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Erfolg_Ausgabe Nr. 6-8 - Juni - August 2018

Die Zeitung "Erfolg" ist offizielles Organ des Schweizerischen KMU Verbandes

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Gesundheit<br />

<strong>Ausgabe</strong> 6/7 / <strong>Juni</strong> / Juli / <strong>August</strong> <strong>2018</strong> / ERFOLG 67<br />

Krebs am Arbeitsplatz:<br />

Hilfestellungen für Personalverantwortliche<br />

Wissen zum Thema Krebs vermitteln<br />

Die Krebsliga Schweiz bietet Schulungen für Unternehmen<br />

an. Dazu gehören Seminare, Workshops<br />

sowie das Telefoncoaching rund um das<br />

Thema Krebs am Arbeitsplatz. Die Angebote<br />

richten sich an Führungskräfte und Personalbeauftrage.<br />

Soll die Rückkehr in den Job gelingen,<br />

sind diese besonders gefordert: «Bei vielen Arbeitgebern<br />

ist zwar der Wille zur Solidarität und<br />

Unterstützung des erkrankten Mitarbeiters da.<br />

Oft überwiegt aber auch die Unsicherheit in Bezug<br />

auf den Umgang mit dem betroffenen Mitarbeiter,<br />

dem Team aber auch der Verantwortung<br />

als Führungsperson», sagt Erika Karlen-Oszlai,<br />

Fachspezialistin Krebs und Arbeit bei der Krebsliga<br />

Schweiz. Man wisse etwa nicht, ob es aufdringlich<br />

sei, sich täglich beim erkrankten Mitarbeiter<br />

nach dessen Gesundheit zu erkundigen und ob<br />

der Kollege über eine Banalität wie das gestrige<br />

Fussballspiel überhaupt noch mitdiskutieren will.<br />

Chantal Klein (Name geändert) war zuversichtlich.<br />

Nach ihrer Brustkrebstherapie freute sich<br />

die 34-Jährige wieder auf ihren Job als Qualitätsprüferin<br />

in der Lebensmittelbranche. Erst recht,<br />

weil ihr der Arbeitgeber während ihrer Abwesenheit<br />

Unterstützung signalisiert hatte. Ein<br />

kleines Teilpensum sollte ihr den Wiedereinstieg<br />

erleichtern. Geplant war, dass sie dieses später<br />

dann sukzessiv steigert.<br />

Doch schon kurz nach der Rückkehr ins Büro<br />

begann der Kampf mit den Nachwirkungen der<br />

Therapie: Chronische Müdigkeit und Erschöpfung<br />

machten ihr zu schaffen. Ihre Vorgesetzte<br />

zeigte dafür jedoch kein Verständnis. Sie bringe<br />

die geforderte Leistung im Job nicht mehr,<br />

wurde ihr vorgeworfen. Das Mobbing liess nicht<br />

nach. Keine ihrer Leistungen sei für gut befunden<br />

worden, erzählt Klein. Als sie bei einer<br />

Beförderung übergangen wurde und sich beschwerte,<br />

eskalierte die Situation. Die Lebensmitteltechnikerin<br />

wurde per sofort freigestellt.<br />

Chantal Klein ist kein Einzelfall: Krebs ist in der<br />

Schweiz die dritthäufigste Ursache für eine längere<br />

Abwesenheit vom Arbeitsplatz. Mehr als<br />

64'000 Menschen im erwerbsfähigen Alter zwischen<br />

20 und 69 erhielten in den letzten fünf<br />

Jahren eine Krebsdiagnose. Die gute Nachricht:<br />

Bei den meisten Krebsarten ist die Sterblichkeit<br />

rückläufig. Viele Betroffene kehren nach dem<br />

Ende ihrer Therapie wieder in ihren Job zurück.<br />

Manchmal leiden sie aber noch lange nach dem<br />

Ende der Therapien unter Nachwirkungen und<br />

Spätfolgen.<br />

HR nimmt zentrale Rolle ein<br />

Für Betroffene ist das Arbeitsumfeld während<br />

und nach der Krebstherapie wichtig. Im Job ist<br />

man nicht immer nur Patient, sondern kann<br />

auch etwas leisten. Falls dies aus gesundheitlichen<br />

Gründen möglich ist arbeiten viele auch<br />

während der Therapie in reduziertem Umfang<br />

weiter. Umgekehrt kann ein Verlust der Arbeit<br />

die negativen Folgen einer Erkrankung noch<br />

verschlimmern.<br />

Geht es darum, betroffene Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter im Unternehmen zu halten,<br />

nehmen Vorgesetzte und HR-Verantwortliche<br />

eine zentrale Rolle ein. Mit einer achtsamen<br />

und bewussten Begleitung der Mitarbeitenden<br />

können sie das Arbeitsklima und den Wiedereingliederungsprozess<br />

massgeblich beeinflussen.<br />

Als ersten Schritt wäre es für Vorgesetzte etwa<br />

wichtig, der betroffenen Person zu versichern,<br />

dass sie ihren Arbeitsplatz im Unternehmen<br />

behalten kann. Gleichzeitig gilt es aber auch<br />

zu vermitteln, dass die Arbeit warten kann, die<br />

eigene Gesundheit nun Priorität hat.<br />

Hilfestellung können die Fachpersonen der<br />

Krebsliga aber auch bei organisatorischen und<br />

logistischen Fragen bieten. Etwa wie der Arbeitsplan<br />

während der meist mehrere Monate<br />

dauernden Therapien angepasst werden kann<br />

und ob die betroffene Person beispielsweise<br />

auch Teilzeit oder im Homeoffice arbeiten könnte.<br />

Ebenso zentral ist aber auch die Frage nach<br />

dem Geld. Gerade für kleinere Unternehmen<br />

kann die mehrmonatige Abwesenheit eines Mitarbeiters<br />

auch finanzielle Einbussen bedeuten.<br />

Manchmal sind es aber die kleinen Sachen,<br />

welche Betroffenen die Rückkehr erleichtern.<br />

«Mir hat es geholfen trotz Chemotherapie am<br />

Weihnachtsessen teilzunehmen. So habe ich<br />

den Kontakt zu den Kollegen nicht verloren»,<br />

sagt Lisa Baumann (Name geändert). Heute,<br />

zwei Jahre nach dem Ende ihrer Brustkrebstherapie<br />

ist sie wieder an ihren Arbeitsplatz in einer<br />

Werbeagentur zurückgekehrt. 80 Prozent. Das<br />

reiche, meint sie.<br />

Die Krebsliga bietet das Telefoncoaching für<br />

Arbeitgeber unter der Nummer 0848 114 118<br />

(8 Rp./Min.) an, von Montag bis Freitag zwischen<br />

9.00 und 16.00 Uhr. Die Beratung wird<br />

in Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch<br />

angeboten.<br />

Weitere Informationen und Anmeldung:<br />

www.krebsliga.ch/arbeitgeber<br />

Krebsliga Schweiz<br />

Effingerstrasse 40 · 3008 Bern<br />

www.krebsliga.ch

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