Pfarrbrief der Pfarrgemeinden
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Pfarrbrief der Pfarrgemeinden
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einmal in unserem Land willkommen heißen. Und er hat die Gelegenheit<br />
genutzt, <strong>der</strong> deutschen Kirche, uns, eine wichtige Aufgabe für die Zukunft<br />
aufzutragen: Entweltlichung. Was heißt das?<br />
Zunächst erinnert unserer Heiliger Vater daran, dass wir die Kirche nicht<br />
nur äußerlich, von ihren Strukturen und Organisationsformen her<br />
betrachten dürfen, son<strong>der</strong>n zum inneren Kern, zum Wesen vorstoßen<br />
müssen. Wer nur auf die Bischöfe und Priester, auf Entscheidungswege,<br />
Machtstrukturen, Verantwortlichkeiten, Regelungen schaut, <strong>der</strong> wird<br />
immer enttäuscht werden.<br />
Kirche aber ist mehr als ein Verein, <strong>der</strong> organisiert werden muss, in dem<br />
ich meine persönlichen Interessen wie<strong>der</strong> finden und verwirklichen will.<br />
Kirche ist Gemeinschaft mit und vor allem auch unter Christus, <strong>der</strong><br />
geistgeführte Weg mit dem Mensch gewordenen Gottessohn Jesus zu<br />
Gott, dem Vater aller Menschen, dem Ursprung und Ziel allen Lebens.<br />
Kirche ist Ort des Glaubens, <strong>der</strong> Gottbegegnung, <strong>der</strong> Hingabe und<br />
Bindung an ihn, Leib Christi, Tempel, Wirkungsstätte des Heiligen<br />
Geistes, Volk, Familie des göttlichen Vaters.<br />
Ja, so <strong>der</strong> Papst weiter, Erneuerung, Reform <strong>der</strong> Kirche, dieses<br />
Lieblingsthema <strong>der</strong> deutschen Katholiken, tut Not. Wer aber nur<br />
Erscheinungsbild, Strukturen, Formen, Entscheidungsprozesse, Regeln<br />
verän<strong>der</strong>n will, bleibt beim Äußeren, Zweitrangigen stehen. Wahre<br />
Erneuerung kommt nur aus einem vertieften, begeisterten, das ganze<br />
Leben ergreifenden und bestimmenden Gottesglauben. Reform beginnt<br />
nicht bei „Kirche“, son<strong>der</strong>n bei mir, in meinem Herzen, in meinem Beten,<br />
in meinem Denken und Handeln, in meiner Art zu leben.<br />
Und deshalb ist <strong>der</strong> Weg dorthin nicht in erster Linie in Diskussionen,<br />
Podien, Foren, Räten, Dialogprozessen, Mehrheitsentscheidungen,<br />
Anpassungen an die Zeit, an Moden, Stimmungen und Meinungen zu<br />
suchen. Erneuerung, Reform <strong>der</strong> Kirche heißt Heiligung, heißt<br />
persönliche Umkehr, ja, oft genug auch Reue, Buße und Beichte.<br />
In ihren Strukturen ist die Kirche bei uns gut aufgestellt, in Gesellschaft<br />
und Medien präsent, vertreten bei allen politischen Entscheidungsträgern,<br />
großzügig mit Räumen: Kirchen, Akademien, Pfarrheimen,<br />
Krankenhäusern, Schulen und Kin<strong>der</strong>gärten ausgestattet, größter<br />
Arbeitgeber nach dem Staat, mit Jahreshaushalten, die allein in etlichen<br />
Kirchengemeinden Millionenbeträge summieren.<br />
All das kann dazu verführen, nur noch auf den Selbsterhalt dieser<br />
Strukturen zu blicken, dafür auch manchen eigenartigen Kompromiss<br />
einzugehen, ja, angepasst gefallen zu wollen, sich vom Beifall <strong>der</strong><br />
Mehrheit und <strong>der</strong> medialen Zustimmung abhängig zu machen, und so<br />
schließlich den provozierenden Skandal des Kreuzes,<br />
die mutige und starke Demut <strong>der</strong> Liebe, die korrigierende Wahrheit und<br />
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