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bips 3/2009 - Hannoversche Werkstätten

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6 <strong>bips</strong><br />

Thema: Partnerschaft<br />

"Wir müssen auf nichts verzichten"<br />

Sebastian Ackenhausen hat kürzlich seine langjährige<br />

Freundin Frauke geheiratet. Die Beziehung hat vor sieben<br />

Jahren durch einen schweren Autounfall einen tiefen<br />

Einschnitt erfahren. Frauke wurde wieder ganz gesund,<br />

doch Sebastian leidet bis heute unter den Folgen<br />

des Unfalls. <strong>bips</strong> hat mit ihm über die Folgen für seine<br />

Beziehung gesprochen.<br />

Du hast dich bei eurem Unfall<br />

sehr schwer verletzt. Wie war<br />

das damals für Frauke? Welchen<br />

Einfluss hat dies auf eure<br />

Partnerschaft genommen?<br />

Für Frauke war der Unfall auch<br />

nicht einfach. Sie verletzte sich<br />

auch ziemlich schwer. Außerdem<br />

war sie lange Zeit in großer<br />

Sorge um mich.<br />

Wir versuchen heute so normal<br />

wie möglich zu leben. Das bedeutet<br />

für Frauke, dass sie mit<br />

mir zusammen nicht mehr so<br />

schnell ist. Ich weiß nicht, ob unsere<br />

Beziehung durch den Unfall<br />

intensiver ist. Wir lieben uns,<br />

nehmen Rücksicht aufeinander<br />

und sie verzeiht mir so manche<br />

Schusseligkeit. So wie ich ihr<br />

auch.<br />

Du warst lange Zeit im Krankenhaus<br />

und später in der Rehabilitation.<br />

Wie habt ihr eure<br />

Beziehung in dieser Zeit gelebt?<br />

Als Frauke selbst im Krankenhaus<br />

lag, hat sie durchgeboxt,<br />

dass sie mich auf der Intensivstation<br />

besuchen konnte. Später in<br />

der Reha waren die Pflegekräfte<br />

sehr verständnisvoll, so dass wir<br />

sogar am Abend im Bett kuscheln<br />

durften. Als ich dann in der Reha<br />

in einer anderen Stadt war, haben<br />

wir regelmäßig telefoniert. An den<br />

Wochenenden haben mich<br />

meine Eltern, sobald es erlaubt<br />

war, nach Hause geholt. Dort<br />

habe ich dann auch viel mit Frauke<br />

unternommen.<br />

Durch deine körperliche Einschränkung<br />

hat sich dein Lebensweg<br />

verändert. So konntest<br />

du beruflich nicht mehr<br />

das machen, was du geplant<br />

hattest. Deine Frau hingegen<br />

hat solche Einschränkungen<br />

für sich nicht erfahren müssen.<br />

Wie hat sich dies auf eure Beziehung<br />

ausgewirkt?<br />

Der Unfall hat für uns beide eine<br />

Umstellung bedeutet. Wir wollten<br />

Medizin studieren. Das hat sich<br />

durch meine Behinderung als unmöglich<br />

erwiesen. Genauso für<br />

meine Frau, die zum Studieren<br />

nicht so lange von mir getrennt<br />

sein wollte. Sie hat sich schließlich<br />

sehr bewusst für die Ergotherapie<br />

entschieden und liebt diesen<br />

Beruf sehr. Unsere Beziehung<br />

wurde dadurch nicht so<br />

stark beeinträchtigt. Ich bin nicht<br />

jeden Tag neidisch auf Frauke.<br />

Ich kann es ja sowieso nicht ändern.<br />

Manchmal denke ich natürlich<br />

darüber nach, wie es gewesen<br />

wäre, beruflich so erfolgreich<br />

zu sein. Aber es ist natürlich toll,<br />

dass Frauke Erfolg im Beruf hat.<br />

Auch in der Freizeit oder bei<br />

Tätigkeiten im Haushalt bist du<br />

mit deinem Handicap gegen-<br />

über deiner Frau benachteiligt.<br />

Wie schwer ist es für dich<br />

damit umzugehen?<br />

Durch Frauke habe ich gelernt,<br />

nach vorn zu blicken und aus<br />

Fehlern zu lernen. Im Übrigen bin<br />

ich in den meisten Dingen gar<br />

nicht so stark beeinträchtigt. Ich<br />

mache vieles langsamer. Aber wir<br />

müssen durch meine Behinderung<br />

auf nichts verzichten: Treffen<br />

mit Freunden, Fahrradtouren,<br />

Spaziergänge, Ausflüge ins Kino<br />

und ins Museum oder Rucksackurlaube.<br />

Frisch verheiratet heißt auch:<br />

Eure Beziehung soll noch ewig<br />

halten. Was habt ihr beiden<br />

euch für eure Zukunft vorgenommen?<br />

Unsere Zukunftspläne sehen eigentlich<br />

ganz normal aus. Irgendwann<br />

mal Kinder haben, vielleicht<br />

ein kleines Haus und auf jeden<br />

Fall viele Reisen unternehmen.<br />

Wie wir es jetzt auch schon getan<br />

haben. In den Harz, an die Ostsee,<br />

nach Schweden, nach Italien.

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