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PDF-Datei - Arbeitskreis Geschichte der Geographie

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an politischen Entscheidungsprozessen beteiligt waren und über die Folgen ihres Handelns<br />

reflektierten.<br />

FAHLBUSCH liefert in seiner Arbeit zahlreiche Argumente dafür, dass die Geschäftsstelle <strong>der</strong> VFG<br />

spätestens 1941 eine „Abteilung” des Reichssicherheitshauptamtes wurde und damit den Weisun-<br />

gen <strong>der</strong> SS unterworfen war. 4) Die aus dieser institutionellen Nähe geschlossene aktive Teilnahme<br />

<strong>der</strong> Forschungsgemeinschaften an Ermordungsaktionen <strong>der</strong> SS kann FAHLBUSCH jedoch nicht<br />

belegen. Es bleiben nur Vermutungen, wie viele seiner „Beweisführungen”. Nicht zu bestreiten ist,<br />

dass viele Wissenschaftler aus Überzeugung o<strong>der</strong> Opportunismus durch ihre wissenschaftlichen<br />

Arbeiten während <strong>der</strong> NS-Zeit zur Verwirklichung von Kriegszielen beigetragen und damit<br />

Maximen einer „kämpfenden Wissenschaft” gehorcht haben. Bedenklich an FAHLBUSCHs Argu-<br />

mentation und Beweisführung ist jedoch, dass er auf <strong>der</strong> Suche nach und Identifikation von „Tä-<br />

tern” wirksame Netzwerke sowie relevante Kontexte unzureichend o<strong>der</strong> verzerrt abbildet. Durch-<br />

aus bemerkenswerte Ergebnisse werden im Nachhinein häufig durch seine Entlarvungs-Attitüden<br />

verschüttet.<br />

2. Methodischer Ansatz, Fragestellungen und Quellen<br />

Nicht zuletzt für die NS-Zeit sollte an die Stelle monodisziplinärer Historiographien eine Ge-<br />

schichte von Disziplingruppen treten, <strong>der</strong>en interdisziplinäre Konflikte, Beziehungen und For-<br />

schungsziele bzw. -strategien herauszuarbeiten sind. Für die <strong>Geographie</strong> wurde bereits mit <strong>der</strong> be-<br />

merkenswerten Pionierarbeit von RÖSSLER (1990) ein institutionengeschichtlicher Forschungs-<br />

ansatz vorgezeichnet, <strong>der</strong> über einzelne Hochschulinstitute o<strong>der</strong> Volkstumsorganisationen hin-<br />

ausgehend wissenschaftliches Arbeiten und Handeln in übergeordnete hochschul-, gesellschafts-<br />

und allgemeinpolitische Zusammenhänge einordnete. Während bei RÖSSLER die modellhafte<br />

Rekonstruktion <strong>der</strong> Wissenschaftsentwicklung, die Wissenschaftspraxis im ideologischen Kontext<br />

<strong>der</strong> NS-Zeit und die Produktion neuer Forschungsfel<strong>der</strong> im Vor<strong>der</strong>grund standen, will FAHL-<br />

BUSCH außeruniversitäre Forschungsgemeinschaften als eine wissenschaftliche Großinstitution <strong>der</strong><br />

NS-Zeit rekonstruieren. Dabei konzentriert er sich „auf den Personenkreis, <strong>der</strong> die strategische<br />

Führung dieser VFG innehatte” und berücksichtigt „notwendigerweise auch die in diese wissen-<br />

schaftliche Großinstitution eingebundenen landeskundlichen Institute” (S. 20).<br />

Der von FAHLBUSCH programmatisch gefor<strong>der</strong>te institutionengeschichtliche Ansatz wäre trag-<br />

fähiger geworden, wenn er bereits zu Beginn seiner Arbeit deutlich zwischen Institutionen im Sinne<br />

4) Vgl. hierzu die differenzieren<strong>der</strong>en Ausführungen bei HERBERT (1996) und HACHMEISTER (1998).<br />

4

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