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Eignungsdiagnostische Instrumente zur beruflichen Integration ...

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Dieter Dienwiebel<br />

Weiterbildung 20/23<br />

1. Auflage 2005<br />

Qualifizierung und<br />

Beschäftigung in NRW<br />

<strong>Eignungsdiagnostische</strong><br />

<strong>Instrumente</strong><br />

<strong>zur</strong> <strong>beruflichen</strong> <strong>Integration</strong><br />

Erwachsener<br />

1


2<br />

Impressum<br />

Impressum<br />

Impressum<br />

ISBN<br />

Reihe<br />

Herausgeber<br />

3-89751-223-8<br />

hiba · Weiterbildung · Band 20|23<br />

hiba gmbh<br />

heidelberger institut beruf und arbeit<br />

Wieblinger Weg 92 a<br />

69123 Heidelberg<br />

Internet: www.hiba.de<br />

Regionalbüro hiba gmbh<br />

Fortbildung in der Beschäftigungsförderung NRW<br />

Thürmchenswall 69 · 50668 Köln<br />

Telefon 0221-1391320/1391331<br />

Fax 0221-1391231<br />

e-mail info@koeln.hiba.de<br />

Autor(inn)en Dieter Diennwiebel<br />

Titelfoto Bilderbox.com<br />

Redaktion Peter Elson<br />

Herstellung und Layout Andreas Pälchen<br />

Korrektorat Gerhard H. Rödel | Schopfheim<br />

hiba gmbh · verlag<br />

Postfach 10 09 03<br />

64209 Darmstadt<br />

Telefon 06151 6685440<br />

Telefax 06151 6685444<br />

e-mail hibavlg@hiba.de<br />

Internet www.hiba.de<br />

Die dieser Veröffentlichung zu Grunde liegenden Arbeiten wurden vom Ministerium<br />

für Wirtschaft und Arbeit des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen und mit<br />

Mitteln der Europäischen Gemeinschaft finanziert. Die von den AutorInnen vertretenen<br />

Auffassungen stimmen nicht unbedingt mit denen des MWA überein,<br />

das ferner keine Garantie für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben sowie<br />

für die Beachtung von Rechten Dritter übernehmen kann.<br />

Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek<br />

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen<br />

Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet<br />

über http://dnb.ddb.de abrufbar.


Inhalt<br />

Inhalt<br />

1 Einleitung<br />

2 Übersicht Eignungsdiagnostik6<br />

2.1 Die Eignungsdiagnostik im Spannungsfeld<br />

beruflicher <strong>Integration</strong><br />

2.2 Berufliche Eignung und diagnostischer Prozess 6<br />

2.2.1 Bestimmung von Zielmerkmalen 7<br />

2.2.2 Konstrukte, Grad der Eignung und diagnostischer<br />

Prozess8<br />

2.2.3 Eignungsgutachten 8<br />

2.3 <strong>Eignungsdiagnostische</strong> <strong>Instrumente</strong> 9<br />

2.3.1 Merkmale eignungsdiagnostischer <strong>Instrumente</strong> 9<br />

2.3.2 Anforderungen an den <strong>Instrumente</strong>neinsatz in der<br />

Eignungsdiagnostik<br />

2.3.2.1 Der <strong>Instrumente</strong>nbegriff<br />

2.3.2.2 Differenzierte Güte eignungsdiagnostischer<br />

<strong>Instrumente</strong><br />

10<br />

2.4 Profiling und Assessment-Center 12<br />

2.4.1 Das Profiling 12<br />

2.4.1.1 Profiling als eignungsdiagnostisches Instrument 12<br />

2.4.1.2 Attraktivitätsmerkmale des Profiling 15<br />

2.4.1.3 Resümee 15<br />

2.4.2 Das Assessment-Center 15<br />

2.4.2.1 Klassifikation und Selektion 16<br />

2.4.2.2 Grundkomponenten 16<br />

2.4.2.3 Ablaufplanung 17<br />

2.4.2.4 Qualitätsstandards für Assessment-Center 19<br />

2.4.2.5 Strukturen in den Assessment-Center<br />

2.4.2.6 Methodische Anforderungen der<br />

Assessment-Center<br />

19<br />

2.4.3 Assessment-Centerund Profiling als<br />

eignungsdiagnostisches Instrument<br />

2.5 Resümee 21<br />

3 Der <strong>Integration</strong>sanspruch für eignungsdiagnostische<br />

<strong>Instrumente</strong> 12<br />

3.1 Zusammenarbeit zwischen Teilnehmern und<br />

Mitarbeitern<br />

3.2 <strong>Integration</strong>sanspruch als ganzheitlicher Prozess 22<br />

3.3 Anforderungen der Zielgruppe 23<br />

3.4 Zusammenfassung<br />

4 Die Anforderungsanalysen und Merkmale<br />

für die eignungsdiagnostischen<br />

<strong>Instrumente</strong><br />

4.1 Methoden der Anforderungsanalysen<br />

4.2 Schwerpunkte der Anforderungsanalysen<br />

4.3 Definitionsbereiche der Anforderungsanalysen<br />

4.4 Erfahrungen der regionalen Träger und<br />

Unternehmen einbinden<br />

4.5 Zusammenfassung<br />

5 Methodenvielfalt und der<br />

<strong>Integration</strong>sanspruch<br />

5.1 Fachanspruch der Methodenwahl<br />

5.2 Methodenauswahl<br />

5.3 Methoden erproben<br />

5.3.1 Beispiel: Vorstellungsgespräche für Hilfskräfte<br />

in der Altenpflege<br />

5.3.2 Überlegungen: Vorstellungsgespräche für<br />

Hilfskräfte in der Altenpflege<br />

5.3.3 Prüfung: Methodeneinsatze in Übereinstimmung<br />

mit dem <strong>Instrumente</strong>neinsatz<br />

5.3.4 Beispiel: Assessment-Centerfür Hilfskräfte in der<br />

Altenpflege<br />

5.3.5 Überlegungen: Übung in einem Assessment-<br />

Center<br />

5.4 Übungsentwicklung für Assessment-Center<br />

5.5 Systematische Methodenentwicklung<br />

5.6 Zusammenfassung<br />

6 Gutachten und Feedback<br />

6.1 Gutachten der Assessment-Center<br />

6.2 Methodische Grundlagen der Gutachten<br />

6.3 Feedbacks müssen geschult werden<br />

6.4 Feedbacks für die individuelle<br />

Eignungsdiagnose<br />

6.5 Besondere Anforderungen an Feedbacks <strong>zur</strong><br />

<strong>beruflichen</strong> <strong>Integration</strong> Erwachsener<br />

6.6 Zusammenfassung<br />

7 Güte der eignungsdiagnostischen<br />

<strong>Instrumente</strong><br />

7.1 Psychometrische Messverfahren<br />

7.1.1 Validität<br />

7.1.2 Reliabilität<br />

Inhalt<br />

3


7.1.3 Objektivität<br />

7.1.4 Gütekriterien<br />

7.1.5 Exkurs: Mangelhafter Umgang mit<br />

Gütekriterien<br />

7.2 Normierung und Eichung<br />

7.2.1 Beispiel: Assessment-Centerfür Hilfskräfte<br />

in der Altenpflege<br />

7.3 Konstruktvaliditätsschwäche:<br />

Eine Ernüchterung?<br />

7.3.1 Was wird im Assessment-Centergemessen?<br />

7.3.2 Beispiel: Konstruktvaliditätsschwäche in<br />

Assessment-Center für Hilfskräfte in der<br />

Altenpflege<br />

7.3.3 Konstruktvalidität versus<br />

prognostische Validität<br />

7.3.4 Transparenzgebot<br />

7.3.5 Resümee<br />

8 Beobachtung in der Eignungsdiagnostik<br />

8.1 Verhaltensbeobachtung<br />

8.2 <strong>Integration</strong>sanspruch in der<br />

Verhaltensbeobachtung<br />

8.3 Beobachtungstraining und<br />

Beobachterverhalten<br />

Abbildungsverzeichnis:<br />

Abbildung 1: Anforderungsprofil für einen Projektmanager.13<br />

Abbildung 2: Das Befähigungsprofil am Beispiel<br />

der Anforderungen an den Arbeitsplatz<br />

einer examinierten Altenpflegekraft im gerontopsychiatrischen<br />

Bereich14<br />

Abbildung 3: Wochenplanung der Ablauforganisation<br />

und ausgewählte Strukturaufgaben<br />

im Übungsmodell von PROWORK; Workshop<br />

in Erfurt am 23.06.2004 von PROWORK mit<br />

Teilnehmern freier Träger in Thüringen.18<br />

Abbildung 4: Histogramm über die Veränderungen<br />

der Teilnehmerzahlen vom 15.5.2002<br />

bis zum 12.6.2002 in einem Assessment-Center<br />

für langzeitliche Sozialhilfeempfänger als<br />

Modellprojekt, Altenburg 2001 bis 2003.24<br />

Abbildung 5: Vergleich der Selbst- und<br />

Fremdeinschätzung fünf ausgewählter Dimensionen<br />

in einem Assessment-Center für langzeitliche<br />

Sozialhilfeempfänger als Modellprojekt,<br />

Altenburg; 2001 bis 2003.25<br />

4<br />

Inhalt<br />

8.4 Beobachtungen für Vorstellungsgespräche<br />

planen<br />

8.5 Beobachtung in Vorstellungsgesprächen<br />

8.6 Beobachtung in den Assessment-Center<br />

8.7 Beobachterschulung in Assessment-Center<br />

8.8 Zusammenfassung<br />

9 Anforderungen an die<br />

Projektentwicklung<br />

9.1 DIN 33430<br />

9.2 Mehrteiliges Zielraster<br />

9.2.1 Vorbereitung auf Problemlagen<br />

9.2.2 Erwartungen und Ressourcen<br />

9.2.3 Teilnehmererfahrungen und<br />

Kontraktmanagement<br />

9.3 Exkurs: Projektentwicklung für<br />

Assessment-Center<br />

9.3.1 Planungsanforderungen an<br />

Assessment-Center<br />

9.4 Güte als Prozessqualität<br />

9.5 Resümee<br />

10 Schlussbemerkungen<br />

11 Anhang<br />

Abbildung 6: Positiv-Negativ-Kurve des individuellen<br />

Interesses am Assessment-Center für<br />

zwei Tage am 16.5.2001 in einem Assessment-Center<br />

für langzeitliche Sozialhilfeempfänger<br />

als Modellprojekt, Altenburg 2001 bis<br />

2003.26<br />

Abbildung 7: Familienstand der Teilnehmer in<br />

einem Assessment-Center für langzeitliche<br />

Sozialhilfeempfänger als Modellprojekt, Altenburg<br />

2001 bis 2003.<br />

Abbildung 8: Lege-Struktur-Arbeit zum Thema<br />

Beziehungen Träger – Teilnehmer - öffentliche<br />

Verwaltung am 10.08.2001 mit Teilnehmer in<br />

einem Assessment-Center für langzeitliche<br />

Sozialhilfeempfänger als Modellprojekt, Altenburg<br />

2001 bis 2003.<br />

Abbildung 9: Betriebswirtschaftliche Aspekte<br />

der Gruppenarbeit nach Waldmann.<br />

Abbildung 10: Seite eines Formulars von PRO-<br />

WORK für das Profiling eines freien Trägers für<br />

Personen mit ALG-II-Bezug in Brandenburg, in<br />

dem nach berufsbiographischen Angaben<br />

gefragt werden soll.<br />

Abbildung 11: Vereinfachte schematische Darstellung<br />

der Übungsentwicklung für Assessment-Center<br />

Abbildung 12: Nach einer Vorlage von: Fisseni,<br />

H.-J., Fennekels, G. P.: Das Assessment-<br />

Center: Eine Einführung für den Praktiker,<br />

Göttingen, Bern, Toronto, Seattle: Verlag für<br />

Angewandte Psychologie 1995, S. 215.<br />

Abbildung 13: Seite aus der Datenbank von<br />

PROWORK <strong>zur</strong> Verschriftlichung von Gutachten<br />

für die Assessment-Center.<br />

Abbildung 14: Schematische Darstellung der<br />

Entwicklungsfaktoren für eignungsdiagnostische<br />

<strong>Instrumente</strong> <strong>zur</strong> <strong>beruflichen</strong> <strong>Integration</strong><br />

Erwachsener


1<br />

Einleitung<br />

Die Entwicklung hochwertiger eignungsdiagnostischer <strong>Instrumente</strong> rückt deutlicher<br />

denn je ins sozialwirtschaftliche Interessenspektrum öffentlicher und freier Träger. Am<br />

geläufigsten sind dafür die Begriffe Profiling und Assessment-Center. Insbesondere die<br />

berufliche <strong>Integration</strong> Erwachsener stellt eine besondere Herausforderung dar. Wer als<br />

Träger etwas auf sich hält und sich im Wettbewerb behaupten will, ist zum Einsatz entsprechender<br />

<strong>Instrumente</strong> gezwungen. Zum einen wollen die Träger „am Markt bleiben“,<br />

zum anderen wollen sie die Personalentwicklung voranbringen.<br />

Folgende Trends scheinen bei der Entwicklung und der Anwendung anspruchsvoller<br />

eignungsdiagnostischer <strong>Instrumente</strong> bedeutsam zu sein:<br />

Æ In Projekten der Arbeitsmarktförderungen wird die Eignungsdiagnostik forciert, um<br />

die schwierigen Problemlagen der individuellen Förderung <strong>zur</strong> <strong>beruflichen</strong> <strong>Integration</strong><br />

besser in den Griff zu bekommen.<br />

Æ Der Bedarf der Träger, über das dafür ausreichende Know-how zu verfügen, steigt<br />

stetig.<br />

Æ Die Betroffenen möchten stärker als bisher klare und überzeugende Aussagen darüber<br />

haben, wie die Hilfeansätze <strong>zur</strong> <strong>beruflichen</strong> <strong>Integration</strong> und die eigenen Bemühungen<br />

mit fachlichen Aussagen zu einer möglichen Eignung untersetzt werden<br />

können.<br />

Æ Die zunehmende Monetarisierung und sozialwirtschaftliche Gestaltung von<br />

Leistungsentscheidungen fordert eine präzisere Entscheidung für individuelle Leistungen<br />

und Hilfen.<br />

Æ Für die steigenden Ansprüche an die Evaluation und das Sozialcontrolling kann in<br />

einem ausgefeilten Projektmanagement die Eignungsdiagnostik unterstützend herangezogen<br />

werden.<br />

In diesem Heft werden die fachlichen Grundlagen der Eignungsdiagnostik unter dem<br />

spezifischen Gesichtspunkt der <strong>beruflichen</strong> <strong>Integration</strong> Erwachsener skizziert. Die thematische<br />

Fächerung ist von Natur aus breit. Die Darstellung eignungsdiagnostischer<br />

Standards kann deshalb nur an ausgewählten Schwerpunkten erfolgen. Der Text wendet<br />

1<br />

sich vor allem an Mitarbeiter in Unternehmen der Sozialwirtschaft, deren Geschäftsfeld<br />

die berufliche <strong>Integration</strong> Erwachsener ist. Dessen ungeachtet sind viele Inhalte und Passagen<br />

natürlich auch für die Arbeit in Projekten der Berufsförderung oder der Lehrausbildung<br />

und der Qualifizierung von Interesse.<br />

1 Der Autor verwendet durchgängig die weibliche Schreibweise. gemeint sind jedoch sowohl Frauen wie auch<br />

Männer (d. Red.)<br />

Einleitung<br />

5


6<br />

2<br />

Übersicht Eignungsdiagnostik<br />

Übersicht Eignungsdiagnostik<br />

In diesem Abschnitt werden die eignungsdiagnostischen <strong>Instrumente</strong> unter dem Blickwinkel<br />

arbeitsmarktpolitischer Entwicklungen und ihrem Anspruchsniveau für die<br />

berufliche <strong>Integration</strong> Erwachsener betrachtet. Es werden unterschiedliche eignungsdiagnostische<br />

<strong>Instrumente</strong> vorgestellt. Besonderes Augenmerk gilt dem Profiling und dem<br />

Assessment-Center.<br />

2.1 Die Eignungsdiagnostik im Spannungsfeld beruflicher <strong>Integration</strong><br />

In der Erwerbsarbeit ist immer deutlicher zu beobachten, dass Leistungsanforderungen<br />

flexibilisiert und entstandardisiert werden. Selbstorganisation und Eigenverantwortung<br />

sowohl in der Arbeitsorganisation als auch in den Auswirkungen auf die sozialen Sicherungssysteme<br />

nehmen zu. Selbstbestimmung und Mehrfachqualifizierungen sind notwendig,<br />

um <strong>Integration</strong>sanforderungen auf dem Arbeitsmarkt realisieren zu können.<br />

Bessere Qualifizierung in Berufsfeldern führen nicht wie bisher zu besseren Beschäftigungschancen.<br />

Die Bedeutung sozialer Kompetenzen und außerberuflicher Leistungsangebote<br />

nehmen an Einfluss für die <strong>Integration</strong>schancen zu. Um effiziente <strong>Instrumente</strong><br />

der Eignungsdiagnostik zu entwickeln und einzusetzen, müssen diese Entwicklungen<br />

berücksichtigt werden. In der Eignungsdiagnostik sind also Fragen nicht nur nach den<br />

<strong>beruflichen</strong> Fähigkeiten und Fertigkeiten, sondern verstärkt nach sozialen Kompetenzen<br />

zu stellen. Lern- und Schulwissen nachzuweisen reicht oftmals nicht mehr aus.<br />

Methodenkompetenzen sind gefragt: Wie wird neues Wissen erworben? In der Eignungsdiagnostik<br />

gerade <strong>zur</strong> <strong>beruflichen</strong> <strong>Integration</strong> tauchen eine ganze Palette von Themen<br />

auf: Es wird zunehmend wichtiger herauszufinden, wie schnell und sicher können<br />

die einzelnen Personen neue Wertvorstellungen und Verhaltensweisen jetzt und auch in<br />

Zukunft internalisieren. Welche Arbeitserfahrungen älterer Arbeitnehmer sind für die<br />

Eignungsdiagnostik besonders wichtig? Die Lebensarbeitszeit wird sukzessive ausgedehnt.<br />

Mehrere Berufe, Quer- und Seiteneinsteiger, interdisziplinäre Qualifizierung,<br />

Nachweis von Disponibilität und dynamisch wechselnden Beschäftigungsverhältnissen<br />

sind gefragt. Welche Anforderungen müssen gut oder weniger gut ausgebildete<br />

Erwachsene erfüllen, um solchen Forderungen rascher als bisher nachzukommen? Welche<br />

berufsübergreifenden Verhaltensweisen und Ziele sollten in der Eignungsdiagnostik<br />

verstärkt ermittelt werden? Welche Eignung wird in Zukunft verstärkt nachgefragt?<br />

2.2 Berufliche Eignung und diagnostischer Prozess<br />

Berufliche Eignung ist die Befähigung, für eine Tätigkeit die dafür notwendigen individuellen<br />

Leistungsmerkmale zu besitzen. Zwei der wichtigsten Leistungsmerkmale sind<br />

die Leistungshöhe und die berufliche Zufriedenheit. Für die Eignung ist die Entwicklung<br />

von Austauschbeziehungen zwischen der jeweiligen Person und der <strong>beruflichen</strong><br />

Umwelt notwendig. Die <strong>beruflichen</strong> Qualifikationen, Kompetenzen, Schlüsselqualifi-


kationen, Kulturtechniken und bestimmte psychomotorische Merkmale sowie motivatorische<br />

Voraussetzungen und im Laufe der Persönlichkeitsentwicklung herausgebildete<br />

und vertretene Wertvorstellungen werden so erworben und sind zugleich immer wieder<br />

Voraussetzung für diese Austauschbeziehungen. Es ist ein ganzer Merkmalskomplex,<br />

von dem die individuelle Eignung bestimmt wird, den es herauszufinden gilt und der in<br />

einem diagnostischen Prozess zu bearbeiten ist.<br />

2.2.1 Bestimmung von Zielmerkmalen<br />

Der individuellen Eignung stehen die gewünschten oder geforderten Merkmale der<br />

<strong>beruflichen</strong> Tätigkeit gegenüber. In der Eignungsdiagnostik werden den Berufen,<br />

Arbeitsplätzen oder Berufsfeldern/Tätigkeitsfeldern die entsprechenden Eignungsmerkmale<br />

zugeordnet. Bei der <strong>beruflichen</strong> <strong>Integration</strong> Erwachsener ist es häufig üblich, mit<br />

Berufsfeldern/Tätigkeitsfeldern in Form einer Typisierung wie Holzbearbeitung, Verkaufen<br />

oder Altenpflege und Hauswirtschaft zu arbeiten. Es werden je nach Zielstellung<br />

der <strong>beruflichen</strong> <strong>Integration</strong> der Erwachsenen Merkmale ausgewählt und zusammen<br />

gefasst, die solche Bezeichnungen erhalten. Die ausgewählten und festgelegten Merkmale<br />

sind Zielmerkmale. Die Zielmerkmale werden präzis beschrieben. In den jeweiligen<br />

eignungsdiagnostischen <strong>Instrumente</strong>n müssen sie vor allem untereinander differenzierbar<br />

und gegenüber einem anderen Verständnis außerhalb der <strong>Instrumente</strong> abgegrenzt<br />

werden. Die Bezeichnungen beispielsweise Holzbearbeitung oder Pflege werden<br />

ansonsten abstrakt und haben keinen Sinn mehr. Es werden für alle im jeweiligen eignungsdiagnostischen<br />

Instrument als wichtig erachtete Merkmale Dimensionen erarbeitet<br />

und festgelegt. Mit den Dimensionen könne die jeweiligen Merkmale erfasst und mit<br />

Messwerten belegt werden.<br />

Um für ein Berufsfeld/Tätigkeitsfeld X geeignet zu sein, sollen ganz bestimmte Qualifikationen,<br />

Kompetenzen, Schlüsselqualifikationen und Kulturtechniken beherrscht<br />

werden und psychomotorische Merkmale vorhanden sein. Für ein Berufsfeld/<br />

Tätigkeitsfeld Y oder die Berufsfelder/Tätigkeitsfelder Y werden jedoch andere Merkmale<br />

gefordert. Das Tätigkeitsfeld Holzbearbeitung könnte also die Merkmale „Kenntnisse<br />

Holzarten“ und „Arbeitstechniken“ haben. Die Dimensionen für Arbeitstechniken<br />

könnten dann Hobeln, Messen oder Bohren sein. Ein anderes Merkmal könnte „Teamarbeit“<br />

sein und würde natürlich anders dimensioniert werden müssen. In der Altenpflege<br />

könnte demzufolge die Merkmale „Pflegeprozessgestaltung“ neben anderen<br />

Dimensionen mit der Dimension Beziehungsaufbau zu älteren Menschen ausgestattet<br />

werden. Das Merkmal Teamarbeit in der Altenpflege ist nun wiederum mit der Teamarbeit<br />

bei der Holzbearbeitung nur bedingt vergleichbar. Hier ist schon zu erkennen,<br />

2<br />

dass die einzelnen Berufe, Berufsfelder/Tätigkeitsfelder mitunter tief und hoch different<br />

ausgestattet und erfasst werden müssen.<br />

2 Im nachfolgenden Text wird auf diese Begriffskombination wegen der einfacheren Schreib- und Leseweise<br />

verzichtet.<br />

Übersicht Eignungsdiagnostik<br />

7


8<br />

2.2.2 Konstrukte, Grad der Eignung und diagnostischer Prozess<br />

Die Zielmerkmale für die Berufsfelder und deren Dimensionen sind Konstrukte,<br />

Æ<br />

Æ<br />

Æ<br />

Übersicht Eignungsdiagnostik<br />

die den jeweiligen eignungsdiagnostischen <strong>Instrumente</strong>n entsprechen,<br />

nahe an den spezifischen Anforderungen und gewünschten Merkmalen sowie<br />

den entsprechenden Zielstellungen und Zielgruppen<br />

sein sollen.<br />

In der Eignungsdiagnostik ist das Ziel des diagnostischen Prozesses, Eignungsgutachten<br />

zu erstellen. Die Diagnosen werden nach fachlich abgesicherten Methoden und mit<br />

wissenschaftlichen Erkenntnissen entwikkelt.Mit Hilfe der <strong>Instrumente</strong> werden die<br />

Zielmerkmale für die jeweilige Person identifiziert. Die Übereinstimmungsgrade zwischen<br />

den individuellen Merkmalen und den geforderten Merkmalen stellen den Grad<br />

der Eignung dar und werden im diagnostischen Prozess ermittelt. Dazu schreibt Jäger:<br />

„Wir verstehen unter ‚diagnostischer Prozess’ den Ablauf von Maßnahmen, um mit<br />

deren Hilfe - unter Anwendung diagnostischer Methoden - eine mit diagnostischer<br />

Zielsetzung vorgegebene Fragestellung über eine Anzahl von Zwischenschritten so zu<br />

beantworten, dass für einen Auftraggeber eine Entscheidungshilfe bzw. eine Entschei-<br />

3<br />

dung herbeigeführt wird.“<br />

2.2.3 Eignungsgutachten<br />

Die Gutachten sind interpretatorische Leistungen, die sich prinzipiell nur nach den ausgewählten<br />

und den geforderten Zielmerkmalen richten können. Die Diagnosen<br />

beschreiben und erklären den jeweiligen Grad der Eignung. Die Stärken und Schwächen<br />

und die Gesamtwertungen beziehen sich auf die Eignung für die ausgewählten<br />

Berufsfelder.<br />

Der diagnostische Prozess ist frei von fremden, störenden, verfälschenden, tendenziösen<br />

oder politischen und Wunschvorstellungen und irrigen Intensionen zu halten. Nur so<br />

ist die jeweilige Güte überhaupt bestimmbar, also die <strong>Instrumente</strong> sinnvoll und einsatzberechtigt.<br />

Die Güte der der Diagnostik gibt Hinweise auf die Effizienz der <strong>Instrumente</strong>neinsätze.<br />

Was sollen <strong>Instrumente</strong>neinsätze in der Eignungsdiagnostik, dessen Wir-<br />

4<br />

kungsgrade unbekannt sind? Um Wirkungsgrade bestimmen zu können, sind<br />

Æ Normierungen und Standards,<br />

Æ Regeleinhaltung und Gewährleistung vergleichbarer Bedingungen für die <strong>Instrumente</strong><br />

und<br />

Æ dafür ausgebildetes Personal<br />

notwendig.<br />

3 Jäger, Reinhold S.: Der diagnostische Prozess. Eine Diskussion psychologischer und methodischer Randbedingungen,<br />

2., verbesserte Auflage, Göttingen, Bern, Toronto, Seattle: Hogrefe 1986, S. 11.<br />

4 Vgl. hier auch Pkt.: ff.


2.3 <strong>Eignungsdiagnostische</strong> <strong>Instrumente</strong><br />

Zumeist werden bei der Eignungsdiagnostik die zwei Schlagwörter Profiling und Assessment<br />

Center genannt. Das ist eine unzulässige Verengung der Sicht- und Betrachtungsweisen.<br />

Tatsächlich ist die Liste der eignungsdiagnostischen <strong>Instrumente</strong> viel umfangreicher.<br />

Es gibt hier keine abschließende Übersicht. Genannt seien folgende:<br />

Æ Auswertung von Bewerbungsunterlagen,<br />

Æ Bewerbungsgespräche oder Vorstellungsgespräche,<br />

Æ Ärztliche Eignungsuntersuchungen,<br />

Æ Berufsbiographische Interviews,<br />

Æ Arbeitsproben oder Arbeitserprobungen,<br />

Æ Praktika,<br />

Æ Profiling,<br />

Æ Assessment Center.<br />

Im weiteren Sinn können auch je nach Entwicklungen und Ansprüchen Ausbildungen<br />

und Lehrgänge oder Qualifizierungen dazu zählen. Es gibt Untergruppen und auch<br />

Überschneidungen im Verständnis und bei den Anwendungen für die einzelnen <strong>Instrumente</strong>.<br />

Mitunter kommen neue hinzu. Natürlich unterliegen die <strong>Instrumente</strong> ständigen<br />

Weiterentwicklungen. Das Nachfrageverhalten der Träger ist ebenfalls ein deutlicher<br />

Einflussfaktor.<br />

2.3.1 Merkmale eignungsdiagnostischer <strong>Instrumente</strong><br />

Allen diesen <strong>Instrumente</strong>n ist eigen, dass sie<br />

Æ <strong>zur</strong> Personalauswahl oder auch <strong>zur</strong> Personalqualifizierung eingesetzt werden,<br />

Æ auf gesicherten fachlichen Methoden und wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen,<br />

Æ Auskünfte über die individuellen „<strong>beruflichen</strong> Optionen“ der Persönlichkeiten<br />

geben können,<br />

Æ dass Schlussfolgerungen für das zukünftige Leistungsverhalten der Personen möglich<br />

sind und<br />

Æ dass die Kriterien in nachgeordneten Entscheidungsprozessen über Zulassungen oder<br />

Ausschlüsse bzw. über die Entwicklungen oder die Angebote bestimmter Maßnahmen<br />

für die Betroffenen genutzt werden.<br />

2.3.2 Anforderungen an den <strong>Instrumente</strong>neinsatz in der Eignungsdiagnostik<br />

Die <strong>Instrumente</strong> der Eignungsdiagnostik werden als Systeme mit dem notwendigen<br />

Selbstverständnis entwickelt und angewandt. Im Zentrum stehen die <strong>Instrumente</strong>nentwicklung<br />

und der <strong>Instrumente</strong>neinsatz, um die individuelle Eignung herauszufinden.<br />

Übersicht Eignungsdiagnostik<br />

9


10<br />

2.3.2.1 Der <strong>Instrumente</strong>nbegriff<br />

Der <strong>Instrumente</strong>nbegriff wird in der Eignungsdiagnostik durchaus verschieden benutzt.<br />

So werden die Assessment Center als eignungsdiagnostisches <strong>Instrumente</strong> bezeichnet.<br />

Allerdings werden die einzelnen Aktionen oder Maßnahmen innerhalb der Assessment<br />

Center ebenfalls häufig als <strong>Instrumente</strong> bezeichnet. In Arbeitsproben werden mitunter<br />

extra entwickelte Übungen oder Kontrollarbeiten durchgeführt. Auch sie tragen häufig<br />

<strong>Instrumente</strong>ncharakter. <strong>Instrumente</strong> in sozialen Systemen werden<br />

Æ als eingesetzte Mittel oder Vorgänge verstanden,<br />

Æ die definierten und festgelegten Zwecken, Aufgaben und Zielen dienen,<br />

Æ für eine festgelegte Zielgruppe geeignet sind und<br />

Æ die gewünschten sowie erprobten Ergebnisse bewirken.<br />

Letztlich sollen die eignungsdiagnostischen <strong>Instrumente</strong> nach einem ausgeklügelten System<br />

Messwerte liefern. Je exakter die Messwerte mit den eignungsdiagnostischen <strong>Instrumente</strong>n<br />

ermittelt werden können, je höher sind die Wirkungsgrade und die Wertigkeiten<br />

der <strong>Instrumente</strong>. Hier wird dann von der Güte der <strong>Instrumente</strong> gesprochen. Es gibt<br />

dabei sehr große Unterschiede für die einzelnen <strong>Instrumente</strong>.<br />

2.3.2.2 Differenzierte Güte eignungsdiagnostischer <strong>Instrumente</strong><br />

Um die Güte wiederzugeben und darüber zu informieren, werden für die einzelnen<br />

<strong>Instrumente</strong> Korrelationskoeffizienten „r“ errechnet. Korrelationskoeffizienten gehören<br />

in den Bereich der Zusammenhangsrechnungen der Statistik. Mit „r“ werden unterschiedliche<br />

Gütekriterien der <strong>Instrumente</strong> wiedergegeben. Die in der nachfolgenden<br />

Tabelle dargestellt Güte der eignungsdiagnostischen <strong>Instrumente</strong> nutzt das Gütekriterium<br />

der Validität. Der Begriff Validität wird in einem gesonderten Abschnitt des Tex-<br />

5<br />

tes beschrieben und soll im Moment nur zu folgendem Verständnis der Tabelle herangezogen<br />

werden: Die Güte eines eignungsdiagnostischen <strong>Instrumente</strong>s anhand der Validität<br />

ist umso höher, je weiter sich r von 0 wegbewegt und an 1 annähert. Die<br />

nachfolgende Güteschätzung kann zunächst so verstanden werden, dass die eignungsdiagnostischen<br />

Ergebnisse der einzelnen <strong>Instrumente</strong> eben nicht immer vergleichbar hohe<br />

oder niedrige Erfolge in den nachfolgenden Ausbildungen oder Berufen bescheren.<br />

5 Vgl. hier Pkt. 7.1.1.<br />

Übersicht Eignungsdiagnostik


Tabelle 1: Validitätsschätzung unterschiedlicher Eignungsauswahlverfahren in Bezug auf Ausbildungserfolg und<br />

6<br />

Berufserfolg<br />

eignungsdiagnostische <strong>Instrumente</strong> Ausbildungserfolg Berufserfolg<br />

Vorstellungsgespräch<br />

Persönlichkeitstests<br />

Schulnoten<br />

Bewerbungsunterlagen<br />

Uni-Studium<br />

Berufsausbildung<br />

.10 .14<br />

Arbeitsproben .30<br />

Biographische Fragebögen .30 .37<br />

Assessmentcenter .37<br />

Probezeit .44<br />

Kognitive Fähigkeitstests .54 .45<br />

Anliegen der Eignungsdiagnostik ist es, eine möglichst gute Vorhersagegenauigkeit zu<br />

erhalten. Entsprechend der hier zu Grunde liegenden Untersuchungen wird ersichtlich,<br />

dass in aller Regel erfolgreiche Einstellungsgespräche nur in geringem Maße auch spätere<br />

Ausbildungs- und Berufserfolge sichern. Hier liegt der Korrelationskoeffizient r =<br />

.10 äußerst niedrig. Spätere Ausbildungs- und Berufserfolge lassen sich demzufolge nur<br />

wenig mit erfolgreichen Einstellungsgesprächen begründen. Einstellungsgespräche sagen<br />

eigentlich ziemlich wenig über den Grad der individuellen Eignung aus. Sie sind offensichtlich<br />

mit beträchtlichen Risikofaktoren behaftet.<br />

In mehreren anderen Untersuchungen werden ebenfalls der Einsatz von Bewerbungsunterlagen<br />

<strong>zur</strong> Eignungsdiagnostik mit am niedrigsten eingeschätzt. Das gilt auch im<br />

7<br />

Allgemeinen für Einstellungsinterviews. Alle diese <strong>Instrumente</strong> werden in Größenordnungen<br />

angewandt, auch wenn andere <strong>Instrumente</strong> durchaus sinnvoller eingesetzt werden<br />

könnten. Aufwendigere eignungsdiagnostische <strong>Instrumente</strong> wie Arbeitsproben oder<br />

biographische Fragebögen werden in der Güte viel höher eingeschätzt, auch wenn die<br />

Angaben der verschiedenen Untersuchung etwas schwanken. Werden Einstellungsinterviews,<br />

die eine recht geringe Validität haben, durch ein bestimmtes Anspruchsniveau<br />

jedoch aufgewertet und in die Nähe von Intelligenztests gerückt, dann werden auch die<br />

8<br />

Gütewerte deutlich höher eingeschätzt. Es wird im Allgemeinen davon ausgegangen,<br />

dass für die Assessment Center die höchste Güte nachgewiesen werden kann.<br />

6 Schuler und Funke in: Jäger, Reinhold S., Petermann, Franz (Hrsg.): Psychologische Diagnostik. Ein Lehrbuch;<br />

Weinheim 1992, S. 542.<br />

7 Hossiep, Rüdiger: Psychologische Tests – die vernachlässigte Dimension in Assessment Center. In: Sarges,<br />

Werner (Hrsg.): Weiterentwicklung der Assessment Center Methode, Göttingen, Bern, Toronto, Seattle:<br />

Verlag für angewandte Psychologie 1996, S. 58.<br />

8 ebd.<br />

.46<br />

.37<br />

.15<br />

.15<br />

.18<br />

Übersicht Eignungsdiagnostik<br />

11


12<br />

2.4 Profiling und Assessment Center<br />

Im nachfolgenden Text sollen zwei der am häufigsten genannten <strong>Instrumente</strong> bei der<br />

<strong>beruflichen</strong> <strong>Integration</strong> näher diskutiert werden: das Profiling und das Assessmentcenter.<br />

Mitunter werden Assessmentcenter und Profiling synonym verwandt. Dennoch ist es<br />

angeraten, beide <strong>Instrumente</strong> in ihren Anspruchsniveaus und Anwendungen voneinander<br />

klar zu unterscheiden, um beim Einsatz eine korrekte Ergebniserwartung bestimmen<br />

zu können.<br />

2.4.1 Das Profiling<br />

Die Spannbreite der Einsätze und der Interessen, die mit dem Profiling verbunden werden,<br />

sind außergewöhnlich vielfältig. Es gibt über Profiling bisher keine einheitliche Definition.<br />

Mitunter sind die methodischen Grundsätze nur schwer zu bestimmen. Mitunter<br />

wirkt der Begriff diffus. Die Begriffsschöpfungen reichen vom schlichten Profiling,<br />

Potential-Profiling bis hin zum Intensiv-Profiling 9 . Es geht darum, Hinweise <strong>zur</strong> Gründlichkeit,<br />

zum Aufwand und der denkbaren oder tatsächlichen Bedeutung für die Teilnehmer<br />

und Anwender zu geben. Als Hinweis auf die Güte taugen diese Begriffe meist weniger.<br />

Offensichtlich spielen hier Marketingstrategien in die Namensgebung hinein.<br />

2.4.1.1 Profiling als eignungsdiagnostisches Instrument<br />

Dieses Profiling wird mit den Maßstäben der Eignungsdiagnostik entwickelt. Das Profiling<br />

meint sowohl den systematischen Datenermittlungsprozess als auch die geordnete<br />

Darstellung der Ergebnisse. Es werden Konstrukte mit Zielmerkmalen und mit den entsprechenden<br />

Dimensionen entwickelt. Die individuellen Daten der Teilnehmer werden<br />

zumeist durch Befragung, Sichtung von Unterlagen aber auch durch Eindrücke, die in<br />

Gesprächen entstehen, erhoben. Tendenziell qualifizieren hinzugezogene Gutachten aus<br />

anderen eignungsdiagnostischen <strong>Instrumente</strong>n oder psychologische Gutachten das Profiling.<br />

Es wird dann häufig als Tiefen-Profiling bezeichnet.<br />

Die Qualität der Datenerhebung bei den Anwendungen des <strong>Instrumente</strong>s hängt davon<br />

ab, wie stark die Verfahren auf Grund von Gütefeststellungen in der Eignungsdiagnostik<br />

standardisiert und normiert sind. Das Profiling wird stets in quantifizierten Aussagen <strong>zur</strong><br />

Gewichtung der Profilingwerte und dem Übereinstimmungsgrad mit den Zielwerten<br />

den Zielmerkmalen münden. Dabei bedient man sich oftmals graphischer Übersichten,<br />

die Gewichtungen verdeutlichen. Mitunter sind auch Zahlenzuordnungen nach festgelegten<br />

Vorgaben denkbar, beispielsweise Werte in Form von<br />

Æ Nominalskalen für Ausbildungsgrade: keine Ausbildung – 1, Fachabschluss – 3,<br />

Hochschulabschluss – 5 oder<br />

Æ Ordinalskalen für 5 – „sehr gut“ und 1 – „schlecht“.<br />

9 Der Begriff findet sich wie folgt: http://www.teamarbeit-fuer-deutschland.de/servlet/PB/menu/<br />

1001888_pprofiDetail/index.html?profi=2226; aufgefunden am 08.09.2005.<br />

Übersicht Eignungsdiagnostik


Nachfolgend ein vereinfachtes Beispiel einer möglichen Darstellung für das Profiling<br />

eines Projektmanagers.<br />

Abbildung 1: Anforderungsprofil für einen Projektmanager 10 .<br />

Solche Darstellungen werden auch zu Entscheidungen bei der <strong>beruflichen</strong> <strong>Integration</strong><br />

von Erwachsenen hergestellt und genutzt, wobei allerdings andere Zielmerkmale<br />

genutzt werden. Für die berufliche <strong>Integration</strong> Erwachsener wird es wohl weniger um<br />

Eigenschaften gehen, die Leitungsqualitäten (rsp. im weitesten Sinne auch Führungsqualitäten)<br />

betreffen, sondern um Merkmale, die für eine differenzierte und mitunter<br />

recht breit angelegte berufliche <strong>Integration</strong> wichtig sind. Diese sollen dann eine entsprechende<br />

Gewichtung erhalten.<br />

Als Beispiel einer solchen Darstellung ist das Profil für eine Altenpflegekraft angeführt.<br />

In diesem Fall wird davon ausgegangen, dass ein Arbeitsplatz in einer gerontopsychiatrischen<br />

Abteilung besetzt werden soll.<br />

10 Aldering, Christoph: Projektleiter-Assessment – Beispiel eines dynamisierten Assessmentcenter. In: Sarges,<br />

Werner (Hrsg.): Weiterentwicklung der Assessmentcenter Methode, Göttingen, Bern, Toronto, Seattle: Verlag<br />

für angewandte Psychologie 1996, S. 168.<br />

Übersicht Eignungsdiagnostik 13

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