagte es mit einem herzlichen Seufzer:<br />
„Wir müssen die Liebe nicht suchen. Sie ist bereits in uns da. Wie gut wir es doch haben!“<br />
Die Krokusblüte nickte. Dann schwiegen die Blümchen wieder.<br />
Es galt so viel zu entdecken rings um die Wiese an diesem w<strong>und</strong>ervollen Sonnentag.<br />
21
<strong>MitFreude</strong><br />
WIE FONGT MA ON?<br />
WIE STEHT MA AUF?<br />
Ina Regen berührt mit ihrem Lied „Wia a Kind” viele <strong>Herzen</strong> ...<br />
Wie fängt man an? Wie steht man auf?<br />
Diese Fragen hat Ina Regen bei einem<br />
Herbstspaziergang in den Wind geflüstert ...<br />
Die <strong>aus</strong> Oberösterreich stammende Wahl-Wienerin hatte zu<br />
diesem Zeitpunkt schon viele Jahre inmitten der heimischen<br />
Musikszene verbracht, gesungen für <strong>und</strong> mit Marianne<br />
Mendt, Norbert Schneider, The Makemakes, dem Dancing<br />
Stars Orchester, Natalia Kelly, Lylit oder Conchita Wurst.<br />
Bislang hatte sie ihn aber noch nicht gewagt, den großen<br />
Schritt hin zum absolut ehrlichen Ausdruck eigener<br />
<strong>Gedanken</strong> durch eigene Musik. Weil der Schlüssel, die<br />
Verbindung der Worte mit den Klängen sehr lange fehlte.<br />
Bis zu diesem Spaziergang im Schönbrunner Schlosspark,<br />
als der Wind die bunten Blätter durch die Luft wirbelte, das<br />
Laub unter den warmen Winterschuhen raschelte <strong>und</strong> eine<br />
tiefe Sehnsucht genau die Antwort gebar, die der Schlüssel<br />
<strong>und</strong> somit der Anfang für die Erfüllung eines großen Traumes<br />
war: Im Dialekt.<br />
Dass die ersten Worte, die wir von INA REGEN im Dialekt<br />
musikalisch zu Gehör bekommen, auch tatsächlich die<br />
ersten sind, die sie jemals im Dialekt geschrieben hat,<br />
schließen einerseits den Kreis einer logischen Entwicklung<br />
<strong>und</strong> sind andererseits auch wie ein erster Schritt einer<br />
hoffentlich lange andauernden Reise: „Wie fongt ma on?<br />
Wie steht ma auf?“<br />
Dieses Lied berührt <strong>und</strong> stimmt nachdenklich, ob<br />
es denn möglich sein könnte, die Leichtigkeit <strong>und</strong><br />
Unvoreingenommenheit eines Kindes auch als<br />
Erwachsener (wieder) zu (er)leben ...?<br />
Danke liebe Ina für dieses schöne Lied!<br />
www.inaregen.at<br />
„Wie a Kind“ machte sich INA REGEN von nun an auf die<br />
Suche nach <strong>Geschichten</strong>, die ihr das Leben erzählen wollte.<br />
Erfahrungen vom Verlorengehen <strong>und</strong> sich Wiederfinden,<br />
vom sich Fallen lassen <strong>und</strong> Aufgefangen werden,<br />
von schmerzhaften Schicksalsschlägen <strong>und</strong> mutigen<br />
Entscheidungen, von ganz persönlichen Antworten auf die<br />
großen <strong>und</strong> kleinen Fragen, die sich die Großen <strong>und</strong> die<br />
Kleinen in ihrer Welt stellten.<br />
Ausgewählte davon hat sie in einer Klavierballade mit dem<br />
Titel „Wie a Kind“ zusammengefasst <strong>und</strong> am 11.11.2017 auf<br />
dem österreichischen Label ECHOPILOT veröffentlicht.<br />
22
<strong>MitFreude</strong><br />
Wie fongt ma on?<br />
Wie steht ma auf?<br />
Wie follt ma hin <strong>und</strong> mocht sich nix dr<strong>aus</strong>?<br />
Wos derf ma hoffen, wenn ma gor nix mehr waß?<br />
Wos bleibt no offen am Ende von Gras?<br />
Warum? Woher? Wohin?<br />
I frog amoi in Wind.<br />
Konn i? Konn i?<br />
Irgendwonn wieder so sein wie a Kind?<br />
Konn i? Konn i?<br />
Anfoch nehman wos des Leben bringt<br />
Is eh ois egal oder hot ois an Sinn?<br />
Wieso drau i mi ned so sein wie i bin?<br />
Wonn hoit ma fest? Wonn losst ma los?<br />
Wie bleibt ma klorn <strong>und</strong> wie werd man groß?<br />
Wie tiaf konn ma folln wenn ma den Foden verliert?<br />
Wie schen is des Gfühl wenn mas fliagen probiert?<br />
Warum? Woher? Wohin?<br />
I frog amoi den Wind.<br />
Konn i? Konn i?<br />
Irgendwonn wieder so sein wie a Kind?<br />
Konn i? Konn i?<br />
Anfoch nehman wos des Leben bringt?<br />
Is eh ois egal oder hot ois an Sinn?<br />
Wieso drau i mi ned so sein wie i bin?<br />
I steh vurm Spiagel, schau mi on.<br />
So long, so long.<br />
Es wird da Wind zum Sturm <strong>und</strong> donn<br />
Onfong, Onfong, Onfong<br />
Konn i? Konn i?<br />
Irgendwonn wieder so sein wie a Kind?<br />
Konn i? Konn i?<br />
Anfoch nehman wos des Leben bringt<br />
Is eh ois egal oder hot ois an Sinn?<br />
Wieso drau i mi ned so sein wie i bin?<br />
Fotos: André Karsai<br />
23
<strong>MitFreude</strong><br />
GUTE NACHRICHTE<br />
Hirntoter Bub (13)<br />
erwacht <strong>aus</strong> Koma<br />
Tagelang galt der 13-jährige Trenton <strong>aus</strong><br />
dem US-B<strong>und</strong>esstaat Alabama nach einem<br />
schweren Unfall als hirntot. Die Ärzte sahen<br />
keine Hoffnung mehr auf Heilung, die Eltern<br />
hatten bereits den Entschluss gefasst, die<br />
Organe des Jungen zu spenden. Doch dazu<br />
kam es nicht, denn Trenton kehrte ins Leben<br />
zurück – er wachte auf <strong>und</strong> konnte wieder<br />
sprechen. Nun erzählt Trenton von seiner<br />
Nahtoderfahrung. Er glaubt, im Himmel<br />
gewesen zu sein. Er ist sich sicher: Gott hat ihn<br />
gerettet. „Es gibt keine andere Erklärung, auf<br />
keinen Fall“, sagt der 13-Jährige.<br />
Schule fokussiert sich auf das<br />
Lehren von Fröhlichkeit<br />
Freude als Schlüssel zum Erfolg.<br />
Eine moderne Schule im ländlichen Indien stellt<br />
das traditionelle Bildungsmodell auf den Kopf<br />
<strong>und</strong> konzentriert sich stattdessen darauf, dass<br />
Jugendliche zu glücklichen <strong>und</strong> mitfühlenden<br />
Menschen heranwachsen.<br />
„Wir wollen glückliche Kinder, mitfühlende<br />
Menschen, die in die Welt hin<strong>aus</strong>gehen <strong>und</strong><br />
etwas Gutes tun wollen“, sagte Architekt Danish<br />
Kurani, dessen Team den Campus der Schule<br />
entworfen hat.<br />
Pizza-Kette verbannt Plastik-<br />
Strohhalme nach berührendem<br />
Brief einer Fünfjährigen<br />
Ava isst sehr gerne Pizza, ärgert sich aber<br />
darüber, dass sie zu ihrem Getränk immer<br />
einen Strohhalm bekommt. Also schrieb<br />
sie einen Brief mit einer Bitte an die Pizza-<br />
Kette, die den Text kurz darauf bei Facebook<br />
veröffentlichte. Dazu schrieben sie, dass<br />
sie wegen des Briefes ab dem Sommer auf<br />
Plastik-Strohhalme völlig verzichten werden.<br />
Stattdessen werden sie recycelte <strong>und</strong> biologisch<br />
abbaubare Papier-Strohhalme anbieten - in<br />
allen 470 Restaurants.<br />
„Ich höre Ihnen zu.“ - 71-Jähriger<br />
Hamburger eröffnet ein<br />
Zuhörer-Kiosk<br />
Christoph Busch hat den schon länger<br />
leerstehenden Glaskasten in der Hamburger<br />
U-Bahnstation „Emilienstraße“ gemietet.<br />
Dort sitzt <strong>und</strong> wartet er auf Menschen, die<br />
vorbeikommen <strong>und</strong> ihm etwas erzählen<br />
wollen, weil sie sonst niemanden haben, der<br />
ihnen zuhört. Anfangs hatte er Bedenken, dass<br />
niemand kommen wird. Doch über den Ansturm<br />
ist er mehr als überrascht. Teilweise heißt es hier,<br />
ähnlich eines Besuches beim Arzt, „Der nächste<br />
bitte!“, damit jeder auch drankommt.<br />
24
<strong>MitFreude</strong><br />
N AUS DER WELT ...<br />
Polizeih<strong>und</strong>e<br />
erhalten Rente<br />
In vielen B<strong>und</strong>esländern Deutschlands müssen<br />
die Diensth<strong>und</strong>eführer den Lebensunterhalt<br />
für ihren H<strong>und</strong> <strong>aus</strong> eigener Tasche bezahlen.<br />
Pensionierte Polizeih<strong>und</strong>e in Bayern, Hamburg<br />
oder Thüringen erhalten eine kleine Rente. Nun<br />
zieht auch Berlin nach. Der Innen<strong>aus</strong>schuss des<br />
Abgeordnetenh<strong>aus</strong>es hat nun beschlossen,<br />
H<strong>und</strong>ehalter eines pensionierten Diensth<strong>und</strong>es,<br />
finanziell zu unterstützen. Dafür empfehlen die<br />
Innenexperten dem Haupt<strong>aus</strong>schuss, ab 2018,<br />
85.000 Euro im Jahr für alle dienstuntauglichen<br />
H<strong>und</strong>e bereitzustellen.<br />
In Panama entsteht ein<br />
Dorf <strong>aus</strong> Plastikflaschen<br />
Dem Unternehmer Robert Bezeau war sein<br />
Heimatland Kanada zu kalt, also suchte<br />
er sich ein neues Zuh<strong>aus</strong>e in Panama.<br />
Als er ankam, fielen ihm sofort t<strong>aus</strong>ende<br />
Plastikflaschen auf. Er wollte etwas gegen<br />
die Verschmutzung tun <strong>und</strong> kam darauf, die<br />
Flaschen als B<strong>aus</strong>toff für Häuser zu nutzen.<br />
Die Idee, Plastikflaschen zum H<strong>aus</strong>bau<br />
zu nutzen, ist zwar nicht neu, in diesen<br />
Dimensionen gab es dies allerdings noch nicht.<br />
Auf einer Fläche von 33,5 Hektar soll ein Dorf<br />
mit 90 bis 120 Häusern entstehen.<br />
Sohn findet obdachlosen Vater<br />
nach acht Jahren via Twitter<br />
91-jährige Oma strickt 8.000<br />
Teddybären für Kinder in Not<br />
Familienzusammenführung in Zeiten sozialer<br />
Netzwerke. Über acht Jahre hatte Norman nichts<br />
mehr von seinen Vater gesehen <strong>und</strong> gehört.<br />
Weihnachten 2017 startete er einen berührenden<br />
Aufruf via Twitter, in dem er um Mithilfe bei der<br />
Suche nach seinem Vater bat. Bis auf einen vagen<br />
Tipp, er könne sich in Hamburg aufhalten, sowie<br />
ein altes Foto hatte Norman nichts. Bis schließlich<br />
ein Hamburger Normans Vater erkannte. In einem<br />
Tweet auf Twitter teilte er allen Followern mit: „Mir<br />
fehlen die Worte. Ich bin so dankbar. Ihr habt mir<br />
meinen Papa wiedergegeben!"<br />
Trotz Arthritis <strong>und</strong> ihrem fortgeschrittenen Alter<br />
engagiert sich Phyllis Reeve seit 30 Jahren<br />
ehrenamtlich für zahlreiche wohltätige Zwecke.<br />
In den letzten 22 Jahren hat die 91-jährige<br />
Uroma bereits mehr als 8.000 Teddybären<br />
für Kinder in Not gestrickt. Es gibt so viele<br />
Möglichkeiten Menschen in Not zu helfen. Die<br />
91-Jährige macht dies, indem sie täglich einen<br />
Teddybären strickt. Diese Kuscheltiere schickt<br />
sie an Kinder, die Opfer von Naturkatastrophen<br />
oder Terroranschlägen wurden. In den letzten 22<br />
Jahren spendeten bereits 8.000 ihrer Teddybären<br />
25
<strong>MitFreude</strong><br />
LIEBES GLÜCK,<br />
WO FINDE ICH DICH?<br />
Die Suche danach ist wohl so alt wie die Menschheit selbst <strong>und</strong> heutzutage – so scheint es – allgegenwärtig<br />
<strong>und</strong> das ganz große Ziel. Doch ist es so einfach zu finden? Oder suchen wir nur am falschen Ort <strong>und</strong> zur<br />
falschen Zeit? Ein paar <strong>Gedanken</strong> dazu …<br />
Glück bedeutet für jeden etwas anderes. Die<br />
zahlreichen Meinungen, Untersuchungen<br />
<strong>und</strong> Studien, die die Wissenschaft, Dichtung,<br />
Kunst, Philosophie oder Biologie dazu geliefert<br />
haben, sind vielfältig <strong>und</strong> oft widersprüchlich.<br />
Doch lässt sich nicht auch ein gemeinsamer Nenner<br />
dafür finden? Besteht das Glück nicht einfach darin,<br />
einen ges<strong>und</strong>en Körper, genug zu essen <strong>und</strong> gute<br />
Fre<strong>und</strong>e zu haben? Nach einer Wanderung ein kühles<br />
Glas Wasser, in der Einsamkeit ein Verbündeter,<br />
genügend Geld, gesellschaftliches Ansehen …<br />
beschert uns nicht die Erfüllung solch vermeintlich<br />
„einfacher“ Wünsche schon Glück?<br />
„Wir alle streben nach Glück <strong>und</strong> einem erfüllten<br />
Leben“ schrieb der griechische Philosoph Seneca vor<br />
ewig langer Zeit bereits nieder.<br />
Die Glücks-Wunschliste ist lang …<br />
Sind die einfach zu erfüllenden Wünsche befriedigt,<br />
währt das Glück – so scheint es – immer nur so lange,<br />
bis ein neuer Wunsch entsteht, oder ein bisheriger<br />
Glücksgarant durch „unglückliche Umstände“<br />
wegfällt. „Äußere Güter“, wie es in der antiken<br />
Philosophie heißt, können uns glücklich – aber auch<br />
abhängig, <strong>und</strong> somit unglücklich machen. Daher stellt<br />
sich die Frage: materielle Dinge über die wir verfügen<br />
<strong>und</strong> Personen, die uns nahe stehen, sind sicherlich<br />
wichtig <strong>und</strong> angenehm - sind sie der Schlüssel zum<br />
Glück? Und geht es nicht vielleicht auch ohne sie?<br />
Wohlverdientes Glück erfüllt den aktiven Menschen<br />
Für viele der alten Philosophen ist das Glück nichts<br />
Zufälliges, sondern das begleitende Gefühl eines<br />
aktiven Lebensstils – der Anstrengung, den täglichen<br />
Sorgen <strong>und</strong> Freuden mit einer stabilen Haltung<br />
zu begegnen. Und der Entscheidung, wie auf eine<br />
bestimmte Situation reagiert <strong>und</strong> welche Bedeutung<br />
ihr beigemessen wird. Macht sie uns glücklich oder<br />
unglücklich.<br />
Bruttonationalglück durch Glücksminister<br />
Für viele Menschen sind Glücksmomente so<br />
etwas wie Überraschungsgeschenke: Einmalige,<br />
unvorhersagbare Ereignisse von unfassbarer<br />
Intensität. Und vor allem: Ereignisse, die sich in<br />
keiner Weise <strong>aus</strong> eigener Kraft herbeiführen lassen.<br />
Doch ist dem so? Auch der Buddhismus zeigt eine<br />
klare Haltung dazu auf, denn so erklärte Buddha,<br />
dass alle unsere Probleme <strong>und</strong> Leiden <strong>aus</strong> verwirrten<br />
<strong>und</strong> negativen Zuständen des Geistes entstehen,<br />
wohingegen all unser Glück <strong>aus</strong> friedvollen <strong>und</strong><br />
positiven Geisteszuständen entsteht. Den großen<br />
Beweis dafür bringt ein kleines, asiatisches Land.<br />
26
<strong>MitFreude</strong><br />
„JEDER MACHT SCHWIERIGE<br />
SITUATIONEN DURCH.<br />
ENTSCHEIDEND FÜR EIN<br />
GLÜCKLICHES LEBEN IST,<br />
WIE MAN DAMIT UMGEHT.“<br />
Georg Eman Vaillant<br />
27
<strong>MitFreude</strong><br />
Bhutan, ein kleines Königreich mitten im Himalaja,<br />
dem mächtigsten Gebirgszug der Erde, hat schon<br />
vor langer Zeit etwas für sich entdeckt: das Glück.<br />
Das Bruttonationalglück in Bhutan steht auf vier<br />
Gr<strong>und</strong>pfeilern: eine gute Regierung, die das Glück<br />
aller Menschen <strong>und</strong> Lebensformen fördert. Der Schutz<br />
der Umwelt. Die Förderung der Kultur, Wissenschaft,<br />
Kunst <strong>und</strong> Spiritualität. Eine sozial gerechte <strong>und</strong><br />
nachhaltige Entwicklung.<br />
Dr. Ha Vinh Tho ist offizieller Glücksminister Bhutans:<br />
Ein glücklicher Mensch. Doch ein Patentrezept für<br />
Glück hat er nicht. Der Glücksminister vermittelt nicht<br />
den Partner fürs Leben, er verteilt keine Lottogewinne,<br />
hilft nicht dabei, den Traumjob zu finden. Es geht<br />
beim Bruttonationalglück nicht um diese „freudigen<br />
Erlebnisse“, nicht um das kurzlebige hedonistische<br />
Glück. „Das ist zwar auch wichtig“, betont Ha Vinh<br />
Tho. „Es geht aber darum“, sagt der Glücksminister,<br />
„Rahmenbedingungen zu schaffen für eine gute,<br />
glückliche Existenz“. Also für ein sinnvolles <strong>und</strong><br />
harmonisches Leben.<br />
Allerdings: „In der westlichen Welt hat das<br />
Wirtschaftswachstum oft einen weit höheren<br />
Stellenwert als die anderen Ziele“, stellt Ha Vinh<br />
Tho fest. Da bleibe für anderes kaum mehr Platz.<br />
Wirtschaftswachstum, Profit <strong>und</strong> Geld aber seien<br />
keine Ziele, sondern nur Mittel, um eine zufriedene<br />
Gesellschaft zu schaffen. Lernen lässt sich Glück<br />
seiner Überzeugung nach auch für den einzelnen:<br />
„Glück ist eine Kompetenz.“<br />
Neben den guten Rahmenbedingungen, die der<br />
Staat schaffe, brauche es eine innere Veränderung<br />
der Haltung. Es brauche Achtsamkeit <strong>und</strong> Mitgefühl.<br />
„Wir müssen Kräfte von innen entwickeln.“ Gerade in<br />
einer Zeit, in der die Aufmerksamkeit der Menschen<br />
geraubt werde – zum Beispiel durch Smartphones,<br />
Internet soziale Medien. Und so werden Achtsamkeit<br />
<strong>und</strong> Mitgefühl für Mensch <strong>und</strong> Umwelt an Bhutans<br />
Schulen gelehrt.<br />
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Dr. Ha Vinh Tho I © twitter.com/havinhtho
<strong>MitFreude</strong><br />
Glück ist (k)eine Glückssache<br />
Oft aber machen wir Menschen es uns auch selbst<br />
schwer. Oder zu einfach? Weil wir die Verantwortung<br />
für unser Glücklichsein nach außen an andere<br />
Menschen, Organisationen oder Materielles abgeben<br />
oder es davon abhängig machen.<br />
Sehen wir vor lauter Streben nach (dem großen)<br />
Glück die kleinen Dinge, die oft so nahe <strong>und</strong><br />
bescheiden sind, einfach nicht mehr?<br />
Den Schmetterling, der im Sonnenschein in seiner<br />
Farbenpracht <strong>und</strong> Einzigartigkeit über die Wiese<br />
schwebt … oder das glückselige Lachen eines Kindes,<br />
das auf einer Schaukel sitzt …?<br />
Wir brauchen es niemanden erklären wie man<br />
glücklich lebt, noch uns das erklären lassen. Wir<br />
können es einfach tun. Und wir entscheiden selbst<br />
darüber, ob wir es tun möchten.<br />
Das Unglück loslassen, denn es kommt nur <strong>aus</strong><br />
unseren <strong>Gedanken</strong>.<br />
Und was sagte Georg Eman Vaillant? <br />
„JEDER MACHT SCHWIERIGE SITUATIONEN DURCH.<br />
ENTSCHEIDEND FÜR EIN GLÜCKLICHES LEBEN IST,<br />
WIE MAN DAMIT UMGEHT.“<br />
Lehnen wir uns doch einfach zurück <strong>und</strong> fühlen in uns<br />
hinein. Wir werden intuitiv eine Antwort als Gefühl<br />
bekommen. Wir können es vielleicht nicht in Worten<br />
beschreiben, aber wir wissen wie sich Glück anfühlt. Es ist<br />
nicht wichtig die Antwort <strong>aus</strong>formulieren zu können.<br />
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<strong>MitFreude</strong><br />
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<strong>MitFreude</strong><br />
WERTVOLLES<br />
AUS DER NATUR<br />
Auch wenn es heute ein wenig in Vergessenheit geraten ist: wir Menschen sind Teil der belebten Natur <strong>und</strong> sich auf<br />
Wald, Wiesen <strong>und</strong> Heiden aufzuhalten, ist mehr als eine bloße Freizeitbeschäftigung. Hier können wir nicht nur<br />
durch Sehen <strong>und</strong> Fühlen unsere Ursprünglichkeit erleben, sondern auch, zurückgreifend auf viele Generationen<br />
altes Wissen, wertvolle Nahrungs- <strong>und</strong> Heilmittel finden. In jeder Ausgabe <strong>MitFreude</strong> stelle ich geläufige <strong>und</strong> in<br />
Österreich verbreitete wildwachsende Pflanzen vor, die gesammelt <strong>und</strong> verarbeitet werden können.<br />
Wald-Erdbeeren<br />
Süße Zwerge mit heilenden Kräften<br />
Die Wald-Erdbeere (Fragaria vesca) ist bei uns weit<br />
verbreitet <strong>und</strong> wächst gerne, wie ihr Name schon<br />
sagt, in Wäldern. Die niedrigen Pflanzenstämme<br />
findet man vor allem in hellen Bereichen, wie z.B. am<br />
Waldrand, an Übergängen zu Wiesen <strong>und</strong> Feldern<br />
sowie auch an Steilhängen in Wald-Nähe. Sie mögen<br />
die Nähe von Mischwäldern am liebsten ebenso wie<br />
stehende Gewässer. Praktischerweise wachsen die<br />
kleinen, flachen Bodendecker oft in Gruppen, sodass<br />
man meist genügend Wald-Erdbeeren auf einmal<br />
findet. Reifezeit der süßen Zwerge ist von Ende Mai<br />
bis Ende Juni, im Hochgebirge oft erst im Juli.<br />
Jetzt ist also der perfekte Zeitpunkt um mit einem<br />
kleinen Korb <strong>aus</strong>gerüstet auf Wald-Erdbeeren-Suche<br />
zu gehen. Die Früchte an einer Pflanze reifen immer<br />
erst nach <strong>und</strong> nach, niemals zeitgleich, weshalb es<br />
sich durch<strong>aus</strong> lohnen kann, die eine F<strong>und</strong>stelle eine<br />
Woche später noch einmal zu besuchen um erneut<br />
zu pflücken. Weniger bekannt ist, dass auch die<br />
jungen Blätter der Wald-Erdbeere gesammelt <strong>und</strong> als<br />
Heilmittel verwendet werden können. Beim Ernten<br />
der Blätter bitte aber nicht einen Stock ganz leeren,<br />
sondern sich an mehreren, dafür aber bescheiden<br />
bedienen.<br />
Die zwei folgenden Rezepte sind altbewährt <strong>und</strong><br />
gelingen garantiert:<br />
Wald-Erdbeer-Marmelade<br />
Mind. 1 kg Wald-Erdbeeren<br />
Gelierzucker 1:1 in derselben Menge<br />
Leere Einkoch-Gläser (100-250 ml) mit gut<br />
verschließenden Deckeln<br />
Die Wald-Erdbeeren vorsichtig von Stielen, Blättern<br />
befreien <strong>und</strong> waschen. In einem großen Topf auf<br />
geringer Hitze einköcheln, mit der flotten Lotte<br />
passieren, Gelierzucker hinzufügen, umrühren <strong>und</strong><br />
stocken lassen. Gelierprobe machen, Hitze abdrehen<br />
<strong>und</strong> rasch in die sauberen Gläser füllen. Mit den<br />
Deckeln fest verschließen, auf den Kopf stellen <strong>und</strong><br />
<strong>aus</strong>kühlen lassen.<br />
Wald-Erdbeerblätter-Tee (H<strong>aus</strong>mittel gegen Durchfall)<br />
Fünf bis sechs Handvoll frische Wald-Erdbeerblätter<br />
werden gesammelt, gewaschen, trocken getupft, auf<br />
Zeitungspapier auf einem Blech aufgelegt <strong>und</strong> in der<br />
Sonne getrocknet (z.B. Fensterbrett).<br />
Die getrockneten Blätter in ein Glas abfüllen.<br />
Bei Durchfall oder Darmproblemen 1 EL Blätter mit<br />
heißem Wasser übergießen <strong>und</strong> ca. 15 min. ziehen<br />
lassen. 2-3 Mal am Tag eine Tasse trinken.<br />
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<strong>MitFreude</strong><br />
HEUTE IST EIN GUTER TAG<br />
FÜR EINEN GUTEN TAG.<br />
Das Leben ist schön!<br />
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