ausflug - AVSO
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G ESCHICHTE DER A STRONOMIE<br />
Einleitung<br />
Der Autor, ein passionierter<br />
Briefmarkensammler, erzählt die<br />
Geschichte von den Venusdurchgängen.<br />
Deren Beobachtungen<br />
sind wegen ihrer Seltenheit genauso<br />
spannend wie die von Sonnenfinsternissen.<br />
Der letzte Transit<br />
(Durchgang) fand 1882 statt. Also<br />
keiner der Leser des ASTRO-<br />
AMATEUR hat je einen Durchgang<br />
selbst beobachtet. Deshalb im<br />
Kalender ganz dick den 8. Juni<br />
2004 ankreuzen!<br />
Der Durchgang kann auch ohne<br />
optische Hilfsmittel beobachtet<br />
werden; hier könnte die Sonnenfinsternisbrille<br />
von 1999 wieder<br />
zum Einsatz kommen. Besser<br />
sichtbar ist das Ereignis mit einem<br />
Fernglas oder Fernrohr – aber nur<br />
unter Verwendung geeigneter Sonnenfilter<br />
(z. B. Schutzfolien)!<br />
Wie bei einer Sonnenfinsternis,<br />
bei der sich der Mond vor die Sonne<br />
schiebt, spricht man auch beim<br />
Venusdurchgang von vier Kontaktzeiten<br />
(Uhrzeiten am 8.6.2004 in<br />
Abhängigkeit vom Beobachtungsort!):<br />
(1) Verlauf des Venustransits am<br />
8.6.2004: Die in Klammer angegebenen<br />
Zeiten sind in Sommerzeit. Quelle:<br />
Himmelsjahr 2004, Kosmos-Verlag<br />
4<br />
Der „Schwarze Tropfen“<br />
Die Geschichte der Venusdurchgänge<br />
erzählt Reinhart Sitter, Passau<br />
1. Kontakt 07:20 Uhr: Die Venusscheibe<br />
berührt die Sonnenscheibe.<br />
2. Kontakt 07:40 Uhr: Venusscheibe<br />
völlig innerhalb der Sonnenscheibe.<br />
3. Kontakt 13:04 Uhr: Venusscheibe<br />
berührt den anderen Sonnenrand.<br />
4. Kontakt 13:23 Uhr: Venusscheibe<br />
verlässt die Sonnenscheibe.<br />
(1)<br />
Wenn das Wetter mitspielt, ist<br />
der Venusdurchgang von Deutschland<br />
aus beobachtbar. Sie brauchen<br />
also keine der Expeditionen zu unternehmen,<br />
wie sie nachfolgend<br />
berichtet werden.<br />
Schwarzer Punkt im<br />
Sonnenrund<br />
Wenn sich der Mond genau<br />
zwischen Erde und Sonne schiebt,<br />
erleben wir eine Sonnenfinsternis.<br />
Der kleine, aber sehr nahe Mond<br />
verdeckt die scheinbar gleich große<br />
Sonnenscheibe und der helle<br />
Tag wird minutenlang nachtgrau.<br />
Auch die Venus kann unseren<br />
Blick auf die Sonne kreuzen, denn<br />
sie umkreist das Zentralgestirn in<br />
einer engeren Umlaufbahn um die<br />
Erde. Dann zieht die Venus so<br />
zwischen Erde und Sonne vorbei,<br />
so dass sie für die Dauer mehrerer<br />
Stunden als schwarzer Punkt<br />
das Sonnenrund durchquert. Der<br />
große Zyklus, der Erde, Venus und<br />
Sonne in eine Linie führt, lässt nach<br />
über hundertjähriger Pause immer<br />
zwei solcher „Venus-Passagen“<br />
kurz hintereinander folgen.<br />
Während das 20. Jahrhundert<br />
leer ausging, wird sich das Ereignis<br />
im 21. schon bald wiederholen:<br />
jeweils im Juni der Jahre 2004 und<br />
2012!<br />
Wissenschaftliche<br />
Gemeinschaftsleistung<br />
1768 beginnt die größte aller<br />
Sternfahrten; alle Teilnehmer sind<br />
Himmelsforscher. Vor ihnen liegen<br />
riesige Strecken mit halsbrecherischen<br />
Fahrten durch wegloses Gelände.<br />
Die Zielorte sind über den<br />
ganzen Erdball verteilt. Das Zieldatum<br />
steht fest: Am 3. Juni 1769<br />
wollen die Forscher eine astronomische<br />
Sensation beobachten:<br />
Dann wird die Venus über die Sonnenscheibe<br />
wandern.<br />
Die Sternwarten von London<br />
und Paris sind 1768 die Kontrollzentren<br />
dieses „Unternehmens<br />
Venus“. Große Weltkarten zeigen<br />
die Zielorte der einzelnen Expeditionen.<br />
Es ist die erste wissenschaftliche<br />
Gemeinschaftsleistung<br />
der europäischen Nationen!<br />
Überall verfolgt man das weltumspannende<br />
Projekt mit größtem<br />
Interesse. Koordinaten auf der<br />
Karte zeigen, an welchen Orten<br />
auf der Erde die Venuspassage zu<br />
sehen sein wird.<br />
Schlüssel für die<br />
Lösung<br />
Warum hatte die Passage der<br />
Venus für die Wissenschaft des 19.<br />
Jahrhunderts so große Bedeutung?<br />
Damals war der Abstand der Erde<br />
von der Sonne noch unbekannt. Die<br />
Entfernungen im Sonnensystem<br />
konnten weder in Meilen noch in<br />
irgendeinem anderen Längenmaß<br />
angegeben werden. Der Schlüssel<br />
für die Lösung lag bei der Venus!<br />
Jetzt wollte man eine Venus-Passage<br />
von weit über den Globus verteilten<br />
Standorten aus beobachten.<br />
Die Momente der scheinbaren Berührung<br />
der Venus mit dem Sonnenrand<br />
sollte jeder Beobachter