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Wir haben heute viel vor, also: früh<br />
raus aus den Federn. Die Abfahrt<br />
ist schon um 7:45 Uhr.<br />
1 KOLFUSCHG Mit dem Auto zum Ausgangspunkt<br />
im Val Badia/Gadertal. Ein guter Punkt,<br />
um die Runde zu beginnen und auch wieder<br />
abzuschließen. Bevor wir in die Sellaronda einsteigen,<br />
erzähle ich meinen Gästen beim Sortieren<br />
der Skiausrüstung gern, was uns erwartet.<br />
Je nach Variante 70 bis 90 Pistenkilometer.<br />
Höhenmeter satt. Imposante Ausblicke, rassige<br />
Pisten, lange Talabfahrten. Ein bisschen Kondition<br />
wird also schon gefordert, aber im Prinzip<br />
führe ich Gruppen mit Teilnehmern zwischen<br />
acht und achtzig Jahren. Kleine Gruppen, vier<br />
bis zehn Schifans meistens, aber ich war auch<br />
schon mit zwei Gästen unterwegs.<br />
Die Verbindungsbahn bringt uns nach Corvara,<br />
von dort auf den Piz Boè. Die Fahrt mit<br />
dem Sessellift Vallon bringt uns gleich einmal<br />
auf 2.520 m Seehöhe, auf eine der höchsten<br />
Stellen der Sellaronda. Die Sella, die unserem<br />
4 LUIGI GORZA HÜTTE Vor uns liegt auch<br />
die Luigi Gorza Hütte mit Cappuccino, Selfi<br />
es, Sonnenterrasse und viel guter Laune. Bei<br />
Schönwetter fasziniert einmal mehr der Blick<br />
auf den wuchtigen Bergstock der Sella. Und<br />
wenn der Himmel einmal nicht tiefblau ist,<br />
dann genießen wir die Kapriolen des <strong>Winter</strong>s<br />
im Hochgebirge, der auf einer langen Runde<br />
wie dieser gern alle Karten ausspielt – tolle<br />
Wolkentürme, romantische Nebelschleier, vom<br />
frischen Schneefall überzuckerte Pisten … und<br />
natürlich viel Sonne.<br />
Ich erinnere mich aber auch an eine Sellaronda<br />
mit nur einem Gast, der sich von einer<br />
sibirischen Wetterphase im Februar nicht abschrecken<br />
ließ – zu zweit waren wir bei -25°<br />
C unterwegs, und vielen anderen Schifahrern<br />
sind wir nicht begegnet.<br />
5 PORDOI JOCH Wer sich’s zutraut, nimmt<br />
die traumhafte schwarze Piste nach Arabba,<br />
oder wir fahren gleich nach Pont de Vauz, von<br />
wo uns die neue Kabinenbahn Fodom aufs<br />
8 STEINERNES MEER Die Abfahrt durch das<br />
Steinerne Meer ist keine große Herausforderung,<br />
aber spektakulär! Haushohe Felsen, vom<br />
Langkofel abgebrochen, markieren eine wilde<br />
Landschaft, in der wir uns wie James Bond auf<br />
Verfolgungsjagd fühlen, wenn wir durch die<br />
Blöcke zischen.<br />
Kondition und Wetter entscheiden mit, welche<br />
Talabfahrt wir wählen. Geradewegs nach Wolkenstein?<br />
Oder hinauf zur Comici-Hütte, wo legendäre<br />
Fischgerichte locken?<br />
9 PIZ SELLA Von der Piz Sella Hütte schauen<br />
wir hinunter ins Grödnertal, ins Eisacktal und<br />
auf die Seiser Alm mit dem Schlern (2.563 m).<br />
Die kurze, schwarze Piste hinunter nach Wolkenstein<br />
fordert uns, die Weltcuppisten der<br />
Saslong sind heute einmal kein Thema … und<br />
allmählich melden sich auch die Wadeln.<br />
10 GRÖDNER JOCH Einerseits hat die Gruppe<br />
Lust, noch auf der Höhe zu bleiben, andererseits<br />
färben die letzten Sonnenstrahlen schon<br />
1 7 10<br />
4 7<br />
Ausfl ug den Namen gibt, ist hier zum Greifen<br />
nah. Hetzen lassen wir uns nicht. Die Sellaronda<br />
hat genug „Luft im Zeitkorsett“, um tolle<br />
Hänge auch mehrmals zu befahren. Oder die<br />
Aussicht zu genießen.<br />
2 CAMPOLONGO-PASS Die Abfahrt zum<br />
Campolongo-Pass ist anspruchsvoll, dann<br />
locken wieder traumhafte, breite Carvingpisten.<br />
Welche wählen wir? Die Gruppe einigt<br />
sich schnell, auch über alle Sprachgrenzen<br />
hinweg. Wir Abenteurer verstehen uns …<br />
Apropos Sprachen und Grenzen: Die Sellaronda<br />
führt uns durch drei Provinzen – Südtirol,<br />
das Trentino und Belluno in der Region Veneto.<br />
Und in allen drei Landesteilen, im Gadertal, im<br />
Grödnertal und im Fassatal, lebt die ladinische<br />
Sprache, die zu den rätoromanischen Sprachen<br />
gehört.<br />
3 ARABBA Breite Talabfahrt nach Arabba<br />
im Veneto, aber wir lassen Venedig heute links<br />
liegen und wählen den langen Aufstieg zur<br />
Porta Vescovo (2.478 m). Vor uns liegt das eindrucksvolle<br />
Massiv der Marmolada (3.342 m).<br />
Pordoi Joch/Passo Pordoi bringt. Der Sessellift<br />
Lezuo trägt uns auf den Sas Becè/Belvedere,<br />
zum Startpunkt herrlicher Carving-Abfahrten.<br />
6 LUPO BIANCO Inzwischen knurren die<br />
Mägen, und wir freuen uns, von weitem den<br />
Rifugio Salei zu sehen, wo uns schon ein reservierter<br />
Tisch, drinnen oder draußen auf der<br />
Terrasse, erwartet. Mit fantastischen Blicken<br />
auf die Langkofelgruppe, zurück nach Arabba<br />
oder voraus ins Fassatal. Aber vorher müssen<br />
wir noch auf längerer, genüsslicher Talfahrt<br />
zum Pian Frataces (Lupo Bianco) gleiten –<br />
und wieder hinaufgondeln zum Sellajoch/Col<br />
Rodella.<br />
7 RIFUGIO SALEI Gleich neben der Bergstation<br />
liegt endlich der Rifugio Salei. Hüttenwirt<br />
Alex hat schmackhafte Gerichte aus der<br />
Region für uns, Polenta … und ein gutes Bier.<br />
Das Panorama mit Langkofel (3.381 m) und<br />
Plattkofel (2.956 m) verwöhnt das Auge, ein<br />
selbstgebrannter Grappino oder ein Espresso<br />
den Magen.<br />
den Himmel und bereiten das unvergleichliche<br />
Dolomitenglühen vor. In der Dantercepies<br />
Hütte am Grödner Joch halten wir eine letzte<br />
Einkehr.<br />
11 KOLFUSCHG Als wir dann in der beginnenden<br />
Dämmerung die gemütliche, breite Abfahrt<br />
nach Colfosco hinunterschwingen, sind<br />
kaum noch Schifahrer unterwegs, und die Lifte<br />
stehen schon. Geschafft!<br />
Sellaronda – an diesem Tag haben wir eine<br />
Variante von vielen möglichen gewählt. Wir<br />
sind den orangen Wegweisern gefolgt, im Uhrzeigersinn<br />
– mein Favorit, weil wir da mit der<br />
Sonne fahren. Die grünen Wegweiser würden<br />
in die Gegenrichtung führen. Unsere Gruppe<br />
ist zusammengewachsen auf dieser Tour. Hat<br />
aufeinander geschaut, immer wieder zusammen<br />
gewartet. Unsere Begeisterung haben wir<br />
geteilt und die Fotos werden wir später tauschen.<br />
Einander zugeprostet haben wir. Auf‘s<br />
Leben und einen tollen Ferientag. Ein bisschen<br />
<strong>Rudolf</strong> wars wieder einmal, alles in allem …<br />
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