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ausflug - AVSO

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ASTRO-AMATEUR<br />

Informationen der<br />

Allgäuer Volkssternwarte Ottobeuren e. V.<br />

Observatorium für volksbildende Himmelskunde<br />

Venustransit 2004<br />

„Superstars“ 2003<br />

Wetterbeobachtungen<br />

38. Jahrgang<br />

1/2004<br />

Nr. 123<br />

1


INHALT<br />

� TITELBILD<br />

Polarlicht vom 20.11.03, Merkurtransit vom 7.5.03,<br />

partielle Sonnenfinsternis vom 31.5.03 und totale<br />

Mondfinsternis vom 8.11.03<br />

� Editorial / Impressum<br />

Aufnahmen: <strong>AVSO</strong> 1<br />

Vorwort / Impressum<br />

� Geschichte der Astronomie<br />

Redaktioneller Beitrag 3<br />

Der „Schwarze Tropfen“<br />

� Ereignisse<br />

Reinhart Sitter 4<br />

Der Venustransit über Ottobeuren<br />

� Öffentlichkeitsarbeit<br />

Redaktioneller Beitrag 12<br />

Gut ... besser ... 2003<br />

� Veranstaltungen<br />

Thomas Förg 13<br />

Erster deutschlandweiter Astronomietag<br />

� Arbeitsgruppe Astrofotografie<br />

Redaktioneller Beitrag 15<br />

Die „Superstars“ 2003<br />

� Ausflug<br />

Harald Steinmüller 16<br />

Ab in die Berge!<br />

� Wissenschaft und Forschung<br />

Redaktioneller Beitrag 21<br />

Wetterbeobachtungen 2003<br />

� Gedanken<br />

Alexander Socher 23<br />

Von Wünschen und Erfülltem<br />

� Ausflug<br />

Frank Hegemann 28<br />

Den Profis über die Schulter geschaut ...<br />

� Vereinsnachrichten<br />

Timm Kasper 29<br />

Eine Bilanz der Superlative<br />

� Jugendarbeit<br />

Simone Förg 32<br />

Auf dem Weg in die Zukunft<br />

� Veranstaltungen<br />

Harald Steinmüller 33<br />

Weihnachtsfeier 2003<br />

� Vereinsnachrichten<br />

Redaktioneller Beitrag 35<br />

Aktuelles aus dem Vereinsleben<br />

� Zum Gedenken<br />

Wolfgang Forth 36<br />

Nachruf für Ernst Jenny und Therese Söhner Heinz Forth 39<br />

� Umschlagseite<br />

Totale Mondfinsternis vom 16.5.2003:<br />

Der fast komplett verfinsterte Mond verblasst in der<br />

Morgendämmerung Aufnahme: Wolfgang Forth 40<br />

2


E DITORIAL<br />

Liebe Leser des ASTRO-AMATEURs!<br />

Das Jahr 2003 war ein absolutes<br />

Jahr der Superlative: Sämtliche<br />

besonderen Himmelsereignisse<br />

konnten beobachtet werden. Das<br />

schöne Wetter und nicht zuletzt die<br />

„Mars-Mania“ verursachten einen<br />

Besucherrekord. Die astronomische<br />

Fotoausbeute war so hervorragend,<br />

dass wir uns entschlossen<br />

haben, nicht nur wieder ein farbiges<br />

Titelbild zu präsentieren, sondern<br />

auch die Innenseiten dieser<br />

Ausgabe farbig zu gestalten.<br />

Auch das neue Jahr verspricht<br />

astronomisch interessant zu werden.<br />

Abermals sind zwei Mondfinsternisse<br />

angesagt, auch ein Komet<br />

soll vorbeischauen – über die Sichtbarkeit<br />

wird allerdings noch sehr<br />

vorsichtig spekuliert.<br />

Das Astro-Highlight jedoch<br />

wird der Venustransit am 8. Juni<br />

werden – vorausgesetzt, Petrus ist<br />

uns wie letztes Jahr wohl gesonnen.<br />

Ein Venustransit kommt nur<br />

recht selten vor – der letzte war<br />

1882. Unser Gastautor Reinhard<br />

Sitter hat seine Leidenschaft für<br />

Weltraum-Briefmarken wieder mit<br />

einem hochinteressanten Artikel<br />

IMPRESSUM<br />

• V VVer<br />

VVer<br />

er erantw er antw antwor antw or ortlic or tlic tlicher tlic her Her Herausg Her ausg ausgeber ausg ber ber ber: ber<br />

Allgäuer Volkssternwarte Ottobeuren e. V.<br />

• • Geschäftsstelle:<br />

Geschäftsstelle:<br />

Geschäftsstelle:<br />

Bgm.-Hasel-Str. 17, 87724 Ottobeuren<br />

Tel. (0 83 32) 9 36 60 58<br />

Fax (0 83 32) 93 68 90<br />

E-Mail: info@avso.de<br />

• • Homepage Homepage im im Internet:<br />

Internet:<br />

http://www.avso.de<br />

• • • Bankverbindung:<br />

Bankverbindung:<br />

Sparkasse Ottobeuren (BLZ 731 500 00)<br />

Kto.-Nr. 190 281 683<br />

• • Vor or orstand: or stand:<br />

1. Vorsitzender: Harald Steinmüller<br />

2. Vorsitzender: Wolfgang Forth<br />

Kassier: Thomas Förg<br />

Schriftführerin: Simone Förg<br />

1. Techn. Vorstand: Frank Hegemann<br />

2. Techn. Vorstand: Alexander Socher<br />

Wissenschaftlicher Beirat: Dr. Dieter Egger<br />

über die Geschichte der Venus-<br />

Durchgänge verbunden.<br />

Im Januar sorgte die Ankündigung<br />

des amerikanischen Präsidenten<br />

für Furore, in den nächsten<br />

zwei Dekaden Astronauten zum<br />

Mars zu schicken. Kurz zuvor war<br />

die Sonde „Spirit“ erfolgreich dort<br />

gelandet und sendete sofort – im<br />

Gegensatz zum europäischen Kollegen<br />

– hervorragende Bilder.<br />

Interessant hierbei ist, wie plötzlich<br />

– nach der Mars-Euphorie vom<br />

letzten Jahr – die Medien auf die<br />

Wissenschaft anspringen. Ist diese<br />

plötzlich wieder „salon-“, respektive<br />

„medienfähig“ geworden?<br />

Letztes Jahr interessierte meist<br />

nur, wie man sich vor Terroranschlägen<br />

schützen konnte oder was<br />

der Einzelne in den nächsten Jahren<br />

für Gesundheit ausgeben muss.<br />

Woher kommt das plötzliche Interesse<br />

der Medien und der Politiker<br />

an der Wissenschaft?<br />

Es sind wohl vorrangig populistische<br />

Ziele zu nennen: Der amerikanische<br />

Präsident zum Beispiel<br />

will von außenpolitischen Problemen<br />

ablenken und wiedergewählt<br />

werden und propagiert deshalb<br />

eine bemannte Marslandung.<br />

Die Medien picken sich das<br />

heraus, was „gut ‘rüberkommt“.<br />

Erfolge zählen, vermarktbare Erfolge..<br />

Nachdem „Beagle“ nicht<br />

geantwortet hat, ist es völlig egal,<br />

dass die Sonde „Mars-Express“<br />

höchst erfolgreich in der Umlaufbahn<br />

des roten Planeten operiert<br />

und hervorragende Bilder zur Erde<br />

schickt - so was zieht einfach nicht<br />

in unserer Sensationsmedienwelt.<br />

Jetzt zählen nur noch „Spirit“ und<br />

„Opportunity“. Hauptsache, es<br />

kurvt ein kleiner Roboter auf dem<br />

Wüstenboden herum (hatten wir<br />

das nicht schon 1997?). Wussten<br />

Sie eigentlich, dass ohne das europäische<br />

„Know-How“ auch diese<br />

beiden Roboter gar nicht funktionieren<br />

würden? Und in der Euphorie<br />

der geplanten bemannten<br />

Marslandung geht völlig unter, dass<br />

das Hubble Space Telescope für<br />

deren Finanzierung aufgegeben<br />

werden soll - „Goodbye Wissenschaft<br />

- Welcome Mars-Show“ ...<br />

Ihre ASTRO-AMATEUR-<br />

Redaktion<br />

• • Sternwarte Sternwarte am am Konohof:<br />

Konohof:<br />

Dr.-Friedrich-Kuhn-Weg<br />

• • Koordinaten:<br />

Koordinaten:<br />

ϕ = 47° 55’ 47’’ λ = 10° 17’ 18’’<br />

Höhe über NN: 746 m<br />

• • Öffnungszeiten:<br />

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Jeden Freitag ab 19.30 Uhr<br />

Sonderführungen nur nach Vereinbarung<br />

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3,-- Euro / Kinder bis 10 Jahre frei<br />

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Erwachsene 45,--Euro/Jahr, Jugendliche bis 18 Jahre 22,50 Euro/Jahr<br />

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ASTRO-AMATEUR:<br />

ASTRO-AMA TEUR:<br />

Nr. 123, 38. Jahrgang<br />

Bezug für Mitglieder kostenlos / für Nichtmitglieder 15,-- Euro incl. Porto<br />

• • Redaktion:<br />

Redaktion:<br />

Wolfgang Forth, Ulrike Kurtz, Harald Steinmüller<br />

• • Layout:<br />

Layout:<br />

Allgäuer Volkssternwarte e. V.<br />

• • Druck:<br />

Druck:<br />

Werbe & Druckstudio Hartmann, Ottobeuren<br />

3


G ESCHICHTE DER A STRONOMIE<br />

Einleitung<br />

Der Autor, ein passionierter<br />

Briefmarkensammler, erzählt die<br />

Geschichte von den Venusdurchgängen.<br />

Deren Beobachtungen<br />

sind wegen ihrer Seltenheit genauso<br />

spannend wie die von Sonnenfinsternissen.<br />

Der letzte Transit<br />

(Durchgang) fand 1882 statt. Also<br />

keiner der Leser des ASTRO-<br />

AMATEUR hat je einen Durchgang<br />

selbst beobachtet. Deshalb im<br />

Kalender ganz dick den 8. Juni<br />

2004 ankreuzen!<br />

Der Durchgang kann auch ohne<br />

optische Hilfsmittel beobachtet<br />

werden; hier könnte die Sonnenfinsternisbrille<br />

von 1999 wieder<br />

zum Einsatz kommen. Besser<br />

sichtbar ist das Ereignis mit einem<br />

Fernglas oder Fernrohr – aber nur<br />

unter Verwendung geeigneter Sonnenfilter<br />

(z. B. Schutzfolien)!<br />

Wie bei einer Sonnenfinsternis,<br />

bei der sich der Mond vor die Sonne<br />

schiebt, spricht man auch beim<br />

Venusdurchgang von vier Kontaktzeiten<br />

(Uhrzeiten am 8.6.2004 in<br />

Abhängigkeit vom Beobachtungsort!):<br />

(1) Verlauf des Venustransits am<br />

8.6.2004: Die in Klammer angegebenen<br />

Zeiten sind in Sommerzeit. Quelle:<br />

Himmelsjahr 2004, Kosmos-Verlag<br />

4<br />

Der „Schwarze Tropfen“<br />

Die Geschichte der Venusdurchgänge<br />

erzählt Reinhart Sitter, Passau<br />

1. Kontakt 07:20 Uhr: Die Venusscheibe<br />

berührt die Sonnenscheibe.<br />

2. Kontakt 07:40 Uhr: Venusscheibe<br />

völlig innerhalb der Sonnenscheibe.<br />

3. Kontakt 13:04 Uhr: Venusscheibe<br />

berührt den anderen Sonnenrand.<br />

4. Kontakt 13:23 Uhr: Venusscheibe<br />

verlässt die Sonnenscheibe.<br />

(1)<br />

Wenn das Wetter mitspielt, ist<br />

der Venusdurchgang von Deutschland<br />

aus beobachtbar. Sie brauchen<br />

also keine der Expeditionen zu unternehmen,<br />

wie sie nachfolgend<br />

berichtet werden.<br />

Schwarzer Punkt im<br />

Sonnenrund<br />

Wenn sich der Mond genau<br />

zwischen Erde und Sonne schiebt,<br />

erleben wir eine Sonnenfinsternis.<br />

Der kleine, aber sehr nahe Mond<br />

verdeckt die scheinbar gleich große<br />

Sonnenscheibe und der helle<br />

Tag wird minutenlang nachtgrau.<br />

Auch die Venus kann unseren<br />

Blick auf die Sonne kreuzen, denn<br />

sie umkreist das Zentralgestirn in<br />

einer engeren Umlaufbahn um die<br />

Erde. Dann zieht die Venus so<br />

zwischen Erde und Sonne vorbei,<br />

so dass sie für die Dauer mehrerer<br />

Stunden als schwarzer Punkt<br />

das Sonnenrund durchquert. Der<br />

große Zyklus, der Erde, Venus und<br />

Sonne in eine Linie führt, lässt nach<br />

über hundertjähriger Pause immer<br />

zwei solcher „Venus-Passagen“<br />

kurz hintereinander folgen.<br />

Während das 20. Jahrhundert<br />

leer ausging, wird sich das Ereignis<br />

im 21. schon bald wiederholen:<br />

jeweils im Juni der Jahre 2004 und<br />

2012!<br />

Wissenschaftliche<br />

Gemeinschaftsleistung<br />

1768 beginnt die größte aller<br />

Sternfahrten; alle Teilnehmer sind<br />

Himmelsforscher. Vor ihnen liegen<br />

riesige Strecken mit halsbrecherischen<br />

Fahrten durch wegloses Gelände.<br />

Die Zielorte sind über den<br />

ganzen Erdball verteilt. Das Zieldatum<br />

steht fest: Am 3. Juni 1769<br />

wollen die Forscher eine astronomische<br />

Sensation beobachten:<br />

Dann wird die Venus über die Sonnenscheibe<br />

wandern.<br />

Die Sternwarten von London<br />

und Paris sind 1768 die Kontrollzentren<br />

dieses „Unternehmens<br />

Venus“. Große Weltkarten zeigen<br />

die Zielorte der einzelnen Expeditionen.<br />

Es ist die erste wissenschaftliche<br />

Gemeinschaftsleistung<br />

der europäischen Nationen!<br />

Überall verfolgt man das weltumspannende<br />

Projekt mit größtem<br />

Interesse. Koordinaten auf der<br />

Karte zeigen, an welchen Orten<br />

auf der Erde die Venuspassage zu<br />

sehen sein wird.<br />

Schlüssel für die<br />

Lösung<br />

Warum hatte die Passage der<br />

Venus für die Wissenschaft des 19.<br />

Jahrhunderts so große Bedeutung?<br />

Damals war der Abstand der Erde<br />

von der Sonne noch unbekannt. Die<br />

Entfernungen im Sonnensystem<br />

konnten weder in Meilen noch in<br />

irgendeinem anderen Längenmaß<br />

angegeben werden. Der Schlüssel<br />

für die Lösung lag bei der Venus!<br />

Jetzt wollte man eine Venus-Passage<br />

von weit über den Globus verteilten<br />

Standorten aus beobachten.<br />

Die Momente der scheinbaren Berührung<br />

der Venus mit dem Sonnenrand<br />

sollte jeder Beobachter


mit sekundengenauer Uhrzeit notieren.<br />

Doch die Messergebnisse<br />

würden um Sekunden oder gar<br />

Minuten voneinander abweichen –<br />

um so mehr, je weiter die Positionen<br />

der Zeitmesser auseinander<br />

lagen. Aus diesen Differenzen ergab<br />

sich die Lösung. Denn aus der<br />

zeitlichen Verschiebung ließ sich<br />

der Winkel zwischen Sonne und<br />

Beobachter errechnen. Je kleiner<br />

dieser Winkel war, um so weiter<br />

musste sie entfernt sein!<br />

Point Venus<br />

Bereits im Mai 1768 hat<br />

William Wales England in Richtung<br />

Hudson Bay verlassen. Er muss<br />

seinen Zielort im äußersten Norden<br />

Kanadas rechtzeitig erreichen,<br />

bevor ein früher Eisgang die Strecke<br />

unpassierbar macht. Nach drei<br />

Monaten auf See erreicht Wales<br />

sein Ziel und überwintert an der<br />

eisigen Hudson Bay. (2)<br />

(2) William Wales – Neue Hebriden, Mi.<br />

396<br />

Zu gleicher Zeit verlässt die<br />

„Endeavour“ (3) den Londoner<br />

Hafen. Ziel ist die eben erst entdeckte<br />

Südsee-Insel Tahiti. Noch<br />

sind große Teile der Erde völlig unbekannt.<br />

Die Weltreise der „Endeavour“<br />

wird viele weiße Flecken<br />

auf den Landkarten tilgen. Leiter<br />

der Expedition ist der noch unbekannte<br />

Seeoffizier James Cook.<br />

(3) Er wird als einer der berühm-<br />

(3) James Cook und die „Endeavour“ –<br />

Samoa, Mi. 222<br />

testen Entdecker seiner Zeit in die<br />

Geschichte eingehen und mehr für<br />

die Erkundung der Welt tun als je<br />

ein Mensch zuvor. Zu Ehren seiner<br />

Mission nennt er eine Landzunge<br />

auf Tahiti „Point Venus“. (4)<br />

(4) Sonderstempel<br />

Tahiti: 200 Jahre seit<br />

James Cooks<br />

Besuch zum<br />

Venustransit<br />

Rendezvous am<br />

Himmel<br />

Auch die Expeditionen, die im<br />

Russland Katharinas der Großen<br />

nach Osten aufbrechen, müssen in<br />

dem riesigen Reich ozeanweite<br />

Entfernungen zurücklegen. Unter<br />

den Wissenschaftlern, die dem Ruf<br />

der Zarin gefolgt sind, ist auch der<br />

Göttinger Professor Georg Lawitz.<br />

Er macht sich auf den Weg durch<br />

die kasachischen Steppen, um am<br />

Ufer des Kaspischen Meeres das<br />

Rendezvous am Himmel zu beobachten.<br />

Überall in Europa nimmt man<br />

großen Anteil am Geschick der<br />

Expeditionen. Die Finanzierung<br />

der aufwendigen Unternehmungen<br />

wird nicht allein von den Fürstenhöfen<br />

getragen. Auch reiche<br />

Kaufleute fühlen sich als Förderer<br />

der wissenschaftlichen Akademien<br />

dem Fortschritt verpflichtet.<br />

Vorträge zu astronomischen Themen<br />

sind bei den bürgerlich gebildeten<br />

Ständen so beliebt wie heute<br />

ein Kinobesuch. Auf großen<br />

Weltkarten ist das Netz der 80 Beobachtungsstationeneingezeichnet,<br />

das sich um den ganzen Erdball<br />

spannt.<br />

Von einigen der früh gestarteten<br />

Forscher hat man schon Nachrichten<br />

erhalten. Das Schicksal der<br />

anderen wird noch lange ungewiss<br />

bleiben. Allzuweit sind sie von Europa<br />

entfernt.<br />

Expedition San José<br />

Im Dezember 1768 verlässt<br />

ein Schiff den spanischen Hafen<br />

Cadiz in Richtung Westen. Geführt<br />

wird die französisch-spanische<br />

Expedition von einem der erfahrensten<br />

Naturforscher und Astronomen<br />

Frankreichs.<br />

Der 40-jährige Jean-Baptiste<br />

Chappe d’Auteroche ist Mitglied<br />

der Pariser Akademie der Wissenschaften.<br />

Sein größter Schatz an<br />

Bord sind die Teleskope. Sie gehören<br />

zu den modernsten Instrumenten<br />

ihrer Art und besitzen bereits<br />

farbkorrigierende Linsen. Das<br />

militärische Kommando teilen sich<br />

zwei spanische Marineoffiziere:<br />

Don Vicente de Doz und Don Salvador<br />

de Medina. Beide sind<br />

astronomisch geschult und haben<br />

vom spanischen König den Auftrag,<br />

eigene Messungen durchzuführen.<br />

Sie werden Chappe bis<br />

zum unvorhersehbaren Ende zur<br />

Seite stehen. Alle wissen, dass die<br />

Zeit drängt: Bis zum 3. Juni sind<br />

es nur noch fünfeinhalb Monate<br />

und ihr Ziel liegt in weiter Ferne:<br />

im äußersten Westen von Mexiko.<br />

Auf den Spuren von<br />

Cortez<br />

Nach 77 Tagen auf See erreicht<br />

Anfang März 1769 die französisch-spanische<br />

Expedition die<br />

mexikanische Küste.<br />

Vor ihnen liegt jetzt eine Reise<br />

quer durch ganz Mexiko. 1500 Kilometer<br />

von Küste zu Küste. Bis<br />

zum Tag der Entscheidung sind es<br />

nur noch elf Wochen. Das zentrale<br />

Hochland mit den beiden gewaltigen<br />

Gebirgsketten der Sierra Madre<br />

trennen sie von der Pazifikküste.<br />

Und auch dann sind die Wissenschaftler<br />

noch lange nicht am<br />

Ziel. Sie folgen der gleichen Route,<br />

wie einst der Eroberer Cortez,<br />

bevor er das Reich der Azteken eroberte.<br />

5


Gewaltmarsch<br />

von 28 Tagen<br />

In der Hauptstadt Mexikos<br />

werden die Wissenschaftler im<br />

Palast des Vizekönigs empfangen.<br />

Obwohl der 3. Juni immer<br />

näher rückt, müssen sie die<br />

Schönheiten der Stadt besichtigen.<br />

Die Männer kämpfen sich<br />

nun durch das wild zerklüftete<br />

Gelände des Sierra Madre-Gebirges.<br />

Sie müssen ihre Waffen griffbereit<br />

halten, denn sie durchqueren<br />

das Gebiet der gefürchteten<br />

„Indio Bravos“. Endlich haben sie<br />

den Abstieg geschafft und die<br />

sumpfige Ebene am Pazifik erreicht.<br />

Es ist ihnen gelungen,<br />

Mexiko in einem Gewaltmarsch<br />

von 28 Tagen von Küste zu Küste<br />

zu durchqueren!<br />

Entscheidung<br />

mit tödlichen Folgen<br />

Einen vollen Monat braucht das<br />

Postschiff für die Fahrt zur Halbinsel<br />

Baja California, weil es ohne<br />

Wind wochenlang auf der Stelle<br />

dümpelt. Der Segler ankert drei<br />

Meilen vor der Flussmündung von<br />

San José.<br />

Die gesamte Ausrüstung muss<br />

durch die Brandung an die felsige<br />

Küste gerudert werden. Doch<br />

Chappe will mit der Suche nach<br />

einem geschützteren Küstenstrich<br />

nicht noch mehr Zeit verlieren.<br />

Dass ihn die Entscheidung für San<br />

José schließlich das Leben kosten<br />

wird, kann er nicht wissen. Das<br />

kalifornische San José ist eine Missionsstation<br />

des Franziskaner-<br />

Ordens. Zwei Wochen bleiben<br />

Chappe für die Vorbereitungen.<br />

Das provisorische Observatorium<br />

soll den Instrumenten während der<br />

Beobachtung einen vollkommenen<br />

Windschutz bieten. Schon geringste<br />

Erschütterungen können zu Verwacklungen<br />

des Teleskops führen<br />

und so die Messergebnisse ruinieren.<br />

6<br />

Seuchengefahr<br />

in San José<br />

Als Rohbau dient eine Scheune<br />

der Missionsstation. An der<br />

Südseite haben sie eine Öffnung<br />

in das Dach geschnitten. Dumpfe<br />

Trommelschläge dringen vom Indianerdorf<br />

bis zur Station. Sie erzählen<br />

vom großen Sterben. Eine<br />

Seuche ist ausgebrochen. Die Spanier<br />

wollen San José wegen der<br />

Todesgefahr verlassen und zwei<br />

Tagesreisen weiterziehen.<br />

Doch Chappe weiß, dass die<br />

Zeit nicht reichen würde. Er will<br />

lieber sein Leben riskieren als den<br />

wissenschaftlichen Erfolg. Sein<br />

einziges Interesse gilt dem Aufstellen<br />

der Instrumente. Jedes Teleskop<br />

trägt einen Verdunkelungsvorsatz<br />

aus eingefärbtem Glas zum<br />

Schutz gegen die Sonneneinstrahlung.<br />

Exakte Zeitmessung<br />

Chappe hat inzwischen die geografische<br />

Breite und Länge von San<br />

José bestimmt. Jetzt muss er die lokale<br />

Zeit fixieren. Grundmaß der<br />

Zeit ist die Umdrehung der Erde.<br />

Wenn die Sonne den höchsten Punkt<br />

auf ihrem Bogen erreicht hat, zeigt<br />

sie zwölf Uhr mittags an. Abweichungen<br />

in der Ganggenauigkeit der<br />

Uhren lassen sich also nur von Tag<br />

zu Tag regulieren. Auch die Uhren<br />

sind im 18. Jahrhundert entscheidend<br />

verbessert worden. In einer<br />

neuen Generation von Zeitmessern<br />

wurde das Räderwerk nicht mehr<br />

allein durch Gewichte in Bewegung<br />

gehalten. Die Uhren tickten zuverlässiger,<br />

seit die stählerne Unruh für<br />

Federwerkchronometer entwickelt<br />

worden war. Die Pendeluhren besaßen<br />

jetzt eine Spindelhemmung.<br />

Die exakte Zeitmessung wird zum<br />

Symbol für den Fortschritt.<br />

Expedition Vardö<br />

Auch in Mitteleuropa erwartet<br />

man das Ereignis mit großer Spannung,<br />

obwohl hier die Sonne schon<br />

bald nach der Begegnung mit der<br />

Venus untergehen wird. Wer die<br />

Passage ganz erleben will, braucht<br />

daher Mäzene, die eine weite Reise<br />

bezahlen.<br />

Jesuitenpater Maximilian Hell<br />

(5) (6) erhält eine unverhoffte Einladung<br />

des dänischen Königs. Als<br />

Direktor der Wiener Sternwarte<br />

soll er den Venus-Durchgang an<br />

der äußersten Nordecke Europas<br />

beobachten. Eine monatelange<br />

Reise zum norwegischen Vardö,<br />

das damals zu Dänemark gehörte.<br />

Auch Hell und sein Assistent Johann<br />

Sajnovics brechen schon im<br />

Frühjahr 1768 auf. Mehr als ein<br />

Jahr vor dem Venus-Transit. Sie<br />

wollen in Vardö überwintern.<br />

(5) Maximilian Hell in lapländischer Kleidung. FDC Tschechoslowakei Mi. 1923


(6) GedenkmünzeMaximilian<br />

Hell<br />

(1720 - 1792)<br />

Beschwerliches<br />

Unternehmen<br />

Reisen war im 18. Jahrhundert<br />

ein beschwerliches Unternehmen.<br />

Nach einer Kutschfahrt durch<br />

Deutschland und Dänemark beginnt<br />

die weite Reise durch<br />

Schweden und Norwegen. Je weiter<br />

sie nach Norden kommen,<br />

umso grandioser wird die Landschaft.<br />

Und umso unbefahrbarer<br />

werden die Wege. Immer wieder<br />

muss die kleine Reisegruppe abgründige<br />

Schluchten durchqueren<br />

und steile Bergpässe überwinden.<br />

Täglich müssen sie gebrochene<br />

Räder und verbogene Achsen reparieren.<br />

Den fast 50-jährigen Hell<br />

bringen solche Strapazen an die<br />

Grenzen seiner Leistungsfähigkeit.<br />

Sein Forscherdrang führt ihn durch<br />

ein wildes, fast leeres Land.<br />

Gefährlicher Kurs<br />

Pater Hell und Johann Sajnovics<br />

nähern sich dem Hafen Trondheim<br />

auf dem alten Königsweg.<br />

Doch königlich ist nur die Landschaft.<br />

Die Kutsche rumpelt über<br />

Knüppeldämme, dann über schmale<br />

Gebirgspfade. Oft sind sie mit<br />

Steinen und Felsbrocken übersät.<br />

Auch die hölzernen Brückenkonstruktionen<br />

werden immer abenteuerlicher.<br />

Erschöpft erreichen<br />

sie endlich Trondheim. Im Land der<br />

Wikinger chartern sie eine Jacht,<br />

die sie über die letzte Etappe tragen<br />

soll: den weiten und gefährlichen<br />

Kurs übers Nordkap. Mitte<br />

Oktober erreicht Hell das Ziel seiner<br />

langen Reise: die kleine Garnisonsstation<br />

Vardö (7) den entferntesten<br />

Vorposten des Dänischen<br />

Reiches.<br />

Eisige Temperaturen<br />

Der Herbst auf Vardö ist kurz.<br />

Schon im Oktober zieht hier an der<br />

Barents-See der Winter ein, und<br />

mit der Dunkelheit kommt die Kälte.<br />

Die Hauptsorge der beiden<br />

Wiener Astronomen gilt ihren Instrumenten,<br />

die vor den eisigen<br />

Temperaturen geschützt werden<br />

müssen. An vielen Geräten sind<br />

Wasserwaagen angebracht, um<br />

sie beim Messen im Lot zu halten.<br />

Damit sie nicht vom Frost gesprengt<br />

werden, ersetzen Hell und<br />

Sajnovics die Flüssigkeit durch<br />

hochprozentigen Alkohol, an dem<br />

in der kleinen Garnisonsstadt kein<br />

Mangel herrscht. Den Verschluss<br />

versiegeln sie, indem sie Wasser<br />

darüber gießen und ihn zufrieren<br />

lassen.<br />

(7) 200 Jahre Stadt<br />

Vardö - Norwegen,<br />

Mi. 1015<br />

Mathematische<br />

Berechnungen<br />

Knapp 90 Breitengrade liegen<br />

zwischen Vardö und der Messstation<br />

der Endeavour-Crew um<br />

James Cook, Tahiti. Die von Cook<br />

und Hell gemessenen Zeiten für die<br />

Venus-Passage müssen also deutlich<br />

voneinander abweichen. Die<br />

(8) Venus-Durchgang 1769: Weg der<br />

Venusscheibe (Scheibenmittelpunkt) über<br />

die Sonnenscheibe von zwei verschiedenen<br />

Standorten (Vardö und Tahiti) aus<br />

gesehen.<br />

Basis aller Berechnungen war der<br />

Erddurchmesser, den man kannte.<br />

Um die Höhe in dem Dreieck zwischen<br />

Venus und Beobachtern zu<br />

bestimmen und damit die Distanz<br />

zur Venus, brauchte man den Winkel<br />

Alpha. Nach der Theorie nahm<br />

die Venus für Beobachter im Süden<br />

der Erde einen kürzeren Weg<br />

über die Sonne als für Beobachter<br />

im hohen Norden. (8)<br />

Gesetze und Verfahren<br />

Aus dem Unterschied der gemessenen<br />

Zeiten ließ sich das Verhältnis<br />

der scheinbaren Venus-<br />

Strecken auf dem Sonnenrund berechnen<br />

– und damit die sogenannte<br />

„Parallaxe“. Diese war nichts<br />

anderes als der Winkel Alpha, und<br />

mit ihm kannte man auch die Entfernung<br />

zur Venus. Das mathematische<br />

Verfahren wurde allerdings<br />

durch Faktoren wie die Beugung<br />

der Lichtstrahlen und die Eigenrotation<br />

der Erde kompliziert. Doch<br />

hatten die Mathematiker einmal die<br />

Distanz zur Venus bestimmt, konnten<br />

sie nach dem Gesetz der Planetenbewegung<br />

auch alle anderen<br />

Entfernungen im Sonnensystem<br />

berechnen – und so auch den Abstand<br />

zwischen Erde und Sonne in<br />

absoluten Zahlen angeben. (9)<br />

Im Bann der Venus<br />

Überall auf der Welt blicken die<br />

Astronomen gespannt in den Himmel:<br />

Wird sich die Sonne zeigen?<br />

Oder werden dichte Wolken sie<br />

verdecken, so dass alle Mühen vergeblich<br />

waren? Sie warten in den<br />

finnischen Wäldern und in der sibirischen<br />

Tundra, in Quebec und<br />

Peking, in der Karibik, in Indien und<br />

an einem halben Hundert Orten in<br />

Europa.<br />

Mit Gottes<br />

besonderer Gnade<br />

In Vardö, wo die Junisonne<br />

nicht untergeht, schreibt Hells Be-<br />

7


(9) Wenn sich die Venus genau zwischen Sonne und Erde befindet (a), zieht sie für<br />

Beobachter in verschiedenen geografischen Breiten X und Y verschiedene Bahnen X-X 1<br />

und Y-Y 1 über die Sonnenscheibe (b). Durch die Bestimmung der Ein- und Austrittszeiten<br />

der Venus erhält man die genaue Länge der beiden Bahnen; daraus lässt sich ihr<br />

Winkelabstand bestimmen und die Entfernung der Sonne auf geometrische Weise<br />

errechnen<br />

gleiter Sajnovics über das Wechselbad<br />

der Gefühle: „Obschon<br />

gestern Abend der ganze Himmel<br />

überzogen war, so zerteilten<br />

sich doch gegen Morgen die<br />

Wolken. Bis man gegen drei Uhr<br />

die Sonne deutlich sehen konnte.<br />

Dann aber wurde es wieder<br />

trübe. Nach neun Uhr am Abend<br />

richteten wir unsere Fernrohre<br />

auf die Sonne, die manchmal<br />

durch die Wolken hervorblickte.<br />

Endlich wurde gerade, als sie<br />

an einer solchen Stelle war, der<br />

Eintritt der Venus mit Gottes besonderer<br />

Gnade beobachtet.“<br />

Aus dem Nichts<br />

in den Sonnenrand<br />

Im kalifornischen San José zielt<br />

das Teleskop wie ein Kanonenrohr<br />

in den Himmel. Chappe, Doz und<br />

Medina warten seit dem frühen<br />

Morgen auf das Auftauchen der<br />

Venus (10). Die Sonne brennt fast<br />

senkrecht vom Himmel, und in der<br />

Scheune herrschen Temperaturen<br />

wie in einem Backofen. Nur ein<br />

leichter Südostwind weht, als genau<br />

um 12 Uhr mittags die Venus<br />

aus dem Nichts auftaucht und in<br />

den östlichen Sonnenrand eindringt.<br />

8<br />

Während der Uhrmacher Dubois<br />

laut die Sekunden zählt, skizziert<br />

der astronomische Assistent Pauly<br />

die Phasen des Durchgangs mit<br />

den einzelnen Positionen der Venus.<br />

6 Stunden und 13 Minuten<br />

braucht die Venus, um das Sonnenrund<br />

zu durchqueren und wieder<br />

in die Unsichtbarkeit zu entschwinden.<br />

(10) Planet<br />

Venus –<br />

Ciskei, Mi.<br />

204<br />

Opfer der Strapazen<br />

Bei James Cook auf Tahiti (11)<br />

(12) (13) (14), zeigt die Uhr im<br />

Moment des Eintritts erst Viertel<br />

vor zehn am Morgen. Cook und<br />

sein Astronom Charles Green können<br />

bei klarem Himmel das Ereignis<br />

von Anfang bis Ende beobachten.<br />

Charles Green wird die Stra-<br />

(11) Cook<br />

und der Venustransit<br />

–<br />

Norfolk-Inseln,<br />

Mi. 101<br />

(12) Venus vor der Sonnenscheibe –<br />

Neuseeland, Mi. 510<br />

(13) Beobachtung des Durchgangs –<br />

Tuvalu, Mi 103<br />

(14) Zur Beobachtung<br />

wurde auch<br />

ein transportablesObservatorium<br />

mitgeführt –<br />

St. Helena,<br />

Mi 314<br />

pazen der Rückfahrt nicht überleben.<br />

Und zwei Jahre wird es dauern,<br />

bis Cook die Ergebnisse der<br />

Observation zurück nach London<br />

bringt.<br />

Die Außenposten im hohen<br />

Norden haben ähnlich gute Resultate,<br />

obwohl William Wales an der<br />

Hudson Bay beim Wiedereintritt<br />

der Venus aus der Sonnenscheibe<br />

durch aufsteigende Nebelschwaden<br />

irritiert wird. In Vardö notiert<br />

Maximilian Hell so präzise Zahlen,<br />

dass ihm der Ruhm des besten<br />

Beobachters gebühren müsste.<br />

Aber er wartet ein volles Jahr bis<br />

zur Veröffentlichung! So gerät er<br />

in den Verdacht, seine Messungen<br />

nachträglich verbessert zu haben.<br />

Doch als Jesuit war er nur besonders<br />

gewissenhaft.


Georg Lowitz aus Göttingen,<br />

den Katharina II. die Große an das<br />

Kaspische Meer geschickt hat,<br />

kehrt nie mehr nach St. Petersburg<br />

zurück. Als Landvermesser der<br />

Zarin wird er von aufständischen<br />

Kosaken gefangengenommen und<br />

auf grausame Weise hingerichtet.<br />

Vorhof zur Hölle<br />

San José ist ein Vorhof zur Hölle<br />

geworden. Chappes Expeditionszeichner,<br />

der 18-jährige Alexis<br />

Noel, hat das Elend in seinem Skizzenbuch<br />

festgehalten Jean Baptiste<br />

Chappe macht weitere astronomische<br />

Messungen und hilft zugleich<br />

den infizierten Kameraden,<br />

ein letztes Aufbäumen seiner ungewöhnlichen<br />

Vitalität. Dann wirft<br />

es auch ihn aufs Krankenlager.<br />

Die Epidemie, in der man heute Typhus<br />

vermutet, hat fast alle Reisegefährten<br />

angesteckt. Nach Chappe<br />

stirbt auch Salvador de Medina.<br />

Von den 28 Männern, die in Cadiz<br />

gestartet waren, werden 19 in<br />

fremder Erde bestattet. Indianer<br />

tragen die Toten aus Europa zu<br />

Grabe.<br />

Das große<br />

Rechnen beginnt<br />

Nach und nach treffen die Berichte<br />

der Expeditionen in Paris,<br />

London und St. Petersburg ein: Das<br />

große Rechnen beginnt. Die besten<br />

Mathematiker Europas beteiligen<br />

sich. Dennoch dauert es Jahre, bis<br />

aus den Zeitangaben der Beobachter<br />

der Winkel zur Sonne bestimmt<br />

werden kann. In den akademischen<br />

Zirkeln bleibt das Interesse ungebrochen.<br />

Die gebildeten Stände lassen<br />

sich „den Spaziergang der Venus<br />

über die Sonnenscheibe“ immer<br />

wieder erklären. Mit Bildern<br />

einer „Laterna Magica“. Schließlich<br />

veröffentlicht die Pariser<br />

Sternwarte das Ergebnis. Man hat<br />

sich auf einen Wert geeinigt, der<br />

dem richtigen, wie wir heute wis-<br />

sen, sehr nahe kommt: Rund 150<br />

Millionen Kilometer ist die Erde von<br />

der Sonne entfernt! Damit ist das<br />

„Urmeter“ für die Räume des Himmels<br />

gefunden. Ein erster Schritt<br />

auf dem Weg in die Welt der Sterne<br />

getan! Vor allem aber haben Europas<br />

Wissenschaftler bewiesen,<br />

zu welch großen Leistungen Menschen<br />

fähig sind, wenn sie über die<br />

Grenzen der Nationen hinweg zusammenarbeiten.<br />

152 300 000<br />

Mittlere Entfernung Erde–Sonne in km<br />

nach Auswertung der Ergebnisse der<br />

Expeditionsmessungen.<br />

149 597 870<br />

Mittlere Entfernung Erde - Sonne in km,<br />

1976 festgelegt von der Internationalen<br />

Astronomischen Union. Diese astronomische<br />

Konstante wird als eine „Astronomische<br />

Einheit“ (AE) bezeichnet.<br />

147,1 152,1<br />

Geringste (Perihel) und größte Entfernung<br />

(Aphel) von Erde und Sonne in Mio. km.<br />

Planeten<br />

vor der Sonne<br />

Bisher war nur von Venusdurchgängen<br />

die Rede. Aber auch<br />

der Planet Merkur wandert vor der<br />

Sonnenscheibe vorbei. In einem<br />

Jahrhundert finden durchschnittlich<br />

13 Merkurdurchgänge statt. Sie<br />

folgen aufeinander in einem zeitlichen<br />

Abstand von wenigstens drei<br />

und höchstens dreizehn Jahren.<br />

(15) Johannes<br />

Kepler – DDR,<br />

Mi. 1649<br />

Als erster hat Kepler (15) auf<br />

Planetendurchgänge hingewiesen<br />

und 1627 aufgrund der von ihm<br />

erstellten Rudolfinischen Tafeln<br />

den Durchgang vom 7.November<br />

1631 angekündigt. Er selbst erlebte<br />

dieses Ereignis zwar nicht mehr,<br />

doch wurde es dank seiner Voraussage<br />

von Pierre Gassendi in<br />

Paris beobachtet. Im ersten Jahrhundert<br />

der Fernrohrbeobachtung<br />

wurde der Merkurdurchgang vom<br />

3. Mai 1661 wichtig durch die sorgfältige<br />

Beobachtung, die er durch<br />

Hevelius (16) in Danzig erfuhr. Der<br />

(16) Johannes Hevelius – Polen, Mi.<br />

3117<br />

(17)Sir Edmund Halley – Belize, Mi. 878<br />

Durchgang des Jahres 1677 ist für<br />

die Geschichte der Astronomie<br />

bedeutungsvoll geworden, weil er<br />

Halley (17) dazu führte, die Methode<br />

der Bestimmung der Sonnenparallaxe<br />

aus Venusdurchgängen<br />

zu finden. Halley hat den Merkurtransit<br />

von der Insel St. Helena<br />

aus beobachtet.<br />

Im 20. Jahrhundert ereigneten<br />

sich 14 Merkurdurchgänge. Auf<br />

den zwölften davon verweist ein<br />

Sonderstempel. (18)<br />

Wieder<br />

zurück zur Venus<br />

Durchgänge der Venus sind<br />

sehr viel seltener als Merkurdurch-<br />

9


(18) Planet Merkur auf seiner Bahn um die Sonne. Der Sonderstempel verweist auf den<br />

Merkurdurchgang am 13.11.1986 – Rumänien, Mi. 3795<br />

gänge. Im Laufe eines Jahrtausends<br />

ereignen sich nur 16 Durchgänge<br />

der Venus. Sie wiederholen<br />

sich jeweils nach 243 Jahren mit<br />

Abständen von 8, 105 1 /2, 8 und<br />

121 1 /2 Jahren. Ein einmaliges Kuriosum<br />

ist der Durchgang des Jahres<br />

1631, weil er innerhalb von nur<br />

einem Monat auf einen Merkurdurchgang<br />

folgte, was wohl nur<br />

äußerst selten vorkommen dürfte.<br />

Kepler sagte die Venusdurchgänge<br />

von 1631 und 1761 voraus, derjenige<br />

des Jahres 1639 war ihm<br />

entgangen.<br />

Der Schwarze Tropfen<br />

Die Beobachter des Jahres<br />

1761 wurden durch das Phänomen<br />

des „Schwarzen Tropfens“ sehr<br />

überrascht. Es ist dies ein physiologischer<br />

Effekt der darin besteht,<br />

dass sich das nach dem Eintritt in<br />

die Sonnenscheibe schwarz erscheinende<br />

Planetenscheibchen<br />

zunächst nicht vollständig vom Son-<br />

(19) Phänomen des „Schwarzen<br />

Tropfens“<br />

10<br />

nenrand ablöst, sondern dass sich<br />

für eine kurze Zeit zwischen Planetenscheibchen<br />

und Sonnenrand<br />

eine schwarze, tropfenförmige Erscheinung<br />

ausbildet (19). Reißt<br />

dann der Tropfen ab, so steht der<br />

Planet schon ein merkliches Stück<br />

innerhalb der Sonnenscheibe. Ein<br />

entsprechendes Phänomen zeigt<br />

sich umgekehrt auch während der<br />

Phase des Austritts.<br />

Francis Baily, englischer Amateurastronom<br />

beschrieb das nach<br />

ihm benannte Perlschnurphänomen<br />

(Bailysche Perlen) bei totalen Sonnenfinsternissen<br />

und den Schwarzen<br />

Tropfen, den man auch „Bailyschen<br />

Tropfen“ nennt.<br />

Ein Krieg verhindert<br />

die Beobachtung<br />

Besonders tragisch muss uns<br />

das Schicksal des französischen<br />

Astronomen Le Gentil berühren,<br />

der 1761 nach Pondichéry in Vorderindien<br />

gesandt worden, aber<br />

wegen des französisch-englischen<br />

Krieges zu spät eingetroffen war.<br />

Unentmutigt durch sein Missgeschick,<br />

entschloss er sich kurzerhand,<br />

volle acht Jahre bis zum<br />

nächsten Venusdurchgang in Pondichéry<br />

auszuhalten. Und als am<br />

3. Juni 1769 die Venus sich eben<br />

anschickte, in die Sonnenscheibe<br />

einzutreten, hüllte sich die Sonne<br />

in Wolken und betrog den Bedauernswerten<br />

um die Hoffnungen<br />

eines achtjährigen freiwilligen<br />

Exils.<br />

Trotzdem fielen die Ergebnisse<br />

von 1769 günstiger und übereinstimmender<br />

aus als die von 1761,<br />

so dass der Berliner Astronom<br />

Encke (20) im Jahre 1824 als definitives<br />

Resultat für die Sonnenentfernung<br />

den Wert von 153 Millionen<br />

Kilometer ableiten konnte.<br />

(20) Johann Franz Encke – Komoren,<br />

Mi. 774<br />

Fortschritte durch<br />

technische Hilfsmittel<br />

Die Expeditionen zu den Durchgängen<br />

des 18. Jahrhunderts erbrachten<br />

ein umfangreiches Beobachtungsmaterial.<br />

Das gleiche gilt<br />

für diejenigen der Jahre 1874 und<br />

1882. Am 8. Dezember 1874 waren<br />

50 Expeditionen (21) an Ort<br />

und Stelle, darunter sechs aus<br />

Deutschland. (22)<br />

Für den Durchgang am 6. Dezember<br />

1882 wurden überall mit<br />

gewohnter Energie, besonders<br />

auch in Nordamerika (23), die umfassendsten<br />

Vorbereitungen getroffen<br />

und ebensoviele Expeditionen<br />

wie 1874 nach Süd- und Nord-


(21) Auf der winzigen insel St. Paul im<br />

Südpolarmeer erinnert ein Gedenkstein<br />

an die französische Expedition zur<br />

Beobchtung des Venus-Transits von<br />

1874 – Frz. Gebiete in der Antarktis, Mi.<br />

450<br />

(22) Prägesiegelvignette<br />

der<br />

„Commission für<br />

die Beobachtung<br />

des Venus-<br />

Durchgangs“<br />

von 1874<br />

amerika entsandt, wo die Sichtbarkeitsverhältnisse<br />

am günstigsten<br />

waren. Die an vier Stationen aufgestellten<br />

Deutschen arbeiteten<br />

vorwiegend mit Heliometern, während<br />

die Amerikaner die photographische<br />

Methode bevorzugten.<br />

Aber auch die so kostspieligen und<br />

mühsamen Venus-Expeditionen<br />

des 19. Jahrhunderts führten zu<br />

keinem allseits befriedigenden Ergebnis.<br />

Die Ansichten der Venusdurchgänge seit<br />

Erfindung des Teleskops: i = Eintritt, e =<br />

Austritt, E = Ost, W = West<br />

Aus „Old and New Astronomy“, Richard<br />

A. Proctor, London 1892<br />

(23) Cachet des Transits von 1882 auf einem Brief aus der Sammlung von M. I. Morris<br />

Blick in die Zukunft<br />

Zwischenzeitlich erlaubt es uns<br />

die Radar-Astronomie, die Entfernung<br />

von der Erde zur Sonne nahezu<br />

auf den Kilometer genau zu<br />

bestimmen. Doch nach der<br />

Zwangspause von 105 1 /2 Jahren<br />

werden viele „Astronomische Augen“<br />

sehnsüchtig auf den 8. Juni<br />

2004 und den 6. Juni 2012 warten.<br />

Und vielerorts werden die Beobachter<br />

von diesem seltenen Himmelsschauspiel<br />

schwärmen und<br />

vielleicht vom „Schwarzen Tropfen“<br />

fasziniert sein. Jedenfalls halte<br />

ich Ihnen schon mal beide Daumen<br />

und wünsche viel Glück!<br />

Ihr Reinhart Sitter<br />

Schlusswort<br />

Zum Verfassen des vorstehenden<br />

Artikels wurde ich durch eine<br />

Reportage im Fernsehen inspiriert<br />

und verwendete dazu hauptsächlich<br />

folgende Literatur:<br />

1) Teile des Manuskripts der<br />

ZDF-Sendung vom 16.4. 2001/<br />

19.30 h ZDF-Expedition,<br />

„Wettlauf zur Venus“<br />

2) Lexikon der Astronomie – Verlag<br />

Herder 1988, Band 1 und 2<br />

3) Planeten – Geschwister der<br />

Erde – Werner Sandner, Verlag<br />

Chemie 1971<br />

4) Himmel und Erde – Band 1 –<br />

Verlag der Leo-Gesellschaft<br />

Wien, ca 1910<br />

5) Astronomisches Lexikon –<br />

Hartlebensverlag Leipzig, ca.<br />

1905<br />

6) diverse Artikel aus Mitteilungsblättern<br />

der Arbeitsgemeinschaft<br />

Astronomie & Philatelie<br />

und Astrofax<br />

11


E REIGNISSE<br />

Die Allgäuer Volkssternwarte<br />

Ottobeuren ist zum Venustransit<br />

am 8.6.2004 geöffnet. Bei Sonnenschein<br />

ist der Durchgang von mehreren<br />

kleinen Teleskopen aus be-<br />

12<br />

Der Venustransit über Ottobeuren<br />

Redaktioneller Beitrag<br />

obachtbar. Die interessanten Phasen<br />

des seltenen Ereignisses sind<br />

der Eintritt der Venus auf der Sonnenscheibe<br />

sowie der Austritt. Die<br />

nachstehenden Zeiten beziehen<br />

sich auf die geografischen Koordinaten<br />

der Sternwarte und sind in<br />

Sommerzeit angegeben.<br />

Quelle: www.calsky.com<br />

Darstellung des Venustransits am 8.6.2004 (www.calsky.com)<br />

Links: Die Venus ist vollständig auf der Sonnenscheibe zu sehen (7h39m39,7s)<br />

Mitte: Die maximale Bedeckung der Sonnenscheibe beträgt 0,093 % (10h22m36,6s). Zum Vergleich: Die Bedeckung der Sonne durch<br />

den Merkur am 7.5.2003 (s. Bild Seite 19) betrug nur 0,0004 %.<br />

Links: Austritt der Venus (13h04m05,9 s)


Ö FFENTLICHKEITSARBEIT<br />

Wie jedes Jahr, möchten wir<br />

auch heuer wieder einen Blick auf<br />

unsere Besucherzahlen werfen,<br />

und diesmal ganz besonders, da das<br />

abgelaufene Jahr in vielerlei Hinsicht<br />

ein Jahr der Superlative war.<br />

In vielerlei Hinsicht bedeutet hier<br />

natürlich zunächst in astronomischer<br />

Sicht, aber eben auch in anderen<br />

Bereichen, die ich Ihnen im<br />

folgenden etwas näher bringen<br />

möchte.<br />

Die Zahl der Zahlen stellt für<br />

uns einen neuen Besucherrekord<br />

auf. Mit insgesamt 5.436 Besuchern<br />

steht das Jahr 2003 damit<br />

unangefochten auf Platz 1. Sucht<br />

man nach Gründen für diesen Besucheransturm,<br />

zeigen sich im wesentlichen<br />

zwei Ursachen.<br />

Zum einen war das Jahr 2003<br />

mit zahlreichen astronomischen<br />

Ereignissen angefüllt, die allesamt<br />

auch für den Laien nachvollziehbar,<br />

begreifbar und vor allem beobachtbar<br />

waren. Es handelte sich<br />

vor allem um die Marsopposition<br />

(in unserer Runde als „Marsfieber“<br />

Gut ... besser ... 2003<br />

Besucherstatistik zeigt neuen Rekord<br />

erstellt von Thomas Förg<br />

bezeichnet), eine partielle Sonnenfinsternis<br />

und zwei Mondfinsternisse.<br />

Nicht zuletzt durch die<br />

zahlreichen Quizshows ist Wissen<br />

wieder „in“ und weckt das Interesse<br />

der Menschen, unter anderem<br />

an der Natur und unserer Umwelt.<br />

Auf dieser Welle schwamm dann<br />

auch die gesamte Medienlandschaft<br />

in 2003 mehr als sonst mit,<br />

und es reichten sich Reportagen,<br />

Überblicksendungen und Themenabende<br />

die Hände im Fernsehprogramm<br />

und in den Zeitungen. Wie<br />

viele Besucher durch so ein Ereignis<br />

jeweils zu einem Besuch auf<br />

der Sternwarte „beeinflusst“ wurden,<br />

ist schwer zu sagen, da es bei<br />

vielen, die seit 20 Jahren auf die<br />

Sternwarte kommen wollten, endlich<br />

der Auslöser war. Jedes astronomische<br />

Ereignis hat somit nach<br />

unserer Erfahrung einen besuchertechnischen<br />

„Dunstkreis“ an Menschen,<br />

die sich vorher, während<br />

oder nach dem himmlischen<br />

Schauspiel näher informieren wollen.<br />

Das Paradebeispiel dürfte hier<br />

die Marsopposition sein, die wie<br />

schon lange nicht mehr medienseitig<br />

regelrecht ausgeschlachtet<br />

wurde.<br />

Zum anderen ist es uns gelungen,<br />

den Besuchern durch ein breites<br />

Spektrum an Veranstaltungen<br />

ein Jahresprogramm zu liefern, so<br />

dass wohl für jeden etwas dabei<br />

war. Den Auftakt machte die Fotoausstellung<br />

„Augenblicke aus der<br />

Zeit“ im Kornhaus in Kempten<br />

(193 Besucher) im Mai. Ebenfalls<br />

im Mai konnte wieder unsere alljährliche<br />

Fernglasnacht bei traumhaften<br />

Beobachtungsbedingungen<br />

abgehalten werden (bewusst begrenzte<br />

Teilnehmerzahl von 20<br />

Besuchern). Ein weiteres Highlight<br />

war der erstmals stattfindende<br />

deutschlandweite „Astronomietag“<br />

(eine Art Tag der offenen Tür aller<br />

Sternwarten, nur eben am gleichen<br />

Tag), zu dem auch wir den<br />

550 interessierten Besuchern unsere<br />

Einrichtung zur Verfügung<br />

stellten. Auch 2003 wurden von der<br />

<strong>AVSO</strong> wieder mehrere Veranstal-<br />

13


tungen im Rahmen des Ottobeurer<br />

Ferienprogramms angeboten,<br />

zu denen insgesamt 75 Kinder und<br />

Jugendliche unsere Sternwarte besuchten.<br />

Nicht zuletzt konnten sich<br />

ca. 100 Besucher an den von April<br />

bis Oktober monatlich stattfindenden<br />

Sonnensonntagen rund um<br />

unser Zentralgestirn informieren,<br />

oftmals auch mit Live-Beobachtung.<br />

Da wir, wie Sie nun sicherlich<br />

gesehen haben, unsere Besucher<br />

möglichst genau analysieren, lassen<br />

sich auch ein paar Trends im<br />

Laufe der Zeit erkennen. Seit 1993<br />

liegen uns die Daten in einem so<br />

hohen Detailierungsgrad vor, und<br />

es zeigt sich, dass wir uns sehr<br />

strebsam an die 3000er Grenze<br />

herangekämpft haben. Doch erst<br />

die „Attraktion“ des 60-cm-Spiegelteleskops<br />

sicherte uns die vollständige<br />

und sichere Überschreitung<br />

dieser magischen Zahl. Sieht<br />

man von den Ereignissen des letzten<br />

Jahres und dem allgemein gestiegenen<br />

Interesse an Wissen einmal<br />

ab, so lässt sich erkennen, dass<br />

uns die Modernisierung des Vortragsraums<br />

und die zahlreichen didaktischen<br />

Möglichkeiten, die sich<br />

uns dadurch bieten (es sei nur an<br />

die zahlreichen Vorführungen der<br />

14<br />

Besucherverteilung 2003<br />

selbst erstellten „Mars-Show“ erinnert),<br />

deutlich über die Grenze<br />

von 4.000 Besuchern gehoben hat.<br />

Der Vollständigkeit halber noch<br />

ein paar statistische Kennzahlen:<br />

Unsere Gesamtbesucherzahl 2003<br />

setzt sich zu 52 % (2.826 Besucher)<br />

aus Einzelpersonen, meist<br />

freitäglichen Besuchern, zu 25 %<br />

(1.350 Besucher) aus Gruppen der<br />

Jugendherberge Ottobeuren und zu<br />

23 % (1.260 Besucher) aus sonstigen<br />

Gruppenführungen zusammen.<br />

Im abgelaufenen Jahr wurden<br />

37 Gruppen aus der Jugendherberge<br />

Ottobeuren und 55 sonstige<br />

Gruppen (Schulklassen, Vereine,<br />

Geburtstagsführungen, etc.) betreut.<br />

Die Sternwarte war damit an<br />

160 Terminen, mehr als jemals zu-<br />

vor, geöffnet. Die Verteilung der<br />

Besucher nach Monaten, sowie die<br />

Herkunft der Gruppenführungen<br />

entnehmen Sie bitte den beiden<br />

Diagrammen.<br />

Statistik hat im Wesentlichen<br />

mit Zahlen zu tun. Aber gerade<br />

unser Engagement im Jahr 2003<br />

zeigt Ihnen, dass Besucher für uns<br />

nie eine Zahl sondern immer lebendige,<br />

wissbegierige und interessierte<br />

Menschen sein werden.<br />

Die Statistik führen wir zum einen,<br />

um Trends zu erkennen, um den<br />

Anforderungen unserer Besucher<br />

stets so gut als möglich gerecht zu<br />

werden, und zum anderen als<br />

Rechenschaft und Nachweis für<br />

unsere zahlreichen Freunde und<br />

Förderer der Allgäuer Volkssternwarte.<br />

Sonnenoberfläche mit Fleckengruppe und<br />

Granulation. Aufnahme: Heinz Forth


V ERANSTALTUNGEN<br />

Erster deutschlandweiter Astronomietag<br />

550 Menschen besuchen die Sternwarte<br />

Die VdS (Vereinigung der<br />

Sternfreunde e.V.) hatte 2003 zum<br />

ersten deutschlandweiten Astronomietag<br />

aufgerufen. Sinn und<br />

Zweck der Aktion sollte sein, die<br />

Bevölkerung mehr auf die Astronomie<br />

aufmerksam zu machen.<br />

Nichts lag natürlich näher, als den<br />

Termin dann zu legen, wenn der<br />

rote Planet Mars seine größte Annäherung<br />

an die Erde erreichte.<br />

Adressaten des Aufrufs waren alle<br />

Sternwarten, Planetarien und Hobbyastronomen.<br />

Die Allgäuer Volkssternwarte<br />

überlegte sehr lange, ob<br />

sie sich an der Veranstaltung beteiligen<br />

sollte, war doch ohnehin mit<br />

einem großen Besucheransturm<br />

anlässlich der Mars-Opposition<br />

(und des damit verbundenen Presserummels)<br />

zu rechnen.<br />

Schließlich rangen wir uns dazu<br />

durch, vielleicht auch aus dem<br />

Grund, weil wir schon lange keinen<br />

Tag der offenen Tür mehr gehabt<br />

hatten – aber das sollte der<br />

Astronomietag auch nicht werden.<br />

„Im Blickpunkt: Mars“, so der<br />

Titel der von der VdS zur Verfügung<br />

gestellten Plakate; das war<br />

uns aber nicht genug. Schließlich<br />

wurde der Astronomietag ausgerufen<br />

und kein Marstag. Wir beschlossen<br />

daher, nicht erst am<br />

Abend unsere Türen zu öffnen,<br />

sondern bereits am Nachmittag.<br />

Termin war Samstag, 23. August.<br />

Wieder einmal zeigte sich das<br />

Organisationstalent der Aktiven der<br />

Sternwarte. Mit relativ wenig Vorbereitungszeit<br />

wurden die idealen<br />

Rahmenbedingungen geschaffen,<br />

um viele Gäste zu versorgen –<br />

nicht nur mit Wissen, sondern auch<br />

mit „handfesten“ Dingen. Der einzige<br />

Unsicherheitsfaktor, der uns<br />

auch in der Vergangenheit an den<br />

Redaktioneller Beitrag<br />

Aufbau der Versorgungszelte: Helfer von 9 bis 74 Jahren packten mit an.<br />

Tagen der offenen Tür oftmals einen<br />

Strich durch die Rechnung gemacht<br />

hatte, war das Wetter. Aber<br />

darüber machten wir uns, angesichts<br />

der anhaltend trockenen Witterung,<br />

eher weniger Sorgen – mit<br />

Recht. Der 23. August war ein<br />

sehr warmer Sommertag.<br />

Dies bekamen als erstes die<br />

Aufbauhelfer zu spüren, die bereits<br />

am Vormittag damit begannen, die<br />

„Versorgungspavillons“ aufzustel-<br />

len, in denen später Kaffee und<br />

Kuchen, Wienerle und Kaltgetränke<br />

verkauft werden sollten. Auch<br />

ein Basteltisch für Kinder wurde<br />

aufgebaut.<br />

Das Vortragsprogramm war<br />

bunt gestreut. Alle unsere bisherigen<br />

Dia-Shows und die Sonnenvorträge,<br />

sowohl für Erwachsene, als<br />

auch für Kinder, wurden im 45-<br />

Minuten-Rhythmus gezeigt. Ein<br />

Astro-Quiz wurde angeboten, bei<br />

Der Basteltisch war zeitweise stark belagert. Kinder konnten sich hier unter Anleitung u. a.<br />

Sonnenuhren selbst basteln.<br />

15


Starken Andrang gab es auch bei Kaffee und Kuchen.<br />

dem Alt und Jung ihr astronomisches<br />

Wissen testen konnte.<br />

Nachmittags stand als Beobachtungsobjekt<br />

die Sonne auf dem<br />

Programm. Zusätzliche transportable<br />

Geräte einiger Mitglieder<br />

sorgten dafür, dass der Andrang<br />

am großen Teleskop auf der Plattform<br />

nicht zu groß wurde.<br />

Insgesamt ca. 150 Besucher<br />

wurden von 14 bis 19 Uhr gezählt.<br />

Für einen solchen warmen Sommertag,<br />

an dem die Menschen lieber<br />

Abkühlung im Freibad suchten,<br />

war diese Zahl nicht schlecht.<br />

Bild links: 1. Vorsitzender Harald Steinmüller überreicht der völlig überraschten Quizteilnehmerin den Hauptpreis – eine Ein-Jahres-<br />

Mitglied-schaft bei der Allgäuer Volkssternwarte.<br />

Bild rechts: Die besten Plätze im Vortragsraum gab es für die Kinder, die wegen Platzmangel vorne auf dem Boden sitzen durften.<br />

16<br />

Die Verlosung der Gewinne des<br />

Preisrätsels fand um 19 Uhr statt.<br />

Da nicht mehr alle Teilnehmer anwesend<br />

waren, wurde so lange gezogen,<br />

bis sich ein Abnehmer eines<br />

Preises fand. Hauptpreis war<br />

eine einjährige Mitgliedschaft bei<br />

der Allgäuer Volkssternwarte, der<br />

zweite und dritte Preis waren jeweils<br />

ein Astronomiebuch. Eine<br />

Einsteigerbroschüre über das Weltall<br />

diente als Preis für den 4. bis<br />

10. Platz.<br />

Der Abend brach langsam herein<br />

– und die Besucher auch. Als<br />

abendliches Vortragsprogramm<br />

wurde ausschließlich die neue<br />

Multimedia-Show „Mars“ ausgesucht,<br />

denn es war zu erwarten,<br />

dass außer dem roten Planeten<br />

nichts am Himmel so sehr interessierte.<br />

Und dann ging’s los...<br />

Plötzlich war der Parkplatz<br />

überfüllt; auch die abgesteckte Fläche<br />

der benachbarten Wiese war<br />

im Nu von Autos belegt. Jeder der<br />

Aktiven hatte alle Hände voll zu<br />

tun. Transportable Teleskope auf<br />

der Wiese vor der Sternwarte dienten<br />

ausschließlich der Marsbeobachtung,<br />

da der Planet von der<br />

Beobachtungsplattform aus nicht<br />

zu sehen war. Das Kleinplanetarium<br />

wurde nach draußen verlegt,<br />

um den Besuchern über die Wartezeit<br />

für den nächsten Vortrag und<br />

an den Teleskopen hinwegzuhelfen.<br />

Der Bücherverkaufsstand war<br />

permanent umlagert, die „Catering-<br />

Abteilung“ hatte Hochbetrieb ...<br />

Insgesamt acht Mal wurde die<br />

Mars-Show gezeigt – vor jeweils<br />

voll gefülltem Vortragsraum. Etwa<br />

400 Besucher wurden an diesem<br />

einen Abend gezählt – und der letzte<br />

Besucher verabschiedete sich<br />

morgens um 2 Uhr!


Der erste deutschlandweite<br />

Astronomietag ging für die Allgäuer<br />

Volkssternwarte äußerst erfolgreich<br />

zu Ende. Aber das lag sicher<br />

nicht an der bundesweiten Veranstaltung.<br />

In den bundesweiten Medien<br />

war der Astronomietag weitgehend<br />

gar nicht bekannt gemacht<br />

worden. War es mangelndes Interesse<br />

der Medien? Oder lag es an<br />

der Pressearbeit der VdS? Sicher,<br />

jede Sternwarte musste natürlich<br />

regional für die eigene Veranstaltung<br />

Werbung machen. Aber was<br />

die Allgäuer Volkssternwarte betrifft,<br />

wären genauso viel Besucher<br />

gekommen, auch wenn nicht ein<br />

bundesweiter Astronomietag dahinter<br />

gestanden hätte. Letztendlich<br />

kann das Bewusstsein für die<br />

Astronomie nur regional von den<br />

Sternwarten und Amateur-Astronomen<br />

vermittelt werden. Trotzdem<br />

schade, dass auch im Nachgang<br />

Sonne mit Fleckengruppen. Aufnahme:<br />

Heinz Forth<br />

Viele Besucher nahmen das Verpflegungsangebot der Sternwarte an und verkürzten sich<br />

die Wartezeit für die Beobachtung mit Wienerle und Getränken.<br />

vielzuwenig über das Ereignis im<br />

Fernsehen berichtet wurde. Wollen<br />

wir hoffen, dass dies beim nächsten<br />

Astronomietag anders ist.<br />

Ein besonderer Dank geht an<br />

dieser Stelle an die zahlreichen Helferinnen<br />

und Helfer, die der Veranstaltung<br />

der Volkssternwarte Ot-<br />

tobeuren zu einem großartigen Erfolg<br />

verholfen haben.<br />

Nachtrag: Die „Mars-Mania“<br />

hielt auch nach dem Astronomietag<br />

an und bescherte der Allgäuer<br />

Volkssternwarte einen absoluten<br />

Besucherrekord - aber mehr dazu<br />

an anderer Stelle in diesem Heft.<br />

17


A RBEITSGRUPPE A STROFOTOGRAFIE<br />

Wenn in der Allgäuer Volkssternwarte,<br />

dem allgemeinen<br />

Trend der Medien folgend, die „Superstars“<br />

für 2003 gekürt würden,<br />

dann wäre die Auswahl hierfür sicher<br />

nicht schwer. „Ladies und<br />

Gentlemen, wir präsentieren ihnen<br />

die Superstars der verschiedenen<br />

Disziplinen:“<br />

In der Kategorie „Besuchermagnet“:<br />

der Mars! Es wird den erstaunten<br />

Leser sicher verwundern,<br />

den roten Planeten nicht als „Himmelskörper<br />

des Jahres“ zu sehen,<br />

aber rein astronomisch war der<br />

Mars wirklich nicht besonders<br />

wertvoll.<br />

In der Kategorie „Finsternisse“<br />

geht der erste Preis an die partielle<br />

Sonnenfinsternis vom 31.5., dicht<br />

gefolgt von den Mondfinsternissen<br />

am 16.5. und 9.11. und dem Merkurtransit<br />

am 7.5.<br />

„Himmelskörper des Jahres<br />

2003“ war zweifellos die Sonne.<br />

Sie strahlte so wunderbar häufig<br />

vom Himmel, dass man unweigerlich<br />

den „Klimawandel-Prophezeiungen“<br />

glauben schenken mag.<br />

Die Sonne letztendlich brachte<br />

auch die Entscheidung in der letzten<br />

Kategorie.Die Sieger in der<br />

Sparte „Spektakuläre Ereignisse“<br />

nämlich, waren ohne Zweifel die<br />

Polarlichterscheinungen vom<br />

30.10. und 20.11. Noch nie waren<br />

diese in derartiger Intenistät über<br />

Ottobeuren zu sehen; ein wunderschönes<br />

Farbenspiel, auch wenn<br />

wir haarscharf an einer „Sonnenexplosion“<br />

vorbeigekommen sind,<br />

wie eine bestimmte große deutsche<br />

Tageszeitung zu berichten wusste...<br />

Ein besonderer Dank der Jury<br />

geht selbstverständlich noch an<br />

Petrus, der in den entscheidenden<br />

18<br />

Die „Superstars“ 2003<br />

betrachtet von Harald Steinmüller<br />

Fotos: Wolfgang Forth / Timm Kasper<br />

Momenten den richtigen Dreh am<br />

Wetterrad tätigte.<br />

Es bleibt zu hoffen, dass wir<br />

im nächsten Jahr wieder unsere<br />

„Superstars“ bekommen. Es haben<br />

sich schon Kandidaten beworben:<br />

zwei Mondfinsternisse, ein<br />

Venustransit, evtl. ein Komet. Und<br />

wenn das Wetter trotz Klimakatastrophe<br />

wieder mitspielt, dann<br />

küren wir in einem Jahr wieder die<br />

„Best of“.<br />

Unsere „Superstars“ jedoch,<br />

haben jenen der Medien eines voraus:<br />

Sie sind Ereignisse, die großartiger<br />

sind als das, was in unserer<br />

Fernsehlandschaft geboten wird.<br />

Und sie werden immer wiederkehren,<br />

auch dann noch, wenn die<br />

Showclowns unserer Mediengesellschaft<br />

schon längst verschwunden<br />

sind – ein Hauch von Ewigkeit<br />

„demnächst zur besten Sendezeit<br />

an Ihrem Himmelzelt...“<br />

Die „Bilder<br />

des Jahres“<br />

Die Fotoausbeute unserer „Superstars“<br />

war so hervorragend,<br />

dass wir uns entschlossen haben,<br />

die nachfolgenden vier Seiten im<br />

Farbdruck wiederzugeben. Desweiteren<br />

wird im November 2004<br />

in Ottobeuren eine Fotoausstellung<br />

stattfinden, bei der alle astronomischen<br />

Höhepunkte des Jahres<br />

2003 gezeigt werden. Zur Erklärung<br />

der Bilder:<br />

Seite 17<br />

Oben: „Geisterstunde auf Burg<br />

Hohenfreyberg“. Die Burgruine in<br />

der Nähe von Pfronten diente als<br />

Kulisse für eine winterliche Sternstrichspur-Aufnahme.<br />

Die Beleuchtung<br />

des Burgfrieds wurde<br />

durch Grablichte erzeugt. Aufnahme:<br />

Alexander Socher.<br />

Unten: Merkur-Transit am<br />

7.5.2003. Der schwarze Punkt ist<br />

der innerste Planet Merkur, dessen<br />

Abstand von der Sonne zu diesem<br />

Zeitpunkt immerhin ca. 58<br />

Millionen Kilometer betrug. Aufnahme:<br />

Wolfgang Forth<br />

Seite 18<br />

Partielle Sonnenfinsternis am<br />

31.5.2003, beobachtet vom Konohof<br />

in Richtung Halbersberg. Die<br />

bereits teilweise vom Mond bedeckte<br />

Sonnensichel stieg um ca.<br />

5 Uhr 30 über den Horizont. Das<br />

Maximum war zu diesem Zeitpunkt<br />

leider schon vorüber. Aufnahmen:<br />

Wolfgang Forth (oben)<br />

und Timm Kasper (unten).<br />

Seite 19<br />

Oben: Polarlicht vom 30.10.03.<br />

Ein heftiger magnetischer Sonnensturm<br />

verursachte ein sogar für<br />

unsere Breiten ungewöhnlich starkes<br />

Nordlicht. In der Bildmitte unten<br />

sind noch die Spitzen der beleuchteten<br />

Basilika zu sehen. Aufnahme:<br />

Wolfgang Forth<br />

Unten: Die zweite Mondfinsternis<br />

im vergangenen Jahr fand<br />

am 9.11. nach Mitternacht statt und<br />

war in voller Länge zu betrachten.<br />

Aufnahme: Wolfgang Forth<br />

Seite 20<br />

Am 20.11. setzte ein weiterer<br />

Teilchensturm von unserer Sonne<br />

den letzten, aber grandiosesten Höhepunkt<br />

im Astronomiejahr 2003.<br />

Das über mehrere Stunden hinweg<br />

sichtbare Nordlicht änderte ständig<br />

Blickrichtung, Farbe und Form.<br />

Absolut ungewöhnlich war dabei<br />

die riesige flächenmäßige Ausbreitung<br />

am Himmel. Sogar der hoch<br />

im Osten stehende Sternhaufen<br />

der Plejaden wurde von den Lichterscheinungen<br />

noch „bedeckt“.<br />

Aufnahmen: Wolfgang Forth.


Die Sonne am Himmel, die Sterne und den gesetzmäßigen Wandel der Jahreszeiten<br />

betrachtet manch einer frei von banger Furcht<br />

Horaz, römischer Dichter (65 - 7 v. Chr.)<br />

19


20<br />

„Und doch gibt es nur ein großes Ereignis,<br />

Das einzige Ereignis:<br />

Leben, um in Hütten und auf Reisen<br />

den großen Tag zu sehen, der heraufdämmert:<br />

Das Licht, das die Welt erfüllt“<br />

Eskimo-Gesang


Der Mond springt in die Strömung des großen Flusses,<br />

Treibend im Wind, wem gleiche ich?<br />

Du Fang, aus „Reisen bei Nacht“, 765 n. Chr.<br />

21


Sobald es Licht wird in dem Menschen, ist auch außer ihm keine Nacht mehr; sobald es stille wird in ihm, legt<br />

sich auch der Sturm in dem Weltall, und die streitenden Kräfte der Natur finden Ruhe zwischen bleibenden<br />

Grenzen Friedrich von Schiller<br />

22


A USFLUG<br />

Der fast 20-jährige freundschaftliche<br />

Austausch zwischen<br />

der SAG Rheintal und der Allgäuer<br />

Volkssternwarte ist aus unserem<br />

Vereinsleben nicht mehr wegzudenken.<br />

Während wir Ottobeurer<br />

eher die besseren Beobachtungsmöglichkeiten<br />

bieten können,<br />

haben die Schweizer Kollegen andere<br />

Möglichkeiten zur persönlichen<br />

Erbauung. Einen Ausflug in<br />

die Berge zum Beispiel; seit 1992<br />

nehmen wir regelmäßig an den Beobachtungsabenden<br />

auf dem Säntis<br />

teil. Inzwischen musste aus diversen<br />

Gründen auf den Hohen<br />

Kasten übergewechselt werden.<br />

Am 28. Juni 2003 sollte die Beobachtungsnacht<br />

zum zweiten Mal<br />

auf dem 1795 m hohen Berg stattfinden.<br />

Berghaus Palfris statt<br />

Hoher Kasten<br />

Die Abordnung der <strong>AVSO</strong>, mit<br />

9 Teilnehmern so zahlreich wie nie,<br />

hatte die Vorbereitungen schon abgeschlossen<br />

und stand in den Startlöchern,<br />

als die Absage kam. Tief<br />

hängende Wolken machten uns und<br />

einer stattlichen Anzahl weiterer<br />

Sternfreunde einen Strich durch die<br />

Rechnung. Was tun? Die Autobahn-Vignetten<br />

waren extra für<br />

diesen Tag gekauft; wir wollten sie<br />

also nicht verfallen lassen.<br />

Die Telefonleitungen liefen<br />

heiß (Hotline!). Alle wollten in die<br />

Schweiz und einen netten Tag zumindest<br />

im Kreise der Sternwartenkollegen<br />

verbringen. Jörg Baur,<br />

in der Schweiz lebendes <strong>AVSO</strong>-<br />

Mitglied, wusste Rat. Er kannte ein<br />

wunderschön gelegenes Berggasthaus.<br />

Ein kurzer Anruf dort und innerhalb<br />

weniger Minuten kam der<br />

Bescheid: Ja, es sind noch Plätze<br />

Ab in die Berge!<br />

Die Schweiz ist immer einen Ausflug wert<br />

Redaktioneller Beitrag<br />

im Matratzenlager frei. Wieder ein<br />

Rundruf: Treffpunkt Ottobeuren<br />

um 15.00 Uhr.<br />

Die kürzeste Strecke nach<br />

Trübbach, ohne die schweizerische<br />

Autobahn zu benutzen, war die<br />

Route durch das Fürstentum<br />

Liechtenstein – von Nord nach Süd<br />

komplett durch. Ehrlich gesagt, Es<br />

verwunderte die Bautätigkeit in einem<br />

kleinen Land, das doch hauptsächlich<br />

aus Briefkästen besteht -<br />

aber das nur am Rande ...<br />

Jörg Baur lotste uns wenig später<br />

in die Gestade der schweizerischen<br />

Bergwelt. Eine überwiegend<br />

einspurige Zufahrtstraße führte<br />

von Trübbach (479 m) zum Berggasthaus<br />

Palfris (1688 m) – eine<br />

wahrlich abenteuerliche Strecke,<br />

auf der man an einigen steilen Stellen<br />

nur mit dem ersten Gang vorankam.<br />

Oben angekommen, bot<br />

sich jedoch ein herrliches Panorama.<br />

Getrübt wurde dies nur durch<br />

die Wolken und vielleicht ein wenig<br />

durch uneinsichtige Hochalm-<br />

Vierbeiner, die gemächlichen<br />

Schrittes in die selbe Richtung<br />

wanderten.<br />

Der Rest ist an sich schnell erzählt.<br />

Mit Beobachtung war’s natürlich<br />

nix. Die Wolken verzogen<br />

sich erst am nächsten Tag. Da es<br />

aber nicht regnete, war nach dem<br />

reichhaltigen Abendessen noch ein<br />

Spaziergang angesagt, der bis in<br />

die Nacht hinein andauerte und zu<br />

einigen Begegnungen mit Lebewesen<br />

pflanzenfressender Art (Bild)<br />

führte. Anschließend ließ man sich<br />

noch gemütlich im Gasthaus nieder<br />

und genoss den Abend aus<br />

vollen Krügen.<br />

Uns kam es absolut nicht darauf<br />

an, unsere transportablen Teleskope<br />

aufzustellen und die ganze<br />

Nacht zu beobachten; das könnten<br />

wir mit unserem 60-cm-Spiegelteleskop<br />

zu Hause viel effektiver<br />

machen. Vielmehr war uns die<br />

gemeinschaftliche Unternehmung<br />

wichtig, um den Zusammenhalt im<br />

aktiven Kreis zu fördern – oder einfach<br />

nur, um mal wieder etwas<br />

anderes zu sehen.<br />

Kultur im Rheintal<br />

Eine <strong>AVSO</strong>-Abordnung wurde<br />

von unseren Schweizer Freunden<br />

zum 100-jährigen Jubiläum der<br />

Pfarrkirche St. Josef in Widnau am<br />

27. Juli eingeladen.<br />

Im Rahmen eines Jubiläums-<br />

Gottesdienstes sang der Cäcilienchor<br />

Widnau die „Krönungsmesse“<br />

von Wolfgang Amadeus Mozart.<br />

Die Organisatorin der SAG-<br />

Vereinsausflüge, Vrony Rohner,<br />

sang im Chor mit, deshalb die Einladung.<br />

Unterstützt – und schon<br />

deshalb auch ein musikalischer<br />

Leckerbissen – wurde der Chor<br />

durch ein Ensemble der bekannten<br />

Wiener Symphoniker und einige<br />

Solisten.<br />

Nach der Messe trafen sich die<br />

zahlreichen Gäste auf dem Vorplatz<br />

der Kirche zum „Apéro“.<br />

Dabei wurde seitens der <strong>AVSO</strong>-<br />

23


Teilnehmer auch das eine oder<br />

andere Liedchen angestimmt.<br />

Mit von der Partie waren auch<br />

2. Bürgermeisterin Frau Rita Mayer<br />

und Herr Reinald Scheule, die<br />

wie wir von der Gastfreundschaft<br />

der Schweizer Freunde überrascht<br />

wurden.<br />

An Vrony Rohner und ihre Sängerkolleginnen<br />

(die wir auch wieder<br />

beim Vereins<strong>ausflug</strong> begrüßen<br />

durften) sagen wir einen herzlichen<br />

Dank für den wunderbaren Tag.<br />

Wanderung zur<br />

Wildkirchlihöhle<br />

Ein ebenfalls fester Bestandteil<br />

im Jahresprogramm der Schweizer<br />

Sternfreunde ist die Vereinswanderung<br />

im Alpsteingebiet.<br />

Nachdem das Wetter 2002 dem<br />

Ausflug einen Strich durch die<br />

Rechnung gemacht hatte, wurde im<br />

September 2003 ein neuer Anlauf<br />

gewagt.Organisator war, wie<br />

schon in den Vorjahren, Christian<br />

Christian Dätwyler informiert die<br />

Wanderer über den Verlauf der Tour<br />

24<br />

Dätwyler, der wie immer fachkundig<br />

durch die Tour führte.<br />

Von der Sternwarte Ottobeuren<br />

nahmen drei Vorstandsmitglieder<br />

an der Wanderung teil, die zunächst<br />

mit einer Seilbahnfahrt zur<br />

Ebenalp (1644 m) begann. Die<br />

etwa 25 Teilnehmer wurden oben<br />

über den Verlauf der Wanderung<br />

informiert. Zunächst ging es auf<br />

einem befestigten Weg abwärts<br />

zur Wildkirchlihöhle. In dieser Naturhöhle<br />

wohnten zwischen 50.000<br />

und 30.000 Jahren vor unserer<br />

Zeitrechnung nicht nur Höhlenbären,<br />

sondern auch Menschen. Entsprechende<br />

Knochen- bzw. Werkzeugfunde<br />

belegen dies. Heute<br />

kann man durch die Höhle durchgehen.<br />

Am Ausgang steht ein<br />

nachgebautes Eremitenhäuschen,<br />

welches die Fundstücke ausstellt.<br />

Direkt am steilen Abgrund entlang<br />

führt ein Weg zur Wildkirchlikapel-<br />

In den überhängenden Fels<br />

hineingebaut: Das Berggasthaus Aescher<br />

Eine wohlverdiente Pause genießen<br />

v.l.n.r.: Frank Hegemann, Wolfgang<br />

Forth, Harald Steinmüller und Reinhold<br />

Grabher (SAG)<br />

le. Im weiteren Verlauf gelangt<br />

dann der Wanderer zum pittoresk<br />

in den Fels hineingebauten Berggasthaus<br />

Aescher (1474 m). Hier<br />

machten wir Mittagspause, um uns<br />

für den folgenden längeren Aufstieg<br />

zur „Chlus“ (1726 m) und<br />

dann weiter zum „Schäffler“<br />

(1924 m) in der Nachmittagshitze<br />

zu stärken.<br />

Oben auf dem Schäffler bot<br />

sich bei bestem Wetter eine geniale<br />

Aussicht auf das Alpsteinmassiv<br />

und in die tief eingeschnittenen<br />

Täler. Beherrscht wurde die Kulisse<br />

jedoch zweifellos vom Säntis,<br />

dem höchsten Gipfel des Alpsteingebirges.<br />

Der Abstieg war letztendlich<br />

keine große Sache mehr und als<br />

wir zurück zum Gasthaus Ebenalp<br />

kamen, da trafen wir auf die Wanderer,<br />

die den langen Aufstieg gescheut<br />

und lieber eine leichtere<br />

Kurztour gemacht hatten.<br />

An dieser Stelle sei ein herzlicher<br />

Dank an Christian Dätwyler<br />

gerichtet, dem es immer wieder<br />

gelingt, hochinteressante Touren zu<br />

organisieren.


W ISSENSCHAFT UND F ORSCHUNG<br />

Auch das Wettergeschehen<br />

2003 über Ottobeuren habe ich<br />

wieder über das Jahr hindurch beobachtet.<br />

Und siehe da, nach dem<br />

Jahrhunderthochwasser und den<br />

Rekordregenmengen im Jahre<br />

2002, zeigte das Wetter im letzten<br />

Jahr genau das Gegenteil, was führende<br />

Wetterforscher im Jahr davor<br />

prognostiziert hatten.<br />

Der Sommer 2003 wird bei vielen<br />

im Gedächtnis bleiben. Rekordhitze<br />

und viele wolkenlose sonnige<br />

Tage beherrschten das Wettergeschehen<br />

wochenlang. Ein Azorenhoch<br />

folgte dem nächsten. Allerdings<br />

verschwanden vor allem in<br />

den Alpen einige Ewigschneefelder<br />

und viele andere Firnfelder<br />

schmolzen zu winzigen schwarzen<br />

Eisflächen zusammen. Viele Bauern<br />

klagten in diesem Jahr über<br />

Ernteeinbußen wegen der lang anhaltenden<br />

Trockenheit.<br />

“Was des einen Leid ist des<br />

anderen Freud.“ Von diesem<br />

Spruch konnten gerade wir Hobbyastronomen<br />

ein Lied singen,<br />

denn so viele schöne und klare<br />

Nächte wie 2003 gab es meines<br />

Wissens schon seit langer Zeit nicht<br />

mehr. In Zahlen ausgedrückt, habe<br />

ich über 148 klare Nächte gezählt.<br />

Alle großen astronomischen Ereig-<br />

Wetterbeobachtungen 2003<br />

von Alexander Socher<br />

nisse konnte man, bei fast immer<br />

perfektem Himmel, oftmals staunend<br />

beobachten, wie im Mai den<br />

Merkurtransit, dann eine Mondfinsternis<br />

und zu Monatsende noch<br />

die partielle Sonnenfinsternis am<br />

frühen Morgen. Aber auch im November<br />

konnte man nochmals eine<br />

Mondfinsternis in voller Länge bei<br />

wolkenlosem Himmel sehen. Zudem<br />

beobachteten wir im Oktober<br />

und im November noch wunderschöne<br />

Polarlichterscheinungen,<br />

die bei wolkenlosem Himmel abermals<br />

bestens zu bestaunen waren.<br />

Aber nun zu meiner Wetterauswertung<br />

2003 für Ottobeuren: Es<br />

lag heuer an 91 Tagen Schnee im<br />

Günztal. Zudem gab es 126 Frosttage,<br />

also Tage mit einem Temperaturminimum<br />

von 0° C. 42 dieser<br />

Tage waren Eistage, d. h. Tage<br />

mit einem Temperaturmaximum<br />

von 0° C; eine doch erhebliche Zahl<br />

an kalten Tagen, trotz des sogenannten<br />

Klimawandels.<br />

Interessant ist aber auch unser<br />

Supersommer im letzten Jahr. Es<br />

gab 80 Sommertage, also Tage mit<br />

einem Temperaturmaximum von<br />

25° C. Davon herrschte an 21 Tagen<br />

ein Temperaturmaximum von<br />

über 30° C, diese Tage nennt man<br />

dann Tropentage. Das ist eine<br />

enorme Anzahl, denn im Allgäu gibt<br />

es normalerweise nur zwischen 5<br />

und 10 Tropentage.<br />

Die Jahresdurchschnittstemperatur<br />

lag 2003 bei +9,1° C und<br />

war damit etwas niedriger als im<br />

Vorjahr, was aber immer noch ein<br />

sehr hohes Niveau ist.<br />

Was 2003 bei den Temperaturverläufen<br />

in den Diagrammen<br />

schön zu erkennen ist, sind die relativ<br />

kalten Wintermonate und die<br />

25


wiederum sehr warmen Sommermonate.<br />

Das Frühjahr und der<br />

Herbst verliefen von den Temperaturen<br />

eher normal, wobei auch<br />

heuer wieder ein früher Wintereinbruch<br />

im Oktober stattfand. Aber<br />

nun zu den Diagrammen mit den<br />

Temperaturverläufen, die ich wieder<br />

Monat für Monat erstellt habe.<br />

Ich bin gespannt, welches Wettergeschehen<br />

das Jahr 2004 im Gepäck<br />

hat.<br />

26


Sonnenprotuberanzen. Aufnahmen: Heinz Forth<br />

27


G EDANKEN<br />

Eine der ersten „urkundlichen“<br />

Erwähnungen des Erweiterungsgedanken<br />

der Sternwarte dürfte im<br />

Astro-Amateur Ausgabe 2/1986<br />

gestanden haben. Dort wurde über<br />

die zu kleinen Platzverhältnisse für<br />

die steigenden Besucherzahlen, die<br />

fehlende Toilette und den fehlenden<br />

Arbeitsraum für Mitglieder berichtet.<br />

So hieß es, nach viel „Wunschdenken“<br />

und Diskussionen, in einem<br />

einstimmigen Beschluss der Sternwartenmitglieder<br />

am 18. März 1987:<br />

„Die Volkssternwarte soll ausgebaut<br />

und modernisiert werden.“<br />

Von Frühjahr bis Herbst ‘87<br />

wurde alles geplant und auf Machbarkeit<br />

geprüft, was wir uns so vorgenommen<br />

hatten. Es sollte ja einen<br />

schönen großen Vortragsraum<br />

geben, aber auch einen neuen Beobachtungsturm<br />

mit einer Kuppel<br />

darauf, eine Toilette und einen eigenen<br />

Arbeits- und Aufenthaltsraum<br />

für die Mitglieder.<br />

Die ersten Anzeichen, dass es<br />

bald mit dem Bauen losgehen sollte,<br />

wurden am 21. August 1987 offensichtlich.<br />

An diesem Tag wurde<br />

der zukünftige Bauplatz von<br />

Bäumen, Sträuchern und Gestrüpp<br />

befreit und hergerichtet. Zu dieser<br />

Zeit waren einige Mitglieder auch<br />

schon auf Info-Tour, wie man<br />

durch Eigenleistung der Sternwarte<br />

zu einer Beobachtungskuppel verhelfen<br />

könnte.<br />

All diese Arbeiten führten sodann<br />

am 3. Oktober 1987 zum<br />

Startschuss: Der Spatenstich zur<br />

Sternwartenerweiterung wurde,<br />

28<br />

Von Wünschen und Erfülltem<br />

Vor 15 Jahren wurde Volkssternwarte erweitert<br />

zurückgeblickt von Frank Hegemann<br />

im Beisein von zahlreichen Persönlichkeiten<br />

des öffentlichen Lebens,<br />

durch den damaligen stellvertretenden<br />

Landrat Reinald Scheule<br />

durchgeführt.<br />

Durch das zügige Fortschreiten<br />

der Bauarbeiten konnte schon nach<br />

etwa sechs Wochen, am 14. November<br />

der Hebauf gefeiert werden.<br />

Aufgrund des anstehenden Innenausbaus<br />

der „alten“ und „neuen“<br />

Sternwarte wurde der Führungsbetrieb<br />

vom 11. Dezember<br />

1987 bis 1. April 1988 eingestellt.<br />

Ein Höhepunkt der Baugeschichte<br />

erfolgte noch im gleichen Monat.<br />

Am 28. April wurde, mit Hilfe<br />

eines Tiefladers und einer Polizeieskorte,<br />

die neue Sternwarten-<br />

Kuppel von der Zimmerei Mang<br />

auf den Konohof transportiert und<br />

auf den Turm „gelupft“. Somit<br />

waren die großen äußerlichen Arbeiten<br />

abgeschlossen und der weitere<br />

Innenausbau konnte fortgesetzt<br />

werden.<br />

So konnte als weiteres „Highlight“<br />

Anfang August ‘88 das neue<br />

Fernrohr, das MPT-300 in der Kuppel<br />

aufgestellt werden und ist seit<br />

dem bis heute ohne Probleme in<br />

Betrieb.<br />

So war langsam das Licht am<br />

Ende des Tunnels zu sehen. Überall<br />

waren noch „Kleinigkeiten“ zu<br />

erledigen, und das nächste Großereignis<br />

schon inVorbereitung – die<br />

offizielle Einweihung des Erweiterungsbaues.<br />

So wurde, vor nun schon wieder<br />

über 15 Jahren, die Einweihung<br />

des An- und Umbaus der Sternwarte<br />

Ottobeuren am ersten Oktoberwochenende<br />

1988 gefeiert.<br />

Am Samstag, 1. Oktober fanden<br />

die Feierlichkeiten für die geladenen<br />

Gäste statt – selbst der<br />

neue große Vortragsraum war für<br />

diese große Gästezahl „schon wie-<br />

Sternwarte 1969 und 1989<br />

der“ zu klein. Am Sonntag waren<br />

dann für die Öffentlichkeit die<br />

Pforten beim „Tag der offenen<br />

Tür“ geöffnet. Dieses Ereignis ließen<br />

sich etwa 1400 Besucher, bei<br />

bestem Herbstwetter, nicht entgehen.<br />

Damit fanden für die Mitglieder<br />

zwei arbeitsreiche Jahre ihren<br />

Abschluß und es konnte wieder<br />

mehr an „Astronomisches“ gedacht<br />

werden.<br />

Doch jetzt, nach 15 Jahren, beginnen<br />

die Astronomen vom Konohof<br />

schon wieder zu träumen. Wie<br />

könnte man die Volkssternwarte<br />

Ottobeuren noch schöner und interessanter<br />

machen. Was fehlt<br />

noch, was gibt es noch zu verbessern?<br />

Schließlich rückt das 40-jährige<br />

Jubiläum immer näher...


A USFLUG<br />

Den Profis über die Schulter geschaut ...<br />

Vereins<strong>ausflug</strong> nach Bamberg/Fränkische Schweiz<br />

Am Freitag den, 12.9.2003 hieß<br />

es endlich wieder: „Auf zum Vereins<strong>ausflug</strong>“.<br />

Wir verluden das<br />

Gepäck und pünktlich um 14:00<br />

Uhr ging es los. In Memmingen holten<br />

wir noch vier weitere Mitreisende<br />

ab. Diesmal waren wir mit<br />

einer großen Gruppe unterwegs<br />

(42 Teilnehmer!). Reiseleiter Harald<br />

Steinmüller stimmte uns schon<br />

vorab mit ein paar Zahlen, Daten<br />

und Fakten über Bamberg und die<br />

Fränkische Schweiz auf das kommende<br />

Wochenende ein.<br />

Und endlich, nach vier Stunden<br />

Busfahrt, erreichten wir unser Ziel,<br />

Hirschaid bei Bamberg, wo wir<br />

sogleich im Drive-In-Hotel eincheckten.<br />

Die Zimmer waren gut<br />

ausgestattet: Fernseher, Fenster<br />

und auch elektrisches Licht war<br />

vorhanden, nur die Preise für die<br />

Minibar und die Snacks waren etwas<br />

gewöhnungsbedürftig.<br />

Der Hunger trieb uns in den Bus<br />

und ab ins „Nachtleben“ von<br />

Hirschaid. Im Gasthof „Regnitzau“<br />

gab’s das langersehnte Drei-Gän-<br />

Eine der beiden Kuppeln der Dr.-Remeis-<br />

Sternwarte, die ein 40- bzw. 60-cm-Teleskop<br />

beherbergen.<br />

miterlebt von Timm Kasper<br />

ge-Menü, (Suppe, Putenmedallion<br />

in Pilzsauce und zum Nachtisch ein<br />

Eis). Nach dem „reichhaltigen“<br />

Abendessen stürmten wir, nach unserer<br />

Rückkehr ins Hotel, die Hotelbar.<br />

Nur war diese Hotelbar nicht<br />

auf einen Bus voll Leute eingestellt,<br />

aber sie meisterten den Andrang<br />

ganz gut. Danach gönnten wir uns<br />

unseren verdienten Schlaf.<br />

Frisch ausgeruht ging es am<br />

Samstag morgen zum Frühstück in<br />

den Speisesaal. Die Auswahl am<br />

Buffet war lobenswert und so<br />

wurde auch wirklich jeder satt.<br />

Auch stießen hier unsere Stuttgarter<br />

Sternfreunde, Ehrenmitglied<br />

Dieter Berghofer und Gattin Inge,<br />

zu uns.<br />

Als einziger astronomischer<br />

Punkt stand am Vormittag der Besuch<br />

der Dr.-Remeis-Sternwarte,<br />

die zur Universität Nürnberg-Erlangen<br />

gehört, auf dem Plan.<br />

Dr. Ralf Napiwotzki nahm uns<br />

freundlich in Empfang. Wir teilten<br />

die Gruppe in „Fachleute“ und<br />

„Amateure“. Dr. Napiwotzki führ-<br />

Interessante historische Beobachtungsund<br />

Messgeräte gab es in der Bamberger<br />

Sternwarte zu bestaunen.<br />

te die „Fachleute“ und hielt einen<br />

Vortrag über Weiße Zwerge. Die<br />

„Amateure wurden von Christian<br />

Karl geführt. Danach besichtigten<br />

wir die Sternwarte mit all ihren historischen<br />

Geräten und Einrichtungen.<br />

Er erklärte uns dabei ausführlich<br />

die Forschungsarbeit, die die<br />

Sternwarte leistet. An dieser Stelle<br />

sei ein herzlicher Dank an Herrn<br />

Dr. Napiwotzki und Herrn Christian<br />

Karl ausgesprochen, die für unsere<br />

Besuchergruppe den Samstagvormittag<br />

opferten.<br />

„Für’s bessere ‘Seeing’ ...“: Vorsitzender Harald Steinmüller überreicht den Bamberger<br />

Astronomen Dr. Ralf Napiwotzki (mitte) und Christian Karl (links) einen Original Ottobeurer<br />

Kloster Calmus als Dankeschön für die hochinteressante Führung durch die Sternwarte<br />

29


Das Hauptinstrument der Bamberger<br />

Sternwarte: ein 60-cm-Spiegelteleskop<br />

Nach dieser Führung hatten wir<br />

in der Bamberger Altstadt Zeit zur<br />

freien Verfügung. Zum Mittagessen<br />

gab es Essen in einem Irish<br />

Pub. Und als Nachtisch genehmigten<br />

wir uns noch ein Eis.<br />

Anschließend nahmen wir an<br />

einer fast zweistündigen Stadtführung<br />

teil. Die Sehenswürdigkeiten<br />

von Bamberg wurden besichtigt,<br />

z. B. das Grabmal des Kaiserehepaares<br />

Heinrich II. und Kunigun-<br />

30<br />

Eines der Wahrzeichen Bambergs: das Alte Rathaus, das vor Jahrhunderten aus<br />

stadtpolitischen Gründen direkt über der Regnitz gebaut wurde<br />

de, der Bamberger Reiter und die<br />

Altstadt, die 1993 zum Weltkulturerbe<br />

der UNESCO erklärt wurde.<br />

Anschließend ging es gastronomisch<br />

weiter mit Kaffeetrinken in<br />

einem kleinen versteckten Lokal.<br />

Und keine Stunde später trafen sich<br />

auch alle wieder zum gemeinsamen<br />

Abendessen im „Schlenkerla“. Dort<br />

gab es echte Hausmannskost mit<br />

einem originalen Rauchbier. Dieses<br />

schmeckte anfangs schon etwas ge-<br />

Das Sprichwort „Steter Tropfen hölt den Stein“ gilt hier nicht mehr. Im Gegenteil: Steter<br />

Tropfen lässt diesen Stalagmit, genannt „Millionär“ in die Höhe wachsen.<br />

wöhnungsbedürftig, aber nach dem<br />

dritten oder vierten war fast jeder<br />

auf den Geschmack gekommen.<br />

Nach diesem anstrengenden<br />

Tag freute sich jeder darauf, noch<br />

gemütlich in der Hotelbar zu sitzen,<br />

doch Schreck lass nach, die Bar<br />

hatte schon um 21 Uhr geschlossen!<br />

Also musste ein anderer Plan<br />

her, und so beschlossen wir kurzerhand,<br />

zum benachbarten Italiener<br />

zu gehen. Dort war es auch<br />

ganz gemütlich, und zu späterer<br />

Stunde gab es dann auch noch einen<br />

Gesangswettbewerb zwischen<br />

Deutschland und der Schweiz. Als<br />

Kandidaten für die Schweiz trat ein<br />

Kirchenchorensemble an, und unser<br />

Reiseleiter vertrat Deutschland<br />

sehr würdig mit seinem berühmten<br />

Königsjodler.<br />

Nach dem Frühstück am Sonntag<br />

checkten wir alle aus und verluden<br />

unser Gepäck im Bus. Danach<br />

ging es durch die malerische<br />

Fränkische Alb zur Sophienhöhle,<br />

einer der vielen Tropfsteinhöhlen<br />

in dieser Gegend. Wir machten<br />

eine Führung durch die Höhle mit,<br />

wo ein waschechter ausgestopfter<br />

Höhlenbär auf uns wartete.<br />

Anschließend genehmigten wir<br />

uns ein reichhaltiges Mittagessen


in der Schenke Zur Burg Rabenstein.<br />

Nach dem Essen hatten wir<br />

Zeit, uns die Beine zu vertreten, die<br />

Burg zu besichtigen oder eine Falknerei<br />

zu besuchen.<br />

Nach einem letzten Gruppenfoto<br />

stiegen wir in den Bus und traten<br />

unsere Heimreise an. Endlich,<br />

um 19:00 Uhr, kamen wir wieder<br />

an der Schule an und konnten uns<br />

von dem anstrengenden Wochenende<br />

erholen.<br />

Ich möchte hiermit unserem<br />

Reiseleiter und Organisator Harald<br />

Steinmüller im Namen aller Teilnehmer<br />

einen herzlichen Dank sagen<br />

und hoffe, er plant noch viele<br />

schöne Vereinsausflüge für uns.<br />

Oben rechts: Das stark kalkhaltige Wasser bildet in der Sophienhöhle ungewöhnliche<br />

Tropfsteinformationen.<br />

Unten: Die Reisegruppe der Allgäuer Volkssternwarte vor der Dr.-Remeis-Sternwarte in<br />

Bamberg.<br />

31


V EREINSNACHRICHTEN<br />

Die Jahreshauptversammlung<br />

2003 fand am 21. November statt.<br />

Nach Begrüßung und Feststellung<br />

der Beschlussfähigkeit fasste der<br />

erste Vorsitzende Harald Steinmüller<br />

das fast abgelaufene Jahr 2003<br />

in seinem Bericht zusammen. Den<br />

Auftakt machte dabei ein eher<br />

trauriger Punkt in Form einer Gedenkminute<br />

für mehrere verstorbene<br />

Freunde der Allgäuer Volkssternwarte<br />

(Ehrenmitglied der<br />

SAG Franz Kälin, Ernst Jenny<br />

(SAG), sowie Lydia Schmidt-Merkel).<br />

Es folgte die Begrüßung der<br />

neuen Mitglieder sowie eine kurze<br />

Information zum aktuellen Stand<br />

der geplanten Windräder in Sternwartennähe.<br />

Nochimmer ist nicht<br />

abschließend geklärt, ob die Windkraftanlagen<br />

gebaut werden. Die<br />

<strong>AVSO</strong> hat im Frühsommer versucht,<br />

durch eine Unterschriftenliste<br />

und Presseartikel, in Zusammenarbeit<br />

mit dem Heimatdienst,<br />

eine derartige Beeinträchtigung der<br />

Hauptbeobachtungsrichtung zu<br />

verhindern.<br />

Auch das Jahr 2003 war wieder<br />

gekennzeichnet von zahlreichen<br />

Veranstaltungen an denen<br />

sich die <strong>AVSO</strong> beteiligte bzw. die<br />

von ihr ausgerichtet wurden. Harald<br />

Steinmüller erinnerte hierbei<br />

an die Beteiligung an den Bayern<br />

TourNatur-Tagen, den Vereins<strong>ausflug</strong><br />

nach Bamberg, die drei Veranstaltungen<br />

im Rahmen des Ferienprogramms<br />

des Kinderschutz-<br />

32<br />

Eine Bilanz der Superlative<br />

Jahreshauptversammlung 2003<br />

zusammengefasst von Simone Förg<br />

bundes Ottobeuren, sowie mehrere<br />

Besuche bei Sternfreunden im<br />

In- und Ausland.<br />

Abschließend verkündete er<br />

den Start einer neuen Jugendgruppe<br />

für 2004, die von Timm Kasper<br />

und unserem neuen Mitglied Ulrike<br />

Kurtz geleitet werden. An einem<br />

ersten Schnupperabend konnten<br />

hierfür bereits einige Interessenten<br />

begrüßt werden.<br />

Seinen Beitrag beschloss der<br />

erste Vorsitzende mit den besonderen<br />

Dank an alle aktiven Helfer,<br />

sowie an die Marktgemeinde Ottobeuren,<br />

vertreten durch Frau Rita<br />

Mayer.<br />

Im Bericht des Geschäftsführers<br />

Wolfgang Forth wurde den<br />

Teilnehmern der Jahreshauptversammlung<br />

schnell bewusst, dass es<br />

sich beim Jahr 2003, sowohl in<br />

astronomischer Hinsicht als auch im<br />

Hinblick auf das Vereinsleben, um<br />

ein Jahr der Superlative handelte.<br />

Seitens der astronomischen Ereignisse<br />

erinnerte er u. a. an den Merkurtransit,<br />

die partielle Sonnenfinsternis,<br />

zwei Mondfinsternisse und<br />

nicht zuletzt die Marsopposition.<br />

Auch veranstaltungstechnisch<br />

war das fast abgelaufene Jahr ein<br />

voller Erfolg für die Sternwarte.<br />

Wolfgang Forth verwies hierbei auf<br />

die Fotoausstellung „Augenblicke<br />

aus der Zeit“ im Kornhaus in<br />

Kempten, den ersten deutschlandweiten<br />

Tag der Astronomie, die<br />

monatlich stattfindenden Sonnensonntage,<br />

sowie zahlreiche Vorträ-<br />

ge, Feste und Feierlichkeiten der<br />

Sternwarte und Ihrer Freunde und<br />

Förderer.<br />

Das Jahr 2003 spiegelte sich<br />

schließlich auch in Form eines<br />

Besucherrekords von über 5.400<br />

Besuchern wieder, was der Führungsmannschaft<br />

vollen Einsatz<br />

abverlangte.<br />

Den Abschluss des Geschäftsberichtes<br />

bildete der Dank an die<br />

Freunde, Förderer und besonders<br />

die zahlreichen Spender der <strong>AVSO</strong>.<br />

Krankheitsbedingt konnte der<br />

Kassenbericht leider nicht durch<br />

den Kassier Thomas Förg persönlich<br />

vorgestellt werden. Er wurde<br />

von Schriftführerin Simone Förg<br />

vertreten. Nach dem Hinweis, dass<br />

es sich um den Kassenbericht des<br />

Jahres 2002 handelt, konnte trotz<br />

eines außergewöhnlich hohen Ausgabevolumens,<br />

ein Einnahmenüberschuss<br />

dargestellt werden.<br />

Nach der einstimmigen Entlastung<br />

des Vorstandes überbrachten<br />

Frau Rita Mayer, 2. Bürgermeisterin<br />

von Ottobeuren, sowie Herrn<br />

Georg Fickler, stellvertretender<br />

Landrat des Unterallgäus, ihre<br />

Grußworte. Der Dank richtete sich<br />

insbesondere an jene Mitglieder,<br />

die die Sternwarte aufgebaut und<br />

zu dem gemacht haben, was sie<br />

heute ist.<br />

Die Jahreshauptversammlung<br />

fand ihren Ausklang bei einem traditionellen<br />

gemütlichen Beisammensein<br />

in der Ottobeurer Gastronomie.


JUGENDARBEIT<br />

Ich glaube, es war in meinem<br />

ersten „Amtsjahr“ als 1. Vorsitzender<br />

der <strong>AVSO</strong>. Ich nahm am jährlichen<br />

Treffen der Vereinsvertreter<br />

Ottobeurens teil und stellte fest,<br />

dass ich wohl – mit damals auch<br />

schon über 30 – in der Runde mit<br />

Abstand einer der Jüngsten war.<br />

Mich beschäftigten damals die<br />

möglichen Ursachen für diesen hohen<br />

Altersdurchschnitt.<br />

Ich denke, einer der Gründe ist<br />

das fehlende Interesse der jungen<br />

Generation, ein Ehrenamt zu übernehmen,<br />

welches natürlich bindet<br />

und Engagement voraussetzt – und<br />

das in gewisser Weise permanent.<br />

Ein weiterer Grund – so meine<br />

persönliche Meinung – dürfte auch<br />

darin liegen, dass in vielen Fällen<br />

ältere Vorstände sich an ihr Amt<br />

„klammern“, aus welchen Gründen<br />

auch immer. In einem solchen Fall<br />

wird kein Junger ans Ruder gelassen,<br />

er könnte ja andere Ansichten<br />

haben, vielleicht den Verein<br />

„umkrempeln“ und vor allem den<br />

Alten ihre „Nische“ nehmen.<br />

Wie dem auch sei; ich dachte<br />

über die Sternwarte nach. Hier war<br />

die Situation doch ganz anders. Die<br />

Jugend hatte schon immer ihren<br />

Platz im Verein und in der Sternwarte.<br />

Als ich damals (1983) zur<br />

Fahnenappell beim Jugendgruppenzeltlager<br />

1999 bei Geislingen<br />

Auf dem Weg in die Zukunft<br />

Sternwarte gründet neue Jugendgruppe<br />

betrachtet von Harald Steinmüller<br />

<strong>AVSO</strong> stieß, existierte bereits seit<br />

2 Jahren eine Jugendgruppe, die<br />

erste seit Gründung im Jahre 1966.<br />

In der Gruppe wurden die Jugendlichen<br />

astronomisch geschult,<br />

mit Aufgaben betraut, kritisch beäugt,<br />

manchmal in die Schranken<br />

verwiesen, aber stets gefördert im<br />

Sinne zukünftiger Aufgaben als<br />

Verantwortliche für Verein und<br />

Sternwarte – und das zahlte sich<br />

später auch aus. Heute sind noch<br />

zwei meiner damaligen Jugendgruppenkollegen<br />

im Vorstand der<br />

Allgäuer Volkssternwarte.<br />

1986 kam das Aus für die Gruppe.<br />

Die Jugendlichen waren schon<br />

über 18, einige begannen ihr Studium<br />

und kamen dann auch nicht<br />

mehr. Die Verbliebenen wurden in<br />

den Führungsbetrieb integriert und<br />

schon bald zu Schlüsselmitgliedern<br />

ernannt – laut Vereinssatzung eine<br />

Vorbedingung für ein Vorstandsamt.<br />

Es folgten lange Jahre ohne<br />

Nachwuchsarbeit. Nicht dass wir<br />

das nicht mehr nötig hatten – nein,<br />

es scheiterte immer am Fehlen einer<br />

verantwortlichen Person. Und<br />

das blieb nicht ohne Folgen. Ich<br />

möchte nicht verschweigen, dass<br />

kurz vor unserem 30-jährigen Jubiläum<br />

(1996) die Stimmung im<br />

aktiven Kreis der Sternwarte an<br />

einem Tiefpunkt angelangt war. Es<br />

waren keine personellen Perspektiven<br />

erkennbar; so gut wie keine<br />

jüngeren Leute in Aussicht. Wir,<br />

die zweite Generation, gingen auch<br />

schon auf die 30 zu; es musste also<br />

was geschehen.<br />

Mein Vorschlag, mich um eine<br />

neue Jugendgruppe zu bemühen<br />

und zusammen mit den anderen<br />

Aktiven der Sternwarte aufzubauen,<br />

wurde sofort begrüßt. Zum Tag<br />

der offenen Tür, anlässlich der Feierlichkeiten<br />

zur 30-Jahr-Feier der<br />

Sternwarte, wurde ein Werbeplakat<br />

angefertigt. Im September 1996<br />

begann die Ausbildung einer neuen<br />

Jugendgruppe mit damals 9<br />

Knaben.<br />

Ich wundere mich manchmal<br />

heute noch, dass es uns gelungen<br />

ist, über einen Zeitraum von fast<br />

fünf Jahren einen Stamm von 6 bis<br />

8 Jugendlichen zu halten. Offensichtlich<br />

war unser Programm nicht<br />

so ganz ohne. Die Höhepunkte<br />

waren natürlich die Zeltlager. Auch<br />

eine Exkursion zum Rieskratermuseum<br />

nach Nördlingen wurde unternommen.<br />

Heute sind immerhin noch die<br />

meisten (inzwischen auch im Studium<br />

oder Beruf) als Mitglieder der<br />

Sternwarte verbunden. Drei davon<br />

arbeiten jetzt aktiv in der Öffentlichkeitsarbeit<br />

mit – ein, wie ich finde,<br />

großartiger Erfolg. Auch diese<br />

Jugendgruppe ging nach fünf Jahren<br />

mehr oder weniger zu Ende –<br />

aber durchaus bewusst! Wir wollten<br />

speziell die verbliebenen jungen<br />

Kollegen fördern und in den<br />

Führungsbetrieb integrieren. Aber<br />

wir wollten nicht mehr den selben<br />

Fehler wie damals begehen. Es<br />

wurde von vornherein von uns darauf<br />

hingearbeitet, nach einer Konsolidierungsphase<br />

eine neue Jugendgruppe<br />

zu gründen – und einer<br />

der Aktiven aus der letzten<br />

sollte diese dann leiten.<br />

Exkursion ins Rieskratermuseum in<br />

Nördlingen<br />

33


Auftakt der Jugendgruppe am 21.1.2004. Aufgrund der guten Wetterlage stand die<br />

Orientierung am Sternhimmel auf dem Programm. Zunächst wurden einige<br />

Wintersternbilder ausgewählt und danach auf Übungskärtchen eingezeichnet. Dabei<br />

erklärten die Gruppenleiter Timm Kasper (oberes Bild, zweiter von rechts) und Ulrike<br />

Kurtz (unteres Bild, dritte von links) den Jugendlichen die Handhabung der drehbaren<br />

Sternkarte. Die so selbst erarbeiteten Sternbilder wurden anschließend draußen am<br />

Himmel gesucht.<br />

Die Weichen wurden im letzten<br />

Jahr endgültig gestellt, als Timm<br />

Kasper zum Schlüsselmitglied „befördert“<br />

wurde. Er erklärte sich<br />

bereit, eine neu zu gründende Jugendgruppe<br />

aufzubauen.<br />

Für die neue Jugendgruppe sollten<br />

diesmal die Jugendlichen gezielt<br />

angesprochen werden. Wir<br />

kannten bereits einige „Stammkunden“,<br />

die mit ihren Eltern regelmä-<br />

34<br />

ßig die Sternwarte besuchten. UnsereVeranstaltungen,<br />

die wir zum<br />

Ferienprogramm des Kinderschutzbundes<br />

beisteuerten, boten<br />

uns in der Altersgruppe der 11- bis<br />

15-Jährigen ebenfalls ein ideales<br />

Forum, nach interessierten Jugendlichen<br />

zu suchen. Ebenso legten<br />

wir Wert auf die Teilnahme von<br />

Mädchen. Sehr von Vorteil erwies<br />

sich hierbei, dass in diesem Jahr<br />

Ulrike Kurtz als aktives Mitglied<br />

zu uns stieß. Sie wird Timm Kasper<br />

zur Seite stehen und sich insbesondere<br />

um die Mädchen kümmern.<br />

Im September wurde ein erster<br />

Schnupperabend für die potentiellen<br />

Nachwuchsastronom(inn)en<br />

veranstaltet. 8 Jungen und 5 Mädchen<br />

folgten dem Aufruf, eine positive<br />

Überraschung. Ein zweiter<br />

Abend folgte im Dezember – mit<br />

den Eltern, um diesen auch zu zeigen,<br />

dass ihre Kinder bei uns gut<br />

aufgehoben sind. Die Zusammenarbeit<br />

mit den Eltern ist uns wichtig,<br />

da ohne deren Unterstützung<br />

die Kinder kaum Gelegenheit haben,<br />

die Gruppenabenden zu besuchen.<br />

Ebenso war uns daran gelegen,<br />

Timm die notwendigen psychologischen<br />

und rechtlichen Aspekte<br />

der Jugendarbeit zu vermitteln. Ein<br />

mehrtägiger Jugendleiterlehrgang<br />

wurde daher von der Sternwarte<br />

finanziert.<br />

Ein Kreis schließt sich. Eine<br />

neue Nachwuchsgruppe entsteht,<br />

und einer aktiver Mitarbeiter aus<br />

der ehemaligen Jugend wird die<br />

wertvolle Aufbauarbeit leisten –<br />

für mich als ehemaligen Jugendgruppenleiter<br />

eine persönliche Genugtuung<br />

und für die Sternwarte<br />

ein weiterer Schritt nach vorn in<br />

eine gesicherte Zukunft.<br />

Der Startschuss der neuen Jugendgruppe<br />

war am 21.1. dieses<br />

Jahres. Alle zwei Wochen werden<br />

sich die Mädchen und Jungs am<br />

Mittwochabend treffen. Hoffen<br />

wir, dass am Ende dieses Jahres<br />

noch genauso viel Kids Interesse<br />

an der Arbeit der Sternwarte haben,<br />

wie jetzt.<br />

Ich wünsche Timm Kasper und<br />

Ulrike Kurtz für ihre zukünftige<br />

Herausforderung die vielzitierte<br />

„glückliche Hand“ und die reichhaltige<br />

Unterstützung aller Aktiven<br />

der Sternwarte.


V ERANSTALTUNGEN<br />

Die traditionelle Weihnachtsfeier<br />

der <strong>AVSO</strong> fand am 6. Dezember<br />

wieder im Vortragsraum der<br />

Sternwarte statt. Es konnten zahlreiche<br />

Gäste begrüßt werden, darunter<br />

auch unsere Sternfreunde<br />

aus der Schweiz und Vorarlberg.<br />

1. Vorsitzenden dankte in seiner<br />

Ansprache den Aktiven der<br />

Sternwarte für den immensen Zeitaufwand<br />

im abgelaufenen Jahr.<br />

Danach fand eine Weihnachtsgeschichte<br />

von Vrony Rohner, Rheintal,<br />

viel Beifall.<br />

Ein besonderer Programmpunkt<br />

war eine Ehrung für langjährige<br />

Mitglieder. Für 25-jährige Mitgliedschaft<br />

wurde Frau Margot<br />

Schmied eine Urkunde überreicht.<br />

Ehrenmitglied Dr. Hartmut Renz<br />

wurde für die 30-jährige Vereinszugehörigkeit<br />

geehrt.<br />

Als wichtigen Schritt für die<br />

Zukunftssicherung der Sternwarte<br />

wurde dem ehemaligen Jugendgruppenmitglied<br />

Ralph Kleinschek<br />

die Schlüsselmitgliedschaft verliehen.<br />

Vorsitzender Steinmüller verwies<br />

insbesondere darauf, dass mit<br />

dem eigenen Schlüssel das unabdingbare<br />

Recht verbunden ist, die<br />

Sternwarte zu putzen.<br />

2. Bürgermeisterin Rita Mayer<br />

überbrachte mit einer Adventsgeschichte<br />

die Weihnachtswünsche<br />

der Marktgemeinde, ehe Harald<br />

Weihnachtsfeier 2003<br />

Redaktioneller Beitrag<br />

Oben: Ehrenmitglied Dr. Hartmut Renz (rechts) wurde für 30-jährige Mitgliedschaft geehrt.<br />

Unten: Seit 25 Jahren bei der <strong>AVSO</strong>:<br />

Margot Schmied<br />

Steinmüller mit einer heiteren Darstellung<br />

der Weihnachtsvorbereitung<br />

im 21. Jahrhundert für heitere<br />

Stimmung sorgte.<br />

Abgerundet wurde das Fest<br />

durch das bewährt köstliche Essen<br />

der Metzgerei Fischbach. Die zahlreichen<br />

Salate wurden wie immer<br />

von den Sternwartenfrauen mitgebracht,<br />

an die an dieser Stelle ein<br />

herzlicher Dank ausgesprochen<br />

sein soll. Herzlichen Dank auch an<br />

Udo und Sophie Marx für die schöne<br />

Tischdekoration und an alle fleißigen<br />

Helfer beim Auf- und Abbau.<br />

35


V EREINSNACHRICHTEN<br />

Sonderführungen<br />

angepasst<br />

Mit über 5400 Besuchern bei<br />

160 Führungsterminen (s. Seite 28)<br />

stoßen wir allmählich an die Grenzen<br />

des Machbaren in unserer ehrenamtlichen<br />

Arbeit. Hauptproblem<br />

sind dabei die Führungen<br />

während der Woche, die aus verschiedenen<br />

Gründen nur von einer<br />

begrenzten Anzahl Mitglieder betreut<br />

werden können. Wir haben<br />

daher bei unserer letzten Vorstandssitzung<br />

beschlossen, einen<br />

Ruhetag einzuführen. Dieser Tag<br />

wird ab 2004 der Donnerstag sein.<br />

Auch eine Art „Dienstplan“<br />

wird künftig eingeführt. Mit diesem<br />

kann auf die privaten Termine der<br />

der aktiven Mitarbeiter Rücksicht<br />

genommen werden. Führungen an<br />

bestimmten Wochentagen werden<br />

demnach in der Regel von den selben<br />

Mitarbeitern betreut.<br />

Jugendherberge<br />

Geändert hat sich auch die Organisation<br />

der Jugendherbergsgruppen.<br />

In Zusammenarbeit mit<br />

dem Touristikamt in Ottobeuren<br />

werden von der Jugendherberge<br />

direkt für die Schulklassen komplette<br />

Pauschalprogramme angeboten.<br />

Die Sternwarte ist in diesem<br />

Programm integriert. Dies<br />

erspart den Lehrkräften die zeitaufwendige<br />

Planung eines Schul<strong>ausflug</strong>es.<br />

Die Abrechnung des<br />

Unkostenbeitrages für die Führung<br />

erfolgt somit auch über die Jugendherberge.<br />

Erfreut konnten wir feststellen,<br />

dass viele Schulen neu in Ottobeuren<br />

sind. Unerfreulich ist jedoch,<br />

dass leider einige „Stammklassen“<br />

dieses Jahr ihren Schul<strong>ausflug</strong><br />

nicht mehr hier verbracht haben.<br />

36<br />

Aktuelles aus dem Vereinsleben<br />

Redaktioneller Beitrag<br />

Dies könnte eine Folge der geschlossenen<br />

Jugendherberge während<br />

der Umbauphase sein, als<br />

diese Schulen gezwungen waren,<br />

nach Ersatzzielen zu suchen.<br />

„Wasser marsch!“<br />

Wegen der anhaltenden Trockenheit<br />

im Sommer standen wir<br />

vor dem Problem, dass uns das<br />

Wasser erstmals seit dem Anbau<br />

ausging. Am Tag der Astronomie<br />

war es soweit; unser Wassertank<br />

war endgültig leer. Wie es der Zufall<br />

wollte, kamen am Abend des<br />

Wassernotstandes zwei Mitglieder<br />

der freiwilligen Feuerwehr Ottobeuren<br />

zu Besuch auf die Sternwarte.<br />

Bei einem kurzen Gespräch<br />

erklärten sie sich bereit gleich am<br />

darauffolgenden Montag zu kommen<br />

und unseren Tank aufzufüllen.<br />

Wir danken der FFW Ottobeuren<br />

sehr herzlich, dass es auch heute<br />

noch möglich ist, kameradschaftlich<br />

und ohne großen Bürokratismus<br />

mündliche Absprachen<br />

einzuhalten.<br />

Freie Sicht<br />

Ein großes „Vergelt’s Gott“<br />

geht an die Benediktinerabtei,<br />

Herrn Frater Tobias und Herrn<br />

Wilhelm, für die Unterstützung, die<br />

hohen Bäume im Südosten der<br />

Sternwarte zu fällen. Anfang Dezember<br />

wurden fünf der Sternwarte<br />

am nächsten stehenden Bäume<br />

entfernt und für uns ein großes Beobachtungsproblem<br />

aus der Welt<br />

geschaffen. Die Vorteile sind inzwischen<br />

auch für die Besucher<br />

spürbar. Es ist nun möglich, z. B.<br />

die Gasplaneten Saturn und Jupiter<br />

zu beobachten, ohne lange warten<br />

zu müssen, bis die Planeten hinter<br />

den Bäumen hervor kommen.<br />

Neuanschaffungen<br />

„Muchas Grasias“<br />

Die jahrelange Pflege der üppig<br />

wuchernden Sternwartengrünflächen<br />

verlangte im vergangenen<br />

Sommer ihr Opfer: Nachdem der<br />

alte Rasenmäher wegen Motorschadens<br />

seinen Geist aufgegeben<br />

hatte, mussten wir einen neuen<br />

kaufen. Dank an Frank Hegemann,<br />

der sich darum gekümmert hat.<br />

„Buenos Dias“<br />

Da er starke Probleme bereitete,<br />

hin und wieder einige Dias<br />

verschluckte und somit nicht mehr<br />

betriebssicher war, wurde der alte<br />

Dia-Projektor ausgetauscht. Die<br />

bisherigen Objektive passten dafür<br />

auch in den neuen Rollei-Projektor<br />

und konnten somit weiter verwendet<br />

werden. Der alte wurde bei<br />

Ebay verkauft und der halbe Preis<br />

des neuen wieder hereingeholt.<br />

Multi-Sauger<br />

Auch ein neuer Staubsauger<br />

musste her, nachdem der alte nach<br />

über 15 Jahren nun endlich ausgedient<br />

hatte. Das neue Reinigungsgerät<br />

ist multifunktionell einsetzbar<br />

und kann sowohl trocken, als auch<br />

nass saugen. Die Anschaffung für<br />

die Sternwarte tätigte Kassier Thomas<br />

Förg. Vielen Dank!<br />

Licht ins Dunkel<br />

Der Zahn der Zeit nagte auch<br />

an unserer vor 15 Jahren installierten<br />

Gehwegsbeleuchtung am<br />

Sternwartengebäude. Sie wurde<br />

vom technischen Vorstand Willi<br />

Briechle entfernt und durch eine<br />

selbstgebaute Edelstahlhaube in<br />

modernem Design ersetzt. Vielen<br />

Dank für diese Arbeit.


Parkplatzwächter<br />

Das inzwischen schon fast<br />

„Kult“ gewordene Ufo-Parkplatzschild<br />

wurde von Vandalen im<br />

Frühsommer weggerissen. Kurz<br />

zuvor war das Schild noch Bestandteil<br />

einer Frage aus dem<br />

„Marktspiel“ gewesen. Es wurde<br />

nun durch ein neues Blechschild mit<br />

„offiziellem“ Design ersetzt. Vielen<br />

Dank an unseren technischen<br />

Vorstand Frank Hegemann.<br />

Durchblick<br />

Zur Marsopposition haben wir<br />

eine 3-fach-Barlowlinse der Firma<br />

Lichtenknecker Optics in Belgien<br />

angeschafft. Wir hatten Glück und<br />

bekamen die letzte System-64-Barlowlinse<br />

noch verbilligt, da sie ein<br />

Ausstellungsstück war. Zum Einsatz<br />

kam sie an unserem 150er<br />

Lichtenknecker-Refraktor um in<br />

Kombination mit einem 12-mm-<br />

Okular einen gestochen scharfen<br />

Blick auf den Mars zu werfen.<br />

Heiße Ware<br />

Für die diversen zukünftigen<br />

Veranstaltungen haben wir uns<br />

eine vereinseigene Heizplatte zugelegt.<br />

Sie kam schon bei der Advents-Vortragsreihe<br />

„Stern von<br />

Bethlehem“ zum Einsatz, als wir<br />

unseren Besuchern heißen Glühwein<br />

ausschenkten.<br />

Sommerfest<br />

Am 19. Juli fand wieder unser<br />

alljährliches Vereinssommerfest<br />

statt, bei dem die aktiven Mitglieder<br />

sich den kulinarischen Genüssen<br />

hingeben konnten. Wie bei fast<br />

allen Veranstaltungen dieses Jahr,<br />

war auch bei diesem Termin wieder<br />

schönstes Wetter. Eine tolle<br />

Idee war diesmal das Lagerfeuer<br />

vor der Sternwarte, was einige<br />

Hartgesottene bis zum Beginn der<br />

sagenumwobenen „nautischen<br />

Dämmerung“ belagerten und in<br />

Gang hielten.<br />

Stern von Bethlehem<br />

Das Adventsprogramm der<br />

Sternwarte über das beliebte Thema<br />

des „Messiassterns“ erstreckte<br />

sich im vergangenen Jahr über<br />

fünf Wochen. Während in der Adventszeit<br />

selbst der Vortrag zwar<br />

gut, jedoch nicht übermäßig besucht<br />

war, nahmen am 2. Weihnachtsfeiertag<br />

noch fast 40 Besucher die<br />

Gelegenheit wahr, sich über den<br />

astronomischen Hintergrund des<br />

Weihnachtssterns zu informieren.<br />

Auch der Regionalsender TV-<br />

Allgäu in Kempten wurde auf die<br />

Sternwarte aufmerksam und entsandte<br />

ein Aufnahmeteam zur<br />

Sternwarte. Es entstand ein recht<br />

guter, etwa 5-minütiger Beitrag, mit<br />

Aufnahmen der Sternwarte, des<br />

Saturn und einem Interview mit<br />

dem Referenten Harald Steinmüller.<br />

Befördert<br />

Ralph Kleinschek, 19, wurde<br />

bei der letztjährigen Weihnachtsfeier<br />

zum Schlüsselmitglied ernannt.<br />

Diese Auszeichnung ist eine<br />

Anerkennung für die bisher geleistete<br />

Arbeit für die Sternwarte und<br />

gleichzeitig eine „Beförderung“ mit<br />

erweiterten Aufgaben. Ralph begann<br />

seine Sternwartentätigkeit<br />

1996 in der Jugendgruppe und<br />

wurde nach deren Beendigung als<br />

aktives Mitglied übernommen.<br />

Seither nimmt er zahlreiche Auf-<br />

gaben im Führungsbetrieb wahr.<br />

Seine Zuverlässigkeit macht ihn<br />

mittlerweile zu einem festen Bestandteil<br />

des aktiven Kreises. Mit<br />

der Schlüsselmitgliedschaft verbunden<br />

ist das Recht, die Geräte<br />

der Sternwarte zur eigenen Erbauung<br />

zu nutzen, jedoch verstärkt<br />

Aufgaben in der Volksbildung der<br />

Sternwarte wahrzunehmen.<br />

Danksagung<br />

Wie in den letzten Jahren auch,<br />

hat Renate Forth, die komplette<br />

Buchhaltung für die Sternwarte<br />

eingegeben und für unseren Kassenbericht<br />

vorbereitet. Herzlichen<br />

Dank für diese Arbeit, die sonst<br />

keiner tun mag.<br />

Ein besonderer Dank geht auch<br />

wieder an Peter Keppeler, der uns<br />

daraus den jährlichen Kassenbericht<br />

erstellt hat.<br />

Herzlichen Dank auch an den<br />

technischen Vorstand Frank Hegemann<br />

für die vierteljährliche Erstellung<br />

unseres Info-Blattes.<br />

Aus unserem Vortragsraum<br />

nicht mehr wegzudenken ist die<br />

Schautafel mit Weltall- und Raumfahrtbriefmarken.<br />

Udo Marx, passionierter<br />

Astro-Philatelist stellt hier<br />

Teile seiner Sammlung unter<br />

wechselnder Thematik aus. Recht<br />

herzlichen Dank für diese Bereicherung.<br />

Die Aktiven der Sternwarte<br />

bedanken sich ganz herzlich bei<br />

Schlüsselübergabe an Ralf Kleinschek (rechts) bei der Weihnachtsfeier.<br />

37


Gerhard Effenberg, der oft mehrmals<br />

die Woche unsere Sternwarte<br />

aufsucht um diverse Arbeiten zu<br />

erledigen. Dazu gehört z. B. Rasenmähen,<br />

Sträucher nachschneiden,<br />

Getränke auffüllen und so<br />

manches andere ...<br />

Bei der Gelegenheit soll erwähnt<br />

werden, dass Reparaturund<br />

Reinigungsarbeiten immer von<br />

den eigenen Mitgliedern erledigt<br />

werden und kein Geld für eine Reinigungskraft<br />

ausgegeben wird.<br />

Spender<br />

Besonders herzlich möchten<br />

wir uns bei den zahlreichen Spendern<br />

bedanken, die uns unterstützen:<br />

• Familie Raab, Memmingen<br />

• Familie Kölbig, Ottobeuren<br />

• Familie Heim, Genhofen<br />

• Familie Lorenz, Ottobeuren<br />

• Ehrenmitglied Dieter Berghofer,<br />

Stuttgart<br />

• Ehrenmitglied Hartmut Renz,<br />

Kempten<br />

• Dr. Dieter Egger, München<br />

• Familie Sturm, Marktoberdorf<br />

38<br />

Sachspenden<br />

NASA-Atlas<br />

Ein ganz besonderer Dank geht<br />

an Herrn Wolfgang E. Schultz aus<br />

Memmingen, der uns einen wunderschönen<br />

NASA-Atlas des Sonnensystems<br />

zugesendet hat. Er<br />

steht nun allen Mitgliedern zur Verfügung<br />

und kann zum Selbststudium<br />

im Aufenthaltsraum verwendet<br />

werden. Ein Ausleihen durch unsere<br />

Astrobibliothek ist nicht möglich,<br />

da dieser Atlas immer in der<br />

Sternwarte zu Verfügung stehen<br />

muss.<br />

Mineralien<br />

Eine kleine Stein- und Mineraliensammlung<br />

wurde der Sternwarte<br />

von Frau Inge Klaußner aus<br />

Breitenfurt gespendet. Die ver-<br />

schiedenen Exemplare fügen sich<br />

sehr gut in unsere bestehende<br />

Sammlung ein. Ein herzliches Dankeschön<br />

für diese Spende.<br />

Neue Mitglieder<br />

Wir freuen uns, folgende neue<br />

Mitglieder begrüßen zu dürfen:<br />

• Dr. Horst Heidrich, Obergünzburg<br />

• Frau Renate Eberle, Sulzberg,<br />

• Johannes Pfluger, Memmingen<br />

• Frau Dr. Ursula Hill-Samelson,<br />

Seefeld<br />

Herzlich Willkommen!<br />

Die <strong>AVSO</strong> gratuliert<br />

Geburtstage<br />

• Frau Friedel Effenberg, 70<br />

• Herr Landrat Dr. Hermann<br />

Haisch, 65<br />

• Herr Gerd Döhner, 65<br />

• Herr Dr. Manfred Kräutler, 60<br />

Preise<br />

Beim letztjährigen 38. Bundeswettbewerb<br />

„Jugend forscht“ nahmen<br />

unsere ehemaligen Jugendgruppenmitglieder<br />

Florian Dietrich<br />

und Tobias Henkel teil. Für ihre<br />

Arbeit „Entwicklung und Bau einer<br />

computergestützten Kommunikationshilfe<br />

für einen autistischen<br />

Jugendlichen“ wurden sie mit dem<br />

Preis des Bundespräsidenten ausgezeichnet.<br />

Wir gratulieren.<br />

Unsere Mitglieder Manuel Herzog<br />

und Matthias Ruf nahmen im<br />

Zuge des gleichen Wettbewerbs<br />

mit ihrer „Teleskopsteuerung via<br />

Internet“ an der Bayerischen Ausscheidung<br />

teil.<br />

Ein herzlicher Glückwunsch<br />

geht auch an unseren 2. Vorsitzenden<br />

und Geschäftsführer Wolfgang<br />

Forth, der beim Ottobeurer Fotowettbewerb<br />

in der Kategorie „Veranstaltungen/Feste“<br />

den ersten und<br />

zweiten Preis gewann. Ein Luftbild<br />

von Ottobeuren, sowie ein<br />

Nachtbild der Basilika im Silvester-<br />

feuerwerk werden zukünftige Ottobeurer<br />

Ortsprospekte verschönern.<br />

Auch eine Art Auszeichnung ist<br />

es für einen Astrofotografen, wenn<br />

besonders gelungene Fotos in<br />

Fachzeitschriften und Jahrbüchern<br />

veröffentlicht werden. In der aktuellen<br />

Ausgabe von „Ahnerts<br />

Astronomischem Jahrbuch“ wurde<br />

ein Foto von Wolfgang Forth<br />

abgedruckt, welches die Saturnbedeckung<br />

durch den Mond vom<br />

November 2001 zeigt. Bereits<br />

schon mehrmals waren Fotos von<br />

Heinz Forth und Wolfgang Forth<br />

in den Fachblättern „Sterne und<br />

Weltraum“ und „Star Observer“<br />

veröffentlicht worden.<br />

Termine 2004<br />

26./27.03. (Fr./Sa.):<br />

Ottobeurer Vereinsdorfmeisterschaften<br />

im Luftgewehrschießen.<br />

04.04. / 02.05. / 06.06. / 04.07.<br />

01.08. / 05.09. / 03.10. (So.)<br />

Sonnensonntage, 14 bis 17 Uhr<br />

04.05. (Di.):<br />

Totale Mondfinsternis!<br />

Sternwarte von 20 bis 24 Uhr geöffnet.<br />

20. - 23.05. (Do. - So.):<br />

Bayern Tour Natur<br />

08.06. (Di.):<br />

Venustransit! (siehe auch Artikel<br />

Seiten 4 - 12). Sternwarte geöffnet<br />

von 7 bis 13 Uhr.<br />

28.10. (Do.):<br />

Totale Mondfinsternis!<br />

Sternwarte nur bei guter Witterung<br />

geöffnet von 2 bis 7 Uhr.<br />

19.11. bis 21.11. (Fr. - So.):<br />

Fotoausstellung in Ottobeuren<br />

im Haus des Gastes. Genaueres<br />

wird noch bekannt gegeben.


Z UMG EDENKEN<br />

Leider erst spät haben wir vom<br />

Tode unseres Sternfreundes Ernst<br />

Jenny erfahren.<br />

1986 stellten Lydia und Rudi<br />

Heim aus Genhofen die Kontakte<br />

zu der SAG Rheintal her. Zunächst<br />

lernten wir dabei Franz Kälin +<br />

kennen. Ein Jahr später reisten die<br />

meisten anderen Schweizer Sternfreunde<br />

nach Ottobeuren. Unter<br />

ihnen auch Ernst Jenny und seine<br />

Frau Rose.<br />

Geprägt waren die folgenden<br />

Jahre von zahlreichen gemeinsamen<br />

Ausflügen (z. B. in den Tessin),<br />

Tagungsbesuchen (SAG-Tagung<br />

in Luzern), aber auch von fa-<br />

Frau Söhner aus Memmingen<br />

war sicher eines der ältesten Mitglieder<br />

der <strong>AVSO</strong>, zum einen was<br />

die Lebensjahre betrifft, aber auch<br />

die Vereinszugehörigkeit.<br />

Sie trat im Jahre 1967 der Allgäuer<br />

Volkssternwarte bei und war<br />

dieser bis an ihr Lebensende treu<br />

verbunden. Seit den frühen Anfängen<br />

der Sternwarte verfolgte sie<br />

mit regem Interesse die Entwicklung<br />

und das stete Voranschreiten<br />

des Vereins. Noch zum Astronomietag<br />

im August 2003 konnten wir<br />

Ernst Jenny<br />

* 02.08.1920 + 20.10.2003<br />

milären Treffen und Festen (wie<br />

auf dem Pfänder oder in Hard am<br />

Bodensee).<br />

Wir haben Ernst als einen immer<br />

zuvorkommenden und großzügigen<br />

Menschen kennengelernt<br />

dem besonders die Jugend am<br />

Herzen lag. Sein Interesse galt den<br />

Naturwissenschaften, insbesondere<br />

der Astronomie.<br />

Unvergessen bleibt ein hervorragender<br />

Vortrag, welcher in unserer<br />

Sternwarte 1987 – noch vor<br />

dem Umbau – von Dr. Dieter Egger<br />

gehalten wurde. Sein Thema<br />

waren die neuen Modelle in der<br />

Kosmologie.<br />

Therese Söhner<br />

* 19.11.1913 + 3.2.2004<br />

sie auf der Sternwarte begrüßen<br />

(Bild).<br />

Zur Entstehung der <strong>AVSO</strong> leistete<br />

sie, wenn auch indirekt, einen<br />

Beitrag. Als Tante des Gründungsmitgliedes<br />

Heinz Forth nämlich,<br />

förderte sie dessen astronomisches<br />

Interesse durch die entsprechende<br />

Literatur.<br />

Therese Söhner wird besonders<br />

den älteren Mitgliedern der<br />

Sternwarte, durch ihr Engagement<br />

und ihre Unterstützung, in dankbarer<br />

Erinnerung bleiben.<br />

Unter<br />

den Zuhörern<br />

weilte<br />

auch Ernst<br />

Jenny, und<br />

er ließ es<br />

sich nicht<br />

nehmen,<br />

am Ende<br />

des Referatesaufzustehen<br />

und in bewegenden und<br />

ergriffenen Worten unser aller Gefühl<br />

und Dank auszusprechen – so<br />

war Ernst Jenny.<br />

Er wird uns immer in guter Erinnerung<br />

bleiben.<br />

39

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