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PDF-Datei - Arbeitskreis Geschichte der Geographie

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soziologischer Gehalt ziemlich scharf trennen”. 22) Die weitere Exegese des „alpenländischen<br />

Modells” wird geradezu abenteuerlich, wenn FAHLBUSCH konstatiert: „Hätte [Ratzel] den Min-<br />

<strong>der</strong>heiten [im Deutschen Reich bzw. in Österreich-Ungarn] ihren Selbstbehauptungswillen<br />

zugestanden, so wären diese jungen Nationen nicht erst 1918, nach dem Ersten Weltkrieg ent-<br />

standen” (S. 323). Offensichtlich glaubt FAHLBUSCH, RATZEL habe den Krieg verhin<strong>der</strong>n, Wilson<br />

vorwegnehmen und Versailles überflüssig machen können! FAHLBUSCH geht noch weiter wenn er<br />

RATZEL unterstellt, „unterschlagen” zu haben, „daß die Walser aus dem Oberwallis nach Süden<br />

und Osten ausgewan<strong>der</strong>t waren” (S. 325)als er „logischerweise” „aufgrund seines geopolitischen<br />

und physikalischen Verständnisses des Wachstums <strong>der</strong> Räume […] die Walsersiedlungen südlich<br />

des Simplons als Gebiete deutschen Kultureinflusses” deklarierte (S. 324). Hier schlägt das Kon-<br />

strukt durch und führt zu Nonsens-Aussagen.<br />

4. Kontextualisierungen<br />

Unter Bezug auf zahlreiche Belegstellen weist FAHLBUSCH darauf hin, dass die „Friedensarbeit”<br />

<strong>der</strong> Forschungsgemeinschaften in <strong>der</strong> „Abwehrarbeit” sowie in <strong>der</strong> Zusammenstellung von Litera-<br />

tur, Statistiken, Karten und Tabellen zu sog. landeskundlichen Studien für „interessierte Dienst-<br />

stellen” bestanden habe (vgl. hierzu auch HACHMEISTER 1998). Auf dieses Aufgabenspektrum stößt<br />

man in zahlreichen Dokumenten im Politischen Archiv des AA (PAAA), in den Berichten des DAI<br />

o<strong>der</strong> – bereits im „Kriegseinsatz” – in den Protokollen <strong>der</strong> Arbeitstagungen <strong>der</strong> Kolonialwissen-<br />

schaftlichen Abteilung des Reichsforschungsrates und in den Berichten <strong>der</strong> AFL. Auf diese sich<br />

stereotyp wie<strong>der</strong>holenden Tätigkeitsbeschreibungen hätte FAHLBUSCH zusammenfassend als<br />

typische Merkmale <strong>der</strong> Bürokratien eingehen sollen. Wie und warum sich diese landeskundliche<br />

Informationsbeschaffung nach dem „Anschluss” von Österreich und <strong>der</strong> Annexion des Sudeten-<br />

landes sowie Böhmens und Mährens qualitativ verän<strong>der</strong>t haben soll (S. 469), wird nicht einsichtig.<br />

Könnte FAHLBUSCH damit meinen, dass die von den VFG gesammelten und bearbeiteten Materia-<br />

lien erst mit diesem Zeitpunkt in einem politischen Handlungs- und Wirkungszusammenhang<br />

gesehen werden müssen? Wie Briefen des Generalsekretärs <strong>der</strong> Gesellschaft für Erdkunde zu<br />

Berlin, A. HAUSHOFER, <strong>der</strong> als Mitarbeiter des AA an <strong>der</strong> Ausfertigung und Umsetzung des<br />

22) O<strong>der</strong> bezieht sich die Feststellung von FAHLBUSCH auf die Aussage GÜNTHERs (S. 245): „Die von Ratzel […]<br />

verwendeten Begriffe: Abson<strong>der</strong>ung - Abgeschlossenheit - Verbindung usw. sind <strong>der</strong> soziologischen Terminologie<br />

geläufig; allerdings wird <strong>der</strong> Geograph in diese Ausdrücke nicht immer ganz das Hineinlegen, was die Soziologie […]<br />

will.”? Da FAHLBUSCH keine Belegstelle angegeben hat, ist man bei <strong>der</strong> Suche allein auf den Index bei GÜNTHER<br />

(1930) angewiesen.<br />

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