Pfarrbrief der Pfarrgemeinden
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Gedanken zum Jahreswechsel<br />
Liebe Schwestern und Brü<strong>der</strong>, zum Jahreswechsel stellt die Kirche immer<br />
wie<strong>der</strong> das große Segenswort des Alten Bundes vor uns, gleichsam als<br />
eine Brücke, die uns über den Wechsel <strong>der</strong> Zeiten geleitet: „Der Herr<br />
lasse sein Angesicht über dir leuchten und sei dir gnädig.“ Das Leuchten<br />
von Gottes Angesicht, das Leuchten <strong>der</strong> Gegenwart seiner Güte, das ist<br />
<strong>der</strong> Segen, den wir brauchen, damit wir in <strong>der</strong> Wirrnis <strong>der</strong> Welt den Weg<br />
nicht verlieren.<br />
Wo Gott nicht mehr wahrzunehmen ist, wo <strong>der</strong> Mensch nicht mehr als<br />
Geschöpf, son<strong>der</strong>n als Zufall <strong>der</strong> Evolution erscheint, was soll er da noch<br />
mit sich anfangen, was kann da eigentlich noch groß sein in unserem<br />
Leben?<br />
Wir dürfen wissen, dass wir aus einer Liebe kommen, auf die wir zählen<br />
dürfen, die verlässlich bleibt, auch dann, wenn wir sie nicht verstehen.<br />
Am Ende des Jahres aber drängt sich auch <strong>der</strong> Rückblick auf das<br />
Geschehene auf. Drei Punkte will ich nur kurz hervorheben: 2011 geht<br />
sicher als Jahr <strong>der</strong> Eurokrise in die Geschichtsbücher ein. Kaum eine<br />
Woche vergeht, in <strong>der</strong> uns nicht ein neues Gipfeltreffen die Rettung<br />
verheißt – und am Ende wächst doch nur <strong>der</strong> Schuldenberg <strong>der</strong> Staaten<br />
auf mittlerweile unüberschaubare, unser Fassungsvermögen doch weit<br />
übersteigende Summen.<br />
Die Kirche kann da sicher keine konkreten Lösungen anbieten. Aber wir<br />
Christen können darauf hinweisen, dass die ganzen Diskussionen zu kurz<br />
gegriffen sind, dass Europa mehr sein muss, als ein gemeinsamer<br />
Wirtschaftsraum, dass die Idee eines geeinten Europas vielmehr ihre<br />
Wurzeln in <strong>der</strong> gemeinsamen abendländisch-christlichen Kultur hat.<br />
Athen, Rom und Golgotha sind die Hügel, auf denen Europa aufgebaut<br />
sein muss. Die Einsicht <strong>der</strong> alten griechischen Philosophie in die Würde<br />
und Größe jedes einzelnen Menschen, das antike römische<br />
Rechtsdenken und <strong>der</strong> Glaube an Jesus Christus, die Verantwortung vor<br />
und die Bindung an den Gott <strong>der</strong> Bibel – in dieser im Christentum genial<br />
zusammenfindenden Dreiheit liegt die Zukunft eines geeinten Kontinents<br />
in Frieden und Gerechtigkeit.<br />
Ja, und <strong>der</strong> Blick auf den leidenden, am Kreuz sich aufopfernden Jesus<br />
gibt sogar einen konkreten Hinweis für die Eurokrise: Nicht im mittlerweile<br />
wohl an seine Grenzen gestoßenen Wachstum unseres Wohlstandes<br />
liegt die Lösung, son<strong>der</strong>n im Verzicht, in <strong>der</strong> alten christlichen Tugend<br />
des Maß-Haltens, in <strong>der</strong> Bereitschaft Eigenes für an<strong>der</strong>e einzusetzen,<br />
nicht alles für sich heraus holen zu wollen, was möglich ist.<br />
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