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Hier können Sie die Ausgabe der EINBLICKE für das Wintersemester 2018 Initiates file downloaderhalten. In dieser Ausgabe ist der Hauptbeitrag von Eva Welskop-Deffaa, die zum Thema Armut schreibt. In ihrem Beitrag beschreibt sie die "Verteufelskreisung" von Armut und Ausgrenzung und skizziert einige mögliche Lösungsansätze. Studierende können jederzeit ein Exemplar in der Bibliothek und im Postfachraum mitnehmen. Wir freuen uns auf Ihre Leserbriefe!

Hier können Sie die Ausgabe der EINBLICKE für das Wintersemester 2018 Initiates file downloaderhalten. In dieser Ausgabe ist der Hauptbeitrag von Eva Welskop-Deffaa, die zum Thema Armut schreibt. In ihrem Beitrag beschreibt sie die "Verteufelskreisung" von Armut und Ausgrenzung und skizziert einige mögliche Lösungsansätze. Studierende können jederzeit ein Exemplar in der Bibliothek und im Postfachraum mitnehmen. Wir freuen uns auf Ihre Leserbriefe!

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EINBLICK<br />

Was hat Soziale Arbeit mit Armut zu tun, bzw. was<br />

kann sie gegen Armut tun?<br />

Günther: Armut ist ein Problem, das Menschen in allen Lebensbereichen<br />

betrifft, und Armut ist das Problem, das eng mit der<br />

Entstehung der Sozialen Arbeit von Anfang an verbunden war.<br />

Soziale Arbeit hat bis heute in allen Bereichen mit den Folgen<br />

von Armut zu tun. Armut selbst beschreibt einen Mangel an<br />

etwas bzw. ein Weniger-als-notwendig-Haben für ein gutes<br />

Leben. Dies ist in einer Gesellschaft wie der unseren, die auf Statussymbolen<br />

und Markenbotschaften aufbaut, gerade für Kinder<br />

und Jugendliche sehr viel mehr als ein Luxusproblem. Sie erleben<br />

Armut als Deprivation, direkt übersetzt als Beraubung an Dingen,<br />

die Sie benötigen, um sich zu informieren, Hobbys nachzugehen,<br />

sich zu entspannen.<br />

Soziale Arbeit hat leider in den seltensten Fällen Budgets,<br />

um direkt materiell helfen zu können, wo es notwendig ist.<br />

Das wäre allerdings absolut sinnvoll, wie wir aus der globalen<br />

Armutsforschung wissen. Menschen brauchen eine sinnvolle<br />

Motivation, um sich anderen Menschen anzuvertrauen oder<br />

um Unterstützung zu bitten, und überall dort, wo dies mit einer<br />

kleinen unbürokratischen Geldmenge verbunden ist, ist es deutlich<br />

einfacher, überhaupt mit Menschen in Kontakt zu kommen.<br />

Armut verinnerlicht und verkörpert sich nach einer bestimmten<br />

Zeit in Form von gesundheitlichen Beeinträchtigungen und<br />

Resignation beispielsweise – Armut beraubt Menschen eben auch<br />

ihres Mutes und ihrer Kraft. Das macht es den Menschen selbst<br />

schwierig, die eigenen Kompetenzen und Stärken überhaupt<br />

noch wahrzunehmen. Professionelle Soziale Arbeit ist in der Lage,<br />

durch die widersprüchlichen Signale und die Erschöpfung hindurch<br />

zu fragen und Potentiale freizulegen und zu unterstützen, die<br />

die Menschen mitbringen. Dies erfordert ein Wissen über die<br />

Folgen von Armutslebenslagen, der Lebenswelt, aber auch über<br />

richtiges Fragen, denn Fragen können, wenn sie falsch gestellt<br />

sind, alle diese Prozesse zunichtemachen und das Gegenteil<br />

bewirken. Es benötigt Wissen um rechtliche Rahmenbedingungen<br />

und Möglichkeiten und setzt voraus, dass Sozialarbeiter_innen<br />

nicht den Klischees über arme Menschen aufsitzen, sondern mit<br />

einem großen fachlichen Engagement mit den Klient_innen nach<br />

Handlungsmöglichkeiten und Ressourcen suchen. Um diesen<br />

komplexen Prozess leisten zu können, benötigt es unterschiedliche<br />

Fachdisziplinen und Wissensbestände, mit denen wir an der KHSB<br />

Armut in der Lehre begegnen.<br />

Was passiert an der KHSB zum Thema Armut?<br />

zwei Semestern kooperieren wir dieses Jahr mit der Obdachlosen-<br />

Uni http://www.obdachlosen-uni-berlin.de, einem Projekt von<br />

http://www.outreach-berlin.de, und werden eigene Angebote mit<br />

obdachlosen Menschen anbieten im Sommer 2019. Seit letztem<br />

Semester forschen Studierende im Rahmen des Forschungsmoduls<br />

im 6. und 7. Semester in Kooperation mit Frau Nowak von der<br />

Sozialen Beratung der Caritas Lichtenberg und verschiedenen<br />

Stadtteilzentren gemeinsam mit Alleinerziehenden. Ziel ist es<br />

herauszufinden, was diese an Strategien haben, um mit ihrer<br />

Lebenslage umzugehen, und was ihnen im Stadtteil zur wirksamen<br />

Unterstützung noch fehlt.<br />

Wurtzbacher: Im Bereich der sozialpolitischen Veranstaltungen<br />

wird Armut mehrmals thematisiert. Zunächst in der Auseinandersetzung<br />

mit Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt im Kontext<br />

von niedriger Entlohnung und Langzeitarbeitslosigkeit, später im<br />

Hinblick auf Grundsicherungspolitik und Hilfesysteme in sozialen<br />

Notlagen – beispielsweise bei Obdachlosigkeit oder Wohnungsnot.<br />

Schubert: Jens Wurtzbacher und ich haben gerade ein Forschungsprojekt<br />

zur bezirklichen Wohnungsnotfallhilfe in Kooperation<br />

mit dem Bezirksamt Berlin Lichtenberg abgeschlossen,<br />

das mündet jetzt in einen Prozess zur Weiterentwicklung der<br />

bezirklichen Wohnungslosenhilfe. Mit einem weiteren Forschungsprojekt<br />

werden wir uns im kommenden Jahr in Kooperation mit<br />

der Landeskommission Berlin gegen Gewalt dem Sicherheitsempfinden<br />

in Armutsquartieren zuwenden. Es geht uns darum, wie<br />

zivilgesellschaftliche Institutionen und staatliche Organisationen<br />

zusammenwirken können, um sozialräumliche Sicherheit herzustellen.<br />

Die Frage der Armut wird dabei eine zentrale Rolle spielen.<br />

Die Fragen stellte Ian Kaplow.<br />

Prof. Dr. Meike Günther<br />

Professur für Theorien, Konzepte und<br />

Methoden der Sozialen Arbeit<br />

Prof. Dr. Hans-Joachim Schubert<br />

Professur für Soziologie<br />

Günther: Armut steht im Zentrum meiner Praxisbegleitung und<br />

-vorbereitungsseminare, aber auch in der Theorieeinführung üben<br />

wir, anhand der Armutsthematik Lebenslage und Lebenswelt zu<br />

unterscheiden. In den Seminaren, die sich stärker mit Beratung<br />

befassen, geht es beispielsweise darum zu lernen, was sinnvolle<br />

Fragen sind in Bezug auf Armutslebenslagen. Anhand dieser<br />

Fragen besprechen wir dann auch die Grenzen und Möglichkeiten<br />

Sozialer Arbeit und Armut. In der Start-Werkstatt in den ersten<br />

Prof. Dr. Jens Wurtzbacher<br />

Professur für Sozialpolitik

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