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2018_510

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D.a. <strong>510</strong> ... aktuell * Service September <strong>2018</strong><br />

D.a. gibt Tipps zu Ihrem Recht .<br />

§<br />

Kein Schmerzensgeld<br />

für<br />

Muskelkater<br />

(LG Köln, Urt. vom 11.07.<strong>2018</strong> -<br />

18 O 73/16).<br />

Die Beklagte betreibt ein Fitness-<br />

Studio, in das sich die Klägerin<br />

begab, um hier ein EMS-<br />

Probetraining zu absolvieren.<br />

Hierbei werden Muskelpartien<br />

durch elektrische Impulse stimuliert.<br />

Die Klägerin behauptet, dass<br />

sie schon während des Trainings<br />

auf die durch die Stromstöße verursachten<br />

Beschwerden hingewiesen<br />

und die Beklagte daraufhin<br />

erklärt habe, dass das so sein<br />

müsse. Die Kopfschmerzen seien<br />

darauf zurückzuführen, dass die<br />

Klägerin zu wenig Wasser getrunken<br />

habe. Die Klägerin behauptet<br />

des Weiteren, dass sie sich auch<br />

in der Folgezeit erheblich unwohl<br />

gefühlt und über Kopfschmerzen<br />

geklagt habe. Bei einem Arztbesuch<br />

sei dann ein erhöhter CK-<br />

Wert festgestellt worden, der auf<br />

ein Auflösen von Muskelfasern<br />

hingedeutet hätte und zudem<br />

habe die Gefahr eines akuten<br />

Nierenversagens bestanden. Bis<br />

zum heutigen Tage leide sie unter<br />

den Folgen des falsch dosierten<br />

EMS-Trainings, was sich durch<br />

Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit<br />

und Gliederschmerzen bemerkbar<br />

mache. Sie fordert deshalb von<br />

der Beklagten ein Schmerzensgeld<br />

in Höhe von 5.500,00 €.<br />

Die Beklagte behauptet, sie habe<br />

das Probetraining der Klägerin<br />

ordnungsgemäß dosiert. Sie verweist<br />

auf die umfassende Aufklärung<br />

der Klägerin. Zu Auffälligkeiten<br />

oder Beschwerden sei es<br />

während des Trainings nicht<br />

gekommen.<br />

Nach Auffassung des Landgerichts<br />

hat die Klägerin keinen<br />

Anspruch auf Schmerzensgeld.<br />

Dies lasse sich in erster Linie den<br />

Ausführungen des Sachverständigen<br />

entnehmen. Dieser hat dargelegt,<br />

dass die von der Klägerin<br />

erwähnten Beschwerden jeden-<br />

Aktuelle Urteile XXXII<br />

falls nicht auf das EMS-Training<br />

zurückzuführen seien. Es sei auszuschließen,<br />

dass die Klägerin<br />

bedingt durch das Training bis<br />

heute unter Kopfschmerzen, Gliederschmerzen<br />

oder Schlafstörungen<br />

leide. In der Literatur fänden<br />

sich keine Beschreibungen, dass<br />

chronische Kopfschmerzen oder<br />

auch Schlafstörungen durch<br />

Sport, insbesondere EMS-<br />

Training ausgelöst würden.<br />

Nach Ansicht des Sachverständigen<br />

sei es aber nachvollziehbar,<br />

dass sich die Klägerin unwohl<br />

fühlte und über Kopfschmerzen<br />

klagte. Es sei aus Studien<br />

bekannt, dass in den Tagen nach<br />

einem erstmaligen EMS-Training<br />

ein Muskelkater auftreten könne.<br />

Die Muskulatur der Klägerin war<br />

dadurch erstmals einer ungewohnten<br />

Belastung ausgesetzt. Im<br />

Übrigen könne es dadurch auch<br />

zu den Kopfschmerzen, einem<br />

sogenannten Belastungskopfschmerz,<br />

gekommen sein.<br />

Der Anspruch auf Schmerzensgeld<br />

entfällt aber bei unbedeutenden<br />

Eingriffen, wenn das Wohlbefinden<br />

des Verletzten nur kurzfristig<br />

und unerheblich beeinträchtigt<br />

worden ist. Dies ist vorliegend der<br />

Fall. Ein im schlimmsten Fall zweitägiger<br />

Kopfschmerz und ein<br />

mehrtägiger Muskelkater sind<br />

nicht nur von unbedeutender<br />

Dauer. Es handelt sich zudem um<br />

Beeinträchtigungen, wie sie nach<br />

jeder Art sportlicher Betätigung zu<br />

erwarten sind und üblicherweise<br />

von Sport treibenden hingenommen<br />

werden, so das Landgericht.<br />

Nutzungsentschädigung aufgrund<br />

vorübergehend fehlender<br />

Gebrauchsmöglichkeit<br />

eines Motorrads<br />

(BGH, Urteil vom 23.01.<strong>2018</strong>, VI<br />

ZR 57/17)<br />

Der Kläger ist Eigentümer und<br />

Halter eines Motorrads, das nicht<br />

ganzjährig, sondern in der Zeit<br />

von März bis Ende Oktober zugelassen<br />

ist. Im September 2014<br />

stieß der Beklagte das Motorrad<br />

aus Unachtsamkeit um, so dass<br />

dieses erheblich beschädigt<br />

wurde; für den Schaden ist der<br />

Beklagte dem Grunde nach voll<br />

einstandspflichtig.<br />

Neben Schadensersatz begehrte<br />

der Kläger u.a. auch eine<br />

Nutzungsausfallentschädigung,<br />

die ihm sowohl vom Amtsgericht<br />

als auch vom Landgericht versagt<br />

wurde. Zur Begründung führte das<br />

Landgericht aus, dass sich nicht<br />

feststellen lasse, dass der Kläger<br />

das Motorrad in dem streitgegenständlichen<br />

Zeitraum wirklich<br />

gebraucht hätte und auf dessen<br />

ständige Verfügbarkeit er für seine<br />

eigenwirtschaftliche Lebenshaltung<br />

angewiesen gewesen wäre<br />

und deshalb der Entzug der Nutzungsmöglichkeit<br />

für ihn in einer<br />

solchen Art und Weise "fühlbar"<br />

geworden wäre<br />

Das sah der BGH anders. Der<br />

BGH ist der Ansicht, dass der<br />

vorübergehende Entzug der<br />

Gebrauchs-möglichkeit eines<br />

Motorrads, das dem Geschädigten<br />

als einziges Kraftfahrzeug zur<br />

Verfügung steht und nicht reinen<br />

Freizeitzwecken dient, einen Vermögensschaden<br />

darstellt und<br />

einen Anspruch auf Nutzungsausfallentschädigung<br />

begründen<br />

kann.<br />

Verfügt der Geschädigte allerdings<br />

neben dem Motorrad über<br />

einen Pkw und stützt er die Wertschätzung<br />

des Motorrads vor<br />

allem darauf, dass das Motorradfahren<br />

sein Hobby sei oder im<br />

Vergleich zur Fahrt mit einem Pkw<br />

ein anderes Fahrgefühl vermittle,<br />

dann entfällt ein Anspruch auf<br />

Nutzungsentschädigung, weil sich<br />

diese Aspekte einer vermögensrechtlichen<br />

Bewertung entziehen,<br />

so der BGH.<br />

Meinhard Brink<br />

(Rechtsanwalt),<br />

Am Birkhof 50,<br />

Dedinghausen<br />

D.a. <strong>510</strong>/33

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