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Fachbeiträge - und Fußchirurgie

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PRAXISKLINIK HEIDELBERG<br />

Mobile Plattform<br />

Weiterentwicklung<br />

in der Knieendoprothetik<br />

Die Speiche bricht<br />

selten allein<br />

Arthroskopische<br />

Diagnostik der<br />

Begleitverletzungen<br />

Indikationen <strong>und</strong><br />

Kontraindikationen zur<br />

Ellenbogenendoprothetik<br />

Minimal-invasiver<br />

totaler Bandscheibenersatz<br />

Europa/USA<br />

Kongress-Highlights<br />

2003<br />

NEWS<br />

ATOS-News<br />

Ausgabe 4<br />

Februar 2004


Gelenkersatz<br />

Oxford III<br />

Das minimalinvasive unikondyläre Knie<br />

› Goodfellow 1 : 25 Jahre Erfahrung mit dem mobilen Meniskusersatz<br />

› Geringer Kontaktstreß <strong>und</strong> Erhalt der normalen Kinematik<br />

› Svard 2 : klinisch belegt mit 94% Überlebensrate nach 15 Jahren<br />

Biomet Merck Deutschland GmbH I Gustav-Krone-Str. 2 I 14167 Berlin<br />

Tel. +49(0)30 845 81-0 I Fax +49(0)30 845 81-110<br />

www.biometmerck.de<br />

1 Goodfellow JW, O'Connor JJ.<br />

The Mechanics of the Knee and Prosthesis Design.<br />

J Bone Joint Surg [Br] 1978;No.3;60-B:358-369<br />

2 Svard UCG, Price AJ.<br />

Oxford ® medial unicompartmental knee arthroplasty.<br />

A survival analysis of an independent series.<br />

J Bone Joint Surg [Br] 2001;83-B, No.2:191-194<br />

www.oxfordknee.net


Sehr geehrte Frau Kollegin,<br />

sehr geehrter Herr Kollege,<br />

die neue Ausgabe der ATOS News präsentiert<br />

sich Ihnen in neuer Gestalt! Während die<br />

Tendenz in der Ges<strong>und</strong>heitsversorgung dahin<br />

geht, überall Abstriche zu machen, haben wir<br />

unsere Zeitschrift verbessert. Sie weist die<br />

verschiedenen Rubriken klarer aus <strong>und</strong> ist<br />

noch übersichtlicher geworden – Sie als Leser<br />

kommen damit schneller ans Ziel!<br />

Auch auf der inhaltlichen Seite gibt es<br />

Veränderungen:<br />

➔ Neu ist unsere Rubrik Verwaltungsnotizen,<br />

denn Fragen der Verwaltung werden in der<br />

Organisation von Praxis <strong>und</strong> Klinik eine zunehmend<br />

größere Rolle spielen. Aus diesem<br />

Bereich haben wir interessante Begebenheiten<br />

für Sie notiert. Ein kurzer Bericht schildert<br />

die Auseinandersetzung der ATOS-Klinik<br />

mit den Kassen um die Erstattung von Zuschlägen<br />

an die Patienten. Per Gerichtsurteil<br />

konnte der Anspruch der Patienten auf Kostenübernahme<br />

durch die Ersatzkassen klargestellt<br />

werden.<br />

KONGRESS-HIGHLIGHTS<br />

➔ Unsere internationalen Kongress-Highlights<br />

nehmen diesmal ihren Ausgangspunkt<br />

in Heidelberg: Hier fand im Herbst 2003 die<br />

17. Jahrestagung der Europäischen Gesellschaft<br />

für Schulter- <strong>und</strong> Ellenbogenchirurgie<br />

statt. Im Mittelpunkt standen die Humeruskopffraktur<br />

sowie Fehlschläge bei Rekonstruktionen<br />

der Rotatorenmanschette.<br />

➔ Wo keine Rekonstruktion möglich ist,<br />

kommt das modifizierte L’Episcopo-Verfahren<br />

in Betracht – nachzulesen in unserem Fachbeitrag<br />

auf Seite 26.<br />

➔ Chirurgie des vorderen Kreuzband-Ersatzes<br />

im Wandel: Neues gehört bei zwei großen<br />

europäischen Kongressen.<br />

Ausgabe 4 – Februar 2004 NEWS<br />

➔ Von vier Kongressen in den USA haben<br />

wir die Highlights herausgepickt <strong>und</strong> kurz<br />

gefasst. Zum Beispiel in Orlando:<br />

Entscheiden europäische Chirurgen anders<br />

als ihre amerikanischen Kollegen, wenn es um<br />

die Wahl der geeigneten Knieendoprothese<br />

geht?<br />

➔ Hierzu auch Basisinformationen in unserem<br />

Fachbeitrag „Mobile Plattform in der<br />

Knieendoprothetik“ auf S. 29.<br />

WEITERE FACHBEITRÄGE<br />

Ob es ums Knie geht, Hüfte, Ellenbogen oder<br />

Bandscheiben, in den <strong>Fachbeiträge</strong>n unserer<br />

4. Ausgabe steht die Endoprothetik deutlich<br />

im Vordergr<strong>und</strong>.<br />

➔ Noch wenig bekannt ist der Ersatz des<br />

Ellenbogengelenkes. Informieren Sie sich<br />

über Techniken <strong>und</strong> Indikationen auf Seite 42.<br />

➔ Minimalinvasive Eingriffe an Knie- <strong>und</strong><br />

Schultergelenk sind längst standardisiert.<br />

Dagegen ist die minimalinvasive Technik<br />

des Hüftgelenkersatzes (S. 47) <strong>und</strong> des Bandscheibenersatzes<br />

(S. 54) neu. Sie verspricht<br />

eine Senkung der Morbidität <strong>und</strong> die<br />

Beschleunigung der Rehabilitation.<br />

➔ Wie kommt es zur Instabilität von Wirbelsäulensegmenten?<br />

In unserem Übersichtsartikel<br />

auf S. 49 geht es um Beschwerdebild,<br />

Ursachen <strong>und</strong> mögliche therapeutische Konsequenzen.<br />

➔ Die Speiche bricht selten allein! Doch wie<br />

sind die Begleitverletzungen einer distalen<br />

Radiusfraktur zu erkennen? Die Einführung<br />

der Handgelenksarthroskopie erweitert die<br />

diagnostischen Möglichkeiten entscheidend<br />

<strong>und</strong> trägt dazu bei, bleibende Funktionsstörungen<br />

der Hand zu verhindern.<br />

➔ Um neue diagnostische Möglichkeiten<br />

dreht sich auch unser Beitrag aus der Radiologie.<br />

Alternativ zur pharmakologischen<br />

Stress-MRT hat unser radiologisches Zentrum<br />

die ergometrische Stress-MRT eingeführt.<br />

Als neues Element der ATOS News haben Sie<br />

beim Durchblättern vielleicht schon unsere<br />

Frage an Sie entdeckt. „Der interessante Fall“<br />

enthält die Beschreibung einer Ausgangssituation.<br />

Im Lösungsteil können Sie Ihr Ergebnis<br />

mit der von uns getroffenen Entscheidung<br />

vergleichen.<br />

Zum Schluss möchten wir Ihnen unser Fellowship-Programm<br />

<strong>und</strong> unsere ausländischen<br />

Fellows 2003/04 vorstellen. Der lebendige<br />

Austausch mit Ärzten <strong>und</strong> Wissenschaftlern<br />

aus der ganzen Welt ist uns ein wichtiges<br />

Anliegen.<br />

Ich freue mich, wenn Sie dieses Element auch<br />

in der Vielfalt unserer Zeitschrift wiederfinden.<br />

Ihr<br />

Hans H. Pässler<br />

Heidelberg, im Februar 2004<br />

3


Kongress-Highlights<br />

17th Congress of the European Society for<br />

Surgery of the Shoulder and the Elbow (ESSSE)<br />

17e Congrès de la Société Européenne de<br />

Chirurgie de l’Epaule et du Coude (SECEC)<br />

24. bis 27. September 2003 in Heidelberg<br />

Vom 24. bis zum 27. September 2003 fand im<br />

Anschluss an die Jahrestagung der DVSE der<br />

17. Kongress der European Society for Surgery of<br />

the Shoulder and the Elbow (ESSSE) unter der<br />

Kongresspräsidentschaft von Prof. Peter Habermeyer<br />

in Heidelberg statt. Es kamen fast 800<br />

Teilnehmer <strong>und</strong> etwa 130 Industrieaussteller.<br />

Das wissenschaftliche Programm umfasste<br />

zwei Symposia zu folgenden Themen:<br />

➔ Kontroversen bei Humeruskopffrakturen<br />

➔ Fehlschläge <strong>und</strong> Salvage-Verfahren nach<br />

Rotatorenmanschetten-Rekonstruktion.<br />

71 Vorträge, verteilt auf 7 Sitzungen, befassten<br />

sich mit den Themenbereichen<br />

– Rotatorenmanschette,<br />

– Schulterinstabilität,<br />

– Humeruskopffrakturen,<br />

– Schulter- <strong>und</strong> Ellenbogenprothetik.<br />

Schulter<br />

Zum Thema Fehlschläge <strong>und</strong> Salvage-Verfahren<br />

nach Rotatorenmanschetten-Rekonstruktionen<br />

gab M. Mansat eine Literaturübersicht<br />

über 40 Artikel, erschienen in den Jahren von<br />

1982 bis 1995. Insgesamt wurde über 2948<br />

Rotatorenmanschetten-Rekonstruktionen mit<br />

310 Komplikationen (10,5%) berichtet. In nur 87<br />

Fällen (3%) wurde eine Revision durchgeführt.<br />

4<br />

Bei genauerer Analyse von insgesamt 191<br />

Rotatorenmanschetten-Rekonstruktionen mit<br />

einem Follow up von 16 bis 23 Monaten zeigte<br />

sich, dass die Wahrscheinlichkeit einer Komplikation<br />

nach RM-Rekonstruktion mit der<br />

Rupturgröße <strong>und</strong> der fettigen Muskeldegeneration<br />

korreliert.<br />

Als häufige Komplikation bei transdeltoidalem<br />

Zugang wird eine Deltainsuffizienz beobachtet.<br />

Tritt neben dieser Komplikation noch eine<br />

Nahtinsuffizienz der Rotatorenmanschette ein,<br />

so kommt es zum aktiven Flexionsverlust des<br />

Armes. Häufige Ursache der Deltoideusinsuffizienz<br />

stellen Revisionsoperationen mit transdeltoidalem<br />

Zugang dar. Resch empfiehlt<br />

daher, bei jeder Revisionsoperation den exakt<br />

gleichen Zugang durch den Muskel zu wählen.<br />

In den meisten Fällen bleibt der mittlere <strong>und</strong><br />

hintere Deltoideusanteil intakt. Ist ein Funktionsverlust<br />

des Armes bei schwerer Deltoideusschädigung<br />

eingetreten, so empfiehlt<br />

Resch die Pectoralis major-Umkipp-Plastik.<br />

Hierbei wird die Pars clavicularis einschließlich<br />

des superioren sternalen Ursprungs des M.<br />

pectoralis major abgelöst, umgeschlagen <strong>und</strong><br />

an der lateralen Clavicula sowie am Acromion<br />

fixiert. So lässt sich bei Patienten mit anteriorer<br />

Deltoideusinsuffizienz ein mittlerer Flexionsgewinn<br />

von 50° erzielen. Die Armabduktion<br />

kann nicht verbessert werden. Letztlich ist dieses<br />

Salvage-Verfahren bei sonst fehlgeschlagenen<br />

Rekonstruktionen empfehlenswert.<br />

SECEC-Präsident Herbert Resch<br />

bei der Eröffnung des Kongresses<br />

Habermeyer unterschied bei der Analyse der<br />

arthroskopischen Revisionsoperationen bei<br />

fehlgeschlagenen Rotatorenmanschetten-Rekonstruktionen<br />

vier Gruppen von Revisionsverfahren:<br />

1. die erneute Rotatorenmanschetten-Rekonstruktion,<br />

2. das Débridement, 3. die Arthrolyse<br />

sowie eine 4. Gruppe mit verschiedenen Operationen:<br />

Ankerentfernung bei Ankerdislokation,<br />

Sanierung von Low grade-Infektionen <strong>und</strong><br />

arthroskopisches Débridement bei persistierendem<br />

Outletimpingement.<br />

Das Débridement stellt als einzige der vier<br />

arthroskopischen Therapien mit einer erneuten<br />

Revisionsrate von 50% keine ausreichende<br />

Behandlung von fehlgeschlagenen Rotatorenmanschetten-Rekonstruktionen<br />

dar.<br />

Gerber sieht das Ziel der offenen Revisionsoperation<br />

bei fehlgeschlagener RM-Rekonstruktion<br />

in der Wiederherstellung der Schulterfunktion.<br />

Die Ergebnisse der offenen Revisionschirurgie<br />

sind nicht vergleichbar mit einer


Kongressplenum in der Stadthalle Heidelberg<br />

primären RM-Rekonstruktion, erzielen jedoch<br />

eine zufrieden stellende Schmerzlinderung.<br />

Carr et al. deckten einen genetischen Einfluss<br />

auf Rotatorenmanschettenrupturen bei Geschwistern<br />

auf. Sie fanden bei 59,7% der<br />

Geschwister ebenfalls eine Rotatorenmanschettenruptur,<br />

wohingegen Ehepartner (Kontrollgruppe)<br />

eine signifikant geringere Rotatorenmanschettenrupturrate<br />

von 25,2% aufwiesen.<br />

Die funktionellen Ergebnisse nach Rotatorenmanschetten-Rekonstruktion<br />

hängen vom<br />

Grad der Muskelatrophie ab. Gohlke et al. fanden<br />

in einer immunhistochemischen Studie<br />

von 271 intraoperativ entnommenen Muskelbiopsien<br />

bei 97,5% atrophische Veränderungen<br />

unterschiedlicher Verteilungen zwischen Typ-I<br />

<strong>und</strong> Typ-II Fasern, die darauf schließen lassen,<br />

dass unterschiedliche Pathomechanismen zur<br />

Muskelatrophie führen.<br />

Die Rerupturrate der arthroskopischen Rotatorenmanschetten-Rekonstruktion<br />

ist vergleichbar<br />

mit der Rerupturrate der offenen Technik.<br />

Boileau et al. fanden nach einem mittleren<br />

Follow-up von 19 Monaten CT-arthrographisch<br />

bei 70% von 65 arthroskopisch rekonstruierten<br />

kompletten Supraspinatussehnenrupturen<br />

einen intakten Verschluss. In 5% der Fälle kam<br />

es nur zu einer inkompletten Einheilung der<br />

rekonstruierten Supraspinatussehne. Die Rerupturrate<br />

liegt bei 25%.<br />

➔<br />

Ausgabe 4 – Februar 2004<br />

Inhalt<br />

Seite Kongress-Highlights<br />

NEWS<br />

4 ➔ 17. Jahreskonkress der Europäischen Gesellschaft für Schulter- <strong>und</strong><br />

Ellenbogenchirurgie in Heidelberg, September 2003<br />

8 ➔ American Academy of Orthopedic Surgeons in New Orleans, März 2003<br />

10 ➔ American Orthopaedic Foot and Ankle Society in South Carolina, Juni 2003<br />

12 ➔ ISAKOS Kongress in Auckland/Neuseeland, März 2003<br />

13 ➔ EFORT-Kongress in Helsinki, Juni 2003<br />

16 ➔ 2. Europäischer Kongress der Sporttraumatologie in Monte Carlo, Mai 2003<br />

17 ➔ Current Concept Joint Replacement-Symposium in Orlando/Florida,<br />

Dezember 2002<br />

20 ➔ Kurzbericht zur Jahreshauptversammlung des LV Ba-Wü des BV der<br />

Deutschen Chirurgen e.V. in Ludwigsburg, Mai 2003<br />

Verwaltungsnotizen<br />

22 ➔ DRG Pauschalsystem<br />

von Richard Voigt<br />

23 ➔ Wahlleistungen: Einzel- <strong>und</strong> Doppelzimmerzuschläge<br />

von Richard Voigt<br />

24 ➔ Altruismus<br />

von Richard Voigt<br />

<strong>Fachbeiträge</strong><br />

26 ➔ Das modifizierte L’Episcopo-Verfahren – eine Alternative zum Latissimus<br />

dorsi Transfer?<br />

von Peter Habermeyer <strong>und</strong> Petra Magosch<br />

29 ➔ Mobile Plattform – Weiterentwicklung in der Knieendoprothetik<br />

von Hajo Thermann<br />

34 ➔ Die Speiche bricht selten allein – arthroskopische Diagnostik bei<br />

karpalen Begleitverletzungen der distalen Radiusfraktur<br />

von S. Polzer, H. Frobenius, H.-W. Bouman, K. Witt<br />

40 ➔ Myokardiale Ischämiediagnostik mit der ergometrischen Stress Cine MRT<br />

von Wolfgang Wrazidlo<br />

42 ➔ Ellenbogenendoprothetik – Indikationen <strong>und</strong> Kontraindikationen<br />

von Sven Lichtenberg <strong>und</strong> Peter Habermeyer<br />

47 ➔ Die minimalinvasive Technik bei der Totalendoprothetik des Hüftgelenks<br />

von Gerd Gruber<br />

49 ➔ Die Instabilität der Lendenwirbelsäule<br />

von Peter-Michael Zink, Jochen Feil <strong>und</strong> Gerald Mose<br />

54 ➔ Minimal-invasiver totaler Bandscheibenersatz mit der Prodisc®<br />

Bandscheibenprothese<br />

von Jochen R. Feil, Peter-Michael Zink <strong>und</strong> Gerald Mose<br />

Der interessante Fall<br />

21 ➔ Fallbeschreibung <strong>und</strong> Fragestellung<br />

53 ➔ Auflösung<br />

Notes and News<br />

19 ➔ University of Pittsburgh Sports Medicine Center<br />

25 ➔ Internationales Fellowship in der ATOS-Klinik<br />

39 ➔ Heidelberger Sonographiekurse der Stütz- <strong>und</strong> Bewegungsorgane 2004<br />

57 ➔ Prof. Yu besuchte ATOS-Klinik<br />

Forschungsprojekte <strong>und</strong> Publikationen<br />

58 ➔ Forschungsprojekte des Zentrums für Knie- <strong>und</strong> <strong>Fußchirurgie</strong> 2003<br />

60 ➔ Forschungsprojekte <strong>und</strong> prospektive Studien des Zentrums für Schulter-<br />

<strong>und</strong> Ellenbogenchirurgie 2003<br />

60 ➔ Studienprojekte <strong>und</strong> Forschungsschwerpunkte der Praxis für Chirurgie,<br />

Koloproktologie, Phlebologie <strong>und</strong> Endoskopie 2003<br />

61 ➔ Publikationen<br />

62 Impressum<br />

5


Kongress-Highlights<br />

Große RM-Rupturen <strong>und</strong> ein Lebensalter von<br />

über 65 Jahren beeinflussen die Heilung negativ.<br />

Ist bereits eine irreparable Massenruptur eingetreten,<br />

so stellt die Tuberculoplastik (reversed<br />

ASD) mit LBS-Tenotomie bei intaktem<br />

coracoacromialem Bogen als „minimal” invasive<br />

Therapie der Rotatorenmanschettenmassenruptur<br />

mit guten funktionellen Ergebnissen<br />

<strong>und</strong> hoher subjektiver Patientenzufriedenheit<br />

eine Alternative zu großen rekonstruktiven<br />

Eingriffen dar (Scheibel et al.).<br />

Eine alleinige LBS-Tenotomie kann als Salvage-<br />

Verfahren bei gering motivierten Patienten<br />

schmerzlindernd wirken. Eine Verbesserung<br />

des Bewegungsausmaßes <strong>und</strong> der Kraft wird<br />

jedoch nicht erzielt (Walch et al.).<br />

Vortrag von R. Hertel<br />

Die langfristige Glenoidlockerung stellt noch<br />

immer ein Problem der Schulterendoprothetik<br />

dar. Die Lockerungsraten des zementierten<br />

Keel-Glenoides liegen zwischen 31 <strong>und</strong> 44%.<br />

Gazielly et al. untersuchten 30 Patienten mit<br />

primärer Omarthrose, die mittels Spongiosaimpaktionstechnik<br />

ein zementiertes konvex<br />

6<br />

Kongresspräsident Peter Habermeyer<br />

eröffnet den Kongress<br />

geformtes Keel-Glenoid implantiert erhielten.<br />

Nach einem mittleren Follow up von 32,3<br />

Monaten fand sich bei 20% der Fälle eine inkomplette<br />

<strong>und</strong> bei 7% eine komplette Radiolucentline<br />

um den Keel. Unter der glenoidalen<br />

Auflagefläche fanden sich bei 47% inkomplette<br />

<strong>und</strong> bei 30% komplette Radiolucentlines.<br />

Durch alleinige Glenoidpräparation mittels<br />

Spongiosaimpaktion wird mittelfristig keine<br />

Verminderung der Lockerungsraten erzielt.<br />

Witte et al. untersuchten den Einfluss der konzentrischen<br />

versus exzentrischen Glenoidmor-<br />

phologie auf eine eventuelle Lockerung von<br />

zementfrei implantierten Glenoidkomponenten<br />

nach durchschnittlich vier Jahren bei 24 Patienten.<br />

Es wurden für beide Glenoidmorphologien<br />

keine Lockerungen beobachtet.<br />

In einer Multicenterstudie mit 1542 primär<br />

implantierten Schulterprothesen bei primärer<br />

Omarthrose oder entzündlicher Arthrose fanden<br />

Trojani et al. intraoperative Schaftfrakturen<br />

bei 1,6% der Patienten. Nach einem Mindestfollow<br />

up von 2 Jahren wiesen diese Patienten<br />

ein signifikant schlechteres funktionelles Ergebnis<br />

auf. 92% der Frakturen waren völlig verheilt.<br />

Daraus schlossen die Autoren, dass trotz<br />

guter Frakturheilung das postoperative funktionelle<br />

Ergebnis durch eine intraoperative<br />

Schaftfraktur verschlechtert wird.<br />

Sperling et al. fanden heraus, dass die humerale<br />

Fensterung bei Revision einer fest sitzenden<br />

Humeruskopfprothese eine kontrollierte Prothesenexplantation<br />

ermöglicht. Sie untersuchten<br />

hierzu 20 Patienten, die sich einer humeralen<br />

Fensterung unterziehen mussten. Intraoperativ<br />

traten in drei Fällen Schaftfrakturen <strong>und</strong><br />

in einem Fall eine Tuberculum majus Fraktur<br />

auf. Nach durchschnittlich 29 Monaten waren<br />

bei 17 Patienten die Fenster wieder verheilt.<br />

Zum Thema der Frakturen des Schultergürtels<br />

empfahlen Braunstein et al. für die Osteosynthese<br />

einer isolierten Tuberculum majus Abrissfraktur<br />

die Zuggurtung. An 26 Leichenschultern<br />

mit osteotomiertem Tuberculum majus verglichen<br />

sie die Ausrisskräfte der Zuggurtungsosteosynthese,<br />

einer Schraubenosteosynthese<br />

mit 2 Schrauben <strong>und</strong> der transossären Naht.<br />

Die Zuggurtungsosteosynthese wies eine maximale<br />

Ausrisskraft von 1054 N auf. Die maximale<br />

Ausreißkraft der Schraubenosteosynthese bzw.<br />

der transossären Naht lag mit 842 N bzw. 480<br />

N signifikant niedriger.<br />

Nowak et al. identifizierten persistierende<br />

Ruheschmerzen <strong>und</strong> Parästhesien 6 Monate<br />

nach konservativ versorgter Claviculafraktur<br />

als prädiktive Risikofaktoren für Spätfolgen.<br />

Hierzu untersuchten sie 191 Patienten jeweils 6<br />

Monate <strong>und</strong> 10 Jahre nach Claviculafraktur.<br />

Zum Thema Schulterinstabilität berichteten<br />

Suder et al. über Langzeitergebnisse von 10<br />

Jahren nach konservativer Behandlung der primärtraumatischen<br />

Schulterluxation bei jungen<br />

Patienten. Die Reluxationsrate liegt bei<br />

62%. Bei 78% der Patienten treten die Reluxationen<br />

innerhalb der ersten 2 Jahre auf. Prädisponierende<br />

Faktoren sind ein Lebensalter von<br />

unter 20 Jahren, eine Läsion des IGHL <strong>und</strong> die<br />

Ausübung einer Sportart.<br />

Mit Hilfe einer prospektiv randomisierten multizentrischen<br />

Studie verglichen Johannsen et al.<br />

die von Suder berichteten Langzeitergebnisse<br />

der konservativen Therapie der primärtraumatischen<br />

Schulterluxation mit der primär offenen<br />

operativen Therapie. In der chirurgisch therapierten<br />

Gruppe fand sich nach 10 Jahren eine<br />

Reluxationsrate von 9%. Somit rechtfertigt sich<br />

die offene Stabilisierungsoperation zur Therapie<br />

der primärtraumatischen Schulterluxation.


Louis Bigliani im Gespräch mit Prof. Eulert <strong>und</strong> Dr. Böhm<br />

Ellenbogen<br />

Die Schwerpunkte im Bereich Ellenbogen waren<br />

die Ergebnisse nach Prothesenimplantation <strong>und</strong><br />

die Bandinstabilitäten.<br />

Es zeigte sich, dass die Ellenbogenprothetik<br />

ihren Stellenwert in der Behandlung des rheumatischen<br />

Ellenbogens besitzt, da die Patienten<br />

stets von der Prothese im Sinne von Schmerzreduktion<br />

<strong>und</strong> Zunahme der Beweglichkeit profitieren.<br />

Die erheblichen Komplikations- <strong>und</strong><br />

Revisionsraten machen jedoch Verbesserungen<br />

in der Technik <strong>und</strong> bei den Implantaten erforderlich.<br />

Ovesen et al. berichteten von einer 28%igen<br />

Komplikationsrate 81 Monate nach Totaler<br />

Ellenbogen Arthroplastik (TEA) bei 38 Ellenbogen.<br />

Van der Lugt <strong>und</strong> Rozing mussten 25 von<br />

236 TEA revidieren. Sie ermittelten eine Überlebensrate<br />

der Prothesen von 64,7% nach 19<br />

Jahren. 44 ihrer Prothesen hatten ein Follow<br />

up von mehr als 10 Jahren. Olsen et al. hatten<br />

bei 13 Patienten 43% Komplikationen bei der<br />

Verwendung einer ungekoppelten Kudo-Prothese<br />

nach 9,5 Jahren.<br />

Hidas (Budapest) <strong>und</strong> die Arbeitsgruppe um<br />

Sojbjerg konnten mittels einer Kadaverstudie<br />

feststellen, dass ähnlich der Zementiertechnik<br />

bei der Hüftendoprothetik eine Zementeinbringung<br />

unter Druck (Cement Pressurization)<br />

eine bessere Komponentenfixierung bewirkte.<br />

Rinze et al. halten es für angebracht, die ulnare<br />

Komponente der Kudo-Prothese zu zementieren<br />

<strong>und</strong> längere Schäfte zu verwenden, um so<br />

eine sichere Fixierung <strong>und</strong> geringere Lockerungsraten<br />

zu erreichen.<br />

Drei Vorträge beschäftigten sich mit der Radiusköpfchenfraktur<br />

<strong>und</strong> ihrer Versorgung.<br />

Van Riet et al. analysierten 372 Radiusköpfchenfrakturen<br />

<strong>und</strong> fanden in 26% der Fälle<br />

Begleitverletzungen, die zumeist weitere Frakturen<br />

am Ellenbogen oder Verletzungen des<br />

medialen oder lateralen Bandapparates umfassten.<br />

67% der Patienten wurden konservativ<br />

behandelt, 20% erhielten eine offene Reposition<br />

<strong>und</strong> Osteosynthese, bei 4% wurde das<br />

Radiusköpfchen reseziert <strong>und</strong> bei 8% eine<br />

Radiusköpfchenprothese implantiert. Kovacs<br />

et al. berichteten über die Ergebnisse verschiedener<br />

OP-Verfahren <strong>und</strong> schlossen, dass das<br />

Resultat vom Frakturtyp abhängt <strong>und</strong> die Komplikationen<br />

bei der Resektion am höchsten<br />

seien. Nijs <strong>und</strong> Broos stellten eine arthroskopisch<br />

assistierte Osteosynthesetechnik zur<br />

perkutanen Verschraubung vor. Die bis dato<br />

behandelten fünf Patienten zeigten gute Ergebnisse.<br />

Jensen et al. untersuchten in einer Kadaverstudie<br />

die Auswirkung einer ausschließlichen<br />

NEWS<br />

Radiusköpfchenimplantation versus alleinige<br />

Rekonstruktion des MCL versus eines kombinierten<br />

Eingriffs mit MCL-Rekonstruktion <strong>und</strong><br />

Implantation einer Radiusköpfchenprothese<br />

bei medialer Instabilität.<br />

Sie fanden heraus, dass die Rekonstruktion des<br />

MCL allein die Stabilität wieder voll herstellt<br />

auch ohne Radiusköpfchenprothese, wohingegen<br />

die Radiusköpfchenprothese allein zwar<br />

eine Valgusstabilität reproduziert, die Rotationsinstabilität<br />

jedoch nicht beeinflusst. Ein kombinierter<br />

Eingriff behob die Instabilität vollständig.<br />

Zur Rekonstruktion einer posterolateralen Rotationsinstabilität<br />

verwenden Eygendaal <strong>und</strong><br />

Anderson ein autologes Trizepstransplantat, das<br />

sie mit Interferenzschrauben am Humerus <strong>und</strong><br />

an der Ulna fixieren, um so die Morbidität der<br />

transossären Bohrlöcher bei der Fixation einer<br />

Palmaris longus-Sehne zu minimieren.<br />

Im Rahmen der Instructional Courses wurden<br />

der steife Ellenbogen <strong>und</strong> seine Behandlungsmöglichkeiten,<br />

der rheumatische Ellenbogen<br />

sowie die Indikation zum Radiusköpfchenersatz<br />

<strong>und</strong> die Ellenbogenverletzungen des<br />

Sportlers besprochen. Die führenden Experten<br />

gaben hierbei wertvolle praktische Tipps.<br />

➔<br />

Gunter von Hagens beim Interview mit dem SWR<br />

7


Kongress-Highlights<br />

Im Übrigen fanden Instruktionskurse statt zu<br />

folgenden Themen:<br />

– Tipps <strong>und</strong> Tricks bei der arthroskopischen<br />

RM-Rekonstruktion,<br />

– „Wie liest man einen wissenschaftlichen<br />

Beitrag“,<br />

– Konzepte in der Rehabilitation der Schulter,<br />

– Tissue Engineering,<br />

– Biomaterialien <strong>und</strong><br />

– Glenoidersatz.<br />

Als Gast des Präsidenten der SECEC, Prof. H.<br />

Resch, sprach Louis Bigliani aus New York über<br />

Langzeitergebnisse der Schulterendoprothetik.<br />

Auf Einladung des Kongresspräsidenten, Prof.<br />

P. Habermeyer,stellte Gunter von Hagens seine<br />

„Körperwelten“ unter Berücksichtigung von<br />

Schulter <strong>und</strong> Ellenbogen vor.<br />

Ferner stellten sich die diesjährigen travelling<br />

fellows der ASES vor: William Levine, Columbia<br />

University, New York, <strong>und</strong> Patrick St. Pierre,<br />

Arlington, die sich, noch ganz zu Beginn ihrer<br />

Reise, in Heidelberg aufhielten.<br />

Neben dem wissenschaftlichen Programm gab<br />

es genügend Gelegenheiten, alte Bekanntschaften<br />

aufzufrischen <strong>und</strong> neue Kontakte zu<br />

knüpfen. Bereits am Mittwochabend gab es im<br />

Rahmen der Get-together-Party bei Snacks <strong>und</strong><br />

Cocktails erste Möglichkeiten zum fachlichen<br />

<strong>und</strong> privaten Smalltalk. Der Freitagabend mit<br />

dem Kongress-Bankett war dann der Höhepunkt<br />

des Begleitprogramms. Neben dem<br />

geschmacklich superben Menu <strong>und</strong> zuvorkommenden<br />

Service im „Europäischen Hof“ konnte<br />

die musikalische Untermalung begeistern. Eine<br />

Jazzband der Mannheimer Musikhochschule<br />

wurde eindrucksvoll von 4 freiwilligen Mitgliedern<br />

der SECEC unterstützt, so dass man von<br />

einem gelungenen Abend sprechen durfte.<br />

Den Abschluss bildete dann die Golf Trophy, die<br />

im Golfclub Heddesheim Neuzenhof perfekt<br />

organisiert über die Bühne ging. Sieger wurde<br />

Jean-Pierre Liotard, Lyon.<br />

(Sven Lichtenberg, Petra Magosch <strong>und</strong><br />

Peter Habermeyer)<br />

8<br />

■<br />

AAOS<br />

(American Academy of Orthopedic Surgeons)<br />

März 2003 in New Orleans<br />

Der weltweit größte Orthopädenkongress, der Kongress der amerikanischen Akademie<br />

orthopädischer Chirurgen (American Academy of Orthopedic Surgeons), fand im März<br />

2003 in New Orleans statt. Im Folgenden ein zusammenfassender Bericht über die<br />

Highlights des Kongresses.<br />

Semitendinosus- <strong>und</strong> Gracilissehne:<br />

Die bessere Wahl gegenüber der Patellarsehne<br />

für den vorderen Kreuzbandersatz<br />

Leo Pinczewski aus Sydney <strong>und</strong> Kollegen stellten<br />

erstmals prospektiv ermittelte 7-Jahres-Ergebnisse<br />

nach Ersatz des vorderen Kreuzbandes<br />

mit der Semitendinosus/Gracilissehne gegenüber<br />

der Patellarsehne vor.<br />

Beide Gruppen bestanden aus jeweils 90 Patienten.<br />

Die chirurgische Technik war in beiden<br />

Gruppen identisch. Sowohl die Patellarsehnen<br />

als auch die Semitendinosus/Gracilissehnen<br />

wurden mit einer Titaninterferenzschraube<br />

(Smith & Nephew) an beiden Seiten fixiert.<br />

Nach 7 Jahren war der Lysholm-Score in beiden<br />

Gruppen mit 95 Punkten sehr hoch. Es gab<br />

keinen signifikanten Unterschied zwischen<br />

beiden Gruppen bezüglich Aktivitätsniveau,<br />

Bewegungsumfang, IKDC-Score, subjektiver<br />

Kniefunktionen, Lachman-Test, Pivot-Shift-Test,<br />

KT-1000 <strong>und</strong> klinischem Outcome.<br />

Allerdings fanden sich signifikante Unterschiede<br />

hinsichtlich eines Streckdefizits bzw.<br />

einer fixierten Flexionseinschränkung.<br />

So begann nach drei Jahren die Gruppe mit<br />

Patellarsehne bis zur 7-Jahres-Untersuchung in<br />

31% der Fälle eine fixierte Flexionsdeformität<br />

zu entwickeln, während bei der Beugesehnen-<br />

Kennedy Lectureship<br />

von K. DeHeaven,<br />

Pastpresident der AAOS,<br />

beim AAOS-Kongress<br />

in New Orleans<br />

French Quarter New Orleans<br />

gruppe keine signifikanten Änderungen über<br />

den 7-Jahreszeitraum zu beobachten waren.<br />

Des Weiteren hatte die Patellarsehnengruppe<br />

mehr Schmerzen beim Hinknien. Nach fünf<br />

Jahren gaben 44% der Patienten in der Patellarsehnengruppe<br />

<strong>und</strong> 27% in der Beugesehnengruppe<br />

Knieschmerzen an; diese Zahlen erhöhten<br />

sich in der Patellarsehnengruppe auf 55% nach<br />

7 Jahren, während sie bei der Beugesehnengruppe<br />

bei 27% verweilten. Auf einer visuellen<br />

<strong>und</strong> analogen Schmerzskala ermittelten die Autoren<br />

für die Patellarsehne einen Index von 2<br />

gegenüber 0 für die Beugesehnen(Hamstring) -<br />

Gruppe. Interessant war auch die Zunahme der<br />

Knielaxität in der Patellarsehnengruppe zwischen<br />

5-Jahres- <strong>und</strong> 7-Jahres-Untersuchungszeitpunkt,<br />

die in der Hamstring-Gruppe im gleichen<br />

Zeitraum unverändert blieb. Als beunruhigend<br />

bezeichneten die Autoren einen sig-


nifikanten Anstieg von Arthrose-Anzeichen in<br />

der Patellarsehnengruppe auf 44% nach 7 Jahren,<br />

während diese in der Beugesehnengruppe<br />

unverändert bei 4% lagen.<br />

Dies ist die erste Langzeitstudie, in der deutliche<br />

Vorteile der Semitendinosus/Gracilissehne gegenüber<br />

der Patellarsehne als vorderem Kreuzbandersatz<br />

nachgewiesen wurden.<br />

Verwendung der Patellarsehne vom<br />

kontralateralen Knie für die vordere<br />

Kreuzbandrekonstruktion: kein Vorteil<br />

Pässler <strong>und</strong> Mitarbeiter berichteten über eine<br />

Studie mit einer konsekutiven Serie von 100<br />

Patienten, die eine vordere Kreuzbandrekonstruktion<br />

mit der Patellarsehne in Press-fit-<br />

Technik zwischen 1997 <strong>und</strong> 1999 erhielten.<br />

52 Patienten erhielten die Sehne vom verletzten<br />

Knie, während 48 die Sehne vom kontralateralen<br />

Knie eingepflanzt bekamen. Bei allen Patienten<br />

wurde postoperativ eine beschleunigte Rehabilitation<br />

mit früher Vollbelastung durchgeführt.<br />

Nach im Mittel 39,2 Monaten postoperativ<br />

wurden die Patienten bezüglich Donorside<br />

Morbidität (Missempfinden, Druckschmerz,<br />

Hinknieschmerz sowie Schmerz beim Gehen<br />

auf den Knien) untersucht. Die Stabilität wurde<br />

mit dem KT-1000 gemessen, ferner wurden der<br />

Cincinnati-Knee <strong>und</strong> der Tegner-Score ermittelt.<br />

Bei der Nachuntersuchung klagten 85% der<br />

Patienten über lokale Missempfindungen im<br />

Entnahmebereich, gleich ob dies die ipsilaterale<br />

oder die kontralaterale Seite war. Auf der anderen<br />

Seite hatten die Patienten mit Entnahme der<br />

Sehne vom kontralateralen Knie signifikant<br />

weniger Hinknieschmerzen im rekonstruierten<br />

Knie als im Spenderknie.<br />

Vortrag von H. H. Pässler<br />

beim „Specialty day AOSSM”<br />

Moderator: S. Howell<br />

In der kontralateralen Transplantatgruppe gab<br />

es drei ernsthafte Komplikationen:<br />

➔ eine Patellarsehnenruptur,<br />

➔ eine akute chronische schwere Tendinitis<br />

mit Revisionserfordernis,<br />

➔ eine chronische Tendinitis, die den Patienten<br />

über drei Jahre von der Teilnahme am Sport<br />

fernhielt.<br />

Die Entnahme der Sehne vom kontralateralen<br />

Knie führte nicht zur erhofften früheren Wiederaufnahme<br />

von sportlicher Betätigung.<br />

Für den Hinknieschmerz wurde die Entwicklung<br />

von Ersatzgewebe im Spendeareal nach<br />

der Entnahme der Patellarsehne verantwortlich<br />

gemacht. Das Ersatzgewebe hatte sich<br />

bei Revisionsoperationen als wesentlich derber<br />

im Vergleich zum ges<strong>und</strong>en Patellarsehnengewebe<br />

erwiesen.<br />

Schenkelhalsfraktur: Osteosynthese<br />

gegenüber Hüftgelenkersatz deutlich<br />

unterlegen<br />

In einer prospektiven schwedischen Studie mit<br />

450 Patienten (70 Jahre <strong>und</strong> älter), die zwischen<br />

1995 <strong>und</strong> 1997 in 12 schwedischen Krankenhäusern<br />

behandelt wurden, kam es in der<br />

Gruppe mit Osteosynthese bereits nach zwei<br />

Jahren zu einer Versagerquote von 43%.<br />

In der Gelenkersatzgruppe lag dieser Wert nur<br />

bei 6%. Der Methode des Gelenkersatzes ist<br />

demnach eindeutig Vorrang zu geben (Dr. C.<br />

Rogmark von der Universität Malmö).<br />

(Hans H. Pässler)<br />

■<br />

NEWS<br />

Neuerscheinung der englischen Ausgabe<br />

im März 2003<br />

H. H. Paessler:<br />

New Techniques in Knee Surgery<br />

167S. Hardcover.<br />

EUR 99,95<br />

ISBN 3-7985-1387-2<br />

Neuerscheinung der chinesischen<br />

Ausgabe: Anfang 2004<br />

Neuerscheinung der spanischen Ausgabe<br />

im Januar 2004<br />

9


Kongress-Highlights<br />

19th Annual Summer Meeting<br />

American Orthopaedic Foot and Ankle Society<br />

(AOFAS)<br />

27. bis 29. Juni 2003 in Hilton Head, South Carolina<br />

Anlässlich des diesjährigen Kongresses der „American Orthopaedic Foot and Ankle<br />

Society“ (AOFAS) trafen sich etwa 450 Unfallchirurgen aus Amerika, Asien <strong>und</strong> Europa in<br />

Hilton Head, South Carolina. Der Anteil an ausländischen Teilnehmern war etwas geringer<br />

als sonst. Besonders aus Europa waren weniger Teilnehmer zu verzeichnen.<br />

Vorfußchirurgie: In-vitro-Experimente<br />

zur Weilosteotomie<br />

Der erste Sitzungsblock des Tages befasste sich<br />

mit der Vorfußchirurgie. Besonders interessant<br />

waren hier die In-vitro-Experimente zur Weilosteotomie.<br />

Es wurde festgestellt, dass die<br />

schräge Osteotomie im Vergleich sowohl zur<br />

parallelen Osteotomie als auch zur schrägen<br />

Osteotomie mit Entfernung eines kleinen Keils<br />

keine signifikanten Unterschiede bezüglich der<br />

Belastung ergibt. Es muss jedoch kritisch angemerkt<br />

werden, dass ein statisches „In-vitro“-<br />

Modell mit 700 Newton angewendet wurde.<br />

Ein dynamisches Modell würde eventuell andere<br />

Resultate erbringen, was u.a. auch durch<br />

den Schlusskommentar der Autoren unterstrichen<br />

wurde.<br />

Anwendung von resorbierbaren Stiften<br />

bei der Chevronosteotomie<br />

Ein Beitrag beschäftigte sich mit der Anwendung<br />

von resorbierbaren Stiften bei der Chevronosteotomie.<br />

Nach einer Studie von W. Kühnast<br />

traten bei 100 Patienten nur in drei Fällen<br />

Instabilitäten auf. Bei den Weilosteotomien<br />

kam es zu einer vermehrten Kallusbildung.<br />

Insgesamt waren 96% der Patienten mit dem<br />

chirurgischen Eingriff sehr zufrieden.<br />

10<br />

Fixierung mittels Platten bei<br />

proximaler, metatarsaler Osteotomie<br />

Ein weiterer Diskussionspunkt war die Fixierung<br />

mittels Platten bei proximaler, metatarsaler<br />

Osteotomie. Bei der Verwendung der Platten<br />

konnte eine sichere Heilung in 99% der<br />

Fälle nachgewiesen werden. Die Technik der<br />

Osteotomie stand hier im Mittelpunkt, während<br />

die Darstellung der postoperativen<br />

Ergebnisse nach der Behandlung der Metatarsalgie<br />

leider etwas zu kurz kam.<br />

Follow up zur Cheilektomie<br />

mit zusätzlicher Mikrofrakturierung<br />

Eine eigene Studie konnte in einem Nachuntersuchungszeitraum<br />

von fast drei Jahren aufzeigen,<br />

dass eine Cheilektomie mit zusätzlicher<br />

Mikrofrakturierung im Stadium II nach Outerbridge<br />

sehr gute Ergebnisse in 90% der Fälle<br />

erzielt. Jedoch sinkt der Erfolg im Stadium III<br />

auf 78%.<br />

Die Untersuchung von Michael Coughlin wies<br />

einen langfristigen Erfolg der Cheilektomie<br />

von nahezu 90% nach einem 9-Jahres-Follow<br />

up nach. Dies sind extrem gute Ergebnisse, die<br />

unserer Meinung nach jedoch im Mittel wohl<br />

nicht erreicht werden können.<br />

Vortrag von Prof. Thermann<br />

Schockwellentherapie bei<br />

Plantarfasciitis<br />

Eine weitere Sitzung des Symposiums fokussierte<br />

die Plantarfasciitis. Verschiedene Autoren<br />

stellten fest, dass die Anwendung von hochoder<br />

niedrig-energetischen Schockwellen nach<br />

anfänglicher Euphorie doch kritischer gesehen<br />

werden muss. Es fanden sich in neueren Studien<br />

keine guten Ergebnisse. Insgesamt wurde<br />

die Leistungsfähigkeit der Schockwellentherapie<br />

in diesem Sinne zusammengefasst: „Man<br />

kann es probieren, es verschlechtert auf keinen<br />

Fall.“<br />

Große Bedenken bestanden jedoch einhellig<br />

gegenüber der chirurgisch aufwändigen Durchtrennung<br />

der Plantarfascie. Hierbei kommt es<br />

zum Kollaps des Längsgewölbes mit Cuboidsyndrom<br />

sowie Instabilität, einer Trennung der<br />

lateralen Fußsäule <strong>und</strong> einem Versagen der<br />

„Windlass Mechanismen“.<br />

Untersuchung zur Reliabilität <strong>und</strong><br />

Validität von Scoring-Systemen<br />

Eine interessante Studie wurde von Judy<br />

Baumhaur vorgestellt. Sie untersuchte Reliabilität<br />

<strong>und</strong> Validität des in allen Studien verwendeten<br />

AOFAS-Clinical-Rating-Scale für den<br />

Hallux <strong>und</strong> den kleinen Zehen. Es zeigte sich,<br />

dass für Schmerzen <strong>und</strong> Aktivität nur eine sehr<br />

schwache Reliabilität <strong>und</strong> Validität besteht.<br />

Der AOFAS-Clinical-Rating-Scale sollte daher<br />

nicht – wie es bisher schon oft der Fall war –<br />

kritiklos eingesetzt werden. Dies wurde auch<br />

schon in anderen Studien gefordert. Deutlich<br />

besser hat hier der Foot-Function-Index abgeschnitten.


Stabilität von Sprunggelenksprothesen<br />

Ein weiteres Thema waren die Sprunggelenksprothesen.<br />

Eine sehr interessante Studie kam<br />

aus der Mayo-Clinic in Rochester, die sich experimentell<br />

mit der postoperativen Stabilität dieser<br />

Prothesen beschäftigte. An einem Kadavermodell<br />

konnte nachgewiesen werden, dass<br />

aufgr<strong>und</strong> des „Unconstrained-Designs“ die<br />

Stabilität im Vergleich zu normalen Sprunggelenken<br />

deutlich herabgesetzt ist. Dies trifft<br />

sowohl bei der postero-lateralen Innenrotation<br />

als auch bei der antero-posterioren <strong>und</strong> mediolateralen<br />

Translation bei 700 Newton in axialer<br />

Belastungsausrichtung zu. Für die klinische<br />

Anwendung sollte daher darüber nachgedacht<br />

werden, die Prothesen nicht „allzu locker“ einzubauen.<br />

Nach eigenen klinischen Erfahrungen<br />

<strong>und</strong> Angaben von erfahrenen Endoplastikern<br />

ist das Problem der Instabilität bei guter<br />

Implantation, falls die Rückfußachse normal<br />

wiederhergestellt ist, eigentlich nicht relevant.<br />

Internationales Symposium<br />

über Achillessehnenverletzungen<br />

Unter der Leitung von Hajo Thermann wurden<br />

verschiedene Themenbereiche der Achillessehnenruptur<br />

diskutiert, u.a. neue Techniken in<br />

der Akutversorgung, von Terry Saxby aus Neuseeland.<br />

H. Thermann referierte über Rekonstruktionen<br />

<strong>und</strong> den Behandlungsalgorithmus<br />

nach Komplikationen.<br />

Hypermobilität<br />

in der Ätiologie des Hallux valgus<br />

Über die Rolle der Hypermobilität des ersten<br />

Strahls in der Ätiologie des Hallux valgus wurde<br />

eine Minidebatte geführt. Für diese Ätiologie<br />

sprach K. Klaue, dagegen M. Coughlin.<br />

In Diskussionen sowie in der jeweiligen Argumentation<br />

der Redner stellte sich jedoch heraus,<br />

dass die Hypermobilität ein sehr seltenes<br />

Ereignis ist. Die Analyse aller wissenschaftlichen<br />

Daten konnte im Experiment dieses<br />

Phänomen nicht beweisen. Eine Instabilität<br />

besteht wohl eher in der Frontalebene als in<br />

der Transversalebene. Dies bezieht sich auf<br />

große intermetatarsale Winkel, die ähnlich wie<br />

bei der Varus- oder Valgusarthrose im Kniegelenk<br />

zu einem Auslockern der entsprechenden<br />

Strukturen führen.<br />

Epidemiologische Arbeit<br />

zum Hallux rigidus<br />

Im Hinblick auf den Hallux rigidus konnte<br />

innerhalb einer epidemiologischen Arbeit festgestellt<br />

werden, dass weibliche Patienten mit<br />

einer familiären Anamnese eines Traumas<br />

sowie einer Chevronosteotomie signifikant<br />

häufiger zu einem Hallux rigidus tendieren.<br />

Diabetische Folgezustände im Fuß<strong>und</strong><br />

Sprunggelenksbereich<br />

Ein letzter, sehr interessanter Block thematisierte<br />

die Behandlung diabetischer Folgezustände<br />

im Fuß- <strong>und</strong> Sprunggelenksbereich.<br />

Mittels verschiedener Techniken wie Arthrodesen<br />

oder Nagelungen bei Charcotfüßen <strong>und</strong><br />

Sprunggelenken konnte nachgewiesen werden,<br />

dass bei entsprechender Erfahrung mit<br />

einer chirurgischen Stabilisierung auch im<br />

Falle des Charcotfußes gute Erfolge erzielt werden<br />

können.<br />

Insgesamt zeigte sich wieder ein sehr hohes<br />

wissenschaftliches Niveau der Veranstaltung,<br />

wobei die Beiträge aus Europa <strong>und</strong> Asien eine<br />

wichtige Rolle spielten.<br />

(Hajo Thermann)<br />

■<br />

NEWS<br />

Neue Techniken –<br />

<strong>Fußchirurgie</strong><br />

von Hajo Thermann<br />

Ein erfahrener Fußspezialist beschreibt<br />

spezielle operative Eingriffe am Fuß, wie z.B.<br />

• Rekonstruktion von Achillessehnenverletzungen<br />

<strong>und</strong> -schäden<br />

• Besondere Techniken der Vorfußchirurgie<br />

• Arthroskopie des Fußes <strong>und</strong> der<br />

Sprunggelenke<br />

• Techniken der Calcaneusosteotomien bei<br />

Hohl- <strong>und</strong> Plattfüßen<br />

• Tipps <strong>und</strong> Tricks bei der OSG-Endoprothetik<br />

Eine OP-Anleitung, die in ihrem systematischen<br />

Aufbau <strong>und</strong> den im Operationssaal<br />

erstellten Zeichnungen jeden Eingriff nachvollziehbar<br />

macht <strong>und</strong> Empfehlungen aus<br />

erster Hand enthält.<br />

Ein wichtiges Instrument für alle Unfallchirurgen<br />

<strong>und</strong> alle operativ tätigen<br />

Orthopäden.<br />

Ein Arbeitsbuch „aus der Praxis – für die<br />

Praxis“<br />

erscheint im Frühjahr 2004<br />

ca. 160 Seiten mit ca. 180 Farbabbildungen,<br />

geb<strong>und</strong>en.<br />

Preis: EUR 89,95; sFr 139,50<br />

ISBN 3-7985-1434-8<br />

11


Kongress-Highlights<br />

ISAKOS Kongress<br />

7. bis 14. März 2003 in Auckland / Neuseeland<br />

Die „International Society for Knee Surgery, Arthroscopy and Orthopedic Sports<br />

Medicine” (ISAKOS), hielt ihren diesjährigen Kongress im fernen, aber w<strong>und</strong>erschönen<br />

Auckland ab. Der ISAKOS-Kongress gilt allgemein als einer der weltweit besten auf diesem<br />

Spezialgebiet. Auch in Auckland kamen hochinteressante Studienergebnisse zur<br />

Sprache – hier eine kurze Auswahl der Highlights:<br />

Top-Athleten haben ein erhöhtes<br />

Risiko für Bandscheibenprobleme<br />

Baranto von der Universität Göteborg in<br />

Schweden <strong>und</strong> seine Mitarbeiter fanden mittels<br />

MRT-Untersuchung heraus, dass 92% der<br />

Athleten aus den Disziplinen Gewichtheben,<br />

Ringen, Eishockey usw. Zeichen einer Bandscheibendegeneration<br />

aufwiesen.<br />

Bei Nichtathleten fanden sich im Vergleich<br />

dazu nur 48% mit entsprechenden Schädigungen.<br />

Die häufigsten Bandscheibenschäden fanden<br />

sich im Bereich des thorakolumbalen <strong>und</strong><br />

des lumbosacralen Übergangs.<br />

Wenig Komplikationen nach<br />

perkutaner Achillessehnennaht<br />

Kreptek <strong>und</strong> Mitarbeiter aus Maribor in Slowenien<br />

berichteten über die Ergebnisse einer<br />

perkutanen Achillessehnen-Nahttechnik (132<br />

Patienten) <strong>und</strong> verglichen diese mit den Ergebnissen<br />

eines Nachbarkrankenhauses, in dem<br />

die offene konventionelle Naht vorgenommen<br />

wurde. Beide Gruppen erhielten eine postoperative<br />

Immobilisation mit Gips für 6 Wochen.<br />

Sowohl die Rerupturrate als auch die Rate<br />

anderer Komplikationen war signifikant höher<br />

in der offenen Gruppe. Auch die Sehnendicke<br />

war in der offenen Gruppe signifikant größer<br />

als in der perkutanen Gruppe. Weiterhin hatte<br />

die offene Gruppe mehr Verlust an Sprunggelenksbeweglichkeit<br />

gegenüber der perkutanen<br />

Gruppe. Lediglich die Rate der Nervus suralis-Irritationen<br />

war in der perkutanen Gruppe<br />

mit 4,5% höher als in der offenen Gruppe mit<br />

2,8%.<br />

12<br />

Mehrzahl der Patienten profitiert von<br />

Meniskusrefixation<br />

Peter Myers aus Brisbane, Australien, berichtete<br />

über 288 Meniskusrefixationen mit lediglich<br />

10 Versagern. Dies muss wohl auf die sehr<br />

strikte Indikation für nur gut zu reparierende<br />

Menisken zurückzuführen sein.<br />

Vordere Kreuzbandverletzungen treten<br />

gehäuft in Familien auf<br />

Peter Fowler, London Ontario (Kanada), <strong>und</strong><br />

Mitarbeiter berichteten über eine Studie, in der<br />

sie die Daten von 130 operierten Vorderen-<br />

Kreuzband-Patienten mit 130 „matched” Patienten<br />

verglichen, die keine vordere Kreuzbandverletzung<br />

in der Anamnese hatten.<br />

VKB-Verletzungen kamen doppelt so häufig in<br />

der Gruppe vor, die in der Familie eine weitere<br />

VKB-Verletzung aufzuweisen hatte, als in jener,<br />

die keine VKB-Verletzung aufwies. Daher wird<br />

eine familiäre Disposition für VKB-Verletzungen<br />

postuliert.<br />

Arthroskopische Chirurgie für Patellatendinitis<br />

effektiv über 10 Jahre<br />

David Johnson aus Bristol, England, präsentierte<br />

10-Jahres-Ergebnisse bei 73 Patienten mit chronischer<br />

Patellatendinitis bzw. so genanntem<br />

Jumpers Knee. Die operative Behandlung erfolgte<br />

arthroskopisch mit Exzision eines 5 mm<br />

großen Anteils der Spitze des unteren Patellapols,<br />

um den Kompressionsstress auf die<br />

Patellarsehne zu reduzieren. Weitere operative<br />

Maßnahmen erfolgten nicht. Mit 94 % lagen<br />

die Erfolge wesentlich höher als andere chirur-<br />

Auckland, Ansicht vom Hafen aus<br />

R. Jakob, Fribourg,<br />

M. Cohen, Sao Paulo,<br />

Freddie Fu, Pittsburgh,<br />

H. Pässler, Heidelberg<br />

gische Maßnahmen gemäß der Literatur. Komplikationen<br />

seien bei dieser arthroskopischen<br />

Kompression des Patella-Unterpols nicht aufgetreten.<br />

Regeneration der Semitendinosussehnen<br />

nach Entnahme für Kreuzbandrekonstruktion<br />

tierexperimentell<br />

nachgewiesen<br />

Mark D. Miller, Universität Virginia in Charlottesville,<br />

USA, konnte mit seinem Team am<br />

Kaninchen nachweisen, dass 9 bis 12 Monate<br />

nach Entnahme der Semitendinosussehne eine<br />

Neo-Sehne nachgewachsen war, die alle<br />

Charakteristika einer normalen Sehne aufwies.<br />

Dieses Phänomen nannten die Autoren das<br />

„Echsenschwanzphänomen”.<br />

(Hans H. Pässler)<br />


G. Puddu, Rom <strong>und</strong><br />

E. Eriksson, Stockholm<br />

EFORT 2003<br />

NEWS<br />

Highlights des Kongresses in Helsinki vom 4. bis 6. Juni 2003<br />

Der sechste Kongress der EFORT, „European Federation of National Associations of<br />

Orthopaedics and Traumatology“, fand im Juni 2003 im Helsinki Fair Centre in Helsinki,<br />

Finnland, statt. Dieser Kongress ist einer der größten Orthopädenkongresse europaweit.<br />

Ein Highlight lag in diesem Jahr auf dem Gebiet der Knieendoprothetik. Besonders<br />

auffallend war die große Anzahl der vorgestellten Studien über die unikondyläre<br />

Endoprothetik, was das allgemein große <strong>und</strong> ständig wachsende Interesse an diesem<br />

Themengebiet widerspiegelt.<br />

Unikondylärer Oberflächenersatz<br />

bei Kniegonarthrose<br />

„Unicompartmental Knee replacement“<br />

D.W. Murray, Oxford, UK.<br />

Eine Oxforder Arbeitsgruppe um D.W. Murray<br />

zeigte im Rahmen ihrer Studie, dass der unikondyläre<br />

Oberflächenersatz eine effektive<br />

Behandlungsmethode bei der unikompartimentellen<br />

Kniegonarthrose darstellt.<br />

Murray et al. stellten fest, dass bei einer klaren<br />

Indikationsstellung, passenden Implantaten<br />

<strong>und</strong> einer adäquaten Implantationstechnik die<br />

Kurzzeitergebnisse der unikondylären Prothesen<br />

besser sind als die nach einem totalen<br />

Oberflächenersatz oder nach einer Umstellungsosteotomie.<br />

Da des Weiteren mit mindestens<br />

ebenso guten Langzeitergebnissen wie<br />

nach einem totalen Oberflächenersatz oder<br />

nach einer Umstellungsosteotomie zu rechnen<br />

ist, stellen die unikondylären Prothesen bei gegebener<br />

Indikation die derzeit beste Behandlungsmethode<br />

dar.<br />

Keine besseren Ergebnisse mittels<br />

Computernavigation<br />

„A Comparison Of Unicompartmental Knee<br />

Arthroplasty And TKA Computer Assisted“<br />

N. Confalonieri, Italy.<br />

Da seit einiger Zeit die computernavigierte<br />

Implantation von Knieendoprothesen kontrovers<br />

diskutiert wird, verglichen N. Confalonieri<br />

et al. die Implantation von jeweils 60 unikon-<br />

dylären Prothesen in computerfreier Implantationsweise<br />

<strong>und</strong> 60 trikompartimentellen Knieendoprothesen<br />

in computerunterstützter Vorgehensweise.<br />

Bei einem vergleichbaren Alter<br />

<strong>und</strong> Aktivitätsniveau waren die postoperativen<br />

Ergebnisse bezüglich der Achsausrichtung<br />

innerhalb der computernavigierten Gruppe<br />

zwar exzellent. Andererseits wies die Arbeitsgruppe<br />

jedoch nach, dass die Ergebnisse<br />

bezüglich Schmerz, Beweglichkeit <strong>und</strong> Gangbild<br />

innerhalb der unikondylären Gruppe besser<br />

waren.<br />

Multizentrische Ergebnisse nach<br />

Implantation einer unikondylären<br />

Knieendoprothese<br />

„Results Of A Prospective Multi-Centre Study<br />

After Unicondylar Knee Arthroplasty Using<br />

Minimally Invasive Surgical Technique<br />

According To Repicci “<br />

S. Fuchs, H. Thermann, Münster/Heidelberg,<br />

Germany.<br />

In einer weiteren Studie stellten Sabine Fuchs,<br />

H. Thermann <strong>und</strong> Mitarbeiter ihre multizentrisch<br />

erhobenen Ergebnisse nach minimalinvasiver<br />

unikondylärer Knieendoprothetik vor.<br />

Insgesamt wurden innerhalb dieser prospektiven<br />

Studie 420 Patienten mit einem Durchschnittsalter<br />

von 66 Jahren erfasst, die im Zeitraum<br />

von 1997 bis 2001 mit einer Repicci-<br />

Schlittenprothese operativ versorgt wurden.<br />

Nach einem durchschnittlichen Follow-up von<br />

32 Wochen wurde bei allen Patienten ein knie-<br />

➔<br />

13


Kongress-Highlights<br />

spezifischer Fragebogen (KSS-Score) eingesetzt,<br />

der anschließend mit dem Body-Mass-<br />

Index (BMI) <strong>und</strong> dem postoperativen Schmerz<br />

korreliert wurde. Ferner wurde die Lage der<br />

Komponenten mittels einer speziellen Bewertung<br />

nach Ahlbeck radiologisch evaluiert.<br />

Insgesamt wurden in dieser Studie sehr gute<br />

Ergebnisse nach minimalinvasiver unikondylärer<br />

Knieendoprothetik mittels einer Repicci-<br />

Schlittenprothese festgestellt. Der KSS-Score<br />

verbesserte sich postoperativ um durchschnittlich<br />

73 Punkte. Mehr als 86% der Patienten<br />

zeigten sich mit der gewählten Behandlungsmethode<br />

zufrieden. Der Korrelationskoeffizient<br />

zwischen BMI <strong>und</strong> allen anderen evaluierten<br />

Parametern war signifikant. Daraus folgt, dass<br />

der BMI einen sehr großen Einfluss auf das<br />

postoperative Outcome hat.<br />

„Oxford Unicompartmental Knee<br />

Arthroplasty Using A Minimally<br />

Invasive Surgical Technique –<br />

A Prospective Multi-Centre Study“<br />

H. Pandir, J.G. Goodfellow, D.W. Murray et al.,<br />

Holland-UK.<br />

Bei einer weiteren multizentrischen Studie<br />

erzielte die Arbeitsgruppe um H. Pandir, J.G.<br />

Goodfellow <strong>und</strong> D.W. Murray ähnlich gute<br />

Ergebnisse infolge minimalinvasiver unikondylärer<br />

Knieendoprothetik mittels der unikompartimentellen<br />

Oxford-Endoprothese. Insgesamt<br />

wurden in dieser prospektiven Studie 210<br />

Patienten mit einem Durchschnittsalter von<br />

66,8 Jahren erfasst <strong>und</strong> im Durchschnitt 2<br />

Jahre postoperativ getestet. Die durchschnittliche<br />

Überlebensrate der Prothese betrug zwei<br />

Jahre postoperativ über 98%. Bei der Auswertung<br />

des KSS-Scores konnten bei mehr als<br />

83% der Patienten gute oder exzellente Ergebnisse<br />

evaluiert werden.<br />

14<br />

„Unicompartmental Knee Arthroplasty<br />

in Jorvi Hospital, 1990-2000.<br />

3-12 Year Results Of Oxford Knee II“<br />

J. Salmenkivi et al., Espoo, Finnland.<br />

Die hohe Überlebensrate der unikompartimen-<br />

tellen Oxford-Endoprothese, die durch die Multi-<br />

zenterstudie nachgewiesen wurde, konnte<br />

mittels einer finnischen Einzelstudie um J.<br />

Salmenkivi et al. bestätigt werden. Bei insgesamt<br />

46 minimalinvasiv implantierten unikompartimentellen<br />

Oxford-Endoprothesen konnte 5<br />

Jahre postoperativ eine Überlebensrate der<br />

Prothesen von 90,5% <strong>und</strong> 8 Jahre postoperativ<br />

eine Überlebensrate von immerhin noch 87,6%<br />

ermittelt werden.<br />

„Medium Term Results Of Link Endo<br />

Unicompartmental Knee Arthroplasty.<br />

An Average Of 7 Years Follow-Up With<br />

Survivorship Analysis“<br />

R. Vadivelu, Rugby, UK.<br />

Wie D.W. Murray betont, konnten bei diesem<br />

Meeting, bei gegebener Indikation <strong>und</strong> Implantationstechnik,<br />

auch weitere unikondyläre<br />

Prothesensysteme gute Ergebnisse aufzeigen.<br />

So wies die britische Arbeitsgruppe um R. Vadivelu<br />

mit einem 7-Jahre-Follow-up (1-12 Jahre)<br />

nach der Implantation einer unikondylären<br />

Link-Prothese (Endo Modell) exzellente klinische,<br />

funktionelle <strong>und</strong> radiologische Ergebnisse<br />

nach. Nach 7 Jahren mussten nur zwei


von 46 Kniegelenken infolge fortschreitender<br />

Gonarthrose revidiert werden. 7 Jahre postoperativ<br />

war ein signifikanter funktioneller<br />

Fortschritt festzustellen. Gleichermaßen waren<br />

signifikante Verbesserungen bezüglich<br />

Schmerz <strong>und</strong> subjektiver Patientenzufriedenheit<br />

zu beobachten (p< 0,0001). Wie schon<br />

betont, wurden innerhalb dieser Studie auch<br />

radiologisch exzellente Ergebnisse beobachtet.<br />

Bei keinem Patienten war eine Implantatlockerung<br />

radiologisch feststellbar.<br />

Kontrovers diskutiert wurde bei diesem<br />

Meeting, ob im Zuge der Implantation einer<br />

totalen Knieendoprothese ein Oberflächenersatz<br />

der Patellarscheibe durchgeführt werden<br />

müsse oder nicht.<br />

Keine Schmerzreduktion<br />

oder sonstige Verbesserung durch<br />

retropatellaren Oberflächenersatz<br />

„Five Year Results Of Selective Patellar<br />

Resurfacing In Cruciate Sparing Total Knee<br />

Replacements “<br />

Amit N. Misra et al., UK.<br />

A.N. Misra et al. verglichen bei einem Patientenkollektiv<br />

von 105 Patienten 48 totale Knieendoprothesen<br />

mit einem patellaren Oberflächenersatz<br />

<strong>und</strong> 57 ohne einen patellaren Oberflächenersatz<br />

in einem 57-Monate-Follow-up.<br />

Postoperativ konnte die Arbeitsgruppe keinen<br />

Unterschied zwischen beiden Patientenkollektiven<br />

bezüglich HSS-Score, Schmerz, Funktion,<br />

Beweglichkeit <strong>und</strong> patello-femoraler Sympto-<br />

H. Thermann <strong>und</strong><br />

J. Springer im OP<br />

(v. l.)<br />

matik feststellen. Die Ergebnisse legen nahe,<br />

dass ein patellarer Oberflächenersatz nicht zu<br />

einer Verbesserung des postoperativen vorderen<br />

Knieschmerzes führt <strong>und</strong> deshalb bei den<br />

derzeitigen TKA-Typen nur bei extrem selektiver<br />

<strong>und</strong> akribischer Implantationstechnik durchgeführt<br />

werden sollte.<br />

„Total Knee Arthroplasty With<br />

Patella Replacement Or Resectionarthroplasty<br />

Of The Patella“<br />

K. Schmidt, Bochum, Germany.<br />

Zu ähnlichen Ergebnissen gelangte auch die<br />

deutsche Arbeitsgruppe um K. Schmidt et al.<br />

von der Ruhr-Universität in Bochum. 50 totale<br />

Knieendoprothesen vom Typ PFC-∑ mit einem<br />

patellaren Oberflächenersatz wurden mit 50<br />

Knieendoprothesen desselben Typs ohne einen<br />

patellaren Oberflächenersatz erst 3 <strong>und</strong> dann<br />

18 Monate postoperativ verglichen. Zu keinem<br />

postoperativen Zeitpunkt konnte die Arbeitsgruppe<br />

einen Unterschied zwischen beiden<br />

Patientenkollektiven bezüglich HSS-Score <strong>und</strong><br />

Schmerz feststellen. Lediglich bezüglich Kraft<br />

<strong>und</strong> Stabilität war die Gruppe mit einem patellaren<br />

Oberflächenersatz postoperativ leicht<br />

besser, jedoch nicht signifikant. Auch diese<br />

Arbeitsgruppe schloss aus ihren Ergebnissen,<br />

dass ein patellarer Oberflächenersatz nicht zu<br />

einer Verbesserung des postoperativen vorderen<br />

Knieschmerzes führt.<br />

NEWS<br />

„Patellar Replacement In Total<br />

Knee Arthroplasty. A Meta-Analysis“<br />

R.S. Nizard et al.<br />

Eine zu dieser Problematik von R.S. Nizard et al.<br />

durchgeführte Metaanalyse ergab, dass nur 10<br />

von insgesamt 21 Studien prospektiv randomisiert<br />

waren. Innerhalb der 21 Studien wurden 16<br />

verschiedene Prothesentypen mit unterschiedlichen<br />

Designs verwendet. Letztendlich wurden<br />

nur die 10 prospektiven Studien innerhalb<br />

dieser Metaanalyse evaluiert. Hierbei zeigte<br />

sich, dass ein patellarer Oberflächenersatz nicht<br />

zu einer Verbesserung des postoperativen vorderen<br />

Knieschmerzes führt, die Chance einer<br />

erfolgreichen Revisionsoperation jedoch verringert.<br />

Dennoch müssen die Ergebnisse vorsichtig<br />

interpretiert werden, da die verschiedenen<br />

Studien aufgr<strong>und</strong> ihres unterschiedlichen<br />

Studiendesigns nur schlecht vergleichbar sind.<br />

„Patellar Component Stability<br />

Improves With Pulsatile Lavage<br />

In Total Knee Arthroplasty “<br />

R.J. Weiss, Heidelberg, Germany.<br />

Sollte dennoch ein patellarer Oberflächenersatz<br />

durchgeführt werden, ist es sinnvoll, vor<br />

der Implantation eine Jet-Lavage durchzuführen.<br />

Dies dokumentierte eine Arbeitsgruppe<br />

der Heidelberger Universität. Die Gruppe um<br />

R.J.Weiss zeigte anhand von Kadaverknien, dass<br />

durch die Säuberung des patellaren Bettes mit<br />

Hilfe einer Jet-Lavage vor der endgültigen Zementierung<br />

die Stabilität zwischen Knochenbett<br />

<strong>und</strong> Polyäthylen signifikant erhöht wird.<br />

(Hajo Thermann, Jan Springer)<br />

■<br />

15


Kongress-Highlights<br />

2. Europäischer Kongress<br />

der Sporttraumatologie<br />

1. bis 3. Mai 2003 in Monte Carlo<br />

Vom 1. bis 3. Mai diesen Jahres fand der 2. Europäische Kongress der Sporttraumatologie<br />

in Monte Carlo statt. Dieser Kongress wurde von der „French<br />

Society of Sports Traumatology“ (SFTS) <strong>und</strong> der „European Federation of<br />

Sports Traumatology“ (EFOST) bestens organisiert <strong>und</strong> geleitet. Die gesamte<br />

Veranstaltung stand unter der Schirmherrschaft von Prinz Albert von<br />

Monaco. Der sportbegeisterte Monarch verfolgte weite Teile des Kongresses<br />

mit großem Interesse.<br />

Bei der Auswahl der Vorträge <strong>und</strong> der Posterausstellung<br />

arbeitete das Organisationskomitee<br />

eng mit den bedeutendsten internationalen<br />

Organisationen einschließlich der EFORT,<br />

der ESSKA, der AAOS <strong>und</strong> der ISAKOS zusammen.<br />

Die Teilnehmer des Kongresses kamen<br />

aus allen europäischen Ländern sowie aus den<br />

USA <strong>und</strong> Asien. Das wissenschaftliche Niveau<br />

war außerordentlich hoch.<br />

Die Pathologie des<br />

vorderen Kreuzbandes<br />

Rehabilitation der Kreuzbandverletzung<br />

Besonders interessant gestalteten sich die<br />

zwei Symposien über die Pathologie des vorderen<br />

Kreuzbandes. Neben der Vorstellung von<br />

operativen Techniken, biomechanischen <strong>und</strong><br />

histologischen Untersuchungen fand die Rehabilitation<br />

der Kreuzbandverletzung besondere<br />

Berücksichtigung. Eine Studie von S. Feil et al.<br />

konnte zeigen, dass die aktive Bewegungsschiene<br />

CAMOPED® eine sinnvolle Ergänzung<br />

des üblichen Rehabilitationsprogramms nach<br />

VKB-Rekonstruktion darstellt. Der Einsatz dieses<br />

„Bettfahrrads“ führt nach 4-wöchigem<br />

Gebrauch zu signifikanten Verbesserungen der<br />

Muskelkraft <strong>und</strong> der Koordination.<br />

16<br />

Prinz Albert im Gespräch mit<br />

Vorstandsmitgliedern der EFOST<br />

Patellarsehne oder Hamstringsehne als<br />

Transplantat?<br />

Ein weiterer bedeutender Diskussionspunkt<br />

war die Frage nach der Wahl des Transplantates:<br />

Patellarsehne oder Hamstringsehne?<br />

Mehrere prospektive Studien zu Transplantatvergleichen<br />

wurden präsentiert. Diese zeigten<br />

jedoch anhand von funktionellen <strong>und</strong> klinischen<br />

Ergebnissen zumeist keinen Unterschied<br />

im objektiven postoperativen Outcome.<br />

Dennoch zeichnete sich in dieser Frage eine<br />

Trendwende ab: Erstmals beantwortete das<br />

Fachpublikum die Frage, welches Transplantat<br />

sie bevorzugen würden, zu 80% pro Hamstrings.<br />

Eine sehr interessante experimentelle Studie<br />

innerhalb dieser Session von J.M. Parisaux<br />

konnte 22 Monate postoperativ signifikante<br />

isokinetische Kraftdefizite der Kniebeugemuskulatur<br />

nach Rekonstruktion des vorderen<br />

Kreuzbandes mittels der Hamstrings bei erst<br />

über 80° Beugung feststellen. Dieser Aspekt<br />

kann bei der Entscheidung zur Wiederaufnahme<br />

von bestimmten Sportarten große Bedeutung<br />

haben.<br />

Langzeitergebnisse<br />

nach Mikrofrakturierung<br />

Ein weiteres Highlight war das Knorpelsymposium.<br />

Neben neuesten Ergebnissen <strong>und</strong><br />

Techniken bezüglich der Chondrozytenimplantation,<br />

stellten W. Rodkey <strong>und</strong> R. Steadman ihre<br />

Langzeitergebnisse nach Mikrofrakturierung<br />

am Kniegelenk vor. Es zeigte sich bei einem<br />

durchschnittlichen Follow-up von 11,3 Jahren,<br />

dass sowohl Breiten- als auch Leistungssportler<br />

sich bezüglich individueller Zufriedenheit<br />

<strong>und</strong> funktioneller objektiver Ergebnisse signifikant<br />

verbessern konnten.<br />

Nicht nur das Kniegelenk wurde bei diesem<br />

Kongress beleuchtet. Auch Verletzungen an<br />

den oberen Extremitäten, insbesondere an<br />

Schulter <strong>und</strong> Ellenbogen, sowie am oberen <strong>und</strong><br />

unteren Sprunggelenk wurden eingehend<br />

behandelt.<br />

Insgesamt war der 2. Europäische Kongress der<br />

Sporttraumatologie sehr spannend, aufschlussreich<br />

<strong>und</strong>, von der mediterranen Lebensart des<br />

Veranstaltungsortes beeinflusst, auch sehr<br />

kurzweilig.<br />

(Jan Springer)


Current Concept<br />

Joint Replacement-Symposium<br />

Dezember 2002 in Orlando, Florida<br />

Die Behandlung der<br />

beginnenden Kniearthrose<br />

Medikamentöse Therapie:<br />

Die erste Sitzung des Symposiums beschäftigte<br />

sich mit der Therapie von Kniegonarthrosen<br />

im Anfangsstadium. David Hungerford aus<br />

Baltimore, ein ausgewiesener Experte in der<br />

konservativen Therapie, präsentierte überraschende<br />

Ergebnisse einer Literaturanalyse: In<br />

seinen Ausführungen wies er nach, dass die<br />

nicht-steroidalen Antiphlogistika nach den<br />

bedeutenden epidemiologischen Studien<br />

mehr Schaden als Nutzen bewirken. Diesen<br />

Studien zufolge sterben mehr Patienten im<br />

Verlauf von gastrointestinalen Komplikationen<br />

bei nicht-steroidalen Antiphlogistika als an postoperativen<br />

Komplikationen nach der Implantation<br />

einer Knieendoprothese. Auch nach den<br />

Ergebnissen von randomisierten Doppelblindstudien<br />

ist der therapeutische Effekt der nichtsteroidalen<br />

Antiphlogistika weniger überzeugend<br />

als bisher angenommen.<br />

Neben den schon bekannten guten experimentellen<br />

Ergebnissen konnten die Chondroinsulfate<br />

auch in der Zusammenfassung der neuesten<br />

Studien von 2002 überraschend gut<br />

abschneiden. Daher sollte bei der frühzeitigen<br />

Behandlung der Arthrose, besonders nach<br />

arthroskopischen Eingriffen, über eine 1- bis 3monatige<br />

Gabe von Chondroinsulfaten nachgedacht<br />

werden.<br />

Arthroskopie:<br />

Ein zentraler Diskussionspunkt, der zugleich<br />

auch durch die nicht-medizinische Presse<br />

fokussiert wurde, war die Rolle von arthroskopischen<br />

Eingriffen bei beginnender Kniegonarthrose<br />

– besonders, nachdem Moseley et al.<br />

NEWS<br />

Das Current Concept Joint Replacement-Symposium fand im Winter 2002 in Orlando,<br />

Florida, statt <strong>und</strong> war mit über 800 Teilnehmern recht gut besucht. Erfreulich war die<br />

rege Beteiligung aus Europa <strong>und</strong> auch aus Deutschland.<br />

diese im New England Journal of Medicine als<br />

„Sham-Operation“ bezeichnet <strong>und</strong> als völlig<br />

überflüssig dargestellt hatte. Norman Scott<br />

hat jedoch an dieser Arbeit sowohl erhebliche<br />

statistische Mängel als auch Fehler im Studiendesign<br />

festgestellt. Daher können die Ergebnisse<br />

von Moseley nicht in dieser Form übernommen<br />

werden.<br />

Im Gegensatz zur genannten Arbeit von<br />

Moseley existiert eine Reihe von Studien, die<br />

einen positiven Effekt sowohl durch die Spülung<br />

als auch durch die Entfernung von lockerem<br />

Knorpelgewebe bei 60 bis 70% der Patienten<br />

nach 3 bis 4 Jahren nachweisen.<br />

Daher konnte die Frage nach dem Nutzen der<br />

arthroskopischen Eingriffe eindeutig mit nutzbringend<br />

<strong>und</strong> hilfreich beantwortet werden.<br />

Autologe<br />

Chondrozytentransplantation (ACT)<br />

Bei der autologen Chondrozytentransplantation<br />

zeigt sich immer deutlicher die zunehmende<br />

Routine bezüglich der operativen Techniken.<br />

Die positiven Ergebnisse dieser Technik wurden<br />

von Lars Peterson hinreichend dokumentiert.<br />

Sicherlich sind von der Matrix-induzierten<br />

Chondrozytentransplantation, die sich aufgr<strong>und</strong><br />

der hohen Kosten erst langsam etabliert, in<br />

Zukunft noch bessere Ergebnisse zu erwarten.<br />

Dies betrifft vor allem die technisch schwierigen<br />

Transplantationen in kleineren Gelenken.<br />

Umstellungsosteotomien:<br />

Da keine Studie einen überragenden Effekt in<br />

Folge einer Umstellungsosteotomie (HTO)<br />

nachweisen konnte, wird die Bedeutung der<br />

Umstellung in der Indikation jetzt enger gesehen.<br />

Im Mittel liegen die langfristig guten<br />

➔<br />

17


Kongress-Highlights<br />

Ergebnisse zwischen 50 <strong>und</strong> 70%. Durch die<br />

Revitalisierung der unikondylären Schlittenprothesen<br />

ist ein Teil der Klientel der HTO,<br />

insbesondere ältere Patienten, ins Lager der<br />

unikondylären Prothesen gewechselt.<br />

Die HTO hat jedoch weiterhin ihre Bedeutung<br />

bei jungen Menschen mit dritt- bis viertgradigem<br />

Knorpelschaden <strong>und</strong> einer bestehenden<br />

Beinachsenfehlstellung, vor allem nach Meniskektomie.<br />

Dabei sind die Ergebnisse bei der<br />

Varusgonarthrose deutlich besser als bei der<br />

Valgusgonarthrose.<br />

Unikondyläre Prothetik:<br />

Deutliche Unterschiede zwischen den<br />

USA <strong>und</strong> Europa<br />

Die Rolle der unikondylären Prothesen wird in<br />

den USA gerade von den „älteren“ Protagonisten<br />

eher gespalten betrachtet. Scott aus<br />

Harvard möchte die Indikation noch enger umschrieben<br />

<strong>und</strong> nicht minimalinvasiv implantiert<br />

sehen. Insgesamt jedoch überrascht die<br />

Diskussion in den USA hinsichtlich der unikondylären<br />

Endoprothetik versus der totalen<br />

Knieendoprothese. Im Gegensatz zur Haltung<br />

in Europa wird der Gewinn für den Patienten<br />

bei der amerikanischen Sichtweise vernachlässigt.<br />

Vielmehr werden die Gefahren <strong>und</strong> chirurgischen<br />

Komplikationen durch die minimalinvasive<br />

Technik fokussiert, die anspruchsvoller<br />

ist als die offene Technik. Vor dem Hintergr<strong>und</strong>,<br />

dass die unikondyläre Endoprothese eine eigene<br />

Identität hinsichtlich des „Balancierens“ der<br />

Weichteile <strong>und</strong> der Beinachsenstellungen<br />

besitzt, ist die Diskussion mehr als verständlich.<br />

Insbesondere, wenn man bedenkt, dass<br />

60% aller Implantationen in den USA von Orthopäden<br />

<strong>und</strong> Chirurgen durchgeführt werden, die<br />

weniger als 20 Prothesen im Jahr einbringen.<br />

Daher wird die fachliche Expertise gerade für<br />

diese technisch anspruchsvolle Implantation<br />

bewusst gefordert – auch, um einer breiten,<br />

jedoch unkritischen Anwendung entgegenzuwirken.<br />

18<br />

Als enttäuschend erwies sich, dass gerade bei<br />

ausgewiesenen Prothetikspezialisten die eigenen<br />

technischen Probleme im Mittelpunkt<br />

standen, während der Gewinn für den Patienten<br />

kaum Berücksichtigung fand, z.B. der Erhalt<br />

des vorderen Kreuzbandes mit einer normalen<br />

Kniekinematik, die frühere Rehabilitation oder<br />

auch ein hohes sportlich-funktionelles Anforderungsprofil.<br />

Wahrscheinlich spielt in den USA die Tatsache,<br />

dass 30% der Patienten im entsprechenden<br />

Prothesenalter massives Übergewicht haben<br />

<strong>und</strong>/oder sportlich wenig ambitioniert sind,<br />

eine große Rolle bei der Prothesenauswahl. Im<br />

Unterschied dazu haben europäische Patienten<br />

derselben Alterskategorie, die vor einer endoprothetischen<br />

Versorgung stehen, ein deutlich<br />

höheres Aktivitätsniveau.<br />

Unispacer<br />

Von seinem Inaugurator, R. Hallock aus Philadelphia,<br />

wurde der minimalinvasive Eingriff bei<br />

beginnender Kniegonarthrose mittels des so<br />

genannten „Unispacer“ vorgestellt, ein Eingriff,<br />

der auch in der Laienpresse bekannt gemacht<br />

wurde. Hallocks Studie, die er als „learningcurve-Studie“<br />

bezeichnet, umfasst 60 Patienten.<br />

Bis zum Zeitpunkt des Votrags waren 5 Dislokationen<br />

aufgetreten, die sich wohl in der<br />

mangelnden Erfahrung hinsichtlich der Wahl<br />

der Spacergröße begründeten. Aufgr<strong>und</strong> der<br />

hohen Komplikationsrate <strong>und</strong> des noch schwer<br />

definierbaren Gewinns durch die Unispacer<br />

stieß die Präsentation von Hallock auf erhebliche<br />

Kritik. R. Hallock machte jedoch deutlich,<br />

dass für die Anwendung dieser „Vorprothese“<br />

die Patientenselektion extrem ausführlich <strong>und</strong><br />

genau sein muss, um befriedigende Ergebnisse<br />

zu erhalten. Zudem werden in den nächsten<br />

zwei Jahren weitere Firmen ein entsprechendes<br />

Implantat auf den Markt bringen, so dass<br />

wir in Zukunft gespannt sein dürfen, in welche<br />

Richtung die weitere Entwicklung geht.<br />

Französische Studie<br />

zum femoro-patellaren Ersatz<br />

J.N. Argenson, eines der Mitglieder der herausragenden<br />

französischen Knie-Endoprothetik-<br />

schule, berichtete über eine Studie zum femoro-<br />

patellaren Ersatz. Bei 70 Patienten konnte<br />

nachgewiesen werden, dass bei richtiger<br />

Indikation der singulären Arthrose des Femoro-<br />

Patellar-Gelenkes mit entsprechender operativer<br />

Einstellung der Beinachse ein sehr guter<br />

Erfolg erzielt werden kann. Die Häufigkeit dieser<br />

Implantation ist jedoch gering; Argenson<br />

sprach von 10 bis 12 Fällen pro Jahr. Bei diesem<br />

Vortrag zeigte sich erneut der Unterschied zwischen<br />

der europäischen, insbesondere der französischen,<br />

gegenüber der amerikanischen<br />

Schule <strong>und</strong> Philosophie. Erstere beleuchtet <strong>und</strong><br />

bearbeitet doch sehr differenziert die unterschiedlichen<br />

Pathologien.<br />

HTO vs. totale vs.<br />

unikompartimentelle Endoprothetik<br />

Abschließend gab es eine Kreuzfeuer-<br />

Diskussion zur Problematik der unikompartimentellen<br />

Arthrose <strong>und</strong> der jeweiligen Indikationsstellung<br />

für die drei erwähnten Verfahren<br />

HTO, totale <strong>und</strong> unikompartimentelle Endoprothetik.<br />

Während der Diskussion, die von den<br />

namhaften Autoren (Sculco, Rosenberg, Krackow,<br />

Argenson <strong>und</strong> Scott) getragen wurde, konnten<br />

folgende Punkte herausgearbeitet werden:<br />

Die HTO ist eine Prozedur mit vielen Nachteilen<br />

<strong>und</strong> unkalkulierbaren Überlebenszeiten. Sie<br />

birgt zudem allerhand Möglichkeiten für technische<br />

Fehler. Daher sollten die Patienten für<br />

die Anwendung dieser Technik genauestens<br />

selektiert werden.<br />

Die unikondyläre Prothese bei unikompartimenteller<br />

Arthrose scheint mittelfristig ihren<br />

Patientenanteil zu vergrößern. Das schwedische<br />

Prothesenregister von 1999 gibt einen<br />

Anteil von ca. 40% an. In den USA lag zu diesem<br />

Zeitpunkt der Anteil bei nur ca. 6% <strong>und</strong> in<br />

Deutschland bei 10%.<br />


Biomechanische<br />

Untersuchungen am<br />

Kadaverknie mit Hilfe<br />

des Roboters; Robert<br />

Kilger demonstriert<br />

den Versuchsablauf<br />

University of Pittsburgh<br />

Sports Medicine Center<br />

Im Rahmen einer biomechanischen Studie<br />

besuchte Pässler das neue Zentrum für Sportmedizin<br />

in Pittsburgh/USA, das von Prof.<br />

Freddie Fu initiiert <strong>und</strong> realisiert wurde.<br />

In unmittelbarer Nachbarschaft von Headquarters<br />

<strong>und</strong> Trainingsstätten der bekannten<br />

Football- <strong>und</strong> Baseballteams, der Panthers <strong>und</strong><br />

der Steelers, wurde ein weltweit beispielloses<br />

Zentrum für Sportmedizin <strong>und</strong> Sporttraumatologie<br />

direkt am Monogahela River errichtet<br />

<strong>und</strong> im Herbst 2001 eingeweiht. Hier ist eine<br />

optimale ärztliche <strong>und</strong> physiotherapeutische<br />

Betreuung der Sportler vor Ort möglich. Des<br />

Weiteren beherbergt das Zentrum modernste<br />

Forschungseinrichtungen.<br />

■<br />

Patientenvorbereitung im OP.<br />

Von der Firma Smith&Nephew<br />

wurde die Einrichtung<br />

gesponsert <strong>und</strong> mit dem<br />

neuesten Equipment<br />

ausgestattet.<br />

Digitale Patientenerfassung im OP<br />

Digitaler Beobachterraum zwischen 2 OP-Sälen<br />

NEWS<br />

19


Kongress-Highlights<br />

Postoperative Thromboseprophylaxe<br />

<strong>und</strong> deren Verabreichungsdauer nach ambulanten oder<br />

stationären Operationen<br />

Kurzbericht zum Vortrag von Frau Prof. Dr. med. Haas, gehalten bei der<br />

Jahreshauptversammlung des LV Baden-Württemberg des Berufsverbandes<br />

der Deutschen Chirurgen e.V. am 21. Mai 2003 im Schlosshotel Monrepos<br />

Ludwigsburg<br />

Frau Prof. Dr. Haas wies eingangs auf die Beachtung der Leitlinien zur Thromboseprophylaxe<br />

hin, die von 20 medizinischen Gesellschaften unterstützt <strong>und</strong> publiziert wurden.<br />

Durchführung <strong>und</strong> Dauer der Thromboseprophylaxe sind individuell anzupassen, <strong>und</strong><br />

zwar in Abhängigkeit von Art <strong>und</strong> Umfang des operativen Eingriffes <strong>und</strong> der dadurch<br />

bedingten Immobilisation. Neben den operations- <strong>und</strong> immobilisationsbedingten<br />

Thromboserisiken sind die dispositionellen Risikofaktoren des Patienten wie<br />

Malignome, Alter über 60 <strong>und</strong> Adipositas zu berücksichtigen. So ist eine Thrombosehäufigkeit<br />

ohne medikamentöse Prophylaxe nach Kniegelenksersatz in 47% der Fälle,<br />

nach elektivem Hüftgelenksersatz sogar in 51% der Fälle zu erwarten. Zu einer suffizienten<br />

Thromboembolieprophylaxe gehören neben den bekannten physikalischen<br />

Maßnahmen wie Frühmobilisation, Muskelpumpenübungen <strong>und</strong> intermittierende<br />

pneumatische Kompression auch präoperativ sorgfältig angepasste Kompressionsstrümpfe<br />

der Klasse II.<br />

Medikamentöse Thromboembolieprophylaxe<br />

Die Wirksamkeit einer medikamentösen Thromboembolieprophylaxe ist hinreichend<br />

durch zahlreiche kontrollierte klinische Studien belegt. Dabei haben sich in den letzten<br />

Jahren aufgr<strong>und</strong> besserer Bioverfügbarkeit <strong>und</strong> längerer Halbwertszeit die niedermolekularen<br />

Heparine (NMH) in der Klinik durchgesetzt. Die Vorteile gegenüber<br />

unfraktioniertem Heparin liegen in der geringeren Häufigkeit unerwünschter<br />

Nebenwirkungen <strong>und</strong> in der guten Praktikabilität (nur eine s.c. Verabreichung täglich).<br />

Präparatespezifische Unterschiede der NMH sind dabei zu beachten, da einige<br />

Präparate gewichtsadaptiert verabreicht werden müssen, so z.B. bei Hochrisikopatienten.<br />

Üblicherweise werden NMH präoperativ subcutan verabreicht. Das synthetisch hergestellte<br />

Pentasaccharid Fondaparinux, das über Antithrombin vermittelt den Faktor X a<br />

hemmt, zeigte für Hochrisikoeingriffe (Hüft- <strong>und</strong> Kniegelenksersatz) eine höhere antithrombotische<br />

Effektivität gegenüber niedermolekularen Heparinen (NMH). Der<br />

Prophylaxebeginn erfolgt jedoch erst 6 St<strong>und</strong>en nach Operationsende!<br />

Dauer der Prophylaxe<br />

Die Dauer der Thromboembolieprophylaxe richtet sich nach den individuell relevanten<br />

Risikofaktoren. Die poststationäre Prophylaxe mittels NMH sollte bei Patienten<br />

mit Hüft-TEP oder Knie-TEP über 4 bis 5 Wochen fortgesetzt werden. Eine generelle<br />

<strong>und</strong> verbindliche Empfehlung erlauben die vorliegenden Ergebnisse der klinischen<br />

Studien jedoch nicht. Bei Abweichung von der Norm über die Dauer einer<br />

Thromboembolieprophylaxe sollte immer ein Vermerk im Arztbericht bzw. Krankenblatt<br />

erfolgen (Nutzen-Risiko-Abwägung) – zum Schutz vor unliebsamen juristischen<br />

Konsequenzen für den behandelnden Arzt, wie Prof. Haas besonders betont.<br />

(Peter G. Friedl <strong>und</strong> Eberhard M. Rappold)<br />

20<br />

Man kann davon ausgehen, dass gerade durch<br />

die minimalinvasive Technik, die bei fortschreitender<br />

<strong>und</strong> sich verbessernder Routine der<br />

Operateure vom Patienten gefordert wird, die<br />

Zahlen weiter steigen <strong>und</strong> sich die unikondyläre<br />

Endoprothese bei entsprechender Indikation<br />

durchsetzt.<br />

Der totale Oberflächenersatz ist der „gold standard“<br />

für Operateure mit wenig Erfahrung in<br />

der unikondylären Endoprothetik.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzliches zur<br />

Revisionsendoprothetik<br />

Am zweiten Tag des Symposiums stand als<br />

eines der Highlights die Revisionsendoprothetik<br />

auf dem Programm: Hier ging es um die<br />

Gr<strong>und</strong>regeln der Revisionsendoprothetik.<br />

Der wesentliche Aspekt ist das Ausgleichen<br />

von Dysbalancen – sowohl im knöchernen als<br />

auch im Weichteilbereich. Nach Laskin ist die<br />

Analyse dieser Probleme die bedeutendste präoperative<br />

Aufgabe. Gerade hinsichtlich des<br />

„Flexion-Gaps“ wird darüber nachgedacht, ob<br />

mit einer Augmentation eine größere Prothese<br />

implantiert werden kann. Dabei handelt es sich<br />

um eine metallische <strong>und</strong> nicht um eine corticospongiöse<br />

Augmentation mit autologem oder<br />

homologem Knochenaufbau. Bei einem cavitären<br />

(höhlenartigen) Defekt steht der autologe<br />

oder homologe Knochenaufbau an erster<br />

Stelle, da hiermit wieder eine hohe primäre<br />

Stabilität erreicht wird. Erst bei cavitären<br />

Defekten über 30% sollten nach Stuhlberg<br />

metallische Implantate angewendet werden.<br />

Dabei zieht er eher im femoralen als im tibialen<br />

Bereich Allografts <strong>und</strong> Knochentransplantation<br />

in Betracht, da hier eine hohe<br />

Primärstabilität gewünscht wird.<br />

Eine einhellige Meinung bestand über die<br />

Implantation von Schäften in der Revisonsendoprothetik.<br />

Diese sollen, wenn möglich,<br />

nicht zementiert werden. Gekoppelte Knieendoprothesen<br />

werden auch in den USA kaum<br />

noch angewendet <strong>und</strong> werden nur in Ausnah-


mefällen bei erheblichen Defektsituationen,<br />

vor allem der Seitenbandapparate, implantiert.<br />

Femoral sollte die primäre Stabilität das ausschlaggebende<br />

Kriterium bezüglich der Zementierung<br />

des „Stems“ (Schaftes) sein.<br />

Probleme des Extensormechanismus<br />

Zum Abschluss dieser Session wurden<br />

Probleme des Extensormechanismus behandelt.<br />

Leo Whiteside stellte bei persistierenden<br />

Lateralisationen des Extensormechanismus<br />

seine modifizierte „Roux-Goldwait-Technik“<br />

vor. Herausragend war der Beitrag von Bob<br />

Booth über die Defektsituation im Bereich des<br />

Extensormechanismus. Hierbei beschrieb er<br />

Plicationen, den Vastus-medialis-obliquus-<br />

Transfer <strong>und</strong> den Patellaersatz. Abschließend<br />

präsentierte er den kompletten Allograft-<br />

Ersatz des gesamten Extensormechanismus,<br />

einschließlich einem Knochenblock aus der<br />

Tuberositas Tibiae <strong>und</strong> der Quadricepssehne,<br />

im Video. Mit der dort gezeigten Technik erzielte<br />

er in über 30 Fällen gute Ergebnisse.<br />

Interessant war auch der Vortrag von Hansson<br />

aus der Mayo-Clinic über den Spongiosaaufbau<br />

bei Defektsituationen der Patella.<br />

Insgesamt war das diesjährige Meeting durch<br />

das „Hands-on-Teaching“ von der Elite der<br />

amerikanischen Endoprothesenspezialisten<br />

geprägt. Interessant für die europäische Seite<br />

war das Individualmanagement, das bei der<br />

Vorstellung der „Case-reports“ diskutiert<br />

wurde. Hierbei fällt auf, dass sich die amerikanischen<br />

Spezialisten bei komplexeren Problemen<br />

vorwiegend mit der Endoprothetik<br />

beschäftigen. In entsprechenden Fällen wird<br />

dabei die traumatologische rekonstruktive Verfahrensweise<br />

vernachlässigt. Ebenso fällt auf,<br />

dass in den USA weiterhin die posterior-stabilisierten<br />

Endoprothesen favorisiert werden,<br />

jedoch mit auffallend steigenden Tendenzen<br />

hin zur mobilen Plattform <strong>und</strong> einer speziell<br />

knochenerhaltenden Endoprothetik.<br />

(Hajo Thermann)<br />

■<br />

--<br />

Der interessante Fall<br />

NEWS<br />

Ein 57-jähriger Patient zog sich bei einem Sturz eine<br />

Humeruskopf-IV-Fragmentfraktur zu, die zwei Tage später<br />

mit der Implantation einer Frakturprothese versorgt wurde.<br />

Durch einen erneuten Sturz noch während des stationären<br />

Aufenthaltes kam es zum Abriss der Tubercula, was eine<br />

Revisionsoperation erforderlich machte. Ein Jahr später<br />

stellte sich der arbeitsunfähige Patient erstmals in unserer<br />

Sprechst<strong>und</strong>e vor.<br />

Aktuelles aktives Bewegungsausmaß zu diesem Zeitpunkt:<br />

Flexion 30°, Abduktion 30°, ARO 10°, schmerzhaft.<br />

Was tun?<br />

(Die Auflösung finden Sie auf Seite 53)<br />

Abb. 1:<br />

Humeruskopfhochstand<br />

mit völliger Resorption<br />

der Tubercula <strong>und</strong><br />

Anterotationsfehler<br />

Abb. 2:<br />

Ventrale Subluxation<br />

21


Verwaltungsnotizen<br />

DRG Pauschalsystem<br />

von Richard Voigt<br />

Für die Abrechnung der Klinikleistung gegenüber<br />

Kasse <strong>und</strong> Patient bieten sich zwei verschiedene<br />

Möglichkeiten an. Hier stehen sich<br />

einerseits die Komponentenabrechnung, d.h.<br />

die Abrechnung aller einzelnen Leistungen<br />

nach dem Verursachungsprinzip, <strong>und</strong> andererseits<br />

die Pauschalierung gegenüber. Als<br />

Klinik ohne Versorgungsauftrag hat die ATOS<br />

Klinik die Wahl zwischen beiden Systemen.<br />

Sie rechnet bis heute nach dem Verursachungsprinzip<br />

ab: Jeder Patient bekommt den<br />

Aufwand berechnet, den er verursacht hat.<br />

Nur Kleinmaterialien werden nicht einzeln,<br />

sondern pauschal in die Bereichssummen mit<br />

aufgenommen.<br />

Dieses System hat den Vorteil der direkten<br />

Zuordnung, bietet Transparenz für die Patienten<br />

<strong>und</strong> erlaubt jede Art von Einzelnachweis.<br />

Dem gegenüber steht das Fallpauschalensystem,<br />

das neuerdings als DRG (diagnostic<br />

related groups) in der deutschen Gesetzgebung<br />

installiert wurde. Ein Pauschalsystem<br />

hat zwar den Nachteil, dass nicht alle Kosten<br />

vom jeweiligen Patienten getragen werden,<br />

es sollte aber prinzipiell die Abrechnung vereinfachen<br />

<strong>und</strong> damit verwaltungstechnische<br />

Kosten freisetzen. ( Das deutsche DRG-System<br />

ist allerdings so kompliziert, dass es momentan<br />

etwa den vierfachen Verwaltungsaufwand<br />

erfordert.) Zudem haben der Patient<br />

<strong>und</strong> seine Krankenversicherung eine im<br />

Voraus gegebene Kostensicherheit, das<br />

Angebot könnte übersichtlich gestaltet werden<br />

<strong>und</strong> als Gr<strong>und</strong>lage für Preisvergleiche<br />

dienen – natürlich nur unter Berücksichtigung<br />

der Qualität.<br />

22<br />

Zunächst beabsichtigten wir, das DRG-System<br />

in der ATOS-Klinik einzuführen <strong>und</strong> beschäftigten<br />

uns intensiv mit dessen Gr<strong>und</strong>lagen.<br />

Die pauschalen Basiswerte sind auch kalkuliert.<br />

Allein die weiteren Pauschalen konnten<br />

auf Gr<strong>und</strong> der bis heute veröffentlichten, entwicklungsbedingt<br />

unzureichenden Vorlagen<br />

nicht in dem Maße definiert werden, wie das<br />

für die Klinik erforderlich ist. Zudem mussten<br />

wir erkennen, dass die Darstellung verschiedenartiger<br />

Implantate für die gleiche Operation<br />

im Pauschalsystem nicht möglich ist.<br />

Die ATOS Klinik als Praxisklinik beherbergt<br />

jedoch Praxen, die teilweise auf dem gleichen<br />

Gebiet, aber mit unterschiedlichen Implantaten<br />

arbeiten.<br />

Allein für Hüftimplantate liegen die Einkaufspreise<br />

zwischen 700 <strong>und</strong> 4000 Euro. Eine<br />

Pauschalierung würde hier bedeuten, dass<br />

die Patienten von Dr. A immer Teile der<br />

Prothesen von Dr. B mitfinanzieren. Ein weiterer<br />

Nachteil würde darin liegen, dass bei<br />

einem festen Preis wohl kaum auf ein neues,<br />

teureres Produkt umgestellt werden kann.<br />

Ebenso verhält es sich mit den Medikamenten.<br />

Nicht zuletzt deshalb werden in den<br />

USA bei der Berechnung von Fallpauschalen<br />

Implantate <strong>und</strong> teure Medikamente ausgeklammert,<br />

was im deutschen DRG-System<br />

bisher nicht vorgesehen ist.<br />

Damit kommt diese Art der Abrechnung für<br />

die ATOS Klinik vorläufig nicht in Frage. Eine<br />

Pauschalierung, die der Unterschiedlichkeit<br />

der Implantatspreise Rechnung trägt, liegt<br />

allerdings seit einem halben Jahr vor <strong>und</strong><br />

kann im Bedarfsfall genutzt werden.<br />

Lassen Sie uns hoffen, dass das DRG-System<br />

nicht zu Kassen-Einheitsimplantaten <strong>und</strong><br />

-Einheitsmedikamentierungen führt, denn die<br />

Wahlleistung bei Implantat- <strong>und</strong> Medikamenten-Mehrkosten<br />

wäre der Einstieg in die<br />

von niemandem gewollte „Zweiklassenmedizin”!<br />


Wahlleistungen:<br />

Einzel- <strong>und</strong> Doppelzimmerzuschläge<br />

Versicherer müssen Zuschläge<br />

in voller Höhe erstatten<br />

von Richard Voigt<br />

Die privaten Versicherer müssen sparen.<br />

Diese einfache Feststellung sorgt in der ATOS<br />

Klinik täglich für so viel Arbeit, dass damit ein<br />

Mitarbeiter in Vollzeit beschäftigt werden<br />

muss. Jede einzelne Komponente der Rechnung,<br />

ob Physiotherapie, OP-Gebühren, Kosten<br />

der einen oder anderen Art, alles muss<br />

mit Akribie nachgewiesen werden <strong>und</strong> wird<br />

trotzdem in Frage gestellt.<br />

So auch die Doppel- <strong>und</strong> Einzelzimmerzuschläge.<br />

Seit dem Urteil des BGH gelten an<br />

Kliniken mit Versorgungsvertrag – die öffentliche<br />

Mittel erhalten – verbindliche Sätze für<br />

diese Zuschläge.<br />

Nun meinten die Versicherungen, das BGH-<br />

Urteil hätte auch in unserem Fall Gültigkeit,<br />

obwohl die ATOS Klinik keinen Versorgungsvertrag<br />

hat, monistisch finanziert wird <strong>und</strong><br />

zur Zahlung von Mehrwertsteuer verpflichtet<br />

ist. Dieser Sichtweise folgend minderten die<br />

Privatkassen unseren Patienten die Erstattung<br />

des Zuschlags bis auf die im BGH-Urteil<br />

festgelegten Kostensätze, was dazu führte,<br />

dass die Patienten wiederum unsere Rechnungen<br />

entsprechend kürzten. Mit der Zeit<br />

hatten sich die diversen Kleinbeträge zu einer<br />

stattlichen Summe von über 80.000,- Euro<br />

kumuliert. Da wir die Minderung als Willkür<br />

betrachteten <strong>und</strong> in Verbindung mit dem<br />

NEWS<br />

BGH-Urteil keine Gültigkeit für die ATOS<br />

Klinik sahen, leiteten wir ein Mahnverfahren<br />

ein, um die ausstehenden Beträge von unseren<br />

Vertragspartnern, den Patienten, einzufordern.<br />

Einige Patienten versuchten daraufhin, die<br />

nicht erstatteten Beträge gerichtlich von ihrer<br />

Versicherung einzuklagen. Vor der mündlichen<br />

Verhandlung zahlten die Kassen jedoch<br />

diesen Patienten die noch offenstehenden<br />

Beträge, so dass es zu keinem Urteil kam. Um<br />

Klarheit zu schaffen <strong>und</strong> eine gerichtliche<br />

Entscheidung herbeizuführen, baten wir<br />

einen Patienten, der den Rechnungsbetrag<br />

bereits bezahlt hatte, uns auf Rückzahlung zu<br />

verklagen. Das Urteil, das auf unserer Homepage<br />

veröffentlicht ist, gab uns in vollem<br />

Umfang Recht. Inzwischen wurde es auch von<br />

den meisten privaten Krankenversicherungen<br />

anerkannt, <strong>und</strong> die nicht bezahlten Beträge<br />

wurden nacherstattet. Einzelne Versicherungsunternehmen<br />

versuchen nun, auf weiteren<br />

Gebieten ihrer Leistungspflicht mit zum<br />

Teil abenteuerlichen Ausreden zu entgehen.<br />

Am Rande erlebten wir noch eine nette<br />

Begebenheit: Die sachk<strong>und</strong>ige Angestellte<br />

einer privaten Krankenversicherung hatte<br />

den vom Gericht nun festgestellten Sachverhalt<br />

bereits ein Jahr zuvor schriftlich bestätigt.<br />

Diese Bestätigung legten wir all unseren<br />

Mahnschreiben bei – mit dem Ergebnis, dass<br />

wir die schriftliche Aufforderung erhielten,<br />

diese für die Versicherungen unattraktive<br />

Beilage künftig auf keinen Fall mehr zu verbreiten.<br />

Übrigens: Die Verfasserin der Bestätigung<br />

war fortan nicht mehr zu erreichen.<br />

■<br />

23


Verwaltungsnotizen<br />

Altruismus<br />

von Richard Voigt<br />

Im März 2002 erreichte uns eine Anfrage aus<br />

dem Norden des Irak. Ein dort beschäftigter<br />

Mitarbeiter der UN suchte für einen seiner<br />

Angestellten eine kostenlose Behandlungsmöglichkeit<br />

inclusive notwendiger Operation.<br />

Der Patient, Herr A., litt an multiplen cartilaginären<br />

Exostosen (Knochenauswüchsen<br />

beider Ober- <strong>und</strong> Unterschenkel) <strong>und</strong> war vor<br />

etwa sechs Jahren schon einmal kostenlos<br />

von Herrn Dr. Terbrüggen in der ATOS Klinik<br />

operiert worden.<br />

Nach einer kurzen Rücksprache erfolgte die<br />

Zusage an den UN-Beamten. Die Einladung<br />

zur OP in Heidelberg ging sofort per Fax an<br />

Herrn A. <strong>und</strong> war mit dem Wunsch verb<strong>und</strong>en,<br />

die Behandlung möglichst im Juli oder<br />

August anzutreten. Zu dieser Zeit verfügt die<br />

ATOS Klinik am ehesten über freie Kapazitäten.<br />

Der Patient, ein Kurde aus Nordirak, bemühte<br />

sich nun um die Einreisegenehmigung nach<br />

Deutschland. Die zuständige Behörde hierfür<br />

war die deutsche Botschaft in Ankara. Von<br />

dort wurden auch gleich behördliche Maßstäbe<br />

angelegt, die für den Patienten eine fast<br />

unüberwindbare Hürde bedeuteten.<br />

Gefordert wurde der Nachweis über eine<br />

sichere Existenzgr<strong>und</strong>lage von Herrn A. in<br />

Nordirak. Des Weiteren, in Zusammenhang<br />

mit der Einladung, eine Verpflichtungserklärung<br />

der Klinik mit behördlich beglaubigter<br />

24<br />

Unterschrift, für die gesamten anfallenden<br />

Kosten aufzukommen. Diese beinhaltete<br />

auch die Haftung für den Patienten bezüglich<br />

Lebensunterhalt <strong>und</strong> ggf. die Pflicht zur Übernahme<br />

der Rückreisekosten. Außerdem den<br />

Nachweis, dass die Behandlung nicht in Irak<br />

durchgeführt werden konnte, dazu verschiedene<br />

Beglaubigungen, die bestätigten, dass<br />

sein Reisepass auch sein Reisepass war, sowie<br />

zahlreiche „kleine”, jedoch schwierig zu besorgende<br />

Bestätigungen.<br />

Herrn A. wurde unsere Unterstützung zuteil,<br />

indem wir ihm sämtliche Unterlagen, soweit<br />

sie von unserer Seite gefordert waren, zusandten.<br />

Gleichzeitig schickten wir Kopien<br />

von allen Dokumenten sicherheitshalber<br />

auch an die Botschaft in Ankara. Herr A. musste<br />

trotzdem dreimal nach Ankara reisen, um<br />

jeweils fehlende Dokumente nachzureichen.<br />

Das dritte Mal blieb A. in Ankara, um hartnäckig<br />

um das Visum zu kämpfen. Die<br />

Botschaft ließ ihn allerdings mehr als drei<br />

Wochen warten – <strong>und</strong> zwar so lange, bis A.<br />

Dr. Terbrüggen mit<br />

dem irakischen Patienten<br />

pleite war. Nun verfügte er über das Visum,<br />

hatte aber kein Geld mehr für die Reise.<br />

Nachdem er sich die nötigen Devisen besorgt<br />

hatte, traf er schließlich im November in<br />

Heidelberg ein, wurde hier operiert <strong>und</strong> im<br />

Dezember nach Hause entlassen. Außer<br />

einem Billig-Fotoapparat <strong>und</strong> den Kleidern,<br />

die er am Leib trug, war er mittellos. Die<br />

Krankenschwestern besorgten ihm zunächst<br />

einige Garnituren frischer Leibwäsche, <strong>und</strong><br />

die Mitarbeiter der Klinik statteten ihn mit<br />

reichlich Kleidern <strong>und</strong> Koffern aus. Schließlich<br />

sammelten sie noch eine für ihn sicher<br />

ordentliche Summe, die ihm eine komfortable<br />

Rückreise ermöglichte.<br />

Der Termin hatte sich zwar verzögert <strong>und</strong> die<br />

damit verb<strong>und</strong>enen Komplikationen waren<br />

nicht unerheblich, aber man bedenke, er war<br />

auf jeden Fall rechtzeitig zum Golfkrieg wieder<br />

zu Hause.<br />


Prof. Kanglai Tang<br />

Prof. Fachuan Nie<br />

Das Fellowship-Programm<br />

der ATOS-Klinik<br />

Die Georgios-Noulis-Fellowship wurde 1994<br />

von H.H. Pässler ins Leben gerufen. Sie ist mit<br />

15.000 € im Jahr dotiert <strong>und</strong> wird jährlich<br />

vom Zentrum für Knie- <strong>und</strong> <strong>Fußchirurgie</strong> für<br />

einen orthopädischen Chirurgen (Facharzt)<br />

aus Griechenland gesponsert. Ausgewählt<br />

wird der Fellow von der Gesellschaft für<br />

Orthopädie Griechenlands.<br />

G. Noulis aus Ioannina beschrieb 1871 in seiner<br />

Doktorarbeit erstmals den wichtigsten Test in<br />

der Kniebandpathologie, der heute unter dem<br />

Namen Lachman-Test bekannt ist. Pässler<br />

fand die Originalarbeit in Paris <strong>und</strong> veröffentlichte<br />

seine Entdeckung 1992 im American<br />

Journal of Sports Medicine.<br />

Im Jahr 1999 wurde ein weiteres Fellowship-<br />

Programm mit dem Nationalen Institut für<br />

Sportmedizin der Universität Peking ins Leben<br />

gerufen, nachdem das Zentrum für Knie- <strong>und</strong><br />

<strong>Fußchirurgie</strong> der ATOS-Klinik zum offiziellen<br />

Trainingszentrum der ISAKOS (Internationale<br />

Gesellschaft für Sporttraumatologie, Arthroskopie<br />

<strong>und</strong> Kniechirurgie) ernannt worden<br />

war.<br />

Der erste Stipendiat war Prof. Yu Jiakou, der<br />

zwei Jahre lang am Zentrum für Knie- <strong>und</strong><br />

<strong>Fußchirurgie</strong> tätig war. Er hat in dieser Zeit<br />

mehrere wissenschaftliche Arbeiten durchgeführt,<br />

die inzwischen in internationalen Zeitschriften<br />

veröffentlicht wurden, unter anderem<br />

zur Frage der Tunnelerweiterung nach<br />

Kreuzbandplastiken. Prof. Yu ist inzwischen<br />

Das am Yangtze-Fluß im<br />

Zentrum Chinas gelegene<br />

Chongqing ist mit über 30<br />

Millionen Einwohnern die<br />

wohl größte Stadt der Welt<br />

auf einem Areal von 82.000<br />

Quadratkilometern.<br />

Im Bild das „Southwest<br />

Hospital“ von Chongqing.<br />

Es ist neu erbaut <strong>und</strong> mit<br />

2.500 Betten die größte<br />

Klinik in China. Von 30 der<br />

50 OP-Säle können Operationen<br />

live übertragen<br />

werden.<br />

zum stellvertretenden Direktor des Nationalen<br />

Instituts für Sportmedizin ernannt worden.<br />

Eine große Aufgabe, zumal wenn man berücksichtigt,<br />

dass das Institut für die medizinische<br />

Versorgung bei den Olympischen<br />

Spielen im Jahr 2008 verantwortlich ist.<br />

Nachfolger als Fellow von Yu wurde Dr. Xiao<br />

aus dem gleichen Institut, der seither zunächst<br />

im Zentrum für Knie- <strong>und</strong> <strong>Fußchirurgie</strong>,<br />

später im Zentrum für Schulter- <strong>und</strong><br />

Ellenbogenchirurgie eingesetzt war. Nach<br />

zweijähriger Tätigkeit kehrt Dr. Xiao jetzt in<br />

verantwortlicher Stellung nach Peking zurück.<br />

Gleich zwei neue Fellows folgen ihm in Kürze<br />

nach <strong>und</strong> werden im Zentrum für Knie- <strong>und</strong><br />

<strong>Fußchirurgie</strong> beschäftigt sein: Dr. Chen Jiao<br />

<strong>und</strong> Dr. Xi Gong, beide aus Peking.<br />

Das Zentrum für Schulter- <strong>und</strong> Ellenbogenchirurgie<br />

erhält mit Prof. Li einen bereits recht<br />

erfahrenen Chirurgen zur Fortbildung.<br />

Anlässlich des Besuchs von Prof. Yu Chanlong,<br />

dem Direktor des einzigen chinesischen<br />

Nationalen Instituts für Sportmedizin, wurde<br />

ein langjähriges Fellowship-Programm mit<br />

Ausbildung von jährlich zwei Fellows des<br />

Instituts vertraglich vereinbart.<br />

Auch dieses chinesische Fellowship-Programm<br />

wird aus Mitteln der beiden Zentren (Zentrum<br />

für Knie- <strong>und</strong> <strong>Fußchirurgie</strong>, Zentrum für<br />

Schulter- <strong>und</strong> Ellenbogenchirurgie) mit je<br />

15.000 € pro Fellow <strong>und</strong> Jahr unterhalten.<br />

NEWS<br />

Zwei der derzeitigen Fellows kommen aus<br />

Chongqing in Zentralchina:<br />

Prof. Kanglai Tang (Foto) ist stellvertretender<br />

Chefarzt des Zentrums für Gelenkchirurgie<br />

der Orthopädischen Klinik. Er war ein Jahr im<br />

Zentrum für Schulterchirurgie <strong>und</strong> seither im<br />

Zentrum für Knie-<strong>und</strong> <strong>Fußchirurgie</strong> tätig. In<br />

dieser Zeit hat er mehrere Forschungsprojekte<br />

durchgeführt <strong>und</strong> teilweise bereits veröffentlicht.<br />

Er kehrt in Kürze nach China zurück.<br />

Fachuan Nie (Foto) ist Professor für Anästhesie<br />

an der gleichen Klinik <strong>und</strong> Direktor des<br />

Zentrums für Schmerztherapie. Besondere<br />

Schwerpunkte bilden verbesserte Anästhesieverfahren<br />

bei Herzoperationen <strong>und</strong> Lebertransplantationen<br />

sowie Schmerztherapie bei<br />

Krebspatienten. Prof. Nie ist für 3 Monate in<br />

der Abteilung für Anästhesiologie der ATOS-<br />

Klinik (Leitende Ärzte: Dr. Uhler, Dr. Kern) als<br />

Gastarzt tätig, um die modernen westlichen<br />

Anästhesieverfahren kennenzulernen.<br />

■<br />

25


<strong>Fachbeiträge</strong><br />

Das modifizierte L’Episcopo-Verfahren<br />

– eine Alternative zum Latissimus dorsi Transfer?<br />

von Peter Habermeyer <strong>und</strong> Petra Magosch<br />

Sind postero-superiore Rotatorenmanschettendefekte nicht mehr rekonstruierbar, so<br />

bleibt die Möglichkeit des Muskel-Sehnen-Transfers. Ursachen für einen irreparablen<br />

Rotatorenmanschettendefekt sind schlechte Sehnenqualität, weit fixierte Retraktion<br />

sowie irreversible Muskelverfettung.<br />

L’Episcopo berichtete 1934 erstmals über einen<br />

kombinierten Latissimus dorsi <strong>und</strong> Teres<br />

major Transfer bei Kindern mit kongenitaler<br />

Plexusschädigung zur Verbesserung der<br />

Außenrotation des Armes.<br />

1988 beschrieb Gerber den Transfer des Latissimus<br />

dorsi in den Rotatorenmanschettendefekt.<br />

Die Ziele eines solchen Eingriffs sind:<br />

Schmerzlinderung, Humeruskopfdepression<br />

sowie die Verbesserung des Bewegungsausmaßes<br />

<strong>und</strong> der Kraft.<br />

Abb. 1<br />

26<br />

Es handelt sich hierbei um einen technisch<br />

sehr aufwändigen Eingriff, bei dem der Deltamuskel<br />

über einen Säbelhiebschnitt abgelöst<br />

wird <strong>und</strong> ein axillärer Zugang das Ablösen des<br />

Latissimus dorsi ermöglicht.<br />

2001 modifizierten wir das ursprüngliche<br />

L’Episcopo-Verfahren zur Rotatorenmanschettenersatzplastik,<br />

indem wir die Sehnen beider<br />

Muskeln auf dem ehemaligen Ansatz des M.<br />

infraspinatus am Tuberculum majus fixierten.<br />

Bei diesem Verfahren kommen wir mit einem<br />

einzigen axillären Zugang aus.<br />

Indikationen zum modifizierten L’Episcopo-<br />

Verfahren sind die komplette Supra- <strong>und</strong> Infraspinatussehnenruptur<br />

mit fixierter Sehnenretraktion,<br />

fettiger Muskeldegeneration sowie<br />

Außenrotations- <strong>und</strong> Abduktionsverlust.<br />

Kontraindikationen stellen die nicht rekonstruierbare<br />

Subscapularissehnenläsion, eine<br />

Insuffizienz des M. deltoideus sowie arthrotische<br />

Gelenkveränderungen dar.<br />

Operative Technik<br />

Zunächst erfolgt die diagnostische Arthroskopie<br />

mit Gelenkdebridement, ggf. auch mit<br />

Bizepssehnentenotomie.<br />

Der Zugang erfolgt über eine trianguläre<br />

Hautinzision entlang des lateralen Scapularandes<br />

bis in die hintere Axillarfalte (Abb. 1).<br />

Vorteil dieser singulären Inzision ohne Deltoideusablösung<br />

ist die Vermeidung einer postoperativen<br />

Deltoideusinsuffizienz. Nach der<br />

Präparation <strong>und</strong> Ablösung des M. latissimus<br />

dorsi <strong>und</strong> des M. teres major vom Humerusschaft<br />

erreicht man die Fossa infraspinata<br />

zwischen M. deltoideus pars spinalis <strong>und</strong> M.<br />

teres minor.


Anschließend wird die ehemalige Insertionsstelle<br />

des M. infraspinatus am Tuberculum<br />

majus präpariert.<br />

Dabei wird eine Knochennut angelegt <strong>und</strong><br />

drei 6,5 mm-Corkscrew-Titanankerschrauben<br />

werden eingedreht. Nun kann der gemeinsame<br />

Sehnenansatz des M. latissimus dorsi<br />

<strong>und</strong> des M. teres major nach der Mobilisierung<br />

bis zum Eintritt des ihn versorgenden Gefäß-<br />

Nerven-Bündels in modifizierter Mason-<br />

Allen-Nahttechnik fixiert werden (Abb. 2, 3).<br />

Nach der Überprüfung der Nahtstabilität <strong>und</strong><br />

des freien Gleitens der transferierten Mm.<br />

latissimus dorsi <strong>und</strong> teres major wird die<br />

Haut verschlossen <strong>und</strong> ein Abduktionskissen<br />

zur Immobilisierung des Armes für 3 Wochen<br />

angelegt.<br />

Vorteile des modifizierten L’Episcopo-Verfahrens<br />

verglichen mit dem isolierten Latissimus<br />

dorsi Transfer sind:<br />

➔ Eine singuläre Inzision ohne Ablösung<br />

des M. deltoideus.<br />

➔ Nach einer Untersuchung von Herzberg<br />

stellt der Transfer an die Insertionsstelle<br />

des Infraspinatus die biomechanisch<br />

beste Lösung dar.<br />

➔ Die kombinierte Verpflanzung von<br />

M. latissimus dorsi <strong>und</strong> M. teres major<br />

belässt die synergistische Innervierung<br />

beider Muskeln.<br />

Von Nachteil ist der im Vergleich zum isolierten<br />

Latissimus dorsi Transfer schwächere<br />

Depressoreffekt auf den Humeruskopf.<br />

Erste Ergebnisse weisen im Gegensatz zum<br />

Latissimus dorsi Transfer neben der Verbesserung<br />

der Flexion <strong>und</strong> der Abduktion eine Verbesserung<br />

der Außenrotation auf.<br />

Die endgültigen funktionellen <strong>und</strong> radiologischen<br />

Ergebnisse bleiben abzuwarten.<br />

Prof. Dr. med. habil. Peter Habermeyer<br />

Dr. med. Petra Magosch<br />

Schulter- <strong>und</strong> Ellenbogenchirurgie<br />

wissenschaft@atos.de<br />

■<br />

Abb. 2a<br />

Abb. 2b<br />

Abb. 3<br />

Illustrationen von Rüdiger Himmelhan, Atelier Kühn,<br />

Handschuhsheimer Landstr. 71, 69121 Heidelberg.<br />

NEWS<br />

27


Mobile Plattform – Weiterentwicklung<br />

in der Knieendoprothetik<br />

von Hajo Thermann<br />

Der Oberflächenersatz des Kniegelenkes hat in den letzten Jahren in den Gestaltungsprinzipien<br />

<strong>und</strong> im Design einen erheblichen innovativen Schub erhalten. In neuerer Zeit geht es<br />

bei Weiterentwicklungen vor allem um zwei Aspekte: Die Reduzierung des Abriebs <strong>und</strong> die<br />

Verbesserung der Kinematik durch eine Vergrößerung der Kontaktfläche.<br />

Material <strong>und</strong> Funktionsweise<br />

Dreh- <strong>und</strong> Angelpunkt in der Knieendoprothetik<br />

war seit jeher die Frage nach einer<br />

möglichst hohen Lebensdauer des Implantats.<br />

In den Anfängen der Knieendoprothetik<br />

beherrschten die metallischen Komponenten<br />

die Suche nach dem optimalen Material.<br />

Mittlerweile ist die Aufmerksamkeit auf das<br />

wesentliche Verschleißteil in der Knieendoprothetik<br />

gerichtet – das Polyäthylen, das die<br />

Kontaktfläche zwischen den Metallteilen darstellt.<br />

Das Kernproblem beim Oberflächenersatz ist<br />

das Erreichen einer guten Mobilität bei<br />

gleichzeitiger Vergrößerung des Drucks auf<br />

eine kleine Kontaktfläche. Mit der so erhöhten<br />

Belastung ist jedoch auch ein erhöhter<br />

Polyäthylenabrieb verb<strong>und</strong>en. Die Lösung dieses<br />

Problems liegt eigentlich schon fast 30<br />

Jahre zurück. 1979 wurde von der Arbeitsgruppe<br />

um Goodfellow in Oxford als erster<br />

Ansatz ein so genanntes meniskales Gleitlager<br />

in Form eines gleitenden Polyäthylens<br />

entwickelt, <strong>und</strong> zwar für eine unikondyläre<br />

Schlittenprothese, vgl. Abb. 1 a. Dieses Modell<br />

war <strong>und</strong> ist sehr erfolgreich <strong>und</strong> steht nun in<br />

der dritten Generation.<br />

Wie schon häufig vorgekommen wurde dieses<br />

Gestaltungsprinzip von einem Amerikaner<br />

aufgegriffen <strong>und</strong> weiterentwickelt.<br />

F. Büchel konzipierte Ende der 70er Jahre das<br />

erste meniskale Gleitlager im Sinne einer bikondylären<br />

Prothese. In den darauf folgenden<br />

Jahren diente diese Prothese als singulärer<br />

Prothesentyp für mobile Gleitlager. Erst die<br />

Arbeitsgruppe um Bourne in Kanada gestalte-<br />

Abb. 1 a:<br />

Oxford knee<br />

te mit der SAL-Prothese einen anderen Typus:<br />

das bewegliche Polyäthylen- Teil in Form einer<br />

rotierenden Plattform (s. Abb. 1 b <strong>und</strong> 1 c).<br />

Die rotierende Plattform hat in den letzten<br />

vier Jahren, zumindest in Europa, als Gestaltungsprinzip<br />

großen Zuspruch gef<strong>und</strong>en.<br />

Mittlerweile bietet jede große Endoprothesenfirma<br />

in ihrem modularen System eine<br />

mobile Plattform an.<br />

Abb. 1 b:<br />

LCS-bikondyläre Prothese<br />

NEWS<br />

Abb. 1 c:<br />

Innex-Prothese<br />

mit mobiler Plattform<br />

Der Erfolg einer Knieendoprothese ist von<br />

ganz verschiedenen, komplexen Interaktionen<br />

abhängig: Neben der Geometrie <strong>und</strong> dem<br />

Design des Implantats spielen z.B. auch die<br />

aktiven <strong>und</strong> passiven periartikulären Weichteilstrukturen<br />

eine wichtige Rolle.<br />

Das Design-Prinzip der dualen Oberflächen-<br />

Artikulation besteht darin, dass zwischen<br />

Femurkomponente <strong>und</strong> Tibiakomponente ein<br />

mobiles Polyäthylen zwischengeschaltet wird<br />

(s. Abb. 2).<br />

➔<br />

Abb. 2:<br />

Funktionsprinzip<br />

des mobilen<br />

Polyäthylens<br />

29


<strong>Fachbeiträge</strong><br />

Das Mobile-Plattform-Design hat die Vorteile<br />

einer konformen Geometrie mit verminderter<br />

Oberfläche. Es besteht eine „Subsurface Stress-<br />

Verteilung“ zwischen Polyäthylen <strong>und</strong> Tibiabasisplatte,<br />

bei welcher der „Coldflow“ verhindert<br />

wird. Demgegenüber hat die fixierte<br />

Plattform den Nachteil, dass ein so genannter<br />

„Undersurface Wear“ entsteht. Auch die Entwicklung<br />

des so genannten Interface-Knochen-<br />

Stresses wird bei der mobilen Plattform vermindert.<br />

Ein weiterer Vorteil der mobilen Plattform ist<br />

die Lastenverteilung durch relative Verschiebungen<br />

zwischen Femur- <strong>und</strong> Tibiakomponente.<br />

Dreh- <strong>und</strong> Scherkräfte werden beim<br />

Gehen durch eine Verschiebung der Weichteile<br />

abgefangen, was dem „Puffersystem der<br />

Weichteile“ eines normalen Knies näher<br />

kommt. Durch die Lastenverteilung auf beide<br />

Komponenten bei der mobilen Plattform wird<br />

der Lockerungsstress im Bereich des Implantat-Knochen-Interface<br />

reduziert.<br />

Abb. 3:<br />

Prinzipien des Polyäthylenabriebes<br />

Ein weiterer wichtiger Effekt ist die Reduktion<br />

des Polyäthylenabriebs: Aufgr<strong>und</strong> der höheren<br />

Mobilität ist die Kontaktfläche vergrößert,<br />

wodurch sich die Belastung verteilt <strong>und</strong> somit<br />

vermindert (vgl. Abb. 3).<br />

30<br />

Abb. 4:<br />

Größe der Artikulationsflächen<br />

Wir müssen uns vor Augen<br />

führen, dass bestimmte Formen<br />

im Kniedesign – wie z. B. achsgeführt,<br />

„posterior stabilized“ –<br />

der Funktionsweise des<br />

normalen Knies diametral entgegengesetzt<br />

sind. Ein normales<br />

Knie ist weder achsgeführt<br />

noch ist es „posterior stabilized“,<br />

es ist „weichteilgeführt“.<br />

Schließlich fördert die mobile Plattform auch<br />

die Kräftigung der Weichteile. Die erhöhte<br />

Mobilität bringt die Weichteile zu einer besseren<br />

Führung <strong>und</strong> Gestaltung der Kinematik.<br />

Bei steigender Anforderung führt dieses<br />

„Training“ dazu, dass die Weichteile besser<br />

auf Belastung reagieren <strong>und</strong> somit besser<br />

rehabilitiert werden können.<br />

Aus den mechanischen Prinzipien der Polyäthylen-Plateau-Mobilität<br />

lassen sich verschiedene<br />

Lösungsmöglichkeiten ableiten.<br />

Zum einen bietet sich das reine Rotationsprinzip<br />

an, d.h. die mobile Plattform kann<br />

mittels eines Stegs über einen Rotationspunkt<br />

drehen. Zum anderen besteht die Möglichkeit<br />

einer anterioren <strong>und</strong> posterioren<br />

Translation, bei der das Gleitlager im Sinne<br />

eines „roll back“ nach vorne <strong>und</strong> nach hinten<br />

gleitet. Die dritte Version wäre eine Rotation<br />

mit anteriorer <strong>und</strong> posteriorer Translation.<br />

Die kinematischen Untersuchungen zu Tribologie<br />

<strong>und</strong> Abrieb zeigen einen extrem geringen<br />

Abrieb bei 10 Millionen Zyklen beim rotierenden<br />

Plateau: Bei mehr als 10 Mio. Zyklen<br />

tritt ein Gewichtsverlust von 160 mg ein.<br />

Der geringe Kontaktstress an beiden artikulierenden<br />

Oberflächen schwächt Effekte ab,<br />

die die Gleitdistanzen erhöhen. Leichte Fehlpositionen,<br />

die in der Bewegungsebene liegen,<br />

haben nur geringe Bedeutung. Leichte<br />

Rotationsfehler zwischen Femur <strong>und</strong> Tibia werden<br />

komplett ausgeglichen <strong>und</strong> führen daher<br />

nicht zu erhöhten Abrieben. Dies ist ein gravierender<br />

Faktor beim Vergleich mit der fixierten<br />

Plattform. Bei der mobilen Plattform beträgt<br />

die artikulierende Fläche, auf die sich<br />

die Lasten verteilen, 1000 mm2 gegenüber<br />

der fixierten Plattform eines Fix bearings mit<br />

einer Artikulationsfläche von 200 mm2 (Grafik<br />

zum Vergleich der Kontaktflächen s. Abb. 4).<br />

Der Kontaktstress wird somit von 25 mP bei<br />

der fixierten Plattform auf 5 mP oder weniger<br />

bei der mobilen Plattform reduziert. Das Problem<br />

des Abriebs zwischen Polyäthylen <strong>und</strong><br />

Tibiabasisplatte ist demnach durch die mobile<br />

Technologie deutlich vermindert.<br />

Die Plateau-Mobilität löst mit der mobilen<br />

Plattform einen sehr alten Konflikt im Prothesendesign<br />

– den kinematischen Konflikt zwischen<br />

hoher Konformität <strong>und</strong> freier Rotation.<br />

Es zeigen sich vollständige Konformitäten<br />

während des gesamten Bewegungszyklus bei<br />

gleichzeitiger Verhinderung der Dislokation<br />

durch das Prinzip Zylinder in Zylinder <strong>und</strong><br />

Konus in Konus.<br />

Indikationen für ein mobiles<br />

Plattformdesign<br />

Eine moderate, nicht fixierte Varus- <strong>und</strong><br />

Valgus-Arthrose, ein moderates Streckdefizit<br />

von


<strong>Fachbeiträge</strong><br />

Die OP-Technik bei der mobilen<br />

Plattform<br />

Operationstechnisch hat Freeman 1973 die<br />

„conditio sine qua non“ für die Schnittführung<br />

bei der Knieendoprothetik klar analysiert.<br />

Der wesentliche Faktor ist die exakte<br />

Balancierung von Flexion <strong>und</strong> Extension im<br />

Sinne eines gleichen Flexions- <strong>und</strong> Extensionsspaltes<br />

(vgl. Abb. 5a <strong>und</strong> 5b). Dies bedeutet,<br />

dass die Spannung sowohl in der<br />

Streckung als auch in der Beugung nach den<br />

primär gesägten Schnitten definitiv gleich<br />

sein muss, was mit entsprechenden Spacern<br />

„evaluiert“ werden kann.<br />

Warum müssen die Weichteile balanciert<br />

werden?<br />

Die Achsendeformitäten bei arthrotischen<br />

Veränderungen des Kniegelenkes sind immer<br />

eine Kombination aus ossären Deformitäten<br />

der Tibia, des Femur oder von beiden. Hinzu<br />

kommt eine Dysbalance der Weichteile im<br />

Sinne von Sehnen-, Muskeln- <strong>und</strong> Bandverlängerungen<br />

bzw. -verkürzungen. Bei einer<br />

Varusarthrose sind die medialen Strukturen<br />

stärker gespannt als die lateralen, entsprechend<br />

umgekehrt bei der Valgusarthrose.<br />

Fehlende Weichteilbalance führt immer zu<br />

Fehlfunktionen – sowohl bei den Rotationskomponenten<br />

der mobilen Plattform wie<br />

auch bei der fixierten Plattform oder bei<br />

anderen „Designformen“. Es kommt zu Störungen<br />

der Gelenkfunktion, zu frühzeitigem<br />

Implantatversagen <strong>und</strong>, infolge der fehlenden<br />

Weichteilbalancierung, zu einer Störung<br />

der Propriozeption.<br />

32<br />

Abb. 5 a:<br />

Evaluation<br />

des „Extension-Gaps“<br />

Wie können die Weichteile des Knies<br />

balanciert werden?<br />

Hierzu muss in der klinischen Untersuchung<br />

intraoperativ eine Analyse der kapselligamentären<br />

Strukturen in Streckung, in 30° Beugung<br />

sowie in 90° Beugung durchgeführt werden<br />

(vgl. Abb. 6a bis c). Anschließend kann ein<br />

kontrolliertes capsuloligamentäres Release<br />

erfolgen.<br />

Präoperativ sollte schon eine klare Analyse<br />

getroffen werden, in welcher Form die periartikulären<br />

Weichteile balancierbar sind. Für die<br />

Untersuchung in den verschiedenen Beugestellungen<br />

werden auf die lateralen Strukturen<br />

in Außenrotation des Hüftgelenkes ein<br />

Varus-Stress <strong>und</strong> entprechend umgekehrt für<br />

die Analyse der medialen Strukturen in Innenrotation<br />

ein Valgus-Stress in den verschiedenen<br />

Winkelgraden der Beugung ausgeübt.<br />

Weichteilrelease bei Varus-Deformitäten<br />

Auf Gr<strong>und</strong> der Kinematik des Kniegelenkes<br />

bei verstärkter Kontraktur der medialen<br />

Strukturen muss man die vermehrte Spannung<br />

in Streckung <strong>und</strong> Beugung differenzieren.<br />

Besteht eine vermehrte Spannung in<br />

Streckung, so wird das oberflächliche mediale<br />

Kolateralligament <strong>und</strong> der Pes anserinus<br />

gelöst.<br />

Abb. 5 b:<br />

Evaluation<br />

des „Flexion-Gaps“<br />

Abb. 6 a bis c:<br />

Evaluation der ligamentären Strukturen bei<br />

Kniestreckung, bei 30° Beugung <strong>und</strong> bei 90°<br />

Beugung.<br />

Sollte das nicht ausreichen, werden die Sehnen<br />

des Musculus semimembranosus subperiostal<br />

mit einem Meißel vom Knochen<br />

gelöst (vgl. Abb. 7 a).<br />

In Beugung haben alle Bänder, welche im<br />

Bereich der Epicondylenlinie ansetzen, einen<br />

erheblichen Einfluss auf die Spannung. Von<br />

daher sind in Beugung die mediale Kapsel,<br />

das tiefe Ligamentum collaterale mediale<br />

sowie die postero-mediale Kapsel entscheidend.<br />

Darüber hinaus sind bei der Beugekontraktur<br />

eine Verkürzung des posterioren<br />

Kreuzbandes sowie mediale Osteophyten von<br />

großer Bedeutung. Diese sollten primär nach<br />

Evaluation der Spannungsverhältnisse entfernt<br />

werden. Ein Release im Bereich des hinteren<br />

Kreuzbandes im Sinne von subperiostalen<br />

Lockerungen im tibialen Ansatz sollte bei<br />

vermehrter Spannung in der tiefen Beugung<br />

durchgeführt werden (vgl. Abb. 7 b).<br />

Abb. 7 a:<br />

Subperiostale Lösung der Sehnen<br />

des M. semimembranosus


Bei der Varus-Deformität, welche mit einem<br />

Anteil von mehr als 80% der Fälle die häufigste<br />

Deformität in der Arthrose des Kniegelenks<br />

darstellt, bestehen osteophytäre Ausziehungen<br />

medialseitig (vgl. Abb. 7 c), verb<strong>und</strong>en mit<br />

einem kontrakten Ligamentum collaterale<br />

mediale. Aufgr<strong>und</strong> der leichten Überdehnung<br />

bei zunehmender Fehlstellung ist das Ligamentum<br />

collaterale laterale etwas lax.<br />

Sollte sich bei einem ausreichenden Release<br />

in tiefer Beugung immer noch eine Spannung<br />

medial abzeichnen, ist auch ein vermehrter<br />

tibialer Slope, der heutzutage bis 7° durchgeführt<br />

wird, erfolgversprechend.<br />

Weichteilrelease bei Valgus-Deformitäten<br />

Die Valgus-Deformität zeigt sehr häufig eine<br />

Verkürzung im Bereich des Tractus ilio-tibialis<br />

mit einem vermehrten Streckdefizit. Von<br />

daher ist gerade bei der Valgus-Deformität<br />

genau zu untersuchen, ob eine Fixierung der<br />

lateralen Strukturen sowohl in Streckung als<br />

auch in Beugung vorliegt. Sehr häufig besteht<br />

vermehrt eine kontrakte Spannung in der<br />

Streckung.<br />

Beim lateralen Release bei Valgus-Deformitäten<br />

werden in Streckung der posterolaterale<br />

Komplex <strong>und</strong> der ilio-tibiale Tractus<br />

eingekerbt oder im Bereich des Gerdy-Tuberkels<br />

subperiostal gelöst (s. Abb. 8 a).<br />

In der Beugung sind wiederum die Strukturen<br />

nahe der Epicondylenlinien, wie beispielsweise<br />

das laterale Kollateralband oder auch<br />

die Popliteussehne, für die Spannung verantwortlich,<br />

so dass auch hier ein Release durchgeführt<br />

werden kann.<br />

Im Gegensatz zur Sichtweise vieler amerikanischer<br />

Lehrbücher sollte aus meiner Sicht<br />

weder die Popliteussehne noch das Ligamentum<br />

collaterale femorale vollständig abgetrennt<br />

werden, weil damit die lateralen Bandstrukturen<br />

so geschwächt werden, dass letztendlich<br />

eine mobile Plattform nicht mehr<br />

implantierbar ist. Sicherlich resultiert die<br />

Technik der Amerikaner auch daraus, dass<br />

meistens eine „posterior stabilized“-Prothese<br />

eingebracht wird. In diesem Fall sollte – bei<br />

einer kontrakten Popliteussehne – im Sinne<br />

einer Z-Plastik (s. Abb. 7 c), wie sie auch bei<br />

der Achillessehne bekannt ist, ein Release<br />

durchgeführt werden.<br />

Abb. 7 b:<br />

Release des hinteren Kreuzbandes<br />

bei Beugekontraktur<br />

Abb. 7 c:<br />

Posteromedialer Release<br />

Abb. 8 b:<br />

Dorsales Kapselrelease<br />

NEWS<br />

Mit entscheidend beim Release der Flexionskontrakturen<br />

ist die Entfernung von posterioren<br />

Osteophyten (vgl. Abb. 8 b) sowie ein<br />

Release der dorsalen Kapsel bis hoch zum M.<br />

Gastrocnemius.<br />

John Insall, einer der berühmtesten Kniechirurgen<br />

<strong>und</strong> Erfinder des Oberflächenersatzes,<br />

sagte in der Bewertung der neueren Designentwicklung<br />

zur „mobilen Plattform“:<br />

„Fixed bearing knee design has reached his<br />

ultimate expression, this stage of development<br />

indicates impending obsolescence.<br />

The mobile bearing knee offers an attractive<br />

avenue for future developments!“<br />

Prof. Dr. Hajo Thermann<br />

Zentrum für Knie- <strong>und</strong> <strong>Fußchirurgie</strong><br />

Thermann@atos.de<br />

Abb. 8 a:<br />

Einkerbung des<br />

Tractus iliotibialis<br />

■<br />

33


<strong>Fachbeiträge</strong><br />

Die Speiche bricht selten allein –<br />

arthroskopische Diagnostik bei karpalen<br />

Begleitverletzungen der distalen Radiusfraktur<br />

von S. Polzer, H. Frobenius, H.-W. Bouman, K. Witt<br />

Frakturen des distalen Radius haben auch bei anatomisch korrekter Ausheilung oft<br />

bleibende Funktionsstörungen des Handgelenkes zur Folge. Häufig sind die Gründe<br />

dafür unbehandelte Begleitverletzungen der karpalen Ligamente, die primär nicht<br />

erkannt wurden. Die Einführung der Handgelenksarthroskopie in die orthopädische<br />

Chirurgie ermöglicht es, diese Verletzungen zeitgleich mit der Fraktur zu erkennen<br />

<strong>und</strong> so auch von Anfang an mit zu behandeln.<br />

Das funktionelle Endergebnis bei der Behandlung<br />

der distalen Radiusfraktur ist nicht<br />

allein abhängig von der Ausheilung der Fraktur<br />

in anatomisch korrekter Stellung (1). Karpale<br />

Bandverletzungen, Verletzungen des distalen<br />

Radioulnargelenkes (DRUG), Verletzungen des<br />

triangulären fibrokartilaginären Komplexes<br />

(TFCC) <strong>und</strong> Knorpelschäden sind wichtige zusätzliche,<br />

das Behandlungsergebnis beeinflussende<br />

Faktoren (2, 3).<br />

Die knöchernen Verletzungen können anhand<br />

der nativen Röntgenaufnahmen diagnostiziert<br />

werden (4); bei komplexen Frakturen mit<br />

Gelenkbeteiligung gibt die Anwendung der<br />

Computertomografie weiteren Aufschluss.<br />

Abb. 2:<br />

Pathologisch vergrößerter<br />

skapholunärer Winkel;<br />

34<br />

Abb. 3:<br />

Gilulabögen, 2 an der proximalen<br />

Handwurzelreihe proximal <strong>und</strong><br />

distal, 1 als proximale Begrenzung<br />

der distalen Handwurzelreihe;<br />

Dagegen ist die Einschätzung der ligamentären<br />

karpalen Begleitverletzungen nicht ohne<br />

weiteres möglich, <strong>und</strong> zwar vor allem dann,<br />

wenn sie nicht mit statischen Fehlstellungen<br />

von Handwurzelknochen einhergehen.<br />

Unbehandelt können karpale Bandverletzungen<br />

mit interkarpaler Instabilität zur schmerzhaften<br />

Funktionseinschränkung des Handgelenkes<br />

<strong>und</strong> letztlich zur Handgelenksarthrose<br />

führen (5).<br />

Ziel der primären Diagnostik ist es also, die<br />

akuten karpalen Begleitverletzungen bei der<br />

distalen Radiusfraktur zu erkennen, um sie<br />

gegebenenfalls gleichzeitig mit der Fraktur zu<br />

behandeln.<br />

Abb. 4:<br />

Unterbrechung der Gilulabögen<br />

der proximalen Handwurzelreihe<br />

proximal <strong>und</strong> distal mit<br />

Stufenbildung skapholunär <strong>und</strong><br />

lunotriquetral durch Längszug<br />

mit Fixateur externe<br />

Abb. 1:<br />

Skapholunäre Diastase<br />

bei extraartikulärer distaler Radiusfraktur<br />

Die Diagnostik<br />

der karpalen Verletzungen<br />

Die Eckpfeiler der Diagnostik der ligamentären<br />

karpalen Verletzung sind das native Röntgen<br />

<strong>und</strong> die Arthroskopie des Handgelenkes (Tab. 1),<br />

weil in der akuten Situation eine dezidierte<br />

Untersuchung wegen der Schmerzen nicht<br />

möglich ist.<br />

Auf dem nativen Röntgenbild in zwei Ebenen<br />

können karpale Bandverletzungen diagnostiziert<br />

werden, wenn sie mit einer massiven<br />

Instabilität einhergehen. Die Kriterien hierfür<br />

sind die Weite des skapholunären Intervalls,<br />

der skapholunäre Winkel im Seitbild sowie die<br />

Gilulabögen.<br />

Eine skapholunäre Diastase weist auf eine<br />

Läsion des skapholunären Ligamentes mit<br />

erheblicher interkarpaler Instabilität hin (s.<br />

Abb. 1). Da ein erweitertes skapholunäres Intervall<br />

aber auch als Normvariante vorkommen<br />

kann, sind Vergleichsaufnahmen mit der ges<strong>und</strong>en,<br />

unverletzten Seite zu empfehlen.<br />

Die Größe des skapholunären Winkels beträgt<br />

30° bis 60°, im Durchschnitt 47°. Zwischen 60°<br />

<strong>und</strong> 80° kann er normal oder pathologisch


sein (6). Eine Vergrößerung wie im vorliegenden<br />

Beispiel auf fast 90° ist sicher pathologisch<br />

<strong>und</strong> daher als skapholunäre Instabilität<br />

einzustufen (Abb. 2).<br />

Die Konturen der Handwurzelknochen liegen<br />

auf harmonisch gekrümmten Linien, den so<br />

genannten Gilulabögen (Abb. 3) (7). Eine<br />

Unterbrechung dieser Bögen mit Stufenbildung<br />

ist ein Hinweis auf die interossäre Bandinstabilität,<br />

wobei sich die Instabilität in manchen<br />

Fällen erst nach Anwendung von Längszug<br />

zeigt, wie bei unserer Darstellung in nicht<br />

gewünschter Weise durch einen Fixateur<br />

externe (Abb. 4).<br />

Die Arthrografie, vor der Einführung der Hand-<br />

gelenksarthroskopie das einzig mögliche<br />

Untersuchungsverfahren zur Banddiagnostik,<br />

weist entscheidende Nachteile auf. Das Einbringen<br />

von Kontrastmittel ins Handgelenk<br />

zeigt im positiven Fall einen Kontrastmitteldurchtritt,<br />

also ein Leck an einer normalerweise<br />

dichten Stelle an. Diese Tatsache weist aber<br />

nur auf eine Bandläsion hin <strong>und</strong> erlaubt keine<br />

Aussage darüber, ob die Läsion akut oder<br />

chronisch ist. Darüber hinaus gibt sie keinen<br />

Hinweis darauf, ob die Läsion mit einer karpalen<br />

Instabilität vergesellschaftet ist. Rückschlüsse<br />

auf das funktionelle Ausmaß einer<br />

etwaigen Instabilität sind nicht möglich. Für<br />

die Abschätzung der klinischen Wertigkeit<br />

einer karpalen Bandläsion ist die Handgelenksarthrografie<br />

also wertlos (8).<br />

In gleicher Weise lässt uns die Kernspintomografie<br />

bei dieser Fragestellung im Stich. Die<br />

Treffsicherheit dieses Verfahrens bei der Diagnostik<br />

von Verletzungen der Ligamente <strong>und</strong> des<br />

TFCC des Handgelenkes beträgt derzeit im<br />

Durchschnitt max. 70% (9 - 12). Daher können<br />

von kernspintomografischen Bef<strong>und</strong>en keine<br />

therapeutischen Konsequenzen abgeleitet<br />

werden.<br />

Abb. 5:<br />

Arthroskopischer Bef<strong>und</strong> eines rechten Handgelenkes<br />

mediokarpal mit skapholunärer<br />

Instabilität Geissler Grad IV<br />

(S=Skaphoid, L=Lunatum)<br />

Erst durch den Einsatz der Handgelenksarthroskopie<br />

wird die Diagnose der karpalen Bandverletzung<br />

definitiv gestellt. Die Arthroskopie<br />

ermöglicht die Unterscheidung zwischen akuten<br />

<strong>und</strong> chronischen Läsionen, sie zeigt das<br />

Spektrum der Bandläsionen von der Dehnung<br />

über die Teilruptur bis zum kompletten Riss<br />

<strong>und</strong> erlaubt es, die funktionellen Auswirkungen<br />

der Verletzungen auf die Stabilität des<br />

Karpus <strong>und</strong> des distalen Radioulnargelenkes<br />

(DRUG) abzuschätzen.<br />

Tabelle 1<br />

Diagnostik karpaler ligamentärer Begleitverletzungen<br />

Tabelle 2<br />

Röntgen nativ ja<br />

Arthroskopie ja<br />

Arthrografie nein<br />

Kernspintomografie nein<br />

Häufigkeit ligamentärer karpaler Begleitverletzungen<br />

NEWS<br />

Das Ausmaß der interkarpalen Instabilität<br />

wird nach Geissler in 4 Grade eingeteilt,<br />

wobei die Arthroskopie radiokarpal wie<br />

mediokarpal durchgeführt werden muss (3).<br />

Bei den Graden I <strong>und</strong> II handelt es sich um<br />

Verletzungen ohne Beeinträchtigung der<br />

Stabilität, die Grade III <strong>und</strong> insbesondere IV<br />

(Abb. 5) repräsentieren instabile Situationen,<br />

die behandlungsbedürftig sind.<br />

Die Läsionen des TFCC werden nach der<br />

Einteilung von Palmer klassifiziert (13).<br />

Die Verletzungen des distalen Radioulnargelenkes<br />

(DRUG) können sowohl als knöcherne<br />

Verletzungen, als ligamentäre Verletzungen<br />

des TFCC wie auch als knöchern-ligamentäre<br />

Kombinationsverletzungen vorliegen.<br />

Die derzeit einzige Klassifikation der DRUG-<br />

Verletzungen von Fernandez teilt die Verletzungen<br />

in 3 Typen mit je 2 Untertypen ein (14).<br />

Die Abbildung 6 zeigt den arthroskopischen<br />

Bef<strong>und</strong> eines linken Handgelenkes mit einer<br />

Fernandez IIIA-Läsion.<br />

➔<br />

Autor <strong>und</strong> Jahr S-L L-T TFCC Anzahl<br />

Culp et Osterman 1995 55% 23% 54% 27<br />

Geissler et al. 1996 32% 15% 47% 60<br />

Lindau et al. 1997 54% 50% 78% 50<br />

Richards et al. 1997 29% 20% 88% 118<br />

Mehta et al. 2000 85% 61% 58% 31<br />

Eigene Patienten 1997 42% 20% 53% 45<br />

35


<strong>Fachbeiträge</strong><br />

Die Häufigkeit von ligamentären<br />

karpalen Begleitverletzungen<br />

Ligamentäre karpale Begleitverletzungen kommen<br />

bei distalen Radiusfrakturen sehr häufig<br />

vor (3, 15 - 18). Eine Übersicht über die Verteilung<br />

der einzelnen Läsionen gibt die Tabelle 2.<br />

Die unterschiedlichen Häufungen der verschiedenen<br />

Verletzungsmuster erklären sich<br />

wahrscheinlich aus den verschieden zusammengesetzten<br />

Patientenkollektiven.<br />

Die für das praktische Vorgehen wichtige<br />

Frage, welche Radiusfrakturen karpale Begleitverletzungen<br />

mit therapierelevanter Instabilität<br />

aufweisen, lässt sich aus den vorliegenden<br />

Arbeiten nicht eindeutig klären. Deshalb<br />

haben wir von 12/96 bis 11/97 fortlaufend bei<br />

allen Patienten mit frischer distaler Radiusfraktur,<br />

die wegen der Fraktur operiert wurden,<br />

in gleicher Sitzung eine Handgelenksarthroskopie<br />

durchgeführt. Dazu gehörten<br />

alle Patienten mit Frakturen, bei denen das<br />

Röntgenbild bereits den Verdacht auf eine<br />

karpale ligamentäre Begleitverletzung nahe<br />

legte, mit extraartikulären oder instabilen<br />

Extensionsfrakturen, Flexionsfrakturen, auch<br />

intraartikuläre Frakturen mit Stufenbildung.<br />

Es zeigte sich, dass bei fast der Hälfte der<br />

Patienten schwerwiegende interkarpale Begleitverletzungen<br />

(Geissler III <strong>und</strong> IV, Palmer<br />

1B <strong>und</strong> 1D mit DRUG-Instabilität, Fernandez<br />

IIIA mit DRUG-Instabilität) vorlagen (Tab. 3).<br />

Die Frakturen wurden nach der AO-Klassifikation<br />

eingeteilt. Je komplexer die Fraktur war,<br />

desto höher war der Anteil der therapierelevanten<br />

karpalen Begleitverletzungen (Abb. 7).<br />

Tabelle 3<br />

Karpale ligamentäre Begleitverletzungen der eigenen Patienten<br />

36<br />

Typ III A<br />

Abb. 6:<br />

Arthroskopischer Bef<strong>und</strong> eines linken<br />

Handgelenkes radiokarpal mit einer DRUG-<br />

Verletzung Typ Fernandez III A: Kombinierte<br />

Knochen-Weichteilverletzung mit intraartikulärer<br />

radioulnar verlaufender Fraktur des Radius,<br />

die in die Incisura ulnaris des Radius ausläuft<br />

<strong>und</strong> sich in einer kompletten quer verlaufenden<br />

Ruptur des Diskus triangularis fortsetzt<br />

(L=Lunatum)<br />

Die Analyse der therapierelevanten Begleitverletzungen<br />

in Abhängigkeit von Unfallmechanismus<br />

<strong>und</strong> Lebensalter ergab eine<br />

positive Korrelation mit dem Ausmaß der<br />

Gewalteinwirkung (Rasanztrauma) <strong>und</strong> mit<br />

der Höhe des Patientenalters.<br />

Intraartikuläre Frakturen sowie extraartikuläre<br />

Frakturen mit einer Dorsalkippung von mehr<br />

als 10° <strong>und</strong> mit einem Ulnarvorschub von<br />

mehr als 2 mm hatten vermehrt therapiebedürftige<br />

karpale Begleitverletzungen. Patienten<br />

unter 20 Jahren hatten auch bei ausgeprägter<br />

Dislokation keine Begleitverletzungen.<br />

In der Altersgruppe von 20 bis 50 Jahren<br />

traten therapiebedürftige Begleitverletzungen<br />

nur bei Rasanztraumen <strong>und</strong> intraartikulären<br />

Frakturen auf. Bei Patienten über 50<br />

Jahren kam es oft schon beim ebenerdigen<br />

Sturz zu therapiebedürftigen Begleitverletzungen.<br />

Anzahl in Prozent<br />

Gesamtkollektiv 45 100<br />

keine Begleitverletzung 14 31<br />

Begleitverletzung ohne Instabilität 9 20<br />

instabile Begleitverletzung 22 49<br />

Die Therapie der<br />

karpalen Begleitverletzungen<br />

Die Therapie der karpalen Begleitverletzungen<br />

erfolgt in der gleichen Sitzung wie die<br />

Behandlung der Radiusfraktur. Skapholunäre<br />

<strong>und</strong> lunotriquetrale Bandrupturen werden je<br />

nach Ausmaß der Instabilität durch offene<br />

Bandrefixation mit <strong>und</strong> ohne Augmentation<br />

durch dorsale Kapsulodese (19) oder Brunelli-<br />

Technik (20) oder durch geschlossene, arthroskopisch<br />

kontrollierte Reposition <strong>und</strong> Kirschnerdrahtfixation<br />

stabilisiert.<br />

TFCC-Rupturen werden arthroskopisch oder<br />

offen refixiert. Bei den genannten Rekonstruktionen<br />

ist eine postoperative Ruhigstellung<br />

zwischen 8 <strong>und</strong> 12 Wochen erforderlich. Je<br />

nach individueller Situation wird lediglich ein<br />

Debridement durchgeführt. Interkarpale<br />

Arthrodesen kommen bei der Behandlung<br />

der chronischen karpalen Instabilität zur<br />

Anwendung, in der akuten Situation werden<br />

sie jedoch nicht eingesetzt.<br />

Die Abbildung 8 zeigt die Röntgenbilder einer<br />

intraartikulären Fraktur mit Fraktur des Processus<br />

styloideus ulnae. Arthroskopisch liegen<br />

Rupturen des skapholunären <strong>und</strong> des<br />

lunotriquetralen Bandes vor (Abb. 9 <strong>und</strong> 10),<br />

<strong>und</strong> zwar mit Instabilitäten Geissler III (Abb.<br />

11 <strong>und</strong> 12),TFCC-Läsionen 1B (Abb. 13) <strong>und</strong> einer<br />

Abb. 7<br />

Abb. 7:<br />

Instabile Begleitverletzung nach AO-Frakturtyp


Abb. 9:<br />

Arthroskopischer Bef<strong>und</strong> radiokarpal<br />

der kompletten skapholunären<br />

Bandruptur mit in den Spalt<br />

eingeführten Tasthaken<br />

(S=Skaphoid, L=Lunatum)<br />

Abb. 8:<br />

Intraartikuläre Extensionsfraktur mit Unterbrechung<br />

der proximalen Gilulalinie skapholunär<br />

<strong>und</strong> Abbruch des Processus styloideus ulnae <strong>und</strong><br />

pathologisch vergrößertem skapholunärem<br />

Winkel im Seitbild<br />

chronischen TFCC-Läsion zentral-radial.<br />

Bei genauerem Hinsehen, sprich Arthroskopie,<br />

erweist sich die einfache intraartikuläre<br />

distale Radiusfraktur als komplexe<br />

Verletzung der Handwurzel (Abb. 14).<br />

Die Therapie der karpalen Begleitverletzungen<br />

bestand hier in der arthroskopisch kontrollierten<br />

Reposition skapholunär <strong>und</strong> lunotriquetral<br />

mit Kirschnerdrahtfixation (Abb. 15).<br />

Die postoperative Ruhigstellung betrug 12<br />

Wochen. Nach dieser Zeit wurden die Drähte<br />

entfernt, <strong>und</strong> die physiotherapeutische Nachbehandlung<br />

konnte beginnen.<br />

Abb. 10:<br />

Arthroskopischer Bef<strong>und</strong> radiokarpal<br />

der kompletten<br />

lunotriquetralen Bandruptur<br />

(T=Triquetrum, L=Lunatum)<br />

Abb. 12:<br />

Arthroskopischer Bef<strong>und</strong> mediokarpal<br />

bei lunotriquetraler<br />

Instabilität Geissler Grad III<br />

(T=Triquetrum, L=Lunatum)<br />

Das röntgenologische Ausheilungsergebnis<br />

nach 4 Jahren zeigt die karpalen Parameter<br />

im Normbereich (Abb. 16). Funktionell bestehen<br />

keinerlei Beeinträchtigungen.<br />

Zu Behandlungsergebnissen der karpalen<br />

Begleitverletzungen bei der distalen Radiusfraktur<br />

liegen in der Literatur bislang nur sehr<br />

wenige Daten vor. Von 8 mit perkutaner<br />

Kirschnerdrahtfixierung behandelten Patienten<br />

mit skapholunärer Instabilität Geissler<br />

III <strong>und</strong> IV wurden 7 im Durchschnitt 36<br />

Monate nach der Erstversorgung nachuntersucht<br />

(21). Dabei fanden sich je nach angewandtem<br />

Score bei 60 bis 100% der Fälle<br />

Abb. 11:<br />

Arthroskopischer Bef<strong>und</strong><br />

mediokarpal bei skapholunärer<br />

Instabilität Geissler Grad III<br />

(S=Skaphoid, L=Lunatum)<br />

NEWS<br />

Abb. 13:<br />

Arthroskopischer Bef<strong>und</strong> radiokarpal<br />

bei TFCC-Ruptur 1B<br />

(T=Triquetrum)<br />

exzellente Werte. Demgegenüber wiesen von<br />

20 ausschließlich konservativ behandelten<br />

Patienten mit radiologisch diagnostizierter<br />

skapholunärer Instabilität nach einem Jahr<br />

nur 2 ein gutes Ergebnis auf. 14 Patienten hatten<br />

ein mäßiges <strong>und</strong> 4 ein schlechtes Ergebnis,<br />

wobei innerhalb des ersten Jahres bereits<br />

acht Patienten wegen der Instabilität operiert<br />

werden mussten (22). Von 40 Patienten mit<br />

radiologisch dokumentierter skapholunärer<br />

<strong>und</strong> lunotriquetraler Instabilität kam es ohne<br />

Behandlung bei 61% innerhalb eines Jahres zu<br />

einer Verminderung der karpalen Höhe als<br />

Zeichen der zunehmenden Instabilität (23).<br />

➔<br />

37


*Im Vergleich mit einem NMH (Enoxaparin).<br />

Turpie AGG et al., Arch Intern Med 2002; 162: 1833 – 40.<br />

Turpie AGG et al., Lancet 2002; 359: 1721 – 6.<br />

Lassen MR et al., Lancet 2002; 359: 1715 – 20.<br />

Bauer K et al., N Engl J Med 2001; 345: 1305 – 10.<br />

Eriksson B et al., N Engl J Med 2001; 345: 1298 – 1304.<br />

ARIXTRA ® 2,5 mg/0,5 ml Injektionslösung, Fertigspritze. Wirkstoff:<br />

Fondaparinux-Natrium. Zusammensetzung: Jede Fertigspritze (0,5<br />

ml) enthält 2,5 mg Fondaparinux-Natrium. Sonstige Bestandteile:<br />

Natriumchlorid, Wasser für Injektionszwecke, Salzsäure, Natriumhydroxid.<br />

Anwendungsgebiete: Zur Prophylaxe venöser thromboembolischer<br />

Ereignisse (VTE) bei Patienten, die sich größeren orthopädischen<br />

Eingriffen an den unteren Extremitäten unterziehen müssen, wie<br />

beispielsweise Hüftfrakturen, größere Knie- oder Hüftersatzoperationen.<br />

Gegenanzeigen: Bekannte Überempfindlichkeit gegenüber<br />

Fondaparinux oder einem der sonstigen Bestandteile, aktive klinisch<br />

relevante Blutungen; akute bakterielle Endokarditis; schwere<br />

Nierenfunktionsstörungen. Nebenwirkungen: Häufig (≥ 1 % < 10 %):<br />

Funktionsstörungen der roten Blutkörperchen (Anämie), Blutungen<br />

(Blutungen an der Operationsstelle,<br />

gastrointestinal,<br />

Zur Thromboembolie –<br />

Prophylaxe, z. B. bei<br />

Hüftgelenkersatz<br />

Kniegelenkersatz<br />

Hüftfraktur<br />

Für ein Maximum in<br />

der Thromboembolie-<br />

Prophylaxe.<br />

Über 50% weniger Thromboembolien*<br />

Vergleichbar gute Verträglichkeit*<br />

Mehr Sicherheit durch<br />

synthetische Herstellung<br />

Neu<br />

in den Leitlinien<br />

zur Thromboembolie-Prophylaxe<br />

Es geht weiter<br />

Fondaparinux<br />

Hämaturie, pulmonal, Hämatome), Thrombozytopenie, Purpura, veränderte<br />

Leberfunktionstests, Ödeme. Gelegentlich (≥ 0,1 % < 1 %):<br />

Thrombozythämie, Schwindel, Benommenheit, Kopfschmerz, Blutdruckabfall,<br />

Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Dyspepsie,<br />

Gastritis, Verstopfung, Diarrhö, erythematöser Hautausschlag, Rash,<br />

Pruritus, Hautreaktionen an der Injektionsstelle, Fieber, periphere<br />

Ödeme, W<strong>und</strong>sekretion. Selten (≥ 0,01 % < 0,1 %): Allergische<br />

Reaktionen. Seit Markteinführung bzw. in anderen klinischen Studien<br />

wurde in seltenen Fällen von intrakraniellen/intrazerebralen <strong>und</strong><br />

retroperitonealen Blutungen berichtet. Verschreibungspflichtig.<br />

SANOFI-SYNTHELABO, 174 avenue de France, 75013 Paris,<br />

Frankreich<br />

Packungsgrößen: Packung mit 7 Fertigspritzen (N1), Packung mit 20<br />

Fertigspritzen (N2). Klinikpackung. Stand: Dezember 2003


Die bisherigen Erfahrungen zeigen, wie häufig<br />

<strong>und</strong> oft schwerwiegend die karpalen ligamentären<br />

Begleitverletzungen bei der distalen<br />

Radiusfraktur sind. Diese Zusatzverletzungen<br />

bergen eine eigene Problematik <strong>und</strong><br />

stellen wichtige Faktoren für das funktionelle<br />

Endergebnis dar. Die Gruppe der Verletzungen,<br />

die heute noch als distale Radiusfrakturen,<br />

als Radiusfrakturen loco typico oder<br />

als Colles’ Frakturen bezeichnet werden, ist<br />

offensichtlich sehr heterogen.<br />

Sie umfasst auch komplexe Verletzungen der<br />

gesamten Handwurzel. Eine definitive Diagnostik<br />

dieser Verletzungen ist, vor allem wenn<br />

keine statischen Fehlstellungen der Handwurzelknochen<br />

vorliegen, nur arthroskopisch<br />

möglich. Nur die Arthroskopie erlaubt die<br />

Einschätzung einer durch die Verletzung hervorgerufenen<br />

behandlungsbedürftigen karpalen<br />

Instabilität.<br />

Therapierelevante ligamentäre Begleitverletzungen<br />

kommen bei intraartikulären Frakturen<br />

<strong>und</strong> bei extraartikulären Frakturen mit<br />

starker Dislokation durch Dorsalabkippung<br />

<strong>und</strong> Verkürzung des Radius sehr häufig vor.<br />

Unser Therapiekonzept der distalen Radiusfraktur<br />

beinhaltet deshalb im Rahmen der<br />

Primärtherapie auch die Handgelenksarthroskopie<br />

bei den oben beschriebenen Frakturen,<br />

auch wenn die radiologischen Zeichen einer<br />

statischen karpalen Instabilität nicht vorliegen.<br />

Unser Ziel ist es, die relevanten ligamentären<br />

Begleitverletzungen primär gemeinsam<br />

mit der Fraktur zu behandeln.<br />

Dr. med. Sigm<strong>und</strong> Polzer<br />

Dr. med. Hartmuth Frobenius<br />

Dr. med. Hans-Werner Bouman<br />

Dr. med. Kai Witt<br />

Hand- <strong>und</strong> <strong>Fußchirurgie</strong>, Unfallchirurgie<br />

bouman@atos.de<br />

frobenius@atos.de<br />

polzer@atos.de<br />

www.hand-fusschirurgie.de<br />

Literaturliste bei den Verfassern<br />

■<br />

Abb. 14:<br />

Schema der knöchernen <strong>und</strong> interkarpalen<br />

ligamentären Verletzungen<br />

der Fraktur aus Abb. 11<br />

Abb. 15:<br />

Röntgenbef<strong>und</strong> der Fraktur aus Abb. 11<br />

nach Versorgung der Radiusfraktur mit<br />

Kirschnerdrähten <strong>und</strong> arthroskopisch<br />

kontrollierter Reposition <strong>und</strong> Kirschnerdrahtfixation<br />

skapholunär <strong>und</strong> lunotriquetral<br />

Abb. 16:<br />

Ausheilungsergebnis der Fraktur von<br />

Abb. 11 nach vier Jahren mit wiederhergestellten<br />

regelrechten anatomischen<br />

Verhältnissen radial <strong>und</strong> karpal<br />

NEWS<br />

Heidelberger<br />

Sonographiekurse<br />

der Stütz- <strong>und</strong><br />

Bewegungsorgane<br />

im Jahr 2004<br />

nach den Richtlinien der DEGUM<br />

<strong>und</strong> der KBV (§6)<br />

Leitung:<br />

Priv.-Doz. Dr. med. Gerd Gruber,<br />

DEGUM-Seminarleiter<br />

• Aufbaukurs:<br />

27.03. bis 28.03.2004<br />

Kursgebühr: 350 EUR (ÄIP/AIP: 250 EUR)<br />

(inkl. Kursskript <strong>und</strong> DEGUM-Plakette)<br />

• Abschlusskurs:<br />

20.11. bis 21.11.2004<br />

Kursgebühr: 350 EUR (ÄIP/AIP: 250 EUR)<br />

(inkl. Kursskript <strong>und</strong> DEGUM-Plakette)<br />

Auskunft <strong>und</strong> Anmeldung:<br />

Priv.-Doz. Dr. med. Gerd Gruber,<br />

ATOS-Praxisklinik<br />

Sekretariat Frau Stöhr<br />

Bismarckstr. 9-15, 69115 Heidelberg<br />

Tel.: 06221 / 983144<br />

Fax: 06221 / 983159<br />

e-mail: sono@atos.de<br />

39


<strong>Fachbeiträge</strong><br />

Die Verwendung von Cine Sequenzen in der Kardio-MRT ermöglicht die Beurteilung<br />

von Wandbewegungsstörungen in Ruhe <strong>und</strong> unter Belastung zum Nachweis oder<br />

Ausschluss von Ischämien ähnlich der Echokardiographie.<br />

Zahlreiche Publikationen haben dabei den hohen Stellenwert der pharmakologischen<br />

Stress Cine MRT vor allem mit Dobutamin gegenüber der Stress-Echokardiographie<br />

gezeigt. Die pharmakologische Stress Cine MRT, z.B. mit Dobutamin,<br />

erfordert jedoch unter Umständen einen hohen logistischen Aufwand vor allem in<br />

der Nachbetreuungsphase. Hinzu kommt eine Komplikationsrate ähnlich der des<br />

Herzkatheters. Daher ist diese Methode in erster Linie den kardiologischen Klinikzentren<br />

vorbehalten.<br />

Alternativ dazu haben wir für den ambulanten Einsatz vor allem bei Patienten, die<br />

fahrradergometrisch belastbar sind, die ergometrische Stress Cine MRT entwickelt.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der neuen Technologien – vor allem<br />

unter Verwendung ultraschneller Sequenzen<br />

wie der balanced FFE oder balanced TFE<br />

Sequenzen mit Sensetechnologie – ist jetzt<br />

die Cine-Akquisition aller Herzabschnitte (der<br />

drei Kurzachsen <strong>und</strong> des Vierkammerblicks)<br />

noch während bzw. am Ende der Belastungsstufe<br />

innerhalb von maximal 25 bis 30 Sek<strong>und</strong>en<br />

möglich.<br />

Die ergometrische Belastung erfolgt durch<br />

ein auf die MR-Tischplatte montiertes Fahrradergometer<br />

unter Verwendung einer speziellen<br />

Schulterstütze, die die Lagekonstanz<br />

der Herzachse während der Untersuchung<br />

bzw. Belastung im Vergleich zu den Ruhe-<br />

Cine-Akquisitionen garantiert.<br />

Ziel der vorliegenden Studie ist es, die ergometrische<br />

Stress Cine MRT als alternative<br />

Methode zur pharmakologischen Stress Cine<br />

MRT vorzustellen. Die ergometrische Methode<br />

eignet sich vor allem bei Patienten, die<br />

zum Nachweis bzw. Ausschluss einer belastungsinduzierten<br />

Ischämie ambulant vorstellig<br />

werden.<br />

40<br />

Myokardiale Ischämiediagnostik mit der<br />

ergometrischen Stress Cine MRT<br />

Erfahrungen mit der Kardio-MR im ambulanten Betrieb<br />

von Wolfgang Wrazidlo<br />

Patientengruppen:<br />

In unserem ambulanten Kardio-MR-Zentrum<br />

wurden über einen Zeitraum von 3 Jahren insgesamt<br />

485 Patienten mit der Fragestellung<br />

eines relevanten belastungsinduzierten Ischämienachweises<br />

mittels Fahrradergometer<br />

untersucht. Die untersuchten Patienten gliederten<br />

sich dabei in zwei Gruppen.<br />

Gruppe 1 waren Patienten, die noch keinen<br />

Herzkatheter hatten <strong>und</strong> sich mit der Frage<br />

nach einem Ischämienachweis bzw. Ausschluss<br />

vorstellten.<br />

Gruppe 2 waren Patienten mit bekannter<br />

KHK, die bereits eine Herzkatheteruntersuchung<br />

hinter sich hatten <strong>und</strong> sich nach<br />

Bypass, Stent oder reiner PTCA mit der Frage<br />

nach einer eventuellen Progression der KHK<br />

vorstellten.<br />

Die Hauptindikationen für beide Gruppen<br />

waren nach den Häufigkeiten geordnet:<br />

1. unklare Belastungsdyspnoe sowie unklare<br />

thorakale Beschwerden,<br />

2. neu aufgetretene Rhythmusstörungen<br />

wie LSB, VHF oder höhergradige Rhythmusstörungen,<br />

3. langjährige Risikofaktoren (Rauchen,<br />

Hypertonus, Hypercholesterinämie) <strong>und</strong><br />

4. v.a. ischämische Kardiomyopathie.<br />

Ausschlusskriterien für beide Gruppen waren<br />

typische klinische Ischämiezeichen wie Angina<br />

pectoris sowie typische neu aufgetretene<br />

Ischämiezeichen im EKG, im Belastungs-EKG<br />

<strong>und</strong> in der Ruhe- bzw. Stress-Echokardiographie.<br />

Ein weiteres Ausschlusskriterium war<br />

die mangelnde ergometrische Belastbarkeit.<br />

Untersuchungsablauf:<br />

Die Untersuchungen erfolgten an einem 1,5<br />

Tesla Ganzkörper MRT der Fa. Philips (Gyroscan<br />

NT intera Release 8 bzw. 9 mit Sensitivity<br />

Encoding; maximale Gradientenfeldstärke 30<br />

mT/m). Als Herzspule diente eine synergy coil<br />

mit 5 Spulenelementen.<br />

Der Untersuchungsablauf in Ruhe beginnt<br />

mit der Aufnahme der drei Kurzachsen <strong>und</strong><br />

dem Vierkammerblick jeweils im Cine mode.<br />

Abb. 1<br />

Abb. 2


Dann folgt die fahrradergometrische Belastung<br />

auf der MR-Couch im Liegen entsprechend<br />

den Kriterien des Belastungs-EKGs einschließlich<br />

der Abbruchkriterien.<br />

Unmittelbar am Ende der ergometrischen<br />

Belastung werden die drei Kurzachsen <strong>und</strong><br />

der Vierkammerblick im Cine mode aufgenommen.<br />

Der Kurzachsen Cine mode beginnt<br />

mit dem apikalen Drittel, nun folgt das mediale<br />

<strong>und</strong> schließlich das basale Drittel.<br />

Zusätzlich wurden jedem Patienten am Ende<br />

der maximalen Belastungsstufe zwischen 0,5<br />

<strong>und</strong> 1 mg Atropin i.v. injiziert, um für die<br />

Datenakquisition die maximale Pulsfrequenz<br />

30 bis 40 Sek<strong>und</strong>en lang in Höhe der Ausbelastungsfrequenz<br />

zu erhalten. In diesem<br />

Zeitintervall am Ende der Belastung konnten<br />

dann die drei Kurzachsenschnitte <strong>und</strong> der<br />

Vierkammerblick jeweils im Cine mode mit 25<br />

Phasenbildern akquiriert werden. Für balanced<br />

FFE (TE: 1,7 msec, TR: 3,5 msec, Flip. 50 Grad,<br />

ohne Sensefaktor) betrug die Atemanhaltezeit<br />

ca. 8 bis 10 sec pro Cine-Schicht bei einer<br />

Pulsfrequenz von mindestens 120/min. Für<br />

balanced TFE (TE: 1,7 msec, TR: 3,4 msec, Flip.<br />

60 Grad, Sensefaktor 2) betrug die Atemanhaltezeit<br />

ca. 4 bis 5 sec pro Cine-Schicht.<br />

Abb. 3<br />

Abb. 4<br />

Bei allen Patienten stellt sich am Ende der<br />

Belastung eine physiologisch bedingte Hyperventilation<br />

ein. Die Atemanhaltezeiten waren<br />

mit 4 bis maximal 10 Sek<strong>und</strong>en jedoch derart<br />

kurz, dass in 96 % der Fälle zur visuellen<br />

Wandbewegungsanalyse die Qualität der<br />

Cine-Bildgebung störungsfrei <strong>und</strong> nicht veratmet<br />

beurteilt werden konnte.<br />

Eine eigens von uns konstruierte höhenverstellbare<br />

Schulterstütze diente dazu, dass alle<br />

Patienten am Ende der Belastung in den drei<br />

Kurzachsen <strong>und</strong> im Vierkammerblick die gleichen<br />

Schichteinstellungen wie bei den Ruheuntersuchungen<br />

hatten.<br />

Ergebnisse:<br />

Die Stress Cine MRT wurde von allen Patienten<br />

ohne Nebenwirkungen gut toleriert. Mit<br />

Hilfe des Vektor-EKGs konnte in allen Fällen<br />

eine verwertbare Triggerung des EKG-Signals<br />

erreicht werden. Von den untersuchten 485<br />

Patienten konnten jeweils 4 % der Patienten<br />

aus beiden Gruppen wegen Veratmung der<br />

Cine modes nicht beurteilt werden.<br />

Von 285 Patienten aus Gruppe 1 hatten 14<br />

Patienten einen belastungsinduzierten Ischämienachweis<br />

(5 %).<br />

Von den 185 Patienten aus Gruppe 2 hatten 22<br />

Patienten (12 %) einen belastungsinduzierten<br />

Ischämienachweis.<br />

Abb. 1:<br />

Vierkammerblick in Ruhe.<br />

Endsystolische Phase mit regelrechter<br />

Wandverdickung des linksventrikulären<br />

Myokards.<br />

Abb. 2:<br />

Kurzachse des apikalen Herzdrittels in Ruhe.<br />

Leichte Kontraktionsstörung apikal septal.<br />

Abb. 3:<br />

Vierkammerblick bei ergometrischer Belastung<br />

mit 75 Watt. Kontraktionsstörung mit fehlender<br />

systolischer Wandverdickung im septalen Bereich<br />

der Herzspitze entsprechend einem<br />

Ischämienachweis.<br />

Abb. 4:<br />

Kurzachse des apikalen Herzdrittels bei<br />

ergometrischer Belastung mit 75 Watt. Deutliche<br />

systolische Kontraktionsstörung mit fehlender<br />

systolischer Wanddickenzunahme vor allem<br />

septal entsprechend dem Ischämienachweis.<br />

Der Herzkatheterbef<strong>und</strong> ergab eine hochgradige<br />

Stenose der LAD im Segment 6.<br />

NEWS<br />

Die Lokalisation der Kontraktionsstörungen<br />

war in Gruppe 1 (Patienten ohne bekannte<br />

KHK) in 6 Fällen im Wesentlichen apikal, in 4<br />

Fällen medial <strong>und</strong> in 4 Fällen basal.<br />

Die Lokalisation der Kontraktionsstörungen in<br />

Gruppe 2 (Patienten mit bekannter KHK) war<br />

in 7 Fällen apikal, in 7 Fällen medial <strong>und</strong> in 8<br />

Fällen basal.<br />

Bei allen 14 Patienten aus Gruppe 1 wurden<br />

in der nachfolgenden Herzkatheteruntersuchung<br />

höhergradige Koronararterienstenosen<br />

nachgewiesen.<br />

Bei den 22 Patienten aus Gruppe 2 fand sich in<br />

allen Fällen ein pathologisches Korrelat mit<br />

Bypassverschlüssen <strong>und</strong> Instentstenosen.<br />

Zusammenfassung:<br />

Die ergometrische Stress Cine MRT ist am<br />

Ende der diagnostischen Kette mit der vorgestellten<br />

Technologie sehr gut einsetzbar,<br />

vor allem bei unklaren, nicht typischen klinischen<br />

Beschwerden <strong>und</strong> nicht eindeutigen<br />

Ischämiezeichen im EKG, Belastungs-EKG<br />

oder Echokardiogramm.<br />

Hinsichtlich des logistischen Aufwandes <strong>und</strong><br />

der geringen Komplikationsrate hat sich die<br />

ergometrische Stress Cine MRT als geeignete<br />

Methode im ambulanten Routinebetrieb<br />

gegenüber der pharmakologischen Stress-<br />

Untersuchung erwiesen.<br />

Anhand von zahlreichen Fallbeispielen (siehe<br />

auch RöFo vom November 2003) konnte gezeigt<br />

werden, dass die ergometrische Stress<br />

Cine MRT <strong>und</strong> damit auch die pharmakologische<br />

Stress Cine MRT aufgr<strong>und</strong> ihrer besseren<br />

Myokardbeurteilung im Bereich der Herzspitze<br />

der Echo- bzw. Stress-Echokardiographie<br />

hinsichtlich der Sensitivität <strong>und</strong> damit<br />

auch Spezifität deutlich überlegen ist.<br />

Insbesondere sind bei Stenosen bzw. Verschlüssen<br />

der LAD in den Segmenten 6 <strong>und</strong> 7<br />

die Kontraktionsstörungen im Bereich der<br />

Herzspitze zum Ischämienachweis mit der<br />

ergometrischen Stress Cine MRT exakt zu erkennen.<br />

Dr. med. Dipl. phys. Wolfgang Wrazidlo<br />

Radiologie, Kernspin, Computertomographie<br />

radiologie@atos.de<br />

■<br />

41


<strong>Fachbeiträge</strong><br />

Ellenbogenendoprothetik –<br />

Indikationen <strong>und</strong> Kontraindikationen<br />

von Sven Lichtenberg <strong>und</strong> Peter Habermeyer<br />

Die Standardindikation für den Einsatz der Ellenbogenendoprothese war <strong>und</strong> ist der<br />

Ersatz des rheumatisch destruierten Gelenks. Für den schmerzgeplagten Patienten<br />

bringt dieses Verfahren eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität mit sich.<br />

Durch technische Verbesserungen in den letzten fünfzehn Jahren ließ sich der Kreis<br />

der Indikationen erweitern, so dass heute bei einer Vielzahl von Erkrankungen gute<br />

Ergebnisse erzielt werden können.<br />

Die ersten prothetischen Designs zum Ersatz<br />

des Ellenbogens bestanden in Hemiprothesen<br />

des distalen Humerus (Barr <strong>und</strong> Eaton, 1965)<br />

(2) oder der proximalen Ulna, wie die 1971 von<br />

Peterson <strong>und</strong> Janes (13) beschriebene Ausführung.<br />

Als Werkstoff verwendete man zunächst<br />

Vitallium. Auch andere Materialien<br />

wie Nylon, Acryl oder vulkanisierter Gummi<br />

kamen zur Anwendung.<br />

Die erste Ellenbogentotalprothese wurde<br />

1972 von Dee (5) unter Verwendung von Knochenzement<br />

implantiert. Diese frühen Prothesenmodelle<br />

stellten starr gekoppelte Systeme<br />

(„constrained prosthesis“) dar, die mit einer<br />

hohen Lockerungsrate behaftet waren. Diese<br />

Modelle kommen heute nicht mehr zum Einsatz.<br />

Die nächste Entwicklung ging dahin, die starre<br />

Verbindung der humeralen <strong>und</strong> der ulnaren<br />

Komponente soweit zu entkoppeln, dass die<br />

auftretenden Translations- <strong>und</strong> Rotationskräfte<br />

abgeschwächt wurden, mit dem Ziel,<br />

ein frühzeitiges Auslockern der Komponenten<br />

zu verhindern. Diese Prothesentypen werden<br />

als teilgekoppelt oder „semiconstrained“ beschrieben.<br />

Die Idee der frühen Modelle aufgreifend standen<br />

parallel zu den o.g. Designs auch reine<br />

Oberflächenersatzmodelle zur Verfügung. Da<br />

sie keine direkte Verbindung zwischen ulnarer<br />

<strong>und</strong> humeraler Komponente besitzen,<br />

werden sie als ungekoppelt oder „nonconstrained“<br />

bezeichnet (4).<br />

42<br />

Indikationen<br />

Die Indikationen zum totalendoprothetischen<br />

Gelenkersatz des Ellenbogens sind:<br />

1. Rheumatoide Arthritis<br />

2. posttraumatische Arthrose<br />

3. Osteoarthrose<br />

4. akute, nicht rekonstruierbare distale<br />

Humerustrümmerfraktur<br />

Rheumatoide Arthritis<br />

Die Auswahl der operativen Methode beim<br />

Befall des Ellenbogengelenks im Rahmen der<br />

rheumatoiden Arthritis (RA) ist abhängig vom<br />

Stadium. Die radiologischen Stadien I <strong>und</strong> II<br />

(erhaltener Gelenkspalt) bedürfen neben der<br />

medikamentösen Basistherapie beim Auftreten<br />

von Schmerzen <strong>und</strong> Bewegungseinschränkungen<br />

einer Synovektomie, die heute<br />

in der Regel arthroskopisch ausgeführt werden<br />

kann.<br />

Bei besonders ausgeprägtem Befall des radiohumeralen<br />

Gelenkanteils muss auch eine<br />

Radiusköpfchenresektion erwogen werden.<br />

Hierbei gilt es jedoch abzuwägen, inwieweit<br />

das Fehlen des Radiusköpfchens, das zuvor als<br />

sek<strong>und</strong>ärer Valgusstabilisator wirkte, bei Fortschreiten<br />

der rheumatoiden Erkrankung einer<br />

Valgusinstabilität Vorschub leistet.<br />

In der Regel sollte das Radiusköpfchen erhalten<br />

bleiben.<br />

Im radiologischen Stadium III (Aufhebung des<br />

Gelenkspalts) oder Stadium IV (erhebliche<br />

resorptive Arthropathie) besteht letztlich die<br />

Indikation zum prothetischen Gelenkersatz.<br />

Da die Gr<strong>und</strong>erkrankung auch zu Veränderungen<br />

der Gelenkkapsel <strong>und</strong> der Kollateralbänder<br />

führt, die dann neben dem Gelenkverbrauch<br />

auch eine Instabilität bedingen,<br />

ist für das Gros der Rheumapatienten eine<br />

„Semiconstrained“-Prothese zu empfehlen.<br />

Dieser Prothesentyp bewirkt die sofortige<br />

Stabilität des Gelenks <strong>und</strong> dadurch bedingt<br />

auch eine Verkürzung der Rehabilitationsdauer.<br />

Ferner ermöglicht dieser Prothesentyp<br />

bei schwacher Knochensubstanz oder gar bei<br />

Knochendefekten eine bessere Stabilität <strong>und</strong><br />

Verankerung der Implantate. Somit empfehlen<br />

wir die teilverkoppelte Ellenbogenprothese<br />

bei Patienten mit RA im Stadium III <strong>und</strong><br />

IV, bei vorliegender Osteoporose, Knochendefiziten,<br />

der Arthritis mutilans <strong>und</strong> bei jungen<br />

Rheumatikern (< 40 Jahre) mit hohem<br />

funktionellem Anspruch.<br />

Als Ausnahme hierzu muss der juvenile Rheumatiker<br />

mit zerstörtem Gelenk in der 2. oder<br />

3. Lebensdekade angesehen werden. Trotz des<br />

hohen Funktionsanspruchs sollte bei diesen<br />

Patienten primär eine Oberflächenprothese<br />

gewählt werden, da sich die Revisionsoperation<br />

höchstwahrscheinlich nicht vermeiden<br />

lässt. Bei der Primärimplantation einer ungekoppelten<br />

Prothese wird weniger Knochen<br />

reseziert <strong>und</strong> die Kollateralbänder werden<br />

geschont. Dies ist dann beim Revisionseingriff<br />

mit Wechsel auf eine teilgekoppelte<br />

Prothese von Vorteil.


Posttraumatische Arthrose<br />

Leichtere posttraumatische Fälle können mit<br />

einem arthroskopischen Debridement erfolgreich<br />

behandelt werden. Steht die Bewegungseinschränkung<br />

bei noch intakten Gelenkflächen,<br />

aber verschmälertem Gelenkspalt im<br />

Vordergr<strong>und</strong> der Beschwerden, so kann eine<br />

offene Arthrolyse oder auch eine Distraktionsarthroplastik<br />

durchgeführt werden.<br />

Wenn die Gelenkflächen jedoch zerstört sind<br />

<strong>und</strong> die Beweglichkeit eingeschränkt ist, so<br />

besteht die Indikation zum Gelenkersatz.<br />

Bei posttraumatischen Arthrosen wird zurzeit<br />

die Implantation von Totalprothesen empfohlen,<br />

wenn die Patienten älter als 60 Jahre<br />

sind. Bei jüngeren Patienten stehen die oben<br />

genannten Alternativen zur Verfügung.<br />

Die Wahl des Prothesentyps hängt von der<br />

Pathomorphologie der Veränderungen ab. Im<br />

Fall von massiven heterotopen Ossifikationen,<br />

die auch die Kollateralbänder betreffen<br />

<strong>und</strong> folglich auch intraoperativ entfernt<br />

werden müssen, ist ein „semiconstrained“<br />

Design zu empfehlen. Schneeberger et al. (15)<br />

berichten bei 41 Patienten nach einem Followup<br />

von durchschnittlich 5 Jahren 39% exzellente,<br />

44% gute <strong>und</strong> 44% zufrieden stellende<br />

Ergebnisse. Nur 12% der Patienten hatten ein<br />

schlechtes Ergebnis. Nach dieser Zeit war bei<br />

95% der Patienten die Prothese noch nicht<br />

revidiert worden.<br />

Wenn das Problem eher in der Zerstörung der<br />

Gelenkflächen liegt <strong>und</strong> der Bandapparat stabil<br />

ist, so wird ein Oberflächenersatz empfohlen,<br />

da dieser in Bezug auf die Standzeit<br />

Vorteile haben soll (4).<br />

Abb. 1:<br />

Patientenlagerung:<br />

Der Patient wird in Seitenlage<br />

gebracht <strong>und</strong> der betroffene Arm<br />

über einem gepolsterten<br />

Armbänkchen fixiert.<br />

Abb. 2:<br />

Intraoperativer Situs<br />

nach Einbringen der humeralen<br />

<strong>und</strong> ulnaren Komponenten<br />

(IBP-Prothese, Fa. Biomed).<br />

Guter Gelenkschluss.<br />

Fehlverheilte Frakturen des distalen Humerus<br />

(nach konservativer oder osteosynthetischer<br />

Versorgung) können ebenso wie Pseudarthrosen<br />

Indikationen zur Ellenbogenprothese<br />

darstellen. Hier sind dann bei entsprechend<br />

notwendiger Osteotomie die teilgekoppelten<br />

Implantate zu verwenden, da durch die<br />

Resektion der pseudarthrotischen oder fehlverheilten<br />

Fragmente auch die Ansätze der<br />

stabilisierenden Kollateralbänder verloren<br />

gehen. Ein etwaiger Kraftverlust der Ellenbogen-,<br />

Unterarm-, Handgelenk- oder Handmuskulatur,<br />

der nach Resektion der knöchernen<br />

Ansätze an den Epicondylen zu erwarten<br />

wäre, lässt sich nicht verifizieren. McKee et al.<br />

(11) zeigten, dass der Kraftunterschied für<br />

Pronation, Supination, Handgelenkflexion<br />

<strong>und</strong> -extension sowie für die Griffstärke nicht<br />

signifikant war.<br />

NEWS<br />

Osteoarthrose<br />

Die Ellenbogenarthrose betrifft nur 2% der<br />

Bevölkerung (16). Ihre Therapie ist zunächst<br />

konservativ. Erst bei größeren Osteophyten<br />

<strong>und</strong> bei beginnender Bewegungseinschränkung<br />

wird eine operative Therapie notwendig.<br />

Zunächst können die Beschwerden durch<br />

ein arthroskopisches Kapselrelease <strong>und</strong> die<br />

arthroskopische Entfernung von Osteophyten<br />

deutlich gelindert werden. Bei starken Einschränkungen<br />

mit Osteophyten ist die sog.<br />

ulnohumerale Arthroplastik zu empfehlen.<br />

Hierbei werden von dorsal zunächst Osteophyten<br />

am Olecranon entfernt <strong>und</strong> dann<br />

nach Fensterung der Fossa olecrani Osteophyten<br />

am Processus coronoideus abgetragen<br />

<strong>und</strong> ein Kapselrelease durchgeführt.<br />

Morrey et al. (12), Phillips et al. (14) <strong>und</strong> Antuna<br />

et al. (1) haben mit dieser von Kashiwagi (9)<br />

beschriebenen Technik gute Resultate erzielt.<br />

Kommt es zum Vollbild einer Cubitalarthrose<br />

mit Aufbrauch des Gelenkspaltes unter<br />

Schmerzen <strong>und</strong> erheblichen Bewegungseinschränkungen,<br />

so besteht beim Patienten<br />

unter 65 Jahren die Indikation zur Interpositionsarthroplastik,<br />

beim Patienten über 65<br />

Jahren die Indikation zur Totalendoprothese.<br />

Ist das Gelenk stabil, so kann ein Oberflächenersatz<br />

verwendet werden. Bei erheblichen<br />

Kontrakturen muss intraoperativ ein<br />

Release der Kollateralbänder erfolgen. Zur<br />

Vermeidung frühzeitiger Lockerungen sollte<br />

hier eine teilgekoppelte Prothese zum Einsatz<br />

kommen.<br />

➔<br />

43


<strong>Fachbeiträge</strong><br />

Abb. 3:<br />

Prä- <strong>und</strong> postoperatives Röntgenbild einer<br />

Cubitalarthrose, die mit einer ungekoppelten<br />

Prothese versorgt wurde. Es handelte sich um<br />

eine primäre Ellenbogenarthrose bei Stabilität<br />

der Kollateralbänder.<br />

Interessanterweise gibt es in der Literatur nur<br />

wenige Berichte über die Resultate von Ellenbogenprothesen<br />

bei Patienten mit Cubitalarthrose.<br />

Die Arbeitsgruppe um Morrey (10)<br />

berichtet von nur 5 Patienten mit Osteoarthrose.<br />

Nach fünf Jahren mussten bei 2<br />

Patienten die Prothesen revidiert werden.<br />

Daraus folgerten die Autoren, dass trotz guter<br />

subjektiver Ergebnisse Totalprothesen bei<br />

Cubitalarthrose nur dann Verwendung finden<br />

sollten, wenn alle anderen Therapieoptionen<br />

erfolglos oder für den Patienten inakzeptabel<br />

sind. Espag et al. (6) dagegen operierten von<br />

179 Patienten 13 mit degenerativer Arthrose.<br />

44<br />

Nach 8 Jahren musste wegen Lockerung nur<br />

eine Prothese gewechselt werden. Alle anderen<br />

Prothesen waren intakt <strong>und</strong> stabil. Sie<br />

schlossen daraus, dass die Totalendoprothetik<br />

mit einem ungekoppelten Implantat bei<br />

Cubitalarthrose das adäquate Mittel sei, um<br />

eine gute Schmerzlinderung <strong>und</strong> Funktionsverbesserung<br />

zu erreichen.<br />

Akute Fraktur<br />

Die Therapie der Wahl ist bei distalen<br />

Humerusfrakturen die offene Reposition <strong>und</strong><br />

Osteosynthese. Bei schlechter Knochenqualität,<br />

z.B. Osteoporose, oder bei einem höheren<br />

multifragmentären Frakturtyp ist dies nicht<br />

möglich. Hier kann alternativ auch eine teilgekoppelte<br />

Ellenbogenprothese indiziert<br />

sein. Die Indikation ist jedoch streng zu stellen.<br />

Sie ist limitiert auf Patienten, die älter als<br />

65 Jahre sind, <strong>und</strong> bei denen eine stabile<br />

Osteosynthese nicht möglich erscheint.<br />

Die typischen Bef<strong>und</strong>e sind:<br />

1. Multifragmentär mit Knochensubstanzverlust<br />

2. schwere Osteoporose<br />

3. vorbestehende Gelenkschäden wegen<br />

rheumatoider oder anderer inflammatorisch-destruierender<br />

Erkrankungen.<br />

Die kleine Zahl an Patienten, die im Akutfall<br />

so behandelt wurde, unterstreicht die strenge<br />

Indikationsstellung. An der Mayo Clinic wurden<br />

in einem Zeitraum von 10 Jahren nur 21<br />

akute distale Humerusfrakturen mit einer pri-<br />

Abb. 4:<br />

Postoperatives Röntgenbild einer „semiconstrained“-<br />

Ellenbogenprothese vom Typ Coonrad-Morrey<br />

(Fa. Zimmer) nach posttraumatischer Arthrose <strong>und</strong><br />

kollateraler Instabilität.<br />

mären Prothesenimplantation behandelt (3).<br />

In anderen Institutionen ist die Ellenbogenprothese<br />

bei älteren Patienten inzwischen die<br />

erste Wahl bei distalen Humerusfrakturen (7,<br />

8).<br />

Kontraindikationen<br />

Absolute Kontraindikationen:<br />

Der floride Infekt stellt eine absolute Kontraindikation<br />

zur Implantation einer Ellenbogenprothese<br />

dar. Die infizierte Ellenbogenprothese<br />

unterliegt einem zweizeitigen<br />

Wechsel: Nach Ausbau der Prothese <strong>und</strong> des<br />

gesamten Knochenzements sind die Einlage<br />

von antibiotikahaltigen Spacern <strong>und</strong> die systemische<br />

Antibiose von mindestens 6 Wochen<br />

Dauer notwendig, bevor die Reimplantation<br />

mit antibiotikahaltigem Knochenzement <strong>und</strong><br />

begleitender systemischer Prophylaxe erfolgen<br />

kann.<br />

Relative Kontraindikationen:<br />

Der kontrakte Ellenbogen nach Trauma mit<br />

Zerstörung der Gelenkfläche limitiert den<br />

Erfolg einer Prothese. Nach Knochenresektion<br />

<strong>und</strong> Implantation einer teilgekoppelten Prothese<br />

ist jedoch ein deutlicher Zugewinn an<br />

Funktion zu erwarten.<br />

Lähmungen von Trizeps <strong>und</strong>/oder Bizeps stellen<br />

ebenfalls Kontraindikationen dar, da keine<br />

Verbesserung der aktiven Beweglichkeit erwartet<br />

werden kann, wenn keine Transpositionen<br />

(z.B. M. latissimus dorsi für den Trizeps<br />

<strong>und</strong> M. pectoralis major für den Bizeps)<br />

durchgeführt werden.<br />


<strong>Fachbeiträge</strong><br />

46<br />

Literatur<br />

1. Antuna SA, Morrey BF, Adams RA, O’Driscoll SW (2002).<br />

Ulnohumeral arthroplasty for primary degenerative arthritis<br />

of the elbow. J Bone Joint Surg 84A: 2168-2173<br />

2. Barr JS, Eaton RG (1965). Elbow reconstruction with a new<br />

prothesis to replace the distal end of the humerus. A case<br />

report. J Bone Joint Surg 47A: 1408-13<br />

3. Cobb TK, Morrey BF (1997). Total elbow arthroplasty as<br />

primary treatment for distal humeral fractures in elderly<br />

patients. J Bone Joint Surg 79A: 826-831<br />

4. Coonrad WP (2000). Elbow Arthroplasty: Historical<br />

perspective and current concepts. In: Morrey BF (ed), The<br />

elbow and its disorders. 3rd edition WB Sa<strong>und</strong>ers<br />

Philadelphia, Pa<br />

5. Dee R (1972). Total replacement arthroplasty of the elbow<br />

for rheumatoid arthritis. J Bone Joint Surg 54B: 88-95<br />

6. Espag MP, Back DL, Clark DI, Lunn PG (2003). Early results of<br />

the Souter-Strathclyde unlinked total elbow arthroplasty in<br />

patients with osteoarthritis. J Bone Joint Surg 85B: 351-353<br />

7. Gambirasio R, Riand N, Stern R, Hoffmeyer P (2001). Total<br />

elbow arthroplasty for complex fractures of the distal<br />

humerus. J Bone Joint Surg 83B: 974-978<br />

8. Garcia JA, Mykula R, Stanley D (2002). Complex fractures of<br />

the distal humerus in the elderly – the role of total elbow<br />

replacement as primary treatment. J Bone Joint Surg 84B:<br />

812-816<br />

9. Kashiwagi D (1978). Intraarticular changes of the osteoarthritic<br />

elbow, especially about the fossa olecrani. J Jap<br />

Orthop Assn 52: 1367-1382<br />

10. Kozak TKW, Adams RA, Morrey BF (2000). Total elbow<br />

arthroplasty for primary osteoarthritis. In: Morrey BF (ed.),<br />

The elbow and its disorders. WB Sa<strong>und</strong>ers, Philadelphia, Pa<br />

11. McKee MD, Pugh DMW, Richards RR, Pedersen E, Jones C,<br />

Schemitsch EH (2003). Effect of humeral condylar resection<br />

on strength and functional outcome after semiconstrained<br />

total elbow arthroplasty. J Bone Joint Surg 85A: 802-807<br />

12. Morrey BF (1992). Primary degenerative arthritis of the<br />

elbow: treatment by ulnohumeral arthroplasty. J Bone<br />

Joint Surg 74B: 409-413<br />

13. Peterson LFA, Janes JA (1971). Surgery of the rheumatoid<br />

elbow. Orthoped Clin North Am 2: 667-677<br />

14. Phillips NJ, Ali A, Stanley D (2003). Treatment of primary<br />

degenerative arthritis of the elbow by ulnohumeral arthroplasty.<br />

J Bone Joint Surg 85B: 347- 350<br />

15. Schneeberger AG, Adams R, Morrey BF (1997).<br />

Semiconstrained total elbow replacement for the treatment<br />

of post-traumatic osteoarthrosis. J Bone Joint Surg<br />

78A: 1211-1222<br />

16. Stanley D (1994). Prevalance and etiology of symptomatic<br />

elbow osteoarthritis. J Shoulder Elbow Surg 3: 386-389<br />

Schlechte Compliance oder schwere körperliche<br />

Tätigkeit auf Seiten des Patienten sollten<br />

den Chirurgen eher davon abhalten, eine<br />

Prothese zu implantieren. Auch der Wille des<br />

Patienten, weiterhin an Schlag- <strong>und</strong> Rasanzsportarten<br />

teilzunehmen, macht eine strenge<br />

Überprüfung der Indikation erforderlich, da<br />

derartige Belastungen eine frühe Lockerung<br />

<strong>und</strong> PE-Abrieb mit sich bringen.<br />

Zusammenfassung<br />

Der endoprothetische Gelenkersatz des Ellenbogengelenks<br />

hat in den letzten 15 Jahren<br />

eine deutliche Verbesserung erfahren, sowohl<br />

im Hinblick auf die Technik als auch auf die<br />

Implantate. Hierdurch kann nunmehr eine<br />

Vielzahl von Erkrankungen mit guten Ergebnissen<br />

behandelt werden. War die Ellenbogenprothetik<br />

historisch auf den Einsatz im<br />

rheumatischen Ellenbogen beschränkt, so ist<br />

die Indikation zur Implantation um einige<br />

Diagnosen erweitert worden.<br />

Trotz der in der Literatur berichteten guten<br />

Ergebnisse ist die Indikation streng zu stellen.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der möglichen Implantatkomplikationen<br />

mit Lockerungen <strong>und</strong> PE-Verbrauch ist<br />

die Ellenbogenprothetik dem älteren Patienten<br />

von über 65 Jahren vorbehalten. Beim jüngeren<br />

Patienten muss neben der zu Gr<strong>und</strong>e<br />

liegenden Diagnose auch seine Compliance<br />

<strong>und</strong> sein Leistungsanspruch in die Entscheidung<br />

mit einbezogen werden. Alternative<br />

Verfahren wie arthroskopische oder offene<br />

Arthrolysen, die ulnohumerale Arthroplastik<br />

(Kashiwagi) oder die Interpositions- oder<br />

Distraktionsarthroplastik müssen mit ihren<br />

Indikationen <strong>und</strong> technischen Möglichkeiten<br />

bekannt sein <strong>und</strong> bei der Differentialtherapie<br />

mitbedacht werden.<br />

Dr. Sven Lichtenberg<br />

Prof. Dr. Peter Habermeyer<br />

Schulter- <strong>und</strong> Ellenbogenchirurgie<br />

wissenschaft@atos.de<br />


Die minimalinvasive OP-Technik bei<br />

Hüftendoprothesen-Implantation<br />

von Gerd Gruber<br />

Nachdem an anderen Gelenken, wie z.B. am Schulter- oder am Kniegelenk, minimalinvasive<br />

Verfahren längst standardisiert sind, etablieren sich nun auch in der Endoprothetik<br />

des Hüftgelenks minimalinvasive Verfahren.<br />

Der endoprothetische Ersatz des Hüftgelenkes<br />

bei Coxarthrose <strong>und</strong> Schenkelhalsfrakturen<br />

wird in den USA als „der erfolgreichste<br />

operative Eingriff des letzten Jahrh<strong>und</strong>erts“<br />

eingestuft.<br />

Mehr als einh<strong>und</strong>ert Jahre sind vergangen,<br />

seit T. Gluck 1891 mit seinen wegweisenden<br />

Arbeiten den Gr<strong>und</strong>stein der Endoprothetik<br />

gelegt hat. Vor 65 Jahren erfolgte die erste<br />

Implantation einer Hüftgelenk-Totalendoprothese<br />

durch Wiles in London (1938).<br />

Heute zählt die OP-Technik zur Implantation<br />

von Hüftgelenkendoprothesen – seien diese<br />

zementfrei oder mit Zement fixiert – längst<br />

zu den Standardverfahren.<br />

Am Knie- <strong>und</strong> am Schultergelenk haben sich<br />

minimalinvasive Eingriffe durch arthroskopische<br />

Techniken längst etabliert. Dagegen ist<br />

der minimalinvasive Zugang zum Hüftgelenk<br />

ein Novum. Hierbei sind zwei OP-Verfahren<br />

gr<strong>und</strong>legend zu unterscheiden:<br />

➔ Minimalinvasive Technik mit einem einzigen,<br />

kurzen Hautschnitt<br />

(single-incision-technique).<br />

➔ Minimalinvasive Technik mittels mehrerer<br />

kleiner Haut-Inzisionen<br />

(multi-incision-technique).<br />

Beide Verfahren sind bei Primärimplantationen<br />

von Hüftgelenk-Totalendoprothesen<br />

(TEP) möglich. Bei Endoprothesen-Wechseleingriffen<br />

sind diese OP-Techniken aufgr<strong>und</strong><br />

des kleinen OP-Zuganges mit seiner eingeschränkten<br />

Übersicht derzeit nicht einsetzbar.<br />

Indikationen der minimalinvasiven Hüft-TEP<br />

➔ Primäre <strong>und</strong> sek<strong>und</strong>äre Coxarthrosen<br />

bei normalgewichtigen Patienten<br />

➔ Primäre <strong>und</strong> sek<strong>und</strong>äre Femurkopfnekrosen<br />

bei normalgewichtigen Patienten<br />

Die minimalinvasive Technik mit<br />

einem einzigen, kurzen Hautschnitt<br />

Bei dieser Technik erfolgt der etwa 7 bis 10 cm<br />

lange Zugang wie beim konventionellen<br />

Hüftgelenk-Zugang nach Bauer über <strong>und</strong> proximal<br />

des Trochanter major. Eine Fortführung<br />

des Hautschnittes nach distal (wie bisher bei<br />

diesem Zugang üblich) erfolgt nicht. Auch<br />

nach proximal ist der Hautschnitt deutlich<br />

kürzer als gewohnt. Nach Vorpräparation<br />

durch das Subcutangewebe, Darstellen <strong>und</strong><br />

Spalten des Tractus iliotibialis erfolgt der Zugang<br />

zum Hüftgelenk zwischen den Muskelschichten.<br />

Die früher übliche Ablösung <strong>und</strong><br />

Durchtrennung der Muskulatur am Trochanter<br />

major ist nicht mehr erforderlich. Nach Darstellung<br />

des Hüftgelenkes wird die Gelenkkapsel<br />

reseziert. Sodann werden Hohmann-<br />

Haken eingesetzt, um den Schenkelhals darzustellen.<br />

Es folgt die Schenkelhals-Osteotomie<br />

<strong>und</strong> die Resektion des Femurkopfes.<br />

Nun wird ein Retraktor eingesetzt, um das<br />

proximale Femurende abzudrängen, <strong>und</strong> die<br />

NEWS<br />

Präparation des Acetabulum erfolgt. Die Pfannenkomponente<br />

ist auch beim minimalinvasiven<br />

Zugang zementiert oder zementfrei – als<br />

Schraubpfanne oder als Pressfitpfanne – einsetzbar.<br />

Anschließend wird nach Absenken des<br />

gegenseitigen Oberschenkels das Femur in die<br />

typische „Vierer-Position“ in maximaler Adduktionsstellung<br />

bei gleichzeitiger Außenrotationsstellung<br />

von 90° gebracht. In dieser<br />

Position wird das proximale Femur wie im herkömmlichen<br />

Verfahren für die Aufnahme des<br />

Endoprothesen-Stieles vorbereitet. Die Implantation<br />

des Endoprothesenstieles erfolgt wie<br />

bisher, zementfrei oder zementiert fixiert.<br />

Anschließend wird die erforderliche Halslänge<br />

des Endoprothesenkopfes ermittelt, der Original-Keramik-<br />

oder Metallkopf mit entsprechender<br />

Halslänge <strong>und</strong> entsprechendem Durchmesser<br />

aufgesetzt <strong>und</strong> das Gelenk reponiert.<br />

Der W<strong>und</strong>verschluss betrifft nun lediglich den<br />

Tractus iliotibialis, das Subcutangewebe <strong>und</strong><br />

die Haut, da keine Muskeldurchtrennung oder -<br />

ablösung erfolgt ist.<br />

Die minimalinvasive Technik mit<br />

mehreren kurzen Hautinzisionen<br />

Auch bei diesem Verfahren wird die Glutealmuskulatur<br />

weder durchtrennt noch abgelöst.<br />

Erforderlich sind jedoch mehrere kleine Hautinzisionen,<br />

um das Acetabulum <strong>und</strong> das proximale<br />

Femur präparieren <strong>und</strong> die Endoprothesen-Komponenten<br />

implantieren zu können.<br />

Bislang können mit dieser Technik nur ausgewählte<br />

Stiele bzw. sogenannte „Kurzschäfte“<br />

verankert werden. ➔<br />

47


<strong>Fachbeiträge</strong><br />

Der entscheidende Vorteil der vorgestellten<br />

minimalinvasiven single-incision-technique<br />

im Vergleich zur Technik mittels mehrerer<br />

Hautinzisionen ist die unvergleichlich bessere<br />

Übersicht über das OP-Gebiet. Auch die<br />

Verwendung konventioneller Stielsysteme ist<br />

hier möglich, während die OP-Technik mit<br />

mehreren Hautinzisionen systembedingt die<br />

Verwendung metaphysär verankerter Kurzschaftsysteme<br />

favorisiert. Auch die Länge des<br />

Hautschnittes <strong>und</strong> der Weichteilschaden sind<br />

bei der single-incision-technique kleiner als<br />

die Addition der Zugänge bei der multi-incision-technique.<br />

Kontraindikationen<br />

Bei Adipositas mit entsprechend tief liegendem<br />

OP-Situs stoßen beide Verfahren an ihre<br />

Grenzen. Auch bei einer Hüftgelenk-Dysplasie<br />

mit erforderlichem Pfannenaufbau ist die<br />

minimalinvasive Technik kontraindiziert, da<br />

für einen solchen Eingriff die Größe des<br />

Zugangs nicht ausreicht. Gleichermaßen ist<br />

die Implantation von Pfannenstützschalen<br />

(z.B. Burch-Schneider-Ring, Müller-Pfannendachschale,<br />

Eichler-Ring o.ä.) über diese kleinen<br />

Zugänge nicht möglich.<br />

Literatur beim Verfasser<br />

Priv.-Doz. Dr. med. Gerd Gruber<br />

Endoprothetik des Hüft- <strong>und</strong> Kniegelenkes<br />

gruber@atos.de<br />

www.endo-prothese.de<br />

Kontraindikationen der<br />

minimal-invasiven Hüft-TEP<br />

➔ Adipositas<br />

➔ Anatomische Normabweichungen des<br />

proximalen Femurendes<br />

➔ Erforderlicher Pfannenaufbau z.B. bei<br />

Hüftgelenk-Dysplasie<br />

48<br />

Abb. 2 b<br />

Abb. 2 a<br />

Vorteile der minimalinvasiven Hüft-TEP im<br />

Vergleich zur konventionellen OP-Technik<br />

➔ Kleinerer Operationszugang<br />

➔ Gewebeschonendes Verfahren<br />

➔ Geringerer Blutverlust<br />

➔ Mobilisation <strong>und</strong> Rehabilitation<br />

erleichtert<br />

➔ Geringere Atrophie der pelvitrochanteren<br />

Muskulatur<br />

➔ Sofortige Belastbarkeit möglich<br />

Abb 1:<br />

Zugang zum rechten Hüftgelenk in<br />

minimalinvasiver Technik<br />

Abb. 2 c<br />

Abb. 2 a-c:<br />

57-jähriger Patient mit primärer Coxarthrose rechts:<br />

Praeoperative Röntgen-Beckenübersichtsaufnahme<br />

mit eingezeichneter Pfannenposition (a) <strong>und</strong> postoperative<br />

Röntgenaufnahmen des rechten<br />

Hüftgelenkes in 2 Ebenen (b <strong>und</strong> c).


Die Instabilität der Lendenwirbelsäule<br />

von Peter-Michael Zink, Jochen Feil <strong>und</strong> Gerald Mose<br />

Die Instabilität eines oder mehrerer Lumbalsegmente ist häufig die Ursache von therapierefraktären<br />

Lumbalgien. Die Instabilität selbst kann Operationsfolge sein oder aus<br />

innerer Ursache entstehen. Im folgenden Übersichtsartikel geht es um Beschwerdebild,<br />

Ursachen <strong>und</strong> mögliche therapeutische Konsequenzen.<br />

Eine häufige Ursache für Rückenschmerzen<br />

im Lumbalbereich, oder neudeutsch „Low Back<br />

Pain“, ist die Instabilität eines oder mehrerer<br />

Bewegungssegmente.<br />

Hier endet allerdings schon der Konsens. Zur<br />

Frage, was „Instabilität“ eigentlich ist, wie man<br />

sie definiert <strong>und</strong> behandelt, besteht eine nahezu<br />

unüberschaubare Vielfalt an Ansichten<br />

<strong>und</strong> Meinungen.<br />

Einigkeit besteht wohl zumindest über die<br />

folgende Definition:<br />

„Instabilität eines Bewegungssegments der<br />

Wirbelsäule bedeutet, dass sich zwei benachbarte<br />

Wirbel anders als in den physiologischen<br />

Grenzen gegeneinander bewegen können."<br />

Dabei ist der physiologische Bewegungsumfang<br />

vorgegeben durch die kleinen Wirbelgelenke<br />

hinten, die Bandscheibe vorn <strong>und</strong> den<br />

Bandapparat, der die Wirbelkörper, die Wirbelbögen<br />

<strong>und</strong> -gelenke <strong>und</strong> die Dornfortsätze<br />

straff miteinander verbindet.<br />

Mögliche Ursachen der Wirbelsäuleninstabilität<br />

Die Arbeitsgruppe um den Neurochirurgen<br />

Professor Vitzthum in Leipzig hat Ende der<br />

90er Jahre in einer Studie an ges<strong>und</strong>en Probanden<br />

im offenen Kernspintomografen<br />

nachgewiesen, dass es von Natur aus drei<br />

verschiedene Bewegungsmuster der Lenden-<br />

wirbelsäule gibt, die in unterschiedlicher<br />

Weise zur Entstehung einer Instabilität prädestinieren.<br />

Hierbei kommt es offenbar wesentlich<br />

auf die Stellung der Gelenkflächen<br />

der kleinen Wirbelgelenke an. Diese unterliegen,<br />

wie im Gr<strong>und</strong>e alles am menschlichen<br />

Körper, einer großen Varianz. Dem Anschein<br />

nach führt eine mehr frontale Ausrichtung<br />

der Gelenkfacetten zu einer vermehrten Scherbelastung<br />

der Bandscheiben <strong>und</strong> beschleunigt<br />

deren Degeneration.<br />

Hier muss etwas weiter ausgeholt werden:<br />

Die Bandscheiben bilden bekanntlich die<br />

Verbindung zwischen jeweils zwei Wirbelkörpern<br />

<strong>und</strong> wirken zugleich als Puffer <strong>und</strong><br />

Dämpfungselemente. Vereinfacht dargestellt<br />

bestehen sie aus konzentrisch um einen Gallertkern<br />

angeordneten Knorpelringen, zwischen<br />

denen feine Membranen liegen. Diese<br />

sind, zusammen mit dem Gallertkern, verantwortlich<br />

für die Regulierung des Wassergehalts<br />

<strong>und</strong> für den Stoffwechsel der Bandscheiben,<br />

die nicht durchblutet sind, sondern<br />

durch Diffusion ernährt werden. Zerreißen<br />

diese Membranen aufgr<strong>und</strong> der vermehrten<br />

Scherbelastung, so verliert die Bandscheibe<br />

ihre Regulierungsmöglichkeit hinsichtlich des<br />

Wassergehalts. Zugleich bricht die Versorgung<br />

mit Nährstoffen zusammen. Als Folge<br />

trocknet der Gallertkern aus <strong>und</strong> die Bandscheibe<br />

verliert unwiederbringlich ihre<br />

Struktur. Im günstigsten Fall sklerosiert sie<br />

➔<br />

Abb. 1 a<br />

NEWS<br />

61-jährige Patientin mit mobiler<br />

degenerativer Spondy-lolisthesis L<br />

4/5 <strong>und</strong> Beinschmerzen überwiegend<br />

links; daher zunächst nur<br />

Mikrodekompression L 4/5 von<br />

links: Verschwinden der Beinschmerzen,<br />

aber allmähliche Zunahme<br />

der lokalen Instabilitätsschmerzen;<br />

erneute Operation:<br />

PLIF mit Interfix-Cages aus Titan;<br />

postoperativ schmerzfrei; eine<br />

Reposition war nicht erreichbar<br />

<strong>und</strong> auch nicht erforderlich.<br />

Abb. 1 b<br />

Abb. 1 a <strong>und</strong> b:<br />

Funktionsaufnahmen der LWS vor der<br />

2. Operation, die axiale Verschiebung ist<br />

klar zu erkennen.<br />

49


<strong>Fachbeiträge</strong><br />

<strong>und</strong> erfüllt ihre Funktion zum großen Teil<br />

weiterhin, hauptsächlich als Verbindungselement.<br />

Leider ist das die Ausnahme. In aller<br />

Regel verliert die mürbe <strong>und</strong> weich gewordene<br />

Bandscheibe an Höhe, buckelt sich nach<br />

allen Richtungen aus <strong>und</strong> zerrt damit an den<br />

Bandverbindungen zwischen den Wirbelkörpern.<br />

Das allein kann Schmerzen verursachen,<br />

führt jedoch meistens dazu, dass die<br />

Bandansätze verkalken <strong>und</strong> nach <strong>und</strong> nach<br />

solide Knochenkanten bilden, Spondylosen<br />

genannt.<br />

Hier sei nur nebenbei erwähnt: Es liegt ein<br />

Denkfehler in der immer wieder zu hörenden<br />

Behauptung, bei einem Bandscheibenvorfall<br />

handle es sich um den vorgefallenen Gallertkern<br />

der Bandscheibe. Das mag für den extrem<br />

selten vorkommenden so genannten<br />

traumatischen Bandscheibenvorfall gelten,<br />

doch ist dieser seltener als ein Wirbelbruch.<br />

Voraussetzung für das Entstehen eines „normalen“,<br />

das heißt degenerativen Bandscheibenvorfalls<br />

ist die oben geschilderte, allmähliche<br />

Zerstörung der Bandscheibe. Der<br />

Vorfall besteht in aller Regel aus weitgehend<br />

strukturlosen Knorpelfragmenten. Gelegentlich<br />

lässt sich an einem so genannten Bandscheibensequester<br />

noch eine angedeutete<br />

Schichtung erkennen.<br />

Die Zerstörung von Bandscheiben wirkt sich<br />

auch auf die Wirbelgelenke aus. Zum einen<br />

schieben sich wegen der Annäherung der<br />

Wirbelkörper die Gelenkflächen ineinander,<br />

was alleine schon zu einer schmerzhaften<br />

Mehrbelastung der Gelenkkapseln führt.<br />

Durch den Funktionsverlust der Bandscheiben<br />

kommt es überdies zu einer vermehrten Belastung<br />

der Gelenke durch nunmehr schlecht<br />

abgedämpfte Rotationsbewegungen. Dies<br />

führt typischerweise zu stromschlagartig<br />

einschießenden, kurz dauernden Rückenschmerzen,<br />

für den Fachmann das Hauptindiz<br />

für eine entstehende oder bereits manifeste<br />

50<br />

Abb. 2<br />

Instabilität. Wird dabei die äußerst schmerzempfindliche<br />

Gelenkkapsel eingeklemmt,<br />

so kommt es innerhalb kurzer Zeit zu einem<br />

Aufschaukeln der Schmerzen durch den<br />

Teufelskreis Schmerz – Muskelverspannung –<br />

Verminderung der lokalen Durchblutung – Anhäufung<br />

von sauren Stoffwechselprodukten<br />

– Schmerzzunahme – Zunahme der Muskelverspannung<br />

etc., allgemein als Hexenschuss<br />

oder Lumbago bekannt.<br />

Die unphysiologische Belastung der Gelenke<br />

<strong>und</strong> Gelenkkapseln führt ebenfalls zu einer<br />

Verkalkung der Band- <strong>und</strong> Kapselansätze,<br />

nachfolgend zu einer Deformierung, der<br />

„Arthrose“, <strong>und</strong> zu einem Verlust der normalen<br />

Funktion.<br />

Mögliche weitere Folgen sind die Entstehung<br />

einer Wirbelkanalverengung oder „Spinalkanalstenose“<br />

mit dem damit verb<strong>und</strong>enen<br />

Krankheitsbild der wirbelsäulenbedingten<br />

Schaufensterkrankheit, der „Claudicatio spinalis“<br />

<strong>und</strong>/oder der Entstehung eines degenerativen<br />

Wirbelgleitens, der „degenerativen<br />

Spondylolisthesis“. Letztere kommt im Allgemeinen<br />

irgendwann zum Stillstand <strong>und</strong> führt<br />

zu einer spontanen Versteifung des Segments.<br />

Bis dahin können allerdings unterschiedlich<br />

heftige Instabilitätsbeschwerden<br />

bestehen.<br />

Eine weitere, nicht allzu seltene Ursache für<br />

eine Wirbelsäuleninstabilität sind die nichtdegenerativen<br />

Wirbelgleitprozesse. Diese<br />

entstehen in aller Regel im Kindheits- <strong>und</strong><br />

Jugendalter <strong>und</strong> haben eine Unterbrechung<br />

der Knochenstruktur des Wirbelbogens, die<br />

„isthmische Spondylolisthesis“, oder eine<br />

unvollständige Ausbildung der kleinen<br />

Wirbelgelenke, die „dysplastische Spondylolisthesis“,<br />

zur Ursache. Bei der isthmischen<br />

Spondylolisthesis besteht lediglich eine anlagebedingte<br />

Schwachstelle in einem bestimmten<br />

Teil des Wirbelbogens, dem Isthmus. Dieser<br />

Abb. 2:<br />

MRT-Bild im T2-Modus: Die Kompression der<br />

Kauda durch einen medialen Bandscheibenvorfall<br />

zusätzlich zur Instabilität ist klar zu<br />

erkennen.<br />

bricht in seltenen Fällen in Folge eines einzelnen<br />

schweren Traumas oder durch wiederholte<br />

Bagatelltraumen durch. Dagegen ist die unvollständige<br />

Ausbildung der Gelenke, die<br />

„Dysplasie“, angeboren, aber nicht familiär<br />

gehäuft.<br />

Eine Segmentinstabilität kann für sich alleine<br />

bestehen, oder sie kann in Verbindung mit<br />

einer Beschwerden verursachenden Einklemmung<br />

von Nervengewebe auftreten. Die<br />

Behandlungsoptionen sind im Wesentlichen<br />

durch Letzteres bestimmt.<br />

Neurochirurgische oder<br />

orthopädische Indikation?<br />

Das Wirbelsäulenzentrum der ATOS Praxisklinik<br />

unterscheidet neurochirurgische <strong>und</strong><br />

orthopädische Indikationen bei der Behandlung<br />

von Instabilitäten der Lendenwirbelsäule.<br />

Dabei sind Beschwerdebild <strong>und</strong> klinischer<br />

Bef<strong>und</strong> maßgeblich.<br />

Die „orthopädische“ Gruppe von Patienten leidet<br />

an Rückenschmerzen, andauernd oder belastungsabhängig,<br />

zumeist mit einer längeren<br />

Vorgeschichte aus wiederholt auftretender<br />

Lumbago <strong>und</strong> häufigen, kurz dauernden<br />

Schmerzepisoden, wie oben geschildert. Die<br />

Schmerzen können in den oberen Rücken,<br />

Gesäß, Hüfte <strong>und</strong> Leisten ausstrahlen, jedoch<br />

so gut wie nie in die Beine.<br />

Die „neurochirurgische“ Gruppe leidet außerdem,<br />

zumeist sogar vorwiegend, an ausstrahlenden<br />

Schmerzen in ein oder beide Beine.<br />

Diese Schmerzen sind häufig belastungsabhängig<br />

<strong>und</strong> mit einer mehr oder weniger starken<br />

Einschränkung der schmerzfreien Gehstrecke<br />

verb<strong>und</strong>en. Es können neurologische<br />

Ausfälle wie Gefühlsstörungen, vom zeitweiligen<br />

Kribbeln bis zum permanenten Taubheitsgefühl,<br />

<strong>und</strong> unterschiedlich ausgeprägte<br />

Muskelschwächen bestehen.


Abb. 3 a Abb. 3 b<br />

Möglichkeiten der<br />

konservativen Behandlung<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich ist der konservativen Behandlung<br />

der Vorzug zu geben. Diese besteht in<br />

der akuten Schmerzphase in Ruhe – Wärme –<br />

Medikamenten-gabe <strong>und</strong> nach dem Abklingen<br />

der Schmerzen Krankengymnastik. Die<br />

Akutbehandlung kann aber nur ein Anfang<br />

sein. Im Weiteren liegt es wesentlich in der<br />

Hand des Betroffenen, eine längerfristige <strong>und</strong><br />

dauerhafte Besserung zu erreichen: Diese ist<br />

im Gr<strong>und</strong>e nur durch permanentes Arbeiten<br />

an sich selbst möglich <strong>und</strong> das heißt:<br />

1. Der Patient muss sich Zeit nehmen für die<br />

Selbstbehandlung. Dreimal 90 Minuten in<br />

der Woche sind ein vernünftiger Ansatz.<br />

2. Es muss ein konsequentes Kräftigungstraining<br />

für die Rücken- <strong>und</strong> Rumpfmuskulatur<br />

durchgezogen werden. Hierbei ist es<br />

einigermaßen unerheblich, ob speziellen<br />

Programmen, wie z.B. KIESER-Training,<br />

Fitnessstudio unter k<strong>und</strong>iger Anleitung<br />

oder Schwimmen der Vorzug gegeben<br />

wird. Von Seiten der Autoren wird im<br />

Zweifel Letzteres empfohlen: Der visköse<br />

Widerstand des Wassers macht eine<br />

Muskelvorspannung für den Bewegungseffekt<br />

erforderlich, <strong>und</strong> der Kraftaufwand<br />

ist nach allen Richtungen gleich, so dass<br />

ein Ausweichen <strong>und</strong> unkontrollierte Bewegungen<br />

ausgeschlossen sind. Dem Brustschwimmen<br />

ist der Vorzug zu geben, da es<br />

am einfachsten ist <strong>und</strong> die meisten Muskelgruppen<br />

beansprucht. Das zumeist propagierte<br />

Rückenschwimmen ist technisch<br />

schwierig, ungleich anstrengender <strong>und</strong> im<br />

Alltag der Schwimmbäder kaum vernünftig<br />

zu praktizieren. Ungeübte sollten mit<br />

3 x 5 Minuten pro Trainingseinheit beginnen<br />

<strong>und</strong> sich allmählich auf 30 bis 45<br />

Minuten am Stück steigern.<br />

NEWS<br />

Abb. 3 a <strong>und</strong> b:<br />

Erste postoperative Kontrolle a.p. <strong>und</strong> seitlich:<br />

Die Fixierung erfolgte auf der Linie der<br />

Reklinationsstellung, guter Sitz der Implantate,<br />

weite knöcherne Dekompression.<br />

3. Gewichtskontrolle: Bei 3 Trainingseinheiten<br />

in der Woche muss man sich hierüber<br />

im Allgemeinen keine großen Sorgen<br />

mehr machen. Auf mittlere Sicht wird eine<br />

vernünftige Gewichtskonsolidierung eintreten,<br />

wobei man nicht unbedingt leichter<br />

wird, aber schlanker, denn Fett wird in<br />

Muskelgewebe umgebaut.<br />

4. Kontrolle von unges<strong>und</strong>en Lebensumständen:<br />

Einseitige Ernährung, exzessiver<br />

Genuss von Süßigkeiten, Alkohol <strong>und</strong><br />

Nikotin sowie Schlafdefizit sollten überprüft<br />

<strong>und</strong> im vernünftigen Maß eingeschränkt<br />

bzw. verändert werden.<br />

Allerdings ist ein solches Konzept nur bei<br />

Patienten möglich, die einigermaßen schmerz-<br />

freie Intervalle aufweisen. Ist bereits eine<br />

Phase mit Dauerschmerzen eingetreten,<br />

dann kann von ärztlicher Seite versucht werden,<br />

mit invasiven konservativen Methoden<br />

die Schmerzen zu reduzieren. Hierzu zählen<br />

die im Hause angebotenen Facettenblockaden,<br />

vorzugsweise CT-gesteuert, <strong>und</strong> die<br />

so genannte periradikuläre Therapie (PRT), bei<br />

der unter CT-Kontrolle gezielt Kortison <strong>und</strong><br />

Lokalanästhetika an die schmerzverursachenden<br />

Strukturen appliziert werden. Auch Periduralanästhesie<br />

<strong>und</strong> Rasz-Katheter können<br />

hier durchaus Gutes bewirken.<br />

Man muss sich jedoch darüber im Klaren sein,<br />

dass dies keine ursächliche Therapie ist <strong>und</strong><br />

dass bei Schmerzfreiheit nur die oben erwähnte<br />

konsequente Selbstbehandlung vor<br />

der Operation retten kann.<br />

➔<br />

51


<strong>Fachbeiträge</strong><br />

Die konservativen Maßnahmen<br />

sind ausgeschöpft<br />

Sind die konservativen Maßnahmen erschöpft,<br />

so bleibt im Gr<strong>und</strong>e nur noch die operative<br />

Option. Hierbei sind folgende Behandlungsziele<br />

zu definieren:<br />

1. Dekompression von Nervengewebe.<br />

2. Wiederherstellung der physiologischen<br />

Stellung der Wirbelsäule:<br />

a) Wiederherstellung der<br />

Segmentfunktion<br />

oder<br />

b) Versteifung des betroffenen Wirbelsäulenabschnitts<br />

in physiologischer<br />

Stellung.<br />

Punkt 1 fällt eindeutig in die Kompetenz der<br />

Neurochirurgie: Mit mikrochirurgischen Methoden<br />

werden eingeklemmte Nervenwurzeln<br />

<strong>und</strong>/oder die cauda equina, kurz „Kauda“<br />

genannt, vom Druck befreit, gleich welcher<br />

Ursache dieser ist. Die Mikromethoden sind<br />

praktisch in allen Fällen mit Eingriffen von<br />

kurzer Dauer bei minimalem Blutverlust <strong>und</strong><br />

geringer allgemeiner Belastung verb<strong>und</strong>en.<br />

Die Patienten können in aller Regel am ersten<br />

Tag nach der Operation ohne oder mit nur<br />

geringer Hilfe ihr Bett verlassen. Der primäre<br />

stationäre Aufenthalt dauert 5 bis 7 Tage. Je<br />

nach Zustand schließt sich dann eine stationäre<br />

oder ambulante Reha-Behandlung an.<br />

In der ATOS Praxisklinik besteht die Übereinkunft,<br />

dass im Zweifelsfall versucht wird, mit<br />

einem möglichst minimalen Eingriff den<br />

größtmöglichen positiven Effekt für den Patienten<br />

zu erzielen. Sollte bei diesen Patienten,<br />

die in aller Regel das fünfzigste Lebensjahr<br />

weit hinter sich gelassen haben, tatsächlich<br />

52<br />

Abb 4 a <strong>und</strong> b:<br />

Kontrolle 6 Monate postop.: Ein Einsinken<br />

der Schraubcages <strong>und</strong> ein im Entstehen<br />

begriffener knöcherner Durchbau ist<br />

erkennbar.<br />

Abb. 4 a Abb. 4 b<br />

noch eine relevante, Beschwerden verursachende<br />

Instabilität bestehen, kann problemlos<br />

ein weiterer Eingriff angeschlossen werden.<br />

Hierbei – das gilt auch bei Patienten mit<br />

manifester Instabilität <strong>und</strong> Indikation zur<br />

zusätzlichen primären Stabilisierung – wird<br />

ein Zugang zur Bandscheibe durch den<br />

Wirbelkanal gewählt <strong>und</strong> eine so genannte<br />

posteriore lumbale interkorporelle Fusion<br />

(PLIF) vorgenommen. Dabei kommen in erster<br />

Linie Hohlschrauben aus Titan (Ray-Cages<br />

oder Interfix Cages) infrage, die beiderseits in<br />

den von hinten ausgeräumten Zwischenwirbelraum<br />

eingebracht werden <strong>und</strong> als so<br />

genannte „stand alone“ Implantate eine ausreichende<br />

Stabilität erreichen. Die vor kurzem<br />

noch emphatisch gefeierten B-Twin Implantate<br />

haben sich leider als insuffizient erwiesen.<br />

Die unter 2. genannten Behandlungsziele<br />

sind überwiegend bei jüngeren Patienten mit<br />

mehr oder weniger ausschließlich instabili-<br />

tätsbedingten Rückenschmerzen aktuell.<br />

Bei diesen Patienten verbietet es sich, wegen<br />

der damit verb<strong>und</strong>enen Narbenbildung um<br />

die Nervenwurzeln <strong>und</strong> die Kauda herum<br />

einen operativen Zugang mit Eröffnung des<br />

Wirbelkanals zu wählen. Die Operation muss<br />

daher unter Umgehung des Wirbelkanals vorgenommen<br />

werden.<br />

Besteht das Problem in einer funktionslos<br />

gewordenen Bandscheibe <strong>und</strong> sind die kleinen<br />

Wirbelgelenke in Form <strong>und</strong> Funktion erhalten<br />

(was relativ selten der Fall ist), ist der<br />

prothetische Bandscheibenersatz die Methode<br />

der Wahl. In unserem Hause wird die Pro-Disc<br />

der Firma Synthes mit Erfolg eingesetzt.<br />

Hierzu darf auf den Artikel „Minimal-invasiver<br />

totaler Bandscheibenersatz...“ auf S. 54<br />

verwiesen werden.<br />

Auch wenn sich die Methode zu Recht<br />

„minimal-invasiv“ 1 nennen darf, so handelt<br />

es sich dennoch um relativ große, potenziell


komplikationsträchtige Eingriffe, die eine<br />

minutiöse Planung erfordern. Der operative<br />

Zugang wird entsprechend den anatomischen<br />

Gegebenheiten gewählt. Bis zum Segment<br />

L 4/5 ist zumeist der ventrolaterale,<br />

extraperitoneale Mikrozugang möglich, beim<br />

Segment L 5/S 1 muss zumeist transperitoneal<br />

operiert werden.<br />

Dasselbe gilt für gröbere Instabilitäten <strong>und</strong><br />

Deformitäten. Hierbei ist ein kombiniertes<br />

Vorgehen erforderlich: Über einen dorsalen<br />

Zugang wird eine transpedikuläre Verschraubung<br />

vorgenommen. Von großem Nutzen hat<br />

sich hierbei die im Hause angewandte EMGgesteuerte<br />

Navigation erwiesen: Die Quote<br />

an Schraubenfehllagen liegt unter 1 %.<br />

In einer zweiten Sitzung werden über einen<br />

oben beschriebenen Zugang die betroffene(n)<br />

Bandscheibe(n) entfernt <strong>und</strong> durch ein<br />

Titanimplantat (SynCage der Firma Synthes)<br />

ersetzt. Nach Möglichkeit werden Fehlstellungen<br />

der Wirbel korrigiert.<br />

Diese Eingriffe sind von Aufwand <strong>und</strong><br />

Belastung her erheblich größer. Bluttransfusionen<br />

können im Allgemeinen durch den<br />

Einsatz eines Cell-Savers vermieden werden,<br />

<strong>und</strong> da das Klientel jünger ist, bleiben die<br />

Erholungszeiten auch im überschaubaren<br />

Rahmen.<br />

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die<br />

ATOS Praxisklinik in der Zusammenarbeit von<br />

Neurochirurgie <strong>und</strong> Unfallchirurgie im Wirbelsäulenzentrum<br />

sowie zusammen mit der<br />

Radiologie ein umfassendes Konzept zur konservativen,<br />

konservativ-invasiven <strong>und</strong> operativen<br />

Behandlung von Wirbelsäuleninstabilitäten<br />

anbietet.<br />

Priv.Doz. Dr. med. habil. Peter-Michael Zink<br />

Dr. med. Jochen Feil<br />

Dr. med. Gerald Mose<br />

Wirbelsäulenzentrum in der ATOS Praxisklinik<br />

zink@atos.de<br />

feil@atos.de<br />

mose@atos.de<br />

■<br />

--<br />

Die Indikation zur Revisionsoperation ist<br />

aufgr<strong>und</strong> des schmerzhaften Funktionsverlustes<br />

des Armes des noch relativ jungen<br />

Patienten gegeben:<br />

Durch die Tubercularesorption war ein<br />

Hochstand des Humerus eingetreten, so<br />

dass wir zur Rekonstruktion eine höhenverstellbare<br />

Humeruskopffrakturprothese mit<br />

einer Abstützpfanne zwischen Glenoid <strong>und</strong><br />

Acromion implantierten. Somit erzielten wir<br />

die Rezentrierung des Gelenkes bei fehlender<br />

Rotatorenmanschette.<br />

Ein eventueller Rückzug auf die Implantation<br />

einer Grammont-Prothese bleibt weiterhin<br />

offen. Für die Implantation einer Grammont-Delta-III-Prothese<br />

zum jetzigen<br />

Zeitpunkt ist der Patient durch die hohe<br />

Wahrscheinlichkeit einer langfristigen<br />

Glenoidlockerung eindeutig zu jung.<br />

Alternativ hätte man bei intaktem coracoacromialem<br />

Bogen eine bipolare Humeruskopfprothese<br />

implantieren können.<br />

Ein exakter Höhenausgleich wäre jedoch mit<br />

diesem Implantat schwer zu realisieren<br />

gewesen.<br />

NEWS<br />

Auflösung zu:<br />

Der interessante Fall<br />

(von Seite 21)<br />

Abb. 3 <strong>und</strong> 4:<br />

Postoperative Röntgenbilder<br />

des zentrierten<br />

Glenohumeralgelenks<br />

1 Der Begriff „minimal-invasiv“ wurde primär für endoskopische Methoden gebraucht.<br />

Auf diesem Gebiet wurden erhebliche Fortschritte erreicht. Die Grenzen der Endoskopie liegen<br />

überall dort, wo nicht in anatomisch präformierten Hohlräumen operiert wird.<br />

In der Wirbelsäulenchirurgie ist die Domäne der endoskopischen Technik die Chirurgie der<br />

Brustwirbelsäule, da hier durch die Brusthöhle operiert wird. An der Lendenwirbelsäule sind<br />

nur ganz wenige Eingriffe, speziell bei intra- <strong>und</strong> extraforaminal gelegenen Bandscheibenvorfällen,<br />

sinnvoll endoskopisch durchzuführen. Ansonsten wird hier sehr viel Etikettenschwindel<br />

betrieben.<br />

Bei Wirbelsäuleneingriffen darf dann von minimal-invasiv gesprochen werden, wenn die<br />

Operation bei konsequenter Minimalisierung des Zugangs (zumeist limitiert durch den verwendeten<br />

Sperrer), bei größtmöglicher Schonung des umgebenden Gewebes <strong>und</strong> bei minimalem<br />

Blutverlust dazu führt, dass der Patient mehr oder weniger unmittelbar nach dem Eingriff<br />

mobilisiert werden kann <strong>und</strong> der Klinikaufenthalt nur wenige Tage dauert.<br />

53


<strong>Fachbeiträge</strong><br />

Minimal-invasiver totaler<br />

Bandscheibenersatz mit der Prodisc®<br />

Bandscheibenprothese<br />

von Jochen R. Feil, Peter-Michael Zink <strong>und</strong> Gerald Mose<br />

Die degenerative Diskopathie bleibt eine therapeutische<br />

Herausforderung. Die therapeutische<br />

Lücke zwischen konservativer Behandlung<br />

<strong>und</strong> Spondylodese wurde durch eine<br />

Vielfalt so genannter semi-invasiver Verfahren<br />

geschlossen. Epidurale Katheterbehandlung<br />

<strong>und</strong> intradiskale chemische oder elektrothermische<br />

Nukleolysen werden immer<br />

öfter zur Behandlung diskogener Schmerzen<br />

eingesetzt. Sie versagen jedoch beim Vorliegen<br />

einer Segmentinstabilität. Die Spondylodese<br />

beseitigt die Segmentinstabilität, entfernt<br />

schmerzgenerierendes, degeneratives<br />

Bandscheibengewebe, stellt die Höhe des<br />

Zwischenwirbelraumes wieder her <strong>und</strong><br />

erweitert die Neuroforamina.<br />

Die Anschlussdegeneration in den Nachbarsegmenten<br />

als mögliche „Spätfolge“ nach<br />

Segmentfusionen hat zur Entwicklung von<br />

Bandscheibenprothesen geführt (Brodsky,<br />

Harris, Lee, Lehmann).<br />

Unsicherheit über die Effektivität hinsichtlich<br />

der Langzeitergebnisse bestand bisher auch<br />

für den totalen Bandscheibenersatz im therapeutischen<br />

Regime chronischer diskogener<br />

Rückenschmerzen. Dem ersten Patent für<br />

eine die Funktion erhaltende Bandscheibenprothese<br />

(Steenbrugghe 1956) folgten über<br />

54<br />

Der Behandlung degenerativer Bandscheibenerkrankungen durch die Implantation<br />

einer Bandscheibenprothese wurde Ende der 80er Jahre viel Skepsis entgegengebracht.<br />

Diese Bedenken fanden zu Beginn der 90er Jahre ihre Bestätigung mit dem<br />

Abbruch der Operationsmethode in der Charité Berlin, wo diese Methode entwickelt<br />

worden war. Marney <strong>und</strong> Villet entwickelten <strong>und</strong> implantierten zwischen 1990 <strong>und</strong><br />

1993 eine neue Bandscheibenprothese mit viel versprechenden Ergebnissen im 7-11<br />

Jahre-follow up. Die 1999 überarbeitete Version der PRODISC Bandscheibenprothese<br />

kann jetzt minimal-invasiv implantiert werden, was die postoperative Morbidität<br />

erheblich reduziert.<br />

120 weitere Patentanmeldungen, jedoch nur<br />

Abb. 4<br />

wenige kamen in die klinische Erprobung.<br />

Seit den ersten Arbeiten von Fernström in<br />

den späten 60ger Jahren, der die Möglichkeit<br />

des Ersatzes eines erkrankten Zwischenwirbelraumes<br />

mit einer Prothese erforschte,<br />

wurde viel Arbeit hinsichtlich Forschung <strong>und</strong><br />

Entwicklung auf diesem Gebiet geleistet<br />

(Aharinejad, Bertagnoli, Eljkelkamp, Hedman,<br />

Langrana, Lee, Mayer). Frühe klinische<br />

Studien zeigten geteilten Optimismus. Umso<br />

mehr ergab sich die Notwendigkeit verbesserter<br />

Behandlungsmodalitäten gegenüber<br />

den bestehenden Behandlungsmöglichkeiten,<br />

insbesondere der spinalen Fusion.<br />

Abb. 2 Abb. 3<br />

Abb. 2:<br />

Prodisc von ventral<br />

Abb. 1:<br />

Prodisc-Bandscheibenprothese<br />

Degenerative <strong>und</strong> postoperative<br />

Instabilität<br />

1991 berichtete Zippel in seiner Serie mit der<br />

SB Charité Bandscheibenprothese über 54%<br />

sehr gute Resultate <strong>und</strong> 29% verbesserte. 15%<br />

waren nicht gebessert <strong>und</strong> 2% schlecht. Die<br />

Studien von Zippel <strong>und</strong> Fernström berücksichtigten<br />

jedoch nicht den Status der posterioren<br />

Elemente, insbesondere der Facettengelenke.<br />

Dieser Aspekt muss beim totalen<br />

Bandscheibenersatz jedoch verstärkt beachtet<br />

werden, insbesondere angesichts der<br />

Tatsache, dass die hinteren Elemente wenigstens<br />

18% der Kompressionskräfte <strong>und</strong> 1/3 der<br />

Scherkräfte eines Bewegungssegmentes tra-<br />

Abb. 3:<br />

Prodisc von lateral


Abb. 4 Abb. 5 Abb. 6<br />

Abb. 4-6:<br />

Seitneigung nach rechts, Neutralposition <strong>und</strong> nach links<br />

gen. Da die Facettengelenke die kinematische<br />

Funktion der segmentalen Bewegungsübertragung<br />

übernehmen, werden zwangsläufig<br />

bessere Resultate in den Fällen erzielt,<br />

die weniger Facettengelenksdegeneration<br />

aufweisen, oder wo sek<strong>und</strong>äre Spondylarthrosen<br />

der Facettengelenke noch nicht<br />

aufgetreten sind (Bertagnoli). In diesem<br />

Zusammenhang wird auch die Erhaltung des<br />

hinteren Längsbandes gefordert, da dies –<br />

zusätzlich zu den Facettengelenken – ein<br />

weiteres Kraft verteilendes Element darstellt.<br />

Die Segmentinstabilität nach Nukleotomien<br />

(Postnukleotomiesyndrom) ist biomechanisch<br />

dokumentiert durch eine Vergrößerung<br />

des Bewegungsumfanges (Rotation 21%,<br />

Seitneigung 12%, Flexion/Extension 18%) <strong>und</strong><br />

eine unphysiologisch hohe Laxität. Sie führt<br />

zu einem Höhenverlust des nukleotomierten<br />

Bewegungssegmentes (Wilke).<br />

Die Anforderung an einen totalen Bandscheibenersatz<br />

heute besteht darin, die<br />

Abb. 7:<br />

Intraoperative Exposition des lumbosakralen<br />

Übergangs mit Markierung der Mittellinie <strong>und</strong><br />

geklippter A. sacralia mediana<br />

Instabilität <strong>und</strong> die daraus resultierenden<br />

Probleme wie Instabilitätsschmerzen, beschleunigte<br />

Anschluss- <strong>und</strong> Facettengelenksdegeneration<br />

<strong>und</strong> Spondylose eliminieren zu<br />

können. Zusätzlich muss das neue Verfahren<br />

eine stützende Funktion für die Facettengelenke<br />

übernehmen, wie Hedman bereits<br />

1991 gefordert hat.<br />

Ziel eines Bandscheibenersatzes ist demnach,<br />

den diskogenen Schmerz zu beseitigen<br />

<strong>und</strong> die physiologische Funktion der Wirbelsäule<br />

wiederherzustellen oder zu erhalten.<br />

Die Bandscheibenhöhe muss wieder aufgebaut,<br />

die Neuroforamina erweitert, die<br />

Facettengelenke dekomprimiert <strong>und</strong> das<br />

Bewegungssegment stabilisiert werden.<br />

Implantatdesign<br />

Aus diesen Erfahrungen heraus wurde ein<br />

neues Implantat speziell für den minimalinvasiven<br />

ventralen Zugang entwickelt<br />

NEWS<br />

(Prodisc®, Synthes, Umkirch). Das modulare<br />

Implantat besteht aus je einer mit<br />

Plasmaphore beschichteten Kobalt-Chrom-<br />

Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Deckplatte, die die Verbindung<br />

zu den angrenzenden Wirbelkörpern herstellt.<br />

Durch die Reintitanbeschichtung wird<br />

eine rasche Osteointegration ermöglicht. Mit<br />

einer „press-fit“-Verankerung sowie Finnen<br />

<strong>und</strong> Spikes wird eine hohe Primärstabilität<br />

erreicht (Abb. 9). Das Prodisc-Design bietet<br />

eine maximale Kontaktzone zu den<br />

Endplatten <strong>und</strong> verhindert somit wirkungsvoll<br />

Migration <strong>und</strong> Sinterung in die angrenzenden<br />

Wirbelkörper. Komplettiert wird das<br />

Implantat durch einen in der Gr<strong>und</strong>platte<br />

verriegelten Polyethylen-Gleitkern. Dieser<br />

ermöglicht einen physiologischen Bewegungsumfang<br />

hinsichtlich Flexion/Extension,<br />

Rotation <strong>und</strong> Seitneigung. Eine isolierte<br />

Translation wird vermieden. Die axiale<br />

Kompression wird durch die Dämpfungseigenschaften<br />

des Polyethylen-Gleitkerns der<br />

Prodisc teilweise absorbiert (Abb. 1-6).<br />

➔<br />

Abb. 7 Abb. 8 Abb. 9<br />

Abb. 8:<br />

Komplett ausgeräumter ZWR L5/S1<br />

Abb. 9:<br />

Einsetzinstrument mit Plasmaphorebeschichteter<br />

Prodisc vor Implantation<br />

55


<strong>Fachbeiträge</strong><br />

Planung <strong>und</strong> minimal-invasive<br />

Implantation<br />

Aufgr<strong>und</strong> des Designs muss das Implantat<br />

exakt in der Mittellinie zentriert <strong>und</strong> möglichst<br />

weit posterior im komplett ausgeräumten<br />

Zwischenwirbelraum platziert werden<br />

(Abb. 7-11 <strong>und</strong> 17,18). Dies erfordert eine<br />

äußerst präzise präoperative Planung <strong>und</strong><br />

OP-Technik.<br />

Die präoperative Planung beinhaltet neben<br />

Standard-Röntgen (Abb. 13) <strong>und</strong> MRT der LWS<br />

(Abb. 14-15) eine virtuelle 3D-CT-Angiographie<br />

(Abb. 16), um Ausdehnung, Form <strong>und</strong> Topographie<br />

der retroperitonealen Gefäße darzustellen.<br />

Die genaue Kenntnis der individuellen<br />

Gefäßsituation beeinflusst die Wahl des chirurgischen<br />

Zugangs. In wenigen Fällen, z.B.<br />

bei kompletter Überlagerung der ventralen<br />

Zirkumferenz des intendierten Bandscheibenraumes<br />

durch die venöse Bifurkation, könnte<br />

sich aus der Lage der Gefäße eine Kontraindikation<br />

für die Bandscheibenprothese<br />

ergeben.<br />

Abb. 13:<br />

LWS seitlich präoperativ<br />

56<br />

Abb. 10<br />

Abb. 10:<br />

Implantierte Prodisc (L5/S1)<br />

Sämtliche lumbalen Bandscheiben können<br />

durch eine 4-5 cm lange Mini-Laparotomie<br />

(Abb. 12) trans- oder retroperitoneal erreicht<br />

werden. Wegen anatomischer <strong>und</strong> topographischer<br />

Details stellt jedes Bandscheibenfach<br />

spezielle Anforderungen an die Zugangstechnik.<br />

Indikationen <strong>und</strong> Kontraindikationen<br />

Neben exakter OP-Planung <strong>und</strong> präziser OP-<br />

Technik ist eine strikte Patientenselektion<br />

entscheidend für den postoperativen Erfolg.<br />

Voraussetzungen für die Implantation der<br />

Prodisc sind:<br />

1. Mono- <strong>und</strong> bisegmentale lumbale degenerative<br />

Diskopathien oder postoperative<br />

Diskusdegenerationen.<br />

2. Osteochondrosen <strong>und</strong> Degenerationen<br />

anschließend an fusionierte Segmente.<br />

3. Mindestens 5 mm verbliebene Bandscheibenraumhöhe.<br />

4. Keine oder nur geringe posteriore Segmentinstabilität<br />

(post Mikrodiskektomie).<br />

Abb. 11 Abb. 12<br />

Abb. 11:<br />

Bandscheibenresektat<br />

Abb. 14 <strong>und</strong> 15:<br />

MRT LWS präoperativ seitlich <strong>und</strong> transversal<br />

Abb. 13 Abb. 14 Abb. 15 Abb. 16<br />

5. Keine oder nur minimale Facettengelenksdegeneration.<br />

6. Ausgereizte <strong>und</strong> erfolglos konsequent<br />

über mindestens 6 Monate durchgeführte<br />

ambulante <strong>und</strong> stationäre Physiotherapie<br />

einschließlich semi-invasiver Verfahren<br />

wie epiduraler Injektionen <strong>und</strong> BV- oder<br />

CT-gesteuerter Facettengelenksblockaden.<br />

7. Konkordanz zwischen präoperativer<br />

Symptomatik <strong>und</strong> Bildgebung.<br />

Kontraindikationen sind translatorische Instabilitäten<br />

(Spondylolisthesen), Spinalkanalstenosen,<br />

Osteoporose (DEXA T-score < –2,5),<br />

signifikante Spondylarthrosen, Spondylodiszitiden<br />

<strong>und</strong> Tumore sowie vorausgegangene<br />

Fusionsversuche im betroffenen Segment.<br />

Nachbehandlung<br />

Abb. 12:<br />

W<strong>und</strong>e nach Minilaparotomie am<br />

7. postop. Tag<br />

Die stationäre Verweildauer beträgt 8-10<br />

Tage. Die Mobilisation beginnt nach minimalinvasiver<br />

Implantation am 1. postoperativen<br />

Tag korsettfrei unter physiotherapeutischer<br />

Anleitung. Isometrische Übungsbehandlun-<br />

Abb. 16:<br />

Präoperatives virtuelles 3 D-CT Angiogramm


Abb. 17 <strong>und</strong> 18:<br />

Lumbosakraler<br />

Übergang nach<br />

Prodisc-Implantation<br />

seitlich <strong>und</strong> a.p.<br />

gen <strong>und</strong> Aquajogging gehen über einen Zeitraum<br />

von 6 Wochen. In dieser Zeit sind Heben<br />

<strong>und</strong> Tragen sowie Inklination nicht gestattet.<br />

Im Verlauf von weiteren 6 Wochen erfolgt<br />

eine schrittweise Steigerung bis zum Erreichen<br />

uneingeschränkter Aktivität. Bei radiologisch<br />

gesicherter Osteointegration ist Sport<br />

nach 4 Monaten gestattet.<br />

Schlussfolgerung<br />

Wenngleich noch keine Langzeitergebnisse<br />

nach Implantation der Prodisc-Bandscheibenprothese<br />

vorliegen, so sind die bisherigen<br />

klinischen Erfahrungen seit der Einführung<br />

der 2. Generation im Jahr 1999 bei korrekter<br />

Indikation <strong>und</strong> technischer Durchführung viel<br />

versprechend. Da sich die verwendeten<br />

Materialien bei weitaus höherer mechanischer<br />

Belastung in der Knie- <strong>und</strong> Hüftendoprothetik<br />

bewährt haben, ist auch längerfristig<br />

ein Versagen des Interface <strong>und</strong> des<br />

UHMWE-PE Gleitkerns nicht zu erwarten.<br />

Literatur beim Verfasser<br />

Abb. 17<br />

Abb. 18<br />

Dr. Jochen Feil<br />

Priv.Doz. Dr. med. habil. Peter-Michael Zink<br />

Dr. med. Gerald Mose<br />

Zentrum für Endoprothetik &<br />

Wirbelsäulenchirurgie<br />

feil@atos.de<br />

■<br />

Prof. Yu besuchte<br />

ATOS-Klinik<br />

Yu Chanlong, der Direktor des Nationalen<br />

Instituts für Sportmedizin der Volksrepublik<br />

China <strong>und</strong> seit kurzem als Senator auch<br />

Berater des Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Kulturministers,<br />

kam erneut nach Heidelberg,<br />

um ein langfristiges Fellowship-Programm<br />

in Zusammenarbeit mit der ATOS-Klinik<br />

aufzubauen. Das Nationale Institut für<br />

Sportmedizin ist federführend für die<br />

medizinische Betreuung der Olympischen<br />

Spiele in Peking im Jahr 2008 zuständig.<br />

Bisher sind 3 Fellows aus China in der ATOS-<br />

Klinik mit den modernen westlichen<br />

Verfahren der Arthroskopie über einen<br />

Zeitraum von jeweils zwei Jahren vertraut<br />

gemacht worden. Weitere 6 Fellows sollen in<br />

den nächsten drei Jahren folgen <strong>und</strong> trainiert<br />

werden. (s. S. 25)<br />

NEWS<br />

57


Forschungsprojekte<br />

Forschungsprojekte des Zentrums für<br />

Knie- <strong>und</strong> <strong>Fußchirurgie</strong> im Jahr 2003<br />

Die nachfolgend skizzierten Forschungsprojekte<br />

wurden im Zentrum für Knie<strong>und</strong><br />

<strong>Fußchirurgie</strong> im Jahr 2003 durchgeführt.<br />

Diese Studien verfolgen unter anderem<br />

das Ziel einer Qualitätsüberprüfung<br />

der operativen <strong>und</strong> konservativen<br />

Behandlungsmethoden, die in unserem<br />

Zentrum angewandt werden. Einige Projekte<br />

werden im Rahmen der Förderung<br />

des wissenschaftlichen Nachwuchses<br />

als Dissertationsarbeiten durchgeführt.<br />

Die Dissertationen werden von Herrn<br />

Prof. Dr. H. Thermann betreut.<br />

Beurteilung von Knieendoprothesen verschiedenen<br />

Designs bezüglich Prothesenlockerung<br />

unter dem Einsatz des „Multislice-Spiral-CT’s“<br />

(J.Arzberger, W. Schneider, H. Thermann)<br />

Ziel der Studie ist die qualitative Evaluation<br />

einer kurz- <strong>und</strong> mittelfristigen postoperativen<br />

Lockerung von implantierten Prothesen<br />

bei einer Stichprobe aus ca. 100 Patienten mit<br />

Hilfe des Multislice-Spiral-CT’s. Die Patientenstichprobe<br />

setzt sich aus Patienten des<br />

Zentrums für Knie- <strong>und</strong> <strong>Fußchirurgie</strong> zusammen.<br />

Zum einen sind es Patienten unmittelbar<br />

nach der Implantation einer uni- oder<br />

bikondylären Knieendoprothese. Zum anderen<br />

werden Patienten erfasst, bei denen die<br />

Prothesenimplantation schon einige Zeit<br />

zurückliegt <strong>und</strong> die zum Zeitpunkt der Evaluation<br />

symptomatisch sind.<br />

Die Technik der Mikrofrakturierung zur Behandlung<br />

von osteochondralen <strong>und</strong> degenerativen<br />

chondralen Läsionen am Talus<br />

(C.Becher, H. Thermann)<br />

Die Technik der Mikrofrakturierung ist eine<br />

bereits etablierte Methode zur Behandlung<br />

von Knorpelschäden im Kniegelenk. Ziel der<br />

Studie ist die prospektive Untersuchung dieser<br />

Behandlungsmethode am Talus mit Hilfe<br />

funktioneller Scoring-Systeme <strong>und</strong> kernspin-<br />

58<br />

tomographischer Beurteilung. Im Verlauf dieser<br />

Studie konnten bislang gute bis sehr gute<br />

klinische Ergebnisse mit einer hohen Patientenzufriedenheit<br />

evaluiert werden. Magnetresonanztomographische<br />

<strong>und</strong> arthroskopische<br />

„second look“ -Kontrollen zeigten eine<br />

gute Wiederherstellung der Gelenkoberfläche<br />

<strong>und</strong> die Auffüllung der Läsion mit Regeneratknorpel.<br />

Die Technik der Cheilektomie in Kombination<br />

mit der Technik der Mikrofrakturierung<br />

zur Behandlung des Hallux rigidus<br />

(C.Becher, R. Kilger, H. Thermann)<br />

Die Technik der Cheilektomie ist eine etablierte<br />

Methode bei der Behandlung des Hallux<br />

rigidus, einer arthrotischen Erscheinung im<br />

Bereich des Großzehengr<strong>und</strong>gelenks. Seit<br />

September 1998 wird in einer prospektiven<br />

Studie der Einsatz der Cheilektomie in Kombination<br />

mit der Technik der Mikrofrakturierung<br />

zur Behandlung der verbliebenen chondralen<br />

Läsion kurz-, mittel- <strong>und</strong> langfristig<br />

mit Hilfe funktioneller Scoring-Systeme <strong>und</strong><br />

der Kernspintomographie nachuntersucht.<br />

Im bisherigen Verlauf wurden in den Stadien<br />

I, II <strong>und</strong> II-III entsprechend der radiologischen<br />

Klassifikation nach Hattrup <strong>und</strong> Johnson gute<br />

klinische Ergebnisse erzielt. Auch bezüglich<br />

der Patientenzufriedenheit konnten gute bis<br />

sehr gute Ergebnisse evaluiert werden.<br />

Metaanalyse von<br />

Großzehengr<strong>und</strong>gelenksprothesen<br />

(M. Steinwandt, H. Thermann)<br />

Mittels dieser Metaanalyse sollen alle<br />

Studien, welche prospektiv <strong>und</strong> retrospektiv<br />

das postoperative Outcome nach Implantation<br />

einer Großzehengr<strong>und</strong>gelenksprothese<br />

evaluieren, hinsichtlich verschiedener radiologischer,<br />

funktioneller <strong>und</strong> klinischer Parameter<br />

miteinander verglichen werden. Bei der<br />

Evaluation der Daten werden die Schwierigkeiten,<br />

die sich aufgr<strong>und</strong> unterschiedlicher<br />

Studiendesigns, aber auch aus dem Einsatz<br />

verschiedener Prothesentypen ergeben, mitberücksichtigt.<br />

Eventuelle Standardfehler<br />

werden herausgerechnet.<br />

Untersuchung von Korrelationen<br />

zwischen pathologischen Beinachsen<br />

bei Gonarthrose des Kniegelenks <strong>und</strong><br />

Rotationsfehlstellungen der Tibia<br />

(K.P. Kammerer, H. Thermann)<br />

Im Rahmen dieser prospektiven Studie werden<br />

die Kniegelenke von 80 Patienten einen<br />

Tag vor der Implantation einer Knieendoprothese<br />

auf die Cofaktoren Beinachse <strong>und</strong><br />

Rotationsfehlstellung der Tibia kernspintomographisch<br />

untersucht. Anschließend werden<br />

die evaluierten Parameter miteinander<br />

korreliert. Hierbei wird das Ziel verfolgt, neuere<br />

Erkenntnisse hinsichtlich der Pathogenese <strong>und</strong><br />

der Therapie der Gonarthrose zu gewinnen.<br />

Experimenteller Vergleich der bildgebenden<br />

Verfahren CT <strong>und</strong> MRT bezüglich der<br />

quantitativen Bestimmung des Malalignements<br />

im Extensormechanismus des<br />

Knies durch Messung der TT-TG-Distanz<br />

(K.P. Kammerer, R. Kilger, H. Thermann)<br />

Die TT-TG-Distanz (Distanz zwischen Zentrum<br />

der Tuberositas tibiae [TT] <strong>und</strong> Zentrum der<br />

Trochlea [trochlea groove, TG], wobei die entsprechenden<br />

axialen Schnitte übereinander<br />

projiziert <strong>und</strong> dann vermessen werden) beim<br />

CT ist ein radiologisches Diagnoseinstrumentarium<br />

für die Pathologie des Knieextensormechanismus.<br />

Der Nachteil dieser Methode<br />

liegt in der Verwendung von Röntgenstrahlung.<br />

Ziel der Studie ist die Evaluation<br />

des Einflusses der Beinlagerung auf die<br />

gemessenen TT-TG-Distanzen im MRT. Hierzu<br />

werden die Kniegelenke von 6 ges<strong>und</strong>en<br />

Probanden in Streckung kernspintomographisch<br />

untersucht. Die Untersuchung wird<br />

anschließend in Außen- <strong>und</strong> Innenrotation<br />

wiederholt.


Die Doktoranden:<br />

von links: Klaus-Peter<br />

Kammerer <strong>und</strong><br />

Michael Steinwandt;<br />

Jeanine Arzberger<br />

<strong>und</strong> Stefanie Kliem.<br />

Nicht auf dem Bild<br />

sind die Doktoranden<br />

Christoph Becher,<br />

Arne Driessen, Anja<br />

Nölling<br />

Vergleich der Frühfunktionalität <strong>und</strong> Frühmorbidität<br />

von unikondylären Kniegelenksprothesen<br />

<strong>und</strong> Totalendoprothesen<br />

(S. Kliem, H. Thermann)<br />

Hier geht es um die funktionelle Evaluation<br />

von verschiedenen alltagsspezifischen <strong>und</strong><br />

radiologischen Parametern nach Implantation<br />

einer Kniegelenksendoprothese. Innerhalb<br />

einer Stichprobe von 100 Patienten sollen<br />

prospektiv die beiden Gr<strong>und</strong>typen von<br />

Kniegelenksendoprothesen hinsichtlich der<br />

postoperativen Funktion, Schmerz, Patientenzufriedenheit<br />

<strong>und</strong> radiologischen Lockerung<br />

untersucht <strong>und</strong> verglichen werden. Im Rahmen<br />

dieser Studie soll ferner der Einfluss<br />

einer ambulanten oder stationären Rehabilitation<br />

auf den Therapieerfolg beobachtet <strong>und</strong><br />

hinsichtlich der jeweiligen Effektivität miteinander<br />

verglichen werden.<br />

Funktionelle Untersuchung der unikompartimentellen<br />

Repicci II Knieendoprothese<br />

nach minimalinvasiver Implantatversorgung<br />

einer unikondylären Kniearthrose<br />

(A. Driessen, H. Thermann)<br />

Ziel der Studie ist die prospektive langfristige<br />

Evaluation verschiedener subjektiver <strong>und</strong><br />

objektiver alltagsspezifischer Parameter wie<br />

Funktion, Schmerz etc. infolge der Implantation<br />

einer Repicci II Knieendoprothese 4 bis 5<br />

Jahre postoperativ. Die postoperativen Ergebnisse<br />

sollen mit dem Outcome anderer<br />

Prothesentypen verglichen werden, um die<br />

Vorteile dieser minimalinvasiven Operationstechnik,<br />

wie z.B. die kürzere Rehabilitationszeit,<br />

unter Beweis zu stellen.<br />

Sportfähigkeit nach Knie-TEP<br />

(A. Nölling, H. Thermann)<br />

Prospektive, funktionelle Evaluation der<br />

Sportfähigkeit vor <strong>und</strong> nach der Implantation<br />

einer unikondylären oder totalen Knieendoprothese<br />

mittels unterschiedlicher sportartspezifischer<br />

Parameter (Dauer, Umfang, Intensität<br />

etc. der postoperativ ausgeübten<br />

Sportart) innerhalb eines vergleichbaren<br />

Patientenkollektivs. Abschließend erfolgt ein<br />

Vergleich der postoperativ erhobenen Ergebnisse.<br />

Neben diesen als Dissertationen laufenden<br />

Forschungsprojekten werden folgende weitere<br />

Projekte durchgeführt:<br />

Rekonstruktion des vorderen Kreuzbandes<br />

mittels der Quadricepssehne vs. der Hamstrings<br />

<strong>und</strong> der Patellarsehne<br />

(A. Diamantopoulos, J. Springer, O. Lorbach,<br />

H.H. Pässler)<br />

Ziel dieser retrospektiven Studie ist die<br />

Evaluation klinischer <strong>und</strong> funktioneller Parameter<br />

nach der Entnahme der Quadricepssehne<br />

ohne Knochenblock vs. der Patellarsehne<br />

<strong>und</strong> Hamstrings zur Rekonstruktion<br />

des vorderen Kreuzbandes. Mittels postoperativer<br />

klinischer Untersuchungen wie dem KT-<br />

1000 Test, Stabilitätstests, isokinetischer<br />

Kraft-Tests, der Evaluation des vorderen<br />

Knieschmerzes etc. sowie der Erhebung von<br />

subjektiven <strong>und</strong> objektiven kniespezifischen<br />

Scores wird mit dieser Studie die postoperativ<br />

langfristige Morbidität der 3 verschiedenen<br />

Transplantate untersucht <strong>und</strong> verglichen.<br />

NEWS<br />

Minimalinvasive arthroskopische<br />

assistierte Revisionsoperation infolge<br />

gescheiterter vorderer Kreuzbandplastik:<br />

Retrospektive Evaluation des klinischen<br />

Outcomes<br />

(A. Diamantopoulos, J. Springer, O. Lorbach,<br />

H.H. Pässler)<br />

Ziel dieser Studie ist die retrospektive Evaluation<br />

des klinischen Outcomes infolge einer<br />

Revisionsoperation des vorderen Kreuzbandes.<br />

Die Studienpopulation umfasst 100<br />

Patienten, bei welchen retrospektiv der Operationserfolg<br />

mittels subjektiver Parameter<br />

(wie kniespezifische Fragebögen, Patientenzufriedenheit<br />

etc.) <strong>und</strong> objektiver Parameter<br />

(Kniestabilität etc.) analysiert wird.<br />

Rehabilitation nach vorderer Kreuzbandplastik<br />

mit <strong>und</strong> ohne Elektrostimulation<br />

(J. Springer, A. Diamantopoulos, O. Lorbach,<br />

H.H. Pässler)<br />

Das Ziel dieser prospektiv randomisierten<br />

Studie ist die Evaluation einer frühfunktionellen<br />

Nachbehandlung nach Rekonstruktion<br />

des vorderen Kreuzbandes mit <strong>und</strong> ohne<br />

Unterstützung eines neuartigen Elektrostimulations-Gerätes<br />

(Kneehab-Neurotech®).<br />

Untersucht wird, ob der postoperative Einsatz<br />

der Elektrostimulation über einen Zeitraum<br />

von 6 Wochen zu einem signifikant besseren<br />

Outcome führt. Neben klinischen Messungen<br />

wie Oberschenkelumfangsmessungen, Kniestabilität<br />

etc. werden im Rahmen dieser<br />

Studie funktionelle, sportmotorische Messungen<br />

wie isokinetische Untersuchungen,<br />

Single-Leg-Hopped-Test etc. durchgeführt.<br />

Arthroskopische Meniskusrefixierung<br />

mittels FastFix<br />

(D.S. Mastrokalos, A. Diamantopoulos,<br />

O. Lorbach, H.H. Pässler)<br />

Evaluation der Effektivität einer neuen allinside<br />

Meniskusrefixierungsmethode hinsichtlich<br />

verschiedener klinischer, funktioneller<br />

<strong>und</strong> kernspintomographischer Parameter.<br />

59


Forschungsprojekte <strong>und</strong> Publikationen<br />

Forschungsprojekte <strong>und</strong> prospektive<br />

Studien des Zentrums für Schulter- <strong>und</strong><br />

Ellenbogenchirurgie im Jahr 2003<br />

Histologische Kalkuntersuchung<br />

bei der Tendinosis calcarea der<br />

Rotatorenmanschette<br />

(P. Habermeyer, C. Bartl, R. Bartl)<br />

Modifizierter kombinierter Latissimus<br />

dorsi <strong>und</strong> Teres major Transfer nach<br />

L’Episcopo bei irreparabler postero-superiorer<br />

Rotatorenmanschettenmassenruptur<br />

(P. Habermeyer)<br />

1934 berichtete L’Episcopo bereits vom kombinierten<br />

M. latissimus dorsi <strong>und</strong> M. teres major<br />

Transfer zur Ersatzplastik bei kongenitalen<br />

Plexusschädigungen. Wir modifizierten dieses<br />

Verfahren zur Therapie des Außenrotations-<br />

<strong>und</strong> Elevationsdefizites bei der<br />

Rotatoren-manschettenmassenruptur bei intaktem<br />

M. subscapularis.<br />

Ziel dieser prospektiven Studie ist der<br />

Nachweis des funktionellen Benefits des<br />

modifizierten L’Episcopo-Verfahrens bei der<br />

Rotatorenmanschettenmassenruptur mit<br />

Außenrotationsverlust (s. dazu auch Fachbeitrag<br />

in diesem Heft).<br />

Latissimus dorsi Transfer nach Gerber bei<br />

irreparabler postero-superiorer Rotatorenmanschettenmassenruptur<br />

(P. Habermeyer)<br />

Wie hoch ist der funktionelle Benefit, der<br />

durch die Deckung des kranialen Defektes, die<br />

Wiederherstellung der Außenrotation <strong>und</strong><br />

Abduktion sowie durch den aktiven Depressoreffekt<br />

erreicht werden kann?<br />

Latissimus dorsi Transfer modifiziert nach<br />

Herzberg bei irreparabler postero-superiorer<br />

Rotatorenmanschettenmassenruptur<br />

(P. Habermeyer)<br />

Wie hoch ist der funktionelle Benefit durch<br />

den Sehnentransfer auf den Ansatz des M.<br />

infraspinatus <strong>und</strong> den damit verbesserten<br />

60<br />

Hebelarm? Ist mit dieser Methode ein aktiver<br />

Depressoreffekt zu erzielen? Hat er gegenüber<br />

dem Latissimus dorsi Transfer nach Gerber<br />

<strong>und</strong> dem modifizierten L’Episcopo-Verfahren<br />

Vorteile?<br />

Schulterendoprothetik<br />

(P. Habermeyer, P. Magosch)<br />

Ein Prothesensystem der 4. Generation<br />

ermöglicht die anatomische Rekonstruktion<br />

des Glenohumeralgelenkes. Lässt sich damit<br />

eine physiologische Schultergelenksfunktion<br />

erzielen?<br />

Zementierter versus zementfreier<br />

Glenoidersatz<br />

(P. Habermeyer, P. Magosch)<br />

Was leistet die Delta-III-Prothese nach<br />

Grammont bei der Defektarthropathie<br />

<strong>und</strong> als Salvage-Verfahren?<br />

(S. Lichtenberg, P. Habermeyer)<br />

Die arthroskopische Rotatorenmanschettennaht<br />

(S. Lichtenberg)<br />

Erzielt die arthroskopische Rotatorenmanschetten-Rekonstruktion<br />

mit bioresorbierbaren<br />

Nahtankern vergleichbar gute Ergebnisse<br />

wie die offene Rotatorenmanschetten-Rekonstruktion?<br />

Univers-Frakturprothese,<br />

Multicenterstudie<br />

(R. Cyffka, Dresden; P. Habermeyer, Heidelberg;<br />

R. Hente, Regensburg; C. Josten, Leipzig; H. Lill,<br />

Hannover, P. Lobenhoffer, Hannover; S. Runkel,<br />

Konstanz; W. Seelbinder, Dessau)<br />

Die primäre endoprothetische Versorgung<br />

von dislozierten Humeruskopf-3- <strong>und</strong> -4-Fragmentfrakturen<br />

führt häufig zu unbefriedigenden<br />

funktionellen Ergebnissen.<br />

Seit Mitte 2000 ist ein neues variabel adaptierbares<br />

Frakturprothesensystem erhältlich,<br />

welches eine adäquate Fixierung der Tubercula<br />

<strong>und</strong> eine zementfreie Implantation<br />

erlaubt <strong>und</strong> somit eine bessere postoperative<br />

glenohumerale Funktionalität verspricht.<br />

Optimierung des Pectoralis major-Sehnentransfers<br />

zur Therapie der irreparablen<br />

Subscapularissehnenruptur<br />

(P. Habermeyer)<br />

Arthroskopische Studie zur<br />

Entwicklung der Enthesiopathie der<br />

Rotatorenmanschette<br />

(P. Habermeyer)<br />

Studienprojekte <strong>und</strong> Forschungsschwerpunkte<br />

der Praxis für Chirurgie,<br />

Koloproktologie, Phlebologie <strong>und</strong><br />

Endoskopie<br />

Klinische Untersuchung bei Z.n. Kryoteilsaphenektomie<br />

der Vena saphena magna<br />

<strong>und</strong> parva. Postoperative Nachuntersuchung<br />

mit dem Farb-Duplex-Ultraschall<br />

(P. Friedl, E. Rappold, D. Sadeghian in Kooperation<br />

mit der Praxis für Gefäßerkrankungen/<br />

Innere Medizin F. Heckmann, G. Junge)<br />

Zielsetzung: Evaluation der postoperativen<br />

Ergebnisse, Beeinflussung des tiefen Venensystems<br />

durch OP?<br />

Geschlossene operative Verfahren bei der<br />

Behandlung des Sinus Pilonidalis.<br />

Klinische Evaluierung der Spätergebnisse<br />

(P. Friedl, E. Rappold, D. Sadeghian)<br />

Zielsetzung: Vergleichsstudie zur offenen<br />

W<strong>und</strong>behandlung


Publikationen im Jahr 2003 aus dem<br />

Zentrum für Knie- <strong>und</strong> <strong>Fußchirurgie</strong><br />

H.H. Pässler:<br />

1. Hantes M, Jiakuo Y, Mastrokalos DS, Paessler<br />

HH: Tunnel enlargement after ACL reconstruction<br />

with hamstrings and aggressive<br />

rehabilitation. Knee Surgery Sports Traumatology<br />

Arthroscopy 2003. Accepted for publication<br />

2. Hantes M, Kotsovolos E, Mastrokalos DS,<br />

Paessler HH: Meniscal fixation with clearfix<br />

screws: A long follow-up. Knee Surgery Sports<br />

Traumatology Arthroscopy 2003. Accepted for<br />

publication<br />

3. Pässler HH: Anterior cruciate ligament<br />

reconstruction using hamstrings in press-fit<br />

technique without hardware. Acta clinica<br />

2003, 2: 40-47<br />

4. Pässler HH: Neue Techniken – Kniechirurgie.<br />

Steinkopff-Verlag, Darmstadt 2002<br />

5. Pässler HH: New Techniques – Knee Surgery.<br />

Steinkopff-Verlag, Darmstadt 2003<br />

6. Pässler HH, Mastrokalos DS: Anterior cruciate<br />

ligament reconstruction using semitendinosis<br />

and gracilis tendons, bone patellar tendon,<br />

or quadriceps tendon-graft with pressfit<br />

fixation without hardware: A new and innovative<br />

procedure. Orthopedic Clinics of North<br />

America 2003, 34: 49-64<br />

7. Pässler HH, Franke K, Gladstone J: Historical<br />

note. Moritz Katzenstein. The father of meniscus<br />

repair surgery. Arthroscopy 2003, 19(E39)<br />

8. Pässler HH, Hantes M: Arthroscopic anterior<br />

cruciate ligament (ACL) reconstruction with a<br />

bone-patellar tendon (BPT) graft, using a „nohardware“<br />

technique. In Bulstrode M et al.,<br />

Oxford Textbook of Orthopaedic Surgery.<br />

Oxford University Press, Oxford 2003<br />

9. Pässler HH, Mastrokalos DS: Diagnostik <strong>und</strong><br />

Bandverletzung – Was ist Standard? In Frenzel<br />

G, Wuschech H, Arthroskopische Gelenkchirurgie,<br />

Congress Compact Verlag 2003<br />

10. Pässler HH, Mastrokalos DS: Die Meniskustransplantation:<br />

Ein Verfahren der Zukunft?<br />

In Frenzel G, Wuschech H, Arthroskopische<br />

Gelenkchirurgie, Congress Compact Verlag<br />

2003<br />

11. Pässler HH, Mastrokalos DS, Motsis EK: New<br />

techniques for anterior cruciate ligament<br />

revision surgery. Acta clinica 2003, 2: 48-61<br />

12. Rebel M, Fleischer J, Pässler HH, Thermann<br />

H: Einfluss einer Knieorthese auf ganganalytische<br />

Parameter bei Patienten mit vorderer<br />

Kreuzbandplastik. Deutsche Zeitschrift für<br />

Sportmedizin 2003, 53: 114-118<br />

13. Tibesku CO, Springer J, Mastrokalos DS,<br />

Pässler HH: Innenrotationskraft des Unterschenkels<br />

nach Kreuzbandrekonstruktion.<br />

Prospektiver Vergleich zwischen Entnahme<br />

der Semitendinosus- <strong>und</strong> Gracilissehnen <strong>und</strong><br />

der Patellasehne. Sportverl-Sportschaden 2003,<br />

17: 137-141<br />

14. Mastrokalos DS, Springer J, Paessler HH:<br />

Donor site morbidity after ACL reconstruction<br />

with BPT-graft. American Journal of Sports<br />

Medicine 2004. Accepted for publication<br />

15. Pässler HH: Cirugía de la Rodilla. Nuevas<br />

Técnicas. Steinkopff-Verlag Darmstadt, Januar<br />

2004<br />

16. Pässler HH, Höher J: Intraoperative Qualitätskontrolle<br />

bei der Bohrkanalplatzierung<br />

beim vorderen Kreuzbandersatz. Unfallchirurg<br />

März 2004, noch nicht erschienen.<br />

H. Thermann:<br />

NEWS<br />

1. Hufner T, Wohifarth K, Fink M, Thermann H,<br />

Rollnik JD: EMG monitoring during functional<br />

non-surgical therapy of Achilles tendon rupture.<br />

Foot Ankle Int 2002, 23: 614-618<br />

2. Rebel M, Fleischer J, Pässler HH, Thermann<br />

H: Einfluss einer Knieorthese auf ganganalytische<br />

Parameter bei Patienten mit vorderer<br />

Kreuzbandplastik. Deutsche Zeitschrift für<br />

Sportmedizin 2002, 53: 114-118<br />

3. Richter M, Wippermann B, Thermann H, et<br />

al.: Plantar impact causing midfoot fractures<br />

result in higher forces in Chopart's joint than<br />

in the ankle joint. J Orthop Res 2002, 20: 222-<br />

232<br />

4. Thermann H: Weichteilverletzungen <strong>und</strong><br />

Weichteilschäden. In Wirth CJ, Orthopädie<br />

<strong>und</strong> orthopädische Chirurgie. Fuß: das Standardwerk<br />

für Klinik <strong>und</strong> Praxis. Georg Thieme<br />

Verlag, Stuttgart, New York 2002, 437-480<br />

5. Thermann H, Krettek C: Ankle joint prosthesis<br />

implantation. Unfallchirurg 2002, 105: 495<br />

6. Thermann H, Saltzman CL: Prosthetic replacement<br />

of the upper ankle joint. Unfallchirurg<br />

2002, 105: 496-510<br />

7. Thermann H, Richter M: Lisfranc-Luxationen/<br />

Frakturen. In: Imhoff AB, Zollinger-<br />

Kies H, <strong>Fußchirurgie</strong>. Georg Thieme Verlag,<br />

Stuttgart, New York 2004, 179-186<br />

8. Thermann H, Becher C: Die Technik der Mikrofrakturierung<br />

zur Behandlung von osteochondralen<br />

<strong>und</strong> degenerativen chondralen<br />

Läsionen am Talus. Unfallchirurg 2004, 107:<br />

27-32<br />

61


Publikationen<br />

Publikationen im Jahr 2003<br />

aus dem Zentrum für Schulter-<br />

<strong>und</strong> Ellenbogenchirurgie<br />

1. Kessler MA, Lichtenberg S, Engel G, Habermeyer<br />

P: Postoperatively recurring instability<br />

of the shoulder - a fault analysis in 46 cases. Z<br />

Orthop Ihre Grenzgeb. 2003 Nov-Dec;<br />

141(6):637-42. German.<br />

2. Magosch P, Lichtenberg S, Habermeyer P:<br />

Radial shock wave therapy in calcifying tendinitis<br />

of the rotator cuff – a prospective study.<br />

Z Orthop Ihre Grenzgeb. 2003 Nov-Dec;<br />

141(6):629-36. German.<br />

3. Kessler MA, Lichtenberg S, Habermeyer P: In<br />

Process Citation. Unfallchirurg. 2003 Oct;<br />

106(10):826-33. German.<br />

4. Lichtenberg S, Magosch P, Habermeyer P:<br />

Compression of the suprascapular nerve by a<br />

ganglion cyst of the spinoglenoid notch: The<br />

arthroscopic solution. Knee Surg Sports<br />

Traumatol Arthrosc. 2003 Nov 1 [Epub ahead<br />

of print]<br />

5. Dietz SO, Lichtenberg S, Habermeyer P: Nontraumatic<br />

shoulder instability in an athletic<br />

patient with a periglenoidal cyst and a glenoid<br />

labral tear. Acta Orthop Belg. 2003 Aug;<br />

69(4):373-6<br />

6. Magosch P, Habermeyer P, Lichtenberg S:<br />

Infectious arthtropathy – destiny or indication<br />

for endoprosthetic joint replacement. Z<br />

Orthop Ihre Grenzgeb. 2002 Nov-Dec;<br />

140(6):575-8. German. No abstract available.<br />

7. Lichtenberg S, Magosch P, Habermeyer P:<br />

Superior labrum-biceps anchor complex.<br />

Orthopäde 2003 Jul; 32(7):616-26. German.<br />

8. Siebold R, Lichtenberg S, Habermeyer P:<br />

Combination of microfracture and periostal-<br />

62<br />

flap for the treatment of focal full thickness<br />

articular cartilage lesions of the shoulder: A<br />

prospective study. Knee Surg Sports<br />

Traumatol Arthrosc. 2003 May; 11(3):183-9.<br />

Epub 2003 Apr 29.<br />

9. Scheibel MT, Habermeyer P: A modified<br />

Mason-Allen technique for rotator cuff repair<br />

using suture anchors. Arthroscopy 2003 Mar;<br />

19(3):330-3<br />

10. Werner A, Lichtenberg S, Nikolic A,<br />

Habermeyer P: Intraarticular pathology of<br />

atraumatic shoulder dislocations. An arthroscopic<br />

study. Unfallchirurg 2003 Feb;<br />

106(2):110-3. German.<br />

11. Lichtenberg S, Magosch P, Habermeyer P:<br />

Omarthrose <strong>und</strong> Sport. Chir. Praxis 2003, 62:<br />

357-368<br />

12. Habermeyer P, Lichtenberg S: Diagnostik<br />

<strong>und</strong> Therapie der vorderen <strong>und</strong> hinteren<br />

Schulterluxation. Teil I: Diagnostik. Chirurg<br />

2003, 74: 1078-1088<br />

13. Habermeyer P, Lichtenberg S: Diagnostik<br />

<strong>und</strong> Therapie der vorderen <strong>und</strong> hinteren<br />

Schulterluxation. Teil I: Therapie. Chirurg<br />

2003, 74.<br />

14. Siebold R, Jung D, Lichtenberg S, Habermeyer<br />

P: Arthroskopische Kalkexstirpation bei<br />

Tendinosis calcarea. Arthroskopie 2003, 16:<br />

209- 214<br />

15. Siebold R, Lichtenberg S, Habermeyer P:<br />

Therapiestrategie bei der vorderen Schulterinstabilität.<br />

Trauma Berufskrankh 2003,<br />

5 (Suppl.1): 114-119<br />

Weitere Publikationen im Jahr 2003:<br />

Wrazidlo et al: Myokardiale Ischämiediagnostik<br />

mit der ergometrischen Stress-Cine-<br />

MRT. Röntgenfortschritte (RöFo) 175 (11):1587-<br />

1588<br />

Gruber G: Die Adaptiva-Hüftendoprothese –<br />

ein robotergefräster Individualschaft. In:<br />

Navigation <strong>und</strong> Robotic, Hrsg.: Konermann H,<br />

Haaker R. Springer Berlin Heidelberg (2003)<br />

173-177<br />

Gruber G: Advantages of Custom-Made<br />

Stems using Adaptiva Components. In:<br />

Navigation and Robotics, Eds.: Stiehl JB,<br />

Konermann WH, Haaker RG. Springer Berlin<br />

Heidelberg New York (2004) 155-159<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

ATOS-Praxisklinik Heidelberg<br />

Wissenschaftsredaktion:<br />

Prof. Dr. med. Hans H. Pässler<br />

Chefredaktion:<br />

Evi Kreichgauer, Heidelberg<br />

grafische Konzeption <strong>und</strong> Produktion:<br />

die botschafter werbeagentur, Heidelberg<br />

www.die-botschafter.com<br />

ATOS Praxisklinik GmbH & Co. KG<br />

Bismarckstr. 9-15<br />

D-69115 Heidelberg<br />

Tel. (+49) 6221/983- 0<br />

Fax (+49) 6221/983-919<br />

e-mail: info@atos.de<br />

www.atos.de<br />

www.zentrum-knie-<strong>und</strong>-fusschirurgie.de<br />

www.schulterchirurgie.de


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Störstrahlern<br />

- Richtlinie für Sachverständigenprüfungen nach der<br />

Röntgenverordnung (SV-RL) -<br />

vom 27. August 2003<br />

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