Wirtschaft Konkret Nr. 426 - Ruckriegel.org

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Wirtschaft Konkret Nr. 426 Was uns glücklich macht Voranzukommen, Erfolg zu haben und besser dazustehen als andere, ist eine natürliche Antriebskraft der Menschen. Doch das kann auch in der Status-Tretmühle enden. Genauso wichtig wie ein hohes Einkommen und steigender Konsum sind Zufriedenheit und Anerkennung im Beruf, Familie und Freundschaften im Privatleben. 16 Einkommen, Karriere und Beruf Wenn die Menschen in einem Land sich nicht unbedingt mit steigendem Sozialprodukt glücklicher fühlen, dann stellt sich die Frage, welche Bedeutung haben das Einkommen, die Karriere und die Verhältnisse am Arbeitsplatz für die Zufriedenheit? Sind Karriere und materieller Reichtum nicht die wich - tigste Voraussetzung für Glück, sondern ganz im Gegenteil, Glück und Zufriedenheit die Voraussetzung für Erfolg? So wie es offensichtlich Hasso Plattner glaubt, einer der erfolgreichsten Unter- nehmensgründer im Nachkriegs- Deutschland, der seine Mitarbeiter glücklich machen will und damit seine Firma wieder erfolgreich? Die Frage, ob glückliche Mitarbeiter auch leistungsfähiger sind, beschäftigt auch die Glücksökonomen schon länger. Voranzukommen sei einer der wichtigsten Faktoren für Glück, hat der Münsteraner Professor van Suntum in seiner Studie für das Glücks-BIP fest gestellt. „Stets besser stehen zu wollen als die anderen und sich dafür anzustrengen liegt in unseren Genen“, sagt
der Schweizer Ökonom Binswanger. Doch dieses Streben führt allzu häufig im Betriebsalltag nur dazu, dass sich die Menschen in einer „Status-Tretmühle“ abrackern, meint Binswanger. „Weil man intern in der Konkurrenz steht, werden Berichte immer länger, schreibt man immer mehr Anträge, kreiert man immer aufwändigere Powerpoint- Präsentationen“, hat er festgestellt. Derjenige, der ausschert, hat den anderen gegenüber einen Nachteil. Befördert wird diese Verhaltensweise noch dadurch, dass Männer eher sozial anerkannt sind, wenn sie Karriere machen. Das sei kulturell geprägt, sagt der Berliner DIW-Forscher Jürgen Schupp. Und wird noch verstärkt durch eine Ranking-Manie. Binswanger hat festgestellt: „Man versucht, überall der Beste zu sein, oder unter den drei Besten oder zumindest in den Top Ten.“ Bei diesem Status-Rennen geraten viele Menschen auch noch in die Perfektionsfalle. Um besser zu werden, arbeiten sie sich ständig an ihren Schwächen ab, die sie beseitigen wollen, um im Konkurrenzkampf mithalten zu können. Immerhin winken als Lohn Karriere und hohes Einkommen, also jede Menge Möglichkeiten, den Stress mit hochwertigem Konsum auszugleichen. Dabei kommt es gar nicht so sehr auf das Niveau an. „Der Mensch will nicht absolut reich sein, aber reicher als der Nachbar“, sagt Binswanger. Dass der relative Status wichtiger ist als die absolute Position, machte auch ein berühmtes Experiment an der amerikanischen Harvard Universität deutlich. Studenten wurden gefragt, in welcher Welt sie lieber leben wollten: In einer, in der sie selber 50.000 Dollar verdienen und alle anderen halb so viel, oder in einer, in der sie bei gleicher Kaufkraft 100.000 Dollar erhalten und die anderen doppelt so viel. Das Ergebnis war eindeutig: Die meisten wählten die erste Variante, obwohl die zweite ihnen deutlich mehr Konsummöglichkeiten bietet. Genau dieses Bemühen, mehr haben zu wollen als die anderen, hält die Status-Tretmühle in Gang. Sie dreht sich immer weiter, und wenn die Menschen immer reicher werden, dreht sich die Mühle nur mit höherer Drehzahl. Die Menschen geraten geradewegs in die Falle des „Easterlin-Paradoxons“. Denn nicht nur der Vergleich ist wichtig, sondern auch die Gewöhnung an neue Umstände und der damit einhergehende Zuwachs der Ansprüche. Materielle Güter bereiten oft nur kurze Zeit Freude, sagt Bruno S. Frey und belegt das mit einem eingängigen Beispiel: „Wer einen neuen Ferrari erworben hat, fühlt sich wie im Paradies – aber leider nur im ersten Moment. Nach zwei Wochen findet man den Schlitten ziemlich selbstverständlich.“ So bestätigt sich auch hier Maslow: Ist eine Bedürfnisebene erreicht, strebt man nach anderen Dingen, nämlich Selbstverwirklichung.“ Wie motiviert man Mitarbeiter? Was also können Unternehmen tun, um motivierte Mitarbeiter zu haben, die sich nicht in der „hedonistischen Tretmühle“ aufreiben, wie Frey das nennt. Nivellierte Einkommen sind ganz offensichtlich keine Lösung, auch wenn mehr Geld nicht unbedingt Wirtschaft Konkret Nr. 426 glücklicher macht. Schließlich bestätigen Glücksökonomen, dass die Zufriedenheit der Menschen auch davon abhänge, vorankommen zu können. Mit Blick auf die heftig geführte Diskussion über hohe Banker-Boni in westlichen Industriestaaten sagt Binswanger: „Verdienen wenige sehr viel, ist der Großteil der Bevölkerung frustriert. Verdienen alle gleich viel, sind sie genauso verdrießt, weil man ihnen die Möglichkeiten zum Aufstieg nimmt.“ Heute weiß man allerdings, dass es nicht nur auf das Gehalt ankommt, auch wenn das höher ist als beim Kollegen nebenan. Wenn Mitarbeiter ihren Job zufrieden und motiviert machen, dann hat das auch etwas damit zu tun, ob die Arbeitsbedingungen ihren Vorstellungen entsprechen, ob sie sich möglichst frei entfalten und Verantwortung übernehmen können, kurz, ob der Arbeitsplatz ihren Vorstellungen weitgehend entspricht. Nach den Erkenntnissen der Hirnforschung machen eine positive Unternehmenskultur, in der Führungskräfte und Mitarbeiter vertrauensvoll zusammenarbeiten, eine optimale Gestaltung der Arbeitsinhalte, ein gerechtes Vergütungssystem und langfristige Sicherheit des Arbeitsplatzes die Menschen im Job zufrieden. 17
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Seite 7 und 8: Die weitgehende Fokussierung auf Wi
Seite 9 und 10: stärkt darauf, auch gesunde Mensch
Seite 11 und 12: Forscher festgestellt. Dann verhalt
Seite 13 und 14: Lebenszufriedenheit in Deutschland
Seite 15: zum BIP den Fortschritt des Landes
Seite 19 und 20: werden und der sie selbst fördert,
Seite 21 und 22: Beschäftigten. Der britische Ökon
Seite 23 und 24: Anhang In der Reihe „Wirtschaft K

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