Arrival_in_Manila
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3Chapter4free - Ankunft <strong>in</strong> <strong>Manila</strong><br />
Mediz<strong>in</strong>journalist Steffen Raupner ist <strong>in</strong> Deutschland auf die Fährte krim<strong>in</strong>eller<br />
Machenschaften der Pharma<strong>in</strong>dustrie gekommen. Er hofft auf die große Story<br />
und reist neugierig auf die Philipp<strong>in</strong>en, wo er mehr herausf<strong>in</strong>den will. Dieser<br />
Anleser beschreibt die Ankunft <strong>in</strong> <strong>Manila</strong> und das E<strong>in</strong>tauchen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e für<br />
Raupner neue Welt.<br />
Viel Spaß beim Lesen!
Kapitel 10<br />
Es war nachmittags, als der Flieger zur Landung auf dem NAIA Flughafen<br />
<strong>in</strong> <strong>Manila</strong> ansetzte. Von oben sah <strong>Manila</strong> nicht anders aus als deutsche Städte.<br />
Man sah rote Dächer, Gebäude und e<strong>in</strong> paar Hochhäuser. Steffen war<br />
gespannt, was ihn erwartete. Die Landung war sanft, aber die Rollbahn schien<br />
e<strong>in</strong> paar tiefe Löcher zu haben. Die Abwicklung auf dem Flughafen war schnell,<br />
und nachdem Steffen se<strong>in</strong>en Koffer vom Band gezogen hatte, g<strong>in</strong>g es zur<br />
Passkontrolle und dann h<strong>in</strong>aus durch den Zoll h<strong>in</strong>ter dem sich Wechselstuben<br />
befanden. Dort wechselte Steffen fünfhundert Euro <strong>in</strong> die Landeswährung<br />
Pesos. Mit siebenundzwanzigtausendachthundertfünfundzwanzig Pesos<br />
Bargeld <strong>in</strong> der Tasche verließ er das Flughafengebäude und wurde von "Taxi,<br />
Taxi" rufenden Filip<strong>in</strong>os empfangen. Steffen hatte gelesen, dass er nach<br />
sogenannten metered Taxis Ausschau halten sollte und fragte e<strong>in</strong>en der<br />
aufdr<strong>in</strong>glichen Männer danach. "Yes Sir, metered. Here. Follow me". Der kle<strong>in</strong>e<br />
dunkle Mann <strong>in</strong> schmuddeligem T-Shirt nahm se<strong>in</strong>en Koffer und g<strong>in</strong>g voran.<br />
Steffen folgte ihm und amüsierte sich über den Aufdruck auf dem Rücken des<br />
T-Shirts wo <strong>in</strong> großen Buchstaben der Name Hitler prangte. "Hey - is this your<br />
name? Hitler?" "No Sir, it's just a military T-Shirt, po", antwortete der eilig<br />
voranschreitende Mann, w<strong>in</strong>kte e<strong>in</strong> weißes Taxi heran und verstaute Steffens<br />
Gepäck im Kofferraum. Er öffnete Steffen die Tür des Wagens und hielt die<br />
Hand auf, <strong>in</strong> die Steffen e<strong>in</strong>hundert Pesos legte, was den Kofferträger sichtlich<br />
freute.<br />
Kaum saß Steffen im Taxi, fuhr dieses auch schon los. Der Fahrer verriegelte die<br />
Türen automatisch, gr<strong>in</strong>ste <strong>in</strong> den Rückspiegel und sagte: "Safety first, Sir.<br />
Where you want to go?". Das von Deutschland aus gebuchte Hotel war <strong>in</strong> der<br />
Nähe des H2O - Hotels, <strong>in</strong> dem Professor Berger untergebracht war. Dies war<br />
für e<strong>in</strong>en armen Journalisten erstens zu teuer, und zweitens wollte Steffen<br />
Professor Berger nicht <strong>in</strong> die Arme laufen und erklären müssen, was er <strong>in</strong><br />
<strong>Manila</strong> mache. "Sogo Hotel Harrison please. Is it far?" "Ok, Sir. Not too far but<br />
traffic na. Sevenhundred Pesos lang. Ok?" Siebenhundert Pesos waren knapp<br />
vierzehn Euro und kamen Steffen nicht überzogen vor, also verzichtete er auf<br />
das Anschalten des Zählers und akzeptierte die genannte Summe. Tatsächlich<br />
schien es zu Beg<strong>in</strong>n überhaupt nicht voran zu gehen. Sie standen mehr im Stau,<br />
als sie fuhren, die Klimaanlage kühlte nicht wirklich. Es war heiß und stickig.
Wenn es schneller vorwärts g<strong>in</strong>g, rumpelte das l<strong>in</strong>ke H<strong>in</strong>terrad stark, und<br />
Steffen hoffte, es würde diese Fahrt noch durchstehen. Nach zehn M<strong>in</strong>uten<br />
hielt der Fahrer an. "Where is the hotel?" fragte Steffen. "Not yet, Sir. Do you<br />
like hopia?" Der Fahrer stieg aus dem Wagen und schien sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Art<br />
Schnellimbiss auf Rädern etwas zu bestellen. E<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Mädchen drückte<br />
se<strong>in</strong>e Nase an die Scheibe des Wagens, guckte Steffen mit traurigen Augen an<br />
und hielt die Hand auf. Es war barfuß und se<strong>in</strong>e Kleidung, die nur aus e<strong>in</strong>er<br />
Unterhose und e<strong>in</strong>em zerrissenen weißen T-Shirt bestand, war ebenso<br />
schmutzig wie das Gesicht des K<strong>in</strong>des. Der Fahrer, der mit se<strong>in</strong>em Snack auf<br />
dem Rückweg war, scheuchte das Mädchen fort, gab ihm aber vorher etwas<br />
von se<strong>in</strong>er Zwischenmahlzeit. Er setzte sich wieder h<strong>in</strong>ter das Steuer und setzte<br />
die Fahrt fort.<br />
"Eat", sagte er und hielt e<strong>in</strong>e Pappschale mit unbekanntem Essen <strong>in</strong> Richtung<br />
se<strong>in</strong>es Fahrgastes. "No, thanks", sagte Steffen, "I had some food <strong>in</strong> the airplane.<br />
Thank you so much".<br />
Das Hotel schien <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Ecke mit vielen Bars zu liegen. Überall an der Straße<br />
waren Leuchtreklamen und zum Teil Bilder von Bargirls. Die bunten Lichter der<br />
Stadt, die sich auf den regennassen Straßen widerspiegelten, er<strong>in</strong>nerten<br />
Steffen an Hamburg. Aber Straßen und Bürgersteige waren hier eher<br />
ausgeführt wie <strong>in</strong> Deutschland vor dem Zweiten Weltkrieg und es tummelten<br />
sich e<strong>in</strong>ige wenig vertrauenserweckend sche<strong>in</strong>ende Gestalten auf den<br />
Gehwegen, deren Anblick Steffen klar machte, warum der Fahrer die Türen des<br />
Wagens verriegelt hatte. Er sah ganze Familien, die <strong>in</strong> Hause<strong>in</strong>gängen oder<br />
unter Brücken versuchten, sich mit Kartons vor der Nässe zu schützen,<br />
umherstreifende Gruppen von K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen, Prostituierte vor<br />
kle<strong>in</strong>en Bars, aus denen laute Musik schallte und immer wieder auch<br />
bewaffnete Uniformierte, die vor Hotele<strong>in</strong>gängen standen. Sie bogen rechts<br />
von der Hauptstraße ab und fuhren auf e<strong>in</strong>en Hotel-H<strong>in</strong>terhof. Der Fahrer trug<br />
den Koffer noch bis zum E<strong>in</strong>gang, bekam se<strong>in</strong>e siebenhundert Pesos und fragte<br />
Steffen mit e<strong>in</strong>em Lächeln nach e<strong>in</strong>em Tr<strong>in</strong>kgeld. So wurden aus den<br />
siebenhundert Pesos achthundert und Steffen verschwand im SOGO Hotel.<br />
Das Kürzel SOGO stand für SO GOod, so clean und tatsächlich schien das Hotel<br />
europäischen Standard zu haben. Die Angestellten liefen <strong>in</strong> roten Uniformen
herum, und alle grüßten mit artigem Diener und "Good even<strong>in</strong>g, Sir". An der<br />
Rezeption erhielt Steffen se<strong>in</strong>en Schlüssel für Zimmer 356 und zahlte die zwei<br />
gebuchten Übernachtungen im Voraus. "By the way - how much is a taxi from<br />
the airport to this hotel?" fragte Steffen. "About onehundredfifty Pesos, Sir,<br />
antwortete die Rezeptionist<strong>in</strong> mit e<strong>in</strong>em Lächeln, "but you can take also our<br />
service car. Twohundred Pesos only, po". Ok, dachte Steffen und erkannte, dass<br />
er den vierfachen Betrag gezahlt hatte. Aber was solls - <strong>in</strong> Deutschland wäre es<br />
teurer gewesen.<br />
Im Zimmer verwandelte sich der Vier-Sterne-E<strong>in</strong>druck des Hotels <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>-<br />
Sterne-E<strong>in</strong>druck. Man hatte ordentlich <strong>in</strong> die Rezeption <strong>in</strong>vestiert, aber <strong>in</strong> den<br />
Räumen gespart. Das Zimmer war w<strong>in</strong>zig, es gab ke<strong>in</strong> Fenster, und es roch<br />
muffig. Auf dem Bett war e<strong>in</strong>e Matratze mit Kunstlederbezug über den e<strong>in</strong><br />
fleckiges Laken gespannt war. In e<strong>in</strong>er Plastiktüte fand Steffen zwei<br />
Handtücher, e<strong>in</strong>e dünne Zudecke und e<strong>in</strong>e Pappschachtel mit Zahnbürste,<br />
Zahnpasta, Kamm, Shampoo und Seife. "Immerh<strong>in</strong>", dachte er und fiel müde<br />
aufs Bett. Die Klimaanlage klapperte laut und kühlte den kle<strong>in</strong>en Raum auf<br />
Kühlschranktemperatur herunter. Über den Temperaturregler war Tape<br />
geklebt, so dass ihm nur übrig blieb, den Luftzug mittels e<strong>in</strong>er an der<br />
Klimaanlage bef<strong>in</strong>dlichen Plastikklappe nach oben an die Decke zu regeln. Er<br />
schaltete den w<strong>in</strong>zigen Fernseher e<strong>in</strong> und switchte durch die Programme. Viele<br />
Sender <strong>in</strong> der Landessprache, zwei Pornosender und zwei Kanäle mit<br />
englischen Spielfilmen fand er und entschied sich, nach langer Zeit noch e<strong>in</strong>mal<br />
"Stirb langsam" mit Bruce Willis zu schauen, worüber er allerd<strong>in</strong>gs nach zehn<br />
M<strong>in</strong>uten e<strong>in</strong>schlief.<br />
Um drei Uhr morgens wachte Steffen auf, weil er fror. Die Dusche war<br />
komfortabel und heiß, allerd<strong>in</strong>gs stand die Toilette ohne Abtrennung direkt<br />
daneben, was er als befremdlich empfand. Frisch geduscht, <strong>in</strong> neuer<br />
Unterwäsche und jetzt <strong>in</strong> die Zudecke e<strong>in</strong>gekuschelt, setzte Steffen se<strong>in</strong>en<br />
unterbrochenen Schlaf fort, bis es um fünf Uhr sehr laut auf dem Flur wurde.<br />
Offensichtlich arbeiteten die Mitarbeiter des Hotels gern hier, denn sie sangen<br />
laut, lachten und schienen sich auf Distanz etwas zuzurufen. An Schlaf war<br />
nicht mehr zu denken, daher zog Steffen sich an, putzte se<strong>in</strong>e Zähne und begab<br />
sich auf die Suche nach e<strong>in</strong>em Frühstück. Das Hotel hatte e<strong>in</strong>e Speisekarte auf
dem Zimmer, die ihn allerd<strong>in</strong>gs nicht ansprach. So fragte er die Rezeption, wo<br />
er frühstücken könne und man empfahl ihm Chow K<strong>in</strong>g oder Jollibee und<br />
beschrieb den Weg. Steffen entschied sich für das näher liegende Ziel Chow<br />
K<strong>in</strong>g, das nur wenige Meter vom Hotel entfernt war.<br />
Vor dem Hotel g<strong>in</strong>g es auch zu dieser frühen Stunde schon sehr lebhaft zu.<br />
Stände mit Obsthändlern, auf dem Boden sitzende Verkäufer von allerlei<br />
Kle<strong>in</strong>kram und sehr e<strong>in</strong>fache Essstände säumten se<strong>in</strong>en Weg. "Hey my friend -<br />
you like chicks?" Der Mann der ihn ansprach trug e<strong>in</strong> schmutziges Unterhemd,<br />
Shorts und Badelatschen. "Chicks? I'm look<strong>in</strong>g for breakfast", sagte Steffen.<br />
"Chicks, po. Girls. You want?" "No thanks", erwiderte Steffen und setzte se<strong>in</strong>en<br />
Weg fort. Chow K<strong>in</strong>g war e<strong>in</strong>e Junkfood-Kette, die offensichtlich gut besucht<br />
war, denn auch so früh morgens stand bereits e<strong>in</strong>e lange Schlange vor dem<br />
Tresen, und es schien jeder Platz besetzt zu se<strong>in</strong>. Steffen bestellte, ohne zu<br />
wissen was, Chow Fan und erhielt e<strong>in</strong>e Schüssel voll Reis mit e<strong>in</strong> paar<br />
Frühl<strong>in</strong>gsrollen oben drauf. Dazu e<strong>in</strong>e scharfe Sauce und e<strong>in</strong>en Eistee. Es war<br />
zwar nicht das Frühstück, was er sich vorgestellt hatte, aber es war erstaunlich<br />
schmackhaft und er genoss se<strong>in</strong>e erste Mahlzeit auf den Philipp<strong>in</strong>en. Die<br />
Menschen um ihn herum betrachteten ihn wie e<strong>in</strong>en Außerirdischen. Die<br />
Männer nur kurz, die Frauen und Mädchen lange, und e<strong>in</strong>ige w<strong>in</strong>kten und<br />
lächelten ihm zu.<br />
Steffen nahm se<strong>in</strong> Handy und probierte, ob es <strong>in</strong> dem Schnellrestaurant e<strong>in</strong>en<br />
freien Internetzugang gab. Sche<strong>in</strong>bar ja, aber der Verb<strong>in</strong>dungsaufbau scheiterte<br />
immer wieder, so dass er es aufgab. Als er aufschaute und durch die<br />
Glasscheibe nach draußen blickte, sah er e<strong>in</strong>e Bettler<strong>in</strong> auf dem Boden sitzen.<br />
Sie hielt e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> ihrem Arm, streckte die Hand <strong>in</strong> Steffens Richtung<br />
aus und rieb sich den Magen. Bevor er sich auf den Rückweg zum Hotel<br />
machte, bestellte er dasselbe Gericht noch e<strong>in</strong>mal zum Mitnehmen und gab es<br />
der Bettler<strong>in</strong>, die lächelte und sich mit den Worten "Salamat po" bedankte.<br />
"Sir. Hello, Sir" Steffen drehte sich um und sah e<strong>in</strong>e junge Frau, die er auch im<br />
Chow K<strong>in</strong>g schon gesehen hatte. "Your cellphone, Sir. You forgot your
cellphone." Die junge Filip<strong>in</strong>a reichte Steffen se<strong>in</strong> Handy, dass er offensichtlich<br />
auf dem Tisch des Schnellrestaurants liegen gelassen hatte.<br />
"Oh my god - thank you so much. It seems I was still sleep<strong>in</strong>g", stammelte<br />
Steffen, nahm se<strong>in</strong> Handy und verstaute es sicher <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Tasche. Die Frau<br />
hatte e<strong>in</strong> hübsches Gesicht und trug e<strong>in</strong> sommerliches Kleid, das ihren wohl<br />
geformten Körper an den richtigen Stellen betonte. Ihr Gesicht hatte<br />
südeuropäische oder mexikanische Züge. "I´m Steffen. Hi". Die hübsche Filip<strong>in</strong>a<br />
lächelte und legte den Kopf zur Seite: "My name is Mailyn. Sir. Let me guess.<br />
You are from Australia?"<br />
"Sorry, wrong", erwiderte Steffen. "Now it´s my guess. I guess you are from the<br />
Philipp<strong>in</strong>es - right?" Mailyn lachte laut, hob den Arm und streckte Steffen die<br />
offene Hand entgegen. "Apir", sagte sie lachend, und als Steffen nicht reagierte<br />
"Gimme five". "Ah", sagte Steffen und schlug e<strong>in</strong>. "Mailyn, do you know this<br />
place?" Steffen zog e<strong>in</strong> Stück Papier aus der Hosentasche auf dem er die<br />
Adresse <strong>in</strong> Makati notiert hatte, wo die Biochemiker<strong>in</strong> Riza wohnen oder<br />
arbeiten sollte. "Yes, sure. Jupiterstreet is near to Makati Avenue. I know that<br />
place. Tell me aga<strong>in</strong> your name and I will br<strong>in</strong>g you there, Sir". "My name is<br />
Steffen and please stop call<strong>in</strong>g me Sir". Steffen war sich nicht sicher, ob er<br />
Mailyn vertrauen konnte. Auf der anderen Seite war die Begleitung e<strong>in</strong>er so<br />
hübschen und smarten Dame durchaus angenehm, und er würde sich nicht<br />
verlaufen oder wieder zu viel für e<strong>in</strong> Taxi bezahlen, wenn er e<strong>in</strong>en<br />
e<strong>in</strong>heimischen Guide hätte. Außerdem war sie gerade so ehrlich gewesen, ihm<br />
se<strong>in</strong> Handy auszuhändigen.<br />
"Ok. Why not. But is it ok for you? I mean - do you have time?" Mailyn lachte<br />
wieder herzhaft, hängte ihren Arm <strong>in</strong> Steffens Arm und zog ihn h<strong>in</strong>ter sich her.<br />
"We will use MRT, sagte sie und fügte lachend h<strong>in</strong>zu: "You will enjoy".
Kapitel 11<br />
MRT stellte sich als e<strong>in</strong>e Art Stadtbahn heraus. Wie Steffen später lernen<br />
sollte, gab es <strong>in</strong> <strong>Manila</strong> ke<strong>in</strong>e U-Bahn, sondern nur wenige L<strong>in</strong>ien e<strong>in</strong>er<br />
überirdisch fahrenden Schnellbahn. Das <strong>Manila</strong> Light Rail Transit System wurde<br />
je nach L<strong>in</strong>ie MRT oder LRT genannt. Schon am E<strong>in</strong>gang zur MRT wurde klar,<br />
dass Mailyn ihr "You will enjoy" ironisch geme<strong>in</strong>t hatte. Das Gedränge war so<br />
<strong>in</strong>tensiv, dass man nach dem Betreten der E<strong>in</strong>gangshalle ke<strong>in</strong>e andere<br />
Möglichkeit hatte, als der Meute zu folgen. Steffen war froh, dass er durch<br />
se<strong>in</strong>e Größe aus der Menge herausragte und so e<strong>in</strong>igermaßen frische Luft<br />
bekam. Die Masse schubste und drängte. Immer wieder mussten sie vor<br />
Absperrungen warten, an denen schwer bewaffnete Angestellte <strong>in</strong> blauen<br />
Uniformen versuchten, die kont<strong>in</strong>uierlich nachdrängende Menge an Menschen<br />
e<strong>in</strong>igermaßen geregelt <strong>in</strong> Richtung der Gleise zu dirigieren. Steffen wunderte<br />
sich, dass alle so ruhig blieben, sich niemand beschwerte und ke<strong>in</strong>er ausrastete.<br />
Er stellte außerdem fest, dass er trotz des direkten Körperkontaktes zu vielen<br />
Menschen ke<strong>in</strong>e üblen Gerüche wahrnahm. Alle schienen neutral zu riechen,<br />
und e<strong>in</strong>ige der weiblichen Passagiere dufteten nach Parfum oder Seife.<br />
Nach fünfzehn M<strong>in</strong>uten im Gedränge erreichten sie e<strong>in</strong>en Schalter, an dem<br />
Tickets verkauft wurden. Mailyn sagte der Verkäufer<strong>in</strong> das Fahrtziel und bat<br />
Steffen um dreißig Pesos. "Nur dreißig Pesos?" fragte Steffen "Dreißig Pesos<br />
only", erwiderte Mailyn. "It's cheap". Nach dem Ticketkauf g<strong>in</strong>g der Kampf um<br />
das Vorankommen zum Zug weiter, bis sie letztlich doch am Gleis ankamen.<br />
Auch dort wurden die wartenden Fahrgäste durch Absperrbänder daran<br />
geh<strong>in</strong>dert, das Gleis unkontrolliert zu betreten. Erst als der Zug e<strong>in</strong>fuhr, senkten<br />
die Guards die Bänder ab und ließen e<strong>in</strong>e gewisse Anzahl von Wartenden vor<br />
den Zug, der allerd<strong>in</strong>gs schon voll zu se<strong>in</strong> schien.<br />
Die Türen öffneten sich, und nur wenige Menschen stiegen aus - dafür aber<br />
umso mehr e<strong>in</strong>. Es gab ke<strong>in</strong> Zurück. Steffen und Mailyn wurden <strong>in</strong> den Zug<br />
geschoben und standen wie Sard<strong>in</strong>en <strong>in</strong> der Dose nach Halt suchend, obwohl<br />
sie ke<strong>in</strong>en Platz zum Umfallen hatten. Die letzten Passagiere versuchten, sich<br />
mit Gewalt <strong>in</strong> den Zug zu zwängen, was dazu führte, dass die Schließversuche<br />
der Türen vergeblich waren. Sirenen heulten, und die blau uniformierten
Guards verscheuchten die Menschen von den Türen, die schließlich zufielen,<br />
während der Zug sich ruckend <strong>in</strong> Bewegung setzte. "Ach du Scheiße", entfuhr<br />
es Steffen, der schwitzend e<strong>in</strong>gezwängt zwischen Leibern von anderen<br />
Fahrgästen stand. "You are German". Mailyn lachte laut. "Yes, you are<br />
def<strong>in</strong>itely a German".<br />
Wie sich herausstellte, hatte Mailyn vor Jahren e<strong>in</strong>e deutsche<br />
Chatbekanntschaft gehabt und sprach e<strong>in</strong> paar Brocken Deutsch. E<strong>in</strong><br />
siebenundfünfzigjähriger Frührentner aus Essen hatte auf die Philipp<strong>in</strong>en<br />
auswandern und dann dort mit Mailyn leben wollen. Sie erzählte, dass er ihr<br />
jeden Monat zweihundert Euro überwiesen hatte, wovon sie gut leben konnte<br />
und zudem ihre Familie unterstützte. Dann entschied er sich jedoch für e<strong>in</strong>e<br />
andere philipp<strong>in</strong>ische Chatbekanntschaft und beendete das virtuelle Verhältnis<br />
mit Mailyn. Ob er je auf den Philipp<strong>in</strong>en angekommen war, wusste Mailyn<br />
nicht.<br />
Die Bremsen der MRT-Bahn quietschten. "Buendia - we have to go", rief Mailyn<br />
und zog an Steffens Arm, der sich fragte, wie er den Zug durch die Menge der<br />
den Weg versperrenden Menschen verlassen könne. Glücklicherweise stiegen<br />
viele an der Buendia Station aus, so dass der Weg nach draußen e<strong>in</strong>facher war,<br />
als zunächst erwartet.<br />
Hier <strong>in</strong> Makati, dem Geschäftsviertel der Metropole <strong>Manila</strong>, sah die Welt<br />
anders aus als im Stadtteil Pasay, wo Steffens Hotel lag. Hochhäuser und große<br />
Gebäude zwischen sorgsam gepflegten Grünflächen bestimmten das Bild, und<br />
sogar die Menschen wirkten wie aus e<strong>in</strong>er anderen Welt. Sie trugen schwarze<br />
Lackschuhe und Anzüge oder zum<strong>in</strong>dest lange Hosen und Hemden. Die Damen<br />
hatten hellere Haut und eilten <strong>in</strong> Hosenanzügen oder Röcken und Blusen die<br />
hier ebenen gepflasterten Bürgersteige entlang. Steffen wurde nicht mehr von<br />
jedem zweiten wie e<strong>in</strong> Außerirdischer angestarrt und angelächelt - <strong>in</strong> Makati<br />
schien man Ausländer gewohnt zu se<strong>in</strong>. Selbst der Verkehr hatte sich<br />
verändert. Noch immer stockend schoben sich die Automassen durch die<br />
breiten Straßen, aber es waren ke<strong>in</strong>e der kle<strong>in</strong>en, knatternden Tricycles mehr<br />
zu sehen und auch von den langgezogenen, bunt bemalten Jeepneys waren<br />
weniger unterwegs. Es hätte ebenso gut e<strong>in</strong> Stadtteil <strong>in</strong> New York, Frankfurt<br />
oder Paris se<strong>in</strong> können.
"It's not far, but too far to walk - let's take a taxi". Mailyn stand an der Straße<br />
und versuchte, e<strong>in</strong>es der vorbeifahrenden Taxis heranzuw<strong>in</strong>ken. Die ersten<br />
zwei Fahrer wollten die kurze Strecke nicht fahren, der dritte Fahrer verlangte<br />
zweihundert Pesos, und Mailyn wollte ihn weg schicken, da es ihr zu teuer war.<br />
Aber Steffen öffnete die Tür, setzte sich auf die Rückbank und zog Mailyn h<strong>in</strong>ter<br />
sich her. "Mahal talaga", sagte Mailyn zu dem Fahrer, der nun quer zum<br />
fließenden Verkehr die Straßenseite wechselte und e<strong>in</strong> "Traffic, Mam"<br />
murmelte. Trotzdem waren sie schon nach wenigen M<strong>in</strong>uten am Ziel und<br />
standen an der Ecke Makati Avenue / Jupiter Street. Hier war es relativ ruhig,<br />
e<strong>in</strong> paar Cafés und Bars waren zu sehen sowie Büros verschiedene<br />
Firmenniederlassungen. Steffen fragte sich, wie Riza reagieren würde, wenn er<br />
sie fände. Ob e<strong>in</strong> Gespräch möglich war? Eigentlich wollte er etwas Geld mit zu<br />
dem Treffen nehmen für den Fall, dass Riza sich bestechen ließe. Diese<br />
fünfhundert Euro lagen jedoch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Koffer, und Steffen hatte nur das<br />
philipp<strong>in</strong>ische Geld bei sich. Es waren noch gut zwanzigtausend Pesos, von<br />
denen sich fünftausend Pesos <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Hosentasche befanden. E<strong>in</strong>e schlechte<br />
Angewohnheit, für die Steffen oft böse Blicke von se<strong>in</strong>er Frau erhalten hatte.<br />
E<strong>in</strong>mal war er gedankenversunken auf dem Flughafen <strong>in</strong> München herum<br />
gestreift und hatte Kaubonbons gegessen, während er auf se<strong>in</strong>en Flieger<br />
gewartet hatte. Das Papier hatte er artig <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Hosentasche gesteckt und<br />
diese dann vor dem E<strong>in</strong>steigen <strong>in</strong>s Flugzeug <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Papierkorb ausgeleert. Erst<br />
während des Fluges war ihm der Gedanke gekommen, dass ja auch Bargeld <strong>in</strong><br />
den Hosentaschen gewesen war. Er hatte se<strong>in</strong>e Taschen durchsucht, aber sie<br />
waren leer gewesen. Ke<strong>in</strong> Papier und auch ke<strong>in</strong> Geld. Steffen hatte zirka<br />
fünfhundert Euro <strong>in</strong> den Papierkorb geworfen, wovon er niemandem jemals<br />
erzählt hatte.<br />
Die restlichen Pesos hatte er <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Gürtel gesteckt, der e<strong>in</strong> verstecktes<br />
Geldfach enthielt. Bei se<strong>in</strong>er eiligen Recherche über die Philipp<strong>in</strong>en hatte er<br />
immer wieder gelesen, dass es zu Raubüberfällen und Entführungen käme und<br />
man auf jeden Fall se<strong>in</strong> Geld <strong>in</strong> mehreren Taschen verteilen solle. Bislang hatte<br />
er sich noch nicht bedroht gefühlt.
Er sah zu Mailyn, die sich wieder wie e<strong>in</strong>e Freund<strong>in</strong> an ihn angeschmiegt hatte<br />
und ihn <strong>in</strong> die Jupiterstraße führte. "Hey - why?" Mailyn sah ihn fragend an und<br />
lächelte. "Noth<strong>in</strong>g. Thank you for guid<strong>in</strong>g me". "We are here na, po.<br />
Jupiterstreet 67."<br />
Sie sahen sich um, aber es gab ke<strong>in</strong>e Jay Tom Agency hier. Jupiterstreet 67<br />
schien e<strong>in</strong> Wohnhaus zu se<strong>in</strong>, <strong>in</strong> dessen Erdgeschoß sich e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Copy-Shop<br />
befand. "Clear Xerox 2 pesos lang" stand auf e<strong>in</strong>em Schild im Fenster. "What<br />
are we look<strong>in</strong>g for? You have a friend here?" Mailyn blickte Steffen fragend an.<br />
Sie erläuterte ihm, dass die Jupiterstreet 67 e<strong>in</strong> so genanntes Dorm House sei.<br />
Studenten und Angestellte, die sich ke<strong>in</strong>e Wohnung <strong>in</strong> Makati leisten konnten,<br />
mieteten hier e<strong>in</strong> Zimmer oder teilten sich e<strong>in</strong> Zimmer mit anderen. Steffen<br />
holte se<strong>in</strong> Smartphone heraus und zeigte Mailyn e<strong>in</strong> Foto von Riza von der<br />
Perlenfarm-Webseite.<br />
"We are look<strong>in</strong>g for this girl - her name is Riza". "She is beautiful", gr<strong>in</strong>ste<br />
Mailyn. "White sk<strong>in</strong>. More beautiful than me. But small boobs. Hehehe. Same<br />
like me". Steffen lachte. "Me, I like brown sk<strong>in</strong>. But however. How to f<strong>in</strong>d her?".<br />
E<strong>in</strong>e Gruppe von jungen Mädels kam aus dem Haus. Mailyn schnappte sich das<br />
Handy, g<strong>in</strong>g zu der Gruppe und zeigte das Foto. Die Mädchen schüttelten den<br />
Kopf, kicherten und zeigten <strong>in</strong> Richtung von Steffen. E<strong>in</strong>e rief "Hi, Sir. Are you<br />
s<strong>in</strong>gle? Is this your wife?" Dann zogen sie immer noch kichernd weiter auf<br />
ihrem Weg zur Arbeit oder zu e<strong>in</strong>er Universität. Alle trugen die gleiche blau -<br />
weiße Uniform. Sie hatten Mailyn erzählt, dass Riza nicht <strong>in</strong> dem Haus wohnte.<br />
Die meisten Wohnungen <strong>in</strong> dem Haus das ausschließlich von jungen Frauen<br />
bewohnt wurde, standen derzeit leer. Es war heiß geworden. Die Luft war<br />
drückend, und Steffen bemerkte, dass ihm das Atmen schwer fiel. "I will ask <strong>in</strong><br />
the copy shop.", sagte er und hoffte, dort würde e<strong>in</strong>e Klimaanlage se<strong>in</strong>. Er<br />
nahm Mailyn, die emsig die weiteren Bilder auf Steffens Speicherkarte<br />
betrachtete, das Smartphone aus der Hand und g<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Richtung des Copy<br />
Shops. Mailyn blieb draußen und wartete im Schatten.<br />
Innen war es leider genauso heiß wie draußen, aber e<strong>in</strong> Ventilator verschaffte<br />
zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong> wenig Kühlung und Steffen platzierte sich direkt vor dem grünen,
schmuddeligen W<strong>in</strong>dspender. H<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong>er Art Theke stand e<strong>in</strong> alter Kopierer<br />
der Marke Canon und durch e<strong>in</strong>e offene Tür h<strong>in</strong>durch sah er e<strong>in</strong>e Gruppe von<br />
drei Männern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em H<strong>in</strong>terzimmer, die sich betranken. Auf e<strong>in</strong>em Holztisch<br />
vor ihnen stand e<strong>in</strong>e Flasche mit Alkohol und e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Schnapsglas. Die<br />
Männer sahen <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Richtung, lachten, aber ke<strong>in</strong>er kümmerte sich um ihn, so<br />
dass Steffen schon an Rückzug dachte, als e<strong>in</strong>er der Männer aufstand und<br />
durch die Tür kam: "Hi Sir, how can I help you?" Der junge Mann war um die<br />
dreißig Jahre alt, gut aussehend und wusste sich trotz se<strong>in</strong>es offensichtlich<br />
angetrunkenen Zustands gut zu benehmen. "My name is Elb<strong>in</strong>. Take a seat, Sir.<br />
I apologize for my friends. We celebrate the birthday of JT, this guy there<br />
hold<strong>in</strong>g the bottle of Emperador". JT gr<strong>in</strong>ste und streckte Steffen die Flasche<br />
entgegen. "Tagay" rief der offensichtlich stark angetrunkene Mann, goss e<strong>in</strong>en<br />
kräftigen Schluck der hellbraunen Flüssigkeit <strong>in</strong> das Schnapsglas und streckte es<br />
<strong>in</strong> Richtung von Steffen aus. "Ehm - Happy Birthday - no thanks, I just have a<br />
question" Steffen schaltete se<strong>in</strong> Smartphone e<strong>in</strong> und zeigte dem jungen Mann<br />
das Bild von Riza. "Do you know this girl? My name is Steffen Raupner. I met<br />
her <strong>in</strong> Germany and I need to f<strong>in</strong>d her." Der Mann h<strong>in</strong>ter der Theke blickte kurz<br />
auf das Smartphone. "Why do you want to f<strong>in</strong>d her?" Steffen erzählte, dass er<br />
e<strong>in</strong> Produktmanager der Firma Ma<strong>in</strong>pharma sei und se<strong>in</strong>e neue Kolleg<strong>in</strong><br />
dr<strong>in</strong>gend sprechen müsse. Der Mann blickte nochmals auf das Bild von Riza,<br />
schüttelte dann den Kopf und sagte: "Sorry Sir. I don't know this girl".<br />
"Ma<strong>in</strong>it na. It's hot and I'm hungry" jammerte Mailyn, die unter e<strong>in</strong>em Baum<br />
auf Steffen gewartet hatte und e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Flasche mit Wasser <strong>in</strong> der Hand<br />
hielt, die Sie ihm jetzt anbot. Steffen nahm e<strong>in</strong>en kräftigen Schluck, während<br />
Mailyn e<strong>in</strong>e grüne Flasche aus ihrer Handtasche nahm, sich die Flüssigkeit auf<br />
die Hände kippte und verrieb. "What's that?" fragte er, und Mailyn zeigte ihm<br />
die Flasche. Isopropyl Alcohol stand darauf, 70 %. Steffen re<strong>in</strong>igte auch se<strong>in</strong>e<br />
Hände, die klebrig und schmutzig waren. "Too much of pollution <strong>in</strong> <strong>Manila</strong>",<br />
sagte Mailyn. "It's so dirty here." Auf die Frage wo sie essen gehen könnten,<br />
schlug Mailyn Jollibee vor, e<strong>in</strong>e weitere Junkfood - Kette, die oft und überall <strong>in</strong><br />
der Stadt zu sehen war. "Is there no restaurant nearby?" "Too expensive here",<br />
sagte Mailyn und rief e<strong>in</strong> Taxi heran, das langsam die Straße entlang fuhr.<br />
"Baclaran Market, metered po" sagte Sie zum Fahrer, der nach kurzer Anfahrt<br />
wieder stoppte, weil der junge Mann aus dem Copy-Shop h<strong>in</strong>ter dem Taxi<br />
herlief und etwas rief. Mailyn ließ das Fenster herunter und sprach kurz mit
dem Mann <strong>in</strong> Tagalog. Dann setzte der Fahrer die Fahrt fort. Er schien es eilig<br />
zu haben, denn er fuhr <strong>in</strong> atemberaubendem Tempo los, überholte den<br />
stockenden Verkehr auf der Gegenfahrbahn und benutzte die Hupe mehr als<br />
die Bremse. Mailyn lachte und schmiegte sich an Steffen, der müde die <strong>in</strong><br />
diesem Taxi gut funktionierende Klimaanlage genoss und jetzt ebenfalls Hunger<br />
verspürte.<br />
"What did he tell you? The man from the copy shop?" "Oh, he just asked your<br />
cellphone number. I said, I don't know. Then I told him you stay <strong>in</strong> Sogo<br />
Harrison. He is your friend, po?" "No, not really", murmelte Steffen und fragte<br />
sich, ob der junge Mann nicht vielleicht doch etwas wusste. Er würde morgen<br />
zurück zu dem Copy Shop gehen und <strong>in</strong>tensiver nachfragen. Jetzt brauchte er<br />
erst e<strong>in</strong>mal etwas zu essen, e<strong>in</strong>e Dusche und e<strong>in</strong>e Mütze voller Schlaf. Steffen<br />
spürte die Zeitverschiebung jetzt deutlich. In Deutschland war es jetzt mitten <strong>in</strong><br />
der Nacht und auch die Hitze hatte ihn ermüdet. Jetzt <strong>in</strong> wohliger Kühle, fiel<br />
Steffen trotz der rasanten Fahrt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en sanften Schlaf.
Kapitel 12<br />
Er erwachte und aus dem Radio erklang e<strong>in</strong>e schöne Melodie. Sowohl der<br />
Taxifahrer als auch Mailyn sangen mit. Das Taxi stand jetzt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stau, und<br />
es g<strong>in</strong>g nicht wirklich voran. "Nice song" sagte Steffen. Mailyn erzählte ihm,<br />
dass das Lied von e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d handelte, dem e<strong>in</strong>zigen Sohn e<strong>in</strong>es Paares, das<br />
ihn liebte und sorgsam aufzog. Als der Junge jedoch älter wurde, kam er vom<br />
Weg ab, nahm Drogen und wählte die falschen Freunde. "Anak, po. The song is<br />
Anak. The s<strong>in</strong>ger is Freddie Aguilar. Hey - we are near now. Just let us walk". Sie<br />
zahlten das Taxi und g<strong>in</strong>gen den Rest des Weges zu Fuß, was erheblich<br />
schneller g<strong>in</strong>g. Nach kurzem Marsch gerieten sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Gedränge von<br />
Menschen und kle<strong>in</strong>en Verkaufsständen, die alles Mögliche anboten. Uhren,<br />
Schuhe, Gürtel, Kleidung, geröstete Nüsse, gegrillte Bananen, Säfte, Obst,<br />
Gemüse, Messer, Haushaltswaren, e<strong>in</strong>fach alles war <strong>in</strong> diesem Gewimmel von<br />
Menschen zu f<strong>in</strong>den. Es war bunt und laut. Aus mehreren Lautsprechern<br />
schallte gleichzeitig und schrill unterschiedliche Musik und Steffen fragte sich,<br />
wie man diese Beschallung den ganzen Tag aushalten konnte. Aber er genoss<br />
den Trubel und konnte sich kaum satt daran sehen. Die Menschen waren alle<br />
vergnügt und viele lachten ihn an. E<strong>in</strong>ige grüßten mit "Hey Joe" und manchmal<br />
folgte e<strong>in</strong> "What's up?" oder What's your name?". E<strong>in</strong>ige Händler kamen mit<br />
Uhren oder Shorts auf ihn zu und boten die Ware direkt an, waren aber nicht so<br />
aufdr<strong>in</strong>glich, wie Steffen es zum Beispiel <strong>in</strong> Istanbul erlebt hatte.<br />
Der Markt hieß Baclaran und war, wie Mailyn ihm erzählte nicht weit von<br />
se<strong>in</strong>em Hotel entfernt. Sie waren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Gasse angekommen, <strong>in</strong> der<br />
mehrere kle<strong>in</strong>e Garküchen waren, die allerlei philipp<strong>in</strong>ische Gerichte <strong>in</strong> Töpfen<br />
anboten. Mailyn hob mehrere Deckel hoch und begutachtete die Speisen.<br />
"What do you like?", fragte sie, und Steffen zuckte mit den Achseln. Er sah <strong>in</strong><br />
die Töpfe und sah viele unterschiedliche Gerichte, von denen er ke<strong>in</strong>s kannte<br />
und meistens nur ahnen konnte, was sie enthielten. Oft waren es<br />
Fleischgerichte mit Saucen, aber auch Gemüse sah er. So zum Beispiel e<strong>in</strong><br />
Gericht mit Bohnen und Kürbisfleisch, gegrillte Bananen und e<strong>in</strong>e Art Salat aus<br />
e<strong>in</strong>er grünen Pflanze, die er nicht kannte und Tomaten mit Zwiebeln. Mailyn<br />
bestellte, und sie setzten sich auf grüne Plastikstühle, die vor ebenso grünen<br />
Plastiktischen aufgestellt waren. Die Bedienung lächelte Steffen schüchtern an,<br />
kicherte und stellte e<strong>in</strong>e Plastikkaraffe mit Wasser sowie zwei Gläser auf den
Tisch. Mailyn hielt ihn ab, das Wasser zu tr<strong>in</strong>ken und bestellte stattdessen zwei<br />
Flaschen M<strong>in</strong>eralwasser. Das Essen wurde <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Schalen serviert, dazu Reis<br />
auf e<strong>in</strong>em Teller und zwei grüne M<strong>in</strong>i-Limetten, die als Calamanci bezeichnet<br />
wurden. Auf Nachfrage von Mailyn brachte die Bedienung noch e<strong>in</strong> paar kle<strong>in</strong>e<br />
rote und grüne Chilischoten. Mailyn zerdrückte die Chilischoten mit ihrer Gabel<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Schale, fügte den Saft von zwei Calamanci h<strong>in</strong>zu sowie etwas<br />
Sojasauce.<br />
"Ka<strong>in</strong> na tayo" sagte sie, lachte und zeigte Steffen, dass er die zubereitete<br />
Sauce zu dem Gericht essen solle. Steffen kostete vorsichtig, und es schmeckte<br />
köstlich. Mailyn hatte Menudo und Adobo manok bestellt. Menudo war rötlich<br />
und bestand aus e<strong>in</strong>er Tomatensauce, <strong>in</strong> der Kartoffelstücke, Hot-Dog-<br />
Scheiben, gehacktes Schwe<strong>in</strong>efleisch, Leber, Karotten und Ros<strong>in</strong>en gekocht<br />
waren. Das Adobo war wie e<strong>in</strong> Gulasch aus Hühnerfleisch, ebenfalls mit<br />
Kartoffelstückchen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er dunkelbraunen Sauce zubereitet, schmeckte leicht<br />
süßlich, aber doch würzig. Obwohl Steffen die Portionen sehr kle<strong>in</strong> vorkamen,<br />
sättigten sie schnell. Die <strong>in</strong> dem Adobo enthaltenen Knochenstücke, sortierte<br />
Steffen ebenso wie zu fette Fleischstücke aus, und Mailyn lachte. "You don't<br />
know how to eat Filip<strong>in</strong>o food" Sie nahm sich jetzt die von Steffen<br />
verschmähten Knochen, steckte sie <strong>in</strong> den Mund und legte sie erst wieder<br />
zurück auf den Tisch, als sie blitzblank abgenagt waren. Steffen sortierte sie die<br />
Fleischstückchen ohne oder mit nur wenig Knochen auf se<strong>in</strong>en Teller, sah ihn<br />
mit ihren großen Augen an und rülpste laut. "Excuse me Sir", lachte sie. Steffen<br />
gr<strong>in</strong>ste. Er genoss das Essen, er genoss die Gesellschaft von Mailyn, und er<br />
fühlte sich pudelwohl <strong>in</strong> dem heißen, bunten und lauten Trubel dieser<br />
verrückten Stadt. Er hatte begonnen den Müll und Dreck auf den Straße zu<br />
ignorieren und die Leichtigkeit des Se<strong>in</strong>s auf den Philipp<strong>in</strong>en zu genießen.<br />
Steffen lehnte sich zurück, seufzte und setzte an, nach e<strong>in</strong>em Dessert zu fragen,<br />
als der Plastikstuhl unter ihm zusammenbrach.<br />
Wie e<strong>in</strong> Käfer auf dem Rücken lag er auf den Überresten des altersschwachen<br />
Stuhls und r<strong>in</strong>gs um ihn herum setzte heftiges Lachen e<strong>in</strong>. Steffen schaute sich<br />
verdutzt und verärgert um, merkte aber schnell, dass es ke<strong>in</strong> gehässiges Lachen<br />
war und musste ebenfalls laut loslachen. Die Bedienung und Mailyn halfen ihm<br />
aufzustehen, fragten, ob alles ok sei und setzten ihr Lachen fort. "You have to
pay her the chair", sagte Mailyn und Steffen merkte wieder e<strong>in</strong>mal, dass hier<br />
alles anders war. In e<strong>in</strong>em deutschen Restaurant hätte sich der Besitzer<br />
entschuldigt und ihm e<strong>in</strong>en kostenlosen Schnaps angeboten. In Amerika hätte<br />
er den Betreiber des Restaurants gegebenenfalls auf Schmerzensgeld verklagen<br />
können, hier aber lachte jeder herzlich, und er musste den Stuhl bezahlen. Die<br />
zwei Gerichte, Reis und Wasser kosteten zusammen nur<br />
e<strong>in</strong>hundertachtundzwanzig Pesos, also weniger als zwei Euro fünfzig, und so<br />
gab er vierhundert Pesos und fragte ob das okay sei. "It's ok, Sir. Sorry , Sir po.<br />
Salamat po", sagte die Bedienung und sammelte die Überreste des Stuhls e<strong>in</strong>.<br />
Auf dem Weg zum Hotel zwängten sie sich durch Stände von Kleiderhändlern<br />
und Mailyn fragte, ob Steffen ihr e<strong>in</strong> Kleid kaufen würde. Letztlich wurden es<br />
e<strong>in</strong> Kleid, e<strong>in</strong> Shorts, Unterwäsche und e<strong>in</strong> Paar Slippers. Da alles zusammen<br />
weniger als zwanzig Euro kostete, war es Steffen ziemlich egal. Schließlich hatte<br />
Mailyn ihn e<strong>in</strong>en ganzen Tag lang durch die Wirren von <strong>Manila</strong> geführt und<br />
ohne sie wäre vieles schwieriger und auch langweiliger gewesen. Er<br />
betrachtete Mailyn, die mit e<strong>in</strong>er Verkäufer<strong>in</strong> feilschte und erfreute sich ihrer<br />
frischen, energischen, aber immer freundlichen Art und Lebensfreude. Ihre<br />
hellbraune Haut war makellos, sie hatte hübsche und sehr gepflegte Hände und<br />
auch Füße. Ihr Körper war schlank, und ihr Sommerkleid umspannte ihren<br />
üppigen Po, den Steffen jetzt gerne angefasst hätte. Als ob sie se<strong>in</strong>en Blick<br />
gespürt hätte, schaute sie sich um und lächelte ihn strahlend an. "N<strong>in</strong>ety Pesos<br />
only" raunte sie ihm zu und lachte noch breiter.<br />
Tatsächlich grenzte der Baclaran Markt fast direkt an das Hotel Sogo, und<br />
Steffen fragte sich, ob Mailyn jetzt nach Hause gehen würde. Aber wie<br />
selbstverständlich begleitete sie ihn ohne e<strong>in</strong>e Frage auf se<strong>in</strong> Zimmer. "Oh, you<br />
have a computer. May I use my Facebook?" "Sure - wait, I will enter my<br />
password". Steffen startete den Computer für Mailyn und setzte sich auf die<br />
Bettkante. Er war jetzt zwar nicht mehr müde, allerd<strong>in</strong>gs fühlte er sich dreckig<br />
und verschwitzt. Also nahm er sich frische Sachen aus se<strong>in</strong>em Koffer und<br />
verschwand im Badezimmer. Dort unter dem erfrischenden Wasser stehend,<br />
wünschte er, die Tür würde sich öffnen und Mailyn mit e<strong>in</strong>em sexy Lächeln zu<br />
ihm unter die Dusche kommen. Aber nichts passierte, und so begann er sich zu<br />
fragen, ob Mailyn überhaupt noch im Zimmer war oder bereits mit se<strong>in</strong>em
Computer und dem Smartphone, das er auf dem Bett liegen gelassen hatte aus<br />
dem Hotel geschlichen war. Er beeilte sich mit dem Duschen, zog die frischen<br />
Sachen an und öffnete die Tür. Mailyn saß immer noch vor dem Computer und<br />
chattete mit e<strong>in</strong> paar Facebook - Freunden. Als Steffen aus dem Bad kam,<br />
reckte sie sich und fragte: "Is it ok I will shower also?" "Warum erst jetzt",<br />
fragte sich Steffen, reichte ihr das zweite Handtuch und sagte "Sure. Here your<br />
towel. Soap and Shampoo is <strong>in</strong> the comfort room". Mailyn verschwand im Bad,<br />
und Steffen hörte das Wasser rauschen. Ihr Facebook hatte sie offen gelassen.<br />
Steffen sah Bilder von Freunden und Verwandten und versuchte, die Untertitel<br />
zu verstehen, was manchmal klappte, weil viele Sätze fast vollständig <strong>in</strong><br />
Englisch verfasst waren. Andere Texte verstand er nicht. Schließlich legte er<br />
sich aufs Bett und stellte sich Mailyn unter der Dusche vor.<br />
Die Tür zum Bad öffnete sich und Mailyn, nur mit dem Handtuch bedeckt,<br />
lächelte ihn an. Dieses Mal war es e<strong>in</strong> anderes Lächeln. Sie ließ das Handtuch<br />
fallen und stand nackt vor ihm. Ihre nassen Haare fielen über die Schultern bis<br />
unter ihre kle<strong>in</strong>en, aber wunderschönen Brüste mit hellbraunen großen<br />
Vorhöfen und dunklen Brustwarzen. Ihr Körper war perfekt, ihr Gesicht von<br />
natürlicher Schönheit und durch die jetzt offenen nassen Haare hatte es e<strong>in</strong>en<br />
wilden und unwiderstehlichen Ausdruck, der Steffen die Sprache verschlug und<br />
e<strong>in</strong>deutig spüren ließ, dass er diese Frau wollte. Jetzt! Mailyn drückte Steffen<br />
zurück auf das Bett, setzte sich rittl<strong>in</strong>gs auf se<strong>in</strong>en Körper und begann ihn<br />
liebevoll zu küssen. Sie duftete neutral, fast nach gar nichts, aber doch lieblich<br />
und süß. Ihre Lippen waren weich, und ihre Haut so zart, dass Steffen glaubte,<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Traum zu se<strong>in</strong>. Ihre feuchten Haare fielen jetzt kühl auf Steffens<br />
Oberkörper, sie hatte begonnen, ihm se<strong>in</strong> Hemd auszuziehen und wanderte mit<br />
ihren Küssen abwärts zu se<strong>in</strong>en Brustwarzen, die sie zärtlich mit der Zunge<br />
umspielte, um sie dann mit den Lippen aufzunehmen, an ihnen zu saugen und<br />
schließlich h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zubeißen. Mailyn machte ihn wahns<strong>in</strong>nig. Schon lange hatte<br />
er ke<strong>in</strong>e so <strong>in</strong>tensiven Berührungen mehr gespürt. War er überhaupt schon<br />
e<strong>in</strong>mal so verführerisch geküsst und liebkost worden? Se<strong>in</strong>e Hände glitten an<br />
ihrem Körper nach unten und ihr Po fühlte sich an, wie Steffen erwartet hatte,<br />
als er sie auf dem Markt betrachtet hatte. Zart und üppig lag er <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en<br />
beiden Händen, die ihren Körper jetzt gegen se<strong>in</strong>e Leiste drückten. Während<br />
Mailyn das Spiel mit Steffens Brustwarzen fortsetzte, fuhren ihre Hände an
se<strong>in</strong>em Körper herab, öffneten se<strong>in</strong>e Shorts und ließen Steffen aufstöhnen.<br />
"Shit, it's big". Mailyn lachte, setzte sich auf und zog ihm Hose und Unterhose<br />
aus. Steffen wusste, es gab ke<strong>in</strong> Zurück mehr. Am nächsten Morgen wachte<br />
Steffen auf, und Mailyns Körper war eng an ihn geschmiegt. Ihr Kopf lag auf<br />
se<strong>in</strong>er Schulter und lange betrachtete er ihr schlafendes, niedliches Gesicht,<br />
dass mit geschlossenen Augen e<strong>in</strong>e andere Schönheit als mit geöffneten hatte<br />
und <strong>in</strong> ihm den Wunsch weckte, es mit zärtlichen Küssen zu bedecken. Mailyn<br />
räkelte sich, öffnete die Augen nur e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Spalt und erwiderte se<strong>in</strong>e<br />
Küsse. "I love you, Stef", flüsterte sie, verstärkte ihre Umarmung und schmiegte<br />
ihren Kopf an se<strong>in</strong>en Hals. Steffen war sich klar, dass er das Mädchen<br />
überhaupt nicht kannte und nicht das Ger<strong>in</strong>gste über sie wusste. Aber er spürte<br />
e<strong>in</strong> Glücksgefühl, wie er es lange nicht gefühlt hatte und antwortete mit<br />
denselben Worten: "I love you, Mailyn". Dann schliefen beide wieder e<strong>in</strong>.<br />
Als er das nächste Mal wach wurde und auf die Uhr sah, war es bereits elf Uhr<br />
morgens. Mailyn war nicht mehr im Bett und auch nicht im Badezimmer,<br />
dessen Tür offen stand. Steffen sprang auf und sah sich um. Der Computer<br />
stand zugeklappt auf dem kle<strong>in</strong>en Schreibtisch, se<strong>in</strong> Smartphone lag daneben<br />
und auch sonst schien alles da zu se<strong>in</strong>. Von Mailyn allerd<strong>in</strong>gs gab es ke<strong>in</strong>e Spur.<br />
Steffen checkte se<strong>in</strong>en Taschen<strong>in</strong>halt. Se<strong>in</strong> Geld aus der Hosentasche war<br />
verschwunden. "Na prima" seufzte Steffen. Er war enttäuscht und zweifelte an<br />
sich selbst, der fremden Filip<strong>in</strong>a so bl<strong>in</strong>d vertraut zu haben. Der Geldgürtel<br />
befand sich immer noch an se<strong>in</strong>er Hose und auch der Inhalt war vollständig<br />
vorhanden. Der Verlust beschränkte sich also auf knapp dreitausend Pesos, die,<br />
so tröstete sich Steffen, für diese Nacht sicherlich nicht zu teuer waren.<br />
Trotzdem war er traurig, und er vermisste Mailyn. Er beschloss, sich nach der<br />
Morgentoilette noch e<strong>in</strong>mal auf den Weg nach Makati zu machen, um den<br />
jungen Mann aus dem Copy-Shop e<strong>in</strong> weiteres Mal <strong>in</strong>tensiver und notfalls mit<br />
Geld nach Informationen über Riza zu befragen. Er hatte sich se<strong>in</strong>e Notizen<br />
noch e<strong>in</strong>mal durchgesehen und war sich <strong>in</strong>zwischen sicher, dass man Riza dort<br />
kannte. Im Copy-Shop war gestern der Geburtstag von JT gefeiert worden. JT<br />
wie Jay Tom Agency? Dem angeblichen Arbeitgeber von Riza? War das e<strong>in</strong><br />
Zufall oder e<strong>in</strong> ernst zu nehmender H<strong>in</strong>weis auf e<strong>in</strong>en Bezug zu der<br />
Biochemiker<strong>in</strong>? Für den Fall, dass se<strong>in</strong> Besuch <strong>in</strong> Makati ke<strong>in</strong>e Ergebnisse<br />
br<strong>in</strong>gen würde, plante Steffen am nächsten Tag nach Palawan zu fliegen und<br />
die Perlenfarm zu besuchen.
Er setzte sich an den Computer, um mögliche Flüge nach Palawan zu suchen,<br />
als das Telefon kl<strong>in</strong>gelte. "Good morn<strong>in</strong>g, Sir, Mr. Raupner. Is it ok a visitor will<br />
go to your room?" "What's his name? I don't know anybody here". Die<br />
freundliche Rezeptionist<strong>in</strong> sprach mit jemandem und antwortete dann: "It's a<br />
girl, Sir. Mailyn her name. She said she is your wife". Als Steffen die Tür öffnete,<br />
sprang Mailyn an ihm hoch, küsste ihn auf den Mund. "Good morn<strong>in</strong>g, mahal<br />
ko. Breakfast na". Mailyn hatte zwei Tüten mitgebracht. Frisch gebackene<br />
kle<strong>in</strong>e Hefebrötchen, die noch warm waren und von Mailyn als Hot Pandesal<br />
bezeichnet wurden. Dazu Kaffee und e<strong>in</strong>e Portion rötliches, geröstetes<br />
Schwe<strong>in</strong>efleisch. Toc<strong>in</strong>o, wie Steffen später lernte. Für sich selbst hatte Mailyn<br />
auch Reis mitgebracht. "Ka<strong>in</strong> na tayo, po" Mailyn strahlte Steffen an und<br />
streckte ihm se<strong>in</strong> Wechselgeld entgegen. "I paid one hundred fifteen Pesos<br />
only, Stef. Is it ok?" Steffen schämte sich, Mailyn Böses unterstellt zu haben,<br />
sagte nichts und nahm sie lange <strong>in</strong> den Arm.
Und es wird noch spannender. Versprochen! Steffen Raupner weiß noch nicht,<br />
worauf er sich e<strong>in</strong>gelassen hat und mit wem er sich anlegt. In den nächsten<br />
Kapiteln wird er fast getötet, strandet <strong>in</strong> den Slums von Caloocan und gerät<br />
immer tiefer <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Chaos aus philipp<strong>in</strong>ischem „Way of Life“, organisierter<br />
Krim<strong>in</strong>alität und zwischenmenschlichen Beziehungen.<br />
Warum der Journalist überhaupt auf die Philipp<strong>in</strong>en geflogen ist und wie die<br />
Geschichte weitergeht, erfährst Du im Buch. Den kompletten Roman gibt es als<br />
Ebook und als gebundenes Exemplar z. B. im Epubli – Bookstore<br />
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Auch lesenswert:<br />
Kuya Sam’s<br />
Philipp<strong>in</strong>en FAQ<br />
Für alle die zum ersten Mal auf die<br />
Philipp<strong>in</strong>en fliegen, gibt es hier<br />
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a-Sams-Philipp<strong>in</strong>en-FAQ-2018-Stefan-<br />
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