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Fachbeiträge - und Fußchirurgie

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NEWS<br />

PRAXISKLINIK HEIDELBERG<br />

Eine Übersicht<br />

Jumper‘s Knee<br />

Standards, Entwicklungen<br />

<strong>und</strong> Trends bei der<br />

Hüftendoprothetik<br />

Wie sicher ist die<br />

arthroskopische<br />

Rotatorenmanschettennaht?<br />

Kalzifikation oder<br />

Ossifikation bei der<br />

Tendinosis calcarea?<br />

Serie:<br />

Arthrose an der Hand<br />

Europa/USA<br />

Kongress-Highlights<br />

2004/2005<br />

ATOS-News<br />

Ausgabe 6<br />

Mai 2005


Ausgabe 6 – Mai 2005<br />

NEWS<br />

Liebe Leserin,<br />

lieber Leser,<br />

Die Häufigkeit der Arthrose hat im Vergleich<br />

zum 18. <strong>und</strong> 19. Jahrh<strong>und</strong>ert deutlich zugenommen,<br />

wie postmortale Untersuchungen<br />

aus England zeigen. Die Inzidenz steigt bis<br />

zum 70. Lebensjahr an. In Deutschland leiden<br />

ca. 5 Millionen Menschen, das sind 6% der Bevölkerung,<br />

an arthrotischen Gelenkbeschwerden<br />

im weitesten Sinne. In den höchsten Altersgruppen<br />

finden sich radiologisch bereits bei<br />

ca. 70% der Patienten osteoarthrotische Veränderungen.<br />

Die nicht-operative Therapie besteht in erster<br />

Linie in der Gabe von Entzündungshemmern.<br />

Diese haben jedoch leider zum Teil erhebliche<br />

Nebenwirkungen.<br />

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen sind in<br />

den USA für ca. 15% aller Krankenhauseinweisungen<br />

verantwortlich <strong>und</strong> fordern pro Jahr<br />

zwischen 70 ooo <strong>und</strong> 100 000 Todesfälle.<br />

Hiermit stellen sie die viert- bis sechsthäufigste<br />

Todesursache dar. NSAR erhöhen das<br />

Risiko von Krankenhauseinweisung, Ulkus,<br />

Ulkusblutung oder tödlicher Ulkusblutung<br />

ganz erheblich. In den USA werden die Kosten<br />

für die Behandlung <strong>und</strong> Vermeidung von unerwünschten<br />

Arzneimittelwirkungen durch<br />

NSAR auf ca. 500 Millionen Dollar pro Jahr<br />

geschätzt.<br />

Die chirurgische Therapie mit arthroskopischen<br />

Eingriffen bis hin zum Gelenkersatz<br />

erlaubt den Patienten in der Regel ganz auf<br />

NSARs zu verzichten.<br />

Die steigende Lebenserwartung in Europa<br />

<strong>und</strong> die damit einhergehende Zunahme<br />

degenerativer Erkrankungen des Bewegungsapparates<br />

sorgen für wachsenden Bedarf an<br />

Hüft- <strong>und</strong> Kniegelenkersatz. Eine neue Analyse<br />

der Unternehmensberatung Frost &<br />

Sullivan bescheinigt dem Europamarkt im<br />

Bereich Hüft- <strong>und</strong> Kniegelenkersatz für Primär-<br />

<strong>und</strong> Folgeoperationen günstige Wachstumsaussichten:<br />

Der Gesamtumsatz von 1,27<br />

Milliarden US-Dollar im Jahr 2002 soll auf 1,81<br />

Milliarden US-Dollar im Jahr 2009 ansteigen.<br />

Hinzu kommen die Zahlen für Schulter- <strong>und</strong><br />

Sprunggelenksendoprothetik sowie die Prothetik<br />

der Finger- <strong>und</strong> Zehengelenke.<br />

Weitere Gründe für die wachsende Zahl an<br />

Gelenkoperationen sind erheblich verbesserte<br />

klinische Ergebnisse beim totalen Hüft- <strong>und</strong><br />

Kniegelenkersatz, verbesserte Implantate<br />

<strong>und</strong> auch Operationsverfahren. Zu der Reihe<br />

von bahnbrechenden technologischen Fortschritten<br />

gehören die computergestützte<br />

(zum Beispiel bildgeführte) <strong>und</strong> minimalinvasive<br />

Chirurgie sowie neuartige Produktdesigns.<br />

Dementsprechend werden auch<br />

immer jüngere Patienten mit dem Ziel der<br />

Wiederherstellung der vollen Mobilität <strong>und</strong><br />

der Wiederaufnahme eines aktiven <strong>und</strong><br />

sportlichen Lebensstils operiert.<br />

Mit der Zunahme der Gelenkersatzoperationen<br />

hat sich aber auch die Zahl der Revisionseingriffe<br />

erhöht, die an den Operateur besonders<br />

hohe Anforderungen hinsichtlich Erfahrung<br />

<strong>und</strong> technischen Könnens stellen.<br />

Die neue Ausgabe unserer Zeitschrift hat daher<br />

als Schwerpunkt den Gelenkersatz einschließlich<br />

der Revisionsproblematik gewählt.<br />

Wir wünschen Ihnen, liebe Leserinnen <strong>und</strong><br />

Leser, viel Interesse bei der Lektüre.<br />

Ihr<br />

Hans H. Pässler<br />

3


Inhalt<br />

Ausgabe 6 – Mai 2005<br />

NEWS<br />

Seite<br />

Kongress-Highlights<br />

6 ➔ ICSS Washington, Mai 2004<br />

8 ➔ EFAS Fußchirurgenkongress Heidelberg, September 2004<br />

13 ➔ Ital. Handchirurgenkongress Meran, Oktober 2004<br />

16 ➔ Biomechanischer Kongress Assisi, November 2004<br />

17 ➔ AAOS Washington, Februar 2005<br />

Verwaltungsnotizen<br />

21 ➔ Die Macht des Mondes:<br />

Über den Zusammenhang von Mondphasen <strong>und</strong> Operationserfolg<br />

von Richard Voigt<br />

<strong>Fachbeiträge</strong><br />

24 ➔ Jumper’s Knee – Eine Übersicht<br />

von Carsten O. Tibesku <strong>und</strong> Hans H. Pässler<br />

30 ➔ Forschungskooperation zwischen dem Zentrum für Knie- <strong>und</strong> <strong>Fußchirurgie</strong>/<br />

Sporttraumatologie <strong>und</strong> dem Dipartimento di Ortopedia e Traumatologia,<br />

Università di Perugia: Untersuchung der Temperaturverhältnisse im Kniegelenk<br />

beim Skisport <strong>und</strong> beim Laufsport<br />

von Christoph Becher<br />

32 ➔ Hüftendoprothetik bei aktiven Patienten<br />

Golden Standard – Weiterentwicklungen – Modetrends<br />

von Gerhard Scheller<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

ATOS-Praxisklinik Heidelberg<br />

Wissenschaftsredaktion:<br />

Dr. med. Hans H. Pässler<br />

Chefredaktion:<br />

Evi Kreichgauer, Ladenburg<br />

Grafische Konzeption <strong>und</strong> Produktion:<br />

die botschafter werbeagentur, Schwetzingen<br />

www. die-botschafter.com<br />

Anzeigenverwaltung:<br />

ALPHA Informations-GmbH, Lampertheim<br />

www.Alphawerbung.de<br />

ATOS Praxisklinik GmbH & Co. KG<br />

Bismarckstr. 9-15<br />

D-69115 Heidelberg<br />

Tel. (+49) 6221/983- 0<br />

Fax (+49) 6221/983-919<br />

e-mail: info@atos.de<br />

www.atos.de<br />

www.zentrum-knie-<strong>und</strong>-fusschirurgie.de<br />

www.schulterchirurgie.de<br />

36 ➔ Wie sicher ist die arthroskopische Rotatorenmanschettennaht?<br />

Eine prospektive MRT - Untersuchung<br />

von Dennis Liem, Petra Magosch, Sven Lichtenberg <strong>und</strong> Peter Habermeyer<br />

38 ➔ Vereinfachter Zugang zur Gelenkpfanne bei der Schultertotalprothese<br />

von Peter Habermeyer, Petra Magosch <strong>und</strong> Sven Lichtenberg<br />

42 ➔ Gastbeitrag<br />

Kalzifikation oder Ossifikation?<br />

Histologische Stadien der Tendinosis calcarea offenbaren einen hohen Anteil<br />

an primitivem Knochen<br />

von Christhoph Bartl, Sven Lichtenberg, Petra Magosch, Peter Habermeyer<br />

<strong>und</strong> Reiner Bartl<br />

44 ➔ Arthroskopische All-inside Meniskusrefixation<br />

von Olaf Lorbach, Dimitrios Mastrokalos <strong>und</strong> Hans H. Pässler<br />

48 ➔ Serie: Arthrose an der Hand<br />

49 ➔ Teil I: Arthrose – Übersicht: Anatomie der Fingergelenke, Ursachen der Arthrose<br />

51 ➔ Teil II: Arthrose der Fingergelenke<br />

von Hans-Werner Bouman, Hartmuth Frobenius <strong>und</strong> Sigm<strong>und</strong> Polzer<br />

56 ➔ Minimalinvasive Chirurgie bei der Korrektur fehlgebildeter Ohrmuscheln mit<br />

einem speziellen Instrumentarium<br />

von Rainer B. Drommer<br />

59 ➔ Revisions-Endoprothetik (Teil 1)<br />

von Hajo Thermann<br />

Notes and News<br />

10 ➔ „Ärzte ohne Grenzen“ zu Gast in der ATOS Klinik<br />

Spende der ATOS-Gesellschafter an die Hilfsorganisation<br />

15 ➔ Mädchenschule in Sri Lanka erhält medizinische Hilfsmittel<br />

Forschungsprojekte <strong>und</strong> Publikationen<br />

64 ➔ Forschungsprojekte des Zentrums für Knie- <strong>und</strong> <strong>Fußchirurgie</strong> 2004<br />

65 ➔ Forschungsprojekte <strong>und</strong> prospektive Studien des Zentrums für Schulter<strong>und</strong><br />

Ellenbogenchirurgie 2004<br />

65/66 Publikationen<br />

5


Kongress-Highlights<br />

Charles Neer mit<br />

Christian Gerber <strong>und</strong><br />

Gilles Walch<br />

9th International<br />

Congress on Surgery<br />

of the Shoulder (ICSS)<br />

vom 2. bis 5. Mai 2004 in Washington DC, USA<br />

Der weltweit größte, nur alle 3 Jahre ausgerichtete internationale Schulterchirurgiekongress<br />

fand vom 2. bis 5. Mai 2004 in Washington DC, USA statt.<br />

Das wissenschaftliche Programm umfasste 5 Symposien zu folgenden Themen:<br />

• Labrumläsionen ohne Luxation<br />

• Entwicklungen in der Schulter- <strong>und</strong> Ellenbogenarthroskopie<br />

• Tennisellenbogen<br />

• Revisionsendoprothetik der Schulter<br />

• Kessel Symposium: Rotatorenmanschettenruptur <strong>und</strong> Arthrose<br />

Als Highlight berichtete Charles Neer aus seinem<br />

weit reichenden Erfahrungsschatz über<br />

die Revision bei fehlgeschlagener Hemiarthroplastik<br />

<strong>und</strong> legte seine kritische Sichtweise<br />

der inversen Prothese als Revisionsimplantat<br />

dar.<br />

D. Sonnabend hielt die Codman Lecture über<br />

die Evolution der Schulter, abger<strong>und</strong>et mit<br />

einer Hommage an dessen Lebenswerk.<br />

Codman, der in Leipzig Medizin studierte,<br />

hatte sich durch seine kritischen Äußerungen<br />

<strong>und</strong> seine kompromisslosen Forderungen<br />

nach klinischen Langzeitstudien bei seinen<br />

Kollegen unbeliebt gemacht <strong>und</strong> musste die<br />

letzten Lebensjahre nahezu mittellos verbringen.<br />

Weiterhin wurden 12 Instruktionskurse zu folgenden<br />

Themen gehalten: Proximale Humerusfrakturen,<br />

Rotatorenmanschettenrupturen,<br />

Schulterinstabilität, Schulterarthrose <strong>und</strong> Läsionen<br />

der proximalen <strong>und</strong> distalen Bicepssehne,<br />

Ellenbogensteife, Ellenbogeninstabilität,<br />

Ellenbogenfrakturen <strong>und</strong> Ellenbogenarthrose.<br />

Die Vielzahl von 214 Vorträgen verteilte sich<br />

auf 28 Sitzungen zu den Hauptthemen Gr<strong>und</strong>lagenforschung/Biomechanik,<br />

Impingement,<br />

Rotatorenmanschette, Instabilität, Frakturen,<br />

Schulterendoprothetik, Clavicula, AC-Gelenk<br />

<strong>und</strong> SC-Gelenk sowie Ellenbogen.<br />

Hieraus einige interessante Aspekte:<br />

Os acromiale<br />

Das Os acromiale ist noch immer eine häufig<br />

übersehene Entität. Roche SJ et al. zeigten,<br />

dass 72% der Radiologen diese Pathologie im<br />

Röntgenbild nicht erkannten, wobei sich das<br />

Os acromiale in allen 3 Ebenen bei über 90%<br />

der Fälle darstellte. Bei insgesamt 29 Patienten<br />

erfolgte in 16 Fällen eine arthroskopische<br />

Exzision <strong>und</strong> in 13 Fällen eine offene Fixierung.<br />

Nach einem Follow-up von 4 Monaten bis zu<br />

7 Jahren erzielten beide Methoden gleich<br />

gute funktionelle Ergebnisse sowie eine gleiche<br />

deltoidale Kraftentwicklung.<br />

Rotatorenmanschette<br />

Die funktionellen Ergebnisse der Rotatorenmanschettenrekonstruktion<br />

hängen im wesentlichen<br />

von der bereits bestehenden<br />

Muskelatrophie <strong>und</strong> der fettigen Degeneration<br />

ab. Ein bereits fettig degenerierter Muskel<br />

wird sich auch nach erfolgreicher Rekonstruktion<br />

nicht regenerieren. Dies wurde nochmals<br />

durch eine prospektive Arbeit von Lo<br />

et al. belegt, die nachwies, dass selbst im Fall<br />

einer erfolgreichen Rekonstruktion bzw.<br />

Schmerzbefreiung sowohl die Atrophie als<br />

auch die fettige Umwandlung der Muskulatur<br />

der Rotatorenmanschette bei 2/3 der<br />

Patienten zunimmt.<br />

Die guten funktionellen Zwei-Jahresergebnisse<br />

nach Rotatorenmanschettenrekonstruktion<br />

in Mini-open-Technik verschlechtern sich<br />

nicht im weiteren Verlauf. Bell SN et al. untersuchten<br />

79 Patienten nach durchschnittlich 2<br />

<strong>und</strong> nach durchschnittlich 7 Jahren. 28% der<br />

Patienten wiesen zum 2-Jahres-Follow-up ein<br />

exzellentes Ergebnis auf. Nach 7 Jahren wiesen<br />

51% der Patienten ein exzellentes Ergebnis<br />

auf.<br />

Bei pathologischen Veränderungen der langen<br />

Bicepssehne empfehlen Koenig M et al.,<br />

eine LBS-Tenotomie nur bei älteren Patienten<br />

mit geringem funktionellem Anspruch durchzuführen.<br />

In einer vergleichenden Studie wiesen<br />

nach 12 bis 48 Monaten 53% der Patienten<br />

lediglich einen lokalen Druckschmerz über<br />

dem Sulcus intertubercularis auf, wohingegen<br />

72% der Patienten nach LBS-Tenotomie bzw.<br />

LBS-Ruptur unter Schmerzen <strong>und</strong> Muskelkrämpfen<br />

litten.<br />

Instabilität<br />

Die Entwicklung einer Sek<strong>und</strong>ärarthrose nach<br />

Knochenspananlagerung in der Technik nach<br />

Eden-Hybinette oder nach Max-Lange bei rezidivierenden<br />

Schulterluxationen ist in der Lite-<br />

6


NEWS<br />

Washington D.C., USA<br />

ratur beschrieben. Für die Rotationsosteotomie<br />

nach Weber berichteten Flury P et al. über<br />

Langzeiterfahrungen von durchschnittlich 15<br />

Jahren bei 33 Patienten. Nach durchschnittlich<br />

12 Jahren wurden 19% der Patienten endoprothetisch<br />

versorgt <strong>und</strong> 91% wiesen eine Arthrose<br />

auf. Je höher das Ausmaß der Retroversion<br />

<strong>und</strong> je rigider das Glenohumeralgelenk,<br />

desto höher ist das Risiko der Arthroseentwicklung.<br />

Als Alternative zur Rotationsosteotomie berichteten<br />

Miniaci A et al. über die Ergebnisse<br />

der Defektauffüllung mittels Allograft bei<br />

einem Hill-Sachs-Defekt mit einer Zerstörung<br />

von mehr als 25% des Humeruskopfes. Nach<br />

durchschnittlich 50 Monaten wurden 18 Patienten<br />

klinisch <strong>und</strong> radiologisch nachuntersucht.<br />

In diesem Zeitraum erfolgte keine<br />

Rezidivluxation <strong>und</strong> 83% der Schultern waren<br />

absolut stabil. 11% der Patienten wiesen eine<br />

partielle Nekrose des Knochentransplantates<br />

auf.<br />

Proximale Humerusfrakturen<br />

Die operative Versorgung von proximalen<br />

Humeruskopffrakturen führt in 30 bis 60%<br />

der Fälle zu unbefriedigenden Ergebnissen.<br />

Auch die konservative Therapie von proximalen<br />

minimal dislozierten Humerusfrakturen erbringt<br />

zu 50% unbefriedigende Ergebnisse. So<br />

berichten Hodgson et al. aus Sheffield über<br />

eine Langzeitstudie an 74 mittels Fragebogen<br />

evaluierten Patienten. 50% gaben nach zwei<br />

Jahren noch Beschwerden an.<br />

Deutliche Funktionseinbußen wurden von<br />

35% angegeben. Eine frühzeitige Rehabilitation<br />

bzw. Ruhigstellung für 3 Wochen ergab<br />

dabei keinen signifikanten Unterschied.<br />

stellt noch immer ein Problem der Schulterendoprothetik<br />

dar. Farron A et al. untersuchten<br />

den Einfluss der Subscapulariskontraktur<br />

<strong>und</strong> der Glenoidretroversion auf die Lockerung<br />

der Glenoidkomponente anhand einer<br />

experimentellen Studie. Aus der Verkürzung<br />

der Subscapularissehne resultiert ein Druckanstieg<br />

auf die Gelenkfläche, der zu einem<br />

vorzeitigen Glenoidverbrauch führen kann.<br />

Eine vermehrte Retroversion der Glenoidkomponente<br />

führt zu Mikrobewegungen im<br />

Bereich des Implantat-Knochen-Interfaces<br />

mit vorzeitiger Lockerung der Glenoidkomponente.<br />

Werner et al. legten Untersuchungen an 47<br />

Schulter-TEPs vor, die belegten, dass auch<br />

Zapfenglenoide der 3. Generation innerhalb<br />

von weniger als 4 Jahren zu 45% progressive<br />

radiologische Lockerungszeichen aufwiesen,<br />

deren Prozentsatz sich im CT, das die deutlich<br />

höhere Sensitivität aufwies, auf 76% erhöhte.<br />

Lambert S et al. untersuchten anhand von 79<br />

Revisionsoperationen nach primärimplantierten<br />

Schulterprothesen die Ursache für das<br />

Fehlschlagen der Prothesenimplantation.<br />

58% der Revisionen erfolgten innerhalb der<br />

ersten 3 Jahre nach Primärimplantation. Zu<br />

(von links) Ch. Bartl, R. Siebold, P. Magosch,<br />

S. Scheibel im Gepräch beim Kongressempfang<br />

70% mussten Hemiprothesen revidiert werden.<br />

Hauptursache stellte die Rotatorenmanschetteninsuffizienz<br />

<strong>und</strong> die Glenoiderosion<br />

dar. Septische Prothesenlockerungen wurden<br />

in nur 5% der Fälle beobachtet.<br />

Topolski M et al. berichteten über eine retrospektive<br />

Aufarbeitung der Daten von 75 Patienten<br />

mit Schulterprothesenwechseln, bei<br />

denen intraoperative Abstriche einen positiven<br />

Bef<strong>und</strong> erbrachten. Es fanden sich bei<br />

65% Propionibakterien <strong>und</strong> bei 14% Staph epidermidis,<br />

wobei 90% intraoperativ einen<br />

unspezifischen histologischen Bef<strong>und</strong> ergaben<br />

<strong>und</strong> die präoperativen Laborwerte bei ca.<br />

90% unauffällig waren. Nur 13% mussten in<br />

der Folgezeit nochmals revidiert werden.<br />

Durch Medialisierung des Drehzentrums <strong>und</strong><br />

Kaudalisierung des Humerus verbessert die<br />

Delta III Prothese (inverse Prothese) die<br />

Kraftvektoren des M. deltoideus bei fehlender<br />

Rotatorenmanschette. Trotz guter funktioneller<br />

Ergebnisse wiesen Steinmann P et al. anhand<br />

einer prospektiven Untersuchung an 58<br />

Patienten, die nach Defektarthropathie mit<br />

schmerzhafter Pseudoparalyse eine Delta III<br />

Prothese erhalten hatten, eine Komplikationsrate<br />

von 50% mit einer Revisionsrate von<br />

33% sowie ein Scapular Notching von 17%<br />

innerhalb von durchschnittlich 38 Monaten<br />

nach. Die Implantation einer inversen Prothese<br />

sollte daher trotz Funktionsverbesserung<br />

<strong>und</strong> Schmerzlinderung nur älteren<br />

Patienten ohne andere akzeptable Therapieoption<br />

vorbehalten bleiben.<br />

(Petra Magosch, Peter Habermeyer)<br />

■<br />

Schulterendoprothetik<br />

Im Vergleich zur Hüft- <strong>und</strong> Knieendoprothetik<br />

weisen Schulterprothesenimplantationen<br />

nur 1/6 der Verweildauer im Krankenhaus,<br />

1/10 der Kosten <strong>und</strong> eine um 50% niedrigere<br />

Komplikationsrate auf (Farmer K et al., USA).<br />

Die langfristige Glenoidlockerung bei zementiert<br />

implantierten Glenoidkomponenten<br />

7


Kongress-Highlights<br />

EFAS Kongress<br />

Hajo Thermann<br />

eröffnet den Kongress<br />

EFAS-Präsident<br />

Hans Heino Küster<br />

bei seinem Vortrag<br />

6th Foot and Ankle Instructional Course in Heidelberg<br />

September 2004<br />

Zum 6. Foot and Ankle Instructional Course begrüßten der Kongressvorsitzende Hajo<br />

Thermann <strong>und</strong> der EFAS-Präsident Hans Heino Küster die Creme der europäischen<br />

<strong>Fußchirurgie</strong> <strong>und</strong> ca. 100 Teilnehmer aus ganz Europa am Tagungsort, dem Deutschen<br />

Krebsforschungszentrum in Heidelberg.<br />

RomaMTP-Prothesen<br />

In der ersten Sitzung berichteten Renée Fuhrmann<br />

<strong>und</strong> Bart Burger über die Möglichkeiten<br />

der Endoprothetik im Bereich des Großzehengr<strong>und</strong>gelenkes<br />

<strong>und</strong> mögliche Gründe des Versagens.<br />

Das Hauptproblem der MTP-Prothesen<br />

ist heute der Verlust der intraoperativ erreichten<br />

Beweglichkeit. Häufig ist dies durch<br />

Designprobleme im Gelenk der Metatarsale<br />

im Bereich der Sesambeine bedingt. Die<br />

Osteointegration als Voraussetzung für die<br />

Langzeitstandhaftigkeit der Prothesen scheint<br />

bei verschiedenen „Schaft-Prothesen“ vom<br />

Design her eher fragwürdig. Das Hauptproblem<br />

dabei ist, dass die Mechanik der Sesambeine<br />

im Design der Prothese nicht berücksichtigt<br />

wird.<br />

Prothesenversagen ist immer ein komplexes<br />

Geschehen, wobei aufgr<strong>und</strong> der geringen Anwendung<br />

oft technische Fehler eine Rolle<br />

spielen. Dazu gehören bespielsweise die nicht<br />

exakte Ausführung der Implantation, die<br />

Nichtberücksichtigung von Fehlstellungen<br />

<strong>und</strong> deren Korrektur sowie das klassische Versagen<br />

durch Verlust von Knochenfixierung<br />

besonders à la long bei den anfänglich erfolgreichen<br />

Elastikprothesen.<br />

Die Möglichkeiten der Revisionsendoprothetik<br />

sind heutzutage noch sehr limitiert, so<br />

dass nur die Rückzugsmöglichkeiten der MTP-<br />

Fusion bleiben. Hierbei sind jedoch aufgr<strong>und</strong><br />

von größeren Resektaten <strong>und</strong> Fremdkörperosteolysen<br />

zum Teil erhebliche Knochenaufbauten<br />

notwendig.<br />

Keller-Brandes OP<br />

Ein interessanter Vortrag von Lowell Weil befasste<br />

sich mit Aktualität <strong>und</strong> „Legalität“ der<br />

Keller-Brandes-Operation. Aus der Sicht des<br />

Referenten ist die Keller-Brandes-Operation<br />

heutzutage eine extrem seltene Indikation<br />

für eine Hallux valgus- <strong>und</strong> auch für eine<br />

Hallux rigidus-Deformität. Diese enge Indikationsstellung<br />

sieht Weil bei weiblichen<br />

Patienten mit sehr geringen Aktivitätsanforderungen,<br />

insbesondere bei hohem Alter<br />

gegeben. Interessant waren auch die Ausführungen<br />

zu seiner eigenen Technik, der so genannten<br />

„Mini-Mayo-Technik“. Bei dieser<br />

Technik wird ein kapsulofascialer Lappen eingeschlagen<br />

<strong>und</strong> eine geringgradige Resektion<br />

im Bereich des Metatarsalekopfes <strong>und</strong> der<br />

Gr<strong>und</strong>phalanx durchgeführt. Die Gefahr einer<br />

Transferläsion <strong>und</strong> Metatarsalgie ist aus<br />

der Sicht von Lowell Weil daher geringer.<br />

Hammerzehen<br />

Die Hammerzehen rücken immer mehr in den<br />

Fokus der Diskussion, denn hier bestehen<br />

erhebliche Defizite in der Therapie der verschiedenen<br />

fixierten Deformitäten, gerade<br />

bei schwersten Fehlstellungen. Letztendlich<br />

ist die Technik zum jetzigen Zeitpunkt eher<br />

resezierend als rekonstruierend. Besonders<br />

die Weichteilprozeduren wurden heftig diskutiert.<br />

In diesem Zusammenhang sind neuere<br />

zusätzliche Prozeduren wie Kapselrelease,<br />

Verlängerung des Extensor digitorum brevis<br />

oder Transfer des Extensor digitorum brevis<br />

oder longus von besonderer Bedeutung.<br />

Intrinsic-Prozeduren sind wohl mittlerweile<br />

bei flexiblen Hammerzehen der „Golden Standard“.<br />

Besonderes Interesse erregte der plantare<br />

Zugang bei Instabilitäten der MT-Gelenke,<br />

wobei besonders die Instabilität des 2.<br />

MTP-Gelenkes nach Ansicht der Experten<br />

eines plantaren Zugangs bedarf. Durch eine<br />

zusätzliche Naht der plantaren Platte <strong>und</strong><br />

entsprechenden Flexor extensor Transfer<br />

kann das Gelenk langfristig stabilisiert werden.<br />

Rückfußrekonstruktionen<br />

Der nächste Punkt waren die Rückfußrekonstruktionen<br />

mittels Osteotomien, vorgestellt<br />

von Patrice Diebold. Hier ging es um die klassischen<br />

Techniken der valgisierenden Osteotomien<br />

des Calcaneus, aber auch um neuere<br />

Konzepte, wie die von Hajo Thermann vorgestellte<br />

Rotations-Wedge-Osteotomie bei varisierenden<br />

oder valgisierenden Prozeduren.<br />

Die Sprunggelenksfusion gewinnt bei Experten<br />

als Standardindikation bei schweren<br />

Knochendefekten <strong>und</strong> Fehlstellungen immer<br />

mehr an Bedeutung. Bei einer Arthrose ohne<br />

Fehlstellung geht der Trend eindeutig zur<br />

Endoprothetik. Subtalare Arthrodesen werden<br />

über Minizugänge in Schraubentechnik<br />

durchgeführt, wobei hier besonders die Berücksichtigung<br />

der Rückfußstellung durch<br />

corticospongiöse Späne für den Erfolg verantwortlich<br />

ist.<br />

Triplearthrodesen sind eine komplexe technische<br />

Herausforderung, gerade bei Plattfußdeformitäten.<br />

Es gab keine wesentlichen neueren<br />

Aspekte. Tricks der Einstellung <strong>und</strong> der<br />

operativen Technik wurden von Ian Winson<br />

deutlich gemacht.<br />

8


NEWS<br />

Lowell Weil <strong>und</strong> Hans Heino Küster<br />

Sportmedizin<br />

Die Sitzung zur Sportmedizin hatte als erstes<br />

Thema „Achillessehnentendinosen“ von Heinz<br />

Lohrer. Er erarbeitete nochmals deutlich die<br />

Differenzialdiagnosen der Sehnenentzündung,<br />

des posterioren Impingements <strong>und</strong> der<br />

FHL-Läsionen heraus sowie die Bedeutung der<br />

Hyperpronation <strong>und</strong> der konservativen Möglichkeiten<br />

im Hinblick auf Stretching, medikamentöse<br />

Behandlung <strong>und</strong> vor allen Dingen<br />

Schuhversorgung. Die Therapie bei resistenten<br />

Tendinopathien ist in erster Linie eine Resektion<br />

des Paratenons bei Verdickung sowie<br />

eine radikale Resektion von degenerativem<br />

Gewebe. Das Outcome der Chirurgie beträgt<br />

bei guten Ergebnissen zwischen 60% <strong>und</strong><br />

90%. Den Patienten muss jedoch eindeutig<br />

gesagt werden, dass die Rehabilitationszeit<br />

zwischen acht Monaten <strong>und</strong> einem Jahr<br />

beträgt <strong>und</strong> dass nur 50% aller operierten<br />

Athleten wieder das alte Leistungsniveau<br />

identisch erreichen.<br />

Die Möglichkeiten der Achillessehnenrekonstruktion<br />

wurden von Hajo Thermann vorgetragen.<br />

Zunächst ging es um die Reruptur mit<br />

Rahmennaht in halboffener Technik zur<br />

Unterstützung der direkten Naht. Ein weiteres<br />

Thema waren die Rekonstruktionstechniken,<br />

ausgehend von Zwei-Zipfeltechniken bei Rekonstruktionen<br />

von Defekten um die 3 bis 4 cm<br />

bis hin zum Flexor halluzis longus Transfer bei<br />

großen Substanzdefekten. Besondere Bedeutung<br />

hat in diesem Zusammenhang die<br />

immer wieder auftretende Verlängerung der<br />

Achillessehne sowohl bei operativer als auch<br />

bei konservativer Behandlung. Hier ermöglicht<br />

eine Schräg-Tenotomie, die frühzeitig<br />

durchgeführt wird, eine weitgehende Wiederherstellung<br />

der Leistungsfähigkeit.<br />

OSG Endoprothetik<br />

Ein besonderes Highlight waren die Vorträge<br />

<strong>und</strong> heißen Diskussionen zur Sprunggelenksendoprothetik<br />

unter Vorsitz von Hajo Thermann<br />

mit Beat Hintermann, Pascal Rippstein,<br />

Hakon Kofoed <strong>und</strong> Peter Woods, den international<br />

führenden Spezialisten der europäischen<br />

<strong>Fußchirurgie</strong> <strong>und</strong> Vorreitern der Sprunggelenksendoprothetik.<br />

Sicher kam auch ein gewisses<br />

Productplacement in den Vorträgen zu<br />

Tage, so dass eine zum Teil sehr emotional<br />

geführte Diskussion entstand. Dennoch fehlte<br />

es nicht an Sachlichkeit <strong>und</strong> hervorragenden<br />

Hinweisen zur Technik der einzelnen Prothesenimplantate.<br />

Von zentraler Bedeutung bei der Sprunggelenksendoprothetik<br />

als auch bei der Revision<br />

von Fehlern <strong>und</strong> Prothesenversagen ist die<br />

korrekte Implantation, vor allem in Hinblick<br />

auf die Rückfußachse. Technische Fehler sind<br />

hierbei unverzeihlich <strong>und</strong> wurden im Einzelnen<br />

sehr detailliert von Hakon Kofoed aufgeführt.<br />

Beat Hintermann zeigte zahlreiche<br />

erweiterte Indikationen, so dass man die<br />

Endoprothetik des Sprunggelenkes in Spezialistenhänden<br />

bei weitem nicht mehr auf die<br />

normale Arthrose in Neutralstellung des<br />

Rückfußes beschränkt sehen kann. Pascal<br />

Rippstein zeigte, wie wichtig die Einhaltung<br />

der jetzt erhobenen Standards im Hinblick<br />

auf Planung <strong>und</strong> Durchführung für den Erfolg<br />

der Endoprothese ist.<br />

Arthroskopie<br />

Der letzte Tag begann mit der Arthroskopie<br />

der Gelenke. Hierbei wurden die Standards<br />

für die Sprunggelenks-, die Subtalargelenks<strong>und</strong><br />

die Großzehengr<strong>und</strong>gelenksarthroskopie<br />

verständlich <strong>und</strong> klar vorgestellt. Als technische<br />

Besonderheit wurde diskutiert, welches<br />

Arthroskop beim oberen Sprunggelenk am<br />

besten einsetzbar ist. Im hinteren Bereich des<br />

Sprunggelenks ist das kleinere 2.5er Arthroskop<br />

in jedem Fall vorzuziehen.<br />

Fixateure zur Distraktion des Gelenkes sind<br />

mehr oder weniger „out“. Die Seitenlage ist<br />

besonders wichtig für die Arthroskopie des<br />

Subtalargelenkes. Die posteriore Arthroskopie<br />

ist für die Flexor halluzis Tendinosen oder im<br />

Bereich der Hagl<strong>und</strong>exostose bei erfahrenen<br />

Operateuren eine Alternative zur offenen<br />

Technik.<br />

Das Highlight des Kurses war natürlich das<br />

Masterclass-Symposium, wo ausgewiesene<br />

Topexperten in längeren Vorträgen über ihre<br />

Spezialgebiete berichteten.<br />

Alle Redner zeigten in der Darstellung der<br />

Techniken <strong>und</strong> Indikationen Details, anhand<br />

derer jeder, auch der ganz Erfahrene, noch ein<br />

paar Tricks dazulernen konnte, so dass gerade<br />

für den praktisch tätigen Fußchirurgen dieser<br />

Teil ein besonderer Gewinn war.<br />

Trauma<br />

Bei der Traumasitzung wies Beat Hintermann<br />

nochmals auf die Bedeutung der Arthroskopie<br />

bei der akuten Sprunggelenksfraktur hin <strong>und</strong><br />

belegte dies durch seine Untersuchungen.<br />

B. Thornes zeigte eine interessante Fadentechnik<br />

zur Behebung der Instabilitäten der Syndesmose,<br />

die durch die Einfachheit <strong>und</strong> die relativ<br />

geringe Invasivität der Methode besticht <strong>und</strong><br />

gerade im praktischen Bereich die Anwendung<br />

in Zweifelsfällen deutlich erleichtert.<br />

Bei der Rekonstruktion nach Sprunggelenksfrakturen<br />

konnten drei verschiedene Zeitpunkte<br />

herausgearbeitet werden. Der erste<br />

ist die Sofortkorrektur bei einem noch nicht<br />

verheilten Knochen, um die Fehlstellung oder<br />

Defekte zu beseitigen. In einem mittleren<br />

Intervall gelingt es immer noch, durch Korrekturosteotomien<br />

das Gelenk zu retten. Bei<br />

Langzeitfehlstellungen kann wahrscheinlich<br />

nur eine Fusion oder eine Endoprothese die<br />

➔<br />

Gala Diner<br />

9


Kongress-Highlights<br />

Probleme der sich dann ausgebildeten Arthrose<br />

des oberen Sprunggelenkes beheben.<br />

Hans Zwipp zeigte bei seinem hervorragenden<br />

Vortrag die neuen Entwicklungen im<br />

Bereich der Calcaneuschirurgie mit neuen<br />

Implantaten, mit neuen Techniken, die halboffene<br />

Arthroskopietechnik mit neuen Zugängen<br />

<strong>und</strong> Tricks, um gerade auch Trümmerfrakturen<br />

anatomisch wieder aufzurichten.<br />

Navigation <strong>und</strong> Computertechnologie<br />

Die Navigation <strong>und</strong> Computertechnologie in<br />

der <strong>Fußchirurgie</strong> waren das Thema von<br />

Martinus Richter, der schon von seinen Apparatemöglichkeiten<br />

her international sicherlich<br />

eine Einzelstellung einnimmt, diese jedoch<br />

im Sinne einer Weiterentwicklung der<br />

Technik eindrucksvoll nutzt. Die navigierten<br />

Osteotomien im Fußbereich wie auch die<br />

Therapie von osteochondralen Defekten sind<br />

hier mit äußerst hoher Präzision möglich. Es<br />

wurde deutlich, dass die Zukunft den Chirurgen<br />

mit Hilfe der Navigation sicherlich<br />

wesentlich bessere technische Möglichkeiten<br />

eröffnen wird als bislang.<br />

Knorpelrekonstruktion<br />

Das letzte Thema war die Knorpelrekonstruktion<br />

am OSG in verschiedenen Techniken. Die<br />

Mikrofrakturierung hat in einer prospektiven<br />

Studie einen hohen Wirkungsgrad gezeigt. Da<br />

noch keine Vergleichsstudien von den<br />

Knorpeltransplantationen als auch von den<br />

OATS-Techniken vorliegen, werden sich die<br />

Transplantationstechniken an den Ergebnissen<br />

der Mikrofrakturierung messen müssen.<br />

Vom Aufwand <strong>und</strong> von der Kostenseite her<br />

bietet die Mikrofrakturierung sicherlich große<br />

Vorteile. Langzeitergebnisse liegen aber auch<br />

hier noch nicht vor, so dass dieses Feld auch in<br />

Zukunft unter sehr genauer wissenschaftlicher<br />

Kontrolle bleiben muss, um die Effizienz<br />

weiter nachzuweisen.<br />

(Hajo Thermann)<br />

■<br />

Wegen des Ausbruchs<br />

der Cholera im angolanischen<br />

Intensive Care Feeding Centre<br />

(Ernährungszentrum für schwer<br />

hungerkranke Kinder) wurden<br />

unter anderem innerhalb eines<br />

Tages die Kleider aller 200 Mütter<br />

<strong>und</strong> aller Kinder gechlort oder<br />

verbrannt, alle duschten <strong>und</strong><br />

erhielten anschließend neue<br />

Kleider – leider nicht immer ganz<br />

passend.<br />

Übergabe der Spende an Frau Dr. Epp<br />

10


NEWS<br />

Regenzeit in Angola: Ein Flüchtlingslager am Abend nach<br />

der Verteilung von 16 m 2 großen, robusten Plastik-<br />

Schutzfolien. Regenwolken ziehen auf.<br />

Ärzte ohne Grenzen<br />

zu Gast in der ATOS Klinik<br />

Spende der ATOS-Gesellschafter an die Hilfsorganisation<br />

Choleraepidemie in Angola:<br />

Innerhalb weniger Wochen<br />

wurden unter einfachsten<br />

Umständen 1000 Patienten<br />

mit Infusionen rehydriert.<br />

Ohne Infusionen wäre jeder<br />

zweite gestorben.<br />

Die Nothilfeorganisation „Ärzte ohne Grenzen“<br />

zeigte vom 1. Dezember 2004 bis zum 3. Januar<br />

2005 eine Ausstellung in der ATOS-Klinik in<br />

Heidelberg, die vielseitige Informationen in<br />

Wort <strong>und</strong> Bild r<strong>und</strong> um die Tätigkeit der<br />

ehrenamtlichen Helfer bot. Höhepunkt der<br />

Ausstellung war ein Diavortrag der ehemaligen<br />

Vorstandsvorsitzenden der Organisation,<br />

Frau Dr. G<strong>und</strong>ula Epp. Im Rahmen ihres Vortrags<br />

nahm sie eine Spende der Gesellschafter<br />

der ATOS-Klinik in Höhe von 10.000<br />

Euro entgegen.<br />

Frau Dr. Epp stellte Arbeitsweise <strong>und</strong> Strukturen<br />

der weltweit größten privaten Nothilfeorganisation<br />

vor.„Ärzte ohne Grenzen“ wurde<br />

im Jahr 1971 von unabhängigen Ärzten <strong>und</strong><br />

Journalisten gegründet: Ihr Ziel war es, nicht<br />

nur medizinische Hilfe zu leisten, sondern<br />

auch Zeuge zu sein, wenn Menschenrechte<br />

verletzt wurden, <strong>und</strong> dies an die Öffentlichkeit<br />

zu bringen.<br />

Dieser Aufgabe fühlt sich die Organisation<br />

nach wie vor verpflichtet, was die Arbeit der<br />

„Médecins Sans Frontières“ manchmal auch<br />

sehr gefährlich macht – denn Zeugen sind oft<br />

nicht erwünscht, wie die in Mühlhausen bei<br />

Heidelberg niedergelassene Allgemeinärztin<br />

berichtete.<br />

Die Arbeit der Organisation wurde im Jahre<br />

1999 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet:<br />

„Der Friedensnobelpreis war eine große<br />

Genugtuung, denn er zeigte, dass die Arbeit<br />

von Ärzte ohne Grenzen verstanden wird“, so<br />

die Referentin. Heute arbeiten r<strong>und</strong> 3.000<br />

Mitarbeiter zusammen mit mehr als 15.000<br />

lokale Helfer in fast 80 Ländern daran, Menschen<br />

in Not zu helfen. Vor allem Ärzte, Logistiker,<br />

Psychologen <strong>und</strong> Pflegepersonal werden<br />

händeringend gesucht. Eine abgeschlossene<br />

Ausbildung <strong>und</strong> zwei Jahre Berufserfahrung<br />

muss man allerdings vorweisen können.<br />

Frau Dr. Epp umriss den Unterschied ihrer<br />

Arbeit zur Entwicklungshilfe so: Im Gegensatz<br />

zur Entwicklungshilfe, die sich auf den langfristigen<br />

Wiederaufbau konzentriert, sei die<br />

medizinische Nothilfe rein humanitär begründet<br />

<strong>und</strong> richte sich auf die existenziellen<br />

Bedürfnisse der Menschen. „Unser Ziel ist es,<br />

die allgemeine Sterblichkeit zu senken. Das<br />

erreiche ich, indem ich mich nicht vom Einzelnen<br />

fesseln lasse, sondern an alle denke“.<br />

Man könne mehr Leben retten, wenn man<br />

den Menschen Nahrung zur Verfügung stelle<br />

<strong>und</strong> ihnen eine Toilette baue. Als die fünf<br />

wichtigsten Dinge bezeichnete die Ärztin<br />

Wasser, Nahrung, Schutz, Hygiene <strong>und</strong> medizinische<br />

Versorgung.<br />

Ein weiterer Unterschied zur Entwicklungshilfe<br />

liege in der Vorbereitungszeit der Einsätze:<br />

Oftmals stünden nur wenige Tage zur<br />

Verfügung, um eine Strategie zu entwickeln<br />

<strong>und</strong> Personal <strong>und</strong> Ausrüstung in die betroffe-<br />

➔<br />

11


Kongress-Highlights<br />

Hinter dem Feeding Center etablierte sich ein kleiner Markt, wo es etwas<br />

Holz (in vermintem Gebiet gesammelt), ein paar Mangos, Mais, Öl, Linsen<br />

(von den Nahrungsmittelrationen abgespart) <strong>und</strong> Seife gab.<br />

nen Gebiete zu bringen. Gerade deshalb sei<br />

sie besonders froh, dass die Spende der ATOS-<br />

Klinik nicht zweckgeb<strong>und</strong>en, sondern frei einsetzbar<br />

sei. So könne man schon mit 1 Euro<br />

am Tag ein unterernährtes Kind mit hochkalorischer<br />

Spezialnahrung versorgen.<br />

Mit den freien Spenden könne die Organisation<br />

aber auch einer weiteren Aufgabe nachkommen<br />

<strong>und</strong> sich für Veränderungen einsetzen:<br />

Als „Catalysts for change“. So konnte<br />

zum Beispiel erreicht werden, dass die Behandlung<br />

eines HIV-Infizierten in Südafrika<br />

von $ 12.000,- auf unter $ 600,- gesunken sei.<br />

Im Rahmen ihres Diavortrages zeigte Frau Dr.<br />

Epp Bilder von ihren Einsätzen in Cubal/<br />

Angola <strong>und</strong> in Buhiga/Bur<strong>und</strong>i. Hauptsächlich<br />

hätten die Menschen unter Fieberkrankheiten,<br />

Husten, Durchfall, Krätze <strong>und</strong> Hunger<br />

gelitten. Alte Menschen hätten keine Kraft<br />

gehabt, die Zentralküche aufzusuchen oder<br />

Holz zu sammeln. Das kleine Krankenhaus, in<br />

dem die Helfer arbeiteten, habe über 70<br />

Betten verfügt. Allerdings sei der Patientenandrang<br />

so groß gewesen, dass der Patient,<br />

sobald er zwei Tage fieberfrei war <strong>und</strong> einigermaßen<br />

auf den Beinen stehen konnte, entlassen<br />

wurde.<br />

Die ehemalige Krankenhauskapelle, jetzt der Operationssaal in Buhiga.<br />

Knochenbrüche wie bei dieser Patientin konnten unter den bürgerkriegsbedingten,<br />

eingeschränkten medizinischen Möglichkeiten nur durch<br />

Ruhigstellung versorgt werden.<br />

Auf die Frage, wie ihre Arbeit bei „Ärzte ohne<br />

Grenzen“ sie verändert habe, antwortete die<br />

39jährige Mutter von zwei Kindern: „Ich bin<br />

viel politischer geworden, diese Nothilfe hat<br />

sich zu meiner Leidenschaft entwickelt. Und<br />

ich habe festgestellt, dass nichts befriedigender<br />

<strong>und</strong> schöner ist, als Arzt zu sein“.<br />

(Susanne Pahlke)<br />

■<br />

12


NEWS<br />

42. Kongress der Italienischen<br />

Gesellschaft für Handchirurgie<br />

vom 29. September bis 2. Oktober 2004 in Meran/Südtirol<br />

Wenn die Italienische Gesellschaft für<br />

Handchirurgie im frühherbstlich-warmen<br />

Südtirol einen Kongress veranstaltet,<br />

werden auch hohe Erwartungen nicht<br />

enttäuscht: Die kompetente Diskussion<br />

der anstehenden Themen bei ausgezeichneter<br />

Tagungsorganisation ist verb<strong>und</strong>en<br />

mit den Attraktionen einer<br />

Region, die landschaftlich, kulinarisch<br />

sowie von historisch-kunstgeschichtlicher<br />

Seite ihresgleichen sucht.<br />

Der Veranstalter – Dr. Frank Nienstedt,<br />

Leiter der Sektion für Handchirurgie am<br />

Franz-Tappeiner-Krankenhaus in Meran<br />

– war bei der Auswahl der Themen<br />

gleichermaßen von deren allgemeiner<br />

Bedeutung wie auch von den Besonderheiten<br />

der Problematik geleitet. Die<br />

Hauptthemen waren die Hand des Musikers<br />

<strong>und</strong> die Hand des Sportlers.<br />

Vorteilhaft für das sprachliche Verständnis<br />

der Vorträge war die politische Situation<br />

in Südtirol: Aufgr<strong>und</strong> der Zweisprachigkeit<br />

war eine permanente Simultanübersetzung<br />

gewährleistet.<br />

Die Hand des Musikers<br />

Die zunehmende Bedeutung des Themas<br />

zeigt sich zumindest darin, dass es häufiger<br />

als früher auf die Tagesordnung gesetzt wird.<br />

Aufgr<strong>und</strong> unserer spezifischen sozio-kulturellen<br />

Gegebenheiten ist die Chance, kompetente<br />

handchirurgische Hilfe zu erhalten, für einen<br />

Musiker heute immer noch um ein Vielfaches<br />

geringer als für einen Sportler. Das spezifische<br />

Verständnis für die besonderen Probleme von<br />

Instrumentalisten setzt eine intensive Kenntnis<br />

der besonderen Situation von Ausbildung<br />

<strong>und</strong> Berufsausübung voraus, im Idealfall kommen<br />

spezielle Kenntnisse im Instrumentenbau<br />

noch hinzu.Weiterhin ist es unabdingbar,<br />

für die Behandlung ausreichend Zeit zur Verfügung<br />

zu haben.<br />

Jochen Blum, Universitätsklinik Mainz, wies<br />

darauf hin, dass man in einer Musikersprechst<strong>und</strong>e<br />

nur dann erfolgreich arbeiten kann,<br />

wenn die Beschwerden in Zusammenhang<br />

mit der Demonstration am mitgebrachten<br />

Instrument gesehen <strong>und</strong> mit dem handchirurgischen<br />

Standard abgeglichen werden.<br />

Nicht selten wird der Arzt hier mit Problemen<br />

konfrontiert, die handchirurgisch nicht zu<br />

benennen sind, da ihre Ursache eher technischer<br />

bzw. ergonomischer Natur sind.<br />

Die sorgfältige Untersuchung unter Einbeziehung<br />

aller technischen <strong>und</strong> ergonomischen<br />

Details kann die Ursache der Beschwerden<br />

jedoch oft aufdecken.<br />

Je mehr der Arzt mit den Arbeits- oder<br />

Studienbedingungen des Musikers vertraut<br />

ist, umso besser kann er die Probleme verstehen<br />

<strong>und</strong> entsprechend helfen. Auch die<br />

Zusammenarbeit mit Instrumentenbauern<br />

ist sinnvoll, um ggf. Änderungen am Instrument<br />

vornehmen zu lassen.<br />

Ein anderer Beitrag unterstrich die besondere<br />

Rolle der Hand für den Musiker. Insbesondere<br />

Indikationen zu Operationen darf der Handchirurg<br />

nur unter strengen anatomischphysiologischen<br />

Aspekten stellen; die explorative<br />

Chirurgie verschlechtert fast immer die<br />

Situation. Unfallfolgen sind die häufigsten Indikationen<br />

für handchirurgische Operationen<br />

➔<br />

13


Kongress-Highlights<br />

bei Musikern. Die enorme Anforderung an die<br />

Funktion der Hand setzt eine kompromisslose<br />

Wiederherstellung aller anatomischen Strukturen<br />

voraus, gefolgt von konsequenten postoperativen<br />

Programmen zur Rehabilitation –<br />

alles mit dem Ziel, möglichst frühzeitig, zumindest<br />

begrenzt, wieder spielen zu können.<br />

Postoperativ ein Instrument zu spielen hat<br />

intensive ergotherapeutische Effekte.<br />

Bei der Wiederherstellung <strong>und</strong> Rehabilitation<br />

der Musikerhand ist es notwendig, die speziellen<br />

Anforderungen des Instrumentes zu<br />

kennen <strong>und</strong> das Behandlungsziel danach auszurichten,<br />

besonders dann, wenn die Hände<br />

nicht symmetrisch gebraucht werden (Bogenhand<br />

rechts, Greifhand links etc.). Zum Beispiel<br />

ist eine eingeschränkte Supination der<br />

linken Hand für den Geiger eine fatale Einschränkung,<br />

die sich dagegen rechts bei der<br />

Bogenführung kaum auswirkt.<br />

Unfallfolgen können durchaus die Arbeitsfähigkeit<br />

am allgemeinen Arbeitsmarkt zulassen,<br />

einen Musiker jedoch zur Aufgabe seines<br />

Berufes zwingen.<br />

Große Aufmerksamkeit erzielte das „overuse-<br />

Syndrom“ beim Instrumentalisten. Es ist gekennzeichnet<br />

durch persistierende Schmerzen<br />

in Muskeln <strong>und</strong> benachbarten Weichteilen<br />

<strong>und</strong> vom gelegentlichen Verlust der Kontrolle<br />

der betroffenen Muskelgruppe. Frauen sind<br />

häufiger betroffen, <strong>und</strong> zwar überwiegend an<br />

der Hand <strong>und</strong> am Unterarm, weniger an<br />

Schulter <strong>und</strong> Nacken. Unterschieden wird<br />

zwischen extrinsischen <strong>und</strong> intrinsischen<br />

Faktoren. Die extrinsischen Faktoren betreffen<br />

die äußeren Umstände wie Lehrerwechsel,<br />

technische Anforderungen des Repertoires<br />

oder fehlerhafte Technik. Die intrinsischen<br />

Faktoren können sein: Stress oder konstitutionelle<br />

Gegebenheiten (ungünstige<br />

anatomisch-physiologische Umstände). Overuse<br />

entsteht u.a. durch zeitintensives Üben<br />

<strong>und</strong> technisch anspruchsvolles Repertoire.<br />

Unterschieden werden muss der Zustand des<br />

„misuse“: Falsche Körperhaltung, vorausgegangene<br />

Verletzungen, Lehrerwechsel mit<br />

entsprechenden Folgen, oft Kombination aller<br />

Faktoren.<br />

Die Therapie basiert auf der Beseitigung der<br />

prädisponierenden Faktoren. Dabei muss beachtet<br />

werden, dass Musiker wie Sportler<br />

stets einen sofortigen Rückgang ihrer Beschwerden<br />

fordern <strong>und</strong> dabei oft unter emotionalem<br />

Stress stehen, was der dringend<br />

erforderlichen Entspannung entgegensteht.<br />

Über ein neues, wenig bekanntes Gebiet<br />

berichtete N. Ell aus Baden-Baden: Die Handchirurgie<br />

der rheumatischen Hand des Musikers.<br />

Dank des Zusammenspiels von medikamentöser<br />

Therapie, Chirurgie <strong>und</strong> Physiotherapie<br />

waren einige seiner Musikerpatienten<br />

in der Lage, postoperativ ihren Beruf<br />

wieder fortzusetzen. Spezielle Erfahrungen in<br />

der Handchirurgie, insbesondere bei der rheumatischen<br />

Hand, sind erforderlich, idealerweise<br />

gepaart mit der Kenntnis des Instruments.<br />

Der Handchirurg muss sich auch hier<br />

mit der speziellen Situation des Musikers<br />

intensiv auseinandersetzen. Die Indikationen<br />

sind different zu stellen, von rechter zu linker<br />

Hand <strong>und</strong> sogar von Finger zu Finger.<br />

Ein präoperatives Testspiel mit dynamischen<br />

oder statischen Bandagen zur präoperativen<br />

Indikationsstellung <strong>und</strong> zur Simulation der<br />

postoperativen Situation ist hilfreich.<br />

Die fokale Dystonie oder der Musikerkrampf –<br />

eines der zentralen Probleme des Musikers –<br />

war das packende Thema von E. Altenmüller<br />

aus Hannover.<br />

Ausgehend davon, dass die musikalische<br />

Motorik stark von Emotionen wie Freude oder<br />

Angst gesteuert ist, nimmt man vermehrt an,<br />

dass dieser Sachverhalt eine wichtige Rolle<br />

bei der Entstehung der fokalen Dystonie<br />

spielt.<br />

Charakteristischerweise findet man bei der<br />

fokalen Dystonie eine schmerzlose muskuläre<br />

Koordinationsunfähigkeit oder den Verlust<br />

der willentlichen motorischen Kontrolle bei<br />

hoch trainierten Bewegungsabläufen, während<br />

das Instrument gespielt wird.<br />

Nach neueren Forschungsdaten könnte die<br />

fokale Dystonie hervorgerufen sein durch<br />

einen pathologischen Vorgang im Kortex,<br />

nämlich einer Fusion von einzelnen Fingern,<br />

repräsentiert auf dem sensorischen oder<br />

motorischen Kortex, verb<strong>und</strong>en mit einer<br />

gewissen allgemeinen <strong>und</strong> psychologischen<br />

Prädisposition.<br />

Sehr oft bedeutet die fokale Dystonie das<br />

Ende der Musikerkarriere. Lokale Injektionen<br />

von Botulinum-Toxin in die krampfenden Muskelgruppen,<br />

Trainingsprogramme mit Physiotherapeuten<br />

<strong>und</strong> Instrumentallehrern können<br />

die Situation verbessern, wenngleich<br />

Langzeitresultate noch ausstehen.Weitere Forschungen<br />

sind notwendig, um evidenzbasierte<br />

prophylaktische Maßnahmen zu etablieren.<br />

Die nachfolgende Aufarbeitung des Themas<br />

„die Hand des Sportlers“ zeigte die breite Palette<br />

der Probleme <strong>und</strong> Möglichkeiten der<br />

handchirurgischen Versorgung.<br />

(Hartmuth Frobenius)<br />

■<br />

14


NEWS<br />

Mädchenschule in Sri Lanka<br />

erhält medizinische Hilfsmittel<br />

Anfang Januar 2005 erreichte die ATOS-Praxisklinik<br />

die Bitte der Heidelbergerin Katrin<br />

Kaußen, medizinische Hilfsmittel für Sri Lanka<br />

zu spenden.<br />

Das Ziel dieser privaten Initiative war es, die<br />

medizinische Versorgung in der Region um<br />

Bentota <strong>und</strong> Moragoda durch Schmerzmittel,<br />

Salzlösungen, Einwegspritzen <strong>und</strong> Verbandsmaterial<br />

zu unterstützen. In dieser Region befindet<br />

sich das Katharina-Shirani-Frauenfeld-<br />

College (KSF-College), eine internationale<br />

Schule für Mädchen, die ausschließlich durch<br />

privates Engagement <strong>und</strong> Spenden getragen<br />

wird. Peter Frauenfeld, Justizrat <strong>und</strong> Notar in<br />

Schwetzingen, hatte die Schule im Jahr 2001<br />

gegründet. Seitdem haben hier Kinder im<br />

Alter von vier bis vierzehn Jahren die Möglichkeit,<br />

eine Schulausbildung zu absolvieren<br />

<strong>und</strong> einen High-School-Abschluss zu erlangen.<br />

Katrin Kaußen arbeitete nach Abschluss ihres<br />

Studiums an der Pädagogischen Hochschule<br />

Heidelberg acht Monate am KSF-College. Vor<br />

allem die Schulkinder <strong>und</strong> deren Angehörige<br />

wollte sie mit den medizinischen Hilfsmitteln<br />

versorgen. Dabei setzte die 25-jährige auf die<br />

Hilfe von Heidelberger Kliniken <strong>und</strong> Ärzten.<br />

Die Gesellschafter der ATOS-Klinik beschlossen,<br />

das Hilfsprojekt mit € 3.000,- zu unterstützen<br />

<strong>und</strong> die gewünschten Produkte zu<br />

bestellen. Der Einkaufsleiter der ATOS-Klinik<br />

setzte sich mit den Zulieferfirmen B. Braun<br />

Melsungen AG, Ethicon GmbH <strong>und</strong> Bode<br />

Chemie GmbH & Co. in Verbindung <strong>und</strong><br />

erreichte dabei auch eine Beteiligung der<br />

Zulieferer: Alle drei Firmen waren bereit, sich<br />

an der Spendenaktion zu beteiligen. So stehen<br />

nun medizinische Güter im Gesamtwert<br />

von € 6.000,- für das Projekt in Sri Lanka zur<br />

Verfügung.<br />

Schülerinnen des Katharina-Shirani-Frauenfeld-College in Sri Lanka<br />

Unterrichtsraum im KSF-College<br />

■<br />

Für ihre Unterstützung danken wir an dieser Stelle sehr herzlich:<br />

15


Kongress-Highlights<br />

8th International Conference<br />

of Orthopaedics, Biomechanics,<br />

Sports Rehabilitation<br />

vom 19. bis 21. November 2004 in Assisi, Italien<br />

Vom 19. bis zum 21. November 2004 lud das<br />

Biomechanische Institut der Universität Perugia<br />

unter dem Motto „Lets People Move“ über<br />

300 führende Experten auf dem Gebiet der<br />

Sporttraumatologie nach Assisi, Italien, ein.<br />

Unter dem Vorsitz von G. Cerulli <strong>und</strong> E. Eriksson<br />

wurden aktuelle Fragen, neue Techniken<br />

<strong>und</strong> Studienergebnisse referiert <strong>und</strong> diskutiert.<br />

Dabei erwies sich das Symposium gerade<br />

auch für den nicht-operativ praktizierenden<br />

Mediziner sowie für Sport- <strong>und</strong> Physiotherapeuten<br />

als besonders interessant, da in erster<br />

Linie funktionelle Gesichtspunke der Rehabilitation,<br />

Prävention <strong>und</strong> Biomechanik sowie<br />

Ergebnisse aktueller Studien ausgiebig diskutiert<br />

wurden.<br />

Neuer Wissenschaftspreis: „Robots“<br />

Ein besonderes Highlight war der Vortrag des<br />

diesjährigen Ehrengastes S.L.-Y. Woo, Direktor<br />

des „Institute for Bioengineering“ der Universität<br />

von Pittsburgh. Eindrucksvoll legte er<br />

dar, welche wissenschaftlichen Möglichkeiten<br />

der Einsatz seines neuesten Robotersystems<br />

bei der Erforschung der Biomechanik<br />

<strong>und</strong> der Kräfte des vorderen <strong>und</strong> hinteren<br />

Kreuzbandes eröffnet.<br />

Ferner kündigte er einen neuen Wissenschaftspreis<br />

an, der von den Universitäten<br />

Perugia <strong>und</strong> Pittsburgh sowie der Zeitschrift<br />

„Knee Surgery Sports Traumatology Arthroscopy“<br />

gemeinsam initiiert wurde <strong>und</strong> jährlich<br />

vergeben wird. Dieser Preis mit dem Namen<br />

„Robots“ ist mit 5.000 Dollar dotiert <strong>und</strong> soll<br />

jungen Wissenschaftlern <strong>und</strong> Ärzten die Möglichkeit<br />

geben, sich einem internationalen<br />

<strong>und</strong> großen Fachpublikum zu stellen.<br />

Meniskusregeneration durch<br />

Wachstumsfaktoren<br />

Von zentraler Bedeutung war die Diskussion<br />

um die Behandlung von Meniskusrupturen<br />

zur Arthroseprävention.<br />

F. Kelberine <strong>und</strong> Mitarbeiter von der Universität<br />

Aix en Provence, Frankreich, beschäftigten<br />

sich mit der Frage, ob ein in der vaskulären<br />

Zone refixierter Meniskus wieder komplett<br />

einheilt. Hierzu wurden 65 Meniskusrupturen,<br />

die mit vertikalen Nähten refixiert<br />

waren, 6 Monate postoperativ mittels MRT-<br />

Kontrolle nachuntersucht. Nur bei 42% der<br />

Fälle konnte eine komplette Heilung der<br />

Ruptur nachgewiesen werden. Bei 31% zeigte<br />

sich eine partielle <strong>und</strong> bei 27% keine Regeneration<br />

der betroffenen Zone des Meniskus.<br />

Die „Versager“ wurden überwiegend im<br />

medialen Kompartment nachgewiesen.<br />

In diesem Zusammenhang erregt die Möglichkeit<br />

einer zusätzlichen Behandlung der<br />

Meniskusrupturen mittels Wachstumsfaktoren<br />

zunehmendes Interesse <strong>und</strong> wurde daher<br />

auf dem Symposium ausgiebig diskutiert.<br />

A.J. Johnstone aus Aberdeen untersuchte die<br />

Regenerationsfähigkeit von Meniskusgewebe<br />

in der vasuklären Zone, der Übergangszone<br />

sowie der avaskulären Zone unter Einsatz der<br />

Wachstumsfaktoren PDGF-AB, IGF-I <strong>und</strong> bFGF.<br />

Die Wachstumsfaktoren führten zu einer<br />

Fibrochondrozytenproduktion in allen drei<br />

Meniskuszonen. Die Arbeitsgruppe um Johnstone<br />

wies insbesondere nach, dass auch<br />

innerhalb der avaskulären Zone der Meniskus<br />

– nach dem Einsatz der Wachstumsfaktoren –<br />

die Fähigkeit besitzt, sich zu regenerieren.<br />

Knieorthese bei medialer Gonarthrose<br />

Die Wirksamkeit der Valgus-Knieorthese <strong>und</strong><br />

eines 5° lateralen Fußkeils im dreidimensionalen<br />

Raum bei einer schon eingetretenen<br />

medialen Gonarthrose untersuchte J.D. Richards<br />

aus Großbritannien. Mit Hilfe von exakten<br />

kinematischen Aufnahmen, Kistler-Kraftmessplatten<br />

<strong>und</strong> radiologischen Untersuchungen<br />

wies er nach, dass diese Hilfsmittel eine signifikante<br />

Korrektur der Kraftlinie sowie signifikante<br />

Verbesserungen des Gangbildes zur<br />

Folge haben. Allerdings konnten M. Lamontagne<br />

<strong>und</strong> Mitarbeiter der Universität Ottawa<br />

diese Ergebnisse in einer vergleichbaren Studie<br />

nicht bestätigen.<br />

Trainung zur Prävention von<br />

VKB-Verletzungen<br />

Einen weiterer Schwerpunkt des Symposiums<br />

war die Diskussion über den Einsatz spezieller<br />

Trainingsprogramme zur Prävention von<br />

Kreuzbandverletzungen. In der Regel kombinieren<br />

diese Programme spezielle Übungen<br />

zum Techniktraining mit Kraft- <strong>und</strong> Koordinationstraining.<br />

Einigkeit wurde darüber erzielt,<br />

dass solche Trainingsprogramme wesentlich<br />

zur Reduktion von Kreuzbandverletzungen<br />

beitragen. Uneinigkeit besteht jedoch<br />

immer noch darüber, welche dieser Komponenten<br />

den entscheidenden Faktor für die<br />

Reduktion des Verletzungsrisikos darstellt.<br />

Daher besteht hier wie auch auf dem Gebiet<br />

des postoperativen Muskelaufbautrainings<br />

ein hoher Bedarf an weiterführender Forschung<br />

<strong>und</strong> vor allem an prospektiv randomisierten<br />

Studien.<br />

Rehabilitation: Zu wenig Studien<br />

Beim Thema Rehabilitation gab es kaum neue<br />

Inhalte, Therapiemethoden oder Ergebnisse.<br />

Der Hauptgr<strong>und</strong> dafür ist nach Ansicht aller<br />

Experten das mangelnde Interesse an der<br />

Durchführung prospektiver Studien. Dies ist<br />

nach H. Alfredson von der Universität von<br />

Umea, Schweden, auf dem Gebiet der Rehabilitation<br />

nach knorpelstimulierenden Techniken<br />

besonders offensichtlich. Bislang existiert<br />

hierzu nur eine einzige prospektive<br />

Studie.<br />

16


NEWS<br />

Rehabilitation nach<br />

VKB-Rekonstruktion<br />

Besonders lehrreich war der Vortrag von S.<br />

Werner vom Karolinska Institut in Stockholm.<br />

Mit klaren Worten fasste sie die neuesten <strong>und</strong><br />

empirisch bewiesenen Leitfäden der Rehabilitation<br />

nach der Rekonstruktion des vorderen<br />

Kreuzbandes zusammen. Folgende Regeln<br />

sollten postoperativ unbedingt beachtet <strong>und</strong><br />

angewandt werden, um eine schnelle <strong>und</strong><br />

komplikationsfreie Rehabilitation zu gewährleisten:<br />

– Sofortige Vollbelastung führt zu einer<br />

schnelleren Wiederherstellung der kompletten<br />

neuro-muskulären Funktion.<br />

– Die volle Extensionsfähigkeit zur Prävention<br />

des vorderen Knieschmerzes ist möglichst<br />

schnell wiederherzustellen.<br />

– Der Einsatz von Elektrostimulationsgeräten<br />

zusätzlich zum normalen Rehabilitationsprotokoll<br />

führt zu einer schnelleren Wiederherstellung<br />

der vollen Quadricepskraft.<br />

– Der Einsatz der offenen kinetischen Kette<br />

zur schnellstmöglichen Wiederherstellung<br />

der vollen Quadricepskraft ist gegenüber der<br />

geschlossenen kinetischen Kette zu favorisieren.<br />

– Neuromuskuläres Training führt zu einer<br />

signifikant verbesserten neuromuskulären<br />

Kontrolle <strong>und</strong> Funktion des Kniegelenkes.<br />

Insgesamt war das Meeting geprägt von der<br />

Topqualität der Redner <strong>und</strong> dem regen Austausch<br />

von Erfahrungen aufgr<strong>und</strong> der ausreichenden<br />

Diskussionsmöglichkeiten mit den<br />

Referenten <strong>und</strong> geladenen Experten. Auf nur<br />

wenigen Kongressen dieser Art sind über 300<br />

eingeladene hochkarätige Experten auf dem<br />

Gebiet der Sporttraumatologie zu finden.<br />

Nebenbei bestach das im Herzen Umbriens<br />

gelegene Assisi durch seine Gastlichkeit,<br />

seine große historische Bedeutung, gutes<br />

Wetter <strong>und</strong> nicht zuletzt durch kulinarische<br />

Köstlichkeiten.<br />

(Jan Springer)<br />

■<br />

AAOS Washington<br />

Highlights vom Jahreskongress der Amerikanischen Akademie<br />

für Orthopädie im Februar 2005 in Washington<br />

Eine dieses Jahr relativ kleine Zahl deutscher Orthopäden, Unfallchirurgen <strong>und</strong> Repräsentanten<br />

der Medizintechnik war auf dem Weg zum Kongress der AAOS nach<br />

Washington, als der amerikanische Präsident Bush in Deutschland landete <strong>und</strong> dadurch<br />

ein Chaos r<strong>und</strong> um den Frankfurter Flughafen auslöste. Die Folge war, dass es<br />

zu erheblichen Verzögerungen <strong>und</strong> teilweise Streichungen von Flügen kam. So mancher<br />

Kollege musste seinen Flug nach Washington aufgeben.<br />

Der Kongress der AAOS mit seinen über 25.000 Besuchern ist ohne Zweifel die Topveranstaltung<br />

weltweit in der Orthopädie, kombiniert mit der größten Medizintechnikausstellung<br />

auf diesem Fachgebiet.<br />

Auch dieses Mal gab es hochinteressante Vorträge <strong>und</strong> Symposien. Die Highlights sollen<br />

hier vorgestellt werden.<br />

Mehr Laxität bei Frauen gegenüber<br />

Männern nach vorderer Kreuzbandersatzoperation<br />

Eine australische Arbeitsgruppe um den renommierten<br />

Chirurgen Leo Pinczewski konnte<br />

nachweisen, dass auf Jahre nach VKB-Ersatz<br />

Frauen eine geringe, dennoch signifikant<br />

erhöhte Laxität haben als Männer (Lachman-<br />

Test, Pivot-Shift-Test). Dies hatte jedoch keinen<br />

Einfluss auf das Outcome (Aktivitätsniveau,<br />

Transplantatversagen, subjektive <strong>und</strong><br />

objektive Scores).<br />

Arthrosezeichen 10 Jahre nach<br />

VKB-Ersatz mit Patellarsehne<br />

Die gleiche Arbeitsgruppe stellte ihre 10-<br />

Jahres-Ergebnisse nach VKB-Ersatz mit der<br />

Patellarsehne vor <strong>und</strong> berichtete zwar über<br />

eine gute Protektion der Menisken, jedoch<br />

über deutliche radiologische Arthrosezeichen<br />

sowie Bewegungseinschränkung. Nach Dr.<br />

Pinczewski (persönl. Mitteilung) ist dies nicht<br />

der Fall bei Verwendung der Semitendinosussehne.<br />

Mittelfristig schlechtere Ergebnisse<br />

nach Meniskusrefixation mit Arrows<br />

G. Lee <strong>und</strong> Mitarbeiter untersuchten Patienten<br />

mit Meniskusrefixation im Mittel 6,5 Jahre<br />

postoperativ. Während bei der ersten Nachuntersuchung<br />

2,3 Jahre postoperativ noch<br />

90,6% gute Ergebnisse verzeichneten, sank<br />

die Erfolgsrate nach 6,5 Jahren auf 66,6%. Bei<br />

konventionellen Nahttechniken wurden derartige<br />

Verläufe nicht beobachtet. Daher ist<br />

Vorsicht bei der Verwendung von Arrows <strong>und</strong><br />

ähnlichen starren Implantaten angezeigt.<br />

➔<br />

Prominente<br />

Teilnehmer:<br />

William Glancy<br />

(Aspen, Colorado),<br />

Robert Johnson<br />

(Burlington, Vermont)<br />

<strong>und</strong> John Bergfeld<br />

(Cleveland)<br />

17


Kongress-Highlights<br />

Autologe Knorpelzelltransplantation<br />

(ACT) mit Hyalograft auch im<br />

Femuropatellargelenk erfolgreich<br />

Gobbi <strong>und</strong> Mitarbeiter berichteten über ihre<br />

2-Jahres-Ergebnisse nach ACT mit Hyalograft<br />

bei viertgradigen Knorpelschäden an der<br />

Patella oder der Trochlea. Hierbei werden die<br />

entnommenen Knorpelzellen in einer Matrix<br />

aus Hyaluronsäure in 3-dimensionaler Anordnung<br />

gezüchtet. Die Matrix wird über eine<br />

Miniinzision oder in günstigen Fällen auch<br />

arthroskopisch in den Defekt implantiert,<br />

wobei auf Gr<strong>und</strong> der klebrigen Beschaffenheit<br />

eine zusätzliche Fixierung mittels Nähten<br />

in der Regel entbehrlich ist.<br />

80% der Patienten hatten gute bis sehr gute<br />

Ergebnisse. Dies liegt deutlich über den Ergebnissen<br />

der Studien, bei denen die ACT mit<br />

einem Periostlappen durchgeführt wurde.<br />

Nitroglycerinpflaster erfolgreich<br />

beim Tennisellenbogen<br />

G. Murell aus Sydney stellte eine außergewöhliche<br />

Studie vor. Er untersuchte die Wirkung<br />

eines Nitroglycerinpatches unmittelbar<br />

distal des Epicondylus aufgebracht im Vergleich<br />

zu einem Placebopflaster. Nach 6<br />

Monaten waren 81% der Patienten auch bei<br />

sportlichen Aktivitäten beschwerdefrei, verglichen<br />

mit nur 60% in der Placebogruppe.<br />

Ähnlich gute Ergebnisse fanden die Autoren<br />

für Tendopathien der Supraspinatussehne<br />

<strong>und</strong> der Achillessehne.<br />

… <strong>und</strong> noch einige Highlights:<br />

– Hyalin G-F 20 verbessert bei Gonarthrose<br />

signifikant Schmerzen <strong>und</strong> Funktion im Vergleich<br />

mit einer Kontrollgruppe, die eine Standardtherapie<br />

erhielt (Singh et al., Paola Alta,<br />

USA).<br />

– Entlastung <strong>und</strong> Immobilisierung des Kniegelenkes<br />

führt in kurzer Zeit zur Knochenentkalkung<br />

<strong>und</strong> Muskelschwäche <strong>und</strong> sollte<br />

daher so kurz wie möglich gehalten werden<br />

(Sakuraba et al., Tokyo).<br />

– Kontinuierliche passive Bewegung (CPM)<br />

unterdrückt Entzündungsprozesse wie auch<br />

den katabolen Effekt bei Gonarthrose (Feretti,<br />

Columbus, USA).<br />

Knie-Endoprothetik<br />

Die wesentlichen Schwerpunkte zur Knieendoprothetik<br />

waren beim AAOS-Kongress<br />

zunächst die minimalinvasive Technik der<br />

Convention<br />

Center Washington<br />

Totalendoprothesen, dann stellten die amerikanischen<br />

Studiengruppen zur Überprüfung<br />

der Navigationssysteme (FDA-Approval) ihre<br />

Ergebnisse vor. Die Überprüfung von Hyperflex-Typ-Prothesen<br />

im Hinblick auf Langzeitergebnisse,<br />

aber auch der Polyaethylenabrieb<br />

waren weitere Schwerpunkte. Hinzu kamen<br />

Ergebnisse zum kontinuierlichen Vergleich<br />

zwischen mobilen <strong>und</strong> fixierten Plattformen<br />

<strong>und</strong> eine Zwischenanalyse zu den unikondylären<br />

Prothesen.<br />

Minimalinvasive Technik<br />

Besondere Furore macht momentan in den<br />

USA die minimalinvasive Technik. In erster<br />

Linie wurde diese im Hinblick auf ihre Präzision<br />

überprüft. Zwei Zugänge wurden favorisiert:<br />

Der standardmäßig angewendete kleine<br />

Vastus-Zugang <strong>und</strong> der Quadriceps-<br />

Sparing, der von den meisten Arbeitsgruppen<br />

bevorzugt wird. Nur die Mayo-Clinic-Gruppe<br />

hat eine modifizierte Subvastus-Technik inauguriert,<br />

da sie Probleme mit der Midvastustechnik<br />

hatte.<br />

Eine Gruppe aus Baltimore erprobte auch<br />

einen lateralen Zugang für die minimalinvasive<br />

Technik. Hinsichtlich der Präzision hatten die<br />

meisten Arbeitsgruppen keine Probleme. L.<br />

Stuhlberg aus Chicago wies darauf hin, dass<br />

potenziell die minimalinvasive Technik tibial<br />

in eine Varusposition geschnitten wird <strong>und</strong><br />

dass bei zu kleinem, intramedulärem Stab die<br />

Femurkomponenten auch nicht präzise geschnitten<br />

werden. Dies ist sicherlich ein sehr<br />

18


NEWS<br />

wichtiger Aspekt, zumal sich die minimalinvasive<br />

Technik immer noch in der Weiterentwicklung<br />

befindet.<br />

Langzeitergebnisse bei mobilen<br />

<strong>und</strong> fixierten Plattformen<br />

Die wissenschaftliche Aufarbeitung von Langzeitergebnissen<br />

zwischen 10 <strong>und</strong> 20 Jahren zu<br />

den mobilen Plattformen (LCS) oder den<br />

fixierten Plattformen, auch posterior-stabilized,<br />

bestätigten die bisherigen Ergebnisse in<br />

den USA: Bei dem kleinen Klientel haben sich<br />

im Vergleich zu den großen Zahlen, die operiert<br />

wurden, natürlich sehr gute Ergebnisse<br />

bei über 90% der Patienten ergeben. Inwieweit<br />

die immense Zahl an nicht erfassten Prothesen<br />

dieses Bild verändern würde, sei<br />

dahingestellt.<br />

Polyaethylen-Abrieb<br />

Um die Untersuchung des Backside-Abriebs<br />

von Polyaethylen bei fixierten Plattformen<br />

wie auch bei mobilen Plattformen ging es in<br />

verschiedenen Beiträgen. Gerade bei fixierten<br />

Plattformen spielt der Abrieb doch eine Rolle<br />

bei der mittelfristigen Entwicklung der Osteolysen<br />

im Prothesenbereich.<br />

Biomechanische Untersuchungen, aber auch<br />

finite Elemente-Berechnungen im Hinblick auf<br />

die Belastungen bei den sogenannten Hyperflexprothesen<br />

geben Hinweise darauf, dass<br />

ein vermehrter Abrieb durch die exzessiv auftretenden<br />

Drücke bei maximaler Beugung<br />

entsteht.<br />

Einzelne Arbeitsgruppen empfehlen daher<br />

eine etwas stärkere Einbringung der femoralen<br />

Komponente in Außenrotation, um die<br />

Drücke zu senken. Das posterior-stabilized-<br />

Design mit pyramidalen Zapfen führt zu<br />

erheblichen Krafteinflüssen im Bereich des<br />

Zapfens, so dass auch hier das Design überdacht<br />

werden muss. Insgesamt erscheint das<br />

➔<br />

19


Kongress-Highlights<br />

Konzept hinsichtlich des Prothesendesigns<br />

noch nicht absolut ausgereift. Die klinischen<br />

Ergebnisse aus randomisierten Studien <strong>und</strong><br />

gerade auch die prospektiven Studien aus<br />

Singapur <strong>und</strong> Korea zeigen, dass die Beweglichkeit<br />

innerhalb von 2 Jahren effizient um 5<br />

bis 8° größer ist als bei den normalen Knieprothesen.<br />

Navigation<br />

Einige Vorträge amerikanischer Arbeitsgruppen<br />

beschäftigten sich mit der Navigation in<br />

der Knie-Endoprothetik. Hierbei gab es erwartungsgemäß<br />

auch Statements aus Europa.<br />

Die Botschaft bleibt unisono: Das optimale<br />

Alignment wird in den prospektiven Studien<br />

in der Sagittal- als auch in der Frontalebene<br />

präziser erreicht.<br />

Immer noch unbeantwortet ist die Frage, ob<br />

bei jedem Patienten ein absolut gerades Bein<br />

auch den funktionellen Gegebenheiten des<br />

Weichteilmantels entspricht. Nach der Diskussion<br />

um die gerade Beinachse wird der<br />

Kern der Weiterentwicklung in diesem Zusammenhang<br />

sein, was nun wirklich ein gut<br />

funktionierendes Knie ist, wenn es navigiert<br />

wird, <strong>und</strong> inwieweit die balanzierte Weichteilspannung<br />

hiermit auch verbessert werden<br />

kann.<br />

Insgesamt zeigten die Beiträge eine hohe<br />

Qualität. Interessant waren auch einzelne<br />

Aspekte <strong>und</strong> Innovationen wie z.B. die Messung<br />

für die tibiale Resektion in der Eminentia<br />

(10 bis 13 mm).<br />

Vorwiegend wurden bei dieser Veranstaltung<br />

jedoch der Mainstream <strong>und</strong> der Golden Standard<br />

etabliert <strong>und</strong> dargestellt.<br />

(Hans H. Pässler <strong>und</strong> Hajo Thermann)<br />


Verwaltungsnotizen<br />

NEWS<br />

Die Macht des Mondes<br />

Über den Zusammenhang von Mondphasen <strong>und</strong> Operationserfolg<br />

von Richard Voigt<br />

Es gibt Dinge zwischen Himmel <strong>und</strong> Erde, von<br />

denen wir nicht viel wissen.<br />

Vom Mond allerdings haben wir umfassende<br />

Kenntnisse. Sowohl die Zyklen, der Umfang,<br />

die Größe, selbst das Gewicht <strong>und</strong> die Schwerkraft<br />

<strong>und</strong> vieles mehr sind uns bekannt. Als<br />

gesichert gilt, dass der Mond durch seine Anziehungskraft<br />

unsere Gezeiten beeinflusst<br />

<strong>und</strong> darüber hinaus zur Stabilisierung der Erdachse<br />

beiträgt.<br />

Was bewirkt der Mond denn noch?<br />

Schon beim Zyklus der Frau ist der Zusammenhang<br />

möglicherweise in der zufälligen<br />

Gleichzeitigkeit zu sehen, wobei auch diese<br />

Zeitgleiche nur ungenau gegeben ist. Die<br />

Vermutungen über weitere Einflüsse bewegen<br />

sich zu einem hohen Prozentsatz in<br />

den Sphären von Esoterik <strong>und</strong> Aberglauben.<br />

Der Glaube aber an das Mystische besteht<br />

nicht erst seit Selene <strong>und</strong> Luna, sondern ist<br />

annähernd so alt wie die Menschheit selbst.<br />

H. Wohlgenannt [1] hat die alten „Mondregeln“<br />

in einem Buch zusammengefasst <strong>und</strong><br />

dieses Buch in der Tat auch gefüllt. Mondregeln<br />

sind im Volksglauben verhaftet, dabei<br />

sind sie unglaublich zahlreich <strong>und</strong> vielfältig.<br />

Erstaunlicherweise findet sich in den alten<br />

Sprüchen jedoch kaum ein Bezug zur Medizin.<br />

Das mag einerseits daran liegen, dass<br />

unsere Ahnen nicht in dem Ausmaß medizinisch<br />

behandelt oder gar operiert wurden<br />

wie es heute der Fall ist. Eine andere Erklärung<br />

wäre, dass der Einfluss des Mondes auf<br />

die Ges<strong>und</strong>heit von unseren Vorfahren realistischer<br />

gesehen wurde <strong>und</strong> deshalb kaum<br />

Hinweise existieren.<br />

Gleichwohl besteht die Bereitschaft bei fast<br />

allen Menschen, den Schritt von der Faszination<br />

zum Glauben an Mondeinflüsse zu vollziehen,<br />

in mehr oder weniger großem Maße<br />

<strong>und</strong> bildet einen dankbaren Nährboden für<br />

alle Mystiker, Druiden, Zauberer <strong>und</strong> esoterischen<br />

Prediger neuerer Zeit. Kein W<strong>und</strong>er,<br />

dass Schriften <strong>und</strong> Kalender über diesen Himmelskörper<br />

zu Bestsellern wurden.<br />

Werden die Mondphasen systematisiert, eingeteilt<br />

in Neumond, zunehmenden Mond,<br />

Vollmond <strong>und</strong> abnehmenden Mond, <strong>und</strong><br />

dazu besonders im alemannischen Sprachraum<br />

mit dem auf- <strong>und</strong> absteigenden Mond<br />

in Verbindung gebracht, so haben wir die<br />

Gr<strong>und</strong>lage für ein Sammelsurium an Lebensanleitungen.<br />

Nicht genug damit: Die Durchgangsphasen<br />

des Mondes durch alle zwölf<br />

Sternzeichen bilden eine reizvolle Varianz für<br />

allerhand Prognosen <strong>und</strong> ebenso für wortreichen<br />

Unsinn.<br />

Der Unglaub, in dem wir<br />

aufgewachsen, verliert,<br />

auch wenn wir ihn erkennen,<br />

darum doch seine Macht<br />

nicht über uns.<br />

Lessing 1779<br />

Nun sind ja wohl Haushalts- <strong>und</strong> Gartentipps,<br />

die von der Mondphase abgeleitet werden,<br />

kaum schädlich, auch wenn sie sich mal etwas<br />

unstimmig darstellen. Ebenso unverbindlich<br />

sind die Anleitungen zum Nägel- <strong>und</strong> Haareschneiden.<br />

Allenfalls die Friseure w<strong>und</strong>ern<br />

sich, wenn alle K<strong>und</strong>en an einem Tag kommen.<br />

Bedenklicher wird es schon, wenn die von den<br />

Mondphasen abgeleiteten Ratschläge beginnen,<br />

in unser ges<strong>und</strong>heitliches Wohlbefinden<br />

einzugreifen. Gerade deshalb ist es wichtig,<br />

den Einfluss des Mondes auf unsere Ges<strong>und</strong>heit<br />

<strong>und</strong> damit auch auf mögliche Operationstermine<br />

nachhaltig zu untersuchen.<br />

➔<br />

21


Verwaltungsnotizen<br />

Besonders die Studie von Edgar W<strong>und</strong>er <strong>und</strong><br />

Michael Schardtmüller aus dem Jahr 2002 [2]<br />

hat sich mit dieser Fragestellung eingehend<br />

befasst. Sie resultiert in der Aussage:<br />

„Es gibt gegenwärtig keine empirischen Belege,<br />

die die Auffassung stützen, die Mondphase<br />

oder die Stellung des Mondes in den Tierkreiszeichen<br />

korreliere mit wie auch immer gearteten<br />

Komplikationen bei Operationen!“<br />

Die Autoren steigen tief in die Historik des<br />

Mondglaubens ein <strong>und</strong> widerlegen minutiös<br />

besonders die Aussagen der Autoren Paungger<br />

<strong>und</strong> Poppe aus deren Buch „Vom richtigen<br />

Zeitpunkt – Die Anwendung des Mondkalenders<br />

im täglichen Leben“ (1994), in dem zahlreiche<br />

unbewiesene Allgemeinplätze zu Verhaltensregeln<br />

postuliert wurden.<br />

Ebenso sorgfältig wird die Andrews-Studie<br />

von 1960, die einen statistischen Nachweis<br />

der Mondeinflüsse beinhaltet, überprüft <strong>und</strong><br />

gleichzeitig widerlegt.<br />

Gerold et al. (1998) <strong>und</strong> MacDonald et al. (1994)<br />

untersuchten in ihren Studien die Einflüsse<br />

des Mondes auf Komplikationen bei Operationen.<br />

Sie konnten keinen signifikanten Einfluss<br />

des Mondes bestätigen. Diese Studien<br />

wurden mit gleicher Sorgfalt analysiert.<br />

Die kommentierte Literaturliste, von Edgar<br />

W<strong>und</strong>er zusammengestellt [3], beinhaltet<br />

einen Auszug aus über 600 wissenschaftlichen<br />

Studien zum Thema Mondeinflüsse.<br />

Hier eine Auswahl:<br />

– Menschen sind bei Vollmond nicht aggressiver<br />

als bei anderen Mondphasen auch (z.B.<br />

Durm & Hammons 1986, Forbes & Lebo 1977).<br />

– Die Zahl der Auto- <strong>und</strong> sonstigen Verkehrsunfälle<br />

(inkl. Trunkenheitsfahrten) hängt nicht<br />

von der Mondphase ab (z.B. Kelly et al. 1990,<br />

Templer et al. 1982),<br />

– genauso wenig wie der Drogenkonsum (z.B.<br />

Sharfman 1980).<br />

– Auch die Häufigkeit von Selbstmorden ist bei<br />

allen Mondphasen gleich (z.B. Lester 1979,<br />

Martin & Kelly 1992),<br />

– ebenso die Häufigkeit krimineller Delikte (z.B.<br />

Templer et al. 1983).<br />

– Dasselbe gilt für Verbrechen wie Mord <strong>und</strong><br />

Totschlag (z.B. Lester 1979); die in der Boulevardpresse<br />

häufig zitierte Studie von Lieber<br />

(1978), die hier Zusammenhänge gef<strong>und</strong>en<br />

haben wollte, hat sich als methodisch fehlerhaft<br />

erwiesen.<br />

– Weder die Zahl ärztlicher Notfälle noch die<br />

von Krankenhaus-Einlieferungen steht in Zusammenhang<br />

mit der Mondphase (z.B. Stair<br />

1978, Weiskott & Tripton 1975).<br />

K. Einhorn <strong>und</strong> E. Wuchterl [4] fassen 2003 in<br />

einem Internetaufsatz verschiedene Forschungsergebnisse<br />

über die Mondeinflüsse<br />

zusammen. Sie können anhand von Veröffentlichungen<br />

beweisen, dass der Mond weder<br />

auf aktive noch passive Lebensumstände des<br />

Menschen Einfluss hat. Dabei wurden Lebenserscheinungen<br />

wie Aggressionen, Depressionen,<br />

Autounfälle, Geburten u. v. m. angesprochen.<br />

Das Fazit dieser Untersuchung:<br />

„In zahlreichen Untersuchungen hat man versucht,<br />

sogenannte ‘lunare Effekte’ nachzuweisen<br />

bzw. von anderen Effekten zu trennen. Bis<br />

jetzt haben diese Studien allerdings nichts<br />

ergeben, was auf die oft geäußerte Wichtigkeit<br />

des Mondes für das Alltagsleben auch nur hindeutet."<br />

Demgegenüber wird unter http://www.vrz.<br />

net/mond/kraefte.html ohne Nennung eines<br />

Autors kühn behauptet:<br />

„Nach Aussagen zahlreicher Mediziner, Psychiater,<br />

Psychologen <strong>und</strong> Naturwissenschaftler<br />

fand man Auffälligkeiten zwischen dem Zyklus<br />

der Frau <strong>und</strong> dem Mondlauf, Geburtenhäufig-<br />

22


NEWS<br />

keit bei Voll- <strong>und</strong> Neumond (Klinikstatistiken),<br />

häufige Schlafstörungen <strong>und</strong> Fälle von Nachtwandlerei,<br />

erhöhte Aggressionen bei Vollmond;<br />

mehr Mord- <strong>und</strong> Selbstmordfälle, Notrufe <strong>und</strong><br />

Brandstiftungen sowie unterschiedliche Farbwahrnehmungen<br />

bei Vollmond <strong>und</strong> Neumond.“<br />

Nun kann man solchen Aussagen gegenüberstehen,<br />

wie man will, in den oben genannten<br />

Arbeiten werden fast alle samt <strong>und</strong> sonders<br />

widerlegt. Einzig einleuchtend ist die These<br />

der unterschiedlichen Farbwahrnehmung bei<br />

Voll- <strong>und</strong> Neumond. Erstaunlich, auf welchem<br />

Weg man zu der Erkenntnis gelangen kann,<br />

dass wir bei Licht andere Farben sehen als in<br />

der Dunkelheit!<br />

zusammen mit Esoterikartikeln angeboten<br />

wird. Im Verzeichnis „psilinks“ wurde der richtige<br />

Zeitpunkt zusammen mit Glücksbambus,<br />

Heilsteinen, Hellsehen, Kartenlegen <strong>und</strong> von<br />

führenden Hexen empfohlenem Räucherwerk<br />

angeboten.<br />

Sofern Sie, liebe Leserin, lieber Leser, immer<br />

noch Unsicherheit bezüglich der Mondeffekte<br />

haben sollten, so darf das folgende<br />

Zitat aus Paungger <strong>und</strong> Poppe [5] nicht fehlen:<br />

„Für chirurgische Eingriffe jeder Art – außer für<br />

Notoperationen – gilt: Je näher am Vollmond,<br />

desto ungünstiger... Alles was die Körperregion,<br />

die vom Tierkreiszeichen regiert wird, das der<br />

Mond gerade durchschreitet, besonders belastet<br />

oder strapaziert, wirkt schädlicher als an<br />

anderen Tagen...“<br />

Wenn nun bekannt ist, dass die Tierkreiszeichen<br />

vom Widder (Kopf) bis zu den Fischen<br />

(Füße <strong>und</strong> Zehen) absteigend jeweils einer<br />

Körperregion zugeordnet sind, kann man sich<br />

selbst ein fabelhaftes Mondhoroskop zusammenbasteln.<br />

Abschließend noch ein Hinweis für alle<br />

Jungforscher auf die erstaunliche Tatsache,<br />

dass die neuesten Veröffentlichungen zum<br />

Thema Mondeffekte im deutschen Sprachraum<br />

aus Österreich stammen. Dies sollte<br />

baldigst untersucht werden.<br />

richard.voigt@atos.de<br />

■<br />

Selbst wenn erschöpfend<br />

bewiesen ist, dass der Mond<br />

keinen Einfluss auf Operationen<br />

hat, wird in tausend Jahren<br />

noch darüber geschrieben<br />

<strong>und</strong> diskutiert werden.<br />

Literaturnachweis:<br />

[1] H. Wohlgenannt: Der Mond, Teutsch Verlag Bregenz, 1991<br />

[2] E. W<strong>und</strong>er, M. Schardtmüller: Moduliert der Mond die perioperative Blutungsgefahr <strong>und</strong> andere<br />

Komplikationsrisiken im Umfeld von chirurgischen Eingriffen? Zeitschrift für Anomalistik, Band 2, 2002<br />

[3] E. W<strong>und</strong>er, Kommentierte Literaturliste, www.anomalistik.de/mond.pdf<br />

[4] K. Einhorn, G. Wuchterl, 2003, www.astro. univie.ac.at/~wuchterl/Kuffner/mond/mondphasen.html<br />

[5] J. Paungger, T. Poppe, Vom richtigen Zeitpunkt, 1993<br />

In höchstem Maße interessant bei der Recherche<br />

zu diesem Artikel war die Tatsache,<br />

dass das Buch von Paungger <strong>und</strong> Poppe „Vom<br />

richtigen Zeitpunkt“ sehr häufig im Internet<br />

Diverse Internetadressen:<br />

http://www.gwup.org/themen/texte/mond/<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Mond<br />

http://www.anomalistik.de/sdm.shtml<br />

http://www.tpiweb.com/NewsBox/NB1999/1999050201.html<br />

http://www.paungger-poppe.com<br />

http://www.krone.at ➔ ges<strong>und</strong> & fit ➔ Mondkalender<br />

http://www.womenweb.de/astrosoul/kalender/mondkalender.html<br />

http://www.esoterik-fans.de/mond/impulse/ besonderes.htm<br />

23


<strong>Fachbeiträge</strong><br />

Jumper’s Knee<br />

- Eine Übersicht -<br />

von Carsten O. Tibesku <strong>und</strong> Hans H. Pässler<br />

Der Zusammenhang zwischen einem schmerzhaften Überlastungssyndrom der<br />

Patellaspitze <strong>und</strong> dem Volleyballsport wurde erstmals 1963 durch Maurizio beschrieben.<br />

Im Jahr 1973 wurde hierfür der Begriff „jumper’s knee“ durch Blazina geprägt.<br />

In den darauffolgenden Jahren fand sich in der internationalen Literatur eine Vielzahl<br />

von synonym verwendeten Begriffen. Zum Teil basierten sie aus heutiger Sicht auf<br />

falschen Annahmen der Pathogenese, wie z.B.: Patellaspitzensyndrom, patellar apicitis,<br />

patellar tendinitis, patellar tendonitis, patellar tendinosis u.ä.<br />

Heute werden unter dem Begriff des „jumper’s knee“ alle schmerzhaften chronischen<br />

Überlastungssyndrome im Bereich des Kniestreckapparates – also der Quadricepssehne,<br />

des proximalen oder distalen Patellapoles, der Patellarsehne oder der Tuberositas<br />

tibiae – subsumiert.<br />

Abb. 1:<br />

Klinisches Bild eines linksseitigen „jumper’s knee“<br />

bei einer 28-jährigen Volleyballspielerin; man<br />

beachte die im Seitenvergleich auffällige Schwellung<br />

über der proximalen linken Patellarsehne<br />

Epidemiologie<br />

Ätiologie <strong>und</strong> Pathogenese<br />

Verteilung der Schmerzsymptomatik<br />

In der Mehrzahl der Fälle (65%) treten die<br />

Schmerzen im Bereich des unteren Patellapoles<br />

oder der proximalen Patellarsehne auf,<br />

sie können aber auch im Bereich der Quadricepssehne<br />

oder des oberen Patellapoles (25%)<br />

<strong>und</strong> im Bereich der Tuberositas tibiae (bei 10%)<br />

liegen [14]. Bei bis zu 28% der Fälle tritt die<br />

Erkrankung beidseitig auf [7].<br />

Inzidenz <strong>und</strong> Prävalenz<br />

Ein „jumper’s knee“ kommt vermehrt bei den<br />

Sprungsportarten <strong>und</strong> nach plötzlicher Leistungssteigerung<br />

vor. Die Inzidenz ist abhängig<br />

von Leistungsniveau <strong>und</strong> Trainingshäufigkeit.<br />

Die klinische Symptomatik ist langwierig,<br />

tritt wiederholt auf <strong>und</strong> ist bei bis zu<br />

28% der Patienten beidseitig vorhanden. Bei<br />

den betroffenen Sportarten ist die Sprunghäufigkeit<br />

oft das verbindende Element. Beispiele<br />

hierfür sind Volleyball [5] <strong>und</strong> Basketball<br />

[5]. Allerdings sind auch Sportarten wie<br />

Fußball [31], Rennradfahren [2], Bodybuildung<br />

<strong>und</strong> Gewichtheben [20], Leichtathletik,<br />

Gymnastik, Balletttanz u.ä. betroffen [7, 31].<br />

Das „jumper’s knee“ wird hervorgerufen durch<br />

den kumulativen Effekt repetitiver Belastungen<br />

des Kniestreckapparates <strong>und</strong> stellt somit ein<br />

Überlastungssyndrom dar.<br />

Prädisponierende Faktoren<br />

Die prädisponierenden Faktoren für das „jumper’s<br />

knee“ lassen sich in intrinsische, d.h.<br />

durch den Körperbau bestimmte, <strong>und</strong> extrinsische,<br />

d.h. durch die Umgebungseinflüsse<br />

bestimmte Faktoren einteilen.<br />

Zu den intrinsischen Faktoren zählt zum einen<br />

das Alter. Während die Erkrankung im Alter<br />

unter 15 Jahren nur sehr selten auftritt, findet<br />

sich in der Altersgruppe über 15 Jahre eine<br />

gleichmäßige Verteilung [12]. Das Geschlecht<br />

scheint keinen entscheidenden Einfluss zu<br />

haben [12]. Auch hinsichtlich der Beinachse<br />

<strong>und</strong> der Femur- oder Tibiarotation konnte<br />

kein signifikanter Einfluss eruiert werden [12].<br />

Patienten, die wegen eines „jumper’s knee“<br />

behandelt wurden, hatten vermehrt einen Q-<br />

Winkel von über 15° [12], <strong>und</strong> bis zu 22% der<br />

Fälle hatten einen M. Osgood-Schlatter in der<br />

Vorgeschichte [10]. Auch bei einem Patella-<br />

hochstand (Patella alta) ist mit einer erhöhten<br />

Inzidenz zu rechnen [27]. Symptomatische<br />

Patienten haben eine verringerte anteroposteriore<br />

Kippung der Patella, obwohl<br />

Patienten mit unilateraler Beteiligung auch<br />

auf der asymptomatischen Gegenseite diese<br />

verringerte Kippung aufweisen [41]. Wenn<br />

eine Beinlängendifferenz vorliegt, ist das längere<br />

Bein häufiger betroffen [27]. Eine konstitutionelle<br />

Bandlaxität ist ein entscheidender<br />

Dispositionsfaktor [42], ebenso eine verminderte<br />

Dehnbarkeit der Muskulatur [26]. Bei<br />

Volleyballspielern konnte herausgearbeitet<br />

werden, dass diejenigen mit erhöhten vertikalen<br />

Bodenreaktionskräften, mit einem niedrigen<br />

kleinsten Winkel in der Landephase<br />

<strong>und</strong> mit einem erhöhten Tibiaaußenrotationsmoment<br />

in der Absprungphase eine<br />

höhere Inzidenz zeigen [35, 36]. Genauso<br />

unterscheiden sich Fahrradsportler mit einem<br />

„jumper’s knee“ in der Kinematik von asymptomatischen<br />

Sportlern [2].<br />

Zu den extrinsischen Faktoren zählt in erster<br />

Linie die Sprungfrequenz. Daher tritt das<br />

„jumper’s knee“ vor allem in den klassischen<br />

24


NEWS<br />

Sprungsportarten wie Basketball, Volleyball,<br />

Hoch-, Weit-, <strong>und</strong> Dreisprung auf [7, 12], findet<br />

sich aber auch vermehrt beim Gewichtheben<br />

[20] <strong>und</strong> Radfahren [2]. Daneben steigt die<br />

Inzidenz mit der Zahl der Trainingseinheiten<br />

pro Woche [3, 7, 12]. Ebenso führt das regelmäßige<br />

Spiel auf Asphalt oder Beton, wie es bei<br />

nordamerikanischen Amateurbasketballern<br />

häufig vorkommt, zu einer erhöhten Inzidenz<br />

gegenüber Hallenbasketballern [3].<br />

Pathologie<br />

Der Ort der chronischen Schädigung ist in der<br />

Regel die osteo-tendinöse Übergangszone.<br />

Hier geht die viscoelastische Sehne in den<br />

rigiden Knochen über. Aber auch die Sehne<br />

selbst kann Ort der Schädigung sein. Charakteristischerweise<br />

findet man den Degenerationsherd<br />

im posterioren Anteil der Sehne<br />

(Abb. 4). Makroskopisch unterscheidet man<br />

zwischen der noch reversiblen „mucoiden“<br />

<strong>und</strong> der irreversiblen „hyalinen“ Degeneration<br />

[25]. Wichtig ist, dass sich – entgegen früherer<br />

Vorstellungen – keine Entzündungszellen finden,<br />

aber eine Neovaskularisierung [25]. Nach<br />

Zusammenfassung der pathologischen Veränderungen<br />

handelt es sich entgegen der bisher<br />

gebräuchlichen Nomenklatur nicht um<br />

eine Entzündung, sondern um eine degenerative<br />

Erkrankung.<br />

Diagnostik<br />

Abb. 2:<br />

Sonografie:<br />

Infrapatellarer<br />

Longitudinalschnitt<br />

einer auf das<br />

doppelte verdickten<br />

Patellarsehne<br />

Anamnese<br />

In der Anamnese sollte gezielt nach Sprungsportarten<br />

u.ä. (s.o.) <strong>und</strong> deren Frequenz<br />

gefragt werden. Oftmals hat der Patient die<br />

Sportart erst seit kurzem aufgenommen oder<br />

die Trainingsintensität seit kurzem verstärkt.<br />

Für die Wahl der angemessenen Therapie sind<br />

die genaue Erhebung des Schmerzes in Relation<br />

zum Trainingszeitpunkt <strong>und</strong> die Beschwerdedauer<br />

(s.u.) von großer Bedeutung.<br />

Die typischen Symptome sind lokalisierte<br />

Schmerzen an der proximalen Patellarsehne.<br />

Sie treten bevorzugt bei sportlicher Betätigung<br />

auf, können aber in späteren Stadien<br />

auch dauerhaft sein. Zu Steifigkeit <strong>und</strong><br />

Schmerzen kommt es auch nach längerem<br />

Sitzen oder Autofahren.<br />

Klinische Untersuchung<br />

In der klinischen Untersuchung zeigt sich typischerweise<br />

eine Druckdolenz des unteren<br />

Patellapols <strong>und</strong> gelegentlich auch eine im<br />

Seitenvergleich sichtbare Schwellung (Abb. 1).<br />

Bei aktiver Extension gegen Widerstand treten<br />

die typischen Schmerzen auf. Die Überprüfung<br />

der muskulären Dehnbarkeit, der allgemeinen<br />

Bandlaxität sowie der Beinlängen<br />

<strong>und</strong> Beinachsen können Hinweise auf die<br />

Ätiologie liefern (s.o.).<br />

Bildgebende Verfahren, Sonografie <strong>und</strong> MRT<br />

Bei den bildgebenden Verfahren liefern immer<br />

noch die einfache Röntgenaufnahme in<br />

zwei Ebenen <strong>und</strong> zusätzliche Patellatangentialaufnahmen<br />

in 30° Beugung wertvolle Informationen.<br />

So lassen sich eine abnormale<br />

Stellung der Patella in der Sagittalebene<br />

(Patella alta/baja) <strong>und</strong> eine Patelladysplasie<br />

oder eine Patellalateralisation nachweisen.<br />

Auch eine vermehrte Ausziehung des Patellaunterpols<br />

ist zu erkennen.<br />

Weiterhin haben sich vor allem die Sonografie<br />

<strong>und</strong> die Kernspintomografie als hilfreich<br />

erwiesen.<br />

Die Sonografie ist die Standardmethode sowohl<br />

in der Diagnostik als auch bei der Verlaufskontrolle.<br />

Sie ist gekennzeichnet durch<br />

eine hohe Sensitivität, aber eine geringe<br />

Spezifität [8]. Die degenerativen Veränderungen<br />

des „jumper’s knee“ zeigen in der<br />

Sonografie eine Schwellung oder Verdickung<br />

der Sehne (Abb. 2), ein unregelmäßig begrenztes<br />

Peritendineum <strong>und</strong> eine heterogene Binnenstruktur<br />

(Abb. 3) [23, 30, 43]. Es existieren<br />

auch sonografische Klassifikationssysteme,<br />

die sich jedoch weder in der Therapieplanung<br />

noch in der wissenschaftlichen Literatur<br />

durchgesetzt haben [17, 23].<br />

Die Magnetresonanztomografie hat sich<br />

neben der Sonografie vor allem bei der Operationsindikation<br />

<strong>und</strong> -planung etabliert. Man<br />

findet typischerweise in Analogie zur Sonografie<br />

eine Verdickung der Sehne (Abb. 3) <strong>und</strong><br />

eine Signalanhebung in der Sehne (Abb. 4).<br />

Die MRT ist durch ihre gute Ortsauflösung<br />

sehr hilfreich bei der intraoperativen Lokalisation<br />

des Degenerationsherdes [4, 11, 18, 24,<br />

34].<br />

Die Projektionsradiografie dient in erster Linie<br />

dem Ausschluss von Differenzialdiagnosen<br />

(s.u.) <strong>und</strong> zeigt beim „jumper’s knee“ frühes-<br />

➔<br />

Abb. 3 a + b:<br />

Magnetresonanztomografie (MRT): Sagittaler Schnitt bei einem<br />

22-jährigen Patienten mit typischer Signalalteration im Bereich der<br />

proximalen Patellarsehne<br />

Abb. 4:<br />

MRT: Koronarer Schnitt der proximalen Patellarsehne<br />

bei demselben Patienten mit typischer Darstellung des<br />

Degenerationsherdes im dorsalen Anteil der Sehne<br />

25


<strong>Fachbeiträge</strong><br />

Abb. 5:<br />

Projektionsradiografie: Kalzifikationen<br />

im Bereich der Quadriceps- <strong>und</strong> Patellarsehne<br />

bei einem 45-jährigen Taxifahrer<br />

mit seit ca. 2,5 Jahren bestehender<br />

klinischer Symptomatik<br />

tens nach 6 Monaten Veränderungen im Sinne<br />

von unscharf begrenzten Dichteerhöhungen,<br />

Kalzifikationen oder Elongation des unteren<br />

oder oberen Patellapoles (Abb. 5).<br />

Die klinische <strong>und</strong> bildgebende Diagnostik<br />

sollte neben der Diagnosesicherung vor allem<br />

auf den Ausschluss der Differenzialdiagnosen<br />

zielen: Morbus Sinding-Larsen-Johanson (aseptische<br />

Nekrose des unteren Patellapoles),<br />

Morbus Osgood-Schlatter (aseptische Nekrose<br />

der Tuberositas tibiae), retropatellarer Knorpelschaden,<br />

Entrapment des Hoffa’schen<br />

Fettkörpers, symptomatische Plica synovialis,<br />

<strong>und</strong> die Bursites praepatellaris, infrapatellaris<br />

superficialis <strong>und</strong> infrapatellaris prof<strong>und</strong>a.<br />

Komplikationen<br />

Patellasehnenrupturen oder Quadricepssehnenrupturen<br />

gelten als Komplikationen der<br />

Degeneration des ansatznahen Sehnengewebes<br />

[39]. Auch ein knöcherner Sehnenausriss<br />

ist beschrieben worden [33].<br />

Stadieneinteilung<br />

Nach Blazina <strong>und</strong> Roels ist Grad 1 definiert als<br />

Schmerz nach Beendigung der Belastung,<br />

Grad 2 als Schmerz bei Beginn der Belastung,<br />

der nach der Aufwärmzeit verschwindet <strong>und</strong><br />

nach Beendigung wieder auftritt, Grad 3 als<br />

permanenter Schmerz, der zur Sportaufgabe<br />

zwingt, <strong>und</strong> Grad 4 als Patellasehnenruptur<br />

[3, 37].<br />

Therapie<br />

Prophylaxe<br />

Prophylaktische Maßnahmen zur Vermeidung<br />

eines „jumper’s knee“ sind der Tape-Verband<br />

<strong>und</strong> die weiche Sohle.<br />

Konservative Therapie<br />

Die konservative Therapie stellt das Mittel der<br />

Wahl bei Patienten in den Stadien 1-3 (s.o.)


NEWS<br />

Offene Operation zur Therapie<br />

des „jumper’s knee“:<br />

Abb. 6<br />

Abb. 7<br />

Abb. 6:<br />

Resektion des verdickten<br />

Peritendineums<br />

Abb. 7:<br />

Exzision des degenerativen Herdes;<br />

kleines Bild: Resektat<br />

Abb. 8:<br />

Resektion des unteren<br />

Patellapoles<br />

Abb. 9:<br />

Multiple longitudinale Inzisionen<br />

in Faserrichtung<br />

Abb. 8<br />

Abb. 9<br />

dar. In der Akutphase des Schmerzes kann die<br />

Ruhigstellung, ggf. auch im Oberschenkelr<strong>und</strong>gips,<br />

indiziert sein. Eine konsequente<br />

mindestens sechswöchige Sportpause ist in<br />

jedem Fall unerlässlich. Die systemische Gabe<br />

von nichtsteroidalen Antiphlogistika wird<br />

ebenfalls empfohlen [15]. In einer randomisierten<br />

<strong>und</strong> placebokontrollierten Studie<br />

konnte gezeigt werden, dass die ultraschallgestützte,<br />

peritendinöse Infiltration von<br />

Kortison sowohl die Schmerzsymptomatik als<br />

auch die Dicke der Sehne vermindert [16].<br />

Krankengymnastik wird zur Dehnung <strong>und</strong><br />

ekzentrischen Beübung der Quadricepsmuskulatur<br />

eingesetzt [22, 40]. Die Elemente der<br />

physikalischen Therapie sind einzeln oder in<br />

den verschiedensten Kombinationen möglich.<br />

Auf der Basis der klinischen Erfahrung<br />

werden Friktionsmassagen <strong>und</strong> Elektrostimulation<br />

angewendet [15]. Neben dem Ultraschall<br />

zählt auch die Hyperthermie zu den<br />

erfolgreichen Verfahren [19]. In den letzten<br />

Jahren hielt auch die extracorporelle Stoßwellentherapie<br />

Einzug in das Behandlungsregime<br />

des „jumper’s knee“ [28]. Unter dem<br />

Gesichtspunkt der evidenzbasierten Beurteilung<br />

ist die Iontophorese eine sinnvolle Ergänzung<br />

der traditionellen Physiotherapie<br />

[9].<br />

Nachdem der Dauerschmerz auch in Ruhe abgeklungen<br />

ist, kann der Patient mit dem Belastungsaufbau<br />

beginnen, <strong>und</strong> zwar mit<br />

einem adäquaten Aufwärmtraining bei Dehnung<br />

der Muskulatur der unteren Extremitäten<br />

[15] <strong>und</strong> der krankengymnastischen, ekzentrischen<br />

Kräftigung der Kniegelenksextensoren.<br />

Empfohlen wird zunächst auch die<br />

Aufnahme eines moderaten Trainings ohne<br />

Sprünge (Schwimmen, Radfahren, leichtes<br />

Joggen auf weichem Untergr<strong>und</strong>), bevor die<br />

sportartspezifische Belastung wieder aufgenommen<br />

wird [15].<br />

Chirurgische Therapie<br />

Die chirurgische Therapie des „jumper’s knee“<br />

stellt die ultima ratio bei Patienten mit Grad 3<br />

(s.o.) <strong>und</strong> nach einem langfristigen, frustranen<br />

konservativen Therapieversuch dar.<br />

Zwischen 8 <strong>und</strong> 42% der Patienten mit einem<br />

„jumper’s knee“ benötigen im Langzeitverlauf<br />

eine chirurgische Therapie [1, 13]. Die dargestellte<br />

Bildserie zeigt die Techniken, die sich<br />

am häufigsten in der Literatur finden [1, 6, 21,<br />

31, 37] <strong>und</strong> die zugleich nach Erfahrung der<br />

Autoren gute Ergebnisse lieferten:<br />

1. Resektion des Peritendineums (Abb. 6),<br />

2. Exzision des Degenerationsherdes (Abb. 7),<br />

3. Desinsertion des unteren Patellapoles<br />

(Abb. 8),<br />

4. Längsinzisionen im Faserverlauf (Tendoplastik)<br />

(Abb. 9).<br />

Die Erfolgsquoten der chirurgischen Therapie<br />

variieren zwischen 70 <strong>und</strong> 93% guter <strong>und</strong><br />

sehr guter Ergebnisse [1, 6, 21, 31, 37].<br />

Darüberhinaus konnte die chirurgische Therapie<br />

bereits erfolgreich endoskopisch durchgeführt<br />

werden [6, 38]. Dabei wird das Zentrum<br />

des Herdes mit einer Punktionskanüle markiert,<br />

die man anschließend bei der notwendigen<br />

Teilresektion des Hoffa’schen Fettkörpers<br />

mit dem Arthroskop sucht. Nach Johnson<br />

reicht die Resektion des in diesen Fällen meist<br />

osteophytär ausgezogenen Patellaunterpols<br />

mit einer Fräse, wobei gleichzeitig ein partielles<br />

Release der tiefen, zentralen Fasern der Pa-<br />

➔<br />

27


<strong>Fachbeiträge</strong><br />

Abb. 11:<br />

Arthroskopisches Bild nach Resektion des<br />

Patellaunterpols<br />

Abb. 13:<br />

Präoperatives MRT. Auf diesem sagitalen Schnitt<br />

einer fettunterdrückten Sequenz erkennt man<br />

gut den osteophytären Sporn am Patellaunterpol<br />

<strong>und</strong> den Degenerationsherd der Patellarsehne.<br />

Abb. 10:<br />

Präoperatives MRT. Auf diesem sagitalen Schnitt<br />

einer fettunterdrückten Sequenz erkennt man<br />

gut den osteophytären Sporn am Patellaunterpol<br />

<strong>und</strong> den Degenerationsherd der Patellarsehne.<br />

tellarsehne von den vorderen 5 mm der Oberfläche<br />

des Patellaunterpols erreicht wird.<br />

Johnson vermied seiner Studie gemäß jeglichen<br />

weiteren Eingriff an der Patellarsehne<br />

selbst. Seine Zwei-Jahresergebnisse sind mit<br />

einer Erfolgsrate von 90% sehr gut bis gut<br />

überzeugend. Wir haben Johnsons Technik<br />

bisher bei 19 Patienten, darunter mehrere<br />

Leistungssportler, erfolgreich angewandt.<br />

Die Patellarsehnenruptur bzw. die Quadricepssehnenruptur,<br />

die dem Grad 4 des „jumper’s<br />

knee“ entsprechen, bedürfen ebenfalls<br />

der chirurgischen Therapie. Hier erfolgt neben<br />

der Sehnennaht die Augmentation mittels<br />

Drahtcerclage <strong>und</strong> ggf. eine zusätzliche Immobilisation<br />

im Oberschenkelgips (Abb. 10).<br />

Zusammenfassung<br />

Abb.12:<br />

Intraoperatives Röntgenbild nach Polresektion<br />

Das „jumper’s knee“ ist definiert als Schmerz<br />

im Bereich des Kniestreckapparates, der auf<br />

eine chronische Überlastung zurückzuführen<br />

ist. Die Erkrankung hat eine erhöhte Inzidenz<br />

bei Sprungsportarten <strong>und</strong> ist abhängig von<br />

Trainingsfrequenz <strong>und</strong> Leistungsniveau. Der<br />

natürliche Verlauf ist protrahiert, rezidivierend<br />

<strong>und</strong> häufig bilateral auftretend.<br />

Die zugr<strong>und</strong>e liegende Ätiologie ist eine chronische<br />

Überlastung des Kniestreckapparates,<br />

die durch Sprungsportarten wie Volleyball,<br />

Basketball u.ä. <strong>und</strong> durch verschiedene intrinsische<br />

Dispositionen (Bandlaxität, Q-Winkel,<br />

Patellahöhenstand, Muskeldehnbarkeit, Art<br />

der Kraftentwicklung) ausgelöst wird. Sie ist<br />

aber auch durch extrinsische Dispositionen<br />

wie Trainingsfrequenz <strong>und</strong> -niveau sowie Bodenhärte<br />

bedingt.<br />

In der osteo-tendinösen Übergangszone der<br />

proximalen Patellarsehne treten die Symptome<br />

bevorzugt in Erscheinung. Histologische<br />

Untersuchungen der Sehne zeigten, dass es<br />

sich nicht um eine Entzündung, sondern um<br />

eine Degeneration handelt.<br />

In der Diagnostik stehen die typische Sportanamnese,<br />

der Untersuchungsbef<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />

die Sonografie im Vordergr<strong>und</strong>. Das MRT ist<br />

für die OP-Planung hilfreich, während Nativröntgen,<br />

CT <strong>und</strong> Szintigrafie eher der Ausschlussdiagnostik<br />

dienen.<br />

Die Therapie ist stadienorientiert <strong>und</strong> sollte<br />

zunächst mit einem konservativen Ansatz<br />

beginnen. Dies bedeutet zunächst eine Sportpause,<br />

Immobilisation, NSAR, paratendinöse<br />

Steroidinfiltrationen, Querfriktionsmassage,<br />

Elektrotherapie, Ultraschall <strong>und</strong> Stoßwellen.<br />

Anschließend kann mit dem Belastungsaufbau<br />

begonnen werden (moderates Training,<br />

adäquates Warm-up, Eiskühlung nach Aktivität,<br />

Muskeldehnung, exzentrische Quadricepsstärkung).<br />

Zur Prävention werden die<br />

Patellarsehnenbandage <strong>und</strong> weiche Einlagen<br />

empfohlen.<br />

Therapieresistenz macht bei bis zu 42% der<br />

Patienten eine chirurgische Lösung erfoderlich.<br />

Die Operation kann sowohl offen als<br />

auch arthroskopisch durchgeführt werden.<br />

Die chirurgischen Prinzipien beinhalten die<br />

Exzision des Paratenons, Exzision des Degenerationsherdes,<br />

Resektion des unteren Patellapols<br />

<strong>und</strong> longitudinale Inzisionen der Sehne.<br />

Die überwiegende Anzahl der Patienten ist<br />

nach chirurgischer Therapie schmerzfrei, aber<br />

eine Rückkehr zum Sport ist meist nur auf<br />

niedrigerem Niveau möglich.<br />

Literaturverzeichnis bei den Verfassern<br />

Dr. med. Hans H. Pässler<br />

Zentrum für Knie- <strong>und</strong> <strong>Fußchirurgie</strong>,<br />

Sporttraumatologie,<br />

ATOS-Klinik Heidelberg<br />

paessler@atos.de<br />

Dr. med. Carsten O. Tibesku<br />

Klinik <strong>und</strong> Poliklinik für Allgemeine<br />

Orthopädie,<br />

Universitätsklinikum Münster<br />

carsten@tibesku.de<br />

■<br />

28


<strong>Fachbeiträge</strong><br />

Untersuchung der Temperaturverhältnisse im<br />

Kniegelenk beim Skisport <strong>und</strong> beim Laufsport<br />

von Christoph Becher<br />

Forschungskooperation zwischen dem Zentrum<br />

für Knie- <strong>und</strong> <strong>Fußchirurgie</strong>/Sporttraumatologie <strong>und</strong><br />

dem Dipartimento di Ortopedia e Traumatologia,<br />

Università di Perugia<br />

Zwischen dem Zentrum für Knie- <strong>und</strong> <strong>Fußchirurgie</strong>/Sporttraumatologie<br />

(Pässler/Thermann) <strong>und</strong> dem Dipartimento di<br />

Ortopedia e Traumatologia, Università di Perugia (Prof. Cerulli)<br />

wurde eine Forschungskooperation ins Leben gerufen, denn<br />

das dortige biomechanische Labor mit dem Namen „Lets<br />

People Move” bietet hervorragende Forschungsmöglichkeiten.<br />

Im Rahmen des fünftägigen Aufenthaltes eines Heidelberger<br />

Forschungsteams unter Leitung von H.H. Pässler wurde im<br />

Januar 2005 eine experimentelle Studie zur Frage des intraartikulären<br />

Temperaturverhaltens unter Laufbelastung <strong>und</strong><br />

während des Skifahrens durchgeführt.<br />

Abb. 1<br />

Der Studie liegt folgende Frage zugr<strong>und</strong>e:<br />

Warum kommt es bei Kreuzbandverletzungen<br />

während des Skifahrens zu deutlich<br />

geringerem Anschwellen des Kniegelenkes<br />

<strong>und</strong> weniger Schmerzen als bei gleichen<br />

Verletzungen während eines Fußballspiels<br />

unter normalen Außentemperaturen?<br />

Pässler vermutet, dass dies an der deutlich<br />

niedrigeren intraartikulären Temperatur<br />

durch die kalten Außenbedingungen beim<br />

Skifahren liegen kann. Die Höhe des Energieimpaktes<br />

ist bei der jeweiligen Verletzung<br />

nach Auskunft führender MRT-Spezialisten<br />

bei beiden Sportarten vergleichbar, gemessen<br />

am Ausmaß des begleitenden Knochenmarködems<br />

(„bone bruise”). Bislang gibt es noch<br />

keine Untersuchungen über das intraartikuläre<br />

Temperaturverhalten des Kniegelenkes<br />

unter sportlicher Höchstbelastung bei unter-<br />

Abb. 2<br />

schiedlichen Außentemperaturen. Zur Überprüfung<br />

der Hypothese wurde in Heidelberg<br />

eine experimentelle Studie geplant, bei der<br />

von sechs Probanden mit einer in der Kreuzbandhöhle<br />

implantierten Temperatursonde<br />

die Temperaturveränderung jeweils beim<br />

Joggen <strong>und</strong> beim Skilaufen gemessen werden<br />

sollte. Ende Januar 2005 brach das vierköpfige<br />

Heidelberger Team, bestehend aus C.<br />

Becher, S. Feil, J. Springer <strong>und</strong> H.H. Pässler,<br />

nach Perugia auf, um mit dem dort ansässigen<br />

Team des Biomechanischen Labors (Abb.<br />

1) die folgenden Versuche durchzuführen:<br />

1. Messung der intraartikulären Temperatur<br />

sowie der Temperatur an der Haut oberhalb<br />

des Knies <strong>und</strong> am Brustbein<br />

a) während eines Dauerlaufes von einer<br />

St<strong>und</strong>e mit einem Tempo von 6,5 km/h <strong>und</strong><br />

b) während des Skifahrens innerhalb von<br />

mehreren St<strong>und</strong>en.<br />

2. Messung der Koordination <strong>und</strong> Stabilität<br />

des Kniegelenks vor <strong>und</strong> nach den Versuchen.<br />

30


NEWS<br />

Abb. 6<br />

Abb. 4<br />

Abb. 5<br />

den ersten 30 Minuten nur minimal. Hier ist<br />

in den noch ausstehenden Versuchen abzuklären,<br />

inwieweit eine sofortige Kälteapplikation<br />

mit Hilfe eines Kühl- <strong>und</strong> Kompressions-Systems<br />

(Cryo/Cuff®, Aircast, Abb. 6)<br />

eine schnellere Abkühlung bewirkt. Dies<br />

könnte für das Vorgehen in der unmittelbaren<br />

postoperativen Phase, nach Sportverletzungen<br />

oder auch in der Prävention von Verletzungen<br />

große Bedeutung haben.<br />

plett für unsere Gruppe reserviert, um die<br />

Abb. 3<br />

Versuchsdurchführung im Labor<br />

<strong>und</strong> auf der Skihütte<br />

Nach Implantation der Sonden durch den<br />

Versuchsleiter, H.H. Pässler, in den Bereich der<br />

Kreuzbänder (Abb. 2) wurden im ersten Teil<br />

der Studie die Probanden zuerst auf dem<br />

Laufband im Biomechanischen Labor belastet<br />

(Abb. 3). Dabei wurde in 10-minütigen Abständen<br />

die intraartikuläre sowie die Hauttemperatur<br />

oberhalb des Knies <strong>und</strong> am<br />

Brustbein gemessen. Zudem wurden vor <strong>und</strong><br />

nach der Versuchsdurchführung die Koordination<br />

<strong>und</strong> die Gelenkstabilität geprüft.<br />

Am folgenden Tag fuhr das Team zur Durchführung<br />

der Testserie beim Skifahren nach<br />

Forca Canapine, einem 1500 m hoch gelegenen<br />

kleinen Skiort in den nahegelegenen<br />

Abruzzen. Auf einer liftnah gelegenen Skihütte<br />

(Abb. 4) wurde das Obergeschoss kom-<br />

Versuchsreihe ungestört durchführen zu können.<br />

Nach Implantation der Thermosonden<br />

kamen die Skifahrer nach jeder Abfahrt zur<br />

Messung der Temperaturen in die Hütte zurück<br />

(Abb. 5). Die Bedingungen waren bei<br />

einer Außentemperatur von –3°C <strong>und</strong> Neuschnee<br />

in jeder Hinsicht perfekt.<br />

Knieerwärmung nach dem Joggen<br />

<strong>und</strong> Abkühlen beim Skifahren<br />

Die intraartikuläre Temperatur stieg unter der<br />

Laufbelastung bei Raumtemperatur signifikant<br />

an (von im Mittel 32,1 auf bis zu 38,0°C).<br />

Interessanterweise war dies beim Skifahren<br />

nicht zu beobachten. Bei zwei Probanden war<br />

hier sogar ein deutliches Absinken der Temperaturen<br />

bis auf 24,0°C zur erkennen. Bei den<br />

anderen Versuchsteilnehmern zeigte sich<br />

zwar kein deutliches Absinken, es gab allerdings<br />

auch keinen Anstieg der intraartikulären<br />

Temperatur. Unterschiede im Material der<br />

Skihosen scheinen hierbei eine Rolle zu spielen.<br />

Hochinteressant waren auch die Ergebnisse<br />

in der Nachbelastungsphase. Nach der<br />

Laufbelastung verringerte sich die bis auf<br />

38°C erhöhte intraartikuläre Temperatur in<br />

Zusammenfassend konnten in dieser bisher<br />

einmaligen Studie äußerst interessante Erkenntnisse<br />

gewonnen werden. Es bleiben<br />

allerdings noch einige Fragen offen, die in der<br />

weiteren Zusammenarbeit mit der Universität<br />

Perugia untersucht werden sollen.<br />

Neben harter Arbeit kam auch der Spaß nicht<br />

zu kurz (Abb. 7). Das Projekt wurde durch die<br />

Gastfre<strong>und</strong>lichkeit <strong>und</strong> Kompetenz des Teams<br />

um Prof. Cerulli zu einem absolut positiven<br />

Erlebnis.<br />

Dr. med. Christoph Becher<br />

becher.chris@web.de<br />

■<br />

Abb. 7<br />

31


<strong>Fachbeiträge</strong><br />

Hüftendoprothetik bei aktiven Patienten<br />

Golden Standard – Weiterentwicklungen – Modetrends<br />

von Gerhard Scheller<br />

Der nachfolgende Artikel stellt langfristig<br />

bewährte <strong>und</strong> entsprechend dem Stand<br />

der Technik konsequent weiterentwickelte<br />

Hüftprothesen vor. Darüber hinaus werden<br />

neue Implantate <strong>und</strong> aktuelle hüftchirurgische<br />

Trends angesprochen.<br />

Goldener Standard ist bei aktiven Patienten<br />

mit entsprechend guter Knochenqualität die<br />

zementfreie Implantation einer Hüftgelenksprothese.<br />

Diese besteht entweder aus einem<br />

Hüftschaft mit einer hochfesten Titanschmiedelegierung<br />

<strong>und</strong> einer hemisphärischen<br />

Press-fit Pfanne oder einer Schraubpfanne,<br />

ebenfalls aus Titan (Abb. 1).<br />

Abb. 1:<br />

Zementfreie Hüftprothese bds.<br />

bei 56-jährigem Patienten, mit CLS-Schaft <strong>und</strong><br />

MPF-Press-fit Pfanne<br />

Von diesen erfolgreichen Prothesentypen<br />

sind hohe Standzeiten <strong>und</strong> sehr gute klinische<br />

Langzeitergebnisse in zahlreichen Studien<br />

nachgewiesen.<br />

Die aufgerauten oder porös gestalteten Titanoberflächen<br />

ermöglichen eine sichere <strong>und</strong><br />

dauerhafte Verankerung der zementfreien<br />

Implantate im Knochen durch Osteointegration,<br />

d.h. ein Knochenanwachsen <strong>und</strong> Knocheneinwachsen<br />

erfolgt direkt an den bzw. in die<br />

Oberflächenstrukturen des Implantats (Abb. 2).<br />

Seit 1984 werden die in den Abb. 1 <strong>und</strong> 3<br />

gezeigten zementfreien Hüftschäfte eingesetzt<br />

<strong>und</strong> klinisch kontrolliert. Limitierend<br />

hinsichtlich ihrer Standzeiten waren bis vor<br />

wenigen Jahren die durch Polyäthylen-Abriebpartikel<br />

des Pfanneneinsatzes ausgelösten<br />

Knochenauflösungen an der Grenzfläche<br />

zwischen Implantat <strong>und</strong> Knochen <strong>und</strong> die dadurch<br />

bewirkten aseptischen Implantatlockerungen.<br />

Im Hinblick auf das Abriebverhalten stehen<br />

uns seit einigen Jahren optimierte Gleitpaarungen<br />

mit bis zu 98% reduziertem Abrieb<br />

zur Verfügung. Es gibt die Kombinationen<br />

Metall gegen hochvernetztes Polyäthylen,<br />

Metall gegen Metall, Keramik gegen hochvernetztes<br />

Polyäthylen <strong>und</strong> Keramik gegen Keramik<br />

zwischen künstlichem Hüftkopf <strong>und</strong><br />

Pfanneneinsatz in der Titanschale.<br />

Abb. 3:<br />

Zementfreie<br />

Hüftprothese mit<br />

Keramikeinsatz in der<br />

Press-fit-Pfanne <strong>und</strong><br />

mit Keramikkopf<br />

Abb. 2:<br />

Mikroskopisches<br />

Bild der direkten<br />

knöchernen Einheilung<br />

der porösen<br />

Titanoberfläche<br />

einer Hüftpfanne<br />

(schwarz: Titan;<br />

grün: vitaler<br />

Knochen)<br />

Die Metall-Metall-Paarung aus Kobalt-Chrom<br />

Legierungen halte ich zum einen wegen der<br />

Möglichkeit der Allergieauslösung, zum anderen<br />

wegen der deutlichen Belastung des<br />

Prothesenträgers mit potenziell toxischen<br />

Kobalt- <strong>und</strong> Chrom-Ionen aus den Abriebpartikeln<br />

für problematisch. Der geringste Abrieb<br />

resultiert aus der Keramik-Keramik-Gleitpaarung<br />

(Abb. 3). Soweit bekannt sind die Keramikabriebpartikel<br />

zusätzlich bioinert, d.h. sie<br />

rufen keinerlei Reaktion im Körper oder am<br />

Knochen hervor.<br />

Der im Röntgenbild (Abb. 1) gezeigte, seit 1984<br />

über 340.000mal implantierte CLS-Hüftschaft<br />

steht mit dem ursprünglichen Schenkelhalsschaftwinkel<br />

von 145 Grad, seit 1997<br />

32


NEWS<br />

Abb. 4:<br />

CLS-Schaft <strong>und</strong> Formraspel mit den drei<br />

möglichen Schenkelhalswinkeln<br />

mit 135 Grad <strong>und</strong> seit Ende 2004 auch mit 125<br />

Grad zur Verfügung (Abb. 4). Durch diese<br />

Weiterentwicklung ist eine sehr gute Anpassung<br />

an die jeweiligen anatomischen Gegebenheiten<br />

bzw. eine anatomisch korrekte<br />

Rekonstruktion der Hebel- <strong>und</strong> Längenverhältnisse<br />

des zu ersetzenden Hüftgelenks<br />

problemlos möglich.<br />

In den letzten Jahren sind so genannte minimalinvasive<br />

Operationstechniken <strong>und</strong> neue,<br />

„knochensparende“ Implantate in den Mittel-<br />


<strong>Fachbeiträge</strong><br />

Abb. 5:<br />

Druckscheibenprothese<br />

nach<br />

Weber/Huggler<br />

Heidelberger<br />

Sonographiekurse<br />

PD Dr. Gruber:<br />

Stütz- <strong>und</strong> Bewegungsorgane<br />

nach den Richtlinien der DEGUM,<br />

DGOOC <strong>und</strong> der KBV (§ 6)<br />

Abb. 6:<br />

Oberflächenersatzprothese<br />

des Hüftgelenks<br />

nach McMinn<br />

Leitung Priv.-Doz. Dr. med. Gerd Gruber<br />

DEGUM-Seminarleiter<br />

Gr<strong>und</strong>kurs:<br />

15. <strong>und</strong> 16.10.2005<br />

(einschließlich Säuglingshüfte)<br />

Abschlusskurs:<br />

19. <strong>und</strong> 20.11.2005<br />

Auskunft <strong>und</strong> Anmeldung:<br />

Martina Stöhr - Sekretariat<br />

Tel: 06221 - 983 144<br />

Fax: 06221 - 983 159<br />

e-mail: sono@atos.de<br />

ATOS Praxisklinik<br />

Bismarckstr. 9 - 15<br />

69115 Heidelberg<br />

punkt des Interesses gerückt. Um die Druckscheibenprothese<br />

(Abb. 5) ist es wegen implantatspezifischer<br />

Probleme bereits wieder<br />

deutlich ruhiger geworden. Zur Zeit stehen<br />

durch Medien- <strong>und</strong> Industriedruck – ausgehend<br />

von den USA – sog. „Kurzprothesen“<br />

<strong>und</strong> vor allem die Oberflächenersatzprothesen<br />

(Abb. 6) im Vordergr<strong>und</strong>.<br />

Mit den Oberflächenersatzprothesen wird die<br />

alte Idee des Wagner-Cups aus den 70er<br />

Jahren wieder aufgegriffen. Damals wurde<br />

der Hüftkopf ebenfalls durch eine zementierte<br />

Metallkappe ersetzt, die natürliche Hüftgelenkspfanne<br />

durch eine dünnwandige,<br />

zementierte PE-Pfanne. Bei den meisten<br />

Modellen der aktuellen Oberflächenersatzprothesen<br />

wird eine metallene Kopfkappe<br />

über dem zurechtgefrästen Hüftkopf ebenfalls<br />

wieder zementiert. Die Metallpfanne<br />

wird zementfrei verankert. Als Argument für<br />

diese Art von Hüftprothesen wird von den<br />

Befürwortern u.a. angeführt, dass diese den<br />

Schenkelhals teilweise erhalten, dadurch knochensparend<br />

seien <strong>und</strong> eine später erforderliche<br />

Wechseloperation somit erleichtern<br />

würden. Daher seien diese Prothesen vor<br />

allem für jüngere, aktive Patienten geeignet.<br />

Die Oberflächenersatzprothesen sind zur Zeit<br />

nur mit der Metall-Metall Gleitpaarung realisiert.<br />

Neben den bereits genannten gr<strong>und</strong>sätzlichen<br />

Bedenken gegenüber dieser Gleitpaarung<br />

ist das Langzeitverhalten der Grenzflächen<br />

zwischen Zement <strong>und</strong> Knochenlager<br />

im Bereich der Kopfkappe kritisch zu be-<br />

34


obachten. Auch die Problematik des<br />

Auftretens von Hüftkopfnekrosen unter der<br />

Kopfkappe – bei den historischen Wagner-<br />

Cups eine häufige Versagensursache – ist<br />

wahrscheinlich nicht gelöst.<br />

Die publizierten Ergebnisse zu den neuen Prothesentypen<br />

sind allenfalls mittelfristig <strong>und</strong><br />

der Großteil der Arbeiten ist vom Studiendesign<br />

her wenig überzeugend. Die Langzeitbewährung<br />

dieser Implantate fordert jedoch<br />

einen sehr hohen Prozentsatz an guten <strong>und</strong><br />

sehr guten Ergebnissen, wie man sie von<br />

bewährten Implantaten als „Goldener Standard“<br />

erwarten kann. Diese Bewährung steht<br />

noch aus.<br />

Wie bei den klassischen operativen Zugängen<br />

zum Hüftgelenk zur Implantation einer Prothese<br />

werden bei den minimalinvasiven oder<br />

minimiert-invasiven Zugängen ebenfalls unterschiedliche<br />

Vorgehensweisen propagiert.<br />

Neben einem hinteren, einem seitlichen <strong>und</strong><br />

einem vorderen minimalinvasiven Zugang<br />

wird auch ein Zugang über zwei getrennte<br />

Schnitte vorgeschlagen. Gemeinsame Argumente<br />

für die minimalinvasiven Zugänge<br />

sind die bessere Schonung der Muskulatur,<br />

die geringere Belastung des Patienten durch<br />

ein geringeres Operationstrauma <strong>und</strong> damit<br />

eine schnellere Rehabilitation.<br />

Dieser Ansatz ist auf alle Fälle positiv <strong>und</strong><br />

bringt dem Patienten Vorteile. Potenzielle<br />

Gefahren der kleineren Schnitte sind zum<br />

einen eine schlechtere Sicht <strong>und</strong> Orientierung<br />

im OP-Gebiet <strong>und</strong> zum anderen das erhöhte<br />

Risiko der Fehlpositionierung der Prothesenkomponenten.<br />

Erste kritische Publikationen berichten denn<br />

auch über einen erhöhten Prozentsatz von<br />

fehlpositionierten Pfannen. Bei einem alleinigen<br />

vorderen Zugang bzw. bei der Zwei-<br />

Schnitt-Technik mit einem der Schnitte an der<br />

Vorderseite des Hüftgelenks kommt es außerdem<br />

zu deutlich erhöhten Komplikationsraten<br />

hinsichtlich einer Schädigung der Hautnerven,<br />

die die Vorderseite des Oberschenkels<br />

versorgen. Um diese für den Patienten sehr<br />

unangenehme Komplikation zu vermeiden<br />

erscheint es mir sinnvoll, den bewährten <strong>und</strong><br />

gewohnten Zugang zum Hüftgelenk zu minimieren<br />

<strong>und</strong> die Weichteile <strong>und</strong> die Muskulatur<br />

so schonend wie möglich zu behandeln.<br />

Angesichts des hohen Schwierigkeitsgrades<br />

der minimalinvasiven Operationstechniken<br />

sollte die größtmögliche operative Erfahrung<br />

vorhanden sein, um die voraussehbaren Probleme<br />

<strong>und</strong> Komplikationen gering zu halten.<br />

Zusammenfassung: Ein konventioneller, klinisch<br />

bewährter zementfreier Hüftprothesentyp<br />

unter Verwendung einer abriebarmen,<br />

biokompatiblen Gleitpaarung, implantiert<br />

durch einen erfahrenen Operateur in einer<br />

minimiert-invasiven Technik, lässt ein geringes<br />

operatives Trauma, eine rasche Mobilisierung<br />

<strong>und</strong> Rehabilitation <strong>und</strong> eine Standzeit<br />

der Prothese von deutlich über 15 bis 20<br />

Jahren bei einer minimalen Komplikationsrate<br />

erwarten. Die behaupteten Vorteile der<br />

„modernen“ Implantate müssen nicht nur<br />

kurzfristig, sondern auch mittelfristig <strong>und</strong><br />

langfristig erst noch nachgewiesen werden.<br />

Die den Patienten weniger belastenden minimiert-invasiven<br />

Operationstechniken sind<br />

sicherlich sinnvoll <strong>und</strong> stellen keinen kurzzeitigen<br />

Modetrend dar. Die so genannten knochensparenden<br />

neuen Implantate sind dagegen<br />

kritisch zu betrachten. Nach meiner<br />

Einschätzung werden sie mittel- <strong>und</strong> langfristig<br />

die Erfolgsquote der bewährten klassischen<br />

Hüftprothesenmodelle nicht erreichen.<br />

PD Dr. med. Gerhard Scheller<br />

Praxis für Orthopädische Chirurgie,<br />

Hüft- <strong>und</strong> Knieendoprothetik,<br />

Wirbelsäulenchirurgie<br />

scheller@atos.de<br />


<strong>Fachbeiträge</strong><br />

Wie sicher ist die arthroskopische<br />

Rotatorenmanschettennaht?<br />

Eine prospektive MRT - Untersuchung<br />

von Dennis Liem, Petra Magosch, Sven Lichtenberg<br />

<strong>und</strong> Peter Habermeyer<br />

Die Sehnennaht in arthroskopischer Technik entwickelt sich immer mehr zur Standardtherapie<br />

der Rotatorenmanschettenruptur. Während gute klinische Ergebnisse<br />

dieser Technik vorliegen, fehlen jedoch Erkenntnisse zur postoperativen Integrität der<br />

rekonstruierten Sehne <strong>und</strong> zum Einfluss von möglichen Re-Rupturen auf das klinische<br />

Ergebnis. Zur Klärung der Re-Rupturrate wurden in einer prospektiven Untersuchung<br />

32 Patienten mindestens 2 Jahre nach arthroskopischer Rotatorenmanschettennaht<br />

klinisch <strong>und</strong> kernspintomografisch nachuntersucht.<br />

In den letzten Jahren ist es zu einer Umstellung<br />

bei der Behandlung von Rotatorenmanschettenrupturen<br />

von der offenen auf die<br />

arthroskopische Technik gekommen. Durch<br />

die zunehmende Erfahrung der Operateure<br />

<strong>und</strong> die Entwicklung von speziellen arthroskopischen<br />

Instrumenten können nun auch<br />

ausgedehnte Rupturen rein arthroskopisch<br />

versorgt werden. Die arthroskopische Rekonstruktion<br />

der Rotatorenmanschette ist ein<br />

technisch anspruchsvolles Verfahren, welches<br />

viel Übung vom Operateur verlangt. Bei entsprechender<br />

Beherrschung bietet diese Technik<br />

dann aber eine Reihe von Vorteilen gegenüber<br />

der klassischen offenen oder der so genannten<br />

mini open-Technik:<br />

Schonung des M. deltoideus<br />

Bei der klassischen offenen Technik muss für<br />

die Akromioplastik der Vorderrand des M. deltoideus<br />

abgelöst werden. Dies führt, neben<br />

der seltenen Komplikation der Deltoidinsuffizienz,<br />

zu einer verlängerten Rehabilitationsdauer,<br />

da neben der Heilung der Rotatorenmanschette<br />

auch die Heilung des Deltoideus<br />

abgewartet werden muss.<br />

Diagnostische Arthroskopie<br />

Durch die diagnostische Arthroskopie können<br />

potenzielle intraartikuläre Begleitschäden<br />

der Schulter, wie z.B. Läsionen der langen<br />

Bicepssehne oder des Bicepssehnenankers<br />

(SLAP-Komplex), diagnostiziert <strong>und</strong> therapiert<br />

werden. Außerdem erleichtert die arthroskopische<br />

Technik das Release (Lösen von<br />

Verwachsungen) der zu rekonstruierenden<br />

Sehne.<br />

Erleichterung der postoperativen<br />

Rehabilitation<br />

Die arthroskopische Technik bietet in der<br />

Regel eine schnellere postoperative Erholung<br />

mit geringeren Schmerzen für den Patienten<br />

sowie eine zügigere Einleitung der Rehabilitationsphase.<br />

Es finden sich auch Hinweise in<br />

der Literatur, dass eine postoperative frozen<br />

shoulder seltener vorkommt.<br />

Untersuchung der Re-Rupturrate:<br />

Von Langzeitstudien über die offene Rekonstruktion<br />

von Rotatorenmanschettenrupturen<br />

ist bekannt, dass ein Teil der rekonstruierten<br />

Sehnen im Langzeitverlauf wieder reißt.<br />

Dieser Anteil wird in der Literatur mit 30 bis<br />

40% angegeben, wobei die klinischen Ergebnisse<br />

<strong>und</strong> die Patientenzufriedenheit trotzdem<br />

gut sind.<br />

Die durchgeführte Studie soll nun Aufschluss<br />

über die Re-Rupturrate <strong>und</strong> deren Einfluss auf<br />

das klinische Ergebnis nach Versorgung von<br />

Rotatorenmanschettenrupturen in arthroskopischer<br />

Technik geben.<br />

Wir untersuchten insgesamt 32 Patienten<br />

mindestens zwei Jahre nach arthroskopischer<br />

Rotatorenmanschettenrekonstruktion. Dabei<br />

wurden die Patienten nicht nur einer ausführlichen<br />

Anamnese <strong>und</strong> einer klinischen Untersuchung<br />

unterzogen, sondern auch einer<br />

Kernspintomografie (MRT) der operierten<br />

Schulter. Dadurch war eine nicht invasive Beurteilung<br />

der Schulter ohne Schmerzen oder<br />

Strahlenbelastung möglich. Zur Beurteilung<br />

der klinischen Schulterfunktion wurde der<br />

Constant Score angewandt, der die Parameter<br />

Schmerz, Aktivitäten des täglichen Lebens,<br />

Beweglichkeit <strong>und</strong> Kraft misst.<br />

Ergebnisse<br />

Es wurden 18 Männer <strong>und</strong> 14 Frauen im Alter<br />

zwischen 47 <strong>und</strong> 69 Jahren (Durchschnittsalter<br />

60,3 Jahre) untersucht.<br />

Insgesamt konnte bei den Patienten eine signifikante<br />

Verbesserung aller Einzelparameter<br />

erreicht werden:<br />

● Schmerz von 5,8 auf 14,2;<br />

● Aktivitäten des täglichen Lebens (ADL) von<br />

10,6 auf 19,5;<br />

● Beweglichkeit von 30,1 auf 39,0 <strong>und</strong><br />

● Kraft von 6,7 auf 12,9.<br />

36


NEWS<br />

Abb. 1:<br />

Prä- <strong>und</strong> postoperative<br />

klinische Daten der<br />

Patienten<br />

Abb. 2:<br />

Patienten mit intakter<br />

Sehne vs. Patienten<br />

mit Re-Ruptur<br />

Abb. 3:<br />

Postoperative Re-Ruptur im MRT<br />

(Schrägcoronare Schicht, STIR Sequenz)<br />

Der Gesamt-Constant Score verbesserte sich<br />

von 53,0 auf 85,7 (Abb. 1).<br />

Bei allen Patienten wurde auch die gegenseitige<br />

Schulter untersucht, um das Operationsergebnis<br />

in Relation zu setzen. Dabei erreichten<br />

die Patienten 95,06% des Constant Score<br />

<strong>und</strong> 85,88% der Kraft der ges<strong>und</strong>en Gegenseite.<br />

Im MRT wurden 6 Re-Rupturen nachgewiesen<br />

(19,4%). Bei gleich hoher subjektiver Zufriedenheit<br />

war das Ergebnis in dieser Gruppe<br />

signifikant schlechter bezüglich Kraft (7,3 vs.<br />

14,2; p


<strong>Fachbeiträge</strong><br />

Vereinfachter Zugang zur Gelenkpfanne<br />

bei der Schultertotalprothese<br />

von Peter Habermeyer, Petra Magosch, Sven Lichtenberg<br />

Der Erfolg des Schultergelenkersatzes hängt neben der korrekten Indikationsstellung<br />

<strong>und</strong> der richtigen Implantatwahl von der operativen Technik mit einem gewebeschonenden<br />

Weichteilmanagement <strong>und</strong> -balancing ab. Ein übersichtlicher Zugang<br />

ermöglicht die korrekte Implantatpositionierung <strong>und</strong> ist somit Gr<strong>und</strong>stein zum erfolgreichen<br />

Gelenkersatz. Typischerweise wird die Omarthrose von einer Kontraktur des<br />

M. subscapularis sowie einer anterioren Kapselkontraktur begleitet, die bei der<br />

Prothesenimplantation mitbehandelt werden muss. Ziel des Subscapularis- <strong>und</strong> des<br />

Kaspelreleases ist die Wiederherstellung der freien Rotation, die Wiederherstellung<br />

einer ausgeglichenen antero-posterioren Weichteilbalance, die Rezentrierung des<br />

Humeruskopfes, der sichere Subscapularisverschluss sowie eine übersichtliche Glenoidexposition<br />

zur korrekten Pfannenpräparation <strong>und</strong> Glenoidpositionierung.<br />

Als klassischen Zugangsweg zum Schultergelenk<br />

verwenden wir den deltoideopectoralen<br />

Zugang. Nach stumpf-digitaler Mobilisation<br />

des M. deltoideus vom Humerus <strong>und</strong> zirkulärer<br />

Mobilisation der Rotatorenmanschette<br />

von der vorderen bis zur hinteren Achsellücke<br />

erfolgt der Subscapularisrelease mit kompletter<br />

Ablösung von sehnigem <strong>und</strong> muskulärem<br />

Anteil unter Ausnutzung der vollen Sehnen<strong>und</strong><br />

Muskellänge in Kombination mit einer<br />

humeral- <strong>und</strong> glenoidalseitigen sog. bifokalen<br />

Kapsulotomie (Abb. 1 <strong>und</strong> 2). Werden zunächst<br />

die A. <strong>und</strong> V. circumflexa humeri am Unterrand<br />

des M. subscapularis ligiert, beginnt die<br />

Subscapularisablösung mit der Eröffnung des<br />

Rotatorenintervalls <strong>und</strong> der Durchtrennung<br />

des Ligamentum coracohumerale. Anschließend<br />

löst man die laterale Subscapularissehne<br />

gemeinsam mit der darunterliegenden<br />

Gelenkkapsel komplett entlang des Sulcus<br />

intertubercularis vom Tuberculum minus bis<br />

zum Ansatz der Latissimus dorsi Sehne ab.<br />

Vom proximalen Humerus wird der Subscapularissehnenansatz<br />

subperiostal bis zu den<br />

epiphysären Kranzosteophyten abgeschoben<br />

<strong>und</strong> der inferiore Kapselansatz von kaudallateral<br />

freipräpariert. Die basisnahe humerale<br />

Kapsulotomie wird nun bis zum hinteren<br />

Halsbereich (9 Uhr-Position rechte Schulter)<br />

fortgesetzt.<br />

Unterhalb der Coracoidbasis beginnt die glenoidale<br />

semizirkuläre Ablösung der Gelenkkapsel<br />

unter Schonung des Labrum glenidale<br />

entlang des vorderen unteren Pfannenrandes<br />

bis nach dorsal in Höhe der 7-Uhr-Position mit<br />

der Durchtrennung des IGHL-Komplexes einschließlich<br />

des posterioren Bandes. Bei sehr<br />

kontrakter Situation inzidiert man auch den<br />

Ansatz des Caput longum des M. triceps unterhalb<br />

der Kapsel im Bereich des Tuberculum<br />

infraglenoidale.<br />

➔<br />

Abb. 1:<br />

Ablösung der Subscapularissehne mit der Kapsel vom Humerusschaft<br />

38<br />

Abb. 2:<br />

Glenoidseitige Kapsulotomie<br />

Illustrationen von Rüdiger Himmelhan, Atelier Kühn,<br />

Handschuhsheimer Landstr. 71, 69121 Heidelberg.


<strong>Fachbeiträge</strong><br />

Prä- <strong>und</strong> post-operatives aktives Bewegungsausmaß<br />

Abb. 3:<br />

Medialisierte Refixierung der Subscapularissehne am anatomischen Hals<br />

Der M. subscapularis wird nun subfascial in einer idiopathischen Omarthrose. Für 87 Patienten,<br />

die wegen einer idiopathischen Omarth-<br />

der Fossa subscapularis mobilisiert. Weist die<br />

lange Bicepssehne in ihrem intraartikulären rose einen Schultergelenksersatz erhielten,<br />

Verlauf Läsionen auf, so wird sie mittels liegt ein Mindestnachuntersuchungszeitraum<br />

Durchstechungsnähten im Sulcus intertubercularis<br />

am Lig. transversum fixiert <strong>und</strong> der Jahre). Die Patienten waren bei der Prothesen-<br />

von 1 Jahr vor (1 bis 6 Jahre; Durchschnitt 2,5<br />

intraartikuläre Anteil reseziert.<br />

implantation durchschnittlich 67 Jahre alt.<br />

Als Teil der Subscapularissehnenverlängerung Bei 33 Patienten betrug die Außenrotation<br />

ist auch die Refixation nach erfolgter Prothesenimplantation<br />

anzusehen. Durch die late-<br />

minus 5 bis 5°/ Gruppe 1). Bei 27 Patienten lag<br />

präoperativ weniger als 0 Grad (Durchschnitt:<br />

rale Ablösung der Sehne am Sulcus intertubercularis<br />

vom Tuberculum minus <strong>und</strong> die <strong>und</strong> 20° (Durchschnitt: 13,3°/ Gruppe 2) <strong>und</strong><br />

die präoperative Außenrotation zwischen 1°<br />

mediale Refixation am anatomischen Hals bei weiteren 27 Patienten wurde präoperativ<br />

erzielt man einen Längengewinn von etwa 1,5 eine Außenrotation über 20° gemessen<br />

bis 2 cm, so dass bei einer Gesamtverlängerung<br />

des M. subscapularis von etwa 2 cm Insgesamt wurde durch die Prothesenim-<br />

(Durchschnitt: 37,2°/ Gruppe 3).<br />

maximal 40° zusätzliche Außenrotation gewonnen<br />

werden können. Die Refixation der Constant Score von präoperativen 48% auf<br />

plantation eine signifikante Verbesserung des<br />

Subscapularissehne am anatomischen Hals 95% (max. 100) erzielt. Bei Patienten der<br />

erfolgt in Mason-Allen-Nahttechnik mit 4 bis Gruppe 1 verbesserte sich der präoperative<br />

5 transossär vorgelegten reißsicheren Spezialfäden<br />

(z.B. FiberWire®,Arthrex, Karlsfeld). 49% auf 89% postoperativ. In der Gruppe 2<br />

Constant Score von 38% um durchschnittlich<br />

wurde eine signifikante Verbesserung der<br />

Seit 1997 wurden mehr als 500 Schulterprothesen<br />

unter Verwendung dieses vereinfach-<br />

durchschnittlich 52% auf 97% postoperativ<br />

präoperativen Constant Scores von 47% um<br />

ten Zugangs implantiert. Bei 177 Patienten erfolgte<br />

die Prothesenimplantation aufgr<strong>und</strong> Anstieg des präoperativen Constant<br />

beobachtet <strong>und</strong> in Gruppe 3 ein signifikanter<br />

Score<br />

von 58% um durchschnittlich 42% auf 100%<br />

postoperativ. Zwischen den einzelnen Gruppen<br />

konnte kein signifikanter Unterschied in<br />

der Zunahme des Constant Score (Differenz<br />

Constant Score post-OP gegenüber Constant<br />

Score prä-OP) beobachtet werden.<br />

Das aktive Bewegungsausmaß verbesserte<br />

sich in allen Gruppen signifikant (s. Tabelle).<br />

Präoperativ bestanden signifikante Unterschiede<br />

für die aktive Flexion, die aktive Abduktion<br />

<strong>und</strong> die aktive Außenrotation zwischen<br />

den 3 Gruppen. Je schlechter die Außenrotation,<br />

desto schlechter waren auch die Flexion<br />

<strong>und</strong> die Abduktion. Durch das Weichteilbalancing<br />

wurden diese Unterschiede jedoch<br />

ausgeglichen, so dass in allen drei Gruppen<br />

ein vergleichbar gutes postoperatives Bewegungausmaß<br />

erzielt wurde.<br />

Der Gewinn an aktiver Außenrotation, Flexion<br />

<strong>und</strong> Abduktion differiert signifikant zwischen<br />

den einzelnen Gruppen.<br />

Der postoperative Gewinn an Außenrotation<br />

hängt von der präoperativen Außenrotation<br />

ab. Je geringer die präoperativ bestehende<br />

Außenrotationskontraktur ist, desto geringer<br />

fällt der postoperative Außenrotationsgewinn<br />

aus.<br />

Ein ausgewogenes Weichteilmanagement<br />

<strong>und</strong> -balancing gleicht ein präoperativ bestehendes<br />

Defizit des aktiven Bewegungsausmaßes<br />

aus.<br />

Prof. Dr. med. habil. Peter Habermeyer<br />

Dr. med. Petra Magosch<br />

Dr. med. Sven Lichtenberg<br />

Schulter- <strong>und</strong> Ellenbogenchirurgie<br />

wissenschaft@atos.de<br />

■<br />

40


<strong>Fachbeiträge</strong><br />

Gastbeitrag<br />

Kalzifikation oder Ossifikation?<br />

Christoph Bartl<br />

Histologische Stadien der Tendinosis calcarea offenbaren<br />

einen hohen Anteil an primitivem Knochen<br />

Reiner Bartl<br />

von Christoph Bartl, Sven Lichtenberg, Petra Magosch, Peter Habermeyer <strong>und</strong> Reiner Bartl<br />

Bayerisches Osteoporosezentrum der Universität München<br />

<strong>und</strong> Abt. für Schulter- <strong>und</strong> Ellenbogenchirurgie der ATOS-Klinik Heidelberg<br />

Die Tendinosis calcarea (TC) ist eine Erkrankung der Rotatorenmanschette (RM), die<br />

mit histopathologischen Veränderungen des Sehnengewebes <strong>und</strong> einer Kalzifikation<br />

des Sehnengewebes einhergeht. Das Erkrankungsalter der Patienten liegt mit 30 bis<br />

50 Jahren charakteristischerweise unter dem der degenerativen Schultererkrankungen.<br />

Die Krankheit weist in der Regel eine günstige Prognose mit einer hohen Spontanheilungsrate<br />

auf. Der genaue pathogenetische Ablauf der TC ist bislang nur unzureichend<br />

geklärt.<br />

Bislang geht man von einem zyklischen, phasenhaften<br />

Verlauf aus, bei dem initial eine<br />

chondroide Metaplasie des betroffenen Sehnenareals<br />

im Präkalzifikationsstadium die<br />

spätere Kalzifikation des Gewebes einleitet.<br />

Über die Formationsphase, die Ruhephase<br />

<strong>und</strong> die Resorptionsphase kommt es im Verlauf<br />

zur Ausbildung <strong>und</strong> Resorption der<br />

Kalkdepots <strong>und</strong> endet in der Regel mit einer<br />

Regeneration des erkrankten Sehnenareals.<br />

Chronische Beschwerden mit einer persistierenden<br />

Kalzifikation werden auf eine Störung<br />

der Resorptionsphase zurückgeführt.<br />

Ziel dieser Studie war die histologische <strong>und</strong><br />

immunhistologische Aufarbeitung der so<br />

genannten Kalkdepots um aufzudecken, ob<br />

neben dem bekannten Kalzifikationsmechanismus<br />

auch weitere Pathomechanismen –<br />

speziell die einer Gewebeossifikation – vorliegen<br />

<strong>und</strong> ob die Stadien getrennt nebeneinander<br />

vorliegen oder ineinander übergehen<br />

können.<br />

In die Studie wurden bislang 70 Patienten (38<br />

Frauen, 32 Männer) mit chronischen Schulterbeschwerden<br />

<strong>und</strong> einer erfolglosen konservativen<br />

Therapie bei einem radiologisch gesicherten<br />

Depot eingeschlossen. Das durchschnittliche<br />

Alter betrug 45 Jahre (37 bis 69 J.).<br />

Die Patienten wurden einer arthroskopischen<br />

Kalkentfernung unterzogen, bei der eine<br />

Materialprobe entnommen wurde.<br />

Das entnommene Biopsiematerial wurde in<br />

Methylmethacrylat eingebettet <strong>und</strong> histologisch<br />

(Giemsa-, Gomori- <strong>und</strong> Ladewigfärbung),<br />

sowie immunhistologisch (Kollagen I, II, III-<br />

Antikörper, CD 34, CD 45, CD 68) aufgearbeitet.<br />

Entsprechend ihrer Röntgenmorphologie<br />

wurden die Depots als wolkig oder scharf<br />

begrenzt klassifiziert.<br />

Histologisch konnten drei verschiedene<br />

Stadien unterschieden werden:<br />

Interessant ist das deutliche Überwiegen von<br />

primitivem Knochen (Ossifikationsphase) in<br />

über 60% der aus den Sehnen entnommenen<br />

Biopsaten <strong>und</strong> der relativ geringe Anteil der<br />

eigentlich klassischen Kalzifikation. Bei knapp<br />

10% konnte eine Vorstufe der Ossifikation, die<br />

fibrotische Organisation, nachgewiesen werden.<br />

Die histologische 3-Stadieneinteilung wird<br />

durch die Nachweise der gewebetypischen<br />

Kollagene unterstützt. In allen Fällen des<br />

histologischen Ossifikationsstadiums konnte<br />

knochenspezifisches Kollagen Typ I <strong>und</strong> in der<br />

Großzahl der Fälle auch Kollagen Typ III nachgewiesen<br />

werden. Im Stadium II (Fibrotische<br />

Organisation), einer Vorläuferstufe von Stadium<br />

III, wurde ausschließlich Kollagen Typ III<br />

vorgef<strong>und</strong>en. Im Gegensatz dazu konnte in<br />

keinem der drei Stadien das knorpeltypische<br />

Kollagen Typ II nachgewiesen werden.<br />

Im Ossifikationsstadium (Stadium III) konnten<br />

Osteoblasten, Osteoklasten <strong>und</strong> Endothelzellen<br />

immunhistologisch (CD 68, CD 34)<br />

als auch histologisch charakterisiert werden.<br />

Das gleichzeitige Auftreten unterschiedlicher<br />

histologischer Stadien in einem Biopsat lag in<br />

Histologisches Stadium Morphologie Häufigkeit<br />

Stadium I Kalzifikation 20 (29%)<br />

Stadium II Fibrotische Organisation 6 ( 8%)<br />

Stadium III Ossifikation 44 (63%)<br />

42


NEWS<br />

Abb. 1:<br />

Fibrosestränge durchsetzen ein Kalkdepot (links), primitiver<br />

Knochen (Stadium III, rechts), Gomori<br />

Abb. 2:<br />

Röntgen: Wolkiges Depot im Bereich der Supraspinatussehne<br />

etwa einem Drittel der Fälle vor. Eine merkliche<br />

Inflammation mit Vorkommen von typischen<br />

Entzündungszellen konnte in keinem<br />

der drei Stadien nachgewiesen werden.<br />

Zwischen den histologischen Stadien der<br />

Depots <strong>und</strong> der jeweiligen präoperativen<br />

Röntgenmorphologie konnte keine Korrelation<br />

hergestellt werden.<br />

Im Rahmen der Studie wurden drei vorherrschende,<br />

bislang nicht beschriebene histologische<br />

Stadien der Tendinosis calcarea nachgewiesen.<br />

Ein Novum ist hierbei der hohe<br />

Anteil von primitivem Knochen mit seinen<br />

typischen Bausteinen in den Biopsaten. Wir<br />

unterstützen die Hypothese, dass die TC einen<br />

aktiven, zellvermittelten Prozess darstellt, der<br />

über eine Fibrosierung der Kalkdepots zur<br />

Produktion von primitivem Knochen führen<br />

kann, da die verschiedenen Stadien auch<br />

nebeneinander vorgef<strong>und</strong>en wurden. Diese<br />

Vorgänge ähneln morphologisch denen der<br />

Osteomyelosklerose. Hinweise auf eine chondroide<br />

Metaplasie oder das Vorhandensein<br />

von Knorpelzellen respektive Kollagen II fehlten<br />

in allen Proben.<br />

In weiteren Studien muss dieser neue<br />

Pathomechanismus auch hinsichtlich seiner<br />

therapeutischen Konsequenzen überprüft<br />

werden.<br />

Dr. med. Christoph Bartl<br />

Dr. med. Reiner Bartl<br />

Bayerisches Osteoporosezentrum der<br />

Universität München<br />

chbartl@gmx.de<br />

Prof. Dr. med. habil. Peter Habermeyer<br />

Dr. med. Petra Magosch<br />

Dr. med. Sven Lichtenberg<br />

wissenschaft@atos.de<br />

■<br />

Abb. 3:<br />

Klassisches Kalkdepot: Kalkschollen (Stadium I)<br />

43


<strong>Fachbeiträge</strong><br />

Arthroskopische All-inside Meniskusrefixation<br />

von Olaf Lorbach, Dimitrios Mastrokalos <strong>und</strong> Hans H. Pässler<br />

In den letzten Jahren wurden von der<br />

Industrie Implantate zur Meniskusrefixation<br />

entwickelt, die im Gegensatz zu den<br />

konventionellen Methoden der „outside-in“-Technik<br />

bzw. dem „inside-out“-<br />

Verfahren eine Naht ohne zusätzliche<br />

Inzisionen ermöglichen. Dies reduziert<br />

deutlich die Gefahr von Nerven- <strong>und</strong> Gefäßverletzungen<br />

<strong>und</strong> kann die Operationszeit<br />

enorm verkürzen. Bei den Allinside<br />

Meniskusrefixationen wird der<br />

abgerissene Meniskusteil mit Ankern<br />

oder Schrauben wieder fixiert. Zwei dieser<br />

All-inside Verfahren werden in unserem<br />

Zentrum vielfach angewandt, <strong>und</strong><br />

die Ergebnisse wurden in zwei prospektiven<br />

Studien untersucht.<br />

Abb. 1a<br />

Abb. 1b<br />

Abb. 2a<br />

Abb. 2b<br />

Nach Einsatz der Clearfix® Meniskus-Schraube<br />

wurden 48 Patienten mit einem Durchschnittsalter<br />

von 32,7 Jahren nachuntersucht.<br />

Der durchschnittliche Follow-up betrug 19<br />

Monate.<br />

Neben der klinischen Untersuchung, bei der<br />

besonderer Wert auf Schwellung, Druckschmerz<br />

im Bereich des Meniskus <strong>und</strong> verschiedene<br />

meniskusspezifische Tests gelegt<br />

wurde, setzte man den OAK-Score (Orthopädische<br />

Arbeitsgemeinschaft Knie) <strong>und</strong> die<br />

Kernspintomografie zur Beurteilung des<br />

Erfolges ein.<br />

Die Resultate zeigten keine implantatspezifische<br />

Komplikation. 12 von 48 Nähten mussten<br />

anhand der oben genannten Kriterien als<br />

Versager eingestuft werden. Im OAK-Score<br />

erreichten 38 (79%) der Patienten ein exzel-<br />

Abb. 1 a + b:<br />

Clearfix®-Meniskusschraube<br />

lentes oder gutes Ergebnis, allerdings zeigte<br />

die postoperative Kernspintomografie bei 35<br />

Patienten (73%) persistierende Grad III bis IV-<br />

Läsionen des Meniskus [6].<br />

Zum Fastfix® All-inside-System wurde bei 58<br />

Patienten mit 61 arthroskopischen Meniskusrefixationen<br />

eine prospektive Studie durchgeführt.<br />

Das Durchschnittsalter der Patienten<br />

betrug 32,6 Jahre. 33mal war der mediale<br />

Meniskus betroffen, 28mal wurde der laterale<br />

Abb. 2 a + b:<br />

Fastfix®-Meniskusrefixationssystem<br />

Meniskus refixiert. Alle Risse waren Längsrisse,<br />

die in dem für eine Refixation günstigen<br />

Bereich, nämlich in der rot-weißen Zone, lagen.<br />

Die klinischen Bewertungskriterien waren<br />

Schmerzfreiheit im Bereich des Gelenkspaltes,<br />

keine Gelenkblockaden <strong>und</strong> Schwellungen,<br />

negative spezifische Meniskustests, prä- <strong>und</strong><br />

postoperative Durchführung einer Magnetresonanztomografie<br />

<strong>und</strong> der Einsatz des OAK<strong>und</strong><br />

des Lysholm-Scores.<br />

➔<br />

44


<strong>Fachbeiträge</strong><br />

Die Ergebnisse waren nach einem durchschnittlichen<br />

Follow-up von 12,3 Monaten den oben<br />

genannten Kriterien zufolge bei 54 der 61 Meniskusnähte<br />

(88,5%) erfolgreich. Nur 7 Refixationen<br />

(9,1%) mussten als Versager eingestuft werden.<br />

Dabei war 6mal der Innenmeniskus <strong>und</strong> einmal<br />

der Außenmeniskus betroffen. Bei der Auswertung<br />

des Lysholm-Scores wiesen 51 Patienten (88%)<br />

postoperativ exzellente oder gute Ergebnisse auf.<br />

Bezüglich des OAK-Scores zeigten 48 Patienten<br />

(80,5%) exzellente oder gute Ergebnisse. Postoperativ<br />

konnte die Mehrzahl der Patienten der zuvor<br />

ausgeübten Sportart wieder ohne Einschränkung<br />

nachgehen. Im bildgebenden MRT-Verfahren<br />

erwiesen sich 53 Meniskusrefixationen (86,9%) als<br />

erfolgreich. Auch bei dieser Fixierungsmethode<br />

wurde keine implantatspezifische Komplikation<br />

gef<strong>und</strong>en.<br />

Unsere Studien können die guten in der Literatur<br />

veröffentlichten Ergebnisse zum Fastfix®-Meniskusrefixationssystem<br />

bezüglich der postoperativen<br />

Ergebnisse bestätigen. Dabei ist im Gegensatz<br />

zu anderen All-inside Verfahren die Ausreißkraft<br />

genauso gut wie bei konventionellen Nähten.<br />

Zantop et al. [1] untersuchten die initiale Ausreißkraft<br />

<strong>und</strong> die Flexibilität verschiedener All-inside<br />

Verfahren im Vergleich zu horizontalen <strong>und</strong> vertikalen<br />

Nähten <strong>und</strong> fanden die höchste Ausreißkraft<br />

bei der vertikalen Fastfix® Naht. Die horizontale<br />

Fastfix-Naht hatte immer noch eine genauso hohe<br />

Ausreißkraft wie konventionelle Vertikalnähte.<br />

Ähnlich gute Ergebnisse für das Fastfix®-System<br />

in Bezug auf die Ausreißkraft zeigen auch die biomechanischen<br />

Untersuchungen von Barber et al.<br />

[2] <strong>und</strong> Borden et al. [3].<br />

Die Ergebnisse der Clearfix® Meniskusschraube<br />

liegen unseren Studien zufolge im Vergleich<br />

deutlich unter den Ergebnissen des<br />

Fastfix®-Systems. Die höhere Versagerquote<br />

von Meniskusschrauben bezüglich der Ausreißkraft<br />

wird in der Literatur in biomechanischen<br />

Studien bestätigt [1, 2, 3, 4, 5].<br />

Zudem fanden Miller et al. [4] in ihrer experimentellen<br />

Studie am Schafmodell bei den<br />

Meniskusschrauben je nach Modell bei 70 bis<br />

100% der Tiere Knorpelschäden durch die<br />

Implantate.<br />

In der Literatur finden sich jedoch auch bei<br />

den Meniskusschrauben sehr gute postoperative<br />

Ergebnisse. Ellermann et al. [6] untersuchten<br />

in einer prospektiven Studie die<br />

Ergebnisse des Bionix Meniscus Arrow an 113<br />

Patienten. Sie fanden vergleichbare Ergebnisse<br />

wie bei den traditionellen Meniskusnahttechniken.<br />

Nur bei zwei Patienten traten<br />

Knorpelschäden auf, die auf eine falsche<br />

Positionierung bzw. eine falsche Implantatgröße<br />

zurückzuführen waren. Albrecht-Olsen<br />

et al. [7], die 1993 den ersten bioresorbierbaren<br />

Meniskus Arrow vorstellten, verglichen in<br />

einer weiteren Studie [8] Inside-out Nähte<br />

mit dem Meniskus Arrow <strong>und</strong> fanden eine<br />

Heilungsrate beim Meniskus Arrow von 91%,<br />

während die Heilungsrate in der konventionellen<br />

Nahtgruppe nur 75% betrug. Diese<br />

Ergebnisse sind allerdings umstritten.<br />

Neue Modifikationen des Meniskus Arrow<br />

wie der Contour Meniskus Arrow scheinen<br />

außerdem auch eine mit horizontalen Nähten<br />

vergleichbare Ausreißkraft zu haben [9].<br />

Die in unserem Zentrum praktizierte Methode<br />

zur Naht des Meniskus mit dem Fastfix®-<br />

System ist eine erfolgversprechende Alternative<br />

zu den konventionellen Verfahren der<br />

Meniskusrefixation, denn sie verbindet die<br />

oben angesprochenen Vorteile einer All-inside<br />

Technik mit der Ausreißkraft von konventionellen<br />

Vertikal- <strong>und</strong> Horizontalnähten.<br />

Im Vergleich zu anderen All-inside Verfahren<br />

wie auch der Clearfix®-Meniskus-Schraube<br />

scheint sie bessere Resultate in Bezug auf<br />

Therapieversager, Knie-Scores <strong>und</strong> Rückkehr<br />

zum präoperativen Sportlevel zu bringen.<br />

Literaturverzeichnis bei den Verfassern<br />

Dr. med. Olaf Lorbach<br />

Dr. med. Dimitrios Mastrokalos<br />

Dr. med. Hans H. Pässler<br />

Zentrum für Knie- <strong>und</strong> <strong>Fußchirurgie</strong>,<br />

Sporttraumatologie<br />

olaf.lorbach@gmx.de<br />

■<br />

46


<strong>Fachbeiträge</strong><br />

Serie: Arthrose an der Hand<br />

von Hans-Werner Bouman, Hartmuth Frobenius <strong>und</strong> Sigm<strong>und</strong> Polzer<br />

Teil I: Arthrose - Übersicht: Anatomie der Fingergelenke, Ursachen der Arthrose<br />

Teil II: Arthrose der Fingergelenke<br />

Teil III: Arthrose des Daumensattelgelenkes<br />

Teil IV: Arthrose des Handgelenkes<br />

In radiologischen Studien von Erwachsenen<br />

finden sich bereits bei 30% der untersuchten<br />

Personen arthrotische Veränderungen an den<br />

Händen. Diese nehmen im Verlauf des weiteren<br />

Lebens zu <strong>und</strong> sind schließlich im Alter<br />

von 75 bis 79 Jahren bei 85% nachweisbar<br />

(Roberts and Burch 1966).<br />

Die Arthrose ist eine der häufigsten Erkrankungen,<br />

die orthopädisch-chirurgisch behandelt<br />

werden. Sie kann alle Gelenke des<br />

Körpers befallen. Die direkten Kosten durch<br />

Diagnostik <strong>und</strong> Behandlung der Arthrose<br />

werden in Deutschland auf 5 Milliarden Euro<br />

beziffert.<br />

In den letzten Jahren <strong>und</strong> Jahrzehnten hat<br />

sich unser Wissen über den natürlichen<br />

Krankheitsverlauf vermehrt <strong>und</strong> die Möglichkeiten,<br />

sie entweder konservativ oder auch<br />

operativ zu behandeln, haben sich verbessert.<br />

In den folgenden Artikeln, die in dieser Ausgabe<br />

<strong>und</strong> in den kommenden beiden ATOS<br />

News publiziert werden, wollen wir uns mit<br />

der Arthrose der Hand beschäftigen. Dies<br />

soll in einer allgemein verständlichen Form<br />

geschehen, so dass sich auch der Patient<br />

über den augenblicklichen Stand der<br />

Arthroseforschung informieren kann. Im<br />

ersten Teil geht es um die Anatomie der Gelenke<br />

<strong>und</strong> die Pathogenese der Erkrankung<br />

wird erklärt. Im zweiten Teil <strong>und</strong> in den folgenden<br />

Artikeln beschäftigen wir uns mit<br />

der Entstehung <strong>und</strong> Behandlung der arthrotischen<br />

Veränderungen an den Fingergelenken,<br />

am Daumensattelgelenk <strong>und</strong> am<br />

Handgelenk.<br />

Unser Ziel ist es, den Patienten mit seiner<br />

Erkrankung vertraut zu machen <strong>und</strong> ihm<br />

die für ihn beste Therapie zukommen zu lassen.<br />

Teil II über die Arthrose der Fingergelenke,<br />

finden Sie im Anschluss an Teil I auf S. 51 in<br />

dieser Ausgabe.<br />

48


NEWS<br />

Teil I: Arthrose – Übersicht<br />

Gelenkanatomie<br />

Ein Gelenk besteht aus den unterschiedlich<br />

geformten Enden zweier Knochen, die mit<br />

einem sehr glatten Überzug, dem Knorpel,<br />

versehen <strong>und</strong> durch Bänder stabil miteinander<br />

verb<strong>und</strong>en sind. Beide Gelenkanteile werden<br />

von einer bindegewebigen Kapsel umschlossen,<br />

die mit einer dünnen Membran,<br />

der Synovialis, ausgekleidet ist. Diese produziert<br />

ständig eine leicht visköse, hyaluronsäurehaltige<br />

Flüssigkeit, die die Knorpelzellen<br />

ernährt (Abb. 1).<br />

Der Knorpel ist völlig frei von Blut- <strong>und</strong> Lymphgefäßen<br />

sowie Nerven (Barnett,V etal.1961).<br />

Nur ca. 5% der Knorpelsubstanz bestehen aus<br />

Knorpelzellen. Sie liegen eingebettet zwischen<br />

den vernetzten Kollagenfasern <strong>und</strong><br />

werden von außen durch die Synovialflüssigkeit<br />

ernährt (Abb. 2 <strong>und</strong> 3). Diese diff<strong>und</strong>iert<br />

zwischen den Fasern hindurch zu den Zellen<br />

<strong>und</strong> versorgt sie mit Nährstoffen. Bewegungen<br />

des Gelenks fördern dabei die Diffusion<br />

(Bland and Cooper 1984). Aufgr<strong>und</strong> der<br />

Faserstruktur des Knorpels wird die Synovialflüssigkeit<br />

wie von einem Schwamm aufgesaugt<br />

<strong>und</strong> geb<strong>und</strong>en. 80% des Knorpels bestehen<br />

aus Wasser!<br />

Pathogenese der Arthrose<br />

Die Arthrose ist u.a. durch einen Verlust an<br />

Knorpelsubstanz gekennzeichnet.<br />

Der völlig glatte, bläulich schimmernde Knorpel<br />

wird <strong>und</strong>urchsichtig <strong>und</strong> nimmt eine gelbliche<br />

Farbe an. Die Oberfläche erscheint zu-<br />

Abb. 1<br />

nächst samtartig rau, da die äußere Schicht<br />

aufspleißt. Knorpelzellen sterben ab, die Risse<br />

werden tiefer <strong>und</strong> der Knorpel löst sich vom<br />

Knochen in mehr oder minder großen Schuppen<br />

ab (Abb. 4). Der darunter liegende Knochen<br />

verdichtet sich, seitlich bilden sich knöcherne<br />

Wülste <strong>und</strong> Ausziehungen, so genannte<br />

Osteophyten (Abb. 5). Die Synovialis ist gereizt,<br />

schwillt an <strong>und</strong> bildet vermehrt Flüssigkeit.<br />

Die gesamten Weichteile des Gelenks<br />

➔<br />

Abb. 4<br />

Abb. 5<br />

Abb. 2 Abb. 3<br />

49


<strong>Fachbeiträge</strong><br />

sind geschwollen. Sie schmerzen <strong>und</strong> ihre<br />

Beweglichkeit ist eingeschränkt. Eine schematische<br />

Darstellung dieser Veränderungen<br />

findet sich in Abb. 6.<br />

Abb. 9<br />

Abb. 8<br />

Ursachen<br />

Die Arthrosen werden, je nach ihrer Ursache,<br />

in primäre <strong>und</strong> sek<strong>und</strong>äre Arthrosen eingeteilt.<br />

Die sek<strong>und</strong>äre Arthrose entsteht durch eine<br />

Verletzung des Knorpels, durch Fehlstellungen<br />

<strong>und</strong> Fehlbelastungen der Gelenke<br />

sowie durch entzündliche Erkrankungen einschließlich<br />

der verschiedenen Stoffwechselerkrankungen,<br />

die zu Ablagerungen in den<br />

Gelenken führen.<br />

Die primäre Arthrose weist keine dieser<br />

Ursachen auf. Es ist unklar, durch welche<br />

Faktoren sie ausgelöst <strong>und</strong> unterhalten wird.<br />

Hier kommt es zum altersabhängig vermehrten<br />

Abbau des Knorpels. Die Aktivität der<br />

Knorpelzellen ist dabei erhöht, jedoch wird<br />

mehr Collagen I an Stelle von Collagen II gebildet<br />

(Miosge, Hartmann et al. 2004; Tesche<br />

and Miosge 2005). Außerdem werden zahlreiche<br />

Enzyme <strong>und</strong> weitere bis heute zum Teil<br />

noch unbekannte Faktoren produziert, die ges<strong>und</strong>es<br />

Knorpelgewebe nicht wieder herstellen,<br />

sondern das noch vorhandene weiter<br />

schädigen.<br />

Arthrose der Hand<br />

Risikofaktoren<br />

Abb. 7<br />

Als Risikofaktoren für die Entstehung der<br />

Arthrose an der Hand gelten:<br />

• Alter über 50 Jahre<br />

• Verletzungen des Gelenks<br />

• Fehlstellung des Gelenks<br />

• vermehrte Belastung (Sport, Beruf)<br />

• Stoffwechsel-Erkrankungen<br />

(Kristallerkrankung wie z.B. Gicht)<br />

• genetische Gr<strong>und</strong>lagen (Heberden- <strong>und</strong><br />

Polyarthrose)<br />

• hormonelle Veränderungen<br />

• Infektionen<br />

• rheumatische Erkrankungen.<br />

Bei Sportlern tritt nur nach Brüchen <strong>und</strong> Verletzungen<br />

der Finger- <strong>und</strong> Handgelenke häufiger<br />

eine Arthrose auf (Jones, Cooley et al.<br />

Abb. 10<br />

2002). Zu solchen Verletzungen kommt es<br />

nicht selten bei Volley- <strong>und</strong> Handballspielern.<br />

Selbst bei Kletterern, vor allem bei sportlich<br />

ambitionierten Rock Climbern (Abb. 7), deren<br />

Fingergelenke starken Zugbelastungen ausgesetzt<br />

sind, ist das Arthroserisiko nicht erhöht<br />

(Bollen and Wright 1994; Rohrbough,<br />

Mudge et al. 1998). Eine Ausnahme bildet der<br />

Judo-Sport. Bei Judo-Sportlern sind durch<br />

Mikrotraumen besonders die Endgelenke<br />

häufiger von Arthrose betroffen (Frey and<br />

Muller 1984; Strasser, Hauser et al. 1997).<br />

Die primäre Arthrose der Hand befällt vorzugsweise<br />

die Endgelenke der Finger (= Heberden-Arthrose)<br />

<strong>und</strong> das Daumensattelgelenk<br />

(= Rhizarthrose). Die Fingermittelgelenke (=<br />

Bouchard-Arthrose), die Gr<strong>und</strong>gelenke <strong>und</strong><br />

das Handgelenk sind seltener betroffen (van<br />

Saase, van Rom<strong>und</strong>e et al. 1989). Die Prävalenz,<br />

d.h. der Anteil an erwachsenen Personen, die<br />

zu einem bestimmten Zeitpunkt unter der<br />

untersuchten Erkrankung leiden, lag bei einer<br />

Umfrage der Deutschen Arthrose-Hilfe e.V.<br />

im Jahr 2000 bei etwas über 30% sowohl der<br />

Fingergelenke als auch des Daumensattelgelenks.<br />

50<br />

Abb. 6


NEWS<br />

Vom Verschleiß der Fingergelenke sind mehr<br />

Frauen als Männer im Verhältnis von ca. 2:1<br />

betroffen (Kellgren, Lawrence et al. 1963; Poole,<br />

Sayer et al. 2003). Bei Frauen verläuft die Erkrankung<br />

überdies ausgeprägter (Acheson,<br />

Chan et al. 1970).<br />

Die Vererbung der Heberden-Arthrose, also<br />

der Arthrose der Fingerendgelenke, spielt<br />

besonders bei Frauen eine erhebliche Rolle.<br />

Hier scheinen autosomal dominante bzw.<br />

polygene Faktoren verantwortlich zu sein<br />

(Stecher, Hersh et al. 1953; Lawrence 1977).<br />

Man findet häufig einen symmetrischen<br />

Befall der Gelenke an der rechten <strong>und</strong> linken<br />

Hand (Abb. 8), wobei die Gebrauchshand<br />

nicht öfter betroffen ist als die nicht dominante<br />

Hand (Kalichman, Cohen et al. 2004).<br />

Extreme Belastungen können jedoch bei gegebener<br />

Prädisposition zu einer frühzeitigeren<br />

Abnutzung führen.<br />

Viele Patienten leiden zusätzlich zu der Verformung<br />

der Finger auch unter einer Polyarthrose,<br />

d.h. einer Arthrose anderer Gelenke,<br />

vor allem an Knien, Hüften <strong>und</strong> Zehen (Roh,<br />

Dequeker et al. 1973; Acheson and Collart 1975).<br />

Sek<strong>und</strong>äre Veränderungen an den Fingergelenken<br />

können durch einen Unfall, durch<br />

entzündliche bakterielle oder rheumatische<br />

Prozesse oder durch Stoffwechselerkrankungen<br />

wie Gicht (Abb. 9) oder Chondrokalzinose<br />

hervorgerufen werden. Der prozentuale Anteil<br />

der sek<strong>und</strong>ären Arthrosen ist aber geringer,<br />

auch die rheumatischen Zerstörungen<br />

der Fingergelenke sind in den letzten Jahren<br />

aufgr<strong>und</strong> der neueren Medikamente deutlich<br />

zurückgegangen (Abb. 10).<br />

Reine, traumatische Knorpeldefekte des ausgewachsenen<br />

Knochens heilen nicht aus. Erst<br />

wenn auch tiefer reichende Bezirke, d.h. der<br />

Knochen selbst, mit betroffen sind, können<br />

pluripotente Bindegewebszellen von dort in<br />

den Defekt einwandern <strong>und</strong> ihn ausfüllen.<br />

Aus diesen Zellen entsteht unter günstigen<br />

Bedingungen ein Ersatzknorpel.<br />

Teil II: Arthrose der Fingergelenke<br />

Anatomie<br />

Die Fingermittel- <strong>und</strong> Endgelenke sind Scharniergelenke<br />

<strong>und</strong> erlauben einen Bewegungsumfang<br />

zwischen 0° <strong>und</strong> 90 bis 120°.<br />

Das Fingergr<strong>und</strong>gelenk ist komplizierter aufgebaut:<br />

Der Gelenkkopf des Mittelhandknochens<br />

hat keine Kugel-, sondern eher eine<br />

elliptische Form. Er lädt etwas zur Beugeseite<br />

hin aus <strong>und</strong> wird seitlich breiter. Die Führung<br />

der Gelenke erfolgt durch Kollateralbänder,<br />

die an beiden Seiten die Gelenkanteile miteinander<br />

verbinden. Durch die Form des<br />

Mittelhandkopfes sind die Bänder des Gr<strong>und</strong>gelenks<br />

bei Streckung entspannt, die Finger<br />

Abb. 12<br />

können an- <strong>und</strong> abgespreizt werden. Bei<br />

Faustschluss spannen sie sich aber zunehmend<br />

an, <strong>und</strong> die Finger werden aneinander Der Knorpel, der die Gelenkflächen überzieht,<br />

gepresst. Im Gegensatz zum Gr<strong>und</strong>gelenk hat je nach Gelenk eine Stärke von 0,4 bis 1,4<br />

bleibt das Rotationszentrum des Mittel- <strong>und</strong> mm.<br />

Endgelenks bei Beugung <strong>und</strong> Streckung konstant,<br />

diese Gelenke werden daher durch die zeigen die Abb. 11 <strong>und</strong> 12.<br />

Ansichten der Anatomie des Gr<strong>und</strong>gelenks<br />

Seitenbänder in allen Stellungen straff geführt.<br />

Zur Beugeseite hin werden die Gelenke durch Klinik<br />

eine meist faserknorplige, dem Meniskus des<br />

Kniegelenks vergleichbare Verstärkung u.a. Schmerzen, Steifheit, Kraftlosigkeit <strong>und</strong> Verformungen<br />

der Fingergelenke sind die we-<br />

vor einer Überstreckung geschützt. So sichern<br />

Form <strong>und</strong> Aufbau der Gelenke die funktionelle<br />

Stabilität bei seitlich einwirkenden Kräften krankung. Am Anfang stehen vor allem die<br />

sentlichen Merkmale der degenerativen Er-<br />

<strong>und</strong> Drehkräften.<br />

Schmerzen im Vordergr<strong>und</strong>, die sich bei<br />

Belastung verstärken. Häufig nehmen die<br />

Beschwerden vorübergehend ab, die Fehlstellungen<br />

<strong>und</strong> Verformungen aber bleiben. In<br />

Abb. 11<br />

frühen Stadien der Arthrose bilden sich oft<br />

bläschenartige Zysten an den Endgelenken<br />

oder am Nagelwall, die mit einer gallertigen<br />

Flüssigkeit gefüllt sind. Sie werden als<br />

Mukoid- oder Schleimzysten bezeichnet <strong>und</strong><br />

entspringen mit einem Stiel, über den sie mit<br />

der viskösen Flüssigkeit gefüllt werden, dem<br />

Gelenk. Durch den Druck, den sie auf das<br />

umgebende Gewebe ausüben, kann es zur<br />

Verformung des Nagels kommen.<br />

➔<br />

51


<strong>Fachbeiträge</strong><br />

Abb. 13 a<br />

Abb. 13 b<br />

Eine weitergehende, bildgebende Diagnostik<br />

ist nur selten in unklaren Fällen notwendig.<br />

Bei zystischen Prozessen im Knochen <strong>und</strong><br />

unklaren Weichteilveränderungen ist ggf.<br />

eine Kernspintomografie zusätzlich indiziert.<br />

Laborchemische Abklärungen sollten dann<br />

vorgenommen werden, wenn eine rheumatische,<br />

entzündliche oder eine Stoffwechselerkrankung<br />

als Ursache für die Entstehung der<br />

Arthrose vermutet wird.<br />

Beim Fortschreiten der Arthrose finden sich<br />

auf der Streckseite zunehmend knotige Auftreibungen<br />

(Heberden-Knoten, Abb. 13), die<br />

durch knöcherne Ausziehungen an den Gelenkrändern<br />

hervorgerufen werden. Im weiteren<br />

Verlauf tritt eine Fehlstellung der Gelenke auf.<br />

Diese ist an einer Beugestellung <strong>und</strong> der zunehmenden<br />

seitlichen Abwinkelung, bedingt durch<br />

die einseitige Abnutzung der Gelenkflächen<br />

<strong>und</strong> die Zerstörung der Seitenbänder, erkennbar.<br />

Die Beweglichkeit wird immer geringer.<br />

An den Mittelgelenken fällt die spindelförmige<br />

Schwellung auf, begleitet von einer mehr oder<br />

minder schmerzhaften Bewegungseinschränkung.<br />

Hier können sich ebenfalls knotige Verdickungen<br />

bilden, die sog. Bouchard-Knoten.<br />

An den Gr<strong>und</strong>gelenken sind die Weichteile<br />

über den Knöcheln verdickt, auch hier bestimmt<br />

die teils schmerzhafte Verminderung<br />

der Beweglichkeit das klinische Bild.<br />

Charakteristisch ist, dass die Beschwerden<br />

sehr unterschiedlich empf<strong>und</strong>en werden. Ein<br />

eher kleiner Teil der Patienten leidet trotz<br />

stärkster Verformungen nur unter geringen<br />

Beschwerden. Auf der anderen Seite können<br />

aber bereits kaum sichtbare Veränderungen<br />

starke Schmerzen verursachen.<br />

Diagnostik<br />

Bei Anamnese, Inspektion <strong>und</strong> Betastung der<br />

Hand können sich bereits Hinweise ergeben,<br />

dass die Beschwerden durch eine Arthrose<br />

hervorgerufen werden. Gesichert wird die<br />

Diagnose durch die Röntgenuntersuchung<br />

der Finger. Hier sind exakte Aufnahmen im<br />

vorderen <strong>und</strong> seitlichen Strahlengang notwendig.<br />

Bei Veränderungen an den Gr<strong>und</strong>gelenken<br />

sollte die Hand in zwei Ebenen geröntgt<br />

werden.<br />

Im Röntgenbild findet man im Anfangsstadium<br />

nur wenige Anhaltspunkte, die auf<br />

eine Arthrose schließen lassen. Auffällig sind<br />

dabei an den Seiten der Gr<strong>und</strong>-, Mittel- <strong>und</strong><br />

Endgliedbasis sehr zarte, spitzzipflige Ausziehungen<br />

an den normalerweise abger<strong>und</strong>eten<br />

Rändern. Der Gelenkspalt, der die Knorpeldicke<br />

wiedergibt, ist noch nicht oder nur<br />

gering verschmälert. Später kommt es dann<br />

zu immer ausgeprägteren Gelenkveränderungen,<br />

einer Verdichtung des Knochens an<br />

den Gelenkflächen (subchondrale Sklerosierung)<br />

<strong>und</strong> osteophytären Anbauten, die wie<br />

Spangen zur Beuge- <strong>und</strong> Streckseite vorspringen<br />

(Abb. 14).<br />

Abb. 14 a Abb. 14 b<br />

Therapie<br />

Es gibt bisher keine Behandlungsmaßnahme,<br />

die den natürlichen Verlauf der Arthrose beeinflussen<br />

könnte. Die Therapie kann daher<br />

nur symptomatisch sein, d.h. es muss versucht<br />

werden, die Schmerzen zu reduzieren,<br />

die Beweglichkeit der Hand mit ihren Funktionen<br />

<strong>und</strong> damit zugleich die Lebensqualität<br />

insgesamt zu erhalten oder sogar zu verbessern.<br />

Zunächst ist es wichtig, den Patienten über<br />

die Arthrose der Hand sorgfältig aufzuklären.<br />

Denn nur wenn sie oder er die Zusammenhänge<br />

versteht, lässt es sich erlernen mit der<br />

Erkrankung umzugehen. Die Beratung ist –<br />

neben der operativen Behandlung – eine der<br />

wesentlichen Aufgaben der Praxis für Hand<strong>und</strong><br />

<strong>Fußchirurgie</strong> hier in der ATOS-Klinik.<br />

Die Behandlung muss sich immer an den Bedürfnissen<br />

<strong>und</strong> Ansprüchen des Patienten<br />

orientieren. Eine Therapie wird nicht aufgr<strong>und</strong><br />

des Röntgenbildes eingeleitet, sondern<br />

richtet sich allein nach den Schmerzen <strong>und</strong><br />

der Funktionseinschränkung, unter denen der<br />

Patient mehr oder minder stark leidet.<br />

Um die Beweglichkeit der Fingergelenke zu erhalten,<br />

sind regelmäßige Bewegungsübungen<br />

ratsam, bei denen der gesamte Bewegungsumfang<br />

erfasst wird. Dies kann vorzugsweise<br />

in angenehm warmem Wasser geschehen.<br />

52


NEWS<br />

Übungen mit weicher Therapieknete sind<br />

ebenfalls hilfreich. Physiotherapeutinnen oder<br />

-therapeuten wie auch handtherapeutisch<br />

erfahrene Krankengymnasten oder Ergotherapeuten<br />

können diese Übungen anleiten<br />

<strong>und</strong> unterstützen. Sinnvolle Hilfsmittel wie z.B.<br />

griffvergrößernde Schreibhilfen oder ergonomische<br />

Flaschenöffner können die tägliche<br />

Arbeit erleichtern.<br />

Bei stärkeren Schmerzen sollten entzündungs-<br />

<strong>und</strong> schmerzlindernde Medikamente<br />

(nichtsteroidale Antiphlogistika wie Ibuprofen<br />

oder Diclofenac) eingenommen werden. Nebenwirkungen<br />

sind zu beachten <strong>und</strong> mit dem<br />

Hausarzt abzuklären.<br />

In Ausnahmefällen können Injektionen eines<br />

Depot-Kortikoids in das befallene Gelenk (z.B.<br />

Triamcinolon 5 mg) die Beschwerden für einige<br />

Zeit lindern. Der Erfolg ist umso besser, je weniger<br />

die Arthrose fortgeschritten ist (Day,<br />

Gelberman et al. 2004).<br />

Operative Behandlungsmaßnahmen:<br />

Bei einer ausgeprägten Arthrose, störenden<br />

Fehlstellungen oder inakzeptablen, nicht mehr<br />

durch die oben genannten Maßnahmen zu<br />

beherrschenden Schmerzen sollte ein operativer<br />

Eingriff erwogen werden.<br />

Fingerendgelenke<br />

Kleine Ganglien, d.h. bläschenartige Vorwölbungen,<br />

die in diesem Bereich Schleim- oder<br />

Mukoidzysten genannt werden, können bereits<br />

im Anfangsstadium einer Endgelenksarthrose<br />

auftreten. Sie drücken häufig auf den<br />

Nagel, der sich eindellt <strong>und</strong> verformt. Sie sollten<br />

entfernt werden, wenn ihre Größe stört<br />

oder wenn sie zu perforieren drohen. Denn<br />

wenn die Zyste platzt, bildet sie einen idealen<br />

Nährboden für Keime, die zu einer Entzündung<br />

des Fingerendgliedes <strong>und</strong> -gelenks führen<br />

können. Dabei sollte die Zyste, um Rezidive<br />

zu vermeiden, aus dem Gelenk entfernt<br />

werden, da sie hier entspringt.<br />

Knöcherne Vorsprünge, so genannte Osteophyten,<br />

die zu einer Verformung der Gelenke<br />

führen, sollten nur unter strenger Indikationsstellung<br />

abgetragen werden. Das Ergebnis<br />

ist meist nicht zufrieden stellend. Oft bilden<br />

sich Narben, die kosmetisch stören <strong>und</strong><br />

die Beweglichkeit zusätzlich einschränken.<br />

Die Arthrose, die in einem solchen Stadium<br />

bereits fortgeschrittener ist, wird nicht beeinflusst<br />

<strong>und</strong> schreitet weiter voran.<br />

Für das Greifen <strong>und</strong> Festhalten von Gegenständen<br />

sind die drei Gelenke eines Fingers<br />

von unterschiedlicher Bedeutung, ihre Wertigkeit<br />

nimmt von den Endgelenken zu den<br />

Gr<strong>und</strong>gelenken hin zu. Bei fortgeschrittener,<br />

schmerzhafter Arthrose oder bei einer Fehlstellung,<br />

die die Funktion beeinträchtigt, hat<br />

sich die Versteifung (Arthrodese) des Endgelenks<br />

bewährt. Ein solcher Eingriff ist besonders<br />

dann von Vorteil, wenn die Beweglichkeit<br />

stark herabgesetzt <strong>und</strong> nur noch<br />

schmerzhaft ist. Der Eingriff kann in Lokalanästhesie<br />

(Oberstsche Leitungsanästhesie)<br />

durchgeführt werden. Die Gelenkflächen<br />

werden begradigt <strong>und</strong> die Osteophyten abgetragen.<br />

Das End- <strong>und</strong> Mittelglied wird exakt<br />

aufeinander gestellt <strong>und</strong> mit einer Schraube<br />

oder mit Drähten verb<strong>und</strong>en (Zavitsanos,<br />

Watkins et al. 1999; Lamas Gomez, Proubasta<br />

et al. 2003). Die Schraubenosteosynthese hat<br />

Abb. 15 a<br />

den Vorteil, dass sie eine sehr feste Verbindung<br />

garantiert <strong>und</strong> daher keine Ruhigstellung<br />

notwendig ist. Beide Knochenanteile<br />

sind gewöhnlich nach 6 bis 8 Wochen verheilt<br />

<strong>und</strong> die Schraube wird, wenn sie nicht stört,<br />

belassen.<br />

Ein endoprothetischer Ersatz des Gelenks ist<br />

nicht möglich, es stehen keine sinnvollen<br />

Implantate dafür zur Verfügung. Zum einen<br />

ist aufgr<strong>und</strong> der Anatomie der Strukturen, die<br />

das Gelenk umgeben, eine Beweglichkeit<br />

kaum wiederherzustellen. Zum anderen hat<br />

sich die Versteifung des Gelenks als funktionsverbessernder<br />

Eingriff so bewährt, dass<br />

auf einen künstlichen Ersatz verzichtet werden<br />

kann (Abb. 15).<br />

Fingermittelgelenke<br />

Auch an diesen Gelenken können im Rahmen<br />

einer Arthrose – wenn auch viel seltener als<br />

am Endgelenk – Ganglien auftreten, die entfernt<br />

werden sollten.<br />

In Abwägung des Bedarfs sollte man am<br />

Mittelgelenk eher versuchen, die Beweglichkeit<br />

zu erhalten. Durch ein ausführliches Gespräch<br />

mit dem Patienten muss abgeklärt<br />

werden, welche Wünsche, Erwartungen <strong>und</strong><br />

Bedürfnisse mit dem operativen Eingriff verb<strong>und</strong>en<br />

sind. Außerdem ist entscheidend, den<br />

genauen Zustand des Gelenks <strong>und</strong> die Erkrankung,<br />

die zu seiner Zerstörung geführt hat, zu<br />

kennen. Nur so kann man für den Patienten<br />

das beste Verfahren herausfinden.<br />

➔<br />

Abb. 15 b<br />

53


<strong>Fachbeiträge</strong><br />

Abb. 16 Abb. 17<br />

Um einen weitergehenden Eingriff hinauszuzögern,<br />

kann durch eine Denervierung des<br />

Gelenks versucht werden, die Schmerzen zu<br />

lindern. Merk hat über gute Ergebnisse an<br />

verschiedenen Fingergelenken berichtet. Den<br />

besten Erfolg brachte die Operation am<br />

Gr<strong>und</strong>gelenk. Alle Patienten waren nach drei<br />

Jahren noch beschwerdefrei. Am Mittel- <strong>und</strong><br />

Endgelenk hatten 80 bis 82% der Patienten<br />

nach 12 Monaten keine Schmerzen, nach<br />

knapp drei Jahren am Mittelgelenk ebenfalls<br />

noch 80%, am Endgelenk waren noch 55%<br />

ohne wesentliche Schmerzen (Merk and<br />

Rudigier 2002). Die Kraftlosigkeit <strong>und</strong> die Bewegungseinschränkung<br />

blieben aber bestehen.<br />

Bei stärkeren <strong>und</strong> therapieresistenten Schmerzen<br />

haben sich die Arthrodese oder der totalendoprothetische<br />

Ersatz als Behandlung der<br />

Wahl durchgesetzt.<br />

Arthrodese.Die Versteifung des Mittelgelenks<br />

ist ein definitiver Eingriff. Er sollte dann erfolgen,<br />

wenn eine gute Stabilität des Fingers<br />

erforderlich ist. Dies gilt besonders für den<br />

Zeigefinger, da er beim Feingriff durch den<br />

Daumen seitlich belastet wird. Außerdem ist<br />

eine Arthrodese sinnvoll, wenn zusätzlich der<br />

Streck- oder Beugesehnenapparat in Mitleidenschaft<br />

gezogen ist, so dass eine aktive<br />

Beweglichkeit nicht mehr möglich ist.<br />

Wer das Risiko eines Zweiteingriffs scheut,<br />

der nach einer Lockerung oder einem Abrieb<br />

des künstlichen Gelenkersatzes notwendig<br />

ist, sollte die Arthrodese wählen. Beide Gelenkenden<br />

werden dabei von vorspringenden<br />

Knochenwülsten befreit <strong>und</strong> mit Drähten<br />

oder stabiler mit einer Schraube befestigt. Die<br />

Schraube kann gewöhnlich verbleiben, da sie<br />

sich im Knochen versenkt (Abb. 16).<br />

Totalendoprothetischer Ersatz.Um die Beweglichkeit<br />

des Gelenks zumindest teilweise zu<br />

erhalten, stehen gr<strong>und</strong>sätzlich zwei unterschiedliche<br />

Methoden zur Verfügung. Die<br />

weniger aufwändige Operation ist der Ersatz<br />

des Gelenks durch einen Platzhalter aus flexiblem<br />

Silastikmaterial, ein Implantat, das in<br />

den 60er Jahren von Swanson in den USA entwickelt<br />

wurde <strong>und</strong> das seit vielen Jahren eingesetzt<br />

wird (Swanson 1968). Obgleich dieses<br />

Interponat ein Platzhalter <strong>und</strong> kein totalendoprothetischer<br />

Ersatz ist, können damit<br />

sehr sicher die Gelenkschmerzen beseitigt<br />

<strong>und</strong> ein Bewegungsumfang von durchschnittlich<br />

40 bis 50° erhalten werden. Die<br />

Haltbarkeit ließ jedoch anfangs zu wünschen<br />

übrig. Neuere Materialien <strong>und</strong> Designs haben<br />

die Lebensdauer inzwischen verbessert. Der<br />

Silikonplatzhalter bleibt deshalb weiterhin<br />

die bevorzugte Wahl für die Rekonstruktion<br />

des PIP-Gelenks (Iselin, Conti et al. 1995;<br />

Schmidt, Miehlke et al. 1996; Williams, Penrose<br />

et al. 2000) (Abb. 17).<br />

In den 40er <strong>und</strong> 50er Jahren wurden erste<br />

einfache, gekoppelte Totalendoprothesen für<br />

die PIP-Gelenke entwickelt (Brannon and Kline<br />

1959). Diese Art des Ersatzes schlug aber<br />

meist fehl, da die Biomechanik der Gelenke<br />

nicht wiederhergestellt werden konnte <strong>und</strong><br />

sich das Implantat wegen seines ungünstig<br />

angelegten Rotationszentrums lockerte oder<br />

aus dem Knochen ausbrach.<br />

Vor einigen Jahren wurde der erste endoprothetische<br />

Oberflächenersatz für die PIP-<br />

Gelenke, der die anatomische Gestalt der<br />

Gelenkfläche nachbildet, vorgestellt (Abb. 18).<br />

Kurzfristige Resultate weisen eine gute Funktion<br />

<strong>und</strong> Haltbarkeit auf (Linscheid, Murray et<br />

al. 1997; Beckenbaugh 2003).<br />

Der Unterschied zwischen den Platzhaltern<br />

<strong>und</strong> den Totalendoprothesen besteht darin,<br />

dass zum Einsatz des Silastik-Platzhalters<br />

meist die Seitenbänder des Gelenks mitsamt<br />

dem Gr<strong>und</strong>gliedkopf reseziert werden müssen.<br />

Dadurch wird das Gelenk seitlich instabil,<br />

so dass ein festes Zugreifen erschwert wird.<br />

Beim Oberflächenersatz müssen die Seitenbänder<br />

erhalten werden, sonst luxiert das Gelenk.<br />

Die Zerstörung der Gelenke darf daher<br />

noch nicht zu weit vorangeschritten sein, wie<br />

dies häufig beim Rheumatiker der Fall ist.<br />

54


NEWS<br />

Abb. 18<br />

Insgesamt ist der Einsatz der Oberflächenprothesen<br />

technisch viel aufwändiger. Über langfristige<br />

Ergebnisse liegen noch keine Erfahrungen<br />

vor. Allgemein muss man aber bei<br />

jedem künstlichen Gelenkersatz mit einem<br />

Abrieb oder sogar Bruch des Implantats (eher<br />

beim Silastik-Platzhalter; Schmidt, Witt et al.<br />

1997) <strong>und</strong> einer Lockerung rechnen. Dann<br />

werden weitere Eingriffe notwendig.<br />

Fingergr<strong>und</strong>gelenk<br />

Das Gr<strong>und</strong>gelenk ist funktionell das wichtigste<br />

Gelenk des Fingers. Die Beweglichkeit sollte<br />

erhalten werden; eine Arthrodese kommt<br />

deshalb nur in Ausnahmefällen in Betracht.<br />

Die Arthrose der MP-Gelenke tritt viel seltener<br />

auf, <strong>und</strong> wenn, dann meist am Zeige- <strong>und</strong><br />

Mittelfinger. Beim Befall dieser beiden Gelenke<br />

muss man an eine Hämochromatose<br />

(Feldon and Belsky 1987; Krauer, Maire et al.<br />

1993) oder eine chronische Polyarthritis als<br />

Ursache denken, wenn vorausgegangene<br />

Verletzungen ausgeschlossen werden konnten.<br />

Auch hier hat sich der Ersatz durch einen Silastik<br />

Spacer bzw. in neuerer Zeit durch Oberflächenprothesen<br />

bewährt, die zementlos<br />

eingesetzt werden <strong>und</strong> mit dem Knochen<br />

verwachsen (Cook, Beckenbaugh et al. 1999,<br />

Abb. 17 <strong>und</strong> 18). Die für das Mittelgelenk beschriebenen<br />

Einschränkungen <strong>und</strong> Komplikationen<br />

gelten aber für das Gr<strong>und</strong>gelenk in<br />

gleicher Weise.<br />

Schlussfolgerung<br />

Bei der Behandlung der Fingergelenksarthrose<br />

stehen die Beseitigung der Schmerzen<br />

<strong>und</strong> die Verbesserung der Funktion eindeutig<br />

im Vordergr<strong>und</strong>. Der Knorpelverlust lässt sich<br />

nach dem augenblicklichen Stand der Wissenschaft<br />

noch nicht wieder herstellen oder<br />

aufbauen. Alle diesbezüglichen Veröffentlichungen<br />

beschreiben ein Experimentalstadium<br />

– ob sie Bestand haben werden, ist ungewiss.<br />

Auch andere, an den großen Gelenken<br />

durchgeführte Verfahren, wie die Verpflanzung<br />

von Knorpel-Knochentransplantaten<br />

von ges<strong>und</strong>en in geschädigte Regionen (Ueblacker,<br />

Burkart et al. 2004) oder die Mikrofrakturierung<br />

(Pässler 2000; Thermann and<br />

Becher 2004) stellen für die Fingergelenke<br />

keine Therapiemöglichkeit dar.<br />

Die Behandlung richtet sich daher zunächst<br />

auf konservative Maßnahmen, die der Patient<br />

größtenteils eigenständig durchführen kann.<br />

Ergotherapie <strong>und</strong> Krankengymnastik unter<br />

manualtherapeutischen Gesichtspunkten<br />

können zusätzlich hilfreich sein. Entzündungs-<br />

hemmende, d.h. nichtsteroidale Antiphlogistika<br />

wie Diclofenac sollten im Bedarfsfall bei<br />

stärkeren Schmerzen verabreicht werden.<br />

Auch intraartikuläre Kortisoninjektionen können<br />

für einige Wochen oder Monate die Beschwerden<br />

lindern [MG1].<br />

Bei therapieresistenten Schmerzen <strong>und</strong> Fehlstellungen<br />

der Fingergelenke kommen operative<br />

Maßnahmen wie die Gelenkversteifung<br />

oder ein Gelenkersatz in Betracht, um die<br />

Funktion der Hand zu verbessern <strong>und</strong> die<br />

Beschwerden zu lindern. In den letzten Jahren<br />

sind neue Prothesen aus verschleißärmeren<br />

Materialien auf den Markt gekommen, die<br />

eine längere Haltbarkeit versprechen. Insgesamt<br />

handelt es sich aber um Fremdmaterial,<br />

das nach Jahren auslockern kann<br />

<strong>und</strong> dann entfernt oder ersetzt werden muss.<br />

Die Hand ist ein kompliziert aufgebautes<br />

Präzisionsorgan. Die Erkennung von Erkrankungen<br />

<strong>und</strong> deren Behandlung bedürfen<br />

daher einer besonderen Erfahrung. Eine qualifizierte<br />

handchirurgische Diagnostik <strong>und</strong> die<br />

entsprechende Beratung des Patienten sind<br />

Voraussetzung, um die Funktion der Hand<br />

wieder herzustellen, Schmerzen zu beseitigen<br />

<strong>und</strong> die Lebensqualität des Patienten zu verbessern.<br />

Literaturliste beim Verfasser<br />

Dr. med. Hans-Werner Bouman<br />

Dr. med. Sigm<strong>und</strong> Polzer<br />

Dr. med. Hartmuth Frobenius<br />

Hand- <strong>und</strong> <strong>Fußchirurgie</strong><br />

Unfallchirurgie<br />

bouman@atos.de<br />

frobenius@atos.de<br />

polzer@atos.de<br />

■<br />

55


<strong>Fachbeiträge</strong><br />

Minimalinvasive Chirurgie bei<br />

der Korrektur fehlgebildeter Ohrmuscheln<br />

von Rainer B. Drommer<br />

Die Korrektur fehlgebildeter Ohrmuscheln ist ein operativer<br />

Eingriff, der bei Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen, aber auch bei Erwachsenen<br />

vorgenommen wird.<br />

Die Zielsetzung hierbei ist eine optimale <strong>und</strong> zugleich dauerhafte<br />

Formgebung der fehlentwickelten anatomischen Knorpelstrukturen.<br />

Die Operation selbst sollte die Patienten so wenig<br />

wie möglich belasten.<br />

Am Zentrum für Plastische <strong>und</strong> Ästhetische Gesichtschirurgie<br />

haben wir hierfür vor geraumer Zeit ein spezielles Instrumentarium<br />

entwickelt. Es lässt Knorpelstrukturveränderungen zu,<br />

ohne hierbei den Knorpel selbst wesentlich von seinen bedeckenden<br />

<strong>und</strong> damit ernährenden Weichteilen freilegen zu<br />

müssen.<br />

Die Korrekturoperationen werden prinzipiell in Lokalanästhesie<br />

<strong>und</strong> ambulant ausgeführt. Eine Antibiotikagabe ist in<br />

der Regel nicht erforderlich.<br />

Abb. 1 a:<br />

Die Anthelix ist nahezu<br />

nicht vorhanden<br />

Abb. 1 b:<br />

5 Tage postoperativ,<br />

sehr gut ger<strong>und</strong>ete Anthelix<br />

Der elastische Ohrknorpel zählt physikalisch<br />

betrachtet zu den biovisko-elastischen Körpern.<br />

Derartige Strukturen haben eine stark ausgeprägte<br />

Neigung zur Kraftrückgewinnung bei<br />

Biegebelastungen.<br />

Fast immer muss bei fehlentwickelten Ohrmuscheln<br />

die Anthelix eine größere Biegung<br />

erfahren, um die oberen zwei Drittel des<br />

Ohres dem Kopf mehr annähern zu können.<br />

Unter Biegebeanspruchung erfährt die Rückseite<br />

der Anthelix eine Verkürzung ihrer<br />

Strukturen. An der Vorderseite müssen sich<br />

die Gewebestrukturen verlängern. Lediglich<br />

in der Mitte, zwischen diesen beiden Schichten,<br />

liegt eine belastungsneutrale Zone.<br />

Bei der Formung der schwach oder nur andeutungsweise<br />

ausgebildeten Anthelix muss<br />

daher die Ventralseite dieses Knorpelareales<br />

so bearbeitet werden, dass eine Verlängerung<br />

dieser Knorpelschicht spannungsfrei <strong>und</strong><br />

dauerhaft möglich wird (Abb. 1a/1b).<br />

Abb. 2:<br />

Ohrmuschelfixationen vor 8 Monaten<br />

(außerhalb unserer Einrichtung) ohne Knorpelschwächung.<br />

Die „Spezialnähte“ bohren sich<br />

langsam durch die Haut hindurch.<br />

Auf diese Erfordernisse hat Stenström schon<br />

1963 bei der Publikation seines operativen<br />

Verfahrens hingewiesen [1].<br />

Es hat immer wieder Verfahren gegeben, bei<br />

denen die Frage der Dauerelastizität des<br />

Ohrknorpels zu wenig Berücksichtigung fand.<br />

Gerade in neuerer Zeit wird eine Methode<br />

popularisiert, die lediglich eine Fadenfixation<br />

zwischen Knorpel <strong>und</strong> retroaurikulären Weichgewebestrukturen<br />

beinhaltet. Problematisch<br />

zeigen sich solche Verfahren hinsichtlich des<br />

Dauererfolges, denn der Knorpel wird immer<br />

stärker als jegliche auf ihn einwirkenden<br />

Strangulierungen sein (Abb. 2).<br />

Stenströms OP-Verfahren trug diesem Sachverhalt<br />

Rechnung. Ein Nachteil seiner Vorgehensweise<br />

bestand jedoch darin, dass die<br />

Vorderseite des Ohrknorpels großflächig freigelegt<br />

werden musste. Es handelte sich somit<br />

um einen Eingriff, der die Ernährungssituation<br />

des Knorpels erheblich gefährdete.<br />

56


NEWS<br />

Abb. 3:<br />

Instrumentenset mit Cartilage Scorer<br />

Abb. 4 a:<br />

Das spezielle Raspatorium wird<br />

von dorsal an die Ventralseite der<br />

Anthelix geführt<br />

Abb. 4 b:<br />

Die Weichteile werden von der<br />

Anthelix abgelöst<br />

Wir haben daher 1979 eine Idee von<br />

Schmid/Hannover [2] aufgenommen <strong>und</strong> ein<br />

Instrument zur Knorpeleinritzung entwickelt.<br />

Später wurde hieraus ein Instrumentenset<br />

gestaltet (Abb. 3).<br />

Operationstechnisch erfolgt die Neuformung<br />

der ventralen Anthelix bei diesem Verfahren<br />

über einen dorsalen Zugangsweg. An der<br />

mittleren lateralen Concha wird eine 5 mm<br />

lange Knorpelinzision gelegt. Mit einem grazilen,<br />

speziell gebogenen Raspatorium löst<br />

man die Weichteilbedeckungen tunnelförmig<br />

vom Anthelixknorpel ab. Nun wird der Knorpel<br />

mit dem Cartilage Scorer unter palpatorischer<br />

Führung partiell eingeritzt, ohne ihn zu<br />

durchtrennen. Die Knorpelunterbrechungen<br />

entsprechen dem späteren Anthelixverlauf<br />

(Abb. 4a/4b).<br />

Die gewünschte Formgebung der Anthelix<br />

wird von dorsal mit zwei resorbierbaren<br />

Nähten stabilisiert. Das dauerhafte Resultat<br />

erwirken dann die folgenden Narbenbildungen<br />

zwischen den angenäherten Knorpelstrukturen.<br />

Die Gesamtformung der Ohrmuschel erfolgt<br />

mit entsprechenden Knorpelexzisionen <strong>und</strong><br />

Fixationsnähten zwischen Concha <strong>und</strong> Periost<br />

des Mastoides.<br />

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57


<strong>Fachbeiträge</strong><br />

Abschließend wird die neugeformte Ohrmuschel<br />

mit einem speziellen Vaselinegazeverband<br />

tamponiert. Die Operationsgebiete<br />

beider Ohrmuscheln werden über einen zirkulären<br />

Kopfverband für wenige Tage abgedeckt.<br />

Das spezielle Instrumentarium – insbesondere<br />

der Cartilage Scorer – erlaubt es, spannungsfreie<br />

R<strong>und</strong>ungen der Anthelix auszuführen<br />

ohne wesentliche Teile des Knorpels<br />

zu denudieren.<br />

Der Anthelixknorpel wird lediglich eingeritzt<br />

<strong>und</strong> nicht durchtrennt. Hierdurch wird eine<br />

natürliche, abger<strong>und</strong>ete Anthelix gestaltet;<br />

scharfkantige Strukturen werden vermieden.<br />

Abb. 5 a:<br />

Präoperative Situation eines 5-jährigen<br />

Mädchens<br />

Abb. 5 b:<br />

1 Jahr postoperativ<br />

Die Durchtrennung der Zugkräfte am Knorpel<br />

ermöglicht sehr gute Langzeitresultate. Alle<br />

Patienten werden bei uns sowohl ein Jahr<br />

postoperativ als auch 2 Jahre nach dem korrigierenden<br />

Eingriff nachkontrolliert. Es ist<br />

bekannt, dass in ihrer Spannung veränderte<br />

elastische Knorpelstrukturen sich über derart<br />

große Zeitspannen in ihrer Formgestaltung<br />

noch verändern können (Abb. 5a/5b <strong>und</strong> Abb.<br />

6a/6b).<br />

Wir empfehlen, den korrektiven Eingriff etwa<br />

ab dem 5. Lebensjahr, hier mit entsprechender<br />

Analgosedierung, auszuführen.<br />

Abb. 6 a:<br />

Präoperativ im Profil<br />

Abb. 6 b:<br />

1 Jahr postoperativ ist die Ohrmuschel<br />

in optimaler Position <strong>und</strong> die Anthelix<br />

sehr schön ger<strong>und</strong>et<br />

Prof. Dr. Dr. med. Rainer B. Drommer<br />

Zentrum für Plastische, Rekonstruktive <strong>und</strong><br />

Ästhetische Gesichtschirurgie<br />

■<br />

Literaturverzeichnis:<br />

[1] Stenström S: A ‘natural’ technique for<br />

correction of congenitally prominent ears.<br />

Plast. reconstr. Surg. 32 (1963) 509<br />

[2] Schmid F: Zur Korrektur der Anthelixfalte<br />

auf der Konvexseite. Plast. Chir. im M<strong>und</strong>-,<br />

Kiefer- <strong>und</strong> Gesichtsbereich Bd XXIV (1979) 134<br />

58


NEWS<br />

Revisions-Endoprothetik ( Teil 1)<br />

von Hajo Thermann<br />

Revisionsoperationen nach Implantation eines totalen Knieoberflächenersatzes<br />

haben in letzter Zeit zugenommen. Dies ist auch in der Tatsache begründet, dass<br />

mittlerweile eine vermehrte Anzahl von Prothesen den Endpunkt ihrer Standzeit<br />

erreicht hat. Zusätzlich führt die signifikante Verjüngung des Patientenprofils <strong>und</strong><br />

das dadurch bedingte erhöhte Belastungsprofil zu vermehrten Lockerungen <strong>und</strong><br />

Komplikationen. Insgesamt jedoch ist die Revision des Kniegelenkersatzes seltener<br />

als die beim Hüftgelenkersatz.<br />

Viele Komplikationen infolge einer Kniearthroplastik<br />

bedürfen spezieller Revisionsoperationen.<br />

Diese sind:<br />

• Probleme bei aseptischer Lockerung,<br />

• Probleme bei septischer Lockerung,<br />

• bei Osteolysen (Knochenauflösungen),<br />

• Steifheit des Kniegelenkes,<br />

• vermehrte Instabilität <strong>und</strong> Laxität nach<br />

Kniegelenksendoprothetik,<br />

• Komplikationen der Patella <strong>und</strong> des<br />

femoropatellaren Gelenkes sowie des<br />

Extensormechanismus,<br />

• periprothetische Frakturen,<br />

• mechanisches Versagen von einzelnen<br />

Komponenten mit Brüchen der<br />

Polyaethylene oder der einzelnen<br />

Komponenten,<br />

• Infektionen <strong>und</strong> postoperative Hautnekrosen.<br />

Jede dieser Komplikationen erfordert eine genaue<br />

Analyse <strong>und</strong> eine spezifische Operation<br />

zur Behebung der Komplikation, wie z.B. die<br />

Arthrolyse, die sek<strong>und</strong>äre Einstellung des<br />

Extensormechanismus <strong>und</strong> Patellaersatz, den<br />

Austausch von Teilen, aber auch der ganzen<br />

Prothese.<br />

Evaluation der Problematik<br />

Der erste Schritt in der Therapie von Komplikationen<br />

ist natürlich deren exakte Identifikation.<br />

Eine aseptische Lockerung oder eine<br />

Patelladislokation ist oftmals sehr einfach<br />

nachzuweisen. Demgegenüber sind eine Instabilität<br />

in der Flexion oder Extension sowie<br />

unklare Schmerzen nach Implantation <strong>und</strong><br />

entsprechender Rehabilitation <strong>und</strong> Physiotherapie<br />

in der Regel nur sehr schwer zu identifizieren<br />

<strong>und</strong> zu analysieren.<br />

In diesen Fällen sind eventuell zusätzliche<br />

Untersuchungen im diagnostischen Bereich<br />

nötig, wie beispielsweise mit der so genannten<br />

Multi slice Scanner Methode, bei der auch<br />

feinste Lockerungen festgestellt werden können.<br />

Manche Probleme mit Weichteilveränderungen<br />

sowie Narbenbildungen (Patella<br />

clunk-Syndrom) <strong>und</strong> Arthrofibrose erfordern<br />

auch eine arthroskopische Operation.<br />

Der zweite wesentliche Schritt der Revision<br />

ist die Ermittlung des konkreten Versagensmechanismus.<br />

Langzeitabrieb des Polyaethylens,<br />

ein nicht adäquates prothetisches<br />

Design, was man teilweise noch bei den alten<br />

Prothesen findet, <strong>und</strong> vor allem Fehlstellungen<br />

im Alignment können zu einer Lockerung<br />

führen. Es ist manchmal sehr schwierig, die<br />

Gründe für Abkippung oder Dislokation der<br />

Patella zu ermitteln. Oft liegen die Usachen in<br />

einer Fehlposition der femoralen oder tibialen<br />

Komponente, es gibt Rotationsfehler, Kontraktion<br />

des lateralen Retinaculums, Bandlaxität<br />

(Ligamentinsuffizienz), Malalignment,<br />

Abrieb des tibialen Polyaethylens oder Einsteifung<br />

bei Complex regional pain Syndrom<br />

(ehem. Reflexdystrophie) oder Komponenten-<br />

Fehlposition.<br />

Die Revision muss in erster Linie die Ursachen<br />

der Komplikation korrigieren. Deshalb gibt es<br />

kein einheitliches therapeutisches Vorgehen.<br />

Die Behandlung beinhaltet ausgehend von<br />

einer arthroskopischen Operation bei narbiger<br />

Einsteifung über sek<strong>und</strong>ären Patellaresurfacing<br />

mit Realignment des Extensormechanismus<br />

den Austausch der tibialen oder femoralen<br />

Komponente bis hin zum Austausch<br />

der gesamten Prothese mit zusätzlichem<br />

Knochenaufbau der Defekte. Die Revisionsprozeduren<br />

sind nicht limitiert auf den gesamten<br />

Austausch der Prothese, obwohl dies<br />

die häufigste Operation ist.<br />

Evaluation des Versagens des<br />

endoprothetischen Ersatzes<br />

In der Analyse des Prothesenversagens müssen<br />

alle Aspekte der Ätiologie <strong>und</strong> der vorhergehenden<br />

Prozeduren berücksichtigt werden:<br />

• Osteotomie,<br />

• Ligamentrekonstruktion,<br />

• unikompartimentelle Schlittenprothese,<br />

• die Länge des Followups,<br />

• der Prothesentyp,<br />

• der postoperative Verlauf (Schmerz, Einsteifung,<br />

vorangegangene Infektion),<br />

• Auftreten der Symptome direkt nach der<br />

initialen Operation oder später,<br />

• Schmerz (Lokalisation, mechanischer<br />

Schmerz oder entzündlicher Schmerz),<br />

• Ergussbildungen,<br />

• chronische Instabilität,<br />

• Krepitus,<br />

• medizinische Anamnese des Patienten<br />

(Alter, medizinische Erkrankungen, cardiovaskuläre<br />

oder andere Erkrankungen).<br />

Die physikalische Untersuchung beinhaltet<br />

das Alignment der Prothese, die Qualität der<br />

Haut <strong>und</strong> der Narben, Ergussbildung, Bewe-<br />

➔<br />

59


<strong>Fachbeiträge</strong><br />

gungsumfang, Varus- <strong>und</strong> Valgusstress-Untersuchung<br />

sowie die Ermittlung von entsprechenden<br />

Bandlaxitäten <strong>und</strong> von Schmerzen<br />

durch Palpation.<br />

Das Röntgen umfasst die Standardaufnahmen,<br />

wobei bei Verdacht auf Instabilitäten auch<br />

Stressaufnahmen oder Belastungsaufnahmen<br />

in Frage kommen. Auch sollten Patella defilée-Aufnahmen<br />

zur Evaluation des Patella-<br />

Alignments durchgeführt werden. Die Ganzbeinaufnahme<br />

unter Belastung zeigt das genaue<br />

Alignment der Prothese <strong>und</strong> der einzelnen<br />

Komponenten.<br />

Zur Bestimmung von Polyaethylenabrieb oder<br />

aseptischer Lockerung empfiehlt sich eine CT-<br />

Multi slice Scanner Untersuchung, bei der<br />

mittels der Software Artefakte herausgerechnet<br />

werden können, so dass das Interface<br />

zwischen Prothese <strong>und</strong> Zement oder Knochen<br />

besser dargestellt ist als bei einer herkömmlichen<br />

Radiographie. Mit einer zusätzlichen<br />

Rotations-CT-Untersuchung (auch bei Multi<br />

slice Untersuchungen) lässt sich eine fragliche<br />

Fehlrotation, z.B. ein Innenrotationsfehler,<br />

zwischen der femoralen <strong>und</strong> der tibialen Komponente<br />

bestimmen, was häufig Schmerzen<br />

<strong>und</strong> Lockerung verursacht. In Einzelfällen können<br />

auch Bone scans bei Lockerung <strong>und</strong><br />

Infektionen durchgeführt werden, wobei jedoch<br />

die Sensitivität <strong>und</strong> Spezifität sehr<br />

gering ist (Abb.1).<br />

Weitere Aspekte sind ebenfalls von großer<br />

Bedeutung, z.B.:<br />

• der Typ der Prothese (mit oder ohne Erhaltung<br />

des hinteren Kreuzbandes, zementiert<br />

oder nicht zementiert, mit oder ohne patellaren<br />

Rückflächenersatz),<br />

• die individuelle Platzierung <strong>und</strong> Größe der<br />

Komponente,<br />

• die Bestimmung der „Joint line“ <strong>und</strong> der<br />

Patellahöhe (alta, baja),<br />

• die Fixation der Komponenten (radioluzente<br />

Säume etc.)<br />

• der patellare oder tibiale Polyaethylenabrieb,<br />

• Zeichen periprothetischer Osteolysen oder<br />

Infektion mit periostalen Reaktionen.<br />

Bei Verdacht auf Infektion sind entsprechende<br />

Blutuntersuchungen erforderlich. Falls<br />

noch keine antibiotische Therapie begonnen<br />

wurde, sollten Punktionen zur Bestimmung<br />

der Keimsituation auf jeden Fall durchgeführt<br />

werden.<br />

Aseptische Lockerung <strong>und</strong> Osteolyse<br />

Die aseptische Lockerung ist die Hauptindikation<br />

zur Revision. Die Revision besteht im<br />

Wesentlichen darin, die einzelnen Komponenten<br />

auszuwechseln. Die technischen Voraussetzungen<br />

sind mit der primären Implantation<br />

fast identisch. In den meisten Fällen ist<br />

die Implantation jedoch erheblich schwieriger.<br />

Folgende Gegebenheiten müssen vorliegen:<br />

Abb. 1:<br />

Zustand nach einem<br />

schleichenden Infekt bei<br />

unikondylärer Schlittenprothese<br />

mit Osteolysen<br />

unter dem tibialen Lager<br />

<strong>und</strong> Dislokation des<br />

femoralen Schlittens<br />

• Es muss eine normale Kniegelenksachse in<br />

der sagittalen als auch in der coronaren<br />

Ebene bestehen.<br />

• Die distalen, femoralen <strong>und</strong> tibialen Schnitte<br />

müssen in der coronaren Ebene perpendikulär<br />

zur mechanischen Achse <strong>und</strong> der<br />

unteren Extremität liegen, parallel zum<br />

Boden beim Einbeinstand mit einem<br />

3° Varus-Schnitt.<br />

• Die Gelenklinie <strong>und</strong> die Patella müssen in<br />

einer normalen Höhe lokalisiert sein.<br />

• Es muss eine ausreichende <strong>und</strong> balancierte<br />

Spannung der kapsuloligamentären Strukturen<br />

in Flexion <strong>und</strong> Extension sowohl<br />

medial als auch lateral bestehen.<br />

• Das Ausmaß der Bewegung muss identisch<br />

mit dem für die Prothese vorgesehenen<br />

Bewegungsausmaß übereinstimmen,<br />

ohne ein Impingement in der Regel zwischen<br />

0 <strong>und</strong> 120°.<br />

• Die Patella muss unter normaler Spannung<br />

der Patella retinacula in die Trochlea geführt<br />

werden.<br />

60


NEWS<br />

NEWS<br />

Internationales<br />

Ausbildungszentrum<br />

für minimalinvasive<br />

Kniechirurgie in der<br />

ATOS-Klinik<br />

Abb. 2:<br />

Entfernung der femoralen Komponente<br />

mit der Giglisäge, um unnötige Knochendefekte<br />

zu vermeiden<br />

Das Ausmaß des epiphysären Knochenverlustes<br />

<strong>und</strong> die Spannung der Seitenbänder<br />

müssen schon in der präoperativen Planung<br />

eingeschätzt werden. Das genaue Ausmaß<br />

kann jedoch erst während des chirurgischen<br />

Eingriffes genau bestimmt werden. Es gibt<br />

verschiedene Klassifikationen der Knochenverluste<br />

nach Entfernung der Implantate.<br />

Weichteilspannung<br />

Die Evaluation der Weichteilspannung, besonders<br />

die der Kollateralbänder, muss präoperativ<br />

<strong>und</strong> intraoperativ untersucht werden.<br />

Eine zu geringe oder zu starke Spannung<br />

kann traumatische, aber auch idiopathische<br />

Ursachen haben. Wichtig ist die Berücksichtigung<br />

einer signifikanten Deformität mit Laxität<br />

der Ligamente an der konvexen Seite <strong>und</strong><br />

Kontraktion an der konkaven Seite. Eine Laxität<br />

oder auch Subluxation der Prothese muss<br />

genau erfasst werden. Hierbei sind teilweise<br />

Belastungsaufnahmen <strong>und</strong> Stressaufnahmen<br />

vom Kniegelenk hilfreich. Pseudolaxitäten,<br />

die durch Komponentenabrieb oder durch Migration<br />

des Polyaethylen entstehen, müssen<br />

von den wirklichen Ligamentdefiziten unterschieden<br />

werden.<br />

Technische Fehler der Initialoperationen müssen<br />

identifiziert werden. Der Vergleich mit<br />

dem kontralateralen Knie ist notwendig, um<br />

die Größe der Komponente, die Höhe der<br />

Patella <strong>und</strong> auch die Gelenklinie zu analysieren.<br />

Unter Berücksichtigung der präoperativ<br />

festgestellten Probleme muss dann ein entsprechendes<br />

Revisionssystem ausgesucht<br />

werden.<br />

Die Entfernung von gelockerten Komponenten<br />

ist natürlich einfacher als die Entfernung<br />

von noch fest fixierten Komponenten, wobei<br />

die unzementierten Prothesen erheblich<br />

schwieriger zu entfernen sind. Häufig muss<br />

man hier Knochenverluste in Kauf nehmen.<br />

Die Polyaethylenkomponenten der Tibia (all<br />

poly) als auch der Patella können einfach mit<br />

einer oszillierenden Säge unterfahren werden.<br />

Die kleinen Zapfen werden danach entfernt.<br />

Gigli-Sägen empfehlen sich für die Entfernung<br />

der femoralen Komponente im Knochenzementinterface,<br />

obwohl sie dann nur<br />

bis zu den metallenen Zapfen gehen. Mit der<br />

Giglisäge lassen sich jedoch sehr schön die<br />

Schichten trennen. Zur weiteren Lösung werden<br />

dann dünne Osteotome seitlich eingeschlagen,<br />

möglichst nahe der Prothese, um<br />

einen größeren Knochendefekt zu vermeiden.<br />

Hebelarmmanöver sollten vermieden werden,<br />

da dabei ganze Knochenteile herausbrechen<br />

können. Dasselbe gilt für das frühzeitige<br />

Ausschlagen der Prothese, was dazu führen<br />

kann, dass große Teile der Kondylen mit ausbrechen.<br />

Die begleitende hypertrophische<br />

synoviale Membran <strong>und</strong> Granulomationsgewebe<br />

werden sorgfältig entfernt (Abb.2).<br />

➔<br />

Prof. Thermann mit Marc Vogels,<br />

European Manager for Arthroplasty<br />

aus Brüssel.<br />

Prof. Thermann ist mit seiner<br />

Praxis von der Prothesenfirma<br />

„Smith & Nephew“ ausgewählt<br />

worden, als internationales<br />

Ausbildungszentrum für minimalinvasive<br />

Knieendoprothetik<br />

zu fungieren.<br />

In Kursen werden minimalinvasive<br />

Techniken der unikondylären<br />

Prothesen-Implantation sowie<br />

der Totalknie-Endoprothesen-<br />

Implantation internationalen<br />

Ärzten, die zur Operation hospitieren,<br />

in der ATOS-Klinik dargestellt.<br />

Des weiteren wird H.<br />

Thermann im Rahmen der internationalen<br />

Ausbildung einen<br />

Workshop im Juni in Dubai mit<br />

Live-Operationen leiten.<br />

H. Thermann ist Mitglied einer<br />

„Coregroup“ zur Weiterentwicklung<br />

<strong>und</strong> Evaluation für<br />

neues Prothesendesign <strong>und</strong> für<br />

die Revisionsendoprothetik.<br />

61


<strong>Fachbeiträge</strong><br />

Technik<br />

Die heutigen Schneidelehren für den tibialen<br />

Schnitt lassen im Bereich der Seite des geringeren<br />

Knochendefektes nur eine geringe<br />

Knochenresektion zu, während im Bereich der<br />

Abb. 4 a:<br />

Schwere kavitäre Defekte im<br />

Bereich der Femurkondyle <strong>und</strong><br />

im Tibiaplateau<br />

Substanzdefekte <strong>und</strong> Kavernen singulär im<br />

entsprechenden Kompartiment tiefer geschnitten<br />

werden kann. Für die Stabilitätssicherung<br />

der tibialen Komponente werden<br />

intrameduläre Schäfte verwendet. Hierbei ist<br />

es durch die so genannten „offset-Stems“<br />

Als grobe Orientierung für die Jointline gilt<br />

sowohl der Kopf des Fibulaköpfchens als auch<br />

die Höhe der Tuberositas tibiae.<br />

Auf der femoralen Seite sollte der distale<br />

auch möglich, bei schwierigen anatomischen Schnitt perpendikulär zur mechanischen<br />

Begebenheiten eine optimale Zentrierung der<br />

tibialen Basisplatte <strong>und</strong> des einlaufenden<br />

Schaftes zu ermöglichen, um Kippbewegungen<br />

<strong>und</strong> exzentrische Belastungen oder<br />

Fehlstellungen zu vermeiden. Die tibiale Probeprothese<br />

Achse des Femurs sein. Der Winkel zwischen<br />

anatomischer <strong>und</strong> mechanischer Achse muss<br />

natürlich in Betracht gezogen werden. Der<br />

intrameduläre Ausrichtungsstab erlaubt in<br />

den meisten Sets eine Einstellung zwischen<br />

sollte nach Möglichkeit die 3°, 5° <strong>und</strong> 7° Valgus. Falls ein Schaft benutzt<br />

Gelenkhöhe, die so genannte „Jointline“, anatomisch<br />

wieder herstellen.<br />

wird, so stehen auch hier unterschiedliche<br />

„Offset“-Schäfte zur Verfügung, so dass eine<br />

Abb. 3 b:<br />

Platzierte tibiale Komponente mit<br />

Keilaufbau bei medialem Knochendefekt<br />

Abb. 3 a:<br />

Tibiale Probeprothese mit langem Schaft <strong>und</strong> Keilunterfütterung<br />

zum Ausgleich eines Knochendefektes<br />

Abb. 4 b:<br />

Aufbau mit Allograftspänen<br />

aus der Knochenbank<br />

(Hüftkopf)<br />

optimale Beziehung zwischen dem Schaft,<br />

dem Knochen <strong>und</strong> der abgedeckten Fläche<br />

durch die Prothese möglich ist (Abb. 3a <strong>und</strong><br />

3b).<br />

Technische Fehler<br />

Der häufigste Fehler ist die Verwendung einer<br />

zu kleinen femoralen Prothese (<strong>und</strong>ersizing),<br />

oder eine zu proximale Position verb<strong>und</strong>en<br />

mit einer zu dicken tibialen Komponente, um<br />

die Spannung der Weichteile wieder herzustellen.<br />

Bei der Auswahl der femoralen Größe<br />

sollte immer die vorher implantierte Größe in<br />

Betracht gezogen werden. Die femorale Komponente<br />

sollte das Knie in Flexion bei einem<br />

entsprechenden Tibiaplateau ohne medialen<br />

oder lateralen Überhang stabilisieren. Entsprechend<br />

muss dann auch in der „proximodistalen<br />

Position“ die femorale Komponente<br />

das Knie mit demselben Tibiaplateau in Extension<br />

stabilisieren.<br />

Wichtig ist ferner die Bestimmung der Rotation<br />

der femoralen Komponente. Teilweise ist<br />

es jedoch extrem problematisch, die Epikondylenachse<br />

(besonders die medialen Epikondylen)<br />

zu finden.<br />

Anzustreben ist dabei eine leichte externe<br />

Rotation der Femurkomponente, wobei hier<br />

auch die tibiale Komponente etwas extern<br />

rotiert sein sollte, um in Extension eine<br />

Kongruenz zur femoralen Komponente zu<br />

erreichen. Bei den heutzutage z.T. verwendeten<br />

rotierenden „Hindge Plattformen“ gilt<br />

diese Forderung nicht mehr ganz so stringent.<br />

Die etwas extern rotierte femorale<br />

Komponente bewegt die Trochleagrube nach<br />

62


NEWS<br />

lateral, was das „Patellatracking“ verbessert.<br />

Es erhöht zusätzlich die Spannung der lateralen<br />

Weichteile <strong>und</strong> vermindert den Druck auf<br />

der medialen Seite. Dies ist gerade nach Varusfehlstellung<br />

wünschenswert.<br />

Mit dem Knie in Extensionsstellung kann die<br />

sagittale Position der Femurkomponente<br />

bestimmt werden. Hierbei sollte eine volle<br />

Extension, jedoch keine Rekurvation erreicht<br />

werden. Wenn der Extensionsspalt asymmetrisch<br />

ist, müssen auch hier die entsprechenden<br />

Weichteile gelöst werden, z.B. bei Valgusstellung<br />

der Tractus <strong>und</strong> die posterolaterale<br />

Kapsel. Sehr häufig ist ein großer distaler<br />

femoraler Knochenverlust nach Ausbau festzustellen.<br />

In solchen Fällen muss die femorale<br />

Komponente distaler eingebracht werden als<br />

die knöcherne Substanz es eigentlich erlaubt.<br />

Zusätzlich müssen mittels „Wedges“ oder<br />

einer Spongiosaplastik Knochenaufbauten<br />

durchgeführt werden, um distal eine ausreichende<br />

Auflagefläche für die femorale Komponente<br />

zu gewährleisten (Abb. 4a <strong>und</strong> 4b).<br />

Cavitäre Defekte können, wenn sie moderat<br />

sind, mit Zement aufgefüllt werden, wobei<br />

jedoch eine Spongiosaplastik zu bevorzugen<br />

ist. Die Situation ist natürlich erheblich<br />

schwieriger, wenn segmentale Defekte rekonstruiert<br />

werden müssen. Zementierung, mit<br />

oder ohne Schrauben, kann nur bis zu einer<br />

gewissen Defekthöhe mechanisch effizient<br />

sein. Präferiert werden heute viereckige oder<br />

dreieckige Augmentationen im Bereich einer<br />

Hemikondyle oder im Bereich des medialen<br />

<strong>und</strong> lateralen Tibiaplateaus. Diese Augmentationen<br />

haben sich in der klinischen Anwendung<br />

als einfach <strong>und</strong> sehr sicher in den<br />

Standzeiten erwiesen. Die zusätzlichen Augmentationssysteme<br />

können aufgr<strong>und</strong> vorbestehender<br />

Sägelehren präzise vorgeschnitten<br />

werden, so dass die Implantation auch bei<br />

großen Defekten präzise durchgeführt werden<br />

kann (Abb. 5a <strong>und</strong> 5b).<br />

Prof. Dr. Hajo Thermann<br />

Zentrum für Knie- <strong>und</strong> <strong>Fußchirurgie</strong><br />

thermann@atos.de<br />

■<br />

Abb. 5 b:<br />

Polyaethylen-Keilaufbau an der tibialen<br />

Komponente<br />

Abb. 5 a:<br />

Kleine Polyaethylenkeile zum<br />

Ausgleich von Substanzdefekten<br />

im Bereich der<br />

femoralen <strong>und</strong> der tibialen<br />

Komponente<br />

Abb. 5 c:<br />

Implantierte Revisionsprothese mit<br />

Keilaufbau bei Knochendefekt<br />

63


Forschungsprojekte<br />

Forschungsprojekte des Zentrums<br />

für Knie- <strong>und</strong> <strong>Fußchirurgie</strong> im Jahr 2004<br />

Ultrastruktur der Quadricepssehne<br />

(PT. Hadjicostas, I. Berger, N. Koleganova, ML.<br />

Gross, HH. Pässler)<br />

Mehrere führende Kreuzbandchirurgen, wie<br />

J.F. Feagin, U. Stäubli oder J. Fulkerson, betrachten<br />

die Quadricepssehne als das Kreuzbandtransplantat,<br />

das die festesten bzw.<br />

stärksten strukturellen Eigenschaften aufweist.<br />

Wir selbst vermuten, dass möglicherweise<br />

eine Art natürliche Verwebung der vom<br />

Vastus medialis, lateralis <strong>und</strong> Rectus femoris<br />

jeweils schräg einlaufenden Sehnenfasern für<br />

die hohe Reißfestigkeit der Quadricepssehne<br />

verantwortlich sein könnte. Diese besondere<br />

Struktur unterscheidet die Quadricepssehne<br />

von anderen Transplantaten wie Patellarsehne<br />

oder Hamstrings, die durch die parallele<br />

Ausrichtung der Kollagenfasern charakterisiert<br />

sind. Bisher fehlen in der Literatur Arbeiten<br />

über die Ultrastruktur der Quadricepssehne,<br />

vor allem auch im Vergleich mit anderen<br />

häufig verwandten Sehnen.<br />

In Zusammenarbeit mit einer Arbeitsgruppe<br />

des pathologischen Instituts der Universität<br />

Heidelberg (OÄ PD Dr. med. I. Berger) konnte<br />

unter der Federführung unseres derzeitigen<br />

George-Noulis-Fellows Pannos Hadjicostas<br />

eine aufwendige morphologische Studie<br />

durchgeführt werden. Mit Hilfe histologischer<br />

<strong>und</strong> biochemischer Untersuchungen<br />

wurden erstmals mit licht- <strong>und</strong> elektronenmikroskopischen<br />

Verfahren der exakte Faserverlauf,<br />

die Dicke der Kollagenfibrillen, deren<br />

Dichte <strong>und</strong> die Dichte der Fibroblasten der<br />

Quadricepssehne im Vergleich zur Patellarsehne<br />

ermittelt <strong>und</strong> miteinander verglichen.<br />

Es wurde nachgewiesen, dass die Quadricepssehne<br />

eine signifikant höhere Dichte an<br />

Kollagenfibrillen <strong>und</strong> an Fibroblasten gegenüber<br />

der Patellarsehne hat. Die Arbeit wurde<br />

jetzt zum Druck unter dem Titel "Comparative<br />

analysis of the morphological structure of<br />

quadriceps and patellar tendon" im American<br />

Journal of Sports Medicine eingereicht.<br />

Veränderungen der Hauttemperatur <strong>und</strong> der<br />

intraartikulären Knietemperatur beim Sport<br />

unter verschiedenen thermischen Bedingungen<br />

(S. Feil, Ch. Becher, J. Springer, G. Cerulli, HH.<br />

Pässler) siehe Bericht Seite 30<br />

Beeinflussung der Hauttemperatur <strong>und</strong> der<br />

Kniebinnentemperatur durch präoperatives<br />

Kühlen bei Arthroskopien bzw. einer arthroskopischen<br />

vorderen Kreuzbandplastik<br />

(A. Diamantopoulos, Ch. Becher, J. Springer, S.<br />

Feil, HH. Pässler)<br />

Können durch präoperatives Kühlen des Kniegelenkes<br />

vor einer Arthroskopie bzw. einer<br />

arthroskopischen vorderen Kreuzbandplastik<br />

postoperativer Schmerz, Schwellung <strong>und</strong> Blutung<br />

positiv beeinflusst werden?<br />

(J. Springer, A. Diamantopoulos, Ch. Becher, S.<br />

Feil, HH. Pässler)<br />

Beide Studien dienen in erster Line der Verbesserung<br />

der postoperativen Patientenzufriedenheit.<br />

Anlass ist das Ergebnis einer<br />

Studie von H.G. Morris et al., der mittels intraoperativer<br />

Kühlung des Kniegelenkes postoperativen<br />

Schmerz, Medikation <strong>und</strong> Schwellung<br />

nach Kreuzbandrekonstruktionen signifikant<br />

verringern konnte.<br />

Mit Hilfe eines speziellen Kühl- <strong>und</strong> Kompressionssystems<br />

(Cryo/Cuff, Aircast), das dem<br />

Patienten eine St<strong>und</strong>e vor der Operation<br />

angelegt wird, sinkt die Kniebinnentemperatur<br />

um durchschnittlich 10 Grad. Die Kühlung<br />

scheint einen signifikanten Rückgang von<br />

Schmerzen sowie der Blutung bei VKB-Operation<br />

zu bewirken. Im Gegensatz zur intraoperativen<br />

Kühlung mittels 4 Grad kalter Spülflüssigkeit,<br />

die eine Knorpelschädigung zur Folge<br />

haben kann, ist der Einsatz der Kühleinheit<br />

mit weniger Aufwand für Arzt, OP-Personal<br />

<strong>und</strong> vor allem den Patienten verb<strong>und</strong>en.<br />

Klinische Ergebnisse nach VKB-Revisionen<br />

(O.Lorbach, A. Diamantopoulos, C. Becher, HH.<br />

Pässler)<br />

Darstellung der klinischen Ergebnisse nach<br />

einer retrospektiven klinischen Nachuntersuchung<br />

von 104 VKB-Revisionen unter Verwendung<br />

von autologen Transplantaten.<br />

Sport- <strong>und</strong> Alltagsaktivität nach unikondylärem<br />

<strong>und</strong> komplettem Oberflächenersatz<br />

(S. Kliem, C. Becher, K.P. Kammerer, A. Driessen,<br />

H. Thermann)<br />

Früher stand bei der Implantation eines Oberflächenersatzes<br />

die Verbesserung der Schmerzsituation<br />

unter Erhaltung der Gr<strong>und</strong>funktion<br />

des Kniegelenks im Vordergr<strong>und</strong>, heute stellt<br />

der „Prothesenkandidat“ aufgr<strong>und</strong> vermehrter<br />

Aktivität höhere Ansprüche an die Belastbarkeit.<br />

Ziel dieser Studie ist die Evaluation der<br />

Veränderungen bei spezifischen Alltags- <strong>und</strong><br />

Sportaktivitäten nach unikondylärem <strong>und</strong><br />

komplettem Oberflächenersatz.<br />

Die autologe Knorpelzelltransplantation mit<br />

dem Hyalograft® zur Therapie der Osteochondrosis<br />

dissecans tali<br />

(C. Becher, A. Diamantopoulos, H. Thermann)<br />

Die Diskussion über das operative Vorgehen<br />

zur Therapie der Osteochondrosis dissecans<br />

tali (ODT) wird kontrovers geführt. Bei dieser<br />

Studie wird der Einsatz der autologen Knorpelzelltransplantation<br />

mit dem Hyalograft®<br />

untersucht.<br />

Einfluss der p.op. oralen Gabe von Dexamethason<br />

nach operativer Therapie der Achillessehnentendinose<br />

<strong>und</strong> Bursitis subachillae – Ergebnisse<br />

einer prospektiven, randomisierten Studie<br />

(C. Becher, H. Thermann)<br />

Überlastungsschäden an der Achillessehne<br />

kommen aufgr<strong>und</strong> zunehmender sportlicher<br />

<strong>und</strong> körperlicher Aktivitäten in der modernen<br />

Gesellschaft in den letzten Jahrzehnten immer<br />

häufiger vor. In vorangegangenen Studien über<br />

andere Krankheitsbilder wurde bereits die vorteilhafte<br />

Wirkung einer postoperativen Dexamethasontherapie<br />

beschrieben. Eine verkürzte<br />

Rehabilitationszeit käme nicht nur Spitzensportlern<br />

zugute, sondern würde den Patienten<br />

auch den Wiedereinstieg ins Berufsleben<br />

erleichtern. Die Untersuchung erfolgt mittels<br />

Sonographie <strong>und</strong> MRT sowie der Bewertung<br />

des Zustands mittels anerkannter Scores <strong>und</strong><br />

Fragebögen (VISA-A-Score, VAS-Score, Tegner<br />

Score).<br />

■<br />

64


NEWS<br />

Forschungsprojekte <strong>und</strong> prospektive Studien des<br />

Zentrums für Schulter- <strong>und</strong> Ellenbogenchirurgie<br />

im Jahr 2004<br />

Histologische Kalkuntersuchung bei der Tendinosis<br />

calcarea der Rotatorenmanschetten<br />

(P. Habermeyer, C. Bartl, R. Bartl)<br />

Modifizierter Latissimus dorsi Transfer bei irreparabler<br />

postero-superiorer Rotatorenmanschettenmassenruptur<br />

(P. Habermeyer)<br />

Wie hoch ist der funktionelle Benefit durch<br />

den Sehnentransfer auf den Ansatz des M.<br />

infraspinatus <strong>und</strong> den damit verbessertem<br />

Hebelarm?<br />

Was leistet der Pectoralis major Transfer im<br />

Vergleich zum Latissimus dorsi Transfer bei<br />

irreparabler Subscapularissehnenruptur?<br />

(P. Habermeyer, S. Lichtenberg)<br />

Modifizierter kombinierter Latissimus dorsi<br />

<strong>und</strong> Teres major Transfer bei irreparabler<br />

postero-superiorer Rotatorenmanschettenmassenruptur<br />

(P. Habermeyer)<br />

Ziel dieser prospektiven Studie ist der Nachweis<br />

des funktionellen Benefits des operativen<br />

Verfahrens bei der Rotatorenmanschettenmassenruptur<br />

mit Außenrotationsverlust.<br />

Schulterendoprothetik<br />

(P. Habermeyer, P. Magosch)<br />

Lässt sich mit einem Prothesensystem der 4.<br />

Generation eine physiologische Schultergelenksfunktion<br />

erzielen?<br />

Was leistet die Delta III Prothese nach Grammont<br />

bei der Defektarthropathie <strong>und</strong> als Salvage<br />

Verfahren?<br />

(S. Lichtenberg, P. Habermeyer)<br />

Publikationen im Jahr 2004<br />

Schulter- <strong>und</strong> Ellenbogenchirurgie<br />

Habermeyer P, Lichtenberg S, Magosch P:<br />

Schulterendoprothetik, Operatives Management.<br />

Unfallchirurg Nov 2004; 107(11):1008-<br />

25. German.<br />

Habermeyer P, Engel G: Der endoprothetische<br />

Gelenkersatz bei Omarthrose. Operative Orthopädie<br />

<strong>und</strong> Traumatologie 2004; 339-364<br />

Lichtenberg S, Siebold R, Habermeyer P:<br />

Arthroscopic supraspinatus tendon repair<br />

using suture anchors and a modified Mason-<br />

Allen Technique: An intra-articular approach.<br />

Arthroscopy 2004; 9:1007-1011.<br />

Scheibel M, Magosch P, Lichtenberg S, Habermeyer<br />

P: Open reconstruction of anterior glenoid<br />

rim fractures. Knee Surg Sports Traumatol<br />

Artrhosc 2004; 12:568-573.<br />

Lichtenberg S, Habermeyer P. Arthroskopische<br />

Restabilisierung nach offener Stabilisierungsoperation.<br />

Arthroskopie 2004; 17:186-193.<br />

Scheibel M, Lichtenberg S, Habermeyer P:<br />

Reversed arthroscopic subacromial decompression<br />

for massive rotator cuff tears. J<br />

Shoulder Elbow Surg 2004; 13:272–8.<br />

Scheibel M, Bartl C, Magosch P, Lichtenberg S,<br />

Habermeyer P: Osteochondral autologous<br />

transplantation for the treatment of fullthickness<br />

articular cartilage defects of the<br />

shoulder. J Bone Joint Surg Br. Sept 2004; 86<br />

(7):991-7.<br />

Habermeyer P, Magosch P, Lichtenberg S:<br />

Schulterinstabilitäten. Klassifikationen <strong>und</strong><br />

Therapie. Orthopäde Juli 2004;33(7):847-72;<br />

quiz 873. German. Erratum in: Orthopäde Sept<br />

2004; 33(9):991.<br />

Habermeyer P, Magosch P, Pritsch M, Scheibel<br />

MT, Lichtenberg S: Anterosuperior impingement<br />

of the shoulder as a result of pulley<br />

lesions: A prospective arthroscopic study. J<br />

Shoulder Elbow Surg Jan-Feb 2004; 13(1):5-12.<br />

Die arthroskopische Rotatorenmanschettennaht<br />

(S. Lichtenberg)<br />

Erzielt die arthroskopische Rotatorenmanschetten-Rekonstruktion<br />

mit bioresorbierbaren<br />

Nahtankern vergleichbar gute Ergebnisse wie<br />

die offene Rotatorenmanschetten-Rekonstruktion?<br />

Wie hoch ist die Rerupturrate der<br />

arthroskopischen Rotatorenmanschettenrekonstruktion?<br />

Kann durch die orale Einnahme von Cortison<br />

der natürliche Verlauf der Frozen Shoulder verkürzt<br />

werden?<br />

(P. Habermeyer, P. Magosch, S. Lichtenberg)<br />

Evaluation eines neuen klinischen Tests zur<br />

Diagnostik der SLAP-Läsion<br />

(P. Habermeyer, S. Lichtenberg)<br />

Evaluation eines neuen Scores zur Therapiefindung<br />

bei Schultererstluxation<br />

– Multicenterstudie –<br />

(P. Habermeyer, Heidelberg; L. Lehmann,<br />

Mannheim; M. Scheibel, Berlin)<br />

■<br />

Magosch P, Habermeyer P, Lichtenberg S:<br />

Konservative Therapie der Schulterinstabilität.<br />

Arthroskopie 2004; 17:146-154.<br />

65


Forschungsprojekte<br />

H.H. Pässler<br />

Publikationen im Jahr 2004<br />

aus dem Zentrum für Knie- <strong>und</strong> <strong>Fußchirurgie</strong><br />

Paessler HH: Cirugia de la Rodilla. Nuevas<br />

Técnicas. Amolca, Carqacas, Venezuela 2004<br />

Paessler HH: [New Techniques in Knee<br />

Surgery]. Science and Technology Publishing<br />

House, Liao Ning, China 2004. Chinese.<br />

Pässler HH: Mikrofrakturierung – Eine knochenmarkstimulierende<br />

Technik zur Behandlung<br />

von Knorpeldefekten. In: Arthrose. Neues<br />

über Genese <strong>und</strong> Therapie. Hrsg. S. Fuchs.<br />

Steinkopff-Verlag Darmstadt 2004, S. 146-161.<br />

Berger I, Pässler HH, Weckauf H, Ehemann V,<br />

Helmchen B: Expression of bcl-2 in high level<br />

in pigmented villonodular synovitis of the<br />

knee with an aggressive clinical behaviour:<br />

case report. Scand J Rheumat. 2004; 33:1-3.<br />

Pässler HH, Höher J: Intraoperative Qualitätskontrolle<br />

bei der Bohrkanalplatzierung zum<br />

vorderen Kreuzbandersatz. Unfallchirurg April<br />

2004; 107(4):263-72.<br />

Tibesku CO, Mastrokalos DS, Jagodzinski M,<br />

Pässler HH: Kernspintomographische Untersuchung<br />

der Meniskusbewegung <strong>und</strong> -deformation<br />

in vivo unter Gewichtsbelastung.<br />

Sportverl-Sportschaden Juni 2004; 18(2):68-75.<br />

Hantes ME, Mastrokalos DS, Yu J, Pässler HH:<br />

The effect of early motion on tibial tunnel<br />

widening after anterior cruciate ligament<br />

replacement using hamstring tendon grafts.<br />

Arthroscopy July 2004; 20(6):572-80.<br />

Pässler HH: Die Mikrofraktur: Eine knochenmarkstimulierende<br />

Technik zur Behandlung<br />

von Knorpeldefekten. Sportverl-Sportschad<br />

August 2004; 20: 171-78.<br />

Mastrokalos DS, Springer J, Siebold R, Paessler<br />

HH: Donor site morbidity and return to the<br />

preinjury activity level after anterior cruciate<br />

ligament reconstruction using ipsilateral<br />

and contralateral patellar tendon autograft:<br />

a retrospective, nonrandomized study. Am J<br />

Sports Med Jan 2005; 33(1):85-93.<br />

Jagodzinski M, Foerstemann T, Mall G, Krettek<br />

C, Bosch U, Paessler HH: Analysis of forces of<br />

ACL reconstructions at the tunnel entrance: Is<br />

tunnel enlargement a biomechanical problem?<br />

J Biomech Jan 2005; 38(1):23-31.<br />

Yu JK, Paessler HH: [Relationship between tunnel<br />

widening and different rehabilitation procedures<br />

after ACL reconstruction with quadrupled<br />

hamstring tendons.] Zhonghua Wai Ke Za Zhi<br />

August 2004; 22,42(16):984-8. Chinese. Chin<br />

Med J Feb 2005; 118(4):320-6. Engl.<br />

Kilger R, Thomas M, Hanford S, Schenker M,<br />

Araseirlis D, Pässler HH, Debski RE, Woo SLY:<br />

The effectiveness of reconstruction of the<br />

anterior cruciate ligament using the new<br />

knot/pressfit technique: A cadaveric study.<br />

Am J Sports Medicine April 2005<br />

Hantes ME, Kotsovolos ES, Mastrokalos DS,<br />

Ammenwerth J, Paessler HH: Arthroscopic meniscal<br />

repair with an absorbable screw: results and<br />

surgical technique. Knee Surg Sports Traumatol<br />

Arthrosc [Epub ahead of print]<br />

Mastrokalos DS, Hantes ME, Mavrogenis A,<br />

Papagelopoulos P, Paessler HH: Evaluation of<br />

internal and external meniscal interhorn<br />

distances <strong>und</strong>er loading conditions, in extension<br />

and 30° of flexion, by means of MRI.<br />

Knee, akzeptiert zur Veröffentlichung.<br />

Mastrokalos DS, Paessler HH, Hantes ME,<br />

Mavrogenis A, Papagelopoulos P: Changes of<br />

the height of the posterior meniscal horn<br />

<strong>und</strong>er loading conditions, in a magnetic resonance<br />

imaging (MRI) study. Orthopaedics,<br />

akzeptiert zur Veröffentlichung.<br />

Hadjicostas PT, Berger I, Koleganova N, Gross<br />

ML, Paessler HH: Comparative analysis of the<br />

morphological structure of quadriceps and<br />

patellar tendon. Am J Sports Med, akzeptiert<br />

zur Veröffentlichung.<br />

Kotsovolos E, Hantes ME,Mastrokalos DS,Lorbach<br />

O, Paessler HH: Results of all-inside meniscal<br />

repair with the Fast-Fix Meniscal Repair System.<br />

J Arthroscopy, akzeptiert zur Veröffentlichung.<br />

H. Thermann<br />

Richter M, Thermann H, Huefner T, Schmidt U,<br />

Goesling T, Krettek C: Chopart joint fracturedislocation:<br />

initial open reduction provides<br />

better outcome than closed reduction. Foot<br />

Ankle Int May 2004; 25(5):340-8.<br />

Richter M, Zech S, Geerling J, Thermann H,<br />

Krettek C: [Restoration of the ability to walk<br />

through bilateral triple arthrodesis in marked<br />

spastic pes equinovarus.] Unfallchirurg Jan<br />

2004; 107(1):50-4. German.<br />

Thermann H, Becher C: [Microfracture technique<br />

for treatment of osteochondral and<br />

degenerative chondral lesions of the talus. 2-<br />

year results of a prospective study.] Unfallchirurg<br />

Jan 2004; 107(1):27-32. German.<br />

Thermann H, Becher C, Kilger R: Hallux rigidus<br />

treatment with cheilectomy, extensive plantar<br />

release and additional microfracture technique.<br />

Techniques in foot and ankle surgery<br />

2004; 3(4): 210-215.<br />

Thermann H: Neue Techniken – <strong>Fußchirurgie</strong>.<br />

Steinkopff-Verlag Darmstadt 2004<br />

Thermann H, Springer J, Becher C: Subtalare<br />

Arthroskopie – Indikation, Technik, Ergebnisse.<br />

In: Fortbildung – Orthopädie, Traumatologie.<br />

Hrsg. Jerosch J, Heisel J, Imhoff AB.<br />

Steinkopff-Verlag Darmstadt 2004; 37-44.<br />

Thermann H: Ergebnisse – Belastungs-<br />

/Sportfähigkeit. In: Die unikondyläre Schlittenprothese.<br />

Hrsg. Buckup K. Steinkopff-<br />

Verlag Darmstadt 2004; 65-78.<br />

Thermann H: Statements. In: Die unikondyläre<br />

Schlittenprothese. Hrg. Buckup K. Steinkopff-Verlag<br />

Darmstadt 2004; 127-135.<br />

66

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