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James Montgomery Boice, Philipp G. Ryken: Die Lehren der Gnade

James Montgomery Boice, Philipp G. Ryken Die Lehren der Gnade Eine Erklärung und Verteidigung der fünf Punkte des Calvinismus

James Montgomery Boice, Philipp G. Ryken
Die Lehren der Gnade
Eine Erklärung und Verteidigung der fünf Punkte des Calvinismus

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Teil I: <strong>Die</strong> <strong>Lehren</strong> <strong>der</strong> <strong>Gnade</strong><br />

ren einen jeweils an<strong>der</strong>en Aspekt dieses Beitrags. <strong>Die</strong> Reformation<br />

in Genf zeigt, was <strong>der</strong> Calvinismus für die Erneuerung einer ganzen<br />

Stadt bedeutet. <strong>Die</strong> Puritaner verdeutlichten die Auswirkungen<br />

souveräner <strong>Gnade</strong> auf die Familie und somit auf das Volk. Der<br />

Puritaner Richard Greenham behauptete: »Wenn Menschen zuerst<br />

sich selbst reformieren und dann ihre Familien, werden sie Gottes<br />

vielfältige Segnungen in unserem Land, unseren Gemeinden und<br />

dem Gemeinwesen erleben. Denn aus Einzelpersonen setzen sich<br />

Familien zusammen; aus Familien Städte; aus Städten Provinzen;<br />

aus Provinzen ganze Reiche.« 21 <strong>Die</strong> Große Erweckung wie<strong>der</strong>um<br />

demonstriert die Kraft <strong>der</strong> <strong>Gnade</strong>nlehren in <strong>der</strong> Gemeinde, vor allem<br />

was Evangelisation und geistliche Erneuerung betrifft.<br />

<strong>Die</strong>s sind nicht die einzigen Beispiele für das Wirken <strong>der</strong> <strong>Gnade</strong>nlehren<br />

in <strong>der</strong> Geschichte. Man denke nur an Augustinus’ Vision<br />

von <strong>der</strong> Stadt Gottes, erbaut von souveräner <strong>Gnade</strong> im Gegensatz<br />

zur Stadt des Menschen. O<strong>der</strong> an den Schotten omas<br />

Chalmers, <strong>der</strong> in Glasgow ein ausgedehntes Netzwerk pastoraler<br />

Fürsorge und christlicher Bildung für Arme organisierte. Dann ist<br />

da noch die mo<strong>der</strong>ne Missionsbewegung, die größtenteils aus dem<br />

calvinistischen Anliegen entstand, das Evangelium <strong>der</strong> <strong>Gnade</strong> an<br />

die Enden <strong>der</strong> Erde zu tragen. 22 O<strong>der</strong> nehmen wir ein Beispiel aus<br />

jüngerer Zeit: Francis Schaeffers Einfluss auf die Apologetik des<br />

20. Jahrhun<strong>der</strong>ts. Wo immer die <strong>Gnade</strong>nlehren klar verstanden<br />

und rigoros angewandt wurden, hat das Christentum profitiert.<br />

Doch was passiert, wenn diese <strong>Lehren</strong> verschwinden? <strong>Die</strong>ses<br />

Buch entstand mit dem Anliegen, die reformierte eologie in<br />

postmo<strong>der</strong>nen Zeiten wie<strong>der</strong> aufleben zu lassen. Um die Tragweite<br />

dessen zu erkennen, sollten wir uns anschauen was passiert,<br />

wenn die eologie deformiert wird. Ein Rückgang des Calvinismus<br />

bedeutet zwangsläufig den Aufstieg des Arminianismus. Das<br />

ist praktisch eine logische Notwendigkeit. Der Calvinismus lehrt,<br />

dass das Heil aus <strong>Gnade</strong> allein ist (sola gratia). Und die einzige Alternative<br />

zu dieser Lehre ist, dass das Heil auf Gottes <strong>Gnade</strong> plus<br />

menschliche Bemühungen beruhe. Genau dazu neigt die arminianische<br />

eologie.<br />

2. Der Verdienst des Calvinismus in <strong>der</strong> Geschichte<br />

Anfänglich tritt <strong>der</strong> Arminianismus in Form des Pietismus auf,<br />

einer persönlichen herzlichen Hingabe an Jesus Christus. Reift<br />

dieser Pietismus jedoch nicht zum Calvinismus heran, bei dem<br />

Emotion und Verstand harmonieren, öffnet dies dem Liberalismus<br />

und letzten Endes dem Atheismus den Weg. (In erster Linie<br />

sprechen wir hier nicht von einzelnen Christen, son<strong>der</strong>n von langfristigen<br />

Trends in <strong>der</strong> Christenheit.) <strong>Die</strong>s ist eine grobe Vereinfachung,<br />

und ein gewissenhafter Historiker würde das gern durch<br />

die Vielfalt sozialer, religiöser und kultureller Faktoren einschränken,<br />

die zum lehrmäßigem Nie<strong>der</strong>gang beitragen. Dennoch kann<br />

dieses grundlegende Muster einer theologischen Abwärtsspirale<br />

anhand <strong>der</strong> Kirchengeschichte dokumentiert werden. Wird Gottes<br />

Souveränität zu Gunsten von menschlicher Fähigkeit beiseite<br />

gesetzt, ist das eine theologische Verschiebung, die unweigerlich<br />

zur Preisgabe <strong>der</strong> Rechtgläubigkeit führt.<br />

<strong>Die</strong>se Abwärtsspirale kann anhand jedes <strong>der</strong> vorangegangenen<br />

Beispiele verfolgt werden. Schauen wir uns den Calvinismus an,<br />

<strong>der</strong> während <strong>der</strong> Reformation in Genf und an<strong>der</strong>norts vorherrschte.<br />

<strong>Die</strong>se eologie wurde von den Arminianern bekämpft, zuerst in<br />

Holland und später im restlichen Europa. Eine Zeit lang bewahrte<br />

<strong>der</strong> Arminianismus etwas von seiner geistlichen Energie, hauptsächlich<br />

in Form des Pietismus des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts. Im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

befanden sich jedoch schon viele protestantische Gemeinden in Europa<br />

im Griff des Liberalismus, <strong>der</strong> mit einem Angriff auf die göttliche<br />

Autorität <strong>der</strong> Schrift startete und dem christlichen Glauben<br />

anschließend die zentralen <strong>Lehren</strong> raubte. Im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t gab<br />

die Mehrzahl <strong>der</strong> Europäer das Christentum ganz auf.<br />

O<strong>der</strong> betrachten wir die Geschichte des Puritanismus in Amerika,<br />

insbeson<strong>der</strong>e nach Jonathan Edwards. <strong>Die</strong> Männer, die unmittelbar<br />

auf Edwards folgten – wie Joseph Bellamy, Samuel Hopkins<br />

und Jonathan Edwards Jr. –, bewegten sich alle in Richtung Arminianismus.<br />

Der Hauptpunkt dieser eologen war die Freiheit<br />

des Willens; sie wollten dem Menschen einen Platz im Heilsprozess<br />

einräumen. Ihre so genannte Neu-England-eologie leugnete<br />

die Lehre <strong>der</strong> völligen Unfähigkeit des Menschen und entschärfte<br />

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