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Hier können Sie die Ausgabe der EINBLICKE für das Wintersemester 2018 Initiates file downloaderhalten. In dieser Ausgabe ist der Hauptbeitrag von Eva Welskop-Deffaa, die zum Thema Armut schreibt. In ihrem Beitrag beschreibt sie die "Verteufelskreisung" von Armut und Ausgrenzung und skizziert einige mögliche Lösungsansätze. Studierende können jederzeit ein Exemplar in der Bibliothek und im Postfachraum mitnehmen. Wir freuen uns auf Ihre Leserbriefe!

Hier können Sie die Ausgabe der EINBLICKE für das Wintersemester 2018 Initiates file downloaderhalten. In dieser Ausgabe ist der Hauptbeitrag von Eva Welskop-Deffaa, die zum Thema Armut schreibt. In ihrem Beitrag beschreibt sie die "Verteufelskreisung" von Armut und Ausgrenzung und skizziert einige mögliche Lösungsansätze. Studierende können jederzeit ein Exemplar in der Bibliothek und im Postfachraum mitnehmen. Wir freuen uns auf Ihre Leserbriefe!

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EINBLICKE<br />

JOURNAL DER HOCHSCHULE | WiSe <strong>2018</strong>


2<br />

Inhalt<br />

QUERBLICK<br />

EINBLICK<br />

GOTT UND DIE WELT<br />

RÜCKBLICK<br />

FERNBLICK<br />

AUSBLICK<br />

Wider die Verteufelskreisung. Auflehnung gegen Armut und Ausgrenzung<br />

von Eva M. Welskop-Deffaa 4<br />

Was ist Armut? Interview mit Meike Günther, Hans-Joachim Schubert<br />

und Jens Wurtzbacher 12<br />

Tanz- und Bewegungspädagogik – Interview mit Marlies Dietz-Bester 17<br />

Weiterbildung in Tanz und Bewegungspädagogik 18<br />

Suche Frieden – Die KHSB beim Katholikentag in Münster 19<br />

Urbanität und Religion 20<br />

Friedenspolitische Relevanz des Evangeliums für Europa 21<br />

Behindert und Gesund! Gesundheit in der Behindertenhilfe 22<br />

Fest der Kirchen – Ökumenisches Stadtkirchenfest 23<br />

rosaROT – Das Frauenhaus Ludwigsfelde sagt danke 23<br />

100 Jahre Frauenwahlrecht – Frauen machen Politik 24<br />

„Mach was draus” – Graduiertenfeier mit Neuigkeiten 24<br />

Fachgespräch und Podiumsdiskussion über die Zukunft der Pflege 24<br />

Die Pädagogische Hochschule Salzburg trifft die KHSB 25<br />

Fachtagung Soziale Gerontologie – Innovative kommunale Altenpflege 25<br />

Praxissemester Jamaika 26<br />

Prof. Verba aus Paris im Interview 27<br />

International Office – First door on the floor 28<br />

Einladung zum Alumni-Treffen 29<br />

Fachtagung gegen Kinderarmut 29<br />

Bit 6 Auftaktveranstaltung 30<br />

Tag der offenen Tür 30


3<br />

VORAUSBLICK<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

wenn dieses Heft erscheint, wird die von<br />

der Deutschen Bischofskonferenz 2014<br />

in Auftrag gegebene Studie zur „Untersuchung<br />

des sexuellen Missbrauchs an<br />

Minderjährigen durch katholische Priester,<br />

Diakone und männliche Ordensangehörige“<br />

auch offiziell durch die Bischofskonferenz<br />

selbst veröffentlicht und kommentiert<br />

sein. Inzwischen wurden schon<br />

vorab Ergebnisse der Studie bekannt,<br />

die in der langen Reihe der Missbrauchsskandale<br />

mit unfassbarem Ausmaß in der<br />

katholischen Kirche an vielen Stellen der<br />

Welt stehen. Dieser Skandal, dass ausgerechnet<br />

in einer Kirche und ausgerechnet<br />

die Geweihten massenhaft derartige<br />

Straftaten und unerhörten Übergriffe ausgerechnet<br />

an Kindern und Jugendlichen<br />

begangen haben, erschüttert die gesamte<br />

Kirche. Unerträglich verschlimmert wird<br />

dieser Befund noch dadurch, dass diese<br />

Straftaten offenbar in allen Regionen<br />

zentral und dezentral – mindestens zu<br />

einem Teil – vertuscht wurden und die<br />

Täter immer wieder ungeschoren oder<br />

mit milden Strafen davonkamen. Außerdem<br />

war der Umgang mit den bekannt<br />

gewordenen Opfern offenbar oft nicht<br />

von einer bedingungslosen Hinwendung<br />

und Unterstützung durch die Verantwortlichen<br />

geprägt. Dass die Diözesen<br />

inzwischen elaborierte Präventionsmaßnahmen<br />

entwickelt haben, ist gut und<br />

folgerichtig, schwächt aber die Empörung<br />

über das Geschehene nicht ab.<br />

Zu fordern sind bedingungslose Aufklärung,<br />

Opferschutz und -würdigung<br />

sowie straf- und kirchenrechtliche Verfolgung<br />

der Täter ohne Ansehen der Person<br />

und der Funktion.<br />

Als Hochschule in katholischer Trägerschaft,<br />

die akademisch für Berufsfelder<br />

qualifiziert, in denen die Not der Menschen<br />

oft groß ist, in denen die Klientinnen<br />

und Klienten Schutz, anwaltliche<br />

Vertretung, Hilfe zur Selbsthilfe und zur<br />

Partizipation suchen, kommen wir vor<br />

diesem Hintergrund zunächst in ein<br />

Rechtfertigungsproblem: Warum soll<br />

denn ausgerechnet eine katholische<br />

Hochschule prädestiniert dafür sein,<br />

Sozialarbeiterinnen, Heil- und Kindheitspädagogen,<br />

Religionspädagoginnen und<br />

Kunsttherapeutinnen gut auszubilden,<br />

die sexuellen Missbrauch überhaupt und<br />

an Kindern besonders verhindern oder<br />

die traumatischen Folgen der Betroffenen<br />

lindern helfen sollen? Skeptische<br />

Nachfragen von außen dürfen uns nach<br />

diesen Meldungen nicht wundern. Ich<br />

bin davon überzeugt, dass die KHSB in<br />

diesen Bereichen eine gute und verantwortungsvolle<br />

Arbeit macht und dass wir<br />

neben der Lehre auch in Weiterbildung,<br />

Forschung und Transfer auch an diesen<br />

Themen erkennbar wissenschaftlich<br />

profiliert sind: Prävention sexuellen<br />

Missbrauchs sowie Opferberatung und<br />

-behandlung gehören zu den Kernkompetenzen<br />

der genannten Professionen.<br />

Zur Prävention gehört dabei auch, Strukturen<br />

zu erkennen und zu benennen, in<br />

denen sexueller Missbrauch besonders<br />

häufig stattfindet, in denen (potentielle)<br />

Opfer keinen oder wenig Schutz finden<br />

und in denen Täter unauffällig oder<br />

unbehelligt handeln können. Offenbar<br />

sind es bestimmte Strukturen der Macht<br />

auf der einen und der Ohnmacht auf der<br />

anderen Seite, die sexuellen Missbrauch<br />

in bestimmten Organisationen und Institutionen<br />

eher wahrscheinlich machen.<br />

So auch in der katholischen Kirche.<br />

Papst Franziskus hat diesen Tatbestand<br />

erkannt und mit seinem Hinweis auf die<br />

toxischen Wirkungen des Klerikalismus<br />

deutlich benannt. Die katholischen<br />

Hochschulen haben zweifellos ihren Teil<br />

durch Lehre, Weiterbildung und Forschung<br />

beizutragen und dabei müssen<br />

alle Mitglieder eine klare Haltung zeigen,<br />

nun noch deutlicher und pointierter.<br />

In diesem Heft finden Sie als Schwerpunkt<br />

die Auseinandersetzung mit dem<br />

Thema Armut: Ich bin dankbar, dass Eva<br />

Welskop-Deffaa mit ihrem Hauptbeitrag<br />

in diesem Heft die Perspektive des Deutschen<br />

Caritasverbandes auf die Armut in<br />

Deutschland und die Ungleichverteilung<br />

von Mitteln und Möglichkeiten der Partizipation<br />

darstellt. Deutlich wird, dass<br />

zur Abwendung von Armut und Armutsrisiken<br />

neue Ideen sowie eine Modernisierung<br />

und Verbreiterung der sozialen<br />

Sicherungssysteme und der Angebote<br />

für die Betroffenen benötigt werden.<br />

Daran wirkt die KHSB auch weiterhin<br />

aktiv mit, dies wird im Interview mit<br />

Professorin Günther und den Professoren<br />

Schubert und Wurtzbacher deutlich.<br />

Ich wünsche Ihnen eine anregende<br />

Lektüre und grüße herzlich<br />

Prof. Dr. Ralf-Bruno Zimmermann<br />

Präsident der KHSB


4<br />

QUERBLICK<br />

Wider die Verteufelskreisung.<br />

Auflehnung gegen Armut und<br />

Ausgrenzung<br />

Eva M. Welskop-Deffaa<br />

Blättert man in dem vor gut einem Jahr veröffentlichten 5. Armuts- und Reichtumsbericht<br />

der Bundesregierung, präsentiert sich auf mehr als 700 Seiten<br />

eine opulente Sammlung gut aufbereiteter Daten. Im Internet steht der Bericht<br />

nutzerfreundlich als navigierbare pdf-Datei mit leistungsfähiger Suchfunktion zur<br />

Verfügung. Und erstmals ist der Bericht 2017 ergänzt um ein open data-Angebot,<br />

das die Rohdaten so zugänglich macht, dass ihre Nutzung ohne einschränkende<br />

Linzenzbestimmungen möglich ist. Der Bericht erbringt den Beweis, dass es Armut<br />

in Deutschland gibt. Augenscheinlich auch für diejenigen, die am Morgen auf<br />

dem Weg zur Arbeit zwischen Hauptbahnhof und Einkaufsstraße die Schlafsäcke<br />

nicht sehen (wollen), die für eine größer werdende Zahl wohnungsloser Menschen<br />

ihr „Zuhause“ bilden, zeigen die Daten des Berichts, dass Lebenschancen in<br />

Deutschland eklatant ungleich verteilt sind. Sie machen bewusst, dass eine Immunisierung<br />

der Gesellschaft gegen multiple Not durch alltagsgeübte Gleichgültigkeit<br />

nicht zulässig ist.<br />

Lange hat der Caritasverband zusammen mit anderen Akteuren der Wohlfahrtspflege<br />

dafür gekämpft, dass es ihn gibt – den Armuts- und Reichtumsbericht<br />

der Bundesregierung. Armut und Ungleichverteilung von Reichtum sichtbar zu<br />

machen, ist der erste Schritt auf dem Weg ihrer Überwindung: Not sehen und<br />

handeln.


5<br />

Und mit aller Kraft hat der Caritasverband sich dafür eingesetzt,<br />

dass bei der Erstellung und Interpretation des Berichts Menschen<br />

aktiv einbezogen wurden, die Armut am eigenen Leibe erfahren<br />

haben. Die den Geschmack, den Geruch und das Gewicht jener<br />

Wirklichkeiten aus eigener Erfahrung kennen, die sich hinter<br />

den Zahlen des Berichts – von der Einkommensverteilung bis zur<br />

Straffälligkeit – verbergen. So ist der 5. Armuts- und Reichtumsbericht<br />

tatsächlich weit mehr als eine Datensammlung und etwas<br />

ganz anderes als ein Datenfriedhof. Er ist ein Spiegel prekärer<br />

Lebenslagen, die in ihrer komplexen Verschränkung Verteufelskreisungen<br />

von Armut in Gang setzen.<br />

EINE GESELLSCHAFT DER PERMANENTEN ZÄHLBARKEIT<br />

Und doch hat er – wie seine Vorgänger – wieder dazu eingeladen,<br />

Armut und Reichtum auf wenige (skandalisierbare) Zahlen<br />

zu verkürzen. Wir leben in einer Gesellschaft der medialen<br />

Aufgeregtheiten, in der nur die überspitzte Positionierung die<br />

Nebelwand der Aufmerksamkeitsschwellen zu durchbrechen<br />

vermag. Das Blitzlicht auf die Ist-Analyse ist da attraktiver als<br />

die gründliche Beleuchtung von volatilen Lebensläufen mit<br />

ihren Armutstälern, aus denen die einen wieder herausfinden<br />

und die für andere zur Endstation werden.<br />

Zugleich leben wir in einer „Gesellschaft der allgegenwärtigen<br />

Soziometrie“, wie Steffen Mau („Das metrische Wir. Über die<br />

Quantifizierung des Sozialen“, Berlin 2017) kritisch-treffend<br />

schreibt: Alles wird gezählt und addiert und nur, was gezählt<br />

wird, zählt im politischen Diskurs. Die „Meritokratie“ schafft<br />

und verstärkt ein mentales Klima der Orientierung an (schein-<br />

bar) objektiven quantifizierbaren Standards, die am Ende dazu<br />

beitragen, die Logiken der Leistungsgesellschaft unbarmherzig<br />

in allen Lebensbereichen durchzusetzen. Indikatoren werden<br />

zu „hard facts of power“: Wirklichkeit kann nur mittels Zahlenreihen<br />

„wirklich“ erfasst und beschrieben werden und (nur)<br />

anhand dieser Daten werden (ressourcen-relevante) Entscheidungen<br />

getroffen. Die alte Wahrheit, dass nicht sein kann, was<br />

nicht sein darf, ist längst ersetzt durch die neue, dass nicht sein<br />

kann, wofür keine Statistik vorliegt. Wo keine Daten gesammelt<br />

und verglichen werden, entstehen blinde Flecken im politischen<br />

Handeln. Nur für die Wirklichkeiten, die sich zahlenförmig<br />

präsentieren und messen lassen, werden Programme und<br />

Maßnahmen mobilisierbar. Gleichzeitig aber re-stereotypisieren<br />

Daten Wirklichkeiten und bestätigen unter Umständen Kategorien,<br />

Vorurteile und Zuschreibungen, die wir in der Verteilung<br />

von Lebenschancen, in der Unterscheidung von Arm und Reich,<br />

von zugehörig und „außen vor“ so dringend überwinden<br />

wollen. Re-Stereotypisierungen verschärfen die Probleme,<br />

auf deren Überwindung eine ursachenfokussierende Politik<br />

der Armutsbekämpfung zielt. Dieses Risiko kann auch der<br />

Armuts- und Reichtsbericht nicht vollständig vermeiden. Daten<br />

zur Armuts- und Reichtumsverteilung sind typisierend und<br />

typischerweise statusbeschreibend, sie können volatile Verläufe<br />

(mit ihren verborgenen Aufs und Abs) nur ungenügend nachzeichnen.<br />

Gefahren der Verteufelskreisung, die in Deutschland<br />

im 21. Jahrhundert das entscheidende Armutsrisiko darstellen,<br />

drohen hinter Datenbergen zu verschwinden, wenn und soweit<br />

sie nicht kombiniert werden mit unserem (Caritas-)Wissen um<br />

die realen Lebensgeschichten der Armen und Ausgegrenzten.


6<br />

QUERBLICK<br />

UMRISSE DES TEUFELSKREISES ENTDECKEN<br />

Bei allen wertvollen Hinweisen, die der 4. und 5. Armuts- und<br />

Reichtumsbericht bieten, sind die Teufelskreise am Ende nur<br />

umrissartig zu entdecken. Armut im Lebenslauf zu verfolgen<br />

und die Knotenpunkte zu identifizieren, an denen Risiken zu<br />

Abwärtsspiralen führen, ist nicht leicht. Ereignisverkoppelungen,<br />

die Verteufelskreisungen in Gang setzen, sind schwerer zu<br />

erklären als Korrelationen; sie brauchen komplexere Antworten<br />

präventiver Intervention als mathematisch beschriebene Zusammenhänge<br />

– etwa zwischen Bildungsabschlüssen und dem<br />

Langzeitarbeitslosigkeitsrisiko. Die Dynamik gesellschaftlicher<br />

Teilhabe innerhalb des eigenen Lebensverlaufs, die als intragenerationale<br />

Mobilität beschrieben wird, braucht eine Betrachtung<br />

der Armutsrisiken nicht als statische Größe, sondern als<br />

veränderbarer Prozess, in dem die kumulativen ebenso wie die<br />

resilienzstärkenden Faktoren in ihrem Zusammenspiel beachtet<br />

werden.<br />

„Vererbung“ von Armut (intergenerationelle Immobilität) ist<br />

dabei leichter zu beschreiben als „Verteufelkreisungen“ von<br />

Armut und Ausgrenzung im einzelnen Lebensverlauf. Denn<br />

bei Vererbung geht es letztlich auch nur um Korrelationen –<br />

zwischen Statusfaktoren der Eltern und Statusindikatoren der<br />

Kinder. Und also gerät sie leichter in den Blick der Politik. Das<br />

bestätigt indirekt die Bundesregierung in ihrer Einleitung zum<br />

4. Armuts- und Reichtumsbericht, indem sie schreibt: „Es ist<br />

Aufgabe der Politik, dafür zu sorgen, dass sich Armutsrisiken<br />

für bestimmte gesellschaftliche Gruppen nicht über Generationen<br />

verfestigen und dass Chancen zur sozialen Mobilität,<br />

d. h. zur Verbesserung der Lebenslage, in ausreichendem Maße<br />

vorhanden sind. Deshalb verbindet das Konzept der Sozialen<br />

Marktwirtschaft die Freiheit des Marktes mit dem Prinzip des<br />

sozialen Ausgleichs.“ Sie liefert mit dieser abstrakt-programmatischen<br />

Einordnung eine Interpretationsfolie, die es tendenziell<br />

erschwert, neben den Vererbungs- die Verteufelskreisungsgefahren<br />

in ihrer Bedeutung adäquat wahrzunehmen.<br />

DYNAMISCHE ARMUTSFORSCHUNG:<br />

ÜBERGÄNGE IM LEBENSLAUF BEACHTEN<br />

Dabei machen die letzten beiden Armuts- und Reichtumsberichte<br />

mit dem Anspruch dynamischer Armutsforschung<br />

durchaus Ernst: Sie richten das Augenmerk auf die Übergänge<br />

im Lebenslauf, die an den Umstiegspunkten verschiedener<br />

Lebensphasen weichenstellende Entscheidungen mit sich<br />

bringen. Nach der Schule ist der Einstieg in den Beruf eine „Krisenphase“,<br />

die nicht allein deshalb glückt, weil die Schulzeit<br />

gut gemeistert wurde. Wie die ersten Berufsjahre gelingen,<br />

hängt von vielen Faktoren und auch davon ab, ob sie in eine<br />

Phase guter oder schlechter Konjunktur fallen. Für Kohorten,<br />

deren Berufseinstieg biographisch in einer schwierigen Wirtschaftsphase<br />

mit angespannten Arbeitsmärkten zu gestalten<br />

ist, bleiben die ökonomischen Spuren dieser holprigen ersten<br />

Erwerbsjahre über ein ganzes Erwerbsleben prägend. Hinter<br />

dem sympathischen Fazit des 4. Armuts- und Reichtumsberichts,<br />

dass mehr getan werden muss, um bereits im Kindesalter<br />

– durch frühkindliche Bildung etwa – die Startchancen ins<br />

Leben zu verbessern, tritt die Aufmerksamkeit für Risiken in<br />

späteren Lebensphasen zurück, obwohl z. B. die Frage, ob nach<br />

einer Elternzeit die Rückkehr ins Berufsleben glückt, von vielen<br />

anderen Faktoren abhängig ist als von der Frage der eigenen<br />

(frühkindlichen) Bildungsbiographie.<br />

Manchmal kann es so erscheinen, als sei für die Entdeckungsgeschichte<br />

der Verteufelskreisungsdynamiken bei der Lektüre<br />

der Armuts- und Reichtumsberichte das Auge der wohlfahrtsverbandlichen<br />

Praxis unersetzlich, um die spannendsten Zahlen<br />

und ihre Bedeutung zu erschließen. Ein Beispiel unter vielen<br />

ist die Vermögensbildung, genauer: die Überschuldung. Sie<br />

wird im 5. Armuts- und Reichtumsbericht ab S. 488 diskutiert;<br />

da, wo manch eine Leser_in vor der Fülle des Materials schon<br />

kapituliert haben mag.<br />

LEHRE AUS STATISTIKEN UND ZAHLEN ZUR ÜBERSCHULDUNG<br />

Männer, so zeigt der Bericht, sind mit 12,7 Prozent deutlich<br />

häufiger überschuldet als Frauen (knapp 7,6 Prozent). In wie<br />

vielen Fällen Frauen durch die Überschuldung der Männer mit<br />

betroffen sind – als Ehefrauen, Bürginnen, Mitarbeiterinnen –, ...<br />

sagt der Bericht aber nicht. Mir vor Augen steht das Bild einer<br />

Frau, die 30 Jahre lang „rechte Hand“ ihres Chefs in einem kleinen<br />

Modebetrieb war. Als er mit seinem Betrieb überschuldet<br />

Insolvenz anmelden musste, führte ihr Weg in die Arbeitslosigkeit.<br />

Und in die Depression. Denn aus der geübten Vertrauensstellung<br />

hinaus katapultiert zu werden auf einen Arbeitsmarkt,<br />

der Jugend vor Alter, Erfahrungsvielfalt vor Treue und Multilingualität<br />

vor Empathie honoriert, war für sie ein Schock, der<br />

mit tiefen Selbstzweifeln und fortschreitender Antriebslosigkeit<br />

einherging. Die Intensivierung der (Weiterbildungs-)Beratung<br />

durch die Agenturen für Arbeit, wie von der Bundesregierung<br />

im Qualifizierungschancengesetz jetzt geplant, kann eine der<br />

richtigen und wichtigen Antworten sein, um für Kollateralschäden<br />

dieser Art Vorsorge zu treffen.<br />

30 Prozent der in Schuldnerberatungsstellen Ratsuchenden<br />

sind alleinlebende Männer. Diese Gruppe ist also, verglichen<br />

mit ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung (18 Prozent)<br />

deutlich überrepräsentiert. Überproportional häufig suchen<br />

aber auch Mütter nach Trennung und Scheidung eine Schuldnerberatungsstelle<br />

auf. Trennung und Scheidung sind in allen<br />

Altersgruppen über 35 unter den drei wichtigsten Auslöser der


7<br />

Überschuldung. Und Schulden steigen mit dem Alter: Während<br />

die 25- bis 34-Jährigen, die Rat in Beratungsstellen suchen, im<br />

Durchschnitt mit Schulden noch unter 20.000 Euro belastet<br />

sind, liegt die durchschnittliche Schuldenhöhe bei den 45- bis<br />

54-Jährigen mit 51.125 Euro mehr als doppelt so hoch. Parallel<br />

dazu verläuft die Verschärfung der Überschuldungsintensität.<br />

Die Anzahl an Monaten, die ein Schuldner bräuchte, um seine<br />

Verbindlichkeiten zurückzuzahlen, wenn er all seine regelmäßigen<br />

Einkünfte für den Schuldendienst einsetzen könnte,<br />

steigt mit dem Alter stetig an: Liegen die Schulden der unter<br />

25-Jährigen zehnmal so hoch wie ihre monatlichen Einkünfte,<br />

so sind die Schulden bei den über 65-Jährigen 46 mal so hoch<br />

wie das Monatseinkommen. Es ist offensichtlich, dass die Hilfe<br />

für einen 60-jährigen alleinstehenden Mann, der Trennung und<br />

Scheidung hinter sich hat und nach einer gescheiterten Selbstständigkeit<br />

arbeitslos geworden ist, ganz anderer Anstrengungen<br />

bedarf als eine früher ansetzende Hilfe, die die Kumulation<br />

der Probleme abwendet. Gescheiterte Selbstständigkeit, so der<br />

5. Armuts- und Reichtumsbericht (S. 491) hat als Treiber von<br />

Überschuldung in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen<br />

und ist heute als einer der Hauptüberschuldungsgründe<br />

mehr als doppelt so wichtig wie 2007.<br />

VERBESSERUNG DES SOZIALEN SICHERUNGSSYSTEMS<br />

UND DER SOZIALEN INFRASTRUKTUR<br />

Es braucht wider die Verteufelskreisung von Armut und<br />

Ausgrenzung, das macht gerade das Verschuldungsbeispiel<br />

deutlich, beides: eine Modernisierung des sozialen Sicherungssystems<br />

und eine Stärkung der sozialen Infrastruktur in der<br />

Fläche. Die Lebens- und Erwerbsverläufe, die mit der Sozialversicherung<br />

abgesichert werden sollen, haben sich verändert.<br />

Hybride Erwerbsformen kombinieren Phasen abhängiger<br />

Beschäftigung und Phasen alter und neuer Selbstständigkeit.<br />

Immer größere Teile des Lebenserwerbseinkommens werden<br />

in Erwerbstätigkeiten generiert, die mit dem klassischen<br />

abhängigen Arbeitsverhältnis wenig Ähnlichkeit haben – über<br />

Plattformen als Freelancer oder Gigworker. Diese Einkommen<br />

weiterhin nicht in die Sozialversicherungspflicht einzubeziehen,<br />

führt nicht nur zu einer Reduzierung der Einnahmebasis der<br />

Sozialversicherungen und damit zu einer Schwächung ihrer<br />

Leistungskraft. Sie führt insbesondere auch für die digitalen<br />

Nomaden, die ihr Erwerbsleben freiwillig oder unfreiwillig<br />

pendelnd zwischen Betrieb und Plattform verbringen, zugleich<br />

zu einer erheblichen Zunahme ihrer individuellen Lebensrisiken<br />

inklusive der Verschlechterung der persönlichen Alterssicherung.<br />

Der 5. Armuts- und Reichtumsbericht dokumentiert (S.<br />

441) die Forschungsergebnisse von Antonio Brettschneider und<br />

Ute Klammer, die deutlich machen, dass neben Trennung und<br />

Scheidung der (wiederholte) Wechsel zwischen abhängiger<br />

und selbstständiger Tätigkeit im Lebenslauf zu den besonderen<br />

Altersarmutsrisiken zählt. Es gehört zu den anwaltschaftlichen<br />

Kernanliegen des Caritasverbandes, auf diese Risikokonstellation<br />

nachdrücklich hinzuweisen und dazu beizutragen, dass<br />

die Ankündigung des Koalitionsvertrages umgesetzt wird, für<br />

Selbstständige eine Altersvorsorgepflicht zu entwerfen, die die<br />

Lücken in den Alterssicherungsbiographien nachhaltig schließt.


8<br />

QUERBLICK<br />

Die Orientierung auf die Sozialversicherung als elementar<br />

wichtige Absicherung gegen Armutsrisiken im Lebenslauf<br />

allein greift allerdings zu kurz, wenn es um den Kampf gegen<br />

Armut und Ausgrenzung im Lebensverlauf geht. Die Stärkung<br />

der sozialen Infrastruktur und ihre Ausrichtung auf neue<br />

Lebenslaufrisiken ist ebenso wichtig, wenn der Kampf wider<br />

die Verteufelskreisung der Armut gewonnen werden soll. Die<br />

Wohlfahrtsverbände sind als Träger dieser sozialen Infrastruktur<br />

umfassend gefordert. So wie die Feuerwehr als Teil der Daseinsvorsorge<br />

neue Ausstattung und Ausbildung braucht, um für<br />

die durch den Klimawandel gehäuft auftretenden Waldbrände<br />

entsprechend gerüstet zu sein, so braucht die Freie Wohlfahrtspflege<br />

neue Ausstattung und Kompetenzen, um unter den<br />

Vorzeichen der gesellschaftlichen Dynamiken – insbesondere<br />

der digitalen Transformation – für die neuen sozialen Risiken<br />

einerseits gerüstet und auch in hybriden Sozialräumen weiter<br />

verlässlich für die Hilfesuchenden erreichbar zu sein.<br />

NETZWERKE DER SOZIALEN INNOVATION<br />

Hinter ihrem etwas gestrig wirkenden Namen „Wohlfahrtsverband“<br />

versteckt sich bei Caritas und Diakonie, AWO und Parität,<br />

ebenso wie beim Deutschen Roten Kreuz und der Zentralwohlfahrtsstelle<br />

der Juden in Deutschland ein Netzwerk sozialer Innovationen<br />

und ein Verbund sozialer Einrichtungen und Dienste,<br />

der grundsätzlich ideal geeignet ist, der Verteufelskreisung von<br />

Armut und Ausgrenzung entgegenzuwirken – solange nicht<br />

Sklerotisierungs- oder Skelettierungsgefahren die wohlfahrtsverbandlichen<br />

Strukturen lebenslauforientierter Hilfe gefährden.<br />

Sklerotisierung ist eine Gefahr im System selbst. Nicht immer<br />

gelingt es, dass die einzelnen Angebote, die zum Netz der<br />

Wohlfahrtsverbände dazu gehören, sich wirklich gegenseitig<br />

in den Blick nehmen. Da berät dann u. U. eine Schwangerenberatungsstelle,<br />

ohne mit der Ehe- und Familien- oder der<br />

Schuldnerberatung zusammen zu arbeiten, obwohl offensichtlich<br />

ist, dass die Spezialkenntnisse, die dort vorgehalten<br />

werden, für die komplexe Beratungskonstellation erheblich<br />

hilfreich sein könnten. Oder es diffundieren die Kapazitäten,<br />

neben der hauptamtlichen Begleitung der Ratsuchenden ein<br />

Netz ehrenamtlicher Begleitung zu initiieren, das in besonderem<br />

Maße geeignet sein könnte, über sorgende Gemeinschaften<br />

passgenau sozialräumliche Hilfen im Lebenslauf anzubieten.<br />

Die Peer-to-Peer-Beratung für suizidgefährdete Jugendliche, die<br />

der Caritasverband unter dem Namen {U 25} ausgebaut hat, ist<br />

ein Good-Practice-Beispiel wider die Sklerotisierung. Hier ist es<br />

gelungen, ehrenamtlich-freiwillige Initiativen unter dem Dach<br />

des Deutschen Caritasverbandes (DCV) einer bundesweiten<br />

Unterstützung zu versichern, sodass im (digital gestützten)<br />

Kampf gegen Verzweiflung, Ausgrenzung und Lebensmüdigkeit<br />

junge Ehrenamtliche auf eine professionelle Supervision ebenso<br />

zurückgreifen können wie auf die Öffentlichkeitsarbeit und die<br />

Technikausstattung des DCV.


9<br />

AUCH DIGITAL BEKÄMPFEN:<br />

DEN HYBRIDEN SOZIALRAUM EROBERN<br />

Um heute den Kampf gegen Armut und Ausgrenzung erfolgreich<br />

zu führen, um „nah bei den Nächsten“, bei den Verzweifelten<br />

und Notleidenden sein zu können, reicht es nicht aus,<br />

professionelle Beratung und ehrenamtliches Engagement dort<br />

zu aktivieren, wo Caritas und Diakonie mit ihren Einrichtungen<br />

und Diensten klassisch zuhause sind. Es gilt, den hybriden<br />

Sozialraum zu erobern – das heißt: ernst zu nehmen, dass<br />

sich analoge und virtuelle Welten immer stärker durchmischen<br />

und Rat und Hilfe nur dann zur richtigen Zeit am richtigen Ort<br />

erreichbar sind, wenn der Kampf auch in und mit Unterstützung<br />

der sozialen Medien geführt wird.<br />

Die Herausforderung, der Verteufelskreisung von Armut und<br />

Ausgrenzung auch digital zu begegnen, hat verschiedene<br />

Dimensionen: Vieles spricht dafür, dass Auf- und Abwärtsspiralen<br />

sozialer Reputation und ökonomischer Position in der<br />

digitalen Netzwerkgesellschaft noch schneller in die eine oder<br />

andere Richtung drehen als zuvor. Andreas Reckwitz’ Analysen<br />

(„Die Gesellschaft der Singularitäten“) haben im vergangenen<br />

Jahr viele politisch Verantwortliche aufgeschreckt, weil die<br />

Gefahren der neuen Klassengesellschaft, die er beschreibt, so<br />

eng mit den Spielregeln der digitalen Medien verknüpft sind:<br />

Selbstinszenierungsfähigkeit und die Pflege von „Freundschaften”<br />

im Netz sind Bestandteile voraussetzungsvoller digitaler<br />

Kommunikation, die neue Ausgrenzungspotenziale und<br />

-geschwindigkeiten mit sich bringt. Wenn das Smartphone zum<br />

Alltagsnavigator auch für jene wird, die als vulnerable Gruppen<br />

von Ausbeutung, Ausgrenzung und Armut besonders bedroht<br />

sind, gehört die Vermittlung digitaler Kompetenzen – etwa zum<br />

Schutz gegen Verschuldungsrisiken über Computerspiele – zum<br />

Kernbestandteil einer Politik der Abwehr von Armutsrisiken.<br />

Wohlfahrtsverbände müssen selber fit werden in der Nutzung<br />

digitaler Kommunikationsmittel: Online-Beratung und Online-<br />

Petitionen gehören in die Tool-Box all derer, die sich heute<br />

in der Erreichbarkeit für Rat- und Hilfesuchende und in der<br />

anwaltschaftlichen Vertretung der Anliegen der Armen bewähren<br />

wollen.<br />

Anwaltschaft für Teilhabe und gegen Ausgrenzung impliziert in<br />

der Netzwerkgesellschaft netzpolitisches Engagement. ePrivacy,<br />

Datensouveränität, Datenschutz, Netzneutralität – das alles<br />

sind Themen, die elementar über die Teilhaberechte in einer<br />

digitalen Welt entscheiden. Sie den Netzaktivisten allein zu<br />

überlassen, hieße den eigenen Anspruch zu vernachlässigen,<br />

denn der Kampf gegen Exklusion und Armut ist für die Wohlfahrtsverbände<br />

stets ein Kampf im Schlepptau der technischen<br />

Entwicklungen gewesen. Die Bahnhofsmission folgte den<br />

Verelendungszügen des 19. Jahrhunderts, die die Dampflokomotiven<br />

in die Bahnhöfe der Metropolen zogen. Und das<br />

„blended counceling“ – die Kombination von analoger und<br />

Online-Beratung z. B. in der Schuldnerberatung - folgt den<br />

Risiken der digitalen Transformation.<br />

SICH GEGEN DIE ZAHLEN VON RATINGS<br />

UND RANKINGS AUFLEHNEN<br />

In einem umfassenderen Sinn setzt die Auflehnung gegen<br />

Armut und Ausgrenzung daher auch voraus, der Omnipräsenz<br />

von Ratings und Rankings entgegen zu treten, die mit der<br />

digitalen Transformation weiter voranschreitet. „Wie man die<br />

Einordnungen und Bewertungen vornimmt – wie man die Welt<br />

liest und codiert –, bestimmt die soziale Anerkennungsordnung,<br />

definiert die Kriterien für legitime Über- und Unterordnungen.“<br />

Ratings und Rankings übernehmen in einem sehr<br />

umfassenden Sinne die Funktion sozialer Platzanweiser: „sie<br />

zeigen nicht nur an, in welcher Reihe oder auf welchem Platz<br />

jemand steht oder sitzt, sondern bestimmen zugleich, nach<br />

welchen Kriterien und Verfahren Plätze besetzt werden sollen<br />

(Mau, S. 73f).“ Rankings dienen der kognitiven Entlastung, sie<br />

tragen dazu bei, schwer zu überschauende, verwirrende und<br />

komplexe Unterschiede in leicht fassbare Ungleichheiten, in<br />

Rangfolgen, zu übersetzen. Damit werden Nationen, Institutionen,<br />

aber auch Individuen in eine Rangbeziehung gebracht<br />

und bei periodischen Messungen und in einer Datenwelt, die<br />

nicht vergisst, werden Auf- und Abstiege im Zeitverlauf intensiv<br />

beobachtbar. Obwohl ein Ranking nur relative Positionen<br />

beschreibt, wird doch gemeinhin insinuiert, Veränderungen<br />

im Ranking stünden für Performanzverbesserungen bzw.<br />

-verschlechterungen. „Wer Auf- und wer Absteiger ist, hat<br />

Nachrichtenwert“ (Mau, S. 76). Armut und Ausgrenzung erhalten<br />

auf diese Weise in der digitalen Netzwerkgesellschaft eine<br />

neue Brisanz.<br />

Die gesellschaftliche Pflicht, sich stets und immer mit anderen<br />

zu vergleichen, forciert die Abstiegsängste, beschleunigt die<br />

Abwärtsspiralen und verstärkt die Gefahr der Verteufelskreisung<br />

der Armut, die wir aus der Praxis unserer sozialen Arbeit<br />

längst kennen. Wenn der Arbeitslosigkeit die Scheidung folgt<br />

und der Trennung Überschuldung und Wohnungslosigkeit,<br />

dann ist schon heute die Spirale der Verelendung nicht immer<br />

leicht aufzuhalten. Wenn aber im digitalen Zirkel die Arbeitslosigkeit<br />

im sozialen Qualitätsvergleich ausdrücklich bewertet<br />

und mit Minuspunkten versehen wird, ist die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass ihr die Gefährdung der Partnerschaft folgt, um ein<br />

Vielfaches größer als heute. Science-Fiction-Romane wie „The<br />

Circle“ von Dave Eggers und „QualityLand“ von Marc-Uwe<br />

Kling haben die Grausamkeiten der Ausgrenzungsmechanik<br />

einer entwickelten Netzwerkgesellschaft überdeutlich beschrieben.<br />

Längst ist das, was dort als Science Fiction erscheint,


10<br />

QUERBLICK<br />

nicht nur in China Realität. Für die wohlfahrtsverbandliche<br />

Arbeit wird es entscheidend sein, dass sie diese Entwicklungen<br />

kompetent beobachtet und ihnen entschlossen entgegentritt,<br />

so dass Abwärtsspiralen im Lebenslauf auch unter den Vorzeichen<br />

der digitalen Transformation erfolgreich gestoppt werden<br />

können.<br />

Dafür bedarf es konzertierter Anstrengungen auf Seiten der<br />

Wohlfahrtsverbände. Sie müssen – ebenso wie andere Bereiche<br />

der Gesellschaft – ihre Strukturen und Mitarbeiter_innen fit<br />

machen für die Erfordernisse der Digitalisierung. Der politische<br />

Wille auf Seiten der Verbände ist da, die Bereitschaft der<br />

öffentlichen Hände aber, dies bei der finanziellen Ausstattung<br />

der Wohlfahrtspflege zu berücksichtigen, wächst nur langsam.<br />

Eine durch Unterfinanzierung bewirkte Skelettierung der sozialen<br />

Infrastruktur, die nur noch punktuell den Erfordernissen<br />

entsprechend ausgestattet ist, müsste die Probleme in den<br />

sozialen Brennpunkten verschärfen. Armut hat schon heute ein<br />

(regional) sehr unterschiedliches Gesicht.<br />

DIE „SCHÖNE“ UND DIE „HÄSSLICHE“ ARMUT<br />

Und es gibt auch heute schon die unsichtbare und die sichtbare<br />

Armut, die aus der sich die Menschen selbst befreien konnten,<br />

weil sie unsichtbar bleiben durfte, und die, die sich verfestigte,<br />

weil sie nicht sichtbar wurde. Und es gibt die „schöne“ und<br />

die „hässliche“ Armut, wie Wolfang Pucher, Grazer „Rebell der<br />

Nächstenliebe“ nicht müde wird zu unterscheiden. Dabei ist<br />

die „schöne“ Armut die, die das Herz jedes Menschen erreicht<br />

– die Armut des Kindes, das nach einem Erdbeben seine Familie<br />

und seine Wohnung verloren hat, zum Beispiel. Die „hässliche“<br />

Armut ist die Armut der drogenabhängigen 45-Jährigen Prostituierten,<br />

die nach einer Straffälligkeit auf dem Straßenstrich<br />

gelandet ist, oder die des psychisch belasteten Mannes, der für<br />

die Unterbringung in einer Einrichtung für psychisch Kranke<br />

„zu gesund“ und für ein „normales Arbeitsleben“ zu instabil<br />

und sozial „zu anstrengend“ ist.<br />

Hässliche Armut hat eine natürliche Nähe zum Teufelskreis.<br />

Selbst- und Fremdwahrnehmung verstärken das Gefühl der<br />

Ohnmacht, der Aussichtslosigkeit, des Nicht-Gewolltseins.<br />

Hässliche Armut hat damit auch eine natürliche Nähe zum<br />

politischen Sprengsatz. Der 5. Armuts- und Reichtumsbericht<br />

zeichnet sich dadurch aus, dass er – anders als seine Vorgänger<br />

– erstmals die Frage nach den Zusammenhängen zwischen<br />

politischer Partizipation und Einkommensarmut stellt. Er macht<br />

damit auf einen Teufelskreis aufmerksam, der für die Zukunft<br />

der Demokratie und den sozialen Zusammenhalt in unserer<br />

Gesellschaft von herausragender Bedeutung ist.<br />

AUSWIRKUNGEN AUF DIE POLITISCHE BETEILIGUNG<br />

Die politische Beteiligung – bis hin zur Teilnahme an Wahlen<br />

– ist bei Menschen mit geringem Einkommen deutlich<br />

geringer und sie hat in den vergangenen Jahrzehnten stärker<br />

abgenommen als bei Menschen mit höherem Einkommen<br />

und in der Mittelschicht. Personen unterhalb der Armutsgefährdungsgrenze<br />

sind nur etwa halb so häufig an Fragen der<br />

Politik interessiert, so der 5. Armuts- und Reichtumsbericht,<br />

wie einkommensreiche Personen. Umgekehrt gab mehr als<br />

jeder vierte armutsgefährdete Befragte an, keinerlei Interesse<br />

an Politik zu haben. Bei einkommensreichen Haushalten war es<br />

nur jede zwanzigste Person. Die Frage nach der politischen Mitverantwortung<br />

und dem politischen Interesse armer Menschen<br />

mit Migrationshintergrund verdient in diesem Zusammenhang<br />

besondere Aufmerksamkeit: Der Anteil der sich selbst als politisch<br />

desinteressiert Einstufenden lag 2015 bei den Menschen<br />

mit Migrationsgeschichte um zehn Prozentpunkte höher, die<br />

der politisch hoch Interessierten um sieben Prozentpunkte niedriger<br />

als bei Menschen ohne Migrationshintergrund.<br />

Auf politische Entscheidungen wirken einkommensarme Bürgerinnen<br />

und Bürger damit vergleichsweise weniger ein – und<br />

dies gilt nicht nur für die Migrantinnen, die vom Wahlrecht in<br />

Deutschland ausgeschlossen sind. Von politischen Parteien wurden<br />

sie zum Teil bewusst vernachlässigt und in Wahlkämpfen<br />

kaum umworben. Damit verstärkte sich die Entwicklung, die<br />

in der internationalen Politikwissenschaft seit einigen Jahren<br />

diskutiert wird, dass die Positionen der politischen Akteure<br />

zunehmend homogener – auf den „Medianwähler“ ausgerichtet<br />

– worden sind; Menschen aus dem unteren Einkommensbereich<br />

wurden mit ihren Sorgen und Nöten faktisch weniger<br />

wichtig genommen und fanden sich entsprechend vielfach in<br />

den politischen Entscheidungen mit ihrer Lebenslage nicht mehr<br />

wieder. Es mangelte an der Bereitschaft des Politikbetriebs, die<br />

„Menschen am Rand“ wahrzunehmen und es mangelte an der<br />

Sorgfalt, den „Menschen am Rand“ die politischen Entscheidungen<br />

zu erklären – beides gemeinsam verstärkte die ohnehin<br />

bestehende Distanz der Armen zum demokratischen Prozess<br />

und seinen Vertreter_innen.<br />

„Der Bundesregierung liegt daran“, so der 5. Armuts- und<br />

Reichtumsbericht, „politische Betätigung quer durch die<br />

Gesellschaft anzuregen und mit vielen Menschen über die<br />

Gestaltung der Lebensverhältnisse in Deutschland ins Gespräch<br />

zu kommen.“ Dazu hat sie den Bürgerdialog „Gut Leben in<br />

Deutschland“ geführt. Auch der Dialogprozess „Arbeiten<br />

4.0“ ist ein Beispiel dafür, wie mit Bürgerinnen und Bürgern<br />

frühzeitig über gesellschaftliche Trends, ihre Konsequenzen und<br />

die Erwartungen an notwendige Regelungen ins Gespräch zu<br />

kommen ist, „um Ängsten vor möglichen Jobverlusten durch<br />

Automatisierung und Digitalisierung entgegenzutreten. Auch


11<br />

im Rahmen der Erstellung des vorliegenden 5. ARB wurde ein<br />

intensiver Dialog mit Wissenschaft und Verbänden sowie mit<br />

Armutsbetroffenen geführt.“ Die genannten Dialog-Prozesse<br />

sind Anstrengungen in die richtige Richtung. Sie müssen<br />

allerdings von den Parteien als den wesentlichen Akteuren<br />

politischer Willensbildung in Deutschland aktiv unterstützt und<br />

übernommen werden, um nachhaltige Wirkung zu erzielen.<br />

Volksparteien und demokratische Parteien der Mitte müssen<br />

aktiv nach Wegen suchen, um die politische Ohnmachtserfahrung<br />

derer, die nicht auf dem Sonnendeck der Gesellschaft<br />

sitzen, zu überwinden.<br />

GUTE SOZIALPOLITIK ALS EMPATHISCHE AUFMERKSAMKEIT<br />

UND EMPOWERMENT<br />

Die Ursachen für den Zusammenhang zwischen sozialer Lage<br />

und demokratischer Beteiligung sind komplex und lassen sich<br />

nicht auf einen einfachen Nenner bringen. Eine Politik, die Leistungsgerechtigkeit<br />

herzustellen versucht und Teilhabechancen<br />

verbessert, ist vielleicht keine ausreichende, aber sicher eine<br />

notwendige Voraussetzung, um Zusammenhalt und Vertrauen<br />

in politische Mitgestaltungsmöglichkeiten zu stärken. Gute<br />

Sozialpolitik darf dabei nicht als technokratische Antwort<br />

auf soziale Probleme daherkommen, das gilt für die Wohnungspolitik<br />

und die Wohnungslosigkeit ebenso wie für die<br />

Arbeitsmarktpolitik und die Langzeitarbeitslosigkeit. Sie muss<br />

verstanden werden können als Antwort von Politiker_innen auf<br />

die in Wahlen artikulierten Bedürfnisse und Erwartungen von<br />

Wählerinnen und Wählern. Sozialpolitik braucht eine empathische<br />

Aufmerksamkeit der politisch Verantwortlichen für Risiken<br />

und Teufelskreise, eine Sprache, die berührt und die verständlich<br />

und glaubwürdig Lösungen darstellt und damit möglich<br />

macht. Sowohl die „Kundinnen und Kunden“, von denen man<br />

sich in der Arbeitsmarktpolitik angewöhnt hat zu sprechen, als<br />

auch die „Betroffenen“ mancher Armutsdebatte wollen sich<br />

als Bürgerinnen und Bürger, als Menschen, ernst genommen<br />

fühlen – mit ihren Brüchen und Aufbrüchen im Lebenslauf, mit<br />

ihren Anstrengungen und Leistungen jenseits von Rankings und<br />

Ratings.<br />

Gleiche Teilhabechancen für alle zu gewährleisten, ist die<br />

Nagelprobe der Legitimation eines Regierungssystems, das sich<br />

auf die Souveränität des Volkes stützt. Die Erfahrung, mit der<br />

eigenen Stimme eigene Gestaltungserwartungen durchsetzen<br />

und Voraussetzungen für eigene Lebensperspektiven verbessern<br />

zu können, ist allerdings sehr ungleich verteilt. Ohne eine<br />

aktive Ermutigung aller Wählerinnen und Wähler, gerade auch<br />

derer aus vulnerablen Gruppen und in prekären Lebenslagen,<br />

mit ihrer Stimme ihre politischen Prioritäten zum Ausdruck zu<br />

bringen, wird ein demokratisches Parlament seinen gerade in<br />

der Sozialpolitik so wichtigen Auftrag der Responsivität und<br />

Repräsentativität nicht erfüllen können. Die Zeit der asymmetrischen<br />

Demobilisierung durch die Volksparteien, die mit dazu<br />

beigetragen hat, politisches Interesse der Armen und Beladenen<br />

im Keim zu ersticken, muss dringend beendet werden. Politisches<br />

Empowerment gehört zu einer ermutigenden Überwindung<br />

von Armut unabdingbar dazu. Auflehnung wider die<br />

Verteufelskreisung der Armut darf nicht den Populisten an den<br />

Rändern des Parteienspektrums überlassen werden. Sie gehört<br />

ins Zentrum der Volksparteien ebenso wie in den Kernbereich<br />

sozialer Arbeit.<br />

Eva M. Welskop-Deffaa ist Vorstand<br />

für Sozial- und Fachpolitik<br />

des Deutschen Caritasverbandes


12<br />

EINBLICK<br />

EINBLICK IN DAS THEMA ARMUT<br />

Interview mit Meike Günther,<br />

Hans-Joachim Schubert und<br />

Jens Wurtzbacher<br />

Was bedeutet Armut?<br />

Jens Wurtzbacher: Armut bedeutet für die betroffenen Menschen, dass ihre Möglichkeiten<br />

zur Teilhabe an gesellschaftlichen Zusammenhängen eingeschränkt sind.<br />

Arme Menschen bleiben in vielen sozialen Institutionen außen vor, weil sie nicht<br />

über ökonomische Durchsetzungskraft verfügen – in der Politikwissenschaft spricht<br />

man von ‚schwachen Interessenlagen‘, die in besonderer Weise der Unterstützung<br />

durch die Sozialpolitik bedürfen, sowohl durch Geld- als auch durch Dienstleistungen.<br />

Das deutsche Grundgesetz bekennt sich mit dem Artikel 20 Abs. 1 zum<br />

Sozialstaatsprinzip und daraus wird in Verbindung mit der Achtung der individuellen<br />

menschlichen Würde (Artikel 1 GG) die Verpflichtung abgeleitet, ein Existenzminimum<br />

zu gewährleisten. Wobei es sich um ein soziokulturelles Existenzminimum<br />

handelt, d.h. es soll nicht nur das körperliche Überleben sicherstellen, sondern es<br />

soll von Armut betroffene Menschen in die Lage versetzen, am gesellschaftlichen<br />

Leben teilzunehmen, sich also auch mal einen Kinoeintritt leisten zu können oder<br />

einen Ausflug mit den Kindern.<br />

Hans-Joachim Schubert: Wir unterscheiden zwischen absoluter und relativer<br />

Armut. Menschen befinden sich dann in Situationen absoluter Armut, wenn


13<br />

ihre Existenz bedroht ist, weil sie etwa nicht über ausreichend<br />

Lebensmittel verfügen oder diese verunreinigt sind, weil sie sich<br />

keine Medikamente gegen lebensbedrohliche Krankheiten leisten<br />

können, weil sie keine Kleidung und Unterkunft haben, die ausreichend<br />

Schutz vor äußeren Einflüssen bietet. Häufig hört man, dass<br />

absolute Formen der Armut in Deutschland nicht vorkommen, da<br />

durch Leistungen des Sozialstaates die körperliche und gesundheitliche<br />

Existenz von Menschen gesichert ist. In der Sozialer Arbeit<br />

dürfen wir uns mit dieser oberflächlichen Einschätzung nicht<br />

zufriedengeben, sondern wir müssen damit rechnen, dass auch<br />

in unserer Gesellschaft Menschen in Lebenssituationen absoluter<br />

Armut geraten können.<br />

Meike Günther: Ich denke hierbei etwa an individualisierte<br />

und kranke alte Menschen, die sich nicht mehr selbst versorgen<br />

können und nicht die Kraft aufbringen, Hilfe zu organisieren; an<br />

Kinder, deren Eltern mit starken Problemen behaftet sind und<br />

deshalb das körperliche und psychische Wohl ihrer Kinder nicht<br />

aufrechterhalten können; an Zuwanderer, die sich in Dunkelfeldern<br />

aufhalten und es nicht wagen, sich bei Krankheit an Versorgungsinstitutionen<br />

zu wenden; Menschen, die ohne Obdach auf der<br />

Straße leben … Die Soziale Arbeit entwickelt dafür Sensibilität<br />

und richtet ihren Blick auf häufig verdeckte Fälle absoluter Armut<br />

innerhalb der Wohlstandsgesellschaft.<br />

Armut ist sicherlich kein rein deskriptiver Begriff,<br />

sondern (zum großen Teil) ein normativer Begriff:<br />

Wenn von Armut nicht nur abstrakt gesprochen wird,<br />

sondern wenn Personen Armut zugeschrieben wird,<br />

was wird noch über sie stillschweigend ausgesagt?<br />

Wurtzbacher: Armut ist immer ein normativer Begriff. Selbst<br />

die ‚absolute‘ Armutsgrenze, die die lokale Kaufkraft umfasst,<br />

über die ein Mensch verfügen muss, um sich die Dinge leisten zu<br />

können, die er zum körperlichen Überleben braucht (Ernährung,<br />

Behausung etc.), bleibt letztlich eine durch wissenschaftliche<br />

Forschungsergebnisse gestützte normative Setzung. Durchgesetzt<br />

hat sich hier die Definition der Weltbank, die einen Betrag von<br />

1,90 $ (kaufkraftparitätisch) als absolute Armutsgrenze postuliert.<br />

Auch der in den entwickelten Staaten allgemein anerkannte<br />

relative Armutsindikator von 60 % des mittleren Einkommens ist<br />

keine rein objektive Größe. Es gibt zwar wissenschaftlich sehr gute<br />

Gründe, diese Grenze zu ziehen, es bleibt jedoch immer auch ein<br />

sozialpolitischer Konsens, der durchaus auch angreifbar ist. Auch<br />

das Berechnungsverfahren für den Regelsatz des soziokulturellen<br />

Existenzminimums, das so genannte Statistikverfahren, beruht auf<br />

normativen Vorannahmen.<br />

Grundsätzlich wird Armut häufig nur auf den indirekten Indikator<br />

der Einkommensarmut reduziert – auch deshalb, weil<br />

diese empirisch am einfachsten zu erheben ist und weil Geld<br />

bei uns nun mal in der Lage ist, sehr viele gesellschaftliche<br />

Teilhabemöglichkeiten aufzuschließen. Dennoch ist Armut ein<br />

sehr vielschichtiges Geschehen, das zahlreiche Dimensionen des<br />

Lebens umfasst – von der Bildung über die Gesundheits- und<br />

Wohnungssituation bis hin zur kulturellen und politischen Teilhabe.<br />

In all diesen Dimensionen zeigt sich, dass die Beteiligung nicht<br />

zuletzt von der ökonomischen Situation von Menschen abhängig<br />

ist. Dies rechtfertigt durchaus die hohe Bedeutung des Indikators<br />

„Einkommensarmut“.<br />

Schubert: Tatsächlich spielt ökonomisches Kapital oder Einkommen<br />

eine entscheidende Bedeutung für die Definition von Armut.<br />

Aber: Auch ökonomisch gut ausgestattete Menschen können<br />

in mancher Hinsicht „arm“ sein. Einkommensarmut ist in vielen<br />

Fällen ein viel zu unspezifisches Kriterium zur Erfassung von<br />

Armut. Deshalb hat sich in der Armutsforschung der Lebenslagenansatz<br />

entwickelt, der Armut in unterschiedlichen Dimensionen<br />

untersucht. Die Erforschung von Kinderarmut durch die AWO-ISS-<br />

Studien, wie sie von Gerda Holz initiiert werden, unterscheidet<br />

z. B. zwischen materieller, kultureller, sozialer und gesundheitlicher<br />

Armut. Kinder können in Familien mit ausreichend ökonomischem<br />

Kapital aufwachsen, aber als kulturell „arm“ bezeichnet werden,<br />

weil sie in den Familien keine Bildungsangebote erhalten, nur mit<br />

Bildschirmen versorgt sind, die Eltern aber keine Zeit für Spiele,<br />

für Gespräche, zum Vorlesen, für Ausflüge usw. haben. Kinder<br />

können als sozial „arm“ gelten, wenn sie von Eltern und Peers<br />

keine emotionale Zuwendung erfahren, wenn Eltern etwa im<br />

Zeitalter des Narzissmus ihre eigenen Bedürfnisse in den Vordergrund<br />

stellen und Kinder als soziale Last empfinden. Kinder<br />

können schließlich als gesundheitlich „arm“ gelten, wenn sie<br />

zwar mit großen Mengen, aber nicht gesundheitsfördernden Nahrungsmitteln<br />

ausgestattet werden, wenn sie keine Gelegenheiten<br />

zur körperlichen Aktivität bekommen und deshalb körperliche<br />

Probleme entwickeln. Das Wohlergehen von Kindern ist in unserer<br />

Gesellschaft in vielen Fällen nicht durch ökonomische Armut,<br />

sondern durch soziale, kulturelle und gesundheitliche Unterversorgungen<br />

gefährdet.<br />

Günther: Darüber hinaus sind die sozialpolitischen Diskussionen<br />

voll von Zuschreibungen hinsichtlich der Verantwortung für die<br />

Armutslage. Es gibt eine historisch sehr weit zurückreichende<br />

Tradition der Verächtlichmachung von armen Menschen – als<br />

Unterschicht, Sozialhilfeadel oder Bewohner der sozialen ‚Hängematte‘<br />

–, in der immer der Vorwurf mitschwingt, dass Menschen<br />

durch mangelnde Initiative und Tatkraft an ihrer Situation selbst<br />

schuld sind. Dagegen gibt es einen Strang der Debatte, der hauptsächlich<br />

strukturelle Wandlungsprozesse – der Arbeitsmärke, der<br />

sozialen Sicherungssysteme oder der Wirtschaftsstrukturen – für<br />

das Ausmaß von Armut verantwortlich machen.<br />

Schubert: Ja, es gibt die Tendenz zu einer Individualisierung<br />

und Moralisierung von Armut. Armut wird in manchen Diskursen<br />

der Öffentlichkeit den Individuen zugeschrieben, obwohl<br />

gesellschaftliche Strukturen für die Armut einzelner verantwortlich<br />

sind. So finden z. B. häufig ältere Arbeitnehmer nach einem<br />

Arbeitsplatzverlust keine neue Arbeitsstelle und werden in<br />

der Gruppe der Langzeitarbeitslosen exkludiert und strukturell<br />

positioniert.


14<br />

EINBLICK<br />

Einkommensarmut wird in diesen Fällen durch Strukturen des<br />

Arbeitsmarktes verursacht. Trotzdem zeigen Diskursforschungen,<br />

dass Armut nicht nur individualisiert wird, sondern auch<br />

moralisiert, d. h. die Verantwortung für Armut wird der „Moral“,<br />

den Ambitionen oder dem Willen des Einzelnen zugeschrieben.<br />

Hierbei handelt es sich zum großen Teil um Vorurteile, denn viele<br />

Forschungen zeigen, dass besonders langzeitarbeitslose Menschen<br />

eine hohe Arbeitsmoral entwickeln und viele Konzessionen in Kauf<br />

nehmen würden, um wieder einen Arbeitsplatz zu bekommen.<br />

Natürlich gibt es Individuen, die sich in einer Situation der Langzeitarbeitslosigkeit<br />

und relativer Armut einrichten, vor allem dann,<br />

wenn ihre Bemühungen auf eine neue Arbeit über längere Zeit<br />

erfolglos geblieben sind. Strukturell bedingte Langzeitarbeitslosigkeit<br />

kann Menschen natürlich demotivieren.<br />

Man spricht von verschiedenen Formen von Armut,<br />

wie etwa Kinderarmut, Altersarmut, usw. Was unterscheidet<br />

diese Formen?<br />

Wurtzbacher: Es handelt sich dabei nicht in dem Sinne um<br />

unterschiedliche Armutsformen, weil der Indikator immer die<br />

Einkommensarmut bleibt. Die Tatbestände zeigen aber, dass<br />

sich hinter der allgemeinen Armutsquote sehr unterschiedliche<br />

Personengruppen verbergen und sich daraus unterschiedliche<br />

sozialpolitische Anforderungen ergeben. 2017 lebten nach der<br />

allgemeinen Armutsquote 16 % der Bevölkerung unterhalb der<br />

Armutsgrenze. Das könnte zu der Annahme verführen, dass<br />

Armut quer durch alle geographischen Regionen, alle Haushaltsformen<br />

oder alle soziodemographischen Hintergründe gleich<br />

verteilt wäre. Das ist aber nicht der Fall. Sondern wenn genauer<br />

hingesehen wird, dann ist festzustellen, dass Menschen über 65<br />

aktuell deutlich weniger von Armut betroffen sind als Menschen<br />

zwischen 18 und 25, Menschen mit hoher Qualifikation gegenüber<br />

Menschen mit niedriger Qualifikation kaum einem Armutsrisiko<br />

ausgesetzt sind. Besonders bedrückend bei dieser differenzierten<br />

Betrachtung ist, dass über 20% der Kinder und Jugendlichen<br />

(bis zum 20. Lebensjahr) unter der Armutsgrenze leben.<br />

Günther: Aber dahinter verbergen sich in der Regel angespannte<br />

Familiensituationen, denn Kinderarmut ist ein irreführender Begriff,<br />

denn es handelt sich um familiäre Armut. Seit langem gibt es hier<br />

die Diskussion, die Kosten, die durch die Kindererziehung entstehen,<br />

dauerhaft in einem separaten System der Kindergrundsicherung<br />

abzusichern oder die bestehende Grundsicherung monetär<br />

deutlich besser auszustatten. Ganz zu schweigen vom bildungspolitischen<br />

Skandal, dass der Bildungserfolg in Deutschland immer<br />

noch stark an den sozioökonomischen Status des Elternhauses<br />

gekoppelt bleibt.<br />

Schubert: Wird Einkommensarmut als Indikator zur Bestimmung<br />

dafür gewählt, welche Gruppen besonders gefährdet sind, zeigt<br />

sich natürlich, dass mit Abstand die Gruppe der arbeitslosen<br />

Menschen betroffen ist. Danach kommen aber schon „Alleinerziehende“,<br />

in der Regel Frauen. Alleinerziehende können häufig<br />

hohe Ansprüche geregelter Arbeit nicht erfüllen, weil sie Zeit für<br />

die Erziehung und Versorgung ihrer Kinder benötigen. Arbeitgeber<br />

zögern deshalb häufig, Alleinerziehende einzustellen, weil sie<br />

Arbeitszeitausfälle befürchten und weil sie sich nicht auf die speziellen<br />

Bedürfnisse von alleinerziehenden Müttern und Vätern einstellen.<br />

Familien mit ein bis zwei Kindern sind unterdurchschnittlich<br />

armutsgefährdet, ab dem dritten Kind wächst die Quote armer<br />

Familien stark an. Kinder waren 2016 mit 20,2 % deutlich stärker<br />

von Armut betroffen als der Durchschnitt der Bevölkerung<br />

(15,7 %). Das liegt an der großen Anzahl von Kindern, die mit<br />

einem Elternteil aufwachsen. Auch ältere Menschen sind im<br />

Moment nicht überdurchschnittlich einkommensarm. Allerdings<br />

kann sich diese Situation ändern, da für ältere Menschen Unterversorgungen<br />

prognostiziert werden. Das sind allerdings alles<br />

Durchschnittswerte, die als Informationen für die Soziale Arbeit<br />

von Bedeutung sind, um spezifische Zielgruppenarbeit und Präventionen<br />

gegen Armut zu entwickeln. Allerdings ist immer daran zu<br />

denken, dass es in allen Gruppen von Menschen Fälle von Armut<br />

gibt, die Beachtung finden müssen.<br />

Deutschland gilt als eins der reichsten Länder der<br />

Welt. Warum gibt es in Deutschland Armut? Wie ist<br />

das wechselseitige Verhältnis zwischen Reichtum und<br />

Armut?<br />

Günther: Bei einer relativen Armutsdefinition liegt es in der Natur<br />

der Sache, dass Armut nicht verschwindet, da es sich um eine<br />

Relation zum Durchschnitt handelt. Diese relative Definition macht<br />

auch Sinn, da wir uns ständig danach beurteilen und beurteilt<br />

werden, wo wir uns in der sozialen Hierarchieleiter befinden.<br />

Das bestimmt unser Selbstbild und unsere Identität, wir können<br />

uns nicht – oder nur mit erheblichen gesundheitlichen Risiken –<br />

außerhalb des sozialen Zusammenhangs stellen. Wenn man sich<br />

das wechselseitige Verhältnis von Armut und Reichtum ansieht,<br />

dann stellen wir fest, dass die relativen Einkommenspositionen<br />

auseinanderdriften, d. h. die Ränder der Verteilungsskala werden<br />

stärker. Die Menschen mit einem weit überdurchschnittlichen<br />

Einkommen werden zahlenmäßig ebenso mehr wie diejenigen,<br />

die sich in einer Armutssituation befinden. Die mittleren Positionen<br />

gehen zurück. Das ist in Deutschland noch nicht so dramatisch wie<br />

z. B. in den USA, aber im letzten Jahrzehnt durchaus wahrnehmbar.<br />

Die Periode der umverteilenden Sozialpolitik, die die 1960er<br />

und 1970er Jahre ausgezeichnet hat, ist zu Ende gegangen, die<br />

sozialstrukturellen Folgen werden spürbar und wirken sich auch<br />

gesellschaftspolitisch aus.<br />

Schubert: Sicherheit in der Arbeitswelt und ökonomischen Wohlstand<br />

erreichen Menschen mit hohen Qualifikationen. Sie bestücken<br />

eine sehr gut „integrierte Mittelschicht“. Einkommensarmut<br />

ist für diese Gruppe kein Thema. Daneben ist mit der<br />

Flexibilisierung von Arbeitsverträgen die Gruppe des „Prekariats“<br />

entstanden. Häufig in Bereichen an- und ungelernter Tätigkeiten<br />

verfügen Menschen nicht über sichere Arbeitsplätze und stehen<br />

deshalb häufig in Situationen „inkonsistenter“ oder „temporärer


15<br />

Armut“. D. h. sie wechseln je nachdem, ob sie innerhalb oder<br />

außerhalb eines zeitlich begrenzten Arbeitsverhältnisses stehen,<br />

zwischen einer Armutslage und instabiler Nicht-Armutslage hin<br />

und her. Außerdem gehören zu dieser Gruppe auch die „working<br />

poor“, also solche Menschen, die im Niedriglohnsektor nicht<br />

ausreichend Geld verdienen und deshalb als „arm“ gelten können.<br />

Schließlich sind in der Zone der „Exklusion“ Menschen, die über<br />

lange Zeiträume arbeitslos sind und kaum Chancen auf Arbeitsmarktintegration<br />

haben und deshalb in einer Situation „verfestigter<br />

Armut“ leben. Vom Wandel der Arbeitswelt profitiert die qualifizierte<br />

Mittelschicht. Menschen, die die hohen Qualifikations- und<br />

Leistungsanforderungen der neuen Arbeitswelt nicht erfüllen, sind<br />

zunehmend von ökonomischer Armut bedroht.<br />

Ist Armut immer Ausgrenzung?<br />

Wurtzbacher: Armut bedeutet nicht zwangsläufig Ausgrenzung,<br />

es kommt vielmehr auf die Dauer und den Kontext an. Wenn man<br />

rein auf den Indikator der Einkommensarmut sieht, dann würden<br />

Auszubildende oder Studierende sicherlich in der überwiegenden<br />

Mehrzahl unter die Armutsschwelle fallen. Das ist aber eine vorübergehende<br />

Lebensphase, in der die Menschen, mit denen man<br />

hauptsächlich Kontakt pflegt, in einer ganz ähnlichen Situation<br />

sind. Wenn aber dann der Einstieg in den Beruf nicht gelingt und<br />

die ehemaligen Kommilitonen alle gut bezahlte und dauerhafte<br />

Stellen haben, dann wird es schwierig. Auch vorübergehende<br />

Armutsphasen, die man bewusst in Kauf nimmt, etwa wegen<br />

einer Fortbildung oder wegen Kindererziehung, sind nur dann problematisch,<br />

wenn sie unfreiwillig fortgesetzt werden müssen, weil<br />

z. B. der Wiedereinstieg in den Beruf nicht oder nur mit geringer<br />

Stundenzahl gelingt. Je länger die Armutsphase, desto problematischer<br />

werden die Folgen<br />

Schubert: Langzeitarbeitslose Menschen sind zunächst vom<br />

Arbeitsmarkt „ausgegrenzt“. Sind sie auch aus anderen gesellschaftlichen<br />

Bereichen exkludiert? Studien dazu zeigen, dass langzeitarbeitslose<br />

Menschen sich verstärkt aus zivilgesellschaftlichen,<br />

aber auch familialen Beziehungen zurückziehen. Das erscheint<br />

zunächst paradox. Arbeitslose Menschen hätten „Zeit“, sich<br />

weiterhin als Fußballtrainer, in Bürgerinitiativen oder Parteien usw.<br />

zu engagieren. Sie tun es aber nicht, sondern ziehen sich zurück,<br />

igeln sich ein. Warum? Die Antwort darauf liegt auf der Hand. Die<br />

meisten Menschen haben die in unserer Gesellschaft generalisierte<br />

Arbeitsmoral verinnerlicht, so dass ihr Selbstwertgefühl vom Erfolg<br />

in der Arbeitswelt abhängt. Verlieren sie ihren Arbeitsplatz, fühlen<br />

sie sich nutzlos und befürchten aber auch eine Abwertung durch<br />

andere. Um potenziellen Demütigungen zu entgehen, vermeiden<br />

arbeitslose Menschen deshalb soziale Kontakte. Sie grenzen sich<br />

aus und werden ausgegrenzt. Selbstverständlich ist das kein Automatismus,<br />

denn es gibt natürlich auch arbeitslose Menschen, die<br />

sich in Initiativen von Armen und Arbeitslosen zusammenschließen<br />

und aktiv für Anerkennung und für Reformen kämpfen. Trotzdem<br />

ist es, glaube ich, nicht falsch zu sagen, dass es nicht vielen armen<br />

Menschen gelingt, Prozessen der Fremd- und Selbststigmatisierung<br />

zu entgehen und sich öffentlich für Ziele zu engagieren, weil<br />

Armut nach wie vor als individuell zu verantwortender Makel gilt.<br />

Was kann man gegen Armut heute machen? Was muss<br />

man machen?<br />

Wurtzbacher: Gegen Armut kann und muss man eine Menge<br />

machen, denn Armutslagen – insbesondere wenn sie lange<br />

andauern – wirken sich negativ auf die physische und psychische<br />

Gesundheit sowie auf die sozialen Beziehungsnetzwerke<br />

von Menschen aus. Es gibt aber nicht die eine sozialpolitische<br />

Maßnahme gegen Armut, sondern es geht darum, in unterschiedlichen<br />

Segmenten der Sozialpolitik anzusetzen. Ein zentraler<br />

Punkt ist sicherlich die bessere monetäre Ausstattung der<br />

Grundsicherung. Hier kommt es auf eine angemessene Erhöhung<br />

der Regelsätze an, auf eine Wiedereinführung der einmaligen<br />

Leistungen und generell eine stärkere Betonung von Beratung<br />

und Fördermaßnahmen.<br />

Wichtig sind natürlich auch arbeitsmarktbezogene Maßnahmen<br />

wie z. B. eine deutliche Erhöhung des Mindestlohns, so<br />

dass dieser auch in Ballungsgebieten mit hohen Mietkosten<br />

gewährleistet, dass man bei einer Tätigkeit von 40 Stunden mit<br />

seinem Verdienst über dem Betrag des soziokulturellen Existenzminimums<br />

liegt momentan ist dies in Großstädten aufgrund<br />

der gestiegenen Unterbringungskosten nicht der Fall. Auch die<br />

Förderung von Menschen mit geringen Qualifikationen auf dem<br />

Arbeitsmarkt ist zentral.<br />

Auch die Absicherung spezieller Personengruppen ist von Bedeutung,<br />

etwa die Einführung einer garantierten Mindestrente, die<br />

verhindert, dass man nach einem durchgängigen Erwerbsleben<br />

eine Rentenzahlung unterhalb des soziokulturellen Existenzminimums<br />

erhält. In diese Richtung wurde ja politisch bereits diskutiert.<br />

Eine Kindergrundsicherung oder zumindest eine deutlich<br />

bessere Absicherung von Kindern in der bestehenden Grundsicherung<br />

ist ebenfalls von zentraler Bedeutung. Das Armutsrisiko<br />

steigt insbesondere mit höherer Kinderzahl (drei und mehr), dies<br />

muss durch die Allgemeinheit abgefedert werden.<br />

Verknüpft damit ist die Bildungspolitik. Solange der Bildungserfolg<br />

von Kindern und Jugendlichen in nicht unwesentlichem<br />

Umfang von der sozioökonomischen Situation des Elternhauses<br />

abhängt, existiert ein hohes Risiko der „Vererbung“ von Armut.<br />

Es gibt europäische Länder, in denen dieser Zusammenhang<br />

deutlich geringer ist. In diese Richtung müssen wir uns bewegen.<br />

Und nicht zuletzt hängt Armutspolitik natürlich auch mit der<br />

Verfügbarkeit von günstigem Wohnraum und einer funktionierenden<br />

sozialen Infrastruktur zusammen. Es sind ja Menschen mit<br />

weniger monetären Ressourcen, die z. B. auf moderate Mieten,<br />

öffentliche Bibliotheken und Schwimmbäder oder einen funktionierenden,<br />

öffentlichen Personennahverkehr und ein öffentlich<br />

finanziertes Gesundheitswesen angewiesen sind. Wenn man<br />

über ausreichend Geld verfügt, kann man all diese Güter auch<br />

auf privaten Märkten kaufen – vom Wohnraum über Betreuungs-<br />

und Pflegeleistungen bis hin zur individuellen Lernförderung.


16<br />

EINBLICK<br />

Was hat Soziale Arbeit mit Armut zu tun, bzw. was<br />

kann sie gegen Armut tun?<br />

Günther: Armut ist ein Problem, das Menschen in allen Lebensbereichen<br />

betrifft, und Armut ist das Problem, das eng mit der<br />

Entstehung der Sozialen Arbeit von Anfang an verbunden war.<br />

Soziale Arbeit hat bis heute in allen Bereichen mit den Folgen<br />

von Armut zu tun. Armut selbst beschreibt einen Mangel an<br />

etwas bzw. ein Weniger-als-notwendig-Haben für ein gutes<br />

Leben. Dies ist in einer Gesellschaft wie der unseren, die auf Statussymbolen<br />

und Markenbotschaften aufbaut, gerade für Kinder<br />

und Jugendliche sehr viel mehr als ein Luxusproblem. Sie erleben<br />

Armut als Deprivation, direkt übersetzt als Beraubung an Dingen,<br />

die Sie benötigen, um sich zu informieren, Hobbys nachzugehen,<br />

sich zu entspannen.<br />

Soziale Arbeit hat leider in den seltensten Fällen Budgets,<br />

um direkt materiell helfen zu können, wo es notwendig ist.<br />

Das wäre allerdings absolut sinnvoll, wie wir aus der globalen<br />

Armutsforschung wissen. Menschen brauchen eine sinnvolle<br />

Motivation, um sich anderen Menschen anzuvertrauen oder<br />

um Unterstützung zu bitten, und überall dort, wo dies mit einer<br />

kleinen unbürokratischen Geldmenge verbunden ist, ist es deutlich<br />

einfacher, überhaupt mit Menschen in Kontakt zu kommen.<br />

Armut verinnerlicht und verkörpert sich nach einer bestimmten<br />

Zeit in Form von gesundheitlichen Beeinträchtigungen und<br />

Resignation beispielsweise – Armut beraubt Menschen eben auch<br />

ihres Mutes und ihrer Kraft. Das macht es den Menschen selbst<br />

schwierig, die eigenen Kompetenzen und Stärken überhaupt<br />

noch wahrzunehmen. Professionelle Soziale Arbeit ist in der Lage,<br />

durch die widersprüchlichen Signale und die Erschöpfung hindurch<br />

zu fragen und Potentiale freizulegen und zu unterstützen, die<br />

die Menschen mitbringen. Dies erfordert ein Wissen über die<br />

Folgen von Armutslebenslagen, der Lebenswelt, aber auch über<br />

richtiges Fragen, denn Fragen können, wenn sie falsch gestellt<br />

sind, alle diese Prozesse zunichtemachen und das Gegenteil<br />

bewirken. Es benötigt Wissen um rechtliche Rahmenbedingungen<br />

und Möglichkeiten und setzt voraus, dass Sozialarbeiter_innen<br />

nicht den Klischees über arme Menschen aufsitzen, sondern mit<br />

einem großen fachlichen Engagement mit den Klient_innen nach<br />

Handlungsmöglichkeiten und Ressourcen suchen. Um diesen<br />

komplexen Prozess leisten zu können, benötigt es unterschiedliche<br />

Fachdisziplinen und Wissensbestände, mit denen wir an der KHSB<br />

Armut in der Lehre begegnen.<br />

Was passiert an der KHSB zum Thema Armut?<br />

zwei Semestern kooperieren wir dieses Jahr mit der Obdachlosen-<br />

Uni http://www.obdachlosen-uni-berlin.de, einem Projekt von<br />

http://www.outreach-berlin.de, und werden eigene Angebote mit<br />

obdachlosen Menschen anbieten im Sommer 2019. Seit letztem<br />

Semester forschen Studierende im Rahmen des Forschungsmoduls<br />

im 6. und 7. Semester in Kooperation mit Frau Nowak von der<br />

Sozialen Beratung der Caritas Lichtenberg und verschiedenen<br />

Stadtteilzentren gemeinsam mit Alleinerziehenden. Ziel ist es<br />

herauszufinden, was diese an Strategien haben, um mit ihrer<br />

Lebenslage umzugehen, und was ihnen im Stadtteil zur wirksamen<br />

Unterstützung noch fehlt.<br />

Wurtzbacher: Im Bereich der sozialpolitischen Veranstaltungen<br />

wird Armut mehrmals thematisiert. Zunächst in der Auseinandersetzung<br />

mit Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt im Kontext<br />

von niedriger Entlohnung und Langzeitarbeitslosigkeit, später im<br />

Hinblick auf Grundsicherungspolitik und Hilfesysteme in sozialen<br />

Notlagen – beispielsweise bei Obdachlosigkeit oder Wohnungsnot.<br />

Schubert: Jens Wurtzbacher und ich haben gerade ein Forschungsprojekt<br />

zur bezirklichen Wohnungsnotfallhilfe in Kooperation<br />

mit dem Bezirksamt Berlin Lichtenberg abgeschlossen,<br />

das mündet jetzt in einen Prozess zur Weiterentwicklung der<br />

bezirklichen Wohnungslosenhilfe. Mit einem weiteren Forschungsprojekt<br />

werden wir uns im kommenden Jahr in Kooperation mit<br />

der Landeskommission Berlin gegen Gewalt dem Sicherheitsempfinden<br />

in Armutsquartieren zuwenden. Es geht uns darum, wie<br />

zivilgesellschaftliche Institutionen und staatliche Organisationen<br />

zusammenwirken können, um sozialräumliche Sicherheit herzustellen.<br />

Die Frage der Armut wird dabei eine zentrale Rolle spielen.<br />

Die Fragen stellte Ian Kaplow.<br />

Prof. Dr. Meike Günther<br />

Professur für Theorien, Konzepte und<br />

Methoden der Sozialen Arbeit<br />

Prof. Dr. Hans-Joachim Schubert<br />

Professur für Soziologie<br />

Günther: Armut steht im Zentrum meiner Praxisbegleitung und<br />

-vorbereitungsseminare, aber auch in der Theorieeinführung üben<br />

wir, anhand der Armutsthematik Lebenslage und Lebenswelt zu<br />

unterscheiden. In den Seminaren, die sich stärker mit Beratung<br />

befassen, geht es beispielsweise darum zu lernen, was sinnvolle<br />

Fragen sind in Bezug auf Armutslebenslagen. Anhand dieser<br />

Fragen besprechen wir dann auch die Grenzen und Möglichkeiten<br />

Sozialer Arbeit und Armut. In der Start-Werkstatt in den ersten<br />

Prof. Dr. Jens Wurtzbacher<br />

Professur für Sozialpolitik


17<br />

TANZ- UND BEWEGUNGSPÄDAGOGIK<br />

Interview mit Marlies Dietz-Bester<br />

Liebe Marlies, wir bieten nun zum dritten Mal eine umfangreiche Weiterbildung<br />

„Tanz- und Bewegungspädagogik“ an, die mit einem Zertifikat<br />

abschließt. Warum hast Du vor nun fast vier Jahren diese Weiterbildung<br />

konzipiert?<br />

In meiner langjährigen Tätigkeit als Tanz- und Theaterpädagogin<br />

und auch Tanztherapeutin habe ich sehr oft erlebt, wie positiv sich<br />

Tanz und Bewegung auf die Teilnehmenden auswirken können.<br />

Auch die neueren Forschungen der Neurowissenschaften belegen<br />

die positiven Effekte von Tanz auf die körperliche, emotionale,<br />

soziale und kognitive Ebene bei allen Altersstufen. Es macht mir<br />

große Freude, meine Erfahrungen weiterzugeben, und ich finde es<br />

wichtig, dass Tanz und Bewegung sowohl im kulturellen als auch<br />

im pädagogischen Bereich immer mehr verankert werden. Gerade<br />

in herausfordernden Arbeitsfeldern kann diese kreative Methode<br />

die eigene Handlungskompetenz erweitern.<br />

Wie würdest Du die wichtigsten Ziele der Weiterbildung beschreiben?<br />

Was wird gelehrt, wie wird gelernt und gearbeitet?<br />

Das Hauptziel ist es, Methoden und didaktische Zusammenhänge<br />

zu vermitteln, um selbst Tanz- und Bewegungspädagogik mit<br />

unterschiedlichen Ziel- und Altersgruppen anzubieten. Dies<br />

geschieht meist durch eigenes praktisches Tun und die anschließende<br />

Reflexion. Theoretisches Grundwissen wie z. B. Bewegungsentwicklung<br />

und Tanzgeschichte werden natürlich auch vermittelt,<br />

verbunden mit der Praxis. Es geht nicht um festgelegte Schrittfolgen<br />

oder Tanzstile, sondern um das Entwickeln und Erweitern des<br />

eigenen Bewegungsrepertoires, um das Finden des jeweils individuellen<br />

Ausdrucks. Die Tanzimprovisaton spielt hierbei eine große<br />

Rolle. Ausgehend von dem in der Improvisation gefundenen<br />

Material werden dann öfters Choreographien, Bewegungs- und<br />

Tanztheatergestaltungen entwickelt. Dieses Vorgehen entspricht<br />

dem Ansatz der neueren Tanz- und Bewegungspädagogik. Wir<br />

arbeiten auch mit Objekten wie z. B. Tanzsäcken und Stöcken...<br />

Tanz und Bewegung wird auch mit anderen Kunstrichtungen<br />

verbunden.<br />

Eine „Bestandsaufnahme“ und „Verdichtung“der entwickelten<br />

und gefundenen Ideen erfolgt dann in einer die Weiterbildung<br />

abschließenden Aufführung.<br />

Wenn Du auf die ersten beiden Durchläufe blickst, was hat Dich<br />

überrascht, beeindruckt, was war vielleicht auch schwierig?<br />

Was war überraschend, beeindruckend, vielleicht auch schwierig?<br />

Überraschend und beeindruckend war immer wieder, wie viel<br />

kreatives Potential die einzelnen Teilnehmer*innen mitbringen<br />

(obwohl es ihnen vorher vielleicht selbst nicht bewusst war).<br />

Beeindruckend war auch, wie schnell sich die unterschiedlichen<br />

Teilnehmer*innen zu einer Gruppe zusammenfinden, die sich tänzerisch<br />

aufeinander beziehen kann und tänzerisch kommunizieren<br />

und in Dialoge treten kann. Schön war es auch zu sehen, mit wie<br />

viel Engagement, Motivation und Präsenz die Teilnehmenden die<br />

Abschlussaufführung gestalten und präsentieren. Zu Beginn der


18<br />

EINBLICK<br />

Proben erscheint es öfters etwas schwierig, die vielfältigen Ideen<br />

und Ansätze der Einzelnen zu einer Gesamtaufführung zusammen<br />

zu bringen. Bisher ist dies jedoch immer gut gelungen.<br />

Marlies, in welchen Feldern kann man tanzpädagogisch arbeiten?<br />

Es gibt vielfältige Möglichkeiten, gerade in heilpädagogischen und<br />

sozialpädagogischen Arbeitsfeldern Tanz und Bewegung einzusetzen.<br />

In Kitas, in Schulen, in außerschulischen Jugendeinrichtungen,<br />

in pädagogischen oder heilpädagogischen Institutionen, in<br />

Rehakliniken, in vielen soziokulturellen und künstlerischen Einrichtungen<br />

und Institutionen. Und noch einmal betonen möchte ich,<br />

dass Tanz bei allen Altersstufen eingesetzt werden kann.<br />

Was muss man mitbringen, was muss man „können“, um teilnehmen zu<br />

können?<br />

Neben den formalen Voraussetzungen wie Studium und oder<br />

Berufserfahrung, sollte man Freude an Tanz und Bewegung<br />

haben und die Bereitschaft mitbringen, sich mit anderen auf neue<br />

Bewegungserfahrungen, auf neue Tanz- und Bewegungsformen<br />

einzulassen.<br />

Weiterbildung in Tanzund<br />

Bewegungspädagogik<br />

Das Referat Weiterbildung bietet zum dritten Mal<br />

die Weiterbildung in Tanz- und Bewegungspädagogik<br />

an. Sie besteht aus 14 Bausteinen, Beginn<br />

ist jeweils freitags 16.30 Uhr, Ende am Freitag um<br />

20.30 Uhr, samstags von 10.00 - 17.30 Uhr.<br />

Zielgruppen:<br />

– Pädagogische und heilpädagogische Fachkräfte in<br />

der Kulturarbeit, in Schulen, Kitas und in der<br />

Erwachsenenarbeit<br />

– Personen, die in heilenden, helfenden und<br />

künstlerischen Berufsfeldern tätig sind.<br />

Es können auch Fachkräfte ohne Vorerfahrungen in<br />

Tanz und Bewegung teilnehmen. Wichtig sind die<br />

Freude am Tanzen und die Bereitschaft zum Experimentieren<br />

mit neuen Tanz- und Bewegungsformen.<br />

Wie war die Zusammensetzung des bisherigen Teilnehmer_innen?<br />

Die maximale Gruppengröße liegt bei 15 Personen.<br />

Die bisherigen Teilnehmer_innen kamen aus sehr unterschiedlichen<br />

Arbeitsfeldern: Es waren Menschen aus sozialpädagogischen<br />

Arbeitsfeldern, die mit Jugendlichen oder Erwachsenen arbeiten,<br />

Erzieher_innen, Zirkuspädagog_innen, Heilpädagog_innen, die<br />

teilweise mit Menschen mit Beeinträchtigungen arbeiten, Theaterpädagog_innen,<br />

Therapeut_innen, Tänzer_innen, Menschen, die<br />

in anderen künstlerischen Arbeitsfeldern wie z. B der Malerei tätig<br />

sind und den Tanz integrieren wollen.<br />

Liebe Marlies, herzlichen Dank für dieses Gespräch.<br />

Zugelassen wird nach der erfolgreichem Teilnahme<br />

an einem Zulassungsseminar.<br />

Termine für die Zulassungsseminare<br />

(zur Auswahl):<br />

Samstag, 10. November <strong>2018</strong>, 10.30 - 14.30 Uhr<br />

Anmeldung bis zum 19. Oktober <strong>2018</strong><br />

oder<br />

Samstag, 1. Dezember <strong>2018</strong>, 10.30 - 14.30 Uhr<br />

Anmeldung bis zum 9. November <strong>2018</strong><br />

Marlies Dietz-Bester<br />

Tanz- und Bewegungspädagogin,<br />

Tanztherapeutin (reg. DITAT,) Theaterpädagogin<br />

(BUT), Staatsexamen<br />

in Pädagogik, Germanistik, Sport.<br />

Langjährige Arbeit mit unterschiedlichen<br />

Zielgruppen in den Bereichen<br />

Tanz, Theater, Tanztherapie und<br />

Performance. Erarbeitung zahlreicher<br />

Aufführungen. Tätigkeit als Lehrbeauftragte<br />

für ästhetische Bildung<br />

an der KHSH.<br />

Die Weiterbildung beginnt mit dem ersten Modul<br />

am 25./26. Januar 2019 und endet am 14. März<br />

2010.<br />

Kosten:<br />

Euro 1.950,- (zahlbar in 4 Raten)<br />

Weitere Informationen:<br />

https://www.khsb-berlin.de/weiterbildung/<br />

zertifikatskurse/tanz-und-bewegungspaedagogik/<br />

oder<br />

Mechthild Schuchert<br />

Tel. +49 (0)30 50101039<br />

mechthild.schuchert@khsb-berlin.de


GOTT UND DIE WELT<br />

19<br />

ausbeuterischen Absicht, sich zu bereichern. Herr Prof. Dr.<br />

Andreas Leinhäupl führte im Zentrum Bibel und Spiritualität<br />

des Katholischen Bibelwerkes eine Bibelwerkstatt zum Thema<br />

„Friede bei Tisch – Biblische Mahlgeschichten“ durch. Im<br />

Mittelpunkt stand der Gedanke, dass das gemeinsame Mahl in<br />

allen Kulturen und Religionen – und somit auch in den Texten<br />

des Alten und Neuen Testaments – eine identitätsstiftende und<br />

gemeinschaftsfördernde Funktion hat. Anhand ausgewählter<br />

Textbeispiele wurde diskutiert, in welcher Weise die biblischen<br />

Entwürfe des gemeinsamen Mahles soziale Wirklichkeit und<br />

religiöse Erfahrungen miteinander verbinden. Kurz gefasst:<br />

„Sage mir, mit wem du isst, und ich sage dir, wer du bist.“<br />

SUCHE FRIEDEN<br />

Die KHSB beim Katholikentag<br />

in Münster<br />

Christine Funk und Andreas Leinhäupl<br />

„Suche Frieden“ – so lautete das Motto des 101. Deutschen<br />

Katholikentags, der vom 9. bis 13. Mai <strong>2018</strong> in Münster<br />

stattfand. Zahlreiche Mitglieder unserer Hochschule wirkten<br />

im Programm des Katholikentags mit.<br />

Frauen in Ämtern in Synagoge, Kirche und Moschee<br />

Die Podiumsveranstaltung, die Einblick in die je spezifischen<br />

Debatten über den Zugang von Frauen zu Ämtern in den Religionsgemeinschaften<br />

gab, wurde von Frau Prof. Dr. Christine<br />

Funk moderiert. Frau Dr. Claudia Lücking-Michel, Vorstandsfrau<br />

im Katholischen Deutschen Frauenbund, vertrat im Hinblick<br />

auf den Ausschluss von Frauen von Weiheämtern in der katholischen<br />

Kirche: „Es ist begründungspflichtig, warum Frauen<br />

ausgeschlossen bleiben.“Die kirchlichen Traditionen kennen<br />

viele Beispiele von Frauen in Ämtern. Esther Hirsch, jüdische<br />

Kantorin aus Berlin, überzeugte, dass ohne die „Stimme der<br />

Frauen“ Gottes Wort nur halb vernehmbar sei. Imamin Rabeya<br />

Müller aus Köln dokumentierte eindrucksvoll, welche Bedeutung<br />

Frauen in religiösen Leitungspositionen für lebendige<br />

Gemeinden haben.<br />

Kirchenmeile<br />

Auf der „Kirchenmeile“, dem großen Begegnungsanbebot<br />

des Katholikentags vor dem Münsteraner Schloss, hatten<br />

die fünf katholischen Fachhochschulen Benediktbeuern,<br />

Berlin, Eichstätt, Mainz und Paderborn einen gemeinsamen<br />

Stand eingerichtet, an dem sie über ihre Studiengänge und<br />

Forschungsaktivitäten, über Ausbildungsmöglichkeiten,<br />

Lehre und Forschung informierten. Für die KHSB waren Prof.<br />

Dr. Axel Bohmeyer, Prof. Dr. Christa Georg-Zöller und Prof.<br />

Dr. Andreas Leinhäupl sowie die Studierenden Sabine Beer,<br />

Michael Feuersenger und Julia Thun von Donnerstag bis Samstagabend<br />

im Einsatz, haben informiert, Gespräche geführt,<br />

das Angebot der KHSB vorgestellt, Materialien verteilt ... und<br />

natürlich auch selbst viele positive Eindrücke des Münsteraner<br />

Katholikentags mitgenommen.<br />

Bibelarbeiten<br />

Frau Prof. Dr. Christine Funk gestaltete zusammen mit Rabbinerin<br />

Natalia Verszhbovska aus Köln und der muslimischen<br />

Theologin Hamideh Mohagheghi aus Hannover eine Bibelarbeit<br />

(12. Mai <strong>2018</strong>) zur Aktualität der Friedensbotschaft des<br />

biblischen Jesaja-Buches (52,1-12). Die gefangene „Tochter<br />

Zion“ sei ein Beispiel für die Kritik am Krieg, an der Versklavung<br />

von Menschen, an der Erniedrigung von Frauen als Folge der<br />

Straßenexerzitien<br />

Am Freitag und Samstag gingen zahlreiche Menschen im<br />

Rahmen der „Straßenexerzitien“ auf die Straßen Münsters<br />

und betrachteten in Aufgeschlossenheit, welche Spuren der<br />

Anwesenheit Gottes ihre persönliche Aufmerksamkeit ihnen<br />

zeigte. Zum Austausch darüber wurden sie von einem Team<br />

um P. Christian Herwartz SJ begleitet, zu dem auch Prof. Dr.<br />

Christine Funk gehörte.<br />

Christliches Abendland – der Streit um einen Begriff<br />

Unter diesem Motto diskutierte Prof. Dr. Andreas Lob-Hüdepohl<br />

– selbst Mitglied des den Katholikentag mitausrichtenden<br />

Zentralkomitees der deutschen Katholiken – zusammen mit<br />

Professor Otto Kallscheuer und weiteren Podiumsteilnehmer_<br />

innen den Streit um einen Begriff, der derzeit insbesondere von<br />

Rechtspopulisten als Kampfbegriff gegen eine ‚Islamisierung<br />

Europas‘ ins Feld geführt wird. Dieser Begriff taucht in der<br />

politischen Auseinandersetzung erstmalig nach dem Ersten<br />

Weltkrieg auf. Mit ihm verband sich die Hoffnung, jenseits der<br />

neuen nationalstaatlichen Demokratien – in Deutschland der<br />

eher protestantisch geprägten ‚Weimarer Republik‘ – einen<br />

kulturellen Verbund von westeuropäischen, katholisch geprägten<br />

Staaten zu bilden. An diese Idee knüpften ähnliche Konzepte<br />

– etwa der eines Konrad Adenauer – nach dem Zweiten


20 GOTT UND DIE WELT<br />

Weltkrieg an. Wenn man überhaupt heute noch von einem<br />

christlichen Abendland sprechen will, dann sind damit genau die<br />

Werte gemeint, die von rechtspopulistischen Bewegungen faktisch<br />

bekämpft werden: das christliche Menschenbild mit seiner Vorstellung<br />

von unantastbarer Würde und der fundamentalen Gleichheit<br />

aller Menschen – unabhängig von Geschlecht, Religion, Klasse<br />

oder ethnischer Zugehörigkeit.<br />

Gewaltspiralen durchbrechen – Menschenrechte<br />

als Ressourcen des Rechtsstaates<br />

Auf einem Großen Podium diskutierte Prof. Dr. Andreas Lob-<br />

Hüdepohl als Moderator mit dem Bayerischen Staatsminister<br />

des Inneren, Joachim Herrmann, der ehemaligen Bundesministerin<br />

der Justiz, Prof. Dr. Hertha Däubler-Gmelin, sowie dem<br />

Erlangener Politikwissenschaftler und UN-Sonderberichterstatter<br />

für Religions- und Weltanschauungsfreiheit, Prof. Dr.<br />

Heiner Bielefeldt, in welcher Weise die aktive Unterstützung<br />

menschenrechtlicher Ansprüche die zunehmende Gewaltbereitschaft<br />

von gesellschaftlich benachteiligten Menschen<br />

durchbrechen und ins Positive wenden kann. Die knapp 600<br />

Zuhörer_innen konnten eine hoch spannende Debatte verfolgen,<br />

die bei allem Dissens in der Sache sehr konstruktiv und<br />

für alle erhellend geführt wurde. Dazu beigetragen haben vermutlich<br />

auch die kurzen Einblendungen aus der Praxis: Stefanie<br />

Preissler vom Nachbarschaftstreff Barth sowie Susanne Sander<br />

vom Deutschen Institut für Community Organizing (DICO).<br />

URBANITÄT UND RELIGION<br />

Ein Projekt der Guardini-Stiftung mit dem Studiengang<br />

Religionspädagogik in Schule und Pastoralen Räumen<br />

Prof. Dr. Christa Georg-Zöller<br />

Anfang dieses Jahres startete die Guardini-Stiftung ihr Projekt „Urbanität<br />

und Religion“, in dem die KHSB mit dem Studiengang „Religionspädagogik<br />

in Schule und Pastoralen Räumen“ ein Kooperationspartner ist.<br />

„Das Projekt STADT UND RELIGION zielt darauf ab, einen Querschnitt<br />

der Vielgestaltigkeit des religiösen Lebens in den Städten<br />

aufzuzeigen. Es untersucht, wie religiöse Gemeinschaften sich<br />

in großstädtischen Lebenswelten situieren, worin ihr spezieller<br />

Beitrag zum Zusammenleben in den Städten bestehen kann<br />

und wie religiöse Traditionen und Glaubenspraktiken integrative<br />

Kraft für die Stadt von heute/morgen zu entfalten vermögen.“<br />

(http://www.guardini.de/guardini/front_content.php?idcat=139,<br />

09.09.<strong>2018</strong>) So die Ankündigung der Guardini-Stiftung. Der Titel<br />

eines Projektschwerpunkts „8TORE“, der Name verweist in Anlehnung<br />

auf die acht Tore der Stadt Jerusalem, beschreibt mehrere,<br />

öffentliche Veranstaltungsangebote, Zugänge, die sich im Dialog<br />

mit unterschiedlichen Religionsgemeinschaften der Bedeutung<br />

von Religion für die Stadt annähern. Die Zusammenarbeit wird in<br />

diesem Segment dadurch konkret, dass Studierende der Religionspädagogik<br />

in- und außerhalb von Lehrveranstaltungen in Workshops,<br />

Tagungen und Exkursionen des Projekts eingebunden sind,<br />

denn es gibt vielfältige, enge Bezugs- und Anknüpfungspunkte zu<br />

Konzeption, Themen und Inhalten unseres Studiengangs.<br />

Ein zentraler Aspekt des Projekts ist neben der Frage nach Religion<br />

die nach der Entwicklung der Architektur von Städten. Deshalb<br />

kooperiert ein weiterer Partner mit dem Projekt, der Studiengang<br />

Städtebau und -planung der Brandenburgischen Technischen Universität<br />

Cottbus, insbesondere Herr Prof. Heinz Nagler, der nicht<br />

nur ein ausgewiesener Experte für Städtebau und -planung ist,<br />

sondern auch für Kirchenbau.<br />

Nachdem am 15. Mai die Studierenden der Religionspädagogik<br />

zu Gast in seinem Seminar in Cottbus waren und im Anschluss in<br />

einer Exkursion die Verbindung zwischen der historisch gewachsenen<br />

Stadt und sakraler Architektur und Religionsgemeinschaften<br />

erkundet haben (<strong>Einblicke</strong> berichtete darüber), fand am 6. Juli der<br />

Gegenbesuch der Architekturstudierenden in Berlin statt.<br />

Unter der Leitung von Frau Dr. Fabritius von der Guardini-<br />

Stiftung haben wir uns zu Beginn bei einem kleinen Frühstück<br />

in der Guardini-Galerie zu einem lebhaften Austausch über die<br />

wechselseitige Bedeutung der Professionen von zukünftigen<br />

Stadtplaner_innen und Gemeindereferent_innen getroffen.<br />

Im Zentrum des Dialogs standen Überlegungen, Impulse und<br />

Anforderungen an die vielfältigen Aufgaben der gemeindlichen<br />

bzw. religionspädagogischen Arbeit einerseits und an Architektur<br />

als Gestalt gewordene Idee von Lebens-Räumen für Menschen<br />

andererseits – sozialen Räumen, Plätzen und Sakralbauten. Daran<br />

schloss sich ein Gang in die Stadt an. Schwerpunkte waren<br />

zunächst das Forum Fridricianum und die Neue Wache mit der


21<br />

„Pieta“ von Käthe Kollwitz. Die Frage des<br />

Vormittags begleitete uns weiter – nun<br />

konkreter: Warum wirkt dieser ausgewiesen<br />

säkulare Ort wie ein Sakralbau,<br />

oder – in Erweiterung der Diskussion:<br />

Was macht ein Gebäude – einen Ort –<br />

zum Sakralbau? Es folgte ein Besuch in<br />

der Versöhnungskapelle im ehemaligen<br />

Mauerstreifen. Die Kapelle ist Teil der<br />

Gedenkstätte Berliner Mauer. An ihr kann<br />

die Bedeutung sakraler Architektur für<br />

die Stadt in besonderer Weise sichtbar<br />

werden, denn sie wurde auf den Grundmauern<br />

der ehemaligen Versöhnungskirche<br />

errichtet, die 1985 vom DDR-Regime<br />

gesprengt worden war. Diese Kirche lag<br />

nach dem Bau der Mauer im sogenannten<br />

„Todesstreifen“, also zwischen der westlichen<br />

und östlichen Grenzmauer und war<br />

deshalb nicht mehr zugänglich. In dieser<br />

exponierten Lage – unerreichbar für die<br />

Gemeindemitglieder aus Ost- und Westberlin<br />

–, wurde sie zum Symbol unterdrückter<br />

Religion und religiöser Praxis in<br />

der DDR. Die neu errichtete Kapelle wurde<br />

im Jahr 2000 feierlich eingeweiht. In<br />

Gottesdiensten und Andachten wird hier<br />

regelmäßig der Todesopfer der Berliner<br />

Mauer gedacht. In der Kapelle fand aktuell<br />

die Fotoausstellung „Mobil Churches“<br />

über die Geschichte von Kirchen in den<br />

80er Jahren in Bukarest statt. Ceausescu<br />

beschloss ein Programm der „Systematisierung“<br />

der Stadt, bei dem die Sakralgebäude<br />

aus dem Stadtbild verschwinden<br />

mussten, so dass viele von ihnen abgerissen<br />

wurden. Auch hier sollte also analog<br />

zur Geschichte der Versöhnungskirche<br />

Religion aus der Gesellschaft verschwinden,<br />

indem sie durch die Vernichtung<br />

ihrer Architektur unsichtbar gemacht<br />

wird. Einige Gebäude konnten gerettet<br />

werden, indem sie auf Schienen gehoben,<br />

weggerollt und zwischen Wohnblöcken<br />

verdeckt „abgestellt“ wurden. Hier stehen<br />

sie bis heute, Kirchen zwischen engen<br />

Fluchten von Wohnhäusern, die irritierend<br />

verrückt wirken. Die große „Polnische“<br />

Synagoge wurde in diesem Kontext hinter<br />

Plattenbauten versteckt.<br />

Der Tag war eindrucksvoll. Die Gespräche<br />

und Diskussionen stimmten nachdenklich<br />

und gaben viele neue Impulse. Wir freuen<br />

uns schon auf die nächsten Begegnungen.<br />

FRIEDENSPOLITISCHE RELEVANZ<br />

DES EVANGELIUMS FÜR EUROPA<br />

Im Rahmen ihrer Studienreflexionen<br />

besuchten die Studierenden des<br />

BA-Religionspädagogik die Ausstellung<br />

in der Kapelle der Kaiser-Wilhelm-<br />

Gedächtnis-Kirche über Abbé Franz<br />

Stock (1904-1948), einen „Pionier der<br />

deutsch-französischen Aussöhnung“<br />

nach dem 2. Weltkrieg. Sie zeigte<br />

eindrucksvoll, wie der Priester aus dem<br />

Erzbistum Paderborn aus seinem Verständnis<br />

des Evangeliums und mit seiner<br />

menschlichen Art die ausgrenzenden<br />

deutsch-französischen Stereotype überwinden<br />

und durch seine Ausbildungstätigkeit<br />

im Kriegsgefangenenlager eine<br />

neue Kultur des Miteinanders grundlegen<br />

konnte.<br />

11.45 bis 12.00 Uhr<br />

MITTAGSMEDITATION<br />

Jeden Mittwoch im<br />

Semester<br />

in der Kapelle<br />

auf der 4. Ebene<br />

Neuerscheinung<br />

HANDBUCH<br />

Bibel Pastoral – Zugänge, Methoden,<br />

Praxisimpulse<br />

Jens Ehebrecht-Zumsande ,<br />

Prof. Dr. Andreas Leinhäupl (Hg.)<br />

Dieses Handbuch legt den Fokus auf die<br />

pastorale Dimension der Bibel und betritt<br />

damit Neuland. Es führt die beiden großen<br />

Themenfelder zusammen und stellt<br />

einen bibel-pastoralen Gesamtentwurf<br />

vor. Dabei geht es um die zentrale Frage,<br />

wie eine biblisch ausgerichtete Pastoral<br />

entwickelt, begleitet, gefördert und<br />

vor allem (er)lebbar gemacht werden<br />

kann. In einem ersten Schritt nimmt es<br />

pastorale Handlungsfelder, wie beispielsweise<br />

die Sakramentenpastoral, in den<br />

Blick und prüft, welche Rolle biblische<br />

Geschichten in den einzelnen Lebensphasen<br />

spielen. Dann beschäftigt es sich<br />

mit Orten kirchlichen Lebens wie Kitas,<br />

Schulen, Gruppen. Wie vielfältig die<br />

praktische Arbeit mit biblischen Texten<br />

aussehen kann, zeigen die Autorinnen<br />

und Autoren in einem umfangreichen<br />

Methodenteil.<br />

Herausgeber sind Jens Ehebrecht-<br />

Zumsande und Prof. Dr. Andreas<br />

Leinhäupl (KHSB). Zu den Autor_innen<br />

zählen u. a. Prof. Dr. Andreas Leinhäupl,<br />

Prof. Dr. Axel Bohmeyer, Prof. Dr.<br />

Christine Funk (alle von der KHSB) sowie<br />

Prof. Dr. Ulrike Kostka (Direktorin des<br />

Diözesan-Charitasverbandes Berlin).<br />

Jens Ehebrecht-Zumsande, Prof. Dr. Andreas<br />

Leinhäupl (Hg.): Handbuch – Bibel Pastoral.<br />

Schwabenverlag, ISBN: 978-3796617638,<br />

Euro 26,-


22<br />

RÜCKBLICK<br />

BEHINDERT UND GESUND!<br />

Gesundheit in der Behindertenhilfe<br />

Nikola Schwersensky<br />

Die 19. Fachtagung der Stiftung Rehabilitationszentrum Berlin-Ost (RBO) mit der Überschrift<br />

„BEHINDERT UND GESUND“ fand in Kooperation mit dem Projekt GESUND!<br />

der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin am 21. August <strong>2018</strong> in Schollene,<br />

Sachsen-Anhalt statt. Dort unterhält die Stiftung eine GemeinwesenIntegrierte Wohnanlage<br />

(GIW) für behinderte Menschen.<br />

Rund 80 Teilnehmer_innen folgten der Einladung des Organisationsteams. In den<br />

Beiträgen zur Fachtagung wurden verschiedene Aspekte von Gesundheit und Gesundheitsförderung<br />

thematisiert. Den Anfang machte Prof. Dr. Burtscher mit einem Vortrag<br />

über Barrieren in der Gesundheitsversorgung von Menschen mit Lernschwierigkeiten<br />

und stellte die Aktivitäten des Projekts GESUND! vor. Frau Berlin widmete sich der<br />

Arbeitsbelastung von Mitarbeiter_innen. Anschließend sprach Herr Schuster über<br />

Krisenprävention als wirksamen und notwendigen Gesundheitsschutz. Nach der Mittagspause<br />

betonte Herr Hauthal als Sporttherapeut die Bedeutung von Bewegung im<br />

Alltag. Frau Priv.-Doz. Dr. Sappok berichtete über die Entstehung eines Medizinischen<br />

Behandlungszentrums für Erwachsene mit geistiger Behinderung oder schweren<br />

Mehrfachbehinderungen (MZEB) am Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge in<br />

Berlin-Lichtenberg. Hier soll in Zukunft ein multiprofessionelles und interdisziplinäres<br />

Team zusammenarbeiten, um die ambulante medizinische Versorgung für die oben<br />

genannte Personengruppe zu verbessern. Frau Matthies vom Verband der Ersatzkassen<br />

(vdek) informierte abschließend über Finanzierungsmöglichkeiten in der Prävention und<br />

Gesundheitsförderung.<br />

Ein Highlight der Fachtagung war der Beitrag, der die Sichtweise der Beschäftigten der<br />

LWB auf Gesundheit darstellte. Drei Mitforschende des Projekts GESUND! berichteten<br />

gemeinsam mit Frau Allweiss, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der KHSB, über die<br />

partizipative Forschungsarbeit „Gemeinsam Forschen in Lichtenberg“. Sie schilderten<br />

anschaulich den Prozess des gemeinsamen Erforschens von gesundheitsförderlichen<br />

und hinderlichen Faktoren im Bezirk. In ihrem Vortrag benannten sie das Arbeitsleben<br />

in der Werkstatt, gute Mobilität im öffentlichen Nahverkehr und den Zustand der Freizeit-<br />

und Erholungsflächen in Lichtenberg als Einflussfaktoren auf ihre Gesundheit. Mit<br />

Stolz berichteten die Vortragenden, dass die Ausstellung, die aus dieser gemeinsamen<br />

Forschung entstand, bereits mehrfach präsentiert werden konnte und noch in diesem<br />

Jahr im Rathaus Lichtenberg zu sehen sein wird.<br />

Prof. Dr. Klaus-Peter Becker, Mitglied des Vorstandes der Stiftung Rehabilitationszentrum<br />

Berlin-Ost, bedankte sich bei Prof. Dr. Burtscher und dem Projektteam<br />

GESUND! für die gute Zusammenarbeit bei der Organisation der Fachtagung.


23<br />

Neuerscheinung<br />

FEST DER KIRCHEN<br />

ÖKUMENISCHES STADTKIRCHENFEST<br />

AM ALEXANDERPLATZ<br />

Zum fünften Mal fand am Berliner<br />

Alexanderplatz das Fest der Kirchen am<br />

8. September <strong>2018</strong> statt. Diesmal war<br />

das Motto „Aus Freude am Glauben“<br />

– egal, ob freikirchlich oder orthodox,<br />

beim Fest der christlichen Kirchen waren<br />

sehr unterschiedliche Vertreterinnen und<br />

Vertreter dabei. Die KHSB war natürlich<br />

wie in den vergangenen Jahren erneut<br />

dabei. Mitglieder aus der Hochschulleitung,<br />

aus dem Kollegium der Lehrenden,<br />

verschiedene Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter der Verwaltung sowie<br />

Studierende waren an unserem Stand<br />

vertreten, um über die verschiedenen<br />

Studienangebote der Hochschule zu<br />

informieren und einfach ins Gespräch<br />

zu kommen. Bei der lockeren Atmosphäre<br />

ergab sich die Gelegenheit, mit<br />

Interessierten, mit Kooperationspartnern<br />

und mit Mitgliedern der vielen anderen<br />

kirchlichen Einrichtungen zu diskutieren.<br />

Das Fest war gut organisiert und gut<br />

besucht. Abgeschlossen wurde es mit<br />

einem beeindruckenden ökumenischen<br />

Gottesdienst mit den leitenden Vertreterinnen<br />

und Vertretern aller Kirchen.<br />

Wir kommen nächstes Mal wieder!<br />

ROSAROT<br />

LUDWIGSFELDE SAGT DANKE<br />

Anlässlich meines runden Geburtstags und<br />

infolge der Ausstellung „rosaRot – eine<br />

Kampagne gegen häusliche Gewalt“ vom<br />

Netzwerk der brandenburgischen Frauenhäuser<br />

e. V., die im Dezember 2017 in<br />

der Aula der KHSB gezeigt wurde, haben<br />

die Kollegen und Kolleginnen der KHSB<br />

im März <strong>2018</strong> eine Spendensammlung<br />

zugunsten des Frauenhauses Ludwigsfelde<br />

im Land Brandenburg durchgeführt und<br />

rund 180,- Euro gesammelt. Die Spende<br />

wurde vom Frauenhaus mit großer<br />

Dankbarkeit in rosarote Farbe investiert,<br />

mit der endlich die notwendig gewordene<br />

Renovierung der Räume realisiert werden<br />

konnte. Das Rosarot kann jedoch nicht<br />

darüber hinwegtäuschen, dass es sich<br />

bei den wohnlichen Räumen eben nicht<br />

um ein nettes Hotel handelt, in dem sich<br />

beziehungsgestresste Frauen eine kurze<br />

Auszeit nehmen können, sondern um<br />

einen Ort für zum Teil schwer traumatisierte<br />

Frauen und Kinder. Mehr als traurig,<br />

dass die Finanzierung von Frauenhäusern<br />

in Brandenburg nicht gesichert ist und<br />

das Bestehen derselben oftmals nur<br />

durch Spenden und ehrenamtliche Hilfe<br />

gewährleistet werden kann: Neben einer<br />

angemessenen Bezahlung der Mitarbeiterinnen<br />

fehlt es gänzlich an Stellen für die<br />

psychosoziale, sozialpädagogische Arbeit<br />

mit Kindern und Jugendlichen, Gelder<br />

für Dolmetscherinnen, Gelder für eine<br />

barrierefreie Gestaltung der Frauenhäuser.<br />

Vielen Dank an die KHSB!<br />

Margit Wagner<br />

SOZIALE ARBEIT ALS BERATUNG<br />

Konzepte und Methoden für die<br />

Beratungspraxis<br />

Prof. Dr. Karlheinz Ortmann<br />

Das Lehr- und Fachbuch dient Studierenden<br />

der Sozialen Arbeit sowie in der Praxis<br />

Tätigen als wichtiges Handwerkszeug für<br />

die eigene Beratungspraxis. Ausgehend<br />

von verschiedenen Theoriemodellen und<br />

Beratungskonzepten wird das besondere<br />

Profil sozialarbeiterischer Beratung sichtbar<br />

gemacht. Ausgerichtet an sozialen<br />

Problemlagen, die in der Bearbeitung<br />

vielfältige Beratungs- und Unterstützungsangebote<br />

erfordern, werden<br />

verschiedene Konzepte und Methoden<br />

vorgestellt. Dabei schöpft der Autor aus<br />

seinen Erfahrungen reflektierter sozialarbeiterischer<br />

Tätigkeit und liefert konkrete<br />

Unterstützung und Anregungen für<br />

die eigene Beratungspraxis. So lernen<br />

Sozialarbeiter und Sozialarbeiterinnen,<br />

die fachlichen „Markenzeichen” der<br />

Sozialen Arbeit als Beratung zu erkennen<br />

und wertzuschätzen.<br />

Prof. Dr. Karlheinz Ortmann: Soziale Arbeit als<br />

Beratung. Vandenhoeck & Ruprecht Verlage.<br />

<strong>2018</strong>, ISBN 978-3-525-61624-6,<br />

eISBN 978-3-647-61624-7, Euro 25,-<br />

Informationen zu dem Thema:<br />

www.frauenhaeuser-brandenburg.de


24<br />

RÜCKBLICK<br />

100 JAHRE FRAUENWAHLRECHT<br />

FRAUEN MACHEN POLITIK<br />

„MACHT WAS DRAUS!“<br />

GRADUIERTENFEIER MIT NEUIGKEITEN<br />

FACHGESPRÄCH & PODIUMSDISKUSSION<br />

ÜBER DIE ZUKUNFT DER PFLEGE<br />

Seit 100 Jahren haben Frauen in<br />

Deutschland das Wahlrecht – Gleichberechtigung<br />

ist jedoch noch nicht<br />

erreicht.<br />

Am 29. August <strong>2018</strong> startete die Jubiläumskampagne<br />

100 Jahre Frauenwahlrecht<br />

des Bundesministeriums für Familie,<br />

Senioren, Frauen und Jugend und der<br />

Europäischen Akademie für Frauen in Politik<br />

und Wirtschaft Berlin e. V. (EAF Berlin).<br />

Auch Prof. Dr. Stephan Höyng, Leiter unseres<br />

Instituts für Gender und Diversity der<br />

KHSB, beteiligt sich mit einem Statement<br />

und bezieht so Position:<br />

„Unermüdliche und kämpferische<br />

Jahrzehnte voller Schriften, Petitionen,<br />

Aufrufe, öffentlicher Versammlungen,<br />

Demonstrationen und zivilen Ungehorsams:<br />

Gemeinsam mit anderen sozialen<br />

Bewegungen erkämpften Frauen 1918<br />

das Wahlrecht. Gegner beschworen<br />

damals klar unterschiedene Geschlechterrollen.<br />

Genauso werden auch heute<br />

Ängste vor wirtschaftlichen und sozialen<br />

Umwälzungen kanalisiert. Dabei eröffnet<br />

eine alle Lebenslagen umfassende,<br />

solidarische Gleichstellung Frauen und<br />

Männern neue Wege: So werden z. B.<br />

soziale Tätigkeiten aufgewertet und<br />

letztlich auch Männer von einschränkenden<br />

Männlichkeitsanforderungen wie<br />

Einkommenserwerb, Prestige und Erfolg<br />

entlastet.”<br />

Am Donnerstag, dem 8. Mai <strong>2018</strong>,<br />

wurde in der Kirche „Zur Frohen<br />

Botschaft“ das Graduiertenfest wieder<br />

gefeiert. Für diejenigen, die die KHSB<br />

gut kennen, ist diese Nachricht vermutlich<br />

nicht neu. Jedes Jahr um diese Zeit<br />

herum werden die Zeugnisse förmlich<br />

und feierlich ausgehändigt – immer<br />

persönlich mit einem Glückwunsch und<br />

einem Handschlag vom Präsidenten der<br />

KHSB – und mit einer Rose. Die Feier<br />

findet fast immer in der evangelischen<br />

Kirche mit der schönen Amalien-Orgel<br />

in Laufweite der Hochschule statt, denn<br />

die Anzahl der Gäste ist so groß, dass<br />

in unserer Aula die Sitzgelegenheiten<br />

nicht ausreichen. Und immer wird das<br />

Graduiertenfest mit einem feierlichen<br />

Gottesdienst eingeläutet. Dieses Mal war<br />

die Feier in der Hinsicht nicht signifikant<br />

anders: Viel Singen, glückliche Gesichter,<br />

stolze Absolventinnen und Absolventen.<br />

Bei dieser Feier hatte die KHSB das<br />

besondere Glück, dass Domprobst<br />

Prälat Tobias Przytarski den Gottesdienst<br />

leitete. Er hat Matthäus 25, 14-30 auf<br />

besonders ermutigende Art und Weise<br />

interpretiert – aus dem Gleichnis von<br />

den anvertrauten „Talenten“ aus Silber<br />

zieht Przytarski die Moral: „Macht was<br />

draus!“ Dies fand starke Resonanz bei<br />

den Anwesenden. Doch in einer Hinsicht<br />

war diese Graduiertenfeier neu: Das war<br />

auch die erste, bei der Absolvent_innen des<br />

noch relativ neuen Bachelor-Studiengangs<br />

Soziale Gerontologie ihre Zeugnisse erhalten<br />

konnten. Herzlichen Glückwunsch!<br />

Am 18. April <strong>2018</strong> fand in der Katholischen<br />

Akademie zu Berlin das vom<br />

Berliner Institut für christliche Ethik und<br />

Politik, vom Deutschen PalliativVerband<br />

und der Katholischen Akademie Berlin in<br />

Kooporation organisierte Fachgespräch<br />

„Menschlich mit Technik? Pflege im<br />

Zeitalter der Digitalisierung“ statt. Dabei<br />

standen die Auswirkungen und Gestaltungsmöglichkeiten<br />

in der Pflege im<br />

Zeitalter der Digitalisierung im Vordergrund.<br />

Die Diskussionen, die durch die<br />

Vorträge von Experten aus den Bereichen<br />

der Ethik und Sozialforschung sowie die<br />

Beiträge der gut 50 Teilnehmer_innen<br />

angeregt wurden, zeigten, dass technische<br />

Entwicklungen und Digitalisierung<br />

in der Pflege kein Schicksal sind, sondern<br />

im Dienst einer guten Pflege gestaltet<br />

werden können. Zugleich verhalf eine<br />

Verständigung über die realen Möglichkeiten<br />

technischer Entwicklungen<br />

zu einer präzisen Betrachtung einzelner<br />

Probleme und Gestaltungsmöglichkeiten.<br />

Im Anschluss an das Fachgespräch fand<br />

eine öffentliche Podiumsdiskussion zum<br />

Thema „Zwang in der Pflege. Von Heilsund<br />

Unheilserwartungen“ statt. Vertreter_innen<br />

aus Wissenschaft, Praxis, Politik<br />

und Zivilgesellschaft diskutierten, wie<br />

Bedingungen von Pflege in Deutschland<br />

zu Zwangsmaßnahmen führen, wobei<br />

etwa die Einschränkung der Bewegungsfreiheit,<br />

mangelnde Unterstützung bei<br />

der Verrichtung der Notdurft oder die<br />

vorschnelle medikamentöse Behandlung<br />

von Pflegebedürftigen genannt wurden.


25<br />

Neuerscheinung<br />

PH SALZBURG TRIFFT KHSB<br />

ZU GAST AN DER KHSB<br />

Die Pädagogische Hochschule Salzburg<br />

Stefan Zweig war am 19. Juni <strong>2018</strong> im<br />

Rahmen einer Exkursion an der KHSB<br />

zu Gast.<br />

Eingeladen von Prof. Dr. Reinhard<br />

Burtscher konnte eine Gruppe von neun<br />

Studierenden und zwei Lehrenden die<br />

Katholische Hochschule räumlich kennenlernen<br />

und Lehrende sowie Studierende<br />

treffen. Ein angeregter Austausch<br />

über inhaltliche Fragestellungen ergab<br />

sich über zwei Impulsvorträge: Zuerst<br />

gab es einen Einblick in ein aktuelles<br />

Teilprojekt aus dem Projekt GESUND! der<br />

KHSB, danach eine Darstellung des inklusiven<br />

Hochschulprogramms BLuE der PH<br />

Salzburg. Prof. Mag. Sabine Harter-Reiter<br />

gab einen Überblick über theoretische<br />

und organisatorische Rahmungen von<br />

BLuE (BLuE steht für Bildung, Lebenskompetenzen<br />

und Empowerment),<br />

Laura Lettowsky, eine Studierende in<br />

BLuE, berichtete über ihr Lernen und<br />

Arbeiten in diesem Hochschulprogramm.<br />

Verbindendes Element beider Zugänge<br />

ist die Ermöglichung von Teilhabe am<br />

hochschulischen Lern- und Sozialraum<br />

für Menschen mit Beeinträchtigung, ein<br />

Aspekt, der in der angeregten Diskussion<br />

vertieft wurde. Prof. Dr. Christine Schober,<br />

Leiterin der Exkursion, und die Salzburger<br />

Studierenden konnten in einem<br />

kollegialen Austausch Erfahrungen<br />

teilen und neue interessante Eindrücke<br />

gewinnen.<br />

FACHTAGUNG SOZIALE GERONTOLOGIE<br />

INNOVATIVE KOMMUNALE ALTENPLANUNG<br />

Der Studiengang Soziale Gerontologie<br />

veranstaltete am 5. Juli <strong>2018</strong> seine<br />

2. Fachtagung mit dem Thema „Innovative<br />

kommunale Altenplanung“. 83 Teilnehmer_innen<br />

aus Verwaltung, Projekten<br />

und Seniorenvertretungen besuchten die<br />

Veranstaltung. Das Tagungsprogramm<br />

bot Ergebnisse des 7. Altenberichts, der<br />

sich mit kommunalen Sorgeaufgaben<br />

für Ältere befasst. Praxiserfahrungen aus<br />

zwei westdeutschen Kommunen, die<br />

Seniorenarbeit als wichtiges kommunales<br />

Handlungsfeld verfolgen, wurden vorgestellt.<br />

Austauschmöglichkeiten zwischen<br />

den Expert_innen und Gästen gab es in<br />

zwei „Fishbowl-Runden“, die Erfahrungungen<br />

und Vernetzungsmöglichkeiten<br />

unter Berliner und Brandenburger Projekten<br />

der Altenhilfe abrundeten.<br />

SOZIALLEISTUNGSANSPRÜCHE FÜR<br />

FLÜCHTLINGE UND UNIONSBÜRGER<br />

Beratungsleitfaden<br />

Prof. Dr. Gabriele Kuhn-Zuber<br />

Die zunehmende Anzahl von Menschen,<br />

die vor Krieg, Not und Tod auf der Flucht<br />

sind oder aus wirtschaftlicher Armut<br />

nach Deutschland kommen, um sich<br />

eine neue Existenz aufzubauen, hat die<br />

Herausforderungen an das Sozialsystem<br />

in den letzten Jahren verstärkt. Das<br />

gilt auch für diejenigen, die sich in der<br />

Sozialen Arbeit um die Beratung, Unterstützung<br />

und Hilfen für diese Menschen<br />

kümmern. Der Beratungsleitfaden greift<br />

zwei in der Praxis besonders relevante<br />

Gruppen heraus – geflüchtete Menschen<br />

und Menschen, die als Unionsbürger aus<br />

EU-Mitgliedstaaten kommen. Er erläutert<br />

die für sie möglichen und notwendigen<br />

Sozialleistungsansprüche. Der Schwerpunkt<br />

liegt auf dem Zugang zu existenzsichernden<br />

Leistungen, medizinischer<br />

Versorgung und zur Integration in den<br />

Arbeitsmarkt. Durch eine grundsätzliche<br />

Darstellung des Verwaltungsverfahrens<br />

und der Rechtsmittel zeigt der Beratungsleitfaden<br />

Wege auf, wie bestehende<br />

Sozialleistungsansprüche erkannt<br />

und durchgesetzt werden können.<br />

Prof. Dr. Gabriele Kuhn-Zuber: Sozialleistungsansprüche<br />

für Flüchtlinge und Unionsbürger.<br />

NOMOS Verlag. <strong>2018</strong>, ISBN 978-3-8487-3206-7,<br />

eISBN 978-3-8452-7570-3, Euro 29,90


26<br />

FERNBLICK<br />

PRAXISSEMESTER<br />

Jamaika<br />

Milena Miluth<br />

Viele, die hören, dass ich mein Praxissemester<br />

auf Jamaika absolviere, stellen<br />

sich vor, wie ich jeden Tag unter Palmen<br />

am Strand liege und Kokosnüsse trinke,<br />

während die Sonne auf mich „brutzelt“<br />

und eine Live-Reggae-Band in der Ferne<br />

zu hören ist. Ganz unrecht haben sie<br />

nicht, aber die Erfahrung umfasst eben<br />

doch mehr, wenn man zudem in diesem<br />

Land arbeitet und nicht nur als Urlauber<br />

herkommt, der Abenteuer erleben<br />

möchte. Da mein Aufenthalt beides<br />

beinhaltet, nenne ich es „Workation” –<br />

Work and Vacation.<br />

Jeden Morgen stehe ich um 6.30 Uhr<br />

auf, starte den Tag mit einer Stunde<br />

Sport und Yoga in einem Fitnessstudio<br />

direkt gegenüber von meinem Wohnort<br />

– ein sehr altes Haus, in dem ich mir<br />

ein kleines Zimmer für 6 Monate angemietet<br />

habe. Danach kaufe ich mir zum<br />

Frühstück eine große Papaya für 200<br />

Jamaikanische Dollar und laufe etwa 25<br />

Minuten durch die belebte Hauptstraße<br />

von Port Antonio in Portland zu meinem<br />

Arbeitsplatz. Am Tor angekommen<br />

mache ich mich durch lautes Rufen oder<br />

Torrütteln bemerkbar. Mit langsamen<br />

Schritten kommt der „Schlüsseldienst-<br />

Bewohner“ auf mich zu, begrüßt mich<br />

freundlich und öffnet das Vorhängeschloss.<br />

Während die Straßen Jamaikas<br />

mit positivem Leben, mit bunten Farben,<br />

Lachen und hitzigen Diskussionen von<br />

früh bis spät gefüllt sind, ist hier auf<br />

dem Gelände alles etwas langsamer,<br />

manchmal sogar träge und die Stimmung<br />

oft benommen.<br />

Die Einrichtung, in der ich arbeite, ist<br />

eine Unterkunft für obdachlose Menschen,<br />

die in vielen Fällen von ihren<br />

Familien oder Communities ausgestoßen<br />

wurden. Fast alle haben die Diagnose<br />

einer psychischen Erkrankung und<br />

nehmen täglich starke Medikamente<br />

ein. Die Vorfälle und Hintergründe der<br />

Menschen sind sehr unterschiedlich<br />

und reichen von begangenen Morden<br />

über Opfer sexueller Gewalt bis hin zu<br />

Deportationen aus dem Ausland zurück<br />

in die eigentlich so fremde Heimat. Während<br />

ich die meisten Jamaikaner_innen<br />

auf der Insel als robust, selbstbewusst,<br />

stolz und ausgeglichen erlebe, sehe<br />

ich, wie die Menschen, mit denen ich<br />

hier arbeite, von ihrer Vergangenheit<br />

gezeichnet und teilweise wortwörtlich<br />

gebrochen sind. Die Einrichtung<br />

sorgt unter anderem für medizinische<br />

Versorgung, gemeinsames Wohnen<br />

und regelmäßige Mahlzeiten. Jeden<br />

Morgen meditieren wir und schließen<br />

gemeinsame Körperübungen an. Auf<br />

dem Gelände gibt es neben einer Hühnerfarm<br />

auch eine kleine Ziegenzucht,<br />

bei denen die Bewohner_innen mitarbeiten.<br />

Momentan erhalten sie zudem als<br />

Weiterbildung eine Bienen-Schulung, um<br />

nach ihrem Aufenthalt in der Einrichtung<br />

idealerweise eine weitere Job-Option zu<br />

haben.<br />

Weitere Angebote sind unter anderem<br />

Gruppen- und Einzeltherapie, wöchentliche<br />

Workshops mit wechselnden Themen<br />

und Jobvermittlungen. Eine meiner<br />

heutigen Aufgaben war etwas speziell:<br />

„Lass dich von zwei Bewohnerinnen<br />

ins Dorf begleiten und sucht einen<br />

passenden Ziegenbock, den wir für<br />

ein paar Tage ausleihen können, damit<br />

unsere Ziegen endlich wieder schwanger<br />

werden!”<br />

Ich kann auf jeden Fall sagen, dass ich<br />

wirklich froh bin, einen Praktikumsplatz<br />

gefunden zu haben, bei dem ich nicht<br />

nur jeden Tag Kaffee kochen muss, sondern<br />

einen, bei dem ich immer wieder<br />

vor neue Herausforderungen gestellt<br />

werde.<br />

Milena Miluth ist Stipendiatin<br />

des Förderprogramms PROMOS


FERNBLICK<br />

27<br />

Neuerscheinung<br />

Prof. Daniel Verba<br />

aus Paris<br />

GESAMTKOMMENTAR<br />

Sozialrechtsberatung<br />

Prof. Dr. Frank Ehmann, RiBSG Carsten<br />

Karmanski, Prof. Dr. Gabriele Kuhn-Zuber (Hg.)<br />

Der Gesamtkommentar Sozialrechtsberatung<br />

sammelt alle wichtigen Anspruchsnormen<br />

für Betroffenenleistungen in<br />

einem Band. Er konzentriert sich gezielt<br />

nur auf die relevanten Normen in der<br />

Sozialberatung, stellt diese dann aber<br />

argumentativ vertieft dar. Der Gesamtkommentar<br />

verbindet so Orientierung<br />

im Dickicht der Regelungen mit Detailgenauigkeit.<br />

Aus der Perspektive der<br />

Leistungsberechtigten werden konkrete<br />

Prüfreihenfolgen für die Beratungssituation<br />

entwickelt und mit den folgenden<br />

vertiefenden Normkommentierungen<br />

sowie präzisen Hinweisen zur Leistungsdurchsetzung<br />

aus den wichtigsten Beratungsbereichen<br />

verknüpft. Die 2. Auflage<br />

reagiert auf eine wahre Reformflut<br />

gerade im Leistungsbereich. Sie deckt<br />

komplett alle Reformen ab.<br />

Prof. Dr. Frank Ehmann, RiBSG Carsten<br />

Karmanski, Prof. Dr. Gabriele Kuhn-Zuber (Hg.):<br />

Gesamtkommentar Sozialrechtsberatung.<br />

Stuttgart: NOMOS Verlag. <strong>2018</strong>, ISBN 978-3-<br />

8487-3373-6, Euro 98,-<br />

Wo lehren Sie?<br />

Ich lehre an der Université Paris 13 – es gibt 14 Pariser Universitäten,<br />

unsere ist die 13. Wir haben etwa 23.000 Studierende auf 5 Campus.<br />

Warum wollten Sie die KHSB besuchen?<br />

Prof. Ulrike Brizay kontaktierte mich mit einer Forschungsfrage, daraus<br />

ist ein guter Austausch geworden, ich bin neugierig geworden<br />

und wollte unbedingt die KHSB sehen.<br />

Was ist der größte Unterschied zwischen Ihrer Uni und der KHSB?<br />

Es gibt vielleicht 2: Zunächst ist die Fachhochschule KHSB spezialisiert<br />

auf die sozialen Professionen, das ist bei uns sehr anders;<br />

bei uns kann man alles studieren, von Physik bis zur Musik. Man<br />

kann auch Soziale Arbeit studieren, das tun etwa 300 Studierende<br />

bei uns. Unser Institut ist daher sehr klein im Vergleich. Der andere<br />

große Unterschied ist, dass in Frankreich es keine staatlichen Hochschulen<br />

geben darf, die konfessionell sind. Katholische Universitäten<br />

sind nur privat.<br />

Was nehmen Sie mit?<br />

Ich war schon vier Mal in Berlin, ich mag es hier sehr, die deutschen<br />

Kolleg_innen sind sehr diszipliniert und gut organisiert. Vor allem<br />

mag ich die Willkommenskultur, ich fühlte mich persönlich an der<br />

KHSB sehr gut willkommen geheißen. Aber auch fachlich: Die<br />

Deutschen gehen sehr verantwortungsvoll mit ihrer Geschichte um,<br />

das nehmen sie sehr ernst, und das zahlt sich aus: Die deutsche Willkommenskultur<br />

gegenüber etwa Flüchtlingen ist vorbildlich. Morgen<br />

besuche ich eine Notunterkunft in Berlin.<br />

Was können wir von Ihnen lernen?<br />

Ehrlich gesagt, ich denke, dass Frankreich mit seiner Geschichte der<br />

Kolonialisierung nicht gut umgeht, wir müssen das besser „verdauen“<br />

und aufarbeiten.<br />

Haben Sie das Buch „Unterwerfung“ von Houllebecq gelesen? Was sagt das<br />

über die französische Hochschullandschaft und den gesellschaftlichen Wandel?<br />

Ist das Buch lächerlich oder akkurat?<br />

Ich mag diese Frage sehr! Viele Menschen sagen, das Buch sei islamophobisch,<br />

das sehe ich ganz anders. Das ist kein Buch über den<br />

Islam, sondern über die Universität, und ich denke, dass Houllebecq<br />

sehr gut informiert wurde. Lesenswert!<br />

Fragen stellte: Dr. Ian Kaplow


28 FERNBLICK<br />

Neuerscheinung<br />

INTERNATIONAL OFFICE<br />

First door on the floor<br />

Marion Bonillo<br />

Das International Office ist im August<br />

dieses Jahres in das ehemalige Büro des<br />

Prüfungsamtes, Raum 1.106, gezogen.<br />

Gemeinsam mit der ebenfalls umgezogenen<br />

Servicestelle im Raum gegenüber<br />

bildet es nun den Empfang an der<br />

Hochschule. Es lädt dazu ein, sich auf<br />

die Reise zu machen und einen fachlich<br />

fundierten Auslandsaufenthalt in Zeiten<br />

der voranschreitenden Globalisierung zu<br />

wagen und sich damit persönlich und<br />

beruflich anders auf dem Arbeitsmarkt<br />

zu platzieren. Gleichzeitig sagt es<br />

Willkommen zu allen Internationalen<br />

Studierenden, Gästen und Mitarbeitenden,<br />

die sich dazu entschieden haben, in<br />

Deutschland ihr Studium temporär oder<br />

ganz zu absolvieren oder an der KHSB zu<br />

hospitieren oder zu arbeiten. Schon aus<br />

rein administrativer Perspektive erscheint<br />

logisch, auch das International Office<br />

als einen Teil des Studierendenservices<br />

in den Gang der Studierendenämter ins<br />

Erdgeschoss neben dem Haupteingang<br />

einzugliedern wie das Studierendensekretariat,<br />

das Prüfungsamt, das Praxisreferat<br />

und die Servicestelle. Nachdem der<br />

Umzug vollzogen ist, erschließt sich eine<br />

neue Dimension, indem das Thema Internationalität<br />

damit gleichsam an die erste<br />

Tür gerückt ist. In Zeiten von rechtem<br />

Populismus und Politikverdrossenheit ist<br />

es ein Plädoyer für die Migrationsgesellschaft,<br />

das demokratische Europa und<br />

Weltoffenheit ein, entzieht sich kleinen,<br />

abschottenden Lösungen und stellt sich<br />

den Herausforderungen der globalen<br />

Veränderungen, die insbesondere durch<br />

weltweite Mobilität gekennzeichnet sind,<br />

indem es angstfrei für die Welt wirbt.<br />

Internationalität ist willkommen, gehört<br />

zur gelebten Kultur der KHSB dazu, ist<br />

sozusagen nichts Neues. Ein Zeichen<br />

allein ist das International Office nicht.<br />

Neben der Bewerbung, Beratung und<br />

Begleitung von Auslandsaufenthalten und<br />

der Begleitung des Ankommens an der<br />

KHSB, der administrativen Abwicklung der<br />

Förderprogramme Erasmus+, PROMOS<br />

und STIBET I, arbeitet das International<br />

Office mit der Kommission für Vielfalt &<br />

Internationales und der Hochschulleitung<br />

an strategischen Themen des aktuellen<br />

fachlichen Diskurses zur Internationalisierung<br />

von Hochschulen auf die Größe<br />

und die Themen der KHSB heruntergebrochen.<br />

Was ist möglich? Was erscheint<br />

sinnvoll? Und auf was muss die Hochschule<br />

reagieren? Die KHSB ist bereits<br />

internationaler als gedacht. Besuchen Sie<br />

das International Office. Ich freue mich<br />

über Ihren Besuch.<br />

Zur Person: Dr. Marion Bonillo koordiniert<br />

das International Office der KHSB.<br />

LEISTUNGS- UND ENTGELTVEREINBARUNGEN<br />

IN DER SOZIALWIRTSCHAFT<br />

Regulierungsinstrumente in der<br />

Eingliederungshilfe und der Kinderund<br />

Jugendhilfe<br />

RA Prof. Dr. Dr. Christian Bernzen,<br />

RA Dr. Christian Grube, Rebekka Sitzler (Hg.)<br />

Die Finanzierungsregeln in der Sozialwirtschaft<br />

sind für Leistungsanbieter,<br />

Finanzierungsträger und Leistungsempfänger<br />

von entscheidender Bedeutung.<br />

Umgang, Qualität und Nachhaltigkeit<br />

der gesetzlich verankerten Sozialleistungen<br />

hängen entscheidend von den<br />

vereinbarten Finanzierungsregeln ab.<br />

Das neue Handbuch Leistungs- und<br />

Entgeltvereinbarungen in der Sozialwirtschaft<br />

vermittelt eine klar strukturierte<br />

und verständliche Handhabe der Finanzierungsregelungen<br />

in der Kinder- und<br />

Jugendhilfe sowie in der Eingliederungshilfe.<br />

Besonders hilfreich ist hierbei die<br />

enge Verzahnung zur Praxis. Punkt für<br />

Punkt sind alle relevanten Regelungen<br />

erklärt und deren Umsetzung erläutert.<br />

Welche Regelung bietet sich für welchen<br />

Zweck an, welche Verhandlungsspielräume<br />

bestehen, wie können die Vereinbarungen<br />

abgesichert werden, wie sieht<br />

das Schiedsstellenverfahren aus?<br />

RA Prof. Dr. Dr. Christian Bernzen, RA Dr.<br />

Christian Grube, Rebekka Sitzler(Hg.):<br />

Leistungs- und Entgeltvereinbarungen in der<br />

Sozialwirtschaft, NOMOS Verlag. <strong>2018</strong>,<br />

ISBN 978-3-8487-4484-8, Euro 40,-


AUSBLICK<br />

29<br />

FACHTAG GEGEN KINDERARMUT<br />

GESUNDE FAMILIEN – GESUNDE KINDER<br />

IM LAND BRANDENBURG<br />

Einladung zum Alumni-Treffen<br />

Wie in jedem Jahr laden wir alle ehemaligen Studierenden<br />

der KHSB herzlich zum Alumni-Treffen ein.<br />

In diesem Jahr möchten wir mit Ihnen zum Thema „Die sozialen Professionen in der<br />

beschädigten Demokratie“ diskutieren und freuen uns auf einen fachlichen Input<br />

von Prof. Dr. Jens Wurtzbacher, Professor für Sozialpolitik an der KHSB.<br />

Im Selbstbild der sozialen Professionen sind die Werte des Liberalismus fest verankert.<br />

Die Achtung der menschlichen Würde, die Anerkennung menschlicher Vielfalt<br />

und der Bezug auf soziale Gerechtigkeit sind die Eckpunkte der beruflichen Ethik.<br />

Daraus ergibt sich eine geborene Konvergenz mit den normativen Grundlagen<br />

unserer liberalen Demokratie. Gleichzeitig stellen wir fest, dass diese in zunehmendem<br />

Umfang durch Misstrauen, durch Ideologien der Ungleichwertigkeit und durch<br />

autoritär strukturierte Gruppierungen unter Druck gerät. Prof. Dr. Jens Wurtzbacher<br />

thematisiert die Situation der sozialen Professionen vor dem Hintergrund einer<br />

vermeintlichen oder tatsächlichen Krise der liberalen Demokratie.<br />

Im Anschluss an die Diskussion laden wir Sie zu einem Imbiss ein und es wird<br />

wieder ausreichend Gelegenheit geben, mit Lehrenden und ehemaligen Kommiliton_innen<br />

ins Gespräch zu kommen.<br />

Termin:<br />

Donnerstag, 15. November <strong>2018</strong> von 17.30 bis 21.00 Uhr<br />

Anmeldung:<br />

Um Anmeldung unter alumni@khsb-berlin.de wird gebeten.<br />

Was macht gesunde Familien heute aus,<br />

was fördert die Gesundheit der Kinder im<br />

Land Brandenburg? Vor dem Hintergrund<br />

des Flächenlandes Brandenburg mit<br />

seinen besonderen Herausforderungen<br />

und den sehr unterschiedlich verteilten<br />

Angeboten sozialer und gesundheitlicher<br />

Versorgung wird auf dem Fachtag das Ziel<br />

verfolgt, Hintergrund- und Handlungswissen<br />

zum Thema „Familiengesundheit“ zu<br />

vermitteln und Entwicklungsperspektiven<br />

aufzuzeigen.<br />

Mit Vorträgen von namhaften Akteurinnen<br />

und Akteuren aus Wissenschaft und<br />

Politik sowie mit fünf verschiedenen,<br />

parallel laufenden Workshops bietet der<br />

Fachtag einen großen Überblick sowie<br />

einen inhaltlichen Tiefgang.<br />

Veranstalter ist das Kompetenzzentrum<br />

für Familiengesundheit an der Katholischen<br />

Hochschule für Sozialwesen Berlin.<br />

Das Kompetenzzentrum für Familiengesundheit<br />

ist eine Kooperation zwischen<br />

der Katholischen Hochschule für Sozialwesen<br />

Berlin, der Alexianer St. Hedwig-<br />

Kliniken GmbH und dem Caritasverband<br />

für das Erzbistum Berlin e. V. Die Tagung<br />

findet am 9. Oktober <strong>2018</strong> statt.<br />

Weitere Informationen unter:<br />

https://www.starke-familien-starke-kinder.de/<br />

anmeldung-fachtag/<br />

Kontakt und Informationen:<br />

Prof. Dr. Petra Mund<br />

Ute Gringmuth-Dallmer<br />

alumni@khsb-berlin.de<br />

www.khsb-berlin.de/forschung/institute/isg/<br />

kompetenzzentrum-fuer-familiengesundheit


30 AUSBLICK<br />

BIT 6 AUFTAKTVERANSTALTUNG<br />

AM 23. OKTOBER <strong>2018</strong><br />

Wissens- und Innovationstransfer unter<br />

6 Berliner Hochschulen<br />

Die Katholische Hochschule für Sozialwesen hat sich mit der Alice Salomon<br />

Hochschule, der Beuth Hochschule für Technik Berlin, der Evangelische Hochschule<br />

Berlin, der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin und der Hochschule für<br />

Wirtschaft und Recht Berlin zum Verbund BIT 6 – Berlin Innovation Transfer – zusammengeschlossen,<br />

um den Wissens- und Innovationstransfer der Hochschulen zu<br />

bündeln und Angewandte Wissenschaft mit Wirtschaft und Gesellschaft zusammenzubringen.<br />

Dies wird über das BIT 6 City Office im Ludwig Erhard Haus, über das BIT 6 Transfermobil<br />

– eine mobile Kontaktstelle – und über das BIT 6 Gründungszentrum realisiert,<br />

die die verschiedenartigen Transfer-Angebote der Hochschulen sichtbar machen<br />

und einen niedrigschwelligen Zugang für Praxispartner_innen zu diesem Angebot<br />

schaffen.<br />

Gemeinsam mit dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller und Partner_innen<br />

aus Wissenschaft, Gesellschaft und Wirtschaft wird auf der BIT 6 Auftaktveranstaltung<br />

im Ludwig Erhard Haus am 23. Oktober <strong>2018</strong> der Start des Verbundprojektes<br />

gefeiert.<br />

Weitere Informationen zum Verbund finden Sie unter:<br />

www.bit6.de<br />

TAG DER OFFENEN TÜR<br />

KHSB ÖFFNET PFORTE FÜR SCHÜLERINNEN<br />

UND SCHÜLER AM 20. NOVEMBER <strong>2018</strong><br />

Letztes Jahr im November hat die KHSB<br />

zum ersten Mal einen Tag der Offenen<br />

Tür veranstaltet. Am Montag, dem<br />

20. November 2017, kamen etwa 100<br />

Schülerinnen und Schüler zur KHSB, um<br />

mehr darüber zu lernen, wie ein Studium<br />

in den Sozialen Berufen aussieht. Die<br />

Schülerinnen und Schüler konnten frei<br />

wählen zwischen verschiedenen Angeboten:<br />

Ein Seminar in Anthropologie<br />

oder Englische Fachsprache besuchen,<br />

oder lieber eins in Sozialpädagogik oder<br />

Rechtwissenschaften? In der Aula an<br />

den verschiedenen Ständen konnten<br />

die Besucherinnen und Besucher Mitglieder<br />

der Hochschule kennenlernen<br />

und mit ihnen ins Gespräch kommen:<br />

Dozentinnen und Dozenten, Mitglieder<br />

verschiedener Ämter sowie zahlreiche<br />

Studierende waren anwesend, mit denen<br />

die Neugierigen durch das Haus gehen<br />

und das „wirkliche Leben“ an der Hochschule<br />

erleben konnten.<br />

Am Dienstag, dem 20. November <strong>2018</strong> findet<br />

der nächste Tag der Offenen Tür statt. Schülerinnen<br />

und Schüler sind herzlich willkommen!<br />

Der Tag beginnt um 9.30 Uhr und endet gegen<br />

14.00 Uhr. Wir freuen uns sehr auf Sie!


IMPRESSUM<br />

Herausgegeben vom Präsidenten<br />

Prof. Dr. Ralf-Bruno Zimmermann<br />

Katholische Hochschule<br />

für Sozialwesen Berlin<br />

Köpenicker Allee 39-57<br />

10318 Berlin<br />

PERSONALIA<br />

Im Sommersemester <strong>2018</strong> haben einige Kolleginnen und Kollegen die Hochschule<br />

verlassen, die zum Teil viele Jahre in der KHSB tätig waren. Ihnen gelten unser<br />

Dank und unsere guten Wünsche für die Zukunft.<br />

Mechthild Bohnert<br />

Mitarbeiterin in der Verwaltung (Studienorganisation)<br />

Dr. Susanne Hartung<br />

wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt „PartKommPlus”<br />

www.khsb-berlin.de<br />

Emanuel John<br />

wissenschaftlicher Mitarbeiter im Berliner Institut für christliche Ethik und<br />

Politik sowie im ESF-Projekt „Integration durch Qualifizierung – IQ“<br />

Prof. Ludger Pesch<br />

Hochschullehrer für das Fachgebiet Elementarpädagogik/Erziehungswissenschaft<br />

Prof. Dr. Michael Wright<br />

Hochschullehrer für das Fachgebiet Methoden empirischer Sozialforschung<br />

Chefredakteur<br />

Dr. Ian Kaplow, Presse<br />

ian.kaplow@khsb-berlin.de<br />

Ausgabe WiSe <strong>2018</strong><br />

Redaktionsschluss: September <strong>2018</strong><br />

Layout & Satz: mediendesign : kai royer<br />

Druck: Motiv Offset NSK<br />

Auflage: 1750 Stck.<br />

Bildnachweis<br />

S.4/5 © ISTOCK/Stadtratte<br />

S.7 © ISTOCK/Srdjanns74<br />

S.8 © ISTOCK/nkbimages<br />

S.11 © ISTOCK/Stadtratte<br />

S.12 © ISTOCK/Lumiphil<br />

S.21 © ISTOCK/RoterPanther<br />

S.22 © Wolfgang Jaros<br />

S.24 © Fotolia/Alexey Klementiev<br />

Alle anderen Bilder KHSB<br />

Neu angestellt bzw. berufen wurden:<br />

Prof. Dr. phil. Julia Hertlein<br />

Hochschullehrerin für Soziologie<br />

Hristina Karastaneva<br />

Mitarbeiterin im ESF-Projekt Förderprogramm „Integration durch<br />

Qualifizierung – IQ“<br />

Jana Kavermann<br />

Mitarbeiterin in der Verwaltung (Campusmanagement)<br />

Karoline Leder<br />

Mitarbeiterin in der Verwaltung (Vertretung im Praxisreferat)<br />

Judith Malkowski<br />

Mitarbeiterin in der Verwaltung (Campusmanagement – Qualitätssicherung<br />

Studium und Lehre)<br />

Nikola Schwersensky<br />

Mitarbeiterin im Projekt „PartKommPlus“<br />

Christina Specovius<br />

Referentin des Präsidiums<br />

Maren Wersig<br />

Mitarbeiterin in der Verwaltung (Vertretung in der Studienorganisation)


khsb-berlin.de/einblicke

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