Jahresbericht 2011 - firma-web.ch
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Klinik Sonnenhalde AG<br />
Psy<strong>ch</strong>iatrie und Psy<strong>ch</strong>otherapie<br />
Gänshaldenweg 28<br />
CH-4125 Riehen<br />
Telefon +41 61 645 46 46<br />
Fax +41 61 645 46 00<br />
info@sonnenhalde.<strong>ch</strong> www.sonnenhalde.<strong>ch</strong> Psy<strong>ch</strong>iatrie und Psy<strong>ch</strong>otherapie<br />
4.2012 / Qualimat AG<br />
Klinik Sonnenhalde AG Psy<strong>ch</strong>iatrie und Psy<strong>ch</strong>otherapie<br />
Klinik Sonnenhalde<br />
<strong>Jahresberi<strong>ch</strong>t</strong> <strong>2011</strong><br />
Psy<strong>ch</strong>iatrie und Genuss<br />
– ein Widerspru<strong>ch</strong>?
2<br />
Inhalt<br />
2 | Stephan Burla, VR-Präsident<br />
Ein Genuss?<br />
4 | Ursula Fringer, Direktorin<br />
Genuss und Arbeit in einer Psy<strong>ch</strong>iatris<strong>ch</strong>en Klinik<br />
6 | Dr. med. Walter Meili, Oberarzt<br />
Wenn Genuss zur Su<strong>ch</strong>t wird<br />
8 | Mi<strong>ch</strong>èle Plattner, dipl. Bewegungstherapeutin<br />
Die A<strong>ch</strong>tsamkeit und das Geniessen<br />
10 | Dr. Gerhard Guts<strong>ch</strong>er, Oberarzt<br />
Psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e Störungen – ein Genusskiller?<br />
12 | Anita Postel, Abteilungsleiterin Pflege<br />
Genussgruppe<br />
14 | Mi<strong>ch</strong>ael Röttgen, dipl. Physiotherapeut<br />
Bewegung als Genuss erleben<br />
16 | Françoise Baumer, Leiterin Hotellerie<br />
Die mediterrane Linie in der Patientenverpflegung<br />
18 | Stephan Hall, Leiter Services<br />
Erneut starke Na<strong>ch</strong>frage und gute Auslastung<br />
19 | Finanzen <strong>2011</strong> | Erfolgsre<strong>ch</strong>nung und Bilanz<br />
21 | Statistik | Stationärer Berei<strong>ch</strong> | Tagesklinik | Ambulanter Berei<strong>ch</strong><br />
26 | Organisation | Leitung<br />
27 | Aus der Klinik Sonnenhalde | Chronologie<br />
Impressum<br />
Inhaltskonzeption und Redaktion<br />
Klinik Sonnenhalde AG, Riehen / Qualimat AG, Witterswil<br />
Produktion, Grafik und Gestaltung<br />
Qualimat AG, Witterswil / toolbox GmbH, Züri<strong>ch</strong><br />
Fotografie<br />
Antonio Mollo, Eugen Leu & Partner AG, Riehen<br />
Silvia Brüllhardt, design b, Muri bei Bern (S. 13, 17)<br />
Rudolf D. Grüninger, Qualimat AG, Witterswil (Ums<strong>ch</strong>lag)<br />
Druck<br />
Werner Druck AG, Basel<br />
Stephan Burla, VR-Präsident<br />
Ein Genuss?<br />
Im Zusammenhang mit psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Erkrankungen<br />
von Genuss zu reden, s<strong>ch</strong>eint auf den<br />
ersten Blick befremdend. Liegt der Grund für<br />
einen Klinikaufenthalt oder für eine ambulante<br />
Behandlung ni<strong>ch</strong>t gerade darin, dass<br />
die Krankheit die Lebensqualität massiv<br />
beeinträ<strong>ch</strong>tigt? Ist es ni<strong>ch</strong>t fast ein wenig verdä<strong>ch</strong>tig,<br />
wenn eine Patientin, ein Patient beispielsweise<br />
na<strong>ch</strong> dem Komfort in einer Klinik<br />
fragt, oder umgekehrt, wenn eine Klinik mit<br />
den Annehmli<strong>ch</strong>keiten in den Zimmern oder<br />
mit der Qualität der Verpflegung wirbt?<br />
Genuss als Thema der Psy<strong>ch</strong>iatrie geht freili<strong>ch</strong><br />
weit über den Berei<strong>ch</strong> der Hotellerie hinaus,<br />
wie die Beiträge in diesem <strong>Jahresberi<strong>ch</strong>t</strong><br />
zeigen. Wenn dabei immer au<strong>ch</strong> Widersprü<strong>ch</strong>e<br />
si<strong>ch</strong>tbar werden, dann passt das ganz<br />
gut zum zunehmend ambivalenten Umgang<br />
mit Genuss in unserer Gesells<strong>ch</strong>aft: Einerseits<br />
wird er uns von der Werbebran<strong>ch</strong>e als das<br />
Ziel s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>thin in allen Lebensberei<strong>ch</strong>en verkauft<br />
– und andererseits warnt uns eine aufstrebende<br />
Präventionsbran<strong>ch</strong>e immer eindringli<strong>ch</strong>er<br />
vor seinen Folgen. Aber au<strong>ch</strong> im<br />
konkreten, individuellen Berei<strong>ch</strong> zeigt si<strong>ch</strong><br />
diese Ambivalenz. So kann eine kleine Portion<br />
s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tes Gewissen den Genuss einer<br />
etwas grösseren Portion S<strong>ch</strong>okolade dur<strong>ch</strong>aus<br />
no<strong>ch</strong> steigern.<br />
Die Lebensqualität der Patientinnen und<br />
Patienten war s<strong>ch</strong>on den Gründerinnen der<br />
Klinik Sonnenhalde vor mehr als 100 Jahren<br />
ein Anliegen. Damals spra<strong>ch</strong> man no<strong>ch</strong> von<br />
«Behagli<strong>ch</strong>keit» und bes<strong>ch</strong>ritt mit der Ausri<strong>ch</strong>tung<br />
au<strong>ch</strong> auf das Wohlbefinden der Patientinnen<br />
und Patienten neue therapeutis<strong>ch</strong>e<br />
Wege. Die Motivation dazu lag glei<strong>ch</strong>ermassen<br />
in <strong>ch</strong>ristli<strong>ch</strong>er Nä<strong>ch</strong>stenliebe wie in forts<strong>ch</strong>rittli<strong>ch</strong>sten<br />
therapeutis<strong>ch</strong>en Ansätzen.<br />
Damit wurde eine Basis gelegt, die bei allem<br />
Wandel in der Gesells<strong>ch</strong>aft und in der Psy -<br />
<strong>ch</strong>iatrie bis heute ni<strong>ch</strong>ts an Aktualität und<br />
Bedeutsamkeit verloren hat. Ein viel bea<strong>ch</strong>teter<br />
Artikel in der Tagespresse bra<strong>ch</strong>te dies im<br />
Dezember auf den Punkt: In der Sonnenhalde<br />
erlebt man eine mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Psy<strong>ch</strong>iatrie, die<br />
fa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Qualität und <strong>ch</strong>ristli<strong>ch</strong>e Grundhaltung<br />
verbindet.<br />
Die Diskussionen im Gesundheitswesen und<br />
insbesondere in der Spitallands<strong>ch</strong>aft sind zurzeit<br />
freili<strong>ch</strong> von einem ganz anderen Thema<br />
beherrs<strong>ch</strong>t: Per Januar 2012 gilt ein neues<br />
Finanzierungssystem. Damit verbunden sind<br />
ein grösserer unternehmeris<strong>ch</strong>er Spielraum<br />
und glei<strong>ch</strong>zeitig mehr unternehmeris<strong>ch</strong>e Verantwortung<br />
und grössere Unsi<strong>ch</strong>erheit.<br />
Zudem wird es in der Zusammenarbeit mit<br />
dem Diakonissenhaus eine Änderung geben:<br />
Die bisherige Anlieferung der Mahlzeiten<br />
wird im Frühling eingestellt. Eine sehr gute<br />
Ans<strong>ch</strong>lusslösung ist bereits gesi<strong>ch</strong>ert; sie wird<br />
uns Zeit geben, ein neues, dauerhaftes Verpflegungskonzept<br />
sorgfältig zu erarbeiten<br />
und umzusetzen. Die Klinik Sonnenhalde ist<br />
in diesem veränderli<strong>ch</strong>en Umfeld gut aufgestellt<br />
und kann zuversi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> ins neue Jahr<br />
starten. Das ist die Folge von Engagement<br />
und Professionalität auf allen Stufen. Dafür<br />
danken wir allen Mitarbeitenden und unseren<br />
externen Partnern ganz herzli<strong>ch</strong>.<br />
3
4<br />
Ursula Fringer, Direktorin<br />
Genuss und Arbeit in einer Psy<strong>ch</strong>iatris<strong>ch</strong>en Klinik<br />
Bei uns gehören<br />
Genuss und Arbeit<br />
einfa<strong>ch</strong> zur<br />
Unternehmenskultur.<br />
Unser «wertvollstes Gut» in der Klinik<br />
Sonnenhalde sind die Mitarbeitenden,<br />
egal wel<strong>ch</strong>er Herkunft oder in wel<strong>ch</strong>er<br />
Funktion sie bei uns arbeiten. Kann das<br />
Glei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>t zwis<strong>ch</strong>en Genuss und Arbeit<br />
hergestellt werden, können wir uns<br />
glückli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>ätzen. Au<strong>ch</strong> im Jahre <strong>2011</strong><br />
konnten wir all unsere Stellen mit zu<br />
uns passenden, adäquat qualifizierten<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern besetzen.<br />
Kann die Arbeit in einer Psy<strong>ch</strong>iatris<strong>ch</strong>en Klinik<br />
au<strong>ch</strong> Genuss bedeuten oder ist dies ein<br />
Widerspru<strong>ch</strong> per se? I<strong>ch</strong> mö<strong>ch</strong>te diese Fragestellung<br />
anhand von Thesen aus drei Wissens<strong>ch</strong>aftsgebieten<br />
beleu<strong>ch</strong>ten.<br />
Aus soziologis<strong>ch</strong>er Si<strong>ch</strong>t<br />
1887 s<strong>ch</strong>rieb der Soziologe Ferdinand Tönnies<br />
in seinem Werk «Gemeins<strong>ch</strong>aft und<br />
Gesells<strong>ch</strong>aft»: «Gemeins<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Verhältnisse<br />
finden ihr Glei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>t zwis<strong>ch</strong>en<br />
Genuss und Arbeit, also dem, was der Andere<br />
einem entgegenbringt, und dem, was man<br />
selbst dafür zu leisten hat.» Au<strong>ch</strong> aus heutiger<br />
Si<strong>ch</strong>t eine interessante und weiterhin gültige<br />
Aussage: Genuss und Arbeit bilden ein<br />
Glei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>t. Dana<strong>ch</strong> sind wir heute permanent<br />
auf der Su<strong>ch</strong>e. «Work-Life-Balance» ist<br />
zum geflügelten Wort geworden. Der Soziologe<br />
aus dem 19. Jahrhundert hingegen<br />
bevorzugt die «Life-Balance». Einerseits Arbeiten<br />
und andererseits Leben, das kann es wohl<br />
ni<strong>ch</strong>t sein. Wer also nur dann lebt, wenn er<br />
ni<strong>ch</strong>t arbeitet, befindet si<strong>ch</strong> ganz gewiss in<br />
einem Unglei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>t.<br />
Zur Kultur der Sonnenhalde gehören deshalb<br />
vers<strong>ch</strong>iedene gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e und gemeins<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />
Aktivitäten. Sie werden in vielfältiger<br />
Form gepflegt, z.B. die Klinikkonferenzen<br />
mit gemeinsamen Mittagessen, Personalaus-<br />
flüge und -abende oder au<strong>ch</strong> unser Neujahrs -<br />
apéro. Die alltägli<strong>ch</strong>en Mittagessen bergen<br />
ebenfalls einen hohen Genussfaktor. So gehören<br />
bei uns Genuss und Arbeit einfa<strong>ch</strong> zur<br />
Unternehmenskultur.<br />
Werte im Spannungsfeld<br />
Aus unserer diakonis<strong>ch</strong>en Tradition heraus<br />
bes<strong>ch</strong>äftigen wir uns regelmässig mit Werten.<br />
Können wir in unserem Wertesystem Arbeit<br />
mit Genuss verbinden? Au<strong>ch</strong> hier gibt es<br />
einen interessanten Erklärungsansatz, nämli<strong>ch</strong><br />
den Ansatz des Wertequadrats. Entwickelt<br />
in den 50er-Jahren vom Psy<strong>ch</strong>ologen<br />
Paul Helwig und weiterentwickelt von Friedemann<br />
S<strong>ch</strong>ulz von Thun. Jeder Wert hat nur<br />
dann eine konstruktive Wirkung, wenn er in<br />
Balance oder eben Ergänzung und Spannung<br />
zu einem positiven Gegenwert steht. Ist dies<br />
ni<strong>ch</strong>t der Fall, wird der Wert zu einem Zerrbild.<br />
Zum Beispiel verkommt der Unternehmenswert<br />
«Sparsamkeit» zu Geiz, wenn er<br />
ni<strong>ch</strong>t den wertvollen Gegenwert «Grosszügigkeit»<br />
akzeptiert und integriert. Umgekehrt<br />
artet «Grosszügigkeit» ohne «Sparsamkeit» zu<br />
Vers<strong>ch</strong>wendung aus.<br />
Genau in diesem Spannungsfeld haben wir<br />
im Jahr <strong>2011</strong> mit all unseren Partnern im<br />
Gesundheitswesen diskutiert, verhandelt und<br />
uns geeinigt. So können wir mit grosser<br />
Zuversi<strong>ch</strong>t in die Zukunft blicken. Unser Leitsatz<br />
«Wir verbinden ökonomis<strong>ch</strong>en Erfolg mit<br />
sozialer Verantwortung» hat si<strong>ch</strong> einmal mehr<br />
bewährt. Und unser therapeutis<strong>ch</strong>es Angebot<br />
hat seinen Platz in einem Fa<strong>ch</strong>gebiet zwis<strong>ch</strong>en<br />
«Wahn und Sinn» und erlaubt es uns,<br />
au<strong>ch</strong> als Privatklinik in einem harten Umfeld<br />
äusserst erfolgrei<strong>ch</strong> zu bestehen. Hier gilt<br />
mein ganz besonderer Dank all unseren Partnern,<br />
Freunden und Konkurrenten für das<br />
interessante und erfolgrei<strong>ch</strong>e Jahr und all die<br />
spannenden Begegnungen.<br />
Der «Gegenstand» der Psy<strong>ch</strong>iatrie<br />
Die Weltgesundheitsorganisation WHO prognostiziert,<br />
dass 2012 die «Affektiven Störungen»<br />
(alle Formen von Depressionen) weltweit<br />
die häufigste Erkrankungsform sein werden,<br />
no<strong>ch</strong> vor den Herz-Kreislauf-Krankheiten.<br />
Die Bedeutung der Psy<strong>ch</strong>iatrie nimmt demna<strong>ch</strong><br />
zu. Trotzdem wird dieses spannungsrei<strong>ch</strong>e,<br />
vielfältige medizinis<strong>ch</strong>e Fa<strong>ch</strong>gebiet in<br />
der Gesells<strong>ch</strong>aft, in der Politik, in der Finanz -<br />
welt und in der Medizin man<strong>ch</strong>mal belä<strong>ch</strong>elt<br />
und als ni<strong>ch</strong>t ganz auf der Höhe betitelt, die<br />
Psy<strong>ch</strong>iatrie wird als randständig oder gar<br />
fur<strong>ch</strong>teinflössend wahrgenommen. Worin<br />
liegt dieses diffuse Unbehagen oder die<br />
Ambivalenz? Paul Hoff erläutert in seinem<br />
Bu<strong>ch</strong> «Psy<strong>ch</strong>iatrie: Ein Blick von innen»<br />
(<strong>2011</strong>): «Die Antwort ist einfa<strong>ch</strong>: Es liegt am<br />
‹Gegenstand› dieses Fa<strong>ch</strong>es (…) Der ‹Gegenstand›<br />
ist die psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong> kranke Person und<br />
s<strong>ch</strong>on diese drei Worte ma<strong>ch</strong>en klar, in wel<strong>ch</strong><br />
umfassendem, ja na<strong>ch</strong>gerade philosophis<strong>ch</strong>em<br />
Horizont si<strong>ch</strong> die Psy<strong>ch</strong>iatrie bewegt,<br />
ob ihr dies nun gefällt oder ni<strong>ch</strong>t.»<br />
In diesem Sinn sind wir als Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter der Sonnenhalde in einer privilegierten<br />
Lage. Wir arbeiten tagtägli<strong>ch</strong> in<br />
einem spannenden und entwicklungsfähigen<br />
Berei<strong>ch</strong>. Arbeitsplätze, die diese beiden Perspektiven<br />
bieten, sind gemäss vers<strong>ch</strong>iedenen<br />
Arbeitsplatzstudien weltweit bei der Tätigkeitswahl<br />
auf Rang 1. So s<strong>ch</strong>auen wir dem<br />
vielzitierten «Fa<strong>ch</strong>kräftemangel» gelassen,<br />
aber dur<strong>ch</strong>aus aufmerksam entgegen. Uns ist<br />
es ein grosses Anliegen, dass au<strong>ch</strong> in Zukunft<br />
genau die ri<strong>ch</strong>tigen Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter zur ri<strong>ch</strong>tigen Zeit und mit der entspre<strong>ch</strong>enden<br />
Qualifikation bei uns – mit<br />
Genuss – arbeiten mö<strong>ch</strong>ten und können.<br />
5
6<br />
Dr. med. Walter Meili, Oberarzt<br />
Wenn Genuss zur Su<strong>ch</strong>t wird<br />
Da ist die 52-jährige IV-Rentnerin, die sämtli<strong>ch</strong>e<br />
Ersparnisse aufgebrau<strong>ch</strong>t hat, weil sie zu<br />
viel einkauft, hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> Kleider. Jetzt hat<br />
sie ihre Kreditkarte gekündigt, aber sie kauft<br />
immer no<strong>ch</strong> so viel, dass sie ihr ganzes Einkommen<br />
aufbrau<strong>ch</strong>t und ni<strong>ch</strong>ts auf die Seite<br />
legen kann. Zudem isst sie no<strong>ch</strong> zu viel. Ihr<br />
Partner kritisiert ihre Figur, und ihn zu verlieren<br />
wäre für sie eine Katastrophe – aber sie<br />
kann dem Drang, zu viel Süssigkeiten zu<br />
essen, entgegen aller Vernunft ni<strong>ch</strong>t wider -<br />
stehen.<br />
Oder der 34-jährige, glückli<strong>ch</strong> verheiratete<br />
Familienvater und Christ. Ihn drängt es<br />
immer wieder, mit attraktiven Frauen Affären<br />
einzugehen, obwohl er seine Ehe keinesfalls<br />
aufs Spiel setzen will und er sein Verhalten<br />
von seinen Wertmassstäben her total<br />
ablehnt.<br />
Genüsse, wie si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>öne Sa<strong>ch</strong>en kaufen,<br />
Essen oder Sex, sind hier zweifellos zu einer<br />
Abhängigkeit, einer Su<strong>ch</strong>t geworden. Alles,<br />
was Spass ma<strong>ch</strong>t, kann eben au<strong>ch</strong> sü<strong>ch</strong>tig<br />
ma<strong>ch</strong>en, wie es «Zarathustra» formulierte:<br />
Do<strong>ch</strong> alle Lust will Ewigkeit – will tiefe, tiefe<br />
Ewigkeit (Nietzs<strong>ch</strong>e).<br />
Die Verbindung von Alkohol- und Drogenmissbrau<strong>ch</strong><br />
mit dem Su<strong>ch</strong>tbegriff ist vertraut.<br />
Demgegenüber ist der Begriff der «Verhaltenssü<strong>ch</strong>te»<br />
in der psy<strong>ch</strong>iatris<strong>ch</strong>en Fa<strong>ch</strong>spra<strong>ch</strong>e<br />
erstaunli<strong>ch</strong>erweise relativ neu. Damit<br />
sind problematis<strong>ch</strong>e Verhaltensweisen wie<br />
Spielsu<strong>ch</strong>t, Kaufsu<strong>ch</strong>t, Sex- oder Internetsu<strong>ch</strong>t<br />
gemeint. Die Klinik Sonnenhalde hat seit<br />
Anfang 2012 einen kantonalen Behandlungsauftrag<br />
für Verhaltenssü<strong>ch</strong>te. Die Na<strong>ch</strong>frage<br />
na<strong>ch</strong> sol<strong>ch</strong>en Behandlungsangeboten steigt.<br />
Do<strong>ch</strong> zurück zu unseren Beispielen: Warum<br />
tun die 52-jährige IV-Rentnerin und der 34jährige<br />
Familienvater Dinge, die sie «eigentli<strong>ch</strong>»<br />
gar ni<strong>ch</strong>t tun wollen? Warum wird der<br />
Genuss zur Su<strong>ch</strong>t?<br />
Ein Verhalten wird – au<strong>ch</strong> unbewusst – nur<br />
dann gewählt, wenn es irgendeinen Vorteil<br />
bringt. Wenn der Genuss zur Su<strong>ch</strong>t wird, dient<br />
er psy<strong>ch</strong>odynamis<strong>ch</strong> gesehen dazu, einen seelis<strong>ch</strong>en<br />
S<strong>ch</strong>merz ni<strong>ch</strong>t spüren zu müssen. Die<br />
Trauer über eine s<strong>ch</strong>limme Kindheit zum Beispiel<br />
oder Gefühle von Demütigung, Wertlosigkeit<br />
oder von Einsamkeit. Damit flieht man<br />
aber vor seiner Bedürftigkeit. Anstatt si<strong>ch</strong><br />
«Ein Verhalten wird – au<strong>ch</strong> unbewusst – nur<br />
dann gewählt, wenn es irgendeinen Vorteil<br />
bringt.»<br />
dem inneren S<strong>ch</strong>merz zu stellen, su<strong>ch</strong>t man,<br />
ihn zu verdrängen. «Distanzierter Selbstberuhiger»<br />
wird diese Funktion oder dieser Modus<br />
in der S<strong>ch</strong>ematherapie, einer neueren Psy<strong>ch</strong>otherapieform,<br />
genannt. Um frei werden zu<br />
können, muss der Sü<strong>ch</strong>tige an seine Ver -<br />
letzungen heran kommen, spüren, wie seine<br />
aktuelle Problematik daraus entstanden ist,<br />
und mit dieser Einsi<strong>ch</strong>t neue Verhaltensweisen<br />
einüben. Das bedeutet oft einen langen<br />
Weg, den Klient und Therapeut zusammen<br />
gehen müssen.<br />
Die Verwandts<strong>ch</strong>aft zum Wort su<strong>ch</strong>en weist<br />
auf einen weiteren Aspekt der Su<strong>ch</strong>t hin.<br />
Wird hier unbewusst etwas gesu<strong>ch</strong>t, etwas<br />
Tieferes viellei<strong>ch</strong>t? C.G. Jung sah das so und<br />
spra<strong>ch</strong> von einem «spirituellen Durst unseres<br />
Wesens na<strong>ch</strong> Ganzheit». Er erinnerte in diesem<br />
Zusammenhang an die Bibelstelle in<br />
Psalm 42: Wie der Hirs<strong>ch</strong> le<strong>ch</strong>zt na<strong>ch</strong> fris<strong>ch</strong>em<br />
Wasser, so s<strong>ch</strong>reit meine Seele, Gott,<br />
zu dir. Meine Seele dürstet na<strong>ch</strong> Gott, na<strong>ch</strong><br />
dem lebendigen Gott.<br />
Weiterführende Literatur<br />
Meili, W. und Pfeifer, S. (<strong>2011</strong>), Internet,<br />
Sex und Su<strong>ch</strong>t, Swiss Medical Forum,<br />
11(37): 632–635<br />
7
8<br />
Mi<strong>ch</strong>èle Plattner, dipl. Bewegungstherapeutin<br />
Die A<strong>ch</strong>tsamkeit und das Geniessen<br />
«Unsere Verabredung mit dem Leben<br />
findet immer im gegenwärtigen Augenblick<br />
statt. Und der Treffpunkt unserer<br />
Verabredung ist genau da, wo wir uns<br />
gerade befinden.»<br />
Plum Village, Frankrei<strong>ch</strong><br />
Das A<strong>ch</strong>tsamkeits training in der Klinik Sonnenhalde<br />
dreht si<strong>ch</strong> immer wieder um folgende<br />
Fähigkeiten: Im Moment leben. Ganz<br />
wa<strong>ch</strong>, ganz aufmerksam sein. Ni<strong>ch</strong>t im Denken<br />
gefangen sein, mehr ins Erleben kommen.<br />
Ges<strong>ch</strong>ehen lassen, statt ma<strong>ch</strong>en und kontrollieren.<br />
Ni<strong>ch</strong>t immer alles bewerten. Die Dinge<br />
nehmen als das, was sie sind, und ni<strong>ch</strong>t, wie<br />
man sie gerne haben mö<strong>ch</strong>te oder einmal<br />
hatte. Freundli<strong>ch</strong> sein, und dies vor allem erst<br />
einmal mit si<strong>ch</strong> selber.<br />
Dies alles sind Fähigkeiten, über die wir im<br />
Grunde genommen verfügen, und die jedem<br />
von uns eine Ahnung von Gelassenheit,<br />
Lebensfreude und Zuversi<strong>ch</strong>t vermitteln<br />
oder – wie im Falle vieler Patientinnen und<br />
Patienten der Sonnenhalde – zurückbringen<br />
können. Denn ihnen sind sie oft verloren<br />
gegangen.<br />
Wir können A<strong>ch</strong>tsamkeit und Genuss in ähnli<strong>ch</strong>er<br />
Weise erfahren. Beim Geniessen denken<br />
wir an ganz bestimmte und auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong><br />
angenehme Tätigkeiten oder Zustände. Wenn<br />
es uns gelingt, etwas vollumfängli<strong>ch</strong> zu<br />
geniessen, sind wir wie in der A<strong>ch</strong>tsamkeit<br />
ganz in der Gegenwart und in unseren Sinneswahrnehmungen.<br />
Au<strong>ch</strong> im Geniessen<br />
kommt alles zusammen: der Körper, das Denken,<br />
die Gefühle. Wir sind wirkli<strong>ch</strong> da. Dies<br />
tönt zwar einfa<strong>ch</strong>, ist aber ni<strong>ch</strong>t selbstverständli<strong>ch</strong>.<br />
Denn gerade wenn es um Genuss<br />
geht, kommen uns oft störende Gedanken in<br />
den Weg: Wie lange wird dieser s<strong>ch</strong>öne<br />
Zustand dauern? Wir befür<strong>ch</strong>ten bereits, dass<br />
er zu kurz sein könnte. Oder verglei<strong>ch</strong>en ihn<br />
mit dem letzten Mal, wo es do<strong>ch</strong> einfa<strong>ch</strong><br />
no<strong>ch</strong> besser, no<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>öner war. Und<br />
ähnli<strong>ch</strong>es …<br />
An si<strong>ch</strong> aber s<strong>ch</strong>enkt uns das Geniessen ganz<br />
verglei<strong>ch</strong>bare Qualitäten wie diejenigen, die<br />
im A<strong>ch</strong>tsamkeitstraining geübt werden: Eins<br />
sein, im gegenwärtigen Augenblick sein, im<br />
Körper und im Erleben sein.<br />
Das A<strong>ch</strong>tsamkeitstraining bes<strong>ch</strong>äftigt si<strong>ch</strong><br />
aber au<strong>ch</strong> mit unangenehmen Zuständen,<br />
sol<strong>ch</strong>en, die uns ganz und gar ni<strong>ch</strong>t genüssli<strong>ch</strong><br />
ers<strong>ch</strong>einen. Ein gutes Beispiel hierfür ist<br />
der Umgang mit Lärm, dem Ticken der Uhr,<br />
das Kreis<strong>ch</strong>en einer Motorsäge, dem S<strong>ch</strong>nar<strong>ch</strong>en<br />
unseres Bettna<strong>ch</strong>barn. Lärm stört, wir<br />
würden uns gerne von ihm abwenden, wir<br />
ärgern uns, wir halten den Atem an, wir spannen<br />
alle Muskeln an vor lauter Abwehr. In<br />
dieser Situation a<strong>ch</strong>tsam bleiben, könnte zum<br />
Beispiel heissen, dem Lärm – und si<strong>ch</strong> selber<br />
– aktiv zuzuhören. Und so unsere automatis<strong>ch</strong>e<br />
Reaktion zu verändern. Damit ist ni<strong>ch</strong>t<br />
gemeint, dass wir den Lärm – hier als Beispiel<br />
einer Störquelle – geniessen sollen. Ni<strong>ch</strong>t<br />
alles ist geniessbar, muss es au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t sein.<br />
Aber wir können lernen, uns unserer Reaktionen<br />
bewusst zu sein und eine andere Qualität<br />
an ihre Stelle zu bringen. In dieser Art<br />
begegnet der a<strong>ch</strong>tsame Geist allem Erleben<br />
mit derselben wa<strong>ch</strong>en, offenen, interessierten<br />
und mögli<strong>ch</strong>st wertfreien Haltung. Sei es ein<br />
Lärm, sei es ein S<strong>ch</strong>merz, eine Sorge – allem.<br />
«Wenn die A<strong>ch</strong>tsamkeit etwas S<strong>ch</strong>önes<br />
berührt, offenbart sie dessen S<strong>ch</strong>önheit.<br />
Wenn sie etwas S<strong>ch</strong>merzvolles berührt, wandelt<br />
sie es um und heilt es.»<br />
Im Geniessen kommt alles zusammen:<br />
der Körper, das Denken, die Gefühle.<br />
9
10<br />
Dr. Gerhard Guts<strong>ch</strong>er, Oberarzt<br />
Psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e Störungen – ein Genusskiller?<br />
In Vorgesprä<strong>ch</strong>en und in Erstgesprä<strong>ch</strong>en<br />
höre i<strong>ch</strong> häufig die Klage: «Ni<strong>ch</strong>ts<br />
ma<strong>ch</strong>t mir mehr Freude, au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />
mehr das, was mir früher Spass ma<strong>ch</strong>te.»<br />
Eines der Kardinalsymptome einer<br />
Depression ist «Verlust von Interesse<br />
oder Freude an Aktivitäten, die normalerweise<br />
angenehm waren».<br />
Diesen Zustand bezei<strong>ch</strong>net man als Anhedonie<br />
– die Unfähigkeit, geniessen zu können<br />
(von grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong> an, ni<strong>ch</strong>t, und hedoné, Lust).<br />
Allerdings findet man ihn ni<strong>ch</strong>t nur bei psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en<br />
Krankheiten. «Null Bock auf ni<strong>ch</strong>ts»<br />
ist eine Haltung au<strong>ch</strong> vieler Jugendli<strong>ch</strong>er<br />
ohne psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e Störung. Dahinter verbirgt<br />
si<strong>ch</strong> oft eine Protesthaltung gegen die<br />
Erwa<strong>ch</strong>senenwelt.<br />
Aber ni<strong>ch</strong>t nur depressive, au<strong>ch</strong> Mens<strong>ch</strong>en<br />
mit Persönli<strong>ch</strong>keitsstörungen können oft ni<strong>ch</strong>t<br />
mehr geniessen. Man<strong>ch</strong>mal sehen wir Patienten,<br />
die regelre<strong>ch</strong>t verbittert sind, man spri<strong>ch</strong>t<br />
von einer «Verbitterungsstörung». Der<br />
Ges<strong>ch</strong>mack des Lebens wird bitter und vergällt<br />
den Genuss.<br />
Ein weiterer Genusskiller ist die Angst. Angstpatienten<br />
können es oft ni<strong>ch</strong>t geniessen,<br />
«Es ist s<strong>ch</strong>ön, zu essen und zu trinken und<br />
Gutes zu geniessen für all die Mühe und Arbeit<br />
unter der Sonne in der ganzen Zeit seines<br />
Lebens, die Gott einem gegeben hat.<br />
Das steht einem jeden zu als sein Teil.»<br />
unter vielen Mens<strong>ch</strong>en zu sein. Was für viele<br />
von uns hö<strong>ch</strong>ster Genuss ist – etwa ein<br />
Champions-League-Spiel des FC Basel im<br />
Jakobspark – ist für diese Mens<strong>ch</strong>en hö<strong>ch</strong>st<br />
angstbesetzt, ja löst bei man<strong>ch</strong>en gar Panik<br />
aus.<br />
Nur in seltenen Fällen ist es gerade die<br />
Angst, die Endorphine freisetzt und eine<br />
«Angstlust» auslöst (um es tiefenpsy<strong>ch</strong>ologis<strong>ch</strong><br />
mit Freud zu sagen). Sie kennen das<br />
wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> selbst, diesen Nervenkitzel<br />
beim A<strong>ch</strong>terbahnfahren im Europapark oder<br />
an der Basler Herbstmesse.<br />
Eine Art Störungen s<strong>ch</strong>eint auf den ersten<br />
Blick vom Genuss zu leben: die Sü<strong>ch</strong>te. Do<strong>ch</strong><br />
wenn etwas zur Su<strong>ch</strong>t wird, ist es vorbei mit<br />
dem gesunden Genuss. Darauf geht Walter<br />
Meili in seinem Beitrag auf Seite 6 näher ein.<br />
Bleibt no<strong>ch</strong> das Essen, das müsste do<strong>ch</strong> ein<br />
Genuss sein! Aber au<strong>ch</strong> das Essen kann zum<br />
Genusskiller werden, wenn nur no<strong>ch</strong> Kalorien<br />
gezählt werden wie bei der Anorexia nervosa<br />
oder alles glei<strong>ch</strong> wieder erbro<strong>ch</strong>en wird, na<strong>ch</strong>dem<br />
zu viel gegessen wurde (Bulimia nervosa)<br />
oder es immer wieder zu Fressattacken<br />
kommt ohne Erbre<strong>ch</strong>en (Binge Eating Disorder).<br />
Vom Ist-Zustand vieler bei uns aufgenommener<br />
Patienten her bilden also Psy<strong>ch</strong>iatrie und<br />
Genuss zunä<strong>ch</strong>st einmal tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> einen<br />
Widerspru<strong>ch</strong>, ja viele psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e Erkrankungen<br />
erweisen si<strong>ch</strong> geradezu als Genusskiller.<br />
Vom Lebensüberdruss zum<br />
Lebensgenuss<br />
Do<strong>ch</strong> dabei soll es ja ni<strong>ch</strong>t bleiben. Sigmund<br />
Freud meinte, gesund sei, wer lieben und<br />
arbeiten könne. Dann ist derjenige mehr als<br />
gesund, der liebt und seine Arbeit mit Genuss<br />
tut. Wer das Leben liebt, der kann au<strong>ch</strong><br />
geniessen. Viele unserer Patienten und<br />
Patientinnen sind davon zunä<strong>ch</strong>st weit entfernt.<br />
Sie sind ni<strong>ch</strong>t nur des Lebens überdrüssig,<br />
oft denken sie an Suizid. Unser Chefarzt<br />
Samuel Pfeifer hat dieses heikle und do<strong>ch</strong> so<br />
wi<strong>ch</strong>tige Thema im Rahmen des Riehener<br />
Seminars im vergangenen Jahr aufgegriffen<br />
und eingehend mit hervorragenden Referenten<br />
beleu<strong>ch</strong>tet.<br />
Wie kommen wir vom Lebensüberdruss zum<br />
Lebensgenuss? Ist das überhaupt erstrebenswert?<br />
Ist das <strong>ch</strong>ristli<strong>ch</strong>? Man<strong>ch</strong>e unserer<br />
Patienten kommen mit einem verengten und<br />
verzerrten Mens<strong>ch</strong>enbild zu uns; sie sind<br />
geprägt davon, si<strong>ch</strong> für andere zu verausgaben<br />
und den eigenen Genuss zu opfern für<br />
das vermeintli<strong>ch</strong>e Wohl der andern. Sie leben<br />
oft in der melan<strong>ch</strong>olis<strong>ch</strong>en Grundstimmung<br />
des Bu<strong>ch</strong>es Kohelet in der Bibel: «Alles ist<br />
ni<strong>ch</strong>tig und flü<strong>ch</strong>tig, spra<strong>ch</strong> Kohelet.» Do<strong>ch</strong><br />
dann folgt eine Überras<strong>ch</strong>ung: Na<strong>ch</strong>dem si<strong>ch</strong><br />
der Prediger ausführli<strong>ch</strong> über die S<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tigkeit<br />
und Sinnlosigkeit der Welt ausgelassen<br />
hat, kommt er zu einer paradoxen Quintessenz:<br />
«Sieh, was i<strong>ch</strong> Gutes sah: Es ist s<strong>ch</strong>ön,<br />
zu essen und zu trinken und Gutes zu geniessen<br />
für all die Mühe und Arbeit unter der<br />
Sonne in der ganzen Zeit seines Lebens, die<br />
Gott einem gegeben hat. Das steht einem<br />
jeden zu als sein Teil.»<br />
Das ist Psy<strong>ch</strong>ohygiene im besten Sinn – das<br />
Auflockern der Arbeit mit Genuss! So passt<br />
es zu unserem Leitbild, dass wir jeden Mittag<br />
das wunderbare Essen geniessen, das uns<br />
unser Ko<strong>ch</strong> Ricardo mit seinem Team zubereitet.<br />
Der Genuss eines guten Essens wird zur<br />
Selbsterfahrung, die uns darin ermutigt, au<strong>ch</strong><br />
unseren Patienten die Ressource «Genuss»<br />
wieder nahezubringen und damit ihr Leben<br />
aufzuhellen.<br />
11
12<br />
Anita Postel, Abteilungsleiterin Pflege<br />
Genussgruppe<br />
Angeregt dur<strong>ch</strong> den Dreiländerkongress<br />
in Bern 2005 und das Bu<strong>ch</strong> «Kleine<br />
S<strong>ch</strong>ule des Geniessens» (Rainer Lutz,<br />
Eva Koppenhöfer) entstand in der Klinik<br />
Sonnenhalde die Genussgruppe.<br />
Das Angebot verfolgt einen verhaltenstherapeutis<strong>ch</strong>en<br />
Ansatz und ist fester Bestandteil<br />
der Therapien im Ottilienhaus. Die Genussgruppe<br />
begründet und orientiert si<strong>ch</strong> am<br />
Konzept des Marburger Psy<strong>ch</strong>ologen Rainer<br />
Lutz und der Psy<strong>ch</strong>otherapeutin Eva Koppenhöfer.<br />
Jede Gruppenstunde hat zum Ziel, die<br />
Fähigkeit zu genussvollem Empfinden zu fördern.<br />
Im wö<strong>ch</strong>entli<strong>ch</strong>en Rhythmus wird in<br />
einer Gruppe mit 3 bis 8 Teilnehmenden<br />
während 60 Minuten «gearbeitet».<br />
Es handelt si<strong>ch</strong> um eine offene Gruppe, d.h.,<br />
neue Teilnehmende können zu jeder Zeit aufgenommen<br />
werden. In jeder Gruppensequenz<br />
wird einer Sinnesqualität (Sehen, Rie<strong>ch</strong>en,<br />
S<strong>ch</strong>mecken, Hören, Tasten/Fühlen) Aufmerksamkeit<br />
und A<strong>ch</strong>tsamkeit gewidmet. Die Leitung<br />
dur<strong>ch</strong> die Pflegefa<strong>ch</strong>personen erfolgt<br />
na<strong>ch</strong> einem einfa<strong>ch</strong>en Ablaufs<strong>ch</strong>ema. Alle<br />
vom Pflegeteam übernehmen diese Aufgabe<br />
im Turnus. Dadur<strong>ch</strong> führt die individuell eingebra<strong>ch</strong>te<br />
Kreativität bei der Gestaltung des<br />
Ablaufs immer wieder sowohl zu neuem und<br />
überras<strong>ch</strong>endem Einzel- als au<strong>ch</strong> Gruppenerleben.<br />
Sinneswahrnehmung bietet ein jederzeit zur<br />
Verfügung stehendes Potential an positiver<br />
Stimulation.<br />
Die Gruppenstunde umfasst folgende S<strong>ch</strong>werpunkte:<br />
■ Sensibilisierung der Sinnesmodalitäten<br />
■ Vermittlung eines ganz spezifis<strong>ch</strong>en<br />
Umgangs mit potentiell Genussvollem<br />
■ Aktualisierung angenehmer Vorerfahrungen<br />
■ Aufbau von Eigenverantwortung, Stärkung<br />
der Autonomie<br />
■ Genusstraining soll Spass ma<strong>ch</strong>en und<br />
freudvolles Erleben fördern<br />
Als Leitfaden dienen uns folgende 7 Genussregeln:<br />
■ Genuss brau<strong>ch</strong>t Zeit<br />
■ Genuss muss erlaubt sein<br />
■ Genuss geht ni<strong>ch</strong>t nebenbei<br />
■ Genuss ist Ges<strong>ch</strong>mackssa<strong>ch</strong>e<br />
■ Weniger ist mehr<br />
■ Ohne Erfahrung kein Genuss<br />
■ Genuss ist alltägli<strong>ch</strong><br />
Im Rahmen von variantenrei<strong>ch</strong>en Anwendungsübungen<br />
werden positive Vorerfahrungen<br />
wieder lebendig oder potentiell Genussvolles<br />
wird neu entdeckt. Wir nutzen moderne<br />
Medien sowie Materialien, wel<strong>ch</strong>e die Natur<br />
zahlrei<strong>ch</strong> anbietet. Deshalb sind wir immer<br />
wieder auf dem Klinik areal bei unseren «Sinnesaktivitäten»<br />
anzutreffen.<br />
Der Wert der Genussgruppe liegt ni<strong>ch</strong>t in<br />
einer direkten Verbesserung der Krankheitssymptome.<br />
Sinneswahrnehmung bietet vielmehr<br />
ein jederzeit zur Verfügung stehendes<br />
Potential an positiver Stimulation. Dur<strong>ch</strong><br />
wiederholtes, positives Erfahren sollen diese<br />
grosse Ressource verinnerli<strong>ch</strong>t und den Teilnehmenden<br />
ihre Handlungskompetenzen<br />
bewusst vor Augen geführt werden. Das<br />
Wissen über das, was einem selbst guttut,<br />
kann ni<strong>ch</strong>t über den Kopf vermittelt werden,<br />
es muss «erfahrbar» werden. In der Genussgruppe<br />
werden dazu die Grundlagen erarbeitet<br />
und gefestigt.<br />
Somit bauen wir Eigenverantwortung und Autonomie<br />
auf und setzen einen Gegenpol zum<br />
eher problemzentrierten Behandlungsalltag.<br />
Und nun laden wir Sie zu einer kleinen<br />
Genussübung mit einem Stück<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>okolade<br />
ein:<br />
«Sie haben jetzt ein Stück<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>okolade<br />
vor si<strong>ch</strong>. Sie wissen, dass Süssigkeit vor allem<br />
an der Zungenspitze wahrgenommen wird.<br />
Sie lehnen si<strong>ch</strong> entspannt in Ihren Stuhl<br />
zurück. Nun ri<strong>ch</strong>ten Sie Ihre ganze Aufmerksamkeit<br />
auf si<strong>ch</strong> und Ihren Körper. Sie atmen<br />
ruhig und regelmässig. Sie erlauben si<strong>ch</strong><br />
einen Augenblick der Ruhe und der Entspannung.<br />
Gut. Und nun ri<strong>ch</strong>ten Sie Ihre Konzentration<br />
auf Ihren Mundraum, auf die Zunge.<br />
Legen Sie jetzt das Stück<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>okolade vor<br />
Ihre Lippen. Ihre Zungenspitze tastet si<strong>ch</strong> zur<br />
S<strong>ch</strong>okolade vor und beginnt, sie zu erspüren.<br />
Sie nehmen ganz deutli<strong>ch</strong> den Ges<strong>ch</strong>mack<br />
der Süsse und des Kakaos wahr. Beginnen Sie<br />
jetzt, zu lecken, und s<strong>ch</strong>lecken Sie na<strong>ch</strong> Herzenslust<br />
und na<strong>ch</strong> allen Regeln der Kunst an<br />
allen Seiten, Ecken und Winkeln des S<strong>ch</strong>okoladenripp<strong>ch</strong>ens<br />
entlang. Kreuz und quer, auf<br />
und ab. Gut. Verweilen Sie kurz, s<strong>ch</strong>ieben Sie<br />
das Stück<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>okolade vollständig in den<br />
Mund und essen Sie es langsam, mit Beda<strong>ch</strong>t<br />
und Genuss auf.»<br />
«Kein Genuss ist vorübergehend; denn der<br />
Eindruck, den er zurücklässt, ist bleibend.»<br />
Johann Wolfgang von Goethe<br />
(1749–1832)<br />
13
14<br />
Mi<strong>ch</strong>ael Röttgen, dipl. Physiotherapeut<br />
Bewegung als Genuss erleben<br />
Dur<strong>ch</strong> unsere Arbeit als Physiotherapeuten<br />
erfahren wir, dass z.B. Mens<strong>ch</strong>en mit Depressionen<br />
oft unter einer ausgeprägten Genuss -<br />
unfähigkeit (Anhedonie) leiden, also die<br />
Fähigkeit verloren haben, si<strong>ch</strong> an irgendetwas<br />
zu erfreuen oder Vergnügen zu empfinden. In<br />
extremen Fällen gehen das Spüren und das<br />
Bewusstsein des eigenen Körpers gar gänzli<strong>ch</strong><br />
verloren.<br />
Bereits der Säugling strebt (gemäss Sigmund<br />
Freud) na<strong>ch</strong> Lust und versu<strong>ch</strong>t, Unlustgefühle<br />
zu vermeiden. Bislang ist aber no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t ausrei<strong>ch</strong>end<br />
erfors<strong>ch</strong>t, ob Genussfähigkeit angeboren<br />
oder erworben ist. Fast alle von uns<br />
kennen aber au<strong>ch</strong> diese Momente, in denen<br />
unsere Genussfähigkeit dur<strong>ch</strong> «Kleinigkeiten»<br />
abges<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>t ist bzw. fast völlig in den<br />
Hintergrund tritt wie z.B. bei starken Kopfoder<br />
Zahns<strong>ch</strong>merzen, bei Fieber oder bei<br />
Übelkeit. Wie aber muss es sein, wenn dieser<br />
Zustand über Tage oder Wo<strong>ch</strong>en anhält?<br />
In der Körpertherapie versu<strong>ch</strong>en wir dur<strong>ch</strong><br />
vers<strong>ch</strong>iedene Reize, diesen verlorengegan -<br />
genen Zugang zum Genuss wiederzufinden,<br />
zu erwecken oder zu entdecken. Um dies zu<br />
errei<strong>ch</strong>en, ist eine genaue Beoba<strong>ch</strong>tung folgender<br />
Elemente notwendig:<br />
■ Körperabläufe (Bewegungsfluss, Symmetrie,<br />
«innere Mitte», Zentrierung/Atmung,<br />
Kontakt zum Boden, Nähe-/Distanzgefühl<br />
usw.)<br />
«Das war gut, si<strong>ch</strong> mal wieder ‹auszupowern›.»<br />
■ Psy<strong>ch</strong>e (Grundstimmung, Aggressivität,<br />
inadäquate Affekte usw.)<br />
■ Verhalten (motoris<strong>ch</strong>e Unruhe, Zerstreutheit,<br />
Redefluss usw.)<br />
Hierbei sehen wir oft erhebli<strong>ch</strong>e Abwei<strong>ch</strong>ungen<br />
des normalen Stereotyps, aber au<strong>ch</strong> vorhandene<br />
Ressourcen. Genau bei diesen versu<strong>ch</strong>en<br />
wir, mit unserer Therapie anzusetzen.<br />
Hilfrei<strong>ch</strong> sind dabei oft automatisierte Bewegungsabläufe<br />
aus dem «früheren» Alltag, da<br />
diese im «Verborgenen» no<strong>ch</strong> immer s<strong>ch</strong>lummern<br />
und «nur» zu neuem Leben erweckt werden<br />
müssen (z.B. Hobbys). Ist dieser Zugang<br />
erst einmal ges<strong>ch</strong>afft, sodass die Initiative<br />
au<strong>ch</strong> verstärkt vom Betroffenen ausgeht, so<br />
helfen körperli<strong>ch</strong>e Bewegung und natürli<strong>ch</strong><br />
au<strong>ch</strong> der soziale Effekt, in einer Gruppe aktiv<br />
zu sein.<br />
Dur<strong>ch</strong> kontinuierli<strong>ch</strong>e körperli<strong>ch</strong>e Bewegung<br />
(z.B. Ausdauertraining, Nordic Walking, Tanz<br />
usw.) werden die Werte von Serotonin und<br />
Noradrenalin im Blut erhöht und die Muskeln<br />
werden dur<strong>ch</strong>blutet und besser entspannt.<br />
Der Zugang zum Körper wird verbessert und<br />
das Vertrauen zu ihm gefördert. S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong><br />
werden vorhandene Grenzen erkannt und die<br />
Voraussetzungen dazu ges<strong>ch</strong>affen, diese zu<br />
«versetzen». Insgesamt wird so das Selbstvertrauen<br />
gestärkt.<br />
Ni<strong>ch</strong>t zu vergessen sind die Nebeneffekte wie<br />
ein positiver Einfluss auf Gesundheit und<br />
Wohlbefinden sowie ein entspanntes und<br />
zufriedenes Gefühl na<strong>ch</strong> der Aktivität. Au<strong>ch</strong><br />
die Geselligkeit dur<strong>ch</strong> das gemeinsame<br />
Bewegen wirkt si<strong>ch</strong> positiv aus. Längerfristige<br />
Wirkungen sind vitaleres Aussehen, konstantes<br />
Körpergewi<strong>ch</strong>t usw.<br />
Patienten äussern si<strong>ch</strong> über die Wirkung und<br />
ihr Befinden mit Kommentaren wie: «Das war<br />
gut, si<strong>ch</strong> mal wieder ‹auszupowern›»; «I<strong>ch</strong><br />
spüre meine Beine wieder»; «I<strong>ch</strong> empfinde<br />
eine wohltuende Müdigkeit» oder au<strong>ch</strong> «A<strong>ch</strong>,<br />
i<strong>ch</strong> hab mal wieder so ri<strong>ch</strong>tig ges<strong>ch</strong>witzt»;<br />
«I<strong>ch</strong> habe mir einen Muskelkater geholt!» Ja,<br />
sie erleben sogar diesen «Erfolg» als gut, weil<br />
sie si<strong>ch</strong> dabei wieder selbst spüren. Objektiv<br />
beoba<strong>ch</strong>ten wir einen flüssigeren Bewegungsablauf,<br />
eine gelöstere Haltung, ein Lä<strong>ch</strong>eln<br />
und vieles mehr.<br />
Bei Patienten, bei denen ein sol<strong>ch</strong>er Zugang<br />
momentan ni<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong> ist, versu<strong>ch</strong>en wir,<br />
über gezielte Körperwahrnehmung zu arbeiten.<br />
Dies passiert hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> in der Einzeltherapie,<br />
wie Physio- und Atemtherapie,<br />
sowie bei Entspannungsübungen PMR (progressive<br />
Muskelrelaxation na<strong>ch</strong> Jacobson).<br />
Andere Mögli<strong>ch</strong>keiten, wie z.B. der Barfusspfad<br />
oder das Wassertretbecken, können für<br />
die Körperwahrnehmung sehr hilfrei<strong>ch</strong> sein,<br />
weil sie starke Reize auslösen.<br />
15
16<br />
Françoise Baumer, Leiterin Hotellerie<br />
Die mediterrane Linie in der Patientenverpfleg ung<br />
Stellen Sie si<strong>ch</strong> vor, Sie sitzen auf einer<br />
Terrasse am Meer und studieren die<br />
Speisekarte. Sie stellen si<strong>ch</strong> ein Menü<br />
mit vers<strong>ch</strong>iedenen Ges<strong>ch</strong>macksnoten<br />
zusammen: ein Primo Piatto mit wenig<br />
Pasta an Olivenöl, Tomaten und etwas<br />
Basilikum, dana<strong>ch</strong> ein mit Kräutern gegrillter<br />
Fis<strong>ch</strong>, mit etwas Brot und fris<strong>ch</strong>em,<br />
knackigem Gemüse. Zum Na<strong>ch</strong>tis<strong>ch</strong><br />
weder rahmiges Eis no<strong>ch</strong> süssen<br />
Ku<strong>ch</strong>en, sondern fris<strong>ch</strong>e Frü<strong>ch</strong>te. Na<strong>ch</strong><br />
dieser Mahlzeit folgt eine Phase der<br />
Entspannung, bevor Sie wieder für die<br />
nä<strong>ch</strong>ste Exkursion gerüstet sind.<br />
Was in den Ferien so angenehm und erholsam<br />
ist, wird von Ernährungsexperten als<br />
sehr gesund propagiert. Die Ernährungsweise<br />
der Mittelmeerländer bietet die beste Mögli<strong>ch</strong>keit,<br />
si<strong>ch</strong> gesund zu ernähren und glei<strong>ch</strong>zeitig<br />
kulinaris<strong>ch</strong> voll auf die Kosten zu kommen.<br />
Das Geheimnis liegt ni<strong>ch</strong>t in einem<br />
besonders gesunden Nahrungsmittel, sondern<br />
vielmehr im Zusammenspiel von Produkten<br />
und Zubereitungsarten. Die traditionelle<br />
Ernährungsweise in Südeuropa zei<strong>ch</strong>net si<strong>ch</strong><br />
dur<strong>ch</strong> ihre gesunde Vielfalt aus. Pflanzli<strong>ch</strong>e<br />
Lebensmittel – Brot und Teigwaren, Gemüse,<br />
Salat und Obst – ma<strong>ch</strong>en den Löwenanteil<br />
dessen aus, was tägli<strong>ch</strong> auf den Tis<strong>ch</strong> kommt.<br />
Die mediterrane Kü<strong>ch</strong>e ist au<strong>ch</strong> für<br />
Patienten mit speziellen Bedürfnissen eine<br />
Verpflegung mit «Genuss und Lebensfreude».<br />
Fis<strong>ch</strong> und Geflügel werden mehrmals<br />
wö<strong>ch</strong>entli<strong>ch</strong>, dunkles Fleis<strong>ch</strong> dagegen nur selten<br />
serviert. Mil<strong>ch</strong> und Mil<strong>ch</strong>produkte wie<br />
Joghurt und Käse gibt es tägli<strong>ch</strong>, jedo<strong>ch</strong> in<br />
mässigen Mengen. Die Hauptfettquelle ist<br />
Olivenöl.<br />
Geleitet von diesen Erkenntnissen entwickelte<br />
eine Arbeitsgruppe der Klinik Sonnenhalde<br />
das Konzept «Patientenverpflegung 2012». In<br />
einer breit abgestützten Diskussion wurde<br />
das Ziel bestimmt: «Die Klinik Sonnenhalde<br />
bietet ihren Patienten eine lei<strong>ch</strong>te, ausgewogene<br />
und abwe<strong>ch</strong>slungsrei<strong>ch</strong>e Verpflegung<br />
an, wel<strong>ch</strong>e s<strong>ch</strong>mackhaft und genussvoll ist.»<br />
Die Geri<strong>ch</strong>te sollen alltagstaugli<strong>ch</strong> sein,<br />
damit sie von den Patienten na<strong>ch</strong> der Rückkehr<br />
au<strong>ch</strong> zu Hause geko<strong>ch</strong>t werden können.<br />
Deshalb werden Rezepte und Informationen<br />
zu Lebensmitteln und Zubereitungen aus der<br />
Kü<strong>ch</strong>e den Gästen zur Verfügung gestellt. So<br />
werden die Gäste auf die speziellen Aspekte<br />
des «mediterranen Genusses» sensibilisiert.<br />
Eine Klinik behandelt immer Patienten mit<br />
vers<strong>ch</strong>iedenen Ernährungsgewohnheiten und<br />
Vorlieben. Dazu kommen Betroffene mit Allergien,<br />
Lebensmittelintoleranzen und -unverträgli<strong>ch</strong>keiten.<br />
Auf diese speziellen Bedürfnisse<br />
gilt es, einzugehen. Interessanterweise<br />
erfüllt die mediterrane Kü<strong>ch</strong>e bereits viele<br />
Anforderungen an die Verpflegung von Diabetikern,<br />
Vegetariern und Allergikern. Abgeleitet<br />
von der mediterranen Linie werden alternative<br />
Geri<strong>ch</strong>te angeboten, wel<strong>ch</strong>e an die<br />
jeweiligen speziellen Bedürfnisse angepasst<br />
sind. Au<strong>ch</strong> hier unterstützt die Kü<strong>ch</strong>e die<br />
Patienten, im Alltag eine für sie «gesunde»<br />
Verpflegung zu finden. Die mediterrane<br />
Kü<strong>ch</strong>e soll au<strong>ch</strong> für Patienten mit speziellen<br />
Bedürfnissen eine Verpflegung mit «Genuss<br />
und Lebensfreude» sein.<br />
Ab April 2012 wird die Klinik Sonnenhalde<br />
ihren Patienten eine Verpflegung der mediterranen<br />
Linie auf dem Teller anbieten. Mit dem<br />
Universitätsspital Basel wurde ein grosser<br />
und erfahrener Kooperationspartner gefunden,<br />
wel<strong>ch</strong>er das neue Verpflegungskonzept<br />
mit der Klinik Sonnenhalde in die Praxis<br />
umsetzt. Die Patienten können ihren Menüplan<br />
tägli<strong>ch</strong> individuell am Tou<strong>ch</strong>screen auswählen<br />
und erhalten am nä<strong>ch</strong>sten Tag aus<br />
der Kü<strong>ch</strong>e des Universitätsspitals fein zubereitete<br />
Speisen.<br />
17
18<br />
Stephan Hall, Leiter Services<br />
Erneut starke Na<strong>ch</strong>frage und gute Auslastung<br />
Die grosse Na<strong>ch</strong>frage na<strong>ch</strong> dem Behandlungsangebot<br />
der Klinik Sonnenhalde<br />
AG konnte im Jahr <strong>2011</strong> no<strong>ch</strong><br />
besser befriedigt werden. Die zur Verfügung<br />
stehenden Kapazitäten waren<br />
über den gesamten Jahresverlauf sehr<br />
gut ausgelastet.<br />
Im stationären Berei<strong>ch</strong> führte die weitere<br />
Senkung der dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>en Aufenthaltsdauer<br />
auf 50.6 Tage (2010: 52,7 Tage) zu<br />
einer höheren Bettenkapazität für mehr<br />
Patienten. Die Jahresre<strong>ch</strong>nung weist für<br />
das Jahr <strong>2011</strong> denno<strong>ch</strong> einen Verlust von<br />
CHF 342 579 aus. Der Verlust resultiert aus<br />
folgenden Gründen:<br />
Im 4. Quartal <strong>2011</strong> erfolgte eine bewusste<br />
Personalaufstockung zur Si<strong>ch</strong>erstellung der<br />
ab 2012 ausgeweiteten kantonalen Leistungsaufträge.<br />
Das restriktive Kontingent für<br />
Patienten aus Basel-Stadt wurde dur<strong>ch</strong> die<br />
Klinik aufgehoben und Patienten wurden<br />
über den vereinbarten maximalen Leistungsvertrag<br />
aufgenommen. Der so entstandene<br />
Verlust kann insofern relativiert werden, dass<br />
ab 2012 die Tarife gemäss der neuen Spital -<br />
finanzierung ausgehandelt sind, der Patientenstopp<br />
für basel-städtis<strong>ch</strong>e Patienten hinfällig<br />
und ein Beitrag an die Anlagenutzungskosten<br />
in den Tarifen enthalten ist.<br />
Im stationären Berei<strong>ch</strong> leistete die Klinik im<br />
Jahr <strong>2011</strong> 22 821 Pflegetage, was einer Auslastung<br />
der Bettenkapazität von 99,2 Prozent<br />
glei<strong>ch</strong>kommt. Der Anteil geleisteter Pflegetage<br />
für allgemein versi<strong>ch</strong>erte Patientinnen<br />
und Patienten lag bei 84,3 Prozent (inkl.<br />
Zusatzversi<strong>ch</strong>erung «allgemeine Abteilung<br />
ganze S<strong>ch</strong>weiz»). 35,9 Prozent der stationär<br />
behandelten Patienten sind im Kanton Basel-<br />
Stadt wohnhaft. Der mit dem Kanton Basel-<br />
Stadt vereinbarte Leistungsauftrag konnte<br />
vollumfängli<strong>ch</strong> erfüllt werden. Um einen Aufnahmestopp<br />
für Patienten mit Wohnsitz im<br />
Kanton Basel-Stadt zu vermeiden, hat die Klinik<br />
stationäre Behandlungen im Wert von<br />
CHF 90 000 ohne kantonale Leistungs -<br />
abgeltung dur<strong>ch</strong>geführt.<br />
Die Mitarbeitenden des ambulanten Berei<strong>ch</strong>s<br />
leisteten im Jahr <strong>2011</strong> 13116 Konsultationen<br />
für 1604 Patienten, was im Verglei<strong>ch</strong> zum<br />
Vorjahr einer Steigerung um rund 1500 Konsultationen<br />
glei<strong>ch</strong>kommt. 51 Prozent der<br />
ambulant behandelten Patienten sind im<br />
Kanton Basel-Stadt wohnhaft.<br />
Das Angebot der Tagesklinik nutzten im Jahr<br />
<strong>2011</strong> 108 Patienten, wel<strong>ch</strong>e 3936 Pflegetage<br />
in Anspru<strong>ch</strong> nahmen. Der Anteil geleisteter<br />
Pflegetage für Patienten aus dem Kanton<br />
Basel-Stadt lag bei 70,7 Prozent.<br />
Der dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>e Stellenbestand des<br />
ausgelernten Personals hat im Jahr <strong>2011</strong><br />
116 Vollzeitstellen betragen. Im Jahresdur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nitt<br />
leistete die Klinik zudem Ausbildungsangebote<br />
im Umfang von 12 Vollzeitstellen.<br />
Audit der Kontrollsysteme und der<br />
Jahresre<strong>ch</strong>nung <strong>2011</strong><br />
Die Jahresre<strong>ch</strong>nung wurde na<strong>ch</strong> aktienre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en<br />
Bu<strong>ch</strong>führungs- und Re<strong>ch</strong>nungslegungsnormen<br />
erstellt. Gemäss der Beurteilung der<br />
Revisionsstelle KPMG AG, Wirts<strong>ch</strong>aftsprüfung,<br />
Basel, entspre<strong>ch</strong>en die Bu<strong>ch</strong>führung und die<br />
Jahresre<strong>ch</strong>nung <strong>2011</strong> der Klinik Sonnenhalde<br />
AG – Psy<strong>ch</strong>iatrie und Psy<strong>ch</strong>otherapie dem<br />
s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Gesetz und den Statuten.<br />
Zudem bestätigt die Revisionsstelle, dass die<br />
IKS-Dokumentation (Internes Kontrollsystem)<br />
vollständig und unter Berücksi<strong>ch</strong>tigung der<br />
Unternehmensgrösse ausrei<strong>ch</strong>end ist.<br />
Die Darstellung der Jahresre<strong>ch</strong>nung folgt den<br />
aktuellen Vorgaben des Spitalverbandes H+<br />
(REKOLE, Version 2008).<br />
Ein herzli<strong>ch</strong>es Dankes<strong>ch</strong>ön<br />
Der Verwaltungsrat und die Klinikleitung sind<br />
für das hohe Engagement und die Verbundenheit<br />
der Mitarbeitenden mit der Klinik<br />
Sonnenhalde im Dienste der Patientinnen<br />
und Patienten sehr dankbar. Au<strong>ch</strong> im finanziell<br />
angespannten Jahr <strong>2011</strong> war es der Klinik<br />
mögli<strong>ch</strong>, diesen Dank in Form von Beiträgen<br />
von über CHF 50 000 für die Realisierung<br />
von kleineren und grösseren Projekten<br />
von Patienten, Mitarbeitenden und der Klink<br />
nahestehenden Organisationen zusätzli<strong>ch</strong><br />
zum Ausdruck zu bringen.<br />
Erfolgsre<strong>ch</strong>nung<br />
in CHF<br />
2010 <strong>2011</strong><br />
Ertrag<br />
Betriebli<strong>ch</strong>er Erlös aus Leistungen<br />
– Pflegetaxen 10 085 237 10 347368<br />
– Personal und Dritte 2 065 1851<br />
– Arzthonorare 984109 1087776<br />
– Medizinis<strong>ch</strong>e Nebenleistungen 1031060 985772<br />
– Spezialuntersu<strong>ch</strong>ungen 852 224 780 927<br />
– Nebenleistungen Tagesklinik 19 488 20 552<br />
Übrige Erträge aus Leistungen für Patienten 146 353 161515<br />
Veränderung Delkredere 0 0<br />
Debitorenverluste –8 070 –12 334<br />
Zinsertrag 3 417 1855<br />
Leistungsaufträge BS/BL 2499 524 2417290<br />
Zuwendungen von Dritten 163 440 184 800<br />
Ausserordentli<strong>ch</strong>er Ertrag 42 000 40707<br />
Ertrag aus Auflösung von Rückstellungen 240 238 0<br />
Total Ertrag 16 061085 16 018 079<br />
Aufwand<br />
Personalaufwand 10 856 505 11507823<br />
Medizinis<strong>ch</strong>er Bedarf 263 474 289 629<br />
Lebensmittelaufwand 1296 878 1345 419<br />
Haushaltsaufwand 183125 177739<br />
Ersatz, Neuans<strong>ch</strong>affungen, Unterhalt und<br />
Reparaturen der Immobilien und Mobilien 956 476 679 944<br />
Abs<strong>ch</strong>reibungen 951377 939 800<br />
Energie, Betriebs- und Hilfsmaterial 146125 142189<br />
Kursverlust auf Werts<strong>ch</strong>riften 0 12 981<br />
Kapitalzinsen 102 041 101084<br />
Hypothekarzinsen 153 974 123746<br />
Baure<strong>ch</strong>tszinsen 91235 91235<br />
Mietzinse 82 992 106 282<br />
Büro- und Verwaltungsaufwand 677 951 659 970<br />
Übriger Betriebsaufwand 115 525 133 015<br />
Ausserordentli<strong>ch</strong>er Aufwand 27 548 49 802<br />
Total Aufwand 15 905 226 16 360 658<br />
Jahresgewinn/-verlust 155 859 –342 579<br />
19
20<br />
Jahresre<strong>ch</strong>nung<br />
Bilanz<br />
in CHF<br />
Per 31. Dezember 2010 <strong>2011</strong><br />
Aktiven<br />
Flüssige Mittel 703188 842 308<br />
Werts<strong>ch</strong>riften 35 963 22 982<br />
Forderungen<br />
– aus Leistungen gegenüber Patienten<br />
und Garanten 2 543 057 2196 501<br />
– gegenüber Behörden 57 000 2 000<br />
Delkredere –110 462 –109 925<br />
Übrige Forderungen 40 897 45766<br />
Vorräte 11 509 8 884<br />
Aktive Re<strong>ch</strong>nungsabgrenzung 32 055 29 397<br />
Total Umlaufvermögen 3 313 207 3 037 913<br />
Gebäude 14 250172 13700149<br />
Einri<strong>ch</strong>tungen und Mobilien 1360 993 1083 235<br />
Total Anlagevermögen 15 611165 14 783 384<br />
Total Aktiven 18 924 372 17 821 297<br />
in CHF<br />
Per 31. Dezember 2010 <strong>2011</strong><br />
Passiven<br />
Verbindli<strong>ch</strong>keiten aus Lieferungen und Leistungen<br />
– gegenüber Dritten 317 007 290 665<br />
– gegenüber Aktionärin 200 962 201386<br />
– gegenüber Patienten 5 445 5 000<br />
– gegenüber Behörden 105 029 317369<br />
Passive Re<strong>ch</strong>nungsabgrenzungen 241543 270 520<br />
Total kurzfristige Verbindli<strong>ch</strong>keiten 869 986 1 084 940<br />
Hypotheken 5700 000 4 300 000<br />
Fonds und Rückstellungen 7 078 067 7502 617<br />
Total langfristige Verbindli<strong>ch</strong>keiten 12 778 067 11 802 617<br />
Total Fremdkapital 13 648 053 12 887 557<br />
Aktienkapital 3 000 000 3 000 000<br />
Gesetzli<strong>ch</strong>e Reserven<br />
– allgemeine Reserve 75 830 83 730<br />
– Reserve aus Kapitaleinlage 1000 000 1000 000<br />
Freie Reserve 1042703 1190703<br />
Total Aktienkapital und Reserven 5118 533 5 274 433<br />
Bilanzgewinn/-verlust<br />
Gewinnvortrag vom Vorjahr 1927 1886<br />
Jahresgewinn/-verlust 155 859 –342 579<br />
Bilanzgewinn/-verlust 157786 –340 693<br />
Total Eigenkapital 5 276 319 4 933 740<br />
Total Passiven 18 924 372 17 821 297<br />
Statistik<br />
Stationärer Berei<strong>ch</strong><br />
2010 <strong>2011</strong><br />
Pflegetage<br />
Anzahl Pflegetage 21909 22 821<br />
Pflegetage na<strong>ch</strong> Versi<strong>ch</strong>erungsklassen<br />
Allgemein Versi<strong>ch</strong>erte Basel-Stadt 6 852 7813<br />
Allgemein Versi<strong>ch</strong>erte Basel-Lands<strong>ch</strong>aft 7626 7103<br />
Allgemein Versi<strong>ch</strong>erte übrige S<strong>ch</strong>weiz 4119 3774<br />
Halbprivat Versi<strong>ch</strong>erte 1308 2 272<br />
Privat Versi<strong>ch</strong>erte 1175 840<br />
Versi<strong>ch</strong>erte Ausland 829 1019<br />
Bettenbelegung<br />
Bettenbelegung 98,8% 99,2%<br />
Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>e Aufenthaltsdauer in Tagen*<br />
Patienten von 17 bis 64 Jahren 53.0 50,0<br />
Patienten mit 65 Jahren und älter 50.7 54,6<br />
Alle Patienten 52.7 50,6<br />
* Basis: Austritte<br />
Herkunft <strong>2011</strong>*<br />
■ Basel-Stadt | 35,9%<br />
■ Basel-Lands<strong>ch</strong>aft | 39,2%<br />
■ Übrige S<strong>ch</strong>weiz | 19,2%<br />
■ Deuts<strong>ch</strong>land | 4,4%<br />
■ Übriges Ausland | 1,3%<br />
CH<br />
2010 <strong>2011</strong><br />
Patientenherkunft*<br />
Aargau 33 31<br />
Basel-Lands<strong>ch</strong>aft 172 177<br />
Basel-Stadt 148 162<br />
Bern 19 14<br />
Freiburg 1<br />
Graubünden 1 2<br />
Jura 3 4<br />
Luzern 2 2<br />
St. Gallen 8 4<br />
S<strong>ch</strong>affhausen 2<br />
Solothurn 12 15<br />
Thurgau 3<br />
Waadt 1<br />
Zug 2<br />
Züri<strong>ch</strong> 9 14<br />
Deuts<strong>ch</strong>land 11 20<br />
Übriges Ausland 4 6<br />
Total Patienten 431 451<br />
Konfessionen*<br />
Evangelis<strong>ch</strong> 120 136<br />
Römis<strong>ch</strong>-katholis<strong>ch</strong> 104 90<br />
Freikir<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>/andere 63 59<br />
Muslimis<strong>ch</strong> 39 28<br />
Sonstige 19 17<br />
Konfessionslos / keine Angabe 86 121<br />
BL<br />
D<br />
21<br />
BS
22<br />
Statistik<br />
Stationärer Berei<strong>ch</strong><br />
2010 <strong>2011</strong><br />
Versi<strong>ch</strong>erungsklassen*<br />
Allgemein versi<strong>ch</strong>erte Patienten BS/BL 288 301<br />
Allgemein Versi<strong>ch</strong>erte übrige S<strong>ch</strong>weiz 84 69<br />
Halbprivat versi<strong>ch</strong>erte Patienten 26 45<br />
Privat versi<strong>ch</strong>erte Patienten 27 24<br />
Allgemein versi<strong>ch</strong>erte Patienten Ausland 6 12<br />
Total 431 451<br />
Anzahl Patienten na<strong>ch</strong> Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t*<br />
Männer 125 144<br />
Frauen 306 307<br />
Altersverteilung*<br />
Unter 20 16 7<br />
20 bis 29 57 55<br />
30 bis 39 76 88<br />
40 bis 49 119 121<br />
50 bis 59 87 89<br />
60 bis 69 44 42<br />
70 bis 79 24 36<br />
80 bis 89 8 13<br />
90 bis 99<br />
Altersverteilung <strong>2011</strong>*<br />
■ Unter 20 | 1,6%<br />
■ 20 bis 29 | 12,2%<br />
■ 30 bis 39 | 19,5%<br />
■ 40 bis 49 | 26,8%<br />
■ 50 bis 59 | 19,7%<br />
■ 60 bis 69 | 9,3%<br />
■ 70 bis 79 | 8,0%<br />
■ 80 bis 89 | 2,9%<br />
■ 90 bis 99 | 0% 365 Tage<br />
Aufenthaltsdauer <strong>2011</strong>*<br />
■ 1 bis 7 Tage | 4,6%<br />
■ 8 bis 14 Tage | 4,9%<br />
■ 15 bis 30 Tage | 11,3%<br />
■ 31 bis 60 Tage | 47,7%<br />
■ 61 bis 90 Tage | 26,2%<br />
■ 91 bis 180 Tage | 4,9%<br />
■ 181 bis 365 Tage | 0,4%<br />
■ >365 Tage | 0%<br />
1<br />
8<br />
15<br />
31<br />
61<br />
91<br />
181<br />
>365<br />
2010 <strong>2011</strong> 2010 <strong>2011</strong><br />
Austrittsdiagnosen<br />
ICD 10 Diagnose Hauptdiagnose Nebendiagnose<br />
F0 Organis<strong>ch</strong>e Störungen 4 1 1 5<br />
F1 Substanzabhängigkeit 40 30 51 50<br />
F2 S<strong>ch</strong>izophrenie 36 45 11 9<br />
F3 Affektive Störungen 280 300 44 46<br />
F4 Angst- und Anpassungsstörungen 44 41 75 78<br />
F5 Essstörungen, somatoforme Störungen 10 11 10 6<br />
F6 Persönli<strong>ch</strong>keitsstörungen 12 22 34 32<br />
F7 Intelligenzminderung 1 2 1<br />
F8 Entwicklungsstörungen 1<br />
F9 Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend 3 1 10 16<br />
Sonstige 1 30 36<br />
Diagnostis<strong>ch</strong>e Gruppen<br />
F5–F9 und Sonstige F0<br />
■ F0 Organis<strong>ch</strong>e Störungen | 0,2%<br />
■ F1 Substanzabhängigkeit | 6,7%<br />
■ F2 S<strong>ch</strong>izophrene Störungen | 10,0%<br />
■ F3 Affektive Störungen | 66,5%<br />
F4<br />
■ F4 Angst- und Anpassungsstörungen | 9,1%<br />
■ F5–F9 und Sonstige | 7,5%<br />
F1<br />
F2<br />
F3<br />
23
24<br />
Statistik<br />
Tagesklinik<br />
2010 <strong>2011</strong><br />
Pflegetage<br />
Pflegetage Basel-Stadt 2 504 2783<br />
Pflegetage Basel-Lands<strong>ch</strong>aft 978 862<br />
Pflegetage übrige S<strong>ch</strong>weiz/Ausland 83 258<br />
Pflegetage Belastungstraining/Suva 79 33<br />
Total 3 644 3 936<br />
Anzahl Patienten na<strong>ch</strong> Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t*<br />
Männer 32 44<br />
Frauen 55 64<br />
Total Patienten 87 108<br />
Altersverteilung*<br />
Unter 20 3<br />
20 bis 29 24 21<br />
30 bis 39 18 30<br />
40 bis 49 29 37<br />
50 bis 59 16 15<br />
60 bis 69 2<br />
70 bis 79<br />
Über 80<br />
Aufenthaltsdauer*<br />
1 bis 7 Tage 1 2<br />
8 bis 14 Tage 4 6<br />
15 bis 30 Tage 11 19<br />
31 bis 60 Tage 31 36<br />
61 bis 90 Tage 17 24<br />
91 bis 180 Tage 22 20<br />
181 bis 365 Tage 1 1<br />
> 365 Tage<br />
*Basis: Austritte<br />
2010 <strong>2011</strong><br />
Austrittsdiagnosen<br />
ICD 10 Diagnose<br />
F0 Organis<strong>ch</strong>e Störungen<br />
F1 Substanzabhängigkeit 1 1<br />
F2 S<strong>ch</strong>izophrenien 11 14<br />
F3 Affektive Störungen 49 65<br />
F4 Angst- und Anpassungsstörungen 6 15<br />
F5 Essstörungen, somatoforme Störungen 1<br />
F6 Persönli<strong>ch</strong>keitsstörungen 15 12<br />
F7 Intelligenzminderung<br />
F8 Entwicklungsstörungen<br />
F9 Verhaltens- und emotionale Störungen<br />
mit Beginn in der Kindheit und Jugend 1 1<br />
Sonstige 3<br />
Diagnostis<strong>ch</strong>e Gruppen<br />
■ F0 Organis<strong>ch</strong>e Störungen | 0%<br />
■ F1 Substanzabhängigkeit | 0,9%<br />
■ F2 S<strong>ch</strong>izophrenien | 13,0%<br />
■ F3 Affektive Störungen | 60,2%<br />
■ F4 Angst- und Anpassungsstörungen | 13,9%<br />
■ F5 Essstörungen, somatoforme Störungen | 0%<br />
■ F6 Persönli<strong>ch</strong>keitsstörungen | 11,1%<br />
■ F7–F9 und Sonstige | 0,9%<br />
F7–F9 und Sonstige<br />
F6<br />
F4<br />
F1<br />
F2<br />
F3<br />
Ambulanter Berei<strong>ch</strong><br />
2010 <strong>2011</strong><br />
Konsultationen<br />
Total Konsultationen 11 586 13116<br />
Anzahl Patienten na<strong>ch</strong> Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t<br />
Männer 469 525<br />
Frauen 971 1079<br />
Total Patienten 1440 1604<br />
Patientenherkunft<br />
Basel-Stadt 768 817<br />
Basel-Lands<strong>ch</strong>aft 421 514<br />
Übrige S<strong>ch</strong>weiz 211 208<br />
Deuts<strong>ch</strong>land 37 60<br />
Frankrei<strong>ch</strong> 3 5<br />
Übriges Ausland<br />
Altersverteilung<br />
Unter 20 62 73<br />
20 bis 29 228 215<br />
30 bis 39 277 320<br />
40 bis 49 395 448<br />
50 bis 59 266 304<br />
60 bis 69 108 123<br />
70 bis 79 56 85<br />
Über 80 48 36<br />
Angebote<br />
Ambulante Therapien (Anzahl Patienten) 885 915<br />
Vorgesprä<strong>ch</strong>e (Anzahl Patienten) 495 530<br />
Konsilien 18 38<br />
Guta<strong>ch</strong>ten und guta<strong>ch</strong>terli<strong>ch</strong>e Beri<strong>ch</strong>te 158 146<br />
2010 <strong>2011</strong><br />
Diagnosen<br />
ICD 10 Diagnose<br />
F0 Organis<strong>ch</strong>e Störungen 20 17<br />
F1 Substanzabhängigkeit 70 51<br />
F2 S<strong>ch</strong>izophrenien 109 137<br />
F3 Affektive Störungen 801 903<br />
F4 Angst- und Anpassungsstörungen 176 247<br />
F5 Essstörungen, somatoforme Störungen 50 42<br />
F6 Persönli<strong>ch</strong>keitsstörungen 143 146<br />
F7 Intelligenzminderung 1 2<br />
F8 Entwicklungsstörungen 2<br />
F9 Verhaltens- und emotionale Störungen<br />
mit Beginn in der Kindheit und Jugend 45 36<br />
Sonstige 25 21<br />
Diagnostis<strong>ch</strong>e Gruppen<br />
■ F0 Organis<strong>ch</strong>e Störungen | 1,1%<br />
■ F1 Substanzabhängigkeit | 3,2%<br />
■ F2 S<strong>ch</strong>izophrenien | 8,5%<br />
■ F3 Affektive Störungen | 56,3%<br />
■ F4 Angst- und Anpassungsstörungen | 15,4%<br />
■ F5 Essstörungen, somatoforme Störungen | 2,6%<br />
■ F6 Persönli<strong>ch</strong>keitsstörungen | 9,1%<br />
■ F7–F9 und Sonstige | 3,8%<br />
F7–F9 und Sonstige F0<br />
F1<br />
F6<br />
F2<br />
F5<br />
F4<br />
F3<br />
25
26<br />
Organisation<br />
Leitung<br />
Verwaltungsrat<br />
Stephan Burla, Dr. rer. pol., Burla Management, Präsident<br />
Sr. Doris Kellerhals, Dr. theol., Oberin Kommunität Diakonissenhaus Riehen, Vizepräsidentin<br />
Jacqueline Burckhardt Bertossa, lic. iur., Mitglied<br />
Barbara Graber-Erhardt, Dr. med., Mitglied<br />
Bruno Guggisberg, CEO Spital STS AG Thun, Mitglied<br />
Daniel Hell, Prof. Dr. med., Leitender Arzt, Privatklinik Hohenegg, Mitglied<br />
Jürg Matter, Direktor Diakonat Bethesda, Mitglied<br />
Ursula Fringer, lic. rer. pol., Direktorin (mit beratender Stimme)<br />
Klinikleitung<br />
Ursula Fringer, lic. rer. pol., Direktorin<br />
Samuel Pfeifer, Dr. med., Chefarzt<br />
René Leuenberger, Leiter Pflege und Qualität<br />
Stephan Hall, Betriebsökonom FH, Leiter Services<br />
Ärztli<strong>ch</strong>e Leitung<br />
Samuel Pfeifer, Dr. med., Chefarzt<br />
Andreas Gs<strong>ch</strong>wind, Dr. med., Leitender Arzt<br />
Gerhard Guts<strong>ch</strong>er, Dr. med., Oberarzt<br />
Mi<strong>ch</strong>ael Seifer, Dr. med., Oberarzt<br />
Roland Stettler, med. pract., Oberarzt<br />
Silvia Tenés Reino, Dr. med., Oberärztin<br />
Walter Meili, Dr. med., Oberarzt<br />
Seelsorger<br />
Thomas Widmer, Pfr.<br />
«Das Sinnbild unserer Sonnenhalde ist<br />
entspre<strong>ch</strong>end ihrem Namen die Sonne.<br />
Überall, wo sie hins<strong>ch</strong>eint, weckt sie Leben,<br />
fördert sie Wa<strong>ch</strong>stum und Gedeihen.»<br />
(Wilhelm Sarasin zur Namenswahl)<br />
Aus der Klinik Sonnenhalde<br />
Chronologie<br />
1897 | Gründung einer Kommission zur Planung einer evangelis<strong>ch</strong>en Heilanstalt für weibli<strong>ch</strong>e Gemütskranke<br />
1900 | Aufnahme der ersten Patientinnen<br />
1927 | Anbau des Verenahauses für «lärmende und unruhige Kranke»<br />
1967 | Nutzung des Verenahauses als gerontopsy<strong>ch</strong>iatris<strong>ch</strong>e Pflegestation bis 1997<br />
1968 | Anbau des Margarethensaals für Gruppentherapien, Gymnastik und Fortbildungen<br />
1988 | Erste umfassende Renovation des Ottilien- und des Margarethenhauses<br />
1990 | Aufbau Ambulatorium<br />
1991 | Einri<strong>ch</strong>tung sozialpsy<strong>ch</strong>iatris<strong>ch</strong>er Dienst<br />
1992 | Erstmalige Aufnahme von männli<strong>ch</strong>en Patienten<br />
1996 | Öffnung des Kliniktors, das seit Beginn das Areal von der Aussenwelt getrennt hatte<br />
1997 | S<strong>ch</strong>liessung der gerontopsy<strong>ch</strong>iatris<strong>ch</strong>en Pflegeabteilung, Beginn umfassender Renovationen<br />
2000 | Eröffnung der Tagesklinik<br />
2001 | Umwandlung der Re<strong>ch</strong>tsform in eine Aktiengesells<strong>ch</strong>aft<br />
2002 | Zertifizierung des Klinikparks dur<strong>ch</strong> Natur und Wirts<strong>ch</strong>aft<br />
2004 | Zertifizierung na<strong>ch</strong> ISO 9001:2000<br />
2005 | Infrastrukturelle Auslagerung und Ausbau des Ambulatoriums<br />
2006 | Umsetzung einer neuen Führungsorganisation<br />
Beginn der Komplettrenovation aller Gebäude<br />
2007 | Rezertifizierung na<strong>ch</strong> ISO 9001:2000<br />
2008 | Eröffnung des Ambulatoriums Basel-Stadt<br />
2008 | Vertragsabs<strong>ch</strong>luss mit der Invalidenversi<strong>ch</strong>erung im Rahmen der 5. IV-Revision<br />
(Belastbarkeitstraining • Coa<strong>ch</strong>ing • Support am Arbeitsplatz)<br />
2009 | Abs<strong>ch</strong>luss der Komplettrenovation aller Gebäude<br />
<strong>2011</strong> | Grundsatzents<strong>ch</strong>eid zum neuen Verpflegungskonzept mit dem Universitätsspital Basel<br />
<strong>2011</strong> | Erfolgrei<strong>ch</strong>er Abs<strong>ch</strong>luss aller Leistungsvereinbarungen und Tarifverhandlungen<br />
27