KuS_2018-5_GzD
- Keine Tags gefunden...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
STEINBERUFE - KLEINSTBERUFE<br />
05 | <strong>2018</strong>
Ausgewiesene Fachleute<br />
mit ausgezeichneten Referenzen<br />
empfehlen sich<br />
für Renovationen<br />
und Restaurierungsarbeiten<br />
Roland E. Schmitt AG<br />
Natursteine –Restaurationen<br />
9011 St. Gallen, 9100 Herisau und<br />
9642 Ebnat-Kappel<br />
Telefon 071 353 90 00<br />
Fax 071 353 90 01<br />
www.schmitt-naturstein.ch<br />
Kirche Trogen; Kirche Gossau; Kirche Abtwil; Kirche Linsebühl, Haus zum<br />
Tannenbaum, Herisau; SBG St. Gallen und Oceanic, St. Gallen; Kirche<br />
Amriswil; Kirche Romanshorn; Kirche Niederuzwil; Kirche Sennwald;<br />
Kirche Mogelsberg; Kirche Nesslau; Kirche Andwil; Apotheke Hausmann,<br />
St. Gallen; Sparad, St. Gallen; Haus Museums strasse 1, St. Gallen; Kirche<br />
Ricken; Kirche Bazenheid; Goldschmied Wipf, Wil; Stadtkirche Wil; Kirche<br />
Flums; Kirche Mels; Kirche Oberegg innen; Kath. Kirche, Bütschwil; Kath.<br />
Kirche St. Otmar, St. Gallen.<br />
Kopie Georgs-, Chälbli- und Neugassbrunnen St. Gallen.<br />
Sandsteinlieferungen in Blöcken, Platten oder gesägt und gefräste<br />
Stücke aus dem Steinbruch Lochmüli in Teufen.<br />
Burla AG<br />
Natursteinarbeiten, Restaurierungen,<br />
Kalkputze<br />
Prehlstrasse 20<br />
3280 Murten<br />
Telefon 026 670 24 35<br />
Schloss Murten, Steinmetz- und Verputzarbeiten; Ringmauern Murten:<br />
Hexenturm, Pulverturm, Kesselturm; Brunnen: Lessoc FR, Part-Dieu bei<br />
Bulle; Estavayer-le-Lac, Brunnen Vucheret und du Port; Font bei Estavayer;<br />
Altstadtbrunnen Murten. St.Johannsen, Kalksteinbrunnen 1632, Scheibentor,<br />
Turm und Westfassade Kirche; Murten, Bubenbergfigur von 1955 von Willy<br />
Burla und Freiburg, Staatswappen Kanzlei, in Zusammenarbeit mit Tobias<br />
Hotz th-conservations; Bubenbergfigur 1856 von Niklaus Kessler, Rathaus<br />
Murten; Giebelfeld Ancienne Poste und Collège Place d’Armes, Yverdon;<br />
Freiburg, Bildhauerarbeiten Place Petit Paradis 1; Bildhauerarbeiten Château<br />
de Neuchâtel.<br />
A. Aeschbach GmbH<br />
Bildhauerei Steinrestaurierung<br />
Rain 42<br />
5000 Aarau<br />
Telefon 062 822 93 53<br />
Restaurierungen<br />
denkmal geschützter Objekte<br />
wie Kirchen, Bürgerhäuser,<br />
Schlösser, sowie Skulpturen<br />
und Brunnen<br />
Figur von Hans Trudel<br />
Restauriert: A. Aeschbach<br />
FACHGERECHTE RESTAURIERUNGEN<br />
UNSERE AUFGABE
Inhalt<br />
Editorial<br />
STEINBERUFE – KLEINSTBERUFE<br />
4 Steinberufe – Kleinstberufe<br />
8 7. Tagung Kleinstberufe – das verflixte<br />
siebte Jahr<br />
10 SwissSkills!<br />
14 «Wir brauchen eine starke Organisation»<br />
18 Erfolg an den EuroSkills<br />
19 Einstieg ins Berufsleben<br />
RESTAURIERUNG<br />
20 Spannende Turmsanierung<br />
HISTORISCHE FRIEDHÖFE<br />
24 «Historische Friedhöfe» – eine komplizierte<br />
Definitionsfrage<br />
AUSSTELLUNG<br />
26 Zeitlose Klassik<br />
VARIA / BRANCHEN-INFO<br />
28 Vermisstmeldung<br />
28 ProNaturstein verstärkt digitale Präsenz<br />
29 Sommerversammlung <strong>2018</strong><br />
AGENDA<br />
30 Ausstellungen / Fachmessen / Verbandstermine<br />
TITELBILD<br />
Der Verband Schweizer Bildhauer und Steinmetzmeister<br />
VSBS war als Mitglied des «Netzwerks<br />
Kleinstberufe» mit einem eigenen Stand der<br />
Steinbildhauer an den SwissSkills <strong>2018</strong> in Bern<br />
vertreten. Beitrag S. 10-13.<br />
Foto: Franziska Mitterecker<br />
LIEBE LESERIN<br />
LIEBER LESER<br />
Das Fachwissen und handwerkliche Können von<br />
Steinbildhauer/innen und Steinmetz/innen zählt<br />
zum immateriellen Kulturerbe der Schweiz. Was dies<br />
für Berufsleute abseits der Werkbank bedeutet, untersuchen<br />
wir in dieser Ausgabe<br />
etwas genauer. Denn<br />
was im Hintergrund – in der<br />
Politik, im Berufsverband –<br />
vor sich geht, hat direkte<br />
Auswirkungen auf den Berufsalltag.<br />
Will ich als Steinbildhauerin beispielsweise<br />
einen Lehrling ausbilden, habe ich gleich mehrere<br />
Probleme: 1) Wo bekomme ich ihn oder sie her?<br />
Viele Jugendliche in der Berufswahlphase wissen ja<br />
nicht einmal mehr, was ein Steinbildhauer überhaupt<br />
ist. 2) Wie finde ich mich in den zehntausend<br />
Reglementen und Formularen zurecht, nach denen<br />
ich mich von Amtes wegen richten muss? Und wenn<br />
ich es geschafft habe, mich zurechtzufinden: Wie<br />
kann ich diese Auflagen als Klein- oder Kleinstbetrieb<br />
erfüllen? 3) Wie kann ich mir die Ausbildung<br />
eines Lehrlings leisten?<br />
Dies sind typische Probleme nicht nur von Steinbildhauern,<br />
sondern vielen Kleinstberufen. Und die Liste<br />
ist damit keineswegs zu Ende. Vor einigen Jahren<br />
haben sich mehrere Kleinstberufe-Verbände, darunter<br />
auch der VSBS, zusammengeschlossen, um zu<br />
versuchen, für gemeinsame Probleme gemeinsam<br />
Lösungen zu finden. Dass dies ein überaus erfolgversprechender<br />
Weg ist, zeigt die Geschichte dieses<br />
«Netzwerks Kleinstberufe», die Sie auf den folgenden<br />
Seiten in groben Zügen nachgezeichnet finden.<br />
Franziska Mitterecker, Redaktorin «Kunst und Stein»<br />
05/18<br />
3
STEINBERUFE – KLEINSTBERUFE<br />
DIE TRADITIONELLEN STEINBERUFE STEINBILDHAUER UND STEINMETZ GELTEN EINER VOM BUND IN AUFTRAG<br />
GEGEBENEN STUDIE ZUFOLGE ALS IN IHREM FORTBESTAND GEFÄHRDETE KLEINSTBERUFE. FÜR IHRE BELANGE<br />
SETZT SICH MIT GROSSEM ERFOLG DAS «NETZWERK KLEINSTBERUFE» EIN. <br />
Franziska Mitterecker<br />
1<br />
Übereinkommen zur Bewahrung<br />
des immateriellen<br />
Kulturerbes, Art. 11 a). Die<br />
aktuelle Fassung kann abgerufen<br />
werden auf www.bak.<br />
admin.ch, Rubrik «Kulturerbe».<br />
2<br />
Ebd. Art. 2, Absatz 3.<br />
3<br />
Die Studie kann ebenfalls<br />
über die Homepage des BAK<br />
abgerufen werden.<br />
Das Fachwissen des Steinbildhauers, der Steinmetzin<br />
und des Steinwerkers zählt zum immateriellen<br />
Kulturerbe der Schweiz. Dies ist, stützt<br />
man sich auf offizielle Angaben des Bundesamts<br />
für Kultur (BAK), weit mehr als schöner Klang:<br />
2008 ratifizierte die Schweiz das UNESCO-Übereinkommen<br />
zur Bewahrung des immateriellen<br />
Kulturerbes und verpflichtete sich damit, «die<br />
erforderlichen Massnahmen zur Bewahrung des<br />
[…] immateriellen Kulturerbes zu ergreifen». 1 Das<br />
Übereinkommen präzisiert: «Unter ‘Bewahrung’<br />
sind Massnahmen zu verstehen, die auf die Sicherung<br />
der Lebensfähigkeit des immateriellen Kulturerbes<br />
gerichtet sind, einschliesslich der Identifizierung,<br />
der Dokumentation, der Erforschung,<br />
der Erhaltung, des Schutzes, der Förderung, der<br />
Aufwertung, der Weitergabe, insbesondere durch<br />
formale und informelle Bildung, sowie der Neubelebung<br />
der verschiedenen Aspekte dieses Erbes.»<br />
2<br />
ERSTE SCHRITTE DES BUNDES…<br />
Ist die Schweiz dieser Verpflichtung nachgekommen?<br />
Wir beschränken uns im Folgenden auf das<br />
traditionelle Handwerk als Teilbereich des immateriellen<br />
Kulturerbes. Erste Schritte wurden tatsächlich<br />
zügig in die Wege geleitet: Der Bund gab<br />
eine Studie in Auftrag, welche die in der Schweiz<br />
ausgeübten traditionellen Handwerke identifizieren<br />
und ihre Lage untersuchen sollte.<br />
Die Ergebnisse des Forschungsmandats «Traditionelles<br />
Handwerk» wurden im Frühling 2011<br />
publiziert. 3 137 traditionelle Handwerksberufe,<br />
darunter auch die drei eingangs genannten Steinberufe,<br />
wurden als gefährdet eingeschätzt und<br />
verschiedenen Gefährdungsgraden zugeteilt. 4<br />
Die gefährdeten Berufe sind ganz überwiegend<br />
Kleinstberufe mit geringen personellen (meist<br />
auch finanziellen) Ressourcen. Dieser Mangel an<br />
Ressourcen führt dazu, dass die staatlich gesetzten<br />
Rahmenbedingungen, beispielsweise in der<br />
4 05/18
Steinberufe – Kleinstberufe<br />
WAS IST EIN KLEINSTBERUF?<br />
Zu den «Kleinstberufen» zählen Berufe, welche die folgenden Kriterien mehrheitlich erfüllen:<br />
→ Ausbildung<br />
Gesamtschweizerisch über alle Lehrjahre hinweg maximal 40 (dreijährige Ausbildungen) bzw. 60<br />
(vierjährige Ausbildungen) Lernende; nur eine Klasse pro Lehrjahr. Mit der geringen Zahl Lernender<br />
verbunden sind weitere Merkmale wie mehrsprachiger Unterricht, interkantonale Berufsfachschulen<br />
und interkantonale überbetriebliche Kurse, ein einziges nationales Kompetenzzentrum. Viele<br />
Kleinstberufe haben darüber hinaus keine direkt weiterführenden Angebote der Höheren Berufsbildung.<br />
→ Verband<br />
Die Verbände von Kleinstberufen sind überwiegend im Milizsystem organisiert. Mehrfachfunktionen<br />
sind die Regel. Die Bewältigung obligatorischer administrativer Aufgaben bindet einen Grossteil der<br />
finanziellen Mittel.<br />
Berufsbildung, für sie häufig eine kaum zu bewältigende<br />
Herausforderung darstellen. Ohne Berufsbildung<br />
kein Nachwuchs. Ohne Nachwuchs: stirbt<br />
der Beruf aus.<br />
137 gefährdete Berufe: eine hohe Zahl. Globalisierung<br />
und technologischer Wandel, die beiden<br />
Hauptverursacher der Gefährdung, lassen sich<br />
nicht rückgängig machen. Die Bedeutung der<br />
traditionellen Handwerksberufe ist jedoch nicht<br />
nur kulturell, sondern auch volkswirtschaftlich<br />
immens. Staatliches Handeln tue not, schloss die<br />
Studie. Und schlug auch gleich gezielte Massnahmen,<br />
insbesondere in den Bereichen Kultur- und<br />
Bildungspolitik, zur Förderung der gefährdeten<br />
Handwerke vor.<br />
Daraufhin geschah dann allerdings von Seiten<br />
der zuständigen Bundesämter nichts mehr. Es<br />
wurde beispielsweise nicht für nötig befunden,<br />
die Verbände der in der Studie als gefährdet erfassten<br />
Handwerksberufe zu informieren. Ein Vertreter<br />
eines solchen Berufes, der auf die Studie<br />
aufmerksam gemacht worden war und beim BAK<br />
nachfragte, was denn nun unternommen würde,<br />
bekam zur Auskunft, man wolle erst einmal die<br />
Reaktionen abwarten und dann weiterschauen.<br />
Unbeantwortet blieb die Frage, woher diese Reaktionen<br />
kommen sollten, wenn die Betroffenen<br />
nicht informiert wurden.<br />
… UND EIGENINITIATIVE DER KLEINSTBERUFE<br />
Zum Glück sprangen an diesem Punkt engagierte<br />
Einzelpersonen in die Bresche. Hans-Heini Winterberger<br />
vom Eidgenössischen Hochschulinstitut<br />
für Berufsbildung (EHB) in Zollikofen sorgte für<br />
eine erste Streuung der Studie. Unter den Empfängern<br />
befand sich Walter Leist, damals Präsident<br />
der IG Musikinstrumentenbauer (IGMIB). Walter<br />
Leist, der die Bedeutung und weitreichenden<br />
Implikationen dieser Studie für die traditionellen<br />
Handwerksberufe sofort erkannte, setzte alle Hebel<br />
in Bewegung. Er brachte Vertreterinnen und<br />
Vertreter von Bund und Kantonen an einen Tisch<br />
und erreichte, dass 2012 im EHB eine erste Tagung<br />
für Kleinstberufe einberufen werden konnte. An<br />
dieser ersten Tagung wurde der Grundstein gelegt<br />
für den Zusammenschluss von Kleinstberufen<br />
in einem Netzwerk, welches in den vergangenen<br />
sechs Jahren mit Beharrlichkeit und unermüdlichem<br />
Einsatz viele Steine ins Rollen gebracht hat.<br />
PROJEKT «NETZWERK KLEINSTBERUFE»<br />
Der zunächst informelle Zusammenschluss, in<br />
welchem sich die Vertreterinnen und Vertreter der<br />
Kleinstberufe im Bewusstsein der Dringlichkeit der<br />
Situation rein ehrenamtlich engagierten, angetrieben<br />
vom unbedingten Willen, ihre Berufe zu stärken<br />
und langfristig lebensfähig zu halten, mündete 2015<br />
in einen Antrag beim Staatssekretariat für Bildung,<br />
Forschung und Innovation (SBFI). Seit 2016 wird<br />
das Projekt «Netzwerk Kleinstberufe» vom SBFI mit<br />
einer auf vier Jahre beschränkten Anschubfinanzierung<br />
unterstützt. Bis zum Jahr 2020 soll das «Netzwerk<br />
Kleinstberufe» feste Strukturen aufgebaut<br />
haben und finanziell selbsttragend sein.<br />
Was will das «Netzwerk Kleinstberufe»?<br />
ZIELE DES «NETZWERKS KLEINSTBERUFE»<br />
Das langfristige Endziel und damit der eigentliche<br />
Zweck des «Netzwerks Kleinstberufe» ist die Sicherung<br />
von ausreichendem – und geeignetem!<br />
– Berufsnachwuchs. Unabdingbare Voraussetzung<br />
hierfür ist Sichtbarkeit – wenn Jugendliche<br />
nicht wissen, was ein Steinbildhauer ist und was<br />
er tut, werden sie den Weg zur offenen Steinbildhauer-Lehrstelle<br />
auch bei bestmöglicher Eignung<br />
nicht finden. Das «Netzwerk Kleinstberufe» verhilft<br />
seinen Mitgliedern zu ebendieser Sichtbarkeit. Die<br />
Liste des in dieser Hinsicht bereits Erreichten ist<br />
lang und beeindruckend: eine eigene Homepage,<br />
ein eigener Newsletter, gemeinsame öffentliche<br />
Auftritte, jährliche Tagungen, Forschungsprojekte<br />
des EHB, Berichte in Printmedien und Fernsehen.<br />
4<br />
Zählt man auch die Handwerke<br />
ohne berufliche<br />
Grundbildung hinzu, kommt<br />
die Studie auf eine Gesamtzahl<br />
von 307 gefährdeten<br />
Handwerken.<br />
05/18<br />
5
Steinberufe – Kleinstberufe<br />
Mit Sichtbarkeit allein ist es allerdings nicht getan.<br />
Talentierte und zielstrebige junge Menschen<br />
verlangen nach einer qualitativ hochwertigen<br />
Ausbildung und an diese anknüpfenden Weiterbildungsmöglichkeiten.<br />
Die meisten Kleinstberufe<br />
kommen bereits mit der Gewährleistung der<br />
Grundausbildung an die äussersten Grenzen ihrer<br />
Ressourcen. Durch Bündelung von Ressourcen<br />
und Kompetenzen kann das «Netzwerk Kleinstberufe»<br />
hier Unterstützung bieten und darüber<br />
hinaus leisten, woran ein einzelner Kleinstberuf<br />
scheitert. So ist beispielsweise die Entwicklung<br />
eines gemeinsamen Angebots der Höheren Berufsbildung<br />
ein wichtiges Ziel. Erste Gespräche zu<br />
möglichen Inhalten haben bereits stattgefunden.<br />
Für effiziente Koordination und Wissensaustausch<br />
zwischen den Kleinstberufen sieht das<br />
Projekt «Netzwerk Kleinstberufe» die Einrichtung<br />
einer gemeinsamen Geschäftsstelle vor. Diese soll<br />
nach Ablauf der Projektphase als zentrale Drehscheibe<br />
und Dienstleisterin allen Mitgliedern des<br />
Netzwerks gleichermassen zugutekommen.<br />
GEMEINSAM STARK<br />
Gemeinsamer Auftritt für verbesserte Sichtbarkeit<br />
einerseits, Bündelung von Ressourcen und<br />
Kompetenzen für verbesserte Leistungsfähigkeit<br />
andererseits: Hierin liegt also der zentrale Nutzen<br />
des «Netzwerks Kleinstberufe». Zwei konkrete Beispiele<br />
mögen dies illustrieren.<br />
Ein allen Kleinstberuflerinnen und Kleinstberuflern<br />
vertrautes Szenario aus der Bürokratie: Ist man<br />
auf sich allein gestellt, stösst man beim Versuch,<br />
Der VSBS und das «Netzwerk Kleinstberufe»<br />
Der Verband Schweizer Bildhauer- und Steinmetzmeister VSBS ist seit den<br />
frühen Anfängen des Zusammengehens der Kleinstberufe mit dabei. Als erste<br />
Delegierte arbeitete Monika Brandenberg im Koordinationsteam (heute:<br />
Leitungs- und Koordinationsteam) mit. Der VSBS unterzeichnete 2015 als<br />
eine von vier Trägerorganisationen auch den Antrag für das Projekt «Netzwerk<br />
Kleinstberufe» an das SBFI und ist damit entscheidend für dessen Gedeihen<br />
mitverantwortlich. Letzteres im Augenblick allerdings lediglich auf<br />
dem Papier: Seit Monika Brandenbergs Rücktritt hat die Geschäftsleitung<br />
des VSBS Mühe, eine engagierte Vertretung für das «Netzwerk Kleinstberufe»<br />
zu stellen. Zu viele Kräfte sind an zu vielen Orten gebunden – wie dies<br />
ja beinahe ein Bestimmungsmerkmal für Kleinstberufe ist. Gegenwärtig ist<br />
der Platz des VSBS im Leitungs- und Koordinationsteam vakant. Wer hier<br />
(oder auch an anderer Stelle im Netzwerk) mitarbeiten möchte, meldet sich<br />
bitte beim Sekretariat: vsbs@vsbs.ch / Tel. 031 819 08 20.<br />
mit seinen Anliegen Gehör zu finden, auf grosse<br />
Schwierigkeiten. Oft ist bereits das Ausfindigmachen<br />
des zuständigen Amtes oder des erforderlichen<br />
Formulars ein Hürdenlauf; spätestens beim<br />
Versuch, letzteres richtig auszufüllen, sind graue<br />
Haare und Sorgenfalten vorprogrammiert. Hat man<br />
es schliesslich geschafft, seine Eingabe am richtigen<br />
Ort zu deponieren, wird man häufig abgewiesen<br />
oder vertröstet. Hier hat das «Netzwerk Kleinstberufe»<br />
in den vergangenen wenigen Jahren für<br />
seine Mitglieder enorme Verbesserungen bewirken<br />
können. Nicht nur kennt man das Netzwerk mittlerweile<br />
bei allen relevanten Ämtern. Seine Stimme<br />
wird auch gehört und ernst genommen, was den<br />
Eingaben seiner Mitglieder ein ungleich grösseres<br />
Gewicht verleiht. Der Netzwerk-interne Austausch<br />
über gelöste und anstehende Probleme schliesslich<br />
kann für den Einzelnen eine erhebliche Entlastung<br />
bedeuten. Dies ist auch der Hauptzweck, den die<br />
angestrebte professionell geführte Geschäftsstelle<br />
des «Netzwerks Kleinstberufe» dereinst erfüllen<br />
soll: Entlastung der Berufsleute durch schnelle und<br />
kompetente Hilfestellung.<br />
Ein Grosserfolg des gemeinsamen Voranschreitens<br />
in punkto Sichtbarkeit war die Teilnahme an<br />
den SwissSkills 2014 und <strong>2018</strong>, welche den vereinigten<br />
Kleinstberufen sehr grosses Publikums-Interesse<br />
und Medienpräsenz brachte. Und bereits<br />
2014 die Aufmerksamkeit der Organisatoren der<br />
SwissSkills: So angetan waren diese von der «Sonderschau<br />
Kleinstberufe», dass sie sich aktiv um<br />
eine Wiederholung bemühten und das «Netzwerk<br />
Kleinstberufe» für <strong>2018</strong> von sich aus einluden. Die<br />
Steinbildhauer waren in beiden Jahren mit einem<br />
eigenen Stand mit dabei; «Kunst und Stein» hat die<br />
diesjährigen Botschafter ihres ehrwürdigen alten<br />
Berufes in Bern besucht (s. Beitrag S. 10-13).<br />
DAS NETZWERK ALS SAMMEL- UND<br />
ANLAUFSTELLE<br />
Wenn das immaterielle Kulturerbe selber für seine<br />
Bewahrung sorgt und damit dem Bund Arbeit<br />
abnimmt, freut sich der Bund. Ein starkes «Netzwerk<br />
Kleinstberufe» ist deshalb klar in seinem Interesse.<br />
Darüber hinaus erfüllt das Netzwerk aber<br />
auch wichtige kommunikative Funktionen, die sowohl<br />
seinen Mitglieder-Berufen als auch Ämtern,<br />
Medien und der interessierten Öffentlichkeit das<br />
Leben ganz wesentlich erleichtern. Die Kleinstberufe-Landschaft<br />
ist nicht nur zahlenmässig umfangreich,<br />
sondern auch in hohem Masse heterogen und<br />
6<br />
05/18
Alles für den Stein<br />
Hartmetallwerkzeuge<br />
Stahlwerkzeuge<br />
unübersichtlich. Geschäftsstellen sind nicht überall<br />
vorhanden, Ansprechpersonen zum Teil nur nach<br />
langer Suche aufzuspüren oder nicht existent.<br />
Die Situation ohne «Netzwerk Kleinstberufe»:<br />
Sieht sich ein Amt vor die Aufgabe gestellt, die<br />
Kleinstberufe über eine Angelegenheit – beispielsweise<br />
die Ergebnisse einer Studie – zu informieren,<br />
hat dieses Amt ein Problem, das nicht an einem Tag<br />
zu lösen ist. Man hat ein gewisses Verständnis, wenn<br />
das Amt da lieber einmal erst «Reaktionen abwarten»<br />
will und die Studie in der Schublade versorgt.<br />
Einzelne Kleinstberufe mögen durch Zufall von der<br />
Sache erfahren, die übrigen: haben Pech gehabt.<br />
Das gleiche Beispiel mit einem etablierten,<br />
gut sichtbaren und bei den Ämtern bekannten<br />
«Netzwerk Kleinstberufe»: Das Amt schreibt einen<br />
einzigen Brief oder ein einziges Mail, bittet<br />
um Streuung, und hat seine Schuldigkeit getan.<br />
Kein Wunder, erfreut sich das Netzwerk bei allen<br />
institutionellen Partnern grosser Popularität. Die<br />
Kleinstberufe des Netzwerks wiederum können<br />
jederzeit entspannt darauf vertrauen, dass sie<br />
Wichtiges umgehend erfahren.<br />
Ebenso wichtig als Anlaufstelle ist das Netzwerk<br />
für Medien und Öffentlichkeit. Wenn sich jemand für<br />
einen spezifischen Aspekt der traditionellen Handwerksberufe<br />
interessiert, kann das Netzwerk geeignete<br />
Ansprechpersonen vermitteln. Auch die Medien<br />
freuen sich über das Netzwerk. Das in den letzten<br />
Jahren deutlich gestiegene Interesse kommt letztlich<br />
allen Berufen des Netzwerks zugute.<br />
DIE SCHATTENSEITE DES ERFOLGS<br />
Zur Zeit sind zwanzig Kleinstberufe im «Netzwerk<br />
Kleinstberufe» vereinigt. Trotz der gros sen Erfolge<br />
hat sich bei einigen eine leise Netzwerk-Müdigkeit<br />
eingeschlichen. Die Unterstützung durch das SBFI<br />
ist mit Auflagen verbunden. An die Stelle des unbezahlten,<br />
aber freien und selbstbestimmten Engagements<br />
ist bezahltes, aber im Rahmen der Projektvereinbarung<br />
vorgegebenes Handeln getreten. Mit<br />
dieser Situation hadern eini ge ein bisschen – gerade<br />
Kleinstberuflerinnen und Kleinstberufler, deren Berufsalltag<br />
geprägt ist von Selbständigkeit und Eigenverantwortung,<br />
lassen sich nicht gerne etwas<br />
vorschreiben. Man wünscht dem «Netzwerk Kleinstberufe»,<br />
dass es diese Durststrecke der staatlichen<br />
Unterstützung wohlbehalten übersteht. Damit es ein<br />
solides und dauerhaftes Fundament bilden kann, auf<br />
dem seine einzigartigen Berufe weiterhin mit Zuversicht<br />
in die Zukunft blicken können.<br />
Presslufthammer<br />
Diamantschleifteller<br />
Diamantschleifstifte<br />
Diamanttrennscheiben<br />
Klebstoffe/Polyester/ Epoxy, Imprägnierungsmittel,<br />
Pflege- und Reinigunsprodukte<br />
Besuchen Sie unseren<br />
Online-Shop<br />
shop.ferronato.ch<br />
Ferronato AG<br />
Ried • CH-5420 Ehrendingen<br />
Tel. +41 (0)56 204 01 40 • Fax +41 (0)56 204 01 49<br />
info@ferronato.ch • www.ferronato.ch<br />
05/18<br />
7
Steinberufe – Kleinstberufe<br />
7. TAGUNG KLEINSTBERUFE –<br />
DAS VERFLIXTE SIEBTE JAHR<br />
AM DONNERSTAG, 30. AUGUST <strong>2018</strong>, FAND IM EIDGENÖSSISCHEN HOCHSCHULINSTITUT FÜR BERUFSBILDUNG<br />
EHB IN ZOLLIKOFEN DIE SIEBTE TAGUNG DER KLEINSTBERUFE STATT. DIESJÄHRIGES LEITTHEMA WAR «NUTZEN<br />
UND ZUKUNFT DES NETZWERKS KLEINSTBERUFE».<br />
Franziska Mitterecker<br />
Oben: Durch die Tagung<br />
führten als Moderatoren<br />
Martina Heuscher (IG Weben,<br />
rechts) und Michael<br />
Berger (Swiss Textiles,<br />
links), unterstützt von<br />
Hans-Heini Winterberger<br />
(EHB, Mitte).<br />
Fotos: Franziska Mitterecker<br />
Mit der siebten Tagung im EHB starteten die<br />
Kleinstberufe in ihr siebtes gemeinsames Jahr.<br />
Zeit für ein Zwischenfazit. Wie beurteilen wichtige<br />
externe Verbundpartner der Berufsbildung das<br />
bisherige Wirken des «Netzwerks Kleinstberufe»?<br />
Und wie nehmen die mitwirkenden Kleinstberufe<br />
selber das Netzwerk wahr? Mehr als 40 Personen<br />
kamen am 30. August <strong>2018</strong> im EHB zusammen, um<br />
sich zu diesen Fragen auszutauschen und Weichen<br />
zu stellen für die Zukunft des «Netzwerks Kleinstberufe».<br />
AMBIVALENTE INNENSICHT AUF DAS<br />
NETZWERK<br />
An der Tagung offenbarte sich eine merkwürdige<br />
Diskrepanz: Wo das Netzwerk von aussen als<br />
erfolgreicher, starker und zunehmend wichtiger<br />
Partner wahrgenommen wird, scheinen viele der<br />
beteiligten Kleinstberufe einige Mühe zu haben,<br />
einen konkreten Nutzen in ihm zu sehen – oder<br />
jedenfalls ihre Vorstände und Geschäftsleitungen:<br />
Der Fragebogen, der im Frühsommer <strong>2018</strong> unter<br />
diesen zirkulierte, brachte ein relativ geringes Interesse<br />
an Dienstleistungen des Netzwerks zutage.<br />
Noch geringer war die Bereitschaft zu aktiver<br />
Mitarbeit. Dem Desinteresse der Entscheidungsträger<br />
steht allerdings das grosse Engagement<br />
der einzelnen Kleinstberufe-Vertreterinnen und<br />
-Vertreter im Netzwerk gegenüber. Eine etwas vertrackte<br />
Situation. Tagungs-Moderatorin Martina<br />
Heuscher fasste die Ambivalenz in ihrer Begrüssung<br />
treffend zusammen: «Die Kleinstberufe sind<br />
im verflixten siebten Jahr».<br />
ANERKENNUNG ALS WICHTIGER<br />
VERBUNDPARTNER<br />
Doch zunächst zurück zur durch keine Unzweideutigkeiten<br />
belasteten Aussensicht. Christophe<br />
Nydegger, Präsident der Schweizerischen Berufsbildungsämter-Konferenz<br />
(SBBK), betonte in seinem<br />
Gastreferat die Wichtigkeit des «Netzwerks<br />
Kleinstberufe» für die Kantone. Die Vernetzung<br />
der Kleinstberufe wird von der SBBK nicht nur<br />
begrüsst, sondern ausdrücklich gewünscht: «Wir<br />
wünschen uns, dass sich das Netzwerk stetig weiterentwickelt<br />
und sich im Berufsbildungssystem<br />
etabliert, so dass es ein starker Partner wird für<br />
Bund und Kantone.» Ein wichtiger Aspekt ist für<br />
Christophe Nydegger die Nutzung von Synergien;<br />
als Paradebeispiel für eine für alle Beteiligten<br />
gewinnbringende Zusammenarbeit zwischen<br />
Kleinstberufen und Kantonen erinnerte er an<br />
das Projekt Mehrsprachigkeit der IG Musikinstrumentenbauer,<br />
von dessen Ergebnissen nicht nur<br />
8 05/18
Steinberufe – Kleinstberufe<br />
andere Kleinstberufe langfristig profitieren könnten,<br />
sondern auch die SBBK: «Das Projekt kann<br />
als Vorreiter für den mehrsprachigen, zentralen<br />
Block unterricht angesehen werden und dient für<br />
die Kantone als Beispiel für andere Berufe, die in<br />
einer ähnlichen Situation sind wie die Musikinstrumentenbauer.»<br />
1<br />
Auch Stefan Gelzer, Direktor der Schule für Gestaltung<br />
Bern und Biel (SfG BB), an welcher Lernende<br />
siebzehn verschiedener Klein- und Kleinstberufe<br />
unterrichtet werden, sieht im «Netzwerk<br />
Kleinstberufe» einen wertvollen Partner. «Es ist<br />
wichtig, dass das Netzwerk Präsenz zeigt. Es ist<br />
wichtig für unseren Schulbetrieb, wichtig auch für<br />
das Verständnis und die Verständigung mit den<br />
Behörden.» Der Nutzen des Netzwerks Kleinstberufe<br />
sei bereits jetzt sehr gross. Stefan Gelzer<br />
wünscht sich eine professionelle, gut ausgebaute<br />
Geschäftsstelle der Kleinstberufe sowie den Aufbau<br />
fester Strukturen. So werde es gut kommen,<br />
schloss er sein Referat.<br />
SELBSTDARSTELLUNG MANGELHAFT – DIE<br />
KLEINSTBERUFE AUS SICHT DER BERUFS-,<br />
STUDIEN- UND LAUFBAHNBERATUNGEN<br />
Einigen Tadel gab es allerdings ebenfalls, wenn<br />
auch nicht an die Adresse des Netzwerks, sondern<br />
der einzelnen Kleinstberufe: Daniel Reumiller,<br />
Präsident der Schweizerischen Konferenz der<br />
Leiterinnen und Leiter der Berufs- und Studienberatung<br />
(KBSB), bemängelte insbesondere die<br />
Selbstdarstellung vieler Kleinstberufe im Internet.<br />
Rund 250 Berufe gibt es in der Schweiz. Jugendliche<br />
kennen meist nur einen kleinen Teil davon. «Gerade<br />
die Kleinstberufe sind häufig nicht bekannt;<br />
entsprechend stellt sich die Frage, wie man Jugendliche<br />
dazu bringen kann, auch diese Berufe ins Auge<br />
zu fassen.» Eine zunehmend entscheidende Rolle<br />
spielt die Präsenz im Internet. Erste Adresse für Jugendliche,<br />
die sich über Berufe informieren möchten,<br />
ist die schweizerische Online-Berufeplattform<br />
berufsberatung.ch. Hier sieht Daniel Reumiller bei<br />
den Kleinstberufen dringenden Verbesserungsbedarf.<br />
Konkret: Wo grosse Berufe Bilder und kleine<br />
Filme in die Berufsbeschreibungen integrieren, stehe<br />
bei den Kleinstberufen vielfach nur Text. «Das<br />
ist für Jugendliche nicht attraktiv.» Das gleiche<br />
Resultat zeitigte ein Vergleich der Webseiten der<br />
Kleinstberufe. Attraktive Berufsbeschreibungen,<br />
aussagekräftige Bilder, im besten Fall Filmmaterial<br />
– mit diesen einfachen Massnahmen liesse sich bei<br />
Jugendlichen sehr viel gewinnen.<br />
Und schliesslich: Die Konkurrenz um den<br />
Nachwuchs ist gross. «Man muss sich zusammenschliessen,<br />
um Kräfte bündeln zu können», so<br />
Daniel Reumiller. Eine Aufgabe für das «Netzwerk<br />
Kleinstberufe».<br />
«L’UNION FAIT LA FORCE»<br />
Klare Aussagen von Seiten der eingeladenen<br />
Referenten also. Sie lassen sich auf einen gemeinsamen<br />
Nenner reduzieren, den Gastgeber<br />
Jean-Pierre Perdrizat, der stellvertretende Direktor<br />
des EHB, in seiner Grussbotschaft bereits vorweggenommen<br />
hatte: «Durch Zusammenarbeit<br />
und Austausch kann gemeinsam etwas aufgebaut<br />
werden. Das Netzwerk als Stützpunkt: Innovative<br />
Ideen der Mitglieder werden gehört und können<br />
gemeinsam weiterentwickelt werden. L’union fait<br />
la force!»<br />
Und dass unter den Kleinstberuflerinnen und<br />
Kleinstberuflern in der Tat sowohl Einigkeit wie<br />
auch ein starker Wille zur Zusammenarbeit besteht,<br />
bewiesen die Workshops und Diskussionen<br />
des zweiten Teils der Tagung. Zumindest unter<br />
den Tagungsteilnehmenden sind Nutzen und<br />
Wichtigkeit des «Netzwerks Kleinstberufe» unbestritten.<br />
Im Anschluss an die Tagung sprachen sich<br />
die Anwesenden denn auch einstimmig für die<br />
baldige Gründung einer eigenständigen Kleinstberufe-Organisation<br />
in juristischer Form aus. Ein<br />
sehr deutliches Ja zum weiteren gemeinsamen<br />
Voranschreiten.<br />
Ein ausführlicherer Tagungsbericht wie auch allgemeine<br />
Informationen zum «Netzwerk Kleinstberufe» können auf<br />
der Homepage abgerufen werden. www.kleinstberufe.ch /<br />
info@kleinstberufe.ch<br />
Oben links: Christophe<br />
Nydegger, Präsident der<br />
Schweizerischen Berufsbildungsämter-Konferenz<br />
(SBBK);<br />
oben Mitte: Daniel Reumiller,<br />
Präsident der Schweizerischen<br />
Konferenz der<br />
Leiterinnen und Leiter der<br />
Berufs- und Studienberatung<br />
(KBSB);<br />
oben rechts: Stefan Gelzer,<br />
Direktor der Schule für<br />
Gestaltung Bern und Biel<br />
(SfG BB).<br />
1<br />
Näheres zum wichtigen<br />
Projekt Mehrsprachigkeit<br />
kann auf der Web seite der<br />
IG Musikinstru men tenbauer<br />
nachgelesen wer den: www.<br />
musikinstru men tenbauer.<br />
ch, Rubrik Mehr sprachigkeit.<br />
05/18<br />
9
Steinberufe – Kleinstberufe<br />
Fotos: Franziska Mitterecker<br />
und Jens Steiner<br />
SWISS SKILLS!<br />
VOM 12. BIS 16. SEPTEMBER FANDEN IN BERN DIE SWISS SKILLS <strong>2018</strong> STATT. MEHR ALS<br />
115'000 BESUCHERINNEN UND BESUCHER STRÖMTEN ANLÄSSLICH DER ZWEITEN SCHWEI-<br />
ZERISCHEN BERUFSMEISTERSCHAFTEN ZUM BERNEXPO-GELÄNDE. EIN GROSS ERFOLG<br />
FÜR DIE VERANSTALTER – UND FÜR DIE BERUFE DES «NETZWERKS KLEINST BERUFE», DIE<br />
ABSEITS VOM WETTKAMPFGESCHEHEN MIT EINER EIGENEN BERUFSDEMONSTRATION<br />
DABEI WAREN.<br />
Oben: Steinbildhauer<br />
Silvan Aeschbach (links im<br />
Bild) im Gespräch mit zwei<br />
Besuchern. Die Obelix-Figur,<br />
die an den SwissSkills, ausgehend<br />
von einem Klumpen<br />
Ton, vor den Augen des Publikums<br />
allmählich Gestalt<br />
annahm – einzig den Galgen<br />
hatte Silvan Aeschbach vorgängig<br />
vorbereitet –, war<br />
vor allem für Kinder eine<br />
der Hauptattraktionen am<br />
Steinbildhauer-Stand.<br />
Franziska Mitterecker<br />
Kleinheit in Kombination mit einem attraktiven<br />
Handwerk hat durchaus auch Vorteile: Während<br />
die «Grossen» an den SwissSkills ihre Berufe meist<br />
hinter Abschrankungen präsentierten und das Publikum<br />
keine Gelegenheit hatte, selber Hand anzulegen,<br />
zudem während den Wettkämpfen mit<br />
den Berufsleuten auch keine Gespräche führen<br />
konnte, boten die Stände des «Netzwerks Kleinstberufe»<br />
vielfältige Möglichkeiten zu direkter Interaktion.<br />
Besucherinnen und Besucher konnten<br />
zum Beispiel bei den Hufschmieden unter kundiger<br />
Anleitung auf dem Amboss einen Kleiderbügel<br />
hämmern. Bei den Keramikern auf der Drehscheibe<br />
aus einem Klumpen Ton ein Gefäss formen.<br />
Oder bei den Steinbildhauern mit Spitzeisen und<br />
Klüpfel einen Steinquader bearbeiten.<br />
ZU BESUCH AM STAND DER STEINBILDHAUER<br />
Als Bannerträger für ihren Beruf amtierten fünf<br />
Tage lang die beiden jungen Steinbildhauer Silvan<br />
Aeschbach (Lernender im 4. Lehrjahr) und Robin<br />
Sager (Lehrabschluss <strong>2018</strong>). Als sie im vergangenen<br />
10 05/18
Steinberufe – Kleinstberufe<br />
Links: Zwei junge Künstler<br />
der nächsten Generation<br />
mit grosser Konzentration<br />
am Werk. Der bereitgestellte<br />
Übestein (Comblanchien<br />
Kalkstein) war ein weiterer<br />
An ziehungs punkt, für Kleine<br />
wie für Grosse.<br />
Jahr angefragt worden waren, ob sie Lust hätten,<br />
den Job zu übernehmen, gab es für beide nichts zu<br />
überlegen. Gemeinsam mit Steinbildhauerin Doris<br />
Solenthaler und den Steinbildhauern Andreas<br />
Aeschbach und Thomas Liebig planten sie, wie<br />
sie ihr Handwerk an den SwissSkills präsentieren<br />
wollten. Überblickbar, nicht zu kompliziert und vor<br />
allem anschaulich sollte das Gezeigte sein. Man<br />
einigte sich schnell auf die wichtigsten Eckpfeiler:<br />
Den Rahmen sollten repräsentative Arbeiten aus<br />
verschiedenen Lehrjahren, eine Werkzeug-Ausstellung<br />
sowie informative Poster bilden. Im Zentrum<br />
aber sollten Silvan Aeschbach und Robin<br />
Sager stehen, und natürlich die Arbeit am Stein<br />
selbst, demonstriert anhand dreier grundlegender<br />
Techniken: Modellieren, Gravieren, Spitzen.<br />
An den SwissSkills zu Silvan Aeschbach und<br />
Robin Sager vorzudringen, entpuppte sich als gar<br />
nicht so einfach. Das Gedränge vor dem Stand der<br />
Steinbildhauer war durchgehend gross; während<br />
den ersten drei Tagen der Messe war fast kein<br />
Durchkommen: Hunderte von Schulklassen ergossen<br />
sich in die Hallen und Zelte des Messegeländes<br />
und wälzten sich durch die Gänge zwischen den<br />
Ständen. Die Steinbildhauer wie auch die übrigen<br />
Kleinstberufe wurden geradezu überrollt von<br />
Schülerinnen und Schülern. Der grosse Andrang<br />
freute natürlich alle, aber es sei auch anstrengend<br />
gewesen, berichten Silvan Aeschbach und<br />
Robin Sager. «Die Jugendlichen waren sehr wild<br />
und haben hemmungslos mit dem Spitzeisen herumgehackt.»<br />
Am Wochenende ging es deutlich gemessener<br />
zu und her, das Publikum bestand nun<br />
überwiegend aus Familien und interessierten Einzelpersonen,<br />
die Verweilzeiten an den einzelnen<br />
Ständen wurden länger. Das sei sehr viel angenehmer<br />
gewesen, stimmen die beiden Standbetreuer<br />
überein. Und auch interessanter: «Wir hatten Zeit,<br />
mit den Leuten richtige Gespräche zu führen.»<br />
«DIE KINDER HABEN MEGA FREUDE»<br />
Gefragt nach einem speziellen Erlebnis mit dem<br />
Publikum, nennt Silvan Aeschbach die jüngsten<br />
Besucherinnen und Besucher: «Die Kinder haben<br />
mega Freude, wenn sie am Stein arbeiten können.<br />
Sie sind auch sehr interessiert und stellen viele<br />
Fragen.» Das Interesse beschränkte sich aber<br />
keineswegs auf die Jüngsten; alle Altersklassen<br />
standen Schlange vor dem Übungsquader, sammelten<br />
sich um die Demonstrationsobjekte, an<br />
denen die beiden jungen Steinbildhauer arbeiteten,<br />
erkundigten sich nach ihrem Handwerk. «Viele<br />
Leute wissen nicht, was ein Steinbildhauer macht,<br />
und sind erstaunt über die Vielseitigkeit unserer<br />
Arbeit», erzählt Silvan Aeschbach.<br />
Nach der Schulklassen-Schwemme unter der<br />
Woche, bei der nicht immer ganz klar war, ob die<br />
Unten: Silvan Aeschbach<br />
beim Gravieren einer<br />
Steinplatte, umstanden von<br />
interessierten Zuschauerinnen<br />
und Zuschauern.<br />
05/18<br />
11
Steinberufe – Kleinstberufe<br />
Bilder oben: Auch das Tessiner<br />
Fernsehen (RSI) schaute<br />
am Stand der Steinbildhauer<br />
vorbei. Rechts: Robin<br />
Sager gibt dem Fernseh-Moderator<br />
vor laufender<br />
Kamera einen Schnellkurs<br />
in Steinbearbeitung.<br />
einzelnen Schülerinnen und Schüler wirklich freiwillig<br />
zu ihnen kamen, steuerten auch am Wochenende<br />
viele Jugendliche im oder unmittelbar<br />
vor dem entscheidenden Alter der Berufswahlphase<br />
den Stand der Steinbildhauer an. Hier kamen<br />
die beiden jungen Steinbildhauer als Berater<br />
nun wirklich zum Zuge. Gab es Jugendliche, die<br />
den Anschein machten, als könnten sie gleich am<br />
nächsten Tag losziehen und sich auf die Suche machen<br />
nach einer Steinbildhauer-Lehrstelle? «Ich<br />
hatte bei einigen das Gefühl, dass sie es ernst meinen»,<br />
berichtet Robin Sager, und Silvan Aeschbach<br />
ergänzt: «Es kamen viele, die gerne zeichnen und<br />
gestalten; ich glaube, sie haben sich unseren Beruf<br />
gezielt herausgesucht.»<br />
«GROSSER NUTZEN FÜR UNSEREN BERUF»<br />
Silvan Aeschbach und Robin Sager sind sich einig:<br />
Dass die Steinbildhauer an den SwissSkills<br />
mit dabei sind, ist für ihren Beruf äusserst wertvoll.<br />
«Ich finde es wichtig, dass wir einen Stand<br />
haben», sagt Robin Sager. «Viele Leute wussten<br />
nicht einmal, dass ‘Steinbildhauer’ eine Lehre ist.<br />
Die dachten, das sei einfach ein Hobby oder eine<br />
Passion.» Auch in ihrer eigenen Rolle am Stand<br />
sehen sie einen konkreten Nutzen; für Kinder und<br />
Jugendliche sind Lernende die viel besseren Ansprechpersonen<br />
und unmittelbareren Vorbilder<br />
als ältere Berufsleute.<br />
Das «Netzwerk Kleinstberufe» beurteilen beide<br />
sehr positiv. «Das war für mich fast das Beste an<br />
allem», sagt Silvan Aeschbach. «Dass man Kontakte<br />
knüpfen konnte über die eigenen Berufsgrenzen<br />
hinaus. Die Leute, die hier mitmachen, sind<br />
sehr offen, man kommt schnell ins Gespräch. Die<br />
Kleinstberufe haben auch alle ein bisschen die<br />
gleichen Themen.»<br />
Die Standbetreuung habe Spass gemacht, und<br />
sie würden beide sofort wieder mit dabei sein,<br />
betonen Silvan Aeschbach und Robin Sager. Einen<br />
Verbesserungswunsch für die nächsten Swiss-<br />
Skills haben allerdings beide: Es sollten ein bis<br />
zwei Lernende mehr miteinbezogen werden. Zu<br />
zweit fünf Tage lang durchgehend im Einsatz zu<br />
sein, sei schon ein bisschen viel gewesen. Auch<br />
hätten sie dadurch kaum Gelegenheit gehabt, sich<br />
selber auf der Messe umzuschauen. «Wir hatten<br />
wohl alle den Anlass ein bisschen unterschätzt»,<br />
meint Robin Sager. «Wir hatten nicht gedacht, dass<br />
das so ein Riesending ist.»<br />
LERNENDE ALS BOTSCHAFTERINNEN UND<br />
BOTSCHAFTER IHRER BERUFE<br />
Junge Lernende als Botschafterinnen und Botschafter<br />
ihrer Berufe – dieses Konzept hatte sich<br />
bereits an den SwissSkills 2014 für die Kleinstberufe<br />
als durchschlagend erfolgreich erwiesen.<br />
Die jungen Leute waren mit soviel Charme und<br />
begeisterndem Schwung für ihre Handwerke eingestanden,<br />
dass die «Sonderschau Kleinstberufe»<br />
in der Halle 1.1 schnell zu einer Hauptattraktion<br />
der Messe geworden war. Ihre Nachfolgerinnen<br />
und Nachfolger an den SwissSkills <strong>2018</strong> standen<br />
ihnen in nichts nach.<br />
Von grosser und unmittelbarer Wirksamkeit war<br />
nicht zuletzt auch der an allen Ständen der Kleinstberufe<br />
greifbare Berufsstolz. Die jungen Lernenden<br />
haben ein traditionsreiches, anspruchsvolles<br />
und in der modernen Welt nicht mehr alltägliches<br />
Handwerk gewählt, mit dem sie sich in hohem<br />
Masse identifizieren. Ihre unverhohlene Freude an<br />
ihrem Beruf sprang auf die Besucherinnen und<br />
Besucher über. Eine bessere Werbung kann man<br />
sich gar nicht wünschen.<br />
Für Robin Sager, der seine Lehre zum Bildhauer<br />
im Frühsommer <strong>2018</strong> abgeschlossen hat und für die<br />
SwissSkills noch einmal in die Rolle des Lernenden<br />
geschlüpft ist, beginnt mit deren Ende endgültig<br />
12<br />
05/18
Steinberufe – Kleinstberufe<br />
Bilder links: Silvan<br />
Aeschbach beantwortet<br />
Fragen interessierter Besucherinnen<br />
und Besucher.<br />
ein neuer Lebensabschnitt. Er blickt mit Zuversicht<br />
in seine Zukunft als Steinbildhauer: «Die Steinbildhauerei<br />
wird zwar sicher eine Nischenbranche bleiben.<br />
Aber Natursteinarbeiten wird es immer geben.<br />
Und in unserer digitalisierten, schnelllebigen Gesellschaft<br />
wird anspruchsvolles Handwerk immer<br />
wichtiger und geschätzter», ist er überzeugt. Dieses<br />
Votum lässt sich uneingeschränkt auch auf alle anderen<br />
Kleinstberufe übertragen.<br />
ARBEIT IM HINTERGRUND – UND VERNETZUNG<br />
FÜR DIE ZUKUNFT<br />
Teilnahme an den SwissSkills – undenkbar für einen<br />
einzelnen Kleinstberuf, und sicherlich einer der<br />
grössten Erfolge des «Netzwerks Kleinstberufe».<br />
Was 2014 für die an der «Sonderschau Kleinstberufe»<br />
beteiligten Berufe noch ein kleines Wunder<br />
gewesen war, welches nur durch ausserordentlichen<br />
Einsatz und einmütiges Zusammenstehen<br />
aller ermöglicht werden konnte, wurde jedoch vier<br />
Jahre später von einigen schon beinahe als selbstverständlich<br />
angesehen. Für Koordinator Pepito<br />
Zwahlen 1 , der zusammen mit Projektleiter Romain<br />
Rosset seit 2016 mit den Vorbereitungen beschäftigt<br />
war, in zahlreichen Sitzungen mit den Verantwortlichen<br />
der SwissSkills für die Kleinstberufe<br />
die bestmöglichen Konditionen aushandelte und<br />
unermüdlich dafür sorgte, dass ihnen alle Steine<br />
aus dem Weg geräumt wurden, war dieses selbstverständliche<br />
Hinnehmen hin und wieder ein wenig<br />
frustrierend. Doch an der Messe sind die Mühen<br />
vergessen. Die fünf Tage SwissSkills sind für Pepito<br />
Zwahlen «Lohn für zwei Jahre Arbeit», wie er am<br />
letzten Messetag mit einem Strahlen sagt. Dabei<br />
freut ihn nicht nur der erneut grosse Erfolg beim<br />
Publikum. Als fast noch wichtiger empfindet er die<br />
sehr gute Stimmung an und zwischen den Ständen<br />
der Kleinstberufe und den freundschaftlichen<br />
Austausch der jungen Berufsleute untereinander.<br />
Die ruhigeren Randzeiten wurden rege genutzt, um<br />
die Standnachbarn zu besuchen, ihnen über die<br />
Schulter zu gucken und mit ihnen zu diskutieren.<br />
Vernetzung zum Zuschauen: Der Nachwuchs der<br />
Kleinstberufe knüpfte berufsübergreifende freundschaftliche<br />
Bande und entwickelte ein starkes Gefühl<br />
von Zusammengehörigkeit. An den SwissSkills<br />
<strong>2018</strong> wurde aktiv Zukunft geschmiedet.<br />
1<br />
Vertreter der IG Kunsthandwerk Holz (IGKH) im Leitungs- und<br />
Koordinationsteam des «Netz werks Kleinstberufe». Pepito<br />
Zwahlen hatte in der Funktion des Koordinators bereits an<br />
den SwissSkills 2014 massgeblich zum guten Gelingen der<br />
«Sonderschau Kleinstberufe» beigetragen.<br />
Der VSBS dankt Sponsoren und Gönnern für die grosszügige Unterstützung<br />
des Auftritts der Steinbildhauer an den SwissSkills:<br />
Hauptsponsor:<br />
Von Dach AG, Bern<br />
Materialsponsoren: Bodmer Ton AG, Einsiedeln<br />
E. Salvisberg AG, Rüegsau<br />
Sponsoren: Sigrist GmbH, Kägiswil ◆ Ernst Strassacker GmbH & Co. KG,<br />
D-Süssen ◆ Prisma Baumaschinen AG, Altendorf<br />
Gönner: BL-System AG Basel ◆ J. & A. Kuster Steinbrüche AG Bäch, Freienbach<br />
◆ Bruno Egger AG, Baden ◆ SHB Steinbruch & Hartschotterwerk<br />
Blausee-Mitholz AG ◆ Schmitt Natursteinwerk AG, Herisau ◆ Prematic AG,<br />
Affeltrangen<br />
05/18<br />
13
Von links nach rechts: Walter Leist, Martina Heuscher, Pepito Zwahlen. Fotos: Jens Steiner<br />
«WIR BRAUCHEN EINE STARKE<br />
ORGANISATION»<br />
DREI, DIE VON DEN ERSTEN ANFÄNGEN AN MIT DABEI SIND UND DIE GESCHICKE DES «NETZWERKS KLEINSTBE-<br />
RUFE» ALS MITGLIEDER DES LEITUNGS- UND KOORDINATIONSTEAMS MITGEPRÄGT HABEN, SIND WALTER LEIST,<br />
PEPITO ZWAHLEN UND MARTINA HEUSCHER. «KUNST UND STEIN» HAT SICH AN DEN SWISS SKILLS MIT IHNEN<br />
ZUM GESPRÄCH GETROFFEN.<br />
Interview: Franziska Mitterecker<br />
«Kunst und Stein»: Sie sind alle seit den<br />
Anfängen des Zusammengehens der Kleinstberufe<br />
aktiv mit dabei. Wenn Sie sich zurückerinnern<br />
– wie war die Stimmung unter den<br />
Kleinstberufen zu Beginn, als sie 2012 als<br />
«gefährdet» zur ersten Tagung eingeladen<br />
worden waren? Apokalyptisch?<br />
Walter Leist: Nein, apokalyptisch war sie nicht.<br />
Eine grosse Rolle hat sicher gespielt, dass die<br />
Verantwortlichen von Bund und Kantonen an<br />
die Tagung kamen. Die Kleinstberufe konnten<br />
ihre Schwierigkeiten vor dem richtigen Publikum<br />
darlegen, man diskutierte auch bereits<br />
erste Massnahmen. Das stimmte zuversichtlich.<br />
Martina Heuscher: Unter uns Kleinstberufen<br />
war auch die Erleichterung sehr gross gewesen,<br />
als wir sahen, wir sind mit unseren Problemen<br />
nicht allein auf der Welt. Es kam sehr schnell ein<br />
Zusammengehörigkeitsgefühl auf. Zwischen<br />
einzelnen Kleinstberufen hatte es bereits zuvor<br />
einen Austausch gegeben, dadurch war die<br />
Bereitschaft zu gemeinsamem Vorgehen von<br />
Anfang an vorhanden. An der Tagung stellten<br />
wir untereinander eine grosse Motivation fest,<br />
uns zusammenzutun, um als Gruppe noch<br />
mehr erreichen zu können.<br />
Walter Leist: Etwas möchte ich noch ergänzen.<br />
Wir haben nicht deshalb etwas unternommen,<br />
14 05/18
Walter Leist, ehemaliger Präsident IG Musikinstrumentenbauer,<br />
Projektleiter SwissSkills 2014, stv. Projektleiter<br />
Projekt «Netzwerk Kleinstberufe»;<br />
Martina Heuscher, IG Weben, Mitglied Leitungs- und Koordinationsteam<br />
«Netzwerk Kleinstberufe»;<br />
Pepito Zwahlen, IG Kunsthandwerk Holz, Koordinator Swiss-<br />
Skills 2014 und <strong>2018</strong>, Mitglied Leitungs- und Koordinationsteam<br />
«Netzwerk Kleinstberufe»<br />
Steinberufe – Kleinstberufe<br />
weil uns eine Studie mitteilte, wir seien gefährdet<br />
und es müsse etwas getan werden. Der Wille<br />
zum Aktivwerden, zum Zusammenschluss lag<br />
in den Kleinstberufen selber. Aber diese Studie<br />
gab uns einen Aufhänger. Wir hätten ohne sie<br />
die Bundesämter niemals zusammengebracht.<br />
Sind die Ämter bereitwillig an die Tagung<br />
gekommen?<br />
Walter Leist: Einige waren zuerst sehr zurückhaltend.<br />
Vielleicht hatten sie Angst vor unangenehmen<br />
Fragen. Aber gekommen sind schliesslich<br />
alle – und einige von ihnen sind seither<br />
jedes Jahr mit dabei. Ihr aktives Interesse an<br />
uns ist sehr wertvoll. Beispielsweise nimmt<br />
immer ein Vertreter der Westschweizer Kantone<br />
an unseren Tagungen teil und bemüht sich<br />
um die Schaffung von Verbindungen zwischen<br />
dem Netzwerk und der Romandie. Sehr wichtig<br />
für uns war auch, dass uns das Eidgenössische<br />
Hochschulinstitut für Berufsbildung EHB und<br />
der Schweizerische Gewerbeverband sgv von<br />
Anfang an unterstützten. Die Teilnahme an den<br />
SwissSkills 2014 beispielsweise wäre ohne diese<br />
Unterstützung nicht möglich gewesen.<br />
Pepito Zwahlen: Die SwissSkills 2014 wiederum<br />
haben unserer gemeinsamen Sache enormen<br />
Schub gegeben. Wir haben 2014 unter schwierigsten<br />
Bedingungen durch Zusammenhalten<br />
und Durchhalten einen Riesenerfolg verbuchen<br />
können. Ohne die SwissSkills 2014 gäbe es das<br />
«Netzwerk Kleinstberufe» nicht.<br />
Die SwissSkills als Geburtshelfer für das<br />
«Netzwerk Kleinstberufe»?<br />
Walter Leist: Vor vier Jahren hatten wir diese Organisation<br />
noch nicht gehabt. Am letzten Tag<br />
der SwissSkills wussten wir nicht, ist jetzt alles<br />
zu Ende? Das war für uns ein kritischer Moment.<br />
Pepito Zwahlen: Wir wollten den Zusammenhalt<br />
und die Power, die uns die SwissSkills gegeben<br />
hatten, unbedingt nutzen, um gemeinsam weiterzufahren.<br />
Das war das übereinstimmende<br />
Gefühl aller, die mitgemacht hatten. Es brauchte<br />
dann auch wenig Überzeugungsarbeit für<br />
die Vereinigung im «Netzwerk Kleinstberufe».<br />
Glaubt man den Resultaten der jüngsten Umfrage<br />
unter den Kleinstberufen, scheint die<br />
Motivation inzwischen etwas nachgelassen zu<br />
haben – woran liegt das?<br />
Martina Heuscher: Ich bin nicht sicher, ob wirklich<br />
nachlassende Motivation das Hauptproblem<br />
ist. Die meisten Kleinstberufe haben einfach ein<br />
chronisches Ressourcenproblem – wie dies ja<br />
auch die Studie 2011 festgestellt hatte. Das «Netzwerk<br />
Kleinstberufe» ist angewiesen auf das persönliche<br />
Engagement von Einzelpersonen – das<br />
sind immer ein bisschen die gleichen, sie haben<br />
bereits Mehrfachfunktionen, und irgendwann<br />
ist ihre Kapazität einfach aufgebraucht. Dazu<br />
kommt, dass die meisten von uns selbständig<br />
sind. Wenn wir im Atelier einen Tag fehlen, weil wir<br />
an einer Sitzung oder Tagung sind, dann bedeutet<br />
das für uns einen Tag Arbeitsausfall.<br />
Walter Leist: Du hast das persönliche Engagement<br />
angesprochen – das scheint mir ein sehr<br />
wichtiger Punkt zu sein. Die Leute in den Vorständen<br />
der Kleinstberufe sind häufig nicht diejenigen,<br />
die im Netzwerk mitarbeiten. Und wenn<br />
sie dann beispielsweise so eine Umfrage bearbeiten<br />
müssen, wissen sie oft gar nicht richtig<br />
Bescheid über die Inhalte. Das kann das Resultat<br />
stark verfälschen. Problematisch ist auch, wenn<br />
Verbandsmitglieder vom Vorstand zur Mitarbeit<br />
«WIR HABEN EIN<br />
CHRONISCHES<br />
RESSOURCENPROBLEM»<br />
im Netzwerk quasi verdonnert werden. Wenn jemand<br />
nicht innerlich engagiert ist, ohne Herzblut<br />
dabei ist, ist das einfach nicht dasselbe. Das erleben<br />
wir aber eigentlich sehr selten.<br />
Pepito Zwahlen: Ein grundlegendes Problem<br />
sehe ich darin, dass Informationen bei vielen<br />
Kleinstberufe-Verbänden häufig nicht bis zur Basis,<br />
zu den einzelnen Mitgliedern, durchsickern.<br />
Sie bleiben beim Vorstand hängen, die Mitglieder<br />
wissen zum Teil nicht einmal von der Existenz des<br />
«Netzwerks Kleinstberufe» – sogar heute noch! –,<br />
und wenn sie dann plötzlich mit Entscheidungen<br />
05/18<br />
15
Steinberufe – Kleinstberufe<br />
konfrontiert werden, beispielsweise über die bevorstehende<br />
Gründung einer gemeinsamen Organisation,<br />
sind sie überrumpelt und reagieren<br />
mit Abwehr.<br />
Walter Leist: Diese Zurückhaltung einer Organisation<br />
gegenüber – eine bezeichnende Reaktion<br />
habe ich hier von einem sehr engagierten Mitarbeiter<br />
im Netzwerk bekommen. Er sagte mir:<br />
‘Ich mache schon – aber nur, wenn die anderen<br />
auch machen’. Diese Reaktion entspringt direkt<br />
der angesprochenen Ressourcensituation: Man<br />
hat Angst vor nicht mehr zu bewältigendem Aufwand<br />
und sagt sich, ‘wenn ich ja sage, und sonst<br />
niemand, dann ist alles bei mir’.<br />
An der Tagung wurde ja über diese Organisation<br />
abgestimmt…<br />
Pepito Zwahlen: Ja, und das war eine sehr positive<br />
Überraschung; ich hatte gedacht, jetzt kommt<br />
das grosse Schweigen, und dann herrschte nicht<br />
nur Einigkeit über die Notwendigkeit einer solchen<br />
Organisation, sondern es haben sich auch<br />
mehrere Personen freiwillig für die Mitarbeit<br />
beim Entwerfen einer geeigneten juristischen<br />
Form gemeldet – ich bin fast ‘vom Stüehli gheit’.<br />
Einige Kleinstberufe hatten in der Umfrage<br />
geäussert, eine lose Vereinigung tue es doch<br />
auch – weshalb ist dies nicht genug?<br />
Walter Leist: Zunächst einmal aus rein praktischen<br />
Gründen: Die Kleinstberufe sind und bleiben auf<br />
Unterstützung angewiesen. Wenn wir nach Ablauf<br />
der Projektphase einen Sponsor finden wollen,<br />
brauchen wir eine Adresse, eine Homepage,<br />
klare Strukturen. Dann ist aber auch ganz klar,<br />
dass wir unsere Ziele – welche die Kleinstberufe<br />
ja selber und gemeinsam formuliert haben, die<br />
hat uns niemand diktiert – nur erreichen können,<br />
«INFORMATIONEN SICKERN<br />
NICHT ZUR BASIS DURCH»<br />
wenn wir eine stabile Organisation im Rücken<br />
haben. Den Nutzen einer starken Organisation<br />
sehen wir ja bereits jetzt durch die Erfolge, die<br />
das «Netzwerk Kleinstberufe» erzielen konnte.<br />
Gemeinsam haben wir Gewicht, sind wir sichtbar,<br />
können wir uns wirkungsvoll gegenseitig unterstützen<br />
und entlasten – und nicht zuletzt auch<br />
an Grossanlässen wie den SwissSkills mit dabei<br />
sein. Eine lose Vereinigung, in der sich die Leute<br />
ehrenamtlich und bei Gelegenheit engagieren,<br />
kann diese Leistungen schlicht nicht erbringen.<br />
Martina Heuscher: Um noch ein ganz konkretes<br />
Beispiel im Zusammenhang mit der Ausbildung<br />
von Lernenden zu nennen – diese Thematik<br />
steht ja im Zentrum unserer Bemühungen –:<br />
Die meisten Kleinstberufe arbeiten überkantonal,<br />
für die Ausbildung sind aber einzelne<br />
Kantone zuständig. Wir streben eine gesamtschweizerische<br />
Lösung an. Die Kantone halten<br />
am Föderalismus fest. Wenn wir hier etwas<br />
bewirken wollen, haben wir nur eine Chance,<br />
wenn wir gemeinsam auftreten.<br />
Sie haben alle drei die ersten Jahre rein ehrenamtlich<br />
gearbeitet und sind immer noch<br />
mit ungebrochenem Einsatz mit dabei. Was<br />
ist Ihre persönliche Motivation, sich im «Netzwerk<br />
Kleinstberufe» zu engagieren?<br />
Pepito Zwahlen: Das «Netzwerk Kleinstberufe»<br />
ist eine wichtige, sinnvolle und gute Sache.<br />
Davon bin ich überzeugt. Und für etwas Gutes<br />
setze ich mich gerne ein.<br />
16<br />
05/18
Steinberufe – Kleinstberufe<br />
anderen Kleinstberufe profitieren. Und das ist<br />
es, was mich nach wie vor antreibt: Ich möchte<br />
helfen, Probleme zu lösen, welche alle Kleinstberufe<br />
betreffen; und solange es wichtig ist,<br />
dass ich einen wesentlichen Beitrag leiste, mache<br />
ich weiter. Mein persönliches Ziel ist eine<br />
autonom funktionierende Organisation der<br />
Kleinstberufe. Das wäre für mich ein schöner<br />
Abschluss, und dann würde ich wirklich gerne<br />
in den Ruhestand gehen.<br />
Martina Heuscher: Das gilt auch für mich. Das<br />
Netzwerk ermöglicht den Kleinstberufen die Sicherung<br />
der Grundausbildung – die wichtigste<br />
Voraussetzung für den Weiterbestand unserer<br />
Berufe. Aber es bietet auch ein Potential, das<br />
über den handfesten Nutzen hinausgeht: Die<br />
traditionellen Handwerksberufe können sich<br />
«ICH MÖCHTE HELFEN,<br />
PROBLEME ZU LÖSEN»<br />
Blick in die Zukunft – sind Sie optimistisch?<br />
Walter Leist: Auf jeden Fall. Sonst müssten wir<br />
aufhören.<br />
Martina Heuscher: Tagung und SwissSkills kamen<br />
zum genau richtigen Zeitpunkt und haben die bei<br />
einigen etwas schwankende Stimmung aufgefangen.<br />
Das war sehr wichtig für das Netzwerk.<br />
Pepito Zwahlen: Extrem wichtig. Die Medienpräsenz<br />
– sogar das Fernsehen kam – und der grosse<br />
Erfolg der Kleinstberufe hier an den SwissSkills<br />
haben anschaulich bewiesen, was wir gemeinsam<br />
– und nur gemeinsam! – erreichen können. Das ist,<br />
glaube ich, jetzt wirklich allen klar geworden. Es<br />
braucht das «Netzwerk Kleinstberufe».<br />
im Netzwerk gemeinsam weiterentwickeln.<br />
Wir wollen nicht stagnieren, wir wollen nicht<br />
als Nostalgie-Handwerke museal verstauben.<br />
Und dies macht den anderen Teil meiner Motivation<br />
aus: Mein Beruf gewinnt durch die Auseinandersetzung<br />
mit anderen Berufen. Das gilt<br />
meiner Ansicht nach für alle Kleinstberufe im<br />
Netzwerk. Wir haben nicht nur dieselben Probleme.<br />
Wir haben auch viele Gemeinsamkeiten<br />
– beispielsweise ist bei beinahe allen von uns<br />
Gestaltung ein wichtiges Thema. Austausch<br />
führt nicht nur zu spannenden Gesprächen;<br />
der Blick über den Gartenhag ermöglicht auch<br />
neue Einsichten und neue Ideen.<br />
Walter Leist: Als ich nach meiner Pensionierung<br />
für das Präsidentenamt der IG Musikinstrumentenbauer<br />
angefragt wurde, ging es mir in<br />
erster Linie darum, beim Lösen von Problemen<br />
zu helfen. Das erste dringende Problem, das ich<br />
damals in Angriff nahm, betraf die Mehrsprachigkeit.<br />
Von den Ergebnissen des IGMIB-Projekts<br />
Mehrsprachigkeit können nun auch alle<br />
05/18<br />
17
Michael Egli an seinem<br />
Wettbewerbs-Werkstück.<br />
Foto: László Mudra<br />
ERFOLG AN DEN EUROSKILLS<br />
WÄHREND DIE STEINBILDHAUER AN DEN SWISS SKILLS GEMEINSAM MIT DEN KLEINSTBERUFEN AUFTRATEN,<br />
STELLTEN DIE STEINMETZE IHR METIER AM STAND DES NATURSTEINVERBANDS SCHWEIZ VOR. MICHAEL EGLI VON<br />
DER CARLO BERNASCONI AG NUTZTE DIE SWISS SKILLS ALS EINSTIMMUNG AUF DIE EUROSKILLS.<br />
Der Berner darf sich künftig<br />
Europas bester Jungsteinmetz<br />
nennen.<br />
Foto: Michael Zanghellini<br />
An den Wettbewerben der SwissSkills <strong>2018</strong> war<br />
Steinmetz Michael Egli (Gewinner SwissSkills 2014,<br />
Fünfter WorldSkills 2015) als Co-Experte tätig. Auf<br />
die EuroSkills <strong>2018</strong>, die vom 26.-28. September in<br />
Budapest stattfanden, war er längst vorbereitet.<br />
Lange hatte er trainiert, an Technik und Arbeitsabläufen<br />
gefeilt, sich sogar Steine aus Ungarn<br />
nach Bern liefern lassen, um das Werkmaterial<br />
des Wettbewerbs kennenzulernen. Egli ist mit seinen<br />
vierundzwanzig Jahren bereits ein versierter<br />
Steinmetz, und ein ambitionierter: Er wollte nicht<br />
einfach nur dabeisein, er wollte gewinnen.<br />
Die Aufgabe bestand aus drei Modulen: 1. Herstellen<br />
von Schablonen und Konterschablonen<br />
aus Zink- oder Aluminiumblech, 2. Erarbeiten eines<br />
Reliefs (inklusive Gravur einer vorgegebenen<br />
Inschrift), 3. Ausarbeitung eines Werkstücks mit<br />
den gefertigten Schablonen. Egli mass sich mit<br />
Berufskollegen aus Deutschland, Finnland, Frankreich,<br />
Kroatien, Österreich, Russland, Slowenien,<br />
Ungarn und dem Vereinigten Königreich ‒ und er<br />
siegte!<br />
Michael Egli ist nicht der einzige Schweizer, der<br />
in Budapest erfolgreich abschnitt. Viermal Gold<br />
(Land- und Baumaschinenmechaniker, Elektroinstallateur,<br />
Spengler, Steinmetz) und zweimal<br />
Bronze (Dekorationsmaler, Gipser-Trockenbauer)<br />
holte die achtköpfige Schweizer Delegation.<br />
Elektroinstallateur Michael Gerber erreichte gar<br />
die höchste Punktzahl der über 500 Teilnehmer.<br />
«Dieses Resultat ist Beweis dafür, was für tolle Ausbildungsarbeit<br />
die Betriebe und ihre Verbände in<br />
der ganzen Schweiz leisten», meinte Delegationsleiterin<br />
Christine Davatz nach der Rückkehr. (jst)<br />
18 05/18
Steinberufe – Kleinstberufe<br />
EINSTIEG INS BERUFSLEBEN<br />
IM JULI HABEN JE ACHT STEINBILDHAUER/INNEN UND STEINMETZ/INNEN IHRE LEHRE ER-<br />
FOLGREICH ABGESCHLOSSEN. «KUNST UND STEIN» HAT SIE NACH IHRER DAMALIGEN MO-<br />
TIVATION FÜR DIE WAHL EINES KLEINSTBERUFES UND NACH ZUKUNFTSPLÄNEN GEFRAGT.<br />
Der Wermutstropfen gleich vorweg: Offenbar sind<br />
die meisten Absolventen derart mit der Planung<br />
ihrer Zukunft beschäftigt, dass ihnen keine Zeit<br />
für die Fragen von «Kunst und Stein» blieb. Wir<br />
sehen es ihnen nach und lassen stellvertretend<br />
zwei von ihnen zu Wort kommen: Anna Veyre aus<br />
Steffisburg, die ihre Lehre zur Steinbildhauerin im<br />
Atelier ihres Vaters Beat Veyre absolviert hat, und<br />
Linus Mattmann, der das gleiche Metier bei Thomas<br />
Heini in Willisau gelernt hat.<br />
Am 5. Juli haben die beiden an der Berufsfachschule<br />
Bern das eidgenössische Fähigkeitszeugnis<br />
entgegengenommen. Gefragt, warum sie sich für<br />
den Steinbildhauerberuf entschieden hat, muss<br />
Anna Veyre, die in einer Steinbildhauerfamilie aufgewachsen<br />
ist, nicht lange nachdenken: «Wenn ich<br />
mich zu Hause umschaue, entdecke ich überall<br />
Werke aus meiner Kindheit», sagt sie. Dennoch war<br />
die Berufswahl nicht auf Anhieb klar. «Obwohl ich<br />
viel Zeit im Atelier meines Vaters verbracht habe,<br />
dachte ich nie daran, diesen Beruf zu erlernen.»<br />
Erst nach einigen Umwegen entschied sie sich für<br />
die Ausbildung zur Steinbildhauerin. Heute bereut<br />
sie ihren Entscheid nicht: «Nun bin ich hier und es<br />
könnte nicht besser sein. Die Vielseitigkeit, das<br />
kreative Arbeiten von Hand und die Langsamkeit<br />
des Steins faszinieren mich Tag für Tag.» Auch für<br />
Linus Mattmann war die Möglichkeit, gestalterisch<br />
tätig zu sein, damals das ausschlaggebende Argument:<br />
«Mir gefällt das kreative Arbeiten mit Stein<br />
und Ton. Die Arbeiten sind sehr abwechslungsreich.»<br />
Und jetzt, wie weiter? Linus Mattmann ist überzeugt,<br />
damals die richtige Wahl getroffen zu haben.<br />
Er möchte auf jeden Fall auf dem Beruf weiterarbeiten<br />
und hat auch schon konkrete Ideen, wie<br />
es weitergehen soll: «Ich werde mich kreativ weiterbilden,<br />
indem ich Zeichnungs-/ Modellier-Kurse<br />
besuchen werde.» Anna Veyre hat einen nüchternen<br />
Blick auf kommende Entwicklungen bezüglich<br />
des Steinbildhauerberufs, doch dies motiviert sie<br />
umso mehr, das Handwerk zu pflegen: «Mein berufliches<br />
Ziel ist das Handwerk zu erhalten und<br />
weiterzugeben, zum Beispiel eine Weiterbildung in<br />
der Erwachsenenbildung.» Zugleich aber möchte<br />
sie intensiver an eigenen Projekten arbeiten und,<br />
wenn möglich, eine Ausstellung auf die Beine stellen.<br />
«Kunst und Stein» wünscht den beiden und<br />
auch den anderen Absolvent/innen viel Erfolg auf<br />
ihrem weiteren Weg. (jst)<br />
Sechs Absolvent/innen<br />
haben «Kunst und Stein» ein<br />
Foto ihrer Abschlussarbeit<br />
geschickt, bevor sie sich in<br />
Richtung Zukunft aufgemacht<br />
haben.<br />
Obere Reihe, von links nach<br />
rechts:<br />
Amira Loner, Auftragsarbeit<br />
für die Memory Clinic<br />
Zürich, Comblanchien Kalkstein<br />
Anna Veyre, Komposition<br />
mit Schuh, St. Michel<br />
Kalkstein<br />
Linus Mattmann, „Rondo“,<br />
Arbeit aus zwei Zylindern,<br />
St. Michel Kalkstein, Einsätze<br />
aus kapverdischem<br />
Rotlava<br />
Untere Reihe, von links nach<br />
rechts:<br />
Aliki Heidbrink, Altes Buch,<br />
Lunel Fleuri Kalkstein<br />
Sarah Allmendinger,<br />
Auftragsarbeit zum Thema<br />
Reisen, Rosso Verona Knollenkalk<br />
Robin Sager, Apfelschnitz,<br />
Blausee Kieselkalk<br />
05/18<br />
19
Restaurierung<br />
SPANNENDE TURMSANIERUNG<br />
ZWÖLF JAHRE DAUERTE DIE SANIERUNG DES TURMHELMS AM MÜNSTER IN FREIBURG IM BREISGAU. STATISCHE<br />
PROBLEME UND DER DAMIT VERBUNDENE AUSTAUSCH VON ECKSTEINEN AM 700 JAHRE ALTEN TURM ZOGEN DIE<br />
ARBEITEN IN DIE LÄNGE. JETZT IST DIE FILIGRANE SANDSTEINPYRAMIDE MIT DEM GOTISCHEN MASSWERK WIE-<br />
DER OHNE GERÜST ZU SEHEN.<br />
Christiane Weishaupt<br />
Oben: Das Freiburger<br />
Münster ist nicht nur bei<br />
Touristen ein beliebtes<br />
Foto motiv. Nach zwölfjähriger<br />
Sanierung ist der 1330<br />
fertiggestellte Westturm<br />
endlich wieder ohne Gerüst<br />
zu sehen.<br />
Fotos: Christiane Weishaupt<br />
Als in einer Sommernacht im Jahr 2005 ein Teil<br />
einer Krabbe vom Helm des 112 Meter hohen Freiburger<br />
Münsterturms in die Tiefe stürzte, ahnte<br />
niemand, dass die Sanierung zwölf Jahre dauern<br />
und 12 Millionen Euro (rund 13,5 Millionen Franken)<br />
kosten würde. Bereits der Aufbau des Gerüsts<br />
war kompliziert, nicht nur wegen des Marktbetriebs<br />
direkt unterhalb des Turmes. Aus statischen<br />
Gründen durfte das Gerüst nicht direkt an den<br />
filigranen Helm gehängt werden. Deshalb wurden<br />
ein Aussen- und ein Innengerüst mit Verbindungen<br />
durch die offenen Masswerke aufgestellt. Als<br />
Sicherheitsplattform wurde in 70 Meter Höhe ein<br />
auskragender Fangboden montiert. Im Mai 2006<br />
konnte endlich mit der Sanierung begonnen werden.<br />
Dafür wurden einzelne Teams für Steinfertigung,<br />
Steinaustausch, Konservierung und Fugen<br />
gebildet. In Spitzenzeiten waren bis zu 19 Mitarbeiter<br />
in einer Bauhütte auf Zeit beschäftigt. Die beiden<br />
Schweizer Luzius Kürten und Thomas Laubscher<br />
waren von Beginn an mit der Sanierung der<br />
Sandsteinpyramide beschäftigt und leiteten die<br />
Arbeiten. Kürten ist selbständiger Diplom-Restaurator<br />
und Laubscher Steinmetzmeister, Steintechniker<br />
und Restaurator im Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk.<br />
Er war bis 2014 Projektleiter<br />
der Turmsanierung und ist heute Betriebsleiter<br />
beim Freiburger Münsterbauverein.<br />
20 05/18
Restaurierung<br />
KNIFFLIGER STEINAUSTAUSCH<br />
Kompliziert war der Austausch von Ecksteinen,<br />
den verbindenden Knotenpunkten zwischen den<br />
vertikalen Streben und den acht horizontalen eisernen<br />
Ringankern. Über die 64 Ecksteine werden<br />
die Hauptlasten des 640 Tonnen schweren Turmhelms<br />
abgeleitet. Neun waren so stark geschädigt,<br />
dass sie ersetzt werden mussten. Bevor sie ausgebaut<br />
werden konnten, musste der enorme Lastfluss<br />
auf die Ecksteine mit einer stählernen Konstruktion<br />
überbrückt werden. Die Umlastung der<br />
Kräfte wurde messtechnisch überprüft. Planung<br />
und Umsetzung eines Ecksteinaustausches erforderten<br />
jeweils mehrere Monate. Die beschädigten<br />
Ecksteine wurden noch im eingebauten Zustand<br />
vermessen. Die Kopien der rund 240 Kilogramm<br />
schweren Steine entstanden aus Neckartäler<br />
Buntsandstein. Eine der Kopien fertigte der Basler<br />
Hüttenmeister Ramon Keller, im traditionellen<br />
Austausch der Münsterbauhütten untereinander.<br />
Die weniger geschädigten Ecksteine wurden mit Titanstäben<br />
und Titanplatten gesichert. Dabei wurden<br />
gerollte Gewindestäbe diagonal über Kreuz<br />
durch die Ecksteine geführt. Mit einem Titanschuh<br />
an der Strebenrippe auf der Innenseite des Turmhelms<br />
und mit Titanplatten auf der Aussenseite<br />
links und rechts der Krabben, wurden die Stäbe<br />
mit einem vorgegebenen Drehmoment verspannt.<br />
Gegen den optisch störenden Silberglanz wurde<br />
das Titan mit einem elektrolytischen Oberflächenveredelungsverfahren<br />
behandelt und erhielt<br />
dadurch eine an den Stein des Turms angepasste<br />
Farbe. Auch die mittelalterlichen eisernen Ringanker<br />
wurden auf Schäden hin untersucht, aber nur<br />
wenige Stellen mussten instand gesetzt werden,<br />
denn die freigelegten Endhaken und Ankerstangen<br />
zeigten ein gutmütiges Korrosionsverhalten.<br />
ROMANZEMENT FÜR DIE FUGEN<br />
Parallel zu den Arbeiten an den Ecksteinen erfolgten<br />
konservierende Massnahmen. Der 46 Meter<br />
hohe Turmhelm besteht aus rund 2000 Steinteilen.<br />
Über 80 Prozent des Sandsteins sind im<br />
Originalzustand erhalten. Viereinhalb Kilometer<br />
Fugen durchziehen das lichte Bauwerk. Über 90<br />
Prozent der Fugen hatten schadhafte Oberflächen<br />
und mussten mit rein mineralischem, hochhydraulischem<br />
Romanzement saniert werden. Die<br />
Steinoberflächen wurden mit substanzschonendem<br />
Rotations-Trockenverfahren gereinigt. Flechten<br />
und Moose wurden mit Niederdruckstrahl- und<br />
Dampfstrahlgeräten entfernt. Die Steinfestigung<br />
erfolgte mit Kieselsäureester 300 durch Spritzen<br />
oder Pipetten. Schalen, Risse und Hohlstellen wurden<br />
mit Injektionen verfüllt. Bruchstücke wurden<br />
mit Silikatkleber gesichert, je nach Anforderung<br />
kombiniert mit einer Vernadelung durch Titangewindestäbe<br />
unterschiedlicher Durchmesser.<br />
Kleinere Fehlstellen wurden mit einer Kieselsol<br />
gebundenen und farblich angepassten Kittungsmasse<br />
ergänzt.<br />
Vor allem an Stellen früherer Turmsanierungen<br />
in den 1920er und 1970er Jahren mussten Steine<br />
ausgetauscht werden. So wurden alle Vierungen<br />
aus Allmendsberger Sandstein ersetzt. Er hat den<br />
Am Turmhelm des Freiburger<br />
Münsters sind über 80 Prozent<br />
des Sandsteins aus dem<br />
Mittelalter erhalten.<br />
Links: Einen der Ecksteine, die<br />
durch Kopien aus Neckartäler<br />
Sandstein ersetzt werden<br />
mussten, fertigte Hüttenmeister<br />
Ramon Keller aus Basel.<br />
05/18<br />
21
Urs Bridevaux AG<br />
Steinrestaurierungen | Steinergänzungsmörtel<br />
Stauffacherstrasse 130g | 3014 Bern | Schweiz<br />
T +41 31 333 61 31 | F +41 31 333 61 32<br />
www.bridevaux.ch | info@bridevaux.ch<br />
Mineralischer Steinergänzungsmörtel für<br />
Weichsandstein, Hartsandstein<br />
und Kalkstein<br />
139 verschiedene Farben<br />
Web-Shop www.bridevaux.ch<br />
In einem Gebäude aus der Jahrhundertwende führt die Firma Breguet<br />
die Tradition und das Wissen zur Herstellung von Metallbuchstaben<br />
weiter.<br />
Nun hat die 2. Generation die Führung übernommen. Für die<br />
Equipe, welche dem Betrieb seid über 20 Jahren die Treue hält,<br />
zählt die Begeisterung für ein Schweizer Qualitätsprodukt sowie der<br />
Kundenservice auf hohem Niveau.<br />
www.breguet-lettres.ch<br />
Baerlocher_Anzeigenserie_188x128mm.qxd 04.02.2011 16:07 Uhr Seite 3<br />
Massive Werksteine und<br />
filigrane Maßwerke.<br />
Graugrün und homogen.<br />
Ein Stein wie der andere.<br />
RorschacherSandstein<br />
EIN SCHWEIZER NATURWERTSTEIN ®<br />
Bärlocher Steinbruch & Steinhauerei AG, CH-9422 Staad, www.baerlocher-natursteine.ch<br />
22 05/18
Restaurierung<br />
TURMFINALE MIT PROGRAMM<br />
Mit einem Turmfinale feiert der Freiburger<br />
Münsterbauverein vom 12. bis 14. Oktober<br />
<strong>2018</strong> das Ende der Sanierungsarbeiten am<br />
Münsterturm. Auf dem Programm stehen die<br />
«Nacht des offenen Turms» mit Musik und Lichtinstallationen<br />
am Freitag ab 18 Uhr, ein Kinderprogramm,<br />
Führungen, eine Steinauktion und<br />
ein Vortrag am Samstag sowie ein Dankgottesdienst<br />
und ein Konzert der Mädchenkantorei<br />
im Münster am Sonntag. Ab diesem Wochenende<br />
sind dann auch die Besucherplattform<br />
des Münsterturms und die umgebaute Türmerstube<br />
wieder zugänglich. Auch die Reinigung<br />
der 209 biblischen Figuren in der Vorhalle des<br />
Münsters wird dann abgeschlossen sein.<br />
Infos unter www.muensterbauverein-freiburg.de<br />
geringsten Quarzanteil aller am Turm verbauten<br />
Sandsteine sowie eine sehr hohe Wasseraufnahme<br />
und Porosität. Ersetzt wurden die Vierungen<br />
mit dem wesentlich widerstandsfähigeren<br />
Neckar täler Buntsandstein.<br />
COMPUTERMODELL ALS ARCHIV<br />
Ungewöhnlich war das Aufmassverfahren, mit<br />
dem profilierte, an der Oberfläche stark beschädigte<br />
Steine im eingebauten Zustand vermessen<br />
wurden. Durch die Neigung und die ständigen Bewegungen<br />
des Gerüsts waren moderne Vermessungsverfahren<br />
mit Lasergerät und Tachymeter<br />
ungeeignet. Mit einer Plexiglasscheibe als Hilfsebene<br />
und einem in einem Plexiglasrohr fixierten<br />
Laserpointer konnte das Profilwerkstück punktgenau<br />
abgefahren und zeichnerisch im Massstab 1:1<br />
wiedergegeben werden. Aus dieser Vorlage wurden<br />
auf dem Reissboden Schablonen hergestellt.<br />
Archiviert ist die Sanierung in einem virtuellen<br />
3-D Computermodell des Turmhelms, das in<br />
Restaurator Luzius Kürten (links) und Betriebsleiter Thomas<br />
Laubscher waren seit 2006 mit der Sanierung des Turmhelms am<br />
Freiburger Münster beschäftigt.<br />
Zusammenarbeit mit dem baden-württembergischen<br />
Landesamt für Denkmalpflege durch das<br />
Ingenieurbüro Barthel und Maus in München erstellt<br />
wurde. Es bildet sämtliche Steinteile, Fugen<br />
und Schäden nach. Dafür wurde eine Softwareapplikation<br />
auf Basis von AutoCAD für die digitale<br />
Schadenskartierung mittels Tablet entwickelt.<br />
Durch die Analyse der Schadensbilder lassen sich<br />
die Ursachen besser verstehen. Auch Windlasten<br />
lassen sich mit dem virtuellen Computermodell<br />
exakter berechnen. Für die Datenverwaltung des<br />
3-D Modells wurde eine App programmiert. Mit ihr<br />
können einzelne Elemente und ihre Eigenschaften<br />
jederzeit abgerufen werden. Alle Untersuchungen,<br />
Massnahmen, Dokumentationen und<br />
Berichte sind gespeichert und mit den einzelnen<br />
Steinen verknüpft. Damit erleichtert das virtuelle<br />
Modell in Zukunft auch die Überwachung der<br />
Bausubstanz.<br />
Oben: Die Turmpyramide<br />
des Freiburger Münsters ist<br />
ein gotisches Meisterwerk<br />
aus 2165 Steinteilen.<br />
05/18<br />
23
Historische Friedhöfe<br />
«HISTORISCHE FRIEDHÖFE» ‒ EINE<br />
KOMPLIZIERTE DEFINITIONSFRAGE<br />
ES GIBT IM DEUTSCHSPRACHIGEN RAUM ZAHLREICHE ORTE, DIE ALS «HISTORISCH» BEZEICHNET WERDEN. DARUN-<br />
TER BEFINDEN SICH IMMER MEHR FRIEDHÖFE, DIE DIESES LABEL OFFIZIELL TRAGEN. DIE FRAGE, NACH WELCHEN<br />
KRITERIEN DIESE BEZEICHNUNG VERGEBEN WIRD, SOLL UNS HIER KURZ BESCHÄFTIGEN. Lambrini Koutoussaki<br />
sein und sich auf die verstorbene Person und ihre<br />
Tätigkeit, auf die Architektur oder gar auf das gesamte<br />
Konzept des Monuments beziehen. Liegen<br />
mehrere solche Monumente beisammen, spricht<br />
man heute oft von einem historischen Friedhof.<br />
Oft, ja vielleicht sogar in den meisten Fällen, fusst<br />
diese Bezeichnung nicht auf einer offiziellen Anerkennung.<br />
Wer oder was bestimmt also die Historizität<br />
eines Friedhofs oder einer Grabstätte, eines<br />
Grabmals?<br />
Oben: Ältester Teil des<br />
Friedhofs Beauregard,<br />
Neuchâtel.<br />
Fotos: Lambrini Koutoussaki<br />
Rechts: Historisches Grabmal<br />
im Friedhof Sihlfeld,<br />
Zürich<br />
Sucht man in Wörterbüchern nach Definitionen<br />
des Begriffes «historisch», beziehen sich diese vorwiegend<br />
auf das Geschichtliche. Je nach Thematik<br />
birgt der Begriff aber eine weit grössere Komplexität.<br />
Dies wird deutlich, wenn man beispielsweise<br />
von historischen Ortschaften oder wie im vorliegenden<br />
Fall von historischen Friedhöfen spricht.<br />
Es ist nicht einfach, die Entwicklung des Begriffs<br />
«historisch» in Bezug auf Friedhöfe zeitlich eindeutig<br />
zu bestimmen. Sicherlich aber kann man eine<br />
Verbindung zur Entwicklung des Friedhofs als «Besucherattraktion»<br />
herstellen. Schon die antiken<br />
Quellen berichten von Reisen berühmter Persönlichkeiten,<br />
die mit dem Ziel, die Grabstätten ihrer<br />
Vorfahren oder sonstiger berühmter Männer zu<br />
besuchen, unternommen wurden. Zahlreiche dieser<br />
Stätten sind noch heute erhalten, man denke<br />
nur an die Grabmäler entlang der Via Appia in Rom.<br />
In der modernen Zeit lässt sich die Bezeichnung<br />
«historisch» vorerst auf einzelne Monumente eines<br />
bestimmten Friedhofs beziehen. Das Interesse am<br />
konkreten Monument kann vielfältig begründet<br />
FRIEDHÖFE ALS KULTURELLES ERBE<br />
Die Unesco-Weltkulturerbe-Liste umfasst auch einige<br />
Friedhöfe, die vorneuzeitlichen Epochen angehören<br />
(Mittelalter, Antike). Betrachtet man die<br />
heute geltenden Aufnahmekriterien für ein Kulturgut,<br />
wozu ja zweifellos auch die Friedhöfe gehören,<br />
dann sind mehrere Aspekte hervorzuheben. Ausschlaggebend<br />
sind die Einzigartigkeit, die Originalität<br />
und die Bedeutung der Stätte bzw. des Denkmals,<br />
wobei die historischen, die künstlerischen<br />
und die wissenschaftlichen Aspekte auf universell<br />
anerkannten Kriterien beruhen. Bis jetzt wurde kein<br />
Friedhof der Moderne (seit Ende des 18./Anfang des<br />
19. Jahrhunderts) in das Weltkulturerbe aufgenommen;<br />
die Aufnahme solcher Friedhöfe in ein Inventar<br />
bleibt vorerst Sache des jeweiligen Landes oder gar<br />
der Gemeinde. Dies ist insofern verständlich, als<br />
die Bedeutung dieser Stätten meistens nur auf ein<br />
Land oder eine Region begrenzt ist und folglich zur<br />
einheimischen Geschichte gehört. In diesen Fällen<br />
bezieht sich der Begriff «historisch» einerseits auf<br />
die örtliche bzw. regionale Bedeutung; andererseits<br />
bringt er aber auch zum Ausdruck, dass die<br />
so bezeichnete Stätte als schutzwürdig und erhaltenswert<br />
betrachtet wird.<br />
Viele europäische Länder ‒ Frankreich und<br />
Deutschland gelten in diesem Zusammenhang als<br />
Pioniere ‒ und insbesondere Städte bemühen sich<br />
um dieses einheimische materielle und immaterielle<br />
kulturelle Erbe. Das Interesse daran wächst stän-<br />
24 05/18
Historische Friedhöfe<br />
dig. In Frankreich gehören mehr als siebzig Friedhöfe<br />
zu den «Monuments historiques de France», in<br />
Deutschland sind es inzwischen mehr als hundert,<br />
welche den Status des «Historischen Friedhofs» erhalten<br />
haben. 1 Die inzwischen denkmalgeschützten<br />
Friedhöfe wurden nach ähnlichen Kriterien wie<br />
das Unesco-Kulturerbe inventarisiert und die meisten<br />
davon verfügen heute über eine eigene Homepage.<br />
Bei den Kriterien sind klare kulturelle und<br />
gesellschaftliche Aspekte berücksichtigt worden.<br />
HISTORISCHE FRIEDHÖFE IN DER SCHWEIZ<br />
In der Schweiz gibt es noch nichts Vergleichbares,<br />
obwohl mehrere Studien über einige ‒ vor<br />
allem städtische ‒ Friedhöfe erarbeitet wurden.<br />
Ein ernsthafter Versuch in diesem Sinne ist vor ein<br />
paar Jahren durch das wissenschaftliche Komitee<br />
«Historische Friedhöfe der Schweiz» des ICOMOS<br />
Suisse gestartet worden und aktuell im Gange. Das<br />
Projekt sieht eine kommentierte Katalogisierung<br />
von Schweizer Friedhöfen mit unterschiedlichen<br />
kulturgeschichtlichen Eigenschaften vor, die von<br />
lokaler oder gar nationaler Bedeutung sind oder<br />
sein könnten. Bei den Diskussionen, die innerhalb<br />
des Komitees über den Begriff «historisch» geführt<br />
wurden, war einer der zentralen Punkte die<br />
Prüfung der allgemein und aktuell gültigen Kriterien.<br />
Man konnte von Anfang an feststellen, welche<br />
Schwierigkeiten bei der Erstellung einer solchen<br />
Liste bestehen, vor allem bei der Einteilung in verschiedene<br />
Kategorien und Unterkategorien.<br />
KRITERIEN FÜR EINEN «HISTORISCHEN»<br />
FRIEDHOF<br />
Die untersuchten Anlagen werden als vielfältige<br />
und zugleich jeweils eine Einheit bildende Kulturlandschaften<br />
betrachtet, deren einzelne Bestandteile<br />
(Sektoren, Monumente, Grabstätten oder<br />
Grabsteine) konkret die Bezeichnung «historisch»<br />
rechtfertigen können. Es wurde ebenfalls ersichtlich,<br />
dass als erstes die Geschichte jedes Friedhofs<br />
und seiner Umgebung mit Hilfe der Gemeinde erforscht<br />
werden muss. Trotz grosser Hilfsbereitschaft<br />
erwies sich die Zusammenstellung der<br />
Dokumentation öfters als schwierig, da in vielen<br />
Fällen die Archive (Pläne, Studien usw.) aus der<br />
Zeit der Anlegung des Friedhofs nicht mehr vorhanden<br />
sind. Zwar verfügen die grösseren Friedhöfe<br />
(z. B. Hörnli in Basel oder Sihlfeld in Zürich)<br />
über eine ausreichende Dokumentation, doch die<br />
kleineren stehen oft weniger gut da, trotz «historischen»<br />
Merkmalen. Zweifellos bedeuten diese<br />
Nachforschungen einen grossen Aufwand und die<br />
Zeit dazu ist oft begrenzt, dennoch ist die entsprechende<br />
Investition wesentlich und unabdingbar<br />
für die Klärung der historischen Bedeutung.<br />
Wichtige Kriterien einer gerechten Beurteilung<br />
sind der Erhaltungszustand einer Friedhofsanlage,<br />
der Umgang der zuständigen Behörden mit ihr,<br />
wie auch die Sensibilisierung und das Engagement<br />
der Bürger. 2 Als «Ort der Erinnerung» stehen in einem<br />
Friedhof das vergangene Menschenleben und<br />
die damit verbundenen Gefühle im Mittelpunkt.<br />
GEFÄHRDUNG VON MEHREREN SEITEN<br />
Auf vielen Friedhöfen ist der Verfall nicht mehr zu<br />
übersehen. Und schlimmer noch: Viele Friedhofsanlagen<br />
wurden inzwischen mit der Begründung<br />
von Bevölkerungswachstum oder steigenden Restaurierungskosten<br />
oder zugunsten von Immobiliengeschäften<br />
aufgehoben und sogar überbaut!<br />
Eine erfreuliche Initiative ist vor mehreren Jahren<br />
von einigen Friedhofsämtern ergriffen worden,<br />
in deren Folge besondere Grabstätten, meistens<br />
einer lokalen Persönlichkeit oder sonst eines Prominenten,<br />
als «historische Denkmäler» bezeichnet<br />
wurden. Die Unterhaltskosten werden somit<br />
von der Gemeinde getragen. Auch die Vermietung<br />
von historischen Grabstätten ist inzwischen eine<br />
Tatsache. Dazu kommen die zahlreichen Anlässe,<br />
die heute vermehrt organisiert werden, um<br />
die nötigen Gelder zu sichern. Es bleibt aber zu<br />
bedenken, inwiefern solche Aktionen noch ethischen<br />
Grundsätzen entsprechen. Zu den fragwürdigen<br />
Entwicklungen zählt auch die zunehmende<br />
Vermarktung von Friedhöfen als touristische<br />
Attraktionen – beispielsweise wenn im Internet<br />
und in anderen Medien von «den schönsten» oder<br />
«sehenswerten» Friedhöfen berichtet wird. Dieser<br />
Aspekt bedarf ganz bestimmt weiterer Diskussionen<br />
und es muss unbedingt definiert werden, was<br />
das konkret für die Schweizer Friedhöfe bedeutet.<br />
Dies soll eines der wichtigsten Anliegen des obengenannten<br />
Komitees bleiben.<br />
1<br />
Dazu: Cimetières et tombeaux<br />
– patrimoine funéraire<br />
français, 2016 ; Historische<br />
Friedhöfe in Deutschland.<br />
Bund Heimat und Umwelt in<br />
Deutschland (BHU), 2007.<br />
2<br />
Vor allem in Deutschland<br />
und Frankreich sind in den<br />
letzten 20 Jahren mehrere<br />
Stiftungen gegründet worden.<br />
05/18<br />
25
Ausstellung<br />
ZEITLOSE KLASSIK<br />
EINE WERKSCHAU DES MUSEO VINCENZO VELA IN LIGORNETTO RUFT DEN SCHWEIZER<br />
BILDHAUER CARL BURCKHARDT (1878 ‒ 1923) IN ERINNERUNG. VON DEZEMBER <strong>2018</strong> BIS<br />
MÄRZ 2019 WIRD SIE AUCH IM KUNSTMUSEUM BASEL ZU SEHEN SEIN. Jens Steiner<br />
Oben: «Amazone mit Ross»,<br />
Gipsabguss nach Tonmodell,<br />
1923, Skulpturhalle<br />
Basel (es gibt drei Bronzegüsse;<br />
einer steht am Grossbasler<br />
Brückenkopf der<br />
Mittleren Rheinbrücke, ein<br />
zweiter bei der Hochschule<br />
St. Gallen, der dritte stand<br />
in Berlin und wurde im<br />
Zweiten Weltkrieg zerstört),<br />
Foto: Museo Vincenzo Vela/<br />
Ruedi Habegger<br />
Kunsthistoriker sind sich über den hohen künstlerischen<br />
Wert von Carl Burckhardts bildhauerischen<br />
Arbeiten weitgehend einig. Dennoch ist Burckhardt<br />
heute fast vergessen, die letzte Gesamtschau fand<br />
1978 in Basel statt. Dass ausgerechnet das Museo<br />
Vincenzo Vela in Ligornetto nun eine gross angelegte<br />
Werkschau organisiert hat, ist kein Zufall. Hier,<br />
im Mendrisiotto, der «Toskana der Schweiz», liess<br />
sich Burckhardt, der sich seit seiner ersten Italienreise<br />
stets nach unserem südlichen Nachbarland<br />
gesehnt hatte, Anfang der 1920er-Jahre nieder. Die<br />
Ausstellung mit dem Titel «Echi dall’antichità / Zeitlose<br />
Klassik», von Dezember <strong>2018</strong> bis März 2019<br />
in leicht geänderter Form auch im Kunstmuseum<br />
Basel zu sehen, setzt den Schwerpunkt auf die bildhauerischen<br />
Werke Burckhardts.<br />
EIN KLASSISCHER WERDEGANG<br />
1878 in Lindau (ZH) geboren und in Basel aufgewachsen,<br />
geht Carl Burckhardt früh nach München<br />
und lernt dort die Kunst von Adolf von Hildebrand<br />
und Max Klinger kennen. Beide Künstler werden<br />
für ihn sehr prägend sein. In München besucht er<br />
die berühmte Malschule von Heinrich Knirr, 1899<br />
macht er sich nach Italien auf und richtet schliesslich<br />
in Rom ein Atelier ein. Die Antike mit ihren Topoi<br />
wird fortan eine wichtige thematische Inspiration.<br />
Werke wie «Zeus und Eros» (1901-4), «Venus»<br />
26 05/18
Ausstellung<br />
(1905-9), «Amazonenjagd» (1906) und viele mehr<br />
legen Zeugnis davon ab.<br />
1904 kehrt er nach Basel zurück und bekommt<br />
vom Architekten Karl Moser (der damals schon etabliert<br />
ist, seine bekannten Arbeiten wie Universität<br />
Zürich oder Michaelskirche in Zug aber noch vor<br />
sich hat) sogleich einen ersten grossen Auftrag.<br />
Er soll eine Christusfigur für das Portal der Basler<br />
Pauluskirche gestalten. Die Steinarbeiten werden<br />
vom St. Galler Steinbildhauer Wilhelm Meier ausgeführt.<br />
Dass andere für ihn Hand anlegen, gilt<br />
übrigens auch für spätere Werke. Burckhardt ist<br />
ein begnadeter Plastiker, aber den Staub, den die<br />
Arbeit am Stein aufwirbelt, mag er offenbar nicht.<br />
Während die Christusfigur an der Pauluskirche<br />
und auch die kurz darauf entstehenden ‒ ebenfalls<br />
von Karl Moser beauftragten ‒ Metopen an der<br />
Fassade des Zürcher Kunsthauses (1909-14) eher in<br />
der klassizistischen Tradition nach Hildebrand stehen,<br />
findet Burckhardt mit den Personifizierungen<br />
der Flüsse Rhein und Wiese als Brunnenskulpturen<br />
(1914-21) am Badischen Bahnhof in Basel ‒ der dritte<br />
Auftrag von Karl Moser ‒ eine ganz neue Form.<br />
DIE EIGENE FORMENSPRACHE GEFUNDEN<br />
In der Reduktion der Details und der zurückgenommenen<br />
Dynamik ‒ in der Ausstellung sind<br />
Bronzeabgüsse der beiden Figuren und zahlreiche<br />
Skizzen zu sehen ‒ erinnern diese Skulpturen<br />
an Stammeskunst. Die Vereinfachung des Volumens<br />
und die Glättung der Oberflächen werden zu<br />
Burckhardts ganz eigenen Stilmerkmalen, die er in<br />
den nächsten Jahren stetig akzentuiert. Auch die<br />
Statuetten der «Badenden» (1917) und der «Knienden»<br />
(1916), die in der Ausstellung mehrfach und in<br />
verschiedenen Materialien (Mahagoni, Palisander,<br />
Marmor, Gips und Bronze) gefertigt gezeigt werden,<br />
gehören in diese Werkphase.<br />
Zwar setzt sich Burckhardt während dieser Phase<br />
intensiv mit Auguste Rodin auseinander ‒ er<br />
schreibt ein Buch und kuratiert in der Basler Kunsthalle<br />
eine Ausstellung ‒, in seinen eigenen Arbeiten<br />
aber scheint er dem Rodin-Antagonisten Aristide<br />
Maillol viel näher. Die Figuren von Rhein und Wiese<br />
sind ein Beispiel dafür und eine wichtige Station<br />
auf Burckhardts ständiger «Suche nach dem plastischen<br />
Kern», wie er es selbst nennt. Die Ausstellung<br />
in Ligornetto dokumentiert diesen Weg nicht<br />
nur mit Skulpturen, sondern auch mit zahlreichen<br />
Aquarellen sowie Kohle- und Rötelzeichnungen.<br />
Nach dem Umzug ins Mendrisiotto folgt eine<br />
Phase, in der Burckhardt sich von den reduzierten,<br />
in sich ruhenden Körpern wegbewegt. Diese<br />
kulminiert in der »Amazone mit Ross«, die 1926 am<br />
Brückenkopf der Mittleren Rheinbrücke in Basel<br />
aufgestellt wurde, dem «Grossen Tänzer» (1921)<br />
und dem «Ritter Georg» (1922), von dem 1924 ein<br />
Bronzeguss am Basler Gymnasium Leonhard platziert<br />
wurde. Die Kuratoren haben die «Amazone<br />
mit Ross» zwischen die monumentalen Werke<br />
Vincenzo Velas platziert. Der Kontrast ist verblüffend<br />
und amüsant. Die Leichtigkeit und Reduktion<br />
der Dame mit Pferd wirkt wie ein frecher Streich<br />
zwischen den pathetischen Grossplastiken des<br />
Tessiner Meisters. Ein weiterer Höhepunkt der<br />
Ausstellung ist sicherlich der «Grosse Tänzer», der<br />
in einem Bronzeguss und in einem Gipsabguss<br />
gezeigt wird.<br />
Die Schau dokumentiert den Weg eines stetig<br />
suchenden Künstlers, der in seinem kurzen Leben<br />
‒ der immerzu kränkelnde Burckhardt wurde nur<br />
45 Jahre alt ‒ ganz unterschiedliche Schaffensphasen<br />
durchlief. Es ist ein sehr lebendiges Werk, das<br />
sich unbedingt zu entdecken lohnt. Noch bis 28.<br />
Oktober in Ligornetto, ab 1. Dezember im Kunstmuseum<br />
Basel.<br />
Oben links: «Tänzer», Gipsabguss<br />
nach Tonmodell, 1921,<br />
Museo Vincenzo Vela (es<br />
gibt zwei Bronzegüsse; der<br />
eine steht im Kunstmuseum<br />
Winterthur, der andere im<br />
Kunstmuseum Basel), Foto:<br />
Museo Vincenzo Vela/Mauro<br />
Zeni<br />
Oben rechts: «Wiese»,<br />
Teilabguss nach Tonmodell,<br />
1916 oder 1918, Skulpturhalle<br />
Basel (Ausführung in<br />
Muschelkalk von 1921 vor dem<br />
Badischen Bahnhof in Basel),<br />
Foto: Museo Vincenzo Vela/<br />
Ruedi Habegger<br />
05/18<br />
27
Varia / Branchen-Info<br />
WER – WO – WAS<br />
PRONATURSTEIN VERSTÄRKT<br />
DIGITALE PRÄSENZ<br />
Die schweizerische Arbeitsgemeinschaft<br />
ProNaturstein will ihre digitale<br />
Präsenz im Internet ausbauen. Anlässlich<br />
der diesjährigen Generalversammlung<br />
vom 28. August in Romanshorn wurde ein<br />
entsprechender zusätzlicher Aufwandposten<br />
von 30‘000 Franken in das Budget<br />
<strong>2018</strong>/19 aufgenommen. Von der eigenen<br />
Webseite abgesehen hat ProNaturstein in<br />
diesen Bereich bisher eher wenig investiert.<br />
Wie Marcel Artho von dem mit dem<br />
Konzept beauftragten Marketingunternehmen<br />
Tomcat AG, St. Gallen, erklärte,<br />
sollen künftig über Social Media laufend<br />
spannende Themen gesetzt und mit Naturstein-interessierten<br />
Kreisen, insbesondere<br />
mit Architekten und Endkunden, ein<br />
gezielter direkter digitaler Dialog gesucht<br />
und gepflegt werden. Gleichzeitig soll auf<br />
der Fachmesse Swissbau, die in der bisherigen<br />
Marketingstrategie eine zentrale<br />
Rolle gespielt hat, die Präsenz etwas<br />
zurückgefahren werden. Dafür wird eine<br />
Kooperation mit dem Gärtner-Unternehmerverband<br />
JardinSuisse im Rahmen der<br />
Gartenbau- und Lifestyle-Messe Giardina<br />
2019 in Zürich starten.<br />
ProNaturstein hat im zurückliegenden<br />
Geschäftsjahr zwei weitere Ausgaben des<br />
eigenen Image-Magazins InStein publiziert<br />
und im Direktmailing sowie als Beilage<br />
zu Fachzeitschriften in einer Gesamt-<br />
auflage von rund 50‘000 Exemplaren<br />
unter Architekten, Designern, Landschaftsarchitekten<br />
und Landschaftsplanern<br />
ges treut. Für 75‘000 Franken wurden in<br />
diversen Fachzeitschriften Inserate geschaltet.<br />
Parallel dazu liess sich in mehreren<br />
Printmedien eine grössere Anzahl von<br />
redaktionellen Beiträgen platzieren. Dauerhaft<br />
präsent ist ProNaturstein ferner in<br />
der Schweizer Baumuster-Cen trale in Zürich<br />
(wo sie eine Auswahl an Natursteinmustern<br />
zeigt) sowie auf www.mtextur.ch,<br />
einem Baumaterial-Hub mit kostenlosen<br />
CAD- und BIM-Texturen.<br />
Die diesjährige Generalversammlung<br />
fand unter der Co-Leitung von Präsident Jürg<br />
Depierraz und Geschäftsführerin Melanie<br />
Nachfolger gesucht<br />
Saner am Sitz des Design- und Event-Unternehmens<br />
Dreistein AG in Ro manshorn statt.<br />
Die statutarischen Geschäfte passierten<br />
diskussionslos und einstimmig. Die Jahresrechnung<br />
schliesst bei einem Aufwand<br />
401‘260 Franken und einem Ertrag von<br />
404‘951 Franken mit einem Reingewinn von<br />
3691 Franken nahezu ausgeglichen ab.<br />
Der 1984 gegründeten Arbeitsgemeinschaft<br />
ProNaturstein gehören zurzeit 11<br />
führende schweizerische Naturstein-<br />
Werke als so genannte Vollmitglieder und<br />
weitere 25 Unternehmen (unter ihnen Lieferanten<br />
und Händler) als assoziierte Mitglieder<br />
an. Die Trägerschaft bilden fünf<br />
Fachverbände aus allen Landesteilen,<br />
unter ihnen der VSBS. (sta)<br />
Ich habe das Pensionsalter erreicht und bereite mich jetzt<br />
darauf vor, die Nachfolge für meinen Betrieb zu regeln. Als<br />
gute Existenz betreibe ich seit 1988 ein Atelier für Naturstein<br />
und Grabmalkunst, dass sich im Raum Winterthur, Tösstal<br />
Zürcher-Oberland befindet. Der Kundenstamm soll erhalten<br />
bleiben und kann der Nachfolgerin oder dem Nachfolger eine<br />
Basis für eine solide Existenz bieten.<br />
Interessenten bitten wir, sich unter Chiffre 13’374 zu melden.<br />
inMedia Services GmbH, Chiffre 13’374,<br />
Postfach 219, Talgut-Zentrum 14, 3063 Ittigen<br />
Ihr Lieferant und Partner für Diamant- und Hartmetallwerkzeuge<br />
Sigrist GmbH<br />
Kernserstrasse 27<br />
6056 Kägiswil<br />
Telefon 041 660 80 08<br />
Natel 079 641 21 60<br />
Telefax 041 661 24 50<br />
E-Mail hp.sigrist@bluewin.ch<br />
Internet www.hp-sigrist.ch<br />
DIA MANT W ERKZEUGE<br />
28 05/18
Silvan Aeschbach<br />
Robin Sager<br />
Denis Jäggi<br />
Anna Veyre<br />
Den vier Skulpturen, welche während der Sommerversammlung auf dem Vorplatz ausgestellt waren, konnte der Regen nicht viel anhaben. Die Werke waren im<br />
Sommer 2017 von den vier Lernenden Silvan Aeschbach, Denis Jäggi, Robin Sager und Anna Veyre anlässlich einer Projektwoche geschaffen worden.<br />
VSBS SOMMERVERSAMMLUNG <strong>2018</strong><br />
Am 31. August/1. September fand die<br />
traditionelle Sommerversammlung des<br />
Verbands Schweizer Bildhauer- und Steinmetzmeister<br />
statt, diesmal organisiert<br />
vom Regionalverband Mitte. Die Reise<br />
ging nach Sarnen, wo RV-Mitte-Präsident<br />
Urs Schmidt die Gäste am ersten Tag im<br />
Landenberg Zeughaus & Schützenhaus<br />
begrüsste. Das Wetter war nach vielen Wochen<br />
ausdauerndem Sonnenschein unfreundlich<br />
nass und kalt – die Gäste liessen<br />
sich nicht die Laune verderben. Zur guten<br />
Stimmung trugen auch das humorvolle<br />
Grusswort von Regierungswort Christoph<br />
Amstad und der reichgefüllte Geschenkkorb<br />
der treuen Ehrengäste Hermann Rudolph<br />
und Elke Bader aus Bayern bei.<br />
Nachdem VSBS-Präsident Ernesto<br />
Ghenzi durch den offiziellen Teil der Sommerversammlung<br />
geführt hatte, wurde<br />
zum Apéro geladen. Anschliessend folgte<br />
der QZ-Vortrag, der dieses Jahr zum letzten<br />
Mal von Ueli Gantner präsentiert wurde:<br />
Ueli Gantner tritt nach langjährigem<br />
Einsatz von seinem Amt als QZ-Präsident<br />
zurück. Qualitätszeichen erhielten Daniel<br />
Isler (drei QZ) und Robin Sager (ein QZ).<br />
Ehrengäste Hermann Rudolph und Elke Bader<br />
Am Nachmittag fanden zwei interessant<br />
gegensätzliche Kirchenbesichtigungen<br />
statt: Der ehemalige Pfarrer Thomas<br />
Gyr führte kurzweilig durch die Barockkirche<br />
Peter und Paul und die moderne<br />
Kollegikirche St. Martin.<br />
Kollegikirche St. Martin, Sarnen<br />
Abendliches Gala bankett im Hotel Krone<br />
Am zweiten Tag lud der nahegelegene<br />
Steinbruch Guber zur Besichtigung und<br />
im Anschluss daran zum Chili con Carne<br />
im warmen Trockenen – ein gemütlicher<br />
Ausklang der diesjährigen Sommerversammlung.<br />
Der VSBS dankt den Sponsoren, die<br />
durch ihre grosszügige Unterstützung ermöglicht<br />
haben, dass auch die Sommerversammlung<br />
<strong>2018</strong> für die Gäste zu einem<br />
unvergesslichen Erlebnis wurde.<br />
Die «Kunst und Stein»-Redaktion, an<br />
der Sommerversammlung verschnupft<br />
verhindert, dankt ebenfalls, und zwar<br />
Robert Heidelberger für Fotos und Textvorlage!<br />
(fmi)<br />
05/18<br />
29
Rubriktitel<br />
Agenda<br />
AGENDA<br />
AUSSTELLUNGEN / SYMPOSIEN<br />
FACHMESSEN<br />
Bis 14.10.<strong>2018</strong><br />
Bis 21.10.<strong>2018</strong><br />
Bis 28.10.<strong>2018</strong><br />
Bis 03.11.<strong>2018</strong><br />
Bis 04.11.<strong>2018</strong><br />
Kristall-Wunderkammer<br />
Sasso San Gottardo<br />
www.sasso-sangottardo.ch<br />
Hai im Stei<br />
Kabinettausstellung Naturmuseum Thurgau,<br />
Frauenfeld<br />
www.naturmuseum.tg.ch<br />
Zeitlose Klassik<br />
Carl Burckhardt (1878-1923) zwischen Basel,<br />
Rom und Ligornetto<br />
Museo Vincenzo Vela, Ligornetto<br />
www.museo-vela.ch<br />
6th Skulpturengarten<br />
Jedlitschka Gallery, Zürich<br />
www.jedlitschka-gallery.ch<br />
Bad RagARTz <strong>2018</strong> – 7. Schweizerische<br />
Triennale der Skulptur<br />
«Eile mit Weile – Verweile»<br />
Bad Ragatz / Vaduz<br />
www.badragartz.ch<br />
08.-10.11.<strong>2018</strong> denkmal<br />
Europäische Leitmesse für Denkmalpflege,<br />
Restaurierung und Altbausanierung<br />
Messe Leipzig<br />
www.denkmal-leipzig.de<br />
24.-26.01.2019 Cultura Suisse<br />
Fachmesse für Museen, Denkmalpflege und<br />
Kulturgüter<br />
BERNEXPO, Bern<br />
VERBANDSTERMINE<br />
www.cultura-suisse.ch<br />
25.10.<strong>2018</strong> Handwerk in der Denkmalpflege<br />
Informationsveranstaltung Lehrgang<br />
2019-2021<br />
Berner Fachhochschule, Biel<br />
www.handwerkid.ch<br />
08.11.<strong>2018</strong> Gedenktag der Steinmetze<br />
Kloster Fischingen<br />
www.vsbs.ch<br />
Bis 02.12.<strong>2018</strong><br />
Carrières en Valais<br />
Musée des Sciences de la Terre, Martigny<br />
www.sciencesdelaterre.ch<br />
27.08.-23.12.<strong>2018</strong> Der Basilisk, Zeus und die verschleppten<br />
Professoren<br />
Mythische Wesen und Bildniskunst des Basler<br />
Bildhauers Ferdinand Schlöth (1818-1891)<br />
Skulpturhalle Basel<br />
www.antikenmuseumbasel.ch<br />
29.11.-01.12.<strong>2018</strong> RV Aare: Weiterbildung im Eriz<br />
Porträt modellieren<br />
Kursleitung: Lucia Strub<br />
dasa.burla@bluewin.ch<br />
Melden Sie Ihre Veranstaltungen an f.mitterecker@bluewin.ch<br />
oder an vsbs@vsbs.ch<br />
Bis 20.01.2019<br />
Ferdinand Schalch<br />
Ein Leben für die Geologie<br />
Museum zu Allerheiligen, Schaffhausen<br />
www.allerheiligen.ch<br />
IMPRESSUM<br />
SEPTEMBER <strong>2018</strong> – 63. JAHRGANG<br />
Erscheint 6 Mal jährlich<br />
Herausgegeber: Verband Schweizer<br />
Bildhauer- und Steinmetzmeister VSBS<br />
ISSN 0023-5458<br />
REDAKTION / LAYOUT<br />
Franziska Mitterecker<br />
Dohlenweg 4<br />
8050 Zürich<br />
Tel. 079 194 88 78<br />
f.mitterecker@bluewin.ch<br />
VERLAG<br />
Geschäftsstelle VSBS<br />
Fachzeitschrift «Kunst+Stein»<br />
Birkenweg 38<br />
CH-3123 Belp, Tel. 031 819 08 20<br />
Fax 031 819 08 21, www.vsbs.ch<br />
ANZEIGENVERKAUF<br />
inMedia Services GmbH<br />
Talgut-Zentrum 14, Postfach 219,<br />
CH–3063 Ittigen, Tel. 031 382 11 80,<br />
whulliger@inmedia.ch, www.inmedia.ch<br />
ABONNEMENTE UND SERVICE<br />
Adressänderungen, Anfragen über<br />
Abonnemente oder Zustell probleme<br />
bitte an folgene Adresse melden:<br />
Abonnementsdienst Kunst+Stein,<br />
Industriestr. 37, CH-3178 Bösingen,<br />
Tel. 031 740 97 82<br />
DRUCK<br />
Länggass Druck AG Bern, www.ldb.ch<br />
Länggassstrasse 65, CH-3000 Bern 9<br />
Tel. 031 307 75 75, Fax 031 307 75 80<br />
JAHRESABONNEMENT<br />
VSBS-Mitglieder: CHF 85.—<br />
Nichtmitglieder: CHF 91.—<br />
Einzelnummer: CHF 16.—<br />
und Versandkosten<br />
VORSCHAU<br />
Die nächste Ausgabe «Kunst und Stein»<br />
erscheint am 30. November <strong>2018</strong> zum<br />
Thema «Waldfriedhöfe».<br />
Redaktionsschluss: 12. November <strong>2018</strong><br />
Insertionsschluss: 12. November <strong>2018</strong><br />
30 05/18
Martin Hess Natursteine GmbH Tel: +41 61 943 10 25<br />
Rössligasse 10<br />
info@hessnatursteine.ch<br />
CH-4132 Muttenz<br />
www.hessnatursteine.ch<br />
Natursteinhandel und Fachberatung seit 1998<br />
SALVISBERG KENNT STEIN.<br />
KENNEN SIE SALVISBERG?<br />
Küchenabdeckungen, Tische, Bodenplatten, Bilder,<br />
Cheminéebänke, Skulpturen, Grabsteine, Lavabos ...<br />
E. Salvisberg AG<br />
Marmor- und Granitwerk<br />
3417 Rüegsau<br />
Tel 034 460 35 35<br />
Fax 034 460 35 36<br />
info@salvisbergag.ch<br />
www.salvisbergag.ch<br />
Betriebsnachfolger gesucht<br />
Etablierte Steinbildhauerei mit guter Infrastruktur und<br />
maschinel len Einrichtungen sucht einen Betriebsnachfolger.<br />
Für einen bestens ausgebildeten Steinmetz- oder Bildhauermeister<br />
sind somit gute Voraussetzungen für die<br />
Betriebsnachfolge gegeben.<br />
Standort des Unternehmens: Nordwestschweiz.<br />
Interessenten bitten wir, sich unter Chiffre 13’385 zu melden.<br />
inMedia Services GmbH, Chiffre 13’385,<br />
Postfach 219, Talgut-Zentrum 14, 3063 Ittigen<br />
KUSTER<br />
J. & A. Kuster Steinbrüche AG Bäch<br />
8807 Freienbach, Telefon 044 787 70 70, Fax 044 787 70 71<br />
Steinbruch Guntliweid, Nuolen, Telefon 055 440 24 13<br />
Steinbruch Lehholz, Bollingen, Telefon 055 212 62 70<br />
www.kuster.biz, E-Mail info@kuster.biz<br />
BLEIWOLLE<br />
Bevorzugtes Fugenmaterial<br />
bei Steinarbeiten<br />
Scherrer Metec AG 8027 Zürich 044 208 90 60 scherrer-protec.ch<br />
05/18<br />
31
Innovative Ideen<br />
für kreative<br />
Grabmalgestaltung<br />
Stimmungsvoller<br />
Effekt, verstärkte<br />
Leuchtkraft!<br />
Laterne mit integriertem<br />
Spiegel – zeitlos<br />
schön.<br />
Der neue Strassacker<br />
TAFELKONFIGURATOR<br />
shop.strassacker.com<br />
Ernst Strassacker GmbH & Co. KG · Kunstgießerei · Staufenecker Straße 19 · 73079 Süßen<br />
Tel. +49 (0)7162 16-199 · Fax +49 (0)7162 16-375 · www.strassacker.com · sales-int@strassacker.de