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Ernährungstipps bei Histaminunverträglichkeit - Dr. med. Poschmann

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<strong>Dr</strong>. <strong>med</strong>. Gerald <strong>Poschmann</strong><br />

Internist Gastroenterologie<br />

Dok.Typ<br />

FO<br />

QEP<br />

1.3.5<br />

Was ist eine <strong>Histaminunverträglichkeit</strong> ?<br />

Als <strong>Histaminunverträglichkeit</strong> bezeichnet man ein pseudoallergisches Beschwerdebild,<br />

hervorgerufen durch in Nahrungsmitteln enthaltenes Histamin. Die Ursache ist ein genetisch<br />

bedingten Mangel des histaminabbauenden Enzyms Diaminoxidase (DAO), durch einen<br />

vermehrten Anfall von Histamin in der Nahrung oder eine Hemmung des histaminabbauenden<br />

Enzyms DAO durch Medikamente. Es handelt sich um ein Krankheitsbild, von dem ca. 1-2%<br />

der europäischen Bevölkerung betroffen ist, ( 80% weiblichen Geschlechts).<br />

Auch gesunde Menschen (ohne DAO-Mangel) können an Symptomen einer<br />

<strong>Histaminunverträglichkeit</strong> leiden, wenn die zugeführte Nahrung extreme Mengen an Histamin<br />

aufweist, es handelt sich hier<strong>bei</strong> um eine „Nahrungsmittelvergiftung“ (Intoxikation) und nicht um<br />

eine <strong>Histaminunverträglichkeit</strong>, umgangssprachlich wird es als Histaminschock bezeichnet.<br />

Die Symptome sind ähnlich wie <strong>bei</strong> einer Nahrungsmittelallergie (Pseudoallergie), es besteht<br />

jedoch keine immunologische Grundlage<br />

Welche Symptome treten auf ?<br />

Mögliche Symptome einer <strong>Histaminunverträglichkeit</strong> sind<br />

• Magen-Darmtrakt: Blähungen, Durchfall, Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen<br />

• Haut: Hautrötung, Nesselsucht, Hautausschläge (Ekzeme)<br />

• Nervensystem: Kopfschmerzen, Hitzegefühl, Migräne, Schwindel<br />

• Atemwege: verstopfte Nase, Nasenschleimhautschwellung, Atembeschwerden,<br />

Asthma, Niesreiz, Fließschnupfen<br />

• Herz-Kreislauf: niedriger Blutdruck, Herzrasen, unregelmäßiger Puls,<br />

• Genitaltrakt: Regelblutungsstörungen<br />

Typisch ist das Anschwellen der Nasenschleimhaut nach Rotwein-, Sekt- oder Käsegenuss<br />

oder eine fleckige Rötung der Wangen, des Halses und des Ausschnittsbereichs<br />

Was ist die Ursache ?<br />

Dok.Refernznummer<br />

13500000-0017<br />

Ziel 4 (Kernziel) Erkrankungsspezifische<br />

Information CIS<br />

Rev.-Stand<br />

Rev 04<br />

Ersterstellung / Überar<strong>bei</strong>tung<br />

Antje Hofmann<br />

Hinweise zur Ernährung <strong>bei</strong> <strong>Histaminunverträglichkeit</strong> CIS<br />

Qualitätsnetz<br />

Gastroenterologie<br />

Hessen<br />

Inhaltliche / Fachliche Prüfung<br />

<strong>Dr</strong>. <strong>med</strong>. Gerald <strong>Poschmann</strong><br />

Veröffentlichung / Freigabe<br />

<strong>Dr</strong>. <strong>med</strong>. Gerald <strong>Poschmann</strong><br />

Histamins ist an der Abwehr körperfremder Stoffe beteiligt, ebenso stellt Histamin eine<br />

Botensubstanz dar <strong>bei</strong> Entzündungen und Verbrennungen (z.B. Insektenstiche). Es erweitert<br />

die Hautgefäße, um dem Organismus vermehrt Botenstoffe zur Abwehr zur Verfügung zu<br />

stellen. Hier<strong>bei</strong> führt Histamin zu Jucken, Schmerz, Hautschwellung, aber auch Verkrampfung<br />

der glatten Muskulatur (Einengung der Bronchien, Asthma). Die vermehrte<br />

Magensäureausschüttung bewirkt Magenschmerzen, Krämpfe, Übelkeit und Erbrechen.<br />

Die Verträglichkeitsgrenze von Histamin liegt <strong>bei</strong> ungefähr 10 mg. Größere Mengen Histamin<br />

führen zu einer Vergiftung (Histaminose), die durch akute Beschwerden wie Atemnot,<br />

Blutdruckabfall, Rötung der Haut, Nesselausschlag, Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen und<br />

Durchfall gekennzeichnet ist.<br />

100 mg Histamin führen bereits zu deutlichen Beschwerden. Die Verträglichkeitsgrenze ist <strong>bei</strong><br />

Patienten mit einer <strong>Histaminunverträglichkeit</strong> deutlich herabgesetzt. Diese ist die Folge einer<br />

<strong>Ernährungstipps</strong> <strong>bei</strong> <strong>Histaminunverträglichkeit</strong>.doc Rev 04 Seite 1 von 4


1.2.3<br />

ÖGD (Ösophago-Gastro-Duodenoskopie)<br />

Unfähigkeit des menschlichen Körpers, aufgenommenes Histamin in ausreichendem Maße<br />

abzubauen durch einen Mangel an Diaminoxidase (DAO), das in Zellen der Darmschleimhaut<br />

hergestellt wird, durch überreichliche Histaminzufuhr in der Nahrung oder durch eine Blockade<br />

der Diaminoxidasewirkung durch Medikamente.<br />

Auch <strong>bei</strong> körperlicher Anstrengung (z. B. joggen) oder seelischer Erregung (Prüfungs-Stress)<br />

schüttet der Körper vermehrt Histamin aus. Eine Veränderung der hormonellen Situation führt<br />

<strong>bei</strong> vielen Frauen prämenstruell besonders stark unter den Symptomen einer Histaminose mit<br />

Migräneanfällen, Fließnase, und Blähungen.<br />

Welche Bedeutung hat das für die Ernährung ?<br />

Zahlreiche Lebensmittel weisen einen erhöhten Histaminspiegel auf, der mit nachlassender<br />

Frische erheblich ansteigen kann (Muschel, Shrimps, Austern, Fisch)<br />

Liste der Nahrungsmittel mit hohem Histamingehalt<br />

• Rotwein<br />

• Champagner, Sekte<br />

• eingelegte/konservierte Lebensmittel<br />

• Geräuchertes Fleisch, Salami, Schinken, Innereien<br />

• Viele Fischprodukte, insbesondere Fischkonserven<br />

• Meeresfrüchte<br />

• Gereifte Käsesorten (je höher der Reifegrad, desto höher der Histamingehalt)<br />

• Einige Gemüsesorten Sauerkraut, Tomaten, Melanzani (Auberginen), Spinat, Avocados<br />

• Einige Obstsorten (alle Zitrusfrüchte, z.B. Orangen, Mandarinen, Grapefruit),<br />

Bananen, Rote Pflaumen, Birnen, Kiwi, Erdbeeren, Himbeeren<br />

• Alle eingelegten Gemüse aus der Dose/dem Glas<br />

• Bohnen und Hülsenfrüchte (besonders Kichererbsen (Homo), Sojabohnen und<br />

Erdnüsse)<br />

• Sojaprodukte (Sojamilch Sojasahne, Tofu, Sojasoße)<br />

• Produkte aus Weizen<br />

• Bestimmte Biersorten mit Hefeweizen<br />

• Obst- und Gemüsesäfte<br />

• Laktosefreie Milch (Berichte durch HIT-Betroffene)<br />

• Schwarzer Tee, Schokolade, Kakao, Marzipan, Knabbergebäck, Süßigkeiten mit<br />

Konservier- und Farbstoffen<br />

• Nüsse, Cashewkerne<br />

• Hefe Weinessig, Balsamico (Rotweinessig), Tafelessig<br />

• scharfe Gewürze begünstigen die Histaminaufnahme im Magen- Darmsystem<br />

Nahrungsmittel, die Histamin freisetzen (Histaminliberatoren, enthalten biogene Amine):<br />

• Zitrusfrüchte, Ananas, Bananen, Birnen, Pflaumen, Papaya, Fruchtsäfte, Nüsse,<br />

Erdbeeren, Himbeeren, Tomaten, Hülsenfrüchte, Weizenkeime, Avocado, Kiwi,<br />

Champignons, Kakao und Schokolade, Zusatzstoffe wie Glutamat, Benzoate,<br />

Farbstoffe, Sulfite, Nitrite<br />

Nahrungsmittel, die das abbauende Enzym Diaminoxidase blockieren:<br />

• Alkohol, Kakao, schwarzer Tee, Mate-Tee, Energy-<strong>Dr</strong>inks<br />

13500000-0017 Rev 04 Seite 2 von 4


1.2.3<br />

ÖGD (Ösophago-Gastro-Duodenoskopie)<br />

• Zusatzstoffe die Histamin im Körper freisetzen können<br />

• Farbstoffe: Tartrazin (E 102), Chinolingelb (E-102), Gelborange S (E 110), Azorubin (E<br />

122), Amaranth (E 123), Cochenillerot (E 124), Erythrosin (E 127)<br />

• Konservierungsstoffe: Sorbinsäure und Salze (E 200-203), Benzoesäure und Salze (E<br />

210-213), PHB-Ester (E 220-227), Diphenyl und Orthaphenyl (E 231-232),<br />

Thrabenrudazol (E 223)<br />

• Sonstige: Nitrate (E 251-252), Glutamate (E 620-625)<br />

• Säureregulatoren (Di-, Tri- und Polyphsphate)<br />

• Antioxidantien: Butylhydroxianisol (BHA), -droxitoluol (BHT)<br />

Medikamentöse Faktoren<br />

Personen mit Histamin-Intoleranz sollten schmerzhemmende Medikamente mit folgenden<br />

Wirkstoffen meiden: Meclofenaminsäure, Mefenaminsäure, Metamizol, Diclofenac und<br />

Acetylsalicylsäure, da diese die Histaminfreisetzung steigern. Schmerzhemmende<br />

Medikamente mit folgenden Wirkstoffen hemmen die Histaminfreisetzung <strong>bei</strong> Allergikern und<br />

sind daher für diese gut geeignet: Fenbufen, Levamisol und Ibuprofen. Histamin H1-Blocker<br />

bewirken eine bessere Verträglichkeit von Histamin, evt. auch DNCG<br />

Diaminoxidase (DAO) blockierende Medikamentenwirkstoffe<br />

• Acetylcystein<br />

• Ambroxol<br />

• Aminophyllin<br />

• Antibiotika<br />

• Metamizol<br />

• Metoclopramid<br />

• Verapamilin<br />

Histaminfreisetzende Medikamentenwirkstoffe<br />

• Mefenaminsäure<br />

• Diclofenac<br />

• Naproxen<br />

• Aspirin<br />

• Röntgenkontrastmittel<br />

• Opiate<br />

Geeignete Medikamente<br />

<strong>bei</strong> Schmerzzuständen z. B. Mexalen oder Seractil; Vorsicht <strong>bei</strong> nicht-steroidalen<br />

Antirheumatika (NSAR wie z. B. Voltaren)<br />

gut verträgliches Antibiotikum wie Erythromycin/Erythrocin; Vorsicht <strong>bei</strong> Augmentan<br />

Liste der Nahrungsmittel mit niedrigem Histamingehalt<br />

(Vorsicht, der niedrige Histamingehalt schließt nicht aus, dass bedingt durch Kreuzallergien<br />

dennoch Unverträglichkeitsreaktionen auftreten können)<br />

• Fleisch (frisch, gekühlt, gefroren)<br />

• Fisch (frisch oder tiefgefroren)<br />

13500000-0017 Rev 04 Seite 3 von 4


1.2.3<br />

ÖGD (Ösophago-Gastro-Duodenoskopie)<br />

• Frisches Obst: Melone, Heidelbeere (Blaubeere), Preiselbeere, Litchi, Mango, Kaki,<br />

Kirschen, Johannisbeere, Aprikose, Apfel<br />

• Frisches Gemüse: Grüner Salat, Kohlsorten, Rote Beete, Kürbis, Zwiebel, Radieschen,<br />

Rettich, Rapuzel, Paprika, Karotten, Brokkoli, Kartoffeln, Gurke, Lauch, Zucchini, Mais,<br />

Spargel, Knoblauch, Rhabarber<br />

• Getreide, Teigwaren (Dinkel-, Mais-, Reisnudeln, Hefefreies Roggenbrot, Mais-Reis-<br />

Knäckebrot, Reis, Haferflocken, Reiswaffeln, Mais-, Reis-, Hirsemehl)<br />

• Milch und Milchprodukte (außer Hartkäse)<br />

• Milchersatz (Reis-, Hafer-, Kokosmilch)<br />

• alle nicht zitrushaltigen Obstsäfte, alle Gemüsesäfte (außer Sauerkraut)<br />

• Kräutertee<br />

• Untergärige Biere, klare Schnäpse (Wodka, Rum etc.),Weißweine<br />

Merkpunkte zu Kostprinzipien<br />

Die Grundlage der Behandlung besteht in einer Reduktion des mit der Nahrung zugeführten<br />

Histamins. Außerdem sollten Nahrungsmittel gemieden werden, die zwar selbst nicht viel<br />

Histamin enthalten aber im Körper gespeichertes Histamin freisetzen können, z. B.<br />

Zitrusfrüchte. Weiterhin können auch bestimmte Medikamente Histamin freisetzen<br />

Die effektivste Methode ist das Vermeiden von histaminhaltigen Nahrungsmitteln. Stark<br />

histaminhaltig sind zum Beispiel Rotwein, alter Käse, Gepökeltes, Hefebackwaren,<br />

Thunfischfleisch aus Dosen, Sauerkraut oder Salami.<br />

Prinzipiell gelten folgende Merksätze:<br />

• Lebensmittel so frisch wie möglich verzehren.<br />

• Frische Lebensmittel mit relativ hohem Gehalt an Histaminen einschränken, wie<br />

Banane, Tomate, Spinat.<br />

• Kochen, Backen oder Einfrieren ändert den Gehalt an Histamin im Lebensmittel nicht!<br />

• Verzicht auf gereifte Lebensmittel wie Sauerkraut.<br />

• Fischsorten wie Makrele, Sardelle, Hering und Thunfisch einschränken/meiden.<br />

• Frischen oder tiefgekühlten Fisch gegenüber geräuchertem, getrocknetem oder<br />

gesalzenem vorziehen. Fisch vor der Zubereitung wässern, da Histamin wasserlöslich<br />

ist.<br />

• Weißwein statt Rotwein nutzen, besonders hohe Werte hat französischer Rotwein,<br />

Chianti und Muskat. Spätlesen enthalten mehr Histamin als Kabinettweine.<br />

• Streichkäse und Butterkäse anstelle von Hartkäse verwenden.<br />

• Jungen Käse gegenüber altem, lange gereiftem Käse vorziehen. Der höchste Gehalt an<br />

Histamin befindet sich im Rindenbereich.<br />

• Kochwurst (Leberwurst) anstelle von Rohwurst (Salami) und Schinken verzehren.<br />

• Verzehr von Schokolade einschränken / meiden<br />

Quellen und weitere Hinweise<br />

www.wikipedia.de<br />

www.daab.de (Deutscher Allergie- und Asthma Bund)<br />

www.LIBASE.de<br />

13500000-0017 Rev 04 Seite 4 von 4

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