Musical „Freude“ - in Bietigheim-Bissingen
Musical „Freude“ - in Bietigheim-Bissingen
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<strong>Musical</strong> Das Bühnenbild<br />
Die genialen Bühnenbilder waren e<strong>in</strong> Bauste<strong>in</strong> für den großen Erfolg des <strong>Musical</strong>s. Doch bevor sie auf den Schleiervorhang projiziert wurden, war es<br />
e<strong>in</strong> langer Weg: Bleistiftskizze, gemalte Farbillustration, Übertragung <strong>in</strong>s Grafikprogramm, Ausarbeitung der Grafik, E<strong>in</strong>fügen <strong>in</strong> den Gesamtablauf.<br />
Normalerweise werden Bühnenbilder auch<br />
heute noch gemalt und geschre<strong>in</strong>ert. Sie haben<br />
die Bühnenbilder am Computer entworfen<br />
und mit dem Beamer auf die Bühne projiziert.<br />
Wie s<strong>in</strong>d Sie auf diese Idee gekommen?<br />
Die Idee hatten me<strong>in</strong> Vater und Peter Erdmann,<br />
der Bühnenmeister des Kronenzentrums.<br />
Sie unterhielten sich ansche<strong>in</strong>end<br />
schon länger über e<strong>in</strong> <strong>Musical</strong>-Projekt, und<br />
<strong>in</strong>folgedessen schaffte die Musikschule vor<br />
e<strong>in</strong>iger Zeit e<strong>in</strong>en halbtransparenten Schleiervorhang<br />
an, der mittels Projektor bespielt<br />
werden kann, gleichzeitig aber lichtdurchlässig<br />
ist, so dass bei entsprechendem Licht die<br />
dah<strong>in</strong>ter liegende Szenerie sichtbar wird. Ich<br />
wurde dann vor e<strong>in</strong>em Jahr von me<strong>in</strong>em Vater<br />
angesprochen, ob ich mir vorstellen könne,<br />
die Musikschule beim <strong>Musical</strong>-Projekt zu unterstützen<br />
- e<strong>in</strong> Projekt, das ich mir nicht entgehen<br />
lassen wollte.<br />
Wie entsteht e<strong>in</strong> „Computer-Bühnenbild“?<br />
Zunächst werden anhand des Drehbuchs die<br />
verschiedenen Spielorte festgelegt. Die Projektion<br />
bietet dabei den Vorteil, dass diese Orte<br />
ohne reale Umbauten beliebig schnell und oft<br />
gewechselt werden können. Nach der Festle-<br />
ZUR PERSON<br />
Mit dem Bleistift fängt alles an<br />
Bastian Schiffer erklärt, wie die Bühnenbilder <strong>in</strong>s Kronenzentrum kamen<br />
Bastian J. Schiffer<br />
- geboren 1982<br />
- 2002 Abitur Ellental-Gymnasium <strong>Bietigheim</strong><br />
- 2003 – 2009 Diplomstudiengang Medien-<br />
Design, Fachhochschule Ma<strong>in</strong>z<br />
- seit Oktober 2010 Masterstudiengang<br />
Media & Design Management, Hochschule<br />
Rhe<strong>in</strong>Ma<strong>in</strong>, Wiesbaden<br />
- seit 2009 freiberufliche und selbständige<br />
Tätigkeit im Bereich Animation und Design<br />
6 Musikschule <strong>Bietigheim</strong>-Biss<strong>in</strong>gen· DER OHRWURM November 2010<br />
gung der Spielorte wird e<strong>in</strong> sogenanntes Colorscript<br />
entwickelt, das die Farbdramaturgie<br />
für die komplette Aufführung festlegt. Nachdem<br />
die Motive recherchiert wurden, fertigte<br />
Julia F<strong>in</strong>k Illustrationen an, die als Grundlage<br />
für die vektorbasierten Grafiken dienten. Die<br />
entstandenen Bilder wurden dann für die Vorführung<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e selbstprogrammierte Projektionssoftware<br />
geladen. So konnten die Wechsel<br />
der Bilder bei der Vorführung auf Knopfdruck<br />
gestartet werden und parallel diverse Atmo-<br />
Sounds und Musikstücke e<strong>in</strong>gespielt werden.<br />
Kann man sich vorab vorstellen, wie das Bühnenbild<br />
später <strong>in</strong> Echt wirken wird? Oder muss<br />
man sich überraschen lassen?<br />
Noch vor der Konzeption der Bühnenbilder haben<br />
wir e<strong>in</strong>e Ortsbegehung im Kronenzentrum<br />
gemacht, um überhaupt erst e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> Gefühl<br />
für die Dimensionen vor Ort zu entwickeln. Es<br />
macht nämlich e<strong>in</strong>en Unterschied, ob ich e<strong>in</strong><br />
Bild <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong> auf me<strong>in</strong>em Bildschirm betrachte,<br />
oder es um e<strong>in</strong> Vielfaches vergrößert auf e<strong>in</strong>er<br />
Le<strong>in</strong>wand sehe. Während des Gestaltungsprozesses<br />
muss man sich diese Dimensionen<br />
immer wieder <strong>in</strong>s Bewusstse<strong>in</strong> rufen. So bekommt<br />
man e<strong>in</strong>e ganz gute Vorstellung, wie<br />
die Bilder letztendlich auf der Bühne wirken.<br />
Die Bilder entfalten dann auf der Bühne im<br />
Zusammenspiel mit den Akteuren und deren<br />
Choreographie, dem Licht und nicht zuletzt<br />
dem Ton e<strong>in</strong>e ganz eigene Kraft.<br />
Für unsere Computerspezialisten – mit welchen<br />
Programmen und Hilfsmitteln haben Sie<br />
gearbeitet?<br />
Die Skizzen entstehen ganz traditionell mit<br />
Bleistift und Kuli auf Papier. So können schnell<br />
verschiedene Ansätze ausprobiert und durch-<br />
gespielt werden. Diese Skizzen wurden dann<br />
<strong>in</strong> unserem Fall mit Illustrator nachgezeichnet<br />
und <strong>in</strong> ihre endgültige Form gebracht. Diese<br />
Grafiken wurden dann <strong>in</strong> Flash importiert, dort<br />
animiert.<br />
Computer s<strong>in</strong>d ja durchaus störanfällig – hatten<br />
Sie nie Angst, dass der Computer während<br />
e<strong>in</strong>er Vorstellung ausfällt?<br />
E<strong>in</strong>e gute Frage! Natürlich stürzen Rechner<br />
hier und da schon mal ab, generell habe ich<br />
aber sehr gute Erfahrungen mit Computern<br />
gemacht, die me<strong>in</strong>e Arbeit ja erst ermöglichen.<br />
Gerade wegen der selbstprogrammierten Projektionssoftware<br />
hatte ich im Vorfeld schon e<strong>in</strong><br />
wenig Bauchschmerzen. Die Tests während<br />
der Proben gaben jedoch ke<strong>in</strong>en Anlass zur<br />
Sorge und so g<strong>in</strong>g ich mit e<strong>in</strong>em guten Gefühl<br />
<strong>in</strong> die Aufführungen. Viel wichtiger war dann,<br />
zum richtigen Zeitpunkt das richtige Bild zu<br />
projizieren!<br />
Was s<strong>in</strong>d beruflich Ihre nächsten Pläne?<br />
Nach sehr spannenden Projekten <strong>in</strong> den letzten<br />
18 Monaten - Grafik und Opener für mehrere<br />
SWR-Dokus, animierte Erklärstücke fürs<br />
ZDF, Le<strong>in</strong>wandbespielung und Intro-Produktion<br />
für die diesjährige ADAA-Awardshow von<br />
Adobe <strong>in</strong> Los Angeles, e<strong>in</strong> animiertes Intro für<br />
Volkswagen für deren Messepräsenz bei der<br />
Automesse <strong>in</strong> Pek<strong>in</strong>g, Podcastproduktionen<br />
für die Junge Deutsche Philharmonie und<br />
Schulungsfilme für General Motors - hoffe ich<br />
auch <strong>in</strong> Zukunft auf Aufgaben, die herausfordern<br />
und e<strong>in</strong>en über sich selbst h<strong>in</strong>aus wachsen<br />
lassen. Zudem studiere ich seit kurzem<br />
an der Hochschule Rhe<strong>in</strong>Ma<strong>in</strong> <strong>in</strong> Wiesbaden,<br />
um dort me<strong>in</strong>en Master <strong>in</strong> Media & Design-<br />
Management zu machen.