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PDF-Datei - Arbeitskreis Geschichte der Geographie

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politischen Bedenken sollte sich auf dem Internationalen Geographenkongress 1960 in Stockholm<br />

herausstellen, wo die Publikation des Atlas kritisiert und mit dem „unseligen Atlas des östlichen<br />

Mitteleuropa […] sehr erfolgreich gegen die bundesrepublikanischen Geographen agitiert<br />

wurde” 45) .<br />

6. Fazit<br />

FAHLBUSCH beabsichtigte, wie er in <strong>der</strong> Zusammenfassung seiner breit angelegten, materialreichen<br />

Untersuchung herausstellt, die „Behauptung Meynens gegenüber den Briten zu wi<strong>der</strong>legen, daß es<br />

keine feste organisatorische Struktur gegeben habe” (S. 787) 46) Diesen Nachweis erbringt FAHL-<br />

BUSCH nicht. Seine Rekonstruktionsversuche belegen allenfalls einen losen Verbund von Forschern,<br />

die sich gut kannten und sich auch in wechseln<strong>der</strong> Zusammensetzung bei Arbeitssitzungen trafen,<br />

aber nicht als ein „Brain Trust” agierten o<strong>der</strong> als solcher rekrutiert wurden. Dass FAHLBUSCH<br />

trotzdem glaubt, einen solchen ausmachen zu können, liegt an seinem relativ freien Umgang mit<br />

historischen Fakten und argumentativen Konjekturen, die sich nicht selten als analytische Stolpers-<br />

teine erweisen. Äußerungen werden aus ihren Zusammenhängen herausgenommen, um das<br />

Konstrukt zu stützen.<br />

FAHLBUSCH unterstellt, dass Volkstumskarten und -atlanten sowie einzelne Denkschriften un-<br />

mittelbar <strong>der</strong> Durchführung des Genozids dienlich waren. Dabei zwingt ihn die Magie des Kon-<br />

struktes immer wie<strong>der</strong>, auch dort direkte Zusammenhänge zwischen den VFG und <strong>der</strong> systemati-<br />

schen Ermordung zu unterstellen, wo diese zwar denkbar, aber nicht beweisbar sind; mit an<strong>der</strong>en<br />

Worten, unter Bezugnahme auf Handlungsfolgen Handlungen zu erklären. Völlig unbeachtet<br />

bleibt bei ihm die Frage nach möglichen Verbindungen zwischen seinen Funktionseliten („Brain<br />

Trust”) und den traditionellen agrarischen und industriellen Machteliten, die zugleich in <strong>der</strong><br />

Wehrmacht und <strong>der</strong> Diplomatie dominierten.<br />

Der Wert <strong>der</strong> Arbeit von FAHLBUSCH liegt einerseits im Nachweis sachspezifischer Archivquellen<br />

und <strong>der</strong>en Zuordnung zu verschiedenen „Handlungsfel<strong>der</strong>n”, an<strong>der</strong>erseits im Aufzeigen von NS-<br />

spezifischen Netzwerken an <strong>der</strong> „Schnittstelle” von Wissenschaft und Bürokratie sowie in <strong>der</strong><br />

Interpretation von Entscheidungsprozessen. Die Arbeit vermittelt die erschreckende Erkenntnis,<br />

dass sich Wissenschaftler nicht nur vereinzelt, son<strong>der</strong>n auf einer breiten Front bereitwillig <strong>der</strong> NS-<br />

45) C. Troll an F. Monheim 25.6.65 (Archiv Geogr. Inst. Bonn, II-36).<br />

46) Gemeint ist <strong>der</strong> von Meynen, Pillewitzer, Schnei<strong>der</strong>, Sievers und Otremba während <strong>der</strong> Internierung im „Camp<br />

Dustbin” 1946/47 unter dem Titel „Der Drang nach Osten” verfasste, nicht publizierte Rechenschaftsbericht. Der<br />

Name des Lagers steht für Kransberg bei Usingen (falsch bei FAHLBUSCH S. 135 „Kranzberg”, S. 774 „Krannhals”).<br />

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