Carsten Meyn 05.02 - 11.03.2012 - Gemeinde Erdmannhausen
Carsten Meyn 05.02 - 11.03.2012 - Gemeinde Erdmannhausen
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6 Nummer<br />
8<br />
Freitag, 24. Februar 2012<br />
Stroh 3 fl“, und nach Ludwigsburg „1 Scheffel<br />
rauher Frucht 8 xr, 1 Wagen Heu 40 xr, 1 Fuder<br />
Stroh 1 fl 30 xr, 1 Meß [Klafter] Brennholz 45 xr.“<br />
Die Frondienstleistenden erhielten in diesem<br />
Rechnungsjahr zusammen rund 83 fl, die ihnen<br />
Bay aber nicht ausbezahlte, sondern von ihrer<br />
Steuerschuld abzog.<br />
Einen Aufstand der Bauern gegen die sie belastenden<br />
Fronen, die sie oft während der besten<br />
Jahreszeit für die Feldarbeit leisten mussten, gab<br />
es nicht, doch sie nahmen auch nicht immer alles<br />
ohne zu protestieren hin. Der rechnende Burgermeister<br />
Conrad Mayer notiert in seinen Burgermeisterrechnungen<br />
von Georgii 1762/1763<br />
bei den Ausgaben, die Froner hätten Klage geführt,<br />
dass sie bei der zur Zeit herrschenden<br />
Teuerung nicht mehr für die alte Belohnung fahren<br />
könnten, zumal wegen der „ohnehin vorfallenden<br />
sehr vielen Jagdfuhren“, wofür sie überhaupt<br />
nichts erhielten. Daher beschloss das Gericht<br />
mit Genehmigung des Oberamts, dass von<br />
nun an alle herrschaftlichen Fuhren, Kriegs-,<br />
Soldaten-, Forst- und Jagdfuhren, auch die herrschaftlichen<br />
Kellereifuhren und die oberamtlichen<br />
„Brenholz Fuhren und andere Fuhren nunmehro<br />
bezahlt“ werden sollten. Der Fronlohn dieses<br />
Rechnungsjahrs von insgesamt 366 fl wurde<br />
auch diesmal von der „Steuer-Schuldigkeit“ der<br />
Frondienstleistenden abgerechnet.<br />
Anfang Januar 1875 beschlossen die bürgerlichen<br />
Kollegien (<strong>Gemeinde</strong>rat und Bürgerausschuss),<br />
dass die Pflicht-Fronen abgeschafft „und<br />
öffentliche Arbeiten gehörig belohnt werden“<br />
sollten. So erhielt ein Arbeiter z.B. für Taglohnarbeiten<br />
im Sommer 48 xr (6 xr pro Stunde), ein<br />
Fuhrmann pro Tag 2 fl 48 xr. Ab 1881/82 betrugen<br />
die Fronvergütungen in Mark (nach der Währungsumstellung<br />
vom Gulden auf die Mark im Juli<br />
1875) für einen Handarbeiter pro Stunde 15 Pfg,<br />
ein Fuhrmann mit 2 Pferden oder 2 Ochsen erhielt<br />
pro Tag 4 M, mit nur 1 Pferd 3 M. Im Rechnungsjahr<br />
Juli 1889/1890 wurden dem Zimmermann<br />
Wilhelm Hüber für das Holzholen aus dem<br />
<strong>Gemeinde</strong>wald Pfaffenholz (beim Neuhof) und<br />
das Bearbeiten des Holzes 3 M vergütet. – Zum<br />
Vergleich: 1889 betrug der Durchschnittspreis<br />
für 1 kg Schweinefleisch ca. 1,45 M und für 1 kg<br />
Butter 2,45 M.<br />
<strong>Erdmannhausen</strong> hatte zunächst keinen eigentlichen<br />
Bauhof, sondern die Schulscheuer diente<br />
als „Stützpunkt“ für die Bauhofarbeiter und die<br />
wenigen Geräte. Als 1934 auch noch das Feuerwehrmagazin<br />
aus dem Rathaus dorthin umgezogen<br />
war, wurde es eng, und der einfache, aus<br />
Holz konstruierte und von Pferden gezogene<br />
Schneepflug fand nun erst recht dort keinen<br />
Platz. Im Jahre 1986 feierte man auf dem neuen<br />
Bauhof an der Gartenstraße Richtfest.<br />
Im Hintergrund die ehem. Schulscheuer, am Rand rechts die<br />
alte Schule (heute Bereich des Ev. <strong>Gemeinde</strong>hauses)<br />
In der erwähnten württembergischen <strong>Gemeinde</strong>ordnung<br />
heißt es auch, dass alle Orte einen<br />
Fronmeister (Verwalter, Aufseher) für das Fronwesen<br />
anstellen und vereidigen sollen. Statt eines<br />
Fronmeisters konnte auch der „gemeine“<br />
Burgermeister fungieren, also derjenige, welcher<br />
die Aufsicht über das Gemein(de)land (die Allmende),<br />
die Wege, Brücken, Brunnen, usw. führte.<br />
1772/73 amtierte hier der gemeine Burgermeister<br />
David Ulmer als „Frohn Inspector“.<br />
Der erste Fronmeister nach dem 2. Weltkrieg war<br />
ab August 1945 der Gipser Hermann Bay (1891-<br />
1969). Walter Reiner wurde als langjähriger<br />
Bauhofleiter anlässlich seiner Versetzung in den<br />
Ruhestand Ende 1993 von dem damaligen Bürgermeister<br />
Siegfried Menner zum Fronmeister<br />
h.c. (lat. honoris causa „ehrenhalber“) ernannt.<br />
Während seiner fast 30-jährigen Gesamttätigkeit<br />
bei der <strong>Gemeinde</strong> sei Herr Reiner – laut Herrn<br />
Menner – „ein sehr guter Fronmeister“ gewesen,<br />
„auf den stets Verlaß war“. Mit ihm sei „eine Ära<br />
beim Bauhof zu Ende gegangen“. Wie wir weiterhin<br />
aus gut unterrichteter Quelle erfahren haben<br />
�, sei auch sein Nachfolger, der 2000 plötzlich<br />
verstorbene Erich Steinhübel, ein „engagierter“<br />
Bauhofleiter gewesen und dessen Nachfolger<br />
Albert Fischer sei heute ebenfalls ein sehr guter<br />
Chef der Bauhofmannschaft. Es wäre ein Wunder,<br />
wenn Mark Seigfriedt, der seine Meisterprüfung<br />
in Garten- und Landschaftsbau im vergangenen<br />
Jahr mit „gut“ bestanden hat, als zukünftiger<br />
Bauhofleiter zusammen mit seinen Mitarbeitern<br />
unser Dorf nicht vollends in eine blühende<br />
Gartenlandschaft verwandeln würde!<br />
Quellen: Hauptstaatsarchiv H 101/37, Bd. 10 (Erneuertes<br />
Lagerbuch 1584/85 der Kellerei Marbach). <strong>Gemeinde</strong>archiv<br />
<strong>Erdmannhausen</strong>: Burgermeisterrechnungen und <strong>Gemeinde</strong>ratsprotokolle.<br />
Primärliteratur: Ordnung für die Communen,<br />
auch deren Vorstehere und Bediente in dem Herzogthum<br />
Würtemberg, Ludwigsburg 1758. Literatur: Paul Sauer, Affalterbach<br />
972-1972, Affalterbach 1972. Albrecht Gühring in:<br />
Geschichte der Stadt Marbach am Neckar Bd. 1 (bis 1871).<br />
Frdl. Mitteilungen u.a. auch von Herrn Erwin Ruoff.<br />
Dieter Duill