gie_04_2016
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www.<strong>gie</strong>sserei-verlag.de<br />
Die Zeitschrift für Technik, Innovation und Management<br />
April<br />
<strong>2016</strong><br />
4<br />
SINCE 1914<br />
Giesserei-Verlag GmbH • Postfach 10 25 32 • 40016 Düsseldorf • PVSt • Deutsche Post AG • Entgelt bezahlt • G 3268 www.<strong>gie</strong>sserei-verlag.de
EDITORIAL<br />
Gemeinsamkeit macht stark!<br />
23,5 m Länge, 120 t Gewicht:<br />
Zur Realisierung eines riesigen<br />
Querbalkens für ein Bearbeitungszentrum<br />
hat Siempel kamp<br />
140 t Schmelze abgegossen.<br />
Es entstand das bisher längste<br />
Gussteil aus Guss eisen mit<br />
Kugelgrafit (ab Seite 74).<br />
FOTO: MAGMA<br />
Es ist schon beeindruckend, dass der Deutsche<br />
Gießereitag jedes Jahr eine besondere Anziehungskraft<br />
auf die gesamte Branche ausübt. Ein<br />
interessantes Vortragsprogramm, das traditionelle Gießertreffen<br />
am Abend und die vielen Gespräche mit Gießerkollegen<br />
sind gute Gründe, sich zu treffen. In Zeiten,<br />
in denen jeder im eigenen Betrieb stark gefordert<br />
wird, bietet diese Gemeinsamkeit die Möglichkeit, neue<br />
Motivation zu tanken und neue Erkenntnisse zu gewinnen.<br />
Das persönliche und fachliche Netzwerk kann nicht<br />
durch die sogenannten sozialen Medien oder die Webseiten<br />
von Unternehmen und Organisationen ersetzt<br />
werden.<br />
In diesem Jahr wollen wir die Studierenden der Gießereikunde<br />
in besonderer Weise begrüßen und ihnen zeigen, dass wir uns über ihr Interesse<br />
an diesem Beruf freuen und wir sie brauchen. Der VDG hat im Herbst letzten Jahres ein<br />
erweitertes Informations- und Unterstützungspaket für studentische Mitglieder beschlossen.<br />
Mit Hilfe der Professoren an den Hoch- und Fachhochschulen wollen wir systematischer<br />
um junge, zukünftige Führungskräfte werben. Wir bieten eine vielschichtige, abwechslungsreiche<br />
und herausfordernde Tätigkeit, sind an einem längerfristigen Engagement<br />
im Unternehmen interessiert und haben die Zukunft im Blick. In bin sicher, die jungen<br />
Menschen werden sich bei uns wohlfühlen und sie werden spüren, dass sich die etwas älteren<br />
Gießereifachleute um sie kümmern. Nutzen wir alle den Gießereitag als Forum und<br />
Plattform für ein noch stärkeres Miteinander.<br />
Auch die GIESSEREI, die Sie in Ihren Händen halten, ist ein Symbol für jahrelange erfolgreiche<br />
Gemeinsamkeit. Von Gießern für Gießer gemacht, liefert sie nicht nur technischwissenschaftliche<br />
Informationen, sie stärkt auch die Verbundenheit in unserer Industrie.<br />
Ihr<br />
FOTO: SIEMPELKAMP<br />
Dr.-Ing. Erwin Flender<br />
Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Gießerei-Industrie e.V.<br />
GIESSEREI 103 <strong>04</strong>/<strong>2016</strong> 3
INHALT<br />
FOTO: FOSECO<br />
FOTO: UNI DUISBURG-ESSEN<br />
FOTO: MARIO JAHN<br />
42<br />
Thermische Analyse<br />
TECHNOLOGIE & TRENDS<br />
Die Autoren beschreiben eine fortschrittliche<br />
Form der thermischen<br />
Analyse, die es ermöglicht, den Erstarrungsprozess<br />
kontinuierlich zu kontrollieren.<br />
48<br />
Thixomolding<br />
TECHNOLOGIE & TRENDS<br />
Neue Magnesiumle<strong>gie</strong>rungen sowie<br />
neue Fertigungsverfahren gewinnen<br />
zunehmend an Bedeutung. Interessante<br />
Perspektiven für das Thixomolding<br />
zeichnen sich ab.<br />
100 <br />
Perspektiven<br />
BERUF & KARRIERE<br />
Der Weg von der Uni in die Industrie<br />
ist eine echte Herausforderung.<br />
Mathias Meinen kann auf einen spannenden<br />
Berufsweg mit einigen Wendungen<br />
zurückblicken.<br />
74 <br />
Weltrekord<br />
UNTERNEHMEN & MÄRKTE<br />
Das größte, das längste GJS-<br />
Gussteil kommt aus dem rheinischen<br />
Krefeld.<br />
FOTO: SIEMPELKAMP GUSS<br />
4 GIESSEREI 103 <strong>04</strong>/<strong>2016</strong>
STANDPUNKT<br />
28 Wie die Gießereibranche auch zukünftig erfolgreich sein kann<br />
Anja Henke<br />
90 EEG 2014 oder „die große Unsicherheit“<br />
Christian Schimansky<br />
FORSCHUNG & INNOVATION<br />
30 akaGuss Teil 8: Montanuniversität Leoben – Kompetenz durch Kooperation<br />
34 Forschung zur Gießereitechnik an der Otto-von-Guericke-Universität<br />
Magdeburg<br />
TECHNOLOGIE & TRENDS<br />
42 Die Anwendung der thermischen Analyse bei der Produktion von EN-GJL und<br />
EN-GJS, Fiorenzo Santorini, Colin Powell<br />
48 Untersuchungen der Einsatzwerkstoffe für das Magnesiumspritz<strong>gie</strong>ßen (Thixomolding),<br />
Olga Myronova<br />
JAHRESÜBERSICHT<br />
60 Gusseisen mit Kugelgrafit (52. Folge)<br />
Diether B. Wolters<br />
SPEKTRUM<br />
74 Das längste GJS-Gussteil kommt aus Krefeld, Mathias Weil<br />
78 Schlichteaufbereitungsanlage (CPP) – konfektioniert auf Kundenwünsche<br />
Mathias Gruber<br />
82 Schnelltrocknende Wasserschlichte, Christoph Genzler<br />
84 Neue Additivkonzepte für fehlerfreie Gussteilherstellung sowie schlichtefreies<br />
Gießen, Reinhard Stötzel, Ismail Yilmaz<br />
UNTERNEHMEN & MÄRKTE<br />
86 Manufaktur mit Industrie-4.0-Produktion, Edgar Lange<br />
92 Rohstoffpreise – Welche Preise sind „normal“?<br />
Norbert Wichtmann<br />
96 Gussproduktion 2014 – globale Trends, Heiko Lickfett<br />
BERUF & KARRIERE<br />
100 Fachkompetenz und Mut zum Risiko: eine Kombination mit Erfolg<br />
Karin Hardtke<br />
RUBRIKEN<br />
3 Editorial<br />
6 Aktuelles<br />
1<strong>04</strong> Patente<br />
112 News<br />
126 Medien & Bücher<br />
129 Firmenschriften<br />
130 VDG intern<br />
131 Personalien<br />
132 Termine<br />
136 Tagungen, 1. Internationales Deutsches Formstoff-Forum in Duisburg<br />
144 2. VDI-Tagung: Gießen von Fahrwerks- und Karosseriekomponenten<br />
in Kassel<br />
154 Stellenmarkt/Kontakte/Sonstiges<br />
157 Inserentenverzeichnis<br />
158 Vorschau/Impressum<br />
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oder schicken eine E-Mail an: gabriele.wald@stahleisen.de
AKTUELLES<br />
FOTO: LAEMPE MÖSSNER SINTO<br />
6 GIESSEREI 103 <strong>04</strong>/<strong>2016</strong>
Foto des<br />
Monats:<br />
Innovative<br />
Lösungen!<br />
Laempe Mössner Sinto, das zu den 100<br />
größten Unternehmen in Sachsen-Anhalt<br />
gehört, hat drei Standorte: Am Hauptsitz<br />
in Barleben bei Magdeburg befindet sich<br />
neben der Zentrale die gesamte Produktion.<br />
In Schopfheim (Baden-Württemberg)<br />
sind F & E, Hotline, Service und Vertrieb<br />
ansässig und in Mannheim befindet sich<br />
ein weiteres Vertriebs- und Konstruktionsbüro.<br />
Hat auch Ihr Unternehmen interessante<br />
Bild motive? Senden Sie Ihre Bildvorschläge<br />
an: soschinski@bdguss.de oder per<br />
Post an die Bildredaktion, Giesserei,<br />
Hansa allee 203, 40549 Düsseldorf.<br />
GIESSEREI 103 <strong>04</strong>/<strong>2016</strong> 7
AKTUELLES<br />
FOTO: LAEMPE<br />
Grundsteinlegung am 9. März <strong>2016</strong> für den Hallenanbau bei Laempe Mössner Sinto im<br />
sachsen-anhaltinischen Meitzendorf: Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff (CDU)<br />
(3. v. r.) und Laempe-Geschäftsführer Andreas Mössner (4. v. l.) mit der Zeitkapsel, die in<br />
der Baugrube versenkt wurde.<br />
Erweiterung des Standorts Meitzendorf<br />
> LAEMPE MÖSSNER SINTO: Laempe<br />
Mössner Sinto, eines der weltweit führenden<br />
Unternehmen in der Kernmachereitechnolo<strong>gie</strong>,<br />
erweitert seine Räumlichkeiten<br />
am Standort Meitzendorf in Sachsen-Anhalt.<br />
Am 9. März erfolgte die Grundsteinlegung<br />
für den Neubau eines Büround<br />
Verwaltungsgebäudes unter den Augen<br />
des Ministerpräsidenten von<br />
Sachsen-Anhalt, Dr. Reiner Haseloff (CDU).<br />
In dem dreistöckigen Gebäude sind künftig<br />
die Mitarbeiter der IT und der Automatisierungstechnik<br />
von Laempe Mössner<br />
Sinto untergebracht und im Erdgeschoss<br />
findet die neue Lehrwerkstatt Platz. „Mit<br />
dem Hallenanbau können wir die Effizienz<br />
unserer Arbeitsabläufe noch weiter steigern,<br />
die Programmierer und SPS-Experten<br />
sind jetzt direkt angeschlossen an unsere<br />
Hauptgebäude. Mit der Lehrwerkstatt<br />
stellen wir außerdem unsere Ausbildungsqualität<br />
sicher, unsere Auszubildenden<br />
sind dann in einem modernen Umfeld, direkt<br />
an den Arbeitsprozessen. Mit dem<br />
Neubau zeigen wir auch unsere Verbundenheit<br />
mit dem Standort und der Region,<br />
in der wir vor knapp 20 Jahren unsere moderne<br />
Produktion aufgebaut haben“, so<br />
Andreas Mössner, Geschäftsführer der<br />
Laempe Mössner Sinto GmbH. Neben Ministerpräsident<br />
Haseloff und weiteren Gästen<br />
aus Politik und Wirtschaft waren auch<br />
die rund 200 Mitarbeiter bei der Grundsteinlegung<br />
anwesend. Der Bau, der durch<br />
lokale und regionale Handwerksbetriebe<br />
und Planungsbüros realisiert wird, soll im<br />
Spätsommer <strong>2016</strong> fertiggestellt werden.<br />
Die Investitionssumme des neuen Gebäudes<br />
liegt bei rund 500 000 Euro. Laempe<br />
Mössner Sinto ist seit 1997 in Meitzendorf<br />
vertreten: Vor knapp 20 Jahren entstand<br />
auf der „grünen Wiese“ in der Nähe von<br />
Magdeburg auf 15 000 m 2 ein hochmodernes<br />
Produktionswerk. In Meitzendorf<br />
ist neben der Produktion auch die Zentrale<br />
von Laempe Mössner Sinto angesiedelt,<br />
während sich die Bereiche Forschung und<br />
Entwicklung sowie Vertrieb in Schopfheim,<br />
Baden-Württemberg, befinden. Am Standort<br />
Meitzendorf arbeiten rund 200 Beschäftige,<br />
darunter etwa 25 Auszubildende,<br />
insgesamt beschäftigt das Unternehmen<br />
rund 300 Mitarbeiter.<br />
<br />
www.laempe.com<br />
8 GIESSEREI 103 <strong>04</strong>/<strong>2016</strong>
AKTUELLES<br />
Deutsche und südafrikanische Partner erforschten<br />
erfolgreich innovative Lösungen für Gießereien<br />
> EFFSAFOUND 2 : Das CLIENT-Verbundprojekt<br />
„Verbesserung der Ener<strong>gie</strong>- und<br />
der Materialeffizienz in südafrikanischen<br />
Gießereien (EffSAFound 2 )“ ist erfolgreich<br />
beendet worden. Deutsche und südafrikanische<br />
Partner hatten hierfür 30 Monate<br />
in acht südafrikanischen Stahl- und<br />
Eisensand<strong>gie</strong>ßereien an drei Arbeitspaketen<br />
zusammengearbeitet. Durch ein<br />
spezifisches Modul für eine Simulationssoftware<br />
können hochchromhaltige Gussteile<br />
zukünftig bereits vor dem ersten Abguss<br />
ressourceneffizient ausgelegt werden.<br />
Außerdem werden Mitarbeiter in den<br />
Gießereien mit Hilfe einer Schulungssoftware<br />
und in Zusammenarbeit mit der Metal<br />
Casting Technology Station (MCTS) an<br />
der Universität von Johannesburg gezielt<br />
für das Thema Ener<strong>gie</strong>effizienz sensibilisiert.<br />
Eine Pilotanlage zur Aufbereitung<br />
von Gießereirestsanden im MCTS soll zukünftig<br />
dafür sorgen, dass alle Arten von<br />
Restsanden in den Gießereien nicht mehr<br />
deponiert, sondern mehrfach wiederverwertet<br />
werden können. Im Anschluss an<br />
das Verbundprojekt können von den Ergebnissen<br />
auch andere Eisen- und Stahl<strong>gie</strong>ßereien<br />
profitieren.<br />
Die Projektziele des Verbundprojekts<br />
waren:<br />
> Verbesserung der Gussqualität und<br />
Verminderung der Flüssigeisenmenge je<br />
fertigem Gussstück speziell für Bauteile<br />
aus hochchromhaltigem weißen Gusseisen<br />
> Verbesserung der Arbeitsabläufe in<br />
einem Schmelzbetrieb und in anderen<br />
ener<strong>gie</strong>intensiven Fertigungsbereichen<br />
einer Gießerei<br />
> materialeffizientes Gießereisandmanagement.<br />
Im Rahmen des Verbundprojekts wurden<br />
valide Materialkenndaten für hochchromhaltige<br />
Eisengusswerkstoffe für die Gießprozesssimulation<br />
mit Magmasoft ermittelt.<br />
Südafrikanische Gießereien stehen<br />
mit hohen Ausschussquoten und hohen<br />
Kosten vor erheblichen Herausforderungen<br />
im globalen Wettbewerb. Anhand von<br />
aktuellen Referenzprojekten aus den<br />
beteiligten Gießereien wurden mit<br />
Magmasoft Optimierungen zur Qualitätsund<br />
Ressourcenverbesserung durchgeführt.<br />
Die Gießprozesse konnten so verbessert<br />
werden, dass das Auftreten von<br />
Gussfehlern und der Materialeinsatz bereits<br />
vor dem ersten Abguss verringert<br />
Das Verbundprojekt EffSAFound 2 zur Verbesserung der Ener<strong>gie</strong>- und der Materialeffizienz<br />
für die rund 170 südafrikanischen Gießereien ist erfolgreich beendet worden.<br />
wird. Die erfolgreiche Umsetzung der Lösungen<br />
wird häufig durch den Ausbildungstand<br />
der Mitarbeiter begrenzt. Daher<br />
wurden im Rahmen des Projektes von<br />
Ametex, des südafrikanische Partners von<br />
MAGMA, Studenten im Einsatz von Gießprozesssimulationssoftware<br />
ausgebildet,<br />
um die Verbesserung der Gussteilqualität<br />
in den Projekt<strong>gie</strong>ßereien voranzutreiben.<br />
Schmelzaggregate, Konverter und<br />
Form anlagen sind in südafrikanischen Gießereien<br />
teilweise nicht aufeinander abgestimmt<br />
und arbeiten ineffizient. Gießereien<br />
investieren daher in neue Induktionsöfen<br />
und modernisieren bestehende<br />
Formanlagen. Ihre Bemühungen werden<br />
jedoch durch die schlechte Ausbildung<br />
von Mitarbeitern sowie fehlende Schulungspläne<br />
in den Gießereien erschwert.<br />
Um die Ausbildung ungelernter Mitarbeiter<br />
zu systematisieren, wurde die Software<br />
hg.visutec der Firma HegerPro, Enkenbach-Alsenborn,<br />
vom Deutschen ins Englische<br />
übersetzt. Neben Verbesserungen<br />
der Qualität kann die Software nun auch<br />
Anstöße zur Verbesserung der Ener<strong>gie</strong>effi<br />
zienz im Gießereibetrieb liefern. Doch<br />
auch bei schlecht qualifizierten Mitarbeitern,<br />
die statt Englisch eine der anderen<br />
zehn offi ziell anerkannten Sprachen in<br />
Südafrika sprechen, ist es wichtig, dass<br />
die Gießereiprozesse richtig verstanden<br />
und Anlagen richtig bedient werden. Deshalb<br />
können Gießereien ihre Mitarbeiter<br />
zukünftig auch mithilfe von Bildern, Animationen,<br />
Videos und kurzen Texten gezielt<br />
schulen, um sie für das Thema Ener<strong>gie</strong>effizienz<br />
zu sensibilisieren sowie Arbeitsabläufe<br />
zu optimieren.<br />
Die im Projekt beteiligten Stahl- und<br />
Eisen-Sand<strong>gie</strong>ßereien weisen große Mengen<br />
an Gießereirestsanden auf, die auf<br />
Deponien entsorgt werden. Eine Wiederverwertung<br />
von Gießereirestsanden, z. B.<br />
im Straßenbau Südafrikas, ist durch die<br />
aktuelle Einstufung des Sandes in „hazardous“<br />
nicht erlaubt. Im Rahmen des Verbundprojekts<br />
wurden neue Verfahren zur<br />
Prüfung organischer Bestandteile etabliert.<br />
Gießereirestsande aus Südafrika<br />
konnten in Deutschland regeneriert und<br />
Empfehlungen vor Ort durch die GUT Gießerei-Umwelt-Technik<br />
GmbH aus Freudenberg<br />
ausgearbeitet werden. Zukünftig<br />
soll am MCTS eine zentrale Regenerierungsanlage<br />
im Big-Bag-Format entstehen,<br />
die je nach Bedarf alle möglichen<br />
Regeneriertechniken, z. B. thermisch oder<br />
mechanisch, modular nutzen kann.<br />
Das Projekt „EffSAFound 2 “ wurde vom<br />
Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />
(BMBF) mit etwa 700 000 Euro<br />
im Rahmen des Förderschwerpunktes<br />
„Client- Internationale Partnerschaften<br />
für nachhaltige Klimaschutz- und Umwelttechnolo<strong>gie</strong>n<br />
und -dienstleistungen“ im<br />
Rahmenprogramm „Forschung für Nachhaltige<br />
Entwicklung (FONA)“ gefördert.<br />
Lesen Sie hierzu auch das Interview auf<br />
S. 22.<br />
www.bdg-service.de<br />
www.magmasoft.de<br />
FOTO: MANUEL BOSSE/PALESA RIBA<br />
10 GIESSEREI 103 <strong>04</strong>/<strong>2016</strong>
Der internationale<br />
Marktwert für Robotersysteme<br />
beläuft<br />
sich mittler weile<br />
auf rund 32 Mrd.<br />
US-Dollar.<br />
FOTO: ANDREAS BEDNARECK<br />
1,3 Mio. Industrieroboter nehmen bis<br />
2018 ihre Arbeit auf<br />
> ROBOTERWELTSTATISTIK: Die Automatisierung<br />
der vierten industriellen<br />
Revolution beschleunigt sich: Rund<br />
1,3 Mio. Industrieroboter werden voraussichtlich<br />
bis 2018 in den Fabriken der Welt<br />
in Betrieb genommen. Im absatzstärksten<br />
Automobilsektor stiegen die globalen Investitionen<br />
für Industrieroboter innerhalb<br />
eines Jahres auf den Rekord von plus 43 %<br />
(2013-2014). Branchenübergreifend summiert<br />
sich der internationale Marktwert<br />
für Robotersysteme inzwischen auf rund<br />
32 Mrd. US-Dollar. Das sind Ergebnisse<br />
der Roboterweltstatistik 2015, die von der<br />
International Federation of Robotics (IFR)<br />
veröffentlicht wird.<br />
Die Kennzahl der Roboterdichte ist ein<br />
wichtiger Indikator, um den aktuellen Automatisierungsgrad<br />
der internationalen<br />
Märkte zu messen: So liegt die durchschnittliche<br />
Roboterdichte im produzierenden<br />
Gewerbe weltweit bei 66 Robotereinheiten<br />
pro 10 000 Arbeitnehmer.<br />
Insgesamt 21 Länder weisen eine überdurchschnittliche<br />
Roboterdichte auf.<br />
Mehr als die Hälfte dieser hochautomatisierten<br />
Länder stammen aus der Europäischen<br />
Union (14 Länder). Dazu kommen<br />
drei asiatische Volkswirtschaften<br />
(Südkorea, Japan, Taiwan) sowie die USA<br />
und Kanada.<br />
Weltweiter Spitzenreiter bei der Automatisierung<br />
mit Industrierobotern ist derzeit<br />
Südkorea. Hier übertrifft die Roboterdichte<br />
den globalen Durchschnitt um gut<br />
das Siebenfache (478 Einheiten), gefolgt<br />
von Japan (314 Einheiten) und Deutschland<br />
(292 Einheiten). Die USA belegen mit<br />
164 Einheiten weltweit Platz sieben. Die<br />
Roboterdichte in China liegt mit 36 Einheiten<br />
pro 10 000 Arbeitnehmer aktuell<br />
bei rund der Hälfte des weltweiten Mittelwerts<br />
auf Platz 28. In der weltweiten<br />
Statistik kommt das in etwa dem Niveau<br />
von Portugal (42 Einheiten) oder Indonesien<br />
(39 Einheiten) gleich. Mit einer historisch<br />
beispiellosen Aufholjagd ist das<br />
Reich der Mitte allerdings vor fünf Jahren<br />
angetreten, diesen Status Quo zu ändern<br />
und ist heute schon der weltweit größte<br />
Absatz- und Wachstumsmarkt für Industrieroboter.<br />
Niemals zuvor wurden in einem Land<br />
so viele Robotereinheiten innerhalb eines<br />
Jahres verkauft wie 2014 in China (57 100<br />
Einheiten). Der Boom setzt sich den Prognosen<br />
zufolge unvermindert fort: Im Jahre<br />
2018 wird voraussichtlich mehr als jeder<br />
dritte Industrieroboter in China installiert.<br />
„Der Roboter-Boom markiert einen<br />
wichtigen Meilenstein für die Verwirklichung<br />
der vierten industriellen Revolution“,<br />
sagt Joe Gemma, Präsident der International<br />
Federation of Robotics. „Die<br />
Industrieroboter lassen sich mit ihren digitalen<br />
Schnittstellen reibungslos in die<br />
vernetzten Strukturen der smarten Fabriken<br />
integrieren. Diesen Vorteil nutzen<br />
stark automatisierte Volkswirtschaften<br />
ebenso wie Länder mit neuem Industriefokus.<br />
Weitere Impulse liefert der technologische<br />
Durchbruch bei der Mensch-<br />
Roboter-Kollaboration: Der Kollege Roboter<br />
arbeitet künftig Hand in Hand mit den<br />
menschlichen Fachkräften zusammen<br />
und hilft dabei, traditionell starre Produktionsabläufe<br />
durch flexible Strukturen abzulösen.“<br />
<br />
www.ifr.org<br />
www.worldrobotics.org
FOTO: ANDREAS BEDNARECK<br />
78 000 Besuchern aus mehr als 120 Ländern kamen vom 16. bis 20. Juni 2015 zu GIFA,<br />
METEC, THERMPROCESS und NEWCAST nach Düsseldorf.<br />
„Bright World of Metals” bleibt beim<br />
bewährten Turnus<br />
> GIFA, METEC, THERMPROCESS<br />
UND NEWCAST: Das Technolo<strong>gie</strong>messequartett<br />
GIFA, METEC, THERMPRO-<br />
CESS und NEWCAST bleibt beim bewährten<br />
Vier-Jahres-Turnus und wird vom 25.<br />
bis 29. Juni 2019 wieder in Düsseldorf<br />
stattfinden. Damit trägt die Messe Düsseldorf<br />
den zahlreichen Wünschen aus<br />
der ausstellenden Industrie Rechnung.<br />
Messe-Geschäftsführer Joachim Schäfer:<br />
„Der Wechsel in den Drei-Jahres-Turnus<br />
erschien uns seit einiger Zeit schon notwendig,<br />
da sich auch in der Gießereitechnik<br />
und der Metallur<strong>gie</strong> die Innovationszyklen<br />
verkürzen. Für die ausstellende<br />
Branche erweist sich im Nachhinein die<br />
Turnusverkürzung als zu hohe Belastung.<br />
Die Messe Düsseldorf a<strong>gie</strong>rt jedoch immer<br />
im Sinne ihrer Kunden und bleibt deshalb<br />
mit den vier Leitmessen GIFA,<br />
METEC, THERMPROCESS und NEWCAST<br />
– auf Wunsch von großen Teilen der Ausstellerschaft<br />
– beim Vier-Jahres-Rhythmus.“<br />
Die Messen liegen auch in Zukunft in<br />
den bewährten Händen von Portfolio-<br />
Director Friedrich-Georg Kehrer und seines<br />
Messeteams. Insgesamt zählen zum<br />
Portfolio Metals and Flow Technolo<strong>gie</strong>s<br />
30 Veranstaltungen der Messe Düsseldorf-Gruppe<br />
weltweit. Am Standort Düsseldorf<br />
sind dies neben dem Vierer-Verbund<br />
die Wire und Tube (vom 4. bis 8.<br />
April <strong>2016</strong>), die Valve World Expo (29.<br />
November bis 1. Dezember <strong>2016</strong>), der<br />
Pump Summit (29. bis 30. November<br />
<strong>2016</strong>) sowie der International Thermprocess<br />
Summit ITPS (27. bis 28. Juni 2017).<br />
„Die globale Ausrichtung der Messe Düsseldorf<br />
hat im letzten Jahr zur organisatorischen<br />
Bündelung aller weltweit durch<br />
die Messe Düsseldorf durchgeführten<br />
Veranstaltungen inklusive der Leitmessen<br />
in Düsseldorf geführt. Alle 30 Messen<br />
liegen jetzt in einem gemeinsamen<br />
Portfolio, dadurch können wir verstärkt<br />
die Syner<strong>gie</strong>effekte und das Know-how<br />
des Teams nutzen“, erklärt Kehrer. Verstärkt<br />
wird das Portfolio mit Gerrit Nawracala<br />
und Daniel Ryfisch durch zwei<br />
zusätzliche Deputy Directors, die mit ihren<br />
Projektteams für die Organisation<br />
und Durchführung zuständig sind. Das<br />
Messequartett zeigte sich bei seiner<br />
jüngsten Ausgabe in Bestform: 78 000<br />
Besuchern aus mehr als 120 Ländern<br />
kamen vom 16. bis 20. Juni 2015 zu GI-<br />
FA, METEC, THERMPROCESS und NEW-<br />
CAST nach Düsseldorf, um das Angebot<br />
der 2214 Aussteller zu erleben. Die Stimmung<br />
in den Messehallen war herausragend:<br />
Die Fachbesucher zeigten sich<br />
überaus beeindruckt von der Präsentation<br />
kompletter Anlagen und Maschinen<br />
und platzierten sogar zahlreiche Orders.<br />
Die Aussteller freuten sich über die Geschäftsabschlüsse<br />
mit Kunden aus aller<br />
Welt. Die Internationalität auf den Messen<br />
zog noch einmal deutlich an und liegt<br />
jetzt bei 56 bei den Besuchern und 51<br />
% bei den Ausstellern.<br />
www.messe-duesseldorf.de
AKTUELLES<br />
Aluminiumgussteile für Autohersteller<br />
Bürgermeister Ralf<br />
Hauboldt, Standortleiter<br />
Frank Eberhardt<br />
und Gießerei-<br />
Leiter Oliver Melzer<br />
(v.l.n.r.) am<br />
Schmelzofen, den<br />
Gerd Kaulitz gerade<br />
von Schlacke reinigt.<br />
> TRIMET SÖMMERDA: Trimet hatte im<br />
Dezember 2015 das Sömmerdaer Schülerfreizeitzentrum<br />
mit einem Spendenscheck<br />
überrascht. Der Bürgermeister der<br />
Stadt Ralf Hauboldt sprach damals bei<br />
Frank Eberhardt, dem Standortleiter bei<br />
Trimet, einen Betriebsbesuch an, der Anfang<br />
März <strong>2016</strong> stattfand.<br />
Im Beisein von Oliver Melzer, dem Leiter<br />
der Gießerei, und dem Betriebsratsvorsitzenden<br />
Jürgen Schröpfer führte Frank<br />
Eberhard den Bürgermeister und Petra<br />
Kunz von der Wirtschaftsförderung der<br />
Stadt durch das Werk, das aus der ehemaligen<br />
Gießerei des Büromaschinenwerkes<br />
hervorgegangen ist und seit 2001 zur<br />
Trimet-Gruppe mit Sitz in Essen gehört.<br />
Sömmerda ist damit einer von acht<br />
Produktionsstandorten der Unternehmensgruppe,<br />
die auch in Frankreich<br />
a<strong>gie</strong>rt. Zur Produktpalette im Sömmerdaer<br />
Betrieb gehören Aluminiumgussteile<br />
für Fahrwerke, Motoren, Getriebe und Karosserien<br />
für die Autoindustrie. Aber auch<br />
das Thema Forschung und Entwicklung<br />
spielt eine nicht unwesentliche Rolle. So<br />
können am Standort Sömmerda im Rahmen<br />
des Konzerns eigene Le<strong>gie</strong>rungen<br />
entwickelt werden.<br />
„Das ist eine unserer Stärken“, sagt<br />
Frank Eberhardt. Er verweist in Sachen<br />
Entwicklung nicht ohne Stolz auch auf den<br />
erst jüngst erhaltenen Entwicklungsauftrag<br />
von Daimler, bei dem es sich um Bauteile<br />
einer 9-Gang-Automatik-Getriebeversion<br />
handelt. Weitere namhafte Autohersteller<br />
wie Audi, BMW oder VW stehen in<br />
den Kundenbüchern für Aluminiumdruckgussteile<br />
aus Sömmerda. Bei 75 % der<br />
Teile ist das Werk gar Alleinlieferant. In<br />
Richtung der Kunden verlassen pro Tag<br />
rund 25 t produzierter Teile das Werk.<br />
Von einer nicht unbeträchtlichen Größenordnung<br />
seien auch die Investitionen, die<br />
in Sömmerda getätigt wurden – vor allem<br />
in den Maschinenpark, zu dem unter anderem<br />
zwei Druck<strong>gie</strong>ßzellen mit je 1400 t<br />
Schließkraft gehören.<br />
Trimet Sömmerda beschäftigt gegenwärtig<br />
214 Mitarbeiter. „Mit wachsendem<br />
Umsatz wird personell weiter aufgestockt“,<br />
blickt Frank Eberhardt in die nahe<br />
Zukunft. Um den Fachkräftenachwuchs<br />
zu sichern, bildet der Betrieb seit<br />
vielen Jahren selbst aus. Momentan sind<br />
es 13 junge Leute. Schwerpunkt der Ausbildungsberufe<br />
ist der Gießereimechaniker.<br />
Denn gerade auch in diesem Bereich<br />
sei es schwierig, gute Fachkräfte zu bekommen,<br />
spricht Frank Eberhardt aus Erfahrung.<br />
Das Thema Fachkräftegewinnung<br />
war auch eines der Themen des Besuchs<br />
bei Trimet Sömmerda. Neben<br />
einem guten Job sind es die sogenannten<br />
weichen Standortfaktoren, die Leute an<br />
die Stadt bzw. Region binden. Als Stadt<br />
könne man mit Partnern demnächst kurzfristig<br />
drei neue Wohngebiete in Sömmerda<br />
anbieten, so Bürgermeister Ralf Hauboldt.<br />
„Und wir wollen uns auch weiter in<br />
dieser Richtung enga<strong>gie</strong>ren.“ Zudem sei<br />
seitens der Stadt eine Imagekampagne<br />
zu Sömmerda gemeinsam mit ansässigen<br />
Unternehmen geplant. „Was wir als Stadt<br />
von der Infrastruktur her absichern können,<br />
versuchen wir auch zu vernünftigen<br />
Preisen anzubieten“, betonte Bürgermeister<br />
Hauboldt.<br />
Quelle: Thüringer Allgemeine Zeitung<br />
Sömmerda vom <strong>04</strong>.03.<strong>2016</strong>, Autorin:<br />
Anett Hädrich<br />
www.trimet.eu<br />
FOTO: STADTVERWALTUNG SÖMMERDA<br />
14 GIESSEREI 103 <strong>04</strong>/<strong>2016</strong>
FOTO: VIKTORIA KÜHNE<br />
Prof. Michael<br />
Schenk (l.) erhielt<br />
das Bundesverdienstkreuz<br />
am<br />
Bande für sein Wirken<br />
als Wissenschaftler<br />
und Hochschullehrer.<br />
Überreicht<br />
wurde es von<br />
Dr. Reiner Haseloff,<br />
Ministerpräsident<br />
des Landes Sachsen-Anhalt.<br />
Bundesverdienstkreuz am Bande<br />
für Prof. Michael Schenk<br />
> FRAUNHOFER IFF: Für sein jahrzehntelanges<br />
Wirken als Wissenschaftler und<br />
Hochschullehrer hat Ministerpräsident<br />
Dr. Reiner Haseloff das vom Bundespräsidenten<br />
Joachim Gauck verliehene Verdienstkreuz<br />
am Bande an Univ.-Prof. Dr.-<br />
Ing. habil. Prof. E. h. Dr. h. c. mult. Michael<br />
Schenk am 25. Februar <strong>2016</strong> in der<br />
Staatskanzlei überreicht.<br />
Mit dieser Anerkennung werden seine<br />
Verdienste als Hochschullehrer und Institutsleiter<br />
bei der Förderung und Betreuung<br />
junger Ingenieure, des technischen<br />
Nachwuchses und der Stärkung des Mittelstandes<br />
gewürdigt.<br />
In hervorragender Weise und über das<br />
normale Maß seiner Tätigkeit als Hochschullehrer<br />
an der Otto-von-Guericke-<br />
Universität Magdeburg und als Institutsleiter<br />
des ersten Fraunhofer-Instituts mit<br />
Hauptsitz im Land Sachsen-Anhalt, dem<br />
Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und<br />
-automatisierung IFF in Magdeburg, hat<br />
Prof. Michael Schenk für den Aufbau einer<br />
innovations- und zukunftsfähigen Gesellschaft<br />
in den neuen Bundesländern und<br />
für die Bundesrepublik Deutschland gewirkt.<br />
Seinen Gestaltungswillen für Innovationen<br />
auf Unternehmensebene bewies<br />
er in einer ganzen Reihe von gesellschaftlichen<br />
Engagements und in zahlreichen<br />
Funktionen in Beiräten. Als Impulsgeber<br />
hat er den Dialog und die enge Zusammenarbeit<br />
von Wissenschaft und Wirtschaft<br />
persönlich enga<strong>gie</strong>rt vorangetrieben.<br />
www.iff.fraunhofer.de<br />
Armin Melzer ist neuer Vorsitzender<br />
des Forschungsbeirats<br />
> STIFTERVERBAND METALLE: Dr. Armin<br />
Melzer, Grillo-Werke AG, Duisburg,<br />
ist neuer Vorsitzender des Forschungsbeirats<br />
des Stifterverbandes Metalle. Er<br />
wurde auf der jährlichen Sitzung in Goslar<br />
einstimmig gewählt. „Ich freue mich sehr<br />
über das Vertrauen und werde die Position<br />
mit dem notwendigen Tatendrang<br />
ausfüllen “, sagt Melzer nach der Wahl.<br />
Zuvor war Prof. Dr. Jürgen Hirsch (Hydro<br />
Aluminium Deutschland GmbH) verabschiedet<br />
worden. Er war zwölf Jahre<br />
lang Vorsitzender des Forschungsbeirats<br />
und hat sein Amt niedergelegt. Hirsch<br />
wird dem Beirat weiterhin als Experte zur<br />
Verfügung stehen und regelmäßig an den<br />
Sitzungen teilnehmen. Er wolle die Arbeit<br />
im Forschungsbeirat weiterhin begleiten,<br />
kündigte Hirsch an.<br />
Der satzungsgemäße Vereinszweck<br />
des Stifterverbands Metalle ist die Förderung<br />
von Wissenschaft und Forschung<br />
im NE-Metallbereich. Er verknüpft damit<br />
die Interessen der NE-Metallbranche mit<br />
Wissenschaft und Politik. Der Forschungsbeirat<br />
des Stifterverbandes Metalle<br />
besteht aus Vertretern der Mitgliedsunternehmen.<br />
Der Forschungsbeirat begutachtet<br />
die Projektideen, bevor<br />
Forschungsanträge bei der AiF (Arbeitsgemeinschaft<br />
industrieller Forschungsvereinigungen)<br />
eingereicht werden.<br />
www.wvmetalle.de
AKTUELLES<br />
Sandaufbereitung wächst in den Himmel<br />
> UECKERMÜNDER GIESSEREI: Die<br />
Ueckermünder Gießerei wächst! Und das<br />
lässt sich nicht nur am Umsatz festmachen,<br />
den das Unternehmen in den vergangenen<br />
Jahren stetig gesteigert hat. Das<br />
Wachstum ist derzeit auch zu sehen. Auf<br />
dem Gelände des Unternehmens in der<br />
Eggesiner Straße entsteht gerade die<br />
künftige Aufbereitungsanlage – ein etwa<br />
30 m hoher Turm, in dem später der Formsand<br />
für die Gussteile aufbereitet wird.<br />
Verbaut werden gut 400 t Stahl sowie<br />
450 t Beton für das Fundament. Die gewaltige<br />
Anlage ist Teil der Zwölf-Millionen-<br />
Euro-Investition, die die MAT Foundries<br />
Europe GmbH, Neunkirchen, zu der die<br />
Ueckermünder Gießerei gehört, am Haff<br />
in diesen Monaten tätigt. Gebaut wird eine<br />
dritte Formanlage; die Firma will damit<br />
ihre Produktion von derzeit 18 Mio. Teilen<br />
pro Jahr auf 24 Mio. erweitern. Geschaffen<br />
werden laut Unternehmensleitung gut 60<br />
neue Jobs. „Wir liegen voll im Plan, denken,<br />
dass wir die komplette Anlage am 1. Juli<br />
in Betrieb nehmen können“, sagte Geschäftsführer<br />
Lars Steinheider. Auf der<br />
neuen Fertigungslinie seien bereits erste<br />
Muster produziert worden, die derzeit von<br />
Kunden geprüft werden. „Dass wir Ueckermünde<br />
ausbauen, ist von unseren Kunden<br />
sehr positiv aufgenommen worden. Nach<br />
dem Ausbau wird die Gießerei zu den modernsten<br />
in Europa gehören“, gibt sich der<br />
Geschäftsführer selbstbewusst. Steinheider<br />
betonte, dass diese Erweiterung insgesamt<br />
ein schwieriges Unterfangen sei,<br />
denn der Ausbau gehe bei laufender Produktion<br />
vonstatten. „Die Bedingungen für<br />
die Mitarbeiter sind teilweise sehr, sehr<br />
schwierig. Phasenweise war beispielsweise<br />
das Dach offen. Aber die Mannschaft<br />
hat das voll durchgezogen, sie weiß, dass<br />
es anders nicht ging. Dafür gebührt allen<br />
ein großes Lob“, sagte er. Werksleiter Jörg<br />
Hünike ergänzte, dass man beim Ausbau<br />
noch sehr viel Glück mit dem Wetter hatte.<br />
„Ein harter Winter hätte den Plan wohl<br />
durcheinandergebracht. So gibt es aber<br />
keinen Bauverzug“, sagte er. Verändern<br />
soll sich auch die Außenansicht der Ueckermünder<br />
Gießerei. „Die Fassade und<br />
die Parkplätze werden gleich mit modernisiert“,<br />
kündigte Hünike an. In Ueckermünde<br />
werden vor allem Teile für Bremsen<br />
produziert. Die gut 300 Mitarbeiter fertigen<br />
jährlich Teile für etwa 18 Mio. Autos.<br />
Abnehmer sind alle namhaften Autobauer<br />
in Deutschland.<br />
Quelle: Nordkurier vom 17.03.16<br />
www.mateurope.com<br />
Full-Service-Dienstleister für die Gießerei-Industrie<br />
> BDG-SERVICE GMBH: Im Februar<br />
<strong>2016</strong> wurde die „IfG-Service GmbH“ in<br />
„BDG-Service GmbH“ umfirmiert, um die<br />
enge Bindung der Service GmbH an den<br />
BDG und das Haus der Gießerei-Industrie<br />
auch in der Außenwirkung noch stärker<br />
zu betonen. Auf das umfangreiche Angebot<br />
der Service GmbH mit gewohnter Zuverlässigkeit<br />
und Qualität können die Kunden<br />
weiterhin vertrauen. Alle Labordienstleistungen<br />
der BDG-Service GmbH sind<br />
nach dem Normwerk der DIN EN ISO/IEC<br />
17025 überprüft und haben durch die<br />
GAZ GmbH die Bezeichnung „Excellence<br />
Laboratory Technische Compliance-Level<br />
1“ erhalten.<br />
Die Service GmbH übernimmt bereits<br />
seit dem Jahr 2002 die Aufgaben eines<br />
technischen Kompetenzzentrums für<br />
Gießereien, Gießereizulieferer, Gussabnehmer<br />
und Entsorger. Als 100-prozentige<br />
Tochter des Bundesverbandes der<br />
Deutschen Gießerei-Industrie e. V. spielt<br />
die BDG-Service GmbH eine Schlüsselrolle<br />
beim engen Kontakt BDG-Mitgliedsfirmen<br />
und allen Unternehmen der Gießerei-(Zuliefer)Industrie.<br />
Seit 2014 profitieren<br />
die Kunden der Service GmbH<br />
von den neu gestalteten Laboren und der<br />
modernen Werkstatt im Haus der Gießerei-Industrie<br />
in der Hansaallee 203 in<br />
Düsseldorf-Heerdt. Begleitende Analysen<br />
und Untersuchungen sind eine notwendige<br />
Voraussetzung für eine prozesssichere<br />
Fertigung. Die BDG-Service<br />
GmbH bietet hierzu alle relevanten Mess-<br />
und Untersuchungsverfahren als Dienstleistung<br />
im Einzel- oder Dauerauftrag an.<br />
Erfahrene Spezialisten betreuen die Messungen<br />
und beraten bei der fachlichen<br />
Bewertung der Ergebnisse. Ergänzt wird<br />
dieser hochwertige Service durch umfangreiche<br />
Beratungsleistungen in den<br />
Gießereien vor Ort, z. B. bei Genehmigungsverfahren,<br />
im Bereich von Umwelt-,<br />
Arbeitsschutz und Ener<strong>gie</strong>management<br />
sowie der Prozessoptimierung. Inhouse-<br />
Schulungen im Einzelauftrag oder in Zusammenarbeit<br />
mit der ebenfalls im Haus<br />
der Gießerei-Industrie ansässigen VDG-<br />
Akademie komplettieren das umfangreiche<br />
Dienstleistungsangebot der BDG-<br />
Service GmbH.<br />
<br />
www.bdg-service.de<br />
16 GIESSEREI 103 <strong>04</strong>/<strong>2016</strong>
DIHAG-Gießereien auf der<br />
Hannover Messe <strong>2016</strong><br />
Gussteilauswahl<br />
der Schmiedeberger<br />
Gießerei mit Bauteilgewichten<br />
von<br />
0,5 bis 400 kg.<br />
FOTO: SCHMIEDEBERGER GIESSEREI<br />
MEUSELWITZ GUSS UND SCHMIE-<br />
DEBERGER GIESSEREI: Meuselwitz<br />
Guss, Meuselwitz, und die Schmiedeberger<br />
Gießerei, Dippoldiswalde, stellen<br />
ihr Portfolio am Gemeinschaftsstand „Gegossene<br />
Gießtechnik“ des Bundesverbands<br />
der Deutschen Gießerei-Industrie<br />
e. V. (BDG) in Halle 5, Stand B18 der<br />
Hannover Messe vom 25. - 29. April <strong>2016</strong><br />
aus. Die beiden Gießereien gehören zur<br />
DIHAG Holding mit Sitz in Essen, der größten<br />
non-automotive Gießereigruppe in<br />
Westeuropa. Eines haben die beiden Unternehmen<br />
gemeinsam: Sie produzieren<br />
hochwertige Gussteile für den deutschen<br />
und internationalen Markt.<br />
Meuselwitz Guss berät ihre Kunden<br />
über die gesamte Wertschöpfungskette<br />
hinweg zur optimalen Auslegung von Konstruktionsteilen<br />
für den Gießprozess. Auf<br />
der Hannover Messe stellt das Unternehmen<br />
einen Grundrahmen für eine Windener<strong>gie</strong>anlage<br />
vor. Dieser besteht aus einem<br />
mischkristallverfestigten Werkstoff<br />
aus Gusseisen mit Kugelgrafit (auch Sphäroguss,<br />
GJS). Der Werkstoff der bewährten<br />
Ferrocast-Reihe zeichnet sich durch<br />
seine hohe Duktilität ohne Festigkeitsverlust<br />
sowie durch gesteigerte Streckgrenzen<br />
und eine hohe Zugfestigkeit aus. Gemeinsam<br />
mit den Kunden setzt Meuselwitz<br />
Guss vermehrt Gussteile aus der<br />
neuen Sphärogussgeneration um und<br />
unterstützt sie damit, die steigenden Anforderungen<br />
an die Leichtbauweise zu<br />
erfüllen. Die Gießerei stellt Gussteile im<br />
Furanharzformverfahren bis 80 t Stückgewicht<br />
her. Zielbranchen sind insbesondere<br />
die Ener<strong>gie</strong>technik und der Maschinenbau.<br />
Von der <strong>gie</strong>ßtechnischen Beratung<br />
über die Konstruktion und die mechanische<br />
Bearbeitung bis hin zur zuverlässigen<br />
Serienfertigung: Die Schmiedeberger<br />
Gießerei bietet ihren Kunden alles aus<br />
einer Hand. Durch den Einsatz einer Simulationssoftware<br />
und leistungsfähiger<br />
Modellerstellung profitieren Kunden von<br />
kürzeren Musterherstellungszeiten. Auch<br />
die Durchlaufzeiten verkürzen sich: Ein<br />
neues ERP-System sorgt für eine schnelle<br />
Abwicklung des Gießprozesses. Die<br />
Schmiedeberger Gießerei stellt Bauteile<br />
von 0,5 bis 400 kg Gewicht her und fertigt<br />
Teile auf zwei automatisierten Formanlagen.<br />
Die maschinengeformten Eisengussteile<br />
erhalten Kunden in den Werkstoffklassen<br />
Gusseisen mit Kugelgrafit, Gusseisen<br />
mit Lamellengrafit und Temperguss.<br />
Gusseisen mit Kugelgrafit ist darüber hinaus<br />
seit kurzem in einer erhöhten Festigkeit<br />
und Dehnung erhältlich – als so<br />
genannte ADI- und mischkristallverfestigte<br />
GJS-Werkstoffe. Diese übertragen höhere<br />
Kräfte und haben einen geringeren<br />
Bauraum als bisherige Sphärogussgenerationen.<br />
Damit eignen sie sich besonders<br />
im hochbelasteten Getriebe- und Maschinenbau<br />
sowie für Bahnkomponenten. Mit<br />
seinem Angebot wendet sich die Schmiedeberger<br />
Gießerei an den Landmaschinen-,<br />
Schienenfahrzeug-, Baumaschinenund<br />
allgemeinen Maschinenbau sowie an<br />
Hersteller von Pumpen und Armaturen.<br />
www.meuselwitz-guss.de<br />
www.schmie-guss.de
AKTUELLES<br />
North Carolina wird Standort von neuem<br />
Leichtmetalldruckgusswerk<br />
> GF LINAMAR LLC: GF Automotive,<br />
Schaffhausen, Schweiz, und ihr Joint Venture<br />
Partner Linamar Corp., Guelph, Kanada,<br />
haben Henderson County im US-<br />
Bundesstaat North Carolina als Standort<br />
für das erste Leichtmetalldruckgusswerk<br />
von GF Linamar LLC ausgewählt. An der<br />
offiziellen Vertragsunterzeichnung waren<br />
neben dem Management von Linamar<br />
Corp. und GF Automotive auch Behördendelegationen<br />
von North Carolina unter<br />
Führung von Gouverneur Pat McCrory,<br />
sowie von Henderson County anwesend.<br />
GF Automotive und Linamar hatten Mitte<br />
Juli 2015 ihr Joint Venture GF Linamar<br />
LLC angekündigt, in dem beide Partner ihr<br />
führendes Know-how in Guss und Bearbeitung<br />
vereinen. In der neuen Produktionsstätte<br />
auf einem 23-ha großen Grundstück<br />
im Ferncliff Industrial Park in Mills<br />
River werden Leichtmetallkomponenten<br />
für den nordamerikanischen Automarkt<br />
produziert. Der Start der Produktion mit<br />
Strukturbauteilen für einen europäischen<br />
Autohersteller ist für Mitte 2017 vorgesehen.<br />
Das Erst-Investment beträgt rund<br />
100 Mio. US-Dollar (ca. 89 Mio. Euro).<br />
„Wir schätzen den herzlichen Empfang<br />
und die Unterstützung der Behörden von<br />
North Carolina und von Henderson County“,<br />
erklärt Yves Serra, CEO von GF. „Der<br />
Standort ist ideal, und wir freuen uns auf<br />
eine erfolgreiche Zukunft für unser Joint<br />
Venture in den USA.“<br />
„Wir freuen uns sehr, dass Henderson<br />
County Standort des neuen Werks von<br />
GF Linamar LLC ist“, sagt Linda Hasenfratz,<br />
CEO von Linamar. „Dies wird unser<br />
viertes Werk in North Carolina. Dank motivierten<br />
Arbeitskräften und einem wirtschaftsfreundlichen<br />
Umfeld ist North Carolina<br />
dabei, zu einer wichtigen Drehscheibe<br />
für unsere Kundenbetreuung<br />
nicht nur im Süden der USA, sondern in<br />
ganz Nordamerika zu werden.“<br />
Die an der Toronto Stock Exchange notierte<br />
Linamar Corp. wurde 1966 von der<br />
Familie Hasenfratz gegründet. Mit weltweit<br />
48 Produktionsstätten und rund<br />
19 500 Mitarbeitenden erzielte das Unternehmen<br />
2014 einen Umsatz von<br />
2,8 Mrd. Euro. Ihre Reputation gründet<br />
auf dem Know-how in der Präzisionsbearbeitung<br />
von Metall- Antriebskomponenten<br />
für die Autoindustrie.<br />
<br />
www.gfau.com<br />
www.linamar.com<br />
Pierburg-Werk in Neuss erhält goldene DGNB-Zertifizierung<br />
> KSPG AG: Nach dem vollständigen Bezug<br />
seines jüngsten Werkes Niederrhein<br />
auf der Neusser Hafenmole 1 hat der Automobilzulieferer<br />
Pierburg inzwischen<br />
auch die angestrebte Zertifizierung für seinen<br />
Neubau erhalten. Die Deutsche Gesellschaft<br />
für Nachhaltiges Bauen (DGNB)<br />
vergab für den Pierburg-Standort ein Gold-<br />
Zertifikat. Das Werk Niederrhein dürfte<br />
damit der in jüngster Zeit erste Industriebau<br />
mit einer Gießerei sein, der diese begehrte<br />
Auszeichnung erhält.<br />
Bereits in der Planung des 50 Mio. Euro<br />
teuren Bauprojektes hatte das Unternehmen<br />
großen Wert auf eine nachhaltige<br />
Bauausführung gelegt. Als Spezialist für<br />
Komponenten zur Schadstoffreduzierung<br />
und Verbrauchsminderung bei PKW und<br />
Nutzfahrzeugen sieht sich Pierburg auch<br />
in Bezug auf seine Produktionsstandorte<br />
strengen Nachhaltigkeitskriterien verpflichtet.<br />
Dabei spielten auch soziale Aspekte<br />
eine Rolle, von einer ausreichenden<br />
Zahl an Fahrradständern bis zur Einrichtung<br />
von Frauenparkplätzen.<br />
Am Anfang stand dabei bereits der Fakt<br />
des Neubaus an sich und die damit einhergehende<br />
Flächenreaktivierung, denn<br />
Pierburg konnte sein neues Werk auf einer<br />
nicht genutzten Industriebrache errichten.<br />
Diese liegt zudem äußerst verkehrsgünstig<br />
und trägt bereits durch ihre gute Erreichbarkeit<br />
mit verschiedenen öffentlichen<br />
Verkehrsmitteln oder beispielsweise dem<br />
Fahrrad dem Umweltaspekt Rechnung.<br />
Freuen sich über die<br />
erhaltene Auszeichnung:<br />
Jürgen Koopsingraven<br />
(l.) von<br />
Pierburg, der für<br />
das Bauprojekt verantwortlich<br />
zeichnete,<br />
und Werkleiter<br />
Dr. Jochen Luft.<br />
Ein weiterer wichtiger Punkt in dieser<br />
frühen Phase war die Flexibilität der Umnutzung<br />
und Erweiterung, was unter anderem<br />
durch weitgehend stützenfreie<br />
Hallenflächen sowie statisch und technisch<br />
auf mögliche Erweiterungen und<br />
flexibel zu gestaltende Verwaltungsbereiche<br />
erzielt wurde. Dem schloss sich in<br />
der Bauphase der ausschließliche Einsatz<br />
umweltverträglicher und durch Bauökologen<br />
freigegebener Materialien an. Gerade<br />
angesichts der integrierten Gießerei<br />
kam insbesondere der Verbesserung der<br />
Luftreinhaltung ein hoher Stellenwert zu.<br />
Sie zeigt sich in umfangreichen Maßnahmen<br />
zur Luftreinhaltung und zum Immissionsschutz.<br />
So werden die geltenden<br />
Grenzwerte der TA Luft von Pierburg unterschritten.<br />
Außerdem unterschreitet das Gesamtbauwerk<br />
die Anforderungen der Ener<strong>gie</strong>sparverordnung<br />
an einen Neubau um mehr<br />
als 25 %. Neben zahlreichen weiteren Maßnahmen<br />
trägt eine effektive Wärmerückgewinnung<br />
in der Druckluftanlage sowie<br />
bei der Abwärme der Schmelzöfen der Gießerei<br />
wesentlich zum Erreichen des positiven<br />
Gesamtergebnisses bei.<br />
Aber auch eine Lärmreduzierung durch<br />
ein entsprechendes Baukonzept, die Zusatzdämmung<br />
von Gebäudehüllen sowie<br />
der Einsatz von Anlagen mit deutlich geringerer<br />
Schallimmission, wie beispielsweise<br />
in der Druckluftanlage, wurden von Pierburg<br />
berücksichtigt. Hinzu kommen Maßnahmen<br />
zur Abfallvorbereitung sowie zur<br />
Abwasservermeidung.<br />
www.kspg.com<br />
FOTO: KSPG<br />
18 GIESSEREI 103 <strong>04</strong>/<strong>2016</strong>
Gießerei startet Gespräche zur Neupositionierung<br />
Abguss in der Friedrichs-Wilhelms-Hütte<br />
> FRIEDRICH-WILHELMS-HÜTTE: Die<br />
Friedrich Wilhelms-Hütte, Mülheim/Ruhr,<br />
hat ihre Mitarbeiter über die Absicht informiert,<br />
mit dem Betriebsrat und der IG<br />
Metall in Gespräche einzutreten. Ziel dieser<br />
Gespräche ist es, ein Maßnahmenpaket<br />
auf den Weg zu bringen, um die Friedrich<br />
Wilhelms-Hütte wieder erfolgreich im<br />
Markt zu platzieren. Hintergrund sind Veränderungen<br />
in den Märkten im Stahlguss<br />
und Eisengroßguss, die zu einem spürbaren<br />
Rückgang der Nachfrage und zu hohem<br />
Preisdruck geführt haben. Obwohl<br />
der Eisengroßguss seit Jahren in Deutschland<br />
sinkende Umsätze verzeichnet, hat<br />
sich die Friedrich Wilhelms-Hütte im Vergleich<br />
zur Branche gut geschlagen. Aber<br />
das Unternehmen schreibt seit fünf Jahren<br />
keine Gewinne in diesem Bereich und<br />
es ist kurz- und mittelfristig keine Besserung<br />
in Sicht. Verschärfter internationaler<br />
Wettbewerb (vor allem aus Spanien, China<br />
und Osteuropa) und vorteilhaftere Kostenstrukturen<br />
von Unternehmen in Ostdeutschland<br />
haben zu extremem Preisverfall<br />
geführt. Der Bereich Stahlguss hat<br />
derzeit mit einem extremen Abschwung<br />
in der Ausrüstung für Öl- und Gasförderung,<br />
im Schienenfahrzeugbau wie auch<br />
im Bergbausektor zu kämpfen. In ganz<br />
Europa sinkt die Stahlgussproduktion –<br />
seit 2011 um mehr als ein Drittel. Gleichzeitig<br />
hat die Billigkonkurrenz aus Polen,<br />
Spanien, Tschechien und der Türkei zu<br />
einem Preisverfall von 15-20 % in der<br />
Branche geführt. „Wegen des niedrigen<br />
Ölpreises sind uns jetzt auch wichtige<br />
Kunden aus der Öl- und Gasförderung<br />
weggebrochen. Im Bereich Schienenfahrzeugbau<br />
fertigen chinesische Unternehmen<br />
inzwischen Module selbst, statt sie<br />
zu importieren. Dieses schwierige Umfeld<br />
betrifft alle deutschen Stahl<strong>gie</strong>ßereien,<br />
manche sind bereits insolvent. Auch unser<br />
Umsatz ist seit 2014 drastisch gesunken,<br />
berichtet Geschäftsführer Mark Vierbaum<br />
und ergänzt: „Wir haben bereits<br />
zahlreiche Maßnahmen zur Einsparung<br />
und Kostensenkung eingeleitet. Diese haben<br />
auch zu Verbesserungen geführt.<br />
Aber: Wir erwarten kurz- und mittelfristig<br />
keine deutliche Besserung der Marktsituation.<br />
Deshalb müssen wir jetzt strukturelle<br />
Maßnahmen ergreifen, um das<br />
Unternehmen langfristig zu sichern. Diese<br />
sind aus unserer Sicht zwingend notwendig.<br />
Wir stellen uns der Krise mit einem<br />
Maßnahmenkatalog, zu dem wir keine<br />
Alternative sehen:<br />
1. Wir müssen noch effizienter und besser<br />
werden, beispielsweise durch Einrichtung<br />
eines für beide Unternehmen – der Friedrich<br />
Wilhelms-Hütte Eisenguss GmbH und<br />
der Friedrich Wilhelms-Hütte Stahlguss<br />
GmbH – gemeinsamen Auftragszentrums<br />
und ein stärkeres Zusammenwachsen weiterer,<br />
bisher getrennter Abteilungen wie<br />
den Qualitätsstellen. Zusätzlich wollen wir<br />
mit einer Stärkung des Vertriebes unsere<br />
Erfolge in der Akquisition verbessern.<br />
2. Wir müssen zu niedrigeren Herstellungskosten<br />
kommen, damit unsere Produkte<br />
wettbewerbsfähig bleiben.<br />
3. Weil der Markt besonders im Stahlguss<br />
von Überkapazitäten geprägt ist, müssen<br />
wir unsere Produktion anpassen. Das bedeutet:<br />
Wir werden mit dem Betriebsrat in<br />
Verhandlungen über einen Stellenabbau<br />
in erheblichem Maße eintreten müssen“,<br />
kündigt Vierbaum an. „Es geht in dem Konzept,<br />
welches wir mit dem Betriebsrat und<br />
der IG Metall diskutieren werden, um ca.<br />
170 Stellen. Weiterhin ist geplant, einen<br />
Haustarifvertrag in den Verhandlungen zu<br />
erarbeiten und zu vereinbaren. Uns ist die<br />
enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />
mit dem Betriebsrat wichtig, um zügig für<br />
alle faire Lösungen zu finden. Dafür werden<br />
wir uns einsetzen.“ ww.fwh.de<br />
FOTO: ANDREAS BEDNARECK<br />
GIESSEREI 103 <strong>04</strong>/<strong>2016</strong> 19
AKTUELLES<br />
Erfolgreicher Messeauftritt im Iran<br />
> DIHAG HOLDING: Die DIHAG Holding,<br />
die größte non-automotive Gießereigruppe<br />
in Westeuropa, mit Sitz in Essen hat<br />
an der iranischen International Foundry<br />
Conference and Exhibition, der größten<br />
iranischen Messe für Gießereiprodukte<br />
teilgenommen. Neben lokalen Gießereien,<br />
Maschinenbauern und Gussverbrauchern<br />
präsentierte die Holding als einziger deutscher<br />
Gießereianbieter ihr gesamtes Produktportfolio<br />
vor internationalem Publikum.<br />
Darüber hinaus begrüßte die DIHAG<br />
den für Industrie und Mittelstand zuständigen<br />
Minister der Region Südiran und<br />
gewann den Preis für das beste Messeteam.<br />
Nach dem Wegfall der Sanktionen Anfang<br />
Januar <strong>2016</strong>, entschied sich die DI-<br />
HAG kurzfristig zur Teilnahme an der Messe<br />
auf der iranischen Insel Kish Island.<br />
Eine Entscheidung, die sich auszahlt: „Unsere<br />
Präsenz vor Ort wurde sehr positiv<br />
wahrgenommen. Die vielen Kooperationsgespräche<br />
haben uns gezeigt, dass unsere<br />
hochwertigen deutschen Gießereiprodukte<br />
im Iran nachgefragt werden. Wir<br />
Das Team um<br />
Stefan Mettler (Mitte)<br />
gewann den<br />
Preis für das beste<br />
Messetam.<br />
erwarten uns daher wichtige Impulse für<br />
unser Geschäft“, erklären Stefan Mettler,<br />
technischer Direktor, und Dr. Heiko<br />
Brauckhoff, CSO der DIHAG Holding. Insbesondere<br />
die Bereiche Ener<strong>gie</strong>umwandlung<br />
und Mining sind im Iran gefragt – Gebiete,<br />
auf denen die DIHAG mit ihren elf<br />
Gießereien langjährige Erfahrung und<br />
Know-how vorweisen kann.<br />
„Wir sehen für die DIHAG großes<br />
Wachstumspotential im Iran: Es gibt viele<br />
Infrastrukturprojekte die nun angestoßen<br />
werden. Daran können wir mit unserem<br />
Portfolio sehr gut anknüpfen und<br />
entsprechende Leistungen anbieten“,<br />
sagt Dr. Heiko Brauckhoff.<br />
www.dihag.com<br />
FOTO: DIHAG<br />
20 GIESSEREI 103 <strong>04</strong>/<strong>2016</strong>
FOTO: HANDTMANN<br />
Dr. Dieter Zetsche, Vorstandsvorsitzenden der Daimler AG, Thomas Handtmann, Firmenchef<br />
und Geschäftsführer der Albert Handtmann Holding GmbH & Co. KG, Dr. Klaus Zehender,<br />
Bereichsvorstand Einkauf und Lieferantenqualität Mercedes-Benz Cars und Judith Rakers<br />
Moderatorin des Abends und Sprecherin der Tagessschau (v.l.n.r.).<br />
Leichtmetall<strong>gie</strong>ßer erhält Daimler<br />
Supplier Award 2015<br />
HANDTMANN GUSS: Der Automobilhersteller<br />
Daimler hat die Albert Handtmann<br />
Metallgusswerk GmbH & Co. KG,<br />
Biberach, mit dem Daimler Supplier<br />
Award 2015 ausgezeichnet und damit die<br />
hervorragenden Leistungen im Bereich<br />
„Leichtmetallguss sowie komplexe Systeme<br />
und Module für die Motoren- und<br />
Abgastechnolo<strong>gie</strong> der Automobilindustrie“<br />
gewürdigt.<br />
Bei der achten Auflage des Supplier<br />
Awards der Daimler AG konnte Thomas<br />
Handtmann, Chef der Handtmann Unternehmensgruppe,<br />
am 25. Februar <strong>2016</strong><br />
den begehrten Preis aus der Hand von<br />
Vorstandsvorsitzendem Dr. Dieter Zetsche<br />
und Bereichsvorstand Dr. Klaus Zehender<br />
entgegennehmen. „Wir sind sehr<br />
stolz auf diese Auszeichnung, die die mittlerweile<br />
30 Jahre andauernde partnerschaftliche<br />
und erfolgreiche Beziehung<br />
zwischen Daimler und unserem Unternehmen<br />
unterstreicht“, stellt Thomas Handtmann<br />
fest. „Mit unseren vier Produktionsstandorten<br />
in Europa und Asien und unserer<br />
Systemtechnik für komplexe<br />
Antriebsysteme bieten wir Lösungen, Module<br />
und Systeme an, die zur Steigerung<br />
der Produktionseffizienz und zur internationalen<br />
Wettbewerbsfähigkeit von Kunden<br />
wie Daimler beitragen“<br />
Jährlich zeichnet die Daimler AG ausgewählte<br />
Lieferanten in insgesamt drei<br />
Kategorien in den Sparten Cars, Trucks<br />
& Buses und IPS (Dienstleistungen) für<br />
ihre überdurchschnittlichen Leistungen<br />
im vergangenen Geschäftsjahr aus.<br />
Handtmann erhielt den Preis in der Kategorie<br />
Partnership. Verdient hat Handtmann<br />
den Preis als zuverlässiger Partner,<br />
der das globale Wachstum von Mercedes-<br />
Benz durch Investitionen in Kapazitätserweiterungen<br />
und neue Anlagen unterstützt.<br />
Im letzten und im laufenden<br />
Geschäftsjahr hatte die Handtmann<br />
Leichtmetallgussgruppe rund 30 Mio.<br />
Euro in neue Produktionsgebäude inklusive<br />
modernster technischer Maschinenausstattung<br />
am Standort Biberach investiert.<br />
Neben dem Werkstoff Aluminium<br />
fertigt der Systemlieferant für die Automobilindustrie<br />
hier künftig auch Leichtmetallgussteile<br />
aus Magnesium. Für die<br />
Produktsparte Mercedes Benz Cars produziert<br />
Handtmann nun seit kurzem auch<br />
komplexe fertig bearbeitete Getriebegehäuse<br />
aus Magnesium<br />
„Diese neuerliche Auszeichnung,<br />
nachdem wir in 2012 als einer von 18<br />
Premium-Partnern schon den Volkswagen<br />
Group Award verliehen bekamen, ist eine<br />
schöne Bestätigung unserer aller Anstrengungen“,<br />
freut sich auch Geschäftsführer<br />
Dr. Michael Hagemann. „Unser Dank gilt<br />
allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern,<br />
die mit unermüdlichem Engagement dazu<br />
beitragen, dass unser Unternehmen im<br />
täglichen Wettbewerb bestehen und sich<br />
auch weiterentwickeln kann.“<br />
www.handtmann.de
AKTUELLES<br />
Drei Fragen an...<br />
Manuel Bosse, Umwelt- und Ener<strong>gie</strong>management-<br />
Experte bei der BDG-Service GmbH in Düsseldorf. Bosse<br />
war maßgeblich an dem deutsch-südafrikanischen Verbundprojekt<br />
EffSAFound 2 zur Modernisierung der südafrikanischen<br />
Gießerei-Industrie beteiligt (Lesen Sie hierzu<br />
auch die Meldung auf S. 10 sowie die Artikel in<br />
GIESSEREI 5-2015, S. 120 – 127).<br />
FOTO: PRIVAT<br />
Südafrikanische Gießereien haben hohe<br />
Ausschussquoten und wirtschaften<br />
häufig ineffizient mit Ener<strong>gie</strong>. Was haben<br />
Sie diesbezüglich bei Ihren Besuchen<br />
in Südafrika erlebt und welche<br />
Ergebnisse konnten Sie im Rahmen<br />
von EffSAFound erzielen?<br />
Das Schöne für die südafrikanischen Gießereien<br />
war, dass bis 2008 Ener<strong>gie</strong> sehr<br />
günstig war. Seit 2008 hat der Ener<strong>gie</strong>versorger<br />
Eskom die Strompreise bis<br />
2011 jedes Jahr um 20 % erhöht. Die Gießereien<br />
mussten zusätzlich 10 % Strom<br />
einsparen. Die Anlagen wie Schmelzaggregate<br />
und Formanlagen sind aber relativ<br />
alt. Man hat nicht auf den Stromverbrauch<br />
geachtet. In der Produktion bleiben<br />
Ofendeckel geöffnet, Gießpfannen<br />
werden nicht oder mit flüssiger Schmelze<br />
vorgewärmt. Die Öfen laufen in Südafrika<br />
zu 95 % mit Strom. Jetzt mussten sie sparen.<br />
Seit 2010 wurde vermehrt in neue<br />
moderne Aggregate investiert. Das passte<br />
perfekt zu unserem Verbundprojekt,<br />
das im Mai 2013 angefangen hatte. Dort<br />
haben wir uns genau auf diese Themen<br />
spezialisiert: die Ener<strong>gie</strong>- und Materialeffizienz.<br />
Wenn die Aggregate erneuert werden<br />
oder man beginnt, Gießereiprozesse<br />
zu simulieren, steigt nebenbei auch die<br />
Qualität. Seit 2013/2014 ist das Thema<br />
Materialeffizienz auch wichtig. Man konnte<br />
in der Vergangenheit die Gießereisande<br />
einfach auf die Deponie fahren. Doch<br />
die Deponiekosten sind inzwischen ebenfalls<br />
gestiegen. Wir haben dann den Anstoß<br />
gegeben, den Sand zu regenerieren<br />
und ihn so 30 bis 40 mal nutzen zu können.<br />
Hierfür mussten wir die Produkte<br />
vorstellen und das Wissen vermitteln,<br />
dass Material- und Ener<strong>gie</strong>effizienz auch<br />
wirtschaftliche Vorteile hat. Die Gießereien<br />
dort stehen stark unter Druck: Die Zahl<br />
der Gießereien hat sich von 270 in 2005<br />
auf heute 170 Gießereien reduziert.<br />
Grund sind chinesische Gießereien, die<br />
mit kostengünstigem Guss auf den südafrikanischen<br />
Markt kommen.<br />
Die Ausbildung von Gießereimitarbeitern<br />
in Südafrika lässt sehr zu wünschen<br />
übrig. Wie konnten Sie die Gießereiausbildung<br />
mit EffSAFound unterstützen?<br />
Wir haben erhoben, dass es in südafrikanischen<br />
Gießereien so ist, dass 70 % der<br />
Mitarbeiter nie eine Schule oder nur die<br />
Grundschule besucht haben. Da sind Training<br />
und Fortbildung natürlich sehr<br />
schwer und man muss mit Bildern und<br />
Filmen arbeiten. Nur 25 % haben einen<br />
Schulabschluss. Das sind meistens die<br />
Vorabeiter. Sie versuchen, die Mitarbeiter<br />
zu schulen, haben es aber nicht leicht.<br />
Und dann sind da die 5 %, die studiert<br />
haben und die Gießereien leiten. Das sind<br />
überwiegend noch Weiße. Seit 2010 haben<br />
sich alle Gießerei-Institutionen in<br />
Südafrika zusammengetan und arbeiten<br />
an verschiedenen Fronten, um die Gießereiausbildung<br />
nachhaltig zu verbessern.<br />
Da ist einerseits die Universität von Johannesburg.<br />
Sie arbeitet daran, dass auch<br />
farbige und schwarze Mitarbeiter in Führungspositionen<br />
kommen. Angehende<br />
Ingenieure haben z. B. alle ein Auslandssemester<br />
in Freiberg oder in China<br />
absolviert. Die Absolventen besetzen zunehmend<br />
Schlüsselpositionen in südafrikanischen<br />
Gießereien. Um die 25 % mit<br />
Schulabschluss auszubilden, hat die GIZ<br />
(Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit)<br />
jetzt außerhalb Johannesburgs,<br />
wo es die meisten Gießereien im<br />
Land gibt, eine Schul<strong>gie</strong>ßerei eröffnet.<br />
Dort werden jedes Jahr 20 bis 40 junge<br />
Leute als Schmelzmeister, als Former und<br />
als Nachbearbeiter ausgebildet. Die klassische<br />
deutsche Ausbildung wird über die<br />
GIZ dort eingebracht. Wir konnten hier<br />
mit Schulungsunterlagen und Know-how<br />
helfen. Für die ungebildeten Gießereimitarbeiter<br />
haben wir mit einer Software gearbeitet,<br />
die Heger Pro im Qualitätsmanagement<br />
einsetzt. Wir haben die Software<br />
ins Englische übersetzt und um das<br />
Thema Ener<strong>gie</strong>management erweitert.<br />
Auf einem Display im Aufenthaltsraum der<br />
Gießereien werden die Mitarbeiter jetzt<br />
mit Hilfe von Bildern geschult – etwa der<br />
Gegenüberstellung von geöffnetem und<br />
geschlossenem Ofendeckel.<br />
Wie geht die Kooperation der deutschen<br />
und südafrikanischen Gießerei-<br />
Industrie weiter? Das Projekt ist ja<br />
mittlerweile abgeschlossen?<br />
Genau, das ist von Mai 2013 bis Oktober<br />
2015 gelaufen. Es fi nden aber weiter<br />
Schulungsseminare durch die GUT Giesserei<br />
Umwelt Technik GmbH, Freudenberg,<br />
in den drei größten Städten Südafrikas<br />
Durban, Johannesburg und Kapstadt<br />
statt, um das Wissen auch den<br />
bisher nicht in das Projekt einbezogenen<br />
Gießereien bereitzustellen. Auf dem<br />
Kollo quium der Metal Casting Technology<br />
Station an der Universität von Johannesburg<br />
im November trage ich auch den<br />
Abschlussbericht noch einmal vor und<br />
präsentiere neue Erkenntnisse. Wir wollen<br />
unsere Ergebnisse auch auf dem<br />
BRICS Foundry Forum im nächsten Jahr<br />
vorstellen, welches dann in Südafrika<br />
stattfindet. Günstig ist, dass die Veranstaltung<br />
mit der South African Metal Casting<br />
Conference im März 2017 zusammenfällt.<br />
Außerdem sorgt der Vertriebspartner<br />
von MAGMA in Südafrika,<br />
die Firma Ametex, auch in Zukunft dafür,<br />
dass die Erkenntnisse unserer Arbeit vor<br />
Ort nicht verloren gehen.<br />
22 GIESSEREI 103 <strong>04</strong>/<strong>2016</strong>
Mit robusten Prozessen zu wirtschaftlicher Qualität<br />
> AACHENER GIESSEREI KOLLOQUI-<br />
UM: Zum zweiten Mal fand das Aachener<br />
Gießerei Kolloquium nun im Frühjahr statt<br />
kurz vor Weihnachten statt. 2015 hatten<br />
sich die Institutsleitung und der AGIFA-<br />
Beirat entschieden, die Veranstaltung<br />
vom Winter ins Frühjahr zu verlegen, um<br />
den Charakter einer Fachveranstaltung<br />
zu betonen. Diese Entscheidung tat der<br />
Resonanz auf das bedeutende Gießerei-<br />
Event am 17. und 18. März keinen Abbruch:<br />
166 Besucher waren für die Veranstaltung<br />
im Aachener Gießerei-Institut<br />
an der Intzestraße angereist. Motto des<br />
Gießerei Kolloquiums: „Gusseisen – mit<br />
robusten Prozessen zu wirtschaftlicher<br />
Qualität“.<br />
Der erste Tag spiegelte eindrucksvoll<br />
einen großen Ausschnitt der aktuellen<br />
Themenlandschaft in der Gießerei-Industrie<br />
wider: Den Anfang machten Stephen<br />
Schott und Andreas Güll von Georg Fischer<br />
Mettmann mit dem Vortrag „Prozesssichere<br />
Fertigung von Leichtbauteilen<br />
in Sphäroguss“, gefolgt von einem Referat<br />
über „Datenerfassung, -auswertung und<br />
-nutzung am Beispiel der Thermischen<br />
Analyse“. Den letzten Vortrag vor der ersten<br />
Pause hielt Dr. Jörg-Christian Sturm,<br />
Geschäftsführer der Magma GmbH, Aachen,<br />
und Vorsitzender des AGIFA-Beirats,<br />
der über das „Einstellen von robusten<br />
Prozessen in Eisen<strong>gie</strong>ßereien durch<br />
virtuelle Versuchsplanung“ sprach. Nach<br />
der Pause folgten noch Vorträge über „Additive<br />
Fertigung versus Prozesssicherheit“<br />
und „Mischen von Kernsanden – einem<br />
Geheimnis auf der Spur“.<br />
Den Vorträgen schloss sich die AGIFA-<br />
Mitgliederversammlung an. Die AGIFA-<br />
Geschäftsführung und der Beirat wurden<br />
neu gewählt. Der Beiratsvorsitzende Dr.<br />
Jörg-Christian Sturm wurde bestätigt, Dr.<br />
Erfolgreiches Kolloquium: 166 Teilnehmer folgten den interessanten Fachvorträgen.<br />
Horst Bramann von MAGMA wurde neu<br />
in den AGIFA-Beirat gewählt. Die AGIFA-<br />
Geschäftsführung informierte abschließend<br />
über das vielfältige Exkursionsprogramm<br />
in 2015, etwa den Besuch der<br />
GIFA oder die Besichtigung von Gießereien<br />
in Süddeutschland. Der traditionelle<br />
Gießerabend ab 19 Uhr fand in einem<br />
stimmungsvollen Ambiente und in geselliger<br />
Runde statt. Die Teilnehmer hatten<br />
die Gelegenheit, mit Experten Fachgespräche<br />
zu führen. Auch Branchenneulinge<br />
bot sich die Möglichkeit, sich mit erfahrenen<br />
Fachleuten auszutauschen.<br />
Mit einem intensiven Einblick in das<br />
Thema Mischkristallverfestigtes Gusseisen<br />
startete der Freitag. Der Vortrag über<br />
die Werkstoff- und Prozessoptimierungspotenziale<br />
dieser Eisensorte wurde sehr<br />
interessiert von den Teilnehmern aufgenommen.<br />
Zum Thema Datennutzung in<br />
der Fertigung sprach im späteren Verlauf<br />
des Morgens noch Prof. Dr. Dierk Hartmann<br />
von der Uni Kempten. In seinem<br />
Vortrag zur „Prozessoptimierung mit Predictive<br />
Computing“ rechnete er vor, dass<br />
in einem Stahlwerk im Schmelzbetrieb<br />
100 000 Euro jährlich eingespart werden<br />
könnten, wenn die Temperaturprognose<br />
um 1 °C genauer wäre. Beispiel für Predictive<br />
Computing ist z. B. Google Maps.<br />
Neben weiteren interessanten Vorträgen<br />
stach der Bericht aus der mittelständischen<br />
Praxis von Hans Dhonau hervor,<br />
der über das Thema „Marktführerschaft<br />
durch schlanke Prozesse“ sprach. Mit den<br />
Schlussworten von Institutsleiter Prof. Dr.<br />
Andreas Bührig-Polaczek endete die überaus<br />
erfolgreiche und abwechslungsreiche<br />
Veranstaltung.<br />
www.gi.rwth-aachen.de<br />
www.aachener-<strong>gie</strong>ssereikolloquium.de<br />
FOTO: ANDREAS BEDNARECK
AKTUELLES<br />
Ener<strong>gie</strong>managementsystem bringt Einsparungen<br />
und Produktivitätsverbesserung<br />
> HÜTTENES ALBERTUS: Mit dem Ziel,<br />
den Ener<strong>gie</strong>einsatz im Unternehmen ökonomisch<br />
und ökologisch zu optimieren, hat<br />
die Firma Hüttenes-Albertus (HA), Düsseldorf,<br />
ein Ener<strong>gie</strong>managementsystem nach<br />
ISO 50001 eingeführt. Mit der erfolgreichen<br />
Zertifizierung seiner Hauptverwaltung<br />
in Düsseldorf sowie der Produktionsstandorte<br />
Hannover und Braunschweig<br />
unterstreicht der Hersteller <strong>gie</strong>ßereichemischer<br />
Produkte sein Engagement in Sachen<br />
Ener<strong>gie</strong>effizienz.<br />
Der effiziente Umgang mit Ener<strong>gie</strong> und<br />
der schonende Einsatz von Ressourcen<br />
sind bei HA kein Lippenbekenntnis, sondern<br />
seit Langem gelebte Wirklichkeit. Als<br />
Zulieferer für die ener<strong>gie</strong>intensive Gießerei-Industrie<br />
arbeitet das Unternehmen<br />
permanent an Lösungen, die dazu beitragen,<br />
die Nachhaltigkeit in dieser Branche<br />
zu verbessern.<br />
In Vorbereitung auf die Zertifizierung<br />
nach ISO 50001 hat HA die Ener<strong>gie</strong>ströme<br />
im Unternehmen systematisch analysiert,<br />
Einsparungspotenziale identifiziert<br />
und konkrete Ener<strong>gie</strong>sparprojekte in Angriff<br />
genommen. Die größten Ener<strong>gie</strong>verbraucher<br />
sind naturgemäß Produktionsprozesse,<br />
bei denen ein hoher Wärmebedarf<br />
besteht. Hierzu gehören in den<br />
chemischen Werken von Hüttenes-Albertus<br />
insbesondere die Kunstharzproduktion<br />
sowie die Sandregenerierung. Aber<br />
auch die Bereitstellung von Kühlwasser<br />
ist mit einer hohen Stromnutzung verbunden.<br />
In diesen drei Bereichen konnten<br />
durch gezielte technische und organisatorische<br />
Maßnahmen in den letzten beiden<br />
Jahren bereits erhebliche Ener<strong>gie</strong>einsparungen<br />
realisiert werden.<br />
Entscheidend für diese Erfolge ist das<br />
Engagement eines sechsköpfigen Ener<strong>gie</strong>teams,<br />
das sich aus Fachleuten an den<br />
betreffenden HA-Standorten zusammensetzt.<br />
Aber auch die Sensibilisierung und<br />
Einbeziehung aller anderen Mitarbeiter<br />
spielt eine wichtige Rolle, wenn es darum<br />
geht, Einsparpotenziale zu erkennen und<br />
Verbesserungsprojekte aktiv voranzubringen.<br />
Positiver Nebeneffekt der intensiven<br />
Beschäftigung mit dem Ener<strong>gie</strong>einsatz<br />
sind zudem Produktivitätsverbesserungen,<br />
die mit der Umstellung bestimmter<br />
Prozesse einhergehen.<br />
„Der systematische Ansatz, den Ener<strong>gie</strong>einsatz<br />
fortlaufend zu messen und insbesondere<br />
bei den Hauptverbrauchern<br />
alle Möglichkeiten der Einsparung unter<br />
die Lupe zu nehmen, trägt erfreuliche<br />
Früchte“, resümiert Dr. Arno Hausmann,<br />
Qualitäts- und Ener<strong>gie</strong>beauftragter bei<br />
Hüttenes-Albertus. „Die Zertifizierung<br />
nach ISO 50001 ist für uns nicht nur Anerkennung<br />
für das bisher Erreichte, sondern<br />
zugleich Ansporn und Verpflichtung,<br />
das Thema Ener<strong>gie</strong>effizienz kontinuierlich<br />
weiter zu verfolgen.“ So hat sich HA zum<br />
Ziel gesetzt, bis 2020 die eingesetzte<br />
Ener<strong>gie</strong>menge bezogen auf das Produktionsvolumen<br />
um 15 % zu reduzieren.<br />
www.huettenes-albertus.com<br />
24 GIESSEREI 103 <strong>04</strong>/<strong>2016</strong>
AKTUELLES<br />
Branche erzielte 48 Mrd. Euro Umsatz in 2015<br />
> NICHTEISEN-METALLINDUSTRIE:<br />
Die Nichteisen-Metallindustrie sieht dem<br />
Jahr <strong>2016</strong> positiv entgegen und rechnet<br />
mit einer stabilen Produktion. Das geht<br />
aus dem aktuellen Quartalsbericht der<br />
WVMetalle hervor.<br />
Im Jahr 2015 steigerte die Branche<br />
ihre Produktion im Vergleich zum Vorjahr<br />
um einen Prozentpunkt auf 8 Mio. t und<br />
konnte einen Umsatz von 48 Mrd. Euro<br />
erwirtschaften. 21 Mrd. Euro davon erzielten<br />
die etwa 670 Unternehmen mit<br />
ihren durchschnittlich 112 000 Beschäftigten<br />
auf ausländischen Märkten.<br />
Die Exportquote blieb stabil bei 44 %.<br />
Gut 59 % der Ausfuhren lieferten die Produzenten<br />
von Werkstoffen wie Aluminium,<br />
Blei, Nickel oder Kupfer in die Euroländer<br />
– 1 % mehr als im Jahr 2014.<br />
Die Mehrzahl der befragten Unternehmer<br />
der metallerzeugenden und -verarbeitenden<br />
Industrie blickt positiv ins Jahr:<br />
Die Geschäftslage wird von 83 % als gut<br />
oder saisonüblich beurteilt. Für die kommenden<br />
sechs Monate sehen sogar 90 %<br />
bessere oder gleich gute Geschäfte. Für<br />
das Jahr <strong>2016</strong> rechnet die NE-Metallindustrie<br />
weiter mit einer stabilen bis leicht<br />
steigenden Produktion im Vergleich zum<br />
Vorjahr.<br />
Aluminiumindustrie<br />
Die deutsche Aluminiumindustrie erzeugte<br />
im Jahr 2015 rund 1,2 Mio. t Rohaluminium.<br />
Damit lag die Produktion 3 % über<br />
dem Niveau des Vorjahres. Die Herstellung<br />
von Rohaluminium teilte sich in diesem<br />
Zeitraum auf 541 000 t Hüttenaluminium<br />
und 620 000 t Recyclingaluminium<br />
auf. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum<br />
stieg die Produktion von Hüttenaluminium<br />
um 2 %, während die Recyclingaluminiumproduktion<br />
um 3 % wuchs. Die Erzeugung<br />
von Aluminiumhalbzeug (erste Bearbeitung<br />
zu Walz-, Strangpressprodukten,<br />
Drähten und Schmiedeteilen) belief<br />
sich im Jahr 2015 auf rund 2,5 Mio. t.<br />
Gegenüber dem Vorjahreszeitraum war<br />
dies ein Rückgang um 2 %. Darunter verzeichneten<br />
auch die Hersteller von Halbzeug<br />
aus Aluminium und -le<strong>gie</strong>rungen ein<br />
Minus von 2 %. Die Produktion von Aluminiumleitmaterial<br />
sank um 12 % auf etwa<br />
4000 t. In der Aluminiumweiterverarbeitung<br />
wurden im Jahr 2015 insgesamt<br />
gut 351 000 t hergestellt. Das Produktionsvolumen<br />
stieg damit gegenüber dem<br />
Vorjahr um 1 % an. Die Weiterverarbeitung<br />
wird aufgegliedert in die Bereiche Folien<br />
und dünne Bänder, Tuben, Aerosol und<br />
sonstige Dosen sowie Metallpulver. Während<br />
im Bereich Metallpulver Mengenrückgänge<br />
um 8 % auf 33 000 t zu verzeichnen<br />
waren, stieg die Produktion bei<br />
Tuben, Aerosol- und sonstigen Dosen um<br />
3 % auf 44 000 t sowie bei Folien und<br />
dünnen Bändern um 1 % auf 274 000 t<br />
an.<br />
Buntmetallindustrie<br />
Die deutsche Buntmetallindustrie (Kupfer,<br />
Zink, Blei, Zinn und Nickel) wies im Jahr<br />
2015 ein Produktionsplus von 2 % gegenüber<br />
2014 aus. Damit wurden insgesamt<br />
3,1 Mio. t produziert. Die Branche gliedert<br />
sich in die Wertschöpfungsstufen<br />
Erzeugung und erste Bearbeitung (Halbzeug).<br />
Die Fertigung der gesamten Buntmetallerzeugung<br />
stieg 2015 um 2 % gegenüber<br />
dem Vorjahr auf 1,3 Mio. t. So<br />
wuchs die Produktion von raffiniertem<br />
Kupfer und Kupfergussle<strong>gie</strong>rungen um<br />
1 % auf 712 000 t. Die Ausbringungsmenge<br />
von Zink, Blei, Zinn und deren Le<strong>gie</strong>rungen<br />
legte um 3 % auf 612 000 t zu.<br />
Die Produktion der gesamten Halbzeughersteller<br />
(erste Bearbeitung zu Bändern,<br />
Blechen, Stangen, Profilen, Rohren und<br />
Draht) erhöhte sich 2015 um 2 % gegenüber<br />
dem Vorjahr auf 1,8 Mio. t. Dabei<br />
verzeichneten die Hersteller von Halbzeug<br />
aus Zink, Blei, Zinn, Nickel und deren Le<strong>gie</strong>rungen<br />
ein deutliches Plus von 5 % auf<br />
179 000 t. Die Fertigung von Halbzeug<br />
aus Kupfer und -le<strong>gie</strong>rungen stieg um 2 %<br />
auf 900 00 t und die Produktion von Halbzeug<br />
aus blankem Kupferleitmaterial um<br />
1 % auf 728 000 t. Die deutsche Stückverzinkungsindustrie<br />
als wichtiger Zinkanwender<br />
veredelte im Jahr 2015 etwa<br />
1,8 Mio. t Stahl und übertraf damit marginal<br />
das Vorjahresergebnis. Für <strong>2016</strong><br />
geht die Branche von moderaten Mengenzuwächsen<br />
aus und hofft, von steigenden<br />
Ausrüstungs- und Bauinvestitionen<br />
zu profitieren.<br />
NE-Metall<strong>gie</strong>ßerei-Industrie<br />
Die Jahresbilanz der deutschen NE-Metall<strong>gie</strong>ßereien<br />
kann sich sehen lassen: So<br />
produzierten sie 2015 knapp 1,2 Mio. t.<br />
Das entsprach einem Plus von etwa<br />
2,5 %. Dominiert durch die Fahrzeugbauzulieferung<br />
ergab sich ein rundum positives<br />
Bild, auch wenn die zweistelligen<br />
Zuwachsraten im Aluminium-Druckguss<br />
aus 2014 nicht wiederholt werden konnten.<br />
Anders sah es bei der Belieferung<br />
von Kunden aus dem Maschinenbau aus.<br />
Hier ließ sich die Durststrecke im Maschinenbau<br />
nicht verbergen. Die Schlüsselfrage<br />
der NE-Metall<strong>gie</strong>ßereien beim Start<br />
in das Jahr <strong>2016</strong> dürfte sein, inwieweit<br />
europäische Absatzmärkte der Kunden<br />
sich Sättigungsgrenzen nähern. Für Asien<br />
und die USA dürfte dies der Fall sein. Die<br />
Aluminium<strong>gie</strong>ßereien registrierten mit<br />
knapp 936 000 t einen um 6 % niedrigeren<br />
Auftragseingang als 2014. Die Magnesium<strong>gie</strong>ßereien<br />
verbuchten mit<br />
21 000 t ein um 3 % gestiegenes Bestellinteresse.<br />
Die Gießereien, die Kupferle<strong>gie</strong>rungen<br />
verarbeiten, meldeten einen im<br />
Vorjahresvergleich um 2 % höheren Auftragseingang<br />
von 83 000 t. Die Aufträge<br />
der Zink<strong>gie</strong>ßereien stiegen um 4 % gegenüber<br />
2014 auf gut 58 000 t. Die Ausfuhrquote<br />
lag 2015 stabil bei 13 %. Die Exporte<br />
erreichten mit 150 000 t ein Niveau,<br />
das um 7 % über dem 2014er-Vergleichsvolumen<br />
lag. Der Anteil von Komponenten<br />
für den Straßenfahrzeugbau am Gesamtexport<br />
blieb stabil bei 81 %. Die Auftragsreserven<br />
beliefen sich Ende Dezember<br />
2015 auf 333 000 t. Damit lag die Auftragsreichweite,<br />
gemessen an der durchschnittlichen<br />
Monatsproduktion 2015,<br />
bei vier Monaten.<br />
<br />
www.wvmetalle.de<br />
26 GIESSEREI 103 <strong>04</strong>/<strong>2016</strong>
SPEKTRUM<br />
Das längste GJS-Gussteil kommt<br />
aus Krefeld<br />
23,5 m – kein Schreibfehler, sondern eine besondere Anforderung, die der Kunde<br />
Tos Kurim, Brünn, Tschechische Republik, an die Siempelkamp Giesserei in Krefeld<br />
stellte. Denn 23,5 m sollte der Querbalken für ein Zwei-Ständer-Bearbeitungszentrum<br />
messen, den das Unternehmen als Auftrag zu vergeben beabsichtigte. Die Siempelkamp<br />
Giesserei bewarb sich nach eingehender Beratung über die Machbarkeit um dieses<br />
Projekt, setzte sich gegen drei Wettbewerber im In- und Ausland durch und gewann den<br />
Auftrag um das „längste Gussteil aus Gusseisen mit Kugelgrafit (GJS) ever“!<br />
FOTOS: SIEMPELKAMP<br />
VON MATHIAS WEIL, KREFELD<br />
Im Juni 2014 stellte Tos Kurim , Mitglied<br />
der tschechischen ALTA-Gruppe, Pilsen,<br />
die Anfrage zu dem King-Size-Projekt.<br />
Die besondere Herausforderung bei<br />
einem solchen Auftrag: „Es gibt keine fertigungsspezifischen<br />
Toleranzen für Guss<br />
und Modellbau in dieser Größenklasse;<br />
Normen zählen nicht mehr. Nur das Können<br />
der Ingenieure und Techniker sowie<br />
Modellbauer, Former und Putzer kann dieses<br />
Projekt zum Erfolg führen (Bilder 1–4).<br />
Die Erfahrung unserer Mitarbeiter ist bei<br />
einem solchen Projekt das A und O“, so<br />
Mathias Weil, Vertriebsbeauftragter der<br />
Siempelkamp Giesserei.<br />
23,5 m Länge, dazu ein Stückgewicht<br />
im Rohguss von knapp 120 000 kg – nur<br />
wenige Gießereien in Europa sind in der<br />
Lage, ein derart großes Bauteil zu produzieren.<br />
Siempelkamps Ruf in diesem Bereich<br />
ist auch in Tschechien bekannt, sodass<br />
die Anfrage des Werkzeugmaschinenherstellers<br />
unter anderem in Krefeld<br />
platziert wurde.<br />
Ein wichtiges Entscheidungskriterium<br />
für die Order: Siempelkamp betreibt drei<br />
Maschinen, die für einen solchen Auftrag<br />
als beste Referenz gelten. So ist zum einen<br />
die Karusselldreh- und Fräsmaschine<br />
Vertimaster vom Typ VME 10 am Standort<br />
Krefeld in der Lage, Bauteile bis 17 m<br />
Länge zu bearbeiten. Diese Großkarussellmaschine<br />
von Schiess, Aschersleben,<br />
mit einer 10-m-Planscheibe und einem<br />
16-m-Bearbeitungsstern bereichert den<br />
Siempelkamp-Maschinenpark seit 2012.<br />
Zum anderen betreibt Siempelkamp in<br />
74 GIESSEREI 103 <strong>04</strong>/<strong>2016</strong>
Bild 1: In der Siempelkamp-Formerei<br />
entstand mit 3,2 m<br />
Tiefe und 25 m Länge<br />
die längste Gießgrube,<br />
die jemals<br />
für ein Projekt erforderlich<br />
war.<br />
Das längste jemals gegossene<br />
Bauteil aus Gusseisen mit Kugelgrafit<br />
hat die Siempelkamp Giesserei<br />
realisiert. Die Krefelder haben<br />
damit erneut Gießereigeschichte<br />
geschrieben.<br />
Krefeld zwei CNC-Portalfräsen in Gantry-<br />
Bauweise (Schiess VMG 6), die zu den<br />
größten Portalfräsmaschinen weltweit<br />
gehören. Die Großgussteile dieser Maschinen<br />
wurden in der Siempelkamp-Giesserei<br />
gegossen – ein weiteres gutes Argument.<br />
Bauteillänge + Bauteilgewicht =<br />
Vertrauen auf Siempelkamp-<br />
Expertise<br />
Die Erfahrung mit entsprechenden Großformaten<br />
gab den Ausschlag dafür, Siempelkamp<br />
den Auftrag für das Rekordgussteil<br />
zu erteilen. „In dieser Größenordnung<br />
ist vieles Neuland. Zunächst galt es, unserem<br />
Kunden die aus unserer Sicht wesentlichen<br />
Spezifikationen und Empfehlungen<br />
vorzustellen. Ein reger Dialog folgte,<br />
zuletzt die Finalisierung und damit das<br />
Okay unseres Kunden, unseren Empfehlungen<br />
zu folgen“, berichtet Mathias Weil.<br />
Dem Auftragseingang folgten zahlreiche<br />
Arbeitsschritte, bevor die Kernaufgabe,<br />
das Formen und Gießen, anstand. Das<br />
Modell wurde bis ins Detail genau geplant<br />
– in diesem Fall eine Kombinationseinrichtung,<br />
denn Tos Kurim beabsichtigt,<br />
auch eine 18-m-Variante abformen zu<br />
können. Hier standen Kunde und Gießerei<br />
gemäß der Gießereiphilosophie „Moderne<br />
Ingenieurtechnik trifft Erfahrung mit solider<br />
Handwerkskunst“ in engem Austausch.<br />
Welche speziellen Anforderungen<br />
stellt der Kunde? Wie ist das Gussteil in<br />
der Maschine verbaut? Welchen Belastungen<br />
muss es in welchen Bereichen<br />
standhalten? Fragen, die im Dialog mit<br />
dem Kunden auf den Tisch kamen, um<br />
Gießtechnik und Modellkonzept bestmöglich<br />
zu realisieren.<br />
Bild 2: Schleifen und Entgraten<br />
des Gussteils in der Putzerei.<br />
Die Arbeiten dauerten<br />
drei Wochen.<br />
GIESSEREI 103 <strong>04</strong>/<strong>2016</strong> 75
SPEKTRUM<br />
Parallel zur Modellplanung wertete das<br />
Gießerei-Team erste Erstarrungssimulationsergebnisse<br />
aus, um das Modellkonzept<br />
daraufhin zu optimieren. Bei einem<br />
solch fertigungstechnisch komplexen<br />
Bauteil wird auch die Eigenspannung untersucht<br />
und bewertet. Ergebnisse dieser<br />
Berechnung zeigen eventuelle Schwachstellen<br />
auf und der Gießer kann in Zusammenarbeit<br />
mit Kunde und Modellbauer<br />
noch Designoptimierungen vornehmen.<br />
Eine wichtige Anforderung: Die Verformung<br />
des Gussteils nach dem Abkühlungsprozess<br />
beträgt allein 35 mm. Dies<br />
musste beim Modell- und Formenbau berücksichtigt<br />
werden.<br />
Größtes Bauteil – größte Grube<br />
Ist ein Gussteil derart groß, müssen auch<br />
die Rahmenbedingungen während der<br />
Produktion stimmen. In der Siempelkamp-<br />
Formerei entstand mit 3,2 m Tiefe und<br />
Bild 3: Ein Abguss<br />
mit 140 t Schmelze<br />
war erforderlich,<br />
um dieses einzigartige<br />
Gussteil zu realisieren.<br />
Hier wird<br />
es in einer Halle per<br />
Kran angehoben,<br />
um es auf einen bereitstehenden<br />
Sattelschlepper<br />
zu heben.<br />
25 m Länge die längste Grube, die jemals<br />
für ein Projekt einzurichten war. Alleine<br />
das Sandbett, auf dem das Modell geformt<br />
wurde, war 400 mm dick und extrem<br />
verdichtet, um Verformungen beim<br />
Abkühlungsprozess weitgehend zu vermeiden.<br />
Drei Wochen nimmt ein solcher Formprozess<br />
in Anspruch. Über 30 verschiedene<br />
Kernformen sind millimetergenau<br />
zu positionieren; erst dann werden<br />
140 000 kg flüssiges Eisen bei 1350 °C<br />
vergossen. Innerhalb von 70 s muss sich<br />
das Eisen von unten in der langen Form<br />
ausbreiten und gleichmäßig steigen, damit<br />
die Form nicht aufgrund der Hitzeentwicklung<br />
vor der vollständigen Füllung in<br />
sich zusammenfällt. Zwei Wochen lang<br />
kühlte der Balken anschließend in der Grube<br />
bis auf 300 °C ab – erst dann war klar,<br />
dass der Abguss geglückt ist.<br />
Das dreiwöchige Putzen und Prüfen<br />
dieses längsten, aber auch gewissermaßen<br />
filigranen Bauteils war die nächste<br />
Herausforderung. „Die Prüfungen ergaben,<br />
dass die von unserem Kunden geforderte<br />
Güte erreicht wurde, sodass das<br />
Bauteil fertig grundiert auf den Weg nach<br />
Tschechien gehen konnte“, so Mathias<br />
Weil.<br />
Mathias Weil, Vertriebsbeauftragter der<br />
Siempelkamp Giesserei, Krefeld<br />
www.siempelkamp.com<br />
Bild 4: 23,5 m Länge, 120 t Gewicht –<br />
nur wenige Gießereien in Europa sind in<br />
der Lage, ein derart großes<br />
Bauteil zu produzieren.<br />
Tos Kurim: Profil<br />
>Gegründet 1942 mit dem Produktspektrum<br />
Ausbohr-, Hobel-,<br />
Dreh-, Konsolfräs- und Sondermaschinen<br />
>Seit 1992 Aktiengesellschaft<br />
>Gehört seit 2005 zur ALTA-Gruppe<br />
>Standort: Brünn, zweitgrößte<br />
Stadt in Tschechien<br />
>Geschäftsfeld: Produktion präziser<br />
Werkzeugmaschinen und Bearbeitungszentren,<br />
vor allem mit<br />
fahrbarem Ständer, und Portalbearbeitungszentren<br />
für komplexe<br />
Werkstücke<br />
>Einsatzgebiete: Schwermaschinenbau,<br />
Ener<strong>gie</strong>technik, Flugzeugindustrie,<br />
Schiffsbau, Eisenbahntechnik<br />
76 GIESSEREI 103 <strong>04</strong>/<strong>2016</strong>
UNTERNEHMEN & MÄRKTE<br />
Manufaktur mit Industrie-<br />
4.0-Produktion<br />
Die Werkhalle mit dem modernen<br />
Maschinenpark atmet<br />
den Duft der Industrie 4.0.<br />
FOTOS: ANDREAS BEDNARECK<br />
VON EDGAR LANGE, DÜSSELDORF<br />
Die Produktion von Gussteilen mit<br />
Hilfe additiver Technolo<strong>gie</strong>n ständig<br />
effizienter zu machen, ist Teil<br />
der Strate<strong>gie</strong> von Innocast. Das Langenfelder<br />
Unternehmen hat sich auf hochwertige<br />
Entwicklungsmuster, Prototypen<br />
sowie Klein- und Sonderserien für den<br />
Automobilbau spezialisiert und kann die<br />
Durchlaufzeiten dank Rapid-Manufacturing<br />
extrem kurz halten. Mit Ideenreichtum,<br />
Digitalisierung der Fertigung und<br />
Kooperationen rüstet sich das Unternehmen<br />
für die Zukunft.<br />
Ob Downsized-Motoren für moderne<br />
Leichtbaufahrzeuge, kraftvolle Lkw-Aggregate<br />
oder leistungsstarke Supersportwagen<br />
– Turbolader tragen heute zu deutlichen<br />
Steigerungen der Motorleistungen<br />
bei. Oft sind gegossene Turbolader aus<br />
dem rheinischen Langenfeld mit im Spiel.<br />
Hier ist der Sitz der Innocast GmbH, die<br />
sich auf Klein- und Sonderserien für Modellvarianten<br />
sowie Prototypen überwiegend<br />
aus dem Automobilbereich spezialisiert<br />
hat: 70 % der Produkte sind einbaufertige<br />
Motorenteile wie etwa Turbolader-,<br />
Verdichter- und Lagergehäuse, die im<br />
Feinguss oder Sandguss gefertigt werden:<br />
Kurbelgehäuse, Abgasrohre oder Integralkrümmer<br />
etwa für Kunden wie Daimler,<br />
Bild 1: Innocast-Geschäftsführer<br />
Bernd<br />
Heinrich setzt auf<br />
ständigen Fortschritt,<br />
Optimierung<br />
der Produktionsprozesse<br />
sowie motivierte<br />
Mitarbeiter.<br />
Mitsubishi, BorgWarner, Volkswagen, Bugatti<br />
oder MTU.<br />
Die hochwertigen Entwicklungsmuster<br />
oder limitierten Auflagen sind bisweilen<br />
für Fahrzeuge im Upper-Premium-Segment<br />
bestimmt, die ihre treuen Fans oft irgendwo<br />
im Umfeld der ölreichen Wüste haben.<br />
Das bedeutet: viele Varianten, aber kleine<br />
86 GIESSEREI 103 <strong>04</strong>/<strong>2016</strong>
Lose, irgendwo zwischen einem und<br />
20 Stück. „Je mehr Varianten unsere Kunden<br />
fertigen, umso besser für uns“, erläutert<br />
Innocast-Geschäftsführer Bernd Heinrich,<br />
der das Unternehmen 2003 als<br />
selbstständige Rapid-Manufacturing-Einheit<br />
für Prototypen, Klein- und Sonderserien,<br />
innerhalb der Edelstahlwerke<br />
Schmees-Gruppe mit gegründet hat<br />
(Bild 1). „Wir verkaufen in erster Linie<br />
Zeit“, sagt er, und meint damit kurze<br />
Durchlaufzeiten, mit denen der Auftragsfertiger<br />
bei seinen Kunden punkten kann.<br />
Feinguss-Expressproduktion<br />
Dies funktioniert nur, weil sich Innocast<br />
beinahe gnadenlos der Digitalisierung der<br />
Fertigung verschrieben hat. Für die kleinen<br />
Stückzahlen und für Einzelteile im<br />
Feinguss erfolgt die werkzeuglose Produktion<br />
über additiv erzeugte Ausschmelzmodelle<br />
aus Polystyrol bzw. Polymethylmethacrylat<br />
(PS, PMMA) direkt<br />
aus 3-D-Daten mittels Print- oder Lasertechnolo<strong>gie</strong>n<br />
(Bilder 2 und 3). Nur größere<br />
Stückzahlen werden werkzeugbasiert<br />
gefertigt. Rund fünf Stunden benötigt<br />
die Voxeljet VX 500-3-D-Druckanlage<br />
im Schnitt, um aus den CAD-Daten das<br />
fertige Modell aufzubauen – oft entstehen<br />
gleich mehrere davon parallel (Bilder 4<br />
und 5). Die Kunststoffmodelle werden anschließend<br />
mit einer speziellen Keramik<br />
umhüllt – einer Innocast eigenen Entwicklung<br />
– schnellgetrocknet und gebrannt.<br />
Für den Abguss nutzen die Langenfelder<br />
den Schmelzbetrieb der Edelstahlwerke<br />
Schmees, mit denen man dort auch sonst<br />
in enger Kooperation verbunden ist. Formherstellung,<br />
Rohgussfinish sowie mechanische<br />
Endbearbeitung werden von Innocast<br />
in Langenfeld realisiert. 60 bis 100<br />
Projekte werden so Monat für Monat abgewickelt.<br />
Gerade für hochwertige Einzelteile,<br />
Vor- und Sonderserien bieten sich<br />
solche werkzeuglosen additiven Produktionsverfahren<br />
an, erläutert Heinrich. Der<br />
Produktionsprozess wird dadurch erheblich<br />
verkürzt. Das kommt dem 62-Jährigen,<br />
dessen Geschäftsmodell „Zeit“ ist,<br />
entgegen. Er rechnet bei Durchlaufzeiten<br />
dank Rapid Manufacturing nicht in Wochen,<br />
sondern eher in Tagen. „Und rapid<br />
heißt bei uns tatsächlich auch rapid, Zeit<br />
ist nämlich das, was unsere Kunden nicht<br />
haben“, so der Innocast-Chef und dann<br />
plaudert er gleich aus dem Nähkästchen:<br />
Manchmal steht draußen vor dem Werkstor<br />
schon ein Kurier und wartet bei einem<br />
Kaffee auf die einbaufertigen Teile. Die<br />
Auftragsvergaben an Innocast erfolgen<br />
nämlich meist weniger als klassische Bestellung,<br />
sondern auf Zuruf. Das setze<br />
aber hohes Vertrauen und ein gutes Verhältnis<br />
zu den Kunden voraus. „Eigentlich<br />
brauchen wir nur die 3-D-Daten, idealerweise<br />
als Roh- und Fertigteil, eine Zeichnung<br />
wird nur noch für die Qualitätssicherung<br />
und die mechanische Endbearbeitung<br />
benötigt“, so Heinrich, der sein<br />
Unternehmen eher als Manufaktur versteht.<br />
Heinrichs Fertigungssysteme sind<br />
mehr zeit- als kostenoptimiert. „Wir lösen<br />
Bild 2: Im Formenbau werden die Kunststoffformen<br />
für den Feinguss mit dem<br />
Angusssystem aus Wachs ausgestattet.<br />
Probleme und machen keine“, bringt Heinrich<br />
es auf den Punkt, dafür ist aber auch<br />
gleich alles einbaufertig. Deswegen verfügt<br />
Innocast zur Nachbearbeitung über<br />
einen umfangreichen Maschinenpark mit<br />
modernen DMG- und HERMLE 5-Achs-<br />
Bearbeitungszentren (Bild 6). „Meine eierlegenden<br />
Wollmilchsäue“, wie Heinrich<br />
sie nennt, weil sie so zahlreiche Bearbeitungsmöglichkeiten<br />
bieten. Gleichzeitig<br />
stellt diese Sektion eine immense Herausforderung<br />
an eine flexible Produktionsplanung<br />
dar. Doch daran arbeitet Heinrich<br />
– nicht zuletzt, weil hochqualitative Bearbeitungsmöglichkeiten<br />
immer wichtiger<br />
werden. Der „alte Hase“ kann nicht nachvollziehen,<br />
dass viele Gießer sich diesen<br />
Teil der Wertschöpfung einfach entgehen<br />
lassen. Auch seine Qualitätssicherung<br />
(QS) ist mit taktilen und optischen 3-D-<br />
Mess-Systemen bestens ausgerüstet. „QS<br />
kostet nicht nur, sondern sie bringt Geld“,<br />
lautet sein Credo.<br />
Bild 3: Auch in einem<br />
hochtechnisierten<br />
Betrieb wird<br />
bisweilen mit ganz<br />
konventionellen Methoden<br />
gearbeitet:<br />
Auf dem Küchenherd<br />
erwärmt sich<br />
Wachs für die Feingussformen.<br />
Bild 4: Die Formen<br />
entstehen im 3-D-<br />
Drucker additiv aus<br />
Kunststoffmaterial.<br />
GIESSEREI 103 <strong>04</strong>/<strong>2016</strong> 87
UNTERNEHMEN & MÄRKTE<br />
Auf dem Weg zur Industrie 4.0<br />
Ein Teil der Produkte wird auch über generativ<br />
erzeugte Sandformpakete produziert<br />
– zurzeit noch von einem externen<br />
Service-Unternehmen. Doch Ende des<br />
Jahres plant Heinrich additiven Sandformdruck<br />
im eignen Hause – um noch<br />
schneller zu werden und mehr Kapazitäten<br />
zu schaffen. „Von den CAD-Daten<br />
direkt zum Funktionsbauteil aus Metall“,<br />
das versteht Heinrich unter Industrie 4.0.<br />
Die Produktion wird sich in den nächsten<br />
10 Jahren nachhaltig verändern. Deswegen<br />
war die Einbindung neuer additiver<br />
Technolo<strong>gie</strong>n in den Produktionsprozess<br />
von Anfang an Teil des Geschäftsmodells<br />
bei Innocast. Die Gießer sollten dies aber<br />
nicht als Konkurrenz zu vorhandenen<br />
Gießtechnolo<strong>gie</strong>n ansehen, sondern<br />
mehr als Chance verstehen. Das gelte<br />
auch für den Leichtbau. Hier setzt Innocast<br />
auf bionische Teilestrukturen, etwa<br />
nach dem Vorbild von Radiolarien (Grünalgen):<br />
minimaler Materialeinsatz bei maximaler<br />
Festigkeit. „Der Gießer muss keine<br />
Angst vor additiven 3-D-Techniken<br />
haben. Im Gegenteil, richtig eingesetzt<br />
lassen sich damit Dinge produzieren, die<br />
vorher gar nicht möglich waren“, meint<br />
Heinrich.<br />
Bild 5: Per Laserstrahl<br />
wird Schicht<br />
für Schicht eine<br />
Form aus Polystyrol<br />
(PS) aufgeschmolzen.<br />
Die Spinne im Netz<br />
Deswegen ist Innocast auch Initiator des<br />
Partnerverbundes „European Network –<br />
Rapid Manufacturing“, in dessen Rahmen<br />
die effiziente Gussteilproduktion durch<br />
Einsatz additiver Technolo<strong>gie</strong>n vorangetrieben<br />
werden soll. Etwa durch das Joint<br />
Venture-Unternehmen AlphaMet Kft. in<br />
Ungarn, wo Innocast z. B. hochtemperaturbeständige<br />
Turbinenräder für Turbolader<br />
aus Nickel- oder Kobaltbasisle<strong>gie</strong>rungen<br />
im Hochvakuum <strong>gie</strong>ßen lässt. Die<br />
Langenfelder verstehen sich innerhalb der<br />
Kooperation als Know-how- und Ideen-<br />
Inkubator. „Innocast ist die Spinne im<br />
Netz“, wie es Heinrich formuliert. Gerade<br />
erst kam auch ein Stützpunkt in China<br />
dazu: mit dem Vertriebspartner Blackship<br />
Co.Ltd. in Schanghai. Dort haben die<br />
deutschen im Vergleich zu anderen europäischen<br />
Anbietern oder den Japanern ein<br />
gutes Standing, sagt Heinrich: „Die Chinesen<br />
beginnen jetzt ähnlich zu denken<br />
Bild 6: Innocast setzt auf die Wertschöpfung<br />
durch hochqualitative<br />
Nachbearbeitung der Gussstücke mit<br />
einem modernen CNC-Maschinenpark.<br />
88 GIESSEREI 103 <strong>04</strong>/<strong>2016</strong>
„Von den CAD-Daten direkt zum Funktionsbauteil aus<br />
Metall“, das versteht Heinrich unter Industrie 4.0.<br />
wie die Deutschen“, die er bei den neuen<br />
additiven 3-D-Techniken für weltweit führend<br />
hält.<br />
Papierlose, digitale Produktion<br />
Heinrich, der seit den 1980er-Jahren als<br />
Konstrukteur im Geschäft ist, wirkt dynamisch<br />
und sprüht vor innovativen Ideen.<br />
Eine davon: das gasarme Gießen. „Viele<br />
Stahl<strong>gie</strong>ßer haben heute noch Probleme<br />
damit und es kommt zu hohen Gasaufnahmen,<br />
weil oft zu heiß und lange gekocht<br />
wird“, so die Erfahrungen des Experten.<br />
Da komme es oftmals auf ein enges<br />
Temperaturfenster von weniger als<br />
30 Kelvin an. Zusammen mit dem weltweit<br />
führenden Schmelzofen- und Gießsystementwickler,<br />
Induga aus Simmerath, eine<br />
Otto Junker-Gesellschaft, arbeitet er daran,<br />
dies durch Automatisierung des Abgussvorganges<br />
zu verbessern. Ähnlich wie<br />
bei einer CNC-gesteuerten Maschine wird<br />
dazu direkt und zügig in die Form gegossen.<br />
Den „Störfaktor Mensch“ will Heinrich<br />
so an dieser Stelle möglichst klein<br />
halten. Der Gießvorgang soll möglichst<br />
reproduzierbar werden.<br />
„Im Sandprintbereich haben wir zusammen<br />
mit ExOne, dem Printmaschinenhersteller<br />
aus Augsburg, Versuche im Bereich<br />
anorganische Bindersysteme im<br />
Stahlguss durchgeführt und die Ergebnisse<br />
waren sensationell positiv. Der Weg<br />
geht für Innocast klar in Richtung anorganische<br />
Bindersysteme, denn wir wollen<br />
nur wenig Gasbildung“, so Heinrich, der<br />
sich selber nicht ganz ernst gemeint als<br />
„Pessimisten“ bezeichnet und daraus seinen<br />
Antrieb für Neues schöpft. Sein Geschäftsmotto:<br />
„Stillstand ist Tod.“ Deswegen<br />
will Heinrich auch weg vom Papier<br />
und der klassischen Zeichnung. In wenigen<br />
Jahren sieht er seine Mitarbeiter mit<br />
einem Tablet in der Hand durch die Werkhallen<br />
laufen, auf denen Arbeitspläne und<br />
Konstruktionsmodelle gespeichert sind<br />
– die papierlose Produktion. Das digitale<br />
Werkeln soll schließlich den Mitarbeiter<br />
unterstützen und nicht Selbstzweck sein,<br />
meint der bekennende BVB-Fan, der<br />
selbst im Ruhrgebiet beheimatet und dort<br />
gut vernetzt ist und einige seiner 45 Mitarbeiter<br />
aus dieser Region angeworben<br />
hat. Die Werker – mein größtes Kapital<br />
nennt Heinrich sie – sollen gerne die Initiative<br />
ergreifen und Entscheidungen treffen.<br />
Nicht zuletzt erst durch sie gelingt<br />
es Innocast, profitabel zu arbeiten, im<br />
zweistelligen Prozentbereich vom Jahresumsatz,<br />
der bei 5,6 Mio. Euro liegt.<br />
Heinrich glaubt, dass es mit dem Turboladergeschäft<br />
in etwa zehn Jahren hierzulande<br />
bergab gehen könnte. Nicht nur,<br />
weil der Anteil an E-Fahrzeugen zunimmt,<br />
sondern auch weil solche Teile heute<br />
schon millionenfach in China gegossen<br />
werden. Wenn dort damit mal Schluss ist<br />
und die Lagerregale irgendwann leer sind,<br />
hätten die Kunden keinerlei Bezugsquellen<br />
mehr – eine Chance für Innocast.<br />
Denn Heinrich will nämlich auch dann<br />
noch Turbolader produzieren – Ersatzteile<br />
eben oder welche für das After-Sales-<br />
Geschäft. Dann kommt er mit seinen additiven<br />
Techniken zum Einsatz. Solange<br />
es noch 3-D-CAD-Daten für die Teile gibt,<br />
sei dies alles kein Problem. Und so gelinge<br />
es, auch in 15 Jahren noch in Langenfeld<br />
zu produzieren.<br />
www.innocast.de<br />
GIESSEREI 103 <strong>04</strong>/<strong>2016</strong> 89
BERUF & KARRIERE<br />
Gießereifachmann mit Leib und<br />
Seele: Mathias Meinen ist heute<br />
Leiter der Fertigungssteuerung<br />
und Logistik bei Trimet in Harzgerode.<br />
Die tägliche Stippvisite in<br />
der Produktion muss für ihn sein.<br />
FOTOS: MARIO JAHN<br />
Fachkompetenz und Mut<br />
zum Risiko: eine Kombination<br />
mit Erfolg<br />
Die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg ist eine der jüngsten Universitäten<br />
Deutschlands und genießt einen ausgezeichneten Ruf – bei Studierenden und Wirtschaft<br />
gleichermaßen. Mathias Meinen studierte dort vor gut 20 Jahren Wirtschaftsingenieurwesen<br />
für Maschinenbau. Dass er schließlich seine Leidenschaft für die Gießereitechnik<br />
entdeckte, hat er maßgeblich Prof. Rüdiger Bähr zu verdanken. Der leitet dort bis heute<br />
mit großem Engagement den Bereich Ur- und Umformtechnik. Mathias Meinen ist heute<br />
Leiter der Fertigungssteuerung und Logistik bei Trimet Aluminium SE in Harzgerode.<br />
Eine Aufgabe, die ihn ausfüllt – und ein Berufsweg mit einigen Wendungen.<br />
VON KARIN HARDTKE, RATINGEN<br />
Rund 20 Studenten haben sich heute<br />
angekündigt, um sich die Arbeit<br />
in einer Gießerei einmal aus nächster<br />
Nähe anzuschauen. Sie studieren Maschinenbau<br />
an der Otto-von-Guericke-<br />
Universität Magdeburg und sind mit ihrem<br />
Professor, Rüdiger Bähr, nach Harzgerode<br />
zur Trimet Aluminium SE gekommen. Trimet<br />
produziert dort hochwertige Aluminium-Gussteile<br />
für Kunden aus der Automobil-,<br />
Elektro- und Maschinenbauindustrie<br />
– wie zum Beispiel Motorblöcke,<br />
Strukturteile, Kupplungs- und Getriebegehäuse.<br />
20 Druck<strong>gie</strong>ßmaschinen, 4 Anlagen<br />
für Schwerkraftkokillenguss und 20<br />
CNC-Bearbeitungsanlagen erwarten die<br />
Studenten.<br />
Trotz seines prall gefüllten Terminkalenders<br />
als Leiter der Fertigungssteuerung<br />
und Logistik lässt es sich Mathias<br />
Meinen nicht nehmen, die Organisation<br />
dieser Besichtigungstermine persönlich<br />
zu übernehmen. Er plant den Rundgang<br />
durch die Produktionsanlagen, hält den<br />
Einführungsvortrag vor den Studenten<br />
und beantwortet geduldig ihre Fragen.<br />
Jungen Menschen einen Einblick in den<br />
Gießereialltag zu geben und auf diese Weise<br />
auch die Verbindung zwischen Universität<br />
und Unternehmen zu fördern, dafür<br />
nimmt Mathias Meinen sich gerne Zeit.<br />
100 GIESSEREI 103 <strong>04</strong>/<strong>2016</strong>
„Ich möchte den Studenten unbedingt die<br />
wahre Welt des Gießens zeigen. Denn die<br />
ist so unglaublich vielfältig und innovativ.<br />
Ich erinnere mich noch genau, wie damals<br />
der Funke bei mir übergesprungen ist“,<br />
verrät Meinen begeistert<br />
Statt BWL doch lieber<br />
Maschinenbau<br />
Dabei hatte Mathias Meinen zuerst ein<br />
Studium der Betriebswirtschaftslehre im<br />
Sinn. Er habe nach seinem Abitur Anfang<br />
der 90er-Jahre zwar gewusst, dass er studieren<br />
wollte, was genau, das wusste er<br />
allerdings nicht. Da Betriebswirtschaftslehre<br />
damals unter den Studenten der<br />
Renner war, dachte sich Meinen: „Dann<br />
mache ich das eben auch.“ Seine Eltern<br />
halten sich bei der Berufswahl ihres Sohnes<br />
im Hintergrund. Der Vater allerdings<br />
besteht darauf, dass Mathias zum Tag<br />
der offenen Tür der Universität Magdeburg<br />
geht und sich über mögliche Alternativen<br />
informiert. Dieser Besuch brachte<br />
schließlich die Entscheidung – gegen<br />
BWL und für ein Studium „Wirtschaftsingenieurwesen<br />
für Maschinenbau“.<br />
Denn während an den Informationsständen<br />
der Betriebswirtschaftler den ganzen<br />
Tag über kein Durchkommen war, schien<br />
sich für Maschinenbau kaum jemand zu<br />
interessieren – gähnende Leere an den<br />
Beratungsplätzen und Professoren mit<br />
viel Zeit. „Es war damals eben völlig unsexy,<br />
Maschinenbau zu studieren“, erinnert<br />
sich Meinen. Ein Professor für technische<br />
Mechanik zeigte ihm den Lehrstuhl<br />
und die Labore, beantwortete in<br />
aller Ruhe seine Fragen – und überzeugte<br />
den jungen Mann. Gerade einmal dreißig<br />
Studenten seien sie zu Beginn des<br />
Studiums gewesen, erzählt er.<br />
Arbeit im Gießereilabor überzeugt<br />
den Studenten<br />
Die Zeiten haben sich geändert. Das Interesse<br />
an technischen Studiengängen ist<br />
in den vergangenen Jahren stark gestiegen.<br />
Und auch das Interesse an Gießereitechnik,<br />
stellt Prof. Rüdiger Bähr, Leiter<br />
des Bereichs Ur- und Umformtechnik am<br />
Institut für Fertigungstechnik und Qualitätssicherung<br />
der Universität Magdeburg,<br />
fest. Dies sei sicherlich auch darauf zurückzuführen,<br />
dass Ur- und Umformtechnik<br />
inzwischen ein Pflichtfach für all diejenigen<br />
ist, die Maschinenbau und Wirtschaftsingenieurswesen<br />
studieren. Prof.<br />
Rüdiger Bähr, der im ostukrainischen<br />
Lugansk Maschinen- und Anlagenbau in<br />
der Gießereitechnik studierte, lehrt bereits<br />
seit Ende der 80er-Jahre an der Universität<br />
Magdeburg. Der begeisterte Gießereifachmann<br />
hat in den vergangenen<br />
12 Jahren, in denen er den Bereich Ur- und<br />
Umformtechnik leitet, so einiges auf die<br />
Beine gestellt, um seine Studenten für das<br />
Gießen zu begeistern Das Gießereilabor<br />
verfügt über modernste Maschinen, erst<br />
vor kurzem wurde in 3-D-Druck-Technik<br />
investiert. Rüdiger Bähr organisiert regelmäßig<br />
Exkursionen zu Gießereibetrieben<br />
und ermöglicht seinen Studenten Auslandspraktika,<br />
beispielsweise in den USA.<br />
Denn dort kooperiert die Universität Magdeburg<br />
seit mehreren Jahren mit der Firma<br />
Steinway & Sons in Fragen der Gießsimulation<br />
von Klavier- und Flügelgussplatten.<br />
Außerdem nimmt die Forschung<br />
im Gießereilabor einen nicht unwesentlichen<br />
Anteil ein: Öffentlich geförderte Forschungsprojekte<br />
gehören genauso dazu<br />
wie Forschungsaufträge aus der Industrie,<br />
insbesondere aus klein- und mittelständischen<br />
Unternehmen der Automobilzulieferindustrie.<br />
Mathias Meinen hatte im Hauptstudium<br />
den ersten Kontakt zum Gießereilabor<br />
und zu Prof. Rüdiger Bähr. Meinen<br />
fängt dort als studentischer Mitarbeiter<br />
an. Zwar nur wenige Stunden pro Woche<br />
– aber diese Zeit reicht aus, um die beruflichen<br />
Weichen zu stellen. Proben ziehen,<br />
Versuchsanordnungen vorbereiten,<br />
Eisen und Aluminium ab<strong>gie</strong>ßen, metallurgische<br />
Analysen durchführen, an<br />
Schauveranstaltungen mitwirken. „Wie<br />
man aus einer formlosen glühenden Masse<br />
ein Präzisionsteil herstellen kann, das<br />
hat mich vom ersten Moment an begeistert“,<br />
erzählt Meinen. Und noch etwas<br />
gefällt ihm: die vielfältigen Kooperationen<br />
von Gießereiforschung und Gießereibetrieb<br />
und damit der hohe Praxisbezug.<br />
Meinen erinnert sich noch gut daran,<br />
dass auch die Firma Rautenbach Guss<br />
aus Wernigerode, die seit 2005 zum Nemak-Konzern<br />
gehört, in Sachen Grundlagenforschung<br />
eng mit dem Gießereilabor<br />
zusammengearbeitet hat. Denn diese<br />
Kooperation bleibt für den jungen<br />
Studenten nicht ohne Folgen.<br />
Eine Empfehlung mit Folgen<br />
Seine Diplomarbeit zum Thema „Prozessoptimierung<br />
beim Druckguss mit Hilfe<br />
statischer Versuchsplanung“ schreibt<br />
der Magdeburger bei den damaligen Metallwerken<br />
in Harzgerode, der heutigen<br />
Trimet. Er wohnt mit einem Kommilitonen<br />
in der nahegelegenen Jugendherberge.<br />
Eine äußerst spartanische Unterkunft<br />
zwar – aber interessante Aufgaben, riesige<br />
Druck<strong>gie</strong>ßmaschinen und die tägliche<br />
Prise Gießereiluft machen alle Entbehrungen<br />
wett. „Es war ein spannendes<br />
Jahr für mich. Damals habe ich mir allerdings<br />
nicht vorstellen könne, in Harzgerode<br />
zu bleiben“, bekennt Meinen. Er<br />
geht daher nach Abschluss seiner Diplomarbeit<br />
zurück an die Universität Magdeburg<br />
und fängt bei Professor Rüdiger<br />
Bähr als wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
an. Mathias Meinen betreut Forschungsprojekte<br />
und hält Vorlesungen. Er hat<br />
diese Zeit in guter Erinnerung „Professor<br />
Bähr lässt seinen Mitarbeitern bei ihrer<br />
Arbeit viel Freiraum. Die Arbeit im Team<br />
war hervorragend – und Zeit zum gemeinsamen<br />
Feiern blieb auch.“ Er habe<br />
Rüdiger Bähr stets als guten Ratgeber<br />
geschätzt. Und auch Bähr spart nicht mit<br />
Lob. „Mathias Meinen war ein äußerst<br />
fähiger und enga<strong>gie</strong>rter Mitarbeiter.“ So<br />
zögert der Professor auch nicht lange<br />
und empfiehlt den jungen Ingenieur, als<br />
die Gießerei Rautenbach in Wernigerode<br />
um fachliche Unterstützung für ein Projekt<br />
vor Ort bittet. Ein halbes Jahr bleibt<br />
Mathias Meinen dort und wechselt im
BERUF & KARRIERE<br />
Wie aus einer formlosen glühenden Masse ein Präzisionsteil wird, begeistert<br />
Mathias Meinen auch heute noch.<br />
Jahr 2002 schließlich ganz zur Wernigeröder<br />
Gießerei. „Er hat seine Aufgabe einfach<br />
zu gut erledigt. Rautenbach hat ihn<br />
behalten und für mich war er verloren“;<br />
scherzt Prof. Rüdiger Bähr. Allerdings<br />
sprächen solche Wechsel seiner Mitarbeiter<br />
in die Industrie eben auch für die<br />
gute <strong>gie</strong>ßereitechnische Ausbildung an<br />
der Universität Magdeburg.<br />
Herausforderung „Bau einer<br />
Kokillen<strong>gie</strong>ßerei“<br />
Mathias Meinen bleibt bis zum Jahr 2007<br />
bei Rautenbach Guss in Wernigerode und<br />
ist zum Schluss stellvertretender Leiter<br />
der Qualitätssicherung. Dann kommt<br />
schließlich doch noch der Ruf aus Harzgerode.<br />
Denn Dr. Jürgen Ude von der dortigen<br />
Gesellschaft für Wirtschaftsförderung<br />
und Innovation mbH (GfWI), der<br />
auch das Innovations- und Gründerzentrum<br />
in Magdeburg leitet, sucht Verstärkung.<br />
Das GfWI berät und unterstützt<br />
mittelständische Unternehmen und Existenzgründer<br />
dabei, ihre Produktideen zur<br />
Marktreife zu führen. Die Aufgabe reizt<br />
den jungen Ingenieur und so übernimmt<br />
er beim GfWI die operative Abwicklung<br />
und das Marketing. Als im Jahr 2010 die<br />
benachbarte Aluminium<strong>gie</strong>ßerei Trimet<br />
beschließt, zusätzlich zur Druckgussfertigung<br />
auch eine eigene Kokillen<strong>gie</strong>ßerei<br />
zu bauen, bitten die Trimet-Verantwortlichen<br />
die GFWI um fachlich-technische<br />
Unterstützung. Mathias Meinen übernimmt<br />
diese Aufgabe und ist maßgeblich<br />
an der reibungslosen Umsetzung dieses<br />
Mammut-Projektes beteiligt. Wie auch<br />
schon bei Rautenbach Guss überzeugt<br />
Meinen seinen Auftraggeber. Man will ihn<br />
als Leiter der neuen Kokillen<strong>gie</strong>ßerei. Er<br />
prüft das Angebot, sagt schließlich zu und<br />
wechselt Ende 2010 zu Trimet. Seit gut<br />
zwei Jahren leitet Mathias Meinen die Fertigungssteuerung<br />
und Logistik der Harzgeroder<br />
Gießerei.<br />
Das Unternehmen biete flache Hierarchien<br />
und viel Freiraum für eigene Entscheidungen.<br />
Meinen will Dinge bewegen.<br />
Er brauche das Tagesgeschäft mit<br />
seinen immer neuen Herausforderungen,<br />
sagt er. So oft wie möglich ist der Vater<br />
zweier Töchter in der Produktion. „Ich<br />
liebe den Geruch von glühendem Metall<br />
immer noch.“ Er sei eben kein klassischer<br />
Schreibtischtäter. Was seine Ehefrau<br />
abends schon einmal zu der Bemerkung<br />
veranlasse: „Dein Hemd riecht heute wieder<br />
nach Gießerei“, erzählt er und lacht.<br />
Bei jedem seiner beruflichen Wechsel sei<br />
er immer auch ein Risiko eingegangen,<br />
denn er habe ja stets aus einer sicheren<br />
und interessanten Position heraus gewechselt.<br />
Sein Bauchgefühl sei ihm bei<br />
diesen Entscheidungen immer ein guter<br />
Ratgeber gewesen, erzählt er. Und überhaupt:<br />
Die Entscheidung für Maschinenbau<br />
und die Gießereitechnik sei goldrichtig<br />
gewesen.<br />
Mathias Meinen betreut bei Trimet inzwischen<br />
auch Studenten, die dort ihre<br />
Bachelor- oder Masterarbeit schreiben.<br />
Der Kontakt zur Universität Magdeburg<br />
und Prof. Rüdiger Bähr bleibt. Zurück an<br />
die Universität oder in die Forschung –<br />
das kann sich Mathias Meinen allerdings<br />
nicht mehr vorstellen. Dazu seien die Herausforderungen,<br />
die die tägliche Arbeit<br />
in einer Gießerei mit sich bringt, einfach<br />
zu reizvoll. Außerdem stehe die gesamte<br />
Branche vor massiven Veränderungen:<br />
Die verstärkte Verwendung von Strukturbauteilen<br />
im Automobilbau oder der Wettbewerb<br />
der Werkstoffe Eisen, Aluminium<br />
und Carbon etwa. Wenn sich aber in Kürze<br />
die nächste Studentengruppe aus<br />
Magdeburg auf den Weg in die Harzgeroder<br />
Gießerei macht, wird er sich selbstverständlich<br />
wieder die Zeit nehmen, um<br />
den Nachwuchs für seinen Traumjob zu<br />
begeistern. „Die deutsche Gießereibranche<br />
steht für höchstes technisches Niveau.<br />
Sie ist eine Branche mit Zukunft“,<br />
ist er überzeugt – und liegt damit auf einer<br />
Linie mit Prof. Rüdiger Bähr, dem<br />
Mann, der bei ihm die Lust auf Guss geweckt<br />
hat.<br />
GIESSEREI 103 <strong>04</strong>/<strong>2016</strong> 103
MEDIEN & BÜCHER<br />
Der Funke springt über<br />
Einblick in die Gießerei – modern inszeniert<br />
Haben auch Sie interessante Videos<br />
zum Thema Gießereitechnik im Internet<br />
gefunden? Senden Sie Ihre Videovorschläge<br />
an: redaktion@bdguss.de<br />
Durch den Einsatz einer Drohne sind Perspektiven möglich, die bisher nicht realisierbar waren.<br />
In dem Video kann man den Mitarbeiten<br />
förmlich über die Schulter blicken.<br />
Auch ein Flug durch die Gießerei stellte für<br />
die Drohne kein Problem dar.<br />
Moderne Messtechnik ist auch in Aschaffenburg<br />
unerlässlich.<br />
SCREENSHOTS: LINDE HYDRAULICS<br />
Die Linde Hydraulics Gießerei zeigt,<br />
wie modern man einen traditionellen<br />
Gießereibetrieb im Internet präsentieren<br />
kann. Mit moderner Musik und Videoeffekten<br />
wird der Zuschauer gefesselt<br />
und erhält einen visuellen Eindruck<br />
der Prozessabläufe.<br />
Das Werk I der Linde Hydraulics GmbH &<br />
Co. KG liegt in Aschaffenburg. Die dortige<br />
Gießerei existiert schon seit 1907 und<br />
ist ein fester Bestandteil des Unternehmens.<br />
In der Gießerei werden Komponenten<br />
für Linde Hydraulics gegossen, die<br />
anschließend in den Produktionswerken<br />
mechanisch weiterverarbeitet werden.<br />
Mit dem Video gewährt das Unternehmen<br />
einen Einblick in den Produktionsalltag.<br />
Im Rahmen der Aufnahmen wurde<br />
auch eine Drohne eingesetzt, um bisher<br />
nicht realisierbare Perspektiven im Betrieb<br />
umzusetzen. In dem knapp 4-minütigen<br />
Video schwebt der Zuschauer durch<br />
die Gießerei und kann den Mitarbeitern<br />
über die Schulter schauen.<br />
Bei der Umsetzung entschied man sich<br />
für eine frische Musikuntermalung und<br />
Videoeffekte, die besonders jüngere Zuschauer<br />
ansprechen werden und eine visuelle<br />
Alternative zu herkömmlichen<br />
Image-Videos darstellen. Das Unternehmen<br />
ist sich sicher: „Der Funke springt<br />
über“.<br />
Das Video der Linde Hydraulics Gießerei<br />
in Aschaffenburg ist auf dem Videoportal<br />
„Vimeo“ abrufbar.<br />
Drohnenflug durch die<br />
Linde Hydraulics Gießerei.<br />
https://vimeo.<br />
com/155529095<br />
126 GIESSEREI 103 <strong>04</strong>/<strong>2016</strong>