Schokoladenseiten

Oh Gott, oh Gott,
wie kannst Du nur!
Der Neuanfang mit dem
eigenen Schokoladenladen
Mehr zum Spaß sagte eine Freundin
zu Sandra Calabrese: „Mach
doch einen Schokoladenladen
auf.“
Früher ist sie hier in der Hutergasse
und an dem Geschäft oft vorbei gelaufen.
Aufgefallen ist ihr der Laden
allerdings nie.
Nach Nürnberg gekommen ist sie
1999 zu Beginn ihrer Ausbildung
zur Krankenschwester. Nach dem
Abschluss absolvierte sie noch eine
zweite Ausbildung zur Werbekauffrau.
„Da bin ich so hereingerutscht.“
Dann kam eine große Lebenskrise,
sie wollte alles hinter sich lassen und
neu beginnen. Die Idee der Freundin
wurde zum neuen Ziel. Doch zuerst
mussten geeigneten Räumlichkeiten
her. Einen Laden in der Innenstadt
konnte Sandra Calabrese sich nicht
leisten. Als sie eines Tages wieder
hier vorbei gelaufen ist, stand der
Laden leer. „Da wusste ich, das wird
mein Schokoladenladen.“ Freunde
versuchten vergeblich, sie von der
Idee abzubringen. „Die erklärten mich
für verrückt.“ Allerdings blockten alle
Argumente an der attraktiven Halbitalienerin
ab.
Ein kleiner Einblick in das vielfältige Angebot.
Mit dem Mietvertrag in der Tasche
und einer Schreinerin bei der Hand,
machte sie sich über die Inneneinrichtung
her. Und am 2. Oktober
2004 um 10 Uhr war es dann soweit:
die Eröffnung des Chocolat.
„Mit einem Viertel des heutigen Sortiments
habe ich angefangen. Und
gekannt habe ich alle meine Produkte
natürlich auch.“ Erinnert sie sich
grinsend an die ersten Tage ihrer
Selbstständigkeit und dem erhöhten
Schokoladenkonsum. „Ich war sehr
aufgeregt. Ich habe zur Verköstigung
allerlei hingestellt und dann kam der
erste Kunde. Und dann der Zweite
und der Dritte und der Laden füllte
sich ganz schnell. Meine Freunde
banden sich eine Schürze um und
halfen mir dabei, Kaffee und Schokolade
auszuschenken.“
Die Lage hat sich bewährt. Die paar
Fußminuten von der Innenstadt schrecken
einen wirklichen Schokoladenfan
auch nicht ab. Kamen anfänglich
vor allem Bekannte und Neugierige
zum Kosten vorbei, kann Sandra Calabrese
heute auf eine große Stammkundschaft
zählen. Auffallend viele
jüngere Menschen kommen zu ihr in
den Laden.
Ansonsten ist die Kundschaft buntgemischt
und reicht von den normalen
Leuten bis zu den sehr Reichen.
Breit gestreut sind auch die Preise
der edlen Schokoladen.
Damit die Kostbarkeiten auch halten,
was sie versprechen, herrscht im
Verkaufsraum eine nahezu konstante
Temperatur von 19 bis 22 Grad Celsius.
„Im Sommer geht das ohne Klimaanlage
nicht. Denn wenn die Temperaturschwankungen
zu groß sind,
bekommt die Schokolade einen weißlichen
Film“, erklärt die Fachfrau.
„Einen ausgesprochenen Renner gibt
es bei ihr im Laden nicht, die Sorten
wechseln sich in der Gunst des Kunden
ab.“
Mittlerweile hat sie zwei Festangestellte
und drei Aushilfen eingestellt
und veranstaltet Seminare in Kooperation
mit Hotels, sozialen Einrichtungen
oder auch mit der AIDS-Hilfe.
Wenn man das riesige Angebot an
Schokoladenprodukten sieht, wird einem
sofort klar: Hier kennt man sich
aus und wird exzellent beraten.
Dass dem so ist, zeigen ihre Auszeichnungen:
Sandra Calabrese ist
Botschafterin für Caffarel in Deutschland.
Und der Feinschmecker wählte
ihr Geschäft im Jahr 2004 mit unter
die „40 besten Schokoladenläden
Europas“.
Sandra Calabrese
Die ausgebildete Krankenschwester und Werbekauffrau
ist in Heilbronn geboren und lebt seit 9 Jahren in
Nürnberg.