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Physiotherapie bei Stoffwechsel erkrankungen - Physio Austria

Physiotherapie bei Stoffwechsel erkrankungen - Physio Austria

Physiotherapie bei Stoffwechsel erkrankungen - Physio Austria

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Nur in der Ausgabe für Mitglieder<br />

von <strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> enthalten:<br />

8 Seiten Berufspolitik, Tipps und<br />

Services für <strong>Physio</strong>therapeutInnen<br />

Zeitschrift von <strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong>, dem Bundesverband<br />

der <strong>Physio</strong>therapeutInnen Österreichs<br />

Nr. 3 · Juni 2009<br />

<strong><strong>Physio</strong>therapie</strong><br />

<strong>bei</strong> <strong>Stoffwechsel</strong><strong>erkrankungen</strong><br />

<strong>Stoffwechsel</strong><strong>erkrankungen</strong> – allen voran<br />

Diabetes und Adipositas – sind längst<br />

zu Volkskrankheiten ersten Ranges<br />

geworden und nehmen weiter zu. In den<br />

durchwegs interdisziplinären Behandlungsmodellen<br />

nehmen gezielte Bewegungsprogramme<br />

und damit die <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong><br />

einen wichtigen Platz ein. »<br />

FoTo: HElMuT WAllNEr<br />

inform


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BEZAHlTE ANZEIgE


Impressum<br />

Medieninhaber, Herausgeber<br />

und Redaktion<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong>, Bundesverband der<br />

<strong>Physio</strong>therapeutInnen Österreichs<br />

linke Wienzeile 8/28, A-1060 Wien<br />

Tel. (01) 587 99 51-0, Fax DW-30<br />

www.physioaustria.at<br />

ZVr 511125857<br />

Geschäftsführung:<br />

Mag. Stefan Moritz, MSc,<br />

stefan.moritz@physioaustria.at<br />

Ressort Berufspolitik:<br />

Mag. Nicole Muzar, PT,<br />

nicole.muzar@physioaustria.at<br />

Ressort Berufspolitik-Medizinrecht:<br />

Mag. Agnes görny,<br />

agnes.goerny@physioaustria.at<br />

Ressort Bildung:<br />

Mag. Eva Weberndorfer,<br />

Elisabeth Wilfinger,<br />

bildungsreferat@physioaustria.at<br />

Ressort Administration:<br />

Petra ritzal,<br />

info@physioaustria.at,<br />

Eva Maierhofer,<br />

office@physioaustria.at<br />

Bibliothek: Donnerstag 15.00–18.00 h<br />

bibliothek@physioaustria.at<br />

Redaktionsschluss: Beiträge, Inserate<br />

und bezahlte Anzeigen für das mit<br />

Monats beginn er scheinende inform<br />

müssen bis spätestens 5. des Vormonats<br />

im Verbandsbüro eingelangt<br />

sein. Ist dieser Tag ein Samstag,<br />

Sonn- oder Feiertag, so gilt der nächste<br />

darauf folgende Werktag.<br />

Weitere Mitar<strong>bei</strong>terInnen dieser<br />

Ausgabe: günter Ernst,<br />

Valid Hanuna, PT,<br />

Christa Hofmann, PT,<br />

Mag. gabriele Jaksch, PT,<br />

Markus Köhl,<br />

Mag. Kathleen löschke-Yaldiz,<br />

Alexander urschel, PT<br />

Chefredakteur: otto Havelka<br />

(rHIZoM Pr), Telefon (02230) 2791,<br />

Fax DW-27, E-Mail havelka@rhizom.at<br />

Grafik: Designpraxis Markus Hörl,<br />

www.designpraxis.at<br />

Fotos: Helmut Wallner /<br />

© <strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong>, ausgenommen:<br />

wo gesondert angegeben<br />

Bildbear<strong>bei</strong>tung: Helmut Wallner,<br />

Markus Hörl<br />

Druck: Schmidbauer gmbH<br />

Wiener Straße 103, 7400 oberwart<br />

Bezugspreise: Einzelheft: 6 Euro;<br />

Abo (5 Ausgaben/Jahr): 28 Euro<br />

(Inland), 48 Euro (Ausland).<br />

Storno: schriftlich 2 Monate vor<br />

Ablauf des Abos.<br />

Patientenansprüche<br />

und ­rechte<br />

Das österreichische Gesundheitswesen<br />

wird gerne als „eines der<br />

besten der Welt“ bezeichnet und<br />

PolitikerInnen werden nicht müde,<br />

ihren WählerInnen zu versichern,<br />

dass es hierzulande keine Zwei­<br />

Klassen­Medizin gibt.<br />

Das vorliegende „inform“ ist<br />

leider voll mit Fakten, die derlei<br />

Beteuerungen als leere Wort­<br />

hülsen entlarven.<br />

Öffnungszeiten von<br />

Verbands büro und<br />

Bibliothek<br />

Während der Monate Juli und<br />

August ist das Verbandsbüro von<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> von Montag bis<br />

Freitag jeweils nur von 9.00 bis<br />

12.00 Uhr telefonisch erreichbar.<br />

Ab Dienstag, 1. September 2009<br />

ist das Büro auch wieder am<br />

Nachmittag erreichbar.<br />

Sommer­Öffnungszeiten der<br />

Bibliothek<br />

Donnerstag, 9.7.2009 und<br />

Donnerstag, 6.8.2009<br />

jeweils von 15.00 – 18.00 uhr<br />

Ab Donnerstag, 3. September<br />

2009 gelten wieder die üblichen<br />

Bibliothekszeiten, Donnerstag<br />

von 15.00 bis 18.00 Uhr.<br />

Wir wünschen allen unseren<br />

Mitgliedern einen erholsamen<br />

Sommer!<br />

Editorial<br />

Es häufen sich die Fälle, in denen Kindern wie geriatrischen<br />

PatientInnen die notwendigen (und ärztlich verordneten) Therapien<br />

– von <strong>Physio</strong>- über Ergo- bis Psychotherapien – verweigert<br />

werden. genauer gesagt: Die Krankenkassen lehnen eine Übernahme<br />

der Kosten ab, was einer Verweigerung gleichkommt,<br />

denn viele Betroffene können es sich einfach nicht leisten,<br />

diese Therapien aus der eigenen Tasche zu bezahlen.<br />

Die Begründungen sind zum Teil zynisch: Es sei keine wesentliche<br />

Besserung oder Heilung durch die Therapien zu erwarten.<br />

Wenn dies das entscheidende Kriterium ist, müsste man ab<br />

heute auf alle palliativen Therapiemaßnahmen verzichten und<br />

vielleicht auch Hospizeinrichtungen zusperren? Aber noch<br />

haben wir eine gesetzliche grundlage, die PatientInnen auch<br />

ein recht auf medizinische/therapeutische Betreuung einräumt,<br />

wenn sie auf Erhaltung des gesundheitszustandes und<br />

Hintanhaltung von Verschlechterungen abzielt.<br />

Noch subtiler und von den Betroffenen meist unbemerkt<br />

erfolgt derzeit eine Qualitätsminderung <strong>bei</strong> der Betreuung von<br />

DiabetikerInnen. Dort wird ein flächendeckendes Betreuungs-<br />

und Schulungsprogramm installiert (inklusive Bewegungsprogramm),<br />

von dem die <strong>Physio</strong>therapeutInnen ausgeschlossen<br />

sind. Bei aller Hochachtung vor DiätologInnen und DiplomkrankenpflegerInnen<br />

(die in das Programm integriert sind):<br />

Die Spezialisten für Bewegung sind noch immer die <strong>Physio</strong>therapeutInnen.<br />

Auch das entbehrt nicht einer gewissen Ironie: Ein <strong>Physio</strong>therapeut<br />

schult am bfi Pflegepersonal im rahmen der DiabetesberaterInnenausbildung,<br />

aber eine physiotherapeutische<br />

Betreuung der PatientInnen ist von der Krankenkasse nicht<br />

vorgesehen obwohl die aktuelle Evidenz den Nutzen eines<br />

adäquaten körperlichen Trainings deutlich zeigt.<br />

Bei der jüngsten generalversammlung von <strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> führten<br />

wir eine intensive Diskussion über einen weiteren Aspekt<br />

unseres Berufsbildes – <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> im Palliativbereich.<br />

Anlass dafür war nicht zuletzt das auch international viel beachtete<br />

<strong><strong>Physio</strong>therapie</strong>-Premeeting im rahmen des Europäischen<br />

Palliativkongresses in Wien (siehe auch Seite 16). Kernpunkt<br />

da<strong>bei</strong> war, dass es auch zur Aufgabe der <strong>Physio</strong>therapeutInnen<br />

zählt, lebensqualität (am Ende des lebens) zu erhalten. Der<br />

deutsche Kollege und Pionier in Sachen „<strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> in der<br />

Palliativbetreuung“, Peter Nieland, formulierte dazu pointiert:<br />

„Es gehört auch zur Würde eines Menschen, eine Tasse selbst<br />

heben zu können“.<br />

Es scheint so, als müssten die gesundheitsberufe – und damit<br />

auch die <strong>Physio</strong>therapeutInnen – ihrem Berufsbild noch eine<br />

weitere Funktion hinzufügen: Die Anwaltschaft für Patientenansprüche<br />

und -rechte zu übernehmen.<br />

Silvia Mériaux-Kratochvila, M.Ed., PT<br />

Präsidentin<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> inform Juni 2009 3


Schwerpunktthema<br />

Diabetes als Nebenbefund<br />

Die normale Trainings lehre ist nicht genug 4<br />

Diplomar<strong>bei</strong>ten zum Thema <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> <strong>bei</strong><br />

<strong>Stoffwechsel</strong> <strong>erkrankungen</strong> 8<br />

Interdisziplinäres Adipositasprogramm<br />

„Nach Herzenslust – leichter leben“ 9<br />

„Therapie aktiv“<br />

Bewegungslose DiabetikerInnen? 12<br />

Diabetikerschulung am lKH Bad Ischl<br />

Weichenstellung gegen metabolische Entgleisung 13<br />

Bildung<br />

Weiterbildungsdiplom für <strong>Physio</strong>therapeutInnen<br />

Flexibles Punkte system für lebens langes Lernen 14<br />

Internationaler Sportphysiotherapie-Kongress<br />

Alpiner Skilauf – Management von Knieverletzungen 14<br />

Erste „Master“ in Musculoskeletal <strong>Physio</strong>therapy<br />

Wegweisend für die Akademisierung der <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> 15<br />

Wissenschaft und Forschung<br />

„<strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> in Palliative Care“<br />

Ein Meilenstein in der Palliativ­Betreuung 16<br />

Empathie<br />

Verbesserung der therapeutischen Beziehung durch<br />

Wahrnehmungsschulung 18<br />

Gesundheitspolitik<br />

Kinder ohne Therapien<br />

„Das ist wie eine Kindesmisshandlung“ 22<br />

Gesundheitsberufe gründen gemeinsame Gesundheits­<br />

berufe­Konferenz 23<br />

PT aktuell<br />

Pilotprojekt „gesunde Schule“<br />

Den Rücken stärken 24<br />

Inhalt<br />

<strong><strong>Physio</strong>therapie</strong><br />

<strong>bei</strong> <strong>Stoffwechsel</strong><strong>erkrankungen</strong><br />

„Wiener Schmerztag“<br />

<strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> ist von SchmerzpatientInnen gefragt 26<br />

International<br />

<strong>Physio</strong>therapeutische Eu-Projekte<br />

Europaparlament im Zeichen der <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> 28<br />

Walter Lindlbauer ist eigentlich (Sport­)<br />

<strong>Physio</strong>therapeut am Krankenhaus St. Josef<br />

in Braunau am Inn (OÖ). Eines Tages kam<br />

ein Freund zu ihm mit dem Ansinnen, an<br />

einem Marathon teilnehmen zu wollen. – Der<br />

Freund war Diabetiker. Und mittlerweile hält<br />

Walter Lindlbauer Vorträge und Schulungen<br />

über Sportausübung von Diabetikern.<br />

Die Anfrage seines Freundes stellte<br />

Lindlbauer vor eine neue Herausforderung.<br />

Der Sport-<strong>Physio</strong>therapeut<br />

fand schnell heraus, dass die bewährten<br />

Trainingsregeln nicht so einfach für seinen<br />

Diabetes-kranken Freund gelten konnten.<br />

Denn „unterzuckerung“ ist die häufigste<br />

und gefährlichste Komplikation <strong>bei</strong> Tabletten-<br />

und Insulinpflichtigen DiabetikerInnen.<br />

Als „unterzuckerung“ gelten Blutzuckerwerte<br />

von weniger als 50 mg/ dl<br />

(normale Werte liegen zwischen 80 und<br />

120 mg/dl). Die häufigsten ursachen für<br />

unterzuckerung, fand lindlbauer heraus,<br />

sind neben Diätfehlern und Überdosierung<br />

von Tabletten und/oder Insulin „außergewöhnliche<br />

körperliche Anstrengungen“.<br />

Darüber hinaus kann es zu Symptomen<br />

von unterzuckerung auch kommen, „wenn<br />

schlecht eingestellte Diabetiker mit ständigen<br />

Werten oberhalb von 250 mg/ dl<br />

innerhalb kurzer Zeit in den Bereich<br />

um 100mg/dl oder darunter gesenkt<br />

werden“, so lindlbauer.<br />

Symptome der unterzuckerung sind<br />

meist: Müdigkeit, Schwächegefühl, Heißhunger,<br />

Herzklopfen und Schweißausbrüche.<br />

Es folgen Konzentrationsschwäche,<br />

Sehstörungen, Stimmungsschwankungen<br />

und Wortfindungsstörungen. Im Endzustand<br />

kommt es zu Bewusstseinsstörungen<br />

mit Eintrübungen, selten auch zu<br />

Bewusstlosigkeit und Krampfanfällen.<br />

Daher sind Trainingspläne für Sport treibende<br />

DiabetikerInnen auf diese Problematik<br />

abzustellen. „leichte unterzuckerungen,<br />

die rechtzeitig erkannt werden, haben<br />

keine schädlichen Folgen“, so lindlbauer,<br />

„daher sollte jeder Diabetiker sein individuelles<br />

Frühwarnsystem kennen und seinen<br />

Therapeuten sofort informieren“.<br />

geeignete gegenmittel sind vor allem<br />

schnell resorbierbare Kohlenhydrate<br />

(z.B. in warmem Wasser gelöster Zucker<br />

oder mit Zucker gesüßte Säfte und<br />

Kompotte. Sie sind festen zuckerhaltigen<br />

Nahrungsmitteln wie z.B. rosinen,<br />

Kuchen, etc. vorzuziehen). Wichtig ist vor<br />

allem die schnelle reaktion auf die ersten<br />

Anzeichen. Daher sollten etwa zucker-<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> inform Juni 2009 4


FoTo: KH ST. JoSEF, BrAuNAu AM INN<br />

Die normale Trainingslehre<br />

ist nicht genug<br />

haltige getränke in der Trainingstherapie<br />

immer zur Verfügung stehen.<br />

Die wichtigsten Fragen, die sich für DiabetikerInnen<br />

<strong>bei</strong> körperlicher Belastung<br />

stellen sind laut lindlbauer:<br />

• Wie viele Broteinheiten muss man<br />

zusätzliche essen?<br />

• Wie viele Einheiten muss man weniger<br />

spritzen?<br />

Schwerpunktthema Diabetes als Nebenbefund<br />

• Muss man währende der Belastung<br />

Zucker messen?<br />

• Muss man währende der Belastung<br />

Kohlenhydrate zuführen?<br />

Das unangenehme <strong>bei</strong> diesen Fragen:<br />

Es gibt keine allgemeingültigen Antworten.<br />

Denn „Sport ist nicht gleich Sport“. Dazu<br />

spielen zu viele individuelle Faktoren eine<br />

wesentliche rolle: Art, Dauer und Inten sität<br />

der Belastung; Art und Menge »<br />

Bewegung und Sport sind<br />

Fixbestandteile in der Betreuung<br />

von DiabetikerInnen. Die<br />

Trainingsprogramme müssen<br />

aber individuell abgestimmt<br />

werden.<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> inform Juni 2009 5


Hormonelle<br />

Veränderung<br />

<strong>Stoffwechsel</strong>prozesse<br />

des injizierten Insulins; der zugeführten<br />

Kohlenhydrate; Tageszeit; Trainingszustand;<br />

aktueller Ausgangszucker; etc.<br />

Tatsache ist, dass körperliche Belastung<br />

unterschiedliche Auswirkungen auf den<br />

organismus von DiabetikerInnen und<br />

Nicht-DiabetikerInnen hat.<br />

Für DiabetikerInnen ist es daher unerlässlich<br />

vor körperlichen Belastungen ihren<br />

Blutzucker zu messen. Bei Werten über<br />

250 mg/dl gilt: Kein Sport und unbedingt<br />

einen Azetontest durchführen.<br />

Wenn der Blutzucker in ordnung ist, dann<br />

gilt laut lindlbauer in jedem Fall: „Keinen<br />

falschen Ehrgeiz entwickeln“.<br />

und auch nach den sportlichen Aktivitäten<br />

gilt es, einige Dinge zu beachten.<br />

wo<strong>bei</strong> punkto Erholungs- und Superkompensationszeiten<br />

deutliche Parallelen zur<br />

Trainingslehre zu erkennen sind.<br />

Beispiel: Der Blutzuckerwert liegt nach<br />

der Belastung <strong>bei</strong> 80 mg/dl. Es werden<br />

Schwerpunktthema Diabetes als Nebenbefund<br />

Vergleich der Wirkung körperlicher Belastung auf den Organismus <strong>bei</strong> ...<br />

Nicht­DiabetikerInnen<br />

Weniger Insulinausschüttung;<br />

Insulinempfindlichkeit steigt;<br />

Anstieg von Stresshormonen<br />

Vermehrte glukoseaufnahme,<br />

vermehrte glukoseproduktion,<br />

vermehrte Zuckerfreisetzung aus<br />

der leber<br />

Blutzucker bleibt im<br />

Normalbereich<br />

2 – 3 Broteinheiten (BE) eingenommen.<br />

Vor dem Zu-Bett-gehen sollte der Blutzuckerwert<br />

nicht unter 120 mg/dl liegen,<br />

da sonst die gefahr besteht, „durch den<br />

Muskelauffülleffekt in eine unterzuckerung<br />

zu rutschen“ , so lindlbauer.<br />

Abgesehen davon, dass DiabetikerInnen,<br />

die sportlich aktiv sind, spezielle<br />

Trainingsprogramme benötigen, ist es<br />

lindlbauers Anliegen, vor allem eine<br />

Botschaft an seine KollegInnen zu richten:<br />

Meistens kommen DiabetikerInnen erst<br />

mit Spätfolgen gezielt zu <strong>Physio</strong>therapeutInnen.<br />

Bei vielen KlientInnen wäre es<br />

aber vorteilhaft, <strong>bei</strong> der Erstellung eines<br />

Trainingsplanes auch den Nebenbefund<br />

Diabetes zu erheben.<br />

Immerhin dauert es im Durchschnitt<br />

sieben Jahre, bis ein/e DiabetikerIn die<br />

Diagnose seiner/ihrer Krankheit bekommt.<br />

Denn erst dann machen sich körperliche<br />

Symptome bemerkbar – meist als nicht<br />

mehr (völlig) reparable Spätfolgen.<br />

otto Havelka<br />

DiabetikerInnen<br />

ohne Insulinbehandlung<br />

FoTo: PrIVAT<br />

DiabetikerInnen<br />

mit Insulinbehandlung<br />

Anstieg von Stresshormonen Mobilisation von gespritztem Insulin<br />

= erhöhter Insulinspiegel;<br />

Insulinempfindlichkeit steigt;<br />

Anstieg von Stresshormonen<br />

Vermehrte glukoseaufnahme,<br />

vermehrte glukoseproduktion,<br />

vermehrte Produktion von Azeton<br />

und seinen Vorstufen<br />

Anstieg des Blutzuckerspiegels<br />

evtl. massive Ketoazidose<br />

m a g . v e r o n i k a w e i ß<br />

wirtschaftstreuhänder. steuerberater<br />

Vermehrte glukoseaufnahme,<br />

unzureichende glukoseproduktion<br />

Abfall des Blutzuckerspiegels<br />

bis Hypoglykämie<br />

Walter Lindlbauer<br />

leitender <strong>Physio</strong>therapeut und Sportphysiotherapeut<br />

am Krankenhaus St. Josef<br />

in Braunau am Inn.<br />

lehrtherapeut an der Akademie für <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong><br />

in ried und <strong>bei</strong> der spt-education<br />

(gesellschaft für Fort- und Weiterbildung in<br />

Sportmedizin, <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> und Trainingswissenschaften).<br />

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<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> inform Juni 2009 6


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Schwerpunktthema <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> <strong>bei</strong> <strong>Stoffwechsel</strong> <strong>erkrankungen</strong><br />

Diplomar<strong>bei</strong>ten zum Thema<br />

<strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> <strong>bei</strong> <strong>Stoffwechsel</strong> <strong>erkrankungen</strong><br />

<strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> <strong>bei</strong> <strong>Stoffwechsel</strong><strong>erkrankungen</strong> ist seit vielen Jahren ein Fixpunkt<br />

in der <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong>ausbildung. Auch zahlreiche Diplomar<strong>bei</strong>ten widmeten<br />

sich diesem Thema. „inform“ bietet eine Übersicht über Ar<strong>bei</strong>ten, die sich mit<br />

Diabetes und Adipositas be schäftigen. Alle genannten Ar<strong>bei</strong>ten sind in der<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong>­Bibliothek verfügbar.<br />

„Trainingstherapie <strong>bei</strong> Diabetes“<br />

Oliver Schmidinger<br />

(Akademie Steyr)<br />

Erscheinungsjahr: 2004<br />

Training am Indoor­Cycle <strong>bei</strong><br />

Diabetes mellitus­2 unter physiotherapeutischer<br />

Anleitung<br />

Michaela Weneberger<br />

(Akademie AKH Wien)<br />

Erscheinungsjahr: 2005<br />

<strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> als wertvoller<br />

Beitrag zur Behandlung des<br />

Meta bolischen Syndroms und in<br />

der Prävention von Sekundär<strong>erkrankungen</strong>.<br />

Eine Literaturstudie<br />

über den aktuellen Forschungsstand<br />

zum Kraft­ und Ausdauertraining<br />

im Zusammenhang mit<br />

dem Metabolischen Syndrom.<br />

Yasmin Hausberger<br />

(Akademie Innsbruck)<br />

Erscheinungsjahr: 2007<br />

Komplikation Diabetes mellitus<br />

Typ II <strong>bei</strong> Dupuytren­Kontraktur<br />

Angela Nussbaumer<br />

(Akademie AKH linz)<br />

Erscheinungsjahr: 2003<br />

Auswirkungen sportlicher Aktivität<br />

<strong>bei</strong> Diabetes mellitus Typ I<br />

Kathrin Plank<br />

(Akademie Innsbruck)<br />

Erscheinungsjahr: 2004<br />

Prävention von Folgeschäden<br />

und Beeinflussung der Koordination,<br />

der allgemeinen Ausdauer<br />

und des Körpergewichts und<br />

Ver mittlung von Freude an der<br />

Bewegung <strong>bei</strong> übergewichtigen<br />

Kindern und Jugendlichen mittels<br />

eines Bewegungsprogramms im<br />

Wasser in Anlehn<br />

Katharina Prost<br />

(Akademie KFJ Wien)<br />

Erscheinungsjahr: 2002<br />

Inserat_174x117 28.04.2009 13:49 Uhr Seite 1<br />

Interdisziplinäres Symposium 2009<br />

16. Oktober 2009, In den Minoriten<br />

Minoritenplatz 4, 4600 Wels<br />

Programm<br />

Psychomotorische Behandlung<br />

übergewichtiger bzw. adipöser<br />

Kinder im Alter von fünf bis zwölf<br />

Jahren<br />

Christine Mair, Jasmin Raffl<br />

(Akademie Innsbruck)<br />

Erscheinungsjahr: 2005<br />

Krafttraining <strong>bei</strong> Adipositas.<br />

Eine Literaturstudie über den<br />

aktuellen Forschungsstand zum<br />

Krafttraining und dessen Wirkung<br />

<strong>bei</strong> Menschen, die an Fettsucht<br />

leiden.<br />

Benjamin Trixl<br />

(Akademie AZW Innsbruck)<br />

Erscheinungsjahr: 2008<br />

Ist Adipositas der Risikofaktor<br />

für Gonarthrose?<br />

Franziska Rothböck,<br />

Stallinger Andrea<br />

(Akademie Wels)<br />

Erscheinungsjahr: 2004<br />

Die Rolle der <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> in<br />

der interdisziplinären Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />

mit adipösen Kindern im<br />

ambulanten Bereich.<br />

Sigrid Putzer<br />

(Akademie AKH Wien)<br />

Erscheinungsjahr: 2005<br />

Die Bedeutung der physiotherapeutischen<br />

Bewegungsgruppe<br />

<strong>bei</strong> adipösen Kindern im Volksschulalter<br />

Bernhard Pany<br />

(Akademie AKH Wien)<br />

Erscheinungsjahr:2004<br />

Adipositas und Coxarthrose –<br />

Ein schwerer Fall in der <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong>?<br />

Welche Adipositas­<br />

assoziierten Symptome wirken<br />

sich erschwerend auf die<br />

Durchführung von physiotherapeutischen<br />

Maßnahmen am<br />

Bewegungsapparat des Coxarthrose­Patienten<br />

aus?<br />

Yagi Hiromi<br />

(Akademie AKH Wien)<br />

Erscheinungsjahr: 2004<br />

09.00 Begrüßung Mag. Dr. Wiesauer<br />

09.15 Anatomie und Biomechanik des Hüftgelenks Univ. Prof. Dr. Firbas<br />

09.45 Bilddiagnostik <strong>bei</strong>m Hüftschmerz Univ. Prof. DI Mag. DDr. Kramer<br />

10.15 Schmerzhafte Leiste – von der Adduktorenzerrung bis zur Endoprothese Dr. Hoser<br />

10.45 Kaffeepause<br />

11.15 Lenden-Becken-Hüftregion: eine therapeutische Herausforderung PT Burtscher<br />

11.45 Die Sportlerhernie – Diagnose und chirurgische Therapie Univ. Doz. Prim. Dr. Steiner<br />

12.15 Mittagessen<br />

14.00 Von der Alltagstauglichkeit zur Sportfähigkeit –<br />

Paradigmenwechsel in der Hüftendoprothetik Prim. Dr. Dallinger<br />

14.30 Dynamische und isometrische Kraftmessung der Hüftabduktoren<br />

<strong>bei</strong> Patienten mit unterschiedlichen Hüft-TEP-Operationstechniken Mag. Hauser<br />

15.00 Muskuläre Stabilisation des Hüftgelenks PT Queteschiner<br />

15.30 Kaffeepause<br />

16.00 Die Hüftarthroskopie zur Behandlung von Hüft/Leistenschmerzen Dr. Gföller<br />

16.30 Hüfte in Balance Dr. Mätzler, MSc Osteopathie<br />

Moderation: Univ. Prof. Dr. Fink<br />

Anmeldung: Institut für Sporttherapie, Kopernikusstraße 1a, A-4600 Wels<br />

Tel.: 0043/7242/687 00, Fax: 0043/7242/514 91, E-Mail: sporttherapie-wels@sporttherapie.at<br />

Kongress<strong>bei</strong>trag Bei Einzahlung bis 18.09.09<br />

Ärzte € 149,00 € 129,00<br />

Sportwissenschafter, PT, Masseure € 119,00 € 99,00<br />

Studenten und PT in Ausbildung € 89,00 € 79,00<br />

Inkludierte Leistungen: Mittagsbuffet, Kaffeepause, Teilnahmebestätigung<br />

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<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> inform Juni 2009 8


FoToS: FrAuENgESuNDHEITSZENTruM FEM SÜD<br />

Adipositas ist eines der gravierendsten<br />

Gesundheitsprobleme in Europa,<br />

weil sie das Risiko vieler chronischer<br />

Erkrankungen, wie Herz­Kreislauf­<br />

Krankheiten, Typ­2­Diabetes und<br />

bestimmter Krebsarten, signifikant<br />

erhöht. Diese Erkrankungen bilden<br />

heute die stärkste Krankheitslast<br />

und die führenden Todesursachen<br />

sowohl in Europa als auch weltweit.<br />

Die Gemeinde Wien unterstützt ein<br />

interdisziplinäres und interkulturelles<br />

Adipositasprogramm für Frauen<br />

und Mädchen „Nach Herzenslust –<br />

leichter leben“. Die <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong><br />

spielt da<strong>bei</strong> eine wichtige Rolle.<br />

Im Hinblick auf Übergewicht zeigt<br />

sich, dass die Werte des Body<br />

Mass Index (BMI) mit zunehmender<br />

Schulbildung abnehmen.<br />

Dieser Effekt kommt <strong>bei</strong> Frauen stärker<br />

zum Tragen als <strong>bei</strong> Männern. Körperliche<br />

Aktivität hängt ebenfalls sehr stark mit<br />

sozioökonomischen Faktoren zusammen.<br />

Herkömmliche Strategien zur gesundheitsförderung<br />

und Prävention finden<br />

kaum Zugang zu sozial benachteiligten<br />

Zielgruppen mit hohem risikopotential<br />

(niedrige Bildungs- und Einkommensschichten,<br />

Migrantinnen, Alleinerzieherinnen,<br />

Ar<strong>bei</strong>tslose...). Da<strong>bei</strong> sind neben den<br />

klassischen risikofaktoren, die auf einen<br />

ungesunden lebensstil zurückzuführen<br />

sind, individuelle Faktoren bzw. Dispositionen<br />

sowie psychosoziale Belastungsfaktoren,<br />

wie sozioökonomischer Status,<br />

Wohnregion, soziales Netz, usw. ausschlaggebend.<br />

Übergeordnetes Projektziel von „Nach<br />

Herzenslust – leichter leben“ ist die<br />

Entwicklung und umsetzung eines<br />

zielgruppengerechten Programms für von<br />

Adipositas betroffene Frauen. Ziel für<br />

die Teilnehmerinnen ist vorrangig eine<br />

lebensstiländerung und ein verändertes<br />

Wohlbefinden sowie in weiterer Folge eine<br />

langfristige gewichtsreduktion und -stabilisierung<br />

durch ein gesünderes »<br />

Schwerpunktthema Interdisziplinäres Adipositasprogramm<br />

Bei <strong>Stoffwechsel</strong><strong>erkrankungen</strong> wie Adipositas oder Diabetes stehen Ernährung, …<br />

„Nach Herzenslust –<br />

leichter leben“<br />

Der Body­Mass­Index (bmi)<br />

Die Berechnung des BMI (auch: Körpermassen-<br />

zahl) erfolgt mit der Formel<br />

Körpermassenzahl = Masse<br />

Größe 2<br />

Masse = Körpergewicht, größe = Körpergröße<br />

Normalgewichtige Personen weisen laut Adipositas-Klassifikation<br />

der WHo Werte zwischen 18,5 und 25 auf. Ab einer Körpermassenzahl<br />

von 30 sind übergewichtige Personen behandlungsbedürftig.<br />

Kategorie BMI (kg/m 2 )<br />

Starkes untergewicht < 16<br />

Mäßiges untergewicht 16 – 17<br />

< 18,5<br />

Untergewicht<br />

leichtes untergewicht 17 – 18,5<br />

Normalgewicht 18,5 – 25<br />

Präadipositas 25 – 30 ≥ 25<br />

Übergewicht<br />

Adipositas grad I 30 – 35<br />

≥ 30<br />

Adipositas grad II 35 – 40 Adipositas<br />

Adipositas grad III ≥ 40<br />

Der BMI ist allerdings nur ein richtwert, da er individuelle gegebenheiten<br />

wie Statur, Fett- und Muskelanteil nicht berücksichtigt. Ferner sind BMI-<br />

Werte für Männer grundsätzlich etwas höher als <strong>bei</strong> Frauen, da sie meist<br />

einen höheren Anteil an Muskelmasse haben. und auch altersbedingt –<br />

etwa <strong>bei</strong> Kindern und Jugendlichen – gelten modifizierte BMI-Werte.<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> inform Juni 2009 9


… gezielte Bewegungsprogramme und ­schulungen, Beratung, …<br />

Essverhalten sowie ein gesteigertes Bewegungsverhalten.<br />

risikofaktoren für Herz-<br />

Kreislauf-Erkrankungen sowie Diabetes<br />

(Metabolisches Syndrom) sollen dadurch<br />

verringert werden. Weitere Aufmerksamkeit<br />

gilt psychodynamischen ursachen von<br />

Adipositas, die im rahmen des gruppenprogramms<br />

bear<strong>bei</strong>tet werden können.<br />

Als Zielgruppe sind im vorliegenden Projekt<br />

erwachsene Frauen ab 18 Jahren mit<br />

einem BMI zwischen 30 und 40 bzw. BMI<br />

von 25-30 und gleichzeitigem Vorliegen<br />

weiterer risikofaktoren angesprochen,<br />

sowie Mädchen mit Übergewicht/Adipositas<br />

zwischen 14 und 17 Jahren ebenfalls<br />

mit Fokussierung auf sozial benachteiligte<br />

Schichten (da<strong>bei</strong> vor allem lehrlinge). Teilnehmerinnen<br />

mit einem BMI von mehr als<br />

40 (=morbider Adipositas) sollen aufgrund<br />

der geringeren Wirksamkeit von konservativen<br />

Methoden der gewichtsreduktion<br />

nur in begründeten Fällen zur Teilnahme<br />

zugelassen werden.<br />

Webtipp<br />

Auf der Website www.herzenslust.at<br />

gibt es<br />

• Informationen zum Downloaden<br />

zum Thema Übergewicht,<br />

BMI (inkl. BMI-rechner)<br />

und gesunder lebensstil<br />

• Projektinformationen<br />

• Links zu KooperationspartnerInnen<br />

und Anlaufstellen<br />

• E­Mail­Beratung<br />

• Forum zum Austausch von<br />

Tipps bzw. Posten von Kochrezepten<br />

Schwerpunktthema Interdisziplinäres Adipositasprogramm<br />

Es erfolgt eine Fokussierung innerhalb der<br />

Zielgruppe auf sozial benachteiligte Frauen<br />

(Frauen aus niedrigen Bildungs- und Einkommensschichten,<br />

Migrantinnen, Alleinerzieherinnen,<br />

Ar<strong>bei</strong>tslose, ...) aufgrund<br />

der hier beträchtlich erhöhten Prävalenz<br />

von Adipositas <strong>bei</strong> gleichzeitig geringer<br />

Anzahl von adäquaten Angeboten.<br />

um Migrantinnen zu erreichen, werden<br />

die Maßnahmen neben deutsch auch in<br />

türkischer und bosnisch/kroatisch/serbischer<br />

Sprache angeboten.<br />

um eine möglichst breite Verankerung des<br />

Projekts zu gewährleisten, begleitet eine<br />

interdisziplinäre sowie multiprofessionelle<br />

Strategiegruppe das Projekt. Das Projekt<br />

wird aus Mitteln des Fonds gesundes<br />

Österreich, des Fonds Soziales Wien und<br />

der MA 38 gefördert.<br />

In Anlehnung an die Qualitätskriterien für<br />

Adipositasprogramme (Deutsche bzw.<br />

österreichische Adipositas-gesellschaft)<br />

wurde ein maßgeschneidertes „gruppenprogramm“<br />

für Frauen der Zielgruppe entwickelt,<br />

welches die Bereiche Ernährung,<br />

Bewegung sowie psychologische Aspekte<br />

des lebensstils umfasst. Die Maßnahmen<br />

werden frauen- und kulturspezifisch<br />

angeboten.<br />

Im Zeitraum Jänner 2008 bis Dezember<br />

2009 werden drei Durchgänge mit jeweils<br />

vier zielgruppenspezifischen gruppenprogrammen<br />

durchgeführt, an denen je<br />

15 bis 20 Frauen bzw. Mädchen teilnehmen<br />

können, womit insgesamt ca. 180<br />

Teilnehmerinnen erreicht werden sollen.<br />

Im Hinblick auf die unterschiedlichen<br />

Zielgruppen sind vier parallel laufende<br />

Programme in der Dauer von jeweils<br />

9 Monaten vorgesehen: deutschsprachige<br />

gruppen, türkischsprachige gruppen,<br />

bosnisch/kroatisch/serbischsprachige<br />

gruppen und Mädchengruppen.<br />

Weitere Maßnahmen sind: ein maßgeschneidertes<br />

Bewegungsprogramm, mit<br />

dem Kraft und Ausdauer trainiert werden<br />

können, fallweise Einzelberatung, Kochworkshops,<br />

sowie E-Mail- und Internetberatung.<br />

um Frauen mit Betreuungspflichten die<br />

Teilnahme zu ermöglichen, wird da<strong>bei</strong><br />

auch Kinderbetreuung angeboten.<br />

Auf der Verhältnisebene soll mittels einer<br />

informativen Homepage breit angelegte<br />

Bewusstseins- und Sensibilisierungsar<strong>bei</strong>t<br />

geleistet werden. Durch interaktive Angebote<br />

(z.B. Forum, online-Kochbuch, …) soll<br />

da<strong>bei</strong> weiters das Selbsthilfepotential von<br />

Frauen gestärkt werden. Als zusätzliche<br />

Maßnahme auf der Verhältnisebene ist<br />

die Schulung von MultiplikatorInnen, die<br />

in Ihrem Ar<strong>bei</strong>tsbereich mit Migrantinnen<br />

bzw. sozial benachteiligten Frauen und<br />

Mädchen zu tun haben, durch ExpertInnen<br />

vorgesehen.<br />

Zwischenergebnisse<br />

Zusammen mit den Telefonaten, E-Mails,<br />

Einzelgesprächen, dem Einkaufstraining<br />

und dem Kochevent konnten im ersten<br />

Projektjahr 3.853 Kontakte zu Frauen und<br />

Mädchen aus der Zielgruppe hergestellt<br />

werden.<br />

Wesentliche Zielsetzungen der teilnehmenden<br />

Frauen waren: „gesünder und<br />

regelmäßiger zu essen“, „mehr und<br />

regelmäßigere Bewegung (im Alltag)“<br />

sowie „gewichtsabnahme“. Als Barrieren<br />

gaben die Teilnehmerinnen hauptsächlich<br />

mangelnden Willen, Isolation und Zeitmangel<br />

an. Vor allem für fremdsprachige<br />

Frauen stellten sich das fehlende Angebot<br />

und Informationsmangel als wesentliche<br />

Barrieren heraus.<br />

Die bisherigen rückmeldungen zeigen,<br />

dass die Teilnehmerinnen sehr zufrieden<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> inform Juni 2009 10


FoToS: FrAuENgESuNDHEITSZENTruM FEM SÜD<br />

FoTo: PrIVAT<br />

Mag. Kathleen Löschke­Yaldiz<br />

Studium der Psychologie und postgraduelle<br />

Ausbildung zur Klinischen gesundheitspsychologin<br />

Stellvertretende leiterin des Frauengesundheitszentrums<br />

FEM Süd (im Kaiser-<br />

Franz Josef-Spital in Wien), zuständig für<br />

Evaluation/Dokumentation und Berichtslegung<br />

<strong>bei</strong>m Projekt „Nach Herzenslust –<br />

leichter leben“<br />

sind mit den Angeboten und auch erste<br />

gesteckte Ziele erreichen konnten. Besonders<br />

hervorgehoben wird immer wieder<br />

die Wichtigkeit der gruppe für die Frauen<br />

bzw. das Zusammensein mit anderen<br />

Frauen.<br />

Mag. Kathleen löschke-Yaldiz<br />

Schwerpunktthema Interdisziplinäres Adipositasprogramm<br />

… sowie umfassende Information über die jeweilige Erkrankung im Mittelpunkt.<br />

Mit Spaß zu minus 33 BMI<br />

Silvia Grössing schließt in diesen Wochen ihre <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong>ausbildung<br />

ab und betreut im Rahmen<br />

des Projektes „Nach Herzenslust – leichter leben“<br />

die Bewegungsgruppen für Mädchen zwischen<br />

14 und 19 Jahren.<br />

Einmal pro Woche begeben sich<br />

die jungen Projektteilnehmerinnen<br />

für eine Stunde unter die<br />

Fittiche der angehenden <strong>Physio</strong>therapeutin<br />

grössing, um unter<br />

ihrer Anleitung Spaß an richtiger<br />

Bewegung zu haben.<br />

Das Programm ist abwechslungsreich:<br />

Von Nordic-Walken<br />

über Krafttraining bis Aerobic-<br />

Steppen und Hipphopp-Tanzen<br />

reicht das Spektrum, wo<strong>bei</strong><br />

auch auf Vorlieben und Wünsche<br />

der Mädchen eingegangen<br />

wird. Besonderes Augenmerk<br />

legt grössing auf begleitende<br />

Wahrnehmungsschulung. Die<br />

TeilnehmerInnen sollen ein Bewusstsein<br />

dafür entwickeln, wie<br />

sie sich vor, während und nach<br />

den Trainingseinheiten fühlen.<br />

Zusätzlich gibt es ein wöchentliches<br />

Turnprogramm für zu Hause,<br />

etwa für Bauch-Bein-Po um die<br />

rumpfstabilität zu festigen.<br />

Anfangs war grössing noch<br />

vom „falschen Wissen“ vieler<br />

Teilnerinnen (pro gruppe ca.<br />

zehn Mädchen) entsetzt: Viele<br />

kamen mit der aus Modejournalen<br />

gesammelten Überzeugung,<br />

„zuerst nichts essen und dann<br />

Sport betreiben“.<br />

Mittlerweile haben sie freudvoll<br />

erfahren, dass dem nicht so<br />

ist. „Manchmal muss man sie<br />

wirklich einbremsen“, erzählt<br />

grössing. Beim Nordic Walken<br />

waren sie mit einer derartigen<br />

Begeisterung da<strong>bei</strong>, dass der<br />

knapp 5 km lange Ausflug fast<br />

zum Jogging-Bewerb ausgeartet<br />

wäre.<br />

gruppenleiterin grössing, die<br />

auch ihre Diplomar<strong>bei</strong>t zum<br />

Bewegungsprogramm einer<br />

Mädchengruppe schrieb, darf<br />

sich über durchschlagenden Erfolg<br />

freuen: In dieser gruppe mit<br />

8 Teilnehmerinnen gab es <strong>bei</strong><br />

sieben eine „deutliche reduktion<br />

des BMI“. In Summe brachte es<br />

die gruppe in neun Monaten auf<br />

rund minus 33 BMI-Punkte.<br />

Zwei Teilnehmerinnen sind<br />

bereits selbstständig sportlich<br />

aktiv (Teilnahme am Frauenlauf,<br />

Nordic Walken), ein paar sind<br />

gerade da<strong>bei</strong> ein Volleyball-Team<br />

auf die Beine zu stellen – zumindest<br />

„engagierte Vorsätze haben<br />

alle“, weiß grössing.<br />

Sie weiß aber auch, dass speziell<br />

der Faktor der gemeinsamkeit<br />

von entscheidender Bedeutung<br />

ist. „ohne entsprechende Motivation<br />

und rückhalt durch die<br />

gruppe hätten viele wahrscheinlich<br />

schon nach der dritten<br />

Stunde aufgehört“.<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> inform Juni 2009 11


Schwerpunktthema „Therapie aktiv“<br />

Lebensstiländerungen sind in der Gruppe leichter zu üben. (Alle Fotos FEM Süd, Projekt „Nach Herzenslust – leichter leben“)<br />

Bewegungslose<br />

DiabetikerInnen?<br />

Die steirische Gebietskrankenkasse hat für alle österreichischen<br />

Sozialversicherungen ein Gesundheitsprogramm „Therapie<br />

aktiv“ entwickelt, in dessen Rahmen flächendeckend DiabetikerInnen<br />

betreut und geschult werden sollen. Auf <strong>Physio</strong>therapeutInnen<br />

hat man da<strong>bei</strong> „vergessen“, obwohl Bewegung und<br />

spezielle Trainingsprogramme für DiabetikerInnen eine entscheidende<br />

Rolle spielen.<br />

Im Laufe der letzten 10 – 15 Jahre<br />

haben sich in allen Bundesländern<br />

medizinische Betreuungsprogramme<br />

für DiabetikerInnen etabliert, die<br />

sich in ihren Grundzügen ziemlich<br />

ähneln. Vor allem die Zielsetzung ist die<br />

gleiche: laut Diabetesplan 2005 des (damaligen)<br />

Ministeriums für gesundheit und<br />

Familie gibt es in Österreich 300.000 bis<br />

350.000 DiabetikerInnen. Davon sind rund<br />

90 Prozent Typ-2-DiabetikerInnen. laut<br />

Schätzungen wird sich ihre Anzahl in den<br />

kommenden 20 Jahren verdoppeln. Eine<br />

kontrollierte und kontinuierliche Versorgung<br />

und Schulung der Betroffenen über<br />

den umgang mit dieser chronischen Erkrankung<br />

hat für die Krankenkassen daher<br />

auch enorme wirtschaftliche Bedeutung.<br />

Schlecht eingestellte Diabetes-PatientInnen<br />

weisen zum Beispiel ein 4- bis 10-fach erhöhtes<br />

Schlaganfallrisiko auf und leiden oft unter<br />

Spätfolgen (organ- und gefäßschäden an<br />

Herz, Nieren, Augen, Nerven und Extremitäten),<br />

was die Krankenkassen teuer zu stehen<br />

kommt. Denn immerhin weist bereits mehr<br />

als ein Viertel der Diabetes-PatientInnen<br />

schon <strong>bei</strong> der Diagnose Spätschäden auf.<br />

Eine frühzeitig beginnende und kontinuierlich<br />

durchgeführte Betreuung und<br />

Schulung der DiabetikerInnen dient daher<br />

dem Wohle der PatientInnen wie auch der<br />

Krankenkassen. laut jüngsten Studien<br />

ist mit optimaler Therapie und lebensführung<br />

der Betroffenen eine reduktion<br />

des risikos von Spätfolgen um bis zu<br />

60 Prozent zu erreichen.<br />

ExpertInnen sind sich einig, dass eine<br />

effiziente Betreuung und Schulung nur<br />

durch interdisziplinäre Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />

möglich ist. Als optimal gilt, wenn neben<br />

dem/der ÄrztIn DiätologInnen, Diabetes-<br />

BeraterInnen, <strong>Physio</strong>therapeutInnen und<br />

gegebenenfalls auch PsychologInnen bzw.<br />

Sozialar<strong>bei</strong>terInnen eingebunden sind.<br />

Wesentliches Ziel, weil grundvoraussetzung<br />

für eine effiziente medizinische Betreuung,<br />

ist die umfassende Aufklärung der PatientInnen<br />

über ihre Erkrankung und sie so zu<br />

schulen, dass sie ein möglichst hohes Maß<br />

an Eigenverantwortung im umgang mit<br />

ihrer Krankheit entwickeln: Selbstständiges<br />

Blutzucker-Messen, Erkennen und richtiges<br />

Verhalten <strong>bei</strong> Über- oder unterzuckerung,<br />

Verhalten auf reisen und <strong>bei</strong> der Ausübung<br />

von Sport, Ernährung und Bewegungsprogramme,<br />

etc. und wesentlich ist auch, die<br />

Angehörigen in diese Schulungen einzubinden,<br />

um Verständnis und unterstützung für<br />

den lebensstil des/der DiabetikerIn in der<br />

Familie zu fördern.<br />

Nach den richtlinien der Österreichischen<br />

Diabetes gesellschaft umfasst eine Basistherapie<br />

immer:<br />

• Ernährungsumstellung<br />

• Gewichtsreduktion (der überwiegende<br />

Teil der Typ-2-DiabetikerInnen ist<br />

übergewichtig)<br />

• Schulung<br />

• Bewegung<br />

• Rauchstopp<br />

Erst danach kommen Medikamente zum<br />

Einsatz, wo<strong>bei</strong> diese niemals die Basistherapie<br />

ersetzen.<br />

Speziell der Punkt „Bewegung“ ist in der<br />

Betreuung von DiabetikerInnen oft etwas<br />

unterschätzt. genaue Empfehlungen über<br />

Art des Trainings, Frequenz, Dauer oder Intensität<br />

zählen nicht immer zum Standardprogramm,<br />

zumal auch nicht immer <strong>Physio</strong>therapeutInnen<br />

eingebunden werden. Man<br />

begnügt sich damit, dass Ausdauer- und<br />

Krafttraining generell positiv auf den<br />

<strong>Stoffwechsel</strong> wirken. Da<strong>bei</strong> ist gerade <strong>bei</strong><br />

körperlichen Belastungen von DiabetikerInnen<br />

eine individuelle Feinabstimmung des<br />

Bewgungsprogrammes dringend von Nöten<br />

(siehe auch Bericht Seite 4).<br />

Neues Programm – altes Leiden<br />

Das von der steirischen gKK entwickelte<br />

Programm „Therapie aktiv – Diabetes im<br />

griff“ firmiert stolz als „Disease Management<br />

Programm“ (DMP). Sprich: Als interdisziplinäres<br />

ganzheitliches Konzept zur<br />

optimalen Versorgung von PatientInnen.<br />

Im rahmen dieses Konzeptes können sich<br />

AllgemeinmedizierInnen (HausärztInnen)<br />

und InternistInnen zu „Therapie aktiv“-<br />

ÄrztInnen schulen lassen. DiabetikerInnen<br />

können sich <strong>bei</strong> diesen ÄrztInnen ins Programm<br />

einschreiben lassen und verpflichten<br />

sich damit zu kontinuierlicher Betreuung<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> inform Juni 2009 12<br />

FoToS: FrAuENgESuNDHEITSZENTruM FEM SÜD


und Schulung. Die Kosten werden von der<br />

jeweiligen Krankenkasse bezahlt, die Administration<br />

besorgt die gKK des jeweiligen<br />

Bundeslandes. Bislang wurde „Therapie<br />

aktiv“ in Wien, Niederösterreich, Salzburg,<br />

Tirol und in der Steiermark eingeführt. In<br />

Wien nehmen derzeit <strong>bei</strong>spielsweise rund<br />

3.000 DiabetikerInnen teil.<br />

Im Wesentlichen funktioniert das<br />

Programm so: Der/die ÄrztIn führt eine<br />

Erstuntersuchung durch und formuliert<br />

mit den PatientInnen (erreichbare) Behandlungsziele.<br />

Die PatientInnen kommen<br />

vierteljährlich zur Kontrolle und es wird<br />

ein Schulungsprogramm vereinbart. Diese<br />

Schulungen können von den ÄrztInnen an<br />

„Diabetes-BeraterInnen“ (die sich wie die<br />

ÄrztInnen vorher selbst einer Schulung<br />

unterzogen haben) delegiert werden.<br />

und hier weist das Programm einen<br />

gravierenden Mangel auf. Denn Diabetes-<br />

BeraterInnen können ausschließlich<br />

DiätologInnen und DgKS sein. <strong>Physio</strong>therapeutInnen<br />

können dezidiert nicht<br />

eingebunden werden, versichert die<br />

Sprecherin von Therapie aktiv, Silvia<br />

Schemeth, auf Anfrage des inform.<br />

Es scheint, als hätten hier einige ProjektentwicklerInnen<br />

noch ein paar Stunden<br />

nachzusitzen – etwa <strong>bei</strong> der Erstellung<br />

einer leitlinie zur DiabetikerInen-Versorgung.<br />

Denn auch „Therapie aktiv“-<br />

ÄrztInnen scheinen das „bewegungslose“<br />

Schulungsprogramm nicht zu verstehen.<br />

„Ich gehe davon aus, dass Schulungen<br />

auch von <strong>Physio</strong>therapeutInnen durchgeführt<br />

werden können“, beteuerte ein<br />

Funktionär der Wiener Ärztekammer.<br />

otto Havelka<br />

Schwerpunktthema „Therapie aktiv“ · Diabetikerschulung am LKH Bad Ischl<br />

Diabetikerschulung am LKH Bad Ischl<br />

Weichenstellung<br />

gegen metabolische<br />

Entgleisung<br />

Etwa alle zwei Monate wird am LKH<br />

Bad Ischl eine interdisziplinäre Diabetikerschulung<br />

durchgeführt. Sie dauert<br />

vier Tage, und bedingt eine stationäre<br />

Aufnahme der PatientInnen.<br />

Diabetikerschulung ist nicht nur<br />

eine Zuckerschulung, lautet das<br />

Credo des Bad Ischler Oberarztes<br />

Dr. Christian Auer. Er hat daher ein interdisziplinäres<br />

Team gebildet, das regelmäßig<br />

umfassende Diabetikerschulungen<br />

durchführt. Diesem gehören neben ihm<br />

ein Dipl. gesundheits- und Krankenpfleger<br />

(organisator und Vortragender) sowie eine<br />

Dipl. gesundheits- und Krankenschwester<br />

(Ambulanz), DiätologInnen, ein Augenfacharzt<br />

– und <strong>Physio</strong>therapeut richard<br />

Neuper an. „Ein Psychologe wäre auch<br />

noch gut“, sagt Dr. Auer, „aber das ist sich<br />

nicht mehr ausgegangen“.<br />

Schulungsablauf<br />

Am ersten Tag werden nach der stationären<br />

Aufnahme zunächst ein paar routineuntersuchungen<br />

(Blutabnahme, EKg, etc.)<br />

durchgeführt. Danach wird in der ersten<br />

„unterrichtsstunden“ das Krankheitsbild<br />

Diabetes besprochen, und DiätologInnen<br />

informieren über Ernährung und Diätmaßnahmen.<br />

Der zweite Tag steht im Zeichen der<br />

medikamentösen Therapie: Dosierung, Wirkung<br />

und Nebenwirkungen. Am Nachmittag<br />

gibt es ein (vergnügliches) Praktikum: Die<br />

PatientInnen gehen mit einer DiätologIn in<br />

ein lebensmittelgeschäft einkaufen und<br />

besprechen da<strong>bei</strong> die für sie geeigneten<br />

bzw. ungeeigneten Produkte.<br />

Am dritten Tag absolvieren die TeilnehmerInnen<br />

zwei unterrichtseinheiten<br />

über die Auswirkungen hohen Blutdrucks<br />

und Cholesterins in Zusammenhang mit<br />

Diabetes. Danach gibt es eine Turnstunde<br />

und Nordic Walking mit <strong>Physio</strong>therapeut<br />

Neuper, wo<strong>bei</strong> der Einfluss von Bewegung<br />

auf den Blutzucker demonstriert wird.<br />

Am vierten Tag geht es schließlich um<br />

Spätschäden und die Insulintherapie. Den<br />

PatientInnen werden da<strong>bei</strong> die Auswirkungen<br />

einer lang andauernden schlechten<br />

Blutzuckereinstellung vor Augen geführt.<br />

Besonderes Augenmerk wird da<strong>bei</strong> auf die<br />

Füße gelegt, da hier die meisten schweren<br />

„vermeidbaren“ Schäden entstehen.<br />

Im laufe der Schulung werden die TeilnehmerInnen<br />

auch in der Verwendung von<br />

Zuckermessgeräten sowie auf die Technik<br />

des Insulin-Spritzens eingeschult. Im<br />

rahmen einer Abendvisite wird auch auf<br />

„individuelle“ Zuckerprobleme eingegangen.<br />

Ferner erfolgen während der Schulung<br />

auch ein Belastungs-EKg, eine Augenuntersuchung,<br />

eine Nierenfunktionsprüfung und<br />

je nach Notwendigkeit gefäßuntersuchungen<br />

und eine Herzultraschall.<br />

Dieses umfassende leistungspaket gibt<br />

es in Bad Ischl um 10,– Euro pro Tag (inkl.<br />

Verpflegung). Dennoch ist das Interesse an<br />

der Diabetikerschulung durchwachsen. Die<br />

geringe Zahl an InteressentInnen bewirkt<br />

zudem, dass die gruppen zum Teil sehr<br />

inhomogen sind. „Wir haben dann in einem<br />

Kurs übergewichtige Patienten mit offenen<br />

Füßen und ohne Krankheitseinsicht, neben<br />

jungen Diabetikern, die regelmäßig mit<br />

dem Mountainbike fahren“, erzählt Neuper.<br />

Da wären unterschiedliche zielgruppenorientierte<br />

Bewegungsprogramme sinnvoll.<br />

Bei einem durchwegs freiwilligen (und<br />

kosten losen) Engagement der Team-Mitglieder<br />

geht sich das aber nicht auch noch<br />

aus. Die Folge: Bei einem Kurs haben von<br />

zehn TeilnehmerInnen acht ohne Angabe<br />

von gründen auf das Nordic Walking verzichtet,<br />

bedauert Neuper.<br />

Schon nächstes Jahr will Neuper<br />

einen neuen Anlauf nehmen: Er organisiert<br />

gemeinsam mit dem <strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong><br />

Bildungsreferat einen Nordic Walking-Kurs<br />

für <strong>Physio</strong>therapeutInnen.<br />

otto Havelka<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> inform Juni 2009 13


Bildung Weiterbildungsdiplom für <strong>Physio</strong>therapeutInnen<br />

Flexibles Punkte system für<br />

lebens langes Lernen<br />

Unter der fachlichen Leitung von<br />

Elisabeth Eckerstorfer, M.A., PT, im<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong>­Präsidium zuständig<br />

für Bildung und Forschung, wurde<br />

ein Weiter bildungsdiplom mit einem<br />

flexiblen Punktesystem entwickelt,<br />

das fachlich­berufliche Kenntnisse<br />

und Fertigkeiten ebenso <strong>bei</strong>nhaltet<br />

wie berufs bezogene Aktivitäten.<br />

Dieses Punktesystem wurde in der<br />

Ar<strong>bei</strong>tsgruppe „Bildung“ von MTD-<strong>Austria</strong><br />

in den letzten Monaten intensiv diskutiert<br />

und mit einigen geringfügigen Adaptionen<br />

von allen sieben MTD-Verbänden als gemeinsames<br />

Modell angenommen. Ziel ist,<br />

dieses Modell als grundlage für die laut<br />

regierungsvorlage kommende verpflichtende<br />

Weiterbildung von Angehörigen der<br />

gesundheitsberufe zu verankern.<br />

Internationaler<br />

Sportphysiotherapie­Kongress<br />

Alpiner Skilauf –<br />

Management von<br />

Knieverletzungen<br />

In erstmaliger Kooperation veranstalten<br />

die Universität Salzburg<br />

(Interfakultärer Fachbereich für<br />

Sport­ und Bewegungswissenschaften),<br />

spt­education (Lehrinstitution<br />

für Sportphysiotherapie) und <strong>Physio</strong><br />

<strong>Austria</strong> (Fachgruppe Sportphysiotherapie),<br />

am 13. und 14. November<br />

dieses Jahres im Universitäts­ und<br />

Landessportzentrum Rif­Hallein<br />

(Sbg.) ein zweitägiges Symposium<br />

zum Thema „Alpiner Skilauf – Management<br />

von Knieverletzungen“.<br />

Formal sollen da<strong>bei</strong> in Zukunft sowohl<br />

die „klassischen“ Kurse und Weiterbildungen<br />

Berücksichtigung finden wie auch<br />

darüber hinaus gehende lernformen<br />

wie lehrtätigkeit, Forschungstätigkeit,<br />

Teilnahme an Konferenzen und Tagungen,<br />

aber auch die Weitergabe und Vermittlung<br />

von physiotherapeutischem Wissen (z.B.<br />

Praktikumsanleitung). und nicht zuletzt<br />

wird das neue Weiterbildungsdiplom auch<br />

berücksichtigen, dass es ein lernen ohne<br />

formalen Nachweis gibt. Daher wird ein<br />

Teil der zu erwerbenden Punkte durch<br />

Selbststudium oder neue lernformen<br />

(z.B. e-learning) sowie durch Berufserfahrung<br />

erbracht werden können.<br />

Eingebettet ist diese Initiative zur Schaffung<br />

eines neuen Nachweises in der<br />

beruflichen Weiterbildung in das Konzept<br />

des lebenslangen lernens, wie es bereits<br />

Zielsetzung ist, den aktuellen<br />

Wissensstand aus Sportmedizin,<br />

Trainingswissenschaften und <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong><br />

zusammenzufassen und<br />

in einen gemeinsamen Rehabilitationskonsens<br />

überzuleiten.<br />

Namhafte Spezialisten aus den genannten<br />

Fachbereichen versuchen, gemeinsam<br />

einen optimalen rehabilitationsprozess zu<br />

skizzieren und entsprechende Erkenntnisse<br />

zu vermitteln, um PatientInnen –<br />

leistungs- wie FreizeitsportlerInnen – auf<br />

physiologischem Wege in ihre sportliche<br />

und Alltagsaktivität zurück zu führen.<br />

Das Schloss rif – Sitz des „Interfakultären<br />

Fachbereiches für Sport- und Bewegungswissenschaften“<br />

der universität<br />

Salzburg, mit einem Forschungsschwerpunkt<br />

Schilauf alpin – bietet mit seinen<br />

Hörsälen, sportwissenschaftliche labors<br />

und Sportstätten den idealen ort für diese<br />

Veranstaltung.<br />

Die Anmeldung ist zeitgemäß auf ein<br />

online-Verfahren beschränkt – unter<br />

www.uni-salzburg.at/spo/sportphysiokongress2009<br />

finden InteressentInnen<br />

ab Mitte Juni alle Details rund um das<br />

Kongress-Programm und den Einschreibevorgang.<br />

seit einigen Jahren auf nationaler und<br />

internationaler Ebene vermehrt gefordert<br />

wird. und nicht zuletzt stellt auch die evidenzbasierte<br />

Medizin eine nicht zu unterschätzende<br />

Herausforderung hinsichtlich<br />

der Weiterbildung dar.<br />

Alle Informationen und sämtliche erforderlichen<br />

unterlagen für die Einreichung<br />

des Weiterbildungsdiploms können <strong>Physio</strong><br />

<strong>Austria</strong> Mitglieder kostenfrei im <strong>Physio</strong><br />

<strong>Austria</strong> Verbandsbüro bzw. auf der Web site<br />

www.physioaustria.at/weiterbildungsdiplom<br />

herunterladen. Für Nicht-Mitglieder<br />

sind die unterlagen gegen einen Kostenersatz<br />

erhältlich. Darüber hinaus wird das<br />

Weiterbildungsmodell in den kommenden<br />

Monaten auch im rahmen von Bundesländerveranstaltungen<br />

präsentiert.<br />

Mag. Stefan Moritz, MSc<br />

Da nur maximal 150 TeilnehmerInnen<br />

aufgenommen werden können, erfolgt<br />

eine dem Anmeldezeitpunkt entsprechende<br />

reihung.<br />

Die Teilnahmekosten für das Symposium<br />

(inklusive Kongressunterlagen, Pausen-<br />

Buffet, Mittagessen Samstag, Ausstellerpräsentationen<br />

und Workshop-Teilnahme)<br />

betragen für<br />

• <strong>Physio</strong>­<strong>Austria</strong>­Mitglieder / spteducation<br />

„Sportphysiotherapeuten“<br />

und aktuelle lehrgangsteilnehmer /<br />

Absolventen und Teilnehmer „MAS<br />

Sportsphysiotherapy“ 140,– Euro<br />

• Andere Teilnehmer (ohne Vergünstigung)<br />

180,– Euro<br />

• StudentInnen der <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong>, Sportwissenschaften<br />

und Medizin (maximal<br />

20 TeilnehmerInnen) 80,– Euro<br />

Organisationskomitee:<br />

Univ. Prof. Dr. Erich Müller: wissenschaftliche<br />

leitung / IFFB Sport- und<br />

Bewegungswissenschaften<br />

Erik Hogenbirk, Drs.: IFFB Sport- und<br />

Bewegungswissenschaften<br />

Hans­Josef Haas, Dipl. Sportwiss.:<br />

spt-education<br />

Karl Lochner, PT: <strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong><br />

Gerald Mitterbauer, PT: spt-education<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> inform Juni 2009 14


FoTo: DoNAu-uNIVErSITÄT KrEMS<br />

Mit der Verleihung des akademischen<br />

Grades wurde nicht nur eine<br />

erfolgreiche Premiere im deutschsprachigen<br />

Raum abgeschlossen.<br />

„Sie werden heute belohnt für die<br />

Ziele, die Sie sich vor zweieinhalb Jahren<br />

gesteckt haben“, sagte der sichtlich<br />

ergriffene Initiator und Projektleiter des<br />

Master-lehrganges, Andreas gattermeier,<br />

in seiner Festrede. (gattermeier ist …)<br />

„Sie sind damit Wegweiser für viele, die<br />

nach Ihnen kommen“.<br />

univ.Prof. Dr. Stefan Nehrer, Vize-rektor<br />

der Donau-universität und lehrgangsleiter<br />

lobte das hohe Niveau der Master-<br />

Ar<strong>bei</strong>ten und betonte die Bedeutung des<br />

lehrgangs im Sinne der Wissenschaft<br />

und der Professionalisierung des <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong>-Berufes:<br />

„ganz wesentlich war<br />

für mich <strong>bei</strong> der Beurteilung der Ar<strong>bei</strong>ten<br />

die wissenschaftliche Fragestellung.<br />

gleichzeitig stellen wir an der uni Krems<br />

den Anspruch ›Bildung an den Mann zu<br />

bringen‹ – sprich: in die Praxis umzusetzen“.<br />

Bildung Erste „Master“ in Musculoskeletal <strong>Physio</strong>therapy<br />

Wegweisend für die<br />

Akademisierung<br />

der <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong><br />

21 <strong>Physio</strong>therapeutInnen aus Deutschland und Österreich machten sich<br />

vor zweieinhalb Jahren auf den Weg, ein neues Kapitel der universitären<br />

Ausbildung in ihrem Beruf aufzuschlagen. 17 von ihnen erreichten das<br />

Ziel als AbsolventInnen des ersten Master­Studiums in Musculoskeletal<br />

<strong>Physio</strong>therapy an der Donau­Universität Krems. Am 9. Mai wurde ihnen<br />

der Titel „Master of Science“ (MSc) verliehen.<br />

In diesem Sinne „bringt die Akademisierung<br />

mehr Evidenz in der <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong>,<br />

fördert die interdisziplinäre Ar<strong>bei</strong>t und<br />

dient damit dem Wohl unserer KlientInnen“,<br />

resümierte <strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong>-Präsidentin<br />

Silvia Mériaux-Kratochvila.<br />

Bei aller Wissenschaftlichkeit profitierte<br />

der Master-lehrgang aber auch von der<br />

bunten Zusammensetzung der TeilnehmerInnen.<br />

VertreterInnen unterschiedlicher<br />

manualtherapeutischer linien, ganz junge<br />

und ältere <strong>Physio</strong>therapeutInnen mit<br />

unglaublich viel Erfahrung, sowie die unterschiedliche<br />

Herkunft der TeilnehmerInnen<br />

zwischen Norddeutschland über Wien bis<br />

graz sorgten für zwischenmenschliche<br />

Würze und jede Menge fachlichen und<br />

sonstigen Diskussionsstoff. „oft haben wir<br />

noch <strong>bei</strong> einem Heurigen weitergear<strong>bei</strong>tet<br />

– auch wenn mir das eine Frau nicht geglaubt<br />

hat“, erzähle Absolvent Konstantin<br />

Beinert schmunzelnd.<br />

Er und seine KollegInnen – eine der TeilnehmerInnen<br />

wurde wenige Tage vor der<br />

FoTo: DoNAu-uNIVErSITÄT KrEMS<br />

Die drei besten Master­Ar<strong>bei</strong>ten<br />

Eine fünfköpfige hochkarätige Jury wählte im<br />

Auftrag von <strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> die drei besten<br />

Ar<strong>bei</strong>ten des Masterlehrgangs Musculoskeletal<br />

<strong>Physio</strong>therapy. <strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong>-Präsidentin Silvia<br />

Mériaux-Kratochvila übergab die Auszeichnung.<br />

Die prämierten Ar<strong>bei</strong>ten sind:<br />

Sven Albenberger: Welchen Einfluss hat<br />

die Behandlung der Brustwirbelsäule auf die<br />

rehabilitation <strong>bei</strong> peripheren Verletzungen?<br />

Eine randomisiert kontrollierte Studie <strong>bei</strong><br />

Patienten nach vorderer Kreuzbandoperation.<br />

Gernot Pirkmann: Akzessorische zentrale<br />

posterioanteriore Bewegung auf C2. Inter/Intra<br />

– untersucher – reliabilität der Dokumentation<br />

des Widerstandsverhaltens mittels Bewegungsdiagramm.<br />

Ein Vergleich zwischen erfahrenen<br />

<strong>Physio</strong>therapeutInnen und StudentInnen der<br />

<strong><strong>Physio</strong>therapie</strong>.<br />

Martin Thiel und Michael Richter: Besteht ein<br />

Zusammenhang zwischen der Wirbelsäulenaufrichtung<br />

und der Manipulation einer einseitigen<br />

ISg / SIg Dysfunktion?<br />

Titel-Verleihung Mutter – könnten auch als<br />

besondere StudentInnen in die Annalen<br />

der <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong>-Ausbildung eingehen:<br />

„Wahrscheinlich war es auch der letzte<br />

Kurs“ an dem Prof. Freddy Kaltenborn<br />

– einer der maßgeblichen Pioniere der<br />

manuellen Therapie – „aktiv als lehrender<br />

teilgenommen hat“, bedauert gattermeier.<br />

otto Havelka<br />

Jubelstimmung an der<br />

Donau­Uni Krems: 17<br />

<strong>Physio</strong>therapeutInnen<br />

absolvierten erfolgreich<br />

das erste Master­Studium<br />

in Musculoskeletal<br />

<strong>Physio</strong>therapy.<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> inform Juni 2009 15


Der jährliche Kongress der Europäischen<br />

Palliativgesellschaft zählt<br />

zweifellos zu den medizinischen<br />

Großereignissen. umso bemerkenswerter<br />

ist, dass es in diesem Forum heuer<br />

erstmals am 7. Mai ein <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong><br />

Premeeting gab. Der leiter der Fachgruppe<br />

„Palliative Care und Hospizwesen“<br />

von <strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong>, rainer Simader: „Der<br />

physiotherapeutischen Behandlung und<br />

Begleitung von PatientInnen und deren<br />

mit betroffenen Angehörigen wird international<br />

ein hoher Stellenwert eingeräumt.“<br />

Am Programm des mit rund hundert TeilnehmerInnen<br />

gut besuchten Premeetings<br />

standen z.B. folgende Vorträge:<br />

• <strong>Physio</strong>therapeutische Symptomkontrolle<br />

in der Palliativmedizin (Atemnot &<br />

Angst, Schmerzmanagement, Ödem)<br />

Wissenschaft und Forschung „<strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> in Palliative Care“<br />

Ein Meilenstein in der<br />

Palliativ-Betreuung<br />

Von 7. bis 10. Mai dieses Jahres fand im <strong>Austria</strong> Center in Wien der<br />

11. euro päische Palliativkongress statt. Erstmals gab es im Rahmen dieses<br />

internationalen Kongresses ein „<strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> Premeeting: <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong><br />

in Palliative Care“, das von der <strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong>­Fachgruppe „Palliative<br />

Care und Hospiz wesen“ organisiert wurde.<br />

• Autonomie und Selbstständigkeit in<br />

der palliativen <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong><br />

• Körperliches Training in der Palliativmedizin<br />

• Aus­ und Weiterbildung für <strong>Physio</strong>therapeut/innen<br />

in Palliative Care<br />

Darüber hinaus gab es ein round Table<br />

„Der richtige Zeitpunkt für physiotherapeutische<br />

Interventionen in der Palliativmedizin.<br />

Wann ist es zu spät oder gibt es<br />

kein ›zu spät‹?“<br />

Als besonderes Highlight konnte Jenny<br />

Taylor als referentin gewonnen werden.<br />

Sie ist leitende <strong>Physio</strong>therapeutin im<br />

londoner St. Christopher’s Hospice, dem<br />

ersten Hospiz der Welt und hat persönlich<br />

mit der Begründerin des modernen<br />

Hospizwesens, Dame Cicely Saunders<br />

zusammengear<strong>bei</strong>tet.<br />

In ihrem Vortrag beschäftigte sich Taylor<br />

mit der Atemnot, die rund 70 Prozent der<br />

Palliativ-PatientInnen zu schaffen macht<br />

und eine reihe von Problemen nach sich<br />

zieht. Sie führt zu (noch mehr) verminderter<br />

Aktivität der Betroffenen und sie<br />

löst Angst und Panik aus: Angst nicht<br />

mehr atmen zu können, im Schlaf auf das<br />

Atmen zu „vergessen“, usw. Atemnot ist<br />

ein existenzielles Problem.<br />

Die beste Behandlung, so Taylor, sei ein<br />

gut abgestimmtes Zusammenspiel von medikamentöser<br />

und physiotherapeutischer<br />

Intervention. Eine entscheidende rolle<br />

spielen aber auch psychologische Faktoren.<br />

Vielen PatientInnen hilft es, „wenn ich<br />

ihnen die Anatomie erkläre und dass Panik<br />

eine normale reaktion ist“. So hat Taylor<br />

die Aufforderung „tief luft zu holen“ aus<br />

ihrem Wortschatz gestrichen: „Ich sage den<br />

PatientInnen, sie sollen ausatmen. Wenn<br />

sie dann automatisch nach luft schnappen,<br />

merken sie, dass sie automatisch atmen“.<br />

Ein Premeeting mit Folgen<br />

Der souveräne organisator und Moderator<br />

der Veranstaltung, rainer Simader, erntete<br />

lob von allen Seiten:<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> inform Juni 2009 16<br />

FoTo: oTTo HAVElKA


<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong>­Präsidentin<br />

Silvia Mériaux­<br />

Kratochvila (3. v. l.)<br />

und Organisator Rainer<br />

Simader (5. v. l.) mit<br />

den ReferetInnen. Unter<br />

ihnen auch „Stargast“<br />

Jenny Taylor (4. v. r.).<br />

Von „Aufbruchstimmung“ war unter den<br />

TeilnehmerInnen die rede, und dass<br />

die <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> endlich den Platz im<br />

Palliativ- und Hospizwesen bekommen<br />

habe, den sie einnehmen soll. Auch <strong>bei</strong>m<br />

am nächsten Tag folgenden „Meet the<br />

expert“, <strong>bei</strong> dem Taylor, Simader und der<br />

deutsche Pionier in Sachen <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong><br />

in der Palliativ-Versorgung, Peter<br />

Nieland mit rund 50 ExpertInnen (hauptsächlich<br />

ÄrztInnen) konferierten, gab es<br />

viel Anerkennung.<br />

Was <strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong>-Präsidentin, Silvia<br />

Mériaux-Kratochvila, in ihrer Begrüßungsrede<br />

noch als Wunsch formulierte –<br />

„diese Premeeting könnte der Beginn<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> ist seit geraumer<br />

Zeit mit dem Problem konfrontiert,<br />

dass Weiterbildungsangebote zur Veröffentlichung<br />

in den Medien von <strong>Physio</strong><br />

<strong>Austria</strong> eingereicht werden, die entweder<br />

nicht den Ausschreibungskriterien<br />

entsprechen oder in den Ausschreibungstexten<br />

rahmenbedingungen angekündigt<br />

werden, die nicht der realität entsprechen.<br />

So kommt es immer wieder vor,<br />

dass <strong>Physio</strong>therapeutInnen, die sich für<br />

einen Kurs angemeldet haben, der in den<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> Medien als „ausschließlich<br />

für <strong>Physio</strong>therapeutInnen“ angekündigt<br />

war, sich dann auch TeilnehmerInnen<br />

gegenüber finden, die keinen physiotherapeutischen<br />

oder einen wesentlich anderen<br />

beruflichen Hintergrund mitbringen. Infolge<br />

wird auf grund von hoch heterogenen<br />

Voraussetzungen die von den Kolleginnen<br />

Wissenschaft und Forschung „<strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> in Palliative Care“<br />

einer europäischen Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />

sein“ – wurde am Ende des Kongresses<br />

Wirklichkeit: Es wurde die gründung einer<br />

europäischen Ar<strong>bei</strong>tgruppe „Palliative<br />

Care“ vereinbart.<br />

Informationen zum Kongress findet man<br />

auf der Kongresshomepage http://www.<br />

eapcnet.org/Vienna2009/index.html<br />

Ein Abstract-Booklet zum Premeeting<br />

„<strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> in Palliative Care“ kann<br />

Zwischen Informationspflicht<br />

und Qualitäts bewusstsein<br />

Veröffentlichung von Weiter bildungsveranstaltungen<br />

in den Medien von <strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong><br />

FoTo: oTTo HAVElKA<br />

und Kollegen erwartete fundierte physiotherapeutische<br />

Auseinandersetzung mit<br />

den Weiterbildungsinhalten wesentlich behindert.<br />

Dies entspricht nicht den Qualitätskriterien<br />

von <strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> für die<br />

Abhaltung von Kursen, die als zentrales<br />

Qualitätsmerkmal eine klare und verbindliche<br />

Inhaltsbeschreibung einschließlich<br />

lernvoraussetzungen sowie berufliche<br />

Vorbildung vorsehen. und diese stellen<br />

auch die grundlage für die Konzeption des<br />

Weiterbildungsangebotes dar.<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> garantiert Weiterbildungsangebote<br />

für <strong>Physio</strong>therapeutInnen<br />

auf hohem Niveau<br />

Ab Herbst 2009 erfolgen inhaltliche<br />

Informationen nur mehr zu <strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong><br />

Weiterbildungsveranstaltungen.<br />

entweder im <strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> Verbandsbüro<br />

als Broschüre angefordert oder auf der<br />

Homepage von <strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> http://<br />

www.physioaustria.at als PDF heruntergeladen<br />

werden.<br />

otto Havelka<br />

Vor dem Hintergrund, dass es <strong>Physio</strong><br />

<strong>Austria</strong> nicht möglich ist für die Bildungsangebote<br />

externer Anbieter zu garantieren,<br />

fasste das Präsidium in Abstimmung<br />

mit dem Beirat von <strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong>, dem<br />

sämtliche landesverbände, der Bundesfreiberuflichenvertreter,<br />

sowie VertreterInnen<br />

der Fachgruppen, Ar<strong>bei</strong>tsgemeinschaften<br />

und Zweigvereine von <strong>Physio</strong><br />

<strong>Austria</strong> angehören den einstimmigen<br />

Beschluss allen interessierten Weiterbildungsveranstaltern<br />

anzubieten zukünftig<br />

ihre Weiterbildungseinrichtung in Form<br />

von Image-Inseraten vorzustellen und auf<br />

ihr Bildungsprogramm hinzuweisen.<br />

Einzelne Bildungsangebote anderer<br />

Weiter bildungsanbieter werden ab Herbst<br />

2009 nicht mehr detailliert in den <strong>Physio</strong><br />

<strong>Austria</strong> Medien veröffentlicht.<br />

Durch die Information über die Bezugsquellen<br />

für Weiterbildungsangebote<br />

anderer Anbieter wird jedenfalls auch<br />

weiterhin gewährleistet sein, dass sich<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> Mitglieder jederzeit einen<br />

umfassenden Überblick über die Weiterbildungslandschaft<br />

machen können.<br />

Mag. Stefan Moritz, MSc<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> inform Juni 2009 17


Verbesserung der<br />

therapeutischen<br />

Beziehung durch<br />

Wahrnehmungsschulung<br />

Empathiefähigkeit ist eine Grundlage der TherapeutInnen­PatientInnen­<br />

Beziehung. Therapie ist zuallererst Beziehungstherapie. Empathie drückt<br />

sich <strong>bei</strong> der Wahrnehmung der PatientInnen aus. Es geht darum, wachsam<br />

und aufmerksam hinzuhören, wohin und wie die PatientInnen ihren<br />

Weg beschreiten wollen. Dies geschieht zuallererst durch eine uneingeschränkte<br />

Offenheit für alles Neue, Andere, Fremde, Sympathische aber<br />

auch Unangenehme. Es ist ein Sich­Einlassen und Berühren­Lassen.<br />

Es ist dies ein Mitfühlen, nicht Mitleiden. Aber ohne ein Sich­Einlassen<br />

ist keine tragende Beziehung möglich.<br />

Versuchsraum an der Universität<br />

Witten­Herdecke im<br />

Institut für Elektropathologie<br />

und Umweltmedizin (ZEPU)<br />

während der Messung einer<br />

Ergosoma­Anwendung mit<br />

der verwendeten Messtechnik<br />

SomnoScreen.<br />

Wissenschaft und Forschung Empathie<br />

Die Voraussetzungen für die Fähigkeit<br />

zur Empathie sind u.a. eine<br />

ethische grundeinstellung des/der TherapeutIn<br />

und die Fähigkeit, sich emotional<br />

„berühren“ zu lassen und die Qualität<br />

einer Beziehung wahrzunehmen. Es stellt<br />

sich die Frage, wodurch die Qualität einer<br />

Therapie gesteigert werden kann. Ausschlaggebend<br />

sind allgemeine psychische<br />

Stabilität und gesunde Selbstsicherheit,<br />

reflexionsfähigkeit, geselligkeit (auch<br />

Humor), mentale gelassenheit und die<br />

Fähig keit zur Selbstkritik. Für TherapeutInnen<br />

ist im Praxisalltag für einen<br />

eigenen mental ruhigen und zentrierten<br />

gemütszustand, d.h. für entspannte und<br />

zugleich fokussierende Wachheit und<br />

Achtsamkeit zu sorgen.<br />

Wenn TherapeutInnen auf ihre Wahrnehmung<br />

achten, können sie ihre subjektiven<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> inform Juni 2009 18<br />

FoTo: MArKuS KÖHl


Erfahrungen erkennen, die in eine phänomenologisch<br />

geprägte Therapie einfließen.<br />

Es ist der Weg, <strong>bei</strong> dem sie zum Schauen<br />

in einem Mentalitätszustand angeregt<br />

werden, zu dem es eine offene, neutrale<br />

Haltung braucht, um sich unabhängig<br />

von eigener, geprägter oder vorgefasster<br />

Wertung, den PatientInnen zu begegnen<br />

und sie zu sehen. Das objektive, fachspezifische,<br />

therapeutische Wissen kann<br />

mit der subjektiven Erfahrung zu einer<br />

neuen objek tivität geführt werden. Da<strong>bei</strong><br />

handelt es sich nicht um eine separate,<br />

alternative Erfahrung, sondern um eine<br />

Integration des Subjektiven in der Wahrnehmung<br />

als Ergänzung zu einer sinnvollen,<br />

umfassenden Therapie.<br />

Die Forschung stellt den Wert und die<br />

Bedeutung der körperlichen und mentalen<br />

ruhe für eine Ar<strong>bei</strong>t mit sensibler Wahrnehmung,<br />

wie <strong>bei</strong>spielsweise den Tastsinn<br />

von TherapeutInnen, heraus. Bei aller Validierung,<br />

Standardisierung und Qualitätsprüfungen<br />

der Methoden ist auch heute<br />

eine Be-Handlung in der <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong><br />

nach wie vor eine phänomenologisch<br />

geprägte, dem Körper des/der PatientIn<br />

nachspürende Behandlungskunst. Eine<br />

geschulte, differenzierte Wahrnehmungsfähigkeit<br />

unterstützt das TherapeutInnen-<br />

PatientInnen-Verhältnis, fördert dessen<br />

Effektivität und führt zu einem verstärkten<br />

Einfühlungsvermögen der TherapeutInnen.<br />

Die PatientInnen kann dadurch ganzheitlicher,<br />

also umfangreicher erfasst und<br />

behandelt werden. In den Wahrnehmungsfähigkeiten<br />

und der Aufmerksamkeitsausrichtung<br />

der TherapeutInnen liegt eine<br />

ressource für die Qualität der Therapie.<br />

Hier setzt eine Forschungsar<strong>bei</strong>t an,<br />

die untersucht, wie die Aufmerksamkeit<br />

erhöht werden kann und wie sich diese auf<br />

körperliche und geistige Funktionen der<br />

TherapeutInnen auswirkt. Die Forschungsar<strong>bei</strong>t<br />

mit dem Titel „Erforschung der<br />

Veränderung der Wahrnehmungsqualität<br />

und der Entspannung durch den Einfluss<br />

der physiotherapeutischen Maßnahme<br />

Ergosomamethode und die Bedeutung<br />

eines cerebralen, mentalen und vegetativen<br />

gleichgewichts.“ <strong>bei</strong> Prof. Dr. med.<br />

Eduard David und Markus Köhl am Institut<br />

für Elektropathologie und umweltmedizin<br />

(ZEPu) der universität Witten-Herdecke<br />

zeigt, dass vegetative Entspannung<br />

und kortiko-kortikale globale Kohärenz<br />

(Vernetzungseigenschaft im Kortex) die<br />

Wahrnehmungsfähigkeit der Probanden<br />

Wissenschaft und Forschung Empathie<br />

fördert und bewusstseinserweiternd<br />

wirkt. Diese bewusstseinserweiternden<br />

Zustände fördern die Empathiefähigkeit<br />

der TherapeutInnen. In dieser aktuellen<br />

Forschungsar<strong>bei</strong>t wird die Veränderung der<br />

Wahrnehmungsqualität unter dem Einfluss<br />

der Entspannung untersucht. Dazu wurde<br />

exemplarisch die komplementär-therapeutische<br />

Maßnahme Ergosoma angewendet.<br />

um die Wahrnehmungsfähigkeit zu testen,<br />

wurde die Betrachtung der Tafeln von<br />

Chartres eingesetzt und das Ergebnis der<br />

Wahrnehmungsleistung mit einer Wahrnehmungsqualität<br />

bewertet. Die Tafeln von<br />

Chartres sind ein Doppelbild, wie es häufig<br />

in der Neurowissenschaft verwendet wird,<br />

um einen binokularen Streit auszulösen.<br />

Messapparatur für<br />

den Versuch an der<br />

Universität Witten­<br />

Herdecke.<br />

Der Entspannungsprozess wurde anhand<br />

der Messungen des Vegetativ-Portrait<br />

durch die Parameter wie EKg, Hautwiderstand,<br />

Atmung, Sympathikus-Vagus-Aktivität<br />

oder EEg untersucht. Kortiko-kortikal<br />

konnte eine Zunahme der kohärenten<br />

Momente bis zu 85 Prozent festgestellt<br />

werden. Neue Wahrnehmungsmöglichkeiten<br />

des sensorischen Empfindens und<br />

des visuellen Schauens während eines<br />

Entspannungszustandes ließen sich<br />

messtechnisch aufzeichnen. Die Anzahl<br />

der wahrgenommenen Phänomene im<br />

Wahrnehmungsversuch nehmen zu, wenn<br />

ein entspannter Wachzustand vorliegt. »<br />

QuEllE: MArKuS KÖHl<br />

FoTo: MArKuS KÖHl<br />

Ansicht der integrierten<br />

und miniaturisierten Messapparatur<br />

„Somno Screen“<br />

der Fa. SOMNOmedics, zu<br />

sehen etwa über dem unteren<br />

Brust<strong>bei</strong>n sowie den übrigen<br />

Messfühlern (EEG mit Verteilerkasten<br />

an der Schulter,<br />

EKG­Elektroden verborgen<br />

unter der Brustbekleidung,<br />

Brust­ und Bauchatmungssensor<br />

( Thorax, Abdomen),<br />

gleichzeitig Haltegurt,<br />

Muskeltonussensor am<br />

Oberschenkel, Messfühler<br />

für die Kontraktion.<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> inform Juni 2009 19


Entspannung führt zu einer Erweiterung<br />

der Wahrnehmungsmöglichkeiten. Eine<br />

entspannte mentale grundhaltung, die<br />

Vor aus setzung für Empathie ist, zeigt<br />

sich an der spezifischen Zusammensetzung<br />

des Wellenspektrums im EEg. Das<br />

Besondere <strong>bei</strong> vertiefter Wahrnehmung ist<br />

die auffällige Kombination von schnellen<br />

Betawellen für die Vigilanz in Kombination<br />

mit hohen Anteilen an langsameren<br />

Alpha- und Thetawellen für die Empfindungsfähigkeit.<br />

Eine solche Verteilung der<br />

Wellenspektren ist für ein Bewusstsein<br />

konzentrierter und zugleich entspannter,<br />

offener Aufmerksamkeit und kritischer<br />

Beobachtungsgabe charakteristisch.<br />

Üblicherweise tritt <strong>bei</strong> konzentrierter,<br />

fokussierter Betrachtung ein dominantes<br />

Betaspektrum auf und die Anteile der<br />

Alpha-Wellen nehmen stark ab. Der/die<br />

TherapeutIn ist in diesem Zustand ein<br />

kritischer Beobachter mit großer offenheit<br />

und Neutralität. Er/Sie ist körperlich<br />

entspannt aber gleichzeitig hellwach.<br />

Markus Köhl<br />

Wissenschaft und Forschung Empathie<br />

1<br />

Position des cerebralen Mittelwertes<br />

der cortiko­cortikalen globalen Kohärenz<br />

aller 33 Probanden in den vier<br />

Messphasen vor Ergosoma (1), während<br />

der Ergosoma­Anwendung (2), nach<br />

Ergosoma (3) und während des Wahrnehmungsversuches<br />

(4). Die <strong>bei</strong>den<br />

Kurven zeigen die Probanden mit sehr<br />

guter und guter Wahrnehmungsqualität<br />

(WQ1­2) und mit niedriger Wahrnehmungsqualität<br />

(WQ3­4). Die Wahrnehmungsfähigkeit<br />

nimmt <strong>bei</strong> höherer<br />

globaler Kohärenz, dies bedeutet verstärkte<br />

Vernetzung, im Cortex zu.<br />

2<br />

QuEllE: MArKuS KÖHl QuEllE: MArKuS KÖHl, grAFIK: MArKuS HÖrl<br />

Markus Köhl<br />

Promotionsassistent universität Witten-<br />

Herdecke, wissenschaftlicher Mitar<strong>bei</strong>ter,<br />

ZEPu-gmbH, Zentrum für Elektropathologie<br />

und umweltmedizin<br />

Studierte Kunst-, literatur, Medienwissenschaften<br />

und ging in die medizinische<br />

Forschung, um die erweiterte Wahrnehmung<br />

zu untersuchen.<br />

Neben der wissenschaftlichen Ar<strong>bei</strong>t an der<br />

universität Witten-Herdecke ar<strong>bei</strong>tet er für<br />

die internationale ostseeplattform Baltic<br />

Sea Forum, ist mitverantwortlich für das<br />

Atelier- und Kursprogramm des galerie- und<br />

Künstlerhauses Spiekeroog.<br />

Mitar<strong>bei</strong>t in der S.E.r. Foundation (Einbringen<br />

von Impulsen der Wahrnehmung in die<br />

uN-global reconciliation)<br />

FFT­Gesamtspektrum der EEG­Rohdaten auf<br />

der okzipitalen Ebene über den gesamten<br />

Versuch mit den vier Messphasen hinweg.<br />

Die FFT­Aufzeichnung zeigt deutlich den<br />

steigenden prozentualen Anteil der langsamen<br />

Delta­, Theta­ und Alphafrequenzen am<br />

Gesamtspektrum während der Entspannungsphase<br />

1 und dem zunehmenden Alpha­Anteil<br />

während des Wahrnehmungsversuches 2.<br />

Die Frequenzverteilung steht insgesamt für<br />

eine tiefe Entspannung und einen entspannten<br />

Wachzustand mit hoher Beobachtungsfähigkeit<br />

während der Wahrnehmungsphase.<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> inform Juni 2009 20<br />

FoTo: PrIVAT


Verteilung des vegetativen Mittel wertes der<br />

Herzfrequenz im Verlauf der vier Messphasen<br />

vor Ergosom, während Ergosom, nach Ergosom<br />

und während des Wahrnemungsversuche<br />

in Bezug zur Wahrnehmungsfähigkeit der<br />

Probanden mit sehr guter (WQ1), guter (WQ2)<br />

und niedrigerer (WQ3­4) Wahrnehmungsqualität<br />

aller 33 Vpn. in den vier Messphasen s.<br />

Wahrnehmungsqualität<br />

Parietale Aktivierung im Cortex eines Probanden<br />

mit sehr guter Wahrnehmungsfähigkeit<br />

während des Wahrnehmungsversuches. Die<br />

Konzentration der Aktivität im Vertex steht<br />

für einen intensiven Wahrnehmungseindruck.<br />

Zum einen existiert ein Rindenfeld für die<br />

somatosensorische Empfindung und als eine<br />

zweite funktionelle Einheit im Parietal lappen<br />

ist mit der Integration von visuellen und<br />

somato sensorischen Reizen beschäftigt.<br />

Wissenschaft und Forschung Empathie<br />

QuEllE: MArKuS KÖHl, grAFIK: MArKuS HÖrl<br />

QuEllE: MArKuS KÖHl<br />

Die Methode „Ergosoma“<br />

Die Ergosoma­Methode ist eine komplementär­therapeutische Methode<br />

und Teil der Selbstkraftquelle­Methode nach R.V. Tajon, die ihre<br />

Wurzeln in den traditionellen Heilmethoden des alten Asiens hat. Die<br />

Methode wird auf körperlicher und geistiger Ebene eingesetzt und<br />

fördert mit dem salutogenetischen Einsatz einen Stabilisierungs­ und<br />

Regenerationsprozess.<br />

Durch eine Stärkung der körperlichen und<br />

geistigen Funktion wird ein Bewusstseinsprozess<br />

gefördert. Der Weg der Selbsterkenntnis<br />

kann durch das gestärkte<br />

System des Individuums als resonanzschleife<br />

in einem wirken und auch die<br />

resonanz mit der umwelt verändern, so<br />

dass es zum Einklang mit sich selbst,<br />

der Natur und den Mitmenschen führen<br />

kann. Ergosoma ist in seiner Anwendung<br />

phänomenologisch ausgerichtet, d.h. die<br />

subjektive Wahrnehmung der Klienten<br />

und der Ergosomapraktiker fließt in die<br />

Behandlung ein.<br />

Ergosoma ist eine Behandlungsform,<br />

die seit einigen Jahren in Deutschland,<br />

Schweiz und Österreich ausgebildet, in<br />

verschiedenen therapeutischen Berufsgruppen<br />

(<strong><strong>Physio</strong>therapie</strong>, Kranken- und<br />

Altenpflege, Psychotherapie, Heilpraktiker,<br />

Schmerztherapie, Palliativmedizin, Hospizar<strong>bei</strong>t,<br />

Kurbetrieb, u.a.) angewendet wird.<br />

Jeder Mensch hat ein angeborenes<br />

Vermögen zur Selbstheilung, Selbstregulierung<br />

und regeneration, was in dieser<br />

Methode als gesunder, innerer Kern bzw.<br />

Quelle bezeichnet wird. Von hier aus kommen<br />

alle integrierenden, regulierenden<br />

und vitalen Impulse des Menschen. Daraus<br />

ergibt sich der Ansatz, alle Funktionen<br />

und Aspekte im Menschen zu fördern, in<br />

ihrer Wirkung zu unterstützen und deren<br />

Vernetzung anzuregen. Daraus folgt, dass<br />

sich dieser Ansatz an der Salutogenese<br />

orientiert und nicht am Defizit.<br />

ErgosomapraktikerInnen benötigen und<br />

entwickeln weiterhin ein fein ausgeprägtes<br />

Palpationsvermögen. Der/Die BehandlerIn<br />

ertastet und erspürt feinste Spannungen,<br />

Festigkeiten, Beweglichkeiten,<br />

rhythmische Bewegungen (wie Pulsation,<br />

Ausdehnung und Kontraktion), thermische<br />

und energetische Phänomene.<br />

Ergosoma benutzt einen methodischen<br />

Anwendungsaufbau. In der Beurteilung<br />

dieser Phänomene und Befunde orientieren<br />

sich ErgosomabehandlerInnen immer<br />

am jeweiligen, wahrgenommenen Vitalitätsgrad<br />

des gewebes und der energetischen<br />

Kraftzentren.<br />

Die angewendeten Einflüsse bestehen<br />

aus zugewandter, neutraler, horchender<br />

Aufmerksamkeit und tastenden Berührungen<br />

unterschiedlicher adäquater Intensität<br />

(z.B. Halten, Drücken, Traktion, sowie<br />

kreisende und lineare Massagestreichungen).<br />

Der/Die KlientIn reagiert phänomenologisch<br />

betrachtet mit individuellen<br />

reaktionen wie Veränderung der Körperspannung<br />

(Anspannung, Entspannung),<br />

Änderung des Atemrhythmus in Frequenz<br />

und Tiefe, Änderung der Pulsfrequenz und<br />

Intensität, Änderung der Augenbewegungen<br />

(z.B. rEM), Änderung der lokalen oder<br />

großflächigen thermischen Ausstrahlung<br />

und Hautdurchblutung, Änderungen des<br />

Wachheitszustandes und der momentanen<br />

Aufmerksamkeit, des Muskeltonus,<br />

u.v.a.m.<br />

Diese unterschiedlichen Phänomene können<br />

sowohl von ErgosomabehandlerInnen<br />

als auch von PatientInnen wahrgenommen<br />

werden, worauf die BehandlerInnen wie<br />

oben beschrieben, begleitend reagieren<br />

können.<br />

Ergosoma <strong>bei</strong>nhaltet sowohl eine umfangreiche<br />

Behandlungsmethodik für TherapeutInnen,<br />

als auch ein Übungsprogramm<br />

zur Förderung der Selbstwahrnehmung für<br />

PatientInnen.<br />

Die Ergosoma-Methode wird in der<br />

Forschungs ar<strong>bei</strong>t an der universität<br />

Witten-Herdecke als Maßnahme zur<br />

Förderung eines Entspannungszustandes<br />

eingesetzt. Entspannung ist eine natürliche<br />

Möglichkeit des Körpers zwischen<br />

erhöhter und verminderter Aktivität zu<br />

wechseln, wie zwischen Aktiv und Passiv,<br />

zwischen Anspannung und lockerung,<br />

Zusammen ziehen und lösung, Systole<br />

und Diastole, Einatmen und Ausatmen.<br />

Das Vermögen einer dynamischen Balance<br />

zwischen Anspannung und Entspannungsphase<br />

führt dazu, auf reize von<br />

innen und außen angepasster mit mehr<br />

Flexibilität reagieren zu können. Hier liegt<br />

die Verbindung der Entspannung durch<br />

Ergosoma und veränderten Wahrnehmungsqualitäten.<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> inform Juni 2009 21


Schätzungsweise zehn bis fünfzehn<br />

Prozent aller Kinder und Jugendlichen<br />

in Österreich brauchen in ihrer<br />

Entwicklung zumindest zeitweise eine<br />

therapeutische Behandlung. Im Wesentlichen<br />

geht es da<strong>bei</strong> um <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong>,<br />

Ergotherapie, logopädische Therapie und<br />

Psychotherapie.<br />

Bei ambulanten Therapien werden<br />

von den Krankenkassen aber meist nur<br />

teilweise Kostenrefundierungen geleistet.<br />

Den größeren Teil der Kosten müssen<br />

Eltern als Eigenleistung zuschießen. Das<br />

führe dazu, kritisierte die ÖgKJ <strong>bei</strong> einer<br />

Pressekonferenz am 5. Mai, „dass sich<br />

viele Familien die für die weitere Entwicklung<br />

und die lebenslangen Chancen ihrer<br />

Gesundheitspolitik Kinder ohne Therapien<br />

„Das ist wie eine<br />

Kindesmisshandlung“<br />

In der Steiermark klagen <strong>Physio</strong>therapeutInnen, dass immer weniger<br />

Therapien für Kinder bewilligt werden. In Tirol haben sich LogopädInnen,<br />

Ergo­ und <strong>Physio</strong>therapeutInnen zusammengetan, um <strong>bei</strong> der Landesregierung<br />

für therapiebedürftige Kinder zu intervenieren. Und die Österreichische<br />

Gesellschaft für Kinder­ und Jugendheilkunde (ÖGKJ) forderte<br />

kürzlich generelle Kostenfreiheit für Therapien für Kinder.<br />

Therapiekosten­Verteilung für Kinderbehandlung<br />

Beträge in Euro pro Stunde, gerundet<br />

Kinder und Jugendlichen notwendigen<br />

Therapien nicht leisten oder oft nicht<br />

leisten können“.<br />

Kostenfreie Behandlungsangebote in<br />

Institutionen gibt es nur wenige, weiß<br />

Kinderarzt und Mitglied des organisationskomitees<br />

„Politische Kindermedizin“,<br />

Dr. rudolf Püspök. Aufnahmestopps und<br />

monatelange Wartezeiten sind dort daher<br />

die regel. In ländlichen gebieten sei es<br />

überhaupt schwierig, Therapiemöglichkeiten<br />

zu finden, und <strong>bei</strong> niedergelassenen<br />

TherapeutInnen gibt es auch nur selten<br />

die Möglichkeit einer Direktverrechnung<br />

mit der Krankenkasse. und selbst wenn<br />

die jeweilige Krankenkasse die Therapiebewilligung<br />

erteilt – was oft mehr als<br />

Kosten refundierung durch<br />

Krankenkassen<br />

Eigenleistung<br />

der Eltern<br />

<strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> 65 – 75 22 – 40 25 – 53<br />

loopädie 65 – 75 30 – 50 15 – 45<br />

Ergotherapie 60 – 70 17 – 40 20 – 53<br />

Psychotherapie 65 – 100 22 43 – 78<br />

schwierig ist – „verbleibt den Eltern dann<br />

eine Eigenleistung von 30 bis 45 Euro pro<br />

Therapiestunde“, so Püspök. Bei 30 bis<br />

40 Therapiestunden pro Jahr (und mehr,<br />

wenn verschiedene Therapien benötigt<br />

werden) läppert sich das ganz schön<br />

zusammen.<br />

„Im Durchschnitt“, rechnet Püspök vor,<br />

betragen die jährlichen Kosten für <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong>,<br />

Ergotherapie und logopädie für<br />

Kinder in Österreich rund 60 Mio. Euro.<br />

Zieht man die derzeitigen leistungen der<br />

Krankenkassen ab, verbleiben 25 – 30<br />

Mio. Euro, die die Kassen <strong>bei</strong> genereller<br />

Kostenfreiheit der Therapien drauf legen<br />

müssten. rund doppelt so hoch wären<br />

die Mehrkosten für Psychotherapie. –<br />

In Summe würde die Kostenfreiheit von<br />

Kindertherapien die Krankenkassen daher<br />

mit 75 – 90 Mio. Euro belasten.<br />

In relation zu den gesamten gesundheitsausgaben<br />

in Österreich sind diese<br />

Beträge nicht einmal Peanuts, haben aber<br />

schwer wiegende Folgen: „unterbleibt<br />

eine therapeutische unterstützung, kann<br />

dies zu einer dramatischen Verschlechterung<br />

der Entwicklungsmöglichkeiten führen“,<br />

warnt Püspök. und dramatisch kann<br />

die Spar-gesinnung auch für die Krankenkassen<br />

enden. Denn „in weiterer linie<br />

führt dies zu lebenslangen Folgekosten für<br />

die gesellschaft durch später notwendige<br />

langfristige Therapien oder durch einen<br />

geringeren grad der Selbstversorgung<br />

oder Erwerbsfähigkeit“, resümiert Püspök.<br />

Schauplatz Steiermark<br />

Während die Pädiater Kostenfreiheit für<br />

Kindertherapien fordern, haben die steirische<br />

gebietskrankenkasse und die Sozialversicherungsanstalt<br />

der Bauern den<br />

geldhahn völlig zugedreht. Seit gut einem<br />

halben Jahr werden (ärztlich verordnete)<br />

physiotherapeutische Behandlungen für<br />

Kinder sowie für geriatrische PatientInnen<br />

ab Pflegestufe 4 abgelehnt. Begründung:<br />

Es sei keine wesentliche Besserung oder<br />

Heilung zu erwarten.<br />

Nun sieht der <strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> landesverband<br />

in der grünen Mark rot: Vor<br />

mehr als zwei Monaten wandte sich der<br />

lV Steier mark mit dieser Problematik in<br />

einem Schreiben an die landesregierung<br />

und wies darauf hin, dass rechtlich eine<br />

Krankenbehandlung eindeutig „nicht nur<br />

die Heilung oder Besserung, sondern<br />

ebenso die Stabilisierung und Verhinderung<br />

der ohne die Behandlung eintretenden<br />

Verschlechterungen des gesundheitszustandes“<br />

zum Ziel haben kann<br />

und Krankenbehandlungen generell allen<br />

PatientInnen in gleicher Weise zustehen.<br />

unabhängig von der an Menschenverachtung<br />

grenzenden Therapieverweigerung,<br />

ist diese auch wirtschaftlich<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> inform Juni 2009 22


ein Eigentor. gerade <strong>bei</strong> Kindern sind<br />

Folgeprobleme und –kosten wegen nicht<br />

(rechtzeitig) erfolgter Therapien meist von<br />

langer Dauer. und auch <strong>bei</strong> geriatrischen<br />

PatientInnen, die an Mobilität und Eigenständigkeit<br />

verlieren, steigen Pflegeaufwand<br />

und -kosten um ein Vielfaches.<br />

Allerdings: Im viel gerühmten steirischen<br />

Wald herrscht sprichwörtliches<br />

Schweigen. Bis dato (redaktionsschluss<br />

Mitte Mai) gab es von den zuständigen<br />

Stellen auf das Schreiben des lV Steiermark<br />

lediglich eine reaktion aus dem<br />

Sozial ressort. Tenor: Man bedaure, auf diese<br />

Probleme „keine direkte Einflussmöglichkeit“<br />

zu haben. Das gesundheitsressort<br />

hüllt sich nach wie vor in Schweigen …<br />

Schauplatz Tirol<br />

Im westlichen Tirol ist man zumindest<br />

schon ein paar Schritte weiter: Dort<br />

haben sich logopädInnen, Ergo- und<br />

<strong>Physio</strong>therapeutInnen zusammengeschlossen,<br />

um im rahmen der umsetzung<br />

des Chancengleichheitsgesetzes (ehemals<br />

rehabilitationsgesetz) bessere Bedingungen<br />

in der therapeutischen Betreuung<br />

bzw. rehabilitation von behinderten<br />

Kindern durchzusetzen – und sich auch<br />

schon zu einer ersten gesprächsrunde mit<br />

der landesregierung zusammengesetzt.<br />

Auch in Tirol wird „seit zwei bis drei<br />

Jahren in der Kinderheilkunde nur noch<br />

gestrichen, gestrichen …“, schildert die<br />

Kinderphysiotherapeutin und Vorsitzende<br />

des <strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> landesverbandes Tirol<br />

Joan Klee.<br />

Als Beweis hält Klee zahlreiche<br />

Beispiele in der Hand: Da Krankenkassen<br />

und land regelmäßig uneins sind, wer<br />

welche Kosten übernimmt, würden viele<br />

Eltern erst nach sechs bis acht Monaten<br />

Bescheid bekommen, ob und welche<br />

Therapien für ihr Kind genehmigt werden.<br />

„Medizinisch ist das nicht vertretbar“,<br />

klagt Klee. In der Praxis würden dann<br />

<strong>Physio</strong> therapien auf grund ärztlicher<br />

(meist neuropädiatrischer) Anordnungen<br />

begonnen werden, und im Nachhinein erfahren<br />

die Eltern, dass nur zwölf Behandlungen<br />

pro Jahr bewilligt werden.<br />

Fazit: Abgesehen davon, dass es im<br />

Bereich Neuropädiatrie sowieso nicht<br />

viele KollegInnen gibt, müssen diese<br />

dann fürchten, kein geld zu bekommen.<br />

Denn wer will im Nachhinein schon Eltern<br />

klagen, die selbst nichts haben …<br />

Nun hofft Klee auf das bundesweit<br />

beschlossene Chancengleichheitsgesetz,<br />

das auf landesebene umgesetzt werden<br />

soll: Wir haben jetzt einmal eine brauchbare<br />

gesprächsbasis mit der landesregierung“.<br />

otto Havelka<br />

FoTo: ÖSTErrEICHISCHE ÄrZTEKAMMEr/grEgor ZEITlEr<br />

„Nur gemeinsam können wir die<br />

schwierigen Herausforderungen bewältigen,<br />

die das sich entwickelnde<br />

Gesundheitswesen an uns stellt“,<br />

betonte Präsident der Österreichischen<br />

Ärztekammer (ÖÄK), Walter Dorner.<br />

Angesichts des steigenden Bedarfs an<br />

Dienstleistungen sei es notwendiger denn<br />

je, den gesundheitsberufen jene Anerkennung<br />

zu verschaffen, die ihnen zustehe.<br />

Die gesundheitsberufe-Konferenz<br />

versteht sich auch als Vertretung gemeinsamer<br />

Anliegen gegenüber der von der<br />

Wirtschaftskammer jüngst gegründeten<br />

Plattform gesundheitswirtschaft Österreich.<br />

Bei ihrem ersten Treffen in Wien<br />

äußerten sich Vertreterinnen und Vertreter<br />

verschiedener Berufsgruppen besorgt über<br />

den internationalen Trend zur Privatisierung<br />

und De-Professionalisierung von<br />

gesundheitsleistungen. Diesen Tendenzen<br />

gelte es geschlossen entgegen zu treten.<br />

„Als zentrale Themen für die gesundheitsberufe-Konferenz<br />

sieht <strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong>, die<br />

Auseinandersetzung mit möglichen interdisziplinären<br />

Kooperationsformen im extramuralen<br />

Bereich im Sinne einer optimalen<br />

PatientInnenbetreuung sowie die Wahrung<br />

Gesundheitspolitik Gesundheitsberufe<br />

Gesundheitsberufe gründen<br />

gemeinsame Gesundheitsberufe-Konferenz<br />

15 maßgebliche Organisationen der Gesundheitsberufe haben sich Anfang<br />

Mai in Wien zur österreichischen Gesundheitsberufe­Konferenz zusammengeschlossen.<br />

Haupt­Ziele der neuen Plattform sind eine gemeinsame Positionierung<br />

der Gesundheitsberufe gegenüber Wirtschaft und Politik, eine<br />

engere Information und Kooperation der Gesundheitsberufe untereinander,<br />

sowie die Entwicklung gemeinsamer Projekte zur Aufrechterhaltung und<br />

Weiterentwicklung einer qualitativ hochwertigen Versorgung. Für <strong>Physio</strong><br />

<strong>Austria</strong> nahm Mag. Nicole Muzar an der Konferenz teil.<br />

der Tätigkeitsvorbehalte der gesetzlich<br />

geregelten gesundheitsberufe im Sinne<br />

der Qualitätssicherung und PatientInnensicherheit“,<br />

resümiert Nicole Muzar, ressort<br />

Berufspolitik von <strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong>.<br />

Der österreichischen gesundheitsberufe-<br />

Konferenz gehören folgende Institutionen<br />

und organisationen an: Österreichische<br />

Ar<strong>bei</strong>terkammer, Österreichische Ärztekammer,<br />

Österreichische Apotheker-Kammer,<br />

Österreichische Zahnärztekammer, Österreichisches<br />

Hebammengremium, ÖgB-<br />

Fachgruppenvereinigung für gesundheitsberufe,<br />

Berufsverband der Österreichischen<br />

Psychologinnen und Psychologen, Österreichischer<br />

Berufsverband für Psychotherapie,<br />

Berufsverband Kinder kranken pflege<br />

Österreich, Dachverband der gehobenen<br />

medizinisch-technischen Dienste, dMTF-<br />

Verband, Österreichischer gesundheits- und<br />

Krankenpflegeverband, Bundesverband<br />

österreichischer gesundheits- und Krankenpflegeberufe,<br />

Österreichischer Bundesverband<br />

der Heilmasseure und Medizinischen<br />

Masseure, Österreichische gesellschaft für<br />

KardiotechnikerInnen.<br />

otto Havelka<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> inform Juni 2009 23


Bereits seit drei Jahren läuft im<br />

Rahmen der Gesundheitsförderung<br />

am BG/BRG Bruck an er Leitha ein<br />

vom Ministerium gefördertes Pilotprojekt<br />

„Gesünder Leben“: Für knapp<br />

tausend SchülerInnen in 31 Klassen wird<br />

pro Schuljahr eine gesundheitsschwerpunkt<br />

in Theorie und Praxis abgehandelt.<br />

Nach der „Ernährung“ stand heuer das<br />

Thema „rücken-fit“ am Stundenplan der<br />

SchülerInnen – und auch ihrer Eltern und<br />

lehrerInnen.<br />

16 <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong>-StudentInnen der<br />

Fachhochschule Campus Wien sowie der<br />

auslaufenden Akademie am Kaiser Franz-<br />

Josef-Spital rückten aus, um von 27. bis<br />

30 April am Bg/Brg Bruck an er leitha<br />

im rahmen eines unterrichts-Praktikums<br />

eine „rücken-fit-Woche“ durchzuführen.<br />

Zum Einen wurden in jeder Klasse zwei<br />

Stunden „rücken-fit“ abgehalten. Am Programm<br />

standen für SchülerInnen typische<br />

Bewegungen und Körperhaltungen wie<br />

Sitzen, Bücken, Heben, Tragen, aber auch<br />

Entspannung durch Atemübungen, und<br />

Schulung der Wahrnehmung des eigenen<br />

Körpers. Die besondere Herausforderung,<br />

die sich für die drei organisatorinnen –<br />

die <strong>bei</strong>den lehrtherapeutinnen Elisabeth<br />

Jelem-Zdrazil und Claudia Schume, sowie<br />

die am Bg Bruck unterrichtende Bewe-<br />

PT aktuell Pilotprojekt „Gesunde Schule“<br />

Den Rücken<br />

stärken<br />

Es war rund um 2000 n. Chr., da eroberten Haltungsschäden immer<br />

mehr Kinder und Jugendliche bis sie fast ganz Österreich besetzt hatten.<br />

Nein! Nicht ganz Österreich! Eine kleine Stadt im Osten des Landes, nahe<br />

der römischen Festung Carnuntum und voller unbeugsamer LehrerInnen<br />

und <strong>Physio</strong>therapeutInnen wagte und wagt es immer noch, ihnen Widerstand<br />

zu leisten. – Im Rahmen des Projektes „Gesunde Schule“ werden<br />

am Gymnasium in Bruck an der Leitha in Kooperation mit der Fachhochschule<br />

Campus Wien knapp 1.000 SchülerInnen „Rücken­fit“ gemacht.<br />

gungserzieherin Mag. Sabine Puchinger –<br />

stellte: Die „rücken-fit“-Inhalte didaktisch<br />

so unterschiedlich aufzubereiten, dass sie<br />

für 10-jährige gymnasiastInnen ebenso<br />

„cool“ sind wie für angehende MaturantInnen.<br />

„Die Aktion macht nur Sinn, wenn<br />

die Kinder und Jugendlichen Freude an der<br />

Bewegung haben“, weiß Claudia Schume,<br />

die schon vor etlichen Jahren an Wiener<br />

Volksschulen die Aktion „Kids enorm in<br />

Form“ initiierte.<br />

Neben den SchülerInnen wurden aber<br />

auch deren Eltern zu einem „rückenfit“-Abend<br />

eingeladen. rund 150 Eltern<br />

spazierten da<strong>bei</strong> durch eine „gesundheitsstraße“<br />

in der Schule, an der <strong>Physio</strong>therapeutInnen,<br />

die Schulärztin oder<br />

auch „Blutdruckdetektive“ ihre Stände<br />

aufgebaut hatten.<br />

und schließlich beteiligten sich – zum<br />

gaudium mancher SchülerInnen – auch<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> inform Juni 2009 24<br />

FoTo: oTTo HAVElKA


FoTo: oTTo HAVElKA<br />

etliche lehrerInnen am „rücken-fit“-<br />

Programm. ›gesunde Schule‹ setzt auch<br />

Bewusstseinsbildung und Wissen der lehrerInnen<br />

voraus, die Kinder und Jugendliche<br />

über Jahre begleiten und anregen<br />

können“, ist Elisabeth Jelem-Zdrazil überzeugt.<br />

um der Aktion Nachhaltigkeit zu<br />

verleihen, werden daher 15 lehrerInnen<br />

an zwei Tagen im Studiengang <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong><br />

der FH Campus Wien geschult, wie<br />

sie entsprechende 5-Minuten-Übungen<br />

regelmäßig in den unterricht einbauen<br />

können. „um sich gesund zu verhalten,<br />

muss man sich daran gewöhnen“, so<br />

Jelem-Zdrazil.<br />

Damit noch nicht genug: Im Frühjahr 2010<br />

sollen einige <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong>-StudentInnen<br />

im rahmen ihres Berufspraktikums vier<br />

Wochen am gymnasium in Bruck verbringen<br />

und Präventionskonzepte zu konkreten<br />

Fragestellungen entwickeln.<br />

Richtig sitzen<br />

ist gar nicht so<br />

einfach. Um es zu<br />

lernen, muss es<br />

Spaß machen.<br />

PT aktuell Pilotprojekt „Gesunde Schule“<br />

Die Projektleiterinnen Mag. Sabine<br />

Puchinger, sowie die Lehrtherapeutinnen<br />

Claudia Schume und Elisabeth<br />

Jelem­Zdrazil (4., 5. und 6. v. l.) <strong>bei</strong><br />

der Teambesprechung in den Unterrichtspausen.<br />

FoTo: oTTo HAVElKA<br />

Bewegungserzieherin und lehrerin (geografie<br />

und Wirtschaftskunde) Mag. Sabine<br />

Puchinger ist von der – in dieser Form einzigartigen<br />

– Aktion begeistert. „Wir wissen,<br />

dass 40 bis 60 Prozent der Kinder Haltungsschäden<br />

aufweisen. Dem entgegen<br />

zu wirken ist nur dank eines unglaublichen<br />

Engagements aller Beteiligten möglich“.<br />

In der kleinen Stadt im osten des landes<br />

hat sich mittlerweile eine verschworene<br />

und schlagkräftige Einheit zur gesundheitsförderung<br />

etabliert. Am Bg/Brg<br />

Bruck an der leitha wurde ein eigenes<br />

gesundheitsteam, in dem sowohl Eltern<br />

wie lehrerInnen, aber auch Schulärztin<br />

und -direktor vertreten sind, gegründet<br />

und das in regelmäßigen Sitzungen Strategien<br />

gegen die immer wiederkehrenden<br />

Angriffe auf die gesundheit der SchülerInnen<br />

ausheckt.<br />

Im Vergleich mit dem berühmt-berüchtigten<br />

gallier-Dorf von Asterix und obelix<br />

fehlt ihnen nur noch der „Zaubertrank“.<br />

otto Havelka<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> inform Juni 2009 25


Am 24. April fand<br />

im Festsaal des<br />

Wiener Rathauses<br />

der „3. Wiener<br />

Schmerztag“ statt.<br />

Auch <strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong><br />

war vertreten.<br />

<strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> ist<br />

von SchmerzpatientInnen<br />

gefragt<br />

Für <strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong>, das durch eine<br />

<strong>Physio</strong>therapeutin und einen <strong>Physio</strong>therapeuten<br />

mit einem Informationsstand<br />

vertreten war, bot sich eine<br />

hervorragende gelegenheit, über <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong><br />

im Allgemeinen und im Besonderen<br />

zum Thema “Schmerz“ umfassend zu<br />

informieren. Im Vordergrund stand da<strong>bei</strong>,<br />

den Stellenwert, die Möglichkeiten und<br />

grenzen von physiotherapeutischen Maßnahmen<br />

in der Vorbeugung und Behandlung<br />

von Schmerz aufzuzeigen.<br />

rund 75 VeranstaltungsbesucherInnen<br />

frequentierten den <strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong>-Stand<br />

und erkundigten sich zum größten Teil<br />

nach Möglichkeiten der <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> <strong>bei</strong><br />

chronischen Schmerzen:<br />

• TherapeutInnen­Suchende,<br />

• Schmerz­PatientInnen mit schon<br />

längerer „Schmerz-Karriere“ („ich hab<br />

eh schon alles ausprobiert“), die sich<br />

neue Impulse von der <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong><br />

erhofften,<br />

PT Aktuell „Wiener Schmerztag“<br />

FoTo: CHrISTA HoFMANN<br />

• Menschen, die „schon immer Bewegung<br />

gemacht hatten und regelmäßig<br />

machen“ und die „Bewegung als<br />

vorbeugende und heilende Medizin“<br />

betrachten,<br />

• InteressentInnen an der physiotherapeutischen<br />

Ausbildung<br />

• aber auch einige, die fragten, was denn<br />

<strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> überhaupt sei, was die<br />

<strong>Physio</strong>therapeutInnen <strong>bei</strong>m Schmerztag<br />

denn machten und wofür sie stehen.<br />

Insgesamt waren die rückmeldungen der<br />

BesucherInnen durchwegs positiv. Von<br />

chronischen SchmerzpatientInnen war<br />

aber auch resignation, Frustration und<br />

Hoffnungslosigkeit nach schon jahrelangen<br />

„Therapie-Irrwegen“ zu hören. Häufig<br />

waren ausschließlich Passivmaßnahmen,<br />

wie Elektrotherapie, Massagen, unterwasser-Massagen<br />

etc., die als Begleitbehandlungen<br />

durchaus einen wichtigen<br />

Stellenwert haben, über lange Zeit verordnet<br />

worden. Sowohl über Be-hand-lung,<br />

in ihrer ureigensten Bedeutung, durch<br />

kompetente <strong>Physio</strong>therapeutInnen als<br />

auch von aktivem Eigen<strong>bei</strong>trag zu Vorbeugung,<br />

Verbesserung oder Beseitigung von<br />

Beschwerden respektive Schmerz durch<br />

gezielte Bewegung waren sie nicht informiert<br />

worden. – Mit dieser Verordnungspraxis<br />

sind <strong>Physio</strong>therapeutInnen leider<br />

nach wie vor häufig konfrontiert.<br />

In den gesprächen hat sich aber auch<br />

die Tatsache bestätigt, dass es <strong>bei</strong> Vielen<br />

nach wie vor an Motivation zur regelmäßigen<br />

Bewegung mangelt.<br />

gerade die Ar<strong>bei</strong>t mit chronischen<br />

Schmerz-Erkrankten ist für <strong>Physio</strong>therapeutInnen<br />

tägliche Herausforderung und<br />

Auftrag, wissenschaftlich fundiert und<br />

seriös zu ar<strong>bei</strong>ten, aber auch die grenzen<br />

in diesem Bemühen zu erkennen.<br />

Christa Hofmann, PT<br />

Alexander urschel, PT<br />

FoTo: CHrISTA HoFMANN<br />

Informationsblatt für PatientInnen<br />

<strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> in<br />

der freien Praxis<br />

Was bedeutet „Kassenvertrag“ –<br />

„Kein Kassenvertrag“? Wie viel<br />

kostet die Therapie? Was ist der<br />

Unterschied Freiberufliche/r<br />

<strong>Physio</strong>therapeutIn – Physikalisches<br />

Institut?<br />

Antworten zu diesen und weiteren häufig<br />

gestellten Fragen betreffend die Behandlung<br />

<strong>bei</strong> freiberuflichen <strong>Physio</strong>therapeutInnen<br />

finden PatientInnen im PatientInneninformationsblatt<br />

von <strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong>.<br />

Dieses Informationsblatt kann direkt<br />

auf der Webseite von <strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong><br />

www.physioaustria.at eingesehen werden.<br />

Bei fehlendem Internetzugang kann das<br />

Informationsblatt auch im <strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong><br />

Verbandsbüro (T: 01/5879951, E-Mail:<br />

office@physioaustria.at) angefordert<br />

werden.<br />

Mag. Nicole Muzar, PT<br />

Überwachungsaudit<br />

erfolgreich<br />

absolviert<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> ist das Angebot qualitätsgesicherter<br />

Weiterbildungen für <strong>Physio</strong>therapeutInnen,<br />

sowohl auf organisatorischer<br />

als auch inhaltlicher Ebene ein zentrales<br />

Anliegen. Aus diesem grund hat sich<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> bereits vor einigen Jahren<br />

entschlossen im Bildungsreferat ein Qualitätsmanagementsystem<br />

nach ISo 9001 zu<br />

etablieren und ist seit 2004 zertifiziert.<br />

Am 4. Mai erfolgte das diesjährige Überwachungsaudit<br />

des <strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> Bildungsreferates,<br />

um diese Zertifizierung aufrecht<br />

zu erhalten. Die jährlichen Überwachungsaudits<br />

sollen sicher stellen, dass eine ständige<br />

Verbesserung des Systems angestrebt<br />

und umgesetzt wird und die Normkonformität<br />

nach ISo 9001 gegeben ist.<br />

Das Bildungsreferat konnte auch in diesem<br />

Jahr die umsetzung dieser Erfordernisse<br />

erfolgreich unter Beweis stellen.<br />

Mag. Nicole Muzar, PT<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> inform Juni 2009 26


BEZAHlTE ANZEIgE


International <strong>Physio</strong>therapeutische EU-Projekte<br />

Europaparlament im<br />

Zeichen der <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong><br />

Ende April präsentierte die Europa-Organisation des <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong>-<br />

Weltverbandes (European Region of the World Confederation of<br />

Physical Therapists ER-WCPT) im Europa-Parlament in Straßburg zwei<br />

Präventionsprojekte zur Vermeidung von Rückenleiden <strong>bei</strong> Kindern<br />

und Jugendlichen und zur Raucherentwöhnung. Auch <strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong><br />

war da<strong>bei</strong> stark vertreten.<br />

Der Ort für die Präsentation der<br />

<strong>bei</strong>den Projekte hätte kaum besser<br />

gewählt werden können: Im Europa-<br />

Parlament war die Ausstellung gleichermaßen<br />

Anziehungspunkt für Eu-ParlamentarierInnen<br />

und deren Mitar<strong>bei</strong>terInnen<br />

wie für PassantInnen.<br />

Zu den <strong>bei</strong>den Projekten „Pain in the<br />

Back“ (ein Präventionsprogramm zur<br />

Vermeidung von rückenleiden <strong>bei</strong> Kindern<br />

und Jugendlichen) und „Staying Clean“<br />

(ein Programm für Bewegungsübungen als<br />

Beitrag zum rauch-Entzug) wurden Folder<br />

und CDs an Interessierte verteilt, sowie<br />

Informationsmaterial der <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong>-<br />

Verbände von sieben Eu-Staaten, darunter<br />

auch <strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong>.<br />

Mit an vorderster Front <strong>bei</strong> der Präsentation<br />

der Projekte und Information über<br />

<strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> waren auch <strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong>geschäftsführer<br />

Mag. Stefan Moritz, MSc<br />

QuEllE: Er-WCPT<br />

und Dieter Steiner, Mitglied der Professional<br />

Issues Working group des Er-WCPT.<br />

umfassende Darstellungen der <strong>bei</strong>den<br />

Projekte und dazugehörige Folder gibt es<br />

(auch in deutscher Sprache) als Download<br />

im Internet unter www.painintheback.eu<br />

bzw. www.stayingclean.eu<br />

otto Havelka<br />

Im Europaparlament<br />

hatte die<br />

<strong><strong>Physio</strong>therapie</strong><br />

einen großen<br />

Auftritt<br />

FoTo: Er-WCPT/ECKHArDT BoEHlE<br />

FoTo: Er-WCPT/ECKHArDT BoEHlE<br />

FoTo: Er-WCPT/ECKHArDT BoEHlE<br />

FoTo: Er-WCPT/ECKHArDT BoEHlE<br />

Dieter Steiner (Mitte) und<br />

Sarah Bazin, Vizepräsidentin<br />

des ER­WCPT im Gespräch mit<br />

einem Mitar<strong>bei</strong>ter des Europaparlaments.<br />

Stefan Moritz (links) und<br />

Dieter Steiner (rechts) mit<br />

Francis Hebting, Vorsitzender<br />

des französischen Regionalverbandes<br />

für <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong><br />

im Elsass.<br />

Sonia Souto (Spanien), Stefan<br />

Moritz (Österreich) und Roland<br />

Craps (Belgien): Anstoßen auf<br />

eine gelungene Vertretung der<br />

<strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> auf höchster<br />

europäischer Ebene.<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> inform Juni 2009 28

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