2018/29 - unternehmen[!] - August
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong> | 3,00 €<br />
4 197821 303000 6 3<br />
Digitaler<br />
Taktgeber<br />
Der Markt ist umkämpft, der Wandel rasant:<br />
Stefan Bill steht in diesen unruhigen Zeiten an der<br />
Spitze der Sparkasse Ulm – seit 100 Tagen.<br />
Personal Warum sich Firmen über Familien Gedanken machen sollten SEITE 6<br />
Patente Wie Mittelständler ihre Ideen schützen können SEITE 33<br />
Pubertät Führungskräfte erinnern sich: Mein erster eigener Urlaub SEITE 42
Erleben Sie alle Heimspiele<br />
Exklusiv im<br />
Sparkassen BusinessClub<br />
2. Bundesliga II Saison <strong>2018</strong>/19<br />
Dauerkarte<br />
#NurDerFCH | Saison <strong>2018</strong>/19<br />
Dauerkarte <strong>2018</strong>/19<br />
Voith-Arena<br />
- Ihr Parkplatz direkt an der Voith-Arena<br />
- Komfortable Sitzplätze mit bester Sicht<br />
auf der Haupttribüne<br />
- Reichhaltiges Buffet und Getränke inklusive<br />
- Live-Showküche mit frischer und<br />
individueller Zubereitung<br />
- Kinderbetreuung mit Spiel und Spaß im<br />
Steiff KidsClub<br />
Weitere Info’s und das Bestellformular unter:<br />
www.fc-heidenheim-de/business/hospitality<br />
1. FC HEIDENHEIM 1846 II SCHLOSSHAUSTRASSE 162 II TEL.: 07321 9471823 II FAX: 07321 9471801
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong><br />
[inhalt]<br />
LIEBE LESERIN, LIEBER LESER,<br />
wirtschaftspolitisch herrscht in Deutschland<br />
Stillstand und doch läuft die Konjunktur<br />
gut. Die Unionskrise und der CSU-Komödianten-Stadl<br />
lähmen die Bundesregierung<br />
und zeigen zugleich: Für die Wirtschaft ist es<br />
von Vorteil, wenn niemand hineinregiert.<br />
Dennoch hat Deutschland Reformbedarf,<br />
beispielsweise bei Digitalisierung und Rente.<br />
Diese Themen gehören auch nicht auf die<br />
lange Bank geschoben. Unternehmen können<br />
sich nicht so viel Zeit nehmen wie die<br />
Politik. Das Veränderungstempo ist hoch,<br />
wie unser Titelinterview mit dem neuen<br />
Vorstandschef der Sparkasse Ulm, Stefan Bill,<br />
zeigt. Er spricht davon, dass die Wirtschaft<br />
in der Region voll im Saft steht. Das liegt an<br />
innovativen Unternehmen, die wissen wie<br />
sie ihre Ideen schützen können (S.33), an<br />
Machern wie dem Elektro-Autobauer Efa-S<br />
und findigen Tüftlern wie Rezemo (S.28).<br />
Ich wünsche Ihnen anregende Lektüre!<br />
Ihr Alexander Bögelein,<br />
Redaktionsleiter <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
[führen]<br />
6 Wie es euch gefällt So machen sich<br />
Unternehmen fit für die Vereinbarkeit<br />
von Beruf und Familie<br />
[titelthema]<br />
10 Stratege in der Neuen Mitte<br />
Sparkassen-Chef Stefan Bill im<br />
Gespräch<br />
[spezial]<br />
20 Aufladen, bitte! Die Tranporter-<br />
Branche steht unter Strom<br />
33 Patente Lösungen Lassen Sie sich Ihre<br />
Ideen nicht klauen<br />
[machen]<br />
26 Der mit den großen Vögeln Wolfgang<br />
Schmid aus Waldburg züchtet Strauße<br />
30 Alles im Griff Legt Design in unsere<br />
Hand – Griffwerk aus Blaustein<br />
36 Aus alt mach Elektro Die EFA-S GmbH<br />
aus Zell/Aichelberg sorgt für E-Mobilität<br />
[gründen]<br />
28 Die Kapsel-Revolution Rezemo aus<br />
Stuttgart: nachhaltiger Kaffee-Genuss<br />
mit Holz<br />
[finanzieren]<br />
38 Mit schützender Hand<br />
Familien stif tungen zum Wohl von Firma<br />
und Hinterbliebenen<br />
[leben]<br />
44 Sommer, Sonne, Abenteuer<br />
Führungskräfte erinnern sich an ihren<br />
ersten eigenen Urlaub<br />
[namen & nachrichten]<br />
4 Conti baut Forschungscampus<br />
4 Millionen-Projekt von Boehringer<br />
in Biberach<br />
5 Schuler und das gute Gefühl mit<br />
Bargeld<br />
32 Ferienaktion für Schüler<br />
45 Sensoren schützen Radfahrer<br />
46 1000 neue Arbeitsplätze im Allgäu<br />
46 Impressum<br />
06<br />
20 28<br />
26 33<br />
3
[namen & nachrichten] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Conti baut Forschungscampus<br />
Die Medien sind voll von Themen<br />
rund um das autonome Fahren,<br />
in Ulm wird an dieser Zukunftstechnologie<br />
geforscht. Die<br />
Stadt an der Donau hat sich in<br />
Deutschland zu einem der Hot-<br />
Spots für Car-IT entwickelt –<br />
auch dank des Continental-Konzerns<br />
aus Hannover. Der hatte<br />
vor knapp fünfeinhalb Jahren in<br />
der sogenannten „Wissenschaftstadt“<br />
ein Forschungszentrum<br />
eröffnet und 120 ehemalige Nokia-Mitarbeiter<br />
eingestellt, nachdem<br />
der finnische Mobilfunkkonzern<br />
seine Handyforschung<br />
aufgegeben hatte.<br />
Heute arbeiten bei Conti in Ulm<br />
und Neu-Ulm rund 500 Mitarbeiter,<br />
verteilt an drei Standorten, an<br />
der „Vision zero“, also dem Ziel<br />
des unfallfreien Fahrens. Weil der<br />
Geschäftsbereich Fahrerassistenzsysteme<br />
als Teil der Division<br />
Chassis & Safety boomt, will<br />
Conti in der Region weiter wachsen<br />
und die Zahl der Mitarbeiter<br />
erhöhen. Daher baut der Autozulieferer<br />
in Neu-Ulm einen Forschungscampus,<br />
der im Januar<br />
2021 bezogen werden soll. Damit<br />
wird das 4000 Quadratmeter große<br />
bisherige Forschungszentrum<br />
frei, das der Darmstädter Software<br />
AG-Stiftung gehört.<br />
Die Zentrale für den Standort<br />
Ulm, an dem es um Kamera und<br />
Radarsysteme zur Erfassung des<br />
Fahrzeugumfeldes geht, sitzt in<br />
Lindau. Dort arbeiten rund 850<br />
Mitarbeiter an 25 Standorten, unter<br />
anderem in den USA, Mexiko,<br />
Japan, Korea, Indien, China, Philippinen,<br />
Rumänien und Deutschland.<br />
Weltweit sind 7000 Mitarbeiter<br />
im Geschäftsbereich<br />
Fahrerassistenzsysteme tätig.<br />
Dieser entwickelt und produziert<br />
als Systemlieferant Sensoren,<br />
Fahrfunktionen und Steuergeräte<br />
für das assistierte sowie automatisierte<br />
Fahren. 2017 betrug<br />
der Umsatz mit Assistenzsystemen<br />
1,6 Milliarden Euro. 2020<br />
sollen es bereits 2,5 Milliarden<br />
Euro sein. [!]<br />
AMB<br />
In Ulm und Lindau wird an Fahrerassistenzsystemen geforscht, produziert<br />
werden sie unter anderem in Ingolstadt. <br />
Foto: Jörg Koch<br />
Millionen-Projekt von Boehringer in Biberach<br />
Das Pharma<strong>unternehmen</strong><br />
Boehringer Ingelheim baut für<br />
230 Millionen Euro ein neues<br />
Entwicklungszentrum für biotechnisch<br />
produzierte Wirkstoffe<br />
in Biberach. Das Gebäude soll<br />
im Jahr 2020 bezogen werden.<br />
„Die Investition ist ein wichtiger<br />
Baustein in der langfristigen Strategie<br />
des Unternehmens“, betonte<br />
Fridtjof Traulsen, der Leiter<br />
Globale Entwicklung Humanpharma.<br />
„Damit setzen wir auf<br />
einen zunehmenden Anteil biologischer<br />
Arzneimittel in unserer<br />
Pipeline – insbesondere in zwei<br />
unserer Kernbereiche: nämlich<br />
Immunonkologie und Immunologie”,<br />
sagte Traulsen. Baden-<br />
Württemberg ist nach den Worten<br />
von Nicole Hoffmeister-Kraut<br />
schon heute der Pharmastandort<br />
Nummer 1 in Deutschland. „Das<br />
Entwicklungszentrum ist ein<br />
starkes Signal, um diese Kompetenz<br />
auszubauen“, sagte die baden-württembergische<br />
Wirtschafts-<br />
und Arbeitsministerin<br />
bei der Grundsteinlegung des<br />
Neubaus. Neben Biopharmazeutika,<br />
gehören Humanpharmazeutika<br />
und Tiergesundheit zu den<br />
230 Millionen Euro fließen in das neue Entwicklungszentrum.<br />
Geschäftsbereichen von Boehrunger<br />
Ingelheim. In dem neuen<br />
Entwicklungszentrum sollen<br />
biologische Analytik, Prozessentwicklung<br />
und die Medikamentenherstellung<br />
für klinische Studien<br />
gebündelt und Abläufe<br />
optimiert werden. Mit dem Einzug<br />
in das Gebäude Ende 2020<br />
wird das Entwicklungsteam in<br />
Biberach nach und nach um weitere<br />
100 auf insgesamt 500 Mitarbeiter<br />
anwachsen.<br />
Konzwernweit arbeiten rund<br />
50.000 Mitarbeiter für den Arzneimittelhersteller,<br />
6013 davon<br />
am Standort Biberach. Im vergangenen<br />
Jahr erwirtschaftete der<br />
Pharma-Experte Umsatzerlöse<br />
von 18,1 Milliarden Euro. [!] SEI<br />
4
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong><br />
[namen & nachrichten]<br />
Schuler und das gute Gefühl mit Bargeld<br />
Mit Umfragen im Auftrag von<br />
Unternehmen ist das so eine Sache.<br />
In aller Regel verfolgen Unternehmen<br />
eigene Interessen.<br />
Umso überraschender kommen<br />
auf den ersten Blick die Ergebnisse<br />
einer Umfrage daher, die der<br />
Göppinger Pressenbauer Schuler<br />
in Auftrag gegeben hat. Das Ergebnis:<br />
Die Bürger im deutschsprachigen<br />
Raum wollen nicht<br />
auf Münzgeld verzichten.<br />
89 Prozent der Bevölkerung in<br />
Deutschland, Österreich und der<br />
Schweiz haben in den vergangenen<br />
48 Stunden Münzen als Zahlungsmittel<br />
verwendet. 86 Prozent<br />
der Befragten finden es<br />
wichtig, dass es Münzen gibt, sogar<br />
89 Prozent sind es in der<br />
Schweiz. 88 Prozent gibt Bargeld<br />
ein gutes Gefühl, und sieben von<br />
zehn Teilnehmern an der Umfrage<br />
vermitteln Münzen beim Bezahlen<br />
Sicherheit. Die Sicherheitsmerkmale<br />
der Münzen<br />
überprüft kaum jemand. Da<br />
kommt wieder Schuler ins Spiel.<br />
Denn Entwicklungen wie die<br />
Fünf-Euro-Sammlermünze mit<br />
Polymerring werden mit Schuler-<br />
Technologie geprägt und bieten<br />
verschiedene Sicherheitsmerkmale.<br />
Vor wenigen Wochen erschien<br />
die dritte Ausgabe der<br />
Münze „Subtropische Zone“.<br />
2017 erwirtschafteten 6570 Schuler-Mitarbeiter<br />
einen Umsatz von<br />
1,23 Milliarden Euro. Das Ergebnis<br />
vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen<br />
stieg auf 141 Millionen<br />
Euro. [!]<br />
AMB<br />
Viele Sammlermünzen werden mit Schuler-Technologie geprägt.<br />
Grüße von<br />
Bosshoss<br />
Mit einem Fest und viel Wertschätzung<br />
haben Mitarbeiter,<br />
Weggefährten und Kunden Thomas<br />
Witzel (61) in den Ruhestand<br />
verabschiedet. Witzel bekam vor<br />
200 Gästen unter anderem Videogrüße<br />
von den Bosshoss-Sängern<br />
Boss Burns<br />
und Hoss Power.<br />
Witzel<br />
hatte in seiner<br />
Zeit als<br />
Mitglied der<br />
Mit großer Party<br />
in den Ruhestand:<br />
Thomas Witzel.<br />
Geschäftsleitung<br />
für den<br />
Mercedes-<br />
Lkw-Vertrieb<br />
in Deutschland<br />
die Sänger<br />
für die Einführung des Modells<br />
Actross gewinnen können.<br />
Seit 1985 hatte er im Daimler-<br />
Konzern Karriere gemacht. Zuletzt<br />
leitete er die Vertriebsdirektion<br />
Nutzfahrzeuge Württemberg<br />
mit Sitz in Neu-Ulm. AMB<br />
Thürheimer verkauft sein<br />
Geschäft an Lucky Bike<br />
Seeberger investiert<br />
im Ulmer Donautal<br />
Seit 86 Jahren betreibt Familie<br />
Thürheimer das Fahrradfachgeschäft<br />
Thürheimer in Ulm, jetzt<br />
hat sie das Unternehmen verkauft.<br />
Neuer Eigentümer ist Lucky<br />
Bike. Der Fahrradhändler aus<br />
Bielefeld hat derzeit 26 Filialen<br />
und einen Online-Shop. Der Verkauf<br />
des Geschäfts in der Blaubeurer<br />
Straße hat laut Ex-Chef<br />
Mark Thürheimer rein persönliche<br />
Gründe, wirtschaftlich stehe<br />
das Fahrradgeschäft gut da. Kündigungen<br />
seien nie ein Thema<br />
gewesen: „Für die Mitarbeiter ändert<br />
sich nichts“, betont er. Der<br />
neue Besitzer suche sogar nach<br />
Verstärkung. [!] SEI/KLI<br />
Seeberger baut an seinem Stammsitz<br />
im Industriegebiet Donautal<br />
bis 2020 ein funfstöckiges Multifunktionsgebäude.<br />
Der Spezialist<br />
für Nüsse, Trockenfrüchte und<br />
Kaffee plant in der Hans-Lorenser-Straße<br />
ein Café mit Shop, das<br />
zu einem Treffpunkt für junge<br />
Menschen werden soll. In den<br />
oberen Geschossen sollen Arbeitsplätze<br />
für etwa 160 Mitarbeiter<br />
enstehen. Derzeit beschäftigt<br />
Seeberger rund 550 Mitarbeiter<br />
am Standort Ulm. Das Café von<br />
Seeberger befindet sich im Moment<br />
in einem Containerdorf am<br />
Haupteingang. Im Jahr 2020 soll<br />
der Neubau fertig sein. Das Unternehmen<br />
investiert dafür 25<br />
Millionen Euro. [!] SEI/KÖ<br />
Schutz vor<br />
Hackern<br />
Gemeinsam mit Partnern aus der<br />
Industrie und Wissenschaft entwickeln<br />
Ulmer Forscher in den<br />
nächsten drei Jahren ein Konzept<br />
für IT-Sicherheit in fahrerlosen<br />
Fahrzeugen. „Kein Passagier eines<br />
zukünftigen automatisierten<br />
Taxis soll befürchten müssen,<br />
sein Ziel wegen eines Hackerangriffes<br />
nicht zu erreichen“, sagt<br />
Frank Kargl, Professor am Ulmer<br />
Institut für Verteilte Systeme und<br />
wissenschaftlicher Leiter des Verbundprojektes<br />
„SecForCars“. Ziel<br />
der Forschung ist es, Schutzmaßnahmen<br />
in das Zusammenspiel<br />
zwischen Sensoren, Kameras und<br />
Bordcomputer zu integrieren.<br />
Das Projekt bringt Experten der<br />
Themen IT-Sicherheit und automatisiertes<br />
Fahren zusammen.<br />
Autohersteller Audi und Zulieferer<br />
Infineon sind beteiligt. „Sec-<br />
ForCars“ wird mit 7,5 Millionen<br />
Euro vom Bundesforschungsministerium<br />
gefördert. [!] SEI/JON<br />
5
6<br />
Illustrationen Seiten 6 – 8: © ivector, © Viktoriia Panchenko, © studiostoks, © Mushakesa – alle shutterstock.com
FOCUS–GESUNDHEIT 04 | <strong>2018</strong><br />
FOCUS–GESUNDHEIT 04 | <strong>2018</strong><br />
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong><br />
[führen]<br />
Wie es euch gefällt<br />
Im Jahr <strong>2018</strong> suchen sich Mitarbeiter ihre Arbeitgeber aus – und nicht umgekehrt. Das Thema Vereinbarkeit von Familie<br />
und Beruf wird für viele Firmen zum Prüfstein, sagen Petra Bergmann und Sabrina Ring und sehen Handlungsbedarf.<br />
Gute Arbeitgeber wissen, dass sie von<br />
glücklichen Mitarbeitern profitieren.<br />
Zufriedene Beschäftigte sind motivierter,<br />
engagierter, weniger krank und leisten<br />
bessere Arbeit – zum Wohl des Unternehmens.<br />
Das belegt eine ganze Reihe von Studien.<br />
Fortschrittliche Unternehmen achten daher<br />
auf die Führung ihrer Mitarbeiter und das<br />
Betriebsklima. Dafür bieten sie subventionierte<br />
Kita-Plätze und manches mehr an.<br />
Doch obwohl die Angebote für die Mitarbeiter<br />
zunehmen, ist der Alltag herausfordernd.<br />
Das ist die Erfahrung von Petra Bergmann,<br />
Business-Coach mit 20 Jahren Trainer- und<br />
Beratungserfahrung<br />
in der Führungskräfte-<br />
und<br />
Organisationsentwicklung,<br />
sowie<br />
Sabrina Ring. Die<br />
Personalleiterin<br />
der Ulmer Seeberger<br />
GmbH macht<br />
dafür mehrere<br />
Personalleiterin<br />
Sabrina Ring.<br />
Gründe aus. Zum<br />
einen, sei die Erwartungshaltung<br />
der Mitarbeiter an die Firmen gestiegen.<br />
Zum anderen veränderten sich die gesellschaftlichen<br />
Rollenbilder. Ein<br />
Großteil der Mitarbeiter, die eine<br />
Familie gründen, tun sich schwer,<br />
strategisch ihre Familienplanung<br />
mit dem Arbeitsleben in<br />
Einklang zu bringen. Das ist aber<br />
die Voraussetzung, damit Unternehmen<br />
maßgeschneiderte<br />
Angebote für ihre Mitarbeiter<br />
entwickeln können und diese<br />
sich wohl fühlen“, betont Ring.<br />
Vor diesem Hintergrund bergen die<br />
familiären Herausforderungen für die Unternehmen<br />
die Gefahr, die Leistungsfähigkeit<br />
guter Kräfte zu verlieren. „Dies geht oft einher<br />
mit einer Minderung der Lebensqualität der<br />
Mitarbeiter“, sagt Petra Bergmann und schildert<br />
den Fall eines 30-jährigen Leistungsträgers.<br />
Der junge Mann hat seine erste Führungsposition<br />
inne, ist stark gefordert und<br />
hofft seit Monaten, dass sich die berufliche<br />
Situation wieder normalisiert. Der Firmenchef<br />
hält große Stücke auf ihn, bürdet ihm<br />
stetig mehr Aufgaben bei der Neustrukturierung<br />
des Unternehmens auf. Der junge Mann,<br />
der sich bewusst für Karriere entschieden hat,<br />
ist verheiratet, hat mit seiner Frau zwei kleine<br />
Kinder und fühlt sich mittlerweile zwischen<br />
den Welten aufgerieben. „Einerseits hat er den<br />
Wunsch, seiner Frau Aufgaben in der Familie<br />
abzunehmen, andererseits ist er mit der Mehrfachverantwortung<br />
an seiner Belastungsgrenze“,<br />
sagt Bergmann. Seine Frau hat ihren früheren<br />
Führungsjob aufgegeben und arbeitet<br />
„nur noch“ halbtags. Sie fordert die Unterstüt-<br />
Das Ärzteteam der Sportklinik Ravensburg<br />
TOP<br />
MEDIZINER<br />
<strong>2018</strong><br />
SPORTORTHOPÄDIE<br />
TOP<br />
MEDIZINER<br />
<strong>2018</strong><br />
HÜFTCHIRURGIE<br />
Dr. Volz<br />
Dr. Mattes<br />
Dr. Ivanovas<br />
Dr. Suntheim<br />
Wir machen Sie mobil.<br />
Knie – Hüfte – Schulter – Ellenbogen<br />
Fachkompetenz – Service – Komfort<br />
Priv. Doz. Dr. Sandmann Dr. Fabian Dr. Koenen<br />
Dr. Schreiber<br />
www.sportklinik-ravensburg.de<br />
7
[führen] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Business-Coach<br />
Petra Bergmann.<br />
zung ihres Mannes<br />
ein und dass er an<br />
bestimmten Tagen<br />
um 17 Uhr zuhause<br />
ist, damit auch<br />
sie ihren Zielen<br />
nachgehen kann.<br />
Für den 30-Jährigen<br />
wird dies zunehmend<br />
zu einer<br />
großen psychischen<br />
Belastung.<br />
Der Fall des jungen<br />
Paares ist kein Einzelfall. Viele Männer scheitern<br />
an dem veränderten gesellschaftlichen<br />
Rollenbild einhergehend mit ihrer Mehrfachverantwortung<br />
und ihrem Anspruch, mehr<br />
Zeit mit ihren Kindern zu verbringen.<br />
Familienfreundlichkeit als Markenzeichen<br />
Kita-Plätze für Mitarbeiterkinder bieten heute zumindest die fortschrittlichen Unternehmen an.<br />
Foto: © DeeMPhotography / shutterstock.com<br />
ENTTÄUSCHTE ERWARTUNGEN<br />
In einer Zeit, in der junge Familien häufig<br />
nicht mehr ein soziales Netz oder die Großeltern<br />
in der Nähe haben, bergen solche Belastungssituationen<br />
Sprengstoff für Beziehungen.<br />
Häufig schleicht sich in solchen<br />
Situationen das Gefühl ein, nicht mehr als<br />
Paar zu funktionieren. „Hauptproblem ist der<br />
fehlende Austausch. Wenn Vorwürfe sich<br />
wiederholen oder vermeintliches Wissen<br />
durch Interpretation von Situationen die<br />
Kommunikation bestimmen, befindet sich<br />
das Paar in einer ernstzunehmenden Krise“,<br />
sagt Gisela Backes vom PME Familienservice.<br />
Auch Firmen bekommen diese Themen zu<br />
spüren und müssen darauf reagieren. Denn<br />
Mitarbeiter haben heute den Anspruch an ihren<br />
Arbeitgeber, dass sie ihre persönlichen<br />
In Zeiten des Fachkräftemangels ist es<br />
für Unternehmen unerlässlich, ihre Mitarbeiter<br />
zu halten. Die Nachbesetzung einer<br />
Stelle koste bis zu 20.000 Euro, sagt Sabrina<br />
Ring, Personalleiterin der Seeberger<br />
GmbH. Wiederbesetzungen seien schwierig<br />
und langwierig. Häufig seien danach<br />
die Personalkosten höher. Zudem hätten<br />
die Firmen das Risiko, ob sie den Richtigen<br />
oder die Richtige gefunden haben.<br />
Wer sich als attraktiver Arbeitgeber positionieren<br />
will, kommt am Thema Familienfreundlichkeit<br />
nicht vorbei, sagt Business-<br />
Coach Petra Bergmann. Durch die<br />
gesetzlichen Elternzeitregeln und flexible<br />
Arbeitszeitmodelle sei es Normalität,<br />
dass beide Elternteile weiter arbeiten wollen.<br />
Eine familienfreundliche Personalpolitik<br />
rücke damit in den Fokus unternehmerischen<br />
Handelns. <br />
AMB<br />
und privaten Lebensansprüche und Ziele mit<br />
dem Berufsleben vereinbaren können. Dies<br />
erfordert in der Zukunft von jedem Unternehmen<br />
noch viel mehr individuelle und kreative<br />
Lösungsansätze und Möglichkeiten, die gemeinsam<br />
erarbeitet werden müssen, sagt<br />
Ring. Allerdings setzt dies voraus, dass die<br />
Mitarbeiter auch bereit sind, Eigenverantwortung<br />
für ihr privates sowie geschäftliches Leben<br />
zu übernehmen und sich zu positionieren<br />
– auch im Bewusstsein der Konsequenzen.<br />
Der Anbieter von Trockenfrüchten, Kaffee<br />
und Tee hat ein ausgeklügeltes Personalkonzept,<br />
um die Mitarbeiter zu unterstützen.<br />
Auch andere Unternehmen<br />
stehen vor diesen<br />
Herausforderungen, ergänzt<br />
Business-Coach Petra<br />
Bergmann. Eine familienfreundliche<br />
Personalpolitik rückt damit<br />
zunehmend in den<br />
Fokus unternehmerischen<br />
Handelns. Doch häufig<br />
denken die Unternehmen<br />
noch zu sehr in Ressourcen.<br />
Es gehe aber nicht allein darum Plätze in<br />
einer bestimmten Kita zu buchen, sondern<br />
um langfristige tragfähige Lösungen für alle<br />
Beteiligten zu finden, um die Lebensqualität<br />
innerhalb der Familie und die Leistungsfähigkeit<br />
im Unternehmen erhalten zu können.<br />
Nach den Worten von Bergmann und Ring ist<br />
es an der Zeit, dass Unternehmen einen ganzheitlichen<br />
Ansatz wählen und die Eigenverantwortung<br />
für eine bewusste Familien- und<br />
Berufsplanung der Mitarbeiter stärken. Erst<br />
wenn Mitarbeiter sich ihre Bedürfnisse bewusst<br />
gemacht haben, könne das Unternehmen<br />
sie mit maßgeschneiderten Lösungen<br />
unterstützen und eine Strategie entwickeln.<br />
Exklusiv für Leser von <strong>unternehmen</strong>[!] bieten<br />
die Expertinnen am 11. Oktober einen Impuls-Vortrag<br />
an. Darin geht es unter anderem<br />
um Antworten auf die Frage, wie Arbeitgeber<br />
erreichen, dass ihre Mitarbeiter eigenverantwortlich<br />
ihren beruflichen Werdegang nicht<br />
aus den Augen verlieren und diesen mit dem<br />
Familienleben und den beruflichen Zielen<br />
langfristig vereinbaren können. Anmeldung<br />
unter: erleben.swp.de/netzwerk [!]<br />
<br />
ALEXANDER BÖGELEIN<br />
8
„Nächster Halt: Familie.<br />
Anschlussmöglichkeiten zur Karriere.“<br />
Wir laden Unternehmer und Personalverantwortliche zum Impulsvortrag<br />
„Strategieentwicklung Projekt Familie“ ein.<br />
Der Inhalt:<br />
Gute Mitarbeiter sind die Basis für den<br />
Unternehmenserfolg. Wer die persönlichen<br />
Lebensansprüche seiner Mitarbeiter mit den<br />
Unternehmenszielen vereinbaren kann, hat die<br />
Nase vorn. Für viele ist es eine echte Herausforderung,<br />
Familie und Arbeit zu verbinden.<br />
Diese gemeinsam zu managen, ist letztlich<br />
eine Win-Win-Strategie für Unternehmen und<br />
Mitarbeiter.<br />
Die Referentinnen:<br />
Petra Bergmann (BEMA Coaching) und<br />
Sabrina Ring (Personalleitung Seeberger)<br />
Termin & Anmeldung:<br />
Donnerstag, 11. Oktober <strong>2018</strong>,<br />
14 – 16 Uhr, SÜDWEST PRESSE Galerie.<br />
Anmeldung unter:<br />
erleben.swp.de/netzwerk<br />
oder 0731-156-619.<br />
Die Teilnahme ist kostenlos.<br />
Eine Initiative von:<br />
NETZWERK „MIT MEHRWERT“<br />
jobs.swp.de
[titelthema] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
10
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong><br />
[titelthema]<br />
Stratege in der<br />
Neuen Mitte<br />
Die Wünsche der Kunden und die Digitalisierung geben den Takt für die<br />
Veränderung der Sparkasse Ulm vor. Stefan Bill steht seit April an deren Spitze.<br />
Ein Gespräch über den scharfen Wettbewerb in der Branche, Erwartungen,<br />
moderne Technik und künftige Strukturen.<br />
Herr Bill, lassen Sie uns über Einkommen reden:<br />
Wie haben Sie Ihre erste D-Mark verdient?<br />
Als Wochenblatt-Austräger. Damals gab es zwei Pfennig<br />
pro Zeitung plus ein Pfennig pro Werbeeinlage.<br />
Mein Bruder und ich sind mit Fahrrad und Rollschuhen<br />
losgezogen.<br />
Wie haben Sie Ihr Kapital vermehrt?<br />
Indem ich Aufträge ausgeübt habe, die besser bezahlt<br />
werden. Zum Beispiel hab ich auf Veranstaltungen Keyboard<br />
gespielt, teilweise mit anderen, teilweise alleine.<br />
Auf Hochzeiten oder Geburtstagen. Außerdem habe<br />
ich Keyboard-Unterricht gegeben.<br />
Ihr jetziger Posten ist noch ein bisschen besser dotiert.<br />
Haben Sie einen Anruf von einem Headhunter<br />
bekommen?<br />
So schnell wie ich mich beworben habe, hätte der mich<br />
gar nicht anrufen können. Aber im Ernst: Die Ausschreibung<br />
war für mich ein 100-prozentiger Treffer. In<br />
allen genannten Ressorts hatte ich bereits Erfahrung<br />
gesammelt.<br />
Und warum aus dem schönen Oberbayern nach Ulm?<br />
Die Sparkasse Ulm ist ein sehr interessantes Institut,<br />
auch von der Größe her. Für mich als gebürtigen Augsburger<br />
ist auch die Lage klasse: In einem Haus dieser<br />
Größe wieder so nah an die Familie ranzurücken und<br />
dann auch noch in so einer wunderschönen Stadt. Ulm<br />
und der ganze Alb-Donau-Kreis gefallen mir sehr gut.<br />
Welche Kriterien muss ein Vorstandschef der Sparkasse<br />
Ulm erfüllen?<br />
Da gibt es strikte Regularien und Anforderungen an<br />
Kompetenzen und Berufserfahrung, die im Kreditwesengesetz<br />
und im Sparkassengesetz geregelt sind. Erst<br />
dann gibt einem die Bafin als Aufsichtsbehörde den<br />
Stempel, Geschäftsleiter werden zu dürfen. Ich war bereits<br />
in meiner vorherigen Tätigkeit Vorstandsvorsitzender<br />
einer Sparkasse. Daher war klar, dass ich die<br />
nötigen Kompetenzen mitbringe.<br />
Sie sind seit 100 Tagen im Amt. Was war die größte<br />
Umstellung?<br />
Die größte Herausforderung ist es, den kompletten Familien-<br />
und Lebensmittelpunkt zu verlagern. Angesichts<br />
der Distanz von 240 Kilometern muss ich viele<br />
private Kontakte größtenteils aufgeben. Sich neu zu<br />
verorten, alle Mitarbeiter, Kunden und städtischen<br />
Funktionsträger kennenzulernen, ist eine riesige Umstellung.<br />
Ein Stück weit wird alles auf null gesetzt.<br />
Manche Mitarbeiter staunen ob des Tempos, das<br />
sie an den Tag legen.<br />
Das Schöne war, dass ich von Tag eins an einen Warmstart<br />
hatte. Gemeinsam mit meinem Vorgänger Manfred<br />
Oster war ich schon die vergangenen Monate auf<br />
Veranstaltungen oder in Kundengesprächen. Das war<br />
sehr hilfreich und hat mir vieles erleichtert. Ich hatte<br />
im Vorfeld auch Zugang zu den Betriebsdaten. So konnte<br />
ich mich etwas vorbereiten. Bis ich alles auf dem<br />
Schirm habe, wird es noch etwas dauern.<br />
Was sind die größten Aufgaben der Sparkasse Ulm?<br />
Das sind bei uns die gleichen wie bei jeder anderen<br />
Sparkasse und jedem anderen Kreditinstitut. Wir haben<br />
drei Riesenthemen: die bürokratischen Vorgaben<br />
der EU, das Niedrigzinsniveau und die Digitalisierung.<br />
An denen arbeiten wir alle, egal ob wir in Ulm, in Altötting-Mühldorf,<br />
Hamburg oder München sind.<br />
Zur Person<br />
Stefan Bill ist Frühaufsteher.<br />
Häufig<br />
sitzt er um 7 Uhr –<br />
oder früher – am<br />
Schreibtisch in seinem<br />
Büro. Zuvor hat<br />
er einen Spaziergang<br />
mit dem Familienhund<br />
hinter sich, einem<br />
Entlebucher<br />
Sennenhund. Ansonsten<br />
ist der<br />
46-Jährige (verheiratet,<br />
zwei Kinder) gerne<br />
in der Natur, vor<br />
allem in den Bergen.<br />
Nach Abitur und seiner<br />
Banklehre in<br />
Augsburg studierte er<br />
Betriebswirtschaft,<br />
bevor er im Sparkassen-Lager<br />
– von der<br />
IT über den bayerischen<br />
Verband – Karriere<br />
machte. In Altötting<br />
wurde Bill 2009<br />
in den Vorstand berufen,<br />
2013 rückte er an<br />
die Spitze. Seit<br />
100 Tagen ist er Vorstandschef<br />
der Sparkasse<br />
Ulm. AMB<br />
Stefan Bill, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Ulm, beschäftigt sich intensiv mit digitalen Technologien.<br />
11
[titelthema] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Sein Zielsetzung ist es, Dinge<br />
zu analysieren, gemeinsam<br />
eine Strategie zu definieren<br />
und daraus abzuleiten, was<br />
das konkret für uns bedeutet:<br />
Sparkassenchef Stefan Bill.<br />
Wie bewerten Sie diese Riesenthemen?<br />
Die Digitalisierung ist aus meiner Sicht eine echte<br />
Chance, an der wir sehr produktiv arbeiten. Die bürokratischen<br />
Vorgaben sind notwendiges Übel, das wir<br />
schlichtweg erfüllen müssen. Und das Niedrigzinsniveau<br />
tut uns – wie allen anderen – weh. Deshalb sind<br />
wir überzeugt, dass es eine zeitliche Befristung geben<br />
muss. Sonst kommen wir immer mehr in einen Bereich,<br />
in dem die negativen Nebenwirkungen den Therapieerfolg<br />
deutlich übertreffen.<br />
Wie lange bleiben die Zinsen noch so niedrig?<br />
Ich meine, wir haben den Tiefpunkt gesehen. Solange<br />
nicht etwas Unvorhergesehenes passiert, werden die<br />
Zinsen aus meiner Sicht nicht mehr signifikant sinken.<br />
Und wie stark werden die Zinsen steigen?<br />
Seit Sommer 2016 sind sie ein gutes Stück nach oben<br />
gewandert. Die EZB drosselt derzeit ihr Einkaufsprogramm<br />
und will es zum Jahresende beenden, sodass ich<br />
mit tendenziell steigenden, aber nicht mit hohen Zinsen<br />
rechne.<br />
Alle Banken stehen unter Kostendruck und bauen<br />
Personal ab.<br />
Die Zahl der Beschäftigten in der Branche sinkt, weil<br />
sich die Prozesse verändern. Kostenmanagement gewinnt<br />
durch die verminderten Erträge infolge der Niedrigzinsen<br />
an Stellenwert. Auf der anderen Seite haben<br />
auch wir in der S-Finanzgruppe hohe Effizienzsteigerungsraten<br />
durch die zunehmende Digitalisierung.<br />
Wie stark wird die Sparkasse Ulm Stellen streichen?<br />
Derzeit gibt es noch keine Zielmarke, das wäre nach<br />
100 Tagen im Amt zu früh. Meine Zielsetzung ist es, die<br />
Dinge sauber zu analysieren, gemeinsam eine Strategie<br />
zu definieren und daraus abzuleiten, was das konkret<br />
für uns bedeutet. Neben der natürlichen Fluktuation<br />
steuern wir die Größe der Belegschaft beispielsweise<br />
über die Anzahl der Azubis, die wir einstellen wollen.<br />
Diese Zahl ist bereits zurückgegangen.<br />
Andere Banken schließen bereits Filialen. Bleibt die<br />
Sparkasse Ulm bei ihrer bisherigen Zurückhaltung?<br />
Die Filialstruktur zu überprüfen, ist eine Daueraufgabe.<br />
Für mich heißt das konkret, dass wir kontinuierlich<br />
überprüfen müssen, ob die Filialstruktur noch zeitgemäß<br />
ist.<br />
Woran messen Sie das?<br />
Daran, ob unsere Kunden die Filialen nutzen. Uns ist es<br />
wichtig, dass wir dort sind, wo unsere Kunden uns erwarten<br />
und moderne Lösungen anbieten. Nutzen Kunden<br />
bestimmte Infrastrukturen nicht mehr hinreichend,<br />
reagieren wir. Pläne für Schließungen haben<br />
wir nicht in der Schublade.<br />
Ein weiterer Kostenfaktor ist die Liquidität.<br />
Wir haben Vorschriften und müssen eine bestimmte<br />
kurzfristige Liquidität vorhalten, die wir so gering wie<br />
möglich halten.<br />
Um welche Summe geht es da?<br />
Wir hatten zum Bilanzstichtag am 31.12.2017 bei der<br />
Europäischen Zentralbank 45 Millionen Euro und<br />
nochmal 20 Millionen Euro in Tagesgeldern. Also halten<br />
wir zu diesem Zeitpunkt zusammengerechnet etwa<br />
65 Millionen Euro an täglicher Liquidität vor.<br />
12
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong><br />
[titelthema]<br />
Was kostet das die Sparkasse?<br />
Für dieses Kapital gelten die 0,40 Minuszinsen. Das allein<br />
kostet 260.000 Euro pro Jahr. Je nachdem, wie es<br />
uns gelingt, in der Tagesdisposition Geldaufnahme<br />
und Geldanlage zu koordinieren, zahlen wir mal weniger<br />
und mal mehr.<br />
Wie attraktiv ist das Geschäft mit Spareinlagen der<br />
Kunden?<br />
Wir verdienen derzeit kein Geld damit, auch wenn die<br />
Kunden nichts bekommen. Die Geldpolitik der EZB<br />
führt dazu, dass ein großer Teil unserer Geschäfte heute<br />
keinen Ertrag bringen. Dennoch sehen wir das als vorübergehend<br />
an. Unser Interesse ist es weiterhin, erste<br />
Adresse für die Sparer in unserer Region zu sein.<br />
Früher war der Zins der Preis des Geldes.<br />
Ja, das stimmt. Der ist ein Stück weit ausgeschaltet.<br />
Aber das ist politisch gewollt. Dass Geld nicht mehr<br />
den Ertrag wie früher bringt, merken vor allem die Sparer<br />
– und die Finanzierer, weil diese historisch niedrige<br />
Zinsen bezahlen. Dafür müssen die Immobilienkäufer<br />
jedoch deutlich höhere Preise bezahlen.<br />
Im Firmenkundengeschäft verdienen die Banken<br />
noch, die Konkurrenz ist groß, unter anderem will<br />
die Commerzbank verstärkt den kleineren Mittelstand<br />
für sich gewinnen.<br />
Davor habe ich keine Angst. Wir haben – und das ist<br />
eines unserer Markenzeichen – eine große Nähe zu unseren<br />
Kunden und eine starke Vertrauensbasis. Wir<br />
begleiten sie seit Jahrzehnten. Auf diese Basis setzen<br />
wir – und auch unsere Kunden. Wir haben bewiesen,<br />
dass für uns in guten wie in schlechten Zeiten die glei-<br />
Der Wettbewerb im Firmenkundengeschäft<br />
nimmt zu.<br />
Stefan Bill hat davor keine<br />
Angst: „Unser Markenzeichen<br />
ist Kundennähe.“<br />
Make it yours !<br />
USM pfl egt die Reduktion auf das Wesentliche:<br />
klassisches Design, klare Formen, unaufdringliche Eleganz.<br />
buchbrunnenweg 16, 89081 ulm<br />
dreiköniggasse 20, 89073 ulm-innenstadt<br />
objekt@fey-ulm.de, www.fey-ulm.de<br />
13
[titelthema] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
„Wenn Sie seit Jahrzehnten<br />
mit den gleichen Menschen<br />
zusammenarbeiten, wissen<br />
Sie, dass Sie sich auf Absprachen<br />
verlassen können.“<br />
chen Dinge zählen. Das ist eine ausgezeichnete Grundlage<br />
für das Geschäft der Zukunft.<br />
Wie hart ist der Wettbewerb?<br />
Der Markt ist extrem umkämpft, das fängt schon beim<br />
Privatkredit an. Sie werden immer irgendjemanden am<br />
Markt finden, der der Billigste ist. Die Frage ist doch<br />
aber, ob der Billigste auch der Preiswerteste<br />
ist. Die Sparkasse Ulm<br />
muss sich beim Preis nicht verstecken<br />
– ganz im Gegenteil: Eine aktuelle<br />
Verbraucheranalyse hat ergeben,<br />
dass wir zum Beispiel das<br />
bundesweit attraktivste Pauschal-<br />
Girokonto anbieten. Ich glaube,<br />
dass zum Preis aber noch andere<br />
wichtige Komponenten dazugehören.<br />
Welche sind das?<br />
Das Vertrauen zu den Mitarbeitern der Sparkasse. Wenn<br />
Sie seit Jahrzehnten mit den gleichen Menschen zusammenarbeiten,<br />
wissen Sie, dass Sie sich auf Absprachen<br />
verlassen können. Und Sie wissen, dass bei uns alle Entscheidungen<br />
vor Ort getroffen werden und nicht sonst<br />
Wir<br />
entscheiden<br />
stets von<br />
Angesicht zu<br />
Angesicht<br />
wo. Wir entscheiden immer von Angesicht zu Angesicht.<br />
Ich bin mir sicher, dass unsere Kunden das zu<br />
schätzen wissen.<br />
Gibt es Firmenkunden, die sich im Zweifel gegen<br />
den günstigeren Kredit entscheiden?<br />
Eines ist klar, wir müssen im Preis voll mithalten. Es passiert<br />
äußerst selten, dass wir aufgrund<br />
des Preises hinten runterfallen.<br />
Wir arbeiten alle in der gleichen<br />
Gemengelage, jeder muss sich refinanzieren.<br />
Keiner kann billiger verkaufen<br />
als er einkauft.<br />
Und keiner möchte sich schlechte<br />
Risiken holen.<br />
Wir haben Hochkonjunktur. Einzelwertberichtigungen<br />
sind seit<br />
Jahren ein Fremdwort. Das wird sich aber auch wieder<br />
ändern. Daran müssen wir heute schon denken. Ich<br />
möchte stets so entscheiden, dass ich auch in schwierigen<br />
Zeiten den Kunden begleiten kann.<br />
Die meisten Firmen haben aus der Finanzkrise gelernt<br />
und mehr Geld auf der hohen Kante. Was heißt<br />
14
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong><br />
[titelthema]<br />
das für die Sparkasse als Mittelstandsfinanzierer?<br />
Die Krise 2009 hat die Unternehmen stärker gemacht.<br />
Sie achten mehr auf Liquidität. Am Ende geht es aber<br />
immer darum, maßgeschneiderte Lösungen zu finden.<br />
Jedes Unternehmen hat andere Ausgangsvoraussetzungen,<br />
da spielen Dinge wie Eigenkapital, Verschuldungsgrad<br />
und Eigentümerstruktur eine Rolle. Gleichzeitig<br />
geht es darum, was sie finanzieren wollen.<br />
Darüber hinaus hat auf Unternehmerseite die Vermögensberatung<br />
an Bedeutung gewonnen.<br />
Ändern sich die Vorlieben in der Finanzierung?<br />
Man merkt, dass Beteiligungen, Leasing und Factoring<br />
zunehmen. Das hat aber nicht zwingend damit zu tun,<br />
dass wir heute eine andere Finanzierungsstruktur haben,<br />
sondern vielmehr, dass wir in einer prosperierenden<br />
Region und in einer konjunkturell sehr stabilen<br />
Situation leben. Ich stelle fest, dass unsere Kunden sehr<br />
viel professioneller mit dem Thema Finanzierung umgehen<br />
als früher. Das Wichtigste ist, dass Investitionen<br />
laufzeitgerecht finanziert werden.<br />
Wie viele Firmenkunden müssen Strafzinsen auf<br />
ihre Einlagen bezahlen?<br />
Wir nennen das Verwahrentgelt, das ist kein Massenphänomen<br />
und betrifft nur einige Kunden.<br />
Stichwort Digitalisierung: Wie technikaffin sind Sie<br />
persönlich?<br />
Technik und Digitales haben mich schon immer interessiert.<br />
Ich trenne private und geschäftliche Nutzung<br />
konsequent. In der Regel habe ich immer vier bis sechs<br />
Geräte dabei: je ein privates und geschäftliches iPad,<br />
das gleiche bei den iPhones. Zusätzlich hab ich noch<br />
ein privates und ein geschäftliches Notebook in der Tasche,<br />
um mich von unterwegs ins Sparkassen-Netz einzuwählen.<br />
Also was digitale Endgeräte angeht, bin ich<br />
bestens ausgestattet.<br />
Wie weh tun den Sparkassen die aufkommenden,<br />
technikgetriebenen Finanzdienstleister?<br />
Wir haben inzwischen einen guten Weg gefunden, mit<br />
Fintechs zusammenzuarbeiten. Die Sparkassen bringen<br />
deutschlandweit 40 Millionen Kunden mit. Wer<br />
mit uns kooperiert, hat einen Markteinstieg, den er anders<br />
kaum zu Stande bringen würde. Die Fotoüberweisung,<br />
die wir in der App integriert haben, ist nichts an-<br />
Stefan Bill ist ein Digitalfan.<br />
Hier zählt er seine Endgeräte<br />
auf. Vier bis sechs hat er immer<br />
dabei, privat und geschäftlich<br />
sauber getrennt.<br />
Heilix Blechle!<br />
wertstabil & zeitlos schön<br />
Steel Art<br />
SCHWEIZER<br />
STAHLKÜCHEN<br />
...damals.<br />
...und heute.<br />
Nur in Ulm l Donaustraße 8<br />
Küchen zum Leben<br />
www.ott-cucina.de<br />
15
[titelthema] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Die Sparkasse Ulm hat ihre Verwaltung in der Neuen Mitte konzentriert. <br />
Fotos: Volkmar Könneke (Gebäude außen), Matthias Kessler (Foyer)<br />
Vier Milliarden Euro Kundeneinlagen, 153.000 Girokonten<br />
Die Sparkasse Ulm belegt mit einer Bilanzsumme<br />
von 6,1 Milliarden Euro Platz<br />
zehn der Sparkassen in Würtemberg. Die<br />
Institute aus Göppingen und Biberach folgen<br />
auf den Plätzen elf und zwölf. Bundesweit<br />
nimmt Ulm Rang 43 unter den<br />
390 Sparkassen ein. Während die Kundeneinlagen<br />
mit 4 Milliarden Euro stabil<br />
blieben, stiegen die Kundenkredite im<br />
vergangenen Jahr auf 4 Milliarden Euro.<br />
Die Zahl der Mitarbeiter verringerte sich<br />
um 59 auf 1109 Beschäftigte. Den rund<br />
230.000 Kunden stehen 71 Geschäftsstellen<br />
sowie 14 Selbstbedienungseinheiten<br />
zur Verfügung. Auf den annähernd<br />
153.000 Girokonten liegen bei einem<br />
durchschnittlichen Kunden 5000 Euro.<br />
An der Spitze des vor 171 Jahre gegründeten<br />
Instituts steht seit 1. April Vorstandschef<br />
Stefan Bill. Er hat Manfred Oster abgelöst,<br />
der nach 18 Jahren im Amt in den<br />
Ruhestand gegangen ist. Dem Vorstand<br />
gehört auch Wolfgang Hach (stellvertretender<br />
Vorsitzender) an. Bis zum Jahresende<br />
soll entschieden sein, wer das Ressort<br />
Marktfolge im Vorstand verantworten<br />
wird. Der Hintergrund: Der Verwaltungsrat<br />
hat den auf sechs Jahre angelegten<br />
Vertrag von Andrea Grusdas (49) nicht<br />
verlängert. Die Sparkasse Ulm ist eine<br />
Anstalt öffentlichen Rechts, getragen von<br />
einem Zweckverband der Stadt Ulm und<br />
des Alb-Donau-Kreises. <br />
AMB<br />
deres als eine Fintech-Lösung. In der<br />
Sparkassen-Finanzgruppe haben wir inzwischen einen<br />
Innovation Hub in Berlin. Dort wird beobachtet, welche<br />
Fintechs für uns interessant sein könnten und mit<br />
welchen wir zusammenarbeiten wollen.<br />
Mit welchem Ergebnis?<br />
Nehmen Sie das Beispiel „Instant<br />
Payments“. Vom 20. <strong>August</strong> <strong>2018</strong> an<br />
erreichen Überweisungen unserer<br />
Kunden im Online-Banking den<br />
Empfänger binnen 10 Sekunden.<br />
Das kostet gerade einmal 50 Cent.<br />
Und im Juli starten die Sparkassen<br />
eine neue App.<br />
Was kann die?<br />
Die bringt Mastercard und die Sparkassen-Karte ins<br />
Handy. Sie brauchen die Karten nicht mehr dabei haben,<br />
sie bezahlen über einen NFC-Chip (Near Field<br />
Communication). Momentan geht das aus lizenzrechtlichen<br />
Gründen nur mit Android-Smartphones. Damit<br />
sind die Sparkassen die ersten auf dem Markt. In diesem<br />
Bereich sind wir extrem innovativ.<br />
Der Chat ist<br />
sehr stark<br />
gefragt, weil<br />
er diskret<br />
funktioniert<br />
Sie haben technikaffine und konservative Kunden.<br />
Wie schaffen die Sparkassen diesen Spagat?<br />
Die meisten unserer Kunden wollen eine Mischung<br />
aus Filialen und Online-Angeboten. Geht es um einfache<br />
Bankgeschäfte, unterscheidet sich die Nutzung der<br />
Online- und Offline-Angebote je<br />
nach Person sehr. Geht es aber um<br />
Baufinanzierungen, Altersvorsorge<br />
oder Wertpapierberatungen –<br />
eben alle komplexeren Themen –<br />
spielt es eine große Rolle vor Ort zu<br />
sein. Auch bei vornehmlich digitalen<br />
Kunden.<br />
Wie gewichten Sie diese Kanäle?<br />
Das liegt an unseren Kunden. Nutzen<br />
diese mehr digitale Angebote, werden wir unser Geschäftsmodell<br />
in diese Richtung anpassen. Werden verstärkt<br />
Vor-Ort-Beratungen beansprucht, erweitern wir<br />
unser Offline-Angebot. Dass ist unser Ass. Wir sind digital<br />
richtig gut, bieten aber auch das, was reine Online-<br />
Banken nicht bieten können: Ansprechpartner, Vertrauen<br />
und Vier-Augen-Gespräche. Unter Kostenaspekten ist<br />
das eine Herausforderung, aber das bekommen wir hin.<br />
16
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong><br />
[titelthema]<br />
Was heißt das für die künftige Struktur, wie sieht<br />
die Filiale 2030 aus?<br />
Ich weiß es nicht. Dazu müsste ich das Kundenverhalten<br />
prognostizieren und das möchte ich nicht. Die Kunden<br />
sollen wählen, was sie wollen. Wir reagieren darauf<br />
und müssen dort Präsenz zeigen. Natürlich müssen<br />
wir im Hinblick auf die Digitalisierung auch ein Stück<br />
weit antizipieren, was die Kunden wollen. Die Grenzen<br />
verschwimmen, für uns als Sparkasse ergeben sich daraus<br />
auch Chancen. So sind unsere online-affinen Kunden<br />
durch die digitalen Angebote deutlich leichter anzusprechen<br />
als in der Filiale.<br />
Aber es ist eine andere Kontaktqualität.<br />
Das stimmt, aber auch da gibt es Wege. Etwa einen Berater-Chat<br />
und wir werden demnächst eine Art Video-<br />
Beratung testen.<br />
Andere Banken machen das schon. Wie sehen da<br />
die Erfahrungen aus?<br />
Ich bekomme vor allem mit, dass es noch kein Massenthema<br />
ist. Die Chatfunktion allerdings ist sehr stark<br />
nachgefragt, vor allem weil sie diskret funktioniert.<br />
Kollegen, die beide Funktionen haben, bieten etwa bei<br />
längeren Chatverläufen an, jetzt auf Video-Chat umzusteigen,<br />
weil die Kommunikation einfacher ist. Oft<br />
kommt dann die Rückmeldung: Nein, das will ich<br />
nicht. Ich bin gerade bei der Arbeit.<br />
Apropos Präsenz: Setzen Sie als Sponsor andere<br />
Schwerpunkte?<br />
Wir gehören den Bürgern der Stadt Ulm und des Alb-<br />
Donau-Kreises. Die Zielsetzung ist also, ein Stück von<br />
unserem Erfolg an die Bürger zurückzugeben. Deshalb<br />
streuen wir das sehr breit, was in der Vergangenheit gut<br />
funktioniert hat. Bislang sehe ich keinen Veränderungsbedarf,<br />
hab mich aber ehrlicherweise auch noch<br />
nicht tiefer damit beschäftigt. Die Highlights sind sicher<br />
der Einstein-Marathon in Ulm und der Sparkassen-Cup<br />
in Ehingen.<br />
Die EU-Regeln verstärken den Kostendruck. Wie<br />
groß ist der Zwang zu größeren Einheiten bei der<br />
Sparkasse Ulm?<br />
Wir haben 390 Sparkassen in Deutschland. Die durchschnittliche<br />
Größe liegt bei einer Bilanzsumme von 2,5<br />
Milliarden Euro. Von diesen 390 liegt Ulm von der Größe<br />
her auf Rang 43. Sprich: 340 Sparkassen sind kleiner<br />
als wir. Natürlich stehen kleinere Sparkassen und Genossenschaftsbanken<br />
unter Kostendruck – und es wird<br />
Konzentrationsprozesse geben. Die Sparkasse Ulm hat<br />
mit einer Bilanzsumme von mehr als 6 Milliarden Euro<br />
eine Größenordnung erreicht, bei der wir aus regulato-<br />
„Die Digitalisierung hat den<br />
Vorteil, dass wir unsere Kunden<br />
besser erreichen können“,<br />
sagt Stefan Bill.<br />
17
[titelthema] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Die Europäische Zentralbank<br />
setzt die regionalen Institute<br />
doppelt unter Druck: Sie bürdet<br />
ihnen Kosten auf und<br />
fährt mit Niedrigzinsen die<br />
Erträge nach unten, bemängelt<br />
Stefan Bill.<br />
DAS INTERVIEW FÜHRTEN<br />
HARALD JOHN, MITGLIED<br />
DER CHEFREDAKTION DER<br />
SÜDWEST PRESSE,<br />
FRANK KÖNIG, WIRT-<br />
SCHAFTSREDAKTEUR, UND<br />
ALEXANDER BÖGELEIN, RE-<br />
DAKTIONSLEITER UNTER-<br />
NEHMEN [!]<br />
DOKUMENTATION:<br />
RONJA GYSIN<br />
FOTOS:<br />
LARS SCHWERDTFEGER<br />
rischen Gesichtspunkten diesbezüglich kein Thema<br />
haben. Was nicht heißt, dass es uns nicht weh tut.<br />
Die USA geht den entgegengesetzten Weg.<br />
Dort ist die Regulierung für Institute unter 250 Milliarden<br />
Euro Bilanzsumme praktisch ausgeschaltet. Da<br />
stellt sich die Frage, ob die EU den richtigen Weg geht,<br />
vor allem bei den Sparkassen und Genossenschaftsbanken,<br />
die die Wirtschaft in der Krise<br />
gerettet haben. Wir haben 2009<br />
doch bewiesen, dass wir kein Problem<br />
haben. Alles was durch die Regulatorik<br />
kommt, ist aber eine Reaktion<br />
auf diese Krise. Uns werden<br />
Kosten aufgebürdet und durch die<br />
gleiche Institution – die EZB – werden<br />
geldpolitisch die Erträge nach<br />
unten gefahren.<br />
Ärgert Sie das?<br />
Es ist vor allem keine gute Vorbereitung für die nächste<br />
Krise. Für uns als Sparkasse Ulm hat sich die Welt, in<br />
der wir agieren, durch die neuen Regeln, nicht zum Besseren<br />
verändert.<br />
Aber der Wirtschaft geht es doch blendend.<br />
Das ist richtig. Unsere Unternehmen stehen im Saft, haben<br />
gute Auftragslagen, die Immobiliennachfrage ist<br />
ungebrochen hoch. Ich frage mich, wann diese geopolitischen<br />
Auswirkungen überhaupt bei uns ankommen.<br />
Noch<br />
schlagen die<br />
Risiken nicht<br />
auf die<br />
Firmen durch<br />
An was denken Sie konkret?<br />
Schauen Sie auf die Entwicklung in den vergangenen<br />
Jahren in China, den USA, Russland oder der Türkei.<br />
Wenig davon hat unsere Wirtschaft bisher beeinflusst.<br />
Aktuell steht die Situation in Italien auf der Kippe.<br />
Gleichzeitig hat die EZB ihren Handlungsspielraum<br />
ausgeschöpft.<br />
Wie meinen Sie das?<br />
Wir befinden uns in einer Hochkonjunktur<br />
und in einer Ausgangssituation,<br />
in der kein Instrumentarium<br />
zur Verfügung steht,<br />
wenn die Konjunktur abflacht. Da<br />
stellt sich die Frage, wie wir geordnet<br />
ohne Dellen und Blessuren aus<br />
dieser Situation herauskommen.<br />
Das ist eine eigenartige Gemengelage,<br />
bei der keiner sagen kann, ob<br />
das auf Dauer funktioniert. Und das in Kombination<br />
mit steigenden Preisen in allen Anlageklassen, Niedrigzinsen,<br />
einem florierenden Aktienmarkt und hohen<br />
Immobilienpreisen.<br />
Was heißt das für die Zukunft?<br />
Ich halte es da mit dem geflügelten Wort „Prognosen<br />
sind immer schwierig, besonders wenn Sie die Zukunft<br />
betreffen“. Unsere Aufgabe als Sparkasse ist es nicht, die<br />
Zukunft vorauszusagen, sondern darauf vorbereitet zu<br />
sein. [!]<br />
18
Anzeige<br />
Von Sicherheit bis Effizienz – Digitalisierungslösungen in der Logistik sind auch für den Mittelstand ein lohnendes Thema.<br />
Foto: Schöler Fördertechnik AG<br />
Technologie für den<br />
Mittelstand<br />
Logistik 4.0? Automatisierung? Flottenmanagement?<br />
– Die großen Diskussionsthemen<br />
der Logistik sind nur was für „die<br />
Großen“?<br />
Weit gefehlt, denn auch der Mittelstand steht<br />
vor Herausforderungen, die mit Hilfe der neuen<br />
Technologien gemeistert werden können.<br />
Für einige alltägliche Herausforderungen, stellen<br />
wir Ihnen Ideen vor, die den Alltag sicherer,<br />
leichter und produktiver machen.<br />
AUTOMATISIERUNG NUR FÜR<br />
GROSSE UNTERNEHMEN?<br />
Auch für den Mittelstand kann Automatisierung<br />
eine produktive Lösung darstellen. So<br />
können beispielsweise Laufwege zwischen<br />
Warenannahme und Produktion oder Transportstrecken<br />
zwischen Kommissionierung<br />
und Warenausgang einfach und ohne großen<br />
Eingriff in die Prozessstruktur automatisiert<br />
umgesetzt werden. Die Linde robotics Lösungen<br />
kommen hierbei mittels Geo-Navigation<br />
ohne zusätzliche Hardware oder bauliche<br />
Eingriffe aus und sind innerhalb kurzer Zeit<br />
einsatzbereit. Schick aber teuer? Natürlich<br />
kostet Automatisierung Geld, aber bestehende<br />
Projekte aus dem Mittelstand zeigen, die<br />
Amortisationsdauer liegt im Schnitt bei zwei<br />
Jahren.<br />
LITHIUM-IONEN TECHNOLOGIE<br />
SELBST NUTZEN<br />
Kurzes schnelles Zwischenladen, höhere Energieeffizienz<br />
und Wartungsfreiheit, sind die<br />
Vorteile der neuen Lithium-Ionen Technologie.<br />
Dank neuster Puffertechnologie lässt sich für<br />
diese Batterien sogar der eigene Strom aus<br />
den Solaranlagen nutzen. Ein ressourcenschonendes<br />
und günstiges System.<br />
EINFACH<br />
SCHADENSÜBERWACHUNG<br />
Schäden am Stapler und Infrastruktur sind<br />
nicht nur teuer sondern auch gefährlich. Die<br />
neueste Generation der Gebrauchtgeräte von<br />
Schöler verfügt jetzt bereits über die integrierten<br />
Linde connect Module und die Crash-Sensorik,<br />
die verhindern, dass Unfälle unentdeckt<br />
bleiben. Die webbasierte Nutzeroberfläche<br />
von Linde connect muss nicht aufwendig integriert,<br />
sondern einfach nur genutzt werden<br />
und macht das Verwalten der Vorfälle einfach<br />
und transparent.<br />
STAPLER AUF ABRUF<br />
„Fahr mal schnell die Palette nach vorne“ –<br />
solche und andere Anweisungen per Telefon<br />
oder auf Zuruf sind alltäglich. Funktional ist<br />
diese Art der Arbeitseinteilung nicht immer<br />
und nach zwei Stunden steht die Palette<br />
immer noch „da hinten“. Die Truck-Call Lösung<br />
von Linde ist da deutlich effizienter. Sie<br />
funktioniert wie ein Taxiruf für Stapler und gibt<br />
den Auftrag an alle Fahrer im Unternehmen,<br />
bis einer den Auftrag annimmt und erledigt.<br />
Kurz, bündig und übersichtlich. Die App kann<br />
im Google Playstore heruntergeladen werden<br />
und wird auf den Handys der Fahrer installiert.<br />
Der Verantwortliche legt die verfügbaren<br />
Stapler einmal mit allen Merkmalen an<br />
und ab sofort können alle Transport- oder<br />
Kommissions aufträge automatisch an alle<br />
infrage kommenden Fahrzeuge verschickt und<br />
in kürzester Zeit erledigt werden.<br />
Für alle Fragen rund um die innovativen<br />
Lösung en für den Mittelstand, stehen wir<br />
gerne beratend zur Verfügung.<br />
Unternehmenskontakt<br />
Schöler Fördertechnik AG<br />
Robert-Bosch-Straße 3–5<br />
D-79618 Rheinfelden<br />
T +49 (0)76 23-963-0<br />
Susanne.Stegmueller@schoeler-gabelstapler.de<br />
www.schoeler-gabelstapler.de<br />
19
[spezial] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Aufladen, bitte!<br />
Die gute Wirtschaftslage und der boomende Onlinehandel steigern die Nachfrage nach Transportern. Die werden immer<br />
öfter für Kunden individuell ausgestattet. Ihre Zukunft hängt wohl an der Steckdose.<br />
Cluster-Manager<br />
Lothar Riesenegger.<br />
Sie kommen so schnell wie möglich,<br />
bringen Paketsendungen nach Hause<br />
und Kranke in die Notaufnahme. In ihnen<br />
kann man warme Semmeln anliefern und<br />
kühle Getränke, Päckchen stapeln oder eine<br />
rollende Werkstatt einrichten. Ob im Kurier-,<br />
Express- oder Rettungsdienst. Ob als Handwerker-,<br />
Auslieferfahrzeug oder umgebautes<br />
Reisemobil. Transporter gehören zum täglichen<br />
Straßenbild wie Ampelanlagen und Verkehrsschilder.<br />
2,5<br />
Millionen Fahrzeuge<br />
bis 3,5 Tonnen<br />
Gesamtgewicht<br />
sind in<br />
Deutschland zugelassen.<br />
Und es werden<br />
immer mehr.<br />
So erwartet der<br />
Verband der Automobilindustrie<br />
(VDA) in Berlin,<br />
dass die Neuzulassungen<br />
von Transportern<br />
unter sechs Tonnen in Deutschland in<br />
diesem Jahr um noch einmal zwei Prozent auf<br />
282.000 Fahrzeuge zunehmen. Ein Grund<br />
hierfür ist die große Nachfrage, die durch das<br />
ungebrochene Wachstum des Versand- und<br />
Onlinehandels angetrieben wird. Auch die<br />
starke Baukonjunktur spielt den Herstellern<br />
von Sprinter, Jumper, Transit und Boxer in die<br />
Hände, denn das Handwerk hat im ersten<br />
Quartal <strong>2018</strong> einen Umsatzzuwachs von<br />
5,9 Prozent zu verzeichnen, das Bauhauptgewerbe<br />
gar von 7,7 Prozent.<br />
Dabei genügt es den Kunden schon lange<br />
nicht mehr, dass die kleinen Brüder der großen<br />
Brummis ausschließlich sparsam, großräumig,<br />
leicht gebaut und wendig sind. Moderne<br />
Transporter müssen vor allem<br />
individuellen Anforderungen entsprechen.<br />
Werden künftig innerstädtisch die Regel sein: Lieferfahrzeuge<br />
mit Elektroantrieb.<br />
20
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong><br />
[rubrik]<br />
Der stetig wachsende Onlinehandel ist ein Grund, warum auch der Transporter-Markt boomt.<br />
„Wir beobachten, dass sich die Transporterbranche<br />
zum einen in Richtung Kurier-, Express-<br />
und Paket-Dienste (KEP) fokussiert und<br />
zum anderen in Richtung der individuellen<br />
Transporterfahrzeuge, die für den Einsatz in<br />
unterschiedlichen Branchen geeignet sind“,<br />
sagt Lothar Riesenegger vom Cluster Nutzfahrzeuge<br />
Schwaben.<br />
Während KEP-Fahrzeuge in der Regel einsatzfertig<br />
vom Erstausrüster an den Betreiber geliefert<br />
werden, ist es bei Transportern zum<br />
Beispiel für Handwerker der Fall, dass diese<br />
durch Spezialfirmen anwendungsspezifisch<br />
ausgestattet werden. So benötigt ein Installateur<br />
eine völlig andere Ausstattung als eine<br />
Großbäckerei, die ihre Filialen bedient. Beispiele<br />
sind spezielle Tief rahmenchassis, die<br />
an ein Transporter-Fahrerhaus angebaut werden,<br />
um einen tieferen Aufstieg auf die Ladefläche<br />
und damit ein leichteres Be- und Entladen<br />
zu erreichen. Jeder Bereich, ob<br />
Material- oder Lebensmitteltransport, hat seine<br />
eigenen Anforderungen an die Transportsicherheit<br />
oder muss entsprechende Hygienevorschriften<br />
erfüllen. „Eine Vielzahl von<br />
individuellen Lösungen ist deshalb gefragt,<br />
von denen die Mehrzahl von kleinen und mittelständischen<br />
Unternehmen entwickelt und<br />
produziert werden“, sagt Riesenegger.<br />
DIE WEICHEN SIND GESTELLT<br />
Ob Kasten- oder Pritschenwagen, Fahrgestell,<br />
Bus oder als Basis für unterschiedliche Aufbauten.<br />
Vielseitigkeit ist mehr denn je gefragt.<br />
Allein vom Mercedes Sprinter, der seit Juni<br />
auf dem Markt erhältlich ist, gibt es 1700 verschiedene<br />
Varianten. Wer das Fahrzeug jedoch<br />
mit Elektroantrieb möchte, der muss<br />
sich noch ein Weilchen gedulden, denn der<br />
E-Sprinter ist erst 2019 zu haben. Und das obwohl<br />
auch in dieser Branche die Weichen geradewegs<br />
in Richtung Elektrifizierung gestellt<br />
zu sein scheinen. So sieht das auch Lothar<br />
IST IHR INTERNETAUFTRITT<br />
FIT FÜR DIE ZUKUNFT?<br />
IHR KOSTENLOSER<br />
WEBSITE-CHECK!<br />
Wir analysieren Ihre Website kostenlos<br />
und unverbindlich.<br />
Wir testen für Sie:<br />
Inhalt und Struktur<br />
Suchmaschinenoptimierung<br />
<br />
<br />
Technische Performance<br />
Mobile Optimierung<br />
Jetzt anfordern unter:<br />
npg-digital.de/websitecheck<br />
IHR ANSPRECHPARTNER<br />
DANIEL GENTNER<br />
Online Marketing Berater<br />
d.gentner@n-pg.de<br />
0731 156-167<br />
21
[spezial] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Riesenegger: „Das Thema Elektrotransporter<br />
hat sich von einem anfänglichen Trend zu einem<br />
zwischenzeitlich etablierten Produktbereich<br />
entwickelt.<br />
So werden zum<br />
Teil auch konventionell<br />
ausgestattete<br />
Transporter<br />
auf batteriebetriebene<br />
Elektroan-<br />
VDA-Chef<br />
Bernhard Mattes.<br />
triebe umgerüstet.<br />
Vor allem für Zustellfahrten<br />
in innerstädtischen<br />
Bereichen<br />
ist der<br />
Elektroantrieb gefragt.<br />
Die Post ist<br />
mit ihrem E-Scooter Vorreiter in dieser Fahrzeugtechnologie<br />
und nutzt schon seit einiger<br />
Zeit Zustellfahrzeuge mit Elektroantrieb. Die<br />
Weiterentwicklung dieser Kleinverteilerfahrzeuge<br />
in die Größenordnung der Transporterfahrzeuge<br />
im 2,5- bis 3,5-Tonnen-Bereich<br />
macht dieses Konzept nun auch für weitere<br />
Transportsegmente anwendbar. So hat sich<br />
bereits ein Herstellerumfeld entwickelt, das<br />
elektrisch betriebene Fahrzeuge durch entsprechende<br />
Auf- und Einbauten auf Branchentauglichkeit<br />
trimmt.“ Das Thema Leichtbau<br />
steht dabei im Vordergrund, denn das<br />
Gewicht der Batterien muss so weit wie möglich<br />
kompensiert werden, um wirtschaftliche<br />
Nutzlastangebote zu erzielen. Lothar Riesenegger:<br />
„Diese Entwicklung ist nicht zuletzt<br />
der zunehmenden Forderung nach emissionsfreien<br />
Fahrzeugen in innerstädtischen Bereichen<br />
geschuldet. Bei Transportabläufen,<br />
für die<br />
vorhandene La-<br />
Innovationen statt Verbote<br />
Die Diskussion um schlechte Luft in Städten beschleunigt die Entwicklung von E-Transportern.<br />
de-Infrastrukturen ausreichen, darf ein zunehmender<br />
Einsatz von elektrisch angetriebenen<br />
Fahrzeugen im Handel und im<br />
Handwerk erwartet werden.“<br />
PRAXISTESTS BEI KUNDEN<br />
Auch für VDA-Präsident Bernhard Mattes ist<br />
der Transporter wie kein anderes Nutzfahrzeug<br />
geradezu prädestiniert für den elektrischen<br />
Antrieb. „Da die Fahrzeuge<br />
schwerpunktmäßig in<br />
Ballungsräumen<br />
Der schwelende Diesel-Skandal verpestet<br />
die Luft in der Automobil- und Nutzfahrzeugindustrie<br />
– und in den Innenstädten.<br />
Drohen nun auch Transportern und<br />
Kleinlastwagen gesetzliche Fahrverbote<br />
in den Citys? Bernhard Mattes, Präsident<br />
des Verbandes der Automobilindustrie<br />
(VDA) hält davon nichts: „Es gibt wirksamere<br />
Instrumente als Fahrverbote. Elektro<br />
mobilität, saubere Busse, digitale Verkehrssteuerung,<br />
Verflüssigung des<br />
Verkehrs. Innovationen sind der Schlüssel,<br />
nicht Verbote. Anspruchsvolle Vorgaben<br />
bei der Luftqualität in Städten können<br />
grundsätzlich auch ohne großflächige<br />
Fahrverbote erreicht werden.“ loe<br />
unterwegs sind, kann in der Regel eine ausreichende<br />
Ladeinfrastruktur gewährleistet werden,<br />
zum Beispiel auf Betriebshöfen. Zudem<br />
sorgen häufige Bremsvorgänge im Stadtverkehr<br />
dafür, dass der Elektromotor durch<br />
Bremsenergie zusätzlich gespeist wird“, erläutert<br />
Mattes. Rein elektrische Transporter bis 6<br />
Tonnen sind nach seinen Worten derzeit bei<br />
vielen Kunden im Praxistest. „Die Großserienproduktion<br />
dieser Fahrzeuge beginnt voraussichtlich<br />
2019. Auch die Nachfrage der Kunden<br />
wächst.“<br />
Die Botschaft ist angekommen, so dass viele<br />
Hersteller, darunter Iveco, Renault, Nissan,<br />
Mercedes-Benz oder VW vom 3,5-Tonner bis<br />
zum Kleinsttransporter ein immer breiteres<br />
Sortiment an Fahrzeugen ohne Dieselmotor<br />
anbieten. Wann dessen letzte<br />
Stunde geschlagen haben wird, ist<br />
noch unklar. Sicher ist jedoch, dass<br />
Pakete ausgeliefert, Getränke verteilt<br />
und Kranke in die Klinik<br />
gebracht werden müssen. Und<br />
das so sauber und schnell wie<br />
möglich. [!]<br />
<br />
STEFAN LOEFFLER<br />
Foto: © Orlando_Stocker / shutterstock.com<br />
22
Ihr Fiat Professional Partner:<br />
B+R Autohaus B+R Autohaus GmbH GmbH Alfred Maier<br />
Hörvelsinger Hörvelsinger Weg 8 – 10 • 89081 Weg Ulm 8-10 • Tel. 0731 • 89081 / 14 35 -0 Ulm<br />
• E-Mail: info@bur.de<br />
Tel.: 0731 / 1435-0 • E-Mail: info@bur.de<br />
Fabrikweg 2 • 89257 Illertissen • Tel. 0 73 03 / 95 91 30<br />
www.lindner-illertissen.de • E-Mail: info@lindner-illertissen.de<br />
23
Für Sie: 250 €<br />
Unternehmer-Vorteil<br />
Die Unternehmer sind der Motor<br />
der Wirtschaft. Wir Ihr Servicepartner<br />
für mehr Leistung nach dem Urlaub.<br />
Zum 25. Jubiläum unseres Küchenchefs<br />
schenken wir Ihnen einen Urlaubsgutschein<br />
im Wert von 250 € bei Ihrem<br />
Erstaufenthalt zur Verrechnung.<br />
Einfach hier registrieren:<br />
www.hotel-castel.com/<br />
unternehmer25
Weniger ist mehr<br />
Hotel Castel***** – vielfältig, individuell und charmant<br />
Das inhabergeführte 5-Sterne-Hotel inmitten von Weinbergen gelegen ist ein mediterranes<br />
Urlaubsdomizil für Menschen, die zwanglosen Luxus, Stil und Charme schätzen und eine<br />
genussvolle Auszeit vom Alltag suchen.<br />
Weniger ist dabei mehr! Im privaten Ambiente von nur 25 Zimmer und 20 Suiten – alle kürzlich<br />
komplett neu renoviert – ist persönlicher und aufmerksamer Service durch die Gastgeber-<br />
Familie und 45 kompetente Mitarbeiter-/innen garantiert. Ruhe, Privatsphäre und Geborgenheit<br />
bei legerem Luxus sind die Werte der Gastlichkeit und machen das Castel dank seiner kleinen<br />
Größe einzigartig. Charme und ehrliche Herzlichkeit prägen den Charakter.<br />
Weniger ist<br />
mehr für den<br />
individuellen Gast<br />
Mit dem bewussten Verzicht durch die<br />
Reduzierung der Anzahl von Zimmern und<br />
Suiten im Rahmen der vergangenen Gesamterneuerung<br />
setzt das Castel einen Gegentrend, in einer<br />
Zeit wo ringsum Hotels alljährlich zu „Bettenburgen“<br />
vergrößert werden. Weniger Betten, bei gleicher, großzügiger<br />
Infrastruktur bedeuten ein Mehr an Servicequalität, Komfort, Privatsphäre<br />
und Individualität. Dazu der neue Einrichtungsstil mit hochwertigen<br />
heimischen Materialien bestimmt von Wohlgefühl, Eleganz und Leichtigkeit<br />
prägen nun das Castel und manifestieren den hohen Anspruch der Gastgeberfamilie,<br />
eines der besten kleinen, exklusiven und dabei persönlich geführten Urlaubsdomizile<br />
zu sein.<br />
Das „Carpe Diem SPA“<br />
mit dem großen Panorama-Freibad,<br />
dem römischen Hallenbad, seinen<br />
zahlreichen Saunen, Bädern und<br />
vielfältigem Behandlungsangebot sowie<br />
abwechslungsreiche Freizeitaktivitäten<br />
wie Golf, Wandern, E-Bike-Touren und<br />
automobile Genussfahrten runden das<br />
facettenreiche Castel ab.<br />
Die Küche als ein weiteres Highlight:<br />
Ein Küchenchef für zwei ausgezeichnete Restaurants. Sowohl im À la Carte-Restaurant<br />
(im Halbpensionspreis inklusive) sowie in der mit 2 Sternen ausgezeichneten<br />
Trenkerstube, spannt Küchenchef Gerhard Wieser seit nun 25 Jahren mit<br />
kreativem Können und besten Zutaten regionaler Herkunft den<br />
Genussbogen seiner leichten, alpin-mediterranen<br />
Küche. Das erlesene Weinangebot vollendet<br />
dabei das Genusserlebnis.<br />
Hotel Castel<br />
Familie Dobitsch<br />
Keschtngasse 18<br />
39019 Tirol bei Meran<br />
Telefon +39 0473 923693<br />
info@hotel-castel.com<br />
www.hotel-castel.com
Ob wie hier auf der Schwäbischen Alb oder im Betrieb von Wolfgang Schmid bei Waldburg: Im Südwesten sind Straußenzüchter eine seltene Spezies.<br />
Der mit den großen Vögeln<br />
Erst war es eine spleenige Idee, heute hat Wolfgang Schmid bis zu 300 Tiere in seinem Betrieb bei Waldburg. Mit seiner<br />
Straußenfarm galt er lange als Exot unter den Landwirten. Mittlerweile hat er sich als Züchter etabliert.<br />
Wolfgang Schmid hat einen ziemlich<br />
großen Vogel. Eigentlich hat er sogar<br />
viele große Vögel – in Hinterwiddum<br />
bei Waldburg in Oberschwaben: Wo<br />
früher eine klassische Landwirtschaft mit<br />
40 Milchkühen und Ackerbau war, tummeln<br />
sich heute auf mehr als 300.000 Quadratmeter<br />
je nach Jahreszeit bis zu 300 Strauße.<br />
Mit fünf Tieren fing alles an. „Als Hobby“, wie<br />
der Straußenzüchter erzählt. Etwas mehr als<br />
eine spleenige Idee war es wohl damals schon.<br />
Weil Straußenhaltung genehmigungspflichtig<br />
ist, musste der 38-Jährige ein Sachkunde-<br />
Seminar an der LMU in München besuchen –<br />
für mehrere hundert Euro.<br />
Eigentlich hätten die ersten Hennen aufgrund<br />
ihres Alters noch keine Eier legen dürfen. Haben<br />
sie trotzdem – und Wolfgang Schmid fing<br />
an zu brüten. So wurden im ersten Jahr aus<br />
fünf Straußen 36 und im folgenden Jahr mehr<br />
als 70. „Zu dem Zeitpunkt hatten wir mehr<br />
Strauße als Rinder“, sagt Schmid. „Wir haben<br />
dann schnell ein gewisses Potenzial erkannt.“<br />
Als Exot unter den Landwirten musste er aber<br />
erst einmal Banken von seiner Straußenfarm<br />
überzeugen. In den letzten Jahren hat er viel<br />
investiert. Nicht nur Zeit und Mühe, sondern<br />
vor allem Geld: „Wir hatten sehr viel Arbeit<br />
damit, den landwirtschaftlichen Betrieb so<br />
umzubauen, dass die optimale Haltung der<br />
Tiere sowie die Vermarktung möglich ist,“<br />
sagt Wolfgang Schmid. Genaue Umsatzzahlen<br />
zu nennen, ist für ihn daher schwierig. Der<br />
finanziellen Sicherheit wegen arbeitet er immer<br />
noch halbtags als Konstrukteur.<br />
Nachdem es immer schwieriger wurde, einen<br />
Schlachtbetrieb zu finden, gibt es seit 2017 eine<br />
zertifizierte Metzgerei auf dem Gelände.<br />
200.000 Euro steckten Schmid und seine Fa-<br />
26
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong><br />
[machen]<br />
Eigener Hofladen und eigene Metzgerei<br />
Den Hofladen gibt es seit 2011. Hier verkauft Schmid seine eigenen Produkte.<br />
Foto: Matthias Kessler<br />
Nach ersten Überlegungen legte sich<br />
Wolfgang Schmid im Frühjahr 2009 die<br />
ersten fünf Strauße zu. 2010 wurde für<br />
die dann bereits etwa 70 Vögel ein großer,<br />
offener Stall gebaut. Der Hofladen<br />
kam ein Jahr später hinzu. Ende 2015<br />
schließlich gab Schmid die traditionelle<br />
Landwirtschaft zugunsten der Straußenzucht<br />
auf. Seit 2017 schlachtet Schmid<br />
seine Tiere in der eigenen Metzgerei: Er<br />
selbst hat eine Zusatzausbildung, sein<br />
Vater ist gelernter Metzger. Der Familienbetrieb<br />
beschäftigt drei 450-Euro-Kräfte.<br />
www.straussenfarm-waldburg.de RIZ<br />
milie in diese Erweiterung.<br />
Ein<br />
Projekt, das durch<br />
die vielen Auflagen<br />
„sehr, sehr viel<br />
umfangreicher ist,<br />
als sich ein Laie<br />
das vorstellt. Mit<br />
persönlichen Interessen<br />
oder Wünschen<br />
hat das<br />
nicht viel zu tun“,<br />
erklärt er.<br />
Straußenzüchter<br />
Wolfgang Schmid.<br />
DAS LEDER IST NICHT GEFRAGT<br />
Steak, Filet, Braten, Gulasch, Wurst, Straußeneier,<br />
Eierlikör, Eier-Nudeln, Deko-Artikel: Seine<br />
Produkte verkauft Schmid nicht nur im<br />
eigenen Hofladen und dem 24-Stunden-Verkaufsautomaten,<br />
sondern auch bei kleineren<br />
Handelspartnern und an Gastronomien.<br />
Sein Ziel ist es, von 2019 an auf 200 Schlachttiere<br />
pro Jahr zu kommen – jedes mit rund 100<br />
Kilogramm. Ein Kilo Straußen-Filet kostet im<br />
Hofladen rund 39 Euro. Theoretisch kann ein<br />
Strauß fast vollständig verwertet werden,<br />
auch Hals, Haut und Federn. Doch für Wolfgang<br />
Schmid ist das nur bedingt ein Vorteil:<br />
„Wir können nur das verkaufen, was der Kunde<br />
auch kaufen will“, erklärt er. „Welche junge<br />
Hausfrau kocht heute noch Herz oder Leber?<br />
Oder kauft Straußenhals-Stücke, um Fleischbrühe<br />
zu machen? Dies sind Produkte, die wir<br />
nur schwer zu Geld machen können.“<br />
Federn müssen so aufwändig aufgearbeitet<br />
und gereinigt werden, dass sich der Verkauf<br />
kaum lohnt. Die Nachfrage nach Straußenleder<br />
ist laut Schmid momentan kaum vorhanden:<br />
„Ich kann mir 300 gegerbte Straußenhäute<br />
in den Keller legen, aber was bringt mir<br />
das?! Das ist ja nur gebundenes Kapital.“<br />
KONKURRENZ VOM SCHWEIN<br />
Ewige Konkurrenz für den Landwirt aus<br />
Waldburg sind Supermärkte und Discounter:<br />
„Wir stehen im permanenten Konkurrenzdruck<br />
zu Wurst aus Schweinefleisch. Diesen<br />
Preis können wir nicht halten, schon weil<br />
durch unsere Art der Haltung ganz andere<br />
Kosten verursacht werden. Und nur weil wir<br />
Straußenfleisch verkaufen, können wir das<br />
nicht im Zehn-Kilo-Paket anbieten. Der Kunde<br />
möchte das so, wie er es aus dem Supermarkt<br />
kennt“, sagt Schmid.<br />
In Deutschland gibt es noch einige andere<br />
Straußenfarmen. Ein Stückweit sind die Züchter<br />
und vermeintlichen Konkurrenten aufeinander<br />
angewiesen, um keine Inzucht zu produzieren.<br />
Ausgewachsene Zuchttiere kosten<br />
zwischen 1200 und 1500 Euro – DNA-Analyse<br />
und Mikrochip inklusive.<br />
Über 50 Führungen im Jahr veranstaltet<br />
Schmid. Im Idealfall kaufen die Besucher danach<br />
kräftig im Hofladen ein. Das tun aber<br />
nicht alle. Schon gar nicht, wenn es sich um<br />
die Kindergarten-Gruppe aus dem Nachbar-<br />
Dorf handelt. Für den Straußenzüchter eine<br />
Misch-Kalkulation.<br />
Die anfängliche Kritik vieler, ob das süddeutsche<br />
Klima vor allem in Winter nicht schädlich<br />
für die Tiere sei, ist weniger geworden.<br />
Für viele andere Landwirte ist Wolfgang<br />
Schmid nicht mehr nur ein „Spinner“. Auch<br />
sein Vater hat längst erkannt, dass es Hand<br />
und Fuß hat, was sein Sohn sich da ausgedacht<br />
hat.<br />
Schmids nächstes Projekt ist der Ausbau des<br />
touristischen Bereichs. „Wenn die Leute kommen,<br />
müssen wir ihnen auch etwas bieten“,<br />
sagt Schmid – und brütet schon die nächsten<br />
Ideen aus. [!] <br />
JULIA RIZZOLO<br />
27
[gründen] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Die Kapsel-Revolution<br />
Das Start-up Rezemo rollt mit Kaffeekapseln aus Holz den Markt auf. Gemeinsam mit der Rösterei der<br />
Oberschwäbischen Werkstätten haben die Stuttgarter lange getüftelt. Seit Januar sind sie erfolgreich im Handel.<br />
Gleichmäßig rieseln die Kaffeebohnen<br />
durch den Röster, der sich langsam<br />
dreht. Das kupferfarbene Metall blitzt<br />
in der Sonne, die in die helle Halle scheint, es<br />
ist warm und riecht nach Kaffee. Hier, in der<br />
Kaffeerösterei Cafésito in Kißlegg, die von<br />
den Oberschwäbischen Werkstätten (OWB)<br />
betrieben wird, soll eine kleine Kaffee-Revolution<br />
ihren Anfang nehmen.<br />
Gemeinsam mit den OWB, die vor allem Menschen<br />
mit Behinderungen beschäftigen, will<br />
das Start-up Rezemo mit Sitz in Stuttgart Kaffeekapseln<br />
auf den Markt bringen. Alter Hut,<br />
mag man jetzt denken. Schließlich gibt es inzwischen<br />
zahlreiche Anbieter, die Kaffeegenuss<br />
auf Knopfdruck versprechen. Doch während<br />
Frauenschwarm und Schauspieler<br />
George Clooney noch das Getränk aus Alukapseln<br />
als Lifestyle-Getränk bewirbt, wollen<br />
die Schwaben den Markt aufrollen: Ihr Kaffee<br />
kommt aus Holzkapseln. Und auch der Inhalt<br />
soll dazu passen: nachhaltig, regional und fair.<br />
Foto: Simone Dürmuth<br />
„Als Studenten hatten wir eine Nespresso-<br />
Maschine. Eines Tages hatten wir uns gefragt,<br />
was eigentlich mit dem ganzen Kaffeesatz aus<br />
den Kapseln passiert“, schildert Gründer Stefan<br />
Zender den ersten Gedanken zum nachhaltig<br />
produzierten Kapsel-Kaffee. Das war<br />
2015. Er und Mitgründer Julian Reitze stammen<br />
beide aus Mühlhausen-Ehingen, ein kleines<br />
Dorf in der Nähe von Singen am Bodensee,<br />
beide haben in Stuttgart studiert und in einer<br />
WG zusammengewohnt.<br />
5000 TONNEN KAPSELMÜLL<br />
Wenig später sei dann die Idee entstanden, an<br />
der Verpackung etwas zu ändern. Die Stiftung<br />
Warentest hat den Kapselmüll in Deutschland<br />
2015 auf 5000 Tonnen Abfall hochgerechnet.<br />
Etwa die Hälfte davon entfalle auf<br />
den Marktführer, rechnet der 24-Jährige vor.<br />
„Deutschland ist ein Waldland“, begründet<br />
Zender dann auch, warum die Wahl auf den<br />
Werkstoff Holz fiel.<br />
Inzwischen haben die Gründer ihre Büroräume<br />
aus der WG in eine Altbauwohnung in der<br />
Stuttgarter Innenstadt verlegt. „Wir sind unseren<br />
Vermietern sehr dankbar, weil sie akzeptieren,<br />
dass wir auch spät abends noch tüfteln“,<br />
berichtet Zender aus der Firmenzentrale.<br />
Und tüfteln müssen sie eine ganze Menge.<br />
Denn Holz allein war nicht des Rätsels Lösung,<br />
auch wenn es viele erwünschte Eigenschaften<br />
mitbringt. Zum Beispiel, dass es relativ<br />
schnell verrottet, auch die Ökobilanz<br />
stimmt. Doch die Studenten stießen auf einige<br />
Probleme: Wie sollte man den Werkstoff in<br />
Form bringen – schnitzen war natürlich keine<br />
Option. Auch der Druck von 19 bar und die<br />
hohe Temperatur in der Maschine stellten die<br />
Gründer vor Probleme.<br />
Gemeinsam mit der Universität in Stuttgart<br />
und dem Fraunhofer Institut begann dann die<br />
Tüftelei. Nach vielen Versuchen, drei Jahren<br />
Foto: Rezemo<br />
Stefan Zender (links) und Egon Streicher produzieren<br />
die Holzkapseln und ihre Füllung.<br />
28
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe XY 63 | Juli Monat <strong>2018</strong> JJJJ<br />
[gründen] [rubrik]<br />
Entwicklungszeit ratur aliquam, occus und dolorempor einigen Rückschlägen,<br />
sa se quae<br />
zum milluptatem Beispiel nonserovid verkohlten Kapseln, qui sum dann qui ium das<br />
Ergebnis: facessit molupta Holzspäne del minimporro als Hauptbestandteil<br />
blatusc iisqui<br />
duntem mit einem que essus Bio-Kunststoff eatis es am gemischt. cuptatati<br />
werden<br />
Die consenis Holzspäne sus. Tur kommen repeligni von im der con Schwäbischen<br />
opti qui Alb, debis ein Abfallprodukt explameni qui aus qui einem to et Säge-<br />
plate<br />
nobis et<br />
werk. nonseca Die tiisqua Masse tiorit wird omnim Spritzgussverfahren<br />
quid exeri atur,<br />
geformt. omnimolorem Bereits aut kurze quo Zeit dolupta nach dem tiatectorit, Brühen<br />
beginnt ipienescit der ut Zersetzungsprozess, exceat omnia volupta die sperum Kapsel<br />
beginnt dolupta sich cus ande aufzulösen, cum reptat so dass fuga. man Ferrume sie in<br />
den laccatem Biomüll, ulpa Kompost voluptat. oder den heimischen<br />
Kamin werfen kann.<br />
Doch ZWISCHENZEILE<br />
Reitze und Zender darf man sich nicht<br />
als Pidest, Öko-Missionare ini to officto vorstellen. totatis mi, Zwar eatecae versuche labore<br />
er nitatinum generell, del Müll earum zu vermeiden, inctium fuga. nimmt Itatiorro einen<br />
Jute-Beutel mos et as nimus zum Einkaufen volore eserspe mit, rspellecum<br />
so Zender.<br />
Aber arum er re stellt nat litiam auch eium klar: „Wir volorum, sind occus nicht etur voll<br />
grün.“ rero te vellam Hinter que seinem reperch Produkt icitiis steht cipistota er aber iuntio.<br />
Sunt und enias ganz: dolest „Alu ist pa einfach sandiam, der seriam falsche et<br />
voll<br />
Werkstoff vitius volupta für ein temporeste Einwegprodukt.“ sandund icimillest<br />
Beibt pedi tes nur endi noch voluptur? die Frage, Qui welcher odipsum Kaffee qui nonem<br />
el Hülle eos quatquo passt und explaut wie er hineinkommt.<br />
pa nonempero<br />
zu<br />
dieser<br />
Auftritt eleniam für fuga. die Tenditam, OWB und corporibus Geschäftsführer etur<br />
Egon Streicher. Den Cafésito-Kaffee gab es bisher<br />
nicht in Kapseln. Auch wenn es Ideen gab.<br />
„Die Lösungen passten nicht zu uns“, so Streicher.<br />
Nachhaltig sollte nicht nur der Kaffee<br />
sein, sondern auch die Verpackung. Genau die<br />
Nische von Rezemo. „In diese Richtung wollte<br />
noch keiner.“ Streicher ist begeistert vom Produkt<br />
der Studenten.<br />
Die Eltern als<br />
doppelter Boden<br />
Gegründet haben Julian Reitze und<br />
Stefan Zender Rezemo als UG Ende<br />
2016. Die 5000 Euro Stammkapital<br />
stemmten sie aus eigenen Mitteln.<br />
Auch eine Kapitalerhöhung für die Umwandlung<br />
in eine GmbH Ende 2017 finanzierten<br />
sie aus ihren Ersparnissen<br />
und holten Business Angels ins Boot,<br />
die eine Minderheit an der Firma halten<br />
und den Gründern mit Know-how zur<br />
Seite stehen. Nicht an der Firma beteiligt<br />
sind die Eltern der Gründer. Sie fungieren<br />
aber als doppelter Boden, sollte<br />
das Projekt Rezemo schiefgehen. MONE<br />
Non plit officie nimodigent, corehenis sinimos ere, alit re ini dolor millabo. Itat et et ex eatur soluptatur<br />
ERSTE CHARGE IST VERGRIFFEN<br />
Im Januar haben die beiden Partner die ersten<br />
30.000 Kapseln produziert, sie sind bereits vergriffen,<br />
es wurden mehrere Neuchargen produziert.<br />
5,99 Euro kostet eine Packung mit<br />
14 Kapseln. Das entspricht den Preisen, die<br />
andere Hersteller aufrufen. Bislang ist nur eine<br />
Sorte im Handel, ein Espresso. Zwei weitere<br />
stehen in den Startlöchern. „Es gibt einiges zu<br />
arum testen“, fugit, erklärt id molore Zender. sed Dazu quam zählen nimus, Röstgrad, ut et<br />
vernam Mahlgrad exceaque und Sorte, lam aber hil auch ipidunt die volorro Menge, die occus<br />
in die dolumquatem Kapsel kommt, am, und volessus wie que stark pratibero sie dort<br />
verdichtet delit, si atur wird. mod Bis quam, zu einem sam ut halben ut esequas Jahr<br />
volut kann die volorer Entwicklungsphase orundi bere, cus, dauern. unt quo occaborum<br />
Entschieden ini beris wird molorro am Ende blaborum per Blindverkostung.<br />
eossita An der turenis nehmen rectur? auch Itiorrorae die Gründer non et teil. ma-<br />
esequam<br />
ea<br />
xima Bis zu quuntiunto vier Tassen omnime Kaffee trinke quiam, er am sandeli Tag, asperum<br />
Zender. ulluptis „Inzwischen resequos auch et Espresso.“ quianimos [!] aliqui<br />
so<br />
beaque con nonserunt. [!] SIMONE DER DÜRMUTH AUTOR<br />
Hohe Auszeichnungen für Volksbank<br />
Volksbank Ulm-Biberach eG wurde mit den Preisen „Bester Fördermittelberater 2017“ in der<br />
Kategorie Energie & Umwelt und „Beste VR-Fördermittelbank 2017“ ausgezeichnet.<br />
Anzeige<br />
Zum dritten Mal hat die LfA Förderbank Bayern<br />
in Kooperation mit der KfW-Bankengruppe<br />
und der DZ Bank den Preis „Bester Fördermittelberater“<br />
verliehen.<br />
Wolfgang Renz, Unternehmenskundenberater<br />
bei der Volksbank Ulm-Biberach eG, und sein<br />
Kollege Michael Bausch, Fördermittelberater,<br />
wurden 2017 in der Kategorie Energie & Umwelt<br />
mit diesem Titel geehrt. Überzeugt haben<br />
die beiden Experten die Jury durch umfassende<br />
Beratung sowie durch die bedarfsorientierten<br />
Finanzierungskonzepte für den mittelständischen<br />
Kunden Aquachem GmbH Separationstechnik<br />
aus Senden. „Bei der Ausarbeitung<br />
von Finanzierungsangeboten richten wir unsere<br />
Vorschläge konsequent an den individuellen<br />
Voraussetzungen des jeweiligen Vorhabens<br />
und an den Wünschen unserer Kunden aus“,<br />
betont Bausch.<br />
Im April nahm die Volksbank eine weitere Auszeichnung<br />
als „Beste VR-Fördermittelbank<br />
2017“ in ihrer Bilanzsummenklasse in Baden-<br />
vlnr.: Ralph P. Blankenberg (Vorstandssprecher), Michael Bausch (Leiter öffentliche Fördermittel),<br />
Wolfgang Renz (Unternehmenskundenbetreuer), Josef Schneiderhan (Leiter Markt- & Kundennetzwerke)<br />
Württemberg entgegen. Dieser Preis wird jährlich<br />
von der DZ Bank verliehen und zeichnet im besonderen Maße berücksichtigen und so-<br />
Kundenberatungen öffentliche Fördermittel<br />
Banken – unterteilt in vier Bilanzsummenklassen<br />
und verteilt auf fünf Regionen – aus, die bei men der Finanzierung<br />
mit ihren Kunden zahlreiche Vorteile im Rah-<br />
schaffen.<br />
<strong>29</strong>
[rubrik] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Seine Firma öffnet Türen: Matthias Lamparter hat Griffwerk gegründet. Im kommenden Jahr will er eine Million Türgriffe umsetzen. <br />
Fotos: Marc Hörger<br />
Alles im Griff<br />
Alle fassen sie täglich dutzendfach an – und denken sich kaum etwas dabei. Nicht so Matthias Lamparter – er<br />
verwandelt Türklinken in Designerstücke und ist mit seiner Griffwerk GmbH aus Blaustein erfolgreich.<br />
Max Bill (1908-1994) war ein Tausendsassa,<br />
Architekt, Produktdesigner,<br />
Bildhauer, Grafiker. In und um Ulm<br />
ist der Bauhaus-Absolvent vor allem als der<br />
Gründungsrektor der Hochschule für Gestaltung<br />
in Ulm in guter Erinnerung. Ohne ihn<br />
wäre diese legendäre Einrichtung 1955 kaum<br />
in die Gänge gekommen. Das betont puristische,<br />
streng im Rastermaß durchdeklinierte<br />
Gebäude geht auf seinen Entwurf zurück,<br />
zahlreiche Details wie etwa die Türgriffe<br />
ebenfalls. Bill legte die Grundlagen für eine<br />
Philosophie der Gestaltung, die schon bald als<br />
„ulmer“ Linie für Furore sorgen sollte und bis<br />
heute höchstes Ansehen genießt.<br />
Matthias Lamparter kann sich ein Lächeln<br />
nicht verkneifen. Nicht, weil er Zweifel hegte<br />
am hohen Stellenwert dieser Ulmer Schule,<br />
ganz im Gegenteil. Vielmehr, weil er in und<br />
um Ulm herum schon zigfach „Bill’sche Klinken“<br />
gedrückt hat, die gar keine sind.<br />
Der geschäftsführende Inhaber der Blausteiner<br />
Griffwerk GmbH weiß das so genau, weil<br />
seine Firma seit 2012 die offizielle Lizenz zur<br />
Fertigung des „ulmer griffs“ besitzt, erworben<br />
von der „max, binia + jakob bill stiftung“, die<br />
den Nachlass des Meisters verwaltet.<br />
GEGEN DEN IDEEN-KLAU<br />
Ein Coup, der Griffwerk weiter ins Gespräch<br />
brachte. Es war beileibe nicht der einzige in<br />
der noch jungen Firmengeschichte. Auch<br />
Thomas Gerlach, Jette Joop sowie Christian<br />
und Michel Sieger haben im Produktportfolio<br />
von Griffwerk – neben Türgriffen gibt es Beschläge<br />
und seit 2014 auch Glastüren – prägende<br />
Akzente gesetzt. Die Auszeichnungen<br />
fürs Design ließen nicht lange auf sich warten.<br />
Ebenso wenig wie juristische Auseinandersetzungen.<br />
Griffwerk wehrt sich sehr aktiv<br />
gegen den Ideen-Klau. Allein im Moment gehe<br />
man in vier Fällen gegen Nachahmer vor.<br />
Produziert werden die Klinken und Beschläge<br />
in China. Dort unterhält Griffwerk seit 15 Jahren<br />
ein eigenes Produktionswerk mit 100 Mitarbeitern.<br />
Das ist ein sensibles Thema, weil<br />
China kaum für höchste Qualitätsansprüche<br />
steht. Genau die seien aber gefordert und würden<br />
auch erfüllt, sagt Lamparter. Ein striktes<br />
Qualitätsmanagement und ein hoher Standardisierungsgrad<br />
machen es möglich.<br />
30
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong><br />
[machen]<br />
„Täglich“ träfe ein Container im Firmensitz in<br />
Blaustein ein. Lamparter erwartet für <strong>2018</strong> einen<br />
Umsatz von knapp 30 Millionen Euro.<br />
Eine Million Griffe will er verkaufen. 2013<br />
war es noch etwa die Hälfte. Mit sechs bis<br />
zehn Prozent Wachstum soll es weitergehen.<br />
Entsprechend rasant wird am 2013 bezogenen<br />
Hauptsitz investiert. Eben erst ist eine neue<br />
Lagerhalle fertig geworden, schon steht ein<br />
weiterer Neubau an. Vertrieb, Entwicklung,<br />
Marketing und Lager sind in Blaustein angesiedelt,<br />
mit 115 sind hier fast ebenso viele Mitarbeiter<br />
wie in China an Bord. Im hintersten<br />
Winkel befindet sich eine kleine Produktion.<br />
Hier bringen zwei Laser Dekors auf Glastüren<br />
auf. Möglich ist damit sehr Vieles, Einzelanfertigungen,<br />
Foto-Motive, grafische Muster.<br />
Die beiden Laser laufen rund um die Uhr, der<br />
Prozess ist weitgehend automatisiert.<br />
Vom Praktikant zum Firmenchef<br />
Auch Glastüren sind bei Griffwerk im Programm. Sie haben eine besondere Färbung.<br />
ENTWÜRFE VON JETTE JOOP<br />
Die weitere „Optimierung der Abläufe und<br />
Prozesse“ sieht Lamparter als seine Hauptaufgabe<br />
in nächster Zeit. Das rasante Wachstum<br />
will gesteuert sein. Schließlich erfolgt es in<br />
Märkten, die der Geschäftsführer als weitgehend<br />
gesättigt bezeichnet. Wachsen könne da<br />
nur, wer Marktanteile hinzugewinnt. Und das<br />
klappt nur, wenn die Produkte aus der Masse<br />
herausragen. Die Stichworte dazu lauten „Design-Orientierung“,<br />
„Hochwertigkeit“ sowie -<br />
in der höher positionierten Linie „Design-<br />
Manufaktur“ – ein „hohes konzeptionelles<br />
Niveau“. Bei Türen und Beschlägen zählt er<br />
sein Unternehmen mittlerweile zu den Top 3.<br />
„Wir suchen die Revolution“, verkündet Lamparter<br />
nonchalant und stürmt an die Show-<br />
Wand mit den Glastüren. Das Besondere<br />
Geschäftsführer Matthias Lamparter<br />
gehört die Griffwerk GmbH zu 80 Prozent.<br />
Mit je 10 Prozent sind Hugo und Wolfgang<br />
Habisreutinger beteiligt. Der studierte<br />
Betriebswirt, 1970 in Ulm geboren, hatte<br />
bei ihnen einst als Praktikant angeheuert<br />
und dann Karriere gemacht. Doch auf<br />
Dauer reichte ihm das nicht; er gründete<br />
die deutsche Niederlassung des italienischen<br />
Türgriffeproduzenten Frascio,<br />
konnte sich mit seinen Vorstellungen bei<br />
der Produktentwicklung aber nicht durchsetzen.<br />
2006 ging er seinen eigenen Weg<br />
und rief das „Griffwerk“ ins Leben. Die<br />
GmbH präsentierte 2008 erstmals eigene<br />
Entwürfe, die von Beginn an in Asien realisiert<br />
wurden. 2013 erfolgte der Umzug<br />
von Verwaltung und Entwicklung aus einem<br />
Industriebau in Ulm-Lehr an den<br />
heutigen Firmensitz in Blaustein. THV<br />
steckt in diesem Fall in der Farbe. Anders als<br />
üblich gibt es Ausführungen in Weißglas, also<br />
ohne den üblichen leichten Grünschimmer.<br />
Dies verändert die Tönung des einfallenden<br />
Lichts zwar nur minimal, für ein detailverliebtes<br />
Publikum ist das aber entscheidend.<br />
Jette Joop wiederum, die 2014 eine erste Kollektion<br />
an Beschlägen und Glastüren vorgelegt<br />
hat, sei nicht zuletzt deshalb verpflichtet<br />
worden, weil sie eine „feminine Sicht“ in den<br />
Katalog einbringe, sagt Marketing-Frau Elke<br />
Hagmann. Über das Einrichten der eigenen<br />
vier Wände würden Paare heute schließlich<br />
gemeinsam entscheiden. [!] THOMAS VOGEL<br />
31
[namen & nachrichten] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Hymer bringt<br />
neue B-Klasse<br />
heraus<br />
Mit einer neuen Version ihres<br />
Erfolgsmodells B-Klasse will<br />
die Hymer GmbH & Co. KG<br />
(Bad Waldsee) den Umsatz ankurbeln.<br />
Als erstes Unternehmen<br />
verbaute Hymer den neuen<br />
Sprinter-Triebkopf von<br />
Mercedes-Benz Vans in Serie.<br />
Trotz etwa sieben Meter Länge,<br />
wiegt das Wohnmobil weniger<br />
als drei Tonnen. Die Erwin Hymer<br />
Group erzielte im Geschäftsjahr<br />
2016/2017 mit ihren<br />
weltweit mehr als 6000 Mitarbeitern<br />
einen Umsatz von 2,1<br />
Milliarden Euro.<br />
„Lisa’s Chips“<br />
konzentriert sich<br />
auf Einzelhandel<br />
Die Firma Aroma Snacks GmbH<br />
& Co. KG will sich mit ihrer<br />
Marke „Lisa‘s Chips“ <strong>2018</strong> mit<br />
neuem Produkt-Design und<br />
neuen Sorten stärker auf den<br />
konventionellen Einzelhandel<br />
konzentrieren. Die verwendeten<br />
Kartoffeln stammen aus<br />
Bayern und Baden-Württemberg.<br />
Seit 2012 fertigt Inhaber<br />
Jochen Krumm in Amtzell zwischen<br />
Ravensburg und Wangen<br />
im Allgäu Bio-Kesselchips – mit<br />
wachsendem Erfolg. Mittlerweile<br />
gehört das 2011 gegründete<br />
Unternehmen zur britischen<br />
Firma Amplify, die zu<br />
Jahresbeginn vom US-Konzern<br />
Hershey übernommen worden<br />
ist.<br />
Maschinenfabrik<br />
wird zu<br />
Bürogebäude<br />
Im Herbst <strong>2018</strong> soll der Umbau<br />
der ehemaligen Ravensburger<br />
Maschinenfabrik in der Georgstraße<br />
24 beginnen. Für zwei<br />
Millionen Euro will Armin<br />
Bausch die 1000 Quadratmeter<br />
große Halle in ein modernes Bürogebäude<br />
verwandeln. Investiert<br />
werden soll in Lüftung,<br />
Fenster, Dach und Brandschutz.<br />
Armin Bausch ist Geschäftsführer<br />
des 120 Mitarbeiter großen<br />
Entsorgungsfachbetriebs<br />
Bausch GmbH.<br />
Neues Zentrum<br />
für Logistik von<br />
Reischmann<br />
Die Reischmann GmbH & Co.<br />
KGaA hat ein neues Logistikzentrum<br />
im Ravensburger Gewerbegebiet<br />
Erlen bezogen. Auf<br />
4600 Quadratmetern befinden<br />
Foto: Wirtschaftsförderung Bodenseekreis<br />
Ferienaktion für Schüler<br />
Mit der Ferienaktion „wissen was geht!“ lässt die Wirtschaftsförderung<br />
Friedrichshafen Jugendliche ab 14 Jahren hinter die<br />
Kulissen von Firmen blicken. Die Hoffnung dabei: Die jungen<br />
Leute bekommen Interesse an einer Lehre und die Firmen steigern<br />
ihren Bekanntheitsgrad. www.wissen-was-geht.de<br />
sich Online-Shop, Fotostudio,<br />
Rechnungsprüfung und IT-Abteilung.<br />
Das Unternehmen beschäftigt<br />
1100 Mitarbeiter, 85<br />
davon im Logistikzentrum. Neben<br />
seinen Häusern am Hauptsitz<br />
Ravensburg hat Reischmann<br />
Filialen in Ulm, Kempten<br />
und Memmingen – mit insgesamt<br />
mehr als 40.000 Quadratmetern<br />
Verkaufsfläche.<br />
Vetter mietet<br />
Wohnungen<br />
für Mitarbeiter<br />
Die Gruppe Vetter Pharma wird<br />
vom Jahr 2019 an zehn bis 15<br />
Wohnungen in neu entstehenden<br />
Mehrfamilienhäusern in<br />
der Ravensburger Innenstadt<br />
für Mitarbeiter anmieten. Es ist<br />
eine der Maßnahmen des Unternehmens,<br />
um Personal zu locken.<br />
Durch den Fachkräftemangel<br />
sind etwa 100 Stellen<br />
unbesetzt. Die Vetter Pharma<br />
International GmbH aus Ravensburg<br />
ist Spezialist für die<br />
aseptische Fertigung von vorgefüllten<br />
Injektionssystemen. Zuletzt<br />
erwirtschafteten 4400 Mitarbeiter<br />
einen Jahresumsatz<br />
von 503 Millionen Euro.<br />
Prisma<br />
investiert in<br />
Oberschwaben<br />
Die Vorarlberger Unternehmensgruppe<br />
Prisma will in den<br />
nächsten Jahren laut Vorstand<br />
Bernhard Ölz massiv in die Region<br />
Süddeutschland investieren,<br />
zum Beispiel in Singen und<br />
Ulm. Aktuelles Projekt in Ravensburg:<br />
Das KUP-Gründerzentrum<br />
in Zusammenarbeit<br />
mit der Stiftung Liebenau. Von<br />
Juli an arbeiten hier künftig auf<br />
5000 Quadratmetern Unternehmen<br />
und Existenzgründer mit<br />
behinderten Menschen Tür an<br />
Tür. Die österreichische Prima<br />
Holding wurde 1994 gegründet<br />
und ist spezialisiert auf Standort-<br />
und Regionalentwicklung.<br />
Autozulieferer<br />
Weber erweitert<br />
Firmensitz<br />
Weber Automotive GmbH erweitert<br />
seinen Firmensitz im<br />
Markdorfer Gewerbegebiet Negelsee.<br />
Eine Produktionshalle<br />
soll abgerissen und durch einen<br />
Neubau ersetzt werden. Die<br />
1969 gegründete und 1500 Mitarbeiter<br />
große Weber Automotive<br />
GmbH zählt zu den führenden<br />
Unternehmen der<br />
Fahrzeugzulieferindustrie. Der<br />
Jahresumsatz lag zuletzt bei 313<br />
Millionen Euro. [!] RIZ<br />
32
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong><br />
[spezial]<br />
Patente Lösungen<br />
Die Konkurrenz schläft nicht – und kopiert unter Umständen auch Innovationen. Daher gewinnt das Thema<br />
Schutzrechte auch für Mittelständler an Bedeutung. Was bei Gebrauchsmustern & Co. zu beachten ist.<br />
Man muss schon einen langen Atem<br />
haben. Neun Jahre hat es gedauert,<br />
dann hatte die Firma Gaugler & Lutz<br />
aus Aalen ihr zweites Patent, eine Steckverbindung<br />
aus Balsaholz, die sich in den Kernen<br />
von Rotorblättern von Windkraftanlagen befindet.<br />
Gaugler & Lutz ist ein Familienbetrieb.<br />
Der Vater Roland Lutz hat das Unternehmen<br />
vor rund 35 Jahren mit Roman Gaugler gegründet.<br />
Seit 2009 ist er alleiniger Firmeninhaber.<br />
Sohn Dominic Lutz, Jahrgang 1981, ist<br />
Wirtschaftsingenieur und arbeitet seit 2009<br />
in dem Unternehmen, inzwischen als Prokurist.<br />
Auch die Tochter, Nadine Lutz, arbeitet<br />
im Familien<strong>unternehmen</strong>.<br />
„Wir sind eine Art explodierte Schreinerei“,<br />
sagt Dominic Lutz. Im Zuge der Energiewende<br />
und des wachsenden Marktes für Windkraftanlagen<br />
hat sich das Unternehmen in den vergangenen<br />
Jahren stark vergrößert. Heute sind<br />
hier 180 Mitarbeiter beschäftigt, in Spitzenzeiten<br />
sind es bis zu 250.<br />
VORTEIL DURCH SCHUTZRECHTE<br />
„Schutzrechte sind mittlerweile Teil unserer<br />
Unternehmensstrategie“, erzählt Lutz. „Wir<br />
denken sie immer mit, wenn wir neue Marktsegmente<br />
erobern wollen, neue Kundengruppen<br />
oder Regionen.“ Insgesamt hat das Unternehmen<br />
rund 100 Schutzrechte. Das sind zum<br />
Beispiel Markenrechte, Bildrechte, und eben<br />
die zwei benannten Patente, bei denen es<br />
nicht bleiben soll.<br />
„Das Patent ist die<br />
Königsdisziplin.<br />
Das Gebiet der<br />
Schutzrechte ist<br />
Dominic Lutz von Gaugler<br />
& Lutz aus Aalen.<br />
eine weite Spielwiese,<br />
auf der man<br />
sehr viel gestalten<br />
kann“, sagt Lutz.<br />
„Wir sehen das Potenzial<br />
der Schutzrechte<br />
auf mehreren<br />
Ebenen: Wir<br />
Wer mit neuen techischen Ideen auf den Markt geht, sollte diese dringend schützen.<br />
Foto: © ANDRANIK HAKOBYAN / shutterstock.com<br />
können uns gegen Mitbewerber abgrenzen<br />
und wir können sie nutzen um im Marketing<br />
sichtbar zu werden.“<br />
Viele Unternehmen arbeiten hart an ihren Innovationen<br />
und investieren viel Zeit und<br />
Geld. Um so ärgerlicher ist es, wenn jemand<br />
daher kommt und die Idee klaut. Oder man<br />
aus Versehen die Rechte von anderen Unternehmen<br />
missachtet. Da ist es sinnvoll, sich<br />
über Schutzrechte Gedanken zu machen. „Zu<br />
Beginn jeglicher Forschungs- und Entwicklungstätigkeit<br />
sollte eine systematische Recherche<br />
bestehender Schutzrechte Dritter erfolgen“,<br />
rät Sönke Voss, Referent Industrie,<br />
Technologie und Innovation von der IHK Bodensee-Oberschwaben.<br />
„Andernfalls besteht<br />
das Risiko, dass nach aufwändiger und kostspieliger<br />
Entwicklungstätigkeit ein Wettbewerber<br />
seine Rechte geltend macht und erhebliche<br />
Schadensersatzansprüche drohen.“<br />
Die optimale Schutzrechtsstrategie müsse<br />
stets im Einzelfall analysiert und festgelegt<br />
werden. So sind Patent und Gebrauchsmuster<br />
für den Schutz technischer Aspekte vorgesehen,<br />
während Marke und ein eingetragenes<br />
Design den Namen und die Erscheinungsform<br />
schützen. „Häufig werden verschiedene<br />
Schutzrechte kombiniert, um Produkte optimal<br />
zu schützen“, sagt Voss. Zudem könnten<br />
gewerbliche Schutzrechte national, europaweit,<br />
weltweit oder in international ausgewählten<br />
Ländern angemeldet werden. In der<br />
Regel empfehle sich daher die Einbeziehung<br />
eines erfahrenen Patentanwalts, um die optimale<br />
Strategie – auch unter Kostenaspekten<br />
– festzulegen.<br />
33
[spezial] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Sönke Voss, IHK-Technologieexperte.<br />
Am Beispiel eines<br />
Stuhls lassen sich<br />
laut Voss die Unterschiede<br />
der<br />
Schutzrechte gut<br />
darstellen: So kann<br />
ein neuartiger Mechanismus<br />
zur<br />
Verstellung der<br />
Lehne über ein Patent<br />
oder Gebrauchsmuster<br />
geschützt<br />
sein, der<br />
Name des Modells und das Logo des Herstellers<br />
als Marke sowie eine neuartige Erscheinungsform<br />
als eingetragenes Design.<br />
Kleines Lexikon der Schutzrechte<br />
Gaugler & Lutz aus Aalen verfügt über 100 Schutzrechte. Auch diese Steckverbindung aus Basalholz,<br />
die in den Kernen von Rotorbättern steckt, hat das Familien<strong>unternehmen</strong> eintragen lassen.<br />
Patent: Voraussetzung sind Neuheit, erfinderische<br />
Leistung und gewerbliche Anwendbarkeit.<br />
Vorsicht: Sobald eine Erfindung<br />
öffentlich präsentiert wurde, ist<br />
kein Patentschutz mehr möglich.<br />
Gebrauchsmuster: Das Gebrauchsmuster<br />
wird sofort eingetragen und erst geprüft,<br />
sofern ein Streitfall eintritt.<br />
Designschutz (früher Geschmacksmuster):<br />
Das Design muss zum Zeitpunkt der<br />
AGGRESSIVE VERTEIDIGUNG<br />
Die Bandbreite, wie Unternehmen mit dem<br />
Thema Schutzrechte umgehen können, ist<br />
groß. Zu Beginn kann es genügen, sich passiv<br />
zu verhaltenund einen Überblick zu verschaffen,<br />
welche Schutzrechte bestehen und ob mit<br />
eigenen Entwicklungen gegen die Schutzrechte<br />
anderer verstoßen wird. In der nächsten<br />
Stufe kann eine Firma eigene Schutzrechte<br />
anmelden. Dazu müssen deren Mitarbeiter<br />
erkennen, wo schutzwürdige Erfindungen<br />
gemacht werden oder wo es sich lohnt ein<br />
neues Design oder Marken einzutragen.<br />
„Die letzte Stufe ist meist erreicht, wenn Entwicklungen<br />
oder gut designte Produkte des<br />
eigenen Unternehmens als Plagiate am Markt<br />
auftauchen“, meint Bernd Häußler, Leiter des<br />
Recherchebereichs im Informationszentrum<br />
Patente des Regierungspräsidiums Stuttgart.<br />
Dann helfe nur, rechtlich und aggressiv gegen<br />
die vorzugehen, die die Schutzrechte verletzen.<br />
Dafür benötige man eine „gewisse Kriegskasse“<br />
und die Bereitschaft, für seine Rechte<br />
zu kämpfen.“<br />
Technische Erfindungen, die gewerblich anwendbar<br />
sind, kann man in Deutschland als<br />
Patent und Gebrauchsmuster schützen lassen.<br />
Der Patentschutz erstreckt sich über 20<br />
Jahre, beim Gebrauchsmuster sind es 10 Jahre.<br />
Während beim Patent vor der Erteilung geprüft<br />
wird, ob die Voraussetzungen für den<br />
Schutz vorliegen, wird das Gebrauchsmuster<br />
ungeprüft und sehr schnell eingetragen. Die<br />
Unsicherheit, ob tatsächlich ein Schutz für<br />
die Erfindung besteht ist hier größer. Erst in<br />
einem Streitfall wird beim Gebrauchsmuster<br />
diese Frage geklärt. „Die Entscheidung für das<br />
eine oder andere Schutzrecht kann man jedoch<br />
nicht pauschal treffen, es sind meist taktische<br />
oder strategische Erwägungen. Dabei<br />
helfen zum Beispiel auch Patentanwälte“, sagt<br />
Bernd Häußler.<br />
PATENTANWÄLTE HELFEN<br />
Bei allen Schutzrechten handelt es sich um<br />
territoriale Rechte, meist einzelner Staaten<br />
oder Staatengruppen. „Das Patent verhindert<br />
nicht nur die Herstellung, sondern auch den<br />
Vertrieb, die Einfuhr und gegebenenfalls sogar<br />
die Werbung für dieses Produkt“, sagt<br />
Häußler. Die Innovation kann also in<br />
Deutschland geschützt sein, wenn dies beispielsweise<br />
nicht für China der Fall ist, kann<br />
ein Konkurrent das Produkt dort herstellen<br />
und vertreiben. „Deutschland jedoch ist für<br />
ihn Tabu“, erklärt Bernd Häußler.<br />
Je mehr Schutzrechte ein Unternehmen verwaltet,<br />
desto aufwendiger wird es, den Überblick<br />
zu behalten. Gaugler & Lutz arbeitet mit<br />
einem spezialisierten Unternehmen zusammen,<br />
in dem Patentanwälte regelmäßig den<br />
Markt überwachen. „Um Spezialisten kommt<br />
man bei diesem Thema nicht drumherum“,<br />
sagt Lutz. Mit diesen Spezialisten könne man<br />
Anmeldung neu sein. Das heißt, vor dem<br />
Anmeldetag darf kein in unwesentlichen<br />
Merkmalen abweichendes Design veröffentlicht,<br />
ausgestellt oder auf den Markt<br />
gebracht worden sein. Zudem muss das<br />
Design eine Eigenart aufweisen.<br />
Markenschutz: Hier geht es oft um den<br />
Namen. Aber auch Logos und eine Verbindung<br />
von Name und Logo können geschützt<br />
werden. <br />
HZ<br />
Ideen entwickeln, und zielgerichtet Produkte<br />
schützen oder sogar extra Produkte für die Patentanmeldung<br />
entwickeln. Schließlich sind<br />
Patente gerade in Kooperationen mit größeren<br />
Unternehmen ein wichtiges Gut, dass in<br />
eine Partnerschaft eingebracht werden kann.<br />
Doch wie weit geht Gaugler & Lutz, um die<br />
eigenen Rechte durchzusetzen? „Unsere Strategie<br />
ist es, uns gerade in unseren Kernbereichen<br />
von unseren Wettbewerbern abzugrenzen“,<br />
erklärt Lutz. Wenn jemand zum Beispiel<br />
einen von Gaugler & Lutz geschützten Slogan<br />
benutzt oder einen Markennamen, dann geht<br />
das Unternehmen dagegen vor.<br />
Dominic Lutz hat aus der Beschäftigung mit<br />
Patenten und Schutzrechten viel für sich und<br />
das Unternehmen gezogen. Einsteigern empfiehlt<br />
er, sich das öffentliche Verzeichnis des<br />
Deutschen Patent- und Markenamtes anzuschauen.<br />
„Dort sind die Offenlegungsschriften<br />
hinterlegt. Man erfährt viel darüber, wie es<br />
die anderen machen“, sagt er. Daraus ließen<br />
sich viel Wissen und Erfahrung ziehen. „Und<br />
auch, wie man es vielleicht anders machen<br />
kann – und besser.“ [!] HENNING ZANDER<br />
34
Anzeige<br />
Mit Lawinen zur erfolgreichen Patentverwertung<br />
Die Frage kennt jeder Patentinhaber: Wie<br />
kann die Idee wirtschaftlich erfolgreich werden,<br />
welche Investitionen sind sinnvoll, was<br />
ist die richtige Strategie? Bei diesen Fragen<br />
hilft die AVALANCHE Research mit ihrer<br />
neuen Recherche-Methode.<br />
Schon vielen guten Ideen ist es so ergangen.<br />
Zwar ist tatsächlich etwas noch nie Dagewesenes<br />
geschaffen worden. Solange dies aber<br />
keinem Interessenten „schmackhaft“ gemacht<br />
werden kann, bleibt auch die beste Erfindung<br />
ein einsames Geheimnis. Genau hier<br />
setzt das Team der AVALANCHE an.<br />
Mit ihrer neu entwickelten Methode einer<br />
webbasierten Lawinen-Recherche suchen die<br />
Patent-Spezialisten nach den „relevanten Informationen“<br />
über das Potential der Idee und<br />
liefern dabei einen wichtigen Beitrag für die<br />
unternehmerische Entscheidung. „Relevant<br />
ist eine Information, die es dem Unternehmer<br />
ermöglicht, eine konkrete Entscheidung zu<br />
fällen“, so Franz Weller, der Geschäftsführer<br />
der AVALANCHE Research. Durch die Vielfalt<br />
der eingehenden Informationen erhält der<br />
Auftraggeber auch durchaus neue Aspekte,<br />
die ihm die konkrete Einschätzung erleichtern.<br />
Die Lawinen-Recherchen verhelfen außerdem<br />
dazu, dass die mit dem weiteren Vorgehen<br />
verbundenen Kosten und Investitionen solide<br />
abgeschätzt werden können und das Unternehmen<br />
seine Mittel intelligent einsetzt.<br />
Der innovative Ansatz des bei der AVA-<br />
LANCHE eingesetzten Algorithmus‘ ist, dass<br />
man sich durch die schnelle, aber dabei exakt<br />
abgezielte Verbreitung der Fragestellungen<br />
innerhalb des weltweiten Experten-Netzwerks<br />
bewegt. Durch ein Bonus-System, das allein<br />
schon die Weiterleitung belohnen kann, sucht<br />
sich die Fragestellung ihren eigenen Weg. Aber<br />
nur die gezielte Weiterleitung hilft: denn nur<br />
die beiden Letzten in der Kette haben die<br />
Chance auf den Bonus.<br />
„Die Zielsetzung unserer Methode besteht also<br />
eben nicht darin, dass einzelne Personen<br />
aufwendige Recherchen anstellen, sondern<br />
vielmehr das bereits vorhandene Wissen nutzen<br />
oder in wenigen Sekunden die Frage weiterleiten<br />
an denjenigen, der es wissen könnte“,<br />
so Weller.<br />
So bringt man die Lawine ins Rollen und dem<br />
Patent die Chance, mehr als nur eine verborgene<br />
Idee zu bleiben.<br />
Das Patent-Rezept gegen Strafzölle<br />
Die letzten Tage haben es gezeigt: Protektionismus<br />
und Strafzölle nehmen Einfluss auf<br />
die Märkte. Durch eine geschickte Patentstrategie<br />
können sich Unternehmen aber<br />
auch gegen solche Handelshemmnisse<br />
wappnen.<br />
Dass Schutzzölle auch für innovative Unternehmen<br />
einen erheblichen Wettbewerbsnachteil<br />
auf den internationalen Märkten verursachen,<br />
bedarf wohl kaum einer Erklärung:<br />
Die in den jeweiligen Markt exportierten Waren<br />
verteuern sich gegenüber den Produkten<br />
der einheimischen Anbieter.<br />
Eine Möglichkeit, solchen Handelshemmnissen<br />
auszuweichen, ist natürlich der Aufbau<br />
einer eigenen Produktion in dem jeweiligen<br />
Land. Der Aufwand und das Risiko machen<br />
diesen Weg für die Unternehmen jedoch kaum<br />
attraktiv. Wie also reagiert man auf diese Situation?<br />
Patente und weitere gewerbliche Schutzrechte<br />
bieten sich als kluge Alternative an. Auch<br />
wenn noch nicht sicher ist, welche Produkte<br />
zukünftig mit Repressalien erfasst werden,<br />
zeichnet sich aber ab, dass ein „Produkt“ auch<br />
in Zukunft verschont bleiben wird: die Anmeldung<br />
und Durchsetzung von gewerblichen<br />
Schutzrechten in den durch Zölle betroffenen<br />
Staaten.<br />
„Wichtig ist eine clevere Patent-Strategie. Bereitet<br />
man sein Unternehmen hier gut vor,<br />
können gewerbliche Schutzrechte durch die<br />
damit verbundene Monopolposition dem Inhaber<br />
einen entscheidenden Vorteil bieten –<br />
z.B. kann man den inländischen Anbietern<br />
verbieten, auf dem Zielmarkt aktiv zu sein,<br />
auch wenn sie durch die Strafzölle geschützt<br />
werden sollten“, so Patentanwalt Klaus Peter<br />
Raunecker von der gleichnamigen Kanzlei mit<br />
Sitz in Ulm und München. Man sollte sich daher<br />
überlegen, ob man nicht zusätzlich zu den<br />
eigenen Vertriebsaktivitäten schnellstmöglich<br />
die Marktposition mit einem gewerblichen<br />
Schutzrecht sichert.<br />
„Durch Erteilung von Lizenzen und eine gute<br />
Vertragsgestaltung kann der Unternehmer im<br />
zweiten Schritt dann dafür sorgen, dass seine<br />
innovativen Produkte im internationalen<br />
Markt erfolgreich verkauft werden – und das<br />
trotz aller Hemmnisse, die derzeit von verschiedenen<br />
Regierungen initiiert werden“; Armin<br />
Weidt, Wirtschaftsanwalt bei der KNORR<br />
Rechtsanwälte AG in Ulm, ist überzeugt davon,<br />
dass auf diesem Weg Probleme umschifft<br />
werden können, die sich vielleicht durch den<br />
aktuellen Trend zum Protektionismus abzeichnen.<br />
Die Vorbereitung einer geschickten Patent-<br />
Strategie lässt somit den klugen Unternehmer<br />
beruhigter betrachten, was aktuell auf<br />
politischer Ebene passiert!<br />
Ihre zentrale Anlaufstelle:<br />
Frauenstraße 11 D-89073 Ulm<br />
www.knorr.ag www.raunecker-patent.com<br />
Wir suchen Verstärkung: www.knorr.ag/jobs<br />
35
[machen] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Aus alt mach Elektro<br />
Weil er kein Stromauto für seine Frau fand, hat Reinhardt Ritter einfach einen Polo zu einem Stromer umgebaut. Daraus<br />
entstand die EFA-S GmbH. Der Mittelständler aus Zell unter Aichelberg rüstet alte Lieferwagen um.<br />
Es ist kühl in der Produktionshalle, obwohl<br />
das Thermometer draußen mehr<br />
als 25 Grad Celsius anzeigt. Sechs Mann,<br />
darunter Mechaniker, Elektriker und Ingenieure,<br />
schrauben an dem braunen Ungetüm in<br />
ihrer Mitte. Der ausgediente Dieseltransporter<br />
bekommt wieder Leben eingehaucht. Mit<br />
einem hocheffizienten Elektromotor.<br />
Auch Firmengründer Reinhardt Ritter ist mit<br />
von der Partie und flitzt mit dem Gabelstapler<br />
durch die Halle. 26 Jahre ist es her, dass der<br />
heute 70-Jährige sein erstes Fahrzeug mit<br />
Elektro-Synchronmotor zum Patent angemeldet<br />
und so den Grundstein für EFA-S Elektrofahrzeuge<br />
Stuttgart gelegt hat. „Damals war<br />
mein Schwiegervater auf der Suche nach einem<br />
Elektroauto für seine Frau“, erzählt Geschäftsführer<br />
Bastian Beutel. Doch die angebotenen<br />
Modelle überzeugten ihn nicht. Um<br />
die Karosserie leicht zu halten, hatten die<br />
Fahrzeuge so gut wie keine Knautschzone.<br />
Außerdem waren die schweren Batterien oft<br />
hinter dem Vordersitz verbaut, wodurch sie<br />
bei einem Unfall für den Fahrer gefährlich<br />
werden konnten.<br />
EINFACH SELBST KONSTRUIERT<br />
Ernüchtert, doch keinesfalls demotiviert beschloss<br />
Ritter kurzerhand, das E-Auto für seine<br />
Familie selbst zu konstruieren. „Mit der<br />
Flex bewaffnet entkernte er einen nagelneuen<br />
VW Polo“, erinnert sich der 34-Jährige Schwiegersohn,<br />
der seit sechs Jahren die Geschäfte<br />
von EFA-S führt. Sechs Monate und 110.000<br />
D-Mark später nahm der TÜV den Wagen ab.<br />
Die Idee, aus seiner Erfindung ein Geschäft zu<br />
machen, kommt Ritter allerdings erst 16 Jahre<br />
später als sein Freund Can Baki, der bei UPS<br />
arbeitete, die für einen Presseartikel vorbereiteten<br />
Pläne sieht. „Kannst du sowas auch in<br />
einen Lieferwagen bauen?“, wollte dieser wissen.<br />
Wenig später bauten Ritter und Beutel<br />
den alten Diesellieferwagen von Bakis Ehefrau,<br />
die einen Gemüsehandel betrieb, um.<br />
Nach gelungener Umrüstung stellte Baki den<br />
Kontakt zu seinem früheren Arbeitgeber UPS<br />
her, der direkt einen Prototypen in Auftrag<br />
gab. Noch im gleichen Jahr – 2009 – wurde die<br />
Firma EFA-S gegründet.<br />
Seitdem hat das inzwischen 15 Mitarbeiter<br />
zählende Team 170 Altfahrzeugen des Paketdienstes<br />
ein zweites Leben geschenkt. „Die<br />
Fahrzeuge sind allesamt Spezialbauten und<br />
wegen ihrer Aluminiumkarosserie und dem<br />
170 UPS-Wagen wurden umgerüstet – so auch<br />
dieses Fahrzeug in Kirchheim/Teck.Fotos: Cremer<br />
36
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong><br />
[machen]<br />
Kevlardach sozusagen<br />
unkaputtbar.<br />
Gleichzeitig<br />
sind sie deutlich<br />
leichter als normale<br />
Autos – was der<br />
Elektromobilität<br />
entgegenkommt“,<br />
erklärt Beutel, der<br />
nach seiner Lehre<br />
Geschäftsführer<br />
zum Mechatroniker<br />
Automatisie-<br />
Bastian Beutel.<br />
rungstechnik an<br />
der Hochschule Esslingen studiert hat.<br />
Nach Einführung der Feinstaubplaketten<br />
durften viele der robusten Transporter nicht<br />
mehr auf die Straße. Zu hoher Schadstoffausstoß.<br />
Neuanschaffungen sind teuer. Die umgerüsteten<br />
Transporter werden vor allem in<br />
Großstädten wie London, Amsterdam oder<br />
Paris eingesetzt. „Das heißt, sie laufen unter<br />
Extrembedingungen“, sagt Beutel. Trotzdem<br />
haben sie eine Reichweite von mindestens<br />
hundert Kilometern. Ein mindestens 90 Kilowatt<br />
starker Synchronmotor liefert die nötige<br />
Power. Die 124 Lithium-Eisenphosphat-Batterien<br />
sind im Unterboden der Fahrzeuge eingebaut,<br />
sodass der Laderaum nicht kleiner wird.<br />
EIN INVESTOR AUS ASIEN<br />
Als das Klein<strong>unternehmen</strong> 2012, nach dem<br />
unerwarteten Tod von Mitgesellschafter Can<br />
Baki, an seine Kapazitätsgrenzen stößt, entschließt<br />
die Geschäftsführung einstimmig,<br />
im Jahr 2015 einen Investor an Bord zu nehmen.<br />
Die Schwaben knüpfen Kontakt zu Li<br />
Jing Yu, der mit seinem Joint Venture Beijing<br />
WKW bereits Erfahrungen im Automobilbereich<br />
gesammelt hat. „Im Tagesgeschäft hat<br />
sich für uns nur wenig geändert“, findet Beutel.<br />
Noch immer werden die meisten Entscheidungen<br />
in Zell getroffen. Es ist vor allem das<br />
zusätzliche Kapital, das den E-Mobility-Spezialisten<br />
so manchen Sprung ermöglicht. Etwa<br />
das Vergrößern der Produktionsfläche oder<br />
Privatinvestor aus China<br />
Ein UPS-P80-Fahrzeug mit offener Haube: Der Batterieblock füllt den Großteil des Motorraums.<br />
das Zurückholen ausgelagerter Produktionsschritte.<br />
Auch Kontakte zu chinesischen Unternehmen<br />
wirken sich positiv auf das Gesamtergebnis<br />
aus. „Zudem motiviert uns Li,<br />
mehr auszuprobieren“, erzählt Beutel. Dabei<br />
denkt der junge Chef zum Beispiel an den Firmen-Tesla.<br />
Lange hatte sich die Geschäftsführung<br />
gesträubt, den Wagen anzuschaffen. „Li<br />
hat uns einfach benachrichtigt, dass das notwendige<br />
Kapital nun auf dem Konto sei und<br />
nichts mehr gegen den Kauf spreche.“<br />
Die Innovationsfreude des Chinesen färbt ab.<br />
Zwar bleibt UPS Hauptkunde, doch trauen<br />
sich die Schwaben auch mehr Spezialprojekte<br />
EFA-S Elektrofahrzeuge Stuttgart wurde<br />
2009 von Reinhardt Ritter, Can Baki<br />
und Achim Schröder gegründet. Seit<br />
sechs Jahren leitet Bastian Beutel die Geschäfte.<br />
Jahre später beteiligte sich Privatinvestor<br />
Li Jing Yu am Unternehmen.<br />
Dieses Jahr rüsten die Spezialisten für<br />
Elektromobilität etwa 100 bestehende<br />
Dieselfahrzeuge zu Elektrofahrzeugen<br />
um. Die in Zell unter Aichelberg (Landkreis<br />
Göppingen) sitzende Firma ist auf<br />
Großfahrzeuge spezialisiert. Mit 15 Mitarbeitern<br />
aus den Bereichen KFZ-Mechatronik,<br />
Mechanik, Elektrik und Ingenieurswesen<br />
erwirtschaften die Schwaben<br />
aktuell vier Millionen Euro Umsatz. Innerhalb<br />
der nächsten Jahre soll das EFA-S<br />
Team auf 25 Mitarbeiter anwachsen. Zudem<br />
soll ein eigenes Fahrzeug auf den<br />
Markt gebracht werden. <br />
GYS<br />
zu. So verbauten sie erst kürzlich zwei Elektromotoren<br />
in einen 18-Tonner, den das Fraunhofer<br />
Institut zum Erproben autonomer Fahrtechnologien<br />
nutzt. „Der zweite Motor<br />
unterstützt bei Steigungen“, erklärt Beutel.<br />
Einen anderen Lösungsweg – Originalgetriebe<br />
plus 1:150 NM Drehmoment – wählte das<br />
Team beim Umbau einer 20 Tonnen schweren<br />
Bahn für Rundfahrten nach einer Besichtigung<br />
in Oberstdorf. Die muss in der Lage sein,<br />
20-prozentige Steigungen zu erklimmen. „Die<br />
eine Lösung gibt es nicht. Deshalb passen wir<br />
uns an das an, was uns zur Verfügung steht –<br />
auch in Zukunft.“ [!] <br />
RONJA GYSIN<br />
Harley Davidson in Schwäbisch Gmünd<br />
Werkstatt, Ausstellungs- und Bürogebäude<br />
konzipieren,<br />
umsetzen,<br />
betreuen<br />
Innovativ bauen für die Zukunft<br />
• Industrie- und Gewerbebau<br />
• Fachplanung Ingenieurholzbau<br />
• Sport- und Veranstaltungshallen<br />
• Reitsportanlagen<br />
• Wohngebäude<br />
SCHLOSSER®<br />
Industriestraße 17-23<br />
73489 Jagstzell<br />
Tel. +49 7967 90 90 - 0<br />
www.schlosser-projekt.de 37
38<br />
Die meisten der 22.000 Stiftungen in<br />
Deutschland dienen gemeinnützigen<br />
Zwecken. Nur in fünf Prozent geht es<br />
um den Erhalt von Firmen und die<br />
Versorgung der Hinterbliebenen.<br />
Illustration: Getty Images/Imagezoo
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong><br />
[finanzieren]<br />
Mit schützender Hand<br />
Wenn Unternehmer ihr Erbe über ihren Tod hinaus zusammen halten wollen, können sie eine Familienstiftung<br />
gründen. Diese fördert die Firma und versorgt die Hinterbliebenen. Doch ein solches Konzept erfordert eine sehr<br />
gute Vorbereitung –und birgt etliche Tücken.<br />
Der nahende 85. Geburtstag war für Erwin Müller ein Anlass,<br />
sein Lebenswerk zu ordnen. So hat der Gründer der gleichnamigen<br />
Drogeriemarktkette im Frühjahr vergangenen Jahres,<br />
wenige Monate vor seinem Ehrentag, die Erwin-Müller-Privatstiftung<br />
mit Sitz im österreichischen Linz ins Leben gerufen. Ausweislich<br />
des örtlichen Handelsregisters ist der Zweck der Privatstiftung<br />
der Erhalt und die Förderung der Unternehmen, an denen die<br />
Privatstiftung beteiligt ist, sowie der entgeltliche und unentgeltliche<br />
Erwerb von Anteilen an Unternehmen, an denen der Stifter beteiligt<br />
ist. Dazu kommen die Versorgung der in der Satzung genannten Begünstigten<br />
und die Förderung der Interessen der Allgemeinheit durch<br />
die Unterstützung gemeinnütziger Einrichtungen und Projekte.<br />
Mit diesem Auftrag versucht Müller quasi die Quadratur des Kreises:<br />
Seine Stiftung soll seine Nachfolge in der Firma übernehmen, die Erben<br />
versorgen und nicht zuletzt auch noch sozial und gemeinnützig<br />
tätig werden. Wahrlich kein leichtes Erbe. Doch mit dem Problem, eine<br />
passende Lösung für seine Nachfolge zu finden, steht der erfolgreiche<br />
Ulmer Unternehmer nicht allein. Nach einer im vergangenen Jahr<br />
von der Commerzbank durchgeführten Erhebung rechnet ein Drittel<br />
aller Firmen in Baden-Württemberg, mit einem Jahresumsatz von<br />
mehr als 2,5 Millionen Euro, in den kommenden fünf Jahren mit einem<br />
altersbedingten Wechsel an der Führungsspitze.<br />
Thomas Klinger,<br />
Commerzbank.<br />
DEM KAMPF UMS ERBE VORBEUGEN<br />
Dass die Eigentümer dazu eine Stiftung gründen, ist nichts Ungewöhnliches.<br />
Vor Müller, der mittlerweile zwei Privatstiftungen im<br />
Nachbarland gegründet hat, haben auch der verstorbene Haribo-Chef<br />
Hans Riegel (Bonn) und Schraubenkönig<br />
Reinhold Würth aus Künzelsau diesen<br />
Schritt gemacht. Ihr Motiv: Wenn sie selbst<br />
nicht mehr können oder wollen, sorgt die<br />
Stiftung beziehungsweise dessen Vorstand<br />
dafür, dass das Unternehmen als Ganzes<br />
weitergeführt wird. Ein Kampf ums Erbe,<br />
bei dem unter Umständen die gesamte Firma<br />
oder Teile davon unter Druck verkauft<br />
werden müssen, um Nachkommen auszuzahlen,<br />
oder der den Betrieb führungslos in<br />
die Krise rutscht lässt, ist ausgeschlossen.<br />
„Doch ob diese Lösung der Nachfolgereglung<br />
die ideale ist, sollte vorher genau<br />
durchdacht werden“, sagt Thomas Klinger, Leiter Nachlass- und Stiftungsmanagement<br />
bei der Commerzbank. „Dazu müssen eine Reihe<br />
von Faktoren passen. Auf keinen Fall löst der Unternehmer durch eine<br />
Stiftung das Problem einer fehlenden personellen Nachfolge. Er verlagert<br />
damit nur das Problem. Denn fortan muss sich der Stiftungsvorstand<br />
um die Führung des Unternehmens kümmern oder einen externen<br />
Geschäftsführer einstellen und ihn kontrollieren.“<br />
Eine Stiftung selbst hat keine Eigentümer. Sie gehört sich selbst und<br />
unterliegt lediglich der Stiftungsaufsicht.<br />
Der Stiftungsrat übernimmt die Steuerung,<br />
ein Vorstand führt die Geschäfte. Durch<br />
diese Konstruktion können die Erben später<br />
eine Stiftung nicht auflösen und auch<br />
nicht die Hand aufs Firmenvermögen legen.<br />
Diese Art der Nachfolgeregelung ist<br />
rechtlich und steuerlich herausfordernd –<br />
egal, ob die Stiftung nun in Deutschland<br />
oder im Ausland gegründet wird. Vor allem<br />
Mark Pawlytta,<br />
KPMG-Anwalt.<br />
muss die Ausgestaltung gut überlegt sein.<br />
„Familienstiftungen sind keine Selbstläufer,<br />
die Übertragung sollte gut vorbereitet<br />
werden. Dazu müssen früh die Rahmenbedingungen<br />
abgesteckt und wichtige Fragen beantwortet werden“, betont<br />
Mark Uwe Pawlytta, Rechtsanwalt und Experte für Familienstiftungen<br />
bei KPMG. Wie weit soll der Einfluss der Familie auf die<br />
Stiftung reichen? Da stellen sich viele Fragen: Dürfen Anteile des Unternehmens<br />
verkauft werden und – wenn ja – auf welche Weise?<br />
Wird ein Unternehmen in eine Stiftung eingebracht, ist dieses Vermögen<br />
dort dauerhaft gebunden und kann später – wenn überhaupt – nur<br />
unter bestimmten Umständen verkauft werden. Dieser Umstand steht<br />
strategischen Entscheidungen unter Umständen irgendwann entgegen.<br />
„Die Stiftungsregelung kann der Unternehmer oder seine Erben<br />
nicht einfach rückgängig machen. Der Entschluss sollte also reiflich<br />
überlegt sein“, betont Klinger.<br />
22.000 STIFTUNGEN IN DEUTSCHLAND<br />
Zwar sind Stiftungen auf Zeit derzeit noch möglich, aber mit der anstehenden<br />
Reform des Stiftungsrechts soll es damit ein Ende haben. Für<br />
den Stiftungszweck dürfen nur die erzielten Erträge des Stiftungsvermögens<br />
verwendet werden. Ein Verzehr des Stiftungskapitals beziehungsweise<br />
-vermögens ist nicht zulässig.<br />
Mehr als 22.000 Stiftungen gibt es nach Angaben des Bundesverbandes<br />
Deutscher Stiftungen in Deutschland. 95 Prozent davon sind gemeinnützig<br />
und dienen sozialen, karitativen oder mildtätigen Zwecken<br />
verfolgen. Dazu kommen Familienstiftungen. Ihre Aufgabe ist<br />
es, eines oder mehrere Familienmitglieder des Stifters aus den Erträgen<br />
des Stiftungsvermögens zu versorgen – meist, indem ein familien-<br />
39
[finanzieren] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
eigenes Unternehmen als Ganzes in die Stiftung eingebracht wird.<br />
Das ist insbesondere sinnvoll, wenn es keinen geeigneten Nachfolger<br />
aus der Familie gibt. In der Stiftung lassen sich Firmenanteile bündeln.<br />
Das ist laut Pawlytta etwa bei großen Familien hilfreich, da der<br />
Anteilsbesitz ansonsten zersplittert wird. Familienstiftungen haben<br />
außerdem kein Ablaufdatum, während Testamentsvollstreckungen<br />
in der Regel für maximal 30 Jahre angeordnet werden können“, ergänzt<br />
der Anwalt. Dazu komme, dass das Unternehmen mit der Umsetzung<br />
unter Umständen mittel- bis langfristig Pflichtteilsansprüche<br />
vermeiden oder zumindest kurzfristig verringern können.<br />
ANSPRUCH AUF PFLICHTTEIL BLEIBT ERHALTEN<br />
Das verhindert aber nicht, dass die betroffenen Erben ihre Ansprüche<br />
auf den Pflichtteil vor Gericht einklagen. Streitigkeiten unter Erben<br />
kommen in den besten Familien vor. Für den Stifter kann das zu einem<br />
echten Problem werden, weil die Stiftung, wenn sie einmal steht, für<br />
die Auszahlung eingeklagter Erbansprüche nicht zuständig ist. Mit<br />
einer Stiftung verhindert der Unternehmer nicht, dass sich die Erben<br />
unter Umständen streiten. Wer sich mit dem Gedanken an eine solche<br />
Nachfolgeregelung beschäftigt, tut nach Klingers Worten gut daran,<br />
vorher das Gespräch mit allen Betroffenen zu suchen und zur Wahrung<br />
des Familienfriedens gegebenfalls einzelne Erben auszuzahlen.<br />
Stiftungen können jedoch in steuerlicher Hinsicht Vorteile bieten –<br />
wenn das Konzept stimmt. „Es gibt seitens des Gesetzgebers derzeit<br />
unterschiedliche Möglichkeiten, wie ein Unternehmer seine Firma<br />
steuerschonend auf seine Erben übertragen kann“, weiß Gunter Mühlhaus,<br />
Stiftungsexperte bei Heuking Kühn Lüer Wojtek. Die Zuordnung<br />
von Betriebs- und Privatvermögen spiele dabei für den Fiskus<br />
eine wichtige Rolle. „Vor diesem Hintergrund kann die Übertragung<br />
des Betriebsvermögens auf eine Stiftung<br />
zu Lebzeiten des Unternehmers<br />
vorteilhaft sein – zumal die Erfahrung<br />
lehrt, dass der Gesetzgeber das Erbschaftsteuerrecht<br />
in zeitlich kurzer<br />
Folge wieder reformiert und heute bestehende<br />
Gestaltungsmöglichkeiten<br />
dann wegfallen könnten“, erklärt<br />
Mühlhaus.“<br />
Ganz um das Thema Steuern herum<br />
kommen die Erben aber<br />
auch bei einer Stiftung nicht.<br />
„Wenn Vermögenswerte auf eine<br />
Stiftung übertragen werden,<br />
werden wie bei einer Übertragung<br />
an natürliche Personen unter<br />
Umständen Schenkungsteuer<br />
oder Erbschaftsteuer fällig“, sagt<br />
KPMG-Experte Pawlytta. „Zudem<br />
muss bei inländischen Familienstiftungen<br />
alle 30 Jahre die Erbersatzsteuer<br />
bezahlt werden – eine Art simulierter<br />
Erbfall. Hier kann sich die frühe<br />
Einbindung von Steuer- und Rechtsexperten<br />
lohnen, besonders mit Blick darauf,<br />
dass diese Besteuerungen zeitlich gut<br />
planbar sind.<br />
40<br />
Illustration: Getty Images/Imagezoo<br />
Erst planen, dann stiften<br />
Fruchtgummis von Haribo: Der verstorbene Firmenchef Hans Riegel<br />
hat das Familien<strong>unternehmen</strong> in eine Stiftung überführt.<br />
Bei der Gründung einer Stiftung gilt es im Vorfeld viele Dinge<br />
genau zu planen – etwa den Stiftungszweck – und die Transaktion<br />
rechtlich sauber umzusetzen. Ohne die Hilfe von Fachleuten<br />
wie etwa einem auf das Stiftungsrecht spezialisierten<br />
Fachanwalt ist die Gefahr groß, entscheidende Fehler zu machen.<br />
In Baden-Württemberg haben Unternehmer die Möglichkeit,<br />
eine Beratungsförderung etwa über die RKW, eine<br />
Selbsthilfeeinrichtung der Wirtschaft (rkw-bw.de), in Anspruch<br />
zu nehmen. Die Landesförderung unterstützt bis zu 50<br />
Prozent der Beratungskosten durch einen verlorenen Zuschuss.<br />
Eine einführende Lektüre bietet zudem das Buch „Unternehmensverbundene<br />
Stiftungen: Recht, Steuer, Betriebswirtschaft<br />
von Thomas Klinger und Gerhard Brandmüller. TLU<br />
Von der (Einkommens-)Besteuerung<br />
befreit sind Stiftungen nur, wenn sie<br />
ausschließlich gemeinnützige Zwecke<br />
verfolgen. Die Stifter können alle<br />
zehn Jahre eine Million Euro – bei zusammen<br />
veranlagten Ehepaaren sind<br />
es zwei Millionen Euro – als Gründungskosten<br />
absetzen. Spenden an eine gemeinnützige<br />
Stiftung sind ebenfalls abzugsfähig.<br />
„Allein wegen steuerlicher Überlegungen sollte<br />
niemand eine Stiftungslösung für seine Nachfolge<br />
in Betracht ziehen. Das erweist sich später<br />
meist als kontraproduktiv“, warnt Mühlhaus.<br />
Laut Klinger gibt es einige Möglichkeiten, die Nachfolge<br />
neben der klassischen Erbfolge durch Gründung<br />
einer juristischen Person zu regeln – etwa mit einer gemeinnützigen<br />
GmbH. „Viele Unternehmer nehmen wieder<br />
Abstand von dem Gedanken an eine Stiftung, wenn sie<br />
das Konzept genau verstanden haben. Das gilt insbesondere<br />
für eine Familienstiftung “, sagt der Commerzbanker,<br />
der als Buchautor zu dem Thema um die Tücken des Stiftungsmodells<br />
weiß. [!] <br />
THOMAS LUTHER
Sie haben ein Lebenswerk geschaffen, mit viel Leidenschaft und Fleiß,<br />
Schwierigkeiten überwunden und Herausforderungen zum Guten gewendet.<br />
Gründen Sie Ihre persönliche Stiftung, mit Ihrem Namen, die Ihr Lebenswerk<br />
in guter Erinnerung hält.<br />
Wir unterstützen Sie dabei mit unserem Wissen und unserer langjährigen<br />
Erfahrung.<br />
Zuwendungen an die Stiftung Sparkasse Ulm sind über das Konto Nr. 31 31<br />
bei der Sparkasse Ulm möglich.<br />
Ihre Ansprechpartnerin für die<br />
Stiftung Sparkasse Ulm<br />
Roschanak Nüssle<br />
Private Banking Beraterin Stiftungen<br />
Tel. 0731 101-1661<br />
roschanak.nuessle@sparkasse-ulm.de<br />
Eine Initiative der Sparkasse Ulm
[leben] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Sommer, Sonne, Abenteuer<br />
Verträumte Stunden in Nachtzügen, eine spontane WM-Party auf dem Zeltplatz in Rom, der Geschmack der<br />
ersten gebratenen Garnelen in Istrien oder mit dem Roller nach Kärnten. Sechs Führungskräfte haben sich für<br />
unseren Mitarbeiter Stefan Loeffler erinnert, wie ihr erster Urlaub ohne die Eltern war.<br />
Welche Erinnerungen verbinden Sie mit<br />
Ihrem ersten eigenen Urlaub?<br />
Foto: © canyalcin / shutterstock.com<br />
Den ersten Urlaub alleine habe ich mit drei Freundinnen verbracht.<br />
Wir haben uns – für damals 230 D-Mark – ein Interrail-Ticket gekauft<br />
und sind vier Wochen durch Europa getourt. Für Teenager ein echtes<br />
Abenteuer: Fahrpläne lesen, sich einigen, wohin man als nächstes<br />
fährt, und sich mit mehr oder minder verständlichem Englisch in Italien,<br />
Frankreich oder Spanien durchschlagen – wir fühlten uns ziemlich<br />
„erwachsen“. Aus Spargründen haben wir oft in langsamen Nachtzügen<br />
geschlafen und uns jedes Mal diebisch gefreut,<br />
wenn wir am nächsten Tag in einem anderen Land<br />
aufgewacht sind.<br />
Kathrin Adamski ist Moderatorin, Medienberaterin<br />
und Vorsitzende des Verbandes der Medientrainer.<br />
Meine erste Urlaubsreise ohne Eltern unternahm ich 1982 im Alter von<br />
16 Jahren mit einem Vereinskollegen. Ziel war Wolfsberg in Kärnten,<br />
um dort Freunde zu besuchen. Reisemedium: eine Vespa – für uns beide.<br />
Unsere Route führte uns am ersten Tag über Memmingen, Penzberg, Bad<br />
Tölz vorbei am Achensee ins Zillertal. Entlang des Millstätter Sees machte<br />
sich unser strapaziertes 6,8 PS Kraftpaket mit einer Kolbenklemmung<br />
Luft. Diese konnten wir, da handwerklich nicht ungeschickt, selbst beheben.<br />
Nach 700 Kilometern Fahrt kamen wir nach<br />
zwei Tagen und sechs Tankstopps an. Bei der Planung<br />
der Reiseroute galt das Motto „Der Weg ist das Ziel“.<br />
Thomas Zenzinger ist Inhaber der Blech & Technik<br />
GmbH & Co. KG in Vöhringen.<br />
Foto: Johann Hinrichs / mauritius images<br />
42
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong><br />
[leben]<br />
WIR GESTALTEN<br />
MIT<br />
Im Jahr 1987 verbrachte ich meinen ersten eigenen<br />
Urlaub in Istrien. Drei Wochen Sommer,<br />
Sonne und Strand, unbeschwerte Wochen<br />
mit der ersten großen Liebe. Am Morgen<br />
kamen wir in unserem Hotel an. Alles war<br />
sehr schön, die Örtchen, das Meer, die Landschaft.<br />
Einfach nur in den Tag hineinleben,<br />
schwimmen und lesen – herrlich. Abends entdeckten<br />
wir neue kulinarische Gerichte wie<br />
zum Beispiel Scampi. Wir wussten damals<br />
nicht, ob man die Dinger mit oder ohne Schal<br />
isst oder wie man die Schale abmachen kann.<br />
Alles war sehr spannend, es war ein wunderschöner<br />
Urlaub.<br />
CORPORATE DESIGN<br />
CORPORATE PUBLISHING<br />
WERBEKAMPAGNEN<br />
WEBSITES<br />
FOTOGRAFIE<br />
mediaservice ulm<br />
Tanja Fritz ist Geschäftsführerin<br />
der Medienagentur<br />
Fritz in Ebersbach.<br />
Foto: © Leeyakorn06 / shutterstock.com<br />
Frauenstraße 77<br />
89073 Ulm<br />
www.mediaservice-ulm.de<br />
Ich war 16 Jahre alt, als ich zum ersten Mal<br />
ohne meine Eltern auf Reisen ging. Und das<br />
hatte einen guten Grund. Im Juli 1990 entschieden<br />
zwei Freunde und ich spontan zum<br />
Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft nach<br />
Rom zu fahren – ohne Eintrittskarten. Übernachtet<br />
haben wir im Auto auf einem Campingplatz,<br />
auf dem kräftig gefeiert wurde. Die<br />
Fahrt hat sich gelohnt, denn durch Zufall hatten<br />
wir vor dem Spiel, bei dem Deutschland<br />
gegen Argentinien gewann, noch Karten von<br />
einem Holländer ergattern können. Für 220<br />
Mark das Stück. Im Vergleich zu heutigen<br />
Preisen für ein Finale war das geradezu geschenkt.<br />
Marc Gröber ist Inhaber<br />
der Firma Gröber Sanitär +<br />
Heizung in Ehingen.<br />
Foto: RENARD eric / Getty Images<br />
43
[leben] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Welche Erinnerungen verbinden Sie mit<br />
Ihrem ersten eigenen Urlaub?<br />
Mit 18 Jahren fuhr ich mit meiner Freundin und unserer Clique mit<br />
den Autos nach Rovinj im ehemaligen Jugoslawien. Alles war locker<br />
und leicht, die Landschaft toll und die Einheimischen freundlich. Am<br />
besten erinnere ich mich an den Besuch der Wasserfälle, an denen die<br />
Winnetou-Filme gedreht wurden und an einen Markt, auf dem mich<br />
ein Zigeuner kaufen wollte. Verständlicherweise habe ich das Geschäft<br />
damals jedoch dankend abgelehnt.<br />
Foto: © Seumas Christie-Johnston / shutterstock.com<br />
Angelika Kutter ist Geschäftsführerin des Schlosserei-<br />
Betriebes Kutter in Weißenhorn sowie Vorsitzende der<br />
Unternehmerfrauen im Handwerk Neu-Ulm.<br />
Mit Ausnahme von Tagesausflügen habe ich meinen ersten Urlaub<br />
2004 in Mittel- und Südamerika verbracht und bin mit drei Schulfreunden<br />
unter anderem durch Mexiko, Peru, Chile und Brasilien gefahren.<br />
Nach dem Abitur haben wir den Rucksack gepackt und waren<br />
mehr als vier Monate unterwegs. Mit solch einer Reise verbindet man<br />
so viele tolle Erinnerungen, eine im Speziellen will<br />
ich da nicht rausnehmen.“<br />
Foto: © Antwon McMullen / shutterstock.com<br />
Richard King ist für die Vermarktung und<br />
Öffentlichkeitsarbeit der Ratiopharm Arena in Neu-Ulm<br />
verantwortlich.<br />
Foto: imago<br />
44
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong><br />
[aus den hochschulen]<br />
Hochschule Ulm<br />
und Krankenhaus<br />
kooperieren<br />
Wo Praxis und Theorie aufeinandertreffen,<br />
profitieren beide<br />
Seiten. Das wissen auch Vertreter<br />
der HS Neu-Ulm und des<br />
Bundeswehrkrankenhauses<br />
Ulm. Durch Praktika, Forschungsprojekte<br />
und Projektund<br />
Abschlussarbeiten sollen<br />
Theorie und Praxis bald im regen<br />
Austausch miteinander stehen.<br />
„Wir fördern dadurch den<br />
Wissenstransfer im Bereich Gesundheitsmanagement<br />
in der<br />
Region“, sagt Hochschul-Präsidentin<br />
Uta Feser. Mehr Informationen<br />
bei: patrick.da-cruz@hsneu-ulm.de.<br />
Die Suche nach<br />
dem Auto hat<br />
bald ein Ende<br />
Wo hat der Kollege nur das<br />
Fahrzeug abgestellt? Mit dieser<br />
Frage beschäftigen sich das Heidenheimer<br />
Unternehmen Voith<br />
Digital Solutions GmbH und eine<br />
studentische Gruppe der<br />
DHBW Heidenheim. Mit einem<br />
Sender orten und identifzieren<br />
die Studenten Fahrzeuge. „Neben<br />
der Position werden zusätzliche<br />
Informationen etwa zum<br />
Beladungszustand übermittelt“,<br />
erklärt Student Michael Lober.<br />
Das System soll unter anderem<br />
dazu beitragen, Transportwege<br />
effizienter zu gestalten. Kontakt:<br />
simone.baumann@dhbwheidenheim.de,<br />
Telefon:<br />
07321/2722134.<br />
Daten in<br />
Informationen<br />
umwandeln<br />
Täglich sammeln Unternehmen<br />
zahlreiche Daten. Sie auszuwerten,<br />
fällt den meisten aber<br />
schwer. Genau dieses Problem<br />
will der Zertifikatskurs „Data<br />
Sensoren schützen Radfahrer<br />
Radfahrer und Rehe haben eine Sache gemeinsam:<br />
Sie sind häufig an Verkehrsunfällen<br />
beteiligt. Die Hochschulen Heilbronn und Ulm<br />
wollen das jetzt ändern – und werden dafür<br />
vom Land mit einer halben Million Euro gefördert.<br />
Gemeinsam mit regionalen kleinen und<br />
Science und Business Analytics“<br />
lösen, den die Hochschule<br />
Kempten von Oktober an anbietet.<br />
Der Lehrgang vermittelt<br />
Berufstätigen die Grundzüge<br />
von Data Science und Business<br />
Analytics. Ziel ist es, Daten mit<br />
Hilfe moderner Technologien<br />
auszuwerten und einzusetzen.<br />
Kontakt: sybille.adamer@hskempten.de.<br />
Hochschule<br />
gewinnt Preis für<br />
Lehrkonzept<br />
Mit dem Teilzeitstudiengang<br />
„Systems Engineering“ treffen<br />
die Hochschule Kempten und<br />
die Hochschule Augsburg den<br />
Zahn der Zeit. An drei Tagen in<br />
der Woche arbeiten die Studenten,<br />
an zwei Tagen besuchen sie<br />
Lehrveranstaltungen. Das bayerische<br />
Wissenschaftsministerium<br />
zeichnete den Studiengang<br />
mit dem Preis für herausragende<br />
Lehre aus. Mehr Informationen:<br />
www.digital-und-regional.<br />
de, Telefon 08312523494, sybille.adamer@hs-kempten.de.<br />
Plattform für<br />
Innovationen<br />
geht an den Start<br />
Die Hochschule für Wirtschaft<br />
und Umwelt Nürtingen-Geislingen,<br />
die Kreissparkasse Göppingen<br />
und das Albwerk Geislingen<br />
haben ein Innovations- und<br />
Startup-Center gegründet. Ziel<br />
ist es, Erkenntnisse aus der Wissenschaft<br />
mit Ideen von Startups<br />
und Erfahrungen der Industrie<br />
zu verknüpfen und dabei<br />
Geschäftsideen zu entwickeln.<br />
Die Plattform bietet auch Veranstaltungen<br />
für Gründer an<br />
und für jene, die es werden wollen.<br />
Kontakt: udo.renner@hfwu.de,<br />
Telefon: 07331/5028279.<br />
Foto: © Volodymyr Baleha / shutterstock.com<br />
mittelständischen Unternehmen, arbeitet das<br />
Forscherteam an einer intelligenten<br />
Straßeninfra struktur. Sie soll Wildtiere und<br />
Fahrradfahrer über Radar-Sensorik erfassen<br />
und sofort eine Warnung an andere Verkehrsteilnehmer<br />
geben.<br />
Hilfe für Firmen<br />
beim Aufspüren<br />
von Trends<br />
„Ein Großteil der regionalen Betriebe<br />
hat nicht die Kapazität,<br />
Trends im Detail zu verfolgen“,<br />
sagt Hans-Joachim Hölz, Geschäftsführer<br />
der Wirtschaftsund<br />
Innovationsförderungsgesellschaft<br />
des Landkreises<br />
Ravensburg. Um das zu ändern,<br />
haben sich die Hochschule Ravensburg-Weingarten,<br />
das<br />
Fraunhofer-Institut für Naturwissenschaftlich-Technische<br />
Trendanalysen und der Landkreis<br />
Ravensburg zusammengetan.<br />
Sie wollen Mittelständlern<br />
helfen, Entwicklungen nicht zu<br />
verschlafen. Anlaufstelle für die<br />
Firmen ist das Fraunhofer-Kontaktbüro.<br />
Mehr Informationen:<br />
christoph.oldenkotte@hsweingarten.de,<br />
Telefon:<br />
0751/5019526. [!] GYS<br />
45
[namen & nachrichten] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
HNU-Präsidentin<br />
erhält Orden für<br />
ihr Engagement<br />
Uta Feser ist mit dem Bayerischen<br />
Verdienstorden ausgezeichnet<br />
worden. Die<br />
Präsidentin<br />
der Hochschule<br />
Neu-<br />
Ulm (HNU)<br />
erhielt die<br />
Uta Feser, Präsidentin<br />
der Hochschule<br />
Neu-Ulm.<br />
Würdigung<br />
für ihr Engagement<br />
für<br />
die bayerische<br />
Hochschullandschaft.<br />
Feser leitet die<br />
Hochschule Neu-Ulm seit dem<br />
Jahr 2006. Sie studierte Wirtschafts-<br />
und Sozialpädagogik<br />
und promovierte an der Friedrich-Alexander-Universität<br />
Erlangen-Nürnberg.<br />
Opus Dental<br />
Clinic kooperiert<br />
mit Zahneins<br />
1000 neue Arbeitsplätze im Allgäu<br />
Der Center-Parcs Konzern will durch seinen<br />
neuen Park in Leutkirch rund 1000 Arbeitsplätze<br />
schaffen. Etwa 900 davon sollen laut<br />
Pressesprecherin Sabine Huber zur Eröffnung<br />
im Oktober besetzt sein. Außerdem wird es<br />
mehrere Studienplätze in Zusammenarbeit<br />
Die Opus Dental Clinic aus Ulm<br />
ist eine Partnerschaft mit der<br />
Zahneins Gruppe aus Hamburg<br />
eingegangen. Damit will die Ulmer<br />
Zahnarztpraxis, die medizinische<br />
Versorgung im ländlichen<br />
Raum sicherstellen. Mit<br />
der Opus Dental Clinic wächst<br />
die Zahneins Gruppe auf mehr<br />
als 500 Mitarbeiter an. Die Praxis<br />
in der Neuen Straße beschäftigt<br />
derzeit 134 Mitarbeiter und<br />
behandelt rund 40.000 Patienten.<br />
Außerdem soll am Ulmer<br />
Standort in die Ausbildung von<br />
zahnmeidzinischem Fachpersonal<br />
investiert werden.<br />
Möbelmarkt<br />
Mahler ändert<br />
sein Konzept<br />
Der Neu-Ulmer Möbelmarkt<br />
Mahler setzt auf ein neues Konzept.<br />
Fünf Millionen Euro investiert<br />
das Unternehmen in einen<br />
großflächigen Umbau. In<br />
dem 80.000-Quadratmeter-Haus<br />
sollen 30 bis 40 Fachgeschäfte<br />
einziehen – darunter unter anderem<br />
der Online-Händler<br />
„Home24“ und ein Edeka-<br />
Markt. Mahler selbst verkleinert<br />
seine Verkaufsfläche und<br />
reduziert den Warenbestand.<br />
„Lea“-Preis<br />
für D-Werk<br />
und Jeutter<br />
DieAgentur D-Werk aus Ravensburg<br />
und der Garten- und<br />
Landschaftsbaubetrieb Jeutter<br />
mit der DHWB Ravensburg und der Hochschule<br />
Kempten geben. Center Parcs Europe N.V.<br />
ist eine niederländische Kette von Ferienparks.<br />
In den Park im Allgäu sollen insgesamt rund<br />
360 Millionen Euro investiert werden. Die Bauzeit<br />
betrug weniger als zwei Jahre.<br />
aus Göppingen sind von Caritas,<br />
Diakonie und Wirtschaftsministerium<br />
mit dem „Lea“-<br />
Mittelstandspreis geehrt<br />
worden. Der Preis zeichnet Unternehmen<br />
aus, die sich für Geflüchtete,<br />
den Naturschutz oder<br />
Menschen mit Behinderung<br />
einsetzen. D-Werk unterstützt<br />
die Integration von Flüchtlingen<br />
in Ravensburg. Der Gartenund<br />
Landschaftsbaubetrieb von<br />
Johannes Jeutter hat auf seinem<br />
Gelände einen Wildobstpfad<br />
angelegt, auf dem regelmäßig<br />
Führungen und Verkostungen<br />
angeboten werden. [!]<br />
[impressum]<br />
Verlag/Herausgeber<br />
Neue Pressegesellschaft<br />
mbH & Co. KG<br />
Frauenstraße 77, 89073 Ulm<br />
Geschäftsführer:<br />
Thomas Brackvogel<br />
Redaktion<br />
Alexander Bögelein (verantw.)<br />
a.boegelein@swp.de<br />
Anschrift wie Verlag<br />
Anzeigen<br />
Stefan Schaumburg (verantw.)<br />
Anschrift wie Verlag<br />
Gestaltung<br />
Alen Pahic (Art Director)<br />
Bozena Demski (Bild)<br />
Fotos Lars Schwerdtfeger (Titel<br />
+ Titelinterview), Marc Hörger,<br />
Matthias Kessler, Werkfotos,<br />
Getty Images, PR, Archiv<br />
Druck<br />
Druck- und Verlagsgesellschaft<br />
Bietigheim mbH<br />
Kronenbergstraße 10<br />
74321 Bietigheim-Bissingen<br />
Auflage: 18.000 Exemplare<br />
Objektleitung<br />
Tobias Lehmann<br />
Telefon 0731 156-515<br />
t.lehmann@swp.de<br />
Mediaberatung<br />
Christine Blum<br />
Telefon 0731 156-500<br />
E-Mail c.blum@swp.de<br />
Vertriebsservice<br />
<strong>unternehmen</strong>.vertrieb@swp.de<br />
Den Datenschutzbeauftragten<br />
erreichen Sie unter<br />
datenschutz@swp.de<br />
Nächste Ausgabe<br />
19. Oktober <strong>2018</strong><br />
Die Themen<br />
· Energie- und Ressourceneffizientes<br />
Beleuchtungsmanagement<br />
· Digitalisierung von Geschäftsprozessen<br />
· Einbruchschutz & Sicherheit<br />
· „Wie halten Sie sich fit?“ –<br />
die Gesundheitsumfrage<br />
u. v. m.<br />
Anzeigenschluss<br />
25. September <strong>2018</strong><br />
www.swp.de/<strong>unternehmen</strong><br />
46
MAURER<br />
Blaustein<br />
KONTAKT<br />
MAURER<br />
VERANSTALTUNGSTECHNIK GmbH<br />
T +49 (0)7304 4 36 30-0<br />
F +49 (0)7304 4 36 30-30<br />
@ mail@maurer.events<br />
I www.maurer.events<br />
SERVICE<br />
Das Unternehmen gehört bundesweit zu<br />
den führenden Anbietern von Planung,<br />
Konzeption, Technik und Service für Veranstaltungen<br />
im Premiumsegment.<br />
ANGEBOT<br />
Bei Firmenevents, Mitarbeiterevents,<br />
Fachmessen, Hausmessen, internationalen<br />
Kongressen oder öffentlichen<br />
Groß veranstaltungen, steht der Kunde,<br />
seine Marke und sein Produkt immer<br />
im Vor dergrund.<br />
LEISTUNG<br />
Veranstaltungsprofis mit unterschied -<br />
lichen Kompetenzen konzipieren und<br />
rea lisier en gemeinsam den perfekten<br />
Event. In enger Abstimmung mit den<br />
Wünschen und Bedürfnissen des Kun-<br />
den. Von der ersten bis zur letzten Mi-<br />
nute. Und das nachhaltig.<br />
NACHHALTIGKEIT<br />
Seit 2017 entsprechend einer Richtlinie<br />
der EU (CSR Berichtspflicht) nachhaltig.<br />
www.maurer.green
NUR, WER<br />
GESCHICHTE<br />
HAT,<br />
HAT AUCH<br />
ERFAHRUNG.<br />
© ATCKE www.attacke-ulm.de<br />
WIR BEDANKEN UNS FÜR 40 JAHRE TREUE<br />
UND VERTRAUEN. GEHEN SIE MIT UNS DEN<br />
WEG IN EINE GEMEINSAME ZUKUNFT, DENN<br />
VERTRAUEN IST DER ANTRIEB FÜR JEDE<br />
ERFOLGREICHE ZUSAMMENARBEIT.<br />
In puncto Steuern sitzen wir alle in einem Boot. Aber:<br />
mit dem richtigen Lotsen an Bord lässt sich so manche<br />
fiskalische Klippe sicher umschiffen. In vorausschauenden<br />
Steuerberatungsleistungen liegt das kreative Potential,<br />
mit dem unser Spezialistenteam neue Spielräume für unternehmerische<br />
Entscheidungen herausarbeitet.<br />
UNRUH, JOHNE UND PARTNER mbB