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Keine Militärwerbung und Rekrutierung an Schulen! - Terre des ...

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terre <strong>des</strong> hommes<br />

Hilfe für Kinder in Not<br />

Ruppenkampstraße 11a<br />

49084 Osnabrück<br />

<strong>Keine</strong> <strong>Militärwerbung</strong> <strong>und</strong> <strong>Rekrutierung</strong> <strong>an</strong> <strong>Schulen</strong>!<br />

Kinder <strong>und</strong> Jugendliche im Visier der B<strong>und</strong>eswehr<br />

Telefon 05 41 / 71 01-0<br />

Telefax 05 41 / 70 72 33<br />

eMail info@tdh.de<br />

Internet www.tdh.de<br />

Spendenkonto<br />

700 800 700<br />

Volksb<strong>an</strong>k Osnabrück eG<br />

BLZ 265 900 25<br />

Faktenblatt, Juli 11<br />

Die B<strong>und</strong>eswehr benötigt jährlich 23.000 neue Rekruten. Um diese Zahl zu erreichen, wurden in den<br />

letzten Jahren die Werbemaßnahmen stark ausgeweitet. Besonders <strong>an</strong> <strong>Schulen</strong> versuchen Soldaten,<br />

Nachwuchs zu werben. Viele Jugendliche lassen sich von guten Gehältern, festem Job, kostenlosem Stu-<br />

dium <strong>und</strong> <strong>an</strong>deren Vergünstigungen der B<strong>und</strong>eswehr locken. Die Angst vor Einsätzen in Krisengebieten<br />

wie Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong> wird oft verdrängt. Viele Eltern befürchten, dass ihr Kind sich überzeugen lässt, zur<br />

B<strong>und</strong>eswehr zu gehen <strong>und</strong> später in lebensgefährliche Ausl<strong>an</strong>dseinsätze abkomm<strong>an</strong>diert wird.<br />

Die Werbung ist systematisch: Im Jahr 2010 erreichten alleine die Jugendoffiziere <strong>und</strong> Wehrdienstberater der<br />

B<strong>und</strong>eswehr 340.000 Schüler, darunter auch Kinder von gerade einmal elf Jahren. Doch die Werbung für Mili-<br />

täreinsätze widerspricht den Prinzipien der UN-Kinderrechtskonvention, die auch Deutschl<strong>an</strong>d unterschrieben<br />

hat. Denn die darin verbrieften Kinderrechte <strong>und</strong> Schutzpflichten gelten für alle unter 18-Jährigen.<br />

Die Entscheidung über die Einladung von Soldaten in den Unterricht liegt allein bei der Schule. Schüler, Eltern<br />

<strong>und</strong> Lehrer müssen eine solche Einladung nicht hinnehmen. In Schülervertretungen, Eltern- <strong>und</strong> Lehrerkonfe-<br />

renzen können sie sich dagegen einsetzen. Eltern können für ihre Kinder Ersatzunterricht be<strong>an</strong>tragen, wenn<br />

B<strong>und</strong>eswehrsoldaten in die Klasse kommen. Außerdem gibt es immer mehr lokale Initiativen gegen die Wer-<br />

beoffensive der B<strong>und</strong>eswehr. Auch terre <strong>des</strong> hommes <strong>und</strong> viele <strong>an</strong>dere Org<strong>an</strong>isationen wie die GEW (Gewerk-<br />

schaft Erziehung <strong>und</strong> Wissenschaft), das Darmstädter Signal (Kritische B<strong>und</strong>eswehrsoldaten), das Rote Kreuz,<br />

missio, Pax Christi <strong>und</strong> die Kindernothilfe fordern den Stopp jeder Art von militärischer Werbung <strong>und</strong> Rekru-<br />

tierung bei Minderjährigen.<br />

Hier finden Sie einige Fakten zum Thema, die Positionen von terre <strong>des</strong> hommes <strong>und</strong> GEW <strong>und</strong> Anregungen,<br />

wie Sie selber aktiv werden können.<br />

Fakten:<br />

• 340.000 Jugendliche erreichte die B<strong>und</strong>eswehr 2010 alleine durch Werbever<strong>an</strong>staltungen von Jugendoffi-<br />

zieren <strong>und</strong> Wehrdienstberatern <strong>an</strong> <strong>Schulen</strong>, viele weitere bei Kasernenbesuchen, in Arbeitsämtern, bei<br />

Sportver<strong>an</strong>staltungen, Messen, <strong>und</strong> öffentlichen Festen<br />

• 23.000 neue Rekruten brauchte die B<strong>und</strong>eswehr 2009, sie konnte aber nur 21.000 rekrutieren, davon waren<br />

7800 Wehrdienstleistende. Der Druck zur Nachwuchswerbung wird folglich weiter stark steigen, denn die<br />

Wehrpflicht wurde am 1. Juli 2011 ausgesetzt.<br />

• R<strong>und</strong> 1000 Freiwillige 17-Jährige werden je<strong>des</strong> Jahr von der B<strong>und</strong>eswehr rekrutiert<br />

• Mehr als 91 tote <strong>und</strong> 157 verw<strong>und</strong>ete B<strong>und</strong>eswehrsoldaten gab es bei den Ausl<strong>an</strong>dseinsätzen der B<strong>und</strong>es-<br />

wehr seit 1998, darunter viele unter 25 Jahren. Viele mehr sind psychisch traumatisiert: Allein 2009 wurde<br />

bei 418 Rückkehrern die sogen<strong>an</strong>nte Posttraumatische Belastungsstörung diagnostiziert.<br />

• Acht L<strong>an</strong><strong>des</strong>kultusministerien (Baden-Württemberg, Rheinl<strong>an</strong>d-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Bayern,<br />

Mecklenburg-Vorpommern, Saarl<strong>an</strong>d, Hessen, Sachsen) haben seit 2008 Kooperationsabkommen mit der


B<strong>und</strong>eswehr geschlossen, die den Zug<strong>an</strong>g von Jugendoffizieren in die Klassenzimmer <strong>und</strong> zur Lehreraus-<br />

bildung erleichtern. Die Entscheidung über die Einladung von Soldaten liegt aber „uneingeschränkt bei der<br />

einzelnen Schule“ (Kultusministerium Baden-Württemberg).<br />

• Auch bei der Lehrerausbildung steigt die Einflussnahme der B<strong>und</strong>eswehr: 1100 Referendare haben 2009<br />

<strong>an</strong> Lehrver<strong>an</strong>staltungen von B<strong>und</strong>eswehrsoldaten teilgenommen, 3300 Lehrer haben Fortbildungen der<br />

B<strong>und</strong>eswehr besucht.<br />

• Die verfügbaren Haushaltsmittel für die Nachwuchswerbung der B<strong>und</strong>eswehr sind von neun Millionen Eu-<br />

ro (1998) auf 27 Millionen Euro (2010) gestiegen.<br />

Quelle der Zahlen: B<strong>und</strong>eswehr. Die Zahlen sind ger<strong>und</strong>et.<br />

Was fordern terre <strong>des</strong> hommes <strong>und</strong> GEW (Gewerkschaft Erziehung <strong>und</strong> Wissenschaft)<br />

1. Stopp jeder Art von militärischer Werbung bei Minderjährigen!<br />

Kündigung der Kooperationsabkommen zwischen Kultusministerien der Länder <strong>und</strong> der B<strong>und</strong>eswehr!<br />

Denn militärische Werbung bei Minderjährigen widerspricht den Prinzipien der UN-Kinderrechtskonvention<br />

2. Stopp der <strong>Rekrutierung</strong> von 17-Jährigen Freiwilligen durch die B<strong>und</strong>eswehr!<br />

Denn damit wird die 18-Jahresgrenze der UN-Kinderrechtskonvention <strong>und</strong> ihrer Zusatzprotokolle unterlaufen,<br />

nach der alle Unter-18-Jährigen Kinder sind <strong>und</strong> als solche besondere Schutzrechte haben. Die B<strong>und</strong>esregie-<br />

rung wurde schon mehrfach vom UN-Ausschuss für die Rechte <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> aufgefordert, das <strong>Rekrutierung</strong>salter<br />

auf 18 Jahre zu erhöhen.<br />

3. Friedenserziehung verbindlich in den Lehrplänen <strong>und</strong> bei der Lehrerfortbildung ver<strong>an</strong>kern!<br />

Dies fordert auch der UN-Ausschuss für die Rechte <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> ausdrücklich von Deutschl<strong>an</strong>d. Die Verpflich-<br />

tung dazu folgt aus Art. 29 der Kinderrechtskonvention.<br />

Was können Sie tun?<br />

1. Die Schule entscheidet: <strong>Keine</strong> B<strong>und</strong>eswehrwerbung bei Kindern! Informieren Sie <strong>an</strong>dere Schüler, Eltern<br />

<strong>und</strong> Lehrer, bringen Sie das Thema in der Schülervertretung, auf einem Elternabend, in einer Lehrer- oder<br />

Schulkonferenz zur Sprache <strong>und</strong> kontaktieren sie die Schulleitung, damit die Schule generell auf eine Zusam-<br />

menarbeit mit der B<strong>und</strong>eswehr verzichtet – denn die Entscheidung darüber liegt alleine bei der Schule, nicht<br />

beim Kultusministerium.<br />

2. Unterrichtsbefreiung für Ihr Kind: Hinterlegen Sie vorsorglich beim Klassenlehrer Ihres Kin<strong>des</strong> eine kur-<br />

ze Erklärung, damit Ihr Kind vom Unterricht mit Beteiligung der B<strong>und</strong>eswehr befreit wird bzw. Ersatzunter-<br />

richt in einer <strong>an</strong>deren Klasse bekommt. Als Begründung reichen Gewissensgründe bzw. der Hinweis auf die<br />

gewaltfreie Erziehung Ihres Kin<strong>des</strong> aus – dies wurde beispielsweise von der bayrischen L<strong>an</strong><strong>des</strong>schulbehörde<br />

bestätigt.<br />

Eine Mustererklärung, weitere Infos <strong>und</strong> Aktions<strong>an</strong>gebote finden Sie unter www.tdh.de/schule-ohne-militaer<br />

Kontakt für Fragen <strong>und</strong> Hinweise zu Aktionen <strong>und</strong> Netzwerken: schule-ohne-militaer@tdh.de<br />

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