LICHTBLICK Nº 61 Studienbegleiter zu EIN KURS ... - Greuthof Verlag
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durchleben. In genau diesen Zeiten treten unerbittlich<br />
unbewusste Gefühle der Selbstverurteilung an die<br />
Oberfläche in Form des projizierten Urteils, dass wir<br />
oder diejenigen, die leiden, keine guten Schüler sind<br />
oder »es nicht richtig machen«. Wir sind dann unter<br />
Umständen geneigt, jemand anderem eine Predigt <strong>zu</strong><br />
halten oder <strong>zu</strong> denken, wir selber hätten im Kurs versagt.<br />
Zweifellos hat jeder schon einmal die Verwendung<br />
metaphysischer Plattitüden – verzerrter Versionen<br />
dessen, was der Kurs eigentlich lehrt –, bei sich<br />
oder anderen erlebt, die in feindselige Projektionen<br />
münden. Auch in Kurskreisen bewahrheitet sich leider<br />
Shakespeares geflügeltes Wort aus dem Kaufmann von<br />
Venedig, dass »der Teufel sich auf die Schrift berufen<br />
kann« (1. Auf<strong>zu</strong>g, 3. Szene). Übrigens zitiert Jesus im<br />
Kurs selbst diesen Satz (T-5.VI.4:4). Im Folgenden<br />
geben wir einige Beispiele solcher »liebevollen«<br />
Kommentare von Kursschülern, die leider alle aus der<br />
Praxis gegriffen sind:<br />
Wo<strong>zu</strong> nimmst du eigentlich diese Tablette oder gehst <strong>zu</strong>m<br />
Arzt? Ändere doch einfach dein Denken!<br />
Warum weinst du darüber, dass der von dir geliebte<br />
Mensch gestorben ist? Hast du denn vergessen,<br />
dass der Tod unwirklich ist?<br />
Wo<strong>zu</strong> bleibst du noch im Krankenhaus? Lies Lektion 136<br />
(»Krankheit ist eine Abwehr gegen die Wahrheit«)!<br />
Wie kannst du nur eine Klage einreichen? Damit verstärkst<br />
du bloß das Egodenksystem der Opposition.<br />
Wo<strong>zu</strong> willst du dir die Speisekarte anschauen? Der Kurs<br />
sagt: Frag den HEILIGEN GEIST, was du tun sollst, und<br />
das gilt natürlich auch für das, was du isst.<br />
Sag nicht, dass du noch Versicherungen hast! Lies Lektion<br />
153 und 194 (»In meiner Wehrlosigkeit liegt meine<br />
Sicherheit«; »Ich lege die Zukunft in GOTTES HAND«)!<br />
Frag mich nicht, was ich nächste Woche mache. Lies<br />
Lektion 135! (Dort steht der Satz: »Ein geheilter Geist<br />
plant nicht.«)<br />
Warum schließt du dein Auto ab? Lies Lektion 181 (»Ich<br />
vertraue meinen Brüdern, die eins mit mir sind«)!<br />
Und so weiter und so fort.<br />
Bei all diesen Äußerungen hat der jeweilige Schüler<br />
oder die Schülerin wieder einmal vergessen, dass die<br />
vierte Eigenschaft der Lehrer GOTTES Sanftmut heißt,<br />
was bedeutet, alle Gedanken, Worte und Handlungen,<br />
die Schaden <strong>zu</strong>fügen, auf<strong>zu</strong>geben (H-4.IV).<br />
Und dann gibt es noch die Angriffe, die sich so tarnen:<br />
»Alles, was wir tun, ist in Ordnung, weil wir<br />
unser Ego mit Jesus anschauen«, eine Anspielung auf<br />
den ersten Absatz der »Dynamik des Ego« in Kapitel 11<br />
des Textbuchs: »Niemand kann Illusionen entrinnen,<br />
wenn er sie nicht ansieht ...« (T-11.V.1:1). Ausgerüstet<br />
mit dieser Waffe, können Schüler jede Art von<br />
unfreundlichen und verletzenden Worten und Taten<br />
rechtfertigen oder rationalisieren, was sehr der Falle<br />
ähnelt, in die Paare <strong>zu</strong>weilen gehen: »Ich will dir<br />
gegenüber ganz ehrlich sein und dir genau sagen, was<br />
2<br />
ich fühle.« Wehe dem anderen, wenn er sich nicht<br />
rechtzeitig duckt. Diese Worte sollten eine gründliche<br />
Warnung sein, dass das, was folgen wird, alles andere<br />
als ehrlich ist, geschweige denn liebevoll.<br />
Es ist klar, dass das Hegen von Angriffsgedanken –<br />
ganz <strong>zu</strong> schweigen von ihrem Ausagieren in dem<br />
Wunsch, anderen <strong>zu</strong> schaden – bewusst oder unbewusst<br />
mit dem Glauben verbunden sein muss, dass<br />
das Denksystem der Trennung wirklich ist. Wie sonst<br />
könnten wir unseren Ärger rechtfertigen, außer wir<br />
glauben, dass die Objekte unserer Aggression nicht<br />
nur getrennt, sondern auch verschieden von uns sind,<br />
was gedanklich <strong>zu</strong> der Haltung führt, der <strong>zu</strong>folge »ich<br />
Recht habe und du Unrecht hast«. Und so ist die<br />
Unfreundlichkeit, die sich unausweichlich aus dem<br />
Festhalten an dieser Wahrnehmung ergibt, auch gegen<br />
uns selbst gerichtet. In Ein Kurs in Wundern steht:<br />
Du kannst nur dich selbst verletzen. Das wurde oftmals wiederholt,<br />
ist jedoch immer noch schwer <strong>zu</strong> begreifen. Für<br />
einen auf Besonderheit bedachten Geist ist es unmöglich.<br />
Für diejenigen aber, die heilen und nicht angreifen wollen,<br />
ist es ganz offensichtlich. Der Zweck des Angriffs liegt im<br />
Geist, und seine Wirkungen werden nur da verspürt, wo er<br />
ist (T-24.IV.3:1-5).<br />
Oder wie es in den Überschriften <strong>zu</strong> zwei Übungsbuchlektionen<br />
heißt:<br />
Nur durch meine Gedanken werde ich beeinflusst (Ü-II.338).<br />
Ich kann durch nichts verletzt werden als durch meine<br />
Gedanken (Ü-II.281).<br />
Hier wird nun der Grund deutlich, aus dem wir uns<br />
beharrlich weigern, die gütigen und einfachen Dinge <strong>zu</strong><br />
tun, um die Jesus uns bittet. Jedes Urteil, jeden<br />
Glauben an Unterschiede und folglich alle Angriffsgedanken<br />
auf<strong>zu</strong>geben heißt auch, den Glauben an<br />
Trennung auf<strong>zu</strong>geben. Ohne diesen Glauben an die<br />
Wirklichkeit unserer von GOTT – wie auch allen anderen<br />
Mitgliedern der SOHNSCHAFT – getrennten Identität<br />
würde sich diese Egoidentität jedoch auflösen. Somit<br />
ist es »sicherer« für uns, andere <strong>zu</strong> verletzen, denn so<br />
schützen wir unser einzelnes, individuelles Selbst mit<br />
Hilfe des Angriffs und erhalten damit das Egodenksystem<br />
der Trennung und der Unterschiede gegen<br />
GOTTES lebendiges <strong>EIN</strong>SS<strong>EIN</strong> aufrecht. Im Textbuch<br />
heißt es da<strong>zu</strong>:<br />
Wenn du eins wärst mit GOTT und dieses Einssein begreifen<br />
würdest, würdest du erkennen, dass S<strong>EIN</strong>E Macht die deine<br />
ist. Aber du wirst dich nicht daran erinnern, solang du<br />
glaubst, dass Angriff irgendwelcher Art etwas bedeutet. Er<br />
ist in keinerlei Form gerechtfertigt, weil er keine Bedeutung<br />
hat. Die einzige Weise, wie er gerechtfertigt sein könnte,<br />
wäre dann gegeben, wenn du und dein Bruder voneinander<br />
getrennt wärt und alle getrennt von eurem SCHÖPFER wären.<br />
Nur dann wäre es möglich, einen Teil der Schöpfung ohne<br />
das Ganze an<strong>zu</strong>greifen, den SOHN ohne den VATER und einen<br />
anderen ohne dich selbst an<strong>zu</strong>greifen oder aber dich selbst<br />
<strong>zu</strong> verletzen, ohne dass der andere Schmerz verspürt. Und<br />
diese Überzeugung willst du ... Nur die können angreifen,<br />
die verschieden voneinander sind. Also ziehst du den<br />
Schluss, du und dein Bruder müsstet verschieden sein, weil<br />
du angreifen kannst (T-22.VI.12:1-6;13:1-2).