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Wie es anfing – mit dem Kin - casablanca gGmbH

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Mai 2007 · gratis KIWOZ<br />

Aktuell<strong>es</strong> aus <strong>dem</strong> <strong>Kin</strong>derwohnprojekt<br />

Es kommt immer anders als man denkt!!!! Ein ganz normaler Tag in der Clearinggruppe<br />

6:00 Uhr: ich öffne die Tür und <strong>es</strong><br />

schlägt mir warme, stickige Luft<br />

entgegen. Im Büro empfängt<br />

mich unsere Nachtwache, allerdings<br />

nicht die Nachtwache, die ich laut<br />

Dienstplan erwartet hätte. Krank!<br />

Dann erfahre ich, dass ein <strong>Kin</strong>d sich in<br />

der Nacht übergeben hat, und jemand<br />

unseren g<strong>es</strong>amten Eisvorrat „vernichtet“<br />

hat. Nach<strong>dem</strong> wir alle „Neuigkeiten“<br />

ausgetauscht haben, wecke ich die<br />

<strong>Kin</strong>der. So nach und nach treffen sie<br />

am Frühstückstisch ein. Heute ist Cornflak<strong>es</strong>tag.<br />

Alle hauen richtig rein. Leider<br />

kommt <strong>es</strong> bei einem <strong>Kin</strong>d auch gleich<br />

wieder raus. Zwischen Erbrochenem<br />

aufwischen, Zähneputzen, waschen,<br />

kämmen und Schulbrote verteilen,<br />

entflammt eine hitzige Diskussion darüber,<br />

wer nun das ganze Eis geklaut hat.<br />

Die B<strong>es</strong>chuldigungen gehen reihum<br />

und niemand war <strong>es</strong>. Wahrscheinlich<br />

hat <strong>es</strong> doch die Nachtwache allein<br />

aufgeg<strong>es</strong>sen. Bevor <strong>es</strong> zu einer größeren<br />

Eskalation kommt, übergebe ich die<br />

Kids unserem etwas schläfrigen aber<br />

sehr motivierten Zivi, der nun alle <strong>Kin</strong>der<br />

auf Schulen und Kitas in ganz Berlin<br />

verteilt. Es wird Zeit sich einen Plan<br />

für den Vor<strong>mit</strong>tag zu machen. Ein<br />

<strong>Kin</strong>d muss zum Arzt begleitet werden,<br />

um 9:00 Uhr steht ein Hilfeplan im<br />

Jugendamt an und um 12:00 Uhr ist<br />

bereits unsere wöchentliche Teamsitzung<br />

anberaumt. Gott sei Dank gibt<br />

<strong>es</strong> sehr fitte PraktikantInnen, die uns<br />

unterstützen. Kurze Zeit später trifft<br />

unsere stellv. Leitung ein. Sie ist kaum<br />

aus der Jacke g<strong>es</strong>chlüpft, da klingeln<br />

auch schon die Telefone. Nach 1 ½<br />

Stunden Hilfeplang<strong>es</strong>präch kehren wir<br />

in die Einrichtung zurück. Unsere<br />

Praktikantin hat den Arztb<strong>es</strong>uch<br />

gemeistert. Schnell noch etwas Mittag<strong>es</strong>sen<br />

„reinschieben“ und fünf vor zwölf<br />

stehen wir bereit für eine zweistündige<br />

Teamsitzung. <strong>Wie</strong> immer stecken wir<br />

bei „Allgemein<strong>es</strong>“ Ewigkeiten f<strong>es</strong>t, um<br />

dann 13:30 Uhr f<strong>es</strong>tzustellen, dass wir<br />

von acht <strong>Kin</strong>dern noch nicht Ein<strong>es</strong> b<strong>es</strong>prochen<br />

haben. So<strong>mit</strong> wird <strong>es</strong> also<br />

wieder 14:30 Uhr werden und dann ab<br />

in den Spätdienst. Bereits im unteren<br />

Teil unser<strong>es</strong> Hausflur<strong>es</strong> können wir<br />

erhören, welche <strong>Kin</strong>der aus der Schule<br />

zurückgekehrt sind. Alle Kids möchten<br />

natürlich gleich ihre Hausaufgaben<br />

zeigen, Taschengeld ausgeben, Freunde<br />

b<strong>es</strong>uchen oder in den Jugendclub abdampfen.<br />

Nun gilt <strong>es</strong> Ruhe zu bewah-<br />

ren und nicht 20 Fragen auf ein-<br />

mal zu beantworten. Ein <strong>Kin</strong>d muss<br />

Das Foto war ein Weihnachtsg<strong>es</strong>chenk der <strong>Kin</strong>der für die ErzieherInnen (war ganz geheim…)<br />

Die Jubiläumszeitung für das <strong>Kin</strong>derwohnprojekt <strong>casablanca</strong><br />

zur Therapie begleitet werden. Zwei<br />

weitere <strong>Kin</strong>der haben um 15:30 Uhr<br />

einen Zahnarzttermin. Dann steht ein<br />

B<strong>es</strong>uch von Eltern an, welche nur in<br />

unserem Beisein, die <strong>Kin</strong>der sehen<br />

dürfen. Innerhalb von 15 Minuten<br />

haben wir uns die Aufgaben aufgeteilt.<br />

Bei unserer V<strong>es</strong>per wird dann <strong>mit</strong> den<br />

Kids der Ablauf d<strong>es</strong> Nach<strong>mit</strong>tags<br />

b<strong>es</strong>prochen und los geht’s. Unser Zivi<br />

übernimmt den Therapietermin, mein<br />

Kollege geht <strong>mit</strong> den zwei <strong>Kin</strong>dern zum<br />

Zahnarzt und ich halte die Stellung vor<br />

Ort. Zwischen Hausaufgabenhilfe,<br />

Mappenkontrolle, Spülmaschine ausräumen<br />

und G<strong>es</strong>prächen <strong>mit</strong> den eingetroffenen<br />

Eltern, klingelt immer<br />

wieder das Telefon. Die Kids sind<br />

<strong>mit</strong>tlerweile völlig aufgedreht und<br />

müssen unbedingt „gelüftet“ werden.<br />

Wir gehen noch auf den Hof spielen.<br />

Dann heißt <strong>es</strong> Abendbrot vorbereiten.<br />

Nebenbei werden die Kleinen durch<br />

die Wanne gezogen und das Tischdienstkind<br />

kämpft <strong>mit</strong> der richtigen<br />

Anzahl der Personen, die heute zu<br />

Abend <strong>es</strong>sen. Punkt 18:00 Uhr sitzen<br />

alle am Tisch. Schnell noch Schulbrote<br />

gemacht und weiter geht’s. Tisch abräumen,<br />

fegen, Spülmaschine füllen,<br />

Wäsche waschen und nebenbei die<br />

Jubiläumszeitung · Seite 5<br />

„Großen“ zum Duschen animieren. Die<br />

Kleinen müssen nun ins Bett. Für jed<strong>es</strong><br />

<strong>Kin</strong>d gibt <strong>es</strong> noch eine Gute-Nacht-<br />

G<strong>es</strong>chichte und ein klein<strong>es</strong> Lied. Nach<br />

und nach landen die geduschten<br />

<strong>Kin</strong>der auf unserem Sofa und schauen<br />

die Sendung „Schwammkopf“. Man<br />

könnte fast meinen, <strong>es</strong> kehrt Ruhe ein.<br />

Aber die Kleinen denken gar nicht<br />

daran zu schlafen. Mit voller Beleuchtung,<br />

wird brav auf <strong>dem</strong> Boden g<strong>es</strong>pielt<br />

oder sich noch mal gegenseitig in den<br />

Zimmern b<strong>es</strong>ucht. Di<strong>es</strong><strong>es</strong> Szenario<br />

dauert eine gute Stunde. Um 21:30<br />

Uhr rückt unsere Nachtwache wieder<br />

an und ich freue mich auf meinen<br />

Feierabend. Mal sehen, was morgen für<br />

ein ganz normaler Tag sein wird??!!<br />

Die MitarbeiterInnen der Clearing<br />

Gruppe: Silke Bieleit, Alexandra Falkner,<br />

Andreas Breithaupt, Bernhard Kolt<strong>es</strong>,<br />

Constance Hoppmann, Kerstin Lack, Petra<br />

Walle, Mareen Kranz, Christina Asse<br />

Stellt Euch vor, was all<strong>es</strong> in einer<br />

Jugendhilf<strong>es</strong>tation passieren kann!!!<br />

Montag früh und unsere Schildkröte,<br />

Max Mutig, ist wieder einmal auf Erkundungstour.<br />

Alle JH ÄSSER suchen<br />

das Hausmaskottchen: unterm Tisch,<br />

hinterm Schrank, im Uhrenkasten…<br />

Nichts! Rein gar nichts! Wo kann sie<br />

nur sein? Da hört ein ÄSSER ein klopfend<strong>es</strong><br />

Geräusch und ruft: „Seid mal<br />

alle leise!“ Alle spitzen die Ohren und<br />

horchen g<strong>es</strong>pannt. Unser Terrarium ist<br />

mühevoll holzverkleidet und hier ist<br />

unser Schnuckelchen anscheinend hineingefallen<br />

und ruft nun krötisch<br />

„Hilfe, holt mich hier raus!!!“ Wer weiß,<br />

wie lange der arme Max da schon eingeklemmt<br />

ist?! „Max, wir kommen und<br />

retten Dich!!!“ Natürlich werden alle<br />

Termine abg<strong>es</strong>agt, Familienprobleme<br />

müssen warten! Max muss gerettet<br />

werden! Schrauben ist ang<strong>es</strong>agt, klein<br />

machen und Maxi anlocken, <strong>mit</strong> Fisch<br />

natürlich! „Lecker Fisch, komm kleiner<br />

Max, lecker Fisch!“ Familienprobleme?<br />

Keine Zeit! Kommt alle her und helft<br />

mal UNS! Und stellt Euch vor, wie viele<br />

Fachleistungsstunden uns di<strong>es</strong><strong>es</strong> mutige<br />

Mäxchen b<strong>es</strong>chäftigt hat und wie groß<br />

die Freude war, als unser Jugendamt<br />

endliche eine Hilfekonferenz für Maxi<br />

einberief, in der Krisenintervention und<br />

Wegetraining f<strong>es</strong>tgelegt wurden…<br />

Ja so war das! Oder?

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