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STEINBERUFE - KLEINSTBERUFE<br />

05 | <strong>2018</strong>


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UNSERE AUFGABE


Inhalt<br />

Editorial<br />

STEINBERUFE – KLEINSTBERUFE<br />

4 Steinberufe – Kleinstberufe<br />

8 7. Tagung Kleinstberufe – das verflixte<br />

siebte Jahr<br />

10 SwissSkills!<br />

14 «Wir brauchen eine starke Organisation»<br />

18 Erfolg an den EuroSkills<br />

19 Einstieg ins Berufsleben<br />

RESTAURIERUNG<br />

20 Spannende Turmsanierung<br />

HISTORISCHE FRIEDHÖFE<br />

24 «Historische Friedhöfe» – eine komplizierte<br />

Definitionsfrage<br />

AUSSTELLUNG<br />

26 Zeitlose Klassik<br />

VARIA / BRANCHEN-INFO<br />

28 Vermisstmeldung<br />

28 ProNaturstein verstärkt digitale Präsenz<br />

29 Sommerversammlung <strong>2018</strong><br />

AGENDA<br />

30 Ausstellungen / Fachmessen / Verbandstermine<br />

TITELBILD<br />

Der Verband Schweizer Bildhauer und Steinmetzmeister<br />

VSBS war als Mitglied des «Netzwerks<br />

Kleinstberufe» mit einem eigenen Stand der<br />

Steinbildhauer an den SwissSkills <strong>2018</strong> in Bern<br />

vertreten. Beitrag S. 10-13.<br />

Foto: Franziska Mitterecker<br />

LIEBE LESERIN<br />

LIEBER LESER<br />

Das Fachwissen und handwerkliche Können von<br />

Steinbildhauer/innen und Steinmetz/innen zählt<br />

zum immateriellen Kulturerbe der Schweiz. Was dies<br />

für Berufsleute abseits der Werkbank bedeutet, untersuchen<br />

wir in dieser Ausgabe<br />

etwas genauer. Denn<br />

was im Hintergrund – in der<br />

Politik, im Berufsverband –<br />

vor sich geht, hat direkte<br />

Auswirkungen auf den Berufsalltag.<br />

Will ich als Steinbildhauerin beispielsweise<br />

einen Lehrling ausbilden, habe ich gleich mehrere<br />

Probleme: 1) Wo bekomme ich ihn oder sie her?<br />

Viele Jugendliche in der Berufswahlphase wissen ja<br />

nicht einmal mehr, was ein Steinbildhauer überhaupt<br />

ist. 2) Wie finde ich mich in den zehntausend<br />

Reglementen und Formularen zurecht, nach denen<br />

ich mich von Amtes wegen richten muss? Und wenn<br />

ich es geschafft habe, mich zurechtzufinden: Wie<br />

kann ich diese Auflagen als Klein- oder Kleinstbetrieb<br />

erfüllen? 3) Wie kann ich mir die Ausbildung<br />

eines Lehrlings leisten?<br />

Dies sind typische Probleme nicht nur von Steinbildhauern,<br />

sondern vielen Kleinstberufen. Und die Liste<br />

ist damit keineswegs zu Ende. Vor einigen Jahren<br />

haben sich mehrere Kleinstberufe-Verbände, darunter<br />

auch der VSBS, zusammengeschlossen, um zu<br />

versuchen, für gemeinsame Probleme gemeinsam<br />

Lösungen zu finden. Dass dies ein überaus erfolgversprechender<br />

Weg ist, zeigt die Geschichte dieses<br />

«Netzwerks Kleinstberufe», die Sie auf den folgenden<br />

Seiten in groben Zügen nachgezeichnet finden.<br />

Franziska Mitterecker, Redaktorin «Kunst und Stein»<br />

05/18<br />

3


STEINBERUFE – KLEINSTBERUFE<br />

DIE TRADITIONELLEN STEINBERUFE STEINBILDHAUER UND STEINMETZ GELTEN EINER VOM BUND IN AUFTRAG<br />

GEGEBENEN STUDIE ZUFOLGE ALS IN IHREM FORTBESTAND GEFÄHRDETE KLEINSTBERUFE. FÜR IHRE BELANGE<br />

SETZT SICH MIT GROSSEM ERFOLG DAS «NETZWERK KLEINSTBERUFE» EIN. <br />

Franziska Mitterecker<br />

1<br />

Übereinkommen zur Bewahrung<br />

des immateriellen<br />

Kulturerbes, Art. 11 a). Die<br />

aktuelle Fassung kann abgerufen<br />

werden auf www.bak.<br />

admin.ch, Rubrik «Kulturerbe».<br />

2<br />

Ebd. Art. 2, Absatz 3.<br />

3<br />

Die Studie kann ebenfalls<br />

über die Homepage des BAK<br />

abgerufen werden.<br />

Das Fachwissen des Steinbildhauers, der Steinmetzin<br />

und des Steinwerkers zählt zum immateriellen<br />

Kulturerbe der Schweiz. Dies ist, stützt<br />

man sich auf offizielle Angaben des Bundesamts<br />

für Kultur (BAK), weit mehr als schöner Klang:<br />

2008 ratifizierte die Schweiz das UNESCO-Übereinkommen<br />

zur Bewahrung des immateriellen<br />

Kulturerbes und verpflichtete sich damit, «die<br />

erforderlichen Massnahmen zur Bewahrung des<br />

[…] immateriellen Kulturerbes zu ergreifen». 1 Das<br />

Übereinkommen präzisiert: «Unter ‘Bewahrung’<br />

sind Massnahmen zu verstehen, die auf die Sicherung<br />

der Lebensfähigkeit des immateriellen Kulturerbes<br />

gerichtet sind, einschliesslich der Identifizierung,<br />

der Dokumentation, der Erforschung,<br />

der Erhaltung, des Schutzes, der Förderung, der<br />

Aufwertung, der Weitergabe, insbesondere durch<br />

formale und informelle Bildung, sowie der Neubelebung<br />

der verschiedenen Aspekte dieses Erbes.»<br />

2<br />

ERSTE SCHRITTE DES BUNDES…<br />

Ist die Schweiz dieser Verpflichtung nachgekommen?<br />

Wir beschränken uns im Folgenden auf das<br />

traditionelle Handwerk als Teilbereich des immateriellen<br />

Kulturerbes. Erste Schritte wurden tatsächlich<br />

zügig in die Wege geleitet: Der Bund gab<br />

eine Studie in Auftrag, welche die in der Schweiz<br />

ausgeübten traditionellen Handwerke identifizieren<br />

und ihre Lage untersuchen sollte.<br />

Die Ergebnisse des Forschungsmandats «Traditionelles<br />

Handwerk» wurden im Frühling 2011<br />

publiziert. 3 137 traditionelle Handwerksberufe,<br />

darunter auch die drei eingangs genannten Steinberufe,<br />

wurden als gefährdet eingeschätzt und<br />

verschiedenen Gefährdungsgraden zugeteilt. 4<br />

Die gefährdeten Berufe sind ganz überwiegend<br />

Kleinstberufe mit geringen personellen (meist<br />

auch finanziellen) Ressourcen. Dieser Mangel an<br />

Ressourcen führt dazu, dass die staatlich gesetzten<br />

Rahmenbedingungen, beispielsweise in der<br />

4 05/18


Steinberufe – Kleinstberufe<br />

WAS IST EIN KLEINSTBERUF?<br />

Zu den «Kleinstberufen» zählen Berufe, welche die folgenden Kriterien mehrheitlich erfüllen:<br />

→ Ausbildung<br />

Gesamtschweizerisch über alle Lehrjahre hinweg maximal 40 (dreijährige Ausbildungen) bzw. 60<br />

(vierjährige Ausbildungen) Lernende; nur eine Klasse pro Lehrjahr. Mit der geringen Zahl Lernender<br />

verbunden sind weitere Merkmale wie mehrsprachiger Unterricht, interkantonale Berufsfachschulen<br />

und interkantonale überbetriebliche Kurse, ein einziges nationales Kompetenzzentrum. Viele<br />

Kleinstberufe haben darüber hinaus keine direkt weiterführenden Angebote der Höheren Berufsbildung.<br />

→ Verband<br />

Die Verbände von Kleinstberufen sind überwiegend im Milizsystem organisiert. Mehrfachfunktionen<br />

sind die Regel. Die Bewältigung obligatorischer administrativer Aufgaben bindet einen Grossteil der<br />

finanziellen Mittel.<br />

Berufsbildung, für sie häufig eine kaum zu bewältigende<br />

Herausforderung darstellen. Ohne Berufsbildung<br />

kein Nachwuchs. Ohne Nachwuchs: stirbt<br />

der Beruf aus.<br />

137 gefährdete Berufe: eine hohe Zahl. Globalisierung<br />

und technologischer Wandel, die beiden<br />

Hauptverursacher der Gefährdung, lassen sich<br />

nicht rückgängig machen. Die Bedeutung der<br />

traditionellen Handwerksberufe ist jedoch nicht<br />

nur kulturell, sondern auch volkswirtschaftlich<br />

immens. Staatliches Handeln tue not, schloss die<br />

Studie. Und schlug auch gleich gezielte Massnahmen,<br />

insbesondere in den Bereichen Kultur- und<br />

Bildungspolitik, zur Förderung der gefährdeten<br />

Handwerke vor.<br />

Daraufhin geschah dann allerdings von Seiten<br />

der zuständigen Bundesämter nichts mehr. Es<br />

wurde beispielsweise nicht für nötig befunden,<br />

die Verbände der in der Studie als gefährdet erfassten<br />

Handwerksberufe zu informieren. Ein Vertreter<br />

eines solchen Berufes, der auf die Studie<br />

aufmerksam gemacht worden war und beim BAK<br />

nachfragte, was denn nun unternommen würde,<br />

bekam zur Auskunft, man wolle erst einmal die<br />

Reaktionen abwarten und dann weiterschauen.<br />

Unbeantwortet blieb die Frage, woher diese Reaktionen<br />

kommen sollten, wenn die Betroffenen<br />

nicht informiert wurden.<br />

… UND EIGENINITIATIVE DER KLEINSTBERUFE<br />

Zum Glück sprangen an diesem Punkt engagierte<br />

Einzelpersonen in die Bresche. Hans-Heini Winterberger<br />

vom Eidgenössischen Hochschulinstitut<br />

für Berufsbildung (EHB) in Zollikofen sorgte für<br />

eine erste Streuung der Studie. Unter den Empfängern<br />

befand sich Walter Leist, damals Präsident<br />

der IG Musikinstrumentenbauer (IGMIB). Walter<br />

Leist, der die Bedeutung und weitreichenden<br />

Implikationen dieser Studie für die traditionellen<br />

Handwerksberufe sofort erkannte, setzte alle Hebel<br />

in Bewegung. Er brachte Vertreterinnen und<br />

Vertreter von Bund und Kantonen an einen Tisch<br />

und erreichte, dass 2012 im EHB eine erste Tagung<br />

für Kleinstberufe einberufen werden konnte. An<br />

dieser ersten Tagung wurde der Grundstein gelegt<br />

für den Zusammenschluss von Kleinstberufen<br />

in einem Netzwerk, welches in den vergangenen<br />

sechs Jahren mit Beharrlichkeit und unermüdlichem<br />

Einsatz viele Steine ins Rollen gebracht hat.<br />

PROJEKT «NETZWERK KLEINSTBERUFE»<br />

Der zunächst informelle Zusammenschluss, in<br />

welchem sich die Vertreterinnen und Vertreter der<br />

Kleinstberufe im Bewusstsein der Dringlichkeit der<br />

Situation rein ehrenamtlich engagierten, angetrieben<br />

vom unbedingten Willen, ihre Berufe zu stärken<br />

und langfristig lebensfähig zu halten, mündete 2015<br />

in einen Antrag beim Staatssekretariat für Bildung,<br />

Forschung und Innovation (SBFI). Seit 2016 wird<br />

das Projekt «Netzwerk Kleinstberufe» vom SBFI mit<br />

einer auf vier Jahre beschränkten Anschubfinanzierung<br />

unterstützt. Bis zum Jahr 2020 soll das «Netzwerk<br />

Kleinstberufe» feste Strukturen aufgebaut<br />

haben und finanziell selbsttragend sein.<br />

Was will das «Netzwerk Kleinstberufe»?<br />

ZIELE DES «NETZWERKS KLEINSTBERUFE»<br />

Das langfristige Endziel und damit der eigentliche<br />

Zweck des «Netzwerks Kleinstberufe» ist die Sicherung<br />

von ausreichendem – und geeignetem!<br />

– Berufsnachwuchs. Unabdingbare Voraussetzung<br />

hierfür ist Sichtbarkeit – wenn Jugendliche<br />

nicht wissen, was ein Steinbildhauer ist und was<br />

er tut, werden sie den Weg zur offenen Steinbildhauer-Lehrstelle<br />

auch bei bestmöglicher Eignung<br />

nicht finden. Das «Netzwerk Kleinstberufe» verhilft<br />

seinen Mitgliedern zu ebendieser Sichtbarkeit. Die<br />

Liste des in dieser Hinsicht bereits Erreichten ist<br />

lang und beeindruckend: eine eigene Homepage,<br />

ein eigener Newsletter, gemeinsame öffentliche<br />

Auftritte, jährliche Tagungen, Forschungsprojekte<br />

des EHB, Berichte in Printmedien und Fernsehen.<br />

4<br />

Zählt man auch die Handwerke<br />

ohne berufliche<br />

Grundbildung hinzu, kommt<br />

die Studie auf eine Gesamtzahl<br />

von 307 gefährdeten<br />

Handwerken.<br />

05/18<br />

5


Steinberufe – Kleinstberufe<br />

Mit Sichtbarkeit allein ist es allerdings nicht getan.<br />

Talentierte und zielstrebige junge Menschen<br />

verlangen nach einer qualitativ hochwertigen<br />

Ausbildung und an diese anknüpfenden Weiterbildungsmöglichkeiten.<br />

Die meisten Kleinstberufe<br />

kommen bereits mit der Gewährleistung der<br />

Grundausbildung an die äussersten Grenzen ihrer<br />

Ressourcen. Durch Bündelung von Ressourcen<br />

und Kompetenzen kann das «Netzwerk Kleinstberufe»<br />

hier Unterstützung bieten und darüber<br />

hinaus leisten, woran ein einzelner Kleinstberuf<br />

scheitert. So ist beispielsweise die Entwicklung<br />

eines gemeinsamen Angebots der Höheren Berufsbildung<br />

ein wichtiges Ziel. Erste Gespräche zu<br />

möglichen Inhalten haben bereits stattgefunden.<br />

Für effiziente Koordination und Wissensaustausch<br />

zwischen den Kleinstberufen sieht das<br />

Projekt «Netzwerk Kleinstberufe» die Einrichtung<br />

einer gemeinsamen Geschäftsstelle vor. Diese soll<br />

nach Ablauf der Projektphase als zentrale Drehscheibe<br />

und Dienstleisterin allen Mitgliedern des<br />

Netzwerks gleichermassen zugutekommen.<br />

GEMEINSAM STARK<br />

Gemeinsamer Auftritt für verbesserte Sichtbarkeit<br />

einerseits, Bündelung von Ressourcen und<br />

Kompetenzen für verbesserte Leistungsfähigkeit<br />

andererseits: Hierin liegt also der zentrale Nutzen<br />

des «Netzwerks Kleinstberufe». Zwei konkrete Beispiele<br />

mögen dies illustrieren.<br />

Ein allen Kleinstberuflerinnen und Kleinstberuflern<br />

vertrautes Szenario aus der Bürokratie: Ist man<br />

auf sich allein gestellt, stösst man beim Versuch,<br />

Der VSBS und das «Netzwerk Kleinstberufe»<br />

Der Verband Schweizer Bildhauer- und Steinmetzmeister VSBS ist seit den<br />

frühen Anfängen des Zusammengehens der Kleinstberufe mit dabei. Als erste<br />

Delegierte arbeitete Monika Brandenberg im Koordinationsteam (heute:<br />

Leitungs- und Koordinationsteam) mit. Der VSBS unterzeichnete 2015 als<br />

eine von vier Trägerorganisationen auch den Antrag für das Projekt «Netzwerk<br />

Kleinstberufe» an das SBFI und ist damit entscheidend für dessen Gedeihen<br />

mitverantwortlich. Letzteres im Augenblick allerdings lediglich auf<br />

dem Papier: Seit Monika Brandenbergs Rücktritt hat die Geschäftsleitung<br />

des VSBS Mühe, eine engagierte Vertretung für das «Netzwerk Kleinstberufe»<br />

zu stellen. Zu viele Kräfte sind an zu vielen Orten gebunden – wie dies<br />

ja beinahe ein Bestimmungsmerkmal für Kleinstberufe ist. Gegenwärtig ist<br />

der Platz des VSBS im Leitungs- und Koordinationsteam vakant. Wer hier<br />

(oder auch an anderer Stelle im Netzwerk) mitarbeiten möchte, meldet sich<br />

bitte beim Sekretariat: vsbs@vsbs.ch / Tel. 031 819 08 20.<br />

mit seinen Anliegen Gehör zu finden, auf grosse<br />

Schwierigkeiten. Oft ist bereits das Ausfindigmachen<br />

des zuständigen Amtes oder des erforderlichen<br />

Formulars ein Hürdenlauf; spätestens beim<br />

Versuch, letzteres richtig auszufüllen, sind graue<br />

Haare und Sorgenfalten vorprogrammiert. Hat man<br />

es schliesslich geschafft, seine Eingabe am richtigen<br />

Ort zu deponieren, wird man häufig abgewiesen<br />

oder vertröstet. Hier hat das «Netzwerk Kleinstberufe»<br />

in den vergangenen wenigen Jahren für<br />

seine Mitglieder enorme Verbesserungen bewirken<br />

können. Nicht nur kennt man das Netzwerk mittlerweile<br />

bei allen relevanten Ämtern. Seine Stimme<br />

wird auch gehört und ernst genommen, was den<br />

Eingaben seiner Mitglieder ein ungleich grösseres<br />

Gewicht verleiht. Der Netzwerk-interne Austausch<br />

über gelöste und anstehende Probleme schliesslich<br />

kann für den Einzelnen eine erhebliche Entlastung<br />

bedeuten. Dies ist auch der Hauptzweck, den die<br />

angestrebte professionell geführte Geschäftsstelle<br />

des «Netzwerks Kleinstberufe» dereinst erfüllen<br />

soll: Entlastung der Berufsleute durch schnelle und<br />

kompetente Hilfestellung.<br />

Ein Grosserfolg des gemeinsamen Voranschreitens<br />

in punkto Sichtbarkeit war die Teilnahme an<br />

den SwissSkills 2014 und <strong>2018</strong>, welche den vereinigten<br />

Kleinstberufen sehr grosses Publikums-Interesse<br />

und Medienpräsenz brachte. Und bereits<br />

2014 die Aufmerksamkeit der Organisatoren der<br />

SwissSkills: So angetan waren diese von der «Sonderschau<br />

Kleinstberufe», dass sie sich aktiv um<br />

eine Wiederholung bemühten und das «Netzwerk<br />

Kleinstberufe» für <strong>2018</strong> von sich aus einluden. Die<br />

Steinbildhauer waren in beiden Jahren mit einem<br />

eigenen Stand mit dabei; «Kunst und Stein» hat die<br />

diesjährigen Botschafter ihres ehrwürdigen alten<br />

Berufes in Bern besucht (s. Beitrag S. 10-13).<br />

DAS NETZWERK ALS SAMMEL- UND<br />

ANLAUFSTELLE<br />

Wenn das immaterielle Kulturerbe selber für seine<br />

Bewahrung sorgt und damit dem Bund Arbeit<br />

abnimmt, freut sich der Bund. Ein starkes «Netzwerk<br />

Kleinstberufe» ist deshalb klar in seinem Interesse.<br />

Darüber hinaus erfüllt das Netzwerk aber<br />

auch wichtige kommunikative Funktionen, die sowohl<br />

seinen Mitglieder-Berufen als auch Ämtern,<br />

Medien und der interessierten Öffentlichkeit das<br />

Leben ganz wesentlich erleichtern. Die Kleinstberufe-Landschaft<br />

ist nicht nur zahlenmässig umfangreich,<br />

sondern auch in hohem Masse heterogen und<br />

6<br />

05/18


Alles für den Stein<br />

Hartmetallwerkzeuge<br />

Stahlwerkzeuge<br />

unübersichtlich. Geschäftsstellen sind nicht überall<br />

vorhanden, Ansprechpersonen zum Teil nur nach<br />

langer Suche aufzuspüren oder nicht existent.<br />

Die Situation ohne «Netzwerk Kleinstberufe»:<br />

Sieht sich ein Amt vor die Aufgabe gestellt, die<br />

Kleinstberufe über eine Angelegenheit – beispielsweise<br />

die Ergebnisse einer Studie – zu informieren,<br />

hat dieses Amt ein Problem, das nicht an einem Tag<br />

zu lösen ist. Man hat ein gewisses Verständnis, wenn<br />

das Amt da lieber einmal erst «Reaktionen abwarten»<br />

will und die Studie in der Schublade versorgt.<br />

Einzelne Kleinstberufe mögen durch Zufall von der<br />

Sache erfahren, die übrigen: haben Pech gehabt.<br />

Das gleiche Beispiel mit einem etablierten,<br />

gut sichtbaren und bei den Ämtern bekannten<br />

«Netzwerk Kleinstberufe»: Das Amt schreibt einen<br />

einzigen Brief oder ein einziges Mail, bittet<br />

um Streuung, und hat seine Schuldigkeit getan.<br />

Kein Wunder, erfreut sich das Netzwerk bei allen<br />

institutionellen Partnern grosser Popularität. Die<br />

Kleinstberufe des Netzwerks wiederum können<br />

jederzeit entspannt darauf vertrauen, dass sie<br />

Wichtiges umgehend erfahren.<br />

Ebenso wichtig als Anlaufstelle ist das Netzwerk<br />

für Medien und Öffentlichkeit. Wenn sich jemand für<br />

einen spezifischen Aspekt der traditionellen Handwerksberufe<br />

interessiert, kann das Netzwerk geeignete<br />

Ansprechpersonen vermitteln. Auch die Medien<br />

freuen sich über das Netzwerk. Das in den letzten<br />

Jahren deutlich gestiegene Interesse kommt letztlich<br />

allen Berufen des Netzwerks zugute.<br />

DIE SCHATTENSEITE DES ERFOLGS<br />

Zur Zeit sind zwanzig Kleinstberufe im «Netzwerk<br />

Kleinstberufe» vereinigt. Trotz der gros sen Erfolge<br />

hat sich bei einigen eine leise Netzwerk-Müdigkeit<br />

eingeschlichen. Die Unterstützung durch das SBFI<br />

ist mit Auflagen verbunden. An die Stelle des unbezahlten,<br />

aber freien und selbstbestimmten Engagements<br />

ist bezahltes, aber im Rahmen der Projektvereinbarung<br />

vorgegebenes Handeln getreten. Mit<br />

dieser Situation hadern eini ge ein bisschen – gerade<br />

Kleinstberuflerinnen und Kleinstberufler, deren Berufsalltag<br />

geprägt ist von Selbständigkeit und Eigenverantwortung,<br />

lassen sich nicht gerne etwas<br />

vorschreiben. Man wünscht dem «Netzwerk Kleinstberufe»,<br />

dass es diese Durststrecke der staatlichen<br />

Unterstützung wohlbehalten übersteht. Damit es ein<br />

solides und dauerhaftes Fundament bilden kann, auf<br />

dem seine einzigartigen Berufe weiterhin mit Zuversicht<br />

in die Zukunft blicken können.<br />

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05/18<br />

7


Steinberufe – Kleinstberufe<br />

7. TAGUNG KLEINSTBERUFE –<br />

DAS VERFLIXTE SIEBTE JAHR<br />

AM DONNERSTAG, 30. AUGUST <strong>2018</strong>, FAND IM EIDGENÖSSISCHEN HOCHSCHULINSTITUT FÜR BERUFSBILDUNG<br />

EHB IN ZOLLIKOFEN DIE SIEBTE TAGUNG DER KLEINSTBERUFE STATT. DIESJÄHRIGES LEITTHEMA WAR «NUTZEN<br />

UND ZUKUNFT DES NETZWERKS KLEINSTBERUFE».<br />

Franziska Mitterecker<br />

Oben: Durch die Tagung<br />

führten als Moderatoren<br />

Martina Heuscher (IG Weben,<br />

rechts) und Michael<br />

Berger (Swiss Textiles,<br />

links), unterstützt von<br />

Hans-Heini Winterberger<br />

(EHB, Mitte).<br />

Fotos: Franziska Mitterecker<br />

Mit der siebten Tagung im EHB starteten die<br />

Kleinstberufe in ihr siebtes gemeinsames Jahr.<br />

Zeit für ein Zwischenfazit. Wie beurteilen wichtige<br />

externe Verbundpartner der Berufsbildung das<br />

bisherige Wirken des «Netzwerks Kleinstberufe»?<br />

Und wie nehmen die mitwirkenden Kleinstberufe<br />

selber das Netzwerk wahr? Mehr als 40 Personen<br />

kamen am 30. August <strong>2018</strong> im EHB zusammen, um<br />

sich zu diesen Fragen auszutauschen und Weichen<br />

zu stellen für die Zukunft des «Netzwerks Kleinstberufe».<br />

AMBIVALENTE INNENSICHT AUF DAS<br />

NETZWERK<br />

An der Tagung offenbarte sich eine merkwürdige<br />

Diskrepanz: Wo das Netzwerk von aussen als<br />

erfolgreicher, starker und zunehmend wichtiger<br />

Partner wahrgenommen wird, scheinen viele der<br />

beteiligten Kleinstberufe einige Mühe zu haben,<br />

einen konkreten Nutzen in ihm zu sehen – oder<br />

jedenfalls ihre Vorstände und Geschäftsleitungen:<br />

Der Fragebogen, der im Frühsommer <strong>2018</strong> unter<br />

diesen zirkulierte, brachte ein relativ geringes Interesse<br />

an Dienstleistungen des Netzwerks zutage.<br />

Noch geringer war die Bereitschaft zu aktiver<br />

Mitarbeit. Dem Desinteresse der Entscheidungsträger<br />

steht allerdings das grosse Engagement<br />

der einzelnen Kleinstberufe-Vertreterinnen und<br />

-Vertreter im Netzwerk gegenüber. Eine etwas vertrackte<br />

Situation. Tagungs-Moderatorin Martina<br />

Heuscher fasste die Ambivalenz in ihrer Begrüssung<br />

treffend zusammen: «Die Kleinstberufe sind<br />

im verflixten siebten Jahr».<br />

ANERKENNUNG ALS WICHTIGER<br />

VERBUNDPARTNER<br />

Doch zunächst zurück zur durch keine Unzweideutigkeiten<br />

belasteten Aussensicht. Christophe<br />

Nydegger, Präsident der Schweizerischen Berufsbildungsämter-Konferenz<br />

(SBBK), betonte in seinem<br />

Gastreferat die Wichtigkeit des «Netzwerks<br />

Kleinstberufe» für die Kantone. Die Vernetzung<br />

der Kleinstberufe wird von der SBBK nicht nur<br />

begrüsst, sondern ausdrücklich gewünscht: «Wir<br />

wünschen uns, dass sich das Netzwerk stetig weiterentwickelt<br />

und sich im Berufsbildungssystem<br />

etabliert, so dass es ein starker Partner wird für<br />

Bund und Kantone.» Ein wichtiger Aspekt ist für<br />

Christophe Nydegger die Nutzung von Synergien;<br />

als Paradebeispiel für eine für alle Beteiligten<br />

gewinnbringende Zusammenarbeit zwischen<br />

Kleinstberufen und Kantonen erinnerte er an<br />

das Projekt Mehrsprachigkeit der IG Musikinstrumentenbauer,<br />

von dessen Ergebnissen nicht nur<br />

8 05/18


Steinberufe – Kleinstberufe<br />

andere Kleinstberufe langfristig profitieren könnten,<br />

sondern auch die SBBK: «Das Projekt kann<br />

als Vorreiter für den mehrsprachigen, zentralen<br />

Block unterricht angesehen werden und dient für<br />

die Kantone als Beispiel für andere Berufe, die in<br />

einer ähnlichen Situation sind wie die Musikinstrumentenbauer.»<br />

1<br />

Auch Stefan Gelzer, Direktor der Schule für Gestaltung<br />

Bern und Biel (SfG BB), an welcher Lernende<br />

siebzehn verschiedener Klein- und Kleinstberufe<br />

unterrichtet werden, sieht im «Netzwerk<br />

Kleinstberufe» einen wertvollen Partner. «Es ist<br />

wichtig, dass das Netzwerk Präsenz zeigt. Es ist<br />

wichtig für unseren Schulbetrieb, wichtig auch für<br />

das Verständnis und die Verständigung mit den<br />

Behörden.» Der Nutzen des Netzwerks Kleinstberufe<br />

sei bereits jetzt sehr gross. Stefan Gelzer<br />

wünscht sich eine professionelle, gut ausgebaute<br />

Geschäftsstelle der Kleinstberufe sowie den Aufbau<br />

fester Strukturen. So werde es gut kommen,<br />

schloss er sein Referat.<br />

SELBSTDARSTELLUNG MANGELHAFT – DIE<br />

KLEINSTBERUFE AUS SICHT DER BERUFS-,<br />

STUDIEN- UND LAUFBAHNBERATUNGEN<br />

Einigen Tadel gab es allerdings ebenfalls, wenn<br />

auch nicht an die Adresse des Netzwerks, sondern<br />

der einzelnen Kleinstberufe: Daniel Reumiller,<br />

Präsident der Schweizerischen Konferenz der<br />

Leiterinnen und Leiter der Berufs- und Studienberatung<br />

(KBSB), bemängelte insbesondere die<br />

Selbstdarstellung vieler Kleinstberufe im Internet.<br />

Rund 250 Berufe gibt es in der Schweiz. Jugendliche<br />

kennen meist nur einen kleinen Teil davon. «Gerade<br />

die Kleinstberufe sind häufig nicht bekannt;<br />

entsprechend stellt sich die Frage, wie man Jugendliche<br />

dazu bringen kann, auch diese Berufe ins Auge<br />

zu fassen.» Eine zunehmend entscheidende Rolle<br />

spielt die Präsenz im Internet. Erste Adresse für Jugendliche,<br />

die sich über Berufe informieren möchten,<br />

ist die schweizerische Online-Berufeplattform<br />

berufsberatung.ch. Hier sieht Daniel Reumiller bei<br />

den Kleinstberufen dringenden Verbesserungsbedarf.<br />

Konkret: Wo grosse Berufe Bilder und kleine<br />

Filme in die Berufsbeschreibungen integrieren, stehe<br />

bei den Kleinstberufen vielfach nur Text. «Das<br />

ist für Jugendliche nicht attraktiv.» Das gleiche<br />

Resultat zeitigte ein Vergleich der Webseiten der<br />

Kleinstberufe. Attraktive Berufsbeschreibungen,<br />

aussagekräftige Bilder, im besten Fall Filmmaterial<br />

– mit diesen einfachen Massnahmen liesse sich bei<br />

Jugendlichen sehr viel gewinnen.<br />

Und schliesslich: Die Konkurrenz um den<br />

Nachwuchs ist gross. «Man muss sich zusammenschliessen,<br />

um Kräfte bündeln zu können», so<br />

Daniel Reumiller. Eine Aufgabe für das «Netzwerk<br />

Kleinstberufe».<br />

«L’UNION FAIT LA FORCE»<br />

Klare Aussagen von Seiten der eingeladenen<br />

Referenten also. Sie lassen sich auf einen gemeinsamen<br />

Nenner reduzieren, den Gastgeber<br />

Jean-Pierre Perdrizat, der stellvertretende Direktor<br />

des EHB, in seiner Grussbotschaft bereits vorweggenommen<br />

hatte: «Durch Zusammenarbeit<br />

und Austausch kann gemeinsam etwas aufgebaut<br />

werden. Das Netzwerk als Stützpunkt: Innovative<br />

Ideen der Mitglieder werden gehört und können<br />

gemeinsam weiterentwickelt werden. L’union fait<br />

la force!»<br />

Und dass unter den Kleinstberuflerinnen und<br />

Kleinstberuflern in der Tat sowohl Einigkeit wie<br />

auch ein starker Wille zur Zusammenarbeit besteht,<br />

bewiesen die Workshops und Diskussionen<br />

des zweiten Teils der Tagung. Zumindest unter<br />

den Tagungsteilnehmenden sind Nutzen und<br />

Wichtigkeit des «Netzwerks Kleinstberufe» unbestritten.<br />

Im Anschluss an die Tagung sprachen sich<br />

die Anwesenden denn auch einstimmig für die<br />

baldige Gründung einer eigenständigen Kleinstberufe-Organisation<br />

in juristischer Form aus. Ein<br />

sehr deutliches Ja zum weiteren gemeinsamen<br />

Voranschreiten.<br />

Ein ausführlicherer Tagungsbericht wie auch allgemeine<br />

Informationen zum «Netzwerk Kleinstberufe» können auf<br />

der Homepage abgerufen werden. www.kleinstberufe.ch /<br />

info@kleinstberufe.ch<br />

Oben links: Christophe<br />

Nydegger, Präsident der<br />

Schweizerischen Berufsbildungsämter-Konferenz<br />

(SBBK);<br />

oben Mitte: Daniel Reumiller,<br />

Präsident der Schweizerischen<br />

Konferenz der<br />

Leiterinnen und Leiter der<br />

Berufs- und Studienberatung<br />

(KBSB);<br />

oben rechts: Stefan Gelzer,<br />

Direktor der Schule für<br />

Gestaltung Bern und Biel<br />

(SfG BB).<br />

1<br />

Näheres zum wichtigen<br />

Projekt Mehrsprachigkeit<br />

kann auf der Web seite der<br />

IG Musikinstru men tenbauer<br />

nachgelesen wer den: www.<br />

musikinstru men tenbauer.<br />

ch, Rubrik Mehr sprachigkeit.<br />

05/18<br />

9


Steinberufe – Kleinstberufe<br />

Fotos: Franziska Mitterecker<br />

und Jens Steiner<br />

SWISS SKILLS!<br />

VOM 12. BIS 16. SEPTEMBER FANDEN IN BERN DIE SWISS SKILLS <strong>2018</strong> STATT. MEHR ALS<br />

115'000 BESUCHERINNEN UND BESUCHER STRÖMTEN ANLÄSSLICH DER ZWEITEN SCHWEI-<br />

ZERISCHEN BERUFSMEISTERSCHAFTEN ZUM BERNEXPO-GELÄNDE. EIN GROSS ERFOLG<br />

FÜR DIE VERANSTALTER – UND FÜR DIE BERUFE DES «NETZWERKS KLEINST BERUFE», DIE<br />

ABSEITS VOM WETTKAMPFGESCHEHEN MIT EINER EIGENEN BERUFSDEMONSTRATION<br />

DABEI WAREN.<br />

Oben: Steinbildhauer<br />

Silvan Aeschbach (links im<br />

Bild) im Gespräch mit zwei<br />

Besuchern. Die Obelix-Figur,<br />

die an den SwissSkills, ausgehend<br />

von einem Klumpen<br />

Ton, vor den Augen des Publikums<br />

allmählich Gestalt<br />

annahm – einzig den Galgen<br />

hatte Silvan Aeschbach vorgängig<br />

vorbereitet –, war<br />

vor allem für Kinder eine<br />

der Hauptattraktionen am<br />

Steinbildhauer-Stand.<br />

Franziska Mitterecker<br />

Kleinheit in Kombination mit einem attraktiven<br />

Handwerk hat durchaus auch Vorteile: Während<br />

die «Grossen» an den SwissSkills ihre Berufe meist<br />

hinter Abschrankungen präsentierten und das Publikum<br />

keine Gelegenheit hatte, selber Hand anzulegen,<br />

zudem während den Wettkämpfen mit<br />

den Berufsleuten auch keine Gespräche führen<br />

konnte, boten die Stände des «Netzwerks Kleinstberufe»<br />

vielfältige Möglichkeiten zu direkter Interaktion.<br />

Besucherinnen und Besucher konnten<br />

zum Beispiel bei den Hufschmieden unter kundiger<br />

Anleitung auf dem Amboss einen Kleiderbügel<br />

hämmern. Bei den Keramikern auf der Drehscheibe<br />

aus einem Klumpen Ton ein Gefäss formen.<br />

Oder bei den Steinbildhauern mit Spitzeisen und<br />

Klüpfel einen Steinquader bearbeiten.<br />

ZU BESUCH AM STAND DER STEINBILDHAUER<br />

Als Bannerträger für ihren Beruf amtierten fünf<br />

Tage lang die beiden jungen Steinbildhauer Silvan<br />

Aeschbach (Lernender im 4. Lehrjahr) und Robin<br />

Sager (Lehrabschluss <strong>2018</strong>). Als sie im vergangenen<br />

10 05/18


Steinberufe – Kleinstberufe<br />

Links: Zwei junge Künstler<br />

der nächsten Generation<br />

mit grosser Konzentration<br />

am Werk. Der bereitgestellte<br />

Übestein (Comblanchien<br />

Kalkstein) war ein weiterer<br />

An ziehungs punkt, für Kleine<br />

wie für Grosse.<br />

Jahr angefragt worden waren, ob sie Lust hätten,<br />

den Job zu übernehmen, gab es für beide nichts zu<br />

überlegen. Gemeinsam mit Steinbildhauerin Doris<br />

Solenthaler und den Steinbildhauern Andreas<br />

Aeschbach und Thomas Liebig planten sie, wie<br />

sie ihr Handwerk an den SwissSkills präsentieren<br />

wollten. Überblickbar, nicht zu kompliziert und vor<br />

allem anschaulich sollte das Gezeigte sein. Man<br />

einigte sich schnell auf die wichtigsten Eckpfeiler:<br />

Den Rahmen sollten repräsentative Arbeiten aus<br />

verschiedenen Lehrjahren, eine Werkzeug-Ausstellung<br />

sowie informative Poster bilden. Im Zentrum<br />

aber sollten Silvan Aeschbach und Robin<br />

Sager stehen, und natürlich die Arbeit am Stein<br />

selbst, demonstriert anhand dreier grundlegender<br />

Techniken: Modellieren, Gravieren, Spitzen.<br />

An den SwissSkills zu Silvan Aeschbach und<br />

Robin Sager vorzudringen, entpuppte sich als gar<br />

nicht so einfach. Das Gedränge vor dem Stand der<br />

Steinbildhauer war durchgehend gross; während<br />

den ersten drei Tagen der Messe war fast kein<br />

Durchkommen: Hunderte von Schulklassen ergossen<br />

sich in die Hallen und Zelte des Messegeländes<br />

und wälzten sich durch die Gänge zwischen den<br />

Ständen. Die Steinbildhauer wie auch die übrigen<br />

Kleinstberufe wurden geradezu überrollt von<br />

Schülerinnen und Schülern. Der grosse Andrang<br />

freute natürlich alle, aber es sei auch anstrengend<br />

gewesen, berichten Silvan Aeschbach und<br />

Robin Sager. «Die Jugendlichen waren sehr wild<br />

und haben hemmungslos mit dem Spitzeisen herumgehackt.»<br />

Am Wochenende ging es deutlich gemessener<br />

zu und her, das Publikum bestand nun<br />

überwiegend aus Familien und interessierten Einzelpersonen,<br />

die Verweilzeiten an den einzelnen<br />

Ständen wurden länger. Das sei sehr viel angenehmer<br />

gewesen, stimmen die beiden Standbetreuer<br />

überein. Und auch interessanter: «Wir hatten Zeit,<br />

mit den Leuten richtige Gespräche zu führen.»<br />

«DIE KINDER HABEN MEGA FREUDE»<br />

Gefragt nach einem speziellen Erlebnis mit dem<br />

Publikum, nennt Silvan Aeschbach die jüngsten<br />

Besucherinnen und Besucher: «Die Kinder haben<br />

mega Freude, wenn sie am Stein arbeiten können.<br />

Sie sind auch sehr interessiert und stellen viele<br />

Fragen.» Das Interesse beschränkte sich aber<br />

keineswegs auf die Jüngsten; alle Altersklassen<br />

standen Schlange vor dem Übungsquader, sammelten<br />

sich um die Demonstrationsobjekte, an<br />

denen die beiden jungen Steinbildhauer arbeiteten,<br />

erkundigten sich nach ihrem Handwerk. «Viele<br />

Leute wissen nicht, was ein Steinbildhauer macht,<br />

und sind erstaunt über die Vielseitigkeit unserer<br />

Arbeit», erzählt Silvan Aeschbach.<br />

Nach der Schulklassen-Schwemme unter der<br />

Woche, bei der nicht immer ganz klar war, ob die<br />

Unten: Silvan Aeschbach<br />

beim Gravieren einer<br />

Steinplatte, umstanden von<br />

interessierten Zuschauerinnen<br />

und Zuschauern.<br />

05/18<br />

11


Steinberufe – Kleinstberufe<br />

Bilder oben: Auch das Tessiner<br />

Fernsehen (RSI) schaute<br />

am Stand der Steinbildhauer<br />

vorbei. Rechts: Robin<br />

Sager gibt dem Fernseh-Moderator<br />

vor laufender<br />

Kamera einen Schnellkurs<br />

in Steinbearbeitung.<br />

einzelnen Schülerinnen und Schüler wirklich freiwillig<br />

zu ihnen kamen, steuerten auch am Wochenende<br />

viele Jugendliche im oder unmittelbar<br />

vor dem entscheidenden Alter der Berufswahlphase<br />

den Stand der Steinbildhauer an. Hier kamen<br />

die beiden jungen Steinbildhauer als Berater<br />

nun wirklich zum Zuge. Gab es Jugendliche, die<br />

den Anschein machten, als könnten sie gleich am<br />

nächsten Tag losziehen und sich auf die Suche machen<br />

nach einer Steinbildhauer-Lehrstelle? «Ich<br />

hatte bei einigen das Gefühl, dass sie es ernst meinen»,<br />

berichtet Robin Sager, und Silvan Aeschbach<br />

ergänzt: «Es kamen viele, die gerne zeichnen und<br />

gestalten; ich glaube, sie haben sich unseren Beruf<br />

gezielt herausgesucht.»<br />

«GROSSER NUTZEN FÜR UNSEREN BERUF»<br />

Silvan Aeschbach und Robin Sager sind sich einig:<br />

Dass die Steinbildhauer an den SwissSkills<br />

mit dabei sind, ist für ihren Beruf äusserst wertvoll.<br />

«Ich finde es wichtig, dass wir einen Stand<br />

haben», sagt Robin Sager. «Viele Leute wussten<br />

nicht einmal, dass ‘Steinbildhauer’ eine Lehre ist.<br />

Die dachten, das sei einfach ein Hobby oder eine<br />

Passion.» Auch in ihrer eigenen Rolle am Stand<br />

sehen sie einen konkreten Nutzen; für Kinder und<br />

Jugendliche sind Lernende die viel besseren Ansprechpersonen<br />

und unmittelbareren Vorbilder<br />

als ältere Berufsleute.<br />

Das «Netzwerk Kleinstberufe» beurteilen beide<br />

sehr positiv. «Das war für mich fast das Beste an<br />

allem», sagt Silvan Aeschbach. «Dass man Kontakte<br />

knüpfen konnte über die eigenen Berufsgrenzen<br />

hinaus. Die Leute, die hier mitmachen, sind<br />

sehr offen, man kommt schnell ins Gespräch. Die<br />

Kleinstberufe haben auch alle ein bisschen die<br />

gleichen Themen.»<br />

Die Standbetreuung habe Spass gemacht, und<br />

sie würden beide sofort wieder mit dabei sein,<br />

betonen Silvan Aeschbach und Robin Sager. Einen<br />

Verbesserungswunsch für die nächsten Swiss-<br />

Skills haben allerdings beide: Es sollten ein bis<br />

zwei Lernende mehr miteinbezogen werden. Zu<br />

zweit fünf Tage lang durchgehend im Einsatz zu<br />

sein, sei schon ein bisschen viel gewesen. Auch<br />

hätten sie dadurch kaum Gelegenheit gehabt, sich<br />

selber auf der Messe umzuschauen. «Wir hatten<br />

wohl alle den Anlass ein bisschen unterschätzt»,<br />

meint Robin Sager. «Wir hatten nicht gedacht, dass<br />

das so ein Riesending ist.»<br />

LERNENDE ALS BOTSCHAFTERINNEN UND<br />

BOTSCHAFTER IHRER BERUFE<br />

Junge Lernende als Botschafterinnen und Botschafter<br />

ihrer Berufe – dieses Konzept hatte sich<br />

bereits an den SwissSkills 2014 für die Kleinstberufe<br />

als durchschlagend erfolgreich erwiesen.<br />

Die jungen Leute waren mit soviel Charme und<br />

begeisterndem Schwung für ihre Handwerke eingestanden,<br />

dass die «Sonderschau Kleinstberufe»<br />

in der Halle 1.1 schnell zu einer Hauptattraktion<br />

der Messe geworden war. Ihre Nachfolgerinnen<br />

und Nachfolger an den SwissSkills <strong>2018</strong> standen<br />

ihnen in nichts nach.<br />

Von grosser und unmittelbarer Wirksamkeit war<br />

nicht zuletzt auch der an allen Ständen der Kleinstberufe<br />

greifbare Berufsstolz. Die jungen Lernenden<br />

haben ein traditionsreiches, anspruchsvolles<br />

und in der modernen Welt nicht mehr alltägliches<br />

Handwerk gewählt, mit dem sie sich in hohem<br />

Masse identifizieren. Ihre unverhohlene Freude an<br />

ihrem Beruf sprang auf die Besucherinnen und<br />

Besucher über. Eine bessere Werbung kann man<br />

sich gar nicht wünschen.<br />

Für Robin Sager, der seine Lehre zum Bildhauer<br />

im Frühsommer <strong>2018</strong> abgeschlossen hat und für die<br />

SwissSkills noch einmal in die Rolle des Lernenden<br />

geschlüpft ist, beginnt mit deren Ende endgültig<br />

12<br />

05/18


Steinberufe – Kleinstberufe<br />

Bilder links: Silvan<br />

Aeschbach beantwortet<br />

Fragen interessierter Besucherinnen<br />

und Besucher.<br />

ein neuer Lebensabschnitt. Er blickt mit Zuversicht<br />

in seine Zukunft als Steinbildhauer: «Die Steinbildhauerei<br />

wird zwar sicher eine Nischenbranche bleiben.<br />

Aber Natursteinarbeiten wird es immer geben.<br />

Und in unserer digitalisierten, schnelllebigen Gesellschaft<br />

wird anspruchsvolles Handwerk immer<br />

wichtiger und geschätzter», ist er überzeugt. Dieses<br />

Votum lässt sich uneingeschränkt auch auf alle anderen<br />

Kleinstberufe übertragen.<br />

ARBEIT IM HINTERGRUND – UND VERNETZUNG<br />

FÜR DIE ZUKUNFT<br />

Teilnahme an den SwissSkills – undenkbar für einen<br />

einzelnen Kleinstberuf, und sicherlich einer der<br />

grössten Erfolge des «Netzwerks Kleinstberufe».<br />

Was 2014 für die an der «Sonderschau Kleinstberufe»<br />

beteiligten Berufe noch ein kleines Wunder<br />

gewesen war, welches nur durch ausserordentlichen<br />

Einsatz und einmütiges Zusammenstehen<br />

aller ermöglicht werden konnte, wurde jedoch vier<br />

Jahre später von einigen schon beinahe als selbstverständlich<br />

angesehen. Für Koordinator Pepito<br />

Zwahlen 1 , der zusammen mit Projektleiter Romain<br />

Rosset seit 2016 mit den Vorbereitungen beschäftigt<br />

war, in zahlreichen Sitzungen mit den Verantwortlichen<br />

der SwissSkills für die Kleinstberufe<br />

die bestmöglichen Konditionen aushandelte und<br />

unermüdlich dafür sorgte, dass ihnen alle Steine<br />

aus dem Weg geräumt wurden, war dieses selbstverständliche<br />

Hinnehmen hin und wieder ein wenig<br />

frustrierend. Doch an der Messe sind die Mühen<br />

vergessen. Die fünf Tage SwissSkills sind für Pepito<br />

Zwahlen «Lohn für zwei Jahre Arbeit», wie er am<br />

letzten Messetag mit einem Strahlen sagt. Dabei<br />

freut ihn nicht nur der erneut grosse Erfolg beim<br />

Publikum. Als fast noch wichtiger empfindet er die<br />

sehr gute Stimmung an und zwischen den Ständen<br />

der Kleinstberufe und den freundschaftlichen<br />

Austausch der jungen Berufsleute untereinander.<br />

Die ruhigeren Randzeiten wurden rege genutzt, um<br />

die Standnachbarn zu besuchen, ihnen über die<br />

Schulter zu gucken und mit ihnen zu diskutieren.<br />

Vernetzung zum Zuschauen: Der Nachwuchs der<br />

Kleinstberufe knüpfte berufsübergreifende freundschaftliche<br />

Bande und entwickelte ein starkes Gefühl<br />

von Zusammengehörigkeit. An den SwissSkills<br />

<strong>2018</strong> wurde aktiv Zukunft geschmiedet.<br />

1<br />

Vertreter der IG Kunsthandwerk Holz (IGKH) im Leitungs- und<br />

Koordinationsteam des «Netz werks Kleinstberufe». Pepito<br />

Zwahlen hatte in der Funktion des Koordinators bereits an<br />

den SwissSkills 2014 massgeblich zum guten Gelingen der<br />

«Sonderschau Kleinstberufe» beigetragen.<br />

Der VSBS dankt Sponsoren und Gönnern für die grosszügige Unterstützung<br />

des Auftritts der Steinbildhauer an den SwissSkills:<br />

Hauptsponsor:<br />

Von Dach AG, Bern<br />

Materialsponsoren: Bodmer Ton AG, Einsiedeln<br />

E. Salvisberg AG, Rüegsau<br />

Sponsoren: Sigrist GmbH, Kägiswil ◆ Ernst Strassacker GmbH & Co. KG,<br />

D-Süssen ◆ Prisma Baumaschinen AG, Altendorf<br />

Gönner: BL-System AG Basel ◆ J. & A. Kuster Steinbrüche AG Bäch, Freienbach<br />

◆ Bruno Egger AG, Baden ◆ SHB Steinbruch & Hartschotterwerk<br />

Blausee-Mitholz AG ◆ Schmitt Natursteinwerk AG, Herisau ◆ Prematic AG,<br />

Affeltrangen<br />

05/18<br />

13


Von links nach rechts: Walter Leist, Martina Heuscher, Pepito Zwahlen. Fotos: Jens Steiner<br />

«WIR BRAUCHEN EINE STARKE<br />

ORGANISATION»<br />

DREI, DIE VON DEN ERSTEN ANFÄNGEN AN MIT DABEI SIND UND DIE GESCHICKE DES «NETZWERKS KLEINSTBE-<br />

RUFE» ALS MITGLIEDER DES LEITUNGS- UND KOORDINATIONSTEAMS MITGEPRÄGT HABEN, SIND WALTER LEIST,<br />

PEPITO ZWAHLEN UND MARTINA HEUSCHER. «KUNST UND STEIN» HAT SICH AN DEN SWISS SKILLS MIT IHNEN<br />

ZUM GESPRÄCH GETROFFEN.<br />

Interview: Franziska Mitterecker<br />

«Kunst und Stein»: Sie sind alle seit den<br />

Anfängen des Zusammengehens der Kleinstberufe<br />

aktiv mit dabei. Wenn Sie sich zurückerinnern<br />

– wie war die Stimmung unter den<br />

Kleinstberufen zu Beginn, als sie 2012 als<br />

«gefährdet» zur ersten Tagung eingeladen<br />

worden waren? Apokalyptisch?<br />

Walter Leist: Nein, apokalyptisch war sie nicht.<br />

Eine grosse Rolle hat sicher gespielt, dass die<br />

Verantwortlichen von Bund und Kantonen an<br />

die Tagung kamen. Die Kleinstberufe konnten<br />

ihre Schwierigkeiten vor dem richtigen Publikum<br />

darlegen, man diskutierte auch bereits<br />

erste Massnahmen. Das stimmte zuversichtlich.<br />

Martina Heuscher: Unter uns Kleinstberufen<br />

war auch die Erleichterung sehr gross gewesen,<br />

als wir sahen, wir sind mit unseren Problemen<br />

nicht allein auf der Welt. Es kam sehr schnell ein<br />

Zusammengehörigkeitsgefühl auf. Zwischen<br />

einzelnen Kleinstberufen hatte es bereits zuvor<br />

einen Austausch gegeben, dadurch war die<br />

Bereitschaft zu gemeinsamem Vorgehen von<br />

Anfang an vorhanden. An der Tagung stellten<br />

wir untereinander eine grosse Motivation fest,<br />

uns zusammenzutun, um als Gruppe noch<br />

mehr erreichen zu können.<br />

Walter Leist: Etwas möchte ich noch ergänzen.<br />

Wir haben nicht deshalb etwas unternommen,<br />

14 05/18


Walter Leist, ehemaliger Präsident IG Musikinstrumentenbauer,<br />

Projektleiter SwissSkills 2014, stv. Projektleiter<br />

Projekt «Netzwerk Kleinstberufe»;<br />

Martina Heuscher, IG Weben, Mitglied Leitungs- und Koordinationsteam<br />

«Netzwerk Kleinstberufe»;<br />

Pepito Zwahlen, IG Kunsthandwerk Holz, Koordinator Swiss-<br />

Skills 2014 und <strong>2018</strong>, Mitglied Leitungs- und Koordinationsteam<br />

«Netzwerk Kleinstberufe»<br />

Steinberufe – Kleinstberufe<br />

weil uns eine Studie mitteilte, wir seien gefährdet<br />

und es müsse etwas getan werden. Der Wille<br />

zum Aktivwerden, zum Zusammenschluss lag<br />

in den Kleinstberufen selber. Aber diese Studie<br />

gab uns einen Aufhänger. Wir hätten ohne sie<br />

die Bundesämter niemals zusammengebracht.<br />

Sind die Ämter bereitwillig an die Tagung<br />

gekommen?<br />

Walter Leist: Einige waren zuerst sehr zurückhaltend.<br />

Vielleicht hatten sie Angst vor unangenehmen<br />

Fragen. Aber gekommen sind schliesslich<br />

alle – und einige von ihnen sind seither<br />

jedes Jahr mit dabei. Ihr aktives Interesse an<br />

uns ist sehr wertvoll. Beispielsweise nimmt<br />

immer ein Vertreter der Westschweizer Kantone<br />

an unseren Tagungen teil und bemüht sich<br />

um die Schaffung von Verbindungen zwischen<br />

dem Netzwerk und der Romandie. Sehr wichtig<br />

für uns war auch, dass uns das Eidgenössische<br />

Hochschulinstitut für Berufsbildung EHB und<br />

der Schweizerische Gewerbeverband sgv von<br />

Anfang an unterstützten. Die Teilnahme an den<br />

SwissSkills 2014 beispielsweise wäre ohne diese<br />

Unterstützung nicht möglich gewesen.<br />

Pepito Zwahlen: Die SwissSkills 2014 wiederum<br />

haben unserer gemeinsamen Sache enormen<br />

Schub gegeben. Wir haben 2014 unter schwierigsten<br />

Bedingungen durch Zusammenhalten<br />

und Durchhalten einen Riesenerfolg verbuchen<br />

können. Ohne die SwissSkills 2014 gäbe es das<br />

«Netzwerk Kleinstberufe» nicht.<br />

Die SwissSkills als Geburtshelfer für das<br />

«Netzwerk Kleinstberufe»?<br />

Walter Leist: Vor vier Jahren hatten wir diese Organisation<br />

noch nicht gehabt. Am letzten Tag<br />

der SwissSkills wussten wir nicht, ist jetzt alles<br />

zu Ende? Das war für uns ein kritischer Moment.<br />

Pepito Zwahlen: Wir wollten den Zusammenhalt<br />

und die Power, die uns die SwissSkills gegeben<br />

hatten, unbedingt nutzen, um gemeinsam weiterzufahren.<br />

Das war das übereinstimmende<br />

Gefühl aller, die mitgemacht hatten. Es brauchte<br />

dann auch wenig Überzeugungsarbeit für<br />

die Vereinigung im «Netzwerk Kleinstberufe».<br />

Glaubt man den Resultaten der jüngsten Umfrage<br />

unter den Kleinstberufen, scheint die<br />

Motivation inzwischen etwas nachgelassen zu<br />

haben – woran liegt das?<br />

Martina Heuscher: Ich bin nicht sicher, ob wirklich<br />

nachlassende Motivation das Hauptproblem<br />

ist. Die meisten Kleinstberufe haben einfach ein<br />

chronisches Ressourcenproblem – wie dies ja<br />

auch die Studie 2011 festgestellt hatte. Das «Netzwerk<br />

Kleinstberufe» ist angewiesen auf das persönliche<br />

Engagement von Einzelpersonen – das<br />

sind immer ein bisschen die gleichen, sie haben<br />

bereits Mehrfachfunktionen, und irgendwann<br />

ist ihre Kapazität einfach aufgebraucht. Dazu<br />

kommt, dass die meisten von uns selbständig<br />

sind. Wenn wir im Atelier einen Tag fehlen, weil wir<br />

an einer Sitzung oder Tagung sind, dann bedeutet<br />

das für uns einen Tag Arbeitsausfall.<br />

Walter Leist: Du hast das persönliche Engagement<br />

angesprochen – das scheint mir ein sehr<br />

wichtiger Punkt zu sein. Die Leute in den Vorständen<br />

der Kleinstberufe sind häufig nicht diejenigen,<br />

die im Netzwerk mitarbeiten. Und wenn<br />

sie dann beispielsweise so eine Umfrage bearbeiten<br />

müssen, wissen sie oft gar nicht richtig<br />

Bescheid über die Inhalte. Das kann das Resultat<br />

stark verfälschen. Problematisch ist auch, wenn<br />

Verbandsmitglieder vom Vorstand zur Mitarbeit<br />

«WIR HABEN EIN<br />

CHRONISCHES<br />

RESSOURCENPROBLEM»<br />

im Netzwerk quasi verdonnert werden. Wenn jemand<br />

nicht innerlich engagiert ist, ohne Herzblut<br />

dabei ist, ist das einfach nicht dasselbe. Das erleben<br />

wir aber eigentlich sehr selten.<br />

Pepito Zwahlen: Ein grundlegendes Problem<br />

sehe ich darin, dass Informationen bei vielen<br />

Kleinstberufe-Verbänden häufig nicht bis zur Basis,<br />

zu den einzelnen Mitgliedern, durchsickern.<br />

Sie bleiben beim Vorstand hängen, die Mitglieder<br />

wissen zum Teil nicht einmal von der Existenz des<br />

«Netzwerks Kleinstberufe» – sogar heute noch! –,<br />

und wenn sie dann plötzlich mit Entscheidungen<br />

05/18<br />

15


Steinberufe – Kleinstberufe<br />

konfrontiert werden, beispielsweise über die bevorstehende<br />

Gründung einer gemeinsamen Organisation,<br />

sind sie überrumpelt und reagieren<br />

mit Abwehr.<br />

Walter Leist: Diese Zurückhaltung einer Organisation<br />

gegenüber – eine bezeichnende Reaktion<br />

habe ich hier von einem sehr engagierten Mitarbeiter<br />

im Netzwerk bekommen. Er sagte mir:<br />

‘Ich mache schon – aber nur, wenn die anderen<br />

auch machen’. Diese Reaktion entspringt direkt<br />

der angesprochenen Ressourcensituation: Man<br />

hat Angst vor nicht mehr zu bewältigendem Aufwand<br />

und sagt sich, ‘wenn ich ja sage, und sonst<br />

niemand, dann ist alles bei mir’.<br />

An der Tagung wurde ja über diese Organisation<br />

abgestimmt…<br />

Pepito Zwahlen: Ja, und das war eine sehr positive<br />

Überraschung; ich hatte gedacht, jetzt kommt<br />

das grosse Schweigen, und dann herrschte nicht<br />

nur Einigkeit über die Notwendigkeit einer solchen<br />

Organisation, sondern es haben sich auch<br />

mehrere Personen freiwillig für die Mitarbeit<br />

beim Entwerfen einer geeigneten juristischen<br />

Form gemeldet – ich bin fast ‘vom Stüehli gheit’.<br />

Einige Kleinstberufe hatten in der Umfrage<br />

geäussert, eine lose Vereinigung tue es doch<br />

auch – weshalb ist dies nicht genug?<br />

Walter Leist: Zunächst einmal aus rein praktischen<br />

Gründen: Die Kleinstberufe sind und bleiben auf<br />

Unterstützung angewiesen. Wenn wir nach Ablauf<br />

der Projektphase einen Sponsor finden wollen,<br />

brauchen wir eine Adresse, eine Homepage,<br />

klare Strukturen. Dann ist aber auch ganz klar,<br />

dass wir unsere Ziele – welche die Kleinstberufe<br />

ja selber und gemeinsam formuliert haben, die<br />

hat uns niemand diktiert – nur erreichen können,<br />

«INFORMATIONEN SICKERN<br />

NICHT ZUR BASIS DURCH»<br />

wenn wir eine stabile Organisation im Rücken<br />

haben. Den Nutzen einer starken Organisation<br />

sehen wir ja bereits jetzt durch die Erfolge, die<br />

das «Netzwerk Kleinstberufe» erzielen konnte.<br />

Gemeinsam haben wir Gewicht, sind wir sichtbar,<br />

können wir uns wirkungsvoll gegenseitig unterstützen<br />

und entlasten – und nicht zuletzt auch<br />

an Grossanlässen wie den SwissSkills mit dabei<br />

sein. Eine lose Vereinigung, in der sich die Leute<br />

ehrenamtlich und bei Gelegenheit engagieren,<br />

kann diese Leistungen schlicht nicht erbringen.<br />

Martina Heuscher: Um noch ein ganz konkretes<br />

Beispiel im Zusammenhang mit der Ausbildung<br />

von Lernenden zu nennen – diese Thematik<br />

steht ja im Zentrum unserer Bemühungen –:<br />

Die meisten Kleinstberufe arbeiten überkantonal,<br />

für die Ausbildung sind aber einzelne<br />

Kantone zuständig. Wir streben eine gesamtschweizerische<br />

Lösung an. Die Kantone halten<br />

am Föderalismus fest. Wenn wir hier etwas<br />

bewirken wollen, haben wir nur eine Chance,<br />

wenn wir gemeinsam auftreten.<br />

Sie haben alle drei die ersten Jahre rein ehrenamtlich<br />

gearbeitet und sind immer noch<br />

mit ungebrochenem Einsatz mit dabei. Was<br />

ist Ihre persönliche Motivation, sich im «Netzwerk<br />

Kleinstberufe» zu engagieren?<br />

Pepito Zwahlen: Das «Netzwerk Kleinstberufe»<br />

ist eine wichtige, sinnvolle und gute Sache.<br />

Davon bin ich überzeugt. Und für etwas Gutes<br />

setze ich mich gerne ein.<br />

16<br />

05/18


Steinberufe – Kleinstberufe<br />

anderen Kleinstberufe profitieren. Und das ist<br />

es, was mich nach wie vor antreibt: Ich möchte<br />

helfen, Probleme zu lösen, welche alle Kleinstberufe<br />

betreffen; und solange es wichtig ist,<br />

dass ich einen wesentlichen Beitrag leiste, mache<br />

ich weiter. Mein persönliches Ziel ist eine<br />

autonom funktionierende Organisation der<br />

Kleinstberufe. Das wäre für mich ein schöner<br />

Abschluss, und dann würde ich wirklich gerne<br />

in den Ruhestand gehen.<br />

Martina Heuscher: Das gilt auch für mich. Das<br />

Netzwerk ermöglicht den Kleinstberufen die Sicherung<br />

der Grundausbildung – die wichtigste<br />

Voraussetzung für den Weiterbestand unserer<br />

Berufe. Aber es bietet auch ein Potential, das<br />

über den handfesten Nutzen hinausgeht: Die<br />

traditionellen Handwerksberufe können sich<br />

«ICH MÖCHTE HELFEN,<br />

PROBLEME ZU LÖSEN»<br />

Blick in die Zukunft – sind Sie optimistisch?<br />

Walter Leist: Auf jeden Fall. Sonst müssten wir<br />

aufhören.<br />

Martina Heuscher: Tagung und SwissSkills kamen<br />

zum genau richtigen Zeitpunkt und haben die bei<br />

einigen etwas schwankende Stimmung aufgefangen.<br />

Das war sehr wichtig für das Netzwerk.<br />

Pepito Zwahlen: Extrem wichtig. Die Medienpräsenz<br />

– sogar das Fernsehen kam – und der grosse<br />

Erfolg der Kleinstberufe hier an den SwissSkills<br />

haben anschaulich bewiesen, was wir gemeinsam<br />

– und nur gemeinsam! – erreichen können. Das ist,<br />

glaube ich, jetzt wirklich allen klar geworden. Es<br />

braucht das «Netzwerk Kleinstberufe».<br />

im Netzwerk gemeinsam weiterentwickeln.<br />

Wir wollen nicht stagnieren, wir wollen nicht<br />

als Nostalgie-Handwerke museal verstauben.<br />

Und dies macht den anderen Teil meiner Motivation<br />

aus: Mein Beruf gewinnt durch die Auseinandersetzung<br />

mit anderen Berufen. Das gilt<br />

meiner Ansicht nach für alle Kleinstberufe im<br />

Netzwerk. Wir haben nicht nur dieselben Probleme.<br />

Wir haben auch viele Gemeinsamkeiten<br />

– beispielsweise ist bei beinahe allen von uns<br />

Gestaltung ein wichtiges Thema. Austausch<br />

führt nicht nur zu spannenden Gesprächen;<br />

der Blick über den Gartenhag ermöglicht auch<br />

neue Einsichten und neue Ideen.<br />

Walter Leist: Als ich nach meiner Pensionierung<br />

für das Präsidentenamt der IG Musikinstrumentenbauer<br />

angefragt wurde, ging es mir in<br />

erster Linie darum, beim Lösen von Problemen<br />

zu helfen. Das erste dringende Problem, das ich<br />

damals in Angriff nahm, betraf die Mehrsprachigkeit.<br />

Von den Ergebnissen des IGMIB-Projekts<br />

Mehrsprachigkeit können nun auch alle<br />

05/18<br />

17


Michael Egli an seinem<br />

Wettbewerbs-Werkstück.<br />

Foto: László Mudra<br />

ERFOLG AN DEN EUROSKILLS<br />

WÄHREND DIE STEINBILDHAUER AN DEN SWISS SKILLS GEMEINSAM MIT DEN KLEINSTBERUFEN AUFTRATEN,<br />

STELLTEN DIE STEINMETZE IHR METIER AM STAND DES NATURSTEINVERBANDS SCHWEIZ VOR. MICHAEL EGLI VON<br />

DER CARLO BERNASCONI AG NUTZTE DIE SWISS SKILLS ALS EINSTIMMUNG AUF DIE EUROSKILLS.<br />

Der Berner darf sich künftig<br />

Europas bester Jungsteinmetz<br />

nennen.<br />

Foto: Michael Zanghellini<br />

An den Wettbewerben der SwissSkills <strong>2018</strong> war<br />

Steinmetz Michael Egli (Gewinner SwissSkills 2014,<br />

Fünfter WorldSkills 2015) als Co-Experte tätig. Auf<br />

die EuroSkills <strong>2018</strong>, die vom 26.-28. September in<br />

Budapest stattfanden, war er längst vorbereitet.<br />

Lange hatte er trainiert, an Technik und Arbeitsabläufen<br />

gefeilt, sich sogar Steine aus Ungarn<br />

nach Bern liefern lassen, um das Werkmaterial<br />

des Wettbewerbs kennenzulernen. Egli ist mit seinen<br />

vierundzwanzig Jahren bereits ein versierter<br />

Steinmetz, und ein ambitionierter: Er wollte nicht<br />

einfach nur dabeisein, er wollte gewinnen.<br />

Die Aufgabe bestand aus drei Modulen: 1. Herstellen<br />

von Schablonen und Konterschablonen<br />

aus Zink- oder Aluminiumblech, 2. Erarbeiten eines<br />

Reliefs (inklusive Gravur einer vorgegebenen<br />

Inschrift), 3. Ausarbeitung eines Werkstücks mit<br />

den gefertigten Schablonen. Egli mass sich mit<br />

Berufskollegen aus Deutschland, Finnland, Frankreich,<br />

Kroatien, Österreich, Russland, Slowenien,<br />

Ungarn und dem Vereinigten Königreich ‒ und er<br />

siegte!<br />

Michael Egli ist nicht der einzige Schweizer, der<br />

in Budapest erfolgreich abschnitt. Viermal Gold<br />

(Land- und Baumaschinenmechaniker, Elektroinstallateur,<br />

Spengler, Steinmetz) und zweimal<br />

Bronze (Dekorationsmaler, Gipser-Trockenbauer)<br />

holte die achtköpfige Schweizer Delegation.<br />

Elektroinstallateur Michael Gerber erreichte gar<br />

die höchste Punktzahl der über 500 Teilnehmer.<br />

«Dieses Resultat ist Beweis dafür, was für tolle Ausbildungsarbeit<br />

die Betriebe und ihre Verbände in<br />

der ganzen Schweiz leisten», meinte Delegationsleiterin<br />

Christine Davatz nach der Rückkehr. (jst)<br />

18 05/18


Steinberufe – Kleinstberufe<br />

EINSTIEG INS BERUFSLEBEN<br />

IM JULI HABEN JE ACHT STEINBILDHAUER/INNEN UND STEINMETZ/INNEN IHRE LEHRE ER-<br />

FOLGREICH ABGESCHLOSSEN. «KUNST UND STEIN» HAT SIE NACH IHRER DAMALIGEN MO-<br />

TIVATION FÜR DIE WAHL EINES KLEINSTBERUFES UND NACH ZUKUNFTSPLÄNEN GEFRAGT.<br />

Der Wermutstropfen gleich vorweg: Offenbar sind<br />

die meisten Absolventen derart mit der Planung<br />

ihrer Zukunft beschäftigt, dass ihnen keine Zeit<br />

für die Fragen von «Kunst und Stein» blieb. Wir<br />

sehen es ihnen nach und lassen stellvertretend<br />

zwei von ihnen zu Wort kommen: Anna Veyre aus<br />

Steffisburg, die ihre Lehre zur Steinbildhauerin im<br />

Atelier ihres Vaters Beat Veyre absolviert hat, und<br />

Linus Mattmann, der das gleiche Metier bei Thomas<br />

Heini in Willisau gelernt hat.<br />

Am 5. Juli haben die beiden an der Berufsfachschule<br />

Bern das eidgenössische Fähigkeitszeugnis<br />

entgegengenommen. Gefragt, warum sie sich für<br />

den Steinbildhauerberuf entschieden hat, muss<br />

Anna Veyre, die in einer Steinbildhauerfamilie aufgewachsen<br />

ist, nicht lange nachdenken: «Wenn ich<br />

mich zu Hause umschaue, entdecke ich überall<br />

Werke aus meiner Kindheit», sagt sie. Dennoch war<br />

die Berufswahl nicht auf Anhieb klar. «Obwohl ich<br />

viel Zeit im Atelier meines Vaters verbracht habe,<br />

dachte ich nie daran, diesen Beruf zu erlernen.»<br />

Erst nach einigen Umwegen entschied sie sich für<br />

die Ausbildung zur Steinbildhauerin. Heute bereut<br />

sie ihren Entscheid nicht: «Nun bin ich hier und es<br />

könnte nicht besser sein. Die Vielseitigkeit, das<br />

kreative Arbeiten von Hand und die Langsamkeit<br />

des Steins faszinieren mich Tag für Tag.» Auch für<br />

Linus Mattmann war die Möglichkeit, gestalterisch<br />

tätig zu sein, damals das ausschlaggebende Argument:<br />

«Mir gefällt das kreative Arbeiten mit Stein<br />

und Ton. Die Arbeiten sind sehr abwechslungsreich.»<br />

Und jetzt, wie weiter? Linus Mattmann ist überzeugt,<br />

damals die richtige Wahl getroffen zu haben.<br />

Er möchte auf jeden Fall auf dem Beruf weiterarbeiten<br />

und hat auch schon konkrete Ideen, wie<br />

es weitergehen soll: «Ich werde mich kreativ weiterbilden,<br />

indem ich Zeichnungs-/ Modellier-Kurse<br />

besuchen werde.» Anna Veyre hat einen nüchternen<br />

Blick auf kommende Entwicklungen bezüglich<br />

des Steinbildhauerberufs, doch dies motiviert sie<br />

umso mehr, das Handwerk zu pflegen: «Mein berufliches<br />

Ziel ist das Handwerk zu erhalten und<br />

weiterzugeben, zum Beispiel eine Weiterbildung in<br />

der Erwachsenenbildung.» Zugleich aber möchte<br />

sie intensiver an eigenen Projekten arbeiten und,<br />

wenn möglich, eine Ausstellung auf die Beine stellen.<br />

«Kunst und Stein» wünscht den beiden und<br />

auch den anderen Absolvent/innen viel Erfolg auf<br />

ihrem weiteren Weg. (jst)<br />

Sechs Absolvent/innen<br />

haben «Kunst und Stein» ein<br />

Foto ihrer Abschlussarbeit<br />

geschickt, bevor sie sich in<br />

Richtung Zukunft aufgemacht<br />

haben.<br />

Obere Reihe, von links nach<br />

rechts:<br />

Amira Loner, Auftragsarbeit<br />

für die Memory Clinic<br />

Zürich, Comblanchien Kalkstein<br />

Anna Veyre, Komposition<br />

mit Schuh, St. Michel<br />

Kalkstein<br />

Linus Mattmann, „Rondo“,<br />

Arbeit aus zwei Zylindern,<br />

St. Michel Kalkstein, Einsätze<br />

aus kapverdischem<br />

Rotlava<br />

Untere Reihe, von links nach<br />

rechts:<br />

Aliki Heidbrink, Altes Buch,<br />

Lunel Fleuri Kalkstein<br />

Sarah Allmendinger,<br />

Auftragsarbeit zum Thema<br />

Reisen, Rosso Verona Knollenkalk<br />

Robin Sager, Apfelschnitz,<br />

Blausee Kieselkalk<br />

05/18<br />

19


Restaurierung<br />

SPANNENDE TURMSANIERUNG<br />

ZWÖLF JAHRE DAUERTE DIE SANIERUNG DES TURMHELMS AM MÜNSTER IN FREIBURG IM BREISGAU. STATISCHE<br />

PROBLEME UND DER DAMIT VERBUNDENE AUSTAUSCH VON ECKSTEINEN AM 700 JAHRE ALTEN TURM ZOGEN DIE<br />

ARBEITEN IN DIE LÄNGE. JETZT IST DIE FILIGRANE SANDSTEINPYRAMIDE MIT DEM GOTISCHEN MASSWERK WIE-<br />

DER OHNE GERÜST ZU SEHEN.<br />

Christiane Weishaupt<br />

Oben: Das Freiburger<br />

Münster ist nicht nur bei<br />

Touristen ein beliebtes<br />

Foto motiv. Nach zwölfjähriger<br />

Sanierung ist der 1330<br />

fertiggestellte Westturm<br />

endlich wieder ohne Gerüst<br />

zu sehen.<br />

Fotos: Christiane Weishaupt<br />

Als in einer Sommernacht im Jahr 2005 ein Teil<br />

einer Krabbe vom Helm des 112 Meter hohen Freiburger<br />

Münsterturms in die Tiefe stürzte, ahnte<br />

niemand, dass die Sanierung zwölf Jahre dauern<br />

und 12 Millionen Euro (rund 13,5 Millionen Franken)<br />

kosten würde. Bereits der Aufbau des Gerüsts<br />

war kompliziert, nicht nur wegen des Marktbetriebs<br />

direkt unterhalb des Turmes. Aus statischen<br />

Gründen durfte das Gerüst nicht direkt an den<br />

filigranen Helm gehängt werden. Deshalb wurden<br />

ein Aussen- und ein Innengerüst mit Verbindungen<br />

durch die offenen Masswerke aufgestellt. Als<br />

Sicherheitsplattform wurde in 70 Meter Höhe ein<br />

auskragender Fangboden montiert. Im Mai 2006<br />

konnte endlich mit der Sanierung begonnen werden.<br />

Dafür wurden einzelne Teams für Steinfertigung,<br />

Steinaustausch, Konservierung und Fugen<br />

gebildet. In Spitzenzeiten waren bis zu 19 Mitarbeiter<br />

in einer Bauhütte auf Zeit beschäftigt. Die beiden<br />

Schweizer Luzius Kürten und Thomas Laubscher<br />

waren von Beginn an mit der Sanierung der<br />

Sandsteinpyramide beschäftigt und leiteten die<br />

Arbeiten. Kürten ist selbständiger Diplom-Restaurator<br />

und Laubscher Steinmetzmeister, Steintechniker<br />

und Restaurator im Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk.<br />

Er war bis 2014 Projektleiter<br />

der Turmsanierung und ist heute Betriebsleiter<br />

beim Freiburger Münsterbauverein.<br />

20 05/18


Restaurierung<br />

KNIFFLIGER STEINAUSTAUSCH<br />

Kompliziert war der Austausch von Ecksteinen,<br />

den verbindenden Knotenpunkten zwischen den<br />

vertikalen Streben und den acht horizontalen eisernen<br />

Ringankern. Über die 64 Ecksteine werden<br />

die Hauptlasten des 640 Tonnen schweren Turmhelms<br />

abgeleitet. Neun waren so stark geschädigt,<br />

dass sie ersetzt werden mussten. Bevor sie ausgebaut<br />

werden konnten, musste der enorme Lastfluss<br />

auf die Ecksteine mit einer stählernen Konstruktion<br />

überbrückt werden. Die Umlastung der<br />

Kräfte wurde messtechnisch überprüft. Planung<br />

und Umsetzung eines Ecksteinaustausches erforderten<br />

jeweils mehrere Monate. Die beschädigten<br />

Ecksteine wurden noch im eingebauten Zustand<br />

vermessen. Die Kopien der rund 240 Kilogramm<br />

schweren Steine entstanden aus Neckartäler<br />

Buntsandstein. Eine der Kopien fertigte der Basler<br />

Hüttenmeister Ramon Keller, im traditionellen<br />

Austausch der Münsterbauhütten untereinander.<br />

Die weniger geschädigten Ecksteine wurden mit Titanstäben<br />

und Titanplatten gesichert. Dabei wurden<br />

gerollte Gewindestäbe diagonal über Kreuz<br />

durch die Ecksteine geführt. Mit einem Titanschuh<br />

an der Strebenrippe auf der Innenseite des Turmhelms<br />

und mit Titanplatten auf der Aussenseite<br />

links und rechts der Krabben, wurden die Stäbe<br />

mit einem vorgegebenen Drehmoment verspannt.<br />

Gegen den optisch störenden Silberglanz wurde<br />

das Titan mit einem elektrolytischen Oberflächenveredelungsverfahren<br />

behandelt und erhielt<br />

dadurch eine an den Stein des Turms angepasste<br />

Farbe. Auch die mittelalterlichen eisernen Ringanker<br />

wurden auf Schäden hin untersucht, aber nur<br />

wenige Stellen mussten instand gesetzt werden,<br />

denn die freigelegten Endhaken und Ankerstangen<br />

zeigten ein gutmütiges Korrosionsverhalten.<br />

ROMANZEMENT FÜR DIE FUGEN<br />

Parallel zu den Arbeiten an den Ecksteinen erfolgten<br />

konservierende Massnahmen. Der 46 Meter<br />

hohe Turmhelm besteht aus rund 2000 Steinteilen.<br />

Über 80 Prozent des Sandsteins sind im<br />

Originalzustand erhalten. Viereinhalb Kilometer<br />

Fugen durchziehen das lichte Bauwerk. Über 90<br />

Prozent der Fugen hatten schadhafte Oberflächen<br />

und mussten mit rein mineralischem, hochhydraulischem<br />

Romanzement saniert werden. Die<br />

Steinoberflächen wurden mit substanzschonendem<br />

Rotations-Trockenverfahren gereinigt. Flechten<br />

und Moose wurden mit Niederdruckstrahl- und<br />

Dampfstrahlgeräten entfernt. Die Steinfestigung<br />

erfolgte mit Kieselsäureester 300 durch Spritzen<br />

oder Pipetten. Schalen, Risse und Hohlstellen wurden<br />

mit Injektionen verfüllt. Bruchstücke wurden<br />

mit Silikatkleber gesichert, je nach Anforderung<br />

kombiniert mit einer Vernadelung durch Titangewindestäbe<br />

unterschiedlicher Durchmesser.<br />

Kleinere Fehlstellen wurden mit einer Kieselsol<br />

gebundenen und farblich angepassten Kittungsmasse<br />

ergänzt.<br />

Vor allem an Stellen früherer Turmsanierungen<br />

in den 1920er und 1970er Jahren mussten Steine<br />

ausgetauscht werden. So wurden alle Vierungen<br />

aus Allmendsberger Sandstein ersetzt. Er hat den<br />

Am Turmhelm des Freiburger<br />

Münsters sind über 80 Prozent<br />

des Sandsteins aus dem<br />

Mittelalter erhalten.<br />

Links: Einen der Ecksteine, die<br />

durch Kopien aus Neckartäler<br />

Sandstein ersetzt werden<br />

mussten, fertigte Hüttenmeister<br />

Ramon Keller aus Basel.<br />

05/18<br />

21


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die Tradition und das Wissen zur Herstellung von Metallbuchstaben<br />

weiter.<br />

Nun hat die 2. Generation die Führung übernommen. Für die<br />

Equipe, welche dem Betrieb seid über 20 Jahren die Treue hält,<br />

zählt die Begeisterung für ein Schweizer Qualitätsprodukt sowie der<br />

Kundenservice auf hohem Niveau.<br />

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22 05/18


Restaurierung<br />

TURMFINALE MIT PROGRAMM<br />

Mit einem Turmfinale feiert der Freiburger<br />

Münsterbauverein vom 12. bis 14. Oktober<br />

<strong>2018</strong> das Ende der Sanierungsarbeiten am<br />

Münsterturm. Auf dem Programm stehen die<br />

«Nacht des offenen Turms» mit Musik und Lichtinstallationen<br />

am Freitag ab 18 Uhr, ein Kinderprogramm,<br />

Führungen, eine Steinauktion und<br />

ein Vortrag am Samstag sowie ein Dankgottesdienst<br />

und ein Konzert der Mädchenkantorei<br />

im Münster am Sonntag. Ab diesem Wochenende<br />

sind dann auch die Besucherplattform<br />

des Münsterturms und die umgebaute Türmerstube<br />

wieder zugänglich. Auch die Reinigung<br />

der 209 biblischen Figuren in der Vorhalle des<br />

Münsters wird dann abgeschlossen sein.<br />

Infos unter www.muensterbauverein-freiburg.de<br />

geringsten Quarzanteil aller am Turm verbauten<br />

Sandsteine sowie eine sehr hohe Wasseraufnahme<br />

und Porosität. Ersetzt wurden die Vierungen<br />

mit dem wesentlich widerstandsfähigeren<br />

Neckar täler Buntsandstein.<br />

COMPUTERMODELL ALS ARCHIV<br />

Ungewöhnlich war das Aufmassverfahren, mit<br />

dem profilierte, an der Oberfläche stark beschädigte<br />

Steine im eingebauten Zustand vermessen<br />

wurden. Durch die Neigung und die ständigen Bewegungen<br />

des Gerüsts waren moderne Vermessungsverfahren<br />

mit Lasergerät und Tachymeter<br />

ungeeignet. Mit einer Plexiglasscheibe als Hilfsebene<br />

und einem in einem Plexiglasrohr fixierten<br />

Laserpointer konnte das Profilwerkstück punktgenau<br />

abgefahren und zeichnerisch im Massstab 1:1<br />

wiedergegeben werden. Aus dieser Vorlage wurden<br />

auf dem Reissboden Schablonen hergestellt.<br />

Archiviert ist die Sanierung in einem virtuellen<br />

3-D Computermodell des Turmhelms, das in<br />

Restaurator Luzius Kürten (links) und Betriebsleiter Thomas<br />

Laubscher waren seit 2006 mit der Sanierung des Turmhelms am<br />

Freiburger Münster beschäftigt.<br />

Zusammenarbeit mit dem baden-württembergischen<br />

Landesamt für Denkmalpflege durch das<br />

Ingenieurbüro Barthel und Maus in München erstellt<br />

wurde. Es bildet sämtliche Steinteile, Fugen<br />

und Schäden nach. Dafür wurde eine Softwareapplikation<br />

auf Basis von AutoCAD für die digitale<br />

Schadenskartierung mittels Tablet entwickelt.<br />

Durch die Analyse der Schadensbilder lassen sich<br />

die Ursachen besser verstehen. Auch Windlasten<br />

lassen sich mit dem virtuellen Computermodell<br />

exakter berechnen. Für die Datenverwaltung des<br />

3-D Modells wurde eine App programmiert. Mit ihr<br />

können einzelne Elemente und ihre Eigenschaften<br />

jederzeit abgerufen werden. Alle Untersuchungen,<br />

Massnahmen, Dokumentationen und<br />

Berichte sind gespeichert und mit den einzelnen<br />

Steinen verknüpft. Damit erleichtert das virtuelle<br />

Modell in Zukunft auch die Überwachung der<br />

Bausubstanz.<br />

Oben: Die Turmpyramide<br />

des Freiburger Münsters ist<br />

ein gotisches Meisterwerk<br />

aus 2165 Steinteilen.<br />

05/18<br />

23


Historische Friedhöfe<br />

«HISTORISCHE FRIEDHÖFE» ‒ EINE<br />

KOMPLIZIERTE DEFINITIONSFRAGE<br />

ES GIBT IM DEUTSCHSPRACHIGEN RAUM ZAHLREICHE ORTE, DIE ALS «HISTORISCH» BEZEICHNET WERDEN. DARUN-<br />

TER BEFINDEN SICH IMMER MEHR FRIEDHÖFE, DIE DIESES LABEL OFFIZIELL TRAGEN. DIE FRAGE, NACH WELCHEN<br />

KRITERIEN DIESE BEZEICHNUNG VERGEBEN WIRD, SOLL UNS HIER KURZ BESCHÄFTIGEN. Lambrini Koutoussaki<br />

sein und sich auf die verstorbene Person und ihre<br />

Tätigkeit, auf die Architektur oder gar auf das gesamte<br />

Konzept des Monuments beziehen. Liegen<br />

mehrere solche Monumente beisammen, spricht<br />

man heute oft von einem historischen Friedhof.<br />

Oft, ja vielleicht sogar in den meisten Fällen, fusst<br />

diese Bezeichnung nicht auf einer offiziellen Anerkennung.<br />

Wer oder was bestimmt also die Historizität<br />

eines Friedhofs oder einer Grabstätte, eines<br />

Grabmals?<br />

Oben: Ältester Teil des<br />

Friedhofs Beauregard,<br />

Neuchâtel.<br />

Fotos: Lambrini Koutoussaki<br />

Rechts: Historisches Grabmal<br />

im Friedhof Sihlfeld,<br />

Zürich<br />

Sucht man in Wörterbüchern nach Definitionen<br />

des Begriffes «historisch», beziehen sich diese vorwiegend<br />

auf das Geschichtliche. Je nach Thematik<br />

birgt der Begriff aber eine weit grössere Komplexität.<br />

Dies wird deutlich, wenn man beispielsweise<br />

von historischen Ortschaften oder wie im vorliegenden<br />

Fall von historischen Friedhöfen spricht.<br />

Es ist nicht einfach, die Entwicklung des Begriffs<br />

«historisch» in Bezug auf Friedhöfe zeitlich eindeutig<br />

zu bestimmen. Sicherlich aber kann man eine<br />

Verbindung zur Entwicklung des Friedhofs als «Besucherattraktion»<br />

herstellen. Schon die antiken<br />

Quellen berichten von Reisen berühmter Persönlichkeiten,<br />

die mit dem Ziel, die Grabstätten ihrer<br />

Vorfahren oder sonstiger berühmter Männer zu<br />

besuchen, unternommen wurden. Zahlreiche dieser<br />

Stätten sind noch heute erhalten, man denke<br />

nur an die Grabmäler entlang der Via Appia in Rom.<br />

In der modernen Zeit lässt sich die Bezeichnung<br />

«historisch» vorerst auf einzelne Monumente eines<br />

bestimmten Friedhofs beziehen. Das Interesse am<br />

konkreten Monument kann vielfältig begründet<br />

FRIEDHÖFE ALS KULTURELLES ERBE<br />

Die Unesco-Weltkulturerbe-Liste umfasst auch einige<br />

Friedhöfe, die vorneuzeitlichen Epochen angehören<br />

(Mittelalter, Antike). Betrachtet man die<br />

heute geltenden Aufnahmekriterien für ein Kulturgut,<br />

wozu ja zweifellos auch die Friedhöfe gehören,<br />

dann sind mehrere Aspekte hervorzuheben. Ausschlaggebend<br />

sind die Einzigartigkeit, die Originalität<br />

und die Bedeutung der Stätte bzw. des Denkmals,<br />

wobei die historischen, die künstlerischen<br />

und die wissenschaftlichen Aspekte auf universell<br />

anerkannten Kriterien beruhen. Bis jetzt wurde kein<br />

Friedhof der Moderne (seit Ende des 18./Anfang des<br />

19. Jahrhunderts) in das Weltkulturerbe aufgenommen;<br />

die Aufnahme solcher Friedhöfe in ein Inventar<br />

bleibt vorerst Sache des jeweiligen Landes oder gar<br />

der Gemeinde. Dies ist insofern verständlich, als<br />

die Bedeutung dieser Stätten meistens nur auf ein<br />

Land oder eine Region begrenzt ist und folglich zur<br />

einheimischen Geschichte gehört. In diesen Fällen<br />

bezieht sich der Begriff «historisch» einerseits auf<br />

die örtliche bzw. regionale Bedeutung; andererseits<br />

bringt er aber auch zum Ausdruck, dass die<br />

so bezeichnete Stätte als schutzwürdig und erhaltenswert<br />

betrachtet wird.<br />

Viele europäische Länder ‒ Frankreich und<br />

Deutschland gelten in diesem Zusammenhang als<br />

Pioniere ‒ und insbesondere Städte bemühen sich<br />

um dieses einheimische materielle und immaterielle<br />

kulturelle Erbe. Das Interesse daran wächst stän-<br />

24 05/18


Historische Friedhöfe<br />

dig. In Frankreich gehören mehr als siebzig Friedhöfe<br />

zu den «Monuments historiques de France», in<br />

Deutschland sind es inzwischen mehr als hundert,<br />

welche den Status des «Historischen Friedhofs» erhalten<br />

haben. 1 Die inzwischen denkmalgeschützten<br />

Friedhöfe wurden nach ähnlichen Kriterien wie<br />

das Unesco-Kulturerbe inventarisiert und die meisten<br />

davon verfügen heute über eine eigene Homepage.<br />

Bei den Kriterien sind klare kulturelle und<br />

gesellschaftliche Aspekte berücksichtigt worden.<br />

HISTORISCHE FRIEDHÖFE IN DER SCHWEIZ<br />

In der Schweiz gibt es noch nichts Vergleichbares,<br />

obwohl mehrere Studien über einige ‒ vor<br />

allem städtische ‒ Friedhöfe erarbeitet wurden.<br />

Ein ernsthafter Versuch in diesem Sinne ist vor ein<br />

paar Jahren durch das wissenschaftliche Komitee<br />

«Historische Friedhöfe der Schweiz» des ICOMOS<br />

Suisse gestartet worden und aktuell im Gange. Das<br />

Projekt sieht eine kommentierte Katalogisierung<br />

von Schweizer Friedhöfen mit unterschiedlichen<br />

kulturgeschichtlichen Eigenschaften vor, die von<br />

lokaler oder gar nationaler Bedeutung sind oder<br />

sein könnten. Bei den Diskussionen, die innerhalb<br />

des Komitees über den Begriff «historisch» geführt<br />

wurden, war einer der zentralen Punkte die<br />

Prüfung der allgemein und aktuell gültigen Kriterien.<br />

Man konnte von Anfang an feststellen, welche<br />

Schwierigkeiten bei der Erstellung einer solchen<br />

Liste bestehen, vor allem bei der Einteilung in verschiedene<br />

Kategorien und Unterkategorien.<br />

KRITERIEN FÜR EINEN «HISTORISCHEN»<br />

FRIEDHOF<br />

Die untersuchten Anlagen werden als vielfältige<br />

und zugleich jeweils eine Einheit bildende Kulturlandschaften<br />

betrachtet, deren einzelne Bestandteile<br />

(Sektoren, Monumente, Grabstätten oder<br />

Grabsteine) konkret die Bezeichnung «historisch»<br />

rechtfertigen können. Es wurde ebenfalls ersichtlich,<br />

dass als erstes die Geschichte jedes Friedhofs<br />

und seiner Umgebung mit Hilfe der Gemeinde erforscht<br />

werden muss. Trotz grosser Hilfsbereitschaft<br />

erwies sich die Zusammenstellung der<br />

Dokumentation öfters als schwierig, da in vielen<br />

Fällen die Archive (Pläne, Studien usw.) aus der<br />

Zeit der Anlegung des Friedhofs nicht mehr vorhanden<br />

sind. Zwar verfügen die grösseren Friedhöfe<br />

(z. B. Hörnli in Basel oder Sihlfeld in Zürich)<br />

über eine ausreichende Dokumentation, doch die<br />

kleineren stehen oft weniger gut da, trotz «historischen»<br />

Merkmalen. Zweifellos bedeuten diese<br />

Nachforschungen einen grossen Aufwand und die<br />

Zeit dazu ist oft begrenzt, dennoch ist die entsprechende<br />

Investition wesentlich und unabdingbar<br />

für die Klärung der historischen Bedeutung.<br />

Wichtige Kriterien einer gerechten Beurteilung<br />

sind der Erhaltungszustand einer Friedhofsanlage,<br />

der Umgang der zuständigen Behörden mit ihr,<br />

wie auch die Sensibilisierung und das Engagement<br />

der Bürger. 2 Als «Ort der Erinnerung» stehen in einem<br />

Friedhof das vergangene Menschenleben und<br />

die damit verbundenen Gefühle im Mittelpunkt.<br />

GEFÄHRDUNG VON MEHREREN SEITEN<br />

Auf vielen Friedhöfen ist der Verfall nicht mehr zu<br />

übersehen. Und schlimmer noch: Viele Friedhofsanlagen<br />

wurden inzwischen mit der Begründung<br />

von Bevölkerungswachstum oder steigenden Restaurierungskosten<br />

oder zugunsten von Immobiliengeschäften<br />

aufgehoben und sogar überbaut!<br />

Eine erfreuliche Initiative ist vor mehreren Jahren<br />

von einigen Friedhofsämtern ergriffen worden,<br />

in deren Folge besondere Grabstätten, meistens<br />

einer lokalen Persönlichkeit oder sonst eines Prominenten,<br />

als «historische Denkmäler» bezeichnet<br />

wurden. Die Unterhaltskosten werden somit<br />

von der Gemeinde getragen. Auch die Vermietung<br />

von historischen Grabstätten ist inzwischen eine<br />

Tatsache. Dazu kommen die zahlreichen Anlässe,<br />

die heute vermehrt organisiert werden, um<br />

die nötigen Gelder zu sichern. Es bleibt aber zu<br />

bedenken, inwiefern solche Aktionen noch ethischen<br />

Grundsätzen entsprechen. Zu den fragwürdigen<br />

Entwicklungen zählt auch die zunehmende<br />

Vermarktung von Friedhöfen als touristische<br />

Attraktionen – beispielsweise wenn im Internet<br />

und in anderen Medien von «den schönsten» oder<br />

«sehenswerten» Friedhöfen berichtet wird. Dieser<br />

Aspekt bedarf ganz bestimmt weiterer Diskussionen<br />

und es muss unbedingt definiert werden, was<br />

das konkret für die Schweizer Friedhöfe bedeutet.<br />

Dies soll eines der wichtigsten Anliegen des obengenannten<br />

Komitees bleiben.<br />

1<br />

Dazu: Cimetières et tombeaux<br />

– patrimoine funéraire<br />

français, 2016 ; Historische<br />

Friedhöfe in Deutschland.<br />

Bund Heimat und Umwelt in<br />

Deutschland (BHU), 2007.<br />

2<br />

Vor allem in Deutschland<br />

und Frankreich sind in den<br />

letzten 20 Jahren mehrere<br />

Stiftungen gegründet worden.<br />

05/18<br />

25


Ausstellung<br />

ZEITLOSE KLASSIK<br />

EINE WERKSCHAU DES MUSEO VINCENZO VELA IN LIGORNETTO RUFT DEN SCHWEIZER<br />

BILDHAUER CARL BURCKHARDT (1878 ‒ 1923) IN ERINNERUNG. VON DEZEMBER <strong>2018</strong> BIS<br />

MÄRZ 2019 WIRD SIE AUCH IM KUNSTMUSEUM BASEL ZU SEHEN SEIN. Jens Steiner<br />

Oben: «Amazone mit Ross»,<br />

Gipsabguss nach Tonmodell,<br />

1923, Skulpturhalle<br />

Basel (es gibt drei Bronzegüsse;<br />

einer steht am Grossbasler<br />

Brückenkopf der<br />

Mittleren Rheinbrücke, ein<br />

zweiter bei der Hochschule<br />

St. Gallen, der dritte stand<br />

in Berlin und wurde im<br />

Zweiten Weltkrieg zerstört),<br />

Foto: Museo Vincenzo Vela/<br />

Ruedi Habegger<br />

Kunsthistoriker sind sich über den hohen künstlerischen<br />

Wert von Carl Burckhardts bildhauerischen<br />

Arbeiten weitgehend einig. Dennoch ist Burckhardt<br />

heute fast vergessen, die letzte Gesamtschau fand<br />

1978 in Basel statt. Dass ausgerechnet das Museo<br />

Vincenzo Vela in Ligornetto nun eine gross angelegte<br />

Werkschau organisiert hat, ist kein Zufall. Hier,<br />

im Mendrisiotto, der «Toskana der Schweiz», liess<br />

sich Burckhardt, der sich seit seiner ersten Italienreise<br />

stets nach unserem südlichen Nachbarland<br />

gesehnt hatte, Anfang der 1920er-Jahre nieder. Die<br />

Ausstellung mit dem Titel «Echi dall’antichità / Zeitlose<br />

Klassik», von Dezember <strong>2018</strong> bis März 2019<br />

in leicht geänderter Form auch im Kunstmuseum<br />

Basel zu sehen, setzt den Schwerpunkt auf die bildhauerischen<br />

Werke Burckhardts.<br />

EIN KLASSISCHER WERDEGANG<br />

1878 in Lindau (ZH) geboren und in Basel aufgewachsen,<br />

geht Carl Burckhardt früh nach München<br />

und lernt dort die Kunst von Adolf von Hildebrand<br />

und Max Klinger kennen. Beide Künstler werden<br />

für ihn sehr prägend sein. In München besucht er<br />

die berühmte Malschule von Heinrich Knirr, 1899<br />

macht er sich nach Italien auf und richtet schliesslich<br />

in Rom ein Atelier ein. Die Antike mit ihren Topoi<br />

wird fortan eine wichtige thematische Inspiration.<br />

Werke wie «Zeus und Eros» (1901-4), «Venus»<br />

26 05/18


Ausstellung<br />

(1905-9), «Amazonenjagd» (1906) und viele mehr<br />

legen Zeugnis davon ab.<br />

1904 kehrt er nach Basel zurück und bekommt<br />

vom Architekten Karl Moser (der damals schon etabliert<br />

ist, seine bekannten Arbeiten wie Universität<br />

Zürich oder Michaelskirche in Zug aber noch vor<br />

sich hat) sogleich einen ersten grossen Auftrag.<br />

Er soll eine Christusfigur für das Portal der Basler<br />

Pauluskirche gestalten. Die Steinarbeiten werden<br />

vom St. Galler Steinbildhauer Wilhelm Meier ausgeführt.<br />

Dass andere für ihn Hand anlegen, gilt<br />

übrigens auch für spätere Werke. Burckhardt ist<br />

ein begnadeter Plastiker, aber den Staub, den die<br />

Arbeit am Stein aufwirbelt, mag er offenbar nicht.<br />

Während die Christusfigur an der Pauluskirche<br />

und auch die kurz darauf entstehenden ‒ ebenfalls<br />

von Karl Moser beauftragten ‒ Metopen an der<br />

Fassade des Zürcher Kunsthauses (1909-14) eher in<br />

der klassizistischen Tradition nach Hildebrand stehen,<br />

findet Burckhardt mit den Personifizierungen<br />

der Flüsse Rhein und Wiese als Brunnenskulpturen<br />

(1914-21) am Badischen Bahnhof in Basel ‒ der dritte<br />

Auftrag von Karl Moser ‒ eine ganz neue Form.<br />

DIE EIGENE FORMENSPRACHE GEFUNDEN<br />

In der Reduktion der Details und der zurückgenommenen<br />

Dynamik ‒ in der Ausstellung sind<br />

Bronzeabgüsse der beiden Figuren und zahlreiche<br />

Skizzen zu sehen ‒ erinnern diese Skulpturen<br />

an Stammeskunst. Die Vereinfachung des Volumens<br />

und die Glättung der Oberflächen werden zu<br />

Burckhardts ganz eigenen Stilmerkmalen, die er in<br />

den nächsten Jahren stetig akzentuiert. Auch die<br />

Statuetten der «Badenden» (1917) und der «Knienden»<br />

(1916), die in der Ausstellung mehrfach und in<br />

verschiedenen Materialien (Mahagoni, Palisander,<br />

Marmor, Gips und Bronze) gefertigt gezeigt werden,<br />

gehören in diese Werkphase.<br />

Zwar setzt sich Burckhardt während dieser Phase<br />

intensiv mit Auguste Rodin auseinander ‒ er<br />

schreibt ein Buch und kuratiert in der Basler Kunsthalle<br />

eine Ausstellung ‒, in seinen eigenen Arbeiten<br />

aber scheint er dem Rodin-Antagonisten Aristide<br />

Maillol viel näher. Die Figuren von Rhein und Wiese<br />

sind ein Beispiel dafür und eine wichtige Station<br />

auf Burckhardts ständiger «Suche nach dem plastischen<br />

Kern», wie er es selbst nennt. Die Ausstellung<br />

in Ligornetto dokumentiert diesen Weg nicht<br />

nur mit Skulpturen, sondern auch mit zahlreichen<br />

Aquarellen sowie Kohle- und Rötelzeichnungen.<br />

Nach dem Umzug ins Mendrisiotto folgt eine<br />

Phase, in der Burckhardt sich von den reduzierten,<br />

in sich ruhenden Körpern wegbewegt. Diese<br />

kulminiert in der »Amazone mit Ross«, die 1926 am<br />

Brückenkopf der Mittleren Rheinbrücke in Basel<br />

aufgestellt wurde, dem «Grossen Tänzer» (1921)<br />

und dem «Ritter Georg» (1922), von dem 1924 ein<br />

Bronzeguss am Basler Gymnasium Leonhard platziert<br />

wurde. Die Kuratoren haben die «Amazone<br />

mit Ross» zwischen die monumentalen Werke<br />

Vincenzo Velas platziert. Der Kontrast ist verblüffend<br />

und amüsant. Die Leichtigkeit und Reduktion<br />

der Dame mit Pferd wirkt wie ein frecher Streich<br />

zwischen den pathetischen Grossplastiken des<br />

Tessiner Meisters. Ein weiterer Höhepunkt der<br />

Ausstellung ist sicherlich der «Grosse Tänzer», der<br />

in einem Bronzeguss und in einem Gipsabguss<br />

gezeigt wird.<br />

Die Schau dokumentiert den Weg eines stetig<br />

suchenden Künstlers, der in seinem kurzen Leben<br />

‒ der immerzu kränkelnde Burckhardt wurde nur<br />

45 Jahre alt ‒ ganz unterschiedliche Schaffensphasen<br />

durchlief. Es ist ein sehr lebendiges Werk, das<br />

sich unbedingt zu entdecken lohnt. Noch bis 28.<br />

Oktober in Ligornetto, ab 1. Dezember im Kunstmuseum<br />

Basel.<br />

Oben links: «Tänzer», Gipsabguss<br />

nach Tonmodell, 1921,<br />

Museo Vincenzo Vela (es<br />

gibt zwei Bronzegüsse; der<br />

eine steht im Kunstmuseum<br />

Winterthur, der andere im<br />

Kunstmuseum Basel), Foto:<br />

Museo Vincenzo Vela/Mauro<br />

Zeni<br />

Oben rechts: «Wiese»,<br />

Teilabguss nach Tonmodell,<br />

1916 oder 1918, Skulpturhalle<br />

Basel (Ausführung in<br />

Muschelkalk von 1921 vor dem<br />

Badischen Bahnhof in Basel),<br />

Foto: Museo Vincenzo Vela/<br />

Ruedi Habegger<br />

05/18<br />

27


Varia / Branchen-Info<br />

WER – WO – WAS<br />

PRONATURSTEIN VERSTÄRKT<br />

DIGITALE PRÄSENZ<br />

Die schweizerische Arbeitsgemeinschaft<br />

ProNaturstein will ihre digitale<br />

Präsenz im Internet ausbauen. Anlässlich<br />

der diesjährigen Generalversammlung<br />

vom 28. August in Romanshorn wurde ein<br />

entsprechender zusätzlicher Aufwandposten<br />

von 30‘000 Franken in das Budget<br />

<strong>2018</strong>/19 aufgenommen. Von der eigenen<br />

Webseite abgesehen hat ProNaturstein in<br />

diesen Bereich bisher eher wenig investiert.<br />

Wie Marcel Artho von dem mit dem<br />

Konzept beauftragten Marketingunternehmen<br />

Tomcat AG, St. Gallen, erklärte,<br />

sollen künftig über Social Media laufend<br />

spannende Themen gesetzt und mit Naturstein-interessierten<br />

Kreisen, insbesondere<br />

mit Architekten und Endkunden, ein<br />

gezielter direkter digitaler Dialog gesucht<br />

und gepflegt werden. Gleichzeitig soll auf<br />

der Fachmesse Swissbau, die in der bisherigen<br />

Marketingstrategie eine zentrale<br />

Rolle gespielt hat, die Präsenz etwas<br />

zurückgefahren werden. Dafür wird eine<br />

Kooperation mit dem Gärtner-Unternehmerverband<br />

JardinSuisse im Rahmen der<br />

Gartenbau- und Lifestyle-Messe Giardina<br />

2019 in Zürich starten.<br />

ProNaturstein hat im zurückliegenden<br />

Geschäftsjahr zwei weitere Ausgaben des<br />

eigenen Image-Magazins InStein publiziert<br />

und im Direktmailing sowie als Beilage<br />

zu Fachzeitschriften in einer Gesamt-<br />

auflage von rund 50‘000 Exemplaren<br />

unter Architekten, Designern, Landschaftsarchitekten<br />

und Landschaftsplanern<br />

ges treut. Für 75‘000 Franken wurden in<br />

diversen Fachzeitschriften Inserate geschaltet.<br />

Parallel dazu liess sich in mehreren<br />

Printmedien eine grössere Anzahl von<br />

redaktionellen Beiträgen platzieren. Dauerhaft<br />

präsent ist ProNaturstein ferner in<br />

der Schweizer Baumuster-Cen trale in Zürich<br />

(wo sie eine Auswahl an Natursteinmustern<br />

zeigt) sowie auf www.mtextur.ch,<br />

einem Baumaterial-Hub mit kostenlosen<br />

CAD- und BIM-Texturen.<br />

Die diesjährige Generalversammlung<br />

fand unter der Co-Leitung von Präsident Jürg<br />

Depierraz und Geschäftsführerin Melanie<br />

Nachfolger gesucht<br />

Saner am Sitz des Design- und Event-Unternehmens<br />

Dreistein AG in Ro manshorn statt.<br />

Die statutarischen Geschäfte passierten<br />

diskussionslos und einstimmig. Die Jahresrechnung<br />

schliesst bei einem Aufwand<br />

401‘260 Franken und einem Ertrag von<br />

404‘951 Franken mit einem Reingewinn von<br />

3691 Franken nahezu ausgeglichen ab.<br />

Der 1984 gegründeten Arbeitsgemeinschaft<br />

ProNaturstein gehören zurzeit 11<br />

führende schweizerische Naturstein-<br />

Werke als so genannte Vollmitglieder und<br />

weitere 25 Unternehmen (unter ihnen Lieferanten<br />

und Händler) als assoziierte Mitglieder<br />

an. Die Trägerschaft bilden fünf<br />

Fachverbände aus allen Landesteilen,<br />

unter ihnen der VSBS. (sta)<br />

Ich habe das Pensionsalter erreicht und bereite mich jetzt<br />

darauf vor, die Nachfolge für meinen Betrieb zu regeln. Als<br />

gute Existenz betreibe ich seit 1988 ein Atelier für Naturstein<br />

und Grabmalkunst, dass sich im Raum Winterthur, Tösstal<br />

Zürcher-Oberland befindet. Der Kundenstamm soll erhalten<br />

bleiben und kann der Nachfolgerin oder dem Nachfolger eine<br />

Basis für eine solide Existenz bieten.<br />

Interessenten bitten wir, sich unter Chiffre 13’374 zu melden.<br />

inMedia Services GmbH, Chiffre 13’374,<br />

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Telefon 041 660 80 08<br />

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Telefax 041 661 24 50<br />

E-Mail hp.sigrist@bluewin.ch<br />

Internet www.hp-sigrist.ch<br />

DIA MANT W ERKZEUGE<br />

28 05/18


Silvan Aeschbach<br />

Robin Sager<br />

Denis Jäggi<br />

Anna Veyre<br />

Den vier Skulpturen, welche während der Sommerversammlung auf dem Vorplatz ausgestellt waren, konnte der Regen nicht viel anhaben. Die Werke waren im<br />

Sommer 2017 von den vier Lernenden Silvan Aeschbach, Denis Jäggi, Robin Sager und Anna Veyre anlässlich einer Projektwoche geschaffen worden.<br />

VSBS SOMMERVERSAMMLUNG <strong>2018</strong><br />

Am 31. August/1. September fand die<br />

traditionelle Sommerversammlung des<br />

Verbands Schweizer Bildhauer- und Steinmetzmeister<br />

statt, diesmal organisiert<br />

vom Regionalverband Mitte. Die Reise<br />

ging nach Sarnen, wo RV-Mitte-Präsident<br />

Urs Schmidt die Gäste am ersten Tag im<br />

Landenberg Zeughaus & Schützenhaus<br />

begrüsste. Das Wetter war nach vielen Wochen<br />

ausdauerndem Sonnenschein unfreundlich<br />

nass und kalt – die Gäste liessen<br />

sich nicht die Laune verderben. Zur guten<br />

Stimmung trugen auch das humorvolle<br />

Grusswort von Regierungswort Christoph<br />

Amstad und der reichgefüllte Geschenkkorb<br />

der treuen Ehrengäste Hermann Rudolph<br />

und Elke Bader aus Bayern bei.<br />

Nachdem VSBS-Präsident Ernesto<br />

Ghenzi durch den offiziellen Teil der Sommerversammlung<br />

geführt hatte, wurde<br />

zum Apéro geladen. Anschliessend folgte<br />

der QZ-Vortrag, der dieses Jahr zum letzten<br />

Mal von Ueli Gantner präsentiert wurde:<br />

Ueli Gantner tritt nach langjährigem<br />

Einsatz von seinem Amt als QZ-Präsident<br />

zurück. Qualitätszeichen erhielten Daniel<br />

Isler (drei QZ) und Robin Sager (ein QZ).<br />

Ehrengäste Hermann Rudolph und Elke Bader<br />

Am Nachmittag fanden zwei interessant<br />

gegensätzliche Kirchenbesichtigungen<br />

statt: Der ehemalige Pfarrer Thomas<br />

Gyr führte kurzweilig durch die Barockkirche<br />

Peter und Paul und die moderne<br />

Kollegikirche St. Martin.<br />

Kollegikirche St. Martin, Sarnen<br />

Abendliches Gala bankett im Hotel Krone<br />

Am zweiten Tag lud der nahegelegene<br />

Steinbruch Guber zur Besichtigung und<br />

im Anschluss daran zum Chili con Carne<br />

im warmen Trockenen – ein gemütlicher<br />

Ausklang der diesjährigen Sommerversammlung.<br />

Der VSBS dankt den Sponsoren, die<br />

durch ihre grosszügige Unterstützung ermöglicht<br />

haben, dass auch die Sommerversammlung<br />

<strong>2018</strong> für die Gäste zu einem<br />

unvergesslichen Erlebnis wurde.<br />

Die «Kunst und Stein»-Redaktion, an<br />

der Sommerversammlung verschnupft<br />

verhindert, dankt ebenfalls, und zwar<br />

Robert Heidelberger für Fotos und Textvorlage!<br />

(fmi)<br />

05/18<br />

29


Rubriktitel<br />

Agenda<br />

AGENDA<br />

AUSSTELLUNGEN / SYMPOSIEN<br />

FACHMESSEN<br />

Bis 14.10.<strong>2018</strong><br />

Bis 21.10.<strong>2018</strong><br />

Bis 28.10.<strong>2018</strong><br />

Bis 03.11.<strong>2018</strong><br />

Bis 04.11.<strong>2018</strong><br />

Kristall-Wunderkammer<br />

Sasso San Gottardo<br />

www.sasso-sangottardo.ch<br />

Hai im Stei<br />

Kabinettausstellung Naturmuseum Thurgau,<br />

Frauenfeld<br />

www.naturmuseum.tg.ch<br />

Zeitlose Klassik<br />

Carl Burckhardt (1878-1923) zwischen Basel,<br />

Rom und Ligornetto<br />

Museo Vincenzo Vela, Ligornetto<br />

www.museo-vela.ch<br />

6th Skulpturengarten<br />

Jedlitschka Gallery, Zürich<br />

www.jedlitschka-gallery.ch<br />

Bad RagARTz <strong>2018</strong> – 7. Schweizerische<br />

Triennale der Skulptur<br />

«Eile mit Weile – Verweile»<br />

Bad Ragatz / Vaduz<br />

www.badragartz.ch<br />

08.-10.11.<strong>2018</strong> denkmal<br />

Europäische Leitmesse für Denkmalpflege,<br />

Restaurierung und Altbausanierung<br />

Messe Leipzig<br />

www.denkmal-leipzig.de<br />

24.-26.01.2019 Cultura Suisse<br />

Fachmesse für Museen, Denkmalpflege und<br />

Kulturgüter<br />

BERNEXPO, Bern<br />

VERBANDSTERMINE<br />

www.cultura-suisse.ch<br />

25.10.<strong>2018</strong> Handwerk in der Denkmalpflege<br />

Informationsveranstaltung Lehrgang<br />

2019-2021<br />

Berner Fachhochschule, Biel<br />

www.handwerkid.ch<br />

08.11.<strong>2018</strong> Gedenktag der Steinmetze<br />

Kloster Fischingen<br />

www.vsbs.ch<br />

Bis 02.12.<strong>2018</strong><br />

Carrières en Valais<br />

Musée des Sciences de la Terre, Martigny<br />

www.sciencesdelaterre.ch<br />

27.08.-23.12.<strong>2018</strong> Der Basilisk, Zeus und die verschleppten<br />

Professoren<br />

Mythische Wesen und Bildniskunst des Basler<br />

Bildhauers Ferdinand Schlöth (1818-1891)<br />

Skulpturhalle Basel<br />

www.antikenmuseumbasel.ch<br />

29.11.-01.12.<strong>2018</strong> RV Aare: Weiterbildung im Eriz<br />

Porträt modellieren<br />

Kursleitung: Lucia Strub<br />

dasa.burla@bluewin.ch<br />

Melden Sie Ihre Veranstaltungen an f.mitterecker@bluewin.ch<br />

oder an vsbs@vsbs.ch<br />

Bis 20.01.2019<br />

Ferdinand Schalch<br />

Ein Leben für die Geologie<br />

Museum zu Allerheiligen, Schaffhausen<br />

www.allerheiligen.ch<br />

IMPRESSUM<br />

SEPTEMBER <strong>2018</strong> – 63. JAHRGANG<br />

Erscheint 6 Mal jährlich<br />

Herausgegeber: Verband Schweizer<br />

Bildhauer- und Steinmetzmeister VSBS<br />

ISSN 0023-5458<br />

REDAKTION / LAYOUT<br />

Franziska Mitterecker<br />

Dohlenweg 4<br />

8050 Zürich<br />

Tel. 079 194 88 78<br />

f.mitterecker@bluewin.ch<br />

VERLAG<br />

Geschäftsstelle VSBS<br />

Fachzeitschrift «Kunst+Stein»<br />

Birkenweg 38<br />

CH-3123 Belp, Tel. 031 819 08 20<br />

Fax 031 819 08 21, www.vsbs.ch<br />

ANZEIGENVERKAUF<br />

inMedia Services GmbH<br />

Talgut-Zentrum 14, Postfach 219,<br />

CH–3063 Ittigen, Tel. 031 382 11 80,<br />

whulliger@inmedia.ch, www.inmedia.ch<br />

ABONNEMENTE UND SERVICE<br />

Adressänderungen, Anfragen über<br />

Abonnemente oder Zustell probleme<br />

bitte an folgene Adresse melden:<br />

Abonnementsdienst Kunst+Stein,<br />

Industriestr. 37, CH-3178 Bösingen,<br />

Tel. 031 740 97 82<br />

DRUCK<br />

Länggass Druck AG Bern, www.ldb.ch<br />

Länggassstrasse 65, CH-3000 Bern 9<br />

Tel. 031 307 75 75, Fax 031 307 75 80<br />

JAHRESABONNEMENT<br />

VSBS-Mitglieder: CHF 85.—<br />

Nichtmitglieder: CHF 91.—<br />

Einzelnummer: CHF 16.—<br />

und Versandkosten<br />

VORSCHAU<br />

Die nächste Ausgabe «Kunst und Stein»<br />

erscheint am 30. November <strong>2018</strong> zum<br />

Thema «Waldfriedhöfe».<br />

Redaktionsschluss: 12. November <strong>2018</strong><br />

Insertionsschluss: 12. November <strong>2018</strong><br />

30 05/18


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31


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