5.2 Grundlagen Wellpappe
5.2 Grundlagen Wellpappe
5.2 Grundlagen Wellpappe
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Verpackungsmaterialien<br />
<strong>5.2</strong> <strong>Grundlagen</strong> <strong>Wellpappe</strong><br />
Karton, Pappe und Papier sind neben den Kunststoffen die am häufigsten verwendeten<br />
Packmittel. Jeder, der im Supermarkt einkauft und danach seine<br />
Wert stoffe entsorgen muss, kennt diesen Umstand.<br />
Eigentlich ist die Bezeichnung „Karton“ als Behältnis formal falsch, weil damit<br />
der Werkstoff gemeint ist. Richtig wäre die Bezeichnung „Schachtel“, oder<br />
„Faltkiste“ analog dem so genannten FEFCO-Code.<br />
Alle drei Materialien werden aus Cellulosefasern hergestellt, die zum großen<br />
Teil (ca. 90 %) aus Holz gewonnen werden. Der Herstellprozess ist relativ aufwändig.<br />
Die genauen Unterschiede sind in einer DIN-Norm festgelegt. Dem -<br />
nach hat Papier eine flächenbezogene Masse von < 200 g/m 2, während Karton<br />
zwischen 150 g und 600 g/m 2 liegt. Die Variante „<strong>Wellpappe</strong>“ ist in der DIN<br />
55468 Teil 1 genauer beschrieben, dort heißt es „<strong>Wellpappe</strong> ist eine Pappe aus<br />
einer oder mehreren Lagen eines gewellten Papiers, das zwischen mehreren<br />
Lagen eines anderen Papiers oder Karton geklebt ist“.<br />
Eine Lage Papier wird mittels einer Walze, deren Profilierung einer Sinuswelle<br />
entspricht, geformt. Die Sinuswelle ist festgelegt durch die Wellenteilung und<br />
die Wellenhöhe.<br />
Wellenteilung t<br />
Wellenhöhe h<br />
Am Anfang der <strong>Wellpappe</strong>nherstellung gab es zunächst nur die A-Welle. Sie hat<br />
eine sehr gute Dämpfwirkung, musste jedoch bald durch die C-Welle ergänzt<br />
werden. Die nachfolgende Grafik zeigt, nach der Wellenhöhe geordnet, die<br />
aktuelle Einteilung wie sie in der DIN 55468 zu finden ist.<br />
Wellenart Zeichen Teilung t in mm Höhe h in mm<br />
Grobwelle A 8,0 bis 9,5 4,0 bis 4,8<br />
Mittelwelle C 6,8 bis 7,9 3,2 bis 3,9<br />
Feinwelle B 5,6 bis 6,6 2,4 bis 3,1<br />
Midiwelle D 3,7 bis 5,5 1,7 bis 2,3<br />
Mikrowelle E 3,0 bis 3,6 1,2 bis 1,7<br />
Miniwelle F 2,4 bis 2,9 0,7 bis 1,1<br />
Quelle: DIN 55468 Teil 1<br />
Teil <strong>5.2</strong> Seite 1<br />
<strong>Grundlagen</strong> <strong>Wellpappe</strong><br />
FEFCO-Code<br />
A-Welle<br />
C-Welle<br />
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Teil <strong>5.2</strong> Seite 2<br />
<strong>Grundlagen</strong> <strong>Wellpappe</strong><br />
Verpackungsmaterialien<br />
Die folgenden Bilder repräsentieren die große Vielfalt an <strong>Wellpappe</strong>n-Varian -<br />
ten. Weshalb eher die Auswahl das Problem ist, als etwa kein passendes<br />
Produkt zu finden.<br />
AC-Welle ACA-Welle<br />
ACA-Welle querverleimt<br />
B-Welle BC-Welle<br />
C-Welle E-Welle
Verpackungsmaterialien<br />
EB-Welle FE-Welle<br />
Je kleiner die Welle, desto stärker muss der verpackte Inhalt belastbar sein. Die<br />
folgende Grafik zeigt auch noch einen anderen Zusammenhang von Eigen -<br />
schaften verschiedener Wellenarten.<br />
A C Wellenarten B E<br />
Stapelfähigkeit<br />
Pufferwirkung<br />
Bedruckbarkeit<br />
Je kleiner die Wellenteilung und -höhe, desto geringer wird die Stapelfähigkeit<br />
und die Pufferwirkung der <strong>Wellpappe</strong>. Die Bedruckbarkeit nimmt jedoch zu.<br />
Das heißt, je schwerer ein Packstück ist und je geringer dessen eigene Festig -<br />
keit, desto größer sollte die Wellenteilung sein.<br />
Bei der Qualität der <strong>Wellpappe</strong> als Ausgangsmaterial für Faltkisten muss auf<br />
das äußere Deckpapier besonderen Wert gelegt werden, da diese Schicht die<br />
größte Belastung während der Transportphase aushalten muss. Sie beeinflusst<br />
sowohl die Stapelfähigkeit, als auch die Reiß- und Berstfestigkeit. Im Regelfall<br />
werden für das Deckpapier Kraftliner, Testliner oder Schrenz verwendet. Das<br />
sind Papiere mit einem besonders hohen Anteil an langfaserigen Zellstoffen<br />
und einem Altpapieranteil, der 20 % nicht überschreiten sollte. Die flächenbezogene<br />
Masse des Kraftliners liegt zwischen 125 und 440 g/m 2 und ist damit für<br />
besonders hochwertige und anspruchsvolle Güter geeignet.<br />
Der Testliner besteht aus mehreren Papierlagen aus gemischtem Altpapier.<br />
Seine flächenbezogene Masse liegt zwischen 120 und 320 g/m 2. Soll dieses<br />
Material die gleiche Festigkeit aufweisen wie Kraftliner, dann muss ein höheres<br />
Flächengewicht verwendet werden.<br />
Das Schrenz-Deckpapier wird ebenfalls aus gemischtem Altpapier hergestellt<br />
und hat eine flächenbezogene Masse von 100 bis 140 g/m 2. Um die notwendi-<br />
Teil <strong>5.2</strong> Seite 3<br />
<strong>Grundlagen</strong> <strong>Wellpappe</strong><br />
Kraftliner, Testliner, Schrenz<br />
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Teil <strong>5.2</strong> Seite 4<br />
<strong>Grundlagen</strong> <strong>Wellpappe</strong><br />
Nagelprobe<br />
Verpackungsmaterialien<br />
ge Festigkeit als Deckpapier zu erreichen, muss das Altpapier genügend langfaseriges<br />
Material enthalten. Häufig wird das Schrenzpapier jedoch als inneres<br />
Deckpapier oder als Zwischenlage für die Wellenbahnen verwendet.<br />
Mit der „Nagelprobe“ lässt sich leicht feststellen, ob die Deckbahn ausreichend<br />
lange Fasern enthält, denn dann ist das Eindrücken der Papierbahn mit dem<br />
Daumennagel sehr kraftaufwändig.<br />
Lässt sich die Deckbahn jedoch relativ leicht mit dem Daumennagel eindrükken,<br />
kann davon ausgegangen werden, dass der Altpapieranteil mit seinen vielen<br />
kurzen Fasern hoch ist.<br />
Typisches Rissbild von Kartonmaterial aus überwiegend kurzen Fasern
Verpackungsmaterialien<br />
Prüfkriterien für <strong>Wellpappe</strong><br />
Die DIN 55468 definiert drei Qualitätsmerkmale für den Packstoff <strong>Wellpappe</strong>.<br />
Es sind dies:<br />
die Berstfestigkeit in kPa<br />
die Durchstoßarbeit in J<br />
der Kantenstauchwiderstand in kN/m<br />
Die Berstfestigkeit wird mit einem Prüfgerät ermittelt, indem die Papierbahn<br />
flächig belastet und die Bahn in ihrer Längsrichtung beansprucht wird.<br />
Der Druck, welcher notwendig ist, um die Papierprobe zum Reißen zu bringen<br />
ist der Wert für die Berstfestigkeit.<br />
Die Durchstoßarbeit wird mit einem Prüfgerät ermittelt, bei dem sich ein<br />
Stempel auf einer kreisförmigen Bahn bewegt und in die Papierprobe einschlägt.<br />
Die Eindringtiefe des dreieckigen Stempels und die dazu notwendige<br />
Arbeit ist das Maß für die Durchstoßfestigkeit.<br />
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<strong>Grundlagen</strong> <strong>Wellpappe</strong><br />
Berstfestigkeit<br />
Durchstoßarbeit<br />
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Teil <strong>5.2</strong> Seite 6<br />
<strong>Grundlagen</strong> <strong>Wellpappe</strong><br />
Quelle: BFSV<br />
Prüfstand zum Ermitteln der<br />
Durchstoßarbeit beim BFSV<br />
in Hamburg<br />
Quelle: BFSV<br />
Verpackungsmaterialien<br />
Die Durchstoßfestigkeit ist vor allem dann von großer Wichtigkeit, wenn das<br />
verpackte Gut mit KEP-Diensten oder im Speditions-Sammelverkehr transportiert<br />
werden soll.<br />
Das dritte Prüfmerkmal ist der Kantenstauchdruck. Dabei wird eine Karton -<br />
probe in Längsrichtung der Wellen so lange belastet, bis die Wellen einknicken.<br />
Das ist der so genannte ECT (Edge Crush Test). Die dabei gemessene Kraft in<br />
kN/m ist das Maß für maximale Stapeldruckbelastung.<br />
BCT (Box Compression Test)<br />
Packmittel-Stauchwiderstand<br />
ECT (Edge Crush Test)<br />
Kanten-Stauchwiderstand der <strong>Wellpappe</strong><br />
Die Variation dazu ist der so genannte BCT (Box Compession Test), dabei wird<br />
die komplette Schachtel mit einem Prüfstempel belastet, bis sie einknickt. Der<br />
Stapelstauchdruck wird direkt gemessen.
Verpackungsmaterialien<br />
In der DIN 55468 sind folgende Mindestanforderungen für den Packstoff Well -<br />
pappe festgelegt, an dem man sich bei der Auswahl der <strong>Wellpappe</strong>nqualität<br />
orientieren kann.<br />
Wellen Sorte Berstfestig- Durchstoß- Kantenstauch-<br />
keit in kPa arbeit in J widerstand<br />
in kN/m<br />
einwellig 1.01 2,50 3,00<br />
1.02 3,00 3,50<br />
1.03 3,50 4,00<br />
1.10 600 3,00 3,00<br />
1.20 850 3,50 3,50<br />
1.30 1100 4,00 4,00<br />
1.40 1400 5,00 5,00<br />
1.50 1700 6,00 6,00<br />
zweiwellig 2.02 6,00 6,00<br />
2.03 7,00 6,50<br />
2.04 7,50 7,50<br />
2.20 850 6,50 6,00<br />
2.30 1100 7,50 6,50<br />
2.40 1400 8,50 7,50<br />
2.50 1700 9,50 8,00<br />
2.60 2000 10,50 8,50<br />
2.70 2300 11,50 9,00<br />
2.90 16,00 13,00<br />
2.91 19,00 15,00<br />
2.92 24,00 18,00<br />
2.95 29,00 21,00<br />
2.96 33,00 24,00<br />
Quelle: DIN 55468<br />
Diese in der DIN vorgegebenen Werte müssen von den <strong>Wellpappe</strong>-Herstellern<br />
garantiert und nachgewiesen werden.<br />
Die Deutsche Bahn hat im Bahngütestempel Nr. 1 folgende Empfehlung, bezogen<br />
auf das Packstückgewicht, ausgesprochen. Auch dies ist ein Anhaltspunkt<br />
für die Auswahl von Kartonagen.<br />
Vollpappe <strong>Wellpappe</strong><br />
Teil <strong>5.2</strong> Seite 7<br />
<strong>Grundlagen</strong> <strong>Wellpappe</strong><br />
Berstfestigkeit Durchstoß Berstfestig- Durchstoßarbeit in J Mindestflächenmasse<br />
arbeit in J keit kPa DIN 53142 nach VDW in g/m2<br />
Brutto- DIN 53141 DIN 53142 DIN 53141<br />
gewicht einwellig zweiwellig einwellig zweiwellig<br />
10 880 2,5 690 3,4 250<br />
20 1180 3,1 980 3,9 6,9 250 350<br />
30 1570 3,9 1270 4,4 7,8 300 375<br />
40 1960 5,4 1570 5,4 8,8 400 425<br />
50 2450 6,9 1960 6,9 9,8 500 525<br />
60 2940 7,8 2350 10,8 625<br />
75 3430 8,8 2750 11,8 725<br />
100 19,6 1000<br />
125 24,5 1100<br />
150 29,4 1200<br />
Quelle: Richard Eschke<br />
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Teil <strong>5.2</strong> Seite 8<br />
<strong>Grundlagen</strong> <strong>Wellpappe</strong><br />
Alle vorstehenden Informationen beziehen sich auf die reine Materialqualität<br />
von Pappe und deren Auswahl für bestimmte Produkte.<br />
Die konkrete Ausführung der Schachtel, ihr Schnittmuster sind im FEFCO-<br />
Code festgelegt. Er ist ein internationaler Code, um das Definieren von Well -<br />
schachteln und Verpackungskonstruktionen zu vereinfachen. Dazu wurden<br />
einfache, international gültige Symbole vereinbart und diverse Schachtelkon -<br />
struktionen festgelegt, damit nur noch die einzelnen Teile bemaßt werden<br />
müssen.<br />
Im Regelfall, also wenn nichts anderes vereinbart ist, werden immer die<br />
Innenmaße der Schachtel in mm angegeben:<br />
Länge (L) x Breite (B) x Höhe (H)<br />
Länge (L) = die längere Abmessung an der Öffnungsseite<br />
(H) = die Abmessung zwischen der Oberkante an der Öffnungsseite<br />
und der Bodenkante.<br />
Die Größen L, B. H, sind in jeder Beschreibung der Gehäusekonstruktion angegeben.<br />
Bei einigen Varianten kann der Wert von B größer als L sein.<br />
Bei Deckel- oder Stülpschachteln ist die Höhe (h) des oberen Teils (Deckels)<br />
als viertes Maß hinter einem Schrägstrich anzugeben:<br />
355 x 205 x 120/40 mm<br />
(L) x (B) x (H)/(h)<br />
Bei Schachteln mit überlappenden äußeren Verschlussklappen ist die Länge<br />
bzw. die Fläche der Überlappung (o) als viertes Maß anzugeben:<br />
355 x 205 x 120/40 mm<br />
(L) x (B) x (H)/(o)<br />
Als Beispiel kann folgende Skizze dienen:<br />
Verpackungsmaterialien
Verpackungsmaterialien<br />
Für die weiteren, speziellen Herstellanforderungen sind die in der folgenden<br />
Übersicht gezeigten Symbole zu verwenden.<br />
Das Verschließen einer Faltschachtel sollte, um den besonderen Anforde -<br />
rungen des Transportes gerecht zu werden, wie folgt vorgenommen werden:<br />
Zunächst die Bodenverklebung vornehmen. Dabei sollte der Umschlag mindestens<br />
50 mm betragen.<br />
Das Gleiche gilt für das Verkleben der Deckelklappen. Hier ist besonders darauf<br />
zu achten, dass die Deckelspannung nicht so stark ist, dass das Klebeband<br />
zu sehr unter Spannung steht. Dies kommt besonders bei zwei- oder dreiwelligen<br />
Schachteln vor.<br />
Bei leichteren Faltschachtelqualitäten kann die Querverklebung des Deckels<br />
ausreichen.<br />
Bei schweren Faltschachtelqualitäten sollte auf alle Fälle eine aufwändige<br />
Verklebung wie rechts zu sehen vorgenommen werden.<br />
Teil <strong>5.2</strong> Seite 9<br />
<strong>Grundlagen</strong> <strong>Wellpappe</strong><br />
Umschlag<br />
Deckelverklebung > 50 mm<br />
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Teil <strong>5.2</strong> Seite 10<br />
<strong>Grundlagen</strong> <strong>Wellpappe</strong><br />
Verpackungsmaterialien<br />
Das nachstehende Bild zeigt eine Variante des Verschlusses. Es muss darauf<br />
geachtet werden, dass besonders der Schachtelboden richtig und ausreichend<br />
fest verschlossen ist.