download - Praxisklinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Eisenach
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Zusammenfassung<br />
G. Spahnr<br />
R. Schiele2<br />
A. K. Hell3<br />
H. M. Klinger3<br />
R. Junga<br />
A. Langlotza<br />
Die Prävalenz vonBeschwerden <strong>und</strong> Deformierungen<br />
des Fußes bei Adoleszenten<br />
Ergebnisse einer Querschnittuntersuchung<br />
The Prevqlence of Foot Poin ond Foot Deformities in Adolescents<br />
Results of o Cross-sectionol Study<br />
Abstract<br />
Studienziel: Bestimmung der Prävalenz von Fußschmerzen <strong>und</strong> Aim: The purpose of the study was to evaluate the prevalence of<br />
Fußdeformierungen bei Adoleszenten. Ermittlung des Zusam- foot pain and foot deformities in adolescents. It was aimed to obmenhangs<br />
zwischen Fußdeformierungen <strong>und</strong> Fußschmerzen. tain information on the association between foot pain and foot<br />
Methode: Bei 2368 Adoleszenten im Alter von 14,5 t 0,7Jahren deformities. Method: A total of 2368 adolescents (age 74.5 t0.7<br />
wurde die Prävalenz von Fußschmerzen <strong>und</strong> Fußdeformierun- years) were evaluated. The frequency of foot pain was probed by<br />
gen im Rahmen der schulärztlichen Untersuchung ermittelt. using a self-reporting questionnaire. The foot deformities were<br />
Ergebnisse: Die Prävalenz der Fußschmerzen betrug 74,O%. Die evaluated during clinical examinations by school doctors.<br />
Prävalenz von Fußdeformierungen betrug 13,7%. Jugendliche' Results: The prevalence of foot pain was 14.0% and the preval-<br />
die bei der klinischen Untersuchung eine Fußdeformierung deence of foot deformities was 13.7 %. The prevalence of pain was<br />
monstrierten, hatten eine signifikant höhere Schmerzprävalanzsignificantly<br />
higher in adolescents with foot deformity (17.8%)<br />
(17,8%) als fußges<strong>und</strong>e Jugendliche (13,4%). Bei 6,2% der Adoles- than in persons without deformity (13.4%), p
Schlüsselwörter<br />
Fußschmerz . Fußdeformierung . Adoleszente . prävalenz<br />
Spahn G et al. Die Prävalenz von Beschwerden ... Z Orthop 200 4;142l.389 -396<br />
I(eywords<br />
Foot pain . foot deformity . adolescents . prevalence<br />
Einleitung<br />
Die Sorge um eine ges<strong>und</strong>e Entwicklung der Füße von l(indern<br />
<strong>und</strong>Jugendlichen ist bei Eltern, aber vor allem bei I(inderärzten<br />
<strong>und</strong> Orthopäden außerordentlich groß. Der Fuß hat bei jedem<br />
Menschen eine sehr individuelle Gestalt. Dadurch sind häufig<br />
die individuellen Merkmale des Fußes beim l(ind im Vergleich<br />
mit Altersgenossen Ursache <strong>für</strong> Furcht vor eventuellen Fehlbildungen.<br />
Daneben ist die Prävalenz von Fußbeschwerden <strong>und</strong> erworbenen<br />
Fußdeformierungen bei Erwachsenen sehr hoch. Die prävalenz<br />
von Fußproblemen steigt mit zunehmendem Lebensalter auf 50<br />
bis 90% an [1].<br />
Die Sorge der Eltern <strong>und</strong> der behandelnden Arzte ist daraufgerichtet,<br />
die l(inder möglichst vor einer solchen Entwicklung zu<br />
bewahren <strong>und</strong> eine entsprechende Vorsorge zu betreiben. Als<br />
I(onsequenz der vermeintlichen Gefahr von Fußfehlbildungen<br />
wird auf ,,gutes" Schuhwerk geachtet oder es werden gar schon<br />
beim kleinsten Verdacht auf eine Deformierung des Fußes Bettungen<br />
oder Einlagen angewandt, wobei häufig vernachlässigt<br />
wird, auf wesentliche Falftoren einer ges<strong>und</strong>en Fußentwicklung<br />
Einfluss zu nehmen. Dies sind die Optimierung der muskulären<br />
Aktivität, das Erlernen fußphysiologischer Bewegungsmuster<br />
<strong>und</strong> der ges<strong>und</strong>e Umgang mit dem Fuß [2]. Auch der beste Schuh<br />
behindert den Fuß, sich als Greiforgan zu entfalten.<br />
Aus Untersuchungen an Populationen, in denen die probanden<br />
entweder barfuß oder beschuht gehen, ist bekannt, dass das Tragen<br />
von Schuhwerk einen signifikanten Einfluss auf die Entstehung<br />
von Fußproblemen hat [3]. So fanden Rao <strong>und</strong> Joseph [4]<br />
bei 13-jährigen Schulkindern, die Schuhe trugen, eine prävalenz<br />
Andererseits stellen Schmerzen immer ein Warnsymptom dar,<br />
hinter dem sich behandlungsbedürftige Erkrankungen verbergen<br />
können. Schmerzen am Fuß können einerseits durch Fehlbildungen<br />
verursacht sein.<br />
Daneben kommen über- oder Fehlbelastung durch Sport, übergewicht<br />
<strong>und</strong> ungeeignetes Schuhwerk in Frage 12,7<br />
von Fußdeformierungen von 8,6%, während bei Bahrfußgängern<br />
eine mit 2,8 % signifikant niedrigere Prävalenz bestand.<br />
Andererseits aber durchläuft der Kinder- <strong>und</strong> Adoleszentenfuß<br />
während des Wachstums individuell unterschiedliche phasen<br />
der Entwicklung, die teilweise geeignet sind, pathologische Bef<strong>und</strong>e<br />
vorzutäuschen <strong>und</strong> dadurch unter Umständen übertherapien<br />
zu implizieren.<br />
Die I(enntnis von Normvarianten <strong>und</strong> pathologischen Bef<strong>und</strong>en,<br />
die Häufigkeit dieser <strong>und</strong> die Relevanz bezüglich der Beschwerden<br />
<strong>und</strong> der Entwicklung von Pathologien im späteren Lebensalter<br />
sind <strong>für</strong> den betreuenden Arzt von großer Bedeurung.<br />
Der Fuß wächst relativ schneller als andere Skelettabschnitte<br />
<strong>und</strong> hat bereits zu Beginn des Adoleszentenalters seine endgültige<br />
Cröße erreicht [5]. Bisher ist es unklar, inwieweit das schnelle<br />
Wachstum eines Skelettabschnittes Beschwerden im Sinne des<br />
Wachstumsschmerzes (,,growing pain" [6]) bereitet. Denkbare<br />
Ursache <strong>für</strong> die Beschwerden ist die relative Fehlproportion zwischen<br />
dem zeitweilig ,,zu großen" Fuß <strong>und</strong> dem übrigen Skelett.<br />
-101.<br />
Die I(enntnis verlässlicher epidemiologischer Daten über die<br />
Häufigkeit von Beschwerden <strong>und</strong> Deformierungen im Fußbereich<br />
von Adoleszenten ist tür die Praxis insofern bedeutsam,<br />
um <strong>für</strong> das Gros der l(nder <strong>und</strong> Jugendlichen mögliche Varianten<br />
der Fußformen richtig einordnen <strong>und</strong> werten zu können.<br />
Zielsetzung der vorliegenden Studie war es, die prävalenz von<br />
Fußbeschwerden <strong>und</strong> die Häufigkeit pathologischer Fußformen<br />
bei Adoleszenten zu ermitteln. Die Beziehung zwischen Fußdeformierungen<br />
<strong>und</strong> Beschwerden <strong>und</strong> die begünstigenden bzw<br />
auslösenden Faktoren werden analysiert (Dabei sollten gleichzeitig<br />
die Beziehung zwischen Fußdeformierungen <strong>und</strong> Beschwerden<br />
untersucht werden. Außerdem sollten Faktoren ermittelt<br />
werden, die Fußbeschwerden beim Adoleszenten begünstigen.).<br />
Material <strong>und</strong> Methode<br />
Studienaufbau<br />
Die Untersuchung wurde im Rahmen der obligatorischen schulärztlichen<br />
Untersuchung der l(assenstufe 9 nach vorheriger Genehmigung<br />
durch den Landrat des Wartburgkreises durchgeführt.<br />
Zunächst wurde den Jugendlichen ein Fragebogen ausgehändigt,<br />
welcher zu Hause in Anwesenheit der Eltern ausgefüllt wurde.<br />
Dabei wurden allgemeine Daten zu Geschlecht, Alter, Wohnort<br />
(Stadt oder Land), sportlicher Aktivität (keine, Schulsport, Freizeitsport,<br />
Vereinssport), Schulbesuch (Hauptschule, Realschule,<br />
Cymnasium) erhoben. Weiterhin wurden die Jugendlichen bezüglich<br />
der Schmerzen der Füße (niemals, gelegentlich bei Belastung,<br />
immer bei Belastung, ständig, auch in Ruhe) <strong>und</strong> nach l(onsum<br />
von Tabak <strong>und</strong> Alkohol befragt.<br />
Im zweiten Teil der Studie erhielten die Schüler durch 4 Schulärzte<br />
(Fachärzte fijr Pädiatrie) eine körperliche Untersuchung.<br />
Vor Sludienbeginn wurden die Untersucher durch den Erstautor,<br />
der über langjährige Erfahrung in der konservativen <strong>und</strong> operativen<br />
Behandlung von Fußpathologien verfügt, in die Untersuchungstechnik<br />
der Adoleszentenfußes eingewiesen. Dabei wurden<br />
die Untersuchungstechniken im Einzelnen trainiert <strong>und</strong> <strong>für</strong><br />
die Beurteilung der Deformierungen einheitliche l(riterien festgelegt.<br />
Diese sind in der Tab.l aufgeführt. Die Untersuchung erfolgte<br />
am entkleideten Probanden im Stehen <strong>und</strong> Liegen. Alle
Tab. 1 Fußdeformierungen, Synonyme <strong>und</strong> Beurteilung<br />
KIunVfuß<br />
p hysi ol og i sch e r Kn i ck-Sen k- Fu ß<br />
,rffi ,trn"r*ick'senk-Fuß,<br />
Spreizfuß-<br />
Hahlfuß<br />
KIouen-Hohlfuß<br />
Hollux uolgus<br />
Synonyme B e u rtei I u n g s kriteri e n<br />
et adductus)<br />
::il:,l,'[Tää(excavatus<br />
Flexible flatfoot, Knicl
Abb.4 Hohlfuß. Das Fußlängsgewölbe ist verstärkt ausgebildet.<br />
1227 (57,8%) die Realschule <strong>und</strong> 666 (28,1%) das Gymnasium.<br />
Stadtbewohner waren 49,5% <strong>und</strong> Dorfbewohner 50,5% der Jugendlichen.<br />
Von den Jugendlichen nahmen 30,4% amschulsport<br />
teil bzw. trieben keinen Sport,38/% trieben zusätzlich in ihrer<br />
Freizeit regelmäßig Sport <strong>und</strong> 30,8 % waren in Sportvereinen organisiert.<br />
Prävalenz von Fußschmerzen<br />
Die Prävalenz der Fußschmerzen betrug 14,0% (n = 332). Von<br />
diesen Jugendlichen wurden die Beschwerden 125-mal rechtsseitig<br />
(37,7 %), 70-mal linksseitig (21,o%) <strong>und</strong> 137_mal (41,3 %)<br />
beidseits beklagt. In 285 Fällen (85,8 %)wurden gelegentliche Beschwerden<br />
bei Belastung angegeben. Bei 36 dieserJugendlichen<br />
(10,9%) lag ein ständiger Belastungsschmerz <strong>und</strong> bei ll Jugendlichen<br />
(3,3 %) ein Dauerschmerz vor. Jugendliche, die bei der klinischen<br />
Untersuchung eine Fußdeformierung demonstrierten,<br />
hatten eine signifikant höhere Schmerzprävalanz (.17,9%)als fußges<strong>und</strong>e<br />
Jugendliche (13,4%). Den (tendenziellen) Zusammenhang<br />
zwischen Fußschmerzen <strong>und</strong> Deformierungen zeigt Abb. g.<br />
I(eine signifikanten Unterschiede der Schmerzprävalenz zeigten<br />
sich in Abhängigkeit vom Geschlecht (Jungen 13,6% <strong>und</strong> Mädchen<br />
74,4%), der sportlichen Aktivität (kein Sport oder Schulsport<br />
12,1 %, Freizeitsport 74,8% <strong>und</strong> Vereinssport 74,9%), zwischen<br />
Stadtkindern (14,9%) <strong>und</strong> Landkindern (13,1%) <strong>und</strong> der<br />
Schulform (Hauptschule 1 2,8 %, Realschule'14,3 %, Gymnasium<br />
Spahn G et al. Die Prävalenz von Beschwerden ... Z Orthop 200 4i 1 422 389 _396<br />
Abb.3 Juveniler<br />
Plattfuß. Das Fuß-<br />
Längsgewölbe ist<br />
14,4%). Ebenso hatten das Rauchen <strong>und</strong> der Alkoholkonsum keinen<br />
Einfluss auf die Schmerzprävalenz.<br />
völlig aufgehoben,<br />
auch der Fußflexibi- Prävalenz von Fußdeformierungen<br />
litäts-Test <strong>und</strong> der Bei 325 Adoleszenten (13,7 %) ließ sich durch die klinische Unter-<br />
Test nach Jacl< sind<br />
negativ.<br />
suchung eine Deformierung der Füße nachweisen. Die Häufigkeit<br />
der Deformierungen ist in Tab.2 gelistet.<br />
Während die Gesamtprävalenz der Deformierungen bei Jungen<br />
(14,4%) <strong>und</strong> Mädchen ("13.1%) keine Unrerschiede zeigte, fanden<br />
sich bei der Prävalenz einzelner Deformierungen signifikante<br />
Unterschiede zwischen den Geschlechtern (Abb. 9).<br />
I(eine signifikanten Unterschiede in der prävalenz von Fußdeformierungen<br />
fanden sich zwischen Stadt- <strong>und</strong> Landkindern, Schülern<br />
unterschiedlicher Schulformen oder in Abhängigkeit von<br />
Sportaldivität oder dem l(onsum von Nikotin oder Alkohol.<br />
Häufigkeit behandlungsbedürftiger plantarer<br />
Hyperkeratosen <strong>und</strong> des Unguis incarnatus<br />
Bei 84 der Untersuchten (3,5 %) wurden plantare Hyperkeratosen<br />
festgestellt. Dabei hatten Mädchen mit einer Häufigkeitvon4,2%<br />
signifikant häufiger Hornverschwielungen als Jungen mit 2,g%.<br />
Jugendliche, die keinen oder nur Schulsport trieben, hatten eine<br />
Prävalenz der Hornschwielen von 5,3 %, während sportlich aktivere<br />
Jugendliche signifikant seltener plantare Hornschwielen<br />
Tab.2 Prävalenz von Fußdeformierunqen bei Adoleszenten<br />
gx<strong>und</strong> 2043 36,3<br />
physiologischer 146 6,2<br />
Knick-Senk-Fuß<br />
pothologischer 13 0,5<br />
Knick-Senk-Fuß<br />
Spreizfuß 54 2,3<br />
Knick-spreiz-Fuß 52 2,2<br />
Hollux volgus 41 2,0 Dieser war immer mit einem Spreizfuß<br />
bzw. einem Knick-Spreizfuß kombiniert.<br />
H*hl{uß<br />
Klouenhohlfuß<br />
Nunpfuß<br />
6 0,3<br />
5 0,2<br />
2 0,08<br />
Abb.5 Klauen-Hohlfuß mit Hallux flexus.<br />
Diese Mädchen wurden im 5äuglings- -<br />
bzw. Kleinkindesalter operiert.
Abb.6 Juveniler Hallux valgus bei einem<br />
14-jährigen Mädchen. Neben der Deviation der<br />
Croßzehe (a), Bunion <strong>und</strong> pathologische Hornverschwielung<br />
(b).<br />
Abb.7 PathologischeHornverschwielungen.<br />
Erhebliche Plantarschwiele<br />
unter<br />
dem Vorfußballen<br />
bei Spreiz-Plattfuß<br />
mit (a) <strong>und</strong> Hornverschielungen<br />
an<br />
der Innenseite der<br />
Ferse bei pathologischem<br />
Knick-Platt-<br />
Fuß (b).<br />
aufwiesen (Freizeitsportler 2$% <strong>und</strong> Vereinssportler 2,7 %). Bei Faktoren. die mit dem Auftreten von Fußschmerzen<br />
Jugendlichen ohne festgestellte Fußdeformierungen betrug die assoziiert sind<br />
Häufigkeit der Hornschwielen 16,9%, während bei den Proban- Jugendliche mit Fußdeformierungen haben ein 1,4laches Risiko<br />
den ohne diese Deformierungen die Prävalenz mit 1,4% signifi- an Fußschmerzenzu leiden als diejenigen ohne solche Deformiekant<br />
niedriger war. Von den 84Adoleszenten mit Hyperkerarungen (OR = 1,4; CI: 1,03-1,9; p
die Sportaktivität derJugendlichen <strong>für</strong> die Fußschmerzen im Sinne<br />
eines Überlastungssyndroms verantwortlich zu sein. Die prä-<br />
100<br />
valenz von Fußschmerzen bei Stadt- <strong>und</strong> Landkindern<br />
;:.<br />
war in unserer<br />
Untersuchung nahezu gleich.<br />
ä 8 0<br />
Das verw<strong>und</strong>ert insofern<br />
it)<br />
6<br />
nicht, da unsere Landkinder sicherlich den gleichen Lebensstan-<br />
'E oo<br />
dard haben wie Stadtkinder <strong>und</strong> in gleichem<br />
o<br />
Maße beschuht lau-<br />
N<br />
o<br />
fen. Es ist ein Defizit der Untersuchung, dass es nicht möglich<br />
E 4 0<br />
s war, valide o<br />
Aussagen über die Art des von denJugendlichen vor-<br />
u)<br />
rangig getragenen Schuhwerks zu erhalten. Bei 13J% der Adoleszenten<br />
wurden Fußdeformierungen festgestellt. Dabei hatten<br />
dieJugendlichen mit einer Fußdeformierung eine signifikant hö-<br />
P be -q g e I e e c2 here Schmerzprävalenz von 77,8%. Dieser Unterschied zu den<br />
* €4 eq E 4 s € E E normalfüßigen Jugendlichen (73,4%) ist an sich nur gering. Da<br />
E ä E g ä g<br />
ü s ö b -<br />
der Fuß des Adoleszenten jedoch<br />
# Ee eq im Alter von durchschnittlich<br />
l4Jahren als ausgewachsen angesehen werden darf [5], könnten<br />
die schmerzhaft deformierten Füße dieser Jugendlichen jedoch<br />
bereits den Anfang eines chronischen Fußleidens signalisieren.<br />
Inwieweit die festgestellten Normvarianten bzw. Deformitäten<br />
<strong>für</strong> die Patienten im späteren Leben problematisch bleiben bzw.<br />
werden, lässt sich nach unseren Ergebnissen nicht vorhersagen,<br />
da es sich um eine Querschnittsuntersuchung handelt. Dies ist<br />
der hauptsächliche Nachteil dieser euerschnittsstudie.<br />
u, r<br />
ä ä E €<br />
Ä @* P+< j F A<br />
E FE FE E = ü<br />
E Y<br />
Abb.8 Schmerzprävalenz bei Fußdeformierungen. physiologische<br />
Normabeweichungen wie Knick-, Spreiz- oder Knickspreizfuß waren<br />
mit keiner erhöhten Schmerzprävalenz assoziiert. Jugendliche mit einem<br />
pathologischer Knick-Senk-Fuß, die Hallux valgus Deformierung<br />
<strong>und</strong> der Hohlfuß hatten dagegen tendenziell eine höhere Schmerzprävalenz.<br />
^ ,0,4<br />
t,lI<br />
Abb. 9 Vergleich der Prävalenz von Fußdeformierungen zwischen den<br />
Geschlechtern. Physiologische Normabweichunqen wie Knick-Senl
siologischen" nicht kontrakten Knick-Senkfuß, 2,3% fiJtr den werden, wie Osteochondrosis dissecans, aseptische Knochenne-<br />
Spreizfuß <strong>und</strong> 2)%fiJrr den l(nick-Spreizfuß belegen dies. Garcia- krosen, Plantarfasziitis, Hagl<strong>und</strong>-Ferse <strong>und</strong> Stressfrakturen bei<br />
Rodriquez et al [17] fanden bei der Untersuchung von Fußabdrü- Betrachtung einer durchschnittlichen Adoleszentenkohorte<br />
cken bei 1181 Schulkindern in 14,2% einen flexiblen Knickfuß,<br />
der nur in2,7% behandlungsbedürftig war.<br />
nicht maßgeblich [7].<br />
Hingegen ist der kontrakte, also ,,pathologische" Spreiz- bzw.<br />
Plattfuß mit 0,5 % selten. Unsere Prävalenzraten entsprechen in<br />
etwa den Angaben der Literatur [18 - Schlussfolgerungen<br />
20], wo Häufigkeiten zwi- - Die Prävalenz von Fußschmerzen <strong>und</strong> Fußdeformierungen ist<br />
schen 4-19% angegeben werden. Während nahezu jedes l(ein- bei Adoleszenten hoch.<br />
kind einen physiologischen Knickfuß aufweist [21], sinkt die Prä- - Bei einem großen Teil der beklagten Fußschmerzen des Adovalenz<br />
dieser,,Fußdeformierung" mit steigendem Lebensalter leszenten liegen jedoch nur gelegentliche belastungsabhängi-<br />
kontinuierlich 122,231. Die Atiologie des nicht kontrakten l(nickge Beschwerden vor.<br />
fußes beim l(ind ist letztlich nicht geklärt. Mögliche Ursachen - Leichte Formen der Fußdeformierung wie der juvenile Knick-<br />
sind ligamentäre <strong>und</strong> muskuläre Laxizitäten innerhalb des noch fuß oder der Spreizfuß bedingen keinen höheren l(rankheits-<br />
wachsenden Fußes [19].<br />
wert.<br />
- Als krankhaft eingestuft werden der I(nick-Platt-Fuß, der Hal-<br />
Dagegen dürfte der kontrakte l(nick-Senk-Fuß vor allem dann,<br />
wenn Schmerzen <strong>und</strong> gleichzeitig plantare Hyperkeratosen vorliegen,<br />
als pathologisch <strong>und</strong> damit behandlungsbedürftig einzustufen<br />
sein. Ahnliches gilt <strong>für</strong> die Behandlung des Unguis incarnatus.<br />
lux valgus <strong>und</strong> der Hohlfuß. Diese Deformierungen gehen mit<br />
einer signifikant erhöhten Schmerzprävalenz einher, insbe-<br />
sondere dann, wenn plantare Hornverschwielungen vorliegen.<br />
Auch der asymptomatische Spreizfuß besitzt in den meisten Fällen<br />
im Adoleszentenalter keinen I(rankheitswert, wenn keine<br />
Literatur<br />
Schmerzen, eine Hallux valgus Deformierungl24l oder pathologische<br />
Hornverschwielungen vorliegen.<br />
1 Benvenuti F, Ferrucci L, Guralnik JM, Gangemi S, Baroni A. Foot pain<br />
and disability in older persons: an epidermiologic survey.J Am Ceriatr<br />
Die Prävalenz des juvenilen Hallux valgus hat mit 2,0 % eine signifikant<br />
höhere Häufigkeit beim weiblichen Geschlecht. Während<br />
der kongenitale Hallux valgus mit oft mehr als 9O'-Deviation<br />
Soc 1995; 5:479-484<br />
2 Hien NM. Einlagen- <strong>und</strong> Schuhversorgung bei Fußdeformitäten. Orthopäde<br />
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3 Sachithanandam V, Joseph B. The influence of footwear on the prevalence<br />
of flat foot. A survey of 1 846 skeletally mature persons. J Bone<br />
eine Rarität darstellt <strong>und</strong> meist frühzeitig aggressiv behandelt<br />
wird [14], handelt es sich beim Adoleszenten-Hallux valgus am<br />
ehesten um eine erworbene Deformierung. Es ist bekannt, dass<br />
sich die Hallux-Valgus-Deformierung häufig unmittelbar nach<br />
Abschluss des Wachstums manifestiert, wenngleich wirkliche<br />
Beschwerden erst zu einem späteren Zeitpunkt auftreten [25].<br />
Plantare Hyperkeratosen werden oftmals als harmlose ,,Warzen"<br />
Joint Surg [Br] 1995; 2:254-257<br />
a Rao UB, Joseph B. The influence of footwear on the prevalence of flat<br />
foot. A survey of 2300children. J Bone Joint Surg [Brl 1992; 4:<br />
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't997<br />
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7 Hefti F. Fußschmerzen. orthopäde 1999; 28: 173-'179<br />
8 Geyer M, Sander-Beuermann A, Wegner U, Wirth CJ. Streßreaktionen<br />
bagatellisiert. Unsere Ergebnisse zeigen, dass diese Warzen häu- <strong>und</strong> Streßfrakturen beim Leistungssportler. Ursachen, Diagnostik <strong>und</strong><br />
fig mit Fußschmerzen, aber auch mit als pathologisch einzuschätzenden<br />
Fußdeformierungen assoziiert sind. Sie können daher<br />
nach unserer Auffassung als relativ gutes Indiz <strong>für</strong> die Beur-<br />
Therapie. Unfallchirurg 1993; 96: 66-74<br />
s Gross RH. Foot pain in children. Pediatr Clin North Am 1986; 6:<br />
1395 - 1409<br />
10 Bordin D, De Giorgi G, Mazzocco G, Rigon F. Flat and cavus foot, indeteilung<br />
einer Fußpathologie gelten. Deshalb kann die Behandxes of obesity and overweight in a population of primary-school chillung<br />
dieser Keratosen immer nur im Gesamtbehandlungskondren. Minerva Pediatr 2001; 1:7 -73<br />
11 Picavet HSJ, Schouten JSAG. Musculoskeletal pain in the Netherlands:<br />
zept der Fußpathologie erfolgen.<br />
prevalences, consequences and risk groups, the DMC3-study. Pain<br />
20O3:102:167 -178<br />
Entgegen der allgemeinen Auffassung, dass Übergewicht zu ei- 12 Cuningham LS, Kelsey JL. Epidemiology of musculoskeletal impariner<br />
höheren Prävalenz von Fußschmerzen <strong>und</strong> Fußdeformierunments and associated disability. Am J Public Health 1984; 74:<br />
574-579<br />
gen führen soll [10, 26], konnten wir bei den untersuchten Ado- 13 Buckwalter JA, Martin J. Degenerative joint disease. Clin Symp 1995;<br />
leszenten dies nicht bestätigen. Einige der festgestellten Fußde- 47:7 -32<br />
formierungenwar jedoch tendenziell mit einem höheren BMI as- ia Huurman WW. Congenital foot deformities. In: Mann RA, Coughlin MJ<br />
soziiert. Über Ursachen kann nur spekuliert werden (Fußdefor- (eds). Surgery ofthe foot and ankle. 6th ed. Mosby, St. Louis, Baltimore,<br />
Boston, Chicago, London, Philadelphia, Sydney, Toronto 1992;<br />
mierung durch die Gewichtsbelastung oder bessere intrinsische<br />
1,313-1364<br />
Fußkondition beim aktiven Adoleszenten).<br />
ls Yang H, Chung CS, Nemechek RW. A genetic analysis of clubfoot in Hawaii.<br />
Genetic Epidemiol 1987:. 4: 299 - 306<br />
16<br />
Sportliche Aktivität hatte bei den von uns untersuchtenJugend- Wynne-Davis R. Genetic and environmental factors in ethiology of talipes<br />
equinovarus. Clin Orthop 1972; 84: 9 - 1,3<br />
lichen keinen Einfluss auf die Prävalenz von Fußschmerzen <strong>und</strong> 17 Garcia-Rodriguez A, Martin-Jimenez F, Carnero-Varo M, Comez-Cra-<br />
-deformierungen. Möglicherweise sind Überlastungsreaktionen cia E, Gomez-Aracena J, Fernandez-Crehuet J. Flexible flat feet in chil-<br />
im Fußbereich, wie sie häufig bei Leistungssportlern gef<strong>und</strong>en dren: a real problem? Pedriatrics 1999; 103: e84-e84<br />
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