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ausflug - AVSO

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(6) GedenkmünzeMaximilian<br />

Hell<br />

(1720 - 1792)<br />

Beschwerliches<br />

Unternehmen<br />

Reisen war im 18. Jahrhundert<br />

ein beschwerliches Unternehmen.<br />

Nach einer Kutschfahrt durch<br />

Deutschland und Dänemark beginnt<br />

die weite Reise durch<br />

Schweden und Norwegen. Je weiter<br />

sie nach Norden kommen,<br />

umso grandioser wird die Landschaft.<br />

Und umso unbefahrbarer<br />

werden die Wege. Immer wieder<br />

muss die kleine Reisegruppe abgründige<br />

Schluchten durchqueren<br />

und steile Bergpässe überwinden.<br />

Täglich müssen sie gebrochene<br />

Räder und verbogene Achsen reparieren.<br />

Den fast 50-jährigen Hell<br />

bringen solche Strapazen an die<br />

Grenzen seiner Leistungsfähigkeit.<br />

Sein Forscherdrang führt ihn durch<br />

ein wildes, fast leeres Land.<br />

Gefährlicher Kurs<br />

Pater Hell und Johann Sajnovics<br />

nähern sich dem Hafen Trondheim<br />

auf dem alten Königsweg.<br />

Doch königlich ist nur die Landschaft.<br />

Die Kutsche rumpelt über<br />

Knüppeldämme, dann über schmale<br />

Gebirgspfade. Oft sind sie mit<br />

Steinen und Felsbrocken übersät.<br />

Auch die hölzernen Brückenkonstruktionen<br />

werden immer abenteuerlicher.<br />

Erschöpft erreichen<br />

sie endlich Trondheim. Im Land der<br />

Wikinger chartern sie eine Jacht,<br />

die sie über die letzte Etappe tragen<br />

soll: den weiten und gefährlichen<br />

Kurs übers Nordkap. Mitte<br />

Oktober erreicht Hell das Ziel seiner<br />

langen Reise: die kleine Garnisonsstation<br />

Vardö (7) den entferntesten<br />

Vorposten des Dänischen<br />

Reiches.<br />

Eisige Temperaturen<br />

Der Herbst auf Vardö ist kurz.<br />

Schon im Oktober zieht hier an der<br />

Barents-See der Winter ein, und<br />

mit der Dunkelheit kommt die Kälte.<br />

Die Hauptsorge der beiden<br />

Wiener Astronomen gilt ihren Instrumenten,<br />

die vor den eisigen<br />

Temperaturen geschützt werden<br />

müssen. An vielen Geräten sind<br />

Wasserwaagen angebracht, um<br />

sie beim Messen im Lot zu halten.<br />

Damit sie nicht vom Frost gesprengt<br />

werden, ersetzen Hell und<br />

Sajnovics die Flüssigkeit durch<br />

hochprozentigen Alkohol, an dem<br />

in der kleinen Garnisonsstadt kein<br />

Mangel herrscht. Den Verschluss<br />

versiegeln sie, indem sie Wasser<br />

darüber gießen und ihn zufrieren<br />

lassen.<br />

(7) 200 Jahre Stadt<br />

Vardö - Norwegen,<br />

Mi. 1015<br />

Mathematische<br />

Berechnungen<br />

Knapp 90 Breitengrade liegen<br />

zwischen Vardö und der Messstation<br />

der Endeavour-Crew um<br />

James Cook, Tahiti. Die von Cook<br />

und Hell gemessenen Zeiten für die<br />

Venus-Passage müssen also deutlich<br />

voneinander abweichen. Die<br />

(8) Venus-Durchgang 1769: Weg der<br />

Venusscheibe (Scheibenmittelpunkt) über<br />

die Sonnenscheibe von zwei verschiedenen<br />

Standorten (Vardö und Tahiti) aus<br />

gesehen.<br />

Basis aller Berechnungen war der<br />

Erddurchmesser, den man kannte.<br />

Um die Höhe in dem Dreieck zwischen<br />

Venus und Beobachtern zu<br />

bestimmen und damit die Distanz<br />

zur Venus, brauchte man den Winkel<br />

Alpha. Nach der Theorie nahm<br />

die Venus für Beobachter im Süden<br />

der Erde einen kürzeren Weg<br />

über die Sonne als für Beobachter<br />

im hohen Norden. (8)<br />

Gesetze und Verfahren<br />

Aus dem Unterschied der gemessenen<br />

Zeiten ließ sich das Verhältnis<br />

der scheinbaren Venus-<br />

Strecken auf dem Sonnenrund berechnen<br />

– und damit die sogenannte<br />

„Parallaxe“. Diese war nichts<br />

anderes als der Winkel Alpha, und<br />

mit ihm kannte man auch die Entfernung<br />

zur Venus. Das mathematische<br />

Verfahren wurde allerdings<br />

durch Faktoren wie die Beugung<br />

der Lichtstrahlen und die Eigenrotation<br />

der Erde kompliziert. Doch<br />

hatten die Mathematiker einmal die<br />

Distanz zur Venus bestimmt, konnten<br />

sie nach dem Gesetz der Planetenbewegung<br />

auch alle anderen<br />

Entfernungen im Sonnensystem<br />

berechnen – und so auch den Abstand<br />

zwischen Erde und Sonne in<br />

absoluten Zahlen angeben. (9)<br />

Im Bann der Venus<br />

Überall auf der Welt blicken die<br />

Astronomen gespannt in den Himmel:<br />

Wird sich die Sonne zeigen?<br />

Oder werden dichte Wolken sie<br />

verdecken, so dass alle Mühen vergeblich<br />

waren? Sie warten in den<br />

finnischen Wäldern und in der sibirischen<br />

Tundra, in Quebec und<br />

Peking, in der Karibik, in Indien und<br />

an einem halben Hundert Orten in<br />

Europa.<br />

Mit Gottes<br />

besonderer Gnade<br />

In Vardö, wo die Junisonne<br />

nicht untergeht, schreibt Hells Be-<br />

7

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