50 Jahre II. Vatikanisches Konzil - redemptoristen
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20 Berufepastoral<br />
„Die Route wird neu berechnet“<br />
Eine der ersten Anschaffungen, die ich<br />
nach meiner Versetzung nach Deutschland<br />
getätigt habe, war ein Navigationsgerät.<br />
Ich bin zwar in der Lage, Straßenkarten<br />
zu lesen, aber auf diese Art geht es einfacher.<br />
In meiner Zeit als Student habe ich<br />
mich in Würzburg mit dem Auto einige Male<br />
verirrt, besonders wenn ich am anderen<br />
Mainufer unterwegs war, oder jenseits des<br />
Bahnhofes …<br />
Die Suche nach dem Weg ist eine menschliche<br />
Grundverfassung. Wir suchen den<br />
Weg, den Gott uns weist, und plagen uns<br />
damit oft genug. Ich bin letztens bei Jesaja<br />
hängengeblieben, wo es heißt: „Eure Wege<br />
sind nicht meine Wege“. Üblicherweise<br />
deutet man das so, dass wir nicht verstehen<br />
was Gott tut. Ich will es heute mal anders<br />
auslegen, nämlich als quasi „Vorwurf“: Wir<br />
gehen häufig andere Wege, als jene, die<br />
Gott uns weisen will. Er will uns Menschen<br />
auf seinen Pfaden, die uns mitunter seltsam<br />
genug vorkommen, unserem Heil entgegenführen.<br />
Gott quasi als wunderbares, unfehlbares<br />
Navigationsgerät auf unserem Lebensweg.<br />
Und das auf Wegen, die wir nicht<br />
immer gleich oder oft gar nicht verstehen.<br />
So, wie wenn ich mit dem Navi irgendwo<br />
unterwegs bin, wo ich noch nie war, und ich<br />
mir denke, dass ich diesen Weg von selbst<br />
sicher nicht gefahren wäre. Ich komme<br />
dann doch ans Ziel, aber häufig eben auf eigenartigen<br />
Wegen.<br />
Betrachten Sie selbst Ihren Lebensweg. Er<br />
hat vermutlich viele Höhen, Tiefen, Wendungen.<br />
Doch alles war nötig, um dort zu<br />
sein, wo Sie jetzt sind. Der Weg ist aber nie<br />
abgeschlossen, er geht immer weiter. Das<br />
Suchen bleibt.<br />
Gott bringt uns letztlich doch dazu, dass wir<br />
auf Wegen gehen, die eben seine, und nicht<br />
unsere Wege sind. Ich denke an meinen<br />
persönlichen Weg. Ich habe ihn manchmal<br />
erahnt, und bin ihn nicht gegangen. Seltsamerweise<br />
kam ich dennoch an dem Ziel an,<br />
das ich von Gott her erreichen sollte. Das ist<br />
genau so, wie wenn ich nicht tue, was mein<br />
Navigationsgerät mir vorschlägt. Dann sagt<br />
es mir „Die Route wird neu berechnet“. Ich<br />
komme zur Überzeugung, dass Gott es<br />
ebenso tut, wenn wir seinem Plan ausweichen.<br />
Nur sagt er uns nicht, dass er eine<br />
neue Route berechnet. Wir können uns gegen<br />
seine Wege sträuben, letztlich bringt er<br />
uns doch an unser Ziel – wie das Navi. Und<br />
wie das Navi im Auto verliert auch er nicht<br />
die Geduld mit uns. Ich denke mir beim Autofahren<br />
manchmal, dass ein Mensch schon<br />
lange die Nerven verloren hätte mit einem<br />
Fahrer, der den Anweisungen nicht folgt.<br />
Das Navi ist eben eine leblose Maschine.<br />
Gott als Navigator ist jedoch alles andere als<br />
leblos. Er ist das Leben selbst, er ist es, der<br />
Leben gibt, heilt und erhält. Vielleicht ist es<br />
ungewöhnlich, Gott mit einem Navigationsgerät<br />
zu vergleichen. Aber im Grunde<br />
genommen sind beide damit befasst, uns<br />
den Weg zu zeigen. Der Unterschied ist<br />
jedoch, dass das Navi mechanisch arbeitet<br />
und keine echte Intelligenz hat, und fallweise<br />
weiß es auch nicht mehr weiter. Das kann<br />
uns mit unserem Schöpfer nicht passieren.<br />
Gott bringt uns ans Ziel, egal wie oft wir in<br />
unserem Leben falsch abbiegen; und ohne<br />
dass wir hören müssen „Die Route wird neu<br />
berechnet“, findet er einen neuen Weg für<br />
uns. Schließlich hat er uns seinen Sohn gesandt,<br />
der von sich sagt: „Ich bin der Weg“!<br />
In der Taufe ist unser Weg mit Christus<br />
grundgelegt. Diese Botschaft soll uns ermutigen,<br />
diesem Weg zu folgen.<br />
P. Friedrich Vystrcil