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Pilotprojekt STEEP-Gruppe mit MUM-Talk - Diakonie Österreich

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<strong>Pilotprojekt</strong> <strong>STEEP</strong>-<strong>Gruppe</strong> <strong>mit</strong> <strong>MUM</strong>-<strong>Talk</strong><br />

Präventive Hilfe für Hochrisiko-Familien<br />

In diesem <strong>Pilotprojekt</strong> werden derzeit zehn sogenannte Hochrisiko-Familien betreut.<br />

Wir machen die Beobachtung, dass die Ursache für manche Entwicklungsverzögerungen und<br />

-auffälligkeiten keine organischen Beeinträchtigungen sind, sondern aus einer fehlenden oder zu<br />

gering entwickelten „Bindung“ zwischen Eltern bzw. Mutter und Kind resultieren.<br />

Mit diesem präventiven Projekt stärken wir die Bindung und die Beziehungsfähigkeit der Mütter<br />

bzw. Eltern zu ihren Kindern von der Schwangerschaft bis zum 3. Lebensjahr nach dem<br />

<strong>STEEP</strong> - Konzept. <strong>STEEP</strong> bedeutet Steps Toward Effective, Enjoyable Parenting, das heißt<br />

Schritte hin zu gelingender und Freude bereitender Elternschaft. Das Programm baut auf die<br />

wissenschaftlichen Erkenntnisse der Bindungstheorien auf.<br />

Zielgruppe sind Familien<br />

• von Kindern <strong>mit</strong> organischen Beeinträchtigungen, die bereits im Mutterleib festgestellt<br />

oder erst nach der Geburt bekannt werden<br />

• von Kindern in psychisch belastendem Umfeld oder<br />

• <strong>mit</strong> psychisch kranken Eltern<br />

Durch Einzelbetreuung, begleitete <strong>Gruppe</strong>nerfahrung und Austausch der Betroffenen soll die<br />

Begegnung zwischen Kind und Eltern so gestaltet werden, dass sich das Kind trotz aller<br />

Hindernisse körperlich, seelisch und mental gesund entwickelt und die Eltern die Erkenntnis einer<br />

gelungenen Elternschaft gewinnen.<br />

Mit Shuttledienst zu den 14-tägige <strong>Gruppe</strong>ntreffen <strong>mit</strong> „Mum <strong>Talk</strong>“<br />

Die Mütter und Kinder treffen sich 14-tägig zum „Mum <strong>Talk</strong>“. Da bei vielen Klientinnen die<br />

Teilnahme erfahrungsgemäß bereits am »Hinkommen« scheitert, wurde ein Shuttledienst<br />

eingerichtet. Die Kinder werden von einer Kindergartenpädagogin in einem eigenen Raum<br />

betreut (1,5 Stunden). Die Mütter arbeiten unter der Anleitung von zwei <strong>STEEP</strong>-Beraterinnen.<br />

Was ich sehe, das glaube ich – Seeing is believing<br />

Alle Mütter werden darüber hinaus 14-tägig auch zuhause besucht. Dabei kommt eine Methode<br />

aus dem <strong>STEEP</strong>-Programm, die Videoanalyse, zum Einsatz. Die Interaktion zwischen Mutter<br />

und Kind wird (ca. 10 Minuten) aufgenommen und später werden <strong>mit</strong> der Mutter die positiven<br />

Sequenzen analysiert. Für die Mütter ergibt sich daraus ein »learning by seeing« und weiter ein<br />

»seeing is believing«. Die Mütter erhalten eine DVD über zusammengeschnittene geglückte<br />

positive Mutter-Kind Interaktionen.<br />

Für Mütter entstehen keine Kosten. Die Einzelbetreuung findet im Rahmen der Frühförderung<br />

statt.<br />

Die Durchführung des Pilot-Projektes „Mum <strong>Talk</strong>“ erfolgt über ein Unternehmens-<br />

Sponsoringprojekt der <strong>Diakonie</strong> <strong>Österreich</strong> und ist vorerst auf ein Jahr befristet.<br />

Die Erfahrungen seit März 2010 sind sehr positiv, sodass wir derzeit Anstrengungen<br />

unternehmen, das Projekt weiterführen zu können – im Wissen, dass Investitionen in<br />

präventive Programme wie „Mum-<strong>Talk</strong>“ langfristig helfen, Folgekosten zu sparen.


Hilfe für Jugendliche und Familien durch Unterstützung<br />

Heilpädagogische Tagesklinik<br />

In der heilpädagogischen Tagesklinik betreuen wir Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren täglich<br />

nach Schulschluss und an schulfreien Tagen bis 17.00 Uhr. Sie erhalten bei uns intensive<br />

pädagogische und bei Bedarf therapeutische Unterstützung. Darüber hinaus sollen die Kinder in<br />

ihrem gewohnten familiären Umfeld bleiben können.<br />

Wir betreuen Kinder<br />

• <strong>mit</strong> auffälligem Sozialverhalten und/oder Lernstörungen (Konzentrations-, Teilleistungs-,<br />

Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätsstörungen),<br />

• die ein tragfähiges familiäres Netz haben und deren Eltern bereit sind <strong>mit</strong>zuarbeiten,<br />

• bei denen eine ambulante Behandlung (Therapie, Beratung) nicht ausreicht und eine<br />

stationäre Unterbringung noch nicht erforderlich ist.<br />

Die Zusammenarbeit <strong>mit</strong> den Eltern<br />

Die Zusammenarbeit <strong>mit</strong> den Eltern ist ein Schwerpunkt unserer Arbeit. Die Eltern sind zu Beginn<br />

der Betreuung meist ratlos und überfordert. Wir stärken Eltern in ihrer Erziehungskompetenz.<br />

Die Zusammenarbeit <strong>mit</strong> den Schulen<br />

Die Zusammenarbeit <strong>mit</strong> den Schulen ist zentraler Bestandteil. Ziel ist es, dass die Kinder<br />

weiterhin ihre bisherige Schule besuchen können. Wenn dies nicht möglich ist, steht die<br />

Heilstättenschule, die im <strong>Diakonie</strong> Zentrum Spattstraße untergebracht ist, zur Verfügung.<br />

Die Betreuung der Kinder beinhaltet eine auf das Kind abgestimmte umfassende therapeutische<br />

Behandlung in Form von Psychotherapie, Logopädie und/oder Ergotherapie. Die Behandlungen<br />

erfolgen nach ärztlicher Abstimmung/Untersuchung und einer ausführlichen Eingangsdiagnostik.<br />

Factbox:<br />

2 Tagesklinikgruppen <strong>mit</strong> jeweils 10 Betreuungsplätzen für Kinder im Alter von 6 – 12 Jahren<br />

täglich nach Schulschluss und an schulfreien Tagen jeweils bis 17.00 Uhr<br />

Finanziert wird die Tagesklinik über Tagsätze der Jugendwohlfahrt und der<br />

Gebietskrankenkasse.<br />

23 Kinder und Jugendliche wurden 2010 betreut<br />

22 Burschen und 1 Mädchen<br />

Durchschnittliche Verweildauer: 2 Jahre<br />

Standorte: Tagesklinik 1, Willingerstraße 21, 4030 Linz,<br />

Tagesklinik 2, Prechtlerstraße 21, 4030 Linz<br />

Website: www.spattstrasse.at<br />

Bitte Blatt wenden!


Fallbeispiel<br />

Die Jugendwohlfahrt fragt an wegen eines Platzes in der Tagesklinik für Pascal. Er ist 8 Jahre alt,<br />

fällt in der Schule <strong>mit</strong> auffälligem Verhalten auf und ist im Hort trotz zusätzlicher Betreuung<br />

schwer oder gar nicht führbar. Pascal tut sich schwer, <strong>mit</strong> Gleichaltrigen in Kontakt zu treten und<br />

reagiert auf Frust und Zurückweisung <strong>mit</strong> Aggression.<br />

Die Mutter ist alleinerziehend und hat auch noch eine 2-jährige Tochter. Sie erzählt, dass Pascal<br />

zu Hause genauso reagiert. Besonders betroffen ist sie, weil er in manchen Situationen sogar auf<br />

sie selbst hinschlägt. Trotzdem kann die Mutter auch die positiven Seiten ihres Sohnes noch<br />

sehen und freut sich, wenn er manchmal zu ihr kommt um sie zu umarmen.<br />

Genau dies sind mögliche Punkte, an denen unsere Elternarbeit in der Tagesklinik anknüpfen<br />

kann. Das wichtigste ist dabei, die positive Beziehungsebene zwischen Mutter und Kind zu<br />

stärken und zu stabilisieren. Sie wird ermutigt, Grenzen zu setzen.<br />

In der Tagesklinik lernt Pascal, sich in einer <strong>Gruppe</strong> einzugliedern und wird in Konflikten durch<br />

ErzieherInnen unterstützt, andere Lösungsstrategien zu erproben und zu erlernen. Er lernt, seine<br />

Gefühle wahrzunehmen und zu benennen und so rechtzeitig selbst Grenzen zu setzen, ohne<br />

zuzuschlagen. Prozesse der Elternarbeit und der <strong>Gruppe</strong>narbeit werden durch therapeutische<br />

Angebote im Haus unterstützt. (Familientherapie, Psychotherapie, Ergotherapie, Logopädie,<br />

Lernförderung).


Hilfe für Jugendliche als Krisenintervention<br />

Wàki – Zufluchtsort für Jugendliche in Krisensituationen<br />

Der Name „Wàki“ bedeutet „Zufluchtsort“.<br />

Das Wàki ist ein Zufluchtsort für Jugendliche im Alter von 13 bis 18 Jahren in Krisensituationen in<br />

Linz und ist rund um die Uhr erreichbar.<br />

Mädchen und Burschen erhalten hier Unterstützung und Schutz<br />

• in scheinbar ausweglosen Situationen<br />

• bei familiären Problemen<br />

• in Konfliktsituationen<br />

• bei psychischer oder physischer Gewalt<br />

• bei sexuellen Übergriffen oder Missbrauch<br />

Das mulitiprofessionelle Team bietet für jeweils 6 Jugendliche<br />

• Schutz und kurzfristige Wohnmöglichkeit,<br />

• Krisenintervention und Kontakt <strong>mit</strong> Eltern und SozialarbeiterInnen,<br />

• Entwicklung neuer Perspektiven.<br />

Factbox:<br />

Ca. 90 Jugendliche finden jährlich Schutz, Unterstützung und Unterkunft<br />

70% der Jugendlichen haben bereits Psychiatrieerfahrung<br />

Finanziert wird das Wàki zu 100 % über die Jugendwohlfahrt Oberösterreich<br />

15 % der Jugendlichen kommen von sich aus<br />

45 % kommen auf Anfrage der Jugendwohlfahrt<br />

40 % kommen über andere Unterstützungsmaßnahmen<br />

Zwei Drittel der Hilfesuchenden sind Mädchen, ein Drittel Burschen<br />

Durchschnittsalter: knapp 15 Jahre<br />

Durchschnittliche Aufenthaltsdauer: 24 Tage<br />

61 % kehren zurück in die Familie, 23 % wechseln in Sozialpädagogische Einrichtungen<br />

16% kommen bei Angehörigen oder Bekannten unter oder ziehen in eine eigene Wohnung.<br />

Standort: Schubertstraße 17, 4020 Linz; Tel. 0732 / 60 93 48, E-Mail: waki@spattstrasse.at<br />

Website: www.spattstrasse.at<br />

Bitte Blatt wenden!


Fallbeispiel<br />

Andrea ist 16 und meldet sich telefonisch im Wàki. Sie erzählt, dass sie nicht mehr nach Hause<br />

kann. Zu Hause muss sie viele Aufgaben übernehmen, manchmal bekommt sie vom Vater eine<br />

Ohrfeige. Anerkennung gibt es von den Eltern nicht. Sie hält den großen Druck und die Ignoranz<br />

der Eltern nicht mehr aus und ist deshalb gestern von zuhause weggelaufen. Die letzte Nacht hat<br />

sie bei einer Freundin verbracht.<br />

Wir vereinbaren, dass sie zu uns ins Waki kommen soll. Andrea kommt <strong>mit</strong> ihrer Freundin zu uns.<br />

Im Aufnahmegespräch stellt sich heraus, dass es zwischen der 16-jährigen Andrea und ihren<br />

Eltern schon länger viele heftige Konflikte gibt. Manchmal enden die Streitereinen auch in<br />

gewalttätigen Auseinandersetzungen. Andrea hat nun große Angst, wieder nach Hause zu<br />

gehen, da sie den Eltern nicht <strong>mit</strong>geteilt hat, dass sie zu einer Freundin geflüchtet ist. Wir<br />

beschließen, dass Andrea im Waki zur Krisenaufnahme bleiben kann.<br />

Danach informieren wir die zuständige Sozialarbeiterin. Dieser ist die Familie bereits bekannt.<br />

Andrea war vor einem Monat bereits bei ihr für ein Gespräch. Damals wurde vereinbart, sie solle<br />

sich ans Wàki wenden, falls die Situation zuhause wieder eskalieren sollte. Wir vereinbaren, dass<br />

die Sozialarbeiterin auch <strong>mit</strong> den Eltern Kontakt aufnimmt.<br />

Un<strong>mit</strong>telbar danach informieren wir auch von uns aus die Eltern über die Aufnahme von Andrea.<br />

Die Jugendliche benötigt nun ein wenig Abstand von den heftigen Ereignissen der letzten Zeit.<br />

Wir vereinbaren ein Familiengespräch <strong>mit</strong> den Eltern und der Sozialarbeiterin.<br />

Im Familiengespräch stellt sich schnell heraus, dass die Eltern <strong>mit</strong> ihrer Tochter zum Teil<br />

überfordert sind – die Schulleistungen haben nachgelassen, Freunde sind den Eltern ein Dorn im<br />

Auge, Pubertätskrise,...<br />

In der vertrauensvollen Atmosphäre können die Eltern auch zugeben, dass Andrea hin und<br />

wieder eine Ohrfeige bekommen hat. Wir vereinbaren, dass Andrea noch eine Weile bei uns im<br />

Waki bleibt. In dieser Zeit überlegen sich beide Seiten, was sie zu Hause benötigen, da<strong>mit</strong> das<br />

Zusammenleben wieder besser funktionieren kann.<br />

Mit den Eltern werden auch Gespräche geführt bzgl. Pubertät, Überforderung, Entlastung,... Beim<br />

nächsten Familiengespräch werden die Vorstellungen beider Parteien besprochen. Die<br />

Sozialarbeiterin schlägt vor, Andrea zur Unterstützung eine Einzelbetreuung zur Verfügung zu<br />

stellen. Andrea nimmt diese Unterstützung gerne an. Noch im Wàki lernt die Jugendliche die<br />

Einzelbetreuerin kennen.<br />

Nach den ersten Treffen <strong>mit</strong> den Eltern und der Betreuerin kehrt Andrea wieder <strong>mit</strong> gutem Gefühl<br />

zurück in die Familie.

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